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ask Familienberatungsstelle Hanau Jahresbericht 2005<br />
Ernährer und Mama die Familienmanagerin“. Vertreter einer konservativen Richtung, die aus<br />
der biologischen Konstitution von Frauen deren „natürliche“ Destination primär für die<br />
Hausfrau- und Mutterrolle ableiten wollen, werden in der Regel von einem aufgeklärten<br />
Mittelschichtpublikum milde belächelt. 25<br />
J. Rauch trägt zahlreiche Beispiele dafür zusammen, dass selbst im Tierreich „Väter“<br />
verbindlich Pflege- und Beziehungsaufgaben für die nachfolgende Generation<br />
übernehmen. 26<br />
W. Fthenakis beschreibt in seinem Gutachten „Facetten der Vaterschaft“ 27 , dass die<br />
Vaterrolle keine von der Natur vorgegebene unverrückbare Struktur hat, sondern in ihren<br />
Ausprägungen immer schon von historischen, ökonomischen, sozialen und psychologischen<br />
Einflussfaktoren verändert und verwandelt worden ist. Er empfiehlt der Bundesregierung, in<br />
ihren Entscheidungen Voraussetzungen dafür zu verbessern, dass Väter sich über die<br />
Aufgabe des Geldverdienens hinaus als Bezugsperson und Gestalter in den Alltag der<br />
Familie einbringen können. Er warnt allerdings auch vor einer Überschätzung der Bewegung<br />
der „neuen Väter“. Es gehe erst einmal um mehr Gestaltungsräume für die junge Familie, die<br />
sich ihr persönliches Modell der Rollenteilung konkret erarbeiten wolle und hierzu auch<br />
Chancen erhalten müsse.<br />
In der Tat stecken ja auch noch starke Widerstände gegen die Umsetzung des<br />
„partnerschaftlichen Beziehungsmodells von Elternpaaren“ in ökonomischen Faktoren: Die<br />
meisten der von uns beratenen Familienväter berichten, dass die augenblickliche<br />
<strong>wir</strong>tschaftliche Situation ihres Unternehmens sie zwinge, im Beruf hoch engagiert und<br />
jederzeit zu Überstunden bereit zu sein. Die hohen Arbeitslosenzahlen verschärfen diesen<br />
Druck auf Lohnabhängige. Die Entwicklungen verlaufen offenbar widersprüchlich: Einerseits<br />
werden in der Arbeitswelt - wie oben beschrieben - höhere psychosoziale Kompetenzen von<br />
Arbeitnehmern gefordert. Unternehmer versuchen, ihre Mitarbeiter als differenzierte<br />
Persönlichkeiten zu sehen, somit auch deren familiäre Einbindungen zu berücksichtigen<br />
(„Familienfreundlichkeit“), um sie letztlich hoch für die Arbeit und das Unternehmen zu<br />
motivieren. Auf der anderen Seite propagieren Unternehmer, dass deutsche Arbeitnehmer<br />
im Weltvergleich zu wenig arbeiten und eine zeitliche Ausweitung und weitere Intensivierung<br />
der Erwerbsarbeit in der globalisierten Welt unvermeidlich seien. Die familien- und<br />
partnerschaftsfeindlichen Aus<strong>wir</strong>kungen dieser Forderung werden damit den Arbeitnehmern<br />
zur privaten Bewältigung aufgeschultert. 28<br />
Die Widerstände gegen die Realisierung des „partnerschaftlichen Beziehungsmodells“<br />
stecken aber sicher auch im bewussten oder unbewussten Festhalten an<br />
Verhaltensgewohnheiten. Eine aktuelle Studie zu „Besonderheiten der Zeitverwendung von<br />
Frauen und Männern“ der Autorinnen Sellach, Enders-Dragässer und Libuda-Köster kommt<br />
zum Schluss, dass Männer und Frauen in ihrer individuellen Zeiteinteilung<br />
geschlechtsspezifischen Mustern folgen.<br />
„Männer entscheiden über ihre Zeit in Abhängigkeit von der Zeit, die sie im Erwerbs- und<br />
Einkommensspielraum einsetzen. Frauen entscheiden über ihre Zeit in Abhängigkeit von der Zeit, die<br />
sie im Sozialspielraum einsetzen.<br />
Für Männer rangieren Aktivitäten im sozialen Bereich und im Bereich von Freizeit fast gleichrangig,<br />
während Frauen eine eindeutigere Rangfolge von Aktivitäten haben. Nach dem Sozialspielraum hat<br />
der Erwerbs- und Einkommensspielraum zweite Priorität, erst danach setzen sie Freizeitaktivitäten.<br />
25<br />
So z.B. in der Talkshow „Nachtcafe“ mit Wieland Backes im SWR3 zum Thema „Lebensläufe von<br />
Müttern“, ausgestrahlt im Februar 2006<br />
26<br />
Judith Rauch, „Das neue Bild vom Vater“ in Geo Wissen, Heft 37, 2006, S. 30 ff..<br />
27<br />
Wassilios Fthenakis, „Facetten der Vaterschaft“, Hrsg. vom Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend, März 2006<br />
28<br />
Vgl. z.B. die Positionen von Hans-Olaf Henkel (früher IBM) und Rudolf Frisch (Weleda) in der<br />
Sendung „Christiansen“ vom 30.04.2006<br />
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