Nr. 5 / Oktober 2009 - Erlebnisbank.ch
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Fotos: Keystone<br />
. . . das Fundbüro in der Ankunft 1 am Flughafen Züri<strong>ch</strong>.<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 250 Koffer und Tas<strong>ch</strong>en<br />
kommen pro Tag in Kloten ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
mit dem Besitzer an; in Spitzenzeiten<br />
können es au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on mal 600 sein. In fast<br />
allen Fällen wird das Gepäckstück ras<strong>ch</strong> «na<strong>ch</strong>geliefert»<br />
– sofern das Formular «Gepäcksu<strong>ch</strong>dienst»<br />
mögli<strong>ch</strong>st präzis, detailliert und mit Angaben<br />
zum Inhalt des vermissten Gepäckstücks<br />
ausgefüllt wurde.<br />
In Kloten gibt es, wie auf anderen Flughäfen<br />
der Welt au<strong>ch</strong>, einen «Vermisstens<strong>ch</strong>alter», die<br />
Gepäckermittlung in der Ankunftshalle. Im Fa<strong>ch</strong>jargon<br />
Lost and Found Desk genannt, ist dies eine<br />
Abteilung von Swissport International Ltd., einem<br />
weltweiten Anbieter von Bodendiensten auf<br />
Flughäfen. Mit über 32 000 Mitarbeitenden erzielt<br />
Swissport einen Umsatz von über 1,9 Mia.<br />
Franken und bedient mehr als 650 Kunden auf<br />
über 182 Flughäfen in 38 Ländern.<br />
«Eine Übersi<strong>ch</strong>t mit Bildern hilft den Passagieren,<br />
die Merkmale ihres Koffers genau zu bestimmen»,<br />
erklärt Flughafen-Spre<strong>ch</strong>er Stephan Beerli.<br />
«Das Signalement der vermissten Gepäckstücke<br />
basiert auf einem international normierten Bestimmungss<strong>ch</strong>lüssel,<br />
der alle mögli<strong>ch</strong>en Gepäckmerkmale<br />
vorgibt und den Besitzern des vermissten<br />
Gepäckstücks vorgelegt wird: Farbtöne von<br />
Zartrosa bis Lindengrün, mit harter oder wei<strong>ch</strong>er<br />
S<strong>ch</strong>ale, Reissvers<strong>ch</strong>luss oder S<strong>ch</strong>nallen, mit oder<br />
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ohne Rollen, Griff oben oder seitli<strong>ch</strong> angebra<strong>ch</strong>t.<br />
Jedes Merkmal ist dur<strong>ch</strong> einen spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Code gekennzei<strong>ch</strong>net, der s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in einem<br />
Dossier zusammen mit den Passagierdaten wie<br />
Name und Adresse abgespei<strong>ch</strong>ert wird. Da es si<strong>ch</strong><br />
um ein international vernetztes System handelt,<br />
kann auf jedem Flughafen der Welt auf die Daten<br />
der vermissten Gepäckstücke zugegriffen werden.»<br />
Knapp 2000 Flughäfen sind an dieses<br />
System anges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Per Kurier na<strong>ch</strong> Hause<br />
Am einfa<strong>ch</strong>sten sind jene Fälle, bei denen das<br />
Gepäck ni<strong>ch</strong>t mitkam, weil die Umsteigezeit auf<br />
einem anderen Flughafen zu knapp war. Das ist<br />
oft eine Folge von Verspätungen beim Zubringerflug.<br />
Hier wird das Gepäck einfa<strong>ch</strong> mit dem<br />
nä<strong>ch</strong>sten Kurs an den Bestimmungs-Flughafen<br />
geflogen.<br />
Mehr Arbeit gibt es, wenn das Gepäck eines<br />
Passagiers, der in Kloten eintrifft, fehlgeleitet<br />
wurde. Es endet meist auf einem Gepäckkarussell<br />
an einem fals<strong>ch</strong>en Flughafen. Dort wird es von<br />
einem lokalen Angestellten anhand des Stri<strong>ch</strong>codes<br />
auf der Gepäcketikette erkannt. 98 Prozent<br />
aller fehlgeleiteten Gepäckstücke werden gefunden<br />
und dann zum Zielflughafen des Passagiers<br />
befördert.<br />
Ist ein vermisstes Gepäckstück in Kloten angekommen,<br />
wird es zu seinem Besitzer ges<strong>ch</strong>afft.<br />
Das ges<strong>ch</strong>ieht in 80 bis 90 Prozent der Fälle no<strong>ch</strong><br />
am glei<strong>ch</strong>en Tag; ansonsten einen bis zwei Tage<br />
später, je na<strong>ch</strong>dem wohin ein Koffer na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>ickt<br />
werden muss. Dabei gibt es drei Mögli<strong>ch</strong>keiten:<br />
per SBB, Postexpress oder Kurierdienst der<br />
Swissport na<strong>ch</strong> Hause. Tag für Tag sind 30 bis 40<br />
Kuriere per Auto von Kloten aus in der ganzen<br />
S<strong>ch</strong>weiz unterwegs, um die vermissten Gepäckstücke<br />
ihren Besitzern zurückzugeben; 65 Kuriere<br />
sind es total.<br />
In der Kette des verlorenen Fluggepäcks bilden<br />
die Kuriere nur das letzte Glied. Zuvorderst<br />
stehen jene Mitarbeitenden am S<strong>ch</strong>alter, bei<br />
wel<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die gepäcklosen Reisenden melden.<br />
Sie brau<strong>ch</strong>en oft Nerven aus Drahtseil. Denn ein<br />
Prozent der Reisenden, wel<strong>ch</strong>e ihr Gepäck ni<strong>ch</strong>t<br />
haben, könnten re<strong>ch</strong>t unangenehme Kunden<br />
sein, heisst es von den Mitarbeitenden – wie<br />
wenn sie persönli<strong>ch</strong> den Verlust verursa<strong>ch</strong>t hätten.<br />
Gesamthaft arbeiten bei Lost und Found 100<br />
Personen, die 70 Vollzeitstellen belegen. Sie bes<strong>ch</strong>äftigen<br />
si<strong>ch</strong>, wie der Name es besagt, ni<strong>ch</strong>t<br />
nur mit Gepäck, das ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tzeitig ankam,<br />
sondern au<strong>ch</strong> mit verlorenen und vergessenen<br />
Gegenständen von Flugreisenden. Alle diese<br />
Fa<strong>ch</strong>leute werden von Swissport entlöhnt. Sie<br />
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