Integration vor Ort - Europäischer Wettbewerb
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der verlassen einige von ihnen unsere Schule ohne einen Abschluss. Darauf müssen wir reagie-<br />
ren, indem wir sowohl außerschulische Faktoren (die etwas mit der sozialen Herkunft und dem<br />
Bildungsstatus der Eltern zusammenhängen) als auch die in unserem Schulsystem selber veran-<br />
kerten Schwachstellen berücksichtigen. Bekannt ist uns allen, dass wir ein stark selektives<br />
Schulsystem haben, das die Kinder viel zu früh in unterschiedliche Schulformen aufteilt. So ha-<br />
ben die Kinder mit Migrationshintergrund häufig gar nicht die Chance, sprachliche Defizite<br />
rechtzeitig zum Übertritt aufzuarbeiten. Nachdem ein Großteil ihrer deutschen Mitschüler dann<br />
die Grundschule in Richtung Realschule und Gymnasium verlässt, wird ein gegenseitiges Ler-<br />
nen und Verständigen schon im Ansatz blockiert. Und es ist nichts demotivierender als die Aus-<br />
sicht, nach dem Hauptschulabschluss ohne Ausbildungsplatz dazustehen. Viele unserer älteren<br />
Schülerinnen und Schüler sehen sich als Verlierer des Bildungssystems und sind schon mit<br />
fünfzehn Jahren frustriert und mutlos. Wir haben es uns daher zur <strong>vor</strong>rangigen Aufgabe ge-<br />
macht, diese Schüler durch spezielle Begleitangebote in Ausbildungsgänge zu vermitteln. Dazu<br />
kooperieren wir mit Betrieben unserer Region, die uns ein umfangreiches Angebot an Prakti-<br />
kumsstellen zur Verfügung stellen und bereit sind, die Migrationsjugendlichen ihre Talente und<br />
Fähigkeiten ausprobieren und entdecken zu lassen. Wichtig ist es aus unserer Perspektive her-<br />
aus, den Jugendlichen ein Netz an Unterstützung und Beratung anzubieten, das von verschiede-<br />
nen Beteiligten getragen wird. Eine bedeutende Rolle spielen dabei auch die Eltern. Viele Eltern<br />
nichtdeutscher Herkunft haben große Hemmungen, sich aktiv an der Schullaufbahnplanung ih-<br />
rer Kinder zu beteiligen oder die Lehrer um Rat zu fragen. Seit kurzem setzen wir schon bei der<br />
Anmeldung der Kinder an, indem wir ein Anmeldungsgespräch mit den Eltern und dem Kind<br />
führen. Dabei erklären wir, wie unser Schulsystem aufgebaut ist, was auf das Kind zukommt,<br />
wie unsere pädagogische Arbeit aussieht und wie die Eltern ihr Kind unterstützen können. Wir<br />
bemühen uns dabei auch, bei eventuellen Sprachschwierigkeiten einen Dolmetscher zur Verfü-<br />
gung zu haben, etwa einen Verwandten oder einen unserer Schüler mit guten Deutschkenntnis-<br />
sen. Auf speziellen Elternabenden versuchen wir gezielt, den jeweiligen kultuellen Hintergrund,<br />
die Erfahrungen und auch offene Fragen zum deutschen Schulsystem anzusprechen und konkre-<br />
te Vorschläge für ein gemeinsames Deutschlernen im Rahmen der Familie zu machen. Wir ver-<br />
leihen daher auch deutsche Kinderbücher und kindgerechte DVDs und CDs mit deutschsprachi-<br />
gen Liedern und Märchen, die die Familien zuhause anschauen und anhören können. Aber wir<br />
veranstalten auch regelmäßig Vorleserunden, in denen wir etwa die türkischsprachigen Elern in<br />
den Unterricht einladen und sie selber ausgewählte Texte in ihrer Herkunftssprache <strong>vor</strong>stellen<br />
und <strong>vor</strong>lesen lassen. Es ist immer ein Gewinn, junge Menschen, ob deutsch oder nichtdeutsch,<br />
für Sprachen, aber auch für „Fremdheit“ und „Nichtverstehen“ zu sensibilisieren, nie ein Ver-<br />
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