GUV 3.4 - Eisenbahn-Unfallkasse

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Versicherte, die Leistungen des Unfallversicherungsträgers EUK erhalten, werden mittels Bescheid über die Anerkennung des Ereignisses als Unfall oder Berufskrankheit, über die Höhe der Zahlungen sowie über den Beginn und das Ende der Leistungen informiert. Sind Versicherte mit dem Inhalt des Bescheides nicht einverstanden, können sie innerhalb der gesetzlich festgelegten Frist (ein Monat) Widerspruch einlegen. Daraufhin findet verwaltungsseitig eine Überprüfung statt. Sofern hier keine Abhilfe möglich ist, wird der angefochtene Bescheid dem Widerspruchsausschuss zur erneuten Überprüfung vorgelegt. Hergang Unser Versicherter Herr L. wurde von seinem Betrieb ausgewählt, einen Fortbildungslehrgang zu besuchen. Dieser sollte am Montag um neun Uhr beginnen und am Freitag um die Mittagszeit beendet sein. Herr L. wohnt irgendwo im Norden Deutschlands, der Lehrgangsort lag im südlichen Bereich. Für Herrn L. war es deshalb erforderlich, dass er schon am Sonntag die Anreise antrat. Die komfortablen Zimmer der Schulungseinrichtung waren alle mit Dusche, WC, Fernseher und Telefon ausgestattet. Beim morgendlichen Duschen geschah dann der Unfall. In der Unfallanzeige liest sich das ungefähr so: „Als ich mit dem Duschen fertig war, wollte ich die Duschwanne verlassen. Beim Auftreten mit dem nassen Fuß auf den gefliesten Boden des Bades rutschte ich weg und kam zu Fall. Mit dem rechten Unterarm schlug ich gegen das WC und verspürte sofort einen starken Schmerz.“ Mit dem Telefon verständigte Herr L. den Empfang der Schulungseinrichtung und dieser den Krankentransport. Die Ärzte im Krankenhaus stellten einen EUKDialog 1/2003 Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses Unfallversicherung In unserer ständigen Rubrik „Aus der Arbeit des Widerspruchsausschusses“ berichtet Rudi Ludwig, Mitglied des Widerspruchsausschusses der EUK, über einen Fall aus der Praxis und die dazu getroffene Entscheidung. Sturz beim Duschen – ein Arbeitsunfall? Unsere Zeit ist schnelllebig, wer nicht mit der Zeit geht, verliert irgendwann den Anschluss. Viele Unternehmen unseres Zuständigkeitsbereiches investieren viel Geld und Arbeitszeit in die Weiterbildung ihres Personals. Nicht nur für Beschäftigte im Bürobereich, sondern auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion ist es unabdingbar, ständig mit der Technik zu gehen und hinzuzulernen. Bruch des Unterarmes fest, den sie auch entsprechend versorgten. Hiernach entließen sie den Patienten zur weiteren ambulanten Behandlung in die Heimat. Sachlage Herr L. meldete den Unfall seinem Betrieb als „Arbeitsunfall“. Weil er sich auf Veranlassung seines Arbeitgebers in der Schulungseinrichtung befand, vertrat er die Auffassung, dass er während des gesamten Aufenthaltes, also auch beim Duschen, unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung steht. Bescheid Die EUK lehnte die Anerkennung des Unfalls als „Arbeitsunfall“ und den Anspruch auf Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung ab. Die Verrichtung „Duschen“ diente einem rein persönlichen, eigenwirtschaftlichen Zweck und steht nicht im ursächlichen Zusammenhang mit der versicherten Tätigkeit. Auch wurde kein Sachverhalt vorgetragen, aus dem abgeleitet werden konnte, dass aufgrund der besonderen räumlichen Verhältnisse – ge- genüber allgemein üblichen Duscheinrichtungen – der Unfall wesentlich begünstigt wurde. Widerspruch Als Begründung für seinen Widerspruch führte Herr L. an, dass sehr wohl die räumliche Verhältnisse und Ausstattungsmängel den Sturz verursacht haben. Sowohl in der Duschwanne als auch davor auf dem Boden sei kein rutschfester Belag oder eine rutschfeste Matte gewesen. Der Duscheinstieg sei zu hoch und nirgendwo wäre ein Haltegriff gewesen. Der Platz zum Austritt aus der Dusche sei zu eng gewesen, nur wenige Zentimeter bis zum WC und nur wenig mehr bis zum Waschbecken. Ermittlung Den Aussagen des Versicherten folgte eine ganze Reihe von Ermittlungen der EUK. Die Bildungseinrichtung legte der EUK aufgrund der Behauptungen des Versicherten weitere Unterlagen vor. Zur Grundausstattung eines jeden Zimmers der Bildungseinrichtung gehört, neben Hand- und Badetücher, auch eine Duschvorlage. Die Duschkabine ist eine handelsübliche, deren Einbau auch keinerlei Besonderheiten aufweist. Es gibt keine Vorschrift, nach der in Bildungseinrichtungen mit Beherbergungsbereich in Bädern und Duschen besondere Halteeinrichtungen vorhanden sein müssen. Der Platz zwischen Dusche und WC ist ausreichend, Bauaufsicht- und Bauabnahmebehörde hatten hierzu keinerlei Einwendungen erhoben. Ein Unfall dieser Art ist seit Bestehen der Einrichtung noch nicht vorgekommen. Die Angaben der Bildungseinrichtung, mit den entsprechenden Plänen, wurden Herrn L. zur weiteren Widerspruchsbegründung übermittelt. Entscheidung Der Versicherte widersprach der Sachaufklärung nicht. Aufgrund der Pläne überzeugte sich der Widerspruchausschuss davon, dass die Badeeinrichtung dieser Art und Größe nicht von der üblichen „Norm“ abweicht und deshalb eine besondere Gefahr, die aus der Einrichtung kommt, auszuschließen ist. Dem Widerspruch konnte somit nicht abgeholfen werden. 7
Unfallversicherung 8 Berufsbedingte Asbesterkrankungen BK 4103 bis 4105/Teil 2 Die Kombination technisch hochentwickelter Eigenschaften war es, die Asbest in den letzten 100 Jahren eine Schlüsselrolle für die moderne Zivilisation einnehmen ließ. Erst sehr spät erkannte man die gesundheitlichen Folgen inhalierter Asbestfasern auf das menschliche Lungengewebe. Mit wachsenden wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen fanden auch die berufsbedingten, durch Asbest verursachten Erkrankungen Zug um Zug Eingang in die Berufskrankheiten-Verordnung. Hermann Guse, Sachbearbeiter in der Abteilung „Berufskrankheiten“, stellt sie in Fortsetzung des Artikels „Vom Wunderstoff zum Schreckgespenst“ in diesem Beitrag vor. Abbildung: Persönliche Schutzausrüstung beim Umgang mit Asbest. Krankheitsbilder und ihre Ursachen Man unterscheidet asbestbedingte Lungenfibrose (eigentliche Asbestose), asbestbedingte Pleuraveränderungen, asbestbedingten Lungenkrebs, asbestbedingten Kehlkopfkrebs, asbestbedingtes Mesotheliom des Rippen–, Bauchfells oder des Herzbeutels. Die asbestbedingte Lungenfibrose „Herr Mustermann! Auf ihrer Lunge ist ein Schatten, den ich mir nicht erklären kann. Sie sollten zur Sicherheit möglichst bald einen Lungenfacharzt aufsuchen“. Diese, bei einer hausärztlichen Routineuntersuchung des heute 75jährigen M. nachgewiesenen Veränderungen stellten sich als Folgen einer „Asbestose“ heraus. Auch die Geschichte des 70jährigen N. unterscheidet sich kaum von der vorherigen. „Bei einer Wanderung hatte ich plötzlich nach einigen Kilometern Luftnot und Schmerzen in der Brust. Mein Hausarzt konnte nichts Krankhaftes erkennen. Da sich die Beschwerden überhaupt nicht zurückbildeten, überwies er mich in eine Lungenklinik. Hier wurde dann eine „Asbestose“ diagnostiziert“. Diese Schilderungen zeigen deutlich, wie heimtückisch die Asbestfaser wirkt: Erst Jahrzehnte nach einer entsprechenden (z.B. berufsbedingten) Gefahrstoffbelastung, man spricht in diesem Zusammenhang von der sog. Latenzzeit, also der Zeit zwischen dem Beginn der Einwirkung und dem erstmaligen Feststellen der Erkrankung, treten die ersten Zeichen einer Asbestose auf, d.h. langsam zunehmender Reizhusten mit Auswurf von zähem Schleim, Kurzatmigkeit (besonders bei Belastung), Brustschmerzen sowie im fortgeschrittenem Stadium Symptome einer chroni-schen Bronchitis und Herzprobleme. Wie aber ist es nun zur Asbestose gekommen? Zur Erinnerung: Infolge der zellzerstörerischen Wirkung der Asbestfaser und der damit einhergehenden ständigen Entzündungsvorgänge kommt es zu bindegewebigen Veränderungen im Lungengewebe. Das vom Grunde her dehnbare Lungengewebe wird durch die vielen Narben starr (sog. „Lungenstarre“); aus aktivem wird inaktives Atemgewebe. Diesen Prozess nennt man im Endzustand Lungenfibrose. Die asbestbedingten Pleuraveränderungen Die eingeatmeten und in das Zwischengewebe der Lunge vorgedrungenen lungengängigen Asbestfasern besitzen aufgrund ihrer z.T. nadelförmigen Gestalt die Fähigkeit, durch die Lungenbläschen hindurch in den Bereich des Lungen- und Rippenfelles, dem Brustfell (Pleura) einzudringen, zu driften. Dieser sog. Pleuradrift führt im Bereich des Brustfelles – ähnlich wie bei der Asbestfibrose im Bereich der Lunge zu ausgedehnten Bindegewebsneubildungen. Im Röntgenbild erscheinen sie bis zu zwei cm oder mehr Flächenausdehnung im Bereich der Brustwand, des Zwerchfells und/oder des Herzbeutels als „plattenartige Veränderungen“, den sog. Pleuraplaques. Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind die gleichen wie bei der Asbestose. Der asbestbedingte Lungenkrebs Lungenkrebs umfasst im weitesten Sinne alle bösartigen Geschwülste der Lunge; insbesondere Erstgeschwülste (= Primärtumore), die meist von EUKDialog 1/2003
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