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Predigt vom Sonntag, dem 25.1.2004 in Klein-Winternheim von ...

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Vom Evangelium geht also e<strong>in</strong>e Kraft aus, die Menschenleben verändert. Menschen, die <strong>von</strong><br />

der Botschaft Jesu ergriffen werden, spüren es, dass im Evangelium die Kraft Gottes, das<br />

Wirken Gottes offenbart wird, für Juden und Griechen, d.h. für alle Menschen, ohne<br />

Ausnahme. Paulus und Luther haben diese Kraft des Evangeliums gespürt und sich <strong>von</strong> ihr<br />

tragen lassen.<br />

Für Luthers Verständnis der Heiligen Schrift war diese Textstelle am Anfang des<br />

Römerbriefes <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung. Jahrelang hat er sich mit Zweifeln<br />

herumgeschlagen, ja Todesängste ausgestanden; er fürchtete sich vor der Gerechtigkeit<br />

Gottes, denn wenn Gott wirklich gerecht urteilt, wer kann dann vor ihm bestehen? Erst als<br />

Luther begriff, was Paulus hier eigentlich formuliert hat, da wurde ihm leichter ums Herz.<br />

Und deshalb sollten auch wir noch e<strong>in</strong>mal ganz genau auf die Worte des Paulus hören: „Im<br />

Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus Glauben zum Glauben, wie es <strong>in</strong> der<br />

Schrift heißt: der aus Glauben Gerechte wird leben.“<br />

Es geht folglich nicht um die Gerechtigkeit, mit der Gott die Sünder bestraft, die ohneh<strong>in</strong> mit<br />

ihrer Sünde schon gestraft genug s<strong>in</strong>d, sondern um die, mit der er die Sünder gerecht spricht.<br />

Wer dieses Evangelium im Glauben annimmt, der wird leben.<br />

Was der Apostel Paulus hier schreibt, ist e<strong>in</strong>e ziemliche Herausforderung, auch für uns<br />

Menschen <strong>von</strong> heute. Es fällt uns nicht leicht, uns auf e<strong>in</strong>e Diskussion e<strong>in</strong>zulassen, was das<br />

denn alles für uns bedeutet.<br />

Denken wir nicht gerne, es gehe immer erst e<strong>in</strong>mal um die anderen. Wir, die wir hier im<br />

Gottesdienst versammelt s<strong>in</strong>d, haben doch das Heil. Die anderen, die nicht hier s<strong>in</strong>d, die<br />

nicht so s<strong>in</strong>d wie wir, die müssten das hören und sich zu Herzen nehmen.<br />

Wirklich? S<strong>in</strong>d es wirklich nur die anderen? Machen wir es uns nicht zu leicht? Aus der<br />

sicheren Lage der Nichtbetroffenen ist immer gut zu urteilen über andere, die so oder so<br />

betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Es gibt so e<strong>in</strong>e Stammstischrechthaberei, die immer gleich weiß, was für andere richtig und<br />

was falsch ist. Wie vere<strong>in</strong>fachend, ja verantwortungslos wird da mit Problemen umgegangen,<br />

wie z.B. der Stasi-Vergangenheit im Gebiet der ehemaligen DDR oder <strong>dem</strong> Schwangerschaftsabbruch.<br />

Wie schnell werden Menschen dann beurteilt - und auch abgeurteilt! Haben<br />

wir nicht oft genug schon die Faust <strong>in</strong> der Tasche geballt oder den Ste<strong>in</strong> ergriffen, mit <strong>dem</strong><br />

andere geste<strong>in</strong>igt werden sollten? Und je größer unser Eifer für e<strong>in</strong>e Sache ist, je mehr wir<br />

<strong>von</strong> unserer Me<strong>in</strong>ung überzeugt s<strong>in</strong>d, ist nicht auch desto radikaler die Ablehnung derer, die<br />

nicht so s<strong>in</strong>d wie wir?<br />

Was der Apostel Paulus mit se<strong>in</strong>em Römerbrief den Gläubigen damals - und uns heute -<br />

zumutet, ist zunächst e<strong>in</strong>mal der Verzicht auf diese Stammtischrechthaberei. Wir leben <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Welt der Sünde, und Paulus macht ganz deutlich, dass es den, der ohne Sünde ist, nicht<br />

gibt. Was kommt denn dabei heraus, wenn wir unsere Situation e<strong>in</strong>mal ehrlich nach eigenen<br />

Maßstäben bedenken? Wären oder waren wir denn frei <strong>von</strong> jeder Versuchung? Oder s<strong>in</strong>d wir<br />

nicht gar selber diesen oder jenen Irrweg gegangen? Was würde aus uns, wenn wir an den<br />

Maßstäben gemessen würden, mit denen wir andere messen wollen?<br />

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