Brennpunkt 68/11 - Erdöl-Vereinigung
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Wie lässt sich das Vergleichen von falschen Zahlen vermeiden?<br />
Die Zusammenhänge von Wirkungsgraden<br />
und Kondensationstechnik<br />
Brennwertkessel sind heute die Norm und der Installateur ist mit der Funktionsweise derselben<br />
bestens vertraut. Ein Aspekt sorgt aber immer wieder für Verwirrung: Ist es wirklich<br />
möglich, dass es Brennwertkessel mit einem Wirkungsgrad von über 100% (!) gibt? Und die<br />
Anschlussfrage: Arbeiten Ölbrenner weniger effizient als Gasbrenner, nur weil sie zwingend<br />
einen tieferen Wirkungsgrad aufweisen? Wir geben Ihnen die Antwort darauf. (Quelle: Informazout, Belgien)<br />
Definitionen<br />
Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge sind einige<br />
grundsätzliche Erklärungen erforderlich.<br />
Brennwert H s und Heizwert H i: Jeder fossile Brennstoff enthält<br />
einen bestimmten Anteil an Wasserstoff, aus dem bei der Verbrennung<br />
Wasserdampf entsteht. Die im Wasserdampf enthaltene thermische<br />
Energie lässt sich durch Kondensation zurückgewinnen.<br />
Der Brennwert H s (früher oberer Heizwert H o) fasst die gesamte<br />
thermische Energie zusammen, die bei der Verbrennung einer<br />
bestimmten Menge Brennstoff verfügbar ist, also inklusive der Kondensationswärme<br />
(auch als latente Wärmeenergie bezeichnet).<br />
Beim Heizwert H i (früher unterer Heizwert H u) hingegen ist letztere<br />
nicht berücksichtigt. Aufgrund der unterschiedlichen Wasserstoffanteile<br />
liegt der Brennwert H s beim Heizöl rund 6% und beim<br />
Erdgas rund <strong>11</strong>% über dem Heizwert H i.<br />
Der Verbrennungsprozess in einer vereinfachten Darstellung.<br />
Verbrennungswirkungsgrad: Dabei handelt es sich um einen<br />
Wert, der in Funktion der verbleibenden Menge an Sauerstoff in<br />
den Abgasen und der nutzbaren Temperaturdifferenz bei der Verbrennung<br />
(Temperatur im Brennraum minus Temperatur der<br />
Abgase) ermittelt wird. Er gibt demnach den direkt bei der Verbrennung<br />
entstandenen Verlust an.<br />
<strong>11</strong>0%<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
Nutzungsgrad: Der Nutzungsgrad gibt das Verhältnis zwischen<br />
der durch den Brenner freigesetzten Energie (Produkt aus Heizwert<br />
H i bei konstantem Druck und Brennstoffverbrauch pro Zeiteinheit)<br />
und der effektiv an die Heizungsanlage abgegebenen Wärmeenergie<br />
an. Einfacher gesagt: Man misst die effektiv an die Heizungsanlage<br />
abgegebene Wärmeenergie im Verhältnis zur thermischen<br />
Energie, die der Brenner freisetzt – und zwar auf der Basis des<br />
Heizwerts H i.<br />
Basis: Heizwert Hi Basis: Brennwert Hs Heizöl Erdgas Heizöl Erdgas<br />
13%<br />
93%<br />
4 <strong>Brennpunkt</strong> – Nr. <strong>68</strong>/ Februar 20<strong>11</strong><br />
4%<br />
102%<br />
18%<br />
93%<br />
4%<br />
107%<br />
<strong>11</strong>0%<br />
100%<br />
13%<br />
4%<br />
96%<br />
87%<br />
80%<br />
84%<br />
NT BW<br />
NT BW NT BW NT BW<br />
NT: moderner<br />
nicht genutzter Energieinhalt<br />
Niedertemperaturkessel des Brennstos<br />
BW: moderner<br />
typischer Kesselwirkungsgrad<br />
Brennwertkessel<br />
im Bezugssystem<br />
90%<br />
Vergleich Heizwert/Brennwert für Heizöl und Erdgas.<br />
dem Heizsystem zugeführte Wärme-Energie<br />
Nutzungsgrad = durch den Brenner freigesetzte Energie<br />
Für die Brennwertkessel geben die Hersteller je nach Vor-/Rücklauftemperatur<br />
zwei verschiedene Wirkungsgrade an: einen bei<br />
50/300C und einen anderen bei 80/600C. Die dabei angegebenen<br />
Werte können für Verwirrung sorgen, da das Resultat bei 50/300C<br />
mehr als 100% und bei 80/600C weniger als 100% beträgt. Das hat<br />
seine Logik, weil oberhalb des Taupunkts keine Kondensation stattfindet<br />
und die latente Wärmeenergie (Kondensationswärme) demnach<br />
nicht zurückgeführt wird.<br />
Ein Wirkungsgrad von mehr als 100%?<br />
Wer die Verkaufsunterlagen von Brennwertkesseln konsultiert, findet<br />
immer Wirkungsgrade von mehr als 100%. Dabei kann es sich<br />
aber nur um den Nutzungsgrad handeln, da der Wirkungsgrad bei<br />
der Verbrennung physikalisch gesehen nie über 100% liegt. Die<br />
Ursache dieses Widerspruchs liegt in der Tatsache, dass sich die<br />
Normen, die den Wirkungsgrad von Heizungen beschreiben, ausschliesslich<br />
auf den Heizwert H i des Brennstoffs beziehen. Dabei<br />
geht man davon aus, dass aus einem Kilogramm Heizöl maximal<br />
<strong>11</strong>,86 kWh Wärmeenergie erzeugt werden können, und setzt diesen<br />
Wert als 100% ein. Bei einem Nutzungsgrad von 104% suggeriert<br />
man demnach, dass an die Heizungsanlage 12,33 kWh abgegeben<br />
16%<br />
4%<br />
96%<br />
100%