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GUV 3.4 - Eisenbahn-Unfallkasse

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Sozialversicherungsträger im Blickfeld<br />

Betriebliche Arbeitsschutzorganisation<br />

Frühjahr – Zweiradzeit<br />

Sind Sie bereit für die neue Saison?<br />

Öffentliche Bekanntmachung<br />

Mitteilungsblatt der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> · Gesetzliche Unfallversicherung<br />

Dialog<br />

1. Quartal 2003<br />

1·2003


EUKDialog 1/2003<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

im November des letzten Jahres tagte die Vertreterversammlung der<br />

<strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> (EUK) in Osnabrück, um – unter anderem – den<br />

Haushaltsplan für<br />

das Jahr 2003<br />

festzustellen.<br />

Ein zunehmend<br />

erfolgreicher<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

in<br />

den Betrieben hat<br />

unsere Kosten für<br />

Rehabilitation und<br />

Unfallentschädigung<br />

günstig beeinflusst,<br />

so dass<br />

der Haushaltsplan<br />

für das Jahr 2003<br />

mit einem<br />

niedrigeren Haushaltsansatz als der vorherige festgestellt werden konnte.<br />

Wir meinen, dies ist zumindest ein Lichtblick, der bei der aktuellen<br />

Diskussion über die Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung nicht<br />

unerwähnt bleiben sollte (siehe auch Beitrag „Sozialversicherungsträger<br />

im Blickfeld“).<br />

„Qualität erzielen – Qualität sichern“, das sind Aufgaben, die im Arbeitsund<br />

Gesundheitsschutz selbstverständlich fortwährend Gültigkeit haben.<br />

Um Ihnen diese Aufgaben zu erleichtern, stellen wir Ihnen unter dem<br />

Thema „Betriebliche Arbeitsschutzorganisation“ die Aufgaben und<br />

Zuständigkeiten im Zusammenhang mit der betriebsärztlichen Betreuung<br />

der Beschäftigten vor. Dieser Beitrag dürfte insbesondere eine<br />

Auffrischung des Wissens für Unternehmer, Vorgesetzte, Betriebsärzte,<br />

Betriebsräte und für Fachkräfte für Arbeitssicherheit bewirken.<br />

Ebenfalls mit dem Thema „Betriebsärztliche Betreuung“ befasst sich<br />

diesmal der Beitrag „Chefsache“, wie immer prägnant.<br />

Natürlich empfehlen wir Ihnen auch alle übrigen Beiträge in diesem<br />

Heft zur Lektüre und hoffen, Ihrem Informationsbedürfnis entsprochen zu<br />

haben.<br />

Bleiben Sie gesund und munter,<br />

bis zum nächsten „EUK-Dialog“ grüßt Sie das Redaktionsteam<br />

Prolog<br />

UNSERE THEMEN<br />

EUK aktuell<br />

2 Sozialversicherungsträger im<br />

Blickfeld<br />

Prävention<br />

4 Betriebliche Arbeitsschutzorganisation<br />

6 Aus Unfällen lernen<br />

Unfallversicherung<br />

7 Aus der Arbeit des<br />

Widerspruchsausschusses<br />

8 Berufsbedingte Asbesterkrankungen,<br />

Teil 2<br />

Telegramm<br />

12 ● 1. Nachtrag zur UVV „Schleifund<br />

Bürstwerkzeuge“<br />

13 ● Übermüdung am Steuer<br />

● Unfallrisiko Nebel<br />

● DVR-Umfrage: Große Unkenntnis<br />

über Baumalleen<br />

14 ● Betriebssicherheitsverordnung<br />

in Kraft getreten<br />

15 ● Neues Autobahnplakat<br />

Dialog<br />

16 Der medizinische Arbeitsschutz<br />

bewegt sich in der Regel auf hohem<br />

Niveau …<br />

Checkliste<br />

18 „Betriebsärztliche Betreuung“<br />

Sicherheit überall<br />

19 Frühjahr – Zweiradzeit<br />

Sind Sie bereit für die neue Saison?<br />

Weitere Rubriken<br />

22 ● Leserforum<br />

24 ● Das gibt’s im nächsten Heft<br />

24 ● Impressum<br />

Öffentliche Bekanntmachung<br />

I Erster Nachtrag zur<br />

Unfallverhütungsvorschrift<br />

„Schleif- und Bürstwerkzeuge“<br />

<strong>GUV</strong>-V D12 (bisher <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />

VII Zweite Änderung der<br />

Durchführungsanweisungen zur<br />

Unfallverhütungsvorschrift<br />

„Schleif- und Bürstwerkzeuge“<br />

<strong>GUV</strong>-V D12 (bisher <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />

Unser Titelbild<br />

Sicher arbeiten – es lohnt zu leben<br />

1


EUK aktuell<br />

Auf der Tagesordnung standen<br />

unter anderem folgende Themen:<br />

Kostenentwicklung in der<br />

Sozialversicherung.<br />

Aktuelle Angelegenheiten<br />

der EUK.<br />

Programm der präventiven<br />

Öffentlichkeitsarbeit für das<br />

Jahr 2003.<br />

Kostenentwicklung<br />

in der<br />

Sozialversicherung<br />

Die Problemstellung<br />

Die gesetzliche Sozialversicherung<br />

– oder zutreffender gesagt<br />

– die Probleme der gesetzlichen<br />

Sozialversicherung stehen<br />

zurzeit im Mittelpunkt der politischen<br />

Diskussionen und der<br />

öffentlichen Berichterstattung.<br />

Die Ursachen sind bekannt. Die<br />

Kosten schwappen über, die<br />

Beitragszahler sind nicht weiter<br />

belastbar, hohe Lohnnebenkosten<br />

bedrohen zusätzlich die<br />

Existenz von Arbeitsplätzen.<br />

Ins Gerede gekommen sind insbesondere<br />

die gesetzliche Rentenversicherung<br />

und die gesetzliche<br />

Krankenversicherung.<br />

In der Rentenversicherung wurden<br />

die Beiträge zum 1.1.2003<br />

auf 19,5% des versicherungspflichtigen<br />

Entgelts angehoben,<br />

alternativ hierzu stand ein Aussetzen<br />

oder Hinausschieben<br />

der jährlichen Rentenanpassung<br />

im Raum.<br />

In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

ist vor der Jahreswende<br />

ein gesetzliches Verbot<br />

von Beitragserhöhungen verkündet<br />

worden. Vor dem In-<br />

Kraft-Treten des Verbots haben<br />

2<br />

Sozialversicherungsträger<br />

im Blickfeld<br />

Am 13. und 14. November 2002 tagte die EUK-Vertreterversammlung in einer<br />

öffentlichen Sitzung in Osnabrück.<br />

mehrere Kassen ihre Beitragssätze<br />

im Eilverfahren auf 14 bis<br />

14,5% des versicherungspflichtigen<br />

Entgelts angehoben. Folgt<br />

man den Experten, drohen<br />

Nullrunden für die Leistungserbringer<br />

bzw. Leistungskürzungen<br />

für die Versicherten.<br />

Sonderfall gesetzliche<br />

Unfallversicherung<br />

Von den Auseinandersetzungen,<br />

die um Renten- und Krankenversicherung<br />

entstanden<br />

sind, ist die gesetzliche Unfallversicherung<br />

nicht unmittelbar<br />

betroffen.<br />

Der Grund dafür, dass die gesetzliche<br />

Unfallversicherung<br />

nicht in die „heiße“ Diskussionen<br />

um die Alterssicherungsund<br />

Gesundheitssysteme einbezogen<br />

worden ist, liegt wohl<br />

darin, dass die gesetzlichen<br />

Unfallversicherungsträger nicht<br />

durch steigende Beiträge aufgefallen<br />

sind. Im Gegenteil, die<br />

Beiträge der Unfallversicherung<br />

sinken seit Jahren.<br />

In einer langjährigen Entwicklung<br />

ist der durchschnittliche<br />

Beitragssatz von 1,53% im Jahre<br />

1976 auf nunmehr 1,31%<br />

gesunken. Für diesen Erfolg<br />

kann man zwei Faktoren benennen<br />

zum einen die hohe Qualität<br />

der Rehabilitation (welche<br />

die Unfall-Folgekosten<br />

senkt) und<br />

zum anderen die stetige Verbesserung<br />

des Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutzes und<br />

somit auch ein stetiger<br />

Rückgang der Unfallzahlen.<br />

Einfluss der Renten- und<br />

Krankenversicherung auf<br />

die Unfallversicherung<br />

Wenn auch die gesetzliche Un-<br />

fallversicherung nicht unmittelbar<br />

in die aktuellen politischen<br />

Diskussionen um die Rentenund<br />

Krankenversicherung einbezogen<br />

sind, so beeinflussen<br />

Maßnahmen auf den beiden<br />

vorgenannten Gebieten im begrenzten<br />

Umfang auch die gesetzliche<br />

Unfallversicherung.<br />

Wäre zum Beispiel die jährliche<br />

Anpassung der gesetzlichen<br />

Renten tatsächlich ausgesetzt<br />

oder verschoben worden, so<br />

wäre dies auch mit den Unfallrenten<br />

geschehen.<br />

Werden Leistungsbegrenzungen<br />

in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

eingeführt, so<br />

muss man damit rechnen, dass<br />

vergleichbare Leistungsbeschränkungen<br />

in der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung eingeführt<br />

werden, wie dies zum<br />

Beispiel mit der Einführung von<br />

Festbeträgen für Arznei- und<br />

Verbandmittel zum 1.1.1997<br />

der Fall war.<br />

Die nächste Neuerung, für die<br />

Krankenversicherung erdacht,<br />

ist die ab dem 1.1.2003 gültige<br />

Verordnung zum Fallpauschalensystem<br />

für Krankenhäuser.<br />

Und da die meisten Krankenhäuser<br />

in Deutschland nicht von<br />

der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />

sondern von den Gebietskörperschaften<br />

oder von privaten<br />

Gesellschaften getragen<br />

werden, greift die Fallpauschalenregelung<br />

auch auf die gesetzliche<br />

Unfallversicherung<br />

über.<br />

Die Verordnung zum Fallpauschalensystem<br />

sieht vor, dass<br />

die Krankenhäuser zunächst<br />

selbst entscheiden, ob sie am<br />

Fallpauschalensystem teilnehmen<br />

wollen. Ist dies der Fall,<br />

werden die betreffenden Kran-<br />

kenhäuser auch mit den Unfallversicherungsträgern<br />

nach dem<br />

Fallpauschalenpreissystem abrechnen.<br />

Was ist dran am<br />

Fallpauschalensystem?<br />

Nun, in vereinfachter Form: Für<br />

die Behandlung der unterschiedlichen<br />

Erkrankungen<br />

bzw. Verletzungen ist jeweils<br />

eine mittlere Krankenhausverweildauer<br />

festgelegt, nach der<br />

die Höhe der Fallpauschale<br />

bestimmt wird. Zur mittleren Verweildauer<br />

wird jeweils eine „obere“<br />

und eine „untere“ Grenzverweildauer<br />

im Fallpauschalenkatalog<br />

ausgewiesen.<br />

Ist die Verweildauer von Patienten<br />

länger als die obere Grenzverweildauer,<br />

wird für den dafür<br />

im Fallpauschalenkatalog ausgewiesenen<br />

Tag und jeden weiteren<br />

Belegungstag des Krankenhausaufenthalts<br />

zusätzlich<br />

zur Fallpauschale ein (ermäßigtes)<br />

belegungstagesbezogenes<br />

Entgelt abgerechnet.<br />

Ist die Verweildauer kürzer als<br />

die untere Grenzverweildauer,<br />

ist für den dafür im Fallpauschalenkatalog<br />

ausgewiesenen<br />

Tag und jeden weiteren nicht<br />

erbrachten Belegungstag ein<br />

Abschlag von der Fallpauschale<br />

vorzunehmen.<br />

Mit der Fallpauschalenregelung<br />

wird also ein finanzieller Anreiz<br />

geschaffen, die Verweildauer in<br />

den Krankenhäusern auf ein<br />

unbedingt notwendiges Maß zu<br />

begrenzen.<br />

Von Seiten der Leistungserbringer<br />

sind noch nicht alle Vorbehalte<br />

zum Fallpauschalensystem<br />

ausgeräumt, so wird ausgeführt,<br />

insbesondere die<br />

Kostenneutralität müsse gewährleistet<br />

sein. Von Seiten der<br />

Unfallversicherungsträger ist<br />

anzufügen, dass insbesondere<br />

die gute Qualität der Rehabilitation<br />

gewährleistet sein muss,<br />

denn eine gute Qualität der<br />

Rehabilitation in der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung ist ein<br />

Garant für stabile – oder gar<br />

sinkende Beitragssätze.<br />

EUKDialog 1/2003


Aktuelle Angelegenheiten<br />

der EUK<br />

Weniger Arbeits- und<br />

Wegeunfälle<br />

Im ersten Halbjahr 2002 ereigneten<br />

sich in den Unternehmen<br />

im Zuständigkeitsbereich der<br />

EUK 2.967 Arbeitsunfälle, die<br />

eine Arbeitsunfähigkeit von<br />

mehr als drei Tagen verursachten.<br />

Im Vergleichszeitraum des<br />

Vorjahres waren es 3.153 Arbeitsunfälle.<br />

Somit hat sich die<br />

rückläufige Entwicklung der Unfallzahlen<br />

der letzten Jahren fortgesetzt<br />

(- 5,9%).<br />

Die Wegeunfälle sind im 1. Halbjahr<br />

2002 ebenfalls zurückgegangen.<br />

Im dem genannten Zeitraum<br />

wurden 708 Wegeunfälle gemeldet,<br />

die bei den betroffenen<br />

Personen eine Arbeitsunfähigkeit<br />

von mehr als drei Tagen<br />

verursachten. Im vergleichbaren<br />

Vorjahreszeitraum waren es<br />

748 (- 5,4%).<br />

Von den hier genannten Unfällen<br />

hatten fünf Unfälle den Tod<br />

der Verunglückten zur Folge,<br />

und zwar waren es vier Arbeitsunfälle<br />

und ein Wegeunfall mit<br />

tödlichem Ausgang. Im Vorjahreszeitraum<br />

waren es drei Arbeitsunfälle<br />

und drei Wegeunfälle<br />

mit tödlichem Ausgang.<br />

Weniger Berufserkrankungsanzeigen<br />

Im ersten Halbjahr 2002 wurden<br />

206 Anzeigen über den<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Verdacht des Vorliegens einer<br />

Berufskrankheit erstattet. Auch<br />

hier ist ein Rückgang gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum eingetreten,<br />

und zwar um 21 Fälle<br />

(9 %).<br />

Die mit Abstand am häufigsten<br />

angezeigte Berufserkrankung<br />

ist die BK Nr. 2301 Lärmschwerhörigkeit<br />

(75 Fälle) , gefolgt von<br />

der BK Nr. 4103 Asbeststaublungenerkrankung<br />

(21 Fälle), BK<br />

2102 Meniskusschäden (17<br />

Fälle), BK Nr. 2108-2110 BandscheibenbedingteErkrankungen<br />

der Wirbelsäule (17 Fälle),<br />

BK Nr. 4104 Lungenkrebs oder<br />

Kehlkopfkrebs in Verbindung<br />

mit Asbestose (zehn Fälle). Die<br />

übrigen angezeigten Verdachtsfälle<br />

verteilen sich jeweils mit<br />

einer Zahl kleiner als 10 auf die<br />

nach der Berufskrankheiten-<br />

Verordnung bezeichneten Berufskrankheiten.<br />

Erfolgreiche Berufshilfe<br />

In den ersten zehn Monaten<br />

des Jahres 2002 wurden 233<br />

Berufshilfeverfahren eingeleitet.<br />

Hiervon konnten in 199 Fällen<br />

die Verletzten wieder bei ihren<br />

bisherigen Arbeitgebern eingegliedert<br />

werden. Im Vorjahreszeitraum<br />

war es in 246 Fällen<br />

möglich, die Rehabilitanden<br />

wieder bei ihren Arbeitgebern<br />

einzugliedern. Die Quote der<br />

gelungenen Eingliederungen<br />

von Unfallverletzten bei ihren<br />

bisherigen Arbeitgebern liegt<br />

somit unverändert bei 80 % der<br />

durchgeführten Berufshilfeverfahren.<br />

Um dieses Ergebnis zu<br />

erreichen, haben unsere Berufshelfer<br />

zahlreiche Ortstermi-<br />

Abbildung 1: Der Haushalt 2003 der Eisenabhn-<strong>Unfallkasse</strong>.<br />

ne zur Klärung anstehender Fragen<br />

wahrgenommen und in 80<br />

Fällen wurden mit den Verletzten<br />

Belastungserprobungen<br />

und Arbeitstherapien am Arbeitsplatz<br />

durchgeführt.<br />

Nicht immer ist eine Rückkehr<br />

in den Beruf möglich. In 19 Fällen<br />

wurde das Berufshilfeverfahren<br />

mit der Gewährung der<br />

EU-Rente abgeschlossen. In<br />

sechs Fällen wurde das Berufshilfeverfahren<br />

wegen Erfolglosigkeit<br />

(mangelnde Mitwirkung<br />

des Rehabilitanden) abgebrochen.<br />

Im Rahmen der sozialen Rehabilitation<br />

unterstützen wir die<br />

Schwerverletzten in ihrer Wohnsituation.<br />

In vier Fällen wurden<br />

Umbaumaßnahmen und in fünf<br />

Fällen spezielle Wohnungseinrichtungen<br />

finanziell unterstützt.<br />

Schwerpunkte der<br />

Prävention 2003<br />

Die EUK ist gemäß § 14 Siebtes<br />

Buch Sozialgesetzbuch (SGB<br />

VII) verpflichtet, mit allen geeigneten<br />

Mitteln Prävention zu<br />

betreiben. Beratungen und Seminare<br />

sind wichtige Elemente<br />

der Prävention. Doch will man<br />

einen größeren Kreis der Beschäftigten<br />

erreichen, so ist eine<br />

intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />

unter Nutzung moderner Medien<br />

erforderlich. In diesem Jahr<br />

sollen vor allem folgende Themen<br />

behandelt werden:<br />

Sicheres Auf- und Absteigen<br />

auf/von Schienenfahrzeugen<br />

und Sicherheit auf<br />

den Verkehrswegen.<br />

1. Renten an Verletzte und<br />

Hinterbliebene<br />

2. Zuführung Betriebsmittel<br />

3. Abfindungen, Beihilfe<br />

4. Kosten der medizinischen und<br />

beruflichen Rehabilitation<br />

5. Beitragsnachlässe/Beitragsausfälle<br />

6. Unfallverhütung<br />

7. Zuführung Rücklagen<br />

8. Insolvenzgeld<br />

9. Kosten Unfalluntersuchung,<br />

Auszahlung Renten<br />

10. Verwaltungskosten<br />

11. Rückstellung Pensionsfonds.<br />

EUK aktuell<br />

Schnelle und wirksame Hilfe<br />

bei posttraumatischen<br />

Erkrankungen für Lokführer<br />

nach traumatischen Erlebnissen<br />

(Überfahren von Personen).<br />

Schutz vor Lärm am Arbeitsplatz.<br />

Sicherheit auf allen Wegen;<br />

eine Beteiligung an der Jahresaktion<br />

des Deutschen<br />

Verkehrssicherheitsrates.<br />

Ein Angebot für die Beschäftigten<br />

über ein Fahr-Sicherheitstraining<br />

(Pkw und Motorräder)<br />

nach den Richtlinien<br />

des Deutschen Verkehrsicherheitsrates<br />

mit<br />

Kostenzuschuss der EUK.<br />

Stressprävention von Busfahrern<br />

mittels eines Trainingsprogramms,<br />

auf CD-<br />

ROM, das von von der EUK<br />

an die entsprechenden<br />

Schwerpunkte verteilt wird.<br />

Haushaltsplan 2003<br />

Der Haushaltsplan ist die rechtliche<br />

Grundlage für die Haushalts-<br />

und Wirtschaftsführung<br />

der EUK. Er enthält eine Gegenüberstellung<br />

aller zu erwartenden<br />

Einnahmen und Ausgaben<br />

des kommenden Haushaltsjahres.<br />

Für das Jahr 2003 sind die Einnahmen<br />

und Ausgaben mit<br />

jeweils 110.672.500 Euro veranschlagt.<br />

Mit diesem Haushaltsansatz<br />

liegt die EUK –<br />

entgegen dem Trend in der gesetzlichen<br />

Sozialversicherung –<br />

unter dem Haushaltsansatz des<br />

vorherigen Jahres 2002. Die<br />

optimistische Einschätzung<br />

wird vor allem mit einem erwarteten<br />

weiteren Rückgang der<br />

Arbeitsunfälle begründet, so<br />

dass geringere Finanzmittel für<br />

Heilbehandlung und Unfallentschädigung<br />

(Unfallrente) aufzubringen<br />

sind. Auf weiterhin „hohem<br />

Niveau“ werden sich leider<br />

die Beiträge für das Insolvenzgeld<br />

bewegen, die aufgrund<br />

gesetzlicher Vorschriften von<br />

den Unfallversicherungsträgern<br />

für die Bundesanstalt für Arbeit<br />

eingezogen und nach dort abgeführt<br />

werden. <br />

3


Prävention<br />

Aufgaben der<br />

Betriebsärzte<br />

Die Aufgabe der Betriebsärzte<br />

ist es, die Unternehmer und<br />

verantwortlichen Personen in<br />

den Betrieben in allen Angelegenheiten<br />

der Sicherheit und<br />

des Gesundheitsschutzes aus<br />

arbeitsmedizinischer Sicht zu<br />

unterstützen.<br />

Der § 3 des ASiG enthält einen<br />

Aufgabenkatalog für die betriebsärztliche<br />

Betreuung. Dieser<br />

Aufgabenkatalog stellt keine<br />

abschließende Aufzählung<br />

dar.<br />

Er beschreibt die Grundlagen<br />

der betriebsärztlichen Tätigkeiten,<br />

die „insbesondere“ wahrzunehmen<br />

sind. Für den einzelnen<br />

Betrieb bedeutet das, dass<br />

der Aufgabenkatalog weiter<br />

konkretisiert und ggf. auch ergänzt<br />

werden muss.<br />

4<br />

Betriebliche<br />

Arbeitsschutzorganisation<br />

Betriebsärztliche Betreuung<br />

Das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) und die<br />

Unfallverhütungsvorschrift (UVV) „Betriebsärzte“ –<br />

<strong>GUV</strong>-V A7 (bisher <strong>GUV</strong> 0.52) – verpflichten die<br />

Arbeitgeber/Unternehmer, Betriebsärzte zu ihrer<br />

Unterstützung zu bestellen.<br />

Damit soll erreicht werden, dass arbeitsmedizinische<br />

Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen bei der<br />

Arbeit und von arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren<br />

mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad in den<br />

Betrieben durchgeführt werden.<br />

In diesem Beitrag beschreibt Dipl.-Ing. Lothar Berse<br />

die Aufgaben der Betriebsärzte und die Anforderungen<br />

an die betriebsärztliche Betreuung der Betriebe.<br />

Verantwortung der<br />

Betriebsärzte<br />

Betriebsärzte tragen die Verantwortung<br />

für die sachliche<br />

Richtigkeit ihres Handelns. Sie<br />

haben für ihr aktives Tun einzustehen<br />

und können z.B. wegen<br />

fahrlässig falscher Beratung des<br />

Unternehmers strafrechtlich zur<br />

Verantwortung gezogen werden,<br />

wenn die falsche Beratung<br />

für eine Körperverletzung<br />

oder Tötung eines Menschen<br />

ursächlich war.<br />

Wenn der Unternehmer durch<br />

unsachgemäße oder schlechte<br />

Erfüllung der betriebsärztlichen<br />

Aufgaben geschädigt wird (z.<br />

B. durch Schadensersatzleistungen<br />

an geschädigte Arbeitnehmer),<br />

hat der Betriebsarzt<br />

hierfür zivilrechtlich einzustehen.<br />

Bei betriebsangehörigen Betriebsärzten<br />

sind hier allerdings<br />

Haftungsbeschränkungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

Anforderungen an<br />

Betriebsärzte<br />

Die Grundanforderung für die<br />

Tätigkeit als Betriebsarzt ist die<br />

Berechtigung zur Ausübung<br />

des ärztlichen Berufs nach den<br />

Regelungen des ärztlichen Berufsrechts(Bundesärzteordnung),<br />

ergänzt durch die arbeitsmedizinische<br />

Fachkunde.<br />

Die spezifische arbeitsmedizinische<br />

Fachkunde gilt als erbracht,<br />

wenn der Arzt berechtigt<br />

ist, die Gebietsbezeichnung<br />

„Arbeitsmedizin“ oder die Zusatzbezeichnung„Betriebsmedizin“<br />

zu führen.<br />

Die UVV „Betriebsärzte“<br />

schreibt die Fachkundevoraussetzungen<br />

in § 3 vor. Danach<br />

können unter bestimmten Voraussetzungen<br />

auch Ärzte als<br />

Betriebsärzte tätig sein, die die<br />

oben genannten Voraussetzungen<br />

nicht erfüllen (§3 Abs.4 UVV<br />

„Betriebsärzte“). Diese Regelung<br />

beschreibt den Bestandsschutz<br />

für Ärzte, die bei Inkrafttreten<br />

der UVV als Betriebsärzte<br />

tätig waren und nicht über<br />

die oben beschriebenen Fachkundenachweise<br />

verfügten. Sie<br />

ist also nur für Ärzte zutreffend,<br />

die vor Inkrafttreten der UVV –<br />

„Betriebsärzte“ – als Betriebsarzt<br />

tätig waren und ohne Unterbrechung<br />

weiter als solche<br />

tätig sind.<br />

Zum Erhalt der Fachkunde ist<br />

es erforderlich, dass Betriebsärzte<br />

sich angemessen fortbilden.<br />

Für betriebsangehörige<br />

Betriebsärzte hat der Unternehmer<br />

die Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen<br />

zu ermöglichen.<br />

Neben allgemeiner arbeitsmedizinischer<br />

Fortbildung<br />

sind auch branchenbezogene<br />

Fortbildungsmaßnahmen zu<br />

absolvieren.<br />

Die Fachkundevoraussetzungen<br />

umfassen auch spezielle<br />

Kenntnisse des zu betreuenden<br />

Betriebes. Dies setzt eine<br />

kontinuierliche arbeitsmedizinische<br />

Betreuung voraus und ist<br />

unabhängig von der Anwendung<br />

des Betreuungsmodells.<br />

Das heißt, auch bei Einsatz eines<br />

überbetrieblichen Dienstes<br />

ist von einer effektiven Betreu-<br />

ung nur dann auszugehen,<br />

wenn der Betriebsarzt persönlich<br />

bestimmt ist.<br />

Bestellung von<br />

Betriebsärzten<br />

Für die arbeitsmedizinische<br />

Unterstützung kann ein Arbeitgeber<br />

Betriebsärzte als Arbeitnehmer<br />

einstellen, freiberuflich<br />

tätige Betriebsärzte damit beauftragen<br />

oder überbetriebliche<br />

Dienste bestellen.<br />

Die Bestellung hat schriftlich zu<br />

erfolgen. Mit der Bestellung<br />

sind dem Betriebsarzt die konkreten<br />

arbeitsmedizinischen<br />

Aufgaben zu übertragen. Dies<br />

geschieht zweckmäßigerweise<br />

über eine Stellenbeschreibung<br />

bzw. bei Bestellung eines freiberuflich<br />

tätigen Betriebsarztes<br />

oder eines überbetrieblichen<br />

Dienstes mit Hilfe des abzuschließendenBetreuungsvertrages.<br />

Hier sind auch die zu<br />

erbringenden Mindesteinsatzzeiten<br />

festzulegen.<br />

Betriebsärzte sind mit Zustimmung<br />

des Betriebsrates zu bestellen.<br />

Bei der Verpflichtung<br />

eines freiberuflichen Betriebsarztes<br />

oder eines überbetrieblichen<br />

Dienstes ist der Betriebsrat<br />

zu hören.<br />

Einordnung in die<br />

Betriebshierarchie<br />

Der Betriebsarzt ist unmittelbar<br />

dem Leiter des Betriebes zu<br />

unterstellen. In der Betriebsorganisation<br />

nimmt er eine Stabsstelle<br />

ein. Damit soll u.a. der<br />

Einfluss der Betriebsärzte auf<br />

die nachgeordneten Führungskräften<br />

sichergestellt werden.<br />

Einsatzzeiten<br />

Die zu erbringenden Einsatzzeiten<br />

sind unter Zugrundelegung<br />

der Vorgaben aus § 2<br />

UVV „Betriebsärzte“ zu ermitteln.<br />

Die so ermittelten Einsatzzeiten<br />

sind Mindesteinsatzzeiten.<br />

Das heißt, dass bei Vorliegen<br />

entsprechender Erkenntnisse<br />

der Unternehmer von sich<br />

aus verpflichtet ist, höhere Einsatzzeiten<br />

vorzusehen.<br />

EUKDialog 1/2003


Auf die Einsatzzeiten dürfen<br />

nicht angerechnet werden:<br />

Wegezeiten zu Betriebsteilen,<br />

die sich nicht am Sitz<br />

des Hauptbetriebes befinden.<br />

Zeiten für die Durchführung<br />

spezieller arbeitsmedizinischerVorsorgeuntersuchungen.<br />

Zeiten für die Durchführung<br />

verkehrsmedizinischer Untersuchungen.<br />

Zeiten für die Durchführung<br />

von Tauglichkeits- und Einstellungsuntersuchungen.<br />

Überbetriebliche Dienste und<br />

freiberuflich tätige Betriebsärzte<br />

dürfen sich auch die Zeiten<br />

für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen<br />

nicht als<br />

Einsatzzeit anrechnen lassen.<br />

Unabhängigkeit<br />

bei der Anwendung<br />

der Fachkunde<br />

Der Betriebsarzt unterliegt wie<br />

jeder andere Betriebsangehörige<br />

dem Direktionsrecht des<br />

Leiters des Betriebes. Dies ist<br />

bei der Beschäftigung freiberuflich<br />

tätiger Betriebsärzte oder<br />

überbetrieblicher Dienste über<br />

den Betreuungsvertrag zu regeln.<br />

Hinsichtlich der Anwendung der<br />

arbeitsmedizinischen Fachkunde<br />

ist der Betriebsarzt allerdings<br />

weisungsfrei. Hiermit soll erreicht<br />

werden, dass der Betriebsarzt<br />

seine Fachkunde frei<br />

von Weisungen, in die sachfremde<br />

Erwägungen einfließen<br />

können, anwenden kann.<br />

Der Sicherstellung der Unabhängigkeit<br />

dient auch, dass der<br />

Betriebsarzt keine Weisungsbefugnis<br />

gegenüber anderen<br />

Betriebsangehörigen hat (außer<br />

bei „Gefahr im Verzug“).<br />

Zusammenarbeit<br />

mit dem<br />

Betriebsrat<br />

Das Arbeitssicherheitsgesetz<br />

verpflichtet die Betriebsärzte,<br />

bei der Erfüllung ihrer Aufgaben<br />

EUKDialog 1/2003<br />

mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten.<br />

Die Zusammenarbeit<br />

in diesem Sinne beinhaltet<br />

insbesondere:<br />

sorgsame Prüfung von Vorschlägen<br />

und Anregungen<br />

der jeweils anderen Seite,<br />

gegenseitiger Informationsaustausch<br />

zu Angelegenheiten<br />

der Sicherheit und<br />

des Gesundheitsschutzes,<br />

gemeinsame Entwicklung<br />

von Lösungsmöglichkeiten.<br />

Das Ziel der Zusammenarbeit<br />

ist auch hier die Verbesserung<br />

der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />

bei der Arbeit.<br />

Dabei sollen das Wohl der Beschäftigten<br />

wie auch die wirtschaftlichen<br />

Belange des Betriebes<br />

angemessen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Zusammenarbeit<br />

mit der Fachkraft für<br />

Arbeitssicherheit<br />

Betriebsärzte und Fachkräfte für<br />

Arbeitssicherheit müssen bei<br />

der Erfüllung ihrer Aufgaben<br />

zusammenarbeiten (§ 10 ASiG),<br />

was insbesondere durch gemeinsameBetriebsbegehungen<br />

geschehen soll.<br />

In aller Regel wird die Fachkraft<br />

für Arbeitssicherheit die organisatorische<br />

Federführung in der<br />

Zusammenarbeit übernehmen.<br />

Dies ist schon deshalb naheliegend,<br />

weil der Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

erheblich höhere<br />

Einsatzzeiten zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Arbeitsschutzausschuss<br />

Der Betriebsarzt ist nach ASiG<br />

eines der gesetzlichen Mitglieder<br />

im Arbeitsschutzausschuss.<br />

In Betrieben mit kleiner Belegschaft<br />

und entsprechend niedriger<br />

Einsatzzeit des Betriebsarztes<br />

können die vierteljährlich<br />

vorgeschriebenen Arbeitsschutzausschusssitzungenbereits<br />

einen großen Teil der Einsatzzeit<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Hier bliebe dann für die Primär-<br />

prävention nicht mehr viel Zeit<br />

übrig. In diesen Fällen ist zu<br />

überlegen, ob in jeder Arbeitsschutzausschusssitzungarbeitsmedizinische<br />

Aspekte zur<br />

Sprache kommen, die die Anwesenheit<br />

des Betriebsarztes<br />

unabdingbar machen.<br />

Berichterstattung<br />

Die Unfallverhütungsvorschrift<br />

„Betriebsärzte“ verlangt vom<br />

Unternehmer, den Betriebsarzt<br />

zu verpflichten, über die Erfüllung<br />

der ihm übertragenen Aufgaben<br />

regelmäßig eine Bericht<br />

zu erstatten. Diese Vorschrift<br />

regelt die Verantwortung des<br />

Unternehmers für die sachgerechte<br />

Aufgabenerfüllung des<br />

Betriebsarztes. Hier unterscheidet<br />

sich die Kontrollverpflichtung<br />

des Unternehmers in keiner<br />

Weise von anderen Kontrollverpflichtungen,<br />

die der sicheren<br />

Unternehmensführung<br />

dienen. Die Art der Berichterstattung<br />

ist nicht konkret vorgeschrieben.<br />

Es hat sich aber<br />

in vielen Bereichen ein „Stand<br />

der Technik“ herausgebildet,<br />

wonach Berichte<br />

mindestens jährlich erstattet<br />

werden,<br />

in Schriftform verfasst werden,<br />

einen Rückblick auf die Tätigkeit<br />

geben,<br />

Tendenzen aufzeigen und<br />

einen einschätzenden Ausblick<br />

auf die Zukunft beinhalten.<br />

Um seinen Kontrollverpflichtungen<br />

im Mindesten nachzukommen,<br />

muss der Unternehmer/<br />

der Leiter des Betriebes vom<br />

Betriebsarzt einen aussagefähigen<br />

Bericht einfordern.<br />

Zusammenfassung<br />

Für den Erfolg der arbeitsmedizinischen<br />

Betreuung eines Betriebes<br />

ist die Qualität der betriebsärztlichen<br />

Tätigkeit ausschlaggebend.<br />

Sie ist einerseits abhängig von<br />

der Qualifikation der eingesetzten<br />

Betriebsärzte, anderseits<br />

Prävention<br />

aber mindestens ebenso stark<br />

von der Zusammenarbeit aller<br />

Beteiligten mit dem Betriebsarzt.<br />

Als Triebfedern für eine<br />

fruchtbare Zusammenarbeit<br />

sind neben dem Betriebsarzt<br />

selbst auch der Leiter des Betriebes,<br />

die Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

und der Betriebsrat<br />

zu nennen.<br />

Dem Leiter des Betriebes fällt<br />

einerseits die Aufgabe zu, über<br />

die sachgerechte Personalauswahl,<br />

die konkrete Aufgabenzuweisung<br />

und Kontrolle seinen<br />

Unternehmerpflichten<br />

nachzukommen, andererseits<br />

durch eigene Unterstützung<br />

und durch das Einfordern der<br />

Unterstützung aller nachgeordneten<br />

Führungskräfte für die<br />

betriebsärztliche Tätigkeit, den<br />

Betriebsärzten das Feld zu bereiten.<br />

Betriebsärzte und Fachkräfte für<br />

Arbeitssicherheit müssen eng<br />

zusammenarbeiten, sozusagen<br />

„an einem Strang ziehen“.<br />

Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

zu fördern bedeutet: die<br />

Tätigkeit der Betriebsärzte und<br />

der Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />

erreichen einen hohen Wirkungsgrad,<br />

Arbeitsplätze sind<br />

sicher und gesundheitsgerecht<br />

eingerichtet und werden ständig<br />

an die Entwicklung angepasst.<br />

Im Ergebnis führt dies zu geringen<br />

unfall- und krankheitsbedingten<br />

Ausfällen und zu motivierten<br />

und leistungsstarken<br />

Mitarbeitern.<br />

Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

mit dem ihnen angemessenen<br />

Stellenwert in die<br />

Unternehmensführung zu integrieren<br />

heißt, einen wichtigen<br />

Beitrag zum Unternehmenserfolg<br />

zu leisten. <br />

5


Prävention<br />

Aus Unfällen lernen · Aus Unfällen<br />

Schleifkörperbruch<br />

an einer Handschleifmaschine<br />

In Werkstätten wird arbeitstäglich<br />

eine Vielzahl von handgeführten<br />

Schleifmaschinen für<br />

unterschiedliche Aufgaben eingesetzt.<br />

Ein Unfallschwerpunkt<br />

beim Schleifen mit Handmaschinen<br />

bilden Winkel- und Geradeschleifer,<br />

auf denen sowohl<br />

Trenn- als auch Schruppscheiben<br />

eingesetzt werden. Die<br />

Unfallgefahr resultiert hier<br />

insbesondere aus der Größe<br />

der Energie des rotierenden<br />

Schleifkörpers, da Umfanggeschwindigkeiten<br />

von 80 m/s und<br />

mehr erreicht werden können.<br />

Umgerechtet sind das Geschwindigkeiten<br />

von fast 300<br />

km/h!<br />

Viel Glück hatte ein Versicherter<br />

in einem Fahrzeuginstandhaltungswerk,<br />

der mit Trennarbeiten<br />

von Stahlträgern beauftragt<br />

wurde. Durch Verkanten bzw.<br />

Verklemmen der Schleifscheibe<br />

in der Trennschnittfuge zerbrach<br />

hier der Schleifkörper. Die<br />

umherfliegenden Bruchstücke<br />

der zersplitternden Schleifscheibe<br />

verletzten den Versicherten<br />

nur leicht im Gesicht.<br />

Da er die beim Schleifen vorgeschriebene<br />

Schutzbrille trug,<br />

konnte hier Schlimmeres verhindert<br />

werden. Wie kam es zu<br />

dem Unfall und noch viel wichtiger<br />

wie hätte er verhindert werden<br />

können?<br />

Warum die aufgespannte<br />

Schleifscheibe zerbrach, konnte<br />

nicht mehr eindeutig ermittelt<br />

werden. Die Scheibe stammte<br />

aus einer Lieferung, bei der alle<br />

Scheiben die nach <strong>GUV</strong>-V D12<br />

vorgeschriebene Kennzeichnung<br />

trugen. Vermutlich lag es<br />

daran, dass er die Trennschleifer<br />

beim Arbeiten verkantete.<br />

Aber zweifelsfrei konnte nachgewiesen<br />

werden, dass die hier<br />

6<br />

erforderliche Schutzhaube an<br />

der Handmaschine fehlte, die<br />

beim Zerspringen oder Ablösen<br />

des Schleifkörpers die<br />

Bruchstücke abfangen und<br />

ablenken soll. Die Schutzhaube<br />

muss grundsätzlich vor allen<br />

Schleifvorgängen ordnungsgemäß,<br />

nach den Angaben der<br />

Betriebsanleitung des Herstellers,<br />

montiert und eingestellt<br />

werden.<br />

Weitere wichtige Punkte<br />

beim Betrieb von Handschleifmaschinen<br />

sind:<br />

Fachgerechtes Aufspannen<br />

der Schleifkörper mit anschließendem<br />

Probelauf<br />

von mindestens 30 Sekunden.<br />

Beachten Sie die Kennzeichnung<br />

auf den Schleifkörpern,<br />

damit die zulässige<br />

Drehzahl nicht überschritten<br />

wird sowie die Verwendungsbeschränkungen.<br />

Wenn diese nicht mehr<br />

bekannt und auch nicht<br />

mehr lesbar sind, darf die<br />

Scheibe nicht mehr verwendet<br />

werden.<br />

Anschluss einer Absauganlage<br />

beim Trockenschleifen<br />

mit starker Staubentwicklung.<br />

Persönliche Schutzausrüstung<br />

bestehend aus einer<br />

Schutzbrille, Gehörschutz<br />

und ggf. Atemschutz muss<br />

getragen werden.<br />

Durchführung der regelmäßig<br />

wiederkehrenden Prüfungen,<br />

wie sie für handmaschinen<br />

nach der UVV „Elektrische<br />

Anlagen und Betriebsmittel“<br />

<strong>GUV</strong>-V A2<br />

(bisher <strong>GUV</strong> 2.10) vorgeschrieben<br />

sind.<br />

Sichtprüfung auf äußerliche<br />

Schäden und Mängel durch<br />

den Benutzer vor jeder Inbetriebnahme.<br />

Durchführung mindestens<br />

einer arbeitsplatzbezogenen<br />

Unterweisung der Versicherten<br />

im Jahr.<br />

Bei Beachtung dieser Punkte<br />

werden mit Sicherheit Unfälle<br />

beim Arbeiten mit Handschleifmaschinen<br />

verhindert. <br />

Absturz von einer<br />

Anlegeleiter<br />

Arbeiten von erhöhten Standorten<br />

aus sind mit erheblichen<br />

Unfallgefahren verbunden. Das<br />

zeigen 40.000 Unfälle, die den<br />

Unfallversicherungsträgern in<br />

Deutschland jährlich gemeldet<br />

werden. Fast 1/3 dieser Unfälle<br />

sind auf Arbeiten mit Anlegeleitern<br />

zurückzuführen.<br />

Ein typischer Fall:<br />

An einer Außenwand sollte eine<br />

neue Beleuchtungsanlage in der<br />

Höhe von ca. vier Meter installiert<br />

werden. Nach den hierzu<br />

notwendigen Vorbereitungsarbeiten<br />

und der Leitungsverlegung<br />

war noch die Leuchte anzubringen.<br />

Als der Versicherte<br />

mit dem notwendigen Werkzeug<br />

und Material die 6. Sprosse<br />

der dazu bereitgestellten Anlegeleiter<br />

betrat, rutschten die<br />

Leiterfüße weg. Der Elektriker<br />

brach sich bei diesem Absturz<br />

ein Bein und fiel acht Wochen<br />

aus. Wie konnte das einem<br />

Fachmann passieren? Die anschließend<br />

durchgeführte Unfalluntersuchung<br />

des Techni-<br />

schen Aufsichtsdienst ergab,<br />

dass<br />

der Anlegewinkel der Sprossenleiter,<br />

der zwischen 65°<br />

und 75° liegen muss, viel zu<br />

gering war,<br />

eine Sicherung gegen Abrutschen,<br />

zumindest an den<br />

Leiterfüßen, fehlte.<br />

Je nach Bodenbeschaffenheit<br />

müssen an den Leiterfüßen und<br />

Leiterköpfen geeignete rutschhemmende<br />

Beläge vorhanden<br />

sein. Vor jeder Benutzung einer<br />

Leiter muss eine Sichtprüfung<br />

vorgenommen werden.<br />

Es gab aber noch weitere<br />

Unfallursachen:<br />

Das Gewicht des auf der<br />

Anlegeleiter mitgeführten<br />

Beleuchtungskörpers betrug<br />

fast 15 kg. Das Gewicht<br />

des auf der Leiter mitgeführten<br />

Werkzeugs und<br />

Materials darf aber 10 kg<br />

nicht überschreiten.<br />

Insbesondere aber wäre es zu<br />

diesem Unfall nie gekommen,<br />

wenn der Verantwortliche mit<br />

dem Auftrag an seine frühere<br />

Unterweisung erinnert hätte, da<br />

er die Gefährdungsbeurteilung<br />

zu diesen Arbeiten aufgestellt<br />

hatte. Spätestens hier wäre den<br />

Beschäftigten aufgefallen, dass<br />

nach den Unfallverhütungsvorschriften<br />

„Leitern und Tritte“<br />

<strong>GUV</strong>-V D36 (bisher <strong>GUV</strong> 6.4)<br />

sowie UVV „Bauarbeiten“ <strong>GUV</strong>-<br />

V C22 (bisher <strong>GUV</strong> 6.1) von<br />

Anlegeleitern nur Arbeiten geringen<br />

Umfanges ausgeführt<br />

werden dürfen, die nicht mehr<br />

als zwei Stunden dauern.<br />

Die Arbeiten hätten nur von einem<br />

Gerüst aus durchgeführt<br />

werden dürfen, der Unfall wäre<br />

dadurch mit Sicherheit vermieden<br />

worden. <br />

EUKDialog 1/2003


Versicherte, die Leistungen<br />

des Unfallversicherungsträgers<br />

EUK erhalten, werden<br />

mittels Bescheid über die Anerkennung<br />

des Ereignisses als<br />

Unfall oder Berufskrankheit,<br />

über die Höhe der Zahlungen<br />

sowie über den Beginn und<br />

das Ende der Leistungen informiert.<br />

Sind Versicherte mit dem Inhalt<br />

des Bescheides nicht einverstanden,<br />

können sie innerhalb<br />

der gesetzlich festgelegten<br />

Frist (ein Monat) Widerspruch<br />

einlegen. Daraufhin findet<br />

verwaltungsseitig eine<br />

Überprüfung statt. Sofern hier<br />

keine Abhilfe möglich ist, wird<br />

der angefochtene Bescheid<br />

dem Widerspruchsausschuss<br />

zur erneuten Überprüfung vorgelegt.<br />

Hergang<br />

Unser Versicherter Herr L. wurde<br />

von seinem Betrieb ausgewählt,<br />

einen Fortbildungslehrgang<br />

zu besuchen. Dieser sollte<br />

am Montag um neun Uhr<br />

beginnen und am Freitag um<br />

die Mittagszeit beendet sein.<br />

Herr L. wohnt irgendwo im Norden<br />

Deutschlands, der Lehrgangsort<br />

lag im südlichen Bereich.<br />

Für Herrn L. war es deshalb<br />

erforderlich, dass er schon<br />

am Sonntag die Anreise antrat.<br />

Die komfortablen Zimmer der<br />

Schulungseinrichtung waren<br />

alle mit Dusche, WC, Fernseher<br />

und Telefon ausgestattet.<br />

Beim morgendlichen Duschen<br />

geschah dann der Unfall.<br />

In der Unfallanzeige liest sich<br />

das ungefähr so: „Als ich mit<br />

dem Duschen fertig war, wollte<br />

ich die Duschwanne verlassen.<br />

Beim Auftreten mit dem nassen<br />

Fuß auf den gefliesten Boden<br />

des Bades rutschte ich weg<br />

und kam zu Fall. Mit dem rechten<br />

Unterarm schlug ich gegen<br />

das WC und verspürte sofort<br />

einen starken Schmerz.“<br />

Mit dem Telefon verständigte<br />

Herr L. den Empfang der Schulungseinrichtung<br />

und dieser den<br />

Krankentransport. Die Ärzte im<br />

Krankenhaus stellten einen<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses<br />

Unfallversicherung<br />

In unserer ständigen Rubrik „Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses“<br />

berichtet Rudi Ludwig, Mitglied des Widerspruchsausschusses der EUK, über<br />

einen Fall aus der Praxis und die dazu getroffene Entscheidung.<br />

Sturz beim Duschen – ein<br />

Arbeitsunfall?<br />

Unsere Zeit ist schnelllebig, wer nicht mit der Zeit geht, verliert irgendwann<br />

den Anschluss. Viele Unternehmen unseres Zuständigkeitsbereiches investieren<br />

viel Geld und Arbeitszeit in die Weiterbildung ihres Personals.<br />

Nicht nur für Beschäftigte im Bürobereich, sondern auch für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in der Produktion ist es unabdingbar, ständig mit der Technik<br />

zu gehen und hinzuzulernen.<br />

Bruch des Unterarmes fest, den<br />

sie auch entsprechend versorgten.<br />

Hiernach entließen sie den<br />

Patienten zur weiteren ambulanten<br />

Behandlung in die Heimat.<br />

Sachlage<br />

Herr L. meldete den Unfall seinem<br />

Betrieb als „Arbeitsunfall“.<br />

Weil er sich auf Veranlassung<br />

seines Arbeitgebers in der<br />

Schulungseinrichtung befand,<br />

vertrat er die Auffassung, dass<br />

er während des gesamten Aufenthaltes,<br />

also auch beim Duschen,<br />

unter dem Schutz der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung<br />

steht.<br />

Bescheid<br />

Die EUK lehnte die Anerkennung<br />

des Unfalls als „Arbeitsunfall“<br />

und den Anspruch auf<br />

Leistungen aus der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung ab. Die Verrichtung<br />

„Duschen“ diente einem<br />

rein persönlichen, eigenwirtschaftlichen<br />

Zweck und<br />

steht nicht im ursächlichen Zusammenhang<br />

mit der versicherten<br />

Tätigkeit. Auch wurde kein<br />

Sachverhalt vorgetragen, aus<br />

dem abgeleitet werden konnte,<br />

dass aufgrund der besonderen<br />

räumlichen Verhältnisse – ge-<br />

genüber allgemein üblichen<br />

Duscheinrichtungen – der Unfall<br />

wesentlich begünstigt wurde.<br />

Widerspruch<br />

Als Begründung für seinen Widerspruch<br />

führte Herr L. an,<br />

dass sehr wohl die räumliche<br />

Verhältnisse und Ausstattungsmängel<br />

den Sturz verursacht<br />

haben. Sowohl in der Duschwanne<br />

als auch davor auf dem<br />

Boden sei kein rutschfester<br />

Belag oder eine rutschfeste<br />

Matte gewesen. Der Duscheinstieg<br />

sei zu hoch und nirgendwo<br />

wäre ein Haltegriff gewesen. Der<br />

Platz zum Austritt aus der Dusche<br />

sei zu eng gewesen, nur<br />

wenige Zentimeter bis zum WC<br />

und nur wenig mehr bis zum<br />

Waschbecken.<br />

Ermittlung<br />

Den Aussagen des Versicherten<br />

folgte eine ganze Reihe von<br />

Ermittlungen der EUK. Die Bildungseinrichtung<br />

legte der EUK<br />

aufgrund der Behauptungen<br />

des Versicherten weitere Unterlagen<br />

vor.<br />

Zur Grundausstattung eines jeden<br />

Zimmers der Bildungseinrichtung<br />

gehört, neben Hand-<br />

und Badetücher, auch eine<br />

Duschvorlage. Die Duschkabine<br />

ist eine handelsübliche, deren<br />

Einbau auch keinerlei Besonderheiten<br />

aufweist. Es gibt<br />

keine Vorschrift, nach der in<br />

Bildungseinrichtungen mit Beherbergungsbereich<br />

in Bädern<br />

und Duschen besondere Halteeinrichtungen<br />

vorhanden sein<br />

müssen. Der Platz zwischen<br />

Dusche und WC ist ausreichend,<br />

Bauaufsicht- und Bauabnahmebehörde<br />

hatten hierzu<br />

keinerlei Einwendungen erhoben.<br />

Ein Unfall dieser Art ist seit<br />

Bestehen der Einrichtung noch<br />

nicht vorgekommen.<br />

Die Angaben der Bildungseinrichtung,<br />

mit den entsprechenden<br />

Plänen, wurden Herrn L.<br />

zur weiteren Widerspruchsbegründung<br />

übermittelt.<br />

Entscheidung<br />

Der Versicherte widersprach der<br />

Sachaufklärung nicht. Aufgrund<br />

der Pläne überzeugte sich der<br />

Widerspruchausschuss davon,<br />

dass die Badeeinrichtung dieser<br />

Art und Größe nicht von der<br />

üblichen „Norm“ abweicht und<br />

deshalb eine besondere Gefahr,<br />

die aus der Einrichtung<br />

kommt, auszuschließen ist.<br />

Dem Widerspruch konnte somit<br />

nicht abgeholfen werden.<br />

7


Unfallversicherung<br />

8<br />

Berufsbedingte<br />

Asbesterkrankungen<br />

BK 4103 bis 4105/Teil 2<br />

Die Kombination technisch hochentwickelter Eigenschaften<br />

war es, die Asbest in den letzten 100 Jahren<br />

eine Schlüsselrolle für die moderne Zivilisation<br />

einnehmen ließ. Erst sehr spät erkannte man die<br />

gesundheitlichen Folgen inhalierter Asbestfasern auf<br />

das menschliche Lungengewebe. Mit wachsenden<br />

wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen<br />

fanden auch die berufsbedingten, durch Asbest<br />

verursachten Erkrankungen Zug um Zug Eingang in<br />

die Berufskrankheiten-Verordnung.<br />

Hermann Guse, Sachbearbeiter in der Abteilung<br />

„Berufskrankheiten“, stellt sie in Fortsetzung des<br />

Artikels „Vom Wunderstoff zum Schreckgespenst“ in<br />

diesem Beitrag vor.<br />

Abbildung:<br />

Persönliche<br />

Schutzausrüstung<br />

beim Umgang<br />

mit Asbest.<br />

Krankheitsbilder<br />

und ihre Ursachen<br />

Man unterscheidet<br />

asbestbedingte Lungenfibrose<br />

(eigentliche Asbestose),<br />

asbestbedingte Pleuraveränderungen,<br />

asbestbedingten Lungenkrebs,<br />

asbestbedingten Kehlkopfkrebs,<br />

asbestbedingtes Mesotheliom<br />

des Rippen–, Bauchfells<br />

oder des Herzbeutels.<br />

Die asbestbedingte<br />

Lungenfibrose<br />

„Herr Mustermann! Auf ihrer<br />

Lunge ist ein Schatten,<br />

den ich mir nicht erklären<br />

kann. Sie sollten zur Sicherheit<br />

möglichst bald einen<br />

Lungenfacharzt aufsuchen“.<br />

Diese, bei einer<br />

hausärztlichen Routineuntersuchung<br />

des heute<br />

75jährigen M. nachgewiesenen<br />

Veränderungen stellten<br />

sich als Folgen einer<br />

„Asbestose“ heraus. Auch<br />

die Geschichte des 70jährigen<br />

N. unterscheidet sich<br />

kaum von der vorherigen.<br />

„Bei einer Wanderung hatte<br />

ich plötzlich nach einigen<br />

Kilometern Luftnot und<br />

Schmerzen in der Brust.<br />

Mein Hausarzt konnte<br />

nichts Krankhaftes erkennen.<br />

Da sich die Beschwerden<br />

überhaupt nicht zurückbildeten,<br />

überwies er<br />

mich in eine Lungenklinik.<br />

Hier wurde dann eine „Asbestose“<br />

diagnostiziert“.<br />

Diese Schilderungen zeigen<br />

deutlich, wie heimtückisch die<br />

Asbestfaser wirkt: Erst Jahrzehnte<br />

nach einer entsprechenden<br />

(z.B. berufsbedingten) Gefahrstoffbelastung,<br />

man spricht<br />

in diesem Zusammenhang von<br />

der sog. Latenzzeit, also der<br />

Zeit zwischen dem Beginn<br />

der Einwirkung und dem<br />

erstmaligen Feststellen der<br />

Erkrankung, treten die ersten<br />

Zeichen einer Asbestose auf,<br />

d.h. langsam zunehmender<br />

Reizhusten mit Auswurf von<br />

zähem Schleim, Kurzatmigkeit<br />

(besonders bei Belastung),<br />

Brustschmerzen sowie im fortgeschrittenem<br />

Stadium Symptome<br />

einer chroni-schen Bronchitis<br />

und Herzprobleme.<br />

Wie aber ist es nun zur<br />

Asbestose gekommen?<br />

Zur Erinnerung: Infolge der<br />

zellzerstörerischen Wirkung der<br />

Asbestfaser und der damit einhergehenden<br />

ständigen Entzündungsvorgänge<br />

kommt es<br />

zu bindegewebigen Veränderungen<br />

im Lungengewebe. Das<br />

vom Grunde her dehnbare Lungengewebe<br />

wird durch die vielen<br />

Narben starr (sog. „Lungenstarre“);<br />

aus aktivem wird inaktives<br />

Atemgewebe. Diesen Prozess<br />

nennt man im Endzustand<br />

Lungenfibrose.<br />

Die asbestbedingten<br />

Pleuraveränderungen<br />

Die eingeatmeten und in das<br />

Zwischengewebe der Lunge<br />

vorgedrungenen lungengängigen<br />

Asbestfasern besitzen aufgrund<br />

ihrer z.T. nadelförmigen<br />

Gestalt die Fähigkeit, durch die<br />

Lungenbläschen hindurch in<br />

den Bereich des Lungen- und<br />

Rippenfelles, dem Brustfell<br />

(Pleura) einzudringen, zu driften.<br />

Dieser sog. Pleuradrift<br />

führt im Bereich des Brustfelles<br />

– ähnlich wie bei der Asbestfibrose<br />

im Bereich der Lunge zu<br />

ausgedehnten Bindegewebsneubildungen.<br />

Im Röntgenbild<br />

erscheinen sie bis zu zwei cm<br />

oder mehr Flächenausdehnung<br />

im Bereich der Brustwand, des<br />

Zwerchfells und/oder des Herzbeutels<br />

als „plattenartige Veränderungen“,<br />

den sog. Pleuraplaques.<br />

Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

sind die gleichen<br />

wie bei der Asbestose.<br />

Der asbestbedingte<br />

Lungenkrebs<br />

Lungenkrebs umfasst im weitesten<br />

Sinne alle bösartigen<br />

Geschwülste der Lunge; insbesondere<br />

Erstgeschwülste (=<br />

Primärtumore), die meist von<br />

EUKDialog 1/2003


den Bronchien ausgehen (Bronchialkrebs)<br />

sowie aus der Umgebung<br />

(Brustfell) fortgeleitete<br />

und in die Lunge absiedelnde<br />

Krebsgeschülste. In 95 % der<br />

Fälle ist der Lungenkrebs ein<br />

Bronchialkrebs, eine bösartige<br />

Geschwulst der Bronchialschleimhaut,<br />

die, in den Luftröhrenverzweigungenbeginnend,<br />

in die Umgebung wuchert,<br />

dort Bronchialäste verlegt,<br />

Lungenbläschen zerstört<br />

und in Lymphbahnen und Blutgefäße<br />

eindringt. In fast 80 %<br />

aller Fälle kommt es zur Entstehung<br />

von Tochtergeschwülsten<br />

(= Metastasen) in nahegelegene<br />

Lymphknoten bzw., wenn<br />

mit dem Blutstrom verschleppt,<br />

in Leber, Gehirn, Nieren, Nebennieren,<br />

Knochen und vor<br />

allem in der Wirbelsäule. Hinter<br />

den verlegten (wuchernden)<br />

Bronchien wird das Lungengewebe<br />

nicht mehr belüftet, es<br />

fällt in sich zusammen, kann<br />

sich chronisch entzünden und<br />

vereitern.<br />

Im laufenden Jahr werden<br />

in der Bundesrepublik<br />

Deutschland vsl. 40.000<br />

Menschen an einem Bronchialkarzinom<br />

erkranken.<br />

85 bis 90 % aller Lungenkrebspatienten<br />

haben<br />

meist langjährig und intensiv<br />

geraucht. In 10 bis 15%<br />

sind andere Ursachen verantwortlich.<br />

Vor allem berufsbedingte<br />

Gefahrstoffe<br />

(insbesondere Asbest)<br />

spielen hierbei eine maßgebliche<br />

Rolle.<br />

Die Heimtücke des Bronchialkrebses<br />

sind die fehlenden<br />

Früherkennungszeichen, d.h.,<br />

Beschwerden wie z.B. chronischer<br />

Reizhusten, Auswurf mit<br />

oder ohne blutige Beimengungen,<br />

Fieberschübe, Atemnot,<br />

Gewichtsverlust oder Brustschmerzen<br />

sind Spätsymptome<br />

eines fast immer fortgeschrittenen<br />

Tumorstadiums.<br />

Wie kommt es nun<br />

zum asbestbedingten<br />

Lungenkrebs?<br />

Ausgangspunkt ist zunächst die<br />

in das Bronchialgewebe eindringende<br />

lungengängige As-<br />

EUKDialog 1/2003<br />

bestfaser. Dies führt in bestimmten<br />

Zellen zu Reaktionen in der<br />

Erbsubstanz, und zwar mit der<br />

Folge, dass nach Jahrzehnten<br />

dauernder Latenz (s.o.) ein Tumor<br />

klinischen Ausmaßes heranwächst.<br />

Übrigens: Ein rauchender Asbestarbeiter<br />

hat im Vergleich<br />

zu einem Raucher ohne Asbestbelastung<br />

ein 50fach<br />

höheres Lungenkrebsrisiko.<br />

Der asbestbedingte<br />

Kehlkopfkrebs<br />

Inhalierte Asbestfasern kritischer<br />

Abmessungen (siehe<br />

hierzu „EUK-Dialog“ 4/2002)<br />

werden nicht nur in der Lunge<br />

sondern auch im Kehlkopf abgelagert.<br />

Dies kann (wie bereits<br />

beim asbestbedingten Lungenkrebs<br />

aufgezeigt) nach einer<br />

entsprechenden Latenzzeit zu<br />

einem bösartigen Geschulst im<br />

Kehlkopfbereich führen. Die Erkrankung<br />

beginnt mit Heiserkeit,<br />

Schluckbeschwerden und<br />

Fremdkörpergefühl; später treten<br />

Luftnot und Halslymphknotenschwellungen<br />

hinzu.<br />

Auch bei dieser asbestbedingten<br />

Erkrankung gilt eine Dosis-<br />

Häufigkeits-Beziehung und ein<br />

erhöhtes Risikos bei gleichzeitigem<br />

Zigarettenrauchen bzw.<br />

Alkoholkonsum.<br />

Das asbestbedingte<br />

Mesotheliom<br />

Unter einem Mesotheliom versteht<br />

man eine bösartige Gewebsneubildung<br />

der Lungen– /<br />

Rippenfellregion (= Brustfell<br />

oder Pleura), des Bauchfells<br />

oder des Herzbeutels. Dieser<br />

sehr seltene Tumor wird bei asbestbelasteten<br />

Menschen etwa<br />

1000 mal häufiger als in der<br />

allgemeinen Bevölkerung gefunden<br />

und gilt deshalb als so<br />

genannter „Signaltumor der<br />

Asbestgefährdung“; d.h., bei<br />

entsprechendem Verdacht ist<br />

sofort an eine berufliche Verursachung<br />

zu denken und durch<br />

den Arzt eine Berufskrankheitsanzeige<br />

zu fertigen. Anders ausgedrückt:<br />

90 % der Mesotheliome<br />

sind auf eine in der<br />

Regel beruflich bedingte Asbeststaubbelastung<br />

zurück<br />

zu führen. Hinsichtlich der Entstehung<br />

kann auf die bereits<br />

beim Lungenkrebs beschriebenen<br />

Zellreaktionsvorgänge verwiesen<br />

werden.<br />

Erwähnenswert ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass im Extremfall<br />

abweichend von der<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehung<br />

sehr wenige Tage und Wochen<br />

einer Asbestbelastung ausreichend<br />

sein können, da bereits<br />

eine relativ geringe Einwirkung<br />

ein Mesotheliom verursachen<br />

kann.<br />

Nachdem nun das „theoretische<br />

Fundament“ gelegt ist,<br />

sollen jetzt die durch Asbest<br />

verursachten Berufskrankheiten<br />

vorgestellt und anhand praktischer<br />

Beispiele erörtert werden.<br />

Die asbestbedingtenBerufskrankheiten<br />

(BK)<br />

Die Anlage der Berufskrankheitenverordnung<br />

(BKV) enthält<br />

drei asbestinduzierte Erkrankungen<br />

als Berufskrankheiten.<br />

Es handelt sich hierbei um<br />

die BK-Nr. 4103<br />

Asbeststaublungenerkrankung<br />

(Asbestose)<br />

oder durch asbeststaubverursachteErkrankungen<br />

der Pleura,<br />

die BK-Nr. 4104<br />

Lungenkrebs- oder Kehlkopfkrebs,<br />

in Verbindung<br />

mit (i.V.m.) Asbeststaublungenerkrankungen<br />

(Asbestose), i.V.m. durch<br />

Asbeststaub verursachter<br />

Erkrankung der Pleura<br />

oder<br />

bei Nachweis der Einwirkung<br />

einer kumulativen<br />

Asbestfaserstaub-Dosis<br />

am Arbeitsplatz von mindestens<br />

25 Faserjahren<br />

und die BK-Nr. 4105<br />

durch Asbest verursachtes<br />

Mesotheliom des<br />

Rippenfells, des Bauchfells<br />

oder des Herzbeutels.<br />

Unfallversicherung<br />

Um zu verstehen, welchen Stellenwert<br />

bzw. welche katastrophalen<br />

Dimensionen die asbestverursachtenBerufskrankheiten<br />

zwischenzeitlich im Berufskrankheitengescheheneingenommen<br />

haben, zunächst<br />

nachstehende Fakten:<br />

70% der berufsbedingten<br />

Krebserkrankungen<br />

sind asbestbedingt;<br />

zwischen den Jahren<br />

1980 und 1999 waren<br />

10287 Todesfälle durch<br />

AsbestBK‘en zu verzeichnen;<br />

davon alleine<br />

im Jahre 1999 ca. 1000<br />

Asbesttote (und damit<br />

etwa 180 Tote mehr als<br />

durch Arbeitsunfälle);<br />

der Gipfel AsbeststaubverursachterKrebserkrankungen<br />

ist aufgrund<br />

des Latenzzeit-Phänomens<br />

mit jährlich ca.<br />

3000 Neuerkrankungen<br />

erst in den Jahren 2015<br />

bis 2020 zu erwarten;<br />

ca. 19% der BK-Ausgaben<br />

sind auf die Asbest-<br />

BK‘en zurück zu führen;<br />

bei der EUK nehmen die<br />

asbestbedingten Berufserkrankungsanzeigen<br />

mittlerweile einen Anteil<br />

von 23% ein.<br />

Das „Feststellungsverfahren“<br />

Da bereits im „EUK-Dialog”<br />

Ausgaben 2/2002 und 3/2002<br />

die einzelnen Verfahrensschritte<br />

des sog. Feststellungs- oder<br />

Verwaltungsverfahrens ausführlich<br />

dargestellt wurden, wird in<br />

diesem Beitrag nur auf die „Besonderheiten“<br />

eingegangen.<br />

Nachweisschwierigkeiten<br />

hinsichtlich der berufsbedingten<br />

Asbestbelastung<br />

Beispielhaft zunächst drei an<br />

den Unfallversicherungsträger<br />

(UVTr) gerichtete Arztberichte:<br />

Fall 1: „Die stationäre Aufnahme<br />

des 80jährigen M.<br />

erfolgte zur weiteren <br />

9


Unfallversicherung<br />

10<br />

Abklärung einer Lungenfibrose<br />

unter dem Verdacht<br />

auf eine Asbestose bei seit<br />

zwei bis drei Jahren zunehmender<br />

Atemstörung<br />

und verstärktem Hustenreiz.<br />

Der Patient berichtete,<br />

in den fünfziger Jahren<br />

auf verschiedenen Werften<br />

als Maschinenschlosser<br />

und anschließend bis zu<br />

seiner Berentung im Waggonbau<br />

der Deutschen<br />

Bundesbahn tätig gewesen<br />

zu sein. Unsere Untersuchungen<br />

ergaben, dass<br />

von einer Asbestose auszugehen<br />

ist. Bitte veranlassen<br />

Sie die weitere Abklärung“.<br />

Fall 2: „Der 65jährige M.<br />

wurde uns vom Hausarzt<br />

überwiesen, nachdem dieser<br />

im Rahmen einer konventionellenRöntgendiagnostik<br />

einen auffälligen Befund<br />

an der linken Lunge<br />

feststellte. Bei der Aufnahme<br />

berichtete der Patient<br />

über einen seit 5 Wochen<br />

bestehenden Husten mit<br />

geringem grün-gelben<br />

Auswurf sowie über<br />

Schmerzen im Halswirbelsäulen-Bereich<br />

mit Ausstrahlung<br />

in den Brustraum.<br />

Im Rahmen der Abklärung<br />

konnten wir ein<br />

kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />

sichern. Der Patient<br />

gab an, beruflich bis ca.<br />

1980 mit Asbest gearbeitet<br />

zu haben. Mit diesem<br />

Brief erfolgt gleichzeitig eine<br />

Meldung an den Gewerbearzt“.<br />

Fall 3: „Die Aufnahme des<br />

Patienten erfolgte zur weiteren<br />

Abklärung der seit<br />

mehreren Wochen geklagten<br />

Schmerzen im linken<br />

Brustraumbereich und der<br />

massiven Gewichtsabnahme<br />

in den vergangenen<br />

sechs Monaten . Er berichtete,<br />

dass er in den siebziger<br />

Jahren im Rahmen seiner<br />

Malerlehre gelegentlich<br />

mit asbestgebundenen<br />

Heizkörperverkleidungen<br />

hantieren musste. Unsere<br />

Untersuchungen haben<br />

den bereits auswärtig geäußerten<br />

Verdacht eines<br />

Pleuramesothelioms bei<br />

dem 49-jährigen Patienten<br />

bestätigt. Wegen der fortgeschrittenenMetastasierung<br />

ist eine Therapie leider<br />

nicht mehr möglich“.<br />

Wenn man bedenkt, dass das<br />

heutige asbestbedingte Berufskrankheitengeschehen<br />

die Asbestfeinstaubgefährdung<br />

der<br />

sechziger und siebziger Jahre<br />

widerspiegelt, so machen diese<br />

Beispiele – ungeachtet des<br />

jeweiligen individuellen Schicksals<br />

– eines deutlich: Die Nachweisschwierigkeiten<br />

des UVTr<br />

hinsichtlich der Frage, ob ein<br />

Zusammenhang zwischen der<br />

versicherten Tätigkeit und der<br />

daraus resultierenden Einatmung<br />

von Asbest-feinstaub<br />

besteht. Während z.B. beim Arbeitsunfall<br />

die Dauer der ursächlich<br />

schädigenden Einwirkung,<br />

etwa bei einem Leitersturz nach<br />

Sprossenbruch, Sekundenbruchteile<br />

beträgt, kann diese<br />

bei asbestbedingten Erkrankungen<br />

Monate bis viele Jahrzehnte<br />

dauern. Außerdem tritt<br />

die Wirkung, das heißt der Körperschaden<br />

bzw. die Berufskrankheit,<br />

beim Arbeitsunfall<br />

zeitlich unmittelbar, bei asbestbedingten<br />

Erkrankungen jedoch<br />

erst nach jahrzehntelanger<br />

Latenzzeit (s.o.) ein.<br />

Asbestverursachte Erkrankungen<br />

sind deshalb typische<br />

Beispiele für industrielle<br />

Latenzschäden.<br />

Aus Erfahrungen, die<br />

man in den letzten Jahren<br />

gewonnen hat, weiß<br />

man heute, dass die mittleren<br />

Latenzzeiten für die<br />

Erkrankung an<br />

einer Lungenasbestose<br />

bis zum Beginn einer entschädigungspflichtigen<br />

Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />

(MdE) ca. 21<br />

Jahre,<br />

einem Lungenkrebs<br />

nach Asbestfeinstaubgefährdung<br />

am Arbeits-<br />

platz bis zur Diagnose<br />

ca. 25 Jahre und<br />

einem asbestverursachten<br />

Mesotheliom bis zur<br />

Diagnose ca. 30 Jahre<br />

betragen.<br />

In diesem Sinne wurde auch<br />

der Begriff der „30-Jahres-<br />

Regel“ geprägt.<br />

In Extremfällen kommen sogar<br />

Latenzzeiten von 50 Jahren und<br />

mehr vor. Es liegt auf der Hand,<br />

dass nach so langer Zeit z.B.<br />

die entsprechenden Arbeitsplätze<br />

oft nicht mehr<br />

vorhanden und auch nicht<br />

mehr reproduzierbar sind,<br />

unter Berücksichtigung<br />

häufiger Arbeitsplatzwechsel<br />

in verschiedenen Gewerbezweigen<br />

in der Regel<br />

qualifizierte, sicherheitstechnisch<br />

objektivierte<br />

Messdaten für Jahrzehnte<br />

zurückliegende Arbeitsplatzverhältnisse<br />

fehlen,<br />

die technischen Aufsichtsdienste<br />

und Arbeitsmediziner<br />

die „Altsituation“ nur<br />

noch aus Büchern und Filmen<br />

kennen und<br />

die Betroffenen sich selbst<br />

oftmals an eine Belastung<br />

nicht erinnern können, weil<br />

sie um die Gefahren nicht<br />

wussten.<br />

Wie also kann der UVTr der<br />

vom Gesetzgeber aufgetragenen<br />

Ermittlungspflicht hinsichtlich<br />

der Asbestexposition gerecht<br />

werden (dies auch unter<br />

dem Gesichtspunkt einer einheitlichen<br />

Verwaltungspraxis<br />

bzw. Rechtsanwendung) und<br />

wie können aufwändige messtechnische<br />

Verfahren (auf die<br />

im Rahmen dieses Beitrages<br />

nicht eingegangen wird) zur Berechnung<br />

der Asbeststaubbelastung<br />

am Arbeitsplatz vermieden<br />

werden?<br />

Die Lösung findet sich im sog.<br />

BK-Report „Faserjahre“,<br />

d.h., zur Beurteilung der früheren<br />

und gegenwärtigen Asbeststaubbelastung,<br />

der sog.<br />

(Asbeststaubexposition), ha-<br />

ben sich die UVTr entschlossen,<br />

Expositionstabellen und<br />

Gefährdungskataster über Asbestfaserkonzentrationen<br />

zu<br />

erstellen, die alle zur Verfügung<br />

stehenden Messwerte der Berufsgenossenschaften<br />

und die<br />

Veröffentlichungen der nationalen<br />

und internationalen Asbestliteratur<br />

zu einzelnen Tätigkeiten<br />

berücksichtigen. Die entsprechenden<br />

Ergebnisse sind<br />

im BK-Report „Faserjahre“ veröffentlicht<br />

und werden durch<br />

die permanent neu gewonnenen<br />

Erkenntnisse ständig aktualisiert.<br />

Mit diesem Report können<br />

in einer Vielzahl von Fällen<br />

die Beweisschwierigkeiten, die<br />

beim Zustand der objektiven<br />

Beweislosigkeit sonst zu Lasten<br />

der Versicherten oder Hinterbliebenen<br />

gehen würden,<br />

überwunden werden.<br />

Keinesfalls dürfen jedoch die<br />

Konzentrationswerte in diesem<br />

Report ohne die vorherige Ermittlung<br />

der tatsächlichen Arbeitstätigkeit<br />

und der konkreten<br />

Arbeitsbelastungen am Arbeitsplatz<br />

angewendet werden.<br />

Ohne einen Nachweis zu Art,<br />

Dauer und Qualität der Tätigkeit<br />

mit Asbestexposition können<br />

Beweislücken nicht durch<br />

allgemeine Erfahrungswerte zu<br />

vermeintlichen berufstypischen<br />

Tätigkeiten aus diesem Report<br />

geschlossen werden. Es ist z.B.<br />

nicht zulässig, allein aus dem<br />

Beruf „Isolierer“ im Rentenversicherungsnachweis<br />

auf Tätigkeiten<br />

mit Asbestexposition<br />

standardmäßig rück zu schließen<br />

und Faserwerte im Mittelwert<br />

verschiedener Tätigkeiten<br />

hoch zu rechnen.<br />

Hieraus ergibt sich:<br />

Die schädigende Tätigkeit<br />

muss im Vollbeweis gesichert<br />

werden. Liegen keine<br />

Anknüpfungstatsachen für<br />

eine beruflich bedingte Asbestbelastung<br />

vor, kommt<br />

eine Anwendung von Konzentrationswerten<br />

nach dem<br />

Faserreport nicht in Betracht.<br />

Was aber hat es nun mit dem<br />

Begriff der „Faserjahre“, der uns<br />

EUKDialog 1/2003


ja schon bei der Definition der<br />

BK-Nr. 4104 erstmalig begegnet<br />

ist, auf sich?<br />

Faserjahre (Fj)<br />

Um die berufliche Asbestexposition<br />

beurteilen zu können, hat<br />

der Technische Aufsichtsdienst<br />

(TAD) der jeweils zuständigen<br />

Berufsgenossenschaft eine<br />

Berechnung der gesamten<br />

beruflichen Asbestfaserstaubeinwirkung,<br />

der Faserjahre,<br />

vorzunehmen (man<br />

spricht auch von der kumulativen<br />

Asbestfaserstaub-Dosis),<br />

wobei das Faserjahr weder eine<br />

physikalische Maßeinheit noch<br />

eine technische Messgröße,<br />

sondern ein grobes arbeitstechnisches<br />

bzw. arbeitsmedizinisches<br />

Schätzmaß für die Höhe<br />

bzw. Intensität einer Asbestexposition<br />

am Arbeitsplatz ist.<br />

Das Faserjahr wird definiert<br />

als Produkt aus der<br />

Konzentration einer einjährigen<br />

arbeitstäglich achtstündigen<br />

Einwirkung von<br />

einer Million Asbestfasern<br />

kritischer Abmessungen<br />

(d.h. Asbestteilchen mit einem<br />

Faserdurchmesser<br />

unter 3/1000 mm) pro Kubikmeter<br />

Luft am Arbeitsplatz<br />

bei 240 Arbeitstagen.<br />

Zugegeben keine leichte Kost;<br />

zum besseren Verständnis soll<br />

deshalb die nachstehende Arbeitsplatzanalyse<br />

des TAD der<br />

EUK bzgl. einer fraglichen BK–<br />

Nr. 4104 beitragen; in dieser<br />

wurde (verkürzt) Folgendes ausgeführt:<br />

„Der Versicherte wurde zu seinen<br />

Tätigkeiten beim Werk K.<br />

persönlich befragt. Er gab nachweisbar<br />

an, dass er von 1967<br />

bis 1980 als Wagenschlosser<br />

im Reisezugwagenunterbau,<br />

von 1981 bis 1989 als Arbeiter<br />

in der Asbestsanierung und anschließend<br />

bis 10/1995 als Wagenschlosser<br />

in der Fahrzeuginstandhaltung<br />

beschäftigt war.<br />

Als Schlosser im Wagenunterbau<br />

hatte Herr M. im Rahmen<br />

der Aufarbeitung der Fahrzeugbremsen<br />

arbeitsbedingten<br />

Umgang mit asbesthaltigen<br />

Bremsklötzen bzw. Bremsbe-<br />

EUKDialog 1/2003<br />

lägen. Ab ca. 1970 wurden dem<br />

Werk K. Reisezugwagen mit<br />

spritzasbestisolierten Dächern<br />

zur Aufarbeitung zugeführt. Die<br />

Arbeitsgruppe des M. musste<br />

hierbei die Dachverkleidungen<br />

entfernen bzw. mechanisch<br />

bearbeiten, um Arbeiten an den<br />

Rohrleitungen und Armaturen<br />

der Wasser-, Heizungs sowie<br />

WC-Anlage im Dachbereich der<br />

Reisezugwagen durchführen zu<br />

können. Wegen dem seinerzeit<br />

sorglosen Umgang mit asbesthaltigen<br />

Produkten und den fehlenden<br />

technischen und persönlichen<br />

Schutzmaßnahmen<br />

war M. in dieser Zeit einer permanentenAsbeststaubexposition<br />

ausgesetzt. Dies muss auch<br />

für die Arbeiten in der Asbestsanierung<br />

von Reisezugwagen<br />

angenommen werden, wo der<br />

Versicherte die aus Spritzasbest<br />

bestehenden Isolierungen<br />

im Dachbereich der Reisezugwagen<br />

entfernen musste. Erst<br />

im Jahre 1983 wurden erste<br />

persönliche Schutzmaßnahmen<br />

eingeführt und in den nachfolgenden<br />

Jahren intensiviert.<br />

Ab 1.1.1990 wurde dann die<br />

Asbestsanierung nur noch in<br />

speziell hergerichteten Außenbereichen<br />

unter Beachtung<br />

sämtlicher Schutzmaßnahmen<br />

durchgeführt.<br />

Zusammenfassend war der<br />

Versicherte in der Zeit von 1966<br />

bis 12/1989 einer Asbeststaubbelastung<br />

von 19,5 Faserjahren<br />

ausgesetzt; damit sind die<br />

arbeitstechnischen Voraussetzungen<br />

gemäß Merkblatt zur<br />

BK-Nr. 4104 BKV als erfüllt anzusehen“.<br />

Die Faserjahrberechnung könnte<br />

– vereinfacht dargestellt –<br />

wie folgt aussehen:<br />

Zeitraum: 1967 bis 1982<br />

Faserkonzentration gem.<br />

„Report“<br />

ca.1 F/cm3 , d.h.<br />

16 Jahre x 1 = 16 Fj.<br />

Zeitraum: 1983 bis 1989<br />

Faserkonzentration gem.<br />

„Report“<br />

ca.0,5 F/cm3 , d.h.<br />

7 Jahre x 0,5 = 3,5, Fj.<br />

Gesamt:<br />

16 Fj. + 3,5 Fj. = 19,5 Fj.<br />

Zur Klarstellung: Diese Berechnung<br />

hat jeder UVTr in seinem<br />

Zuständigkeitsbereich, also für<br />

die Firmen, bei denen der Versicherte<br />

im Laufe seines Berufslebens<br />

vermeintlich asbestbedingt<br />

tätig war, durchzuführen;<br />

die vollständigen Bewertungsgrundlagen<br />

ergeben dann die<br />

berufliche Asbestgesamtbelastung.<br />

Trotz dieses auf der Hand liegenden<br />

zeitlichen Ermittlungsaufwandes<br />

hat das Faserjahrekonzept<br />

maßgeblich dazu beigetragen,<br />

dass die Feststellungsverfahren<br />

massiv erleichtert<br />

und beschleunigt werden<br />

konnten.<br />

Nun noch einige Bemerkungen<br />

zur versicherungsrechtlichen<br />

Bedeutung einer am Arbeitsplatz<br />

(oder an den Arbeitsplätzen)<br />

nachgewiesenen Exposition<br />

von (mindestens) 25 Asbestfaserjahren<br />

hinsichtlich<br />

der Anerkennung eines Lungenkrebses<br />

im Sinne einer BK<br />

4104 (s.o.).<br />

Diese setzt – unter der Voraussetzung,<br />

dass eine berufliche<br />

Asbestbelastung nachgewiesen<br />

werden konnte – tatbestandsmäßig<br />

voraus:<br />

eine Asbeststaublungenerkrankung<br />

oder<br />

eine mit durch Asbeststaub<br />

verursachte Erkrankung der<br />

Pleura<br />

und einen Lungenkrebs.<br />

Die gen. Bedingungen sind im<br />

sog. Vollbeweis zu sichern,<br />

d.h., wenn sich z.B. der Verdacht<br />

eines Lungenkrebses im<br />

Rahmen der diagnostischen<br />

Abklärung nicht bestätigen<br />

lässt, fehlt es am geforderten<br />

(Erkrankungs-) Beweis und somit<br />

an einer Anerkennungsvoraussetzung.<br />

Wie aber ist versicherungsrechtlich<br />

zu verfahren, wenn ein Lungenkrebs<br />

tatsächlich vorliegt,<br />

es jedoch an einem der (asbestbedingten)<br />

sog. medizinischen<br />

Brückensymptomen<br />

fehlt, d.h., der Nachweis einer<br />

Unfallversicherung<br />

Lungenfibrose oder einer asbestbedingtenPleuraerkrankung<br />

nicht erbracht werden<br />

kann?<br />

Diesen Sachverhalt hatte der<br />

Gesetzgeber vor Augen, als er<br />

die bereits seit 1942 in Kraft<br />

getretene BK 4104 am 1.1.1993<br />

dahingehend erweiterte, dass<br />

ein Lungenkrebs auch dann als<br />

durch Asbest verursachte Berufskrankheit<br />

anzuerkennen ist,<br />

wenn trotz fehlender medizinischer<br />

Brückensymptome (und<br />

gesicherter Diagnose eines primären<br />

Lungenkrebses) eine Exposition<br />

von (mindestens) 25<br />

Faserjahren nachgewiesen werden<br />

kann.<br />

Dieser Regelung lagen wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse in Form<br />

von Dosis-Wirkungs-Beziehungen<br />

zu Grunde, dass bei Beschäftigten<br />

dreier arbeitsmedizinisch<br />

bedeutsamer Bereiche<br />

(Asbestzementindustrie,<br />

Asbesttextilindustrie und Asbestisolierbranche)<br />

eine Verdoppelung<br />

der Sterberate an<br />

Lungenkrebs im Vergleich zur<br />

übrigen Bevölkerung bei Erreichen<br />

einer bestimmten kumulativen<br />

Asbestfaserstaub-Dosis<br />

auftrat; als verallgemeinerungsfähige<br />

Verdopplungsdosis wurden<br />

25 Fj. angesehen.<br />

Anmerkung<br />

Die Beweiserleichterung gilt<br />

selbstverständlich auch bzgl.<br />

des Kehlkopfkrebses im Sinne<br />

einer BK 4104.<br />

Im nächsten und abschließenden<br />

Beitrag zum Thema Asbest<br />

werden insbesondere die<br />

asbesttypischen Krankheitsbilder,<br />

die diagnostischen Maßnahmen,<br />

die MdE-Einschätzung<br />

etc. vorgestellt. <br />

11


Telegramm<br />

Wesentliche Änderungen sind:<br />

Erweiterung des Geltungsbereiches<br />

In den Geltungsbereich der UVV<br />

wurden Schleifkörper aus Faservlies<br />

mit Schleifmittel aufgenommen<br />

(§ 2 Abs.1 Nr.4).<br />

Anpassung und Ergänzung<br />

der sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen an Schleifwerkzeuge<br />

und zusätzliche<br />

Einrichtungen.<br />

Schleifwerkzeuge müssen nun<br />

direkt auf dem Werkzeug mit<br />

Farbstreifen für die Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

sowie<br />

der Dreh- und Laufrichtung gekennzeichnet<br />

sein (siehe Abbildung),<br />

da nur hiermit der Zweck<br />

der Kennzeichnung erfüllt wird<br />

(§ 4 Abs.1). Die Durchführung<br />

der Kennzeichnung wird im<br />

Anhang 1 geregelt.<br />

Neu ist die Anforderung in § 4<br />

Abs. 6 zur Kennzeichnung von<br />

Schleifwerkzeugen, die für ihre<br />

Verwendung zu mehreren<br />

Scheiben zusammengespannt<br />

werden.<br />

Die Anforderung bezüglich der<br />

Seitenbelastbarkeit wurde auf<br />

Schleifkörper mit kleinen<br />

Außendurchmessern erweitert,<br />

weil zunehmend relativ dünne<br />

Schleifscheiben mit kleinen<br />

Durchmessern in Verkehr gebracht<br />

werden, die ohne eine<br />

entsprechende Anforderung als<br />

nicht sicher angesehen werden<br />

(§ 5 Abs. 2 Nr. 2). Zusätzlich<br />

aufgenommen wurden in § 5<br />

Abs. 2 Nr.2-4 Anforderungen<br />

an Schleifkörper mit Diamant<br />

oder Bornitrid betreffend der<br />

Biege- und Abscherfestigkeit,<br />

12<br />

1. Nachtrag zur UVV<br />

„Schleif- und Bürstwerkzeuge“<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> (neu <strong>GUV</strong>-V D12)<br />

Der Nachtrag zur UVV „Schleif- und Bürstwerkzeuge“ bringt neue Regelungen<br />

zum Geltungsbereich und zu den sicherheitstechnischen Anforderungen.<br />

Prüfnachweise werden vereinfacht, Durchführungsanweisungen angepasst und<br />

ergänzt.<br />

wie sie in der Vergangenheit<br />

bereits im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens<br />

vom DeutschenSchleifscheibenausschuss<br />

(DSA) verlangt worden<br />

waren. Außerdem wird für alle<br />

Schleifkörper mit metallischem<br />

Grundkörper die zulässige plastische<br />

Verformung des Grundkörpers<br />

unter Fliehkraftbeanspruchung<br />

begrenzt. Die Anforderungen<br />

an Schleifbänder<br />

und Schleifhülsen wurden durch<br />

die geänderte Definition des<br />

Sicherheitsfaktors den praktischen<br />

Prüfmöglichkeiten angepasst<br />

(§ 5 Abs. 5), die Anforderungen<br />

an Schleifteller in § 5<br />

Abs. 6 neu festgeschrieben.<br />

Anforderungen an Zwischenlagen<br />

wurden durch Aufnahme<br />

eines neuen § 7 Abs. 1 ergänzt.<br />

Auf Grund der Änderungen in §<br />

4 wurden in Anlage 1 inhaltliche<br />

Änderungen erforderlich, die mit<br />

einer redaktionellen Überarbeitung<br />

der Tabelle verbunden<br />

wurden. In Anlage 2 wurden in<br />

den Tabellen verschiedene Einzelwerte<br />

der Arbeitshöchstgeschwindigkeiten<br />

unter Berücksichtigung<br />

von Erfahrungen aus<br />

der Zertifizierung von Schleifwerkzeugen<br />

und der Entwicklung<br />

europäischer Sicherheitsnormen<br />

für Schleifwerkzeuge<br />

geändert.<br />

Ergänzung und Korrektur<br />

der Anforderungen zum Betreiben<br />

von Schleifwerkzeugen<br />

Grundsätzlich dürfen nur<br />

Schleifwerkzeuge verwendet<br />

werden, die den Anforderungen<br />

nach §§ 4 und 5 entsprechen<br />

(§ 9 Abs. 1).<br />

Auf Grund der Änderung in § 5<br />

Abs. 5 war eine Ergänzung zur<br />

Verwendung von Schleifbändern<br />

und Schleifhülsen erforderlich<br />

(§ 9 Abs. 2 Nr. 2) und in<br />

§ 11 Abs. 2 war neben einer<br />

redaktionellen Überarbeitung<br />

zur Verbesserung des Verständnisses<br />

eine Richtigstellung unter<br />

Nr. 8 erforderlich.<br />

Prüfnachweise<br />

Der bisherige § 15 „Prüfungen“<br />

ist entfallen. Für Schleif- und<br />

Bürstwerkzeuge, die keiner<br />

Baumusterprüfung zu unterziehen<br />

sind, wird das Verfahren<br />

zur Prüfung auf Einhaltung der<br />

Bestimmungen von § 5 durch<br />

den Unternehmer vereinfacht.<br />

Auf eine ausdrückliche Bescheinigung<br />

des Herstellers wird verzichtet,<br />

weil ein derartiges Bescheinigungsverfahrenzusätzlich<br />

zur Kennzeichnung der<br />

Schleifwerkzeuge nach § 4 nicht<br />

der Praxis entspricht und andererseits<br />

aus Gründen der Sicherheit<br />

ein aufwendiges Bescheinigungsverfahren<br />

nicht<br />

gerechtfertigt erscheint. In Folge<br />

der Streichung des § 15<br />

werden Änderungen bezüglich<br />

der Prüfzeichen in § 4 Abs. 1 Nr.<br />

2 erforderlich, in dem nunmehr<br />

eine Bestätigung der Übereinstimmung<br />

der Schleifwerkzeuge<br />

mit den Anforderungen der<br />

Vorschrift verlangt wird.<br />

Anpassung der Durchführungsanweisungen<br />

Entsprechend den Änderungen<br />

im Normtext wurden die Durchführungsanweisungenangepasst<br />

und ergänzt. Die Verweise<br />

auf andere Richtlinien und<br />

Grundsätze wurden aktualisiert.<br />

Abbildung:<br />

Schleifscheibe mit neuer<br />

Kennzeichnung, Farbstreifen, der<br />

die Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

angibt.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

Die wesentlichen Änderungen<br />

in der Vorschrift betreffen die<br />

veränderten Beschaffenheitsanforderungen<br />

für Schleifwerkzeuge.<br />

Sie stellen eine formale<br />

Anpassung an den Stand der<br />

Technik dar, so dass sich daraus<br />

für den Unternehmer und die<br />

Versicherten kein zusätzlicher<br />

Handlungsbedarf ergibt.<br />

In allen Werkzeuggruppen bleibt<br />

das Sicherheitsniveau bestehen.<br />

Außerdem wird eine Angleichung<br />

an europäische Sicherheitsnormen<br />

für Schleifwerkzeuge<br />

erreicht und die<br />

Auflösung des DSA berücksichtigt.<br />

Von praktischer Bedeutung<br />

für die Beschaffung und Auswahl<br />

der Werkzeuge sind die<br />

veränderten Kennzeichnungsanforderungen<br />

für die Schleifwerkzeuge.<br />

<br />

EUKDialog 1/2003


Übermüdung am<br />

Steuer<br />

Übermüdung am Steuer ist eine<br />

häufige Unfallursache in<br />

Deutschland. Bei jedem vierten<br />

bis fünften schweren Verkehrsunfall<br />

ist Müdigkeit ein Auslöser.<br />

Ein kleines „Nickerchen“ auf einem<br />

Rastplatz kann die Leistungsfähigkeit<br />

des Fahrers erheblich<br />

verbessern.<br />

Viele Autofahrer sind oft nicht<br />

genügend ausgeruht, wenn sie<br />

ihre Fahrt beginnen und gehen<br />

damit ein großes Unfallrisiko ein.<br />

Daher gilt die Grundregel, alle<br />

Fahrten gut ausgeschlafen anzutreten.<br />

Sollten sich aber dennoch<br />

erste Anzeichen von Müdigkeit<br />

wie schwere Augenlider<br />

oder Augenbrennen einstellen,<br />

hilft ein kleines „Nickerchen“ auf<br />

einem Parkplatz oder einer<br />

Raststätte, so der Deutsche<br />

Verkehrssicherheitsrat (DVR).<br />

DVR-Umfrage:<br />

Große Unkenntnis<br />

über Baumalleen<br />

Im Jahre 2001 starben 1.632<br />

Verkehrsteilnehmer beim Aufprall<br />

gegen einen Baum. Damit<br />

kamen fast ein Viertel aller Getöteten<br />

(23,4 Prozent) bei<br />

Baumunfällen ums Leben. Häufig<br />

ist zu hohes Tempo die Ursache<br />

für die schweren Folgen<br />

bei Baumunfällen. Den Autofahrern<br />

ist offenbar zu wenig<br />

bewusst, welche Folgen ein<br />

Aufprall gegen einen Straßenbaum<br />

nach sich zieht, erklärt<br />

der Deutsche Verkehrssicherheitsrat<br />

(DVR).<br />

Nahezu ein Drittel aller Fahrer<br />

meinen, dass Bäume an der<br />

Straße nur dann gefährlich seien,<br />

wenn sie näher als 1,50 m<br />

am Straßenrand stehen. Dies<br />

ergab eine repräsentative Umfrage<br />

im Auftrage des DVR.<br />

Richtig ist hingegen, dass auch<br />

Bäume, die mehrere Meter weit<br />

vom Straßenrand entfernt stehen,<br />

im Falle eines Aufpralles<br />

schwere Folgen hervorrufen. 13<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Wie lange man schlafen sollte,<br />

um die Fahrt fortsetzen zu können,<br />

hängt vom individuellen<br />

Müdigkeitszustand und vom<br />

Schlafhaushalt der vorangegangenen<br />

Tage ab. So können sich<br />

die Fahrleistungen bei manchen<br />

Fahrern bereits nach einem<br />

Schlaf von ca. 15 Minuten erheblich<br />

verbessern. Bei anderen<br />

hingegen kann das gleiche<br />

Ergebnis erst nach einer Stunde<br />

oder noch längerer Schlafzeit<br />

erreicht werden.<br />

Das Öffnen des Fensters oder<br />

laute Musik können fehlenden<br />

Schlaf nicht ersetzen. Dies gilt<br />

Prozent der Befragten waren<br />

der Ansicht, dass man in einer<br />

Allee am Tage ohne Licht fahren<br />

sollte, da sonst der Gegenverkehr<br />

geblendet würde. Richtig<br />

ist hingegen, das Abblendlicht<br />

einzuschalten, da auch am<br />

Tage in Alleen durch den häufigen<br />

Hell- Dunkelwechsel<br />

schwierige Sichtverhältnisse<br />

herrschen. Über 12 Prozent<br />

waren der Ansicht, man könne<br />

in einer Baumallee in einer kritischen<br />

Situation meist noch<br />

zwischen den Bäumen hindurchsteuern.<br />

In einer Allee<br />

nicht nur bei Nachtfahrten,<br />

wenn sich der Körper in einer<br />

Ruhephase befindet, sondern<br />

auch tagsüber, vor allem in den<br />

Morgenstunden. Kritisch ist<br />

zudem, dass die meisten Fahrer<br />

sich nicht eingestehen, übermüdet<br />

zu sein. Doch bei den<br />

ersten spürbaren Anzeichen<br />

von Müdigkeit ist die Aufmerksamkeit<br />

bereits stark eingeschränkt.<br />

Dann ist es für ein<br />

kurzes Schläfchen noch nicht<br />

zu spät. Auch wenn dies die<br />

Fahrt verzögert, ist es die wirksamste<br />

Maßnahme gegen<br />

Übermüdung. <br />

werden die Bäume allerdings<br />

beim Abkommen von der Fahrbahn<br />

für den Fahrer zu einer<br />

geschlossenen Wand. Ein Hindurchsteuern<br />

ist schon bei geringeren<br />

Geschwindigkeiten<br />

nicht mehr möglich. Das Fahrzeug<br />

prallt in jedem Fall gegen<br />

den Baum. Nur 41 Prozent der<br />

befragten Fahrer wussten, dass<br />

man beim Aufprall mit einem<br />

Pkw gegen einen Baum bereits<br />

bei einer Aufprallgeschwindigkeit<br />

von 30 km/h schwer verletzt<br />

werden kann.<br />

Im Herbst und im Winter kommen<br />

zusätzliche Risikofaktoren<br />

für Straßen mit Bäumen am<br />

Rand hinzu: Feuchtes Laub<br />

macht die Alleen zu gefährlichen<br />

Rutschbahnen mit Schleudergefahr<br />

und verlängert den<br />

Bremsweg. In der kalten Jahreszeit<br />

besteht zudem zwischen<br />

den Bäumen erhöhte Glatteisgefahr.<br />

Der DVR rät deshalb<br />

allen Kraftfahrern, überall dort,<br />

wo Bäume am Fahrbahnrand<br />

stehen, das Tempo zu reduzieren,<br />

Licht einzuschalten und den<br />

Verhältnissen angepasst zu fahren.<br />

<br />

Telegramm<br />

Unfallrisiko Nebel<br />

Sogeffekt kann zu Massenunfällen<br />

führen<br />

In der „dunklen“ Jahreszeit<br />

taucht häufig und teilweise überraschend<br />

Nebel auf. Die Sichtweite<br />

des Fahrers ist im Nebel<br />

stark eingeschränkt. Doch der<br />

Nebel bewirkt noch Weiteres:<br />

Entfernungen werden falsch<br />

eingeschätzt. Besonders wenn<br />

der Nebel nicht allzu dicht ist,<br />

erscheinen Gegenstände auf<br />

oder neben der Fahrbahn weiter<br />

entfernt, als sie tatsächlich<br />

sind, erklärt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat.<br />

Viele Verkehrsteilnehmer<br />

rechnen nicht<br />

mit dieser Sinnestäuschung,<br />

halten deshalb zu wenig Abstand.<br />

Massenunfälle bei Nebel können<br />

leicht entstehen, wenn in<br />

einer Kolonne die Wagen zu<br />

schnell und zu dicht hintereinander<br />

fahren. Für viele Fahrer<br />

entsteht durch die roten Rücklichter<br />

des Vorausfahrenden ein<br />

Sogeffekt, durch die Scheinwerfer<br />

des Nachfolgenden im<br />

Rückspiegel ein Druckeffekt.<br />

Bei schlechter Sicht sollte man<br />

sich nur am rechten Fahrbahnstreifen<br />

– nicht am Rücklicht<br />

des Vorausfahrenden und auch<br />

nicht am Mittelstreifen – orientieren.<br />

Das Anhängen an den<br />

Vorausfahrenden ist eine der<br />

häufigsten Ursachen für die<br />

Auffahrunfälle im Nebel.<br />

Sobald eine Nebelwand auftaucht,<br />

sollte man sofort das<br />

Tempo reduzieren und den Sicherheitsabstand<br />

wesentlich<br />

vergrößern. Wenn man die ersten<br />

Nebelschwaden sieht, unbedingt<br />

das Fahrlicht einschalten!<br />

Besonders gefährlich sind Nebelwände,<br />

mit denen man nicht<br />

gerechnet hat. Deshalb sollte<br />

man an Flüssen, großen Wiesenflächen,<br />

Tälern oder Waldgebieten<br />

vorsichtig fahren. Bei<br />

einer Sicht unter 50 Meter die<br />

Nebelschlussleuchten einschalten.<br />

<br />

13


Telegramm<br />

14<br />

Betriebssicherheitsverordnung in<br />

Kraft getreten<br />

Am 2.10.2002 wurde die „Verordnung<br />

zur Rechtsvereinfachung<br />

im Bereich der Sicherheit<br />

und des Gesundheitsschutzes<br />

bei der Bereitstellung von<br />

Arbeitsmitteln und deren Benutzung<br />

bei der Arbeit, der Sicherheitüberwachungsbedürftiger<br />

Anlagen und der Organisation<br />

des Arbeitsschutzes“ im<br />

Bundesgesetzblatt veröffentlicht.<br />

Die Verordnung besteht<br />

aus 8 Artikeln und enthält im<br />

Artikel 1 die Betriebssicherheitsverordnung<br />

(Abbildung 1).<br />

Mit der Betriebssicherheitsverordnung<br />

wurden mehrere europäische<br />

Richtlinien in nationales<br />

Recht umgesetzt und die<br />

Arbeitsmittelbenutzungsverordnung<br />

sowie acht Verordnun-<br />

Abbildung 1<br />

gen für überwachungsbedürftige<br />

Anlagen, wie z.B. die Druckbehälterverordnung,Dampfkesselverordnung,Aufzugsverordnung<br />

und die Acetylenverordnung,<br />

aufgehoben und in<br />

der Betriebssicherheitsverordnung<br />

zusammengeführt.<br />

Die Betriebssicherheitsverordnung<br />

enthält Vorschriften für das<br />

Bereitstellen und Benutzen von<br />

Arbeitsmitteln sowie für den<br />

Betrieb von Anlagen, insbesondere<br />

für überwachungsbedürftige<br />

Anlagen. In den fünf Anhängen<br />

zur Betriebssicherheitsverordnung<br />

werden die Anforderungen<br />

konkretisiert.<br />

Die Verpflichtung zur Durchführung<br />

einer Gefährdungsbeurteilung<br />

für Arbeitsmittel nach dem<br />

Verordnung zur Rechtsvereinfachung im Bereich der Sicherheit<br />

und des Gesundheitsschutzes bei der Bereitstellung<br />

von Arbeitsmitteln und deren Benutzung bei der<br />

Arbeit, der Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger<br />

Anlagen und der Organisation des Arbeitsschutzes<br />

Artikel 1:<br />

Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der<br />

Bereitstellung von Arbeitsmitteln und deren Benutzung bei der<br />

Arbeit, über Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger<br />

Anlagen und über die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes<br />

(Betriebssicherheitsverordnung - BetrSichV)<br />

Artikel 2:<br />

13.Verordnung zum Gerätesicherheitsgesetz (Aerosolpackungsverordnung<br />

– 13.GSGV)<br />

Artikel 3:<br />

14. Verordnung zum Gerätesicherheitsgesetz (Druckgeräteverordnung<br />

– 14.GSGV)<br />

Artikel 4:<br />

Verordnung über Rohrfernleitungsanlagen (Rohrfernleitungsverordnung)<br />

Artikel 5:<br />

Änderung von Verordnungen zum Gerätesicherheitsgesetz<br />

Artikel 6:<br />

Änderung der Gefahrstoffverordnung (Aufnahme der Brandund<br />

Explosionsgefahren als Anh. V Nr.8)<br />

Artikel 7:<br />

Änderung der Arbeitsstättenverordnung (Konkretisierung der<br />

Vorgaben zum Nichtraucherschutz)<br />

Artikel 8:<br />

Inkrafttreten/Außerkrafttreten<br />

Arbeitsschutzgesetz wurde in<br />

der Betriebssicherheitsverordnung<br />

konkretisiert. Dabei sind<br />

nicht nur die Gefährdungen<br />

durch die einzelnen Arbeitsmittel<br />

zu berücksichtigen, sondern<br />

auch die Wechselwirkungen der<br />

Arbeitsmittel untereinander<br />

oder mit Arbeitsstoffen bzw. mit<br />

der Arbeitsumgebung. Des<br />

Weiteren sind für alle Arbeitsmittel<br />

insbesondere Art, Umfang<br />

und Fristen erforderlicher<br />

Prüfungen zu ermitteln und festzulegen.<br />

Kann die Bildung gefährlicher<br />

explosionsfähiger Atmosphäre<br />

nicht sicher verhindert werden,<br />

hat der Arbeitgeber eine Beurteilung<br />

durchzuführen und unabhängig<br />

von der Zahl der Be-<br />

Übergangsfristen<br />

Abbildung 2<br />

schäftigten vor Arbeitsaufnahme<br />

ein Explosionsschutzdokument<br />

zu erstellen. Die Beurteilung<br />

bezieht sich nicht wie bisher<br />

nur auf elektrische Anlagen,<br />

sondern auf alle Zündquellen.<br />

Hängt die Sicherheit eines Arbeitsmittels<br />

von Montagebedingungen<br />

ab, ist eine Prüfung vor<br />

der ersten Inbetriebnahme sowie<br />

nach jeder Montage des<br />

Arbeitsmittels durch eine befähigte<br />

Person notwendig. Unterliegen<br />

Arbeitsmittel Schäden<br />

verursachenden Einflüssen, die<br />

zu gefährlichen Situationen führen<br />

können, ist das Arbeitsmittel<br />

ebenfalls durch eine befähigte<br />

Person zu prüfen. Die Prüffristen<br />

sind vom Arbeitgeber im<br />

Rahmen der Gefährdungsbeurteilung<br />

festzulegen. Nach Instandsetzungsarbeiten,<br />

welche<br />

die Sicherheit der Arbeitsmittel<br />

beeinträchtigen können, ist<br />

durch den Arbeitgeber sicherzustellen,<br />

dass diese durch eine<br />

Spätestens am 01.12.2002 mussten vorhandene selbstfahrende<br />

oder nicht selbstfahrende Arbeitsmittel und Arbeitsmittel<br />

zum Heben und Tragen dem Anhang 1 Nr. 3 der<br />

Betriebssicherheitsverordnung entsprechen.<br />

Arbeitsmittel zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen<br />

müssen den Anforderungen des Anhangs 4 Abschnitt<br />

A und B entsprechen, wenn sie nach dem 30.06.2003<br />

erstmalig den Beschäftigten bereitgestellt werden. Vorhandene<br />

Arbeitsmittel zur Verwendung in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen müssen ab dem 30.06.2003 den in Anhang 4<br />

Abschnitt A aufgeführten Mindestvorschriften entsprechen.<br />

Bis zum 31.12.2005 muss für alle Arbeitsmittel und Arbeitsabläufe<br />

in explosionsgefährdeten Bereichen ein Explosionsschutzdokument<br />

erstellt werden (für neue Arbeitsmittel und<br />

Arbeitsabläufe in explosionsgefährdeten Bereichen sofort).<br />

Bis zum 31.12.2005 müssen für überwachungsbedürftige<br />

Anlagen, die vor Inkrafttreten der Betriebssicherheitsverordnung<br />

errichtet waren oder mit deren Errichtung begonnen<br />

wurde und die nicht von einer der Rechtsverordnungen nach<br />

§ 11 Gerätesicherheitsgesetz erfasst wurden, die Regelungen<br />

der Betriebssicherheitsverordnung angewendet werden.<br />

Bis zum 31.12.2007 müssen für überwachungsbedürftige<br />

Anlagen, die bereits vor Inkrafttreten der Betriebssicherheitsverordnung<br />

in Betrieb genommen waren, die Betriebsvorschriften<br />

der Betriebssicherheitsverordnung angewendet<br />

werden. Die bis dahin geltenden Vorschriften hinsichtlich<br />

der Beschaffenheitsanforderungen bleiben bestehen. Ein<br />

Umrüsten ist nur auf Verlangen der zuständigen Behörde<br />

nötig.<br />

EUKDialog 1/2003


efähigte Person geprüft werden.<br />

Die besonderen Vorschriften für<br />

überwachungsbedürftige Anlagen<br />

wurden aus den Einzelverordnungen<br />

für überwachungsbedürftige<br />

Anlagen übernommen<br />

und zusammengefasst.<br />

Vor der ersten Inbetriebnahme<br />

und nach prüfpflichtiger Veränderung<br />

oder Instandsetzung<br />

muss eine Prüfung durch eine<br />

zugelassene Überwachungsstelle<br />

durchgeführt werden. Bei<br />

überwachungsbedürftigen Anlagen<br />

mit niedrigem Gefährdungspotential<br />

können diese<br />

Prüfungen durch eine befähigte<br />

Person vorgenommen werden.<br />

Bei den wiederkehrenden<br />

Prüfungen hat der Betreiber die<br />

Prüffristen auf der Grundlage<br />

einer sicherheitstechnischen<br />

Bewertung festzulegen. Die<br />

Prüffristen dürfen jedoch nicht<br />

die in der Betriebssicherheitsverordnung<br />

festgelegten<br />

Höchstfristen überschreiten.<br />

Soweit die Prüfungen von zugelassenenÜberwachungsstellen<br />

vorzunehmen sind, unterliegen<br />

die vom Betreiber ermittelten<br />

Prüffristen einer Überprüfung<br />

durch die zugelassene<br />

Überwachungsstelle. Können<br />

sich Betreiber und zugelassene<br />

Überwachungsstelle nicht einigen,<br />

entscheidet die zuständige<br />

Behörde.<br />

Nach der Betriebssicherheitsverordnung<br />

ist ein Ausschuss<br />

für Betriebssicherheit zu bilden.<br />

Er soll unter anderem Technische<br />

Regeln zur betrieblichen<br />

Sicherheit ermitteln und ausarbeiten.<br />

Bis dahin gelten die auf<br />

Grund einer Rechtsverordnung<br />

nach § 11 des Gerätesicherheitsgesetzes<br />

bekannt gegebenen<br />

Technischen Regeln bezüglich<br />

ihrer betrieblichen Anforderungen<br />

weiter.<br />

Bis auf den Abschnitt 3 „Besondere<br />

Vorschriften für überwachungsbedürftige<br />

Anlagen“<br />

ist die Betriebssicherheitsverordnung<br />

am 3.10.2002 in Kraft<br />

getreten. Der Abschnitt 3 trat<br />

am 1.1.2003 in Kraft. Die Übergangsfristen<br />

der Betriebssicherheitsverordnung<br />

sind in Abbildung<br />

2 zusammengestellt. <br />

EUKDialog 1/2003<br />

Sicherheit auf der Autobahn<br />

Neues Autobahnplakat zum Thema Angurten<br />

Nach ersten Berechnungen ist<br />

die Zahl der Getöteten auf Autobahnen<br />

im Jahr 2002 gegenüber<br />

dem Vorjahr angestiegen.<br />

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat<br />

(DVR) rät deshalb zu<br />

mehr Partnerschaft und Rücksichtnahme<br />

auf den Autobahnen.<br />

Mit dem neuen Autobahnplakat<br />

„Für alle an Bord“ werben<br />

die gewerblichen Berufsgenossenschaften,<br />

der DVR<br />

und das BMVBW für verstärktes<br />

Anlegen des Gurtes. Das<br />

Plakat ist seit Anfang des Jahres<br />

an den Autobahnen angebracht.<br />

Unfälle ereignen sich vor allem<br />

in Baustellen und bei Zufahrten<br />

auf die Autobahn. Nicht angepasste<br />

Geschwindigkeit, zu<br />

geringer Abstand sowie Übermüdung<br />

sind entscheidende<br />

Unfallursachen. Nach den bisherigen<br />

Zahlen des Statistischen<br />

Bundesamtes in Wiesbaden<br />

ist die Zahl der Getöteten<br />

auf Autobahnen in den ersten<br />

acht Monaten 2002 um<br />

4,8% gegenüber dem Vorjahr<br />

angestiegen. Nähere Angaben<br />

liegen noch nicht vor.<br />

Der DVR gibt folgende Tipps<br />

zum sicheren Fahren auf der<br />

Autobahn:<br />

Die Geschwindigkeit den<br />

Gegebenheiten anpassen<br />

und die Tempobegrenzungen<br />

einhalten.<br />

Immer mit ausreichendem<br />

Sicherheitsabstand fahren.<br />

Nicht übermüdet ans Steuer<br />

setzen und bei längeren<br />

Fahrten regelmäßig Pausen<br />

einlegen.<br />

In jedem Fall müssen alle<br />

Insassen den Sicherheitsgurt<br />

benutzten. Kinder müssen<br />

in einem altersgerechten<br />

Kinderschutzsystem gesichert<br />

werden.<br />

Ablenkung am Steuer vermeiden.<br />

Einen gleichmäßigen Verkehrsfluss<br />

praktizieren, deshalb<br />

schnelles Vorfahren<br />

und abruptes Bremsen vermeiden.<br />

Plötzlichen Spurwechsel<br />

vermeiden, besonders<br />

Telegramm<br />

dieses Fehlverhalten kann<br />

zu gefährlichen Bremsmanövern<br />

und erhöhter Unfallgefahr<br />

führen oder zur Staubildung<br />

beitragen.<br />

Reißverschlussverfahren<br />

richtig und partnerschaftlich<br />

anwenden.<br />

Wenn sich ein Stau bildet,<br />

mit deutlich vermindertem<br />

Tempo und ausreichendem<br />

Sicherheitsabstand und eingeschalteterWarnblinkanlage<br />

ans Stauende heranfahren.<br />

Für Polizei- und Rettungsfahrzeuge<br />

eine Gasse freihalten,<br />

bei drei Fahrstreifen<br />

zwischen der mittleren und<br />

der linken Fahrspur. <br />

15


Dialog<br />

DB GesundheitsService GmbH ist eine Präventionseinrichtung<br />

der Deutschen Bahn AG. Sie ist ein<br />

Unternehmen der DB AG und der IAS – Institut für<br />

Arbeits- und Sozialhygiene. Unter ihrem Dach befinden<br />

sich Arbeits- und Verkehrsmedizin, Verkehrsund<br />

ABO Psychologie, Berufsfürsorge, Fachkräfte für<br />

Arbeitssicherheit und Sozialberatung.<br />

Der medizinische<br />

Arbeitsschutz<br />

bewegt sich in<br />

der Regel auf<br />

hohem Niveau …<br />

Die medizinische Leitung der DB GesundheitsService<br />

GmbH liegt bei Herrn Prof. Dr. Kentner, IAS,<br />

die Geschäftsführung hat Herr Kuhn inne. Der Sitz<br />

der Zentrale ist Berlin. DB GesundheitService ist<br />

regional in sieben Gesundheitszentren untergliedert.<br />

Unsere Gesprächspartnerin ist Frau Dr. Störmer,<br />

Leiterin des Gesundheitszentrums West,<br />

dessen Tätigkeitsbereich sich mit den Grenzen des<br />

Bundeslandes NRW deckt.<br />

16<br />

EUK-Dialog: Frau Dr. Störmer,<br />

wie viele Standorte unterhalten<br />

Sie im Gesundheitszentrum<br />

West und für wie viele<br />

Mitarbeiter sind Sie zuständig?<br />

Dr. Störmer: DB GesundheitsService<br />

betreibt die<br />

Schwerpunktstandorte Köln,<br />

Duisburg, Dortmund sowie die<br />

umliegenden Außenstellen Aachen,<br />

Hagen, Paderborn und<br />

Münster. Insgesamt bin ich zuständig<br />

für 30 Mitarbeiter.<br />

EUK-Dialog: Wem sind Sie<br />

als Leiterin des Gesundheitszentrums<br />

unterstellt?<br />

Dr. Störmer: Meine unmittelbaren<br />

Vorgesetzten sind Herr<br />

Prof. Dr. Kentner und Herr Kuhn.<br />

EUK-Dialog: Welche Aufgaben<br />

hat ein Betriebsarzt?<br />

Dr. Störmer: Der Betriebsarzt<br />

hat die Aufgabe, Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer in allen Angelegenheiten<br />

des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />

zu beraten<br />

und zu unterstützen. Der Bahnkonzern<br />

hat darüber hinaus DB<br />

GesundheitsService die verkehrsmedizinische<br />

Beurteilung<br />

der Mitarbeiter übertragen.<br />

EUK-Dialog: Wie erfolgt die<br />

Beratung der Arbeitgeber?<br />

Dr. Störmer: Der Betriebsarzt<br />

verschafft sich zunächst Kenntnis<br />

über die Arbeitsstätte und<br />

Arbeitsplatzsituation. Aufgrund<br />

seiner Fachkenntnis beurteilt er<br />

die Gegebenheiten auf mögliche<br />

Gesundheitsgefahren für<br />

die Beschäftigten.<br />

EUK-Dialog: Wie erfolgt die<br />

Beratung der Beschäftigten?<br />

Dr. Störmer: Zentrale Aufgabe<br />

des Betriebsarztes ist es,<br />

die Arbeitnehmer zu untersuchen<br />

und sowohl körperliche<br />

als auch psychische Beeinträchtigungen<br />

festzustellen. Bei<br />

der Untersuchung besteht die<br />

Gelegenheit, die Beschäftigten<br />

intensiv zu beraten. Im Expertenteam<br />

von DB Gesundheits-<br />

Service lassen sich auch psychologische<br />

und soziale Probleme<br />

integrativ lösen.<br />

EUK-Dialog: Unterliegen Sie<br />

auch der Schweigepflicht gegenüber<br />

dem Arbeitgeber?<br />

Dr. Störmer: Ja, der Betriebsarzt<br />

unterliegt der Schweigepflicht<br />

und darf dem Arbeitge-<br />

EUKDialog 1/2003


er keine Auskünfte über die<br />

individuellen Krankheitsbilder<br />

der untersuchten Mitarbeiter<br />

erteilen. Das dem Arbeitgeber<br />

mitgeteilte Untersuchungsergebnis<br />

beinhaltet lediglich die<br />

Information, ob ein Arbeitnehmer<br />

geeignet oder nicht geeignet<br />

für eine bestimmte Tätigkeit<br />

ist. Ergeben sich aus einer UntersuchungBeeinträchtigungen,<br />

so formuliert der Betriebsarzt<br />

Auflagen, unter denen der<br />

Beschäftigte seine Tätigkeit fortsetzen<br />

kann. Bei gravierenden<br />

Befunden ist es auch erforderlich,<br />

den Beschäftigten vom<br />

ursprünglichen Arbeitsplatz auf<br />

einen so genannten leidensgerechten<br />

Arbeitsplatz zu versetzen.<br />

Ärztliche Diagnosen und<br />

Befunde dürfen dem Arbeitgeber<br />

nur nach einer ausdrücklichen<br />

und schriftlichen Entbindung<br />

von der Schweigepflicht<br />

durch den Mitarbeiter mitgeteilt<br />

werden. Der Betriebsarzt ist<br />

nicht befugt, Krankschreibungen<br />

auf ihre Berechtigung hin<br />

zu überprüfen.<br />

EUK-Dialog: Betriebsärzte<br />

sind gesetzliche Mitglieder im<br />

Arbeitsschutzausschuss. Welche<br />

Schwerpunkte für Ihre Tätigkeit<br />

ergeben sich auf den Arbeitsschutzausschusssitzungen?<br />

Dr. Störmer: Die Schwerpunkte<br />

sind sehr spezifisch für die<br />

jeweilige Organisationseinheit,<br />

da sich naturgemäß die Belastungen<br />

je nach Arbeitsaufgabe<br />

erheblich unterscheiden. So<br />

können in einem Betrieb Rückenbeschwerden<br />

und Erkrankungen<br />

der Atemwege im Vordergrund<br />

stehen, bei einem<br />

anderen die Auswirkungen von<br />

Wechselschicht und Nachtschicht.<br />

Auch in die allgemeine<br />

Gesundheitsberatung sind wir<br />

eingebunden.<br />

EUK-Dialog: Für welche Betriebe<br />

sind Sie als Betriebsärztin<br />

tätig?<br />

Dr. Störmer: Ich bin schwerpunktmäßig<br />

für die DB Netz AG<br />

am Standort Duisburg tätig,<br />

verschaffe mir aber einen Überblick<br />

über alle Betriebe der<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Bahn, da ich auch ermächtigt<br />

bin, Ärzte zu Fachärzten für<br />

Arbeitsmedizin weiterzubilden.<br />

EUK-Dialog: Wo sehen Sie<br />

die arbeitsmedizinischen<br />

Schwerpunkte bei den von Ihnen<br />

betreuten Betrieben?<br />

Dr. Störmer: Da sich der medizinische<br />

Arbeitsschutz in der<br />

Regel auf hohem Niveau bewegt,<br />

habe ich eher den Eindruck,<br />

es geht um Einzelfallsituationen,<br />

die zu lösen sind.<br />

Dies können z.B. ergonomische<br />

Aspekte an Bildschirmarbeitsplätzen<br />

sein, Beratung der Beschäftigten<br />

zu Wechselschicht,<br />

das Heben und Tragen von Lasten<br />

bei entsprechend belastenden<br />

Arbeitsgängen oder Hautschutz.<br />

EUK-Dialog: Zu den Aufgaben<br />

der Betriebsärzte gehört<br />

es, sich vom Gesundheitszustand<br />

der Belegschaft ein Bild<br />

zu machen. Wie wird das in der<br />

Praxis durchgeführt?<br />

Dr. Störmer: Der erste Schritt<br />

ist die Kenntnis der Arbeitsplätze<br />

und möglicher gesundheitlicher<br />

Belastungen, der zweite<br />

Schritt ist die Untersuchung der<br />

Beschäftigten. Daraus lassen<br />

sich die erforderlichen Rückschlüsse<br />

ziehen, die dann in die<br />

Beratung einfließen.<br />

EUK-Dialog: Betriebsärzte<br />

und Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />

(FASI) sollen eng zusammenarbeiten.<br />

Wie beurteilen<br />

Sie die Zusammenarbeit mit<br />

den Fachkräften für Arbeitssicherheit?<br />

Dr. Störmer: Die Zusammenarbeit<br />

mit den FASI ist immer<br />

sehr eng. Von ihnen erfährt der<br />

Betriebsarzt wichtige Details<br />

über Besonderheiten am Arbeitsplatz<br />

sowie technische<br />

Rahmenbedingungen. Auch<br />

Messergebnisse werden mit der<br />

FASI diskutiert. Bei Begehungen<br />

und in den Arbeitsschutzausschusssitzungen<br />

ist die FASI<br />

immer zugegen.<br />

EUK-Dialog: Werden Sie von<br />

den Betrieben bei Neueinrich-<br />

tung oder Änderung von Arbeitsplätzen<br />

oder Arbeitsverfahren<br />

rechtzeitig beteiligt?<br />

Dr. Störmer: Dieses wechselt<br />

je nach persönlichen Beziehungen<br />

zum einzelnen Betrieb.<br />

Oftmals erfahren die Betriebsärzte<br />

erst sehr spät von geplanten<br />

Änderungen oder technischen<br />

Neuerungen und werden<br />

z.B. zu Arbeitsplatzausstattung<br />

oder der Schichtplangestaltung<br />

selten befragt. Ich halte<br />

allerdings die Planungsphase<br />

für den idealen Zeitpunkt,<br />

arbeitsmedizinische Aspekte<br />

einzubringen, da Lösungsalternativen<br />

noch umsetzbar sind.<br />

Entdeckt man erst nach der<br />

Planung Mängel, so sind diese<br />

schwer wieder abzustellen, da<br />

dies mit weiteren Kosten verbunden<br />

ist.<br />

EUK-Dialog: Sind ihnen von<br />

den Betrieben konkrete Aufgaben<br />

zugeteilt worden?<br />

Dr. Störmer: Die Aufgaben<br />

der Betriebsärzte ergeben sich<br />

zunächst einmal aus den gesetzlichen<br />

Vorschriften. Konkrete<br />

Aufgaben entstehen immer<br />

bei Einzelfallproblemen, aber<br />

auch bei konzeptionellen Vorgaben.<br />

In einem Unternehmen<br />

war die Fehlzeitenreduktion im<br />

letzten Jahr ein Schwerpunktthema.<br />

DB GesundheitsService<br />

Dialog<br />

hat in jedem Gesundheitszentrum<br />

einen koordinierenden<br />

Betriebsarzt für jeden Betrieb<br />

benannt.<br />

EUK-Dialog: Der Unternehmer<br />

muss sich von den Betriebsärzten<br />

Bericht erstatten<br />

lassen. In den meisten Bereichen<br />

werden derartige Berichte<br />

mindestens jährlich und in<br />

Schriftform verfasst. Wie wird<br />

die Berichtserstattung in Ihrem<br />

Bereich gehandhabt?<br />

Dr. Störmer: Wir haben vor,<br />

in Zukunft Jahresberichte über<br />

unsere Tätigkeit abzugeben.<br />

Durch die Umstrukturierungen<br />

in diesem Jahr erlaubt es die<br />

Datenlage voraussichtlich nur,<br />

Gesundheitsberichte in sehr allgemeiner<br />

Form abzugeben. DB<br />

GesundheitsService entwickelt<br />

gerade ein Dokumentationssystem,<br />

das auch Auswertungen<br />

erlaubt. Themenschwerpunkte<br />

und Aktuelles publizieren wir in<br />

mehrfach jährlich erscheinenden<br />

Newsletters. Im Übrigen<br />

fließen unsere Beobachtungen<br />

und Ergebnisse in die Arbeitsschutzausschusssitzungen<br />

ein.<br />

Frau Dr. Störmer, wir danken<br />

Ihnen für dieses Gespräch.<br />

Das Gespräch mit<br />

Frau Dr. Störmer führte<br />

Wolfgang Horstig.<br />

17


Checkliste<br />

18<br />

Chefsache<br />

„Betriebsärztliche Betreuung“<br />

Alle Betriebe müssen unabhängig von ihrer Größe arbeitsmedizinisch betreut werden. Nach dem Arbeitssicherheitsgesetz<br />

(ASiG) ist jeder Unternehmer verpflichtet, zur Wahrnehmung dieser Aufgaben einen Betriebsarzt<br />

selbst anzustellen, oder einen freiberuflichen Betriebsarzt oder einen überbetrieblichen arbeitsmedizinischen<br />

Dienst schriftlich zu bestellen. Die Konkretisierung dieser Pflicht ergibt sich aus der Unfallverhütungsvorschrift<br />

„Betriebsärzte“ <strong>GUV</strong>-V A7 (bisher <strong>GUV</strong> 0.52). Die Einsatzzeiten des Betriebsarztes in einem<br />

Betrieb sind abhängig von der Betriebsart, den im Betrieb durchzuführenden Tätigkeiten und den damit verbundenen<br />

Gefährdungen sowie der Anzahl der Beschäftigten in diesem Betrieb. Die folgenden Fragen richten<br />

sich insbesondere an alle Unternehmer und Vorgesetzten, die für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz<br />

in den Betrieben verantwortlich sind, aber auch an die Beschäftigten, die in den Betrieben tätig sind.<br />

Bitte testen Sie sich ja nein<br />

1. Wurde der Betriebsarzt für Ihren Betrieb schriftlich bestellt und besitzt dieser die erforderliche Fachkunde<br />

(Gebietsbezeichnung „Arbeitsmedizin“ oder die Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“)?<br />

2. Ist bei der Bestellung des Betriebsarztes der Betriebsrat beteiligt worden?<br />

3. Wird in Ihrem Betrieb die Mindesteinsatzzeit für den Betriebsarzt regelmäßig überprüft bzw. den sich möglicherweise<br />

ändernden Beschäftigungszahlen und Tätigkeiten im Betrieb angepasst?<br />

4. Ist Ihnen bekannt, dass Wegezeiten zum Erreichen von räumlich entfernten Teilbetrieben der Mindesteinsatzzeit<br />

zuzuschlagen sind?<br />

5. Berücksichtigen Sie, dass spezielle arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchen nach der UVV „Arbeitsmedizinische<br />

Vorsorge“ <strong>GUV</strong>-V A4 (bisher <strong>GUV</strong> 0.6) nur von einem „Ermächtigen Arzt“ durchzuführen sind und diese nicht<br />

auf die Mindesteinsatzzeit des Betriebsarztes angerechnet werden dürfen?<br />

6. Achten Sie darauf, dass Einstellungsuntersuchungen sowie Eignungs- oder Tauglichkeitsuntersuchungen nicht<br />

bei der Berechnung der Mindesteinsatzzeit berücksichtigt werden?<br />

7. Begeht der Betriebsarzt in regelmäßigen Abständen die Arbeitsstätten sowie die Sozial- und Sanitäreinrichtungen<br />

in Ihrem Betrieb?<br />

8. Teilt Ihnen der Betriebsarzt die bei Begehungen festgestellten Mängel sowie Vorschläge zu deren Beseitigung mit?<br />

9. Beteiligen Sie den Betriebsarzt bei arbeitsphysiologischen, arbeitspsychologischen und sonstigen ergonomischen<br />

Fragen, insbesondere bei der Gestaltung der Arbeitsplätze, des Arbeitsablaufes und der Arbeitsumgebung?<br />

10. Ist der Betriebsarzt bei der Organisation der „Ersten Hilfe“ in Ihrem Betrieb beteiligt?<br />

11. Wird der Betriebsarzt bei der Auswahl und Erprobung von persönlicher Schutzausrüstung und Körperschutzmittel<br />

hinzugezogen?<br />

12. Nimmt der Betriebsarzt regelmäßig an den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses teil?<br />

13. Wird der Betriebsarzt bei der Neu- und Umplanung von Betriebsanlagen, bei der Beschaffung von technischen<br />

Arbeitsmitteln und bei der Einführung von neuen Arbeitsverfahren und Arbeitsstoffen beteiligt?<br />

14. Werden Auflagen des Betriebsarztes für eine Weiterbeschäftigung am Arbeitsplatz beachtet?<br />

15. Lassen Sie sich vom Betriebsarzt regelmäßig einen Bericht über die Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben<br />

erstatten?<br />

16. Ist Ihnen bekannt, dass Sie, wie bei jedem Ihrer Mitarbeiter oder Auftragnehmer, verpflichtet sind, die ordnungsgemäße<br />

Aufgabenerledigung zu überprüfen?<br />

EUKDialog 1/2003


Motorradfahrer<br />

Mit den ersten Frühlingssonnenstrahlen<br />

schlagen die Herzen<br />

aller Motorradfahrer höher.<br />

Sie sind alljährlich das Startsignal<br />

für die Motorradsaison.<br />

Im Frühjahr müssen sich die<br />

Motorradfahrer jedoch erst wieder<br />

an die Fahrdynamik ihrer<br />

Maschinen und die Autofahrer<br />

an die vielen Zweiräder gewöhnen.<br />

Deshalb ist partnerschaftliches<br />

Verhalten angesagt und<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Das Unfallrisiko des Motorradfahrers<br />

ist im Vergleich zum<br />

Autofahrer zehnmal so hoch,<br />

auch wenn 2/3 aller Unfälle, in<br />

die Motorradfahrer verwickelt<br />

sind, nicht von ihnen verursacht<br />

werden.<br />

Trotzdem gibt es auch gute<br />

Nachrichten: Die Zahl der Mo-<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Sicherheit überall<br />

Frühjahr – Zweiradzeit<br />

Sind Sie bereit für die neue Saison?<br />

Dieser Beitrag will Hilfestellungen für alle Zweiradfahrer zum sicheren Start in die neue Saison anbieten. Die<br />

Aufzählungen sind keinesfalls vollständig und abschließend, sondern sie sollen die Zweiradfahrer für die<br />

Problematik sensibilisieren und sie veranlassen über sicherheitsbewusstes Verhalten nachzudenken.<br />

torradunfälle ist weiter rückläufig.<br />

Dass Motorradfahrer immer<br />

seltener getötet oder schwer<br />

verletzt werden, liegt auch an<br />

der immer höheren Qualität der<br />

Schutzkleidung.<br />

Hier sollte man nicht am falschen<br />

Ende sparen, denn eines<br />

steht absolut fest: Motorradfahrer<br />

haben keine Knautschzone<br />

und keinen Sicherheitsgurt.<br />

Gute Kleidung schützt nicht nur<br />

vor den Folgen eines Unfalls,<br />

sie hält auch Kälte und Nässe<br />

ab und wirkt im Sommer temperaturausgleichend.<br />

Denn wer<br />

friert, ist nicht besonders aufmerksam.<br />

Außerdem muss die<br />

Kleidung bequem zu tragen sein<br />

und sollte unbedingt Signalwirkung<br />

haben. Durch farbige,<br />

kontrastreiche Kleidung sind<br />

Motorradfahrer besser zu erkennen.<br />

Gerade bei Stiefeln sollte man<br />

nicht sparen, denn die häufigsten<br />

Verletzungsfolgen bei Motorradunfällen<br />

betreffen Sprunggelenk<br />

und Unterschenkel.<br />

Motorradfahrer müssen per<br />

Gesetz einen Helm tragen. Da<br />

für den Kopf das Beste gerade<br />

gut genug ist, sollte man beim<br />

Kauf auf die ECE-Norm 22.04<br />

achten.<br />

Immer mit kompletter Schutzausrüstung<br />

fahren. Turnschuhe<br />

sind tabu!<br />

Wer monatelang seine Maschine<br />

nicht bewegt hat, sollte bei<br />

seinem Bike die Technik erst<br />

einmal auf Herz und Nieren prüfen<br />

und vor dem Start seinem<br />

Körper und Geist eine gewisse<br />

Warmlaufphase gönnen.<br />

„Echte Biker“ bereiten sich bereits<br />

vor der Saison physisch<br />

und psychisch auf die neue<br />

Motorradsaison vor. Motorradfahren<br />

verlangt eine hohe Konzentration,<br />

da eigene Fahrfehler<br />

und besonders auch die<br />

Fehler anderer Verkehrsteilnehmer<br />

schnell zu Gefahrensituationen<br />

führen können. Stürze,<br />

Kollisionen und Verletzungen<br />

sind oft die schlimmen Folgen.<br />

Fitnesstraining, Schwimmen<br />

und alle Sportarten zur Förderung<br />

der Grundschnelligkeit, der<br />

Ausdauer sowie der Reflexe<br />

verhelfen zu einer guten körperlichen<br />

Kondition, die zur<br />

Beherrschung des Motorrades<br />

Voraussetzung ist.<br />

Noch wichtiger ist es aber, solche<br />

Situationen bereits im Vorfeld<br />

zu vermeiden. Dies können<br />

aber nur die Fahrer, die „voll bei<br />

der Sache sind“. So kann man<br />

sich z.B. richtiges Kurvenfahren<br />

durch mentales Training einprägen.<br />

<br />

19


Sicherheit überall<br />

Für Motorradfahrer gilt:<br />

Immer mit kompletter<br />

Schutzausrüstung<br />

fahren.<br />

Turnschuhe sind tabu!<br />

20<br />

Vor jeder Fahrt sollten die wichtigsten<br />

Bedienungs- und Beleuchtungseinrichtungen<br />

des<br />

Motorrades sowie der eigenen<br />

Schutzkleidung geprüft werden.<br />

Wichtige Punkte sind:<br />

Wettergerechte und eng anliegende<br />

Kleidung,<br />

Zustand des Helmvisiers –<br />

Funktionsfähigkeit der mechanischenÜbertragungsund<br />

Verbindungsteile,<br />

Funktionsfähigkeit<br />

Bremsanlage,<br />

der<br />

Stand der Bremsflüssigkeiten,<br />

Beleuchtung, Blinker, Hupe,<br />

Einstellung und Befestigung<br />

der Rückspiegel,<br />

Befestigung und gleichmäßige<br />

Beladung von Koffer<br />

und Topcase,<br />

Reifenzustand und Reifendruck<br />

(immer bei kalten Reifen<br />

messen!) Mindestprofiltiefe<br />

von 1,6 mm (bei Mofas,<br />

Leicht- und Kleinkrafträdern<br />

1 mm).<br />

Auch sollte ein Erste Hilfe-Set<br />

und entsprechendes Bordwerkzeug<br />

mitgeführt werden. Empfehlenswert<br />

ist auch die Mitnahme<br />

von „Reifenpilot“. Bei<br />

einer Reifenpanne kann man<br />

nach Einspritzen dieser Masse<br />

in den defekten Reifen mindestens<br />

bis zur nächsten Werkstatt<br />

fahren.<br />

Beim Fahrverhalten ist zu beachten,<br />

dass ein Motorrad ca.<br />

80 bis 100 cm breit ist. Durch<br />

die Schräglage von Maschine<br />

und Fahrer vergrößert sich diese<br />

Einheit auf 140 bis 150 cm.<br />

Der Platzbedarf eines Motorrades<br />

in Kurven ist deshalb so<br />

groß wie der eines Pkw.<br />

Sie sollten auch daran denken,<br />

dass ein Motorrad (auch bei<br />

einer Vollbremsung) nicht<br />

schneller zum Stehen kommt<br />

als ein Pkw.<br />

Das Bremsen kann nicht oft<br />

genug trainiert werden. Das<br />

genaue Dosieren der Vorderrad-<br />

und Hinterradbremse ist<br />

für den Bremswirkungsgrad<br />

äußerst wichtig. „Überbremsen“<br />

und damit Blockieren des Vorder-<br />

oder des Hinterrades führt<br />

oft zu schweren Unfällen. Der<br />

optimale Bewegungsablauf<br />

kann z.B. bei einem Motorrad-<br />

Sicherheitstraining erlernt werden.<br />

Nicht unterschätzt werden sollte<br />

die Fahrbahngriffigkeit. Wenn<br />

die Fahrbahn schmierig-glatt ist,<br />

sind auch die besten Reifen<br />

meistens überfordert. Das „Lesen<br />

der Fahrbahn“ ist somit für<br />

jeden Motorradfahrer ständige<br />

Pflichtübung.<br />

Selbst Kleinigkeiten wie Steinchen<br />

können dem Motorradfahrer<br />

zum Verhängnis werden.<br />

Die folgende Aufzählung soll<br />

einige Hinweise zum Fahrverhalten<br />

geben.<br />

Lichtreflektion bedeutet: je<br />

stärker die Fahrbahn spiegelt,<br />

desto glatter ist sie.<br />

Markierungen sind meist<br />

wesentlich rutschiger als die<br />

Fahrbahn und können bis 3<br />

mm erhöht verlegt sein.<br />

Fahren Sie versetzt zu Markierungen,<br />

damit nicht darauf<br />

gebremst werden<br />

muss. Falls sich ein Überfahren<br />

nicht vermeiden<br />

lässt: Schräglage verringern,<br />

Maschine rollen lassen.<br />

In Längsfräsungen und<br />

Spurrinnen führen die Reifen<br />

wie in Schienen und stören<br />

so die Fahrstabilität. GefährlichePendelbewegungen<br />

können die Folge sein.<br />

Vermeiden Sie deshalb das<br />

Fahren in Längsfräsungen<br />

und Spurrillen.<br />

Splitt und Streusand sammelt<br />

sich hauptsächlich am<br />

Fahrbahnrand und in der<br />

Fahrbahnmitte. Wählen Sie<br />

eine entsprechende Fahrlinie<br />

und vergrößern Sie den<br />

Abstand zum Vorausfahrenden.<br />

Schienen und Kanaldeckel<br />

sind aus Metall und immer<br />

glatt – nicht nur bei Nässe!<br />

Nur im möglichst stumpfen<br />

Winkel und geringer<br />

<br />

Schräglage überfahren.<br />

Laub und Obst gelten als<br />

typische Herbstgefahren.<br />

Aber auch im Frühjahr können<br />

Pflanzen gefährliche<br />

Situationen hervorrufen.<br />

Feuchter Blütenstaub kann<br />

wie Schmierseife wirken.<br />

Bei Nässe gilt grundsätzlich:<br />

Langsam fahren – Rutschgefahr!<br />

EUKDialog 1/2003


Für Gruppenfahrten gelten<br />

besondere Regeln:<br />

Die Absprache einiger verbindlicher<br />

Gruppenregeln ist für den<br />

„Spaßfaktor“ bei gemeinsamen<br />

Ausfahrten sehr wichtig:<br />

Reihenfolge festlegen,<br />

absolutes Überholverbot<br />

untereinander,<br />

auf geraden Strecken versetzt<br />

hintereinander herfahren,<br />

in Kurven die Sicherheitslinie<br />

wählen,<br />

gesetzliche Geschwindigkeitsbeschränkungeneinhalten,<br />

jeder ist für eigene Überholvorgänge<br />

von anderen Verkehrsteilnehmern<br />

selbst verantwortlich,<br />

in Notfällen: Halten, ohne<br />

den Verkehr zu behindern,<br />

geplante Tankstops und<br />

Pausen einhalten (mit Platz<br />

für die ganze Gruppe).<br />

Wenn Sie diese Tipps beachten,<br />

haben Sie vorgesorgt und<br />

sind mit dem Motorrad „sicher<br />

auf Deutschlands Straßen unterwegs“.<br />

Fahrradfahrer<br />

Fahrradfahrer sind nicht nur<br />

durch zunehmende Regelverstöße,<br />

sondern auch durch den<br />

mangelhaften sicherheitstechnischen<br />

Zustand ihrer Fahrräder<br />

gefährdet.<br />

Bei Kontrollen festgestellte technische<br />

Mängel sind immer wieder<br />

defekte Lampen, funktionsuntüchtige<br />

Bremsen sowie Reifen<br />

ohne ausreichendes Profil.<br />

Deswegen sollten auch die<br />

Radfahrer ihre „Räder“ nach der<br />

Winterpause genauestens kontrollieren<br />

(egal ob sie nur in der<br />

Freizeit oder ständig damit unterwegs<br />

sind).<br />

Zunächst einmal ist zu prüfen,<br />

ob die Größe des Rahmens und<br />

die Einstellungen von Sattel und<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Lenker noch mit der Körpergröße<br />

des Fahrers übereinstimmen<br />

(dies gilt insbesondere für<br />

die „kleinen Radfahrer“), denn<br />

ein Fahrrad muss auch ergonomisch<br />

zum Fahrer „passen“.<br />

Nur durch die optimale Einstellung<br />

kann eine bequeme Handhabung<br />

und die daraus folgende<br />

sichere Beherrschung des<br />

Rades gewährleistet werden.<br />

Auch sollte ein Blick auf die<br />

Reifen „geworfen“ werden,<br />

denn sie stellen den einzigen<br />

Kontakt zu der Straße dar. Mangelhafte<br />

Bereifung vermindert<br />

den so genannten Kraftschluss<br />

– also die Größe der Kraftübertragung<br />

zwischen Rad und<br />

Fahrbahn und kann Auswirkungen<br />

auf Brems- und Kurvenverhalten<br />

haben. Durch die Art der<br />

Bereifung wird auch der Rollwiderstand<br />

beeinflusst. Die günstigsten<br />

Werte erzielt man mit<br />

einem möglichst geringen Reifenquerschnitt,<br />

großen Raddurchmesser<br />

und korrektem<br />

Luftdruck. Ein Fahrradreifen<br />

sollte mindestens 1 mm Profil<br />

haben.<br />

Ein Blick nach den Bremsen<br />

und der Beleuchtung darf<br />

ebenfalls nicht fehlen.<br />

Denn die oberste Regel lautet:<br />

Sehen und gesehen werden!<br />

Es wird geschätzt, dass jeder<br />

dritte Radler nach Einbruch der<br />

Dunkelheit ohne Licht unterwegs<br />

ist. Auch wenn die Straßenbeleuchtung<br />

dem Radfahrer<br />

zum Fahren ausreichen mag,<br />

für Autofahrer ist ein Fahrrad<br />

ohne Beleuchtung so gut wie<br />

unsichtbar. Witterungsunabhängig<br />

sind z.B. Nabendynamos,<br />

da sie zusätzlich oft mit<br />

Kondensatoren ausgestattet<br />

sind, die dafür sorgen, dass der<br />

Scheinwerfer auch im Stand<br />

leuchtet, z.B. wenn man an einer<br />

Ampel warten muss. Diese<br />

sind für neue Fahrräder ab 2003<br />

gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Auf welche Weise auch immer:<br />

Hauptsache auffallen! Dazu<br />

gehört auch Kleidung mit Reflektorstreifen.<br />

Alle, die gerne mal etwas fixer in<br />

die Pedale treten, müssen auch<br />

im Frühjahr „einen Gang“ zurückschalten.<br />

Denn häufig sind<br />

die Straßen noch feucht oder<br />

nass – auf solchen Fahrbahnen<br />

bremst es sich extrem schlecht<br />

und die Bremswege sind viel<br />

länger. Also lieber etwas langsamer<br />

radeln, als sich auf die<br />

„Nase zu legen“. Logisch, dass<br />

neben der Beleuchtung auch<br />

die Bremsen genauestens unter<br />

die Lupe genommen werden<br />

müssen.<br />

Sicherheit überall<br />

Sind die Bremsklötze OK?<br />

Sind die Bowdenzüge festgezogen<br />

und gefettet? Generell<br />

fährt es sich auf nasser und<br />

verschmutzter Fahrbahn mit<br />

breiten Reifen und ausgeprägtem<br />

Profil besser.<br />

Zum Abschluss ein einfacher<br />

Hinweis mit hohem Wirkungsgrad:<br />

Fahren sie „vorausschauend“,<br />

damit sie als Radfahrer<br />

nicht unter die Räder<br />

kommen.<br />

Die EUK wünscht allen Zweiradfahrern<br />

für die bevorstehende<br />

Saison viel Freude und eine<br />

stets unfallfreie Fahrt. <br />

21


Leserforum<br />

Zu dem im „EUK-Dialog“ 3/<br />

2002 erschienen Artikeln<br />

1. Neue Plakate der EUK (S. 5)<br />

und<br />

2. Leserforum, Beitrag „Gehörschutz<br />

auf E-Lok“ (S. 22)<br />

möchte ich Folgendes anmerken:<br />

Zu 1: Auf dem abgebildeten<br />

Plakat „Der Kluge schützt sich...<br />

und nützt Persönliche Schutzausrüstung“<br />

sollte der Arbeiter<br />

einen Schutzhelm tragen.<br />

Zu 2: Wenn der Lokführer den<br />

Maschinenraum durchquert,<br />

hat er den Hauptschalter auszuschalten.<br />

Daraus folgt also<br />

„kein Lüfterlärm“?<br />

Klaus Niehöster, Lokführer,<br />

Bf Hamm<br />

EUK Dialog:<br />

Zu 1:<br />

Das Tragen von persönlicher<br />

Schutzausrüstung ist dann erforderlich,<br />

wenn durch andere<br />

Maßnahmen das vorhandene<br />

Risiko nicht beseitigt werden<br />

kann. An Fahrzeugen befinden<br />

sich Ecken und Kanten, an denen<br />

sich die Mitarbeiter bei der<br />

Ausführung ihrer Tätigkeiten<br />

verletzten können. Um solche<br />

Verletzungen im Kopfbereich<br />

vorzubeugen, ist es erforderlich<br />

Kopfschutz zu tragen.<br />

Bei der Auswahl des geeigneten<br />

Kopfschutzes ist zu prüfen,<br />

ob das Risiko der Verletzungen<br />

durch äußere Einwirkungen,<br />

z.B. herabfallende Gegenstände<br />

oder bewegte Teile wie Fahrzeugpuffer,<br />

besteht. Dann muss<br />

dem Mitarbeiter ein geeigneter<br />

Helm zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

22<br />

Das schreib‘ ich mal an den<br />

„EUK-Dialog“<br />

Helmtragepflicht und Gehörschutz auf<br />

der Lok<br />

Handelt es sich aber nur um<br />

das Risiko der Verletzung durch<br />

Anstoßen, z.B. an scharfen<br />

Ecken und Kanten, reicht es<br />

aus, dem Mitarbeiter eine Anstoßkappe<br />

zur Verfügung zu<br />

stellen. Um eine solche Anstoßkappe<br />

in der modernen Form<br />

eines „base cap’s“ handelt es<br />

sich auf dem Plakat. Das Risiko<br />

äußerer Einwirkungen ist nicht<br />

gegeben, ein Helm ist daher<br />

nicht notwendig.<br />

Zu 2:<br />

Beim Begehen des Motorenraumes<br />

von Triebfahrzeugen ist<br />

zu berücksichtigen, dass auch<br />

bei ausgeschalteten Maschinen<br />

eine gewisse Nachlaufzeit der<br />

Aggregate besteht und dass<br />

der Triebfahrzeugführer unter<br />

Umständen bei laufenden Maschinen<br />

den Maschinenraum<br />

betritt, um Störungen zu erkennen<br />

und Reparaturen veranlassen<br />

zu können. Befinden sich<br />

alle möglichen Lärmquellen eines<br />

Triebfahrzeuges im Ruhezustand,<br />

ist es natürlich auch<br />

nicht erforderlich Lärmschutz<br />

zu tragen. Zusätzlicher personenbezogener<br />

Lärmschutz ist<br />

nur dann notwendig, wenn der<br />

schichtbezogene Grenzwert für<br />

die Lärmbelastung nicht eingehalten<br />

werden kann. <br />

Handy-Telefonieren – unschädlich oder<br />

krebserregend?<br />

Es freut mich, dass sich endlich<br />

eine vertrauenswürdige Institution<br />

mit der Problematik der<br />

Elektromagnetischen Felder<br />

befasst („EUK-Dialog“ 3/2002).<br />

Bei Handys werden zurzeit unterschiedliche<br />

Auffassungen<br />

hinsichtlich einer möglichen<br />

Gefährdung vertreten.<br />

Ist Handy Telefonieren krebserregend<br />

oder unschädlich?<br />

Welche Auffassung ist denn<br />

nun richtig?<br />

Herr Specht, DB Netz AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

EUK-Dialog:<br />

Das Thema „Elektromagnetische<br />

Felder“ und die etwaige<br />

Beeinflussung der Gesundheit<br />

werden seit geraumer Zeit intensiv<br />

in den Medien diskutiert.<br />

In jüngster Zeit wird dabei die<br />

Möglichkeit einer Gefährdung<br />

durch Mobil-Telefone und einer<br />

Gefährdung durch die Basisstationen<br />

der Mobilfunkbetreiber<br />

kontrovers dargestellt. Die<br />

Meinungen unterscheiden sich<br />

dabei, je nach dem, ob die Informationen<br />

von einem Betreiber<br />

oder eher von einer dem<br />

Mobilfunk sehr kritisch gegenüberstehenden<br />

Gruppe stammen.<br />

Geht es um die Frage der Bewertung<br />

von elektromagnetischen<br />

Feldern sind als ojektive<br />

Informationsquelle<br />

in Deutschland die Strahlenkommission<br />

(SSK) und<br />

weltweit die International<br />

Commission on Non-Ionizing<br />

Radiation Protection<br />

(ICNIRP)<br />

zu nennen.<br />

Die Strahlenschutzkommission<br />

ist eine nationale Expertenkommission<br />

bestehend aus Medizinern,<br />

Physikern und Ingenieuren,<br />

die u.a. von der Bundesregierung<br />

in Fragen zu elektromagnetischen<br />

Feldern um Stellungnahme<br />

gebeten werden.<br />

Auf internationaler Ebene besteht<br />

die ICNIRP, sie setzt sich<br />

ebenfalls aus Experten verschiedener<br />

Disziplinen wie z.B.<br />

Medizinern, Physikern und Ingenieuren<br />

zusammen.<br />

Die international anerkannten<br />

Grenzwerte für elektromagnetische<br />

Felder wurden z.B. von<br />

der ICNIRP empfohlen und bilden<br />

in Deutschland die Basis<br />

sowohl für die Bestimmungen<br />

der 26. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

als<br />

auch für die Bestimmungen und<br />

Grenzwerte der Unfallverhütungsvorschrift„Elektromagnetische<br />

Felder“ (<strong>GUV</strong>-V B11,<br />

bisher <strong>GUV</strong> 2.17).<br />

Nach Ansicht der Experten besteht<br />

kein begründeter Verdacht,<br />

dass das Telefonieren<br />

mit dem Handy gesundheitsschädlich<br />

oder gar krebserregend<br />

ist. Allerdings riet die SSK<br />

der Bundesregierung, diesen<br />

Aspekt durch entsprechende<br />

Studien auch weiterhin untersuchen<br />

zu lassen, insbesondere<br />

durch epidemiologische<br />

Studien.<br />

Studien, die den Nachweis erbringen<br />

sollen, dass Handy-Telefonieren<br />

unschädlich ist, wurden<br />

bislang nicht in Auftrag<br />

gegeben, da die Zahl der Ein-<br />

EUKDialog 1/2003


✁ flussfaktoren<br />

hier zu groß ist,<br />

um einen solchen Nachweis mit<br />

wissenschaftlichen Methoden<br />

überhaupt erbringen zu können.<br />

Die gestellte Frage wird wie<br />

folgt beantwortet:<br />

Ein Nachweis, dass Handy-Telefonieren<br />

krebserregend ist, ist<br />

nach Ansicht der Experten<br />

bislang nicht erbracht.<br />

Ein Nachweis, dass Handy-Telefonieren<br />

unschädlich ist, ist<br />

aus oben genannten Gründen<br />

nicht möglich. Nach bisherigem<br />

Kenntnisstand führt Handy-Telefonieren<br />

jedoch zu keiner gesundheitlichenBeeinträchtigung.<br />

Objektive Informationen zu<br />

„Elektromagnetische Felder“<br />

sind auch im Internet zu finden<br />

unter www.ssk.de oder<br />

www.icnirp.de <br />

Name<br />

Anschrift<br />

Ruf-Nr. (mit Vorwahl)<br />

Ich bin bei (Stelle)<br />

als (Tätigkeit)<br />

<strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong><br />

EUK 51<br />

Rödelheimer Straße 49<br />

60487 Frankfurt am Main<br />

EUKDialog 1/2003<br />

Belastungen der<br />

Lokführer durch<br />

Elektromagnetische<br />

Felder auf<br />

Triebfahrzeugen<br />

Ergänzend zum Beitrag „Erläuterungen<br />

zur Unfallverhütungsvorschrift<br />

– Elektromagnetische<br />

Felder“ im „EUK-Dialog“ 4/2002<br />

bitte ich zur Höhe der elektromagnetischen<br />

Felder in E-Loks<br />

und Auswirkungen auf die Lokführer<br />

Stellung zu nehmen.<br />

Bernhard Haus,<br />

Cargo Bahnhof Offenburg<br />

EUK-Dialog:<br />

Die Beantwortung der Frage der<br />

Belastung von Lokführer/Triebfahrzeugführer<br />

(Trf) durch elektromagnetische<br />

Felder für einzelne<br />

Triebfahrzeuge und Lo-<br />

beschäftigt.<br />

komotiven ist im Detail nicht<br />

möglich. Hier ist unter anderem<br />

die Streckenführung, die Belastung<br />

des Triebfahrzeuges<br />

durch die angehängte Last und<br />

die „Vorbelastung“ durch andere<br />

elektromagnetische Felder<br />

zu berücksichtigen.<br />

Zur Frage der Belastung der Trf<br />

und der Fahrgäste wurden verschiedene<br />

Untersuchungen<br />

und Messungen vorgenommen,<br />

u.a. in den<br />

EC (BR 103),<br />

IC (BR 103, BR 120), Dieseltraktion,<br />

IR (BR 112),<br />

ICE (BR 401)<br />

und<br />

S-Bahn (BR 476 und 477,<br />

BR 480, BR 481, BR 485)<br />

durchgeführt.<br />

Grundsätzlich zeigen die Untersuchungen<br />

und Messungen,<br />

Leserforum<br />

dass die zulässigen Werte sowohl<br />

für die Fahrgäste nach der<br />

26. Verordnung zum Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz (26.<br />

BimSchV) als auch für das Betriebspersonal<br />

nach der Unfallverhütungsvorschrift„Elektromagnetische<br />

Felder“ (<strong>GUV</strong>-V<br />

B11, alt <strong>GUV</strong> 2.17) eingehalten<br />

werden.<br />

Eine Gefährdung und auch eine<br />

Belästigung durch die elektromagnetischen<br />

Felder sind demnach<br />

nach dem derzeitigen<br />

Kenntnisstand ausgeschlossen.<br />

Die EUK wird die Anregung jedoch<br />

aufgreifen und beabsichtigt,<br />

ein Merkblatt zum Thema<br />

„Elektromagnetische Felder“ zu<br />

erstellen, das für die bahnspezifischen<br />

Berufsgruppen die<br />

vielfältigen Informationen zu diesem<br />

Thema sachlich aufbereitet.<br />

<br />

Bitte ausschneiden<br />

Die Ausgabe 1/2003 vom „EUK-Dialog“ habe ich durchgesehen.<br />

Sie gefiel mir gut □ weniger gut □ überhaupt nicht □<br />

Besonders gut gefielen mir die Beiträge<br />

Sozialversicherungsträger im Blickfeld ............................. □<br />

Betriebliche Arbeitsschutzorganisation ............................ □<br />

Aus Unfällen lernen ......................................................... □<br />

Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses ................ □<br />

Berufsbedingte Asbesterkrankungen, Teil 2 ..................... □<br />

Telegramm ...................................................................... □<br />

Dialog ............................................................................. □<br />

Checkliste ....................................................................... □<br />

Frühjahr – Zweiradzeit<br />

Sind Sie bereit für die neue Saison? ................................ □<br />

Das schreib‘ ich mal an den „EUK-Dialog“ ....................... □<br />

Folgende Beiträge fanden mein Interesse nicht oder nur wenig:<br />

23


Leserforum · Impressum<br />

Das gibt’s im nächsten Heft<br />

Der nächste „EUK-Dialog“ erscheint Mitte Mai 2003. Das Heft hat<br />

wieder einen Umfang von 24 Seiten. Unter den Rubriken<br />

EUK aktuell Prävention Unfallversicherung EUK-Telegramm<br />

Dialog Checkliste Sicherheit überall Leserforum<br />

werden wieder viele aktuelle und interessante Beiträge für die<br />

Versicherten und die Mitgliedsbetriebe der EUK erscheinen.<br />

Auf dem Redaktionsprogramm stehen u.a. folgende Themen:<br />

Medienpaket „Selbst sichern im Gleisbereich – aber sicher“<br />

Arbeitsschutzorganisation – Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />

Schluß der Serie „Berufsbedingte Asbesterkrankungen“<br />

Interview mit einer Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

Urlaubszeit – Reisezeit<br />

Ich möchte Folgendes vorschlagen:<br />

Ich habe folgende Frage(n):<br />

Was mir sonst noch auffiel und Sie wissen sollten:<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

24<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />

Hier finden Sie alle wichtigen Informationen über die EUK<br />

und interessante Links zu allen Themen rund um die<br />

gesetzliche Unfallversicherung.<br />

Impressum „EUKDialog“<br />

Mitteilungsblatt der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> (EUK) – Gesetzliche Unfallversicherung<br />

– Körperschaft des öffentlichen Rechts, Sitz Frankfurt am Main.<br />

Herausgeber: <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong>.<br />

Redaktionsbeirat: Otto Kaletsch, Vorsitzender des Vorstandes der EUK,<br />

Rudi Ludwig, stv. Vorsitzender des Vorstandes der EUK,<br />

Wolfgang Horstig, Mitglied des Vorstandes der EUK.<br />

Redaktion: Dieter Kersten (Chefredakteur), Dieter Mohr (Selbstverwaltung<br />

und Unfallversicherung), Werner Grießhammer (technischer Arbeitsschutz<br />

und technische Unfallverhütung), Paul Ansion (allgemeiner Arbeitsschutz<br />

und allgemeine Unfallverhütung), Monika Trautwein (Redaktionsbüro).<br />

Anschrift: <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong>, Redaktion „EUK-Dialog“,<br />

Rödelheimer Straße 49, 60487 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: Telekom (0 69) 4 78 63-0,<br />

Telefax: Telekom (0 69) 4 78 63-1 51.<br />

Erscheinungsweise und Bezugspreis: Erscheint jeden dritten Monat.<br />

Der Bezugspreis ist für Mitglieder der EUK im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Für andere Bezieher: Jahresabonnement E 4,40 zuzüglich Versandkosten.<br />

Verlag und Anzeigen: <strong>Eisenbahn</strong>-Fachverlag GmbH, Postfach 23 30,<br />

55013 Mainz,<br />

Telefon: Telekom (0 61 31) 28 37-0, Arcor (9 59) 15 58,<br />

Telefax: Telekom (0 61 31) 28 37 37.<br />

E-mail: <strong>Eisenbahn</strong>-Fachverlag@t-online.de<br />

Verlagsleitung: Dipl.-Kfm. Holger Hüthig.<br />

Anzeigen und Vertrieb: Monika Trautwein.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 4 z.Z. gültig. Alle Rechte vorbehalten;<br />

Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auf fotomechanischem Wege,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Gestaltung und Druck: Meister Druck, Werner-Heisenberg-Straße 7,<br />

34123 Kassel.<br />

Titelbild: Bildagentur Mauritius, 82481 Mittenwald.<br />

EUKDialog 1/2003


Öffentliche Bekanntmachung<br />

Die Vertreterversammlung der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> hat in ihrer Sitzung<br />

am 13.11.2002 folgenden Nachtrag beschlossen:<br />

Erster Nachtrag zur<br />

Unfallverhütungsvorschrift<br />

Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />

(<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />

Stand Februar 2001<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 I


<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

Artikel 1<br />

Die Unfallverhütungsvorschrift „Schleif- und Bürstwerkzeuge (<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>) wird wie<br />

folgt geändert:<br />

1. § 2 Abs. 1 erhält folgende Fassung:<br />

„(1) Schleifwerkzeuge im Sinne dieser Unfallverhütungsvorschrift sind<br />

1. Schleifkörper aus gebundenem Schleifmittel,<br />

2. Schleifkörper mit Diamant oder Bornitrid oder mit Werkstoffen vergleichbarer<br />

Eigenschaften als Schleifmittel,<br />

3. Schleifmittel auf Unterlage,<br />

4. Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel,<br />

5. Schleifmittelträger in Verbindung mit Schleifpasten und<br />

Schleifmitteln, die für die Fertigungsverfahren Schleifen, Polieren,<br />

Honen und Läppen verwendet werden.“<br />

2. In § 2 Abs. 3 wird in der dritten und vierten Aufzählung das Wort<br />

„Schleifen“ durch das Wort „Umfangschleifen“ ersetzt.<br />

3. In § 2 Abs. 6 werden die Worte „oder umlaufenden“ gestrichen.<br />

4. In § 2 Abs. 8 erhält die Tabelle folgende Fassung:<br />

„<br />

Führung von<br />

Maschinenart Anwendungsart Schleifwerkzeug Werkstück<br />

Zwangsgeführtes fest bahngeführt<br />

Ortsfeste Schleifen bahngeführt fest<br />

Schleifmaschinen bahngeführt bahngeführt<br />

Handgeführtes von Hand geführt fest<br />

Schleifen fest von Hand geführt<br />

Handschleifmaschinen Freihandschleifen von Hand geführt fest<br />

5. § 4 wird wie folgt geändert:<br />

a) In Absatz 1 Satz 1 werden nach dem Wort<br />

– „Naturstein,“ die Worte „und zugehörige Einrichtungen“,<br />

– „deutlich“ die Worte „erkennbar und dauerhaft“<br />

eingefügt,<br />

b) Absatz 1 Satz 2 erhält folgende Fassung:<br />

„Die Kenndaten<br />

1. Hersteller, Lieferer, Einführer oder deren geschütztes Warenzeichen,<br />

2. Bestätigung der Übereinstimmung der Schleifwerkzeuge mitden<br />

Anforderungen der §§ 4, 5 und 6 dieser Unfallverhütungsvorschrift,<br />

3. Farbstreifen für die Arbeitshöchstgeschwindigkeit,<br />

4. Dreh- und Laufrichtung<br />

müssen vorbehaltlich des Absatzes 2 auf dem Schleifwerkzeug selbst<br />

angebracht sein.“<br />

c) in Absatz 2 werden im Einleitungssatz die Worte „diese Kenndaten“ durch<br />

die Worte „die darin unter Nummer 1 bis 4 aufgeführten Kenndaten“ ersetzt,<br />

d) in Absatz 2 Nr. 1 wird die Satzeinfügung „– ausgenommen Vulkanfiberschleifscheiben<br />

–“ gestrichen,<br />

e) Absatz 2 Nr. 2 erhält folgende Fassung:<br />

„2. Schleifbänder mit Längen ≤ 400 mm oder Breiten ≤ 70 mm sowie<br />

Schleifhülsen mit Innendurchmessern ≤ 125 mm oder Breiten ≤ 70 mm,“<br />

f) Absatz 5 wird wie folgt geändert:<br />

– nach dem Wort „Einsatzzwecke“ werden ein Komma und die Worte<br />

„Schleifmaschinen- und Anwendungsarten“ eingefügt,<br />

– nach dem Wort „deutlich“ werden die Worte „erkennbar und dauerhaft“<br />

eingefügt,<br />

– die Abkürzung „(VE)“ wird gestrichen.<br />

g) nach Absatz 5 wird folgender Absatz 6 eingefügt; die bisherigen Absätze<br />

6 und 7 werden Absätze 7 und 8:<br />

„(6) Schleifscheiben, die mit oder ohne Distanzscheiben in einem Satz<br />

zusammengespannt werden, müssen so gekennzeichnet sein, dass ihre<br />

Zusammengehörigkeit erkennbar ist.“<br />

h) in Absatz 8 wird nach dem Wort „zugehörigen“ das Wort „zulässigen“<br />

eingefügt.<br />

„<br />

6. § 5 wird wie folgt geändert:<br />

a) Die Überschrift erhält folgende Fassung:<br />

„Sicherheitsfaktoren von Schleif- und Bürstwerkzeugen<br />

und sonstige Festigkeitsanforderungen“<br />

b) Die Absätze 1 und 2 erhalten folgende Fassung:<br />

„(1) Schleifwerkzeuge - ausgenommen Schleifstifte, Lamellenschleifstifte und<br />

Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel - müssen in Abhängigkeit von<br />

der Schleifmaschinen- und Anwendungsart bei ihrer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

einen Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft Sbr entsprechend<br />

Anlage 2 aufweisen.<br />

(2) Zusätzlich zu Absatz 1 müssen<br />

1.– gekröpfte Schleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 1 für das<br />

Freihandschleifen und<br />

– gerade und gekröpfte Trennschleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr.<br />

1 für das Freihandtrennschleifen<br />

eine ausreichende Seitenbelastbarkeit,<br />

2.– Schleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 für das Freihandschleifen<br />

und<br />

– Trennschleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 für das Freihandtrennschleifen<br />

und solche mit segmentiertem Schleifbelag für die Verwendung<br />

auf ortsfesten Trennschleifmaschinen eine ausreichende Festigkeit ge<br />

gen Biegebeanspruchung,<br />

3.Schleifteller entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit segmentiertem Schleifbelag<br />

für das Freihandschleifen eine ausreichende Festigkeit gegen Abscheren des<br />

Schleifbelages und<br />

4.Schleifkörper entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit metallischem Grundkörper<br />

einen ausreichenden Widerstand gegen plastische Verformung des<br />

Grundkörpers unter Fliehkraftbeanspruchung aufweisen.“<br />

c) nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 eingefügt:<br />

„(3) Schleifstifte und Lamellenschleifstifte müssen bei ihrer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

einen Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft von<br />

S br = 3 und zusätzlich einen Sicherheitsfaktor gegen Abbiegen des Schaftes<br />

von S ab = 1,3 aufweisen.“<br />

d) der bisherige Absatz 3 wird Absatz 4 und wie folgt geändert:<br />

– Im Einleitungssatz wird die Angabe „1 und 2“ durch die Angabe „1 bis 3“<br />

und das Wort „Normzahlenreihen“ durch das Wort „Zahlenreihen“ ersetzt,<br />

–in der Aufzählung wird der Zahlenreihe zu Buchstabe a) der Zahlenwert<br />

„< 16,“ vorangestellt und nach dem Zahlenwert „32“ der Zahlenwert „35“<br />

eingefügt.<br />

e) der bisherige Absatz 4 wird Absatz 5 und erhält folgende Fassung:<br />

„(5) Schleifbänder und Schleifhülsen müssen so beschaffen sein, dass sie bei<br />

ihrer zulässigen Zugkraft einen Sicherheitsfaktor gegen Zerreißen von S z = 1,5<br />

aufweisen.“<br />

f) nach Absatz 5 wird folgender Absatz 6 eingefügt; der bisherige Absatz 5 wird<br />

Absatz 7:<br />

„(6) Stützteller müssen so beschaffen sein, dass sie bei ihrer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

einen Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft von<br />

S br = 3,5 aufweisen.“<br />

7. Die §§ 6 bis 8 erhalten folgende Fassung:<br />

II EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />

㤠6<br />

Magnesitschleifkörper<br />

Schleifscheiben mit Magnesitbindung mit einem Außendurchmesser<br />

> 1000 mm müssen auf beiden Seitenflächen mit einem Schutzanstrich<br />

gegen Feuchtigkeitsaufnahme versehen sein.


§ 7<br />

Zwischenlagen, Abrichtwerkzeuge<br />

(1) Sind für die Befestigung von Schleifkörpern mit Spannflanschen Zwischenlagen<br />

erforderlich, müssen diese vorhanden und so beschaffen sein, dass sie<br />

– Formabweichungen zwischen Spannflanschen und Schleifkörpern im<br />

Bereich der Anlageflächen ausgleichen,<br />

– den Reibwert zwischen Spannflanschen und Schleifkörpern vergrößern<br />

und<br />

– die Spannkraft über die Anlagefläche der Spannflansche gleichmäßig auf<br />

den Schleifkörper übertragen.<br />

Die Breite der ringförmigen Zwischenlagen muss die Anlagefläche der Spannflansche<br />

überdecken.<br />

(2) Für das Abrichten von Schleifkörpern und Polierscheiben müssen Abrichtwerkzeuge<br />

vorhanden sein.<br />

§ 8<br />

Einrichtungen zum Lagern und Transportieren<br />

von Werkzeugen<br />

(1) Es müssen Einrichtungen vorhanden sein, in denen Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />

so gelagert werden können, dass eine Herabsetzung des Sicherheitsfaktors<br />

durch Einwirkung von<br />

– Feuchtigkeit,<br />

– Frost,<br />

– aggressiven Medien und<br />

– einseitiger Erwärmung oder Abkühlung vermieden wird.<br />

(2) Schleifwerkzeuge müssen so auf einer ebenen Unterlage oder stehend in einem<br />

Gestell gelagert werden können, dass kein Kippen, keine Beschädigung oder<br />

Bruch durch Eigengewicht möglich sind.<br />

(3) Für den Transport von Schleif- und Bürstwerkzeugen müssen Transportmittel<br />

vorhanden sein, wenn Gewicht, Form und Maße der Werkzeuge dies erfordern.“<br />

8. § 9 wird wie folgt geändert:<br />

a) Es wird folgender Absatz 1 eingefügt; die bisherigen Absätze 1 bis<br />

4 werden Absätze 2 bis 5:<br />

„(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass nur Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />

und zugehörige Einrichtungen in Betrieb genommen werden, die den<br />

Bestimmungen des Abschnittes III entsprechen.“<br />

b) Absatz 2 erhält folgende Fassung:<br />

„(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass<br />

1. Schleif- und Bürstwerkzeuge nur bis zu der in der Kennzeichnung<br />

angegebenen<br />

– Arbeitshöchstgeschwindigkeit oder<br />

– zulässigen Drehzahl betrieben,<br />

2. Schleifbänder und Schleifhülsen nur bei Zugkräften entsprechend ihrer in<br />

der Kennzeichnung angegebenen Festigkeitsklasse betrieben,<br />

3. Schleifwerkzeuge entsprechend den in der Kennzeichnung angegebenen<br />

Verwendungseinschränkungen betrieben,<br />

4. Schleifkörper aus Naturstein nur bis zu einer Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

von 16 m/s betrieben und nicht zum Schleifen von Metall eingesetzt,<br />

5. Schleifwerkzeuge, ausgenommen Schleifkörper aus Naturstein, deren<br />

Schleifmittel ganz oder teilweise aus freier kristalliner Kieselsäure besteht,<br />

nicht verwendet,<br />

6. Schleifwerkzeuge mit bleihaltigen oder anderen gesundheitsschädlichen<br />

Bestandteilen oder Anstrichen nur auf ortsfesten Schleifmaschinen mit<br />

Absaugeinrichtungen ohne Luftrückführung verwendet,<br />

7. Schleifkörper mit keramischer und Magnesitbindung nicht zum Trennschleifen<br />

verwendet,<br />

8. Schleifkörper mit Kunstharzbindung nicht mit Kühlschmierstoffen, die zu<br />

einer Unterschreitung des Sicherheitsfaktors nach § 5 Abs. 1 und 3 führen,<br />

betrieben und<br />

9. die den Werkzeugen nach § 4 beigefügten Etiketten bis zum Verbrauch der<br />

Werkzeuge aufbewahrt werden.“<br />

c) Absatz 4 erhält folgende Fassung:<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

(4) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Schleifkörper in Magnesitbindung<br />

mit einem Außendurchmesser > 1000 mm<br />

1. nicht länger als zwei Jahre nach deren Beschaffung und nicht länger als vier<br />

Jahre nach deren Herstellung betrieben werden und<br />

2. in regelmäßigen Abständen, mindestens jedoch einmal monatlich, auf<br />

äußere Veränderungen geprüft werden. Wird eine Rissbildung festgestellt, hat<br />

der Unternehmer sicherzustellen, dass diese Schleifkörper nicht mehr ver<br />

wendet werden.“<br />

9. In § 10 Abs. 2 wird die Anführung „§ 6“ durch die Anführung „§ 8“ ersetzt.<br />

10. § 11 Abs. 2 wird wie folgt geändert:<br />

a) In der Aufzählung erhalten die Nummern 4 und 5 folgende Fassung:<br />

„4. müssen passende Schleifwerkzeuge entsprechend den Angaben in der<br />

Betriebsanleitung auf die Schleifspindel oder Werkzeugaufnahme bringen,<br />

5. müssen Schleifwerkzeuge unter Verwendung der vom Maschinenhersteller<br />

für die jeweiligen Schleifwerkzeuge vorgesehenen Spannvorrichtungen<br />

befestigen; bei der Verwendung von Spannflanschen müssen diese unter<br />

Berücksichtigung von<br />

– Schleifkörperform,<br />

– Schleifkörpermaßen,<br />

– Schleifkörperbindung und<br />

– Maschinenart<br />

ausgewählt werden“,<br />

b) in Nummer 6 werden die Worte „und eine Schädigung“ durch die Worte<br />

„aber dennoch eine Schädigung“ ersetzt.<br />

c) die Nummern 8 und 9 erhalten folgende Fassung:<br />

„8. müssen, soweit die Befestigung mittels Spannflanschen erfolgt,<br />

– bei Schleifkörpern nach § 2 Abs. 1 Nr. 1<br />

und<br />

– bei Schleifkörpern nach § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit Grundkörpern aus Keramik,<br />

zwischen Schleifkörper und Spannflansche geeignete Zwischenlagen<br />

legen.<br />

Dies gilt nicht für folgende Schleifkörper nach § 2 Abs. 1:<br />

– Gekröpfte Schleifscheiben, Form 27 und 28,<br />

– halbflexible Schleifscheiben, Form 29,<br />

– gerade und gekröpfte Trennschleifscheiben, Form 41 und 42, faserstoffverstärkt,<br />

mit D ( 400 mm,<br />

– Schleifkörper auf Tragscheiben, auch segmentiert, Form 43,<br />

– zweiseitig konische Schleifscheiben, Form 4, mit konischen Spannflanschen,<br />

– gerade Trennschleifscheiben, Form 41, mit T ( 1 mm,<br />

– Schleifkörper mit D ( 20 mm,<br />

9. müssen darauf achten, dass die Spannflansche beim Befestigen der<br />

Schleifkörper nicht an Reduzierringen oder Buchsen aufliegen,“<br />

11. In § 12 Abs. 1 wird nach der Anführung „§ 2 Abs. 1 Nr. 1 bis 3“ die<br />

Einfügung „– ausgenommen Schleifbänder, Schleifhülsen und Schleifblätter<br />

–“ eingefügt.<br />

12. In § 13 wird die Anführung „§ 8“ durch die Anführung „§ 7 Abs. 2“ ersetzt.<br />

13. Abschnitt „V. Prüfungen“ mit § 15 wird gestrichen.<br />

14. In § 16 wird die Anführung<br />

„§ 4 Abs. 1, 2 Satz 2, Absätze 4 bis 7,“ durch die Anführung „ § 4 Abs. 1,<br />

2 Satz 2, Absätze 4 bis 8,“<br />

„des § 9 Abs. 1 oder 3,“ durch die Anführung „des § 9 Abs. 1, 2 oder 4,“<br />

„§ 11 Abs. 1, 2 Nr. 1 bis 7, 8 Halbsatz 1, Nummer 9, 10, 11 Halbsatz 1,“ durch<br />

die Anführung „§ 11 Abs. 1, 2 Nr. 1 bis 7, 8 Satz 1, Nummer 9, 10, 11 erster<br />

Halbsatz,“<br />

„§§ 13 und 14 oder § 15 Abs. 1 Satz 1 oder 3, Absätze 2, 4 bis 7,“ durch<br />

die Anführung „§ 13 oder § 14“<br />

ersetzt.<br />

15. In Anlage 1 erhält die Tabelle folgende Fassung:<br />

EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 III


<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

„Anlage 1<br />

Kennzeichnung von Schleif- und Bürstwerkzeugen (zu § 4 Abs. 1)<br />

Schleif- und Bürstwerkzeugen und<br />

zugehörige einrichtungen nach<br />

§2 Abs.1<br />

Nr. 1<br />

§2 Abs.1<br />

Nr. 2<br />

§2 Abs.1<br />

Nr. 3<br />

§2 Abs.1<br />

Nr. 4<br />

§2 Abs.1<br />

Nr.5<br />

§1<br />

lfd. Benennung der Werkzeuge<br />

Nr.<br />

1 Schleifscheiben (gerade, konisch, abgesetzt,<br />

verjüngt, ausgespart, gekröpft, auch faserstoffverstärkt),<br />

Trennschleifscheiben<br />

2 Schleiftöpfe, Schleifteller, Schleifscheiben<br />

und Schleifzylinder mit Tragscheibe verbunden<br />

3 Schleifsegmente<br />

4 Schleifstifte<br />

5 Kleinschleifkörper mit D ( 80 mm<br />

6 Schleifkegel<br />

7 Schleifkörper mit Magnesitbindung<br />

8 halbflexible Schleifkörper<br />

9 Schleifkörper mit keramische<br />

Schleifbelag aus Grundkörper<br />

Diamant, Bornitrid andere<br />

Grundkörper<br />

10 Trennschleifscheiben mit Schleifbelag<br />

aus Diamant, Bornitrid<br />

11 Schleifstifte mit Schleifbelag<br />

aus Diamant, Bornitrid<br />

12 Fächerschleifscheiben<br />

13 Lamellenschleifscheiben<br />

14 Lamellenschleifstifte<br />

15 Vulkanfiberschleifscheiben<br />

16 Schleifbänder, Schleifhülsen<br />

17 Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel<br />

18 Pließt-, Polier- und Läppscheiben<br />

19 Stützteller<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

§2 Abs.4 20 Bürstwerkzeuge<br />

X - - - X - - - - -<br />

1) nur bei gewickelten Schleifkörpern „<br />

IV EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />

Hersteller, Lieferer, Einführer oder deren<br />

geschütztes Warenzeichen<br />

Kennzeichnung nach § 4 Abs. 1 Nr. 2<br />

Farbstreifen bei vzul ( 50 m/s<br />

Arbeitshöchstgeschwindigkeit vzul in m/s<br />

Zulässige Drehzahl nzul in 1/min<br />

X X X X X X X - - -<br />

X X X X X X X - - -<br />

X X X X - X X - - -<br />

X X X - X X X - - -<br />

X X X X X X X - - -<br />

X X X X X X X - - -<br />

X X X X X X X - X -<br />

X X X X X X - - - -<br />

X X X X X X - - - -<br />

X X - X X X - - - -<br />

X X - X X X - X - -<br />

X X - - X X - - - -<br />

X X X X X X - - - -<br />

X X X X X X - - - -<br />

X X X X X X - - - -<br />

X X X X X X - - - -<br />

X - - - - - - X - X<br />

X - - X X X - X 1) - -<br />

X X - X X - - - - -<br />

X - - - X - - - - -<br />

Nennmaße<br />

Schleifmittel und Bindung<br />

Dreh- und Laufrichtung<br />

Herstellungsdatum bei D > 1000 mm<br />

Festigkeitsklasse


16. Die Anlage 2 Nr. 1 wird gestrichen.<br />

17. Die Anlage 2 Nr. 2 wird gestrichen.<br />

18. Die Anlage 2 Nr. 3 wird gestrichen.<br />

19. Die Anlage 2 Nr. 4 wird gestrichen.<br />

20. Die bisherige Anlage 3 wird Anlage 2 und wie folgt geändert:<br />

Artikel 2<br />

a) In der Überschrift wird in der Klammer die Angabe „zu § 5 Abs. 2“ durch<br />

„zu § 5 Abs. 1“ ersetzt,<br />

b) in der Spalte „Schleifmaschinenart“ werden die Zeilen „Ortsfeste Trennschleifmaschinen,<br />

ausgenommen Pendeltrennschleifmaschinen“ und<br />

„Pendeltrennschleifmaschinen“ in einer Zeile „Ortsfeste Trennschleifmaschinen“<br />

zusammengefasst,<br />

c) in der Spalte „Anwendungsart“ werden die Worte „zwangsgeführt“,<br />

„handgeführt“ und „freihandgeführt“ durch die Worte „Zwangsgeführtes<br />

Schleifen“, „Handgeführtes Schleifen“ und „Freihandschleifen“ ersetzt.<br />

Dieser Nachtrag tritt am ersten Tage des Monats April oder des Monats Oktober<br />

in Kraft, der als erster der Bekanntmachung folgt.<br />

Genehmigung<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

Der vorstehende Erste Nachtrag zur Unfallverhütungsvorschrift „Schleif- und<br />

Bürstwerkzeuge“ (<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>) wird genehmigt.<br />

Bonn, 20.01.2003<br />

Az.: III B2 - 34523-2-(73)-34124-2<br />

Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit<br />

Im Auftrag<br />

gez. Becker<br />

EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 V


<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

VI EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003


Öffentliche Bekanntmachung<br />

Der Vorstand der <strong>Eisenbahn</strong>-<strong>Unfallkasse</strong> hat in seiner Sitzung am<br />

03.05.2002 nachstehende Änderung beschlossen:<br />

Zweite Änderung der<br />

Durchführungsanweisungen zur<br />

Unfallverhütungsvorschrift<br />

Schleif- und Bürstwerkzeuge<br />

(<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)<br />

Stand Februar 2001<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 VII


<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

Die Durchführungsanweisungen (DA) zur Unfallverhütungsvorschrift „Schleif- und<br />

Bürstwerkzeuge“ (<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>) werden wie folgt geändert:<br />

1. Die DA zu § 1 werden wie folgt geändert:<br />

a) Im ersten Absatz werden nach dem Wort „Abrichtwerkzeuge“ die Worte„<br />

Zwischenlagen, Stützteller, Aufnahmevorrichtungen für Schleifhülsen“<br />

eingefügt,<br />

b) der zweite Absatz wird gestrichen.<br />

2. In den DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 1 werden die Worte „Honsteine, Schleifstäbe,<br />

Abziehsteine,“ durch die Worte „bei denen Korunde oder Siliciumcarbide als<br />

Schleifmittel verwendet werden,“ ersetzt.<br />

3. Die DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 2 erhalten folgende Fassung:<br />

„Die Schleifkörper können sowohl aus Vollkörpern bestehen, in denen das<br />

Schleifmittel eingebunden ist, als auch aus Grundkörpern mit aufgebrachten<br />

Schleifmittelbelägen.<br />

Schleifmittelbeläge können z.B. durch Pressen, Kleben, Löten, Schweißen,<br />

Sintern oder galvanisches Beschichten aufgebracht sein. Der Grundkörper<br />

kann z.B. aus Metall, Keramik oder Kunstharzmassen bestehen.<br />

Siehe auch DIN 69 800-1 „Schleifkörper mit Schleifbelag aus Diamant oder<br />

Bornitrid; Übersicht, Benennung“ und DIN 69 800-2 „Schleifkörper mit<br />

Schleifbelag aus Diamant und Bornitrid; Formschlüssel, Bezeichnung“.“<br />

4. Den DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 3 wird folgender Absatz angefügt:<br />

„Siehe auch DIN 69 183 „Lamellenschleifstifte“ und DIN 69 184 „Lamellenschleifscheiben“.<br />

5. Die DA zu § 2 Abs. 1 Nr. 4 erhalten folgende Fassung:<br />

„Schleifkörper aus Faservlies mit Schleifmittel sind z.B. Scheiben mit und<br />

ohne Vulkanfiberrücken, Stützteller oder Schaft, bei denen das Schleifmittel<br />

in ein synthetisches Faservlies eingebunden ist.“<br />

6. § 2 Abs. 1 Nr. 5 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 2 Abs. 1 Nr. 5:<br />

Schleifmittelträger sind z.B. Pließt-, Polier- und Läppscheiben. Antriebs- oder<br />

Umlenkrollen von z.B. Bandschleifmaschinen sind keine Schleifmittelträger.<br />

In Schleifpasten sind feinkörnige Schleifmittel, z.B. Korund, Siliciumcarbid,<br />

Bornitrid, Diamant pastös gebunden und homogen verteilt.“<br />

7. In den DA zu § 2 Abs. 6 und 7 werden<br />

– im Einleitungssatz des ersten Absatzes nach dem Wort „rotierenden“ die<br />

Worte „oder umlaufenden“<br />

sowie<br />

– der letzte Absatz<br />

gestrichen.<br />

8. § 4 Abs. 1 Satz 1 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 4 Abs. 1 Satz 1:<br />

Die Kennzeichnung mit der zulässigen Drehzahl nach Anlage 1 schließt bei<br />

Schleifstiften und Lamellenschleifstiften Drehzahlangaben in Abhängigkeit<br />

von der offenen Schaftlänge und Angaben zur erforderlichen Mindesteinspannlänge<br />

des Schaftes ein.<br />

9. § 4 Abs. 1 Nr. 2 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 4 Abs. 1 Nr. 2:<br />

Eine Bestätigung der Übereinstimmung ist z.B. die Angabe „Entspricht <strong>GUV</strong>-<br />

V D12 (bisher <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>)“.<br />

Mit dieser Angabe bestätigt der Hersteller, Lieferer oder Einführer, dass die<br />

entsprechend gekennzeichneten Schleifwerkzeuge die Anforderungen der<br />

§§ 4, 5 und 6 erfüllen.<br />

Die Forderung nach Bestätigung der Übereinstimmung gilt auch als erfüllt,<br />

wenn die Schleifwerkzeuge mit der Angabe „EN 12 413“ bzw. „EN 13 236“<br />

gekennzeichnet sind.<br />

Siehe auch<br />

DIN EN 12 413 „Sicherheitsanforderungen für Schleifkörper aus gebundenem<br />

Schleifmittel“,<br />

DIN EN 13 236 „Sicherheitsanforderungen für Schleifkörper und sonstige<br />

Schleifwerkzeuge mit Diamant oder Bornitrid“.“<br />

10. Die bisherigen DA zu § 4 Abs. 1 werden DA zu § 4 Abs. 1 Nr. 3.<br />

11. § 4 Abs. 1 Satz 3 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 4 Abs. 1 Satz 3:<br />

Hinsichtlich der Gestaltung und Anbringung der Kenndaten auf Schleifwerkzeugen<br />

und Etiketten sowie des Beifügens von Etiketten siehe Anhang 1.“<br />

12. Die DA zu § 4 Abs. 5 werden wie folgt geändert:<br />

a) Der erste Absatz wird gestrichen,<br />

b) der Einleitungssatz des ersten Absatzes erhält folgende Fassung:<br />

„Verwendungseinschränkungen (VE) für Schleifwerkzeuge sind z.B.:“<br />

c) nach der Angabe zu VE 8 wird folgende Angabe eingefügt:<br />

„VE 9: nicht zulässig für Trockenschleifen,“<br />

d) in der Angabe zu VE 10 werden das Wort „Trockenschleifen“ durch das<br />

Wort „Trockentrennschleifen“ sowie der Schlusspunkt durch ein Komma<br />

ersetzt und folgende Angabe eingefügt:<br />

„VE 11: nicht zulässig für Freihand- und handgeführtes Trennschleifen.“<br />

e) dem zweiten Absatz wird folgender Einleitungssatz vorangestellt:<br />

„Erläuterungen zu den Verwendungseinschränkungen:“<br />

f) nach der Angabe zu VE 8 wird folgende Angabe eingefügt:<br />

„VE 9: Diese Schleifwerkzeuge dürfen nur für das Nassschleifen verwendet<br />

werden.“<br />

g) der Aufzählung wird folgende Angabe angefügt:<br />

„VE 11: Diese Trennschleifscheiben dürfen nur auf ortsfesten Trennschleifmaschinen<br />

verwendet werden, auf denen sowohl der Schleifkörper als<br />

auch das Werkstück zwangsgeführt sind.“<br />

13. Die bisherigen DA zu § 4 Abs. 7 werden DA zu § 4 Abs. 8.<br />

14. In den DA zu § 5 Abs. 1 erhält der erste Absatz folgende Fassung:<br />

„Der Sicherheitsfaktor gegen Bruch durch Fliehkraft ist definiert als<br />

VIII EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />

S br =<br />

V br 2<br />

V zul 2<br />

V br = Umfangsgeschwindigkeit beim Bruch<br />

(Bruchgeschwindigkeit)<br />

V zul = Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

(zulässige Umfangsgeschwindigkeit)“<br />

15. Die DA zu § 5 Abs. 2 erhalten folgende Fassung:<br />

„Der Nachweis über die Erfüllung der Anforderungen kann durch die Anwendung<br />

der jeweiligen Prüfverfahren nach den folgenden BG-Grundsätzen<br />

erfolgen:<br />

– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern aus gebundenem Schleifmittel<br />

und Schleifmittel auf Unterlage“ (BGG 931, bisherige ZH 1/671)<br />

und<br />

– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern mit Diamant oder Bornitrid“<br />

(BGG 933, bisherige ZH 1/676).“<br />

16. § 5 Abs. 2 Nr. 1 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 1:<br />

Die Forderung nach ausreichender Seitenbelastbarkeit ist z.B. erfüllt, wenn<br />

die Schleifkörper die Mindestwerte nach Tabelle 1 aufweisen.


17. § 5 Abs. 2 Nr. 2 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 2:<br />

Die Forderung nach ausreichender Festigkeit gegen Biegebeanspruchung ist<br />

z.B. erfüllt, wenn<br />

– Schleif- und Trennschleifscheiben mit geschlossenem Schleifrand für das<br />

Freihandschleifen ein Biegemoment von<br />

M b =<br />

F = 125 N (Newton)<br />

D = Außendurchmesser der Schleifscheibe in m (Meter)<br />

– segmentierte Schleifscheiben und Trennschleifscheiben für das Freihand<br />

schleifen eine Biegefestigkeit von 600 N/mm 2<br />

und<br />

– segmentierte Trennschleifscheiben für die Verwendung auf ortsfesten<br />

Trennschleifmaschinen eine Biegefestigkeit von 450 N/mm 2<br />

aufweisen.“<br />

18. § 5 Abs. 2 Nr. 3 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 3:<br />

Die Forderung nach ausreichender Festigkeit gegen Abscheren des Schleifbelages<br />

ist z.B. erfüllt, wenn die erforderliche Abscherkraft F = 6400 N<br />

beträgt.“<br />

19. § 5 Abs. 2 Nr. 4 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 5 Abs. 2 Nr. 4:<br />

Die Forderung nach ausreichendem Widerstand gegen plastische Verformung<br />

des Grundkörpers ist z.B. erfüllt, wenn die Durchmesserzunahme des<br />

Schleifkörpers - bezogen auf den ursprünglichen Außendurchmesser - nach<br />

einer Fliehkraftbeanspruchung bei derjenigen Umfangsgeschwindigkeit, die<br />

bei dem geforderten Sicherheitsfaktor ohne Bruch erreicht werden muss, die<br />

Werte der Grundtoleranz IT 11 nach DIN ISO 286-2 „ISO-System für Grenzmaße<br />

und Passungen; Tabellen der Grundtoleranzgrade und Grenzabmaße<br />

für Bohrungen und Wellen“ nicht überschreitet.“<br />

20. § 5 Abs. 3 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 5 Abs. 3:<br />

Hinsichtlich der Definition des Sicherheitsfaktors gegen Bruch durch Fliehkraft<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

siehe Durchführungsanweisungen zu Absatz 1.<br />

Der Sicherheitsfaktor gegen Abbiegen des Schaftes ist definiert als<br />

EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 IX<br />

S ab =<br />

n ab = Drehzahl beim Abbiegen des Schaftes<br />

(Abbiegedrehzahl)<br />

n zul = Zulässige Drehzahl<br />

(Drehzahl bei Arbeitshöchstgeschwindigkeit)<br />

Der Nachweis über die Erfüllung der Anforderungen kann durch die Anwendung<br />

der jeweiligen Prüfverfahren nach den folgenden BG-Grundsätzen<br />

erfolgen:<br />

– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern aus gebundenem Schleifmittel<br />

und Schleifmittel auf Unterlage“ (BGG 931, bisherige ZH 1/671)<br />

und<br />

– „Verfahren zur Prüfung von Schleifkörpern mit Diamant oder Bornitrid“ (BGG<br />

933, bisherige ZH 1/676).“<br />

21. Die bisherigen DA zu § 5 Abs. 3 werden DA zu § 5 Abs. 4 und erhalten folgende<br />

Fassung:<br />

„Zu § 5 Abs. 4:<br />

Der Stufensprung der Zahlenreihe von 16 bis 125 beträgt - ausgenommen bei<br />

35 m/s - 1,25 und der Stufensprung der Zahlenreihe über 125 beträgt 1,12<br />

entsprechend DIN 323-1 „Normzahlen, Normzahlreihen; Hauptwerte, Genauwerte,<br />

Rundwerte“.“<br />

22. Die bisherigen DA zu § 5 Abs. 4 werden DA zu § 5 Abs. 5 und erhalten folgende<br />

Fassung:<br />

„Zu § 5 Abs. 5:<br />

Der Sicherheitsfaktor gegen Zerreißen durch Zugkraft ist definiert als<br />

S Z =<br />

Seitenbelastbarkeit<br />

Schleifkörper Arbeitshöchst- Außendurch- Einpunktseiten- Dreipunktseiten- Schlagversuch<br />

geschwindig- messer lastversuch lastversuch<br />

keit<br />

Einpunkt- Dreipunkt- Arbeitsseitenlast<br />

seitenlast vermögen<br />

v zul D F S1 F S3 A p<br />

in m/s in mm in N in N in Nm<br />

Gekröpfte 80 ≤ 125 290 –– ––<br />

Schleifscheiben 150 290 –– 4,5<br />

180 290 –– 5,4<br />

230 290 –– 6,9<br />

80 ≤ 125 40 –– ––<br />

Gerade 150 50 –– 1,2<br />

und gekröpfte 180 50 –– 1,5<br />

Trennschleif- 230 50 –– 2,0<br />

scheiben<br />

80 300 125 150 5,4<br />

350 125 150 5,4<br />

400 125 150 5,4<br />

Tabelle 1: Seitenbelastbarkeit“<br />

F . D<br />

2<br />

100 300 125 150 5,4<br />

350 125 150 5,4<br />

400 125 150 5,4<br />

F r<br />

F zul<br />

n ab<br />

n zul<br />

F r = Reißkraft des Schleifbandes<br />

F zul = zulässige Zugkraft im Schleifband<br />

Die Zuordnung von Festigkeitsklassen und zulässigen Zugkräften für Schleifbänder<br />

und Schleifhülsen erfolgt nach Tabelle 2.


<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

Sicherheitsfaktor Festigkeitsklasse Zulässige Zugkraft in Schleifmittel auf Unterlage<br />

N je 50 mm Breite<br />

23. Die bisherigen DA zu § 5 Abs. 5 werden DA zu § 5 Abs. 7.<br />

24. Die bisherigen DA zu § 6 Abs. 1 werden DA zu § 8 Abs. 1.<br />

25. Die bisherigen DA zu § 6 Abs. 3 werden DA zu § 8 Abs. 3.<br />

26. § 7 Abs. 1 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 7 Abs. 1:<br />

Diese Forderung wird z.B. erfüllt, wenn Zwischenlagen aus Gummi, Pappe,<br />

Filz, Leder oder Kunststoff bestehen.<br />

Bei feinkörnigen Schleifscheiben in Kunstharzbindung, z.B. für das Außenrundschleifen<br />

von Walzen und für das spitzenlose Außenrundschleifen mit<br />

wässrigen Kühlschmierstoffen sind Zwischenlagen aus Kunststoff oder Gummi<br />

vorzuziehen.<br />

Die Dicke der einzelnen Zwischenlagen beträgt:<br />

– bei Schleifkörpern mit keramischer Bindung und organischer Bindung, z.B.<br />

Kunstharzbindung, mindestens 0,2 mm,<br />

– bei Schleifkörpern in mineralischer Bindung, z.B. Magnesitbindung,<br />

mindestens 0,1 mm.<br />

Zwischenlagen sind den betreffenden Schleifkörpern im Allgemeinen<br />

beigefügt. Sie sind entweder fest mit dem Schleifkörper verbunden oder lose<br />

dem Schleifkörper beigefügt. Herstellerseits können Etiketten auch als Zwischenlagen<br />

vorgesehen sein.<br />

Im Allgemeinen sind je Schleifkörper zwei Zwischenlagen mit gleichem<br />

Werkstoff und gleichen Maßen beigefügt. Bei Trennschleifscheiben in Kunstharzbindung<br />

ist die einmalige Wiederverwendung der Zwischenlagen möglich.“<br />

27. Die bisherigen DA zu § 8 werden DA zu § 7 Abs. 2.<br />

28. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 1 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 1.<br />

29. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 2 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 3.<br />

30. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 4 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 5.<br />

31. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 5 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 6; im zweiten<br />

Absatz wird nach den Worten „Siehe auch“ das Wort „Gefahrstoffverordnung,“<br />

eingefügt.<br />

32. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 1 Nr. 7 werden DA zu § 9 Abs. 2 Nr. 8.<br />

33. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 2 werden DA zu § 9 Abs. 3; im zweiten Absatz<br />

werden der Aufzählung folgende Aufzählungspunkte vorangestellt:<br />

„– Gefahrstoffverordnung,<br />

– Unfallverhütungsvorschrift „Allgemeine Vorschriften“ <strong>GUV</strong> - V A1(bisher<br />

<strong>GUV</strong> 0.1),“<br />

34. Die bisherigen DA zu § 9 Abs. 4 werden DA zu § 9 Abs. 5.<br />

I 140 A-, B- und C-Papier<br />

1,5 II 280 D-, E-, F-Papier und schwerere;<br />

leichtere Kombinationen<br />

III 400 X-Unterlage und leichtere<br />

IV 530 Y-Unterlage und schwerer; übrige<br />

Kombinationen<br />

Tabelle 2: Sicherheitsfaktor und Festigkeitsklassen für Schleifbänder und Schleifhülsen“<br />

35. Die bisherigen DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 3 werden DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 2 und<br />

3; der zweite Absatz wird durch folgende Absätze ersetzt:<br />

„Die Prüfung erfolgt im Allgemeinen durch eine Sichtprüfung.<br />

Bei<br />

– Schleifkörpern entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 1 mit keramischer Bindung<br />

und<br />

– Schleifkörpern entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit Grundkörpern aus Keramik<br />

mit D > 80 mm erfolgt zusätzlich eine Klangprüfung zur Feststellung eventueller<br />

Risse. Davon ausgenommen sind verklebte oder verschraubte Schleifkörper,<br />

Schleifsegmente, Schleifstifte und Schleifkegel.<br />

Bei der Klangprüfung werden die Schleifkörper mit einem nichtmetallischen<br />

Gegenstand abgeklopft. Ein unbeschädigter Schleifkörper gibt einen klaren,<br />

ein beschädigter einen dumpfen oder scheppernden Klang.“<br />

36. Die DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 5 werden wie folgt geändert:<br />

a) Im ersten Absatz werden die Worte „der richtigen“ durch das Wort<br />

„geeigneter“ und die Angabe „Tabelle 2“ durch die Angabe „Tabelle 3“<br />

ersetzt,<br />

b) die Tabelle 2 wird Tabelle 3 und wie folgt geändert:<br />

– in der Spalte „Maße in mm“ wird<br />

• in Zeile 10 der Wert „D ≤ 600“ durch „400 ≤ D ≤ 800“,<br />

• in Zeile 11 der Wert „D = 300 und 350“ durch „D = 300, 350, 400“<br />

ersetzt,<br />

– die letzte Zeile „Trennschleifmaschinen“ wird gestrichen,<br />

– die Tabellenunterschrift erhält folgende Fassung:<br />

„Tabelle 3: Spannflanschdurchmesser für Schleifkörper nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 und Schleifkörper<br />

nach § 2 Abs. 1 Nr. 2 mit Grundkörpern aus Keramik in Abhängigkeit von<br />

Schleifkörperform, Schleifkörpermaßen, Schleifkörperbindung und Maschinenart“<br />

c) nach Bild 2 wird den DA folgender Absatz angefügt:<br />

„Beim Aufspannen von Trennschleifscheiben entsprechend § 2 Abs. 1 Nr.<br />

2 mit Bündigbohrungen ist darauf zu achten, dass der Spannflansch den<br />

Teilkreis, bei mehreren Teilkreisen den größten Teilkreis überdeckt.“<br />

37. Die DA zu § 11 Abs. 2 Nr. 8 erhalten folgende Fassung:<br />

„Geeignete Zwischenlagen siehe Durchführungsanweisungen zu § 7 Abs. 1.“<br />

38. § 11 Abs. 2 Nr. 10 erhält folgende DA:<br />

„Zu § 11 Abs. 2 Nr. 10:<br />

Schleifscheiben sind zum Aufspannen in einem Satz geeignet, wenn sie über<br />

eine Kennzeichnung entsprechend § 4 Abs. 6 verfügen. Distanzteile sind<br />

geeignet, wenn sie hinsichtlich Anlagefläche und Hinterdrehung die gleichen<br />

Maße wie die äußeren Spannflansche aufweisen. Beim Aufspannen mehrerer<br />

Schleifscheiben mit Distanzteilen sind Zwischenlagen zwischen die Schleifscheiben<br />

und die Distanzteile zu legen.“<br />

39. Die DA zu § 15 Abs. 1 werden gestrichen.<br />

40. Die DA zu § 15 Abs. 2 werden gestrichen.<br />

41. Die DA zu § 15 Abs. 4 werden gestrichen.<br />

42. Die DA zu § 15 Abs. 5 werden gestrichen.<br />

43. Die DA zu § 15 Abs. 6 werden gestrichen.<br />

44. In den DA zu Anlage 1 wird die Angabe „Spalten 4, 7 und 8“ durch die Angaben<br />

„Spalten 3, 6 und 7“ ersetzt.<br />

45. Es wird folgender Anhang 1 eingefügt; der bisherige Anhang „Bezugsquellen“<br />

wird Anhang 2:<br />

„Anhang 1<br />

Beispiele zur Gestaltung und Anbringung von Kenndaten auf Schleifwerkzeugen<br />

und Etiketten und zum Beifügen von Etiketten<br />

1 Gestaltung und Anbringung<br />

1.1 Schleifwerkzeuge mit Arbeitshöchstgeschwindigkeit v zul < 50 m/s<br />

Muster A Muster B<br />

Entspricht <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />

52 x 74 mm (DIN A 8)<br />

Etikettdurchmesser mindestens 20 mm<br />

größer als Mindestdurchmesser der<br />

Spannflansche<br />

1) Bei Schleifkörpern mit Magnesitbindung und Außendurchmesser D > 1000 mm: Herstellungsdatum<br />

*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B. BGV D 12 und die Angabe der betreffen den<br />

europäischen Sicherheitsnorm z.B. EN 12 413 oder EN 13 236 sind gleichwertig<br />

X EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)


1.2 Schleifwerkzeuge mit Arbeitshöchstgeschwindigkeit<br />

v zul ≥ 50 m/s<br />

1.2.1 Schleifscheiben<br />

Muster C Muster D<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />

52 x 74 mm (DIN A 8)<br />

Verwendungseinschränkungen sollten im vollen Wortlaut angegeben<br />

sein.<br />

*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B. BGV D 12 und die Angabe<br />

der betreffen den europäischen Sicherheitsnorm z.B. EN 12 413 oder EN 13 236 sind<br />

gleichwertig<br />

1.2.2 Schleifstifte<br />

Etikett mit Sicherheitshinweis auf der Rückseite<br />

Muster E (Vorderseite) Muster E (Rückseite)<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

Sicherheitshinweis<br />

Der umseitig beschriebene Schleifstift ist für<br />

eine Arbeitshöchstgeschwindigkeit von 50 m/<br />

s bei kürzester offener Schaftlänge L ausge-<br />

O<br />

legt.<br />

Die Sicherheit bei der Verwendung dieses<br />

Schleifstiftes wird durch folgende Faktoren<br />

eingeschränkt:<br />

1. wenn die Mindesteinspannlänge L von O<br />

10 mm nicht eingehalten wird,<br />

2. wenn die umseitig angegebenen zulässigen<br />

Drehzahlen bei den entsprechenden<br />

offenen Schaftlängen L überschrit-<br />

O<br />

ten werden.<br />

*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B: BGV D 12 und die Angabe<br />

der betreffenden europäischen Sicherheitsnorm z. B: EN 12413 oder EN 13236 sind<br />

gleichwertig<br />

1.2.3 Lamellenschleifscheiben und Vulkanfiberschleifscheiben<br />

Muster G Muster H<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

Mindestmaße (Höhe x Breite)<br />

25 x 74 mm<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

Etikettdurchmesser mindestens 20<br />

mm größer als Mindestdurchmesser<br />

der Spannflansche<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong>*)<br />

*) andere Vorschriften anstelle <strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong> z.B: BGV D 12 und die Angabe der betreffenden<br />

europäischen Sicherheitsnorm z.B. EN 12 413 oder EN 13 236 sind gleichwertig<br />

1.3 Farbstreifen<br />

<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

Der Farbstreifen soll durch die Mitte und über den gesamten Durchmesser<br />

des Schleifwerkzeugs bzw. des Etiketts verlaufen. Die Grundfarbe<br />

des Etiketts soll sich deutlich von der vorgeschriebenen Kennfarbe des<br />

Farbstreifens abheben und darf die Kennfarbe nicht verändern.<br />

Der Farbstreifen soll gerade und gleichmäßig breit sein. Die Breite soll je<br />

Farbstreifen zwischen 5 und 20 mm betragen. Bei einer Kennzeichnung mit<br />

zwei Farbstreifen soll deren Abstand mindestens 2 mm betragen und höchstens<br />

der Breite eines Farbstreifens entsprechen.<br />

Der Farbstreifen auf dem Etikett kann fehlen, wenn das Etikett auf dem<br />

Schleifwerkzeug aufgeklebt und der Farbstreifen auf dem Schleifwerkzeug<br />

selbst über den gesamten Durchmesser aufgetragen ist.<br />

2 Beifügen von Etiketten<br />

Schleifwerkzeugen, bei denen die Angabe der Kenndaten auf beigefügten<br />

Etiketten zulässig ist, sollen Etiketten mindestens gemäß den folgenden<br />

Festlegungen beigefügt sein.<br />

Bei mehreren gleichen Schleifwerkzeugen in einer Verpackungseinheit: Angabe<br />

der Kenndaten auf der Verpackungseinheit und zusätzlich mindestens ein<br />

Etikett je 25 Werkzeuge.<br />

Bei mehr als 1000 gleichen Schleifwerkzeugen in einer Verpackungseinheit für<br />

einen Verwender: Angabe der Kenndaten auf der Verpackungseinheit und<br />

zusätzlich mindestens ein Etikett je 100 Werkzeuge.<br />

Bei mehreren Schleifwerkzeugen verschiedener Werkstoffe, Formen oder<br />

Nennmaße in einer Verpackungseinheit: Angabe der Kenndaten für jede<br />

Schleifwerkzeugart auf der Verpackungseinheit.“<br />

EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003 XI


<strong>GUV</strong> <strong>3.4</strong><br />

XII EUKDialog Öffentliche Bekanntmachung 1/2003

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