Download als PDF - Evangelische Akademikerschaft in Deutschland
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Thema Atheismus<br />
12<br />
ben auf und begegnet heute wieder. Allerd<strong>in</strong>gs, das<br />
muss man sagen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er plumpen und plakativen<br />
Art. Über die Dürftigkeit der Argumente kann man<br />
sich nur wundern. Andere erklärte Atheisten distanzieren<br />
sich von so dürftigem Argumentationsniveau,<br />
weil sie wissen, dass diese Art plumper Polemik<br />
den eigenen, seriös vorgetragenen atheistischen<br />
Positionen nur schaden kann (Vgl. dazu EZW-Texte<br />
204. Schöpfungsglaube zwischen Anti-Evolutionismus<br />
und neuem Atheismus).<br />
Der amerikanische Autor Richard Dawk<strong>in</strong>s<br />
ergeht sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch – das man eher e<strong>in</strong><br />
wütendes Pamphlet nennen müsste – Der Gotteswahn<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Polemik. Da wird ke<strong>in</strong> Klischee<br />
ausgelassen und ersichtlich darauf abgezielt, e<strong>in</strong>e<br />
religiöse Leserschaft zu provozieren mit der These,<br />
dass der, der da <strong>als</strong> Weltengrund und Ursprung<br />
allen Dase<strong>in</strong>s geglaubt werde, <strong>in</strong> Wahrheit e<strong>in</strong> unaufgeklärtes<br />
Hirngesp<strong>in</strong>st sei.<br />
Große Zeitungen stuften diese Veröffentlichungen<br />
<strong>als</strong> “säkularen Fundamentalismus” e<strong>in</strong>, nannten<br />
Dawk<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>en “biologische(n) Hassprediger”.<br />
Der Spiegel sah e<strong>in</strong>en “Kreuzzug der Gottlosen” <strong>in</strong><br />
Gang gekommen.<br />
Dawk<strong>in</strong>s ist an der Praxis der Religion <strong>in</strong>teressiert,<br />
<strong>als</strong>o zum Beispiel auch an der Frage, warum<br />
sie so verbreitet ist. Zur Beantwortung dieser Frage<br />
greift er nun <strong>in</strong>teressanterweise auf Charles Darw<strong>in</strong><br />
zurück und erklärt den erstaunlicherweise immer<br />
noch allgegenwärtigen Glauben an Gott <strong>als</strong> evolutionäres<br />
Nebenprodukt. Religiöse Gedanken s<strong>in</strong>d für<br />
Dawk<strong>in</strong>s nicht mehr <strong>als</strong> mentale Viren, die sich<br />
ähnlich e<strong>in</strong>em Computervirus von Gehirn zu Gehirn<br />
verbreiten.<br />
Die K<strong>in</strong>dern vermittelte religiöse Erziehung<br />
bezeichnet er dabei gar <strong>als</strong> geistigen K<strong>in</strong>desmissbrauch.<br />
Aus <strong>in</strong>fantilen Bedürfnissen entspr<strong>in</strong>ge<br />
andererseits die Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Gottes, der eben<br />
evangelische aspekte 4/2009<br />
genau diese Bedürfnisse befriedige. Hunger beweise<br />
aber nicht die Existenz von Brot; Durst beweise<br />
nicht, dass es so etwas wie Wasser geben müsse.<br />
Dawk<strong>in</strong>s versucht sich mit dem Instrumentarium<br />
e<strong>in</strong>er biologistischen Sprache an e<strong>in</strong>er Destruktion<br />
alles Religiösen. Religion ist für ihn e<strong>in</strong>st <strong>als</strong><br />
Instrument des Überlebenskampfes entstanden zur<br />
Förderung und Stärkung des Vertrauens <strong>in</strong> die Vorgaben<br />
von erfahrenen Anderen. Aber durch den<br />
Fortgang der Evolution sei sie längst zu e<strong>in</strong>em irrelevanten<br />
Nebenprodukt abgesunken. Die neu-atheistische<br />
Kurzformel heißt: “Jeder soll nach se<strong>in</strong>er<br />
Façon glücklich werden; Hauptsache, er versucht es<br />
ohne Gott.”<br />
Gesellschaftliche Folgen des “neuen<br />
Atheismus”<br />
Hierbei geht es bei weitem nicht nur um e<strong>in</strong>e theoretische<br />
Diskussion, die die Kirche zwar betrifft, die<br />
man aber <strong>in</strong>sgesamt eher den Fachwissenschaftlern<br />
und Universitäten überlassen könnte. Denn die<br />
Offensive des neuen Atheismus zielt darauf ab, das<br />
Klima, ja die Grundorientierungen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />
<strong>in</strong>sgesamt zu verändern.<br />
In se<strong>in</strong>er Bestreitung Gottes höhlt der Atheismus<br />
auch den Geltungsanspruch der Gebote Gottes<br />
für den Menschen aus. Dass es ke<strong>in</strong>en Gott gibt,<br />
gegenüber dem man letztlich Verantwortung zu tragen<br />
hat und vor dem man sich letztlich verantworten<br />
muss: Diese mit steigender Aggressivität vorgetragene<br />
Überzeugung nimmt <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
zu.<br />
Die Bestreitung Gottes ist letztlich e<strong>in</strong>e Kampfansage<br />
auch an e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>dende Moral. Und auch e<strong>in</strong>e<br />
Kampfansage gegenüber dem <strong>in</strong> der Präambel unse-