Theo Hug - European MediaCulture
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<strong>European</strong> Medi@Culture-Online http://www.european-mediaculture.org<br />
andererseits nicht gerade selten unterschätzt, gelegentlich auch für bedeutungslos erklärt.<br />
Beide Extreme verkennen ihre Möglichkeitsräume: Das eine, weil es der<br />
Medienpädagogik generell die Prophylaxe und Therapie unerwünschter Effekte der<br />
Mediensozialisation und kommerzialisierten Medienkommunikation zumutet, das andere,<br />
weil es die Potentiale der kritisch–reflexiven Gestaltung und Erweiterung von<br />
Handlungsspielräumen unterbewertet. Ihre Möglichkeiten und Zuständigkeiten liegen aber<br />
gerade in der Analyse, Erkundung und Gestaltung dieser Spielräume. Daß sie dabei in<br />
manchen Hinsichten nur sehr vorläufige Vermutungen, in anderen nur skizzenhafte<br />
Antworten, in den seltenen Fällen fundierte Untersuchungsergebnisse und so gut wie<br />
keine „Rezepte“ vorweisen kann, liegt auf der Hand, wenn man die Breite der<br />
Aufgabenbereiche bedenkt.<br />
Auch wenn sich die Medienpädagogik auf kein wohldefiniertes Set von Fragestellungen<br />
und Aufgabenbereichen verpflichtet hat, so hat die Unterscheidung von vier Teilbereichen<br />
doch weithin Anerkennung gefunden (cf. Issing 1987, 24 ff; v. Wensiersky 1995, 160;<br />
Baacke 1997, 4; Merkert 1997, 1058 ff; Sinhart–Pallin 1997, 389 ff): Medienerziehung,<br />
Mediendidaktik, Medienkunde, Medienforschung.<br />
• Die Medienerziehung, worunter manchmal auch die Medienpädagogik im engeren<br />
Sinne verstanden wird, befaßt sich mit den Möglichkeiten des sinnvollen Umgangs mit<br />
Medien. 2 Im Mittelpunkt stehen dabei unterschiedliche Varianten und Verständnisse der<br />
Befähigung zur reflektierten, kritischen Mediennutzung. Während sie sich bis vor<br />
einigen Jahren oftmals auf persönlichkeitsbildende Momente und die nachwachsenden<br />
Generationen konzentrierte, rücken heute vermehrt auch Fragen der medienbezogenen<br />
Erwachsenen– und Altenbildung ins Blickfeld. Dabei hat sich das Stichwort<br />
‘Medienkompetenz’ (media literacy) als bedeutsam erwiesen, das gelegentlich sogar<br />
synonym mit ‘Medienerziehung’ verwendet wird.<br />
• Die Mediendidaktik befaßt sich mit den Funktionen, Wirkungen und Inszenierungen von<br />
Medien in Lehr– und Lernsituationen. Das Ziel der Bemühungen liegt in der<br />
Verbesserung oder Optimierung der Lehr– und Lernprozesse sowie in der Beförderung<br />
eigenständiger Formen der Aneignung von Inhalten und Kompetenzen. Nachdem sich<br />
die Bemühungen jahrzehntelang um einen adäquaten Einsatz von Modellen,<br />
Wandtafeln, Folien, Overheadprojektoren, Flipcharts, Schulfilmen, Funk– und<br />
Telekollegs, Sprachlaboratorien usw. drehten, ist die Konzentration auf die<br />
multimedialen Möglichkeiten der neuen Informations– und Kommunikationstechnologien<br />
neuerdings unübersehbar geworden (z. B. Datenbanken, Schulnetzwerke, tutorielle<br />
Systeme, virtuelle Lernumgebungen, interaktionelle Lernprogramme, kognitive<br />
Werkzeuge, usw.). Die Forderung nach der Einbindung medientechnischer<br />
2 Cf. den Beitrag von Achim Barsch in diesem Band.<br />
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