was wir anbieten - Albert Schweitzer Kinderdorf Hessen ev
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ask Familienberatungsstelle Hanau Jahresbericht 2005<br />
Daher ist es für unser Team eine „Standard-Situation“, einer allein erziehenden Mutter, die<br />
sich uns mit ihrem Kind wegen Erziehungsschwierigkeiten vorstellt, mit Nachdruck den<br />
Vorschlag zu unterbreiten, den getrennt lebenden Vater des Kindes in die Beratung<br />
einzubeziehen.<br />
Unabhängig von einer besonderen Betrachtung der Rolle junger Väter sehen <strong>wir</strong>, dass die<br />
Situation junger Familien heute häufig folgende belastenden Merkmale aufweist:<br />
• Die erforderliche berufliche Mobilität führt oft zum Verlust gut erreichbarer familiärer<br />
Unterstützungssysteme. Hier sollten durch vorhandene Ressourcen<br />
(Kindertagesstätten, Vereine, Selbsthilfegruppen) noch mehr Ersatz-Angebote<br />
gemacht werden.<br />
• Die im Beruf erworbenen hohen Ansprüche an Perfektion stehen oft im Konflikt mit<br />
den alltäglichen Chaos-Situationen im Zusammenleben mit kleinen Kindern. Die<br />
Eltern werden unzufrieden und missmutig, daraus entwickelt sich leicht ein<br />
Teufelskreis negativer Erfahrungen, Bestätigungen, Verfestigungen und Selbstbilder,<br />
der auch die Kinder einbezieht. Junge Eltern brauchen mehr Informationen über<br />
psychologische Entwicklungsabläufe bei Kindern und Kleinkindern.<br />
• Entlastungsversuche von Unternehmen für junge Familien orientieren sich nicht<br />
genug an den innerfamiliären Notwendigkeiten und zu stark an <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />
Überlegungen. Unternehmen sollten die besondere Belastungssituation junger<br />
Familien sensibel würdigen. Menschen können, bei geeigneten Bedingungen, an<br />
ihren Aufgaben wachsen. Das Ergebnis können belastbare und kreative<br />
Persönlichkeiten mit hoher Loyalität gegenüber dem Unternehmen sein.<br />
• Die pädagogisch-psychologische Bedeutung der Präsenz des Vaters als lebendige<br />
Person für seine Kinder <strong>wir</strong>d immer noch zu häufig unterschätzt. Ein neues Vaterbild<br />
ist hoffentlich im Werden.<br />
• Junge Paare sind zu wenig qualifiziert für das „Kleinunternehmen Familie“: Wichtige<br />
Module sind „gute Kommunikationsfähigkeit in Konfliktsituationen“ und die<br />
Entwicklung eines realistischen Verständnisses davon, <strong>was</strong> eine „gute Beziehung“ ist.<br />
Anders gesagt: Paare messen sich zu häufig am Trugbild fortwährender Harmonie<br />
und intensiver Verliebtheit als Maßstab einer gelungenen Beziehung.<br />
• Schließlich sollte die Bereitschaft größer sein, in kritischen Situationen frühzeitig<br />
externe Berater aufzusuchen. Je früher ein Problem mit einem kompetenten Berater<br />
besprochen <strong>wir</strong>d, desto geringer ist der Aufwand, Lösungspotentiale zu mobilisieren.<br />
Resümierend bleibt fest zu halten: Wir spüren die Suche von immer mehr Elternpaaren nach<br />
kommunikativen Lösungen für Krisensituationen: Es gibt eine wachsende Bereitschaft von<br />
Eltern, für Erziehungs- und Beziehungsfragen entsprechend kompetente Beratungsstellen<br />
aufzusuchen. Als durchaus ansteigend sehen <strong>wir</strong> auch die Bereitschaft der Väter an, sich in<br />
Erziehungsfragen zu engagieren und gegebenenfalls auch mit zu einer Beratung zu<br />
kommen.<br />
Als Beispiel mag die Situation des Ehepaares P. beide etwa 40 Jahre alt, zwei Kinder 10 und<br />
12 Jahre alt, dienen:<br />
Beide Ehepartner stammen aus italienischen Familien, sie selbst sind als Kinder nach Deutschland<br />
gekommen und hier aufgewachsen. Herr P. nimmt telefonisch Kontakt zur Beratungsstelle auf,<br />
nachdem er von einer „Katastrophe“ betroffen sei, wie er sagt: Seine Frau zog Hals über Kopf mit<br />
beiden Kindern zu ihrer Schwester. Zum ersten Termin erscheint das Paar gemeinsam. Er erklärt,<br />
dass er seine Frau immer noch liebe und alles tun wolle, damit sie wieder zu ihm zurückkehre,<br />
weshalb er ihr auch vorgeschlagen habe zur Paarberatung zu kommen.<br />
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