GUV 3.4 - Eisenbahn-Unfallkasse
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Prävention<br />
Aus Unfällen lernen · Aus Unfällen<br />
Schleifkörperbruch<br />
an einer Handschleifmaschine<br />
In Werkstätten wird arbeitstäglich<br />
eine Vielzahl von handgeführten<br />
Schleifmaschinen für<br />
unterschiedliche Aufgaben eingesetzt.<br />
Ein Unfallschwerpunkt<br />
beim Schleifen mit Handmaschinen<br />
bilden Winkel- und Geradeschleifer,<br />
auf denen sowohl<br />
Trenn- als auch Schruppscheiben<br />
eingesetzt werden. Die<br />
Unfallgefahr resultiert hier<br />
insbesondere aus der Größe<br />
der Energie des rotierenden<br />
Schleifkörpers, da Umfanggeschwindigkeiten<br />
von 80 m/s und<br />
mehr erreicht werden können.<br />
Umgerechtet sind das Geschwindigkeiten<br />
von fast 300<br />
km/h!<br />
Viel Glück hatte ein Versicherter<br />
in einem Fahrzeuginstandhaltungswerk,<br />
der mit Trennarbeiten<br />
von Stahlträgern beauftragt<br />
wurde. Durch Verkanten bzw.<br />
Verklemmen der Schleifscheibe<br />
in der Trennschnittfuge zerbrach<br />
hier der Schleifkörper. Die<br />
umherfliegenden Bruchstücke<br />
der zersplitternden Schleifscheibe<br />
verletzten den Versicherten<br />
nur leicht im Gesicht.<br />
Da er die beim Schleifen vorgeschriebene<br />
Schutzbrille trug,<br />
konnte hier Schlimmeres verhindert<br />
werden. Wie kam es zu<br />
dem Unfall und noch viel wichtiger<br />
wie hätte er verhindert werden<br />
können?<br />
Warum die aufgespannte<br />
Schleifscheibe zerbrach, konnte<br />
nicht mehr eindeutig ermittelt<br />
werden. Die Scheibe stammte<br />
aus einer Lieferung, bei der alle<br />
Scheiben die nach <strong>GUV</strong>-V D12<br />
vorgeschriebene Kennzeichnung<br />
trugen. Vermutlich lag es<br />
daran, dass er die Trennschleifer<br />
beim Arbeiten verkantete.<br />
Aber zweifelsfrei konnte nachgewiesen<br />
werden, dass die hier<br />
6<br />
erforderliche Schutzhaube an<br />
der Handmaschine fehlte, die<br />
beim Zerspringen oder Ablösen<br />
des Schleifkörpers die<br />
Bruchstücke abfangen und<br />
ablenken soll. Die Schutzhaube<br />
muss grundsätzlich vor allen<br />
Schleifvorgängen ordnungsgemäß,<br />
nach den Angaben der<br />
Betriebsanleitung des Herstellers,<br />
montiert und eingestellt<br />
werden.<br />
Weitere wichtige Punkte<br />
beim Betrieb von Handschleifmaschinen<br />
sind:<br />
Fachgerechtes Aufspannen<br />
der Schleifkörper mit anschließendem<br />
Probelauf<br />
von mindestens 30 Sekunden.<br />
Beachten Sie die Kennzeichnung<br />
auf den Schleifkörpern,<br />
damit die zulässige<br />
Drehzahl nicht überschritten<br />
wird sowie die Verwendungsbeschränkungen.<br />
Wenn diese nicht mehr<br />
bekannt und auch nicht<br />
mehr lesbar sind, darf die<br />
Scheibe nicht mehr verwendet<br />
werden.<br />
Anschluss einer Absauganlage<br />
beim Trockenschleifen<br />
mit starker Staubentwicklung.<br />
Persönliche Schutzausrüstung<br />
bestehend aus einer<br />
Schutzbrille, Gehörschutz<br />
und ggf. Atemschutz muss<br />
getragen werden.<br />
Durchführung der regelmäßig<br />
wiederkehrenden Prüfungen,<br />
wie sie für handmaschinen<br />
nach der UVV „Elektrische<br />
Anlagen und Betriebsmittel“<br />
<strong>GUV</strong>-V A2<br />
(bisher <strong>GUV</strong> 2.10) vorgeschrieben<br />
sind.<br />
Sichtprüfung auf äußerliche<br />
Schäden und Mängel durch<br />
den Benutzer vor jeder Inbetriebnahme.<br />
Durchführung mindestens<br />
einer arbeitsplatzbezogenen<br />
Unterweisung der Versicherten<br />
im Jahr.<br />
Bei Beachtung dieser Punkte<br />
werden mit Sicherheit Unfälle<br />
beim Arbeiten mit Handschleifmaschinen<br />
verhindert. <br />
Absturz von einer<br />
Anlegeleiter<br />
Arbeiten von erhöhten Standorten<br />
aus sind mit erheblichen<br />
Unfallgefahren verbunden. Das<br />
zeigen 40.000 Unfälle, die den<br />
Unfallversicherungsträgern in<br />
Deutschland jährlich gemeldet<br />
werden. Fast 1/3 dieser Unfälle<br />
sind auf Arbeiten mit Anlegeleitern<br />
zurückzuführen.<br />
Ein typischer Fall:<br />
An einer Außenwand sollte eine<br />
neue Beleuchtungsanlage in der<br />
Höhe von ca. vier Meter installiert<br />
werden. Nach den hierzu<br />
notwendigen Vorbereitungsarbeiten<br />
und der Leitungsverlegung<br />
war noch die Leuchte anzubringen.<br />
Als der Versicherte<br />
mit dem notwendigen Werkzeug<br />
und Material die 6. Sprosse<br />
der dazu bereitgestellten Anlegeleiter<br />
betrat, rutschten die<br />
Leiterfüße weg. Der Elektriker<br />
brach sich bei diesem Absturz<br />
ein Bein und fiel acht Wochen<br />
aus. Wie konnte das einem<br />
Fachmann passieren? Die anschließend<br />
durchgeführte Unfalluntersuchung<br />
des Techni-<br />
schen Aufsichtsdienst ergab,<br />
dass<br />
der Anlegewinkel der Sprossenleiter,<br />
der zwischen 65°<br />
und 75° liegen muss, viel zu<br />
gering war,<br />
eine Sicherung gegen Abrutschen,<br />
zumindest an den<br />
Leiterfüßen, fehlte.<br />
Je nach Bodenbeschaffenheit<br />
müssen an den Leiterfüßen und<br />
Leiterköpfen geeignete rutschhemmende<br />
Beläge vorhanden<br />
sein. Vor jeder Benutzung einer<br />
Leiter muss eine Sichtprüfung<br />
vorgenommen werden.<br />
Es gab aber noch weitere<br />
Unfallursachen:<br />
Das Gewicht des auf der<br />
Anlegeleiter mitgeführten<br />
Beleuchtungskörpers betrug<br />
fast 15 kg. Das Gewicht<br />
des auf der Leiter mitgeführten<br />
Werkzeugs und<br />
Materials darf aber 10 kg<br />
nicht überschreiten.<br />
Insbesondere aber wäre es zu<br />
diesem Unfall nie gekommen,<br />
wenn der Verantwortliche mit<br />
dem Auftrag an seine frühere<br />
Unterweisung erinnert hätte, da<br />
er die Gefährdungsbeurteilung<br />
zu diesen Arbeiten aufgestellt<br />
hatte. Spätestens hier wäre den<br />
Beschäftigten aufgefallen, dass<br />
nach den Unfallverhütungsvorschriften<br />
„Leitern und Tritte“<br />
<strong>GUV</strong>-V D36 (bisher <strong>GUV</strong> 6.4)<br />
sowie UVV „Bauarbeiten“ <strong>GUV</strong>-<br />
V C22 (bisher <strong>GUV</strong> 6.1) von<br />
Anlegeleitern nur Arbeiten geringen<br />
Umfanges ausgeführt<br />
werden dürfen, die nicht mehr<br />
als zwei Stunden dauern.<br />
Die Arbeiten hätten nur von einem<br />
Gerüst aus durchgeführt<br />
werden dürfen, der Unfall wäre<br />
dadurch mit Sicherheit vermieden<br />
worden. <br />
EUKDialog 1/2003