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Vom Elend der Transzendentalphilosophie am Beispiel Schellings ...

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zeigt sogar an fünf Stellen in eben dieser Wissenschaftslehre auf, ab wann systematisch<br />

überhaupt von „Subjekt” geredet werden darf, und wenn, dann immer nur als Wechselglied zu<br />

„Objekt”. 10 Kein Wort von einem absoluten Subjekt als Ego-Subjekt! 11 Schelling machte daraus<br />

die Subjektphilosophie, und wir folgen ihm. „Subjekt”, das ist die Musik in den Ohren heutiger,<br />

sich so nennen<strong>der</strong> „Transzendentalphilosophen”. Im absoluten Ich muss sie tönen, und mit<br />

diesem ihrem absoluten Ich meinen sie schon etwas.<br />

Diese Missdeutung lebt schon gut 200 Jahre im philosophischen Blätterwald, und es kommen<br />

insbeson<strong>der</strong>e heute neue Schonungen hinzu. Quousque tandem abutere ... Man sehe Jürgen<br />

Stolzenberg, in: Historisches Wörterbuch <strong>der</strong> Philosophie. Bd. 10, Basel 1998, s. v. „Subjekt II”,<br />

Sp. 384: „In kritischer Überbietung Reinholds hat J. G. Fichte den Begriff des S.[ubjekts] als<br />

Subjekt.” (GA I,2, S. 262,3) - meint nicht ein Bestimmtes, ein gegenüber dem Objektiven Subjektives, son<strong>der</strong>n den<br />

logisch und transzendentallogisch bestimmungslosen Ort, aus dem auch erst die Kategorien entspringen. Dies zeigt<br />

deutlich die Stelle aus § 3, in <strong>der</strong> ausdrücklich gesagt wird, dass diesem Ort nichts gleich und nichts entgegengesetzt<br />

ist, dem daher auch nicht <strong>der</strong> Charakter des Subjektiven zugemessen werden kann: „[...] das Ich, als absolutes<br />

unbeschränkbares Subjekt, dem nichts gleich ist, und nichts entgegengesetzt ist. - Darum müssen alle Urtheile, <strong>der</strong>en<br />

logisches Subjekt das einschränkbare o<strong>der</strong> bestimmbare Ich, o<strong>der</strong> etwas das Ich bestimmendes ist, durch etwas<br />

höheres beschränkt o<strong>der</strong> bestimmt seyn: aber alle Urtheile, <strong>der</strong>en logisches Subjekt das absolut-unbestimmbare Ich<br />

ist, können durch nichts höheres bestimmt werden, weil das absolute Ich durch nichts höheres bestimmt wird [...].”<br />

(Ebd., S. 279,19) Die da sagen, Fichtes Philosophie stelle an den Anfang seiner Philosopie das absolute Subjekt,<br />

meinen mit „Subjekt” schon etwas Bestimmtes. Und das ist <strong>der</strong> seit gut 200 Jahren waltende Fehler!<br />

10 „Die Mittelbarkeit des Setzens, (wie sich inskünftige zeigen wird, das Gesez des Bewustseyns: kein Subjekt,<br />

kein Objekt, kein Objekt, kein Subjekt) [...].” (GA I,2, S. 332,33) „Also Subjekt ist das, was nicht Objekt ist, und weiter<br />

hat es bis jezt gar kein Prädikat; und Objekt ist das, was nicht Subjekt ist, und weiter hat es bis jezt auch kein<br />

Prädicat.” (Ebd., S. 337,29) „Und nun ist das Ich setzend ein Objekt, und dann nicht das Subjekt; o<strong>der</strong> das Subjekt,<br />

und dann nicht ein Objekt, - insofern es sich sezt, als setzend nach dieser Regel.” (Ebd., S. 347,8) „Ein Ich, das sich<br />

sezt, als sich selbst setzend, o<strong>der</strong> ein Subjekt ist nicht möglich ohne ein auf die beschriebene Art hervorgebrachtes<br />

Objekt (die Bestimmung des Ich, seine Reflexion über sich selbst, als ein bestimmtes ist nur unter <strong>der</strong> Bedingung<br />

möglich, daß es sich selbst durch ein entgegengeseztes begrenze).” (Ebd., S. 361,27) „Subjekt und Objekt werden so<br />

durcheinan<strong>der</strong> bestimmt, daß eins durch das andre schlechthin ausgeschlossen wird. Bestimmt das Ich nur sich<br />

selbst, so bestimmt es nichts außer sich; und bestimmt es etwas außer sich, so bestimmt es nicht blos sich selbst.<br />

Das Ich aber ist jezt als dasjenige bestimmt, welches nach Aufhebung alles Objekts durch das absolute<br />

Abstraktionsvermögen, übrig bleibt; und das Nicht-Ich als dasjenige, von welchem durch jenes<br />

Abstraktionsvermögen abstrahirt werden kann: und wir haben demnach jezt einen festen Unterscheidungspunkt<br />

zwischen dem Objekte, und Subjekte.” (Ebd., S. 382,32)<br />

11 „Man hört wohl die Frage aufwerfen; was war ich wohl, ehe ich zum Selbstbewußtseyn k<strong>am</strong>? Die<br />

natürliche Antwort darauf ist: ich war gar nicht; denn ich war nicht Ich. Das Ich ist nur insofern; inwiefern es sich<br />

seiner bewußt ist. - Die Möglichkeit jener Frage gründet sich auf eine Verwirrung zwischen dem Ich als Subjekt; und<br />

dem Ich als Objekt <strong>der</strong> Reflexion des absoluten Subjekts, und ist an sich völlig unstatthaft. Das Ich stellt sich selbst<br />

vor, nimmt insofern sich selbst in die Form <strong>der</strong> Vorstellung auf und ist erst nun Etwas, ein Objekt; das Bewußtseyn<br />

bekommt in dieser Form ein Substrat, welches ist, auch ohne wirkliches Bewußtseyn, und noch dazu körperlich<br />

gedacht wird. Man denkt sich einen solchen Zustand, und fragt: Was war d<strong>am</strong>als das Ich; d. h. was ist das Substrat<br />

des Bewußtseyns. Aber auch dann denkt man unvermerkt das absolute Subjekt, als jenes Substrat anschauend, mit<br />

hinzu; man denkt also unvermerkt gerade dasjenige hinzu, wovon man abstrahirt zu haben vorgab; und wi<strong>der</strong>spricht<br />

sich selbst.” (Ebd., S. 260,3) Seit nunmehr gut 200 Jahren denkt man also gerade dasjenige hinzu, wovon man<br />

abstrahiert zu haben vorgab, und wi<strong>der</strong>spricht sich selbst. - Und hier noch ein Beleg aus Fichtes „Ueber den Begriff<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftslehre.” Weimar 1794. „A=A ist ohne Zweifel ein logisch richtiger Satz, und in so fern er das ist, ist<br />

seine Bedeutung die: wenn A gesetzt ist, so ist A gesetzt. [...] Setzet: A im obigen Satze bedeute ich, und habe also<br />

seinen bestimmten Gehalt, so hieße <strong>der</strong> Satz zuför<strong>der</strong>st: Ich bin Ich: o<strong>der</strong>, wenn ich gesetzt bin, so bin ich gesetzt.<br />

Aber, weil das Subjekt des Satzes das absolute Subjekt, das Subjekt schlechthin ist, so wird in diesem einzigen Falle,<br />

mit <strong>der</strong> Form des Satzes zugleich sein innerer Gehalt gesetzt: Ich bin gesetzt, weil ich mich gesetzt habe. Ich bin, weil<br />

ich bin. - Die Logik also sagt: Wenn A ist, ist A; die Wissenschaftslehre: Weil A (dieses bestimmte A= Ich) ist, ist A.”<br />

(Ebd., S. 139,21) Der Ort des logischen Subjekts dieses Satzes wird hier nun nicht besetzt durch ein des Prädikates<br />

fähiges Subjekt, son<strong>der</strong>n durch dasjenige, das eines jeden Prädikates entbehrt, das absolute Subjekt. Sein innerer<br />

Gehalt ist also durch die Form des Satzes, nicht aber durch ein Prädikat gewährleistet, das dem Subjekt des Satzes<br />

zugewiesen würde. Das macht das Subjekt absolut, eben nur durch dieses nicht prädikative „weil”, also wie<strong>der</strong>um<br />

nicht durch etwas, was ein Subjekt als Subjekt ausmachen könnte.

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