Damals in Schwabach - Alters-Klasse
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ze Familien oft zwei bis drei<br />
Tage nur von Wasser gelebt<br />
haben. E<strong>in</strong>mal, so im Januar<br />
1943, hat me<strong>in</strong> Bruder<br />
Pferdefleisch mitgebracht –<br />
da hatten Wölfe sieben Pferde<br />
gerissen.<br />
Im März war die Hirsegrütze<br />
aufgegessen. Me<strong>in</strong> Bruder<br />
wurde reifer und kräftiger.<br />
In dieser Zeit schien schon<br />
die Frühl<strong>in</strong>gssonne und ich<br />
machte <strong>in</strong> die Fensterscheibe<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Guckloch. Beim<br />
Blick durch dieses Loch glitzerte<br />
der Schnee unter der<br />
Sonne. Da kam me<strong>in</strong> Bruder<br />
zu mir und sagte, ich soll ihm<br />
doch die Kappe festb<strong>in</strong>den, er<br />
will versuchen, e<strong>in</strong>en „Raubzug“<br />
zu machen. Zu dieser<br />
Tageszeit (3–4 Uhr) mussten<br />
die Russen vom nächsten<br />
Dorf mit Getreidesamen auf<br />
Pferdeschlitten durch unser<br />
Dorf fahren. Ich habe durch<br />
das kle<strong>in</strong>e Loch alles beobachtet.<br />
Wie me<strong>in</strong> Bruder unter<br />
kräftigen Schlägen der<br />
Riemenpeitsche aber doch<br />
e<strong>in</strong> Eimerchen mit Hafersamen<br />
auf dem Kasten schöpfte<br />
und dafür aber auch noch<br />
AK 45<br />
e<strong>in</strong>en Tritt mit den Filzstiefeln<br />
<strong>in</strong>s Gesicht bekam – so<br />
kräftig, dass er zusammen<br />
mit se<strong>in</strong>er „Beute“, dem Eimerchen,<br />
<strong>in</strong> den Schnee fiel.<br />
Das Eimerchen hielt er aber<br />
so geschickt fest, dass nicht<br />
e<strong>in</strong> Samenkorn verloren g<strong>in</strong>g.<br />
Als er dann zuhause angekommen<br />
war, sah ich, dass<br />
se<strong>in</strong>e Mütze auf dem Kopf<br />
so zerschlagen war, als hätte<br />
man sie mit e<strong>in</strong>em Messer<br />
zerhackt. Aber so hatten wir<br />
drei wieder etwas zu Essen.<br />
Den Hafer kochten wir auf.<br />
Zeit hatten wir ja genug, um<br />
das Korn aus der Schale<br />
auszuquetschen.<br />
In dieser Zeit hat bei unserer<br />
Tante Lidija (der Schwester<br />
me<strong>in</strong>es Vaters) die Kuh<br />
gekalbt. Da konnte sie uns<br />
mit Milch versorgen und die<br />
Hungersnot war auf e<strong>in</strong>mal<br />
vorbei.<br />
Dann war das Frühjahr<br />
1943 da – die Rote Armee<br />
hatte die deutschen Truppen<br />
nach Westen vertrieben.<br />
Im Mai haben wir unseren<br />
Garten gesteckt mit Kartoffeln,<br />
Gemüse und Weiß-