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GUV 3.4 - Eisenbahn-Unfallkasse

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den Bronchien ausgehen (Bronchialkrebs)<br />

sowie aus der Umgebung<br />

(Brustfell) fortgeleitete<br />

und in die Lunge absiedelnde<br />

Krebsgeschülste. In 95 % der<br />

Fälle ist der Lungenkrebs ein<br />

Bronchialkrebs, eine bösartige<br />

Geschwulst der Bronchialschleimhaut,<br />

die, in den Luftröhrenverzweigungenbeginnend,<br />

in die Umgebung wuchert,<br />

dort Bronchialäste verlegt,<br />

Lungenbläschen zerstört<br />

und in Lymphbahnen und Blutgefäße<br />

eindringt. In fast 80 %<br />

aller Fälle kommt es zur Entstehung<br />

von Tochtergeschwülsten<br />

(= Metastasen) in nahegelegene<br />

Lymphknoten bzw., wenn<br />

mit dem Blutstrom verschleppt,<br />

in Leber, Gehirn, Nieren, Nebennieren,<br />

Knochen und vor<br />

allem in der Wirbelsäule. Hinter<br />

den verlegten (wuchernden)<br />

Bronchien wird das Lungengewebe<br />

nicht mehr belüftet, es<br />

fällt in sich zusammen, kann<br />

sich chronisch entzünden und<br />

vereitern.<br />

Im laufenden Jahr werden<br />

in der Bundesrepublik<br />

Deutschland vsl. 40.000<br />

Menschen an einem Bronchialkarzinom<br />

erkranken.<br />

85 bis 90 % aller Lungenkrebspatienten<br />

haben<br />

meist langjährig und intensiv<br />

geraucht. In 10 bis 15%<br />

sind andere Ursachen verantwortlich.<br />

Vor allem berufsbedingte<br />

Gefahrstoffe<br />

(insbesondere Asbest)<br />

spielen hierbei eine maßgebliche<br />

Rolle.<br />

Die Heimtücke des Bronchialkrebses<br />

sind die fehlenden<br />

Früherkennungszeichen, d.h.,<br />

Beschwerden wie z.B. chronischer<br />

Reizhusten, Auswurf mit<br />

oder ohne blutige Beimengungen,<br />

Fieberschübe, Atemnot,<br />

Gewichtsverlust oder Brustschmerzen<br />

sind Spätsymptome<br />

eines fast immer fortgeschrittenen<br />

Tumorstadiums.<br />

Wie kommt es nun<br />

zum asbestbedingten<br />

Lungenkrebs?<br />

Ausgangspunkt ist zunächst die<br />

in das Bronchialgewebe eindringende<br />

lungengängige As-<br />

EUKDialog 1/2003<br />

bestfaser. Dies führt in bestimmten<br />

Zellen zu Reaktionen in der<br />

Erbsubstanz, und zwar mit der<br />

Folge, dass nach Jahrzehnten<br />

dauernder Latenz (s.o.) ein Tumor<br />

klinischen Ausmaßes heranwächst.<br />

Übrigens: Ein rauchender Asbestarbeiter<br />

hat im Vergleich<br />

zu einem Raucher ohne Asbestbelastung<br />

ein 50fach<br />

höheres Lungenkrebsrisiko.<br />

Der asbestbedingte<br />

Kehlkopfkrebs<br />

Inhalierte Asbestfasern kritischer<br />

Abmessungen (siehe<br />

hierzu „EUK-Dialog“ 4/2002)<br />

werden nicht nur in der Lunge<br />

sondern auch im Kehlkopf abgelagert.<br />

Dies kann (wie bereits<br />

beim asbestbedingten Lungenkrebs<br />

aufgezeigt) nach einer<br />

entsprechenden Latenzzeit zu<br />

einem bösartigen Geschulst im<br />

Kehlkopfbereich führen. Die Erkrankung<br />

beginnt mit Heiserkeit,<br />

Schluckbeschwerden und<br />

Fremdkörpergefühl; später treten<br />

Luftnot und Halslymphknotenschwellungen<br />

hinzu.<br />

Auch bei dieser asbestbedingten<br />

Erkrankung gilt eine Dosis-<br />

Häufigkeits-Beziehung und ein<br />

erhöhtes Risikos bei gleichzeitigem<br />

Zigarettenrauchen bzw.<br />

Alkoholkonsum.<br />

Das asbestbedingte<br />

Mesotheliom<br />

Unter einem Mesotheliom versteht<br />

man eine bösartige Gewebsneubildung<br />

der Lungen– /<br />

Rippenfellregion (= Brustfell<br />

oder Pleura), des Bauchfells<br />

oder des Herzbeutels. Dieser<br />

sehr seltene Tumor wird bei asbestbelasteten<br />

Menschen etwa<br />

1000 mal häufiger als in der<br />

allgemeinen Bevölkerung gefunden<br />

und gilt deshalb als so<br />

genannter „Signaltumor der<br />

Asbestgefährdung“; d.h., bei<br />

entsprechendem Verdacht ist<br />

sofort an eine berufliche Verursachung<br />

zu denken und durch<br />

den Arzt eine Berufskrankheitsanzeige<br />

zu fertigen. Anders ausgedrückt:<br />

90 % der Mesotheliome<br />

sind auf eine in der<br />

Regel beruflich bedingte Asbeststaubbelastung<br />

zurück<br />

zu führen. Hinsichtlich der Entstehung<br />

kann auf die bereits<br />

beim Lungenkrebs beschriebenen<br />

Zellreaktionsvorgänge verwiesen<br />

werden.<br />

Erwähnenswert ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass im Extremfall<br />

abweichend von der<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehung<br />

sehr wenige Tage und Wochen<br />

einer Asbestbelastung ausreichend<br />

sein können, da bereits<br />

eine relativ geringe Einwirkung<br />

ein Mesotheliom verursachen<br />

kann.<br />

Nachdem nun das „theoretische<br />

Fundament“ gelegt ist,<br />

sollen jetzt die durch Asbest<br />

verursachten Berufskrankheiten<br />

vorgestellt und anhand praktischer<br />

Beispiele erörtert werden.<br />

Die asbestbedingtenBerufskrankheiten<br />

(BK)<br />

Die Anlage der Berufskrankheitenverordnung<br />

(BKV) enthält<br />

drei asbestinduzierte Erkrankungen<br />

als Berufskrankheiten.<br />

Es handelt sich hierbei um<br />

die BK-Nr. 4103<br />

Asbeststaublungenerkrankung<br />

(Asbestose)<br />

oder durch asbeststaubverursachteErkrankungen<br />

der Pleura,<br />

die BK-Nr. 4104<br />

Lungenkrebs- oder Kehlkopfkrebs,<br />

in Verbindung<br />

mit (i.V.m.) Asbeststaublungenerkrankungen<br />

(Asbestose), i.V.m. durch<br />

Asbeststaub verursachter<br />

Erkrankung der Pleura<br />

oder<br />

bei Nachweis der Einwirkung<br />

einer kumulativen<br />

Asbestfaserstaub-Dosis<br />

am Arbeitsplatz von mindestens<br />

25 Faserjahren<br />

und die BK-Nr. 4105<br />

durch Asbest verursachtes<br />

Mesotheliom des<br />

Rippenfells, des Bauchfells<br />

oder des Herzbeutels.<br />

Unfallversicherung<br />

Um zu verstehen, welchen Stellenwert<br />

bzw. welche katastrophalen<br />

Dimensionen die asbestverursachtenBerufskrankheiten<br />

zwischenzeitlich im Berufskrankheitengescheheneingenommen<br />

haben, zunächst<br />

nachstehende Fakten:<br />

70% der berufsbedingten<br />

Krebserkrankungen<br />

sind asbestbedingt;<br />

zwischen den Jahren<br />

1980 und 1999 waren<br />

10287 Todesfälle durch<br />

AsbestBK‘en zu verzeichnen;<br />

davon alleine<br />

im Jahre 1999 ca. 1000<br />

Asbesttote (und damit<br />

etwa 180 Tote mehr als<br />

durch Arbeitsunfälle);<br />

der Gipfel AsbeststaubverursachterKrebserkrankungen<br />

ist aufgrund<br />

des Latenzzeit-Phänomens<br />

mit jährlich ca.<br />

3000 Neuerkrankungen<br />

erst in den Jahren 2015<br />

bis 2020 zu erwarten;<br />

ca. 19% der BK-Ausgaben<br />

sind auf die Asbest-<br />

BK‘en zurück zu führen;<br />

bei der EUK nehmen die<br />

asbestbedingten Berufserkrankungsanzeigen<br />

mittlerweile einen Anteil<br />

von 23% ein.<br />

Das „Feststellungsverfahren“<br />

Da bereits im „EUK-Dialog”<br />

Ausgaben 2/2002 und 3/2002<br />

die einzelnen Verfahrensschritte<br />

des sog. Feststellungs- oder<br />

Verwaltungsverfahrens ausführlich<br />

dargestellt wurden, wird in<br />

diesem Beitrag nur auf die „Besonderheiten“<br />

eingegangen.<br />

Nachweisschwierigkeiten<br />

hinsichtlich der berufsbedingten<br />

Asbestbelastung<br />

Beispielhaft zunächst drei an<br />

den Unfallversicherungsträger<br />

(UVTr) gerichtete Arztberichte:<br />

Fall 1: „Die stationäre Aufnahme<br />

des 80jährigen M.<br />

erfolgte zur weiteren <br />

9

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