Ausgabe 1-2004 - Europa-Union Deutschland e.V.
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Handlungsfähigkeit der erweiterten <strong>Union</strong><br />
nicht gelöst wird.<br />
KERNEUROPA –<br />
EINE ALTERNATIVE AUS DER KRISE?<br />
Alle jetzt angestellten Überlegungen zu einer<br />
verstärkten Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>Deutschland</strong> und Frankreich bzw. zwischen<br />
den sechs Gründerstaaten der <strong>Union</strong> sind<br />
zwar nicht ohne weiteres vom Tisch zu wischen;<br />
allerdings muss man sich darüber<br />
klar werden, was eine solche Zusammenarbeit<br />
leisten kann und was nicht. Da ein<br />
Austritt aus der Europäischen <strong>Union</strong> und<br />
die gleichzeitige Schaffung eines neuen<br />
„Kerneuropa“ unrealistisch ist, würde auch<br />
in Zukunft der Acquis der Verträge in der<br />
Fassung von Nizza gelten. Dieser lässt in<br />
den meisten Bereichen nur Spielraum für<br />
verstärkte Zusammenarbeit außerhalb der<br />
Verträge. Eine Verteidigungsunion einiger<br />
weniger Staaten außerhalb der EU würde<br />
der NATO und den transatlantischen Beziehungen<br />
schaden und die EU selbst ihrer<br />
politischen Dimension berauben.<br />
TRANSPARENZ UND DEMOKRATIE<br />
Das entscheidende Argument gegen diese<br />
Ideen eines Kerneuropa ist jedoch die Tatsache,<br />
dass alles, was in diesem Bereich<br />
gemacht würde, der Kontrolle der Gemeinschaftsinstitutionen<br />
entzogen wäre.<br />
Es wäre ein nicht zu akzeptierender Rückschritt,<br />
wenn wir statt mehr Transparenz<br />
Kommentar<br />
Kommt nach dem Vertrag von Nizza endlich der Verfassungsvertrag? Bertie Ahern, Irlands Ministerpräsident, bei der offiziellen Übernahme der<br />
EU-Ratspräsidentschaft<br />
Europäischen <strong>Union</strong> bekommen. Daher<br />
müssen die Staats- und Regierungschefs<br />
vor dem Beitritt der zehn neuen Mitgliedsstaaten<br />
handeln. Ansonsten müssen wir<br />
uns nicht wundern, wenn die Menschen<br />
sich von <strong>Europa</strong> enttäuscht abwenden. Gerade<br />
der Brüsseler Gipfel hat wieder mal<br />
den Eindruck erweckt, als ginge es in <strong>Europa</strong><br />
nicht mehr um das Ganze, sondern nur<br />
noch darum, wie jeder das Meiste für sich<br />
dabei herausholt. Die Staats- und Regierungschefs<br />
haben jetzt die Chance, diesen<br />
Eindruck rasch wieder zu korrigieren. Nicht<br />
mit Drohungen sondern mit Sensibilität für<br />
Geschichte und Ausgangslage muss z. B.<br />
Polen von dem Nizza-Irrweg abgebracht<br />
werden. Vor allem die Bundesregierung<br />
sollte weniger großmäulig und gemeinschaftsorientierter<br />
handeln, die Sünde des<br />
Rechtsbruchs beim Stabilitätspakt gutmachen<br />
und insbesondere die Interessen der<br />
kleinen Länder beachten.<br />
UNTERSCHIEDLICHE GESCHWINDIGKEITEN<br />
Der Entwurf eines Vertrages für eine<br />
Verfassung für <strong>Europa</strong> muss in der vom<br />
Konvent erstellten Fassung weiterhin<br />
die Grundlage für eine endgültige und<br />
umfassende Einigung bleiben. Ansonsten<br />
besteht die Gefahr, dass es zu<br />
einem „<strong>Europa</strong> der unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten“, einer Rückkehr zur<br />
intergouvernementalen Methode und<br />
sogar zu einer Fragmentierung der <strong>Union</strong><br />
kommen kann, wenn die Frage der<br />
und Demokratie zukünftig wieder allein<br />
den Diplomaten das Geschäft überlassen<br />
würden. <strong>Europa</strong> würde sich wie vor 1941<br />
wieder auf Dauer in Allianzen aufteilen.<br />
HANDLUNGSFÄHIGKEIT ERHALTEN<br />
Daher ist es zu diesem Zeitpunkt in jedem<br />
Falle zu früh, über solche Möglichkeiten zu<br />
diskutieren. Unser Ziel muss es sein, das<br />
erweiterte <strong>Europa</strong> der 25 handlungsfähig<br />
zu erhalten – dafür müssen wir in den kommenden<br />
Monaten unsere Kraft investieren.<br />
Elmar Brok MdEP<br />
Präsident der <strong>Europa</strong>-<strong>Union</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Verfassungsdämmerung in Dublin?<br />
Bilder: EU-Kommission<br />
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