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Brainfood - Asklepios

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Medizin & Wissenschaft<br />

Herzchirurgie heute<br />

Technische und apparative Innovationen haben die Herzchirurgie in den letzten Jahren stark verändert. An der<br />

<strong>Asklepios</strong> Klinik St. Georg ermöglicht die enge Kooperation mit den Nachbardisziplinen Kardiologie, Angiologie (Gefäßerkrankungen)<br />

und Diabetologie, aber auch mit den operativen Partnern in der Anästhesiologie und Gefäßchirurgie,<br />

die optimale Betreuung der Herz- und Gefäßpatienten in einem spezialisierten Zentrum.<br />

Koronarchirurgie<br />

Vergleichende Studien belegen, dass die<br />

Koronarbypass-Operation die Standardtherapie<br />

für Patienten mit koronarer<br />

Dreigefäßerkrankung oder Verengung im<br />

Abgangsbereich der linken Herzkranzarterie<br />

ist. Darüber hinaus zeigen große<br />

US-amerikanische Register, dass bei koronarer<br />

Mehrgefäßerkrankung die Bypass-<br />

Operation zu weniger Sterbefällen führt<br />

als die Behandlung mit medikamentenbeschichteten<br />

Stents (DES=Drug Eluting<br />

Stents). Außerdem kommt es im weiteren<br />

postoperativen Verlauf seltener zu Herzinfarkten<br />

oder der Notwendigkeit einer<br />

erneuten Revaskularisierung (d. h. nochmalige<br />

Bypass-Operation oder Implantation<br />

eines Koronar-Stents).<br />

Allerdings ist ein koronarchirurgischer<br />

Eingriff insbesondere bei Patienten, die<br />

von vielen Erkrankungen betroffen sind,<br />

nicht ohne Risiken: Das mit 2,2 Prozent<br />

(im Vergleich zu 0,6 Prozent bei Einpflan-<br />

zen eines Koronar-Stents) signifikant<br />

häufigere Auftreten von Schlaganfällen<br />

erfordert besonders schonende Operationsverfahren.<br />

Hier hat sich die Operationstechnik<br />

am schlagenden Herzen als<br />

fester Bestandteil des herzchirurgischen<br />

Spektrums etabliert. Bundesweit liegt der<br />

Anteil dieser Eingriffe mittlerweile bei<br />

zehn Prozent, besonders Frauen scheinen<br />

von dem Verfahren zu profitieren, wie<br />

eine Auswertung der Ergebnisse aus den<br />

Jahren 2004–2008 ergab. Daher wird dieses<br />

Operationsverfahren in der Herzchirurgischen<br />

Abteilung der <strong>Asklepios</strong> Klinik<br />

St. Georg insbesondere bei Patientinnen<br />

und Risiko-Konstellationen (schwere<br />

allgemeine Arteriosklerose, Voroperationen,<br />

Dialysepatienten) eingesetzt. Um<br />

die überlegenen Langzeitergebnisse der<br />

Bypass-Chirurgie auch tatsächlich zu realisieren,<br />

werden gerade bei jüngeren Patientinnen<br />

und Patienten keine Beinvenen,<br />

sondern Arterien für den Bypass verwendet,<br />

in der Regel die beiden Brustwandarterien,<br />

ggf. auch die Unterarm-Arterie.<br />

Klappenchirurgie<br />

Die Behandlung verengter Aortenklappen<br />

bei Risikopatienten erfährt derzeit<br />

eine Revolution. Durch die Entwicklung<br />

kathetergestützter Verfahren kann in bestimmten<br />

Fällen auch der Aortenklappenersatz<br />

am schlagenden Herzen durchgeführt<br />

werden. Nach der Aufdehnung<br />

der verengten Herzklappe durch einen<br />

Ballon wird unter Röntgen-Durchleuchtung<br />

eine selbstexpandierende biologische<br />

Klappe freigesetzt. Alternativ kann<br />

eine auf einem zusammengefalteten Ballon<br />

befindliche Klappe in die natürliche<br />

Aortenklappe „gestentet“ werden.<br />

Die bislang mit diesem Verfahren beobachtete<br />

Sterblichkeit im Vergleich zur<br />

Gesamtsumme der so behandelten Patienten<br />

liegt jedoch bei etwa zehn Prozent.<br />

Daher ist nach europäischen und deutschen<br />

Richtlinien ein Einsatz derzeit nur<br />

bei Hochrisikopatienten gerechtfertigt.<br />

Allerdings unterliegt auch hier mit zu-<br />

nehmender Erfahrung das Indikationsspektrum<br />

einem kontinuierlichen Wandlungsprozess.<br />

Rhythmuschirurgie<br />

Insbesondere in Zusammenhang mit der<br />

operativen Korrektur der Mitralklappe<br />

bei Insuffizienz, aber auch bei koronarchirurgischen<br />

oder Aortenklappen-Ein-<br />

Off Pump Coronary Artery Bypass<br />

(OPCAB): Koronarchirurgie am schlagenden<br />

Herzen mit Stabilisator und<br />

Saugglocke (mit freundlicher Genehmigung<br />

der Fa. Medtronic)<br />

griffen gewinnt die chirurgische Ablation<br />

des Vorhofflimmerns (elektrische Isolation<br />

der Lungenvenen durch Verödung im<br />

Bereich der Vorhöfe) an Bedeutung. Bei<br />

den von uns behandelten Patienten liegt<br />

die Erfolgsrate bei 74 Prozent (3 Monate<br />

nach OP) und 78 Prozent (knapp 3 Jahre<br />

nach OP), und das sogar bei chronischem<br />

Vorhofflimmern!<br />

Aortenchirurgie<br />

Die akute Aortendissektion (Zerschichtung<br />

der Hauptschlagader durch Einriss<br />

der Innenwand) bleibt ein chirurgischer<br />

Notfalleingriff mit hohem Risiko. Meist<br />

wird lediglich ein Teil der Aorta mit oder<br />

ohne Aortenklappe durch eine Gefäßprothese<br />

oder eine klappentragende Rohrprothese<br />

ersetzt. Bei Ersatz des gesamten<br />

Aortenbogens mit Herz-Lungen-Maschine<br />

im hypothermen Kreislaufstillstand<br />

(die Körpertemperatur beträgt dabei<br />

18º C) ist bei einer Dauer des Kreislaufstillstandes<br />

von über 45 Minuten mit<br />

einer Sterblichkeit von jedem dritten Patienten<br />

und mit einem Schlaganfall bei jedem<br />

fünften Patienten zu rechnen. Daher<br />

setzt sich in jüngerer Zeit die so genannte<br />

antegrade Hirnperfusion durch, bei der<br />

das Gehirn während des systemischen<br />

Kreislaufstillstands über Kanülen in der<br />

rechten Armarterie (und ggf. der linken<br />

Halsschlagader) permanent weiter mit<br />

Blut versorgt wird. Dadurch lassen sich<br />

Katheter-gestützte Aortenklappe vom Typ Edwards Sapien ® : Die<br />

auf einen Ballon aufgezogene Herzklappe wird zusammengefaltet<br />

in die native Aortenklappe vorgeschoben und dort durch Inflation<br />

des Ballons entfaltet (mit freundlicher Genehmigung der Fa.<br />

Edwards)<br />

Sterblichkeit und neurologische Komplikationen<br />

deutlich verringern – auf jeweils<br />

sechs Prozent. Darüber hinaus lassen<br />

sich im Rahmen von Hybridverfahren<br />

endovaskuläre Stents mit offener chirurgischer<br />

Versorgung kombinieren, was das<br />

Operationsrisiko weiter senkt. Besondere<br />

Möglichkeiten eröffnen sich dabei in der<br />

Kooperation von Herzchirurgie, Gefäßchirurgie<br />

und Angiologie.<br />

26 <strong>Asklepios</strong> intern 43/2010 <strong>Asklepios</strong> intern 43/2010 27<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Michael Schmoeckel<br />

Herzchirurgische Abteilung<br />

<strong>Asklepios</strong> Klinik St. Georg<br />

Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg<br />

Tel. (0 40) 18 18-85 41 50<br />

Fax (0 40) 18 18-85 41 84<br />

E-Mail: m.schmoeckel@asklepios.com<br />

Antegrade Hirnperfusion im systemischen hypothermen<br />

Kreislaufstillstand durch Anschluss der Herz-<br />

Lungen-Maschine über die rechte Arteria axillaris<br />

Trotz zunehmender Überalterung der Patienten,<br />

die häufig auch noch von vielen<br />

Erkrankungen betroffen sind, konnten<br />

die operativen Ergebnisse der Herzchirurgie<br />

in den vergangenen Jahren kontinuierlich<br />

verbessert werden. Eine enge Kooperation<br />

mit allen an der Herzmedizin<br />

beteiligten Disziplinen wird zukünftig in<br />

der klinischen Praxis noch schonendere<br />

Therapieverfahren für unsere oft schwer<br />

kranken Patienten ermöglichen. Schema [9] der Ablationslinien im linken Vorhof<br />

unter Verwendung des Atricure ® -Systems:<br />

1 = Ablation der rechten Lungenvenen-Einmündung<br />

2 = Ablation der linken Lungenvenen-Einmündung<br />

3 = Ziehen der Verbindungslinie

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