GUV 3.4 - Eisenbahn-Unfallkasse
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Sozialversicherungsträger im Blickfeld<br />
Betriebliche Arbeitsschutzorganisation<br />
Frühjahr – Zweiradzeit<br />
Sind Sie bereit für die neue Saison?<br />
Öffentliche Bekanntmachung<br />
Mitteilungsblatt der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> · Gesetzliche Unfallversicherung<br />
Dialog<br />
1. Quartal 2003<br />
1·2003
EUKDialog 1/2003<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
im November des letzten Jahres tagte die Vertreterversammlung der<br />
<strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> (EUK) in Osnabrück, um – unter anderem – den<br />
Haushaltsplan für<br />
das Jahr 2003<br />
festzustellen.<br />
Ein zunehmend<br />
erfolgreicher<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
in<br />
den Betrieben hat<br />
unsere Kosten für<br />
Rehabilitation und<br />
Unfallentschädigung<br />
günstig beeinflusst,<br />
so dass<br />
der Haushaltsplan<br />
für das Jahr 2003<br />
mit einem<br />
niedrigeren Haushaltsansatz als der vorherige festgestellt werden konnte.<br />
Wir meinen, dies ist zumindest ein Lichtblick, der bei der aktuellen<br />
Diskussion über die Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung nicht<br />
unerwähnt bleiben sollte (siehe auch Beitrag „Sozialversicherungsträger<br />
im Blickfeld“).<br />
„Qualität erzielen – Qualität sichern“, das sind Aufgaben, die im Arbeitsund<br />
Gesundheitsschutz selbstverständlich fortwährend Gültigkeit haben.<br />
Um Ihnen diese Aufgaben zu erleichtern, stellen wir Ihnen unter dem<br />
Thema „Betriebliche Arbeitsschutzorganisation“ die Aufgaben und<br />
Zuständigkeiten im Zusammenhang mit der betriebsärztlichen Betreuung<br />
der Beschäftigten vor. Dieser Beitrag dürfte insbesondere eine<br />
Auffrischung des Wissens für Unternehmer, Vorgesetzte, Betriebsärzte,<br />
Betriebsräte und für Fachkräfte für Arbeitssicherheit bewirken.<br />
Ebenfalls mit dem Thema „Betriebsärztliche Betreuung“ befasst sich<br />
diesmal der Beitrag „Chefsache“, wie immer prägnant.<br />
Natürlich empfehlen wir Ihnen auch alle übrigen Beiträge in diesem<br />
Heft zur Lektüre und hoffen, Ihrem Informationsbedürfnis entsprochen zu<br />
haben.<br />
Bleiben Sie gesund und munter,<br />
bis zum nächsten „EUK-Dialog“ grüßt Sie das Redaktionsteam<br />
Prolog<br />
UNSERE THEMEN<br />
EUK aktuell<br />
2 Sozialversicherungsträger im<br />
Blickfeld<br />
Prävention<br />
4 Betriebliche Arbeitsschutzorganisation<br />
6 Aus Unfällen lernen<br />
Unfallversicherung<br />
7 Aus der Arbeit des<br />
Widerspruchsausschusses<br />
8 Berufsbedingte Asbesterkrankungen,<br />
Teil 2<br />
Telegramm<br />
12 ● 1. Nachtrag zur UVV „Schleifund<br />
Bürstwerkzeuge“<br />
13 ● Übermüdung am Steuer<br />
● Unfallrisiko Nebel<br />
● DVR-Umfrage: Große Unkenntnis<br />
über Baumalleen<br />
14 ● Betriebssicherheitsverordnung<br />
in Kraft getreten<br />
15 ● Neues Autobahnplakat<br />
Dialog<br />
16 Der medizinische Arbeitsschutz<br />
bewegt sich in der Regel auf hohem<br />
Niveau …<br />
Checkliste<br />
18 „Betriebsärztliche Betreuung“<br />
Sicherheit überall<br />
19 Frühjahr – Zweiradzeit<br />
Sind Sie bereit für die neue Saison?<br />
Weitere Rubriken<br />
22 ● Leserforum<br />
24 ● Das gibt’s im nächsten Heft<br />
24 ● Impressum<br />
Öffentliche Bekanntmachung<br />
I Erster Nachtrag zur<br />
Unfallverhütungsvorschrift<br />
„Schleif- und Bürstwerkzeuge“<br />
<strong>GUV</strong>-V D12 (bisher <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />
VII Zweite Änderung der<br />
Durchführungsanweisungen zur<br />
Unfallverhütungsvorschrift<br />
„Schleif- und Bürstwerkzeuge“<br />
<strong>GUV</strong>-V D12 (bisher <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />
Unser Titelbild<br />
Sicher arbeiten – es lohnt zu leben<br />
1
EUK aktuell<br />
Auf der Tagesordnung standen<br />
unter anderem folgende Themen:<br />
Kostenentwicklung in der<br />
Sozialversicherung.<br />
Aktuelle Angelegenheiten<br />
der EUK.<br />
Programm der präventiven<br />
Öffentlichkeitsarbeit für das<br />
Jahr 2003.<br />
Kostenentwicklung<br />
in der<br />
Sozialversicherung<br />
Die Problemstellung<br />
Die gesetzliche Sozialversicherung<br />
– oder zutreffender gesagt<br />
– die Probleme der gesetzlichen<br />
Sozialversicherung stehen<br />
zurzeit im Mittelpunkt der politischen<br />
Diskussionen und der<br />
öffentlichen Berichterstattung.<br />
Die Ursachen sind bekannt. Die<br />
Kosten schwappen über, die<br />
Beitragszahler sind nicht weiter<br />
belastbar, hohe Lohnnebenkosten<br />
bedrohen zusätzlich die<br />
Existenz von Arbeitsplätzen.<br />
Ins Gerede gekommen sind insbesondere<br />
die gesetzliche Rentenversicherung<br />
und die gesetzliche<br />
Krankenversicherung.<br />
In der Rentenversicherung wurden<br />
die Beiträge zum 1.1.2003<br />
auf 19,5% des versicherungspflichtigen<br />
Entgelts angehoben,<br />
alternativ hierzu stand ein Aussetzen<br />
oder Hinausschieben<br />
der jährlichen Rentenanpassung<br />
im Raum.<br />
In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
ist vor der Jahreswende<br />
ein gesetzliches Verbot<br />
von Beitragserhöhungen verkündet<br />
worden. Vor dem In-<br />
Kraft-Treten des Verbots haben<br />
2<br />
Sozialversicherungsträger<br />
im Blickfeld<br />
Am 13. und 14. November 2002 tagte die EUK-Vertreterversammlung in einer<br />
öffentlichen Sitzung in Osnabrück.<br />
mehrere Kassen ihre Beitragssätze<br />
im Eilverfahren auf 14 bis<br />
14,5% des versicherungspflichtigen<br />
Entgelts angehoben. Folgt<br />
man den Experten, drohen<br />
Nullrunden für die Leistungserbringer<br />
bzw. Leistungskürzungen<br />
für die Versicherten.<br />
Sonderfall gesetzliche<br />
Unfallversicherung<br />
Von den Auseinandersetzungen,<br />
die um Renten- und Krankenversicherung<br />
entstanden<br />
sind, ist die gesetzliche Unfallversicherung<br />
nicht unmittelbar<br />
betroffen.<br />
Der Grund dafür, dass die gesetzliche<br />
Unfallversicherung<br />
nicht in die „heiße“ Diskussionen<br />
um die Alterssicherungsund<br />
Gesundheitssysteme einbezogen<br />
worden ist, liegt wohl<br />
darin, dass die gesetzlichen<br />
Unfallversicherungsträger nicht<br />
durch steigende Beiträge aufgefallen<br />
sind. Im Gegenteil, die<br />
Beiträge der Unfallversicherung<br />
sinken seit Jahren.<br />
In einer langjährigen Entwicklung<br />
ist der durchschnittliche<br />
Beitragssatz von 1,53% im Jahre<br />
1976 auf nunmehr 1,31%<br />
gesunken. Für diesen Erfolg<br />
kann man zwei Faktoren benennen<br />
zum einen die hohe Qualität<br />
der Rehabilitation (welche<br />
die Unfall-Folgekosten<br />
senkt) und<br />
zum anderen die stetige Verbesserung<br />
des Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutzes und<br />
somit auch ein stetiger<br />
Rückgang der Unfallzahlen.<br />
Einfluss der Renten- und<br />
Krankenversicherung auf<br />
die Unfallversicherung<br />
Wenn auch die gesetzliche Un-<br />
fallversicherung nicht unmittelbar<br />
in die aktuellen politischen<br />
Diskussionen um die Rentenund<br />
Krankenversicherung einbezogen<br />
sind, so beeinflussen<br />
Maßnahmen auf den beiden<br />
vorgenannten Gebieten im begrenzten<br />
Umfang auch die gesetzliche<br />
Unfallversicherung.<br />
Wäre zum Beispiel die jährliche<br />
Anpassung der gesetzlichen<br />
Renten tatsächlich ausgesetzt<br />
oder verschoben worden, so<br />
wäre dies auch mit den Unfallrenten<br />
geschehen.<br />
Werden Leistungsbegrenzungen<br />
in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
eingeführt, so<br />
muss man damit rechnen, dass<br />
vergleichbare Leistungsbeschränkungen<br />
in der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung eingeführt<br />
werden, wie dies zum<br />
Beispiel mit der Einführung von<br />
Festbeträgen für Arznei- und<br />
Verbandmittel zum 1.1.1997<br />
der Fall war.<br />
Die nächste Neuerung, für die<br />
Krankenversicherung erdacht,<br />
ist die ab dem 1.1.2003 gültige<br />
Verordnung zum Fallpauschalensystem<br />
für Krankenhäuser.<br />
Und da die meisten Krankenhäuser<br />
in Deutschland nicht von<br />
der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />
sondern von den Gebietskörperschaften<br />
oder von privaten<br />
Gesellschaften getragen<br />
werden, greift die Fallpauschalenregelung<br />
auch auf die gesetzliche<br />
Unfallversicherung<br />
über.<br />
Die Verordnung zum Fallpauschalensystem<br />
sieht vor, dass<br />
die Krankenhäuser zunächst<br />
selbst entscheiden, ob sie am<br />
Fallpauschalensystem teilnehmen<br />
wollen. Ist dies der Fall,<br />
werden die betreffenden Kran-<br />
kenhäuser auch mit den Unfallversicherungsträgern<br />
nach dem<br />
Fallpauschalenpreissystem abrechnen.<br />
Was ist dran am<br />
Fallpauschalensystem?<br />
Nun, in vereinfachter Form: Für<br />
die Behandlung der unterschiedlichen<br />
Erkrankungen<br />
bzw. Verletzungen ist jeweils<br />
eine mittlere Krankenhausverweildauer<br />
festgelegt, nach der<br />
die Höhe der Fallpauschale<br />
bestimmt wird. Zur mittleren Verweildauer<br />
wird jeweils eine „obere“<br />
und eine „untere“ Grenzverweildauer<br />
im Fallpauschalenkatalog<br />
ausgewiesen.<br />
Ist die Verweildauer von Patienten<br />
länger als die obere Grenzverweildauer,<br />
wird für den dafür<br />
im Fallpauschalenkatalog ausgewiesenen<br />
Tag und jeden weiteren<br />
Belegungstag des Krankenhausaufenthalts<br />
zusätzlich<br />
zur Fallpauschale ein (ermäßigtes)<br />
belegungstagesbezogenes<br />
Entgelt abgerechnet.<br />
Ist die Verweildauer kürzer als<br />
die untere Grenzverweildauer,<br />
ist für den dafür im Fallpauschalenkatalog<br />
ausgewiesenen<br />
Tag und jeden weiteren nicht<br />
erbrachten Belegungstag ein<br />
Abschlag von der Fallpauschale<br />
vorzunehmen.<br />
Mit der Fallpauschalenregelung<br />
wird also ein finanzieller Anreiz<br />
geschaffen, die Verweildauer in<br />
den Krankenhäusern auf ein<br />
unbedingt notwendiges Maß zu<br />
begrenzen.<br />
Von Seiten der Leistungserbringer<br />
sind noch nicht alle Vorbehalte<br />
zum Fallpauschalensystem<br />
ausgeräumt, so wird ausgeführt,<br />
insbesondere die<br />
Kostenneutralität müsse gewährleistet<br />
sein. Von Seiten der<br />
Unfallversicherungsträger ist<br />
anzufügen, dass insbesondere<br />
die gute Qualität der Rehabilitation<br />
gewährleistet sein muss,<br />
denn eine gute Qualität der<br />
Rehabilitation in der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung ist ein<br />
Garant für stabile – oder gar<br />
sinkende Beitragssätze.<br />
EUKDialog 1/2003
Aktuelle Angelegenheiten<br />
der EUK<br />
Weniger Arbeits- und<br />
Wegeunfälle<br />
Im ersten Halbjahr 2002 ereigneten<br />
sich in den Unternehmen<br />
im Zuständigkeitsbereich der<br />
EUK 2.967 Arbeitsunfälle, die<br />
eine Arbeitsunfähigkeit von<br />
mehr als drei Tagen verursachten.<br />
Im Vergleichszeitraum des<br />
Vorjahres waren es 3.153 Arbeitsunfälle.<br />
Somit hat sich die<br />
rückläufige Entwicklung der Unfallzahlen<br />
der letzten Jahren fortgesetzt<br />
(- 5,9%).<br />
Die Wegeunfälle sind im 1. Halbjahr<br />
2002 ebenfalls zurückgegangen.<br />
Im dem genannten Zeitraum<br />
wurden 708 Wegeunfälle gemeldet,<br />
die bei den betroffenen<br />
Personen eine Arbeitsunfähigkeit<br />
von mehr als drei Tagen<br />
verursachten. Im vergleichbaren<br />
Vorjahreszeitraum waren es<br />
748 (- 5,4%).<br />
Von den hier genannten Unfällen<br />
hatten fünf Unfälle den Tod<br />
der Verunglückten zur Folge,<br />
und zwar waren es vier Arbeitsunfälle<br />
und ein Wegeunfall mit<br />
tödlichem Ausgang. Im Vorjahreszeitraum<br />
waren es drei Arbeitsunfälle<br />
und drei Wegeunfälle<br />
mit tödlichem Ausgang.<br />
Weniger Berufserkrankungsanzeigen<br />
Im ersten Halbjahr 2002 wurden<br />
206 Anzeigen über den<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Verdacht des Vorliegens einer<br />
Berufskrankheit erstattet. Auch<br />
hier ist ein Rückgang gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum eingetreten,<br />
und zwar um 21 Fälle<br />
(9 %).<br />
Die mit Abstand am häufigsten<br />
angezeigte Berufserkrankung<br />
ist die BK Nr. 2301 Lärmschwerhörigkeit<br />
(75 Fälle) , gefolgt von<br />
der BK Nr. 4103 Asbeststaublungenerkrankung<br />
(21 Fälle), BK<br />
2102 Meniskusschäden (17<br />
Fälle), BK Nr. 2108-2110 BandscheibenbedingteErkrankungen<br />
der Wirbelsäule (17 Fälle),<br />
BK Nr. 4104 Lungenkrebs oder<br />
Kehlkopfkrebs in Verbindung<br />
mit Asbestose (zehn Fälle). Die<br />
übrigen angezeigten Verdachtsfälle<br />
verteilen sich jeweils mit<br />
einer Zahl kleiner als 10 auf die<br />
nach der Berufskrankheiten-<br />
Verordnung bezeichneten Berufskrankheiten.<br />
Erfolgreiche Berufshilfe<br />
In den ersten zehn Monaten<br />
des Jahres 2002 wurden 233<br />
Berufshilfeverfahren eingeleitet.<br />
Hiervon konnten in 199 Fällen<br />
die Verletzten wieder bei ihren<br />
bisherigen Arbeitgebern eingegliedert<br />
werden. Im Vorjahreszeitraum<br />
war es in 246 Fällen<br />
möglich, die Rehabilitanden<br />
wieder bei ihren Arbeitgebern<br />
einzugliedern. Die Quote der<br />
gelungenen Eingliederungen<br />
von Unfallverletzten bei ihren<br />
bisherigen Arbeitgebern liegt<br />
somit unverändert bei 80 % der<br />
durchgeführten Berufshilfeverfahren.<br />
Um dieses Ergebnis zu<br />
erreichen, haben unsere Berufshelfer<br />
zahlreiche Ortstermi-<br />
Abbildung 1: Der Haushalt 2003 der Eisenabhn-<strong>Unfallkasse</strong>.<br />
ne zur Klärung anstehender Fragen<br />
wahrgenommen und in 80<br />
Fällen wurden mit den Verletzten<br />
Belastungserprobungen<br />
und Arbeitstherapien am Arbeitsplatz<br />
durchgeführt.<br />
Nicht immer ist eine Rückkehr<br />
in den Beruf möglich. In 19 Fällen<br />
wurde das Berufshilfeverfahren<br />
mit der Gewährung der<br />
EU-Rente abgeschlossen. In<br />
sechs Fällen wurde das Berufshilfeverfahren<br />
wegen Erfolglosigkeit<br />
(mangelnde Mitwirkung<br />
des Rehabilitanden) abgebrochen.<br />
Im Rahmen der sozialen Rehabilitation<br />
unterstützen wir die<br />
Schwerverletzten in ihrer Wohnsituation.<br />
In vier Fällen wurden<br />
Umbaumaßnahmen und in fünf<br />
Fällen spezielle Wohnungseinrichtungen<br />
finanziell unterstützt.<br />
Schwerpunkte der<br />
Prävention 2003<br />
Die EUK ist gemäß § 14 Siebtes<br />
Buch Sozialgesetzbuch (SGB<br />
VII) verpflichtet, mit allen geeigneten<br />
Mitteln Prävention zu<br />
betreiben. Beratungen und Seminare<br />
sind wichtige Elemente<br />
der Prävention. Doch will man<br />
einen größeren Kreis der Beschäftigten<br />
erreichen, so ist eine<br />
intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />
unter Nutzung moderner Medien<br />
erforderlich. In diesem Jahr<br />
sollen vor allem folgende Themen<br />
behandelt werden:<br />
Sicheres Auf- und Absteigen<br />
auf/von Schienenfahrzeugen<br />
und Sicherheit auf<br />
den Verkehrswegen.<br />
1. Renten an Verletzte und<br />
Hinterbliebene<br />
2. Zuführung Betriebsmittel<br />
3. Abfindungen, Beihilfe<br />
4. Kosten der medizinischen und<br />
beruflichen Rehabilitation<br />
5. Beitragsnachlässe/Beitragsausfälle<br />
6. Unfallverhütung<br />
7. Zuführung Rücklagen<br />
8. Insolvenzgeld<br />
9. Kosten Unfalluntersuchung,<br />
Auszahlung Renten<br />
10. Verwaltungskosten<br />
11. Rückstellung Pensionsfonds.<br />
EUK aktuell<br />
Schnelle und wirksame Hilfe<br />
bei posttraumatischen<br />
Erkrankungen für Lokführer<br />
nach traumatischen Erlebnissen<br />
(Überfahren von Personen).<br />
Schutz vor Lärm am Arbeitsplatz.<br />
Sicherheit auf allen Wegen;<br />
eine Beteiligung an der Jahresaktion<br />
des Deutschen<br />
Verkehrssicherheitsrates.<br />
Ein Angebot für die Beschäftigten<br />
über ein Fahr-Sicherheitstraining<br />
(Pkw und Motorräder)<br />
nach den Richtlinien<br />
des Deutschen Verkehrsicherheitsrates<br />
mit<br />
Kostenzuschuss der EUK.<br />
Stressprävention von Busfahrern<br />
mittels eines Trainingsprogramms,<br />
auf CD-<br />
ROM, das von von der EUK<br />
an die entsprechenden<br />
Schwerpunkte verteilt wird.<br />
Haushaltsplan 2003<br />
Der Haushaltsplan ist die rechtliche<br />
Grundlage für die Haushalts-<br />
und Wirtschaftsführung<br />
der EUK. Er enthält eine Gegenüberstellung<br />
aller zu erwartenden<br />
Einnahmen und Ausgaben<br />
des kommenden Haushaltsjahres.<br />
Für das Jahr 2003 sind die Einnahmen<br />
und Ausgaben mit<br />
jeweils 110.672.500 Euro veranschlagt.<br />
Mit diesem Haushaltsansatz<br />
liegt die EUK –<br />
entgegen dem Trend in der gesetzlichen<br />
Sozialversicherung –<br />
unter dem Haushaltsansatz des<br />
vorherigen Jahres 2002. Die<br />
optimistische Einschätzung<br />
wird vor allem mit einem erwarteten<br />
weiteren Rückgang der<br />
Arbeitsunfälle begründet, so<br />
dass geringere Finanzmittel für<br />
Heilbehandlung und Unfallentschädigung<br />
(Unfallrente) aufzubringen<br />
sind. Auf weiterhin „hohem<br />
Niveau“ werden sich leider<br />
die Beiträge für das Insolvenzgeld<br />
bewegen, die aufgrund<br />
gesetzlicher Vorschriften von<br />
den Unfallversicherungsträgern<br />
für die Bundesanstalt für Arbeit<br />
eingezogen und nach dort abgeführt<br />
werden. <br />
3
Prävention<br />
Aufgaben der<br />
Betriebsärzte<br />
Die Aufgabe der Betriebsärzte<br />
ist es, die Unternehmer und<br />
verantwortlichen Personen in<br />
den Betrieben in allen Angelegenheiten<br />
der Sicherheit und<br />
des Gesundheitsschutzes aus<br />
arbeitsmedizinischer Sicht zu<br />
unterstützen.<br />
Der § 3 des ASiG enthält einen<br />
Aufgabenkatalog für die betriebsärztliche<br />
Betreuung. Dieser<br />
Aufgabenkatalog stellt keine<br />
abschließende Aufzählung<br />
dar.<br />
Er beschreibt die Grundlagen<br />
der betriebsärztlichen Tätigkeiten,<br />
die „insbesondere“ wahrzunehmen<br />
sind. Für den einzelnen<br />
Betrieb bedeutet das, dass<br />
der Aufgabenkatalog weiter<br />
konkretisiert und ggf. auch ergänzt<br />
werden muss.<br />
4<br />
Betriebliche<br />
Arbeitsschutzorganisation<br />
Betriebsärztliche Betreuung<br />
Das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) und die<br />
Unfallverhütungsvorschrift (UVV) „Betriebsärzte“ –<br />
<strong>GUV</strong>-V A7 (bisher <strong>GUV</strong> 0.52) – verpflichten die<br />
Arbeitgeber/Unternehmer, Betriebsärzte zu ihrer<br />
Unterstützung zu bestellen.<br />
Damit soll erreicht werden, dass arbeitsmedizinische<br />
Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen bei der<br />
Arbeit und von arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren<br />
mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad in den<br />
Betrieben durchgeführt werden.<br />
In diesem Beitrag beschreibt Dipl.-Ing. Lothar Berse<br />
die Aufgaben der Betriebsärzte und die Anforderungen<br />
an die betriebsärztliche Betreuung der Betriebe.<br />
Verantwortung der<br />
Betriebsärzte<br />
Betriebsärzte tragen die Verantwortung<br />
für die sachliche<br />
Richtigkeit ihres Handelns. Sie<br />
haben für ihr aktives Tun einzustehen<br />
und können z.B. wegen<br />
fahrlässig falscher Beratung des<br />
Unternehmers strafrechtlich zur<br />
Verantwortung gezogen werden,<br />
wenn die falsche Beratung<br />
für eine Körperverletzung<br />
oder Tötung eines Menschen<br />
ursächlich war.<br />
Wenn der Unternehmer durch<br />
unsachgemäße oder schlechte<br />
Erfüllung der betriebsärztlichen<br />
Aufgaben geschädigt wird (z.<br />
B. durch Schadensersatzleistungen<br />
an geschädigte Arbeitnehmer),<br />
hat der Betriebsarzt<br />
hierfür zivilrechtlich einzustehen.<br />
Bei betriebsangehörigen Betriebsärzten<br />
sind hier allerdings<br />
Haftungsbeschränkungen zu<br />
berücksichtigen.<br />
Anforderungen an<br />
Betriebsärzte<br />
Die Grundanforderung für die<br />
Tätigkeit als Betriebsarzt ist die<br />
Berechtigung zur Ausübung<br />
des ärztlichen Berufs nach den<br />
Regelungen des ärztlichen Berufsrechts(Bundesärzteordnung),<br />
ergänzt durch die arbeitsmedizinische<br />
Fachkunde.<br />
Die spezifische arbeitsmedizinische<br />
Fachkunde gilt als erbracht,<br />
wenn der Arzt berechtigt<br />
ist, die Gebietsbezeichnung<br />
„Arbeitsmedizin“ oder die Zusatzbezeichnung„Betriebsmedizin“<br />
zu führen.<br />
Die UVV „Betriebsärzte“<br />
schreibt die Fachkundevoraussetzungen<br />
in § 3 vor. Danach<br />
können unter bestimmten Voraussetzungen<br />
auch Ärzte als<br />
Betriebsärzte tätig sein, die die<br />
oben genannten Voraussetzungen<br />
nicht erfüllen (§3 Abs.4 UVV<br />
„Betriebsärzte“). Diese Regelung<br />
beschreibt den Bestandsschutz<br />
für Ärzte, die bei Inkrafttreten<br />
der UVV als Betriebsärzte<br />
tätig waren und nicht über<br />
die oben beschriebenen Fachkundenachweise<br />
verfügten. Sie<br />
ist also nur für Ärzte zutreffend,<br />
die vor Inkrafttreten der UVV –<br />
„Betriebsärzte“ – als Betriebsarzt<br />
tätig waren und ohne Unterbrechung<br />
weiter als solche<br />
tätig sind.<br />
Zum Erhalt der Fachkunde ist<br />
es erforderlich, dass Betriebsärzte<br />
sich angemessen fortbilden.<br />
Für betriebsangehörige<br />
Betriebsärzte hat der Unternehmer<br />
die Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen<br />
zu ermöglichen.<br />
Neben allgemeiner arbeitsmedizinischer<br />
Fortbildung<br />
sind auch branchenbezogene<br />
Fortbildungsmaßnahmen zu<br />
absolvieren.<br />
Die Fachkundevoraussetzungen<br />
umfassen auch spezielle<br />
Kenntnisse des zu betreuenden<br />
Betriebes. Dies setzt eine<br />
kontinuierliche arbeitsmedizinische<br />
Betreuung voraus und ist<br />
unabhängig von der Anwendung<br />
des Betreuungsmodells.<br />
Das heißt, auch bei Einsatz eines<br />
überbetrieblichen Dienstes<br />
ist von einer effektiven Betreu-<br />
ung nur dann auszugehen,<br />
wenn der Betriebsarzt persönlich<br />
bestimmt ist.<br />
Bestellung von<br />
Betriebsärzten<br />
Für die arbeitsmedizinische<br />
Unterstützung kann ein Arbeitgeber<br />
Betriebsärzte als Arbeitnehmer<br />
einstellen, freiberuflich<br />
tätige Betriebsärzte damit beauftragen<br />
oder überbetriebliche<br />
Dienste bestellen.<br />
Die Bestellung hat schriftlich zu<br />
erfolgen. Mit der Bestellung<br />
sind dem Betriebsarzt die konkreten<br />
arbeitsmedizinischen<br />
Aufgaben zu übertragen. Dies<br />
geschieht zweckmäßigerweise<br />
über eine Stellenbeschreibung<br />
bzw. bei Bestellung eines freiberuflich<br />
tätigen Betriebsarztes<br />
oder eines überbetrieblichen<br />
Dienstes mit Hilfe des abzuschließendenBetreuungsvertrages.<br />
Hier sind auch die zu<br />
erbringenden Mindesteinsatzzeiten<br />
festzulegen.<br />
Betriebsärzte sind mit Zustimmung<br />
des Betriebsrates zu bestellen.<br />
Bei der Verpflichtung<br />
eines freiberuflichen Betriebsarztes<br />
oder eines überbetrieblichen<br />
Dienstes ist der Betriebsrat<br />
zu hören.<br />
Einordnung in die<br />
Betriebshierarchie<br />
Der Betriebsarzt ist unmittelbar<br />
dem Leiter des Betriebes zu<br />
unterstellen. In der Betriebsorganisation<br />
nimmt er eine Stabsstelle<br />
ein. Damit soll u.a. der<br />
Einfluss der Betriebsärzte auf<br />
die nachgeordneten Führungskräften<br />
sichergestellt werden.<br />
Einsatzzeiten<br />
Die zu erbringenden Einsatzzeiten<br />
sind unter Zugrundelegung<br />
der Vorgaben aus § 2<br />
UVV „Betriebsärzte“ zu ermitteln.<br />
Die so ermittelten Einsatzzeiten<br />
sind Mindesteinsatzzeiten.<br />
Das heißt, dass bei Vorliegen<br />
entsprechender Erkenntnisse<br />
der Unternehmer von sich<br />
aus verpflichtet ist, höhere Einsatzzeiten<br />
vorzusehen.<br />
EUKDialog 1/2003
Auf die Einsatzzeiten dürfen<br />
nicht angerechnet werden:<br />
Wegezeiten zu Betriebsteilen,<br />
die sich nicht am Sitz<br />
des Hauptbetriebes befinden.<br />
Zeiten für die Durchführung<br />
spezieller arbeitsmedizinischerVorsorgeuntersuchungen.<br />
Zeiten für die Durchführung<br />
verkehrsmedizinischer Untersuchungen.<br />
Zeiten für die Durchführung<br />
von Tauglichkeits- und Einstellungsuntersuchungen.<br />
Überbetriebliche Dienste und<br />
freiberuflich tätige Betriebsärzte<br />
dürfen sich auch die Zeiten<br />
für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen<br />
nicht als<br />
Einsatzzeit anrechnen lassen.<br />
Unabhängigkeit<br />
bei der Anwendung<br />
der Fachkunde<br />
Der Betriebsarzt unterliegt wie<br />
jeder andere Betriebsangehörige<br />
dem Direktionsrecht des<br />
Leiters des Betriebes. Dies ist<br />
bei der Beschäftigung freiberuflich<br />
tätiger Betriebsärzte oder<br />
überbetrieblicher Dienste über<br />
den Betreuungsvertrag zu regeln.<br />
Hinsichtlich der Anwendung der<br />
arbeitsmedizinischen Fachkunde<br />
ist der Betriebsarzt allerdings<br />
weisungsfrei. Hiermit soll erreicht<br />
werden, dass der Betriebsarzt<br />
seine Fachkunde frei<br />
von Weisungen, in die sachfremde<br />
Erwägungen einfließen<br />
können, anwenden kann.<br />
Der Sicherstellung der Unabhängigkeit<br />
dient auch, dass der<br />
Betriebsarzt keine Weisungsbefugnis<br />
gegenüber anderen<br />
Betriebsangehörigen hat (außer<br />
bei „Gefahr im Verzug“).<br />
Zusammenarbeit<br />
mit dem<br />
Betriebsrat<br />
Das Arbeitssicherheitsgesetz<br />
verpflichtet die Betriebsärzte,<br />
bei der Erfüllung ihrer Aufgaben<br />
EUKDialog 1/2003<br />
mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
in diesem Sinne beinhaltet<br />
insbesondere:<br />
sorgsame Prüfung von Vorschlägen<br />
und Anregungen<br />
der jeweils anderen Seite,<br />
gegenseitiger Informationsaustausch<br />
zu Angelegenheiten<br />
der Sicherheit und<br />
des Gesundheitsschutzes,<br />
gemeinsame Entwicklung<br />
von Lösungsmöglichkeiten.<br />
Das Ziel der Zusammenarbeit<br />
ist auch hier die Verbesserung<br />
der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
bei der Arbeit.<br />
Dabei sollen das Wohl der Beschäftigten<br />
wie auch die wirtschaftlichen<br />
Belange des Betriebes<br />
angemessen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Zusammenarbeit<br />
mit der Fachkraft für<br />
Arbeitssicherheit<br />
Betriebsärzte und Fachkräfte für<br />
Arbeitssicherheit müssen bei<br />
der Erfüllung ihrer Aufgaben<br />
zusammenarbeiten (§ 10 ASiG),<br />
was insbesondere durch gemeinsameBetriebsbegehungen<br />
geschehen soll.<br />
In aller Regel wird die Fachkraft<br />
für Arbeitssicherheit die organisatorische<br />
Federführung in der<br />
Zusammenarbeit übernehmen.<br />
Dies ist schon deshalb naheliegend,<br />
weil der Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
erheblich höhere<br />
Einsatzzeiten zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Arbeitsschutzausschuss<br />
Der Betriebsarzt ist nach ASiG<br />
eines der gesetzlichen Mitglieder<br />
im Arbeitsschutzausschuss.<br />
In Betrieben mit kleiner Belegschaft<br />
und entsprechend niedriger<br />
Einsatzzeit des Betriebsarztes<br />
können die vierteljährlich<br />
vorgeschriebenen Arbeitsschutzausschusssitzungenbereits<br />
einen großen Teil der Einsatzzeit<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Hier bliebe dann für die Primär-<br />
prävention nicht mehr viel Zeit<br />
übrig. In diesen Fällen ist zu<br />
überlegen, ob in jeder Arbeitsschutzausschusssitzungarbeitsmedizinische<br />
Aspekte zur<br />
Sprache kommen, die die Anwesenheit<br />
des Betriebsarztes<br />
unabdingbar machen.<br />
Berichterstattung<br />
Die Unfallverhütungsvorschrift<br />
„Betriebsärzte“ verlangt vom<br />
Unternehmer, den Betriebsarzt<br />
zu verpflichten, über die Erfüllung<br />
der ihm übertragenen Aufgaben<br />
regelmäßig eine Bericht<br />
zu erstatten. Diese Vorschrift<br />
regelt die Verantwortung des<br />
Unternehmers für die sachgerechte<br />
Aufgabenerfüllung des<br />
Betriebsarztes. Hier unterscheidet<br />
sich die Kontrollverpflichtung<br />
des Unternehmers in keiner<br />
Weise von anderen Kontrollverpflichtungen,<br />
die der sicheren<br />
Unternehmensführung<br />
dienen. Die Art der Berichterstattung<br />
ist nicht konkret vorgeschrieben.<br />
Es hat sich aber<br />
in vielen Bereichen ein „Stand<br />
der Technik“ herausgebildet,<br />
wonach Berichte<br />
mindestens jährlich erstattet<br />
werden,<br />
in Schriftform verfasst werden,<br />
einen Rückblick auf die Tätigkeit<br />
geben,<br />
Tendenzen aufzeigen und<br />
einen einschätzenden Ausblick<br />
auf die Zukunft beinhalten.<br />
Um seinen Kontrollverpflichtungen<br />
im Mindesten nachzukommen,<br />
muss der Unternehmer/<br />
der Leiter des Betriebes vom<br />
Betriebsarzt einen aussagefähigen<br />
Bericht einfordern.<br />
Zusammenfassung<br />
Für den Erfolg der arbeitsmedizinischen<br />
Betreuung eines Betriebes<br />
ist die Qualität der betriebsärztlichen<br />
Tätigkeit ausschlaggebend.<br />
Sie ist einerseits abhängig von<br />
der Qualifikation der eingesetzten<br />
Betriebsärzte, anderseits<br />
Prävention<br />
aber mindestens ebenso stark<br />
von der Zusammenarbeit aller<br />
Beteiligten mit dem Betriebsarzt.<br />
Als Triebfedern für eine<br />
fruchtbare Zusammenarbeit<br />
sind neben dem Betriebsarzt<br />
selbst auch der Leiter des Betriebes,<br />
die Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
und der Betriebsrat<br />
zu nennen.<br />
Dem Leiter des Betriebes fällt<br />
einerseits die Aufgabe zu, über<br />
die sachgerechte Personalauswahl,<br />
die konkrete Aufgabenzuweisung<br />
und Kontrolle seinen<br />
Unternehmerpflichten<br />
nachzukommen, andererseits<br />
durch eigene Unterstützung<br />
und durch das Einfordern der<br />
Unterstützung aller nachgeordneten<br />
Führungskräfte für die<br />
betriebsärztliche Tätigkeit, den<br />
Betriebsärzten das Feld zu bereiten.<br />
Betriebsärzte und Fachkräfte für<br />
Arbeitssicherheit müssen eng<br />
zusammenarbeiten, sozusagen<br />
„an einem Strang ziehen“.<br />
Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />
zu fördern bedeutet: die<br />
Tätigkeit der Betriebsärzte und<br />
der Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />
erreichen einen hohen Wirkungsgrad,<br />
Arbeitsplätze sind<br />
sicher und gesundheitsgerecht<br />
eingerichtet und werden ständig<br />
an die Entwicklung angepasst.<br />
Im Ergebnis führt dies zu geringen<br />
unfall- und krankheitsbedingten<br />
Ausfällen und zu motivierten<br />
und leistungsstarken<br />
Mitarbeitern.<br />
Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />
mit dem ihnen angemessenen<br />
Stellenwert in die<br />
Unternehmensführung zu integrieren<br />
heißt, einen wichtigen<br />
Beitrag zum Unternehmenserfolg<br />
zu leisten. <br />
5
Prävention<br />
Aus Unfällen lernen · Aus Unfällen<br />
Schleifkörperbruch<br />
an einer Handschleifmaschine<br />
In Werkstätten wird arbeitstäglich<br />
eine Vielzahl von handgeführten<br />
Schleifmaschinen für<br />
unterschiedliche Aufgaben eingesetzt.<br />
Ein Unfallschwerpunkt<br />
beim Schleifen mit Handmaschinen<br />
bilden Winkel- und Geradeschleifer,<br />
auf denen sowohl<br />
Trenn- als auch Schruppscheiben<br />
eingesetzt werden. Die<br />
Unfallgefahr resultiert hier<br />
insbesondere aus der Größe<br />
der Energie des rotierenden<br />
Schleifkörpers, da Umfanggeschwindigkeiten<br />
von 80 m/s und<br />
mehr erreicht werden können.<br />
Umgerechtet sind das Geschwindigkeiten<br />
von fast 300<br />
km/h!<br />
Viel Glück hatte ein Versicherter<br />
in einem Fahrzeuginstandhaltungswerk,<br />
der mit Trennarbeiten<br />
von Stahlträgern beauftragt<br />
wurde. Durch Verkanten bzw.<br />
Verklemmen der Schleifscheibe<br />
in der Trennschnittfuge zerbrach<br />
hier der Schleifkörper. Die<br />
umherfliegenden Bruchstücke<br />
der zersplitternden Schleifscheibe<br />
verletzten den Versicherten<br />
nur leicht im Gesicht.<br />
Da er die beim Schleifen vorgeschriebene<br />
Schutzbrille trug,<br />
konnte hier Schlimmeres verhindert<br />
werden. Wie kam es zu<br />
dem Unfall und noch viel wichtiger<br />
wie hätte er verhindert werden<br />
können?<br />
Warum die aufgespannte<br />
Schleifscheibe zerbrach, konnte<br />
nicht mehr eindeutig ermittelt<br />
werden. Die Scheibe stammte<br />
aus einer Lieferung, bei der alle<br />
Scheiben die nach <strong>GUV</strong>-V D12<br />
vorgeschriebene Kennzeichnung<br />
trugen. Vermutlich lag es<br />
daran, dass er die Trennschleifer<br />
beim Arbeiten verkantete.<br />
Aber zweifelsfrei konnte nachgewiesen<br />
werden, dass die hier<br />
6<br />
erforderliche Schutzhaube an<br />
der Handmaschine fehlte, die<br />
beim Zerspringen oder Ablösen<br />
des Schleifkörpers die<br />
Bruchstücke abfangen und<br />
ablenken soll. Die Schutzhaube<br />
muss grundsätzlich vor allen<br />
Schleifvorgängen ordnungsgemäß,<br />
nach den Angaben der<br />
Betriebsanleitung des Herstellers,<br />
montiert und eingestellt<br />
werden.<br />
Weitere wichtige Punkte<br />
beim Betrieb von Handschleifmaschinen<br />
sind:<br />
Fachgerechtes Aufspannen<br />
der Schleifkörper mit anschließendem<br />
Probelauf<br />
von mindestens 30 Sekunden.<br />
Beachten Sie die Kennzeichnung<br />
auf den Schleifkörpern,<br />
damit die zulässige<br />
Drehzahl nicht überschritten<br />
wird sowie die Verwendungsbeschränkungen.<br />
Wenn diese nicht mehr<br />
bekannt und auch nicht<br />
mehr lesbar sind, darf die<br />
Scheibe nicht mehr verwendet<br />
werden.<br />
Anschluss einer Absauganlage<br />
beim Trockenschleifen<br />
mit starker Staubentwicklung.<br />
Persönliche Schutzausrüstung<br />
bestehend aus einer<br />
Schutzbrille, Gehörschutz<br />
und ggf. Atemschutz muss<br />
getragen werden.<br />
Durchführung der regelmäßig<br />
wiederkehrenden Prüfungen,<br />
wie sie für handmaschinen<br />
nach der UVV „Elektrische<br />
Anlagen und Betriebsmittel“<br />
<strong>GUV</strong>-V A2<br />
(bisher <strong>GUV</strong> 2.10) vorgeschrieben<br />
sind.<br />
Sichtprüfung auf äußerliche<br />
Schäden und Mängel durch<br />
den Benutzer vor jeder Inbetriebnahme.<br />
Durchführung mindestens<br />
einer arbeitsplatzbezogenen<br />
Unterweisung der Versicherten<br />
im Jahr.<br />
Bei Beachtung dieser Punkte<br />
werden mit Sicherheit Unfälle<br />
beim Arbeiten mit Handschleifmaschinen<br />
verhindert. <br />
Absturz von einer<br />
Anlegeleiter<br />
Arbeiten von erhöhten Standorten<br />
aus sind mit erheblichen<br />
Unfallgefahren verbunden. Das<br />
zeigen 40.000 Unfälle, die den<br />
Unfallversicherungsträgern in<br />
Deutschland jährlich gemeldet<br />
werden. Fast 1/3 dieser Unfälle<br />
sind auf Arbeiten mit Anlegeleitern<br />
zurückzuführen.<br />
Ein typischer Fall:<br />
An einer Außenwand sollte eine<br />
neue Beleuchtungsanlage in der<br />
Höhe von ca. vier Meter installiert<br />
werden. Nach den hierzu<br />
notwendigen Vorbereitungsarbeiten<br />
und der Leitungsverlegung<br />
war noch die Leuchte anzubringen.<br />
Als der Versicherte<br />
mit dem notwendigen Werkzeug<br />
und Material die 6. Sprosse<br />
der dazu bereitgestellten Anlegeleiter<br />
betrat, rutschten die<br />
Leiterfüße weg. Der Elektriker<br />
brach sich bei diesem Absturz<br />
ein Bein und fiel acht Wochen<br />
aus. Wie konnte das einem<br />
Fachmann passieren? Die anschließend<br />
durchgeführte Unfalluntersuchung<br />
des Techni-<br />
schen Aufsichtsdienst ergab,<br />
dass<br />
der Anlegewinkel der Sprossenleiter,<br />
der zwischen 65°<br />
und 75° liegen muss, viel zu<br />
gering war,<br />
eine Sicherung gegen Abrutschen,<br />
zumindest an den<br />
Leiterfüßen, fehlte.<br />
Je nach Bodenbeschaffenheit<br />
müssen an den Leiterfüßen und<br />
Leiterköpfen geeignete rutschhemmende<br />
Beläge vorhanden<br />
sein. Vor jeder Benutzung einer<br />
Leiter muss eine Sichtprüfung<br />
vorgenommen werden.<br />
Es gab aber noch weitere<br />
Unfallursachen:<br />
Das Gewicht des auf der<br />
Anlegeleiter mitgeführten<br />
Beleuchtungskörpers betrug<br />
fast 15 kg. Das Gewicht<br />
des auf der Leiter mitgeführten<br />
Werkzeugs und<br />
Materials darf aber 10 kg<br />
nicht überschreiten.<br />
Insbesondere aber wäre es zu<br />
diesem Unfall nie gekommen,<br />
wenn der Verantwortliche mit<br />
dem Auftrag an seine frühere<br />
Unterweisung erinnert hätte, da<br />
er die Gefährdungsbeurteilung<br />
zu diesen Arbeiten aufgestellt<br />
hatte. Spätestens hier wäre den<br />
Beschäftigten aufgefallen, dass<br />
nach den Unfallverhütungsvorschriften<br />
„Leitern und Tritte“<br />
<strong>GUV</strong>-V D36 (bisher <strong>GUV</strong> 6.4)<br />
sowie UVV „Bauarbeiten“ <strong>GUV</strong>-<br />
V C22 (bisher <strong>GUV</strong> 6.1) von<br />
Anlegeleitern nur Arbeiten geringen<br />
Umfanges ausgeführt<br />
werden dürfen, die nicht mehr<br />
als zwei Stunden dauern.<br />
Die Arbeiten hätten nur von einem<br />
Gerüst aus durchgeführt<br />
werden dürfen, der Unfall wäre<br />
dadurch mit Sicherheit vermieden<br />
worden. <br />
EUKDialog 1/2003
Versicherte, die Leistungen<br />
des Unfallversicherungsträgers<br />
EUK erhalten, werden<br />
mittels Bescheid über die Anerkennung<br />
des Ereignisses als<br />
Unfall oder Berufskrankheit,<br />
über die Höhe der Zahlungen<br />
sowie über den Beginn und<br />
das Ende der Leistungen informiert.<br />
Sind Versicherte mit dem Inhalt<br />
des Bescheides nicht einverstanden,<br />
können sie innerhalb<br />
der gesetzlich festgelegten<br />
Frist (ein Monat) Widerspruch<br />
einlegen. Daraufhin findet<br />
verwaltungsseitig eine<br />
Überprüfung statt. Sofern hier<br />
keine Abhilfe möglich ist, wird<br />
der angefochtene Bescheid<br />
dem Widerspruchsausschuss<br />
zur erneuten Überprüfung vorgelegt.<br />
Hergang<br />
Unser Versicherter Herr L. wurde<br />
von seinem Betrieb ausgewählt,<br />
einen Fortbildungslehrgang<br />
zu besuchen. Dieser sollte<br />
am Montag um neun Uhr<br />
beginnen und am Freitag um<br />
die Mittagszeit beendet sein.<br />
Herr L. wohnt irgendwo im Norden<br />
Deutschlands, der Lehrgangsort<br />
lag im südlichen Bereich.<br />
Für Herrn L. war es deshalb<br />
erforderlich, dass er schon<br />
am Sonntag die Anreise antrat.<br />
Die komfortablen Zimmer der<br />
Schulungseinrichtung waren<br />
alle mit Dusche, WC, Fernseher<br />
und Telefon ausgestattet.<br />
Beim morgendlichen Duschen<br />
geschah dann der Unfall.<br />
In der Unfallanzeige liest sich<br />
das ungefähr so: „Als ich mit<br />
dem Duschen fertig war, wollte<br />
ich die Duschwanne verlassen.<br />
Beim Auftreten mit dem nassen<br />
Fuß auf den gefliesten Boden<br />
des Bades rutschte ich weg<br />
und kam zu Fall. Mit dem rechten<br />
Unterarm schlug ich gegen<br />
das WC und verspürte sofort<br />
einen starken Schmerz.“<br />
Mit dem Telefon verständigte<br />
Herr L. den Empfang der Schulungseinrichtung<br />
und dieser den<br />
Krankentransport. Die Ärzte im<br />
Krankenhaus stellten einen<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses<br />
Unfallversicherung<br />
In unserer ständigen Rubrik „Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses“<br />
berichtet Rudi Ludwig, Mitglied des Widerspruchsausschusses der EUK, über<br />
einen Fall aus der Praxis und die dazu getroffene Entscheidung.<br />
Sturz beim Duschen – ein<br />
Arbeitsunfall?<br />
Unsere Zeit ist schnelllebig, wer nicht mit der Zeit geht, verliert irgendwann<br />
den Anschluss. Viele Unternehmen unseres Zuständigkeitsbereiches investieren<br />
viel Geld und Arbeitszeit in die Weiterbildung ihres Personals.<br />
Nicht nur für Beschäftigte im Bürobereich, sondern auch für Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der Produktion ist es unabdingbar, ständig mit der Technik<br />
zu gehen und hinzuzulernen.<br />
Bruch des Unterarmes fest, den<br />
sie auch entsprechend versorgten.<br />
Hiernach entließen sie den<br />
Patienten zur weiteren ambulanten<br />
Behandlung in die Heimat.<br />
Sachlage<br />
Herr L. meldete den Unfall seinem<br />
Betrieb als „Arbeitsunfall“.<br />
Weil er sich auf Veranlassung<br />
seines Arbeitgebers in der<br />
Schulungseinrichtung befand,<br />
vertrat er die Auffassung, dass<br />
er während des gesamten Aufenthaltes,<br />
also auch beim Duschen,<br />
unter dem Schutz der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung<br />
steht.<br />
Bescheid<br />
Die EUK lehnte die Anerkennung<br />
des Unfalls als „Arbeitsunfall“<br />
und den Anspruch auf<br />
Leistungen aus der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung ab. Die Verrichtung<br />
„Duschen“ diente einem<br />
rein persönlichen, eigenwirtschaftlichen<br />
Zweck und<br />
steht nicht im ursächlichen Zusammenhang<br />
mit der versicherten<br />
Tätigkeit. Auch wurde kein<br />
Sachverhalt vorgetragen, aus<br />
dem abgeleitet werden konnte,<br />
dass aufgrund der besonderen<br />
räumlichen Verhältnisse – ge-<br />
genüber allgemein üblichen<br />
Duscheinrichtungen – der Unfall<br />
wesentlich begünstigt wurde.<br />
Widerspruch<br />
Als Begründung für seinen Widerspruch<br />
führte Herr L. an,<br />
dass sehr wohl die räumliche<br />
Verhältnisse und Ausstattungsmängel<br />
den Sturz verursacht<br />
haben. Sowohl in der Duschwanne<br />
als auch davor auf dem<br />
Boden sei kein rutschfester<br />
Belag oder eine rutschfeste<br />
Matte gewesen. Der Duscheinstieg<br />
sei zu hoch und nirgendwo<br />
wäre ein Haltegriff gewesen. Der<br />
Platz zum Austritt aus der Dusche<br />
sei zu eng gewesen, nur<br />
wenige Zentimeter bis zum WC<br />
und nur wenig mehr bis zum<br />
Waschbecken.<br />
Ermittlung<br />
Den Aussagen des Versicherten<br />
folgte eine ganze Reihe von<br />
Ermittlungen der EUK. Die Bildungseinrichtung<br />
legte der EUK<br />
aufgrund der Behauptungen<br />
des Versicherten weitere Unterlagen<br />
vor.<br />
Zur Grundausstattung eines jeden<br />
Zimmers der Bildungseinrichtung<br />
gehört, neben Hand-<br />
und Badetücher, auch eine<br />
Duschvorlage. Die Duschkabine<br />
ist eine handelsübliche, deren<br />
Einbau auch keinerlei Besonderheiten<br />
aufweist. Es gibt<br />
keine Vorschrift, nach der in<br />
Bildungseinrichtungen mit Beherbergungsbereich<br />
in Bädern<br />
und Duschen besondere Halteeinrichtungen<br />
vorhanden sein<br />
müssen. Der Platz zwischen<br />
Dusche und WC ist ausreichend,<br />
Bauaufsicht- und Bauabnahmebehörde<br />
hatten hierzu<br />
keinerlei Einwendungen erhoben.<br />
Ein Unfall dieser Art ist seit<br />
Bestehen der Einrichtung noch<br />
nicht vorgekommen.<br />
Die Angaben der Bildungseinrichtung,<br />
mit den entsprechenden<br />
Plänen, wurden Herrn L.<br />
zur weiteren Widerspruchsbegründung<br />
übermittelt.<br />
Entscheidung<br />
Der Versicherte widersprach der<br />
Sachaufklärung nicht. Aufgrund<br />
der Pläne überzeugte sich der<br />
Widerspruchausschuss davon,<br />
dass die Badeeinrichtung dieser<br />
Art und Größe nicht von der<br />
üblichen „Norm“ abweicht und<br />
deshalb eine besondere Gefahr,<br />
die aus der Einrichtung<br />
kommt, auszuschließen ist.<br />
Dem Widerspruch konnte somit<br />
nicht abgeholfen werden.<br />
7
Unfallversicherung<br />
8<br />
Berufsbedingte<br />
Asbesterkrankungen<br />
BK 4103 bis 4105/Teil 2<br />
Die Kombination technisch hochentwickelter Eigenschaften<br />
war es, die Asbest in den letzten 100 Jahren<br />
eine Schlüsselrolle für die moderne Zivilisation<br />
einnehmen ließ. Erst sehr spät erkannte man die<br />
gesundheitlichen Folgen inhalierter Asbestfasern auf<br />
das menschliche Lungengewebe. Mit wachsenden<br />
wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen<br />
fanden auch die berufsbedingten, durch Asbest<br />
verursachten Erkrankungen Zug um Zug Eingang in<br />
die Berufskrankheiten-Verordnung.<br />
Hermann Guse, Sachbearbeiter in der Abteilung<br />
„Berufskrankheiten“, stellt sie in Fortsetzung des<br />
Artikels „Vom Wunderstoff zum Schreckgespenst“ in<br />
diesem Beitrag vor.<br />
Abbildung:<br />
Persönliche<br />
Schutzausrüstung<br />
beim Umgang<br />
mit Asbest.<br />
Krankheitsbilder<br />
und ihre Ursachen<br />
Man unterscheidet<br />
asbestbedingte Lungenfibrose<br />
(eigentliche Asbestose),<br />
asbestbedingte Pleuraveränderungen,<br />
asbestbedingten Lungenkrebs,<br />
asbestbedingten Kehlkopfkrebs,<br />
asbestbedingtes Mesotheliom<br />
des Rippen–, Bauchfells<br />
oder des Herzbeutels.<br />
Die asbestbedingte<br />
Lungenfibrose<br />
„Herr Mustermann! Auf ihrer<br />
Lunge ist ein Schatten,<br />
den ich mir nicht erklären<br />
kann. Sie sollten zur Sicherheit<br />
möglichst bald einen<br />
Lungenfacharzt aufsuchen“.<br />
Diese, bei einer<br />
hausärztlichen Routineuntersuchung<br />
des heute<br />
75jährigen M. nachgewiesenen<br />
Veränderungen stellten<br />
sich als Folgen einer<br />
„Asbestose“ heraus. Auch<br />
die Geschichte des 70jährigen<br />
N. unterscheidet sich<br />
kaum von der vorherigen.<br />
„Bei einer Wanderung hatte<br />
ich plötzlich nach einigen<br />
Kilometern Luftnot und<br />
Schmerzen in der Brust.<br />
Mein Hausarzt konnte<br />
nichts Krankhaftes erkennen.<br />
Da sich die Beschwerden<br />
überhaupt nicht zurückbildeten,<br />
überwies er<br />
mich in eine Lungenklinik.<br />
Hier wurde dann eine „Asbestose“<br />
diagnostiziert“.<br />
Diese Schilderungen zeigen<br />
deutlich, wie heimtückisch die<br />
Asbestfaser wirkt: Erst Jahrzehnte<br />
nach einer entsprechenden<br />
(z.B. berufsbedingten) Gefahrstoffbelastung,<br />
man spricht<br />
in diesem Zusammenhang von<br />
der sog. Latenzzeit, also der<br />
Zeit zwischen dem Beginn<br />
der Einwirkung und dem<br />
erstmaligen Feststellen der<br />
Erkrankung, treten die ersten<br />
Zeichen einer Asbestose auf,<br />
d.h. langsam zunehmender<br />
Reizhusten mit Auswurf von<br />
zähem Schleim, Kurzatmigkeit<br />
(besonders bei Belastung),<br />
Brustschmerzen sowie im fortgeschrittenem<br />
Stadium Symptome<br />
einer chroni-schen Bronchitis<br />
und Herzprobleme.<br />
Wie aber ist es nun zur<br />
Asbestose gekommen?<br />
Zur Erinnerung: Infolge der<br />
zellzerstörerischen Wirkung der<br />
Asbestfaser und der damit einhergehenden<br />
ständigen Entzündungsvorgänge<br />
kommt es<br />
zu bindegewebigen Veränderungen<br />
im Lungengewebe. Das<br />
vom Grunde her dehnbare Lungengewebe<br />
wird durch die vielen<br />
Narben starr (sog. „Lungenstarre“);<br />
aus aktivem wird inaktives<br />
Atemgewebe. Diesen Prozess<br />
nennt man im Endzustand<br />
Lungenfibrose.<br />
Die asbestbedingten<br />
Pleuraveränderungen<br />
Die eingeatmeten und in das<br />
Zwischengewebe der Lunge<br />
vorgedrungenen lungengängigen<br />
Asbestfasern besitzen aufgrund<br />
ihrer z.T. nadelförmigen<br />
Gestalt die Fähigkeit, durch die<br />
Lungenbläschen hindurch in<br />
den Bereich des Lungen- und<br />
Rippenfelles, dem Brustfell<br />
(Pleura) einzudringen, zu driften.<br />
Dieser sog. Pleuradrift<br />
führt im Bereich des Brustfelles<br />
– ähnlich wie bei der Asbestfibrose<br />
im Bereich der Lunge zu<br />
ausgedehnten Bindegewebsneubildungen.<br />
Im Röntgenbild<br />
erscheinen sie bis zu zwei cm<br />
oder mehr Flächenausdehnung<br />
im Bereich der Brustwand, des<br />
Zwerchfells und/oder des Herzbeutels<br />
als „plattenartige Veränderungen“,<br />
den sog. Pleuraplaques.<br />
Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
sind die gleichen<br />
wie bei der Asbestose.<br />
Der asbestbedingte<br />
Lungenkrebs<br />
Lungenkrebs umfasst im weitesten<br />
Sinne alle bösartigen<br />
Geschwülste der Lunge; insbesondere<br />
Erstgeschwülste (=<br />
Primärtumore), die meist von<br />
EUKDialog 1/2003
den Bronchien ausgehen (Bronchialkrebs)<br />
sowie aus der Umgebung<br />
(Brustfell) fortgeleitete<br />
und in die Lunge absiedelnde<br />
Krebsgeschülste. In 95 % der<br />
Fälle ist der Lungenkrebs ein<br />
Bronchialkrebs, eine bösartige<br />
Geschwulst der Bronchialschleimhaut,<br />
die, in den Luftröhrenverzweigungenbeginnend,<br />
in die Umgebung wuchert,<br />
dort Bronchialäste verlegt,<br />
Lungenbläschen zerstört<br />
und in Lymphbahnen und Blutgefäße<br />
eindringt. In fast 80 %<br />
aller Fälle kommt es zur Entstehung<br />
von Tochtergeschwülsten<br />
(= Metastasen) in nahegelegene<br />
Lymphknoten bzw., wenn<br />
mit dem Blutstrom verschleppt,<br />
in Leber, Gehirn, Nieren, Nebennieren,<br />
Knochen und vor<br />
allem in der Wirbelsäule. Hinter<br />
den verlegten (wuchernden)<br />
Bronchien wird das Lungengewebe<br />
nicht mehr belüftet, es<br />
fällt in sich zusammen, kann<br />
sich chronisch entzünden und<br />
vereitern.<br />
Im laufenden Jahr werden<br />
in der Bundesrepublik<br />
Deutschland vsl. 40.000<br />
Menschen an einem Bronchialkarzinom<br />
erkranken.<br />
85 bis 90 % aller Lungenkrebspatienten<br />
haben<br />
meist langjährig und intensiv<br />
geraucht. In 10 bis 15%<br />
sind andere Ursachen verantwortlich.<br />
Vor allem berufsbedingte<br />
Gefahrstoffe<br />
(insbesondere Asbest)<br />
spielen hierbei eine maßgebliche<br />
Rolle.<br />
Die Heimtücke des Bronchialkrebses<br />
sind die fehlenden<br />
Früherkennungszeichen, d.h.,<br />
Beschwerden wie z.B. chronischer<br />
Reizhusten, Auswurf mit<br />
oder ohne blutige Beimengungen,<br />
Fieberschübe, Atemnot,<br />
Gewichtsverlust oder Brustschmerzen<br />
sind Spätsymptome<br />
eines fast immer fortgeschrittenen<br />
Tumorstadiums.<br />
Wie kommt es nun<br />
zum asbestbedingten<br />
Lungenkrebs?<br />
Ausgangspunkt ist zunächst die<br />
in das Bronchialgewebe eindringende<br />
lungengängige As-<br />
EUKDialog 1/2003<br />
bestfaser. Dies führt in bestimmten<br />
Zellen zu Reaktionen in der<br />
Erbsubstanz, und zwar mit der<br />
Folge, dass nach Jahrzehnten<br />
dauernder Latenz (s.o.) ein Tumor<br />
klinischen Ausmaßes heranwächst.<br />
Übrigens: Ein rauchender Asbestarbeiter<br />
hat im Vergleich<br />
zu einem Raucher ohne Asbestbelastung<br />
ein 50fach<br />
höheres Lungenkrebsrisiko.<br />
Der asbestbedingte<br />
Kehlkopfkrebs<br />
Inhalierte Asbestfasern kritischer<br />
Abmessungen (siehe<br />
hierzu „EUK-Dialog“ 4/2002)<br />
werden nicht nur in der Lunge<br />
sondern auch im Kehlkopf abgelagert.<br />
Dies kann (wie bereits<br />
beim asbestbedingten Lungenkrebs<br />
aufgezeigt) nach einer<br />
entsprechenden Latenzzeit zu<br />
einem bösartigen Geschulst im<br />
Kehlkopfbereich führen. Die Erkrankung<br />
beginnt mit Heiserkeit,<br />
Schluckbeschwerden und<br />
Fremdkörpergefühl; später treten<br />
Luftnot und Halslymphknotenschwellungen<br />
hinzu.<br />
Auch bei dieser asbestbedingten<br />
Erkrankung gilt eine Dosis-<br />
Häufigkeits-Beziehung und ein<br />
erhöhtes Risikos bei gleichzeitigem<br />
Zigarettenrauchen bzw.<br />
Alkoholkonsum.<br />
Das asbestbedingte<br />
Mesotheliom<br />
Unter einem Mesotheliom versteht<br />
man eine bösartige Gewebsneubildung<br />
der Lungen– /<br />
Rippenfellregion (= Brustfell<br />
oder Pleura), des Bauchfells<br />
oder des Herzbeutels. Dieser<br />
sehr seltene Tumor wird bei asbestbelasteten<br />
Menschen etwa<br />
1000 mal häufiger als in der<br />
allgemeinen Bevölkerung gefunden<br />
und gilt deshalb als so<br />
genannter „Signaltumor der<br />
Asbestgefährdung“; d.h., bei<br />
entsprechendem Verdacht ist<br />
sofort an eine berufliche Verursachung<br />
zu denken und durch<br />
den Arzt eine Berufskrankheitsanzeige<br />
zu fertigen. Anders ausgedrückt:<br />
90 % der Mesotheliome<br />
sind auf eine in der<br />
Regel beruflich bedingte Asbeststaubbelastung<br />
zurück<br />
zu führen. Hinsichtlich der Entstehung<br />
kann auf die bereits<br />
beim Lungenkrebs beschriebenen<br />
Zellreaktionsvorgänge verwiesen<br />
werden.<br />
Erwähnenswert ist in diesem<br />
Zusammenhang, dass im Extremfall<br />
abweichend von der<br />
Dosis-Wirkungs-Beziehung<br />
sehr wenige Tage und Wochen<br />
einer Asbestbelastung ausreichend<br />
sein können, da bereits<br />
eine relativ geringe Einwirkung<br />
ein Mesotheliom verursachen<br />
kann.<br />
Nachdem nun das „theoretische<br />
Fundament“ gelegt ist,<br />
sollen jetzt die durch Asbest<br />
verursachten Berufskrankheiten<br />
vorgestellt und anhand praktischer<br />
Beispiele erörtert werden.<br />
Die asbestbedingtenBerufskrankheiten<br />
(BK)<br />
Die Anlage der Berufskrankheitenverordnung<br />
(BKV) enthält<br />
drei asbestinduzierte Erkrankungen<br />
als Berufskrankheiten.<br />
Es handelt sich hierbei um<br />
die BK-Nr. 4103<br />
Asbeststaublungenerkrankung<br />
(Asbestose)<br />
oder durch asbeststaubverursachteErkrankungen<br />
der Pleura,<br />
die BK-Nr. 4104<br />
Lungenkrebs- oder Kehlkopfkrebs,<br />
in Verbindung<br />
mit (i.V.m.) Asbeststaublungenerkrankungen<br />
(Asbestose), i.V.m. durch<br />
Asbeststaub verursachter<br />
Erkrankung der Pleura<br />
oder<br />
bei Nachweis der Einwirkung<br />
einer kumulativen<br />
Asbestfaserstaub-Dosis<br />
am Arbeitsplatz von mindestens<br />
25 Faserjahren<br />
und die BK-Nr. 4105<br />
durch Asbest verursachtes<br />
Mesotheliom des<br />
Rippenfells, des Bauchfells<br />
oder des Herzbeutels.<br />
Unfallversicherung<br />
Um zu verstehen, welchen Stellenwert<br />
bzw. welche katastrophalen<br />
Dimensionen die asbestverursachtenBerufskrankheiten<br />
zwischenzeitlich im Berufskrankheitengescheheneingenommen<br />
haben, zunächst<br />
nachstehende Fakten:<br />
70% der berufsbedingten<br />
Krebserkrankungen<br />
sind asbestbedingt;<br />
zwischen den Jahren<br />
1980 und 1999 waren<br />
10287 Todesfälle durch<br />
AsbestBK‘en zu verzeichnen;<br />
davon alleine<br />
im Jahre 1999 ca. 1000<br />
Asbesttote (und damit<br />
etwa 180 Tote mehr als<br />
durch Arbeitsunfälle);<br />
der Gipfel AsbeststaubverursachterKrebserkrankungen<br />
ist aufgrund<br />
des Latenzzeit-Phänomens<br />
mit jährlich ca.<br />
3000 Neuerkrankungen<br />
erst in den Jahren 2015<br />
bis 2020 zu erwarten;<br />
ca. 19% der BK-Ausgaben<br />
sind auf die Asbest-<br />
BK‘en zurück zu führen;<br />
bei der EUK nehmen die<br />
asbestbedingten Berufserkrankungsanzeigen<br />
mittlerweile einen Anteil<br />
von 23% ein.<br />
Das „Feststellungsverfahren“<br />
Da bereits im „EUK-Dialog”<br />
Ausgaben 2/2002 und 3/2002<br />
die einzelnen Verfahrensschritte<br />
des sog. Feststellungs- oder<br />
Verwaltungsverfahrens ausführlich<br />
dargestellt wurden, wird in<br />
diesem Beitrag nur auf die „Besonderheiten“<br />
eingegangen.<br />
Nachweisschwierigkeiten<br />
hinsichtlich der berufsbedingten<br />
Asbestbelastung<br />
Beispielhaft zunächst drei an<br />
den Unfallversicherungsträger<br />
(UVTr) gerichtete Arztberichte:<br />
Fall 1: „Die stationäre Aufnahme<br />
des 80jährigen M.<br />
erfolgte zur weiteren <br />
9
Unfallversicherung<br />
10<br />
Abklärung einer Lungenfibrose<br />
unter dem Verdacht<br />
auf eine Asbestose bei seit<br />
zwei bis drei Jahren zunehmender<br />
Atemstörung<br />
und verstärktem Hustenreiz.<br />
Der Patient berichtete,<br />
in den fünfziger Jahren<br />
auf verschiedenen Werften<br />
als Maschinenschlosser<br />
und anschließend bis zu<br />
seiner Berentung im Waggonbau<br />
der Deutschen<br />
Bundesbahn tätig gewesen<br />
zu sein. Unsere Untersuchungen<br />
ergaben, dass<br />
von einer Asbestose auszugehen<br />
ist. Bitte veranlassen<br />
Sie die weitere Abklärung“.<br />
Fall 2: „Der 65jährige M.<br />
wurde uns vom Hausarzt<br />
überwiesen, nachdem dieser<br />
im Rahmen einer konventionellenRöntgendiagnostik<br />
einen auffälligen Befund<br />
an der linken Lunge<br />
feststellte. Bei der Aufnahme<br />
berichtete der Patient<br />
über einen seit 5 Wochen<br />
bestehenden Husten mit<br />
geringem grün-gelben<br />
Auswurf sowie über<br />
Schmerzen im Halswirbelsäulen-Bereich<br />
mit Ausstrahlung<br />
in den Brustraum.<br />
Im Rahmen der Abklärung<br />
konnten wir ein<br />
kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />
sichern. Der Patient<br />
gab an, beruflich bis ca.<br />
1980 mit Asbest gearbeitet<br />
zu haben. Mit diesem<br />
Brief erfolgt gleichzeitig eine<br />
Meldung an den Gewerbearzt“.<br />
Fall 3: „Die Aufnahme des<br />
Patienten erfolgte zur weiteren<br />
Abklärung der seit<br />
mehreren Wochen geklagten<br />
Schmerzen im linken<br />
Brustraumbereich und der<br />
massiven Gewichtsabnahme<br />
in den vergangenen<br />
sechs Monaten . Er berichtete,<br />
dass er in den siebziger<br />
Jahren im Rahmen seiner<br />
Malerlehre gelegentlich<br />
mit asbestgebundenen<br />
Heizkörperverkleidungen<br />
hantieren musste. Unsere<br />
Untersuchungen haben<br />
den bereits auswärtig geäußerten<br />
Verdacht eines<br />
Pleuramesothelioms bei<br />
dem 49-jährigen Patienten<br />
bestätigt. Wegen der fortgeschrittenenMetastasierung<br />
ist eine Therapie leider<br />
nicht mehr möglich“.<br />
Wenn man bedenkt, dass das<br />
heutige asbestbedingte Berufskrankheitengeschehen<br />
die Asbestfeinstaubgefährdung<br />
der<br />
sechziger und siebziger Jahre<br />
widerspiegelt, so machen diese<br />
Beispiele – ungeachtet des<br />
jeweiligen individuellen Schicksals<br />
– eines deutlich: Die Nachweisschwierigkeiten<br />
des UVTr<br />
hinsichtlich der Frage, ob ein<br />
Zusammenhang zwischen der<br />
versicherten Tätigkeit und der<br />
daraus resultierenden Einatmung<br />
von Asbest-feinstaub<br />
besteht. Während z.B. beim Arbeitsunfall<br />
die Dauer der ursächlich<br />
schädigenden Einwirkung,<br />
etwa bei einem Leitersturz nach<br />
Sprossenbruch, Sekundenbruchteile<br />
beträgt, kann diese<br />
bei asbestbedingten Erkrankungen<br />
Monate bis viele Jahrzehnte<br />
dauern. Außerdem tritt<br />
die Wirkung, das heißt der Körperschaden<br />
bzw. die Berufskrankheit,<br />
beim Arbeitsunfall<br />
zeitlich unmittelbar, bei asbestbedingten<br />
Erkrankungen jedoch<br />
erst nach jahrzehntelanger<br />
Latenzzeit (s.o.) ein.<br />
Asbestverursachte Erkrankungen<br />
sind deshalb typische<br />
Beispiele für industrielle<br />
Latenzschäden.<br />
Aus Erfahrungen, die<br />
man in den letzten Jahren<br />
gewonnen hat, weiß<br />
man heute, dass die mittleren<br />
Latenzzeiten für die<br />
Erkrankung an<br />
einer Lungenasbestose<br />
bis zum Beginn einer entschädigungspflichtigen<br />
Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />
(MdE) ca. 21<br />
Jahre,<br />
einem Lungenkrebs<br />
nach Asbestfeinstaubgefährdung<br />
am Arbeits-<br />
platz bis zur Diagnose<br />
ca. 25 Jahre und<br />
einem asbestverursachten<br />
Mesotheliom bis zur<br />
Diagnose ca. 30 Jahre<br />
betragen.<br />
In diesem Sinne wurde auch<br />
der Begriff der „30-Jahres-<br />
Regel“ geprägt.<br />
In Extremfällen kommen sogar<br />
Latenzzeiten von 50 Jahren und<br />
mehr vor. Es liegt auf der Hand,<br />
dass nach so langer Zeit z.B.<br />
die entsprechenden Arbeitsplätze<br />
oft nicht mehr<br />
vorhanden und auch nicht<br />
mehr reproduzierbar sind,<br />
unter Berücksichtigung<br />
häufiger Arbeitsplatzwechsel<br />
in verschiedenen Gewerbezweigen<br />
in der Regel<br />
qualifizierte, sicherheitstechnisch<br />
objektivierte<br />
Messdaten für Jahrzehnte<br />
zurückliegende Arbeitsplatzverhältnisse<br />
fehlen,<br />
die technischen Aufsichtsdienste<br />
und Arbeitsmediziner<br />
die „Altsituation“ nur<br />
noch aus Büchern und Filmen<br />
kennen und<br />
die Betroffenen sich selbst<br />
oftmals an eine Belastung<br />
nicht erinnern können, weil<br />
sie um die Gefahren nicht<br />
wussten.<br />
Wie also kann der UVTr der<br />
vom Gesetzgeber aufgetragenen<br />
Ermittlungspflicht hinsichtlich<br />
der Asbestexposition gerecht<br />
werden (dies auch unter<br />
dem Gesichtspunkt einer einheitlichen<br />
Verwaltungspraxis<br />
bzw. Rechtsanwendung) und<br />
wie können aufwändige messtechnische<br />
Verfahren (auf die<br />
im Rahmen dieses Beitrages<br />
nicht eingegangen wird) zur Berechnung<br />
der Asbeststaubbelastung<br />
am Arbeitsplatz vermieden<br />
werden?<br />
Die Lösung findet sich im sog.<br />
BK-Report „Faserjahre“,<br />
d.h., zur Beurteilung der früheren<br />
und gegenwärtigen Asbeststaubbelastung,<br />
der sog.<br />
(Asbeststaubexposition), ha-<br />
ben sich die UVTr entschlossen,<br />
Expositionstabellen und<br />
Gefährdungskataster über Asbestfaserkonzentrationen<br />
zu<br />
erstellen, die alle zur Verfügung<br />
stehenden Messwerte der Berufsgenossenschaften<br />
und die<br />
Veröffentlichungen der nationalen<br />
und internationalen Asbestliteratur<br />
zu einzelnen Tätigkeiten<br />
berücksichtigen. Die entsprechenden<br />
Ergebnisse sind<br />
im BK-Report „Faserjahre“ veröffentlicht<br />
und werden durch<br />
die permanent neu gewonnenen<br />
Erkenntnisse ständig aktualisiert.<br />
Mit diesem Report können<br />
in einer Vielzahl von Fällen<br />
die Beweisschwierigkeiten, die<br />
beim Zustand der objektiven<br />
Beweislosigkeit sonst zu Lasten<br />
der Versicherten oder Hinterbliebenen<br />
gehen würden,<br />
überwunden werden.<br />
Keinesfalls dürfen jedoch die<br />
Konzentrationswerte in diesem<br />
Report ohne die vorherige Ermittlung<br />
der tatsächlichen Arbeitstätigkeit<br />
und der konkreten<br />
Arbeitsbelastungen am Arbeitsplatz<br />
angewendet werden.<br />
Ohne einen Nachweis zu Art,<br />
Dauer und Qualität der Tätigkeit<br />
mit Asbestexposition können<br />
Beweislücken nicht durch<br />
allgemeine Erfahrungswerte zu<br />
vermeintlichen berufstypischen<br />
Tätigkeiten aus diesem Report<br />
geschlossen werden. Es ist z.B.<br />
nicht zulässig, allein aus dem<br />
Beruf „Isolierer“ im Rentenversicherungsnachweis<br />
auf Tätigkeiten<br />
mit Asbestexposition<br />
standardmäßig rück zu schließen<br />
und Faserwerte im Mittelwert<br />
verschiedener Tätigkeiten<br />
hoch zu rechnen.<br />
Hieraus ergibt sich:<br />
Die schädigende Tätigkeit<br />
muss im Vollbeweis gesichert<br />
werden. Liegen keine<br />
Anknüpfungstatsachen für<br />
eine beruflich bedingte Asbestbelastung<br />
vor, kommt<br />
eine Anwendung von Konzentrationswerten<br />
nach dem<br />
Faserreport nicht in Betracht.<br />
Was aber hat es nun mit dem<br />
Begriff der „Faserjahre“, der uns<br />
EUKDialog 1/2003
ja schon bei der Definition der<br />
BK-Nr. 4104 erstmalig begegnet<br />
ist, auf sich?<br />
Faserjahre (Fj)<br />
Um die berufliche Asbestexposition<br />
beurteilen zu können, hat<br />
der Technische Aufsichtsdienst<br />
(TAD) der jeweils zuständigen<br />
Berufsgenossenschaft eine<br />
Berechnung der gesamten<br />
beruflichen Asbestfaserstaubeinwirkung,<br />
der Faserjahre,<br />
vorzunehmen (man<br />
spricht auch von der kumulativen<br />
Asbestfaserstaub-Dosis),<br />
wobei das Faserjahr weder eine<br />
physikalische Maßeinheit noch<br />
eine technische Messgröße,<br />
sondern ein grobes arbeitstechnisches<br />
bzw. arbeitsmedizinisches<br />
Schätzmaß für die Höhe<br />
bzw. Intensität einer Asbestexposition<br />
am Arbeitsplatz ist.<br />
Das Faserjahr wird definiert<br />
als Produkt aus der<br />
Konzentration einer einjährigen<br />
arbeitstäglich achtstündigen<br />
Einwirkung von<br />
einer Million Asbestfasern<br />
kritischer Abmessungen<br />
(d.h. Asbestteilchen mit einem<br />
Faserdurchmesser<br />
unter 3/1000 mm) pro Kubikmeter<br />
Luft am Arbeitsplatz<br />
bei 240 Arbeitstagen.<br />
Zugegeben keine leichte Kost;<br />
zum besseren Verständnis soll<br />
deshalb die nachstehende Arbeitsplatzanalyse<br />
des TAD der<br />
EUK bzgl. einer fraglichen BK–<br />
Nr. 4104 beitragen; in dieser<br />
wurde (verkürzt) Folgendes ausgeführt:<br />
„Der Versicherte wurde zu seinen<br />
Tätigkeiten beim Werk K.<br />
persönlich befragt. Er gab nachweisbar<br />
an, dass er von 1967<br />
bis 1980 als Wagenschlosser<br />
im Reisezugwagenunterbau,<br />
von 1981 bis 1989 als Arbeiter<br />
in der Asbestsanierung und anschließend<br />
bis 10/1995 als Wagenschlosser<br />
in der Fahrzeuginstandhaltung<br />
beschäftigt war.<br />
Als Schlosser im Wagenunterbau<br />
hatte Herr M. im Rahmen<br />
der Aufarbeitung der Fahrzeugbremsen<br />
arbeitsbedingten<br />
Umgang mit asbesthaltigen<br />
Bremsklötzen bzw. Bremsbe-<br />
EUKDialog 1/2003<br />
lägen. Ab ca. 1970 wurden dem<br />
Werk K. Reisezugwagen mit<br />
spritzasbestisolierten Dächern<br />
zur Aufarbeitung zugeführt. Die<br />
Arbeitsgruppe des M. musste<br />
hierbei die Dachverkleidungen<br />
entfernen bzw. mechanisch<br />
bearbeiten, um Arbeiten an den<br />
Rohrleitungen und Armaturen<br />
der Wasser-, Heizungs sowie<br />
WC-Anlage im Dachbereich der<br />
Reisezugwagen durchführen zu<br />
können. Wegen dem seinerzeit<br />
sorglosen Umgang mit asbesthaltigen<br />
Produkten und den fehlenden<br />
technischen und persönlichen<br />
Schutzmaßnahmen<br />
war M. in dieser Zeit einer permanentenAsbeststaubexposition<br />
ausgesetzt. Dies muss auch<br />
für die Arbeiten in der Asbestsanierung<br />
von Reisezugwagen<br />
angenommen werden, wo der<br />
Versicherte die aus Spritzasbest<br />
bestehenden Isolierungen<br />
im Dachbereich der Reisezugwagen<br />
entfernen musste. Erst<br />
im Jahre 1983 wurden erste<br />
persönliche Schutzmaßnahmen<br />
eingeführt und in den nachfolgenden<br />
Jahren intensiviert.<br />
Ab 1.1.1990 wurde dann die<br />
Asbestsanierung nur noch in<br />
speziell hergerichteten Außenbereichen<br />
unter Beachtung<br />
sämtlicher Schutzmaßnahmen<br />
durchgeführt.<br />
Zusammenfassend war der<br />
Versicherte in der Zeit von 1966<br />
bis 12/1989 einer Asbeststaubbelastung<br />
von 19,5 Faserjahren<br />
ausgesetzt; damit sind die<br />
arbeitstechnischen Voraussetzungen<br />
gemäß Merkblatt zur<br />
BK-Nr. 4104 BKV als erfüllt anzusehen“.<br />
Die Faserjahrberechnung könnte<br />
– vereinfacht dargestellt –<br />
wie folgt aussehen:<br />
Zeitraum: 1967 bis 1982<br />
Faserkonzentration gem.<br />
„Report“<br />
ca.1 F/cm3 , d.h.<br />
16 Jahre x 1 = 16 Fj.<br />
Zeitraum: 1983 bis 1989<br />
Faserkonzentration gem.<br />
„Report“<br />
ca.0,5 F/cm3 , d.h.<br />
7 Jahre x 0,5 = 3,5, Fj.<br />
Gesamt:<br />
16 Fj. + 3,5 Fj. = 19,5 Fj.<br />
Zur Klarstellung: Diese Berechnung<br />
hat jeder UVTr in seinem<br />
Zuständigkeitsbereich, also für<br />
die Firmen, bei denen der Versicherte<br />
im Laufe seines Berufslebens<br />
vermeintlich asbestbedingt<br />
tätig war, durchzuführen;<br />
die vollständigen Bewertungsgrundlagen<br />
ergeben dann die<br />
berufliche Asbestgesamtbelastung.<br />
Trotz dieses auf der Hand liegenden<br />
zeitlichen Ermittlungsaufwandes<br />
hat das Faserjahrekonzept<br />
maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass die Feststellungsverfahren<br />
massiv erleichtert<br />
und beschleunigt werden<br />
konnten.<br />
Nun noch einige Bemerkungen<br />
zur versicherungsrechtlichen<br />
Bedeutung einer am Arbeitsplatz<br />
(oder an den Arbeitsplätzen)<br />
nachgewiesenen Exposition<br />
von (mindestens) 25 Asbestfaserjahren<br />
hinsichtlich<br />
der Anerkennung eines Lungenkrebses<br />
im Sinne einer BK<br />
4104 (s.o.).<br />
Diese setzt – unter der Voraussetzung,<br />
dass eine berufliche<br />
Asbestbelastung nachgewiesen<br />
werden konnte – tatbestandsmäßig<br />
voraus:<br />
eine Asbeststaublungenerkrankung<br />
oder<br />
eine mit durch Asbeststaub<br />
verursachte Erkrankung der<br />
Pleura<br />
und einen Lungenkrebs.<br />
Die gen. Bedingungen sind im<br />
sog. Vollbeweis zu sichern,<br />
d.h., wenn sich z.B. der Verdacht<br />
eines Lungenkrebses im<br />
Rahmen der diagnostischen<br />
Abklärung nicht bestätigen<br />
lässt, fehlt es am geforderten<br />
(Erkrankungs-) Beweis und somit<br />
an einer Anerkennungsvoraussetzung.<br />
Wie aber ist versicherungsrechtlich<br />
zu verfahren, wenn ein Lungenkrebs<br />
tatsächlich vorliegt,<br />
es jedoch an einem der (asbestbedingten)<br />
sog. medizinischen<br />
Brückensymptomen<br />
fehlt, d.h., der Nachweis einer<br />
Unfallversicherung<br />
Lungenfibrose oder einer asbestbedingtenPleuraerkrankung<br />
nicht erbracht werden<br />
kann?<br />
Diesen Sachverhalt hatte der<br />
Gesetzgeber vor Augen, als er<br />
die bereits seit 1942 in Kraft<br />
getretene BK 4104 am 1.1.1993<br />
dahingehend erweiterte, dass<br />
ein Lungenkrebs auch dann als<br />
durch Asbest verursachte Berufskrankheit<br />
anzuerkennen ist,<br />
wenn trotz fehlender medizinischer<br />
Brückensymptome (und<br />
gesicherter Diagnose eines primären<br />
Lungenkrebses) eine Exposition<br />
von (mindestens) 25<br />
Faserjahren nachgewiesen werden<br />
kann.<br />
Dieser Regelung lagen wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse in Form<br />
von Dosis-Wirkungs-Beziehungen<br />
zu Grunde, dass bei Beschäftigten<br />
dreier arbeitsmedizinisch<br />
bedeutsamer Bereiche<br />
(Asbestzementindustrie,<br />
Asbesttextilindustrie und Asbestisolierbranche)<br />
eine Verdoppelung<br />
der Sterberate an<br />
Lungenkrebs im Vergleich zur<br />
übrigen Bevölkerung bei Erreichen<br />
einer bestimmten kumulativen<br />
Asbestfaserstaub-Dosis<br />
auftrat; als verallgemeinerungsfähige<br />
Verdopplungsdosis wurden<br />
25 Fj. angesehen.<br />
Anmerkung<br />
Die Beweiserleichterung gilt<br />
selbstverständlich auch bzgl.<br />
des Kehlkopfkrebses im Sinne<br />
einer BK 4104.<br />
Im nächsten und abschließenden<br />
Beitrag zum Thema Asbest<br />
werden insbesondere die<br />
asbesttypischen Krankheitsbilder,<br />
die diagnostischen Maßnahmen,<br />
die MdE-Einschätzung<br />
etc. vorgestellt. <br />
11
Telegramm<br />
Wesentliche Änderungen sind:<br />
Erweiterung des Geltungsbereiches<br />
In den Geltungsbereich der UVV<br />
wurden Schleifkörper aus Faservlies<br />
mit Schleifmittel aufgenommen<br />
(§ 2 Abs.1 Nr.4).<br />
Anpassung und Ergänzung<br />
der sicherheitstechnischen<br />
Anforderungen an Schleifwerkzeuge<br />
und zusätzliche<br />
Einrichtungen.<br />
Schleifwerkzeuge müssen nun<br />
direkt auf dem Werkzeug mit<br />
Farbstreifen für die Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
sowie<br />
der Dreh- und Laufrichtung gekennzeichnet<br />
sein (siehe Abbildung),<br />
da nur hiermit der Zweck<br />
der Kennzeichnung erfüllt wird<br />
(§ 4 Abs.1). Die Durchführung<br />
der Kennzeichnung wird im<br />
Anhang 1 geregelt.<br />
Neu ist die Anforderung in § 4<br />
Abs. 6 zur Kennzeichnung von<br />
Schleifwerkzeugen, die für ihre<br />
Verwendung zu mehreren<br />
Scheiben zusammengespannt<br />
werden.<br />
Die Anforderung bezüglich der<br />
Seitenbelastbarkeit wurde auf<br />
Schleifkörper mit kleinen<br />
Außendurchmessern erweitert,<br />
weil zunehmend relativ dünne<br />
Schleifscheiben mit kleinen<br />
Durchmessern in Verkehr gebracht<br />
werden, die ohne eine<br />
entsprechende Anforderung als<br />
nicht sicher angesehen werden<br />
(§ 5 Abs. 2 Nr. 2). Zusätzlich<br />
aufgenommen wurden in § 5<br />
Abs. 2 Nr.2-4 Anforderungen<br />
an Schleifkörper mit Diamant<br />
oder Bornitrid betreffend der<br />
Biege- und Abscherfestigkeit,<br />
12<br />
1. Nachtrag zur UVV<br />
„Schleif- und Bürstwerkzeuge“<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> (neu <strong>GUV</strong>-V D12)<br />
Der Nachtrag zur UVV „Schleif- und Bürstwerkzeuge“ bringt neue Regelungen<br />
zum Geltungsbereich und zu den sicherheitstechnischen Anforderungen.<br />
Prüfnachweise werden vereinfacht, Durchführungsanweisungen angepasst und<br />
ergänzt.<br />
wie sie in der Vergangenheit<br />
bereits im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens<br />
vom DeutschenSchleifscheibenausschuss<br />
(DSA) verlangt worden<br />
waren. Außerdem wird für alle<br />
Schleifkörper mit metallischem<br />
Grundkörper die zulässige plastische<br />
Verformung des Grundkörpers<br />
unter Fliehkraftbeanspruchung<br />
begrenzt. Die Anforderungen<br />
an Schleifbänder<br />
und Schleifhülsen wurden durch<br />
die geänderte Definition des<br />
Sicherheitsfaktors den praktischen<br />
Prüfmöglichkeiten angepasst<br />
(§ 5 Abs. 5), die Anforderungen<br />
an Schleifteller in § 5<br />
Abs. 6 neu festgeschrieben.<br />
Anforderungen an Zwischenlagen<br />
wurden durch Aufnahme<br />
eines neuen § 7 Abs. 1 ergänzt.<br />
Auf Grund der Änderungen in §<br />
4 wurden in Anlage 1 inhaltliche<br />
Änderungen erforderlich, die mit<br />
einer redaktionellen Überarbeitung<br />
der Tabelle verbunden<br />
wurden. In Anlage 2 wurden in<br />
den Tabellen verschiedene Einzelwerte<br />
der Arbeitshöchstgeschwindigkeiten<br />
unter Berücksichtigung<br />
von Erfahrungen aus<br />
der Zertifizierung von Schleifwerkzeugen<br />
und der Entwicklung<br />
europäischer Sicherheitsnormen<br />
für Schleifwerkzeuge<br />
geändert.<br />
Ergänzung und Korrektur<br />
der Anforderungen zum Betreiben<br />
von Schleifwerkzeugen<br />
Grundsätzlich dürfen nur<br />
Schleifwerkzeuge verwendet<br />
werden, die den Anforderungen<br />
nach §§ 4 und 5 entsprechen<br />
(§ 9 Abs. 1).<br />
Auf Grund der Änderung in § 5<br />
Abs. 5 war eine Ergänzung zur<br />
Verwendung von Schleifbändern<br />
und Schleifhülsen erforderlich<br />
(§ 9 Abs. 2 Nr. 2) und in<br />
§ 11 Abs. 2 war neben einer<br />
redaktionellen Überarbeitung<br />
zur Verbesserung des Verständnisses<br />
eine Richtigstellung unter<br />
Nr. 8 erforderlich.<br />
Prüfnachweise<br />
Der bisherige § 15 „Prüfungen“<br />
ist entfallen. Für Schleif- und<br />
Bürstwerkzeuge, die keiner<br />
Baumusterprüfung zu unterziehen<br />
sind, wird das Verfahren<br />
zur Prüfung auf Einhaltung der<br />
Bestimmungen von § 5 durch<br />
den Unternehmer vereinfacht.<br />
Auf eine ausdrückliche Bescheinigung<br />
des Herstellers wird verzichtet,<br />
weil ein derartiges Bescheinigungsverfahrenzusätzlich<br />
zur Kennzeichnung der<br />
Schleifwerkzeuge nach § 4 nicht<br />
der Praxis entspricht und andererseits<br />
aus Gründen der Sicherheit<br />
ein aufwendiges Bescheinigungsverfahren<br />
nicht<br />
gerechtfertigt erscheint. In Folge<br />
der Streichung des § 15<br />
werden Änderungen bezüglich<br />
der Prüfzeichen in § 4 Abs. 1 Nr.<br />
2 erforderlich, in dem nunmehr<br />
eine Bestätigung der Übereinstimmung<br />
der Schleifwerkzeuge<br />
mit den Anforderungen der<br />
Vorschrift verlangt wird.<br />
Anpassung der Durchführungsanweisungen<br />
Entsprechend den Änderungen<br />
im Normtext wurden die Durchführungsanweisungenangepasst<br />
und ergänzt. Die Verweise<br />
auf andere Richtlinien und<br />
Grundsätze wurden aktualisiert.<br />
Abbildung:<br />
Schleifscheibe mit neuer<br />
Kennzeichnung, Farbstreifen, der<br />
die Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
angibt.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
Die wesentlichen Änderungen<br />
in der Vorschrift betreffen die<br />
veränderten Beschaffenheitsanforderungen<br />
für Schleifwerkzeuge.<br />
Sie stellen eine formale<br />
Anpassung an den Stand der<br />
Technik dar, so dass sich daraus<br />
für den Unternehmer und die<br />
Versicherten kein zusätzlicher<br />
Handlungsbedarf ergibt.<br />
In allen Werkzeuggruppen bleibt<br />
das Sicherheitsniveau bestehen.<br />
Außerdem wird eine Angleichung<br />
an europäische Sicherheitsnormen<br />
für Schleifwerkzeuge<br />
erreicht und die<br />
Auflösung des DSA berücksichtigt.<br />
Von praktischer Bedeutung<br />
für die Beschaffung und Auswahl<br />
der Werkzeuge sind die<br />
veränderten Kennzeichnungsanforderungen<br />
für die Schleifwerkzeuge.<br />
<br />
EUKDialog 1/2003
Übermüdung am<br />
Steuer<br />
Übermüdung am Steuer ist eine<br />
häufige Unfallursache in<br />
Deutschland. Bei jedem vierten<br />
bis fünften schweren Verkehrsunfall<br />
ist Müdigkeit ein Auslöser.<br />
Ein kleines „Nickerchen“ auf einem<br />
Rastplatz kann die Leistungsfähigkeit<br />
des Fahrers erheblich<br />
verbessern.<br />
Viele Autofahrer sind oft nicht<br />
genügend ausgeruht, wenn sie<br />
ihre Fahrt beginnen und gehen<br />
damit ein großes Unfallrisiko ein.<br />
Daher gilt die Grundregel, alle<br />
Fahrten gut ausgeschlafen anzutreten.<br />
Sollten sich aber dennoch<br />
erste Anzeichen von Müdigkeit<br />
wie schwere Augenlider<br />
oder Augenbrennen einstellen,<br />
hilft ein kleines „Nickerchen“ auf<br />
einem Parkplatz oder einer<br />
Raststätte, so der Deutsche<br />
Verkehrssicherheitsrat (DVR).<br />
DVR-Umfrage:<br />
Große Unkenntnis<br />
über Baumalleen<br />
Im Jahre 2001 starben 1.632<br />
Verkehrsteilnehmer beim Aufprall<br />
gegen einen Baum. Damit<br />
kamen fast ein Viertel aller Getöteten<br />
(23,4 Prozent) bei<br />
Baumunfällen ums Leben. Häufig<br />
ist zu hohes Tempo die Ursache<br />
für die schweren Folgen<br />
bei Baumunfällen. Den Autofahrern<br />
ist offenbar zu wenig<br />
bewusst, welche Folgen ein<br />
Aufprall gegen einen Straßenbaum<br />
nach sich zieht, erklärt<br />
der Deutsche Verkehrssicherheitsrat<br />
(DVR).<br />
Nahezu ein Drittel aller Fahrer<br />
meinen, dass Bäume an der<br />
Straße nur dann gefährlich seien,<br />
wenn sie näher als 1,50 m<br />
am Straßenrand stehen. Dies<br />
ergab eine repräsentative Umfrage<br />
im Auftrage des DVR.<br />
Richtig ist hingegen, dass auch<br />
Bäume, die mehrere Meter weit<br />
vom Straßenrand entfernt stehen,<br />
im Falle eines Aufpralles<br />
schwere Folgen hervorrufen. 13<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Wie lange man schlafen sollte,<br />
um die Fahrt fortsetzen zu können,<br />
hängt vom individuellen<br />
Müdigkeitszustand und vom<br />
Schlafhaushalt der vorangegangenen<br />
Tage ab. So können sich<br />
die Fahrleistungen bei manchen<br />
Fahrern bereits nach einem<br />
Schlaf von ca. 15 Minuten erheblich<br />
verbessern. Bei anderen<br />
hingegen kann das gleiche<br />
Ergebnis erst nach einer Stunde<br />
oder noch längerer Schlafzeit<br />
erreicht werden.<br />
Das Öffnen des Fensters oder<br />
laute Musik können fehlenden<br />
Schlaf nicht ersetzen. Dies gilt<br />
Prozent der Befragten waren<br />
der Ansicht, dass man in einer<br />
Allee am Tage ohne Licht fahren<br />
sollte, da sonst der Gegenverkehr<br />
geblendet würde. Richtig<br />
ist hingegen, das Abblendlicht<br />
einzuschalten, da auch am<br />
Tage in Alleen durch den häufigen<br />
Hell- Dunkelwechsel<br />
schwierige Sichtverhältnisse<br />
herrschen. Über 12 Prozent<br />
waren der Ansicht, man könne<br />
in einer Baumallee in einer kritischen<br />
Situation meist noch<br />
zwischen den Bäumen hindurchsteuern.<br />
In einer Allee<br />
nicht nur bei Nachtfahrten,<br />
wenn sich der Körper in einer<br />
Ruhephase befindet, sondern<br />
auch tagsüber, vor allem in den<br />
Morgenstunden. Kritisch ist<br />
zudem, dass die meisten Fahrer<br />
sich nicht eingestehen, übermüdet<br />
zu sein. Doch bei den<br />
ersten spürbaren Anzeichen<br />
von Müdigkeit ist die Aufmerksamkeit<br />
bereits stark eingeschränkt.<br />
Dann ist es für ein<br />
kurzes Schläfchen noch nicht<br />
zu spät. Auch wenn dies die<br />
Fahrt verzögert, ist es die wirksamste<br />
Maßnahme gegen<br />
Übermüdung. <br />
werden die Bäume allerdings<br />
beim Abkommen von der Fahrbahn<br />
für den Fahrer zu einer<br />
geschlossenen Wand. Ein Hindurchsteuern<br />
ist schon bei geringeren<br />
Geschwindigkeiten<br />
nicht mehr möglich. Das Fahrzeug<br />
prallt in jedem Fall gegen<br />
den Baum. Nur 41 Prozent der<br />
befragten Fahrer wussten, dass<br />
man beim Aufprall mit einem<br />
Pkw gegen einen Baum bereits<br />
bei einer Aufprallgeschwindigkeit<br />
von 30 km/h schwer verletzt<br />
werden kann.<br />
Im Herbst und im Winter kommen<br />
zusätzliche Risikofaktoren<br />
für Straßen mit Bäumen am<br />
Rand hinzu: Feuchtes Laub<br />
macht die Alleen zu gefährlichen<br />
Rutschbahnen mit Schleudergefahr<br />
und verlängert den<br />
Bremsweg. In der kalten Jahreszeit<br />
besteht zudem zwischen<br />
den Bäumen erhöhte Glatteisgefahr.<br />
Der DVR rät deshalb<br />
allen Kraftfahrern, überall dort,<br />
wo Bäume am Fahrbahnrand<br />
stehen, das Tempo zu reduzieren,<br />
Licht einzuschalten und den<br />
Verhältnissen angepasst zu fahren.<br />
<br />
Telegramm<br />
Unfallrisiko Nebel<br />
Sogeffekt kann zu Massenunfällen<br />
führen<br />
In der „dunklen“ Jahreszeit<br />
taucht häufig und teilweise überraschend<br />
Nebel auf. Die Sichtweite<br />
des Fahrers ist im Nebel<br />
stark eingeschränkt. Doch der<br />
Nebel bewirkt noch Weiteres:<br />
Entfernungen werden falsch<br />
eingeschätzt. Besonders wenn<br />
der Nebel nicht allzu dicht ist,<br />
erscheinen Gegenstände auf<br />
oder neben der Fahrbahn weiter<br />
entfernt, als sie tatsächlich<br />
sind, erklärt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat.<br />
Viele Verkehrsteilnehmer<br />
rechnen nicht<br />
mit dieser Sinnestäuschung,<br />
halten deshalb zu wenig Abstand.<br />
Massenunfälle bei Nebel können<br />
leicht entstehen, wenn in<br />
einer Kolonne die Wagen zu<br />
schnell und zu dicht hintereinander<br />
fahren. Für viele Fahrer<br />
entsteht durch die roten Rücklichter<br />
des Vorausfahrenden ein<br />
Sogeffekt, durch die Scheinwerfer<br />
des Nachfolgenden im<br />
Rückspiegel ein Druckeffekt.<br />
Bei schlechter Sicht sollte man<br />
sich nur am rechten Fahrbahnstreifen<br />
– nicht am Rücklicht<br />
des Vorausfahrenden und auch<br />
nicht am Mittelstreifen – orientieren.<br />
Das Anhängen an den<br />
Vorausfahrenden ist eine der<br />
häufigsten Ursachen für die<br />
Auffahrunfälle im Nebel.<br />
Sobald eine Nebelwand auftaucht,<br />
sollte man sofort das<br />
Tempo reduzieren und den Sicherheitsabstand<br />
wesentlich<br />
vergrößern. Wenn man die ersten<br />
Nebelschwaden sieht, unbedingt<br />
das Fahrlicht einschalten!<br />
Besonders gefährlich sind Nebelwände,<br />
mit denen man nicht<br />
gerechnet hat. Deshalb sollte<br />
man an Flüssen, großen Wiesenflächen,<br />
Tälern oder Waldgebieten<br />
vorsichtig fahren. Bei<br />
einer Sicht unter 50 Meter die<br />
Nebelschlussleuchten einschalten.<br />
<br />
13
Telegramm<br />
14<br />
Betriebssicherheitsverordnung in<br />
Kraft getreten<br />
Am 2.10.2002 wurde die „Verordnung<br />
zur Rechtsvereinfachung<br />
im Bereich der Sicherheit<br />
und des Gesundheitsschutzes<br />
bei der Bereitstellung von<br />
Arbeitsmitteln und deren Benutzung<br />
bei der Arbeit, der Sicherheitüberwachungsbedürftiger<br />
Anlagen und der Organisation<br />
des Arbeitsschutzes“ im<br />
Bundesgesetzblatt veröffentlicht.<br />
Die Verordnung besteht<br />
aus 8 Artikeln und enthält im<br />
Artikel 1 die Betriebssicherheitsverordnung<br />
(Abbildung 1).<br />
Mit der Betriebssicherheitsverordnung<br />
wurden mehrere europäische<br />
Richtlinien in nationales<br />
Recht umgesetzt und die<br />
Arbeitsmittelbenutzungsverordnung<br />
sowie acht Verordnun-<br />
Abbildung 1<br />
gen für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen, wie z.B. die Druckbehälterverordnung,Dampfkesselverordnung,Aufzugsverordnung<br />
und die Acetylenverordnung,<br />
aufgehoben und in<br />
der Betriebssicherheitsverordnung<br />
zusammengeführt.<br />
Die Betriebssicherheitsverordnung<br />
enthält Vorschriften für das<br />
Bereitstellen und Benutzen von<br />
Arbeitsmitteln sowie für den<br />
Betrieb von Anlagen, insbesondere<br />
für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen. In den fünf Anhängen<br />
zur Betriebssicherheitsverordnung<br />
werden die Anforderungen<br />
konkretisiert.<br />
Die Verpflichtung zur Durchführung<br />
einer Gefährdungsbeurteilung<br />
für Arbeitsmittel nach dem<br />
Verordnung zur Rechtsvereinfachung im Bereich der Sicherheit<br />
und des Gesundheitsschutzes bei der Bereitstellung<br />
von Arbeitsmitteln und deren Benutzung bei der<br />
Arbeit, der Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger<br />
Anlagen und der Organisation des Arbeitsschutzes<br />
Artikel 1:<br />
Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der<br />
Bereitstellung von Arbeitsmitteln und deren Benutzung bei der<br />
Arbeit, über Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger<br />
Anlagen und über die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes<br />
(Betriebssicherheitsverordnung - BetrSichV)<br />
Artikel 2:<br />
13.Verordnung zum Gerätesicherheitsgesetz (Aerosolpackungsverordnung<br />
– 13.GSGV)<br />
Artikel 3:<br />
14. Verordnung zum Gerätesicherheitsgesetz (Druckgeräteverordnung<br />
– 14.GSGV)<br />
Artikel 4:<br />
Verordnung über Rohrfernleitungsanlagen (Rohrfernleitungsverordnung)<br />
Artikel 5:<br />
Änderung von Verordnungen zum Gerätesicherheitsgesetz<br />
Artikel 6:<br />
Änderung der Gefahrstoffverordnung (Aufnahme der Brandund<br />
Explosionsgefahren als Anh. V Nr.8)<br />
Artikel 7:<br />
Änderung der Arbeitsstättenverordnung (Konkretisierung der<br />
Vorgaben zum Nichtraucherschutz)<br />
Artikel 8:<br />
Inkrafttreten/Außerkrafttreten<br />
Arbeitsschutzgesetz wurde in<br />
der Betriebssicherheitsverordnung<br />
konkretisiert. Dabei sind<br />
nicht nur die Gefährdungen<br />
durch die einzelnen Arbeitsmittel<br />
zu berücksichtigen, sondern<br />
auch die Wechselwirkungen der<br />
Arbeitsmittel untereinander<br />
oder mit Arbeitsstoffen bzw. mit<br />
der Arbeitsumgebung. Des<br />
Weiteren sind für alle Arbeitsmittel<br />
insbesondere Art, Umfang<br />
und Fristen erforderlicher<br />
Prüfungen zu ermitteln und festzulegen.<br />
Kann die Bildung gefährlicher<br />
explosionsfähiger Atmosphäre<br />
nicht sicher verhindert werden,<br />
hat der Arbeitgeber eine Beurteilung<br />
durchzuführen und unabhängig<br />
von der Zahl der Be-<br />
Übergangsfristen<br />
Abbildung 2<br />
schäftigten vor Arbeitsaufnahme<br />
ein Explosionsschutzdokument<br />
zu erstellen. Die Beurteilung<br />
bezieht sich nicht wie bisher<br />
nur auf elektrische Anlagen,<br />
sondern auf alle Zündquellen.<br />
Hängt die Sicherheit eines Arbeitsmittels<br />
von Montagebedingungen<br />
ab, ist eine Prüfung vor<br />
der ersten Inbetriebnahme sowie<br />
nach jeder Montage des<br />
Arbeitsmittels durch eine befähigte<br />
Person notwendig. Unterliegen<br />
Arbeitsmittel Schäden<br />
verursachenden Einflüssen, die<br />
zu gefährlichen Situationen führen<br />
können, ist das Arbeitsmittel<br />
ebenfalls durch eine befähigte<br />
Person zu prüfen. Die Prüffristen<br />
sind vom Arbeitgeber im<br />
Rahmen der Gefährdungsbeurteilung<br />
festzulegen. Nach Instandsetzungsarbeiten,<br />
welche<br />
die Sicherheit der Arbeitsmittel<br />
beeinträchtigen können, ist<br />
durch den Arbeitgeber sicherzustellen,<br />
dass diese durch eine<br />
Spätestens am 01.12.2002 mussten vorhandene selbstfahrende<br />
oder nicht selbstfahrende Arbeitsmittel und Arbeitsmittel<br />
zum Heben und Tragen dem Anhang 1 Nr. 3 der<br />
Betriebssicherheitsverordnung entsprechen.<br />
Arbeitsmittel zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen<br />
müssen den Anforderungen des Anhangs 4 Abschnitt<br />
A und B entsprechen, wenn sie nach dem 30.06.2003<br />
erstmalig den Beschäftigten bereitgestellt werden. Vorhandene<br />
Arbeitsmittel zur Verwendung in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen müssen ab dem 30.06.2003 den in Anhang 4<br />
Abschnitt A aufgeführten Mindestvorschriften entsprechen.<br />
Bis zum 31.12.2005 muss für alle Arbeitsmittel und Arbeitsabläufe<br />
in explosionsgefährdeten Bereichen ein Explosionsschutzdokument<br />
erstellt werden (für neue Arbeitsmittel und<br />
Arbeitsabläufe in explosionsgefährdeten Bereichen sofort).<br />
Bis zum 31.12.2005 müssen für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen, die vor Inkrafttreten der Betriebssicherheitsverordnung<br />
errichtet waren oder mit deren Errichtung begonnen<br />
wurde und die nicht von einer der Rechtsverordnungen nach<br />
§ 11 Gerätesicherheitsgesetz erfasst wurden, die Regelungen<br />
der Betriebssicherheitsverordnung angewendet werden.<br />
Bis zum 31.12.2007 müssen für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen, die bereits vor Inkrafttreten der Betriebssicherheitsverordnung<br />
in Betrieb genommen waren, die Betriebsvorschriften<br />
der Betriebssicherheitsverordnung angewendet<br />
werden. Die bis dahin geltenden Vorschriften hinsichtlich<br />
der Beschaffenheitsanforderungen bleiben bestehen. Ein<br />
Umrüsten ist nur auf Verlangen der zuständigen Behörde<br />
nötig.<br />
EUKDialog 1/2003
efähigte Person geprüft werden.<br />
Die besonderen Vorschriften für<br />
überwachungsbedürftige Anlagen<br />
wurden aus den Einzelverordnungen<br />
für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen übernommen<br />
und zusammengefasst.<br />
Vor der ersten Inbetriebnahme<br />
und nach prüfpflichtiger Veränderung<br />
oder Instandsetzung<br />
muss eine Prüfung durch eine<br />
zugelassene Überwachungsstelle<br />
durchgeführt werden. Bei<br />
überwachungsbedürftigen Anlagen<br />
mit niedrigem Gefährdungspotential<br />
können diese<br />
Prüfungen durch eine befähigte<br />
Person vorgenommen werden.<br />
Bei den wiederkehrenden<br />
Prüfungen hat der Betreiber die<br />
Prüffristen auf der Grundlage<br />
einer sicherheitstechnischen<br />
Bewertung festzulegen. Die<br />
Prüffristen dürfen jedoch nicht<br />
die in der Betriebssicherheitsverordnung<br />
festgelegten<br />
Höchstfristen überschreiten.<br />
Soweit die Prüfungen von zugelassenenÜberwachungsstellen<br />
vorzunehmen sind, unterliegen<br />
die vom Betreiber ermittelten<br />
Prüffristen einer Überprüfung<br />
durch die zugelassene<br />
Überwachungsstelle. Können<br />
sich Betreiber und zugelassene<br />
Überwachungsstelle nicht einigen,<br />
entscheidet die zuständige<br />
Behörde.<br />
Nach der Betriebssicherheitsverordnung<br />
ist ein Ausschuss<br />
für Betriebssicherheit zu bilden.<br />
Er soll unter anderem Technische<br />
Regeln zur betrieblichen<br />
Sicherheit ermitteln und ausarbeiten.<br />
Bis dahin gelten die auf<br />
Grund einer Rechtsverordnung<br />
nach § 11 des Gerätesicherheitsgesetzes<br />
bekannt gegebenen<br />
Technischen Regeln bezüglich<br />
ihrer betrieblichen Anforderungen<br />
weiter.<br />
Bis auf den Abschnitt 3 „Besondere<br />
Vorschriften für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen“<br />
ist die Betriebssicherheitsverordnung<br />
am 3.10.2002 in Kraft<br />
getreten. Der Abschnitt 3 trat<br />
am 1.1.2003 in Kraft. Die Übergangsfristen<br />
der Betriebssicherheitsverordnung<br />
sind in Abbildung<br />
2 zusammengestellt. <br />
EUKDialog 1/2003<br />
Sicherheit auf der Autobahn<br />
Neues Autobahnplakat zum Thema Angurten<br />
Nach ersten Berechnungen ist<br />
die Zahl der Getöteten auf Autobahnen<br />
im Jahr 2002 gegenüber<br />
dem Vorjahr angestiegen.<br />
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat<br />
(DVR) rät deshalb zu<br />
mehr Partnerschaft und Rücksichtnahme<br />
auf den Autobahnen.<br />
Mit dem neuen Autobahnplakat<br />
„Für alle an Bord“ werben<br />
die gewerblichen Berufsgenossenschaften,<br />
der DVR<br />
und das BMVBW für verstärktes<br />
Anlegen des Gurtes. Das<br />
Plakat ist seit Anfang des Jahres<br />
an den Autobahnen angebracht.<br />
Unfälle ereignen sich vor allem<br />
in Baustellen und bei Zufahrten<br />
auf die Autobahn. Nicht angepasste<br />
Geschwindigkeit, zu<br />
geringer Abstand sowie Übermüdung<br />
sind entscheidende<br />
Unfallursachen. Nach den bisherigen<br />
Zahlen des Statistischen<br />
Bundesamtes in Wiesbaden<br />
ist die Zahl der Getöteten<br />
auf Autobahnen in den ersten<br />
acht Monaten 2002 um<br />
4,8% gegenüber dem Vorjahr<br />
angestiegen. Nähere Angaben<br />
liegen noch nicht vor.<br />
Der DVR gibt folgende Tipps<br />
zum sicheren Fahren auf der<br />
Autobahn:<br />
Die Geschwindigkeit den<br />
Gegebenheiten anpassen<br />
und die Tempobegrenzungen<br />
einhalten.<br />
Immer mit ausreichendem<br />
Sicherheitsabstand fahren.<br />
Nicht übermüdet ans Steuer<br />
setzen und bei längeren<br />
Fahrten regelmäßig Pausen<br />
einlegen.<br />
In jedem Fall müssen alle<br />
Insassen den Sicherheitsgurt<br />
benutzten. Kinder müssen<br />
in einem altersgerechten<br />
Kinderschutzsystem gesichert<br />
werden.<br />
Ablenkung am Steuer vermeiden.<br />
Einen gleichmäßigen Verkehrsfluss<br />
praktizieren, deshalb<br />
schnelles Vorfahren<br />
und abruptes Bremsen vermeiden.<br />
Plötzlichen Spurwechsel<br />
vermeiden, besonders<br />
Telegramm<br />
dieses Fehlverhalten kann<br />
zu gefährlichen Bremsmanövern<br />
und erhöhter Unfallgefahr<br />
führen oder zur Staubildung<br />
beitragen.<br />
Reißverschlussverfahren<br />
richtig und partnerschaftlich<br />
anwenden.<br />
Wenn sich ein Stau bildet,<br />
mit deutlich vermindertem<br />
Tempo und ausreichendem<br />
Sicherheitsabstand und eingeschalteterWarnblinkanlage<br />
ans Stauende heranfahren.<br />
Für Polizei- und Rettungsfahrzeuge<br />
eine Gasse freihalten,<br />
bei drei Fahrstreifen<br />
zwischen der mittleren und<br />
der linken Fahrspur. <br />
15
Dialog<br />
DB GesundheitsService GmbH ist eine Präventionseinrichtung<br />
der Deutschen Bahn AG. Sie ist ein<br />
Unternehmen der DB AG und der IAS – Institut für<br />
Arbeits- und Sozialhygiene. Unter ihrem Dach befinden<br />
sich Arbeits- und Verkehrsmedizin, Verkehrsund<br />
ABO Psychologie, Berufsfürsorge, Fachkräfte für<br />
Arbeitssicherheit und Sozialberatung.<br />
Der medizinische<br />
Arbeitsschutz<br />
bewegt sich in<br />
der Regel auf<br />
hohem Niveau …<br />
Die medizinische Leitung der DB GesundheitsService<br />
GmbH liegt bei Herrn Prof. Dr. Kentner, IAS,<br />
die Geschäftsführung hat Herr Kuhn inne. Der Sitz<br />
der Zentrale ist Berlin. DB GesundheitService ist<br />
regional in sieben Gesundheitszentren untergliedert.<br />
Unsere Gesprächspartnerin ist Frau Dr. Störmer,<br />
Leiterin des Gesundheitszentrums West,<br />
dessen Tätigkeitsbereich sich mit den Grenzen des<br />
Bundeslandes NRW deckt.<br />
16<br />
EUK-Dialog: Frau Dr. Störmer,<br />
wie viele Standorte unterhalten<br />
Sie im Gesundheitszentrum<br />
West und für wie viele<br />
Mitarbeiter sind Sie zuständig?<br />
Dr. Störmer: DB GesundheitsService<br />
betreibt die<br />
Schwerpunktstandorte Köln,<br />
Duisburg, Dortmund sowie die<br />
umliegenden Außenstellen Aachen,<br />
Hagen, Paderborn und<br />
Münster. Insgesamt bin ich zuständig<br />
für 30 Mitarbeiter.<br />
EUK-Dialog: Wem sind Sie<br />
als Leiterin des Gesundheitszentrums<br />
unterstellt?<br />
Dr. Störmer: Meine unmittelbaren<br />
Vorgesetzten sind Herr<br />
Prof. Dr. Kentner und Herr Kuhn.<br />
EUK-Dialog: Welche Aufgaben<br />
hat ein Betriebsarzt?<br />
Dr. Störmer: Der Betriebsarzt<br />
hat die Aufgabe, Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer in allen Angelegenheiten<br />
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />
zu beraten<br />
und zu unterstützen. Der Bahnkonzern<br />
hat darüber hinaus DB<br />
GesundheitsService die verkehrsmedizinische<br />
Beurteilung<br />
der Mitarbeiter übertragen.<br />
EUK-Dialog: Wie erfolgt die<br />
Beratung der Arbeitgeber?<br />
Dr. Störmer: Der Betriebsarzt<br />
verschafft sich zunächst Kenntnis<br />
über die Arbeitsstätte und<br />
Arbeitsplatzsituation. Aufgrund<br />
seiner Fachkenntnis beurteilt er<br />
die Gegebenheiten auf mögliche<br />
Gesundheitsgefahren für<br />
die Beschäftigten.<br />
EUK-Dialog: Wie erfolgt die<br />
Beratung der Beschäftigten?<br />
Dr. Störmer: Zentrale Aufgabe<br />
des Betriebsarztes ist es,<br />
die Arbeitnehmer zu untersuchen<br />
und sowohl körperliche<br />
als auch psychische Beeinträchtigungen<br />
festzustellen. Bei<br />
der Untersuchung besteht die<br />
Gelegenheit, die Beschäftigten<br />
intensiv zu beraten. Im Expertenteam<br />
von DB Gesundheits-<br />
Service lassen sich auch psychologische<br />
und soziale Probleme<br />
integrativ lösen.<br />
EUK-Dialog: Unterliegen Sie<br />
auch der Schweigepflicht gegenüber<br />
dem Arbeitgeber?<br />
Dr. Störmer: Ja, der Betriebsarzt<br />
unterliegt der Schweigepflicht<br />
und darf dem Arbeitge-<br />
EUKDialog 1/2003
er keine Auskünfte über die<br />
individuellen Krankheitsbilder<br />
der untersuchten Mitarbeiter<br />
erteilen. Das dem Arbeitgeber<br />
mitgeteilte Untersuchungsergebnis<br />
beinhaltet lediglich die<br />
Information, ob ein Arbeitnehmer<br />
geeignet oder nicht geeignet<br />
für eine bestimmte Tätigkeit<br />
ist. Ergeben sich aus einer UntersuchungBeeinträchtigungen,<br />
so formuliert der Betriebsarzt<br />
Auflagen, unter denen der<br />
Beschäftigte seine Tätigkeit fortsetzen<br />
kann. Bei gravierenden<br />
Befunden ist es auch erforderlich,<br />
den Beschäftigten vom<br />
ursprünglichen Arbeitsplatz auf<br />
einen so genannten leidensgerechten<br />
Arbeitsplatz zu versetzen.<br />
Ärztliche Diagnosen und<br />
Befunde dürfen dem Arbeitgeber<br />
nur nach einer ausdrücklichen<br />
und schriftlichen Entbindung<br />
von der Schweigepflicht<br />
durch den Mitarbeiter mitgeteilt<br />
werden. Der Betriebsarzt ist<br />
nicht befugt, Krankschreibungen<br />
auf ihre Berechtigung hin<br />
zu überprüfen.<br />
EUK-Dialog: Betriebsärzte<br />
sind gesetzliche Mitglieder im<br />
Arbeitsschutzausschuss. Welche<br />
Schwerpunkte für Ihre Tätigkeit<br />
ergeben sich auf den Arbeitsschutzausschusssitzungen?<br />
Dr. Störmer: Die Schwerpunkte<br />
sind sehr spezifisch für die<br />
jeweilige Organisationseinheit,<br />
da sich naturgemäß die Belastungen<br />
je nach Arbeitsaufgabe<br />
erheblich unterscheiden. So<br />
können in einem Betrieb Rückenbeschwerden<br />
und Erkrankungen<br />
der Atemwege im Vordergrund<br />
stehen, bei einem<br />
anderen die Auswirkungen von<br />
Wechselschicht und Nachtschicht.<br />
Auch in die allgemeine<br />
Gesundheitsberatung sind wir<br />
eingebunden.<br />
EUK-Dialog: Für welche Betriebe<br />
sind Sie als Betriebsärztin<br />
tätig?<br />
Dr. Störmer: Ich bin schwerpunktmäßig<br />
für die DB Netz AG<br />
am Standort Duisburg tätig,<br />
verschaffe mir aber einen Überblick<br />
über alle Betriebe der<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Bahn, da ich auch ermächtigt<br />
bin, Ärzte zu Fachärzten für<br />
Arbeitsmedizin weiterzubilden.<br />
EUK-Dialog: Wo sehen Sie<br />
die arbeitsmedizinischen<br />
Schwerpunkte bei den von Ihnen<br />
betreuten Betrieben?<br />
Dr. Störmer: Da sich der medizinische<br />
Arbeitsschutz in der<br />
Regel auf hohem Niveau bewegt,<br />
habe ich eher den Eindruck,<br />
es geht um Einzelfallsituationen,<br />
die zu lösen sind.<br />
Dies können z.B. ergonomische<br />
Aspekte an Bildschirmarbeitsplätzen<br />
sein, Beratung der Beschäftigten<br />
zu Wechselschicht,<br />
das Heben und Tragen von Lasten<br />
bei entsprechend belastenden<br />
Arbeitsgängen oder Hautschutz.<br />
EUK-Dialog: Zu den Aufgaben<br />
der Betriebsärzte gehört<br />
es, sich vom Gesundheitszustand<br />
der Belegschaft ein Bild<br />
zu machen. Wie wird das in der<br />
Praxis durchgeführt?<br />
Dr. Störmer: Der erste Schritt<br />
ist die Kenntnis der Arbeitsplätze<br />
und möglicher gesundheitlicher<br />
Belastungen, der zweite<br />
Schritt ist die Untersuchung der<br />
Beschäftigten. Daraus lassen<br />
sich die erforderlichen Rückschlüsse<br />
ziehen, die dann in die<br />
Beratung einfließen.<br />
EUK-Dialog: Betriebsärzte<br />
und Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />
(FASI) sollen eng zusammenarbeiten.<br />
Wie beurteilen<br />
Sie die Zusammenarbeit mit<br />
den Fachkräften für Arbeitssicherheit?<br />
Dr. Störmer: Die Zusammenarbeit<br />
mit den FASI ist immer<br />
sehr eng. Von ihnen erfährt der<br />
Betriebsarzt wichtige Details<br />
über Besonderheiten am Arbeitsplatz<br />
sowie technische<br />
Rahmenbedingungen. Auch<br />
Messergebnisse werden mit der<br />
FASI diskutiert. Bei Begehungen<br />
und in den Arbeitsschutzausschusssitzungen<br />
ist die FASI<br />
immer zugegen.<br />
EUK-Dialog: Werden Sie von<br />
den Betrieben bei Neueinrich-<br />
tung oder Änderung von Arbeitsplätzen<br />
oder Arbeitsverfahren<br />
rechtzeitig beteiligt?<br />
Dr. Störmer: Dieses wechselt<br />
je nach persönlichen Beziehungen<br />
zum einzelnen Betrieb.<br />
Oftmals erfahren die Betriebsärzte<br />
erst sehr spät von geplanten<br />
Änderungen oder technischen<br />
Neuerungen und werden<br />
z.B. zu Arbeitsplatzausstattung<br />
oder der Schichtplangestaltung<br />
selten befragt. Ich halte<br />
allerdings die Planungsphase<br />
für den idealen Zeitpunkt,<br />
arbeitsmedizinische Aspekte<br />
einzubringen, da Lösungsalternativen<br />
noch umsetzbar sind.<br />
Entdeckt man erst nach der<br />
Planung Mängel, so sind diese<br />
schwer wieder abzustellen, da<br />
dies mit weiteren Kosten verbunden<br />
ist.<br />
EUK-Dialog: Sind ihnen von<br />
den Betrieben konkrete Aufgaben<br />
zugeteilt worden?<br />
Dr. Störmer: Die Aufgaben<br />
der Betriebsärzte ergeben sich<br />
zunächst einmal aus den gesetzlichen<br />
Vorschriften. Konkrete<br />
Aufgaben entstehen immer<br />
bei Einzelfallproblemen, aber<br />
auch bei konzeptionellen Vorgaben.<br />
In einem Unternehmen<br />
war die Fehlzeitenreduktion im<br />
letzten Jahr ein Schwerpunktthema.<br />
DB GesundheitsService<br />
Dialog<br />
hat in jedem Gesundheitszentrum<br />
einen koordinierenden<br />
Betriebsarzt für jeden Betrieb<br />
benannt.<br />
EUK-Dialog: Der Unternehmer<br />
muss sich von den Betriebsärzten<br />
Bericht erstatten<br />
lassen. In den meisten Bereichen<br />
werden derartige Berichte<br />
mindestens jährlich und in<br />
Schriftform verfasst. Wie wird<br />
die Berichtserstattung in Ihrem<br />
Bereich gehandhabt?<br />
Dr. Störmer: Wir haben vor,<br />
in Zukunft Jahresberichte über<br />
unsere Tätigkeit abzugeben.<br />
Durch die Umstrukturierungen<br />
in diesem Jahr erlaubt es die<br />
Datenlage voraussichtlich nur,<br />
Gesundheitsberichte in sehr allgemeiner<br />
Form abzugeben. DB<br />
GesundheitsService entwickelt<br />
gerade ein Dokumentationssystem,<br />
das auch Auswertungen<br />
erlaubt. Themenschwerpunkte<br />
und Aktuelles publizieren wir in<br />
mehrfach jährlich erscheinenden<br />
Newsletters. Im Übrigen<br />
fließen unsere Beobachtungen<br />
und Ergebnisse in die Arbeitsschutzausschusssitzungen<br />
ein.<br />
Frau Dr. Störmer, wir danken<br />
Ihnen für dieses Gespräch.<br />
Das Gespräch mit<br />
Frau Dr. Störmer führte<br />
Wolfgang Horstig.<br />
17
Checkliste<br />
18<br />
Chefsache<br />
„Betriebsärztliche Betreuung“<br />
Alle Betriebe müssen unabhängig von ihrer Größe arbeitsmedizinisch betreut werden. Nach dem Arbeitssicherheitsgesetz<br />
(ASiG) ist jeder Unternehmer verpflichtet, zur Wahrnehmung dieser Aufgaben einen Betriebsarzt<br />
selbst anzustellen, oder einen freiberuflichen Betriebsarzt oder einen überbetrieblichen arbeitsmedizinischen<br />
Dienst schriftlich zu bestellen. Die Konkretisierung dieser Pflicht ergibt sich aus der Unfallverhütungsvorschrift<br />
„Betriebsärzte“ <strong>GUV</strong>-V A7 (bisher <strong>GUV</strong> 0.52). Die Einsatzzeiten des Betriebsarztes in einem<br />
Betrieb sind abhängig von der Betriebsart, den im Betrieb durchzuführenden Tätigkeiten und den damit verbundenen<br />
Gefährdungen sowie der Anzahl der Beschäftigten in diesem Betrieb. Die folgenden Fragen richten<br />
sich insbesondere an alle Unternehmer und Vorgesetzten, die für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz<br />
in den Betrieben verantwortlich sind, aber auch an die Beschäftigten, die in den Betrieben tätig sind.<br />
Bitte testen Sie sich ja nein<br />
1. Wurde der Betriebsarzt für Ihren Betrieb schriftlich bestellt und besitzt dieser die erforderliche Fachkunde<br />
(Gebietsbezeichnung „Arbeitsmedizin“ oder die Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“)?<br />
2. Ist bei der Bestellung des Betriebsarztes der Betriebsrat beteiligt worden?<br />
3. Wird in Ihrem Betrieb die Mindesteinsatzzeit für den Betriebsarzt regelmäßig überprüft bzw. den sich möglicherweise<br />
ändernden Beschäftigungszahlen und Tätigkeiten im Betrieb angepasst?<br />
4. Ist Ihnen bekannt, dass Wegezeiten zum Erreichen von räumlich entfernten Teilbetrieben der Mindesteinsatzzeit<br />
zuzuschlagen sind?<br />
5. Berücksichtigen Sie, dass spezielle arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchen nach der UVV „Arbeitsmedizinische<br />
Vorsorge“ <strong>GUV</strong>-V A4 (bisher <strong>GUV</strong> 0.6) nur von einem „Ermächtigen Arzt“ durchzuführen sind und diese nicht<br />
auf die Mindesteinsatzzeit des Betriebsarztes angerechnet werden dürfen?<br />
6. Achten Sie darauf, dass Einstellungsuntersuchungen sowie Eignungs- oder Tauglichkeitsuntersuchungen nicht<br />
bei der Berechnung der Mindesteinsatzzeit berücksichtigt werden?<br />
7. Begeht der Betriebsarzt in regelmäßigen Abständen die Arbeitsstätten sowie die Sozial- und Sanitäreinrichtungen<br />
in Ihrem Betrieb?<br />
8. Teilt Ihnen der Betriebsarzt die bei Begehungen festgestellten Mängel sowie Vorschläge zu deren Beseitigung mit?<br />
9. Beteiligen Sie den Betriebsarzt bei arbeitsphysiologischen, arbeitspsychologischen und sonstigen ergonomischen<br />
Fragen, insbesondere bei der Gestaltung der Arbeitsplätze, des Arbeitsablaufes und der Arbeitsumgebung?<br />
10. Ist der Betriebsarzt bei der Organisation der „Ersten Hilfe“ in Ihrem Betrieb beteiligt?<br />
11. Wird der Betriebsarzt bei der Auswahl und Erprobung von persönlicher Schutzausrüstung und Körperschutzmittel<br />
hinzugezogen?<br />
12. Nimmt der Betriebsarzt regelmäßig an den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses teil?<br />
13. Wird der Betriebsarzt bei der Neu- und Umplanung von Betriebsanlagen, bei der Beschaffung von technischen<br />
Arbeitsmitteln und bei der Einführung von neuen Arbeitsverfahren und Arbeitsstoffen beteiligt?<br />
14. Werden Auflagen des Betriebsarztes für eine Weiterbeschäftigung am Arbeitsplatz beachtet?<br />
15. Lassen Sie sich vom Betriebsarzt regelmäßig einen Bericht über die Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben<br />
erstatten?<br />
16. Ist Ihnen bekannt, dass Sie, wie bei jedem Ihrer Mitarbeiter oder Auftragnehmer, verpflichtet sind, die ordnungsgemäße<br />
Aufgabenerledigung zu überprüfen?<br />
EUKDialog 1/2003
Motorradfahrer<br />
Mit den ersten Frühlingssonnenstrahlen<br />
schlagen die Herzen<br />
aller Motorradfahrer höher.<br />
Sie sind alljährlich das Startsignal<br />
für die Motorradsaison.<br />
Im Frühjahr müssen sich die<br />
Motorradfahrer jedoch erst wieder<br />
an die Fahrdynamik ihrer<br />
Maschinen und die Autofahrer<br />
an die vielen Zweiräder gewöhnen.<br />
Deshalb ist partnerschaftliches<br />
Verhalten angesagt und<br />
unbedingt erforderlich.<br />
Das Unfallrisiko des Motorradfahrers<br />
ist im Vergleich zum<br />
Autofahrer zehnmal so hoch,<br />
auch wenn 2/3 aller Unfälle, in<br />
die Motorradfahrer verwickelt<br />
sind, nicht von ihnen verursacht<br />
werden.<br />
Trotzdem gibt es auch gute<br />
Nachrichten: Die Zahl der Mo-<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Sicherheit überall<br />
Frühjahr – Zweiradzeit<br />
Sind Sie bereit für die neue Saison?<br />
Dieser Beitrag will Hilfestellungen für alle Zweiradfahrer zum sicheren Start in die neue Saison anbieten. Die<br />
Aufzählungen sind keinesfalls vollständig und abschließend, sondern sie sollen die Zweiradfahrer für die<br />
Problematik sensibilisieren und sie veranlassen über sicherheitsbewusstes Verhalten nachzudenken.<br />
torradunfälle ist weiter rückläufig.<br />
Dass Motorradfahrer immer<br />
seltener getötet oder schwer<br />
verletzt werden, liegt auch an<br />
der immer höheren Qualität der<br />
Schutzkleidung.<br />
Hier sollte man nicht am falschen<br />
Ende sparen, denn eines<br />
steht absolut fest: Motorradfahrer<br />
haben keine Knautschzone<br />
und keinen Sicherheitsgurt.<br />
Gute Kleidung schützt nicht nur<br />
vor den Folgen eines Unfalls,<br />
sie hält auch Kälte und Nässe<br />
ab und wirkt im Sommer temperaturausgleichend.<br />
Denn wer<br />
friert, ist nicht besonders aufmerksam.<br />
Außerdem muss die<br />
Kleidung bequem zu tragen sein<br />
und sollte unbedingt Signalwirkung<br />
haben. Durch farbige,<br />
kontrastreiche Kleidung sind<br />
Motorradfahrer besser zu erkennen.<br />
Gerade bei Stiefeln sollte man<br />
nicht sparen, denn die häufigsten<br />
Verletzungsfolgen bei Motorradunfällen<br />
betreffen Sprunggelenk<br />
und Unterschenkel.<br />
Motorradfahrer müssen per<br />
Gesetz einen Helm tragen. Da<br />
für den Kopf das Beste gerade<br />
gut genug ist, sollte man beim<br />
Kauf auf die ECE-Norm 22.04<br />
achten.<br />
Immer mit kompletter Schutzausrüstung<br />
fahren. Turnschuhe<br />
sind tabu!<br />
Wer monatelang seine Maschine<br />
nicht bewegt hat, sollte bei<br />
seinem Bike die Technik erst<br />
einmal auf Herz und Nieren prüfen<br />
und vor dem Start seinem<br />
Körper und Geist eine gewisse<br />
Warmlaufphase gönnen.<br />
„Echte Biker“ bereiten sich bereits<br />
vor der Saison physisch<br />
und psychisch auf die neue<br />
Motorradsaison vor. Motorradfahren<br />
verlangt eine hohe Konzentration,<br />
da eigene Fahrfehler<br />
und besonders auch die<br />
Fehler anderer Verkehrsteilnehmer<br />
schnell zu Gefahrensituationen<br />
führen können. Stürze,<br />
Kollisionen und Verletzungen<br />
sind oft die schlimmen Folgen.<br />
Fitnesstraining, Schwimmen<br />
und alle Sportarten zur Förderung<br />
der Grundschnelligkeit, der<br />
Ausdauer sowie der Reflexe<br />
verhelfen zu einer guten körperlichen<br />
Kondition, die zur<br />
Beherrschung des Motorrades<br />
Voraussetzung ist.<br />
Noch wichtiger ist es aber, solche<br />
Situationen bereits im Vorfeld<br />
zu vermeiden. Dies können<br />
aber nur die Fahrer, die „voll bei<br />
der Sache sind“. So kann man<br />
sich z.B. richtiges Kurvenfahren<br />
durch mentales Training einprägen.<br />
<br />
19
Sicherheit überall<br />
Für Motorradfahrer gilt:<br />
Immer mit kompletter<br />
Schutzausrüstung<br />
fahren.<br />
Turnschuhe sind tabu!<br />
20<br />
Vor jeder Fahrt sollten die wichtigsten<br />
Bedienungs- und Beleuchtungseinrichtungen<br />
des<br />
Motorrades sowie der eigenen<br />
Schutzkleidung geprüft werden.<br />
Wichtige Punkte sind:<br />
Wettergerechte und eng anliegende<br />
Kleidung,<br />
Zustand des Helmvisiers –<br />
Funktionsfähigkeit der mechanischenÜbertragungsund<br />
Verbindungsteile,<br />
Funktionsfähigkeit<br />
Bremsanlage,<br />
der<br />
Stand der Bremsflüssigkeiten,<br />
Beleuchtung, Blinker, Hupe,<br />
Einstellung und Befestigung<br />
der Rückspiegel,<br />
Befestigung und gleichmäßige<br />
Beladung von Koffer<br />
und Topcase,<br />
Reifenzustand und Reifendruck<br />
(immer bei kalten Reifen<br />
messen!) Mindestprofiltiefe<br />
von 1,6 mm (bei Mofas,<br />
Leicht- und Kleinkrafträdern<br />
1 mm).<br />
Auch sollte ein Erste Hilfe-Set<br />
und entsprechendes Bordwerkzeug<br />
mitgeführt werden. Empfehlenswert<br />
ist auch die Mitnahme<br />
von „Reifenpilot“. Bei<br />
einer Reifenpanne kann man<br />
nach Einspritzen dieser Masse<br />
in den defekten Reifen mindestens<br />
bis zur nächsten Werkstatt<br />
fahren.<br />
Beim Fahrverhalten ist zu beachten,<br />
dass ein Motorrad ca.<br />
80 bis 100 cm breit ist. Durch<br />
die Schräglage von Maschine<br />
und Fahrer vergrößert sich diese<br />
Einheit auf 140 bis 150 cm.<br />
Der Platzbedarf eines Motorrades<br />
in Kurven ist deshalb so<br />
groß wie der eines Pkw.<br />
Sie sollten auch daran denken,<br />
dass ein Motorrad (auch bei<br />
einer Vollbremsung) nicht<br />
schneller zum Stehen kommt<br />
als ein Pkw.<br />
Das Bremsen kann nicht oft<br />
genug trainiert werden. Das<br />
genaue Dosieren der Vorderrad-<br />
und Hinterradbremse ist<br />
für den Bremswirkungsgrad<br />
äußerst wichtig. „Überbremsen“<br />
und damit Blockieren des Vorder-<br />
oder des Hinterrades führt<br />
oft zu schweren Unfällen. Der<br />
optimale Bewegungsablauf<br />
kann z.B. bei einem Motorrad-<br />
Sicherheitstraining erlernt werden.<br />
Nicht unterschätzt werden sollte<br />
die Fahrbahngriffigkeit. Wenn<br />
die Fahrbahn schmierig-glatt ist,<br />
sind auch die besten Reifen<br />
meistens überfordert. Das „Lesen<br />
der Fahrbahn“ ist somit für<br />
jeden Motorradfahrer ständige<br />
Pflichtübung.<br />
Selbst Kleinigkeiten wie Steinchen<br />
können dem Motorradfahrer<br />
zum Verhängnis werden.<br />
Die folgende Aufzählung soll<br />
einige Hinweise zum Fahrverhalten<br />
geben.<br />
Lichtreflektion bedeutet: je<br />
stärker die Fahrbahn spiegelt,<br />
desto glatter ist sie.<br />
Markierungen sind meist<br />
wesentlich rutschiger als die<br />
Fahrbahn und können bis 3<br />
mm erhöht verlegt sein.<br />
Fahren Sie versetzt zu Markierungen,<br />
damit nicht darauf<br />
gebremst werden<br />
muss. Falls sich ein Überfahren<br />
nicht vermeiden<br />
lässt: Schräglage verringern,<br />
Maschine rollen lassen.<br />
In Längsfräsungen und<br />
Spurrinnen führen die Reifen<br />
wie in Schienen und stören<br />
so die Fahrstabilität. GefährlichePendelbewegungen<br />
können die Folge sein.<br />
Vermeiden Sie deshalb das<br />
Fahren in Längsfräsungen<br />
und Spurrillen.<br />
Splitt und Streusand sammelt<br />
sich hauptsächlich am<br />
Fahrbahnrand und in der<br />
Fahrbahnmitte. Wählen Sie<br />
eine entsprechende Fahrlinie<br />
und vergrößern Sie den<br />
Abstand zum Vorausfahrenden.<br />
Schienen und Kanaldeckel<br />
sind aus Metall und immer<br />
glatt – nicht nur bei Nässe!<br />
Nur im möglichst stumpfen<br />
Winkel und geringer<br />
<br />
Schräglage überfahren.<br />
Laub und Obst gelten als<br />
typische Herbstgefahren.<br />
Aber auch im Frühjahr können<br />
Pflanzen gefährliche<br />
Situationen hervorrufen.<br />
Feuchter Blütenstaub kann<br />
wie Schmierseife wirken.<br />
Bei Nässe gilt grundsätzlich:<br />
Langsam fahren – Rutschgefahr!<br />
EUKDialog 1/2003
Für Gruppenfahrten gelten<br />
besondere Regeln:<br />
Die Absprache einiger verbindlicher<br />
Gruppenregeln ist für den<br />
„Spaßfaktor“ bei gemeinsamen<br />
Ausfahrten sehr wichtig:<br />
Reihenfolge festlegen,<br />
absolutes Überholverbot<br />
untereinander,<br />
auf geraden Strecken versetzt<br />
hintereinander herfahren,<br />
in Kurven die Sicherheitslinie<br />
wählen,<br />
gesetzliche Geschwindigkeitsbeschränkungeneinhalten,<br />
jeder ist für eigene Überholvorgänge<br />
von anderen Verkehrsteilnehmern<br />
selbst verantwortlich,<br />
in Notfällen: Halten, ohne<br />
den Verkehr zu behindern,<br />
geplante Tankstops und<br />
Pausen einhalten (mit Platz<br />
für die ganze Gruppe).<br />
Wenn Sie diese Tipps beachten,<br />
haben Sie vorgesorgt und<br />
sind mit dem Motorrad „sicher<br />
auf Deutschlands Straßen unterwegs“.<br />
Fahrradfahrer<br />
Fahrradfahrer sind nicht nur<br />
durch zunehmende Regelverstöße,<br />
sondern auch durch den<br />
mangelhaften sicherheitstechnischen<br />
Zustand ihrer Fahrräder<br />
gefährdet.<br />
Bei Kontrollen festgestellte technische<br />
Mängel sind immer wieder<br />
defekte Lampen, funktionsuntüchtige<br />
Bremsen sowie Reifen<br />
ohne ausreichendes Profil.<br />
Deswegen sollten auch die<br />
Radfahrer ihre „Räder“ nach der<br />
Winterpause genauestens kontrollieren<br />
(egal ob sie nur in der<br />
Freizeit oder ständig damit unterwegs<br />
sind).<br />
Zunächst einmal ist zu prüfen,<br />
ob die Größe des Rahmens und<br />
die Einstellungen von Sattel und<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Lenker noch mit der Körpergröße<br />
des Fahrers übereinstimmen<br />
(dies gilt insbesondere für<br />
die „kleinen Radfahrer“), denn<br />
ein Fahrrad muss auch ergonomisch<br />
zum Fahrer „passen“.<br />
Nur durch die optimale Einstellung<br />
kann eine bequeme Handhabung<br />
und die daraus folgende<br />
sichere Beherrschung des<br />
Rades gewährleistet werden.<br />
Auch sollte ein Blick auf die<br />
Reifen „geworfen“ werden,<br />
denn sie stellen den einzigen<br />
Kontakt zu der Straße dar. Mangelhafte<br />
Bereifung vermindert<br />
den so genannten Kraftschluss<br />
– also die Größe der Kraftübertragung<br />
zwischen Rad und<br />
Fahrbahn und kann Auswirkungen<br />
auf Brems- und Kurvenverhalten<br />
haben. Durch die Art der<br />
Bereifung wird auch der Rollwiderstand<br />
beeinflusst. Die günstigsten<br />
Werte erzielt man mit<br />
einem möglichst geringen Reifenquerschnitt,<br />
großen Raddurchmesser<br />
und korrektem<br />
Luftdruck. Ein Fahrradreifen<br />
sollte mindestens 1 mm Profil<br />
haben.<br />
Ein Blick nach den Bremsen<br />
und der Beleuchtung darf<br />
ebenfalls nicht fehlen.<br />
Denn die oberste Regel lautet:<br />
Sehen und gesehen werden!<br />
Es wird geschätzt, dass jeder<br />
dritte Radler nach Einbruch der<br />
Dunkelheit ohne Licht unterwegs<br />
ist. Auch wenn die Straßenbeleuchtung<br />
dem Radfahrer<br />
zum Fahren ausreichen mag,<br />
für Autofahrer ist ein Fahrrad<br />
ohne Beleuchtung so gut wie<br />
unsichtbar. Witterungsunabhängig<br />
sind z.B. Nabendynamos,<br />
da sie zusätzlich oft mit<br />
Kondensatoren ausgestattet<br />
sind, die dafür sorgen, dass der<br />
Scheinwerfer auch im Stand<br />
leuchtet, z.B. wenn man an einer<br />
Ampel warten muss. Diese<br />
sind für neue Fahrräder ab 2003<br />
gesetzlich vorgeschrieben.<br />
Auf welche Weise auch immer:<br />
Hauptsache auffallen! Dazu<br />
gehört auch Kleidung mit Reflektorstreifen.<br />
Alle, die gerne mal etwas fixer in<br />
die Pedale treten, müssen auch<br />
im Frühjahr „einen Gang“ zurückschalten.<br />
Denn häufig sind<br />
die Straßen noch feucht oder<br />
nass – auf solchen Fahrbahnen<br />
bremst es sich extrem schlecht<br />
und die Bremswege sind viel<br />
länger. Also lieber etwas langsamer<br />
radeln, als sich auf die<br />
„Nase zu legen“. Logisch, dass<br />
neben der Beleuchtung auch<br />
die Bremsen genauestens unter<br />
die Lupe genommen werden<br />
müssen.<br />
Sicherheit überall<br />
Sind die Bremsklötze OK?<br />
Sind die Bowdenzüge festgezogen<br />
und gefettet? Generell<br />
fährt es sich auf nasser und<br />
verschmutzter Fahrbahn mit<br />
breiten Reifen und ausgeprägtem<br />
Profil besser.<br />
Zum Abschluss ein einfacher<br />
Hinweis mit hohem Wirkungsgrad:<br />
Fahren sie „vorausschauend“,<br />
damit sie als Radfahrer<br />
nicht unter die Räder<br />
kommen.<br />
Die EUK wünscht allen Zweiradfahrern<br />
für die bevorstehende<br />
Saison viel Freude und eine<br />
stets unfallfreie Fahrt. <br />
21
Leserforum<br />
Zu dem im „EUK-Dialog“ 3/<br />
2002 erschienen Artikeln<br />
1. Neue Plakate der EUK (S. 5)<br />
und<br />
2. Leserforum, Beitrag „Gehörschutz<br />
auf E-Lok“ (S. 22)<br />
möchte ich Folgendes anmerken:<br />
Zu 1: Auf dem abgebildeten<br />
Plakat „Der Kluge schützt sich...<br />
und nützt Persönliche Schutzausrüstung“<br />
sollte der Arbeiter<br />
einen Schutzhelm tragen.<br />
Zu 2: Wenn der Lokführer den<br />
Maschinenraum durchquert,<br />
hat er den Hauptschalter auszuschalten.<br />
Daraus folgt also<br />
„kein Lüfterlärm“?<br />
Klaus Niehöster, Lokführer,<br />
Bf Hamm<br />
EUK Dialog:<br />
Zu 1:<br />
Das Tragen von persönlicher<br />
Schutzausrüstung ist dann erforderlich,<br />
wenn durch andere<br />
Maßnahmen das vorhandene<br />
Risiko nicht beseitigt werden<br />
kann. An Fahrzeugen befinden<br />
sich Ecken und Kanten, an denen<br />
sich die Mitarbeiter bei der<br />
Ausführung ihrer Tätigkeiten<br />
verletzten können. Um solche<br />
Verletzungen im Kopfbereich<br />
vorzubeugen, ist es erforderlich<br />
Kopfschutz zu tragen.<br />
Bei der Auswahl des geeigneten<br />
Kopfschutzes ist zu prüfen,<br />
ob das Risiko der Verletzungen<br />
durch äußere Einwirkungen,<br />
z.B. herabfallende Gegenstände<br />
oder bewegte Teile wie Fahrzeugpuffer,<br />
besteht. Dann muss<br />
dem Mitarbeiter ein geeigneter<br />
Helm zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
22<br />
Das schreib‘ ich mal an den<br />
„EUK-Dialog“<br />
Helmtragepflicht und Gehörschutz auf<br />
der Lok<br />
Handelt es sich aber nur um<br />
das Risiko der Verletzung durch<br />
Anstoßen, z.B. an scharfen<br />
Ecken und Kanten, reicht es<br />
aus, dem Mitarbeiter eine Anstoßkappe<br />
zur Verfügung zu<br />
stellen. Um eine solche Anstoßkappe<br />
in der modernen Form<br />
eines „base cap’s“ handelt es<br />
sich auf dem Plakat. Das Risiko<br />
äußerer Einwirkungen ist nicht<br />
gegeben, ein Helm ist daher<br />
nicht notwendig.<br />
Zu 2:<br />
Beim Begehen des Motorenraumes<br />
von Triebfahrzeugen ist<br />
zu berücksichtigen, dass auch<br />
bei ausgeschalteten Maschinen<br />
eine gewisse Nachlaufzeit der<br />
Aggregate besteht und dass<br />
der Triebfahrzeugführer unter<br />
Umständen bei laufenden Maschinen<br />
den Maschinenraum<br />
betritt, um Störungen zu erkennen<br />
und Reparaturen veranlassen<br />
zu können. Befinden sich<br />
alle möglichen Lärmquellen eines<br />
Triebfahrzeuges im Ruhezustand,<br />
ist es natürlich auch<br />
nicht erforderlich Lärmschutz<br />
zu tragen. Zusätzlicher personenbezogener<br />
Lärmschutz ist<br />
nur dann notwendig, wenn der<br />
schichtbezogene Grenzwert für<br />
die Lärmbelastung nicht eingehalten<br />
werden kann. <br />
Handy-Telefonieren – unschädlich oder<br />
krebserregend?<br />
Es freut mich, dass sich endlich<br />
eine vertrauenswürdige Institution<br />
mit der Problematik der<br />
Elektromagnetischen Felder<br />
befasst („EUK-Dialog“ 3/2002).<br />
Bei Handys werden zurzeit unterschiedliche<br />
Auffassungen<br />
hinsichtlich einer möglichen<br />
Gefährdung vertreten.<br />
Ist Handy Telefonieren krebserregend<br />
oder unschädlich?<br />
Welche Auffassung ist denn<br />
nun richtig?<br />
Herr Specht, DB Netz AG,<br />
Frankfurt am Main<br />
EUK-Dialog:<br />
Das Thema „Elektromagnetische<br />
Felder“ und die etwaige<br />
Beeinflussung der Gesundheit<br />
werden seit geraumer Zeit intensiv<br />
in den Medien diskutiert.<br />
In jüngster Zeit wird dabei die<br />
Möglichkeit einer Gefährdung<br />
durch Mobil-Telefone und einer<br />
Gefährdung durch die Basisstationen<br />
der Mobilfunkbetreiber<br />
kontrovers dargestellt. Die<br />
Meinungen unterscheiden sich<br />
dabei, je nach dem, ob die Informationen<br />
von einem Betreiber<br />
oder eher von einer dem<br />
Mobilfunk sehr kritisch gegenüberstehenden<br />
Gruppe stammen.<br />
Geht es um die Frage der Bewertung<br />
von elektromagnetischen<br />
Feldern sind als ojektive<br />
Informationsquelle<br />
in Deutschland die Strahlenkommission<br />
(SSK) und<br />
weltweit die International<br />
Commission on Non-Ionizing<br />
Radiation Protection<br />
(ICNIRP)<br />
zu nennen.<br />
Die Strahlenschutzkommission<br />
ist eine nationale Expertenkommission<br />
bestehend aus Medizinern,<br />
Physikern und Ingenieuren,<br />
die u.a. von der Bundesregierung<br />
in Fragen zu elektromagnetischen<br />
Feldern um Stellungnahme<br />
gebeten werden.<br />
Auf internationaler Ebene besteht<br />
die ICNIRP, sie setzt sich<br />
ebenfalls aus Experten verschiedener<br />
Disziplinen wie z.B.<br />
Medizinern, Physikern und Ingenieuren<br />
zusammen.<br />
Die international anerkannten<br />
Grenzwerte für elektromagnetische<br />
Felder wurden z.B. von<br />
der ICNIRP empfohlen und bilden<br />
in Deutschland die Basis<br />
sowohl für die Bestimmungen<br />
der 26. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz<br />
als<br />
auch für die Bestimmungen und<br />
Grenzwerte der Unfallverhütungsvorschrift„Elektromagnetische<br />
Felder“ (<strong>GUV</strong>-V B11,<br />
bisher <strong>GUV</strong> 2.17).<br />
Nach Ansicht der Experten besteht<br />
kein begründeter Verdacht,<br />
dass das Telefonieren<br />
mit dem Handy gesundheitsschädlich<br />
oder gar krebserregend<br />
ist. Allerdings riet die SSK<br />
der Bundesregierung, diesen<br />
Aspekt durch entsprechende<br />
Studien auch weiterhin untersuchen<br />
zu lassen, insbesondere<br />
durch epidemiologische<br />
Studien.<br />
Studien, die den Nachweis erbringen<br />
sollen, dass Handy-Telefonieren<br />
unschädlich ist, wurden<br />
bislang nicht in Auftrag<br />
gegeben, da die Zahl der Ein-<br />
EUKDialog 1/2003
✁ flussfaktoren<br />
hier zu groß ist,<br />
um einen solchen Nachweis mit<br />
wissenschaftlichen Methoden<br />
überhaupt erbringen zu können.<br />
Die gestellte Frage wird wie<br />
folgt beantwortet:<br />
Ein Nachweis, dass Handy-Telefonieren<br />
krebserregend ist, ist<br />
nach Ansicht der Experten<br />
bislang nicht erbracht.<br />
Ein Nachweis, dass Handy-Telefonieren<br />
unschädlich ist, ist<br />
aus oben genannten Gründen<br />
nicht möglich. Nach bisherigem<br />
Kenntnisstand führt Handy-Telefonieren<br />
jedoch zu keiner gesundheitlichenBeeinträchtigung.<br />
Objektive Informationen zu<br />
„Elektromagnetische Felder“<br />
sind auch im Internet zu finden<br />
unter www.ssk.de oder<br />
www.icnirp.de <br />
Name<br />
Anschrift<br />
Ruf-Nr. (mit Vorwahl)<br />
Ich bin bei (Stelle)<br />
als (Tätigkeit)<br />
<strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong><br />
EUK 51<br />
Rödelheimer Straße 49<br />
60487 Frankfurt am Main<br />
EUKDialog 1/2003<br />
Belastungen der<br />
Lokführer durch<br />
Elektromagnetische<br />
Felder auf<br />
Triebfahrzeugen<br />
Ergänzend zum Beitrag „Erläuterungen<br />
zur Unfallverhütungsvorschrift<br />
– Elektromagnetische<br />
Felder“ im „EUK-Dialog“ 4/2002<br />
bitte ich zur Höhe der elektromagnetischen<br />
Felder in E-Loks<br />
und Auswirkungen auf die Lokführer<br />
Stellung zu nehmen.<br />
Bernhard Haus,<br />
Cargo Bahnhof Offenburg<br />
EUK-Dialog:<br />
Die Beantwortung der Frage der<br />
Belastung von Lokführer/Triebfahrzeugführer<br />
(Trf) durch elektromagnetische<br />
Felder für einzelne<br />
Triebfahrzeuge und Lo-<br />
beschäftigt.<br />
komotiven ist im Detail nicht<br />
möglich. Hier ist unter anderem<br />
die Streckenführung, die Belastung<br />
des Triebfahrzeuges<br />
durch die angehängte Last und<br />
die „Vorbelastung“ durch andere<br />
elektromagnetische Felder<br />
zu berücksichtigen.<br />
Zur Frage der Belastung der Trf<br />
und der Fahrgäste wurden verschiedene<br />
Untersuchungen<br />
und Messungen vorgenommen,<br />
u.a. in den<br />
EC (BR 103),<br />
IC (BR 103, BR 120), Dieseltraktion,<br />
IR (BR 112),<br />
ICE (BR 401)<br />
und<br />
S-Bahn (BR 476 und 477,<br />
BR 480, BR 481, BR 485)<br />
durchgeführt.<br />
Grundsätzlich zeigen die Untersuchungen<br />
und Messungen,<br />
Leserforum<br />
dass die zulässigen Werte sowohl<br />
für die Fahrgäste nach der<br />
26. Verordnung zum Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetz (26.<br />
BimSchV) als auch für das Betriebspersonal<br />
nach der Unfallverhütungsvorschrift„Elektromagnetische<br />
Felder“ (<strong>GUV</strong>-V<br />
B11, alt <strong>GUV</strong> 2.17) eingehalten<br />
werden.<br />
Eine Gefährdung und auch eine<br />
Belästigung durch die elektromagnetischen<br />
Felder sind demnach<br />
nach dem derzeitigen<br />
Kenntnisstand ausgeschlossen.<br />
Die EUK wird die Anregung jedoch<br />
aufgreifen und beabsichtigt,<br />
ein Merkblatt zum Thema<br />
„Elektromagnetische Felder“ zu<br />
erstellen, das für die bahnspezifischen<br />
Berufsgruppen die<br />
vielfältigen Informationen zu diesem<br />
Thema sachlich aufbereitet.<br />
<br />
Bitte ausschneiden<br />
Die Ausgabe 1/2003 vom „EUK-Dialog“ habe ich durchgesehen.<br />
Sie gefiel mir gut □ weniger gut □ überhaupt nicht □<br />
Besonders gut gefielen mir die Beiträge<br />
Sozialversicherungsträger im Blickfeld ............................. □<br />
Betriebliche Arbeitsschutzorganisation ............................ □<br />
Aus Unfällen lernen ......................................................... □<br />
Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses ................ □<br />
Berufsbedingte Asbesterkrankungen, Teil 2 ..................... □<br />
Telegramm ...................................................................... □<br />
Dialog ............................................................................. □<br />
Checkliste ....................................................................... □<br />
Frühjahr – Zweiradzeit<br />
Sind Sie bereit für die neue Saison? ................................ □<br />
Das schreib‘ ich mal an den „EUK-Dialog“ ....................... □<br />
Folgende Beiträge fanden mein Interesse nicht oder nur wenig:<br />
23
Leserforum · Impressum<br />
Das gibt’s im nächsten Heft<br />
Der nächste „EUK-Dialog“ erscheint Mitte Mai 2003. Das Heft hat<br />
wieder einen Umfang von 24 Seiten. Unter den Rubriken<br />
EUK aktuell Prävention Unfallversicherung EUK-Telegramm<br />
Dialog Checkliste Sicherheit überall Leserforum<br />
werden wieder viele aktuelle und interessante Beiträge für die<br />
Versicherten und die Mitgliedsbetriebe der EUK erscheinen.<br />
Auf dem Redaktionsprogramm stehen u.a. folgende Themen:<br />
Medienpaket „Selbst sichern im Gleisbereich – aber sicher“<br />
Arbeitsschutzorganisation – Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />
Schluß der Serie „Berufsbedingte Asbesterkrankungen“<br />
Interview mit einer Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
Urlaubszeit – Reisezeit<br />
Ich möchte Folgendes vorschlagen:<br />
Ich habe folgende Frage(n):<br />
Was mir sonst noch auffiel und Sie wissen sollten:<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
24<br />
Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />
Hier finden Sie alle wichtigen Informationen über die EUK<br />
und interessante Links zu allen Themen rund um die<br />
gesetzliche Unfallversicherung.<br />
Impressum „EUKDialog“<br />
Mitteilungsblatt der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> (EUK) – Gesetzliche Unfallversicherung<br />
– Körperschaft des öffentlichen Rechts, Sitz Frankfurt am Main.<br />
Herausgeber: <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong>.<br />
Redaktionsbeirat: Otto Kaletsch, Vorsitzender des Vorstandes der EUK,<br />
Rudi Ludwig, stv. Vorsitzender des Vorstandes der EUK,<br />
Wolfgang Horstig, Mitglied des Vorstandes der EUK.<br />
Redaktion: Dieter Kersten (Chefredakteur), Dieter Mohr (Selbstverwaltung<br />
und Unfallversicherung), Werner Grießhammer (technischer Arbeitsschutz<br />
und technische Unfallverhütung), Paul Ansion (allgemeiner Arbeitsschutz<br />
und allgemeine Unfallverhütung), Monika Trautwein (Redaktionsbüro).<br />
Anschrift: <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong>, Redaktion „EUK-Dialog“,<br />
Rödelheimer Straße 49, 60487 Frankfurt am Main,<br />
Telefon: Telekom (0 69) 4 78 63-0,<br />
Telefax: Telekom (0 69) 4 78 63-1 51.<br />
Erscheinungsweise und Bezugspreis: Erscheint jeden dritten Monat.<br />
Der Bezugspreis ist für Mitglieder der EUK im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Für andere Bezieher: Jahresabonnement E 4,40 zuzüglich Versandkosten.<br />
Verlag und Anzeigen: <strong>Eisenbahn</strong>-Fachverlag GmbH, Postfach 23 30,<br />
55013 Mainz,<br />
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Telefax: Telekom (0 61 31) 28 37 37.<br />
E-mail: <strong>Eisenbahn</strong>-Fachverlag@t-online.de<br />
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Anzeigen und Vertrieb: Monika Trautwein.<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 4 z.Z. gültig. Alle Rechte vorbehalten;<br />
Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auf fotomechanischem Wege,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Gestaltung und Druck: Meister Druck, Werner-Heisenberg-Straße 7,<br />
34123 Kassel.<br />
Titelbild: Bildagentur Mauritius, 82481 Mittenwald.<br />
EUKDialog 1/2003
Öffentliche Bekanntmachung<br />
Die Vertreterversammlung der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> hat in ihrer Sitzung<br />
am 13.11.2002 folgenden Nachtrag beschlossen:<br />
Erster Nachtrag zur<br />
Unfallverhütungsvorschrift<br />
Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />
(<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />
Stand Februar 2001<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 I
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
Artikel 1<br />
Die Unfallverhütungsvorschrift „Schleif- und Bürstwerkzeuge (<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>) wird wie<br />
folgt geändert:<br />
1. § 2 Abs. 1 erhält folgende Fassung:<br />
„(1) Schleifwerkzeuge im Sinne dieser Unfallverhütungsvorschrift sind<br />
1. Schleifkörper aus gebundenem Schleifmittel,<br />
2. Schleifkörper mit Diamant oder Bornitrid oder mit Werkstoffen vergleichbarer<br />
Eigenschaften als Schleifmittel,<br />
3. Schleifmittel auf Unterlage,<br />
4. Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel,<br />
5. Schleifmittelträger in Verbindung mit Schleifpasten und<br />
Schleifmitteln, die für die Fertigungsverfahren Schleifen, Polieren,<br />
Honen und Läppen verwendet werden.“<br />
2. In § 2 Abs. 3 wird in der dritten und vierten Aufzählung das Wort<br />
„Schleifen“ durch das Wort „Umfangschleifen“ ersetzt.<br />
3. In § 2 Abs. 6 werden die Worte „oder umlaufenden“ gestrichen.<br />
4. In § 2 Abs. 8 erhält die Tabelle folgende Fassung:<br />
„<br />
Führung von<br />
Maschinenart Anwendungsart Schleifwerkzeug Werkstück<br />
Zwangsgeführtes fest bahngeführt<br />
Ortsfeste Schleifen bahngeführt fest<br />
Schleifmaschinen bahngeführt bahngeführt<br />
Handgeführtes von Hand geführt fest<br />
Schleifen fest von Hand geführt<br />
Handschleifmaschinen Freihandschleifen von Hand geführt fest<br />
5. § 4 wird wie folgt geändert:<br />
a) In Absatz 1 Satz 1 werden nach dem Wort<br />
– „Naturstein,“ die Worte „und zugehörige Einrichtungen“,<br />
– „deutlich“ die Worte „erkennbar und dauerhaft“<br />
eingefügt,<br />
b) Absatz 1 Satz 2 erhält folgende Fassung:<br />
„Die Kenndaten<br />
1. Hersteller, Lieferer, Einführer oder deren geschütztes Warenzeichen,<br />
2. Bestätigung der Übereinstimmung der Schleifwerkzeuge mitden<br />
Anforderungen der §§ 4, 5 und 6 dieser Unfallverhütungsvorschrift,<br />
3. Farbstreifen für die Arbeitshöchstgeschwindigkeit,<br />
4. Dreh- und Laufrichtung<br />
müssen vorbehaltlich des Absatzes 2 auf dem Schleifwerkzeug selbst<br />
angebracht sein.“<br />
c) in Absatz 2 werden im Einleitungssatz die Worte „diese Kenndaten“ durch<br />
die Worte „die darin unter Nummer 1 bis 4 aufgeführten Kenndaten“ ersetzt,<br />
d) in Absatz 2 Nr. 1 wird die Satzeinfügung „– ausgenommen Vulkanfiberschleifscheiben<br />
–“ gestrichen,<br />
e) Absatz 2 Nr. 2 erhält folgende Fassung:<br />
„2. Schleifbänder mit Längen ≤ 400 mm oder Breiten ≤ 70 mm sowie<br />
Schleifhülsen mit Innendurchmessern ≤ 125 mm oder Breiten ≤ 70 mm,“<br />
f) Absatz 5 wird wie folgt geändert:<br />
– nach dem Wort „Einsatzzwecke“ werden ein Komma und die Worte<br />
„Schleifmaschinen- und Anwendungsarten“ eingefügt,<br />
– nach dem Wort „deutlich“ werden die Worte „erkennbar und dauerhaft“<br />
eingefügt,<br />
– die Abkürzung „(VE)“ wird gestrichen.<br />
g) nach Absatz 5 wird folgender Absatz 6 eingefügt; die bisherigen Absätze<br />
6 und 7 werden Absätze 7 und 8:<br />
„(6) Schleifscheiben, die mit oder ohne Distanzscheiben in einem Satz<br />
zusammengespannt werden, müssen so gekennzeichnet sein, dass ihre<br />
Zusammengehörigkeit erkennbar ist.“<br />
h) in Absatz 8 wird nach dem Wort „zugehörigen“ das Wort „zulässigen“<br />
eingefügt.<br />
„<br />
6. § 5 wird wie folgt geändert:<br />
a) Die Überschrift erhält folgende Fassung:<br />
„Sicherheitsfaktoren von Schleif- und Bürstwerkzeugen<br />
und sonstige Festigkeitsanforderungen“<br />
b) Die Absätze 1 und 2 erhalten folgende Fassung:<br />
„(1) Schleifwerkzeuge - ausgenommen Schleifstifte, Lamellenschleifstifte und<br />
Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel - müssen in Abhängigkeit von<br />
der Schleifmaschinen- und Anwendungsart bei ihrer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
einen Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft Sbr entsprechend<br />
Anlage 2 aufweisen.<br />
(2) Zusätzlich zu Absatz 1 müssen<br />
1.– gekröpfte Schleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 1 für das<br />
Freihandschleifen und<br />
– gerade und gekröpfte Trennschleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr.<br />
1 für das Freihandtrennschleifen<br />
eine ausreichende Seitenbelastbarkeit,<br />
2.– Schleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 für das Freihandschleifen<br />
und<br />
– Trennschleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 für das Freihandtrennschleifen<br />
und solche mit segmentiertem Schleifbelag für die Verwendung<br />
auf ortsfesten Trennschleifmaschinen eine ausreichende Festigkeit ge<br />
gen Biegebeanspruchung,<br />
3.Schleifteller entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit segmentiertem Schleifbelag<br />
für das Freihandschleifen eine ausreichende Festigkeit gegen Abscheren des<br />
Schleifbelages und<br />
4.Schleifkörper entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit metallischem Grundkörper<br />
einen ausreichenden Widerstand gegen plastische Verformung des<br />
Grundkörpers unter Fliehkraftbeanspruchung aufweisen.“<br />
c) nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 eingefügt:<br />
„(3) Schleifstifte und Lamellenschleifstifte müssen bei ihrer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
einen Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft von<br />
S br = 3 und zusätzlich einen Sicherheitsfaktor gegen Abbiegen des Schaftes<br />
von S ab = 1,3 aufweisen.“<br />
d) der bisherige Absatz 3 wird Absatz 4 und wie folgt geändert:<br />
– Im Einleitungssatz wird die Angabe „1 und 2“ durch die Angabe „1 bis 3“<br />
und das Wort „Normzahlenreihen“ durch das Wort „Zahlenreihen“ ersetzt,<br />
–in der Aufzählung wird der Zahlenreihe zu Buchstabe a) der Zahlenwert<br />
„< 16,“ vorangestellt und nach dem Zahlenwert „32“ der Zahlenwert „35“<br />
eingefügt.<br />
e) der bisherige Absatz 4 wird Absatz 5 und erhält folgende Fassung:<br />
„(5) Schleifbänder und Schleifhülsen müssen so beschaffen sein, dass sie bei<br />
ihrer zulässigen Zugkraft einen Sicherheitsfaktor gegen Zerreißen von S z = 1,5<br />
aufweisen.“<br />
f) nach Absatz 5 wird folgender Absatz 6 eingefügt; der bisherige Absatz 5 wird<br />
Absatz 7:<br />
„(6) Stützteller müssen so beschaffen sein, dass sie bei ihrer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
einen Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft von<br />
S br = 3,5 aufweisen.“<br />
7. Die §§ 6 bis 8 erhalten folgende Fassung:<br />
II EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />
„§ 6<br />
Magnesitschleifkörper<br />
Schleifscheiben mit Magnesitbindung mit einem Außendurchmesser<br />
> 1000 mm müssen auf beiden Seitenflächen mit einem Schutzanstrich<br />
gegen Feuchtigkeitsaufnahme versehen sein.
§ 7<br />
Zwischenlagen, Abrichtwerkzeuge<br />
(1) Sind für die Befestigung von Schleifkörpern mit Spannflanschen Zwischenlagen<br />
erforderlich, müssen diese vorhanden und so beschaffen sein, dass sie<br />
– Formabweichungen zwischen Spannflanschen und Schleifkörpern im<br />
Bereich der Anlageflächen ausgleichen,<br />
– den Reibwert zwischen Spannflanschen und Schleifkörpern vergrößern<br />
und<br />
– die Spannkraft über die Anlagefläche der Spannflansche gleichmäßig auf<br />
den Schleifkörper übertragen.<br />
Die Breite der ringförmigen Zwischenlagen muss die Anlagefläche der Spannflansche<br />
überdecken.<br />
(2) Für das Abrichten von Schleifkörpern und Polierscheiben müssen Abrichtwerkzeuge<br />
vorhanden sein.<br />
§ 8<br />
Einrichtungen zum Lagern und Transportieren<br />
von Werkzeugen<br />
(1) Es müssen Einrichtungen vorhanden sein, in denen Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />
so gelagert werden können, dass eine Herabsetzung des Sicherheitsfaktors<br />
durch Einwirkung von<br />
– Feuchtigkeit,<br />
– Frost,<br />
– aggressiven Medien und<br />
– einseitiger Erwärmung oder Abkühlung vermieden wird.<br />
(2) Schleifwerkzeuge müssen so auf einer ebenen Unterlage oder stehend in einem<br />
Gestell gelagert werden können, dass kein Kippen, keine Beschädigung oder<br />
Bruch durch Eigengewicht möglich sind.<br />
(3) Für den Transport von Schleif- und Bürstwerkzeugen müssen Transportmittel<br />
vorhanden sein, wenn Gewicht, Form und Maße der Werkzeuge dies erfordern.“<br />
8. § 9 wird wie folgt geändert:<br />
a) Es wird folgender Absatz 1 eingefügt; die bisherigen Absätze 1 bis<br />
4 werden Absätze 2 bis 5:<br />
„(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass nur Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />
und zugehörige Einrichtungen in Betrieb genommen werden, die den<br />
Bestimmungen des Abschnittes III entsprechen.“<br />
b) Absatz 2 erhält folgende Fassung:<br />
„(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass<br />
1. Schleif- und Bürstwerkzeuge nur bis zu der in der Kennzeichnung<br />
angegebenen<br />
– Arbeitshöchstgeschwindigkeit oder<br />
– zulässigen Drehzahl betrieben,<br />
2. Schleifbänder und Schleifhülsen nur bei Zugkräften entsprechend ihrer in<br />
der Kennzeichnung angegebenen Festigkeitsklasse betrieben,<br />
3. Schleifwerkzeuge entsprechend den in der Kennzeichnung angegebenen<br />
Verwendungseinschränkungen betrieben,<br />
4. Schleifkörper aus Naturstein nur bis zu einer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
von 16 m/s betrieben und nicht zum Schleifen von Metall eingesetzt,<br />
5. Schleifwerkzeuge, ausgenommen Schleifkörper aus Naturstein, deren<br />
Schleifmittel ganz oder teilweise aus freier kristalliner Kieselsäure besteht,<br />
nicht verwendet,<br />
6. Schleifwerkzeuge mit bleihaltigen oder anderen gesundheitsschädlichen<br />
Bestandteilen oder Anstrichen nur auf ortsfesten Schleifmaschinen mit<br />
Absaugeinrichtungen ohne Luftrückführung verwendet,<br />
7. Schleifkörper mit keramischer und Magnesitbindung nicht zum Trennschleifen<br />
verwendet,<br />
8. Schleifkörper mit Kunstharzbindung nicht mit Kühlschmierstoffen, die zu<br />
einer Unterschreitung des Sicherheitsfaktors nach § 5 Abs. 1 und 3 führen,<br />
betrieben und<br />
9. die den Werkzeugen nach § 4 beigefügten Etiketten bis zum Verbrauch der<br />
Werkzeuge aufbewahrt werden.“<br />
c) Absatz 4 erhält folgende Fassung:<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
(4) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Schleifkörper in Magnesitbindung<br />
mit einem Außendurchmesser > 1000 mm<br />
1. nicht länger als zwei Jahre nach deren Beschaffung und nicht länger als vier<br />
Jahre nach deren Herstellung betrieben werden und<br />
2. in regelmäßigen Abständen, mindestens jedoch einmal monatlich, auf<br />
äußere Veränderungen geprüft werden. Wird eine Rissbildung festgestellt, hat<br />
der Unternehmer sicherzustellen, dass diese Schleifkörper nicht mehr ver<br />
wendet werden.“<br />
9. In § 10 Abs. 2 wird die Anführung „§ 6“ durch die Anführung „§ 8“ ersetzt.<br />
10. § 11 Abs. 2 wird wie folgt geändert:<br />
a) In der Aufzählung erhalten die Nummern 4 und 5 folgende Fassung:<br />
„4. müssen passende Schleifwerkzeuge entsprechend den Angaben in der<br />
Betriebsanleitung auf die Schleifspindel oder Werkzeugaufnahme bringen,<br />
5. müssen Schleifwerkzeuge unter Verwendung der vom Maschinenhersteller<br />
für die jeweiligen Schleifwerkzeuge vorgesehenen Spannvorrichtungen<br />
befestigen; bei der Verwendung von Spannflanschen müssen diese unter<br />
Berücksichtigung von<br />
– Schleifkörperform,<br />
– Schleifkörpermaßen,<br />
– Schleifkörperbindung und<br />
– Maschinenart<br />
ausgewählt werden“,<br />
b) in Nummer 6 werden die Worte „und eine Schädigung“ durch die Worte<br />
„aber dennoch eine Schädigung“ ersetzt.<br />
c) die Nummern 8 und 9 erhalten folgende Fassung:<br />
„8. müssen, soweit die Befestigung mittels Spannflanschen erfolgt,<br />
– bei Schleifkörpern nach § 2 Abs. 1 Nr. 1<br />
und<br />
– bei Schleifkörpern nach § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit Grundkörpern aus Keramik,<br />
zwischen Schleifkörper und Spannflansche geeignete Zwischenlagen<br />
legen.<br />
Dies gilt nicht für folgende Schleifkörper nach § 2 Abs. 1:<br />
– Gekröpfte Schleifscheiben, Form 27 und 28,<br />
– halbflexible Schleifscheiben, Form 29,<br />
– gerade und gekröpfte Trennschleifscheiben, Form 41 und 42, faserstoffverstärkt,<br />
mit D ( 400 mm,<br />
– Schleifkörper auf Tragscheiben, auch segmentiert, Form 43,<br />
– zweiseitig konische Schleifscheiben, Form 4, mit konischen Spannflanschen,<br />
– gerade Trennschleifscheiben, Form 41, mit T ( 1 mm,<br />
– Schleifkörper mit D ( 20 mm,<br />
9. müssen darauf achten, dass die Spannflansche beim Befestigen der<br />
Schleifkörper nicht an Reduzierringen oder Buchsen aufliegen,“<br />
11. In § 12 Abs. 1 wird nach der Anführung „§ 2 Abs. 1 Nr. 1 bis 3“ die<br />
Einfügung „– ausgenommen Schleifbänder, Schleifhülsen und Schleifblätter<br />
–“ eingefügt.<br />
12. In § 13 wird die Anführung „§ 8“ durch die Anführung „§ 7 Abs. 2“ ersetzt.<br />
13. Abschnitt „V. Prüfungen“ mit § 15 wird gestrichen.<br />
14. In § 16 wird die Anführung<br />
„§ 4 Abs. 1, 2 Satz 2, Absätze 4 bis 7,“ durch die Anführung „ § 4 Abs. 1,<br />
2 Satz 2, Absätze 4 bis 8,“<br />
„des § 9 Abs. 1 oder 3,“ durch die Anführung „des § 9 Abs. 1, 2 oder 4,“<br />
„§ 11 Abs. 1, 2 Nr. 1 bis 7, 8 Halbsatz 1, Nummer 9, 10, 11 Halbsatz 1,“ durch<br />
die Anführung „§ 11 Abs. 1, 2 Nr. 1 bis 7, 8 Satz 1, Nummer 9, 10, 11 erster<br />
Halbsatz,“<br />
„§§ 13 und 14 oder § 15 Abs. 1 Satz 1 oder 3, Absätze 2, 4 bis 7,“ durch<br />
die Anführung „§ 13 oder § 14“<br />
ersetzt.<br />
15. In Anlage 1 erhält die Tabelle folgende Fassung:<br />
EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 III
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
„Anlage 1<br />
Kennzeichnung von Schleif- und Bürstwerkzeugen (zu § 4 Abs. 1)<br />
Schleif- und Bürstwerkzeugen und<br />
zugehörige einrichtungen nach<br />
§2 Abs.1<br />
Nr. 1<br />
§2 Abs.1<br />
Nr. 2<br />
§2 Abs.1<br />
Nr. 3<br />
§2 Abs.1<br />
Nr. 4<br />
§2 Abs.1<br />
Nr.5<br />
§1<br />
lfd. Benennung der Werkzeuge<br />
Nr.<br />
1 Schleifscheiben (gerade, konisch, abgesetzt,<br />
verjüngt, ausgespart, gekröpft, auch faserstoffverstärkt),<br />
Trennschleifscheiben<br />
2 Schleiftöpfe, Schleifteller, Schleifscheiben<br />
und Schleifzylinder mit Tragscheibe verbunden<br />
3 Schleifsegmente<br />
4 Schleifstifte<br />
5 Kleinschleifkörper mit D ( 80 mm<br />
6 Schleifkegel<br />
7 Schleifkörper mit Magnesitbindung<br />
8 halbflexible Schleifkörper<br />
9 Schleifkörper mit keramische<br />
Schleifbelag aus Grundkörper<br />
Diamant, Bornitrid andere<br />
Grundkörper<br />
10 Trennschleifscheiben mit Schleifbelag<br />
aus Diamant, Bornitrid<br />
11 Schleifstifte mit Schleifbelag<br />
aus Diamant, Bornitrid<br />
12 Fächerschleifscheiben<br />
13 Lamellenschleifscheiben<br />
14 Lamellenschleifstifte<br />
15 Vulkanfiberschleifscheiben<br />
16 Schleifbänder, Schleifhülsen<br />
17 Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel<br />
18 Pließt-, Polier- und Läppscheiben<br />
19 Stützteller<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
§2 Abs.4 20 Bürstwerkzeuge<br />
X - - - X - - - - -<br />
1) nur bei gewickelten Schleifkörpern „<br />
IV EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />
Hersteller, Lieferer, Einführer oder deren<br />
geschütztes Warenzeichen<br />
Kennzeichnung nach § 4 Abs. 1 Nr. 2<br />
Farbstreifen bei vzul ( 50 m/s<br />
Arbeitshöchstgeschwindigkeit vzul in m/s<br />
Zulässige Drehzahl nzul in 1/min<br />
X X X X X X X - - -<br />
X X X X X X X - - -<br />
X X X X - X X - - -<br />
X X X - X X X - - -<br />
X X X X X X X - - -<br />
X X X X X X X - - -<br />
X X X X X X X - X -<br />
X X X X X X - - - -<br />
X X X X X X - - - -<br />
X X - X X X - - - -<br />
X X - X X X - X - -<br />
X X - - X X - - - -<br />
X X X X X X - - - -<br />
X X X X X X - - - -<br />
X X X X X X - - - -<br />
X X X X X X - - - -<br />
X - - - - - - X - X<br />
X - - X X X - X 1) - -<br />
X X - X X - - - - -<br />
X - - - X - - - - -<br />
Nennmaße<br />
Schleifmittel und Bindung<br />
Dreh- und Laufrichtung<br />
Herstellungsdatum bei D > 1000 mm<br />
Festigkeitsklasse
16. Die Anlage 2 Nr. 1 wird gestrichen.<br />
17. Die Anlage 2 Nr. 2 wird gestrichen.<br />
18. Die Anlage 2 Nr. 3 wird gestrichen.<br />
19. Die Anlage 2 Nr. 4 wird gestrichen.<br />
20. Die bisherige Anlage 3 wird Anlage 2 und wie folgt geändert:<br />
Artikel 2<br />
a) In der Überschrift wird in der Klammer die Angabe „zu § 5 Abs. 2“ durch<br />
„zu § 5 Abs. 1“ ersetzt,<br />
b) in der Spalte „Schleifmaschinenart“ werden die Zeilen „Ortsfeste Trennschleifmaschinen,<br />
ausgenommen Pendeltrennschleifmaschinen“ und<br />
„Pendeltrennschleifmaschinen“ in einer Zeile „Ortsfeste Trennschleifmaschinen“<br />
zusammengefasst,<br />
c) in der Spalte „Anwendungsart“ werden die Worte „zwangsgeführt“,<br />
„handgeführt“ und „freihandgeführt“ durch die Worte „Zwangsgeführtes<br />
Schleifen“, „Handgeführtes Schleifen“ und „Freihandschleifen“ ersetzt.<br />
Dieser Nachtrag tritt am ersten Tage des Monats April oder des Monats Oktober<br />
in Kraft, der als erster der Bekanntmachung folgt.<br />
Genehmigung<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
Der vorstehende Erste Nachtrag zur Unfallverhütungsvorschrift „Schleif- und<br />
Bürstwerkzeuge“ (<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>) wird genehmigt.<br />
Bonn, 20.01.2003<br />
Az.: III B2 - 34523-2-(73)-34124-2<br />
Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit<br />
Im Auftrag<br />
gez. Becker<br />
EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 V
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
VI EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003
Öffentliche Bekanntmachung<br />
Der Vorstand der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> hat in seiner Sitzung am<br />
03.05.2002 nachstehende Änderung beschlossen:<br />
Zweite Änderung der<br />
Durchführungsanweisungen zur<br />
Unfallverhütungsvorschrift<br />
Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />
(<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />
Stand Februar 2001<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 VII
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
Die Durchführungsanweisungen (DA) zur Unfallverhütungsvorschrift „Schleif- und<br />
Bürstwerkzeuge“ (<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>) werden wie folgt geändert:<br />
1. Die DA zu § 1 werden wie folgt geändert:<br />
a) Im ersten Absatz werden nach dem Wort „Abrichtwerkzeuge“ die Worte„<br />
Zwischenlagen, Stützteller, Aufnahmevorrichtungen für Schleifhülsen“<br />
eingefügt,<br />
b) der zweite Absatz wird gestrichen.<br />
2. In den DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 1 werden die Worte „Honsteine, Schleifstäbe,<br />
Abziehsteine,“ durch die Worte „bei denen Korunde oder Siliciumcarbide als<br />
Schleifmittel verwendet werden,“ ersetzt.<br />
3. Die DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 2 erhalten folgende Fassung:<br />
„Die Schleifkörper können sowohl aus Vollkörpern bestehen, in denen das<br />
Schleifmittel eingebunden ist, als auch aus Grundkörpern mit aufgebrachten<br />
Schleifmittelbelägen.<br />
Schleifmittelbeläge können z.B. durch Pressen, Kleben, Löten, Schweißen,<br />
Sintern oder galvanisches Beschichten aufgebracht sein. Der Grundkörper<br />
kann z.B. aus Metall, Keramik oder Kunstharzmassen bestehen.<br />
Siehe auch DIN 69 800-1 „Schleifkörper mit Schleifbelag aus Diamant oder<br />
Bornitrid; Übersicht, Benennung“ und DIN 69 800-2 „Schleifkörper mit<br />
Schleifbelag aus Diamant und Bornitrid; Formschlüssel, Bezeichnung“.“<br />
4. Den DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 3 wird folgender Absatz angefügt:<br />
„Siehe auch DIN 69 183 „Lamellenschleifstifte“ und DIN 69 184 „Lamellenschleifscheiben“.<br />
5. Die DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 4 erhalten folgende Fassung:<br />
„Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel sind z.B. Scheiben mit und<br />
ohne Vulkanfiberrücken, Stützteller oder Schaft, bei denen das Schleifmittel<br />
in ein synthetisches Faservlies eingebunden ist.“<br />
6. § 2 Abs. 1 Nr. 5 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 2 Abs. 1 Nr. 5:<br />
Schleifmittelträger sind z.B. Pließt-, Polier- und Läppscheiben. Antriebs- oder<br />
Umlenkrollen von z.B. Bandschleifmaschinen sind keine Schleifmittelträger.<br />
In Schleifpasten sind feinkörnige Schleifmittel, z.B. Korund, Siliciumcarbid,<br />
Bornitrid, Diamant pastös gebunden und homogen verteilt.“<br />
7. In den DA zu § 2 Abs. 6 und 7 werden<br />
– im Einleitungssatz des ersten Absatzes nach dem Wort „rotierenden“ die<br />
Worte „oder umlaufenden“<br />
sowie<br />
– der letzte Absatz<br />
gestrichen.<br />
8. § 4 Abs. 1 Satz 1 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 4 Abs. 1 Satz 1:<br />
Die Kennzeichnung mit der zulässigen Drehzahl nach Anlage 1 schließt bei<br />
Schleifstiften und Lamellenschleifstiften Drehzahlangaben in Abhängigkeit<br />
von der offenen Schaftlänge und Angaben zur erforderlichen Mindesteinspannlänge<br />
des Schaftes ein.<br />
9. § 4 Abs. 1 Nr. 2 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 4 Abs. 1 Nr. 2:<br />
Eine Bestätigung der Übereinstimmung ist z.B. die Angabe „Entspricht <strong>GUV</strong>-<br />
V D12 (bisher <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)“.<br />
Mit dieser Angabe bestätigt der Hersteller, Lieferer oder Einführer, dass die<br />
entsprechend gekennzeichneten Schleifwerkzeuge die Anforderungen der<br />
§§ 4, 5 und 6 erfüllen.<br />
Die Forderung nach Bestätigung der Übereinstimmung gilt auch als erfüllt,<br />
wenn die Schleifwerkzeuge mit der Angabe „EN 12 413“ bzw. „EN 13 236“<br />
gekennzeichnet sind.<br />
Siehe auch<br />
DIN EN 12 413 „Sicherheitsanforderungen für Schleifkörper aus gebundenem<br />
Schleifmittel“,<br />
DIN EN 13 236 „Sicherheitsanforderungen für Schleifkörper und sonstige<br />
Schleifwerkzeuge mit Diamant oder Bornitrid“.“<br />
10. Die bisherigen DA zu § 4 Abs. 1 werden DA zu § 4 Abs. 1 Nr. 3.<br />
11. § 4 Abs. 1 Satz 3 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 4 Abs. 1 Satz 3:<br />
Hinsichtlich der Gestaltung und Anbringung der Kenndaten auf Schleifwerkzeugen<br />
und Etiketten sowie des Beifügens von Etiketten siehe Anhang 1.“<br />
12. Die DA zu § 4 Abs. 5 werden wie folgt geändert:<br />
a) Der erste Absatz wird gestrichen,<br />
b) der Einleitungssatz des ersten Absatzes erhält folgende Fassung:<br />
„Verwendungseinschränkungen (VE) für Schleifwerkzeuge sind z.B.:“<br />
c) nach der Angabe zu VE 8 wird folgende Angabe eingefügt:<br />
„VE 9: nicht zulässig für Trockenschleifen,“<br />
d) in der Angabe zu VE 10 werden das Wort „Trockenschleifen“ durch das<br />
Wort „Trockentrennschleifen“ sowie der Schlusspunkt durch ein Komma<br />
ersetzt und folgende Angabe eingefügt:<br />
„VE 11: nicht zulässig für Freihand- und handgeführtes Trennschleifen.“<br />
e) dem zweiten Absatz wird folgender Einleitungssatz vorangestellt:<br />
„Erläuterungen zu den Verwendungseinschränkungen:“<br />
f) nach der Angabe zu VE 8 wird folgende Angabe eingefügt:<br />
„VE 9: Diese Schleifwerkzeuge dürfen nur für das Nassschleifen verwendet<br />
werden.“<br />
g) der Aufzählung wird folgende Angabe angefügt:<br />
„VE 11: Diese Trennschleifscheiben dürfen nur auf ortsfesten Trennschleifmaschinen<br />
verwendet werden, auf denen sowohl der Schleifkörper als<br />
auch das Werkstück zwangsgeführt sind.“<br />
13. Die bisherigen DA zu § 4 Abs. 7 werden DA zu § 4 Abs. 8.<br />
14. In den DA zu § 5 Abs. 1 erhält der erste Absatz folgende Fassung:<br />
„Der Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft ist definiert als<br />
VIII EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />
S br =<br />
V br 2<br />
V zul 2<br />
V br = Umfangsgeschwindigkeit beim Bruch<br />
(Bruchgeschwindigkeit)<br />
V zul = Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
(zulässige Umfangsgeschwindigkeit)“<br />
15. Die DA zu § 5 Abs. 2 erhalten folgende Fassung:<br />
„Der Nachweis über die Erfüllung der Anforderungen kann durch die Anwendung<br />
der jeweiligen Prüfverfahren nach den folgenden BG-Grundsätzen<br />
erfolgen:<br />
– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern aus gebundenem Schleifmittel<br />
und Schleifmittel auf Unterlage“ (BGG 931, bisherige ZH 1/671)<br />
und<br />
– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern mit Diamant oder Bornitrid“<br />
(BGG 933, bisherige ZH 1/676).“<br />
16. § 5 Abs. 2 Nr. 1 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 1:<br />
Die Forderung nach ausreichender Seitenbelastbarkeit ist z.B. erfüllt, wenn<br />
die Schleifkörper die Mindestwerte nach Tabelle 1 aufweisen.
17. § 5 Abs. 2 Nr. 2 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 2:<br />
Die Forderung nach ausreichender Festigkeit gegen Biegebeanspruchung ist<br />
z.B. erfüllt, wenn<br />
– Schleif- und Trennschleifscheiben mit geschlossenem Schleifrand für das<br />
Freihandschleifen ein Biegemoment von<br />
M b =<br />
F = 125 N (Newton)<br />
D = Außendurchmesser der Schleifscheibe in m (Meter)<br />
– segmentierte Schleifscheiben und Trennschleifscheiben für das Freihand<br />
schleifen eine Biegefestigkeit von 600 N/mm 2<br />
und<br />
– segmentierte Trennschleifscheiben für die Verwendung auf ortsfesten<br />
Trennschleifmaschinen eine Biegefestigkeit von 450 N/mm 2<br />
aufweisen.“<br />
18. § 5 Abs. 2 Nr. 3 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 3:<br />
Die Forderung nach ausreichender Festigkeit gegen Abscheren des Schleifbelages<br />
ist z.B. erfüllt, wenn die erforderliche Abscherkraft F = 6400 N<br />
beträgt.“<br />
19. § 5 Abs. 2 Nr. 4 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 4:<br />
Die Forderung nach ausreichendem Widerstand gegen plastische Verformung<br />
des Grundkörpers ist z.B. erfüllt, wenn die Durchmesserzunahme des<br />
Schleifkörpers - bezogen auf den ursprünglichen Außendurchmesser - nach<br />
einer Fliehkraftbeanspruchung bei derjenigen Umfangsgeschwindigkeit, die<br />
bei dem geforderten Sicherheitsfaktor ohne Bruch erreicht werden muss, die<br />
Werte der Grundtoleranz IT 11 nach DIN ISO 286-2 „ISO-System für Grenzmaße<br />
und Passungen; Tabellen der Grundtoleranzgrade und Grenzabmaße<br />
für Bohrungen und Wellen“ nicht überschreitet.“<br />
20. § 5 Abs. 3 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 5 Abs. 3:<br />
Hinsichtlich der Definition des Sicherheitsfaktors gegen Bruch durch Fliehkraft<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
siehe Durchführungsanweisungen zu Absatz 1.<br />
Der Sicherheitsfaktor gegen Abbiegen des Schaftes ist definiert als<br />
EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 IX<br />
S ab =<br />
n ab = Drehzahl beim Abbiegen des Schaftes<br />
(Abbiegedrehzahl)<br />
n zul = Zulässige Drehzahl<br />
(Drehzahl bei Arbeitshöchstgeschwindigkeit)<br />
Der Nachweis über die Erfüllung der Anforderungen kann durch die Anwendung<br />
der jeweiligen Prüfverfahren nach den folgenden BG-Grundsätzen<br />
erfolgen:<br />
– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern aus gebundenem Schleifmittel<br />
und Schleifmittel auf Unterlage“ (BGG 931, bisherige ZH 1/671)<br />
und<br />
– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern mit Diamant oder Bornitrid“ (BGG<br />
933, bisherige ZH 1/676).“<br />
21. Die bisherigen DA zu § 5 Abs. 3 werden DA zu § 5 Abs. 4 und erhalten folgende<br />
Fassung:<br />
„Zu § 5 Abs. 4:<br />
Der Stufensprung der Zahlenreihe von 16 bis 125 beträgt - ausgenommen bei<br />
35 m/s - 1,25 und der Stufensprung der Zahlenreihe über 125 beträgt 1,12<br />
entsprechend DIN 323-1 „Normzahlen, Normzahlreihen; Hauptwerte, Genauwerte,<br />
Rundwerte“.“<br />
22. Die bisherigen DA zu § 5 Abs. 4 werden DA zu § 5 Abs. 5 und erhalten folgende<br />
Fassung:<br />
„Zu § 5 Abs. 5:<br />
Der Sicherheitsfaktor gegen Zerreißen durch Zugkraft ist definiert als<br />
S Z =<br />
Seitenbelastbarkeit<br />
Schleifkörper Arbeitshöchst- Außendurch- Einpunktseiten- Dreipunktseiten- Schlagversuch<br />
geschwindig- messer lastversuch lastversuch<br />
keit<br />
Einpunkt- Dreipunkt- Arbeitsseitenlast<br />
seitenlast vermögen<br />
v zul D F S1 F S3 A p<br />
in m/s in mm in N in N in Nm<br />
Gekröpfte 80 ≤ 125 290 –– ––<br />
Schleifscheiben 150 290 –– 4,5<br />
180 290 –– 5,4<br />
230 290 –– 6,9<br />
80 ≤ 125 40 –– ––<br />
Gerade 150 50 –– 1,2<br />
und gekröpfte 180 50 –– 1,5<br />
Trennschleif- 230 50 –– 2,0<br />
scheiben<br />
80 300 125 150 5,4<br />
350 125 150 5,4<br />
400 125 150 5,4<br />
Tabelle 1: Seitenbelastbarkeit“<br />
F . D<br />
2<br />
100 300 125 150 5,4<br />
350 125 150 5,4<br />
400 125 150 5,4<br />
F r<br />
F zul<br />
n ab<br />
n zul<br />
F r = Reißkraft des Schleifbandes<br />
F zul = zulässige Zugkraft im Schleifband<br />
Die Zuordnung von Festigkeitsklassen und zulässigen Zugkräften für Schleifbänder<br />
und Schleifhülsen erfolgt nach Tabelle 2.
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
Sicherheitsfaktor Festigkeitsklasse Zulässige Zugkraft in Schleifmittel auf Unterlage<br />
N je 50 mm Breite<br />
23. Die bisherigen DA zu § 5 Abs. 5 werden DA zu § 5 Abs. 7.<br />
24. Die bisherigen DA zu § 6 Abs. 1 werden DA zu § 8 Abs. 1.<br />
25. Die bisherigen DA zu § 6 Abs. 3 werden DA zu § 8 Abs. 3.<br />
26. § 7 Abs. 1 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 7 Abs. 1:<br />
Diese Forderung wird z.B. erfüllt, wenn Zwischenlagen aus Gummi, Pappe,<br />
Filz, Leder oder Kunststoff bestehen.<br />
Bei feinkörnigen Schleifscheiben in Kunstharzbindung, z.B. für das Außenrundschleifen<br />
von Walzen und für das spitzenlose Außenrundschleifen mit<br />
wässrigen Kühlschmierstoffen sind Zwischenlagen aus Kunststoff oder Gummi<br />
vorzuziehen.<br />
Die Dicke der einzelnen Zwischenlagen beträgt:<br />
– bei Schleifkörpern mit keramischer Bindung und organischer Bindung, z.B.<br />
Kunstharzbindung, mindestens 0,2 mm,<br />
– bei Schleifkörpern in mineralischer Bindung, z.B. Magnesitbindung,<br />
mindestens 0,1 mm.<br />
Zwischenlagen sind den betreffenden Schleifkörpern im Allgemeinen<br />
beigefügt. Sie sind entweder fest mit dem Schleifkörper verbunden oder lose<br />
dem Schleifkörper beigefügt. Herstellerseits können Etiketten auch als Zwischenlagen<br />
vorgesehen sein.<br />
Im Allgemeinen sind je Schleifkörper zwei Zwischenlagen mit gleichem<br />
Werkstoff und gleichen Maßen beigefügt. Bei Trennschleifscheiben in Kunstharzbindung<br />
ist die einmalige Wiederverwendung der Zwischenlagen möglich.“<br />
27. Die bisherigen DA zu § 8 werden DA zu § 7 Abs. 2.<br />
28. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 1 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 1.<br />
29. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 2 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 3.<br />
30. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 4 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 5.<br />
31. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 5 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 6; im zweiten<br />
Absatz wird nach den Worten „Siehe auch“ das Wort „Gefahrstoffverordnung,“<br />
eingefügt.<br />
32. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 7 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 8.<br />
33. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 2 werden DA zu § 9 Abs. 3; im zweiten Absatz<br />
werden der Aufzählung folgende Aufzählungspunkte vorangestellt:<br />
„– Gefahrstoffverordnung,<br />
– Unfallverhütungsvorschrift „Allgemeine Vorschriften“ <strong>GUV</strong> - V A1(bisher<br />
<strong>GUV</strong> 0.1),“<br />
34. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 4 werden DA zu § 9 Abs. 5.<br />
I 140 A-, B- und C-Papier<br />
1,5 II 280 D-, E-, F-Papier und schwerere;<br />
leichtere Kombinationen<br />
III 400 X-Unterlage und leichtere<br />
IV 530 Y-Unterlage und schwerer; übrige<br />
Kombinationen<br />
Tabelle 2: Sicherheitsfaktor und Festigkeitsklassen für Schleifbänder und Schleifhülsen“<br />
35. Die bisherigen DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 3 werden DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 2 und<br />
3; der zweite Absatz wird durch folgende Absätze ersetzt:<br />
„Die Prüfung erfolgt im Allgemeinen durch eine Sichtprüfung.<br />
Bei<br />
– Schleifkörpern entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 1 mit keramischer Bindung<br />
und<br />
– Schleifkörpern entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit Grundkörpern aus Keramik<br />
mit D > 80 mm erfolgt zusätzlich eine Klangprüfung zur Feststellung eventueller<br />
Risse. Davon ausgenommen sind verklebte oder verschraubte Schleifkörper,<br />
Schleifsegmente, Schleifstifte und Schleifkegel.<br />
Bei der Klangprüfung werden die Schleifkörper mit einem nichtmetallischen<br />
Gegenstand abgeklopft. Ein unbeschädigter Schleifkörper gibt einen klaren,<br />
ein beschädigter einen dumpfen oder scheppernden Klang.“<br />
36. Die DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 5 werden wie folgt geändert:<br />
a) Im ersten Absatz werden die Worte „der richtigen“ durch das Wort<br />
„geeigneter“ und die Angabe „Tabelle 2“ durch die Angabe „Tabelle 3“<br />
ersetzt,<br />
b) die Tabelle 2 wird Tabelle 3 und wie folgt geändert:<br />
– in der Spalte „Maße in mm“ wird<br />
• in Zeile 10 der Wert „D ≤ 600“ durch „400 ≤ D ≤ 800“,<br />
• in Zeile 11 der Wert „D = 300 und 350“ durch „D = 300, 350, 400“<br />
ersetzt,<br />
– die letzte Zeile „Trennschleifmaschinen“ wird gestrichen,<br />
– die Tabellenunterschrift erhält folgende Fassung:<br />
„Tabelle 3: Spannflanschdurchmesser für Schleifkörper nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 und Schleifkörper<br />
nach § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit Grundkörpern aus Keramik in Abhängigkeit von<br />
Schleifkörperform, Schleifkörpermaßen, Schleifkörperbindung und Maschinenart“<br />
c) nach Bild 2 wird den DA folgender Absatz angefügt:<br />
„Beim Aufspannen von Trennschleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr.<br />
2 mit Bündigbohrungen ist darauf zu achten, dass der Spannflansch den<br />
Teilkreis, bei mehreren Teilkreisen den größten Teilkreis überdeckt.“<br />
37. Die DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 8 erhalten folgende Fassung:<br />
„Geeignete Zwischenlagen siehe Durchführungsanweisungen zu § 7 Abs. 1.“<br />
38. § 11 Abs. 2 Nr. 10 erhält folgende DA:<br />
„Zu § 11 Abs. 2 Nr. 10:<br />
Schleifscheiben sind zum Aufspannen in einem Satz geeignet, wenn sie über<br />
eine Kennzeichnung entsprechend § 4 Abs. 6 verfügen. Distanzteile sind<br />
geeignet, wenn sie hinsichtlich Anlagefläche und Hinterdrehung die gleichen<br />
Maße wie die äußeren Spannflansche aufweisen. Beim Aufspannen mehrerer<br />
Schleifscheiben mit Distanzteilen sind Zwischenlagen zwischen die Schleifscheiben<br />
und die Distanzteile zu legen.“<br />
39. Die DA zu § 15 Abs. 1 werden gestrichen.<br />
40. Die DA zu § 15 Abs. 2 werden gestrichen.<br />
41. Die DA zu § 15 Abs. 4 werden gestrichen.<br />
42. Die DA zu § 15 Abs. 5 werden gestrichen.<br />
43. Die DA zu § 15 Abs. 6 werden gestrichen.<br />
44. In den DA zu Anlage 1 wird die Angabe „Spalten 4, 7 und 8“ durch die Angaben<br />
„Spalten 3, 6 und 7“ ersetzt.<br />
45. Es wird folgender Anhang 1 eingefügt; der bisherige Anhang „Bezugsquellen“<br />
wird Anhang 2:<br />
„Anhang 1<br />
Beispiele zur Gestaltung und Anbringung von Kenndaten auf Schleifwerkzeugen<br />
und Etiketten und zum Beifügen von Etiketten<br />
1 Gestaltung und Anbringung<br />
1.1 Schleifwerkzeuge mit Arbeitshöchstgeschwindigkeit v zul < 50 m/s<br />
Muster A Muster B<br />
Entspricht <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />
52 x 74 mm (DIN A 8)<br />
Etikettdurchmesser mindestens 20 mm<br />
größer als Mindestdurchmesser der<br />
Spannflansche<br />
1) Bei Schleifkörpern mit Magnesitbindung und Außendurchmesser D > 1000 mm: Herstellungsdatum<br />
*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B. BGV D 12 und die Angabe der betreffen den<br />
europäischen Sicherheitsnorm z.B. EN 12 413 oder EN 13 236 sind gleichwertig<br />
X EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)
1.2 Schleifwerkzeuge mit Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />
v zul ≥ 50 m/s<br />
1.2.1 Schleifscheiben<br />
Muster C Muster D<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />
52 x 74 mm (DIN A 8)<br />
Verwendungseinschränkungen sollten im vollen Wortlaut angegeben<br />
sein.<br />
*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B. BGV D 12 und die Angabe<br />
der betreffen den europäischen Sicherheitsnorm z.B. EN 12 413 oder EN 13 236 sind<br />
gleichwertig<br />
1.2.2 Schleifstifte<br />
Etikett mit Sicherheitshinweis auf der Rückseite<br />
Muster E (Vorderseite) Muster E (Rückseite)<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
Sicherheitshinweis<br />
Der umseitig beschriebene Schleifstift ist für<br />
eine Arbeitshöchstgeschwindigkeit von 50 m/<br />
s bei kürzester offener Schaftlänge L ausge-<br />
O<br />
legt.<br />
Die Sicherheit bei der Verwendung dieses<br />
Schleifstiftes wird durch folgende Faktoren<br />
eingeschränkt:<br />
1. wenn die Mindesteinspannlänge L von O<br />
10 mm nicht eingehalten wird,<br />
2. wenn die umseitig angegebenen zulässigen<br />
Drehzahlen bei den entsprechenden<br />
offenen Schaftlängen L überschrit-<br />
O<br />
ten werden.<br />
*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B: BGV D 12 und die Angabe<br />
der betreffenden europäischen Sicherheitsnorm z. B: EN 12413 oder EN 13236 sind<br />
gleichwertig<br />
1.2.3 Lamellenschleifscheiben und Vulkanfiberschleifscheiben<br />
Muster G Muster H<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />
25 x 74 mm<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
Etikettdurchmesser mindestens 20<br />
mm größer als Mindestdurchmesser<br />
der Spannflansche<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />
*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B: BGV D 12 und die Angabe der betreffenden<br />
europäischen Sicherheitsnorm z.B. EN 12 413 oder EN 13 236 sind gleichwertig<br />
1.3 Farbstreifen<br />
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
Der Farbstreifen soll durch die Mitte und über den gesamten Durchmesser<br />
des Schleifwerkzeugs bzw. des Etiketts verlaufen. Die Grundfarbe<br />
des Etiketts soll sich deutlich von der vorgeschriebenen Kennfarbe des<br />
Farbstreifens abheben und darf die Kennfarbe nicht verändern.<br />
Der Farbstreifen soll gerade und gleichmäßig breit sein. Die Breite soll je<br />
Farbstreifen zwischen 5 und 20 mm betragen. Bei einer Kennzeichnung mit<br />
zwei Farbstreifen soll deren Abstand mindestens 2 mm betragen und höchstens<br />
der Breite eines Farbstreifens entsprechen.<br />
Der Farbstreifen auf dem Etikett kann fehlen, wenn das Etikett auf dem<br />
Schleifwerkzeug aufgeklebt und der Farbstreifen auf dem Schleifwerkzeug<br />
selbst über den gesamten Durchmesser aufgetragen ist.<br />
2 Beifügen von Etiketten<br />
Schleifwerkzeugen, bei denen die Angabe der Kenndaten auf beigefügten<br />
Etiketten zulässig ist, sollen Etiketten mindestens gemäß den folgenden<br />
Festlegungen beigefügt sein.<br />
Bei mehreren gleichen Schleifwerkzeugen in einer Verpackungseinheit: Angabe<br />
der Kenndaten auf der Verpackungseinheit und zusätzlich mindestens ein<br />
Etikett je 25 Werkzeuge.<br />
Bei mehr als 1000 gleichen Schleifwerkzeugen in einer Verpackungseinheit für<br />
einen Verwender: Angabe der Kenndaten auf der Verpackungseinheit und<br />
zusätzlich mindestens ein Etikett je 100 Werkzeuge.<br />
Bei mehreren Schleifwerkzeugen verschiedener Werkstoffe, Formen oder<br />
Nennmaße in einer Verpackungseinheit: Angabe der Kenndaten für jede<br />
Schleifwerkzeugart auf der Verpackungseinheit.“<br />
EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 XI
<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />
XII EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003