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3. EVU-Verkehrssicherheitsseminar in Österreich ... - EVU e.V.

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<strong>EVU</strong> – Ländergruppe <strong>Österreich</strong><br />

<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> - <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Kurzfassungen<br />

zu den Fachvorträgen<br />

Samstag, 26. Februar 2005, 9:30 – 16:00 Uhr<br />

Bundesanstalt für Verkehr, Wien Strebersdorf<br />

veranstaltet von der <strong>EVU</strong> – <strong>Österreich</strong>


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Inhalt:<br />

MR DI Dr. Günter BREYER<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Innovation und Technologie II/ST 2<br />

Leiter der Abteilung ST 2 - Technik<br />

Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> ............................................................... 2<br />

DI Michael WEBER<br />

Vorsitzender des <strong>EVU</strong>-Dachverbandes<br />

Inhalt Seite 1<br />

Seite<br />

Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa – Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

Erkenntnisse aus dem EU-Projekt QUERY ........................................................... 8<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Egon-Christian VON GLASNER<br />

Präsidialratsvorsitzender des <strong>EVU</strong>-Dachverbandes<br />

Wahre Sicherheit von Fahrerassistenzsystemen ............................................... 20<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Peter LUGNER<br />

Technische Universität Wien<br />

Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ ............. 23<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Hermann STEFFAN<br />

DSD L<strong>in</strong>z, Technische Universität Graz – Institut für Fahrzeugsicherheit<br />

Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision .............................................. 28<br />

Mag. Dr. Werner GRATZER<br />

DWG Sachverständigenbüro Gratzer<br />

Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen –<br />

Tunnelunfall <strong>in</strong> St. Gotthard u.a. .......................................................................... 35<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Ernst PFLEGER / DI Hannes GLASER<br />

EPIGUS-Institut für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung<br />

Blicktechnische und fahrdynamische Grenzbereiche bei Kurvenfahrten<br />

zur Aufklärung von Abkommensunfällen ........................................................... 59


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

MR DI Dr. tech. Günter BREYER<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Innovation und Technologie II/ST 2<br />

Leiter der Abteilung ST 2 - Technik<br />

Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

<strong>Österreich</strong>isches Verkehrssicherheitsprogramm 2002 – 2010<br />

Verkehrssicherheit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

• Seit den 1970er Jahren ist Verkehrssicher-<br />

heit e<strong>in</strong> zentrales Thema <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

• Seit 1970<br />

- Zunahme des Straßenverkehrs um 300%<br />

- Abnahme der Zahl der Verkehrstoten um<br />

70%<br />

• 2003<br />

- Getötete: 931<br />

- Verletzte: ~ 57.000<br />

- Unfälle: ~ 4<strong>3.</strong>000<br />

• Seit 2000<br />

=> <strong>Österreich</strong> ist nicht unter den Spitzenreitern der EU<br />

- Wichtiger Impuls durch das „White Paper on European Transport Policy: Time to<br />

Decide“ (2001)<br />

- Österr. Verkehrssicherheitsprogramm 2002-2010<br />

- Revision im Jahr 2004<br />

• Schwerpunkte <strong>in</strong> den Bereichen<br />

- Geschw<strong>in</strong>digkeit/Abstand<br />

- Alkohol/Drogen<br />

- Sicherheitsgurt/K<strong>in</strong>dersitz<br />

• Ziel für das Jahr 2010: -50% Getötete<br />

• Zwischenergebnis 2004: -13% Getötete<br />

BREYER, Günter – Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Seite 2


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

<strong>Österreich</strong>isches Unfallgeschehen<br />

Entwicklung der Unfallkenngrößen 1961-2003 (Index 1961 = 100%)<br />

Anzahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten pro Mio. E<strong>in</strong>wohner 2003 (Quelle: IRTAD)<br />

Getötete nach Verkehrsbeteiligung 2003 Getötete nach Straßenart 2003<br />

BREYER, Günter – Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Seite 3


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Verkehrssicherheitsprogramm 2002-2010<br />

• Regierung verabschiedet VSP im Jahr 2002<br />

• VSP be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en umfangreichen Maßnahmenkatalog<br />

zur Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />

• 28 Schwerpunkte mit mehr als 100 konkreten Maßnahmen<br />

• Jährliche Reduktionspotentiale werden – soweit möglich -<br />

angegeben<br />

• Umsetzung der Maßnahmen begann 2002<br />

• „Startpaket“ wurde Ende 2003 abgeschlossen<br />

• 7. April 2004 (Weltverkehrssicherheitstag „Road Safety is no<br />

Accident“): Präsentation der 2. Auflage des VSP <strong>in</strong> Deutsch<br />

und Englisch<br />

• Evaluation der Maßnahmen <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen<br />

Ziele des VSP<br />

Grundsätze:<br />

• Jeder Tote und Schwerverletzte im Verkehr ist e<strong>in</strong>er zuviel<br />

• Die nachhaltige Sicherheitsarbeit im Bereich der Bahn und der Luftfahrt soll für die<br />

Straße als Vorbild dienen<br />

• E<strong>in</strong>e gesunde Sozialwirtschaft hat schon alle<strong>in</strong> aus ökonomischer Sicht die Pflicht,<br />

Unfallfolgekosten zu m<strong>in</strong>imieren<br />

Ziele bis 2010:<br />

Volkswirtschaftliche Kosten<br />

Wichtigste Kostenarten:<br />

m<strong>in</strong>us 50 % Getötete<br />

m<strong>in</strong>us 20 % Unfälle mit Personenschaden<br />

• Mediz<strong>in</strong>ische Behandlungskosten<br />

• Verlust an Leistungspotential<br />

• Schmerzensgeldzahlungen<br />

• Kosten von Sachschäden<br />

• Rechtskosten<br />

Gesamtkosten für Unfälle<br />

im Straßenverkehr:<br />

~ <strong>3.</strong>6 Mrd. Euro/Jahr<br />

BREYER, Günter – Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Seite 4


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Ergebnis der österreichischen Kostenträgerrechnung (Metelka et al., 1997)<br />

Schwerpunkte des VSP<br />

Kostenträger Kosten (<strong>in</strong> Euro)<br />

Getöteter 805.215,-<br />

Schwerverletzter 4<strong>3.</strong>605,-<br />

Leichtverletzter <strong>3.</strong>695,-<br />

Schwerer Sachschaden 4.870,-<br />

Leichter Sachschaden 1.242,-<br />

BREYER, Günter – Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Seite 5


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Handlungsfeld „Mensch“<br />

Jährliches Reduktionspotential im Bereich Alkohol und Drogen:<br />

bis zu 100 Getötete bis 2010<br />

Maßnahmen:<br />

erhöhte Alkohol-Überwachungsdichte (“Alko-Vortester”), Schulung im<br />

Bereich Drogenerkennung, Durchführung e<strong>in</strong>er “BOB”-Kampagne, …<br />

Jährliches Reduktionspotential im Bereich Führersche<strong>in</strong>ausbildung, Fahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g:<br />

bis zu 130 Getötete bis 2010<br />

Maßnahmen:<br />

E<strong>in</strong>führung des Vormerksystems, regelmäßige Erneuerung des Führersche<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> Abstimmung mit der EU,…<br />

BREYER, Günter – Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Seite 6


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Zusammenarbeit<br />

• Innen-, Justiz-, Bildungs-, Gesundheitsm<strong>in</strong>isterium<br />

• Bundesländer, Städte, Geme<strong>in</strong>den<br />

• Kuratorium für Verkehrssicherheit<br />

• Automobil- und Mobilitätsclubs<br />

• Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer<br />

• Universitäten und Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />

F<strong>in</strong>anzierung<br />

<strong>Österreich</strong>ischer Verkehrssicherheitsfonds<br />

• KFG:<br />

- Gebühr für Wunschkennzeichen (~ 250.000, Euro 145,- für 15 Jahre)<br />

- Zweckgebunden für Verkehrssicherheitsarbeit<br />

• Volumen des Fonds: Euro 40 Mio. <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren<br />

- 60 % Bundesländer<br />

- 40 % Bund<br />

• Dient der F<strong>in</strong>anzierung von Projekten zur Erhöhung der Verkehrssicherheit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

MR DI Dr. tech. Günter BREYER<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />

Sektion II – Infrastruktur; Leiter der Abteilung II/ST 2 - Technik und Verkehrssicherheit<br />

1010 Wien, Stubenr<strong>in</strong>g 1<br />

01 / 71 100 - 5419<br />

E-Mail: guenter.breyer@bmvit.gv.at<br />

BREYER, Günter – Verkehrssicherheitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Seite 7


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

DI Michael WEBER<br />

Vorsitzender des <strong>EVU</strong>-Dachverbandes<br />

Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa – Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

Erkenntnisse aus dem EU-Projekt QUERY<br />

Die <strong>EVU</strong> und ihre Ländergruppen im Wandel – Weiterbildung und Berufsbild<br />

1 Die Vere<strong>in</strong>igung <strong>EVU</strong> als Zusammenschluss der Unfallanalytiker <strong>in</strong> ganz Europa ....... 8<br />

2 Abgrenzung der Berufsbilder ..................................................................................... 11<br />

3 <strong>EVU</strong> Projekt QUERY ................................................................................................. 11<br />

<strong>3.</strong>1 Def<strong>in</strong>ition ............................................................................................................ 12<br />

<strong>3.</strong>2 E<strong>in</strong>führung ......................................................................................................... 12<br />

<strong>3.</strong>2.1 Prävention .............................................................................................. 12<br />

<strong>3.</strong>2.2 Gerechte Aufteilung der zivilrechtlichen Kosten ...................................... 12<br />

<strong>3.</strong>2.3 Satisfaktionen ......................................................................................... 13<br />

<strong>3.</strong>2.4 Verbesserung der Sicherheit an Kraftfahrzeugen im Straßenraum ......... 13<br />

<strong>3.</strong>3 Projektziele ........................................................................................................ 13<br />

<strong>3.</strong>4 Erwartete Ergebnisse von QUERY .................................................................... 14<br />

<strong>3.</strong>5 QUERY - Phase 1 .............................................................................................. 15<br />

<strong>3.</strong>6 Europäische Dimension der Recherche.............................................................. 17<br />

4 Weiterbildung der Sachverständigen durch die Knowledge Base <strong>EVU</strong>onl<strong>in</strong>e.org ....... 18<br />

1 Die Vere<strong>in</strong>igung <strong>EVU</strong> als Zusammenschluss der Unfallanalytiker <strong>in</strong> ganz<br />

Europa<br />

Die <strong>EVU</strong> wurde 1991 von dem Unfallanalytiker Dr. Burg für Sachverständige aus dem<br />

Bereich der Unfallanalyse und Unfallforscher gegründet. Die erste Tagung fand 1992 <strong>in</strong><br />

Wien statt.<br />

Da die Mitgliederzahl stetig wuchs, wurde die Vere<strong>in</strong>igung im Jahr 2000 neu strukturiert: Es<br />

gibt e<strong>in</strong>en Dachverband der <strong>EVU</strong> mit Sitz <strong>in</strong> Hamburg, (kurz <strong>EVU</strong> genannt) und die<br />

Ländergruppen, z.B. Ländergruppe Ungarn, (kurz <strong>EVU</strong>-Ungarn). Jedes europäische Land<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 8


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

hat die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e eigene Ländergruppe zu gründen. Hiervon haben schon viele<br />

Länder der EU und auch die Schweiz Gebrauch gemacht. Zur Zeit hat die gesamte<br />

Vere<strong>in</strong>igung <strong>EVU</strong> rund 500 Mitglieder.<br />

Gemäß der Satzung hat die <strong>EVU</strong> den Zweck, Verbesserungen von Grundlagen der Unfall-<br />

forschung und Methodik der Unfallanalyse zu fördern und damit zur Erhöhung der<br />

Rechtssicherheit beizutragen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten verbessert sie die<br />

Verkehrssicherheit, <strong>in</strong>dem Informationen über Unfallabläufe publiziert und Konzepte zur<br />

Verbesserung der aktiven und passiven Sicherheit aus den Erkenntnissen realer<br />

Unfallabläufe abgeleitet werden. Zudem betreibt die <strong>EVU</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Schulung und<br />

Weiterbildung ihrer Mitglieder. Führende Mitarbeiter aus der europäischen Fahrzeug-<br />

<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diese Weiterbildung <strong>in</strong>tegriert und <strong>in</strong>formieren über modernste Techniken.<br />

Die <strong>EVU</strong> leistet eigene Forschungsarbeit oder beteiligt sich an geeigneten Projekten. Die<br />

Ergebnisse werden <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Jedoch auch der<br />

Allgeme<strong>in</strong>heit werden solche Erkenntnisse <strong>in</strong> Form von Publikationen und Kongresse<br />

weitergegeben.<br />

Von der <strong>EVU</strong> benannte Mitglieder wirken <strong>in</strong> nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Fachgremien mit<br />

und br<strong>in</strong>gen so die Fachkunde des Vere<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>. Die <strong>EVU</strong> bemüht sich um die Förderung der<br />

<strong>in</strong>ternationalen Zusammenarbeit zur Weiterentwicklung von Wissenschaft und Forschung im<br />

Bereich Verkehrssicherheit und Unfallforschung. Der Vere<strong>in</strong> engagiert sich auch bei der<br />

Harmonisierung der Ausbildung und Bestellung von Sachverständigen.<br />

Die <strong>EVU</strong> führt e<strong>in</strong>e Mitgliederliste, die im Internet unter www.<strong>EVU</strong>onl<strong>in</strong>e.org für jedermann<br />

zugänglich ist. Die Liste hilft dabei, e<strong>in</strong>en geeigneten Unfallanalytiker an e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Unfallort zu f<strong>in</strong>den. Die <strong>EVU</strong> gibt eigene technische Unterlagen heraus und prüft Werke, die<br />

von den Ländergruppen oder den Fachausschüssen erarbeitet werden. Über den<br />

geschützten Bereich von www.<strong>EVU</strong>onl<strong>in</strong>e.org werden diese Informationen allen Mitgliedern<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Vere<strong>in</strong>igung arbeitet auf nationaler Ebene mit den<br />

Autorisierungs- und Zertifizierungsstellen zusammen und treibt die europäische Harmoni-<br />

sierung des Berufsbildes voran. Die Ländergruppen kümmern sich um die nationalen<br />

Interessen des Berufsstandes und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den entsprechenden Gremien vertreten.<br />

Die <strong>EVU</strong> organisiert <strong>in</strong> jedem Jahr e<strong>in</strong>e ordentliche Mitgliederversammlung. Sie f<strong>in</strong>det immer<br />

im Rahmen der <strong>EVU</strong>-Jahrestagungen <strong>in</strong> wechselnden Ländern statt. Sie beruft außerdem<br />

Fachausschüsse e<strong>in</strong> und betreut deren Arbeit, Internationale Veranstaltungen zur Aus- und<br />

Weiterbildung werden kritisch geprüft und ggf. weiterempfohlen. Der Dachverband ist auch<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 9


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der <strong>EVU</strong> und für die Genehmigung der Satzungen der<br />

Ländergruppen.<br />

Generell können natürliche und juristische Personen Mitglieder der <strong>EVU</strong> werden. Ist e<strong>in</strong>e<br />

Ländergruppe bereits gebildet, kann e<strong>in</strong>e Person nur über die Ländergruppe <strong>in</strong> die <strong>EVU</strong><br />

aufgenommen werden. Nur <strong>in</strong> Ländern, <strong>in</strong> denen noch ke<strong>in</strong>e Ländergruppe gebildet ist, kann<br />

die Mitgliedschaft direkt über den <strong>EVU</strong>-Hauptverband <strong>in</strong> Hamburg erworben werden.<br />

Organe der <strong>EVU</strong> s<strong>in</strong>d der Vorstand, der Präsidialrat und die Mitgliederversammlung. Der<br />

Vorstand besteht aus dem Vorsitzenden, se<strong>in</strong>em Stellvertreter, dem Schatzmeister und dem<br />

Schriftführer e<strong>in</strong>erseits (engerer Vorstand) und den Vorsitzenden der Ländergruppen<br />

andererseits, die mit den Mitgliedern des engeren Vorstandes den erweiterten Vorstand<br />

bilden.<br />

Jahrestagungen der <strong>EVU</strong> - Die<br />

Term<strong>in</strong> zur Jahrestagung 2005<br />

liegt fest: 21.10.2005 bis<br />

22.10.2005 <strong>in</strong> Bratislava<br />

Der Präsidialrat, der sich aus besonders profilierten Persönlichkeiten aus Wissenschaft,<br />

Politik, Verwaltung und Industrie zusammensetzt, besteht aus m<strong>in</strong>destens drei und <strong>in</strong> der<br />

Regel nicht mehr als elf Personen. Die Wahl erfolgt durch die Mitgliederversammlung auf<br />

Vorschlag des erweiterten Vorstandes. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre und endet erst, wenn<br />

e<strong>in</strong>e Neuwahl wirksam geworden ist. Wiederwahl und Zuwahl s<strong>in</strong>d jederzeit zulässig. Der<br />

Präsidialrat hat die Aufgabe, den Vorstand <strong>in</strong> wichtigen Vere<strong>in</strong>sangelegenheiten und<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der E<strong>in</strong>haltung der wesentlichen Ziele der <strong>EVU</strong> zu beraten. Der Präsidialrat wählt<br />

aus se<strong>in</strong>er Mitte e<strong>in</strong>en Präsidenten und mehrere Vizepräsidenten. Der Präsident oder an<br />

se<strong>in</strong>er Stelle e<strong>in</strong>er der Vizepräsidenten führt im Präsidialrat den Vorsitz.<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 10


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

2 Abgrenzung der Berufsbilder<br />

In den deutschsprachigen Ländern hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>e neue<br />

Berufssparte herausgebildet. Es handelt sich um den forensisch tätigen Unfallanalytiker<br />

(Unfallrekonstrukteur) für Straßenverkehrsunfälle. Er wird von Gerichten oder auch von<br />

streitenden Parteien, z. B. Versicherungen, damit beauftragt, den Ablauf e<strong>in</strong>es Unfalls<br />

anhand objektiver Spuren zu rekonstruieren. Auch <strong>in</strong> anderen europäischen Ländern gibt es<br />

diesen Berufszweig, jedoch wird er <strong>in</strong> der Regel von Gerichten nur selten angefragt.<br />

In den USA und Großbritannien hat sich dieser Berufszweig parallel entwickelt. Im<br />

Unterschied zu den meisten europäischen Ländern wird er dort aber nicht vom Gericht<br />

sondern von den Parteien beauftragt. Jede Partei hat ihren eigenen Sachverständigen, die<br />

dann vor dem Gericht ihre meist unterschiedlichen Standpunkte austauschen.<br />

Der Unfallanalytiker verfügt europaweit <strong>in</strong> aller Regel über e<strong>in</strong>e akademische Ausbildung als<br />

Ingenieur oder Physiker.<br />

Unfallforscher beschäftigen sich weniger mit der Rekonstruktion von Verkehrsunfällen als<br />

mit dem eigentlichen Ablauf. Meist s<strong>in</strong>d sie an forschenden Institutionen wie den<br />

Entwicklungsabteilungen der Automobil<strong>in</strong>dustrie oder an Universitäten tätig. Ihr Ziel ist es,<br />

die passive und aktive Sicherheit von Fahrzeugen zu verbessern. Für ihre Arbeit ist es<br />

wichtig, auf die Erfahrungen der Unfallanalytiker zurückgreifen zu können. Umgekehrt<br />

profitieren die eher praktisch tätigen Unfallanalytiker von den theoretischen Forschungs-<br />

ergebnissen der Unfallforscher <strong>in</strong> der Automobil<strong>in</strong>dustrie oder mit ihnen verbundenen<br />

Institutionen.<br />

Die außerdem noch auf diesem Gebiet tätigen Sachverständigen erfüllen andere Aufgaben:<br />

E<strong>in</strong>e sehr große Gruppe bilden die Sachverständigen für Fahrzeugschäden und -bewertung.<br />

Dabei handelt es sich um Experten, die sich mit der Schadenhöhe beschäftigen. Außerdem<br />

gibt es noch die Berufsgruppe der Sachverständigen für Fahrzeuguntersuchungen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

überwiegend auf dem Gebiet der technischen Fahrzeugüberwachung tätig. Da jedes dieser<br />

Fachgebiete e<strong>in</strong>e besondere Spezialisierung benötigt, sollten die Berufsbilder <strong>in</strong> Zukunft<br />

besser vone<strong>in</strong>ander getrennt werden. Auch dies ist e<strong>in</strong> wesentliches Ziel des <strong>EVU</strong>.<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 11


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

3 <strong>EVU</strong> Projekt QUERY<br />

<strong>3.</strong>1 Def<strong>in</strong>ition<br />

Die <strong>EVU</strong> hat sich für die nächsten zwei Jahre das Ziel gesetzt, e<strong>in</strong> Unfallrekonstrukteur-<br />

Netzwerk <strong>in</strong> ganz Europa aufzubauen und zu erforschen, wie das Berufsbild des<br />

Sachverständigen für Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> die unterschiedlichen Rechtssysteme <strong>in</strong>tegriert<br />

ist. Dieses Projekt trägt den deutschen Titel:<br />

Entwicklung der Richtl<strong>in</strong>ien für e<strong>in</strong> „Best Practices“ Berufsbildes<br />

In der englischen Übersetzung lautet er:<br />

<strong>3.</strong>2 E<strong>in</strong>führung<br />

des Unfallanalytikers.<br />

Develop<strong>in</strong>g Guidel<strong>in</strong>es for a „Best Practices“ Qualification<br />

of Accident Analysts (kurz QUERY)<br />

Auf den Straßen der Europäischen Union sterben jährlich ca. 40.000 Menschen, 1,5 mio<br />

werden <strong>in</strong> Folge von Straßenverkehrsunfällen verletzt. Nach e<strong>in</strong>em Verkehrsunfall stellt sich<br />

die Frage nach der Unfallursache und wie man ihn hätte vermeiden können. Die Antwort<br />

hierauf kann <strong>in</strong> den meisten Fällen nur e<strong>in</strong> entsprechend qualifizierter Unfallanalytiker<br />

liefern, der anhand des gesicherten Spurenmaterials den Unfallablauf rekonstruiert. Stich-<br />

probenartige Befragungen haben ergeben, dass das Berufsbild dieses Sachverständigen <strong>in</strong><br />

den verschiedenen Mitglieds- und Beitrittsländern der EU sehr unterschiedlich def<strong>in</strong>iert ist.<br />

Wie <strong>in</strong> anderen Berufsfeldern auch wäre es von Vorteil, wenn dieses Berufsfeld europaweit<br />

harmonisiert werden könnte. Dies ist zur Zeit das Hauptziel der <strong>EVU</strong>.<br />

Die Kenntnis des genauen Unfallablaufs ist e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung für die<br />

nachfolgend aufgezählten Reaktionen auf e<strong>in</strong> Unfallereignis:<br />

<strong>3.</strong>2.1 Prävention<br />

Die strafrechtliche Fahndung <strong>in</strong> Verkehrsfällen setzt voraus, dass der Unfallablauf<br />

rekonstruiert und e<strong>in</strong> mögliches Verschulden der Beteiligten bewiesen wird. E<strong>in</strong>e<br />

Präventionswirkung wird dadurch erreicht, dass schuldhaftes Handeln bestraft wird.<br />

<strong>3.</strong>2.2 Gerechte Aufteilung der zivilrechtlichen Kosten<br />

In den meisten europäischen Rechtssystemen zahlen die Versicherungen des Unfall-<br />

verursachers den materiellen Schaden, steht die Unabwendbarkeit für e<strong>in</strong>en Beteiligten fest,<br />

muss se<strong>in</strong>e Versicherung nicht haften. Zur gerechten Kostenverteilung ist es notwendig, den<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 12


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Verursachungsgrad verschiedener Beteiligter festzustellen. Hierzu muss der Unfall<br />

regelmäßig rekonstruiert werden.<br />

<strong>3.</strong>2.3 Satisfaktionen<br />

In der Regel trifft denjenigen, der e<strong>in</strong>en Unfall verursacht auch e<strong>in</strong> Verschulden. In diesen<br />

Fällen steht dem Opfer e<strong>in</strong>es Verkehrsunfalls auch e<strong>in</strong>e immaterielle Entschädigung zu<br />

(„Schmerzensgeld“). Der Grad des Verschuldens kann durch e<strong>in</strong>e Unfallrekonstruktion<br />

ermittelt werden.<br />

<strong>3.</strong>2.4 Verbesserung der Sicherheit an Kraftfahrzeugen im Straßenraum<br />

Die im Rahmen e<strong>in</strong>er Rekonstruktion gewonnenen Erkenntnisse zum Unfallablauf lassen<br />

sich auch <strong>in</strong> praktische Empfehlungen umsetzen, wie zukünftig Unfälle vermieden (aktive<br />

Sicherheit) oder zum<strong>in</strong>dest wie die Folgen e<strong>in</strong>es Unfalls gemildert werden können (passive<br />

Sicherheit). Der Sachverständige für Unfallrekonstruktion kann die gewonnenen<br />

Erfahrungen aus tatsächlichen Unfällen und aus Unfallversuchen <strong>in</strong> technische<br />

Empfehlungen umsetzen, mit deren Hilfe sich der Unfallschutz verbessern lässt.<br />

<strong>3.</strong>3 Projektziele<br />

In allen europäischen Staaten arbeiten hochqualifizierte Unfallanalytiker als Sach-<br />

verständige, die anhand der Unfallspuren den Hergang genau rekonstruieren können.<br />

Bisher s<strong>in</strong>d alle Regelungen zur Aus- und Weiterbildung des Unfallanalytikers, zur<br />

Zulassung bei den Gerichten und anderen Institutionen und zur Position des<br />

Sachverständigen bei Gericht <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Ländern unterschiedlich. Es existieren bisher<br />

ke<strong>in</strong>e Erhebungen darüber, wie groß die Unterschiede s<strong>in</strong>d und welche Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

sich gebildet haben.<br />

Um diese mit QUERY gesteckten Ziele zu erreichen, wurden zunächst <strong>in</strong> allen EU-Ländern<br />

und den Beitrittsländern kompetente Ansprechpartner gesucht. Diese Phase war bis<br />

November 2004 abgeschlossen. In jedem Land wurde m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> geeigneter Techniker<br />

als Partner für Query gefunden. Damit lässt sich die rechtliche Stellung des Sach-<br />

verständigen <strong>in</strong> dem jeweiligen Rechtssystem ermitteln und das Berufsbild grob umreißen.<br />

Nachdem <strong>in</strong> allen Ländern Kontaktpartner gefunden s<strong>in</strong>d, fand der erste Workshop „Query<br />

Phase 1“ am 4.11.2004 <strong>in</strong> Budapest statt (vgl. Abschnitt <strong>3.</strong>5). Bei diesem Workshop wurden<br />

die unterschiedlichen Berufsbilder an ausgewählten Beispielen von den jeweiligen<br />

Ländervertretern vorgestellt.<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 13


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Nach diesem Workshop erfolgt jetzt die eigentliche Datenerfassung durch vertiefende<br />

persönliche Gespräche und auf elektronischem Wege. Die Auswertung der Daten wird<br />

anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zwischenbericht festgehalten. Nach der Datenauswertung werden<br />

die Partner aus den e<strong>in</strong>zelnen Ländern zu e<strong>in</strong>em zweiten Workshop im Herbst 2005<br />

e<strong>in</strong>geladen. In diesem Workshop werden die Ergebnisse diskutiert und hieraus praktikable<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Inhalte abgeleitet, um das Berufsbild des Sachverständigen auf<br />

europäischer Ebene zu vere<strong>in</strong>heitlichen.<br />

Das Projekt QUERY wird von der DG-Tren der Europäischen Union (Generaldirektion<br />

Energie und Transport) mit 50% der Kosten bezuschusst. Mit diesem Zuschuss und<br />

Sponsor<strong>in</strong>g verschiedener Organisationen konnte e<strong>in</strong> Budget von 120.000.- € für die<br />

F<strong>in</strong>anzierung aufgebracht werden.<br />

<strong>3.</strong>4 Erwartete Ergebnisse von QUERY<br />

Mit den Daten und Informationen ist zum ersten Mal e<strong>in</strong> Überblick gegeben, wie der Sach-<br />

verständige <strong>in</strong> die verschiedenen Rechtssysteme e<strong>in</strong>gebunden ist, welchen Stellenwert er<br />

e<strong>in</strong>nimmt und über welche beruflichen Qualifikationen er <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Ländern verfügt.<br />

Aus diesen Resultaten kann das Berufsbild des europäischen Sachverständigen für<br />

Unfallrekonstruktion festgeschrieben werden:<br />

1. Über welche Ausbildung muss er verfügen?<br />

2. Welche M<strong>in</strong>destkenntnisse muss er haben, und wie kann man sie von e<strong>in</strong>er<br />

Zulassung (Zertifizierung) prüfen?<br />

<strong>3.</strong> Wie kann man nach der Zulassung noch e<strong>in</strong>e Qualitätskontrolle realisieren?<br />

4. Wie werden die Unfallanalytiker honoriert?<br />

Förderung durch<br />

Brüssel<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 14


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Alle Ergebnisse sollen mehrsprachig (Deutsch, Englisch, Französisch oder Spanisch) <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Buch oder e<strong>in</strong>er Broschüre publiziert werden. Die wichtigsten Daten werden<br />

zusätzlich <strong>in</strong> Fachzeitschriften (deutschsprachige Länder: Verkehrsunfall und Fahrzeug-<br />

technik, England: ITAI, USA: Accident Reconstruction Journal, etc.) und auch im Internet<br />

(www.<strong>EVU</strong>onl<strong>in</strong>e.org) publiziert.<br />

<strong>3.</strong>5 QUERY - Phase 1<br />

Am 04.11.2004 wurde <strong>in</strong> Budapest der erste Workshop zu dem Projekt QUERY<br />

durchgeführt. Hierzu waren Fachleute aus nahezu allen europäischen Ländern erschienen.<br />

Bis dah<strong>in</strong> war es gelungen, aus allen Staaten der EU 25 (bis auf Malta) ausführliche<br />

Beschreibungen der beruflichen Situation zu erhalten. Zusätzliche Informationen lagen aus<br />

der Schweiz und aus Norwegen vor. Die folgenden Themenbereich wurden <strong>in</strong> diesen<br />

schriftlichen Präsentationen vor dem Treffen abgefragt:<br />

• fachliche Voraussetzung<br />

• offizielle Zulassung<br />

• Position des Sachverständigen<br />

• Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

• Arbeitsfelder<br />

• Verbände, Institutionen, Aktivität<br />

Es stellte sich heraus, dass dieser Beruf <strong>in</strong> allen europäischen Ländern existiert. Die<br />

westlichen (Spanien, Portugal, Frankreich und Italien) und die skand<strong>in</strong>avischen Länder<br />

setzen aber bei der Aufarbeitung von Verkehrsunfällen sehr viel seltener Sachverständige<br />

e<strong>in</strong> als die deutschsprachigen Länder. Im Westen werden sie überwiegend <strong>in</strong> Strafverfahren<br />

h<strong>in</strong>zugezogen. Zivilrechtliche Ause<strong>in</strong>andersetzungen über Verkehrsunfälle vor Gericht s<strong>in</strong>d<br />

dort eher selten, weil die Versicherungen Streitigkeiten vor Gericht vermeiden. In deutsch-<br />

sprachigen Ländern (Deutschland, <strong>Österreich</strong>, Schweiz) werden Sachverständige für Unfall-<br />

rekonstruktion auch häufig <strong>in</strong> zivilrechtlichen Ause<strong>in</strong>andersetzungen h<strong>in</strong>zugezogen, damit<br />

e<strong>in</strong>e gerechte Aufteilung der Kosten erreicht wird.<br />

Im englischen Rechtssystem, das ähnlich aufgebaut ist wie das amerikanische und<br />

australische, gibt es ke<strong>in</strong>en „Gerichtssachverständigen“. Dort treten <strong>in</strong> der Regel zwei oder<br />

sogar mehr Privatsachverständige gegene<strong>in</strong>ander an, die von den Parteien gestellt werden.<br />

In den meisten europäischen Staaten wird zwischen e<strong>in</strong>em Gerichtssachverständigen und<br />

e<strong>in</strong>em Privatsachverständigen unterschieden. Die Position des Gerichtssachverständigen ist<br />

<strong>in</strong> der Regel sehr viel stärker als die des Privatsachverständigen. Zur Auswahl e<strong>in</strong>es<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 15


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

geeigneten Gerichtssachverständigen stehen den Gerichten meist Listen zur Verfügung.<br />

Oftmals ist aber nicht klar, welche Kriterien es gibt, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche Liste aufgenommen zu<br />

werden.<br />

Die östlichen Länder Europas haben teilweise e<strong>in</strong>en überraschend hohen Standard <strong>in</strong> der<br />

Unfallrekonstruktion. Er liegt meist deutlich höher als der <strong>in</strong> den westlichen Ländern. Die dort<br />

tätigen Sachverständigen werden aber bei gerichtlicher Beauftragung außerordentlich<br />

schlecht bezahlt (3,- bis 11,- €) und müssen deshalb Privataufträge übernehmen, um ihr<br />

Auskommen zu haben.<br />

Zwischen den Teilnehmern bestand E<strong>in</strong>igkeit darüber, dass e<strong>in</strong>e universitäre Ausbildung mit<br />

e<strong>in</strong>em Ingenieurtitel <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>enbau oder e<strong>in</strong>er vergleichbaren Ausbildung M<strong>in</strong>dest-<br />

voraussetzung für die Berufsausübung se<strong>in</strong> muss. Wenn die Studienfächer die Grundlagen<br />

der Unfallrekonstruktion und der Automobiltechnik nicht e<strong>in</strong>schließen, sollten auch noch<br />

post-graduate-studies Voraussetzung se<strong>in</strong>. Für die Zulassung vor Gericht sollte außerdem<br />

noch mehrere Jahre Berufserfahrung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Büro zusätzlich vorgeschrieben werden.<br />

Die Zulassung sollte nicht auf Lebenszeit, sondern limitiert für zwei bis fünf Jahre vergeben<br />

werden. Bei der Zulassung soll auch die persönliche Integrität e<strong>in</strong>es Bewerbers geprüft und<br />

auch anschließend weiter überwacht werden.<br />

In den Niederlanden und <strong>in</strong> Großbritannien wird Unfallrekonstruktion teilweise auch von<br />

Polizeibeamten betrieben. (Im Projekt verstehen wir unter „Unfallrekonstruktion“: Mit<br />

wissenschaftlichen Methoden Rückschlüsse aus den Unfallspuren ziehen.) Die Teilnehmer<br />

von QUERY waren sich darüber e<strong>in</strong>ig, dass dies problematisch ist, weil die so verstandene<br />

Unfallrekonstruktion e<strong>in</strong>e solide akademische Ausbildung erfordert, die beim Polizeibeamten<br />

fehlt. Deshalb sollte <strong>in</strong> den Richtl<strong>in</strong>ien aufgenommen werden, dass Polizeibeamte nur für die<br />

Spurensicherung an der Unfallstelle zuständig s<strong>in</strong>d und auf diesem Gebiet besser aus-<br />

gebildet werden sollen. Nur ausnahmsweise soll es nach umfangreichen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaß-<br />

nahmen möglich se<strong>in</strong>, dass Polizeibeamte auch e<strong>in</strong>fache Unfallrekonstruktionen, wie etwa<br />

die Geschw<strong>in</strong>digkeitsrückrechnung aus Bremsspuren, durchführen können. Diese beiden<br />

Länder äußerten Bedenken gegen e<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie, bei der die Polizei überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />

Befugnisse zur Sachverständigentätigkeit haben soll.<br />

Von den westlichen Teilnehmern, den Skand<strong>in</strong>aviern und den Engländern wurde beklagt,<br />

dass kaum Austausch mit Mittel- und Osteuropa vorhanden ist. Die <strong>EVU</strong> ist die e<strong>in</strong>zige<br />

länderübergreifende Organisation <strong>in</strong> Europa. Wir werden jetzt unsere Aktivitäten <strong>in</strong> Richtung<br />

dieser Länder verstärken. Hierzu muss die <strong>EVU</strong> konsequent Englisch als hauptsächliche<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 16


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Verständigungssprache nutzen. (Bislang war die Hauptsprache im <strong>EVU</strong> Deutsch.) Als erstes<br />

konkretes Ergebnis aus dem Workshop wurde e<strong>in</strong>e Email-Diskussionsgruppe gegründet. Sie<br />

wurde bereits e<strong>in</strong>gerichtet, und zwar unter der Adresse<br />

http://uk.groups.yahoo.com/group/eurec/ .<br />

Nach Me<strong>in</strong>ung der Konferenzteilnehmer sollen <strong>in</strong>sbesondere folgende Punkte fest-<br />

geschrieben werden:<br />

• M<strong>in</strong>destanforderungen an die berufliche Ausbildung<br />

• erforderliche post-graduate-studies<br />

• erforderliche berufliche Erfahrung<br />

• weitere notwendige Kenntnisse (z. B. Führersche<strong>in</strong>e)<br />

• Kriterien zur Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gerichtsliste<br />

• Qualitätssiegel für den europäischen Sachverständigen<br />

• Zusammensetzung e<strong>in</strong>er Fachkommission zur Prüfung von Sachverständigen<br />

• Prüfungskatalog für die Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gerichtsliste<br />

• M<strong>in</strong>destanforderungen an die moralische Integrität<br />

• Limitierung der gerichtlichen Zulassung<br />

<strong>3.</strong>6 Europäische Dimension der Recherche<br />

E<strong>in</strong>e zuverlässige und genaue Rekonstruktion von Verkehrsunfällen ist nur möglich, wenn<br />

der Unfallanalytiker über e<strong>in</strong> möglichst großes Fachwissen verfügt. Die von uns erarbeiteten<br />

Empfehlungen lassen sich entweder auf europäischer Ebene oder Länderebene <strong>in</strong><br />

Richtl<strong>in</strong>ien oder <strong>in</strong> Gesetze umsetzen. Durch die zunehmende Internationalisierung des<br />

Verkehrs ist auch mit e<strong>in</strong>er zunehmenden Unfallzahl mit Beteiligung von Bürgern aus<br />

anderen Mitgliedsstaaten zu rechnen. Sowohl für die „zahlende Versicherung“ als auch für<br />

den Bürger ist es beruhigend zu wissen, dass der Unfall von e<strong>in</strong>em qualifizierten<br />

Unfallrekonstrukteur, der europaweit geltende Kriterien erfüllt, analysiert wird. Hierdurch wird<br />

auch die Rechtssicherheit <strong>in</strong> Europa erhöht.<br />

Dies gilt nicht nur für Verkehrsunfälle, sondern auch für die Überwachung von<br />

Verkehrsverstößen. In e<strong>in</strong>igen Ländern werden zur Zeit noch zweifelhafte Meßmethoden<br />

angewendet, die zu Fehlmessungen führen können. Zur Überprüfung dieser Messungen<br />

werden von den Gerichten häufig Sachverständige für Unfallrekonstruktion herangezogen.<br />

Deren kritische Berichte zu den Messmethoden hat schon zu vielen Verbesserungen<br />

geführt.<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 17


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Die Informationen, die im Rahmen des Projektes QUERY gewonnen werden, sollen mit<br />

weiteren EU-Projekten, die sich mit dem Bereich der Datensammlung und der<br />

Unfallursachenerforschung verzahnt werden. Die Teilnahme von Repräsentanten aus<br />

anderen Projekten an den QUERY-Workshops ist daher vorgesehen.<br />

Das Interesse der Unfallanalytiker an der Arbeit ihrer Berufskollegen <strong>in</strong> den EU-Staaten und<br />

<strong>in</strong> den Beitrittsländern ist groß. Das zeigen unter anderem die von uns jährlich durch-<br />

geführten Fachtagungen. Die Auslandsabteilungen der Versicherungen legen Wert darauf,<br />

dass die Unfälle <strong>in</strong> den anderen Ländern korrekt und nachvollziehbar abgewickelt werden.<br />

Sie s<strong>in</strong>d deshalb an Publikationen zu diesem Thema sehr <strong>in</strong>teressiert. Rechtsanwälte, die<br />

Auslandsschäden bearbeiten, benötigen qualifizierte Sachverständige vor Ort. Diese<br />

Gruppen können durch Fachpublikationen erreicht und <strong>in</strong>formiert werden. Sollte es <strong>in</strong><br />

Zukunft gel<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Berufsbild des Sachverständigen für Unfallrekonstruktion<br />

festzuschreiben und e<strong>in</strong>e europäische Zertifizierung zu erreichen, dann kann auch e<strong>in</strong><br />

Sachverständigenverzeichnis für die gesamte EU im Internet veröffentlicht werden.<br />

4 Weiterbildung der Sachverständigen durch die Knowledge Base<br />

www.<strong>EVU</strong>onl<strong>in</strong>e.org<br />

Schon seit der Gründung des <strong>EVU</strong> wurde darüber nachgedacht, wie man Informationen<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Ländern austauscht. Die Idee e<strong>in</strong>er europäischen Mitgliederzeitung<br />

ließ sich leider aus Kostengründen nicht verwirklichen. Mit den neuen Medien Internet und<br />

E-Mail stehen aber elegante und effiziente Werkzeuge zur Verfügung, um e<strong>in</strong>e europäische<br />

Wissensdatenbank für die Mitglieder zu <strong>in</strong>stallieren. Dieses Projekt wurde mittlerweile von<br />

der <strong>EVU</strong> erfolgreich abgeschlossen. Seit Jahresbeg<strong>in</strong>n 2004 steht die dynamisch<br />

aufgebaute Datenbank im Internet zur Verfügung. Sie umfasst folgende Bereiche:<br />

• Umfangreiche Datensammlungen mit Fachartikeln, Büchern, Arbeitsblättern,<br />

Programmen und Excel-Sheets<br />

• Versuchsdatenbank mit differenzierten Recherchemöglichkeiten<br />

• Veranstaltungskalender für Fachtagungen und Sem<strong>in</strong>are<br />

• Adressverzeichnis mit Experten und Organisationen (öffentlich)<br />

• Fachbezogene L<strong>in</strong>ksammlung<br />

Alle Informationen e<strong>in</strong>schließlich der downloadbaren Dokumente wie PDF, Excel, Word oder<br />

Fotos s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Access-Datenbank abgelegt. Für den Anwender wurden umfangreiche<br />

Such- und Recherchemöglichkeiten mit Suchmasken und Filtern e<strong>in</strong>gerichtet. Damit ist es<br />

möglich, <strong>in</strong> Sekundenschnelle nach Schlagwörtern, Autoren oder anderen Suchkriterien die<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 18


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

gewünschten Informationen aufzuspüren. Die Knowledge Base wird von den Mitgliedern<br />

selbst mit Daten gefüttert. Man kann Texte, Fotos und auch fertige Dokumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>fach zu bedienende Maskenstruktur e<strong>in</strong>geben und die Daten mit e<strong>in</strong>em Mausklick ohne<br />

jegliche Programmierkenntnisse auf den Server br<strong>in</strong>gen. Bed<strong>in</strong>gung hierfür s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

Redaktionsrechte über die nur e<strong>in</strong>ige der Mitglieder verfügen. Damit wird sichergestellt, dass<br />

ke<strong>in</strong>e ungeprüften Informationen dort veröffentlicht werden. Jedes Mitglied kann aber Inhalte<br />

an e<strong>in</strong>en der Redakteure schicken, der sie dann sofort publiziert.<br />

DI Michael WEBER<br />

Vorsitzender des <strong>EVU</strong>-Dachverbandes<br />

<strong>EVU</strong>-Geschäftsstelle,<br />

D - 22303 Hamburg, Borweg 6<br />

+49 (040) 636 099 88<br />

E-Mail: sv@unfallforensik.de<br />

www.evuonl<strong>in</strong>e.org<br />

Artikel zum Download<br />

<strong>in</strong> www.<strong>EVU</strong>onl<strong>in</strong>e.org<br />

WEBER, Michael – Unfallrekonstruktion <strong>in</strong> Europa (EU-Projekt QUERY) Seite 19


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Egon-Christian VON GLASNER<br />

Präsidialratsvorsitzender des <strong>EVU</strong>-Dachverbandes<br />

Wahre Sicherheit von Fahrerassistenzsystemen<br />

E<strong>in</strong> Statusreport der Europäischen Vere<strong>in</strong>igung für Unfallforschung:<br />

VORTRAGSGLIEDERUNG:<br />

„Zukünftige Fahrerassistenzsysteme - e<strong>in</strong> Beitrag<br />

zur Steigerung der aktiven Sicherheit“<br />

• Aktivitäten zu Fahrerassistenzsystemen weltweit<br />

• Bremssystemmanagement als Plattform für Assistenzsysteme<br />

• Existierende und zukünftige Fahrerassistenzsysteme<br />

- Bremssysteme mit <strong>in</strong>tegrierten Dauerbremsanlagen<br />

- Stabilitätssysteme mit Überschlagverh<strong>in</strong>derung<br />

- Koppelkraftregelung, aktive Kupplung für Anhängefahrzeuge<br />

- Bremsbelagverschleißharmonisierung<br />

- Bremsassistent<br />

- Abstandsregeltempomat<br />

- Spurassistent<br />

- Systeme zur Verbesserung der Nachtsicht<br />

- Kommunikation der Fahrzeuge untere<strong>in</strong>ander<br />

- Umfeldüberwachung<br />

- Verkehrsteilnehmer- und Verkehrszeichenerkennung<br />

- Autonomes Fahren mit X-by-Wire-Systemen<br />

• Fazit: Gedanken zu Fahrerassistenzsystemen<br />

VON GLASNER, Egon-Christian – Wahre Sicherheit von Fahrerassistenzsystemen Seite 20


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

AKTIVITÄTEN ZU FAHRERASSISTENZSYSTEMEN WELTWEIT<br />

• Elektronisches Bremssystem (EBS, als Plattform für Fahrerassistenzsysteme)<br />

mit Integration von ABS und ASR sowie Retarder- und/oder Motorbremssystem<br />

als M<strong>in</strong>imalausstattung,<br />

• Stabilitätssystem (ESP/FDR) mit Überschlagverh<strong>in</strong>derung (ROP),<br />

• Koppelkraftregelung zwischen Zug- und Anhängefahrzeug,<br />

• Anfahrregelung am Berg,<br />

• Bremsbelagverschleißregelung,<br />

• Bremsassistent,<br />

• Radar/Laser Abstandsregeltempomat,<br />

• Spurassistent,<br />

• Aktiver Fahrersitz,<br />

• Kraftschlussermittlung zwischen Reifen und Fahrbahn,<br />

• Regensensor,<br />

• Reifendruckkontrolle,<br />

• Warnh<strong>in</strong>weise basierend auf Informationen des Navigationssystems,<br />

• Systeme zur Verbesserung der Sicht (kurven- und kreuzungsabhängige<br />

Beleuchtung, Nachtsichthilfen),<br />

• Fußgänger-, Radfahrer- und Verkehrszeichenerkennung,<br />

• Parkassistent (E<strong>in</strong>parken und Rangieren),<br />

• Stabilitätssystem (ESP/FDR) und Spurassistent mit Lenke<strong>in</strong>griff,<br />

• Intelligenter Abstandsregeltempomat mit Stop-and-Go-Automatisierung,<br />

• Informationsaufnahme durch Kommunikation der Fahrzeuge untere<strong>in</strong>ander,<br />

• Überwachung des Fahrzeugumfelds (Kreuzungs- und Abbiegeassistent,<br />

Rückwärtsfahr- und Totw<strong>in</strong>kelüberwachung),<br />

• Autonomes Fahren mit elektronischer Deichsel („Platoon<strong>in</strong>g“), Autopilot,<br />

X-by-Wire Systemen (Power-by-Wire, Shift-by-Wire, Steer-by-Wire,<br />

Suspension-by-Wire und Brake-by-Wire), etc.<br />

VON GLASNER, Egon-Christian – Wahre Sicherheit von Fahrerassistenzsystemen Seite 21


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

FAZIT ZU FAHRERASSISTENZSYSTEMEN<br />

• Mechatronische (= mechanische + elektronische) Fahrerassistenzsysteme<br />

können die heutigen Unfallzahlen noch e<strong>in</strong>mal erheblich m<strong>in</strong>dern.<br />

• Der Schlüssel zur Unfallm<strong>in</strong>derung liegt <strong>in</strong> der Elektronik, da die<br />

Reaktionszeiten mechatronischer Systeme deutlich kürzer als die<br />

konventioneller, mechanischer Systeme s<strong>in</strong>d.<br />

• E<strong>in</strong> unkonzentrierter, übermüdeter Fahrer kann durch Fahrerassistenzsysteme<br />

rechtzeitig vor e<strong>in</strong>er möglichen Unfallsituation gewarnt werden. Notfalls<br />

kompensiert das System die fehlerhafte Reaktion des Fahrers durch<br />

selbständigen Regele<strong>in</strong>griff.<br />

• Die sichere Erkennung bei Tag und Nacht vor allem von Fußgängern und<br />

Radfahrern, aber auch von Verkehrszeichen, ist für zukünftige Fahrer-<br />

assistenzsysteme besonders wichtig, um rechtzeitig reagieren und Unfälle<br />

verh<strong>in</strong>dern zu können.<br />

• Stabilitätsregelungen, Spurhaltesysteme und Abstandsregelungen <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit der “Elektronischen Knautschzone“ können Unfallzahlen<br />

dramatisch verr<strong>in</strong>gern.<br />

Dies würde den Forderungen der EU, bis 2010 die Anzahl der Toten auf<br />

unseren Straßen zu halbieren, stark entgegenkommen.<br />

• Der Fahrer muss von allen Aufgaben, die ihn ablenken oder stark<br />

belasten, entlastet werden. Vernetzte Fahrerassistenzsysteme werden ihm<br />

dabei helfen.<br />

Prof. Dr. Egon-Christian VON GLASNER<br />

Präsidialratsvorsitzender des <strong>EVU</strong>-Dachverbandes<br />

Senior Manager Daimler Chrysler AG (i.R.)<br />

D - 73650 W<strong>in</strong>terbach, Vogelsangweg 13<br />

+49 (0718) 17 18 82 oder +49 (0162) 903 55 66<br />

E-Mail: ecvonglasner@gmx.de<br />

VON GLASNER, Egon-Christian – Wahre Sicherheit von Fahrerassistenzsystemen Seite 22


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Peter LUGNER<br />

Technische Universität Wien<br />

Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Für die Analyse der Fahrdynamik e<strong>in</strong>es Kfz ist es wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten<br />

heute gegeben s<strong>in</strong>d um das Verhalten rechnerisch zu rekonstruieren. Dabei werden hier<br />

nicht der Kollisionsvorgang und dessen Rekonstruktion betrachtet, sondern es soll<br />

aufgezeigt werden, wie und mit welchen Mitteln e<strong>in</strong>e Fahr- oder auch Auslaufbewegung<br />

e<strong>in</strong>es Fahrzeugs simuliert werden kann. Wie detailliert muss e<strong>in</strong> Rechenmodell se<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>e<br />

beweiskräftige Aussage über das dynamische Verhalten des Fahrzeugs oder e<strong>in</strong>zelner<br />

Komponenten zu erhalten? Für den Sachverständigen (SV) ergibt sich daraus die<br />

Notwendigkeit zu beurteilen, ob die ihm zur Verfügung stehenden Mittel (und auch Daten)<br />

ausreichen, um e<strong>in</strong>e gegebene Aufgabenstellung s<strong>in</strong>nvoll lösen und brauchbare Ergebnisse<br />

erhalten zu können.<br />

Systemmodelle<br />

Mit der Betonung auf die Quer- und Längsdynamik des Fahrzeugs werden Modelle für die<br />

mathematische Simulation vorgestellt, deren unterschiedliche Komplexität die möglichen<br />

Anwendungsgebiete charakterisieren.<br />

Reifenmodelle<br />

Bedenkt man, dass abgesehen von den Luftkräften auf das Fahrzeug, alle das dynamische<br />

Fahrverhalten bestimmenden Kräfte über den Reifen bzw. dessen Aufstandsfläche auf das<br />

Fahrzeug übertragen werden, ist es offensichtlich, dass die mathematisch-mechanische<br />

Beschreibung dieser Kraftübertragung besonders wichtig ist. Allerd<strong>in</strong>gs muss auch hier<br />

erwähnt werden, dass oft nur dürftige Informationen über die Kontaktpaarung Reifen-<br />

Fahrbahn zur Verfügung stehen.<br />

LUGNER, Peter – Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ Seite 23


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Die für e<strong>in</strong>e Simulation des Fahrverhaltens e<strong>in</strong>setzbaren Reifenmodelle lassen sich <strong>in</strong> etwa<br />

wie folgt e<strong>in</strong>teilen:<br />

a.) l<strong>in</strong>earisierte Beschreibung, mit oder ohne Sättigung der maximal übertragbaren<br />

Umfangs- und/oder Seitenkräfte<br />

b.) nichtl<strong>in</strong>eare Approximationen gemessener Kennfelder oder Kennl<strong>in</strong>ien<br />

c.) e<strong>in</strong>fache Deformationsmodelle nur Berücksichtigung der Bewegung des Gürtels<br />

gegen die Felge sowie des globalen Lasch-Fahrbahn Kontaktes<br />

d.) Strukturmodelle mit Darstellung der lokalen Reifen- und Latschstrukturen.<br />

Oft wird es ausreichen die e<strong>in</strong>facheren Modelle a.) b.) zu verwenden, für die im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

mit wenigen Parametern e<strong>in</strong>e brauchbare Anpassung für die Untersuchung von aktuellen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen möglich ist.<br />

Umfasst jedoch e<strong>in</strong>e Fragestellung auch Auswirkungen auf Radaufhängungskomponenten<br />

wobei die lokale Fahrbahnbed<strong>in</strong>gungen maßgeblich s<strong>in</strong>d, wird sich der E<strong>in</strong>satz der<br />

komplexeren Modelle (mit dem Nachteil der größeren Anzahl benötigter Kennwerte) kaum<br />

vermeiden lassen.<br />

Fahrzeugmodelle<br />

Für das e<strong>in</strong>fachste Modell e<strong>in</strong>es Pkw werden die Räder e<strong>in</strong>er Achse zu e<strong>in</strong>em „Ersatzrad“ <strong>in</strong><br />

Fahrzeugmitte zusammengesetzt, Abb. 1. Das System hat damit ke<strong>in</strong>e Aufbaubewegung,<br />

sondern nur e<strong>in</strong>e Quer- und Gierbewegung. E<strong>in</strong>e Längsdynamik (mit Radlastverlagerung<br />

vorne-h<strong>in</strong>ten) kann mit e<strong>in</strong>em um e<strong>in</strong> Antriebsystem erweitertes Modell berücksichtigt<br />

werden.<br />

LUGNER, Peter – Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ Seite 24


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Abb. 1: „2-Rad Ersatzmodell“<br />

In Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>em Reifenmodell der Art a.) können mit diesem Model Fahr-<br />

bewegungen des Gesamtfahrzeugs mit nicht zu großer Querbeschleunigung (ca. bis 0,4 g<br />

für Pkw auf trockener Fahrbahn) simuliert werden. Es ist auch e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil<br />

von Fahrdynamik Regelsystemen wie z.B. dem ESP.<br />

E<strong>in</strong> 4-Rad-Fahrzeugmodell siehe z.B. Abb. 2 zusammen mit e<strong>in</strong>em Reifenmodell nach b.)<br />

oder c.) erlaubt die Erfassung der Bed<strong>in</strong>gungen an jedem e<strong>in</strong>zelnen Rad (z.B. blockiertes<br />

Rad, wechselnde Kraftschlussbed<strong>in</strong>gungen). Da über die Aufbaubewegung die möglichen<br />

Lastverlagerungen vorne-h<strong>in</strong>ten, l<strong>in</strong>ks-rechts erfasst werden können, ergeben sich ke<strong>in</strong>e<br />

Beschränkungen für die Dynamik des Gesamtfahrzeugs. Modelle dieser Art werden häufig<br />

<strong>in</strong> Unfallrekonstruktionsprogrammen e<strong>in</strong>gesetzt (z.B. PC-Crash)<br />

LUGNER, Peter – Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ Seite 25


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Abb. 2: „4-Rad Ersatzmodell“<br />

Detaillierte 3D-Fahrzeugmodelle werden heute im Allgeme<strong>in</strong>en über Mehrkörpersystem-<br />

Programme erstellt und mit diesen (oder etwa auch Siml<strong>in</strong>k) die Simulationen durchgeführt.<br />

Das Modell be<strong>in</strong>haltet dabei e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung der E<strong>in</strong>zelkomponenten z.B.<br />

Dämpfer von Radaufhängungen, Lenksystem mit Dämpfungseigenschaften und<br />

Elastizitäten, wobei auch die Flexibilität von Teilstrukturen (z.B. Lkw-Rahmen) berücksichtigt<br />

werden kann. Mit Reifenmodellen der Art d.) (aber auch noch c.)) können Analysen lokaler<br />

Bauteile oder auch E<strong>in</strong>flüsse von lokalen Fahrbahnstrukturen wie Schlaglöcher erfasst<br />

werden. Allerd<strong>in</strong>gs ist der nötige Aufwand zur Daten – und Parameterbeschaffung<br />

beträchtlich.<br />

LUGNER, Peter – Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ Seite 26


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

<strong>3.</strong> Schlussfolgerungen<br />

Das <strong>in</strong> Abb. 3 aufgezeigte Schema will kurz charakterisieren, welche Möglichkeiten bzw.<br />

Notwendigkeiten sich bei der Beurteilung e<strong>in</strong>es Unfalls ergeben können.<br />

Unfall<br />

ja<br />

Rout<strong>in</strong>e Standardauswertung<br />

ne<strong>in</strong><br />

Systemanalyse ohne<br />

Spezial<strong>in</strong>formationen<br />

möglich<br />

ne<strong>in</strong><br />

Details zum Verhalten<br />

von Systemkomponenten<br />

Besondere Kapazitäten<br />

Personal, Programme<br />

nötig<br />

ja<br />

Erweiterte<br />

Auswertung<br />

Spezialauswertung<br />

Unfallbe-<br />

urteilung<br />

LUGNER, Peter – Möglichkeiten der Simulation des dynamischen Verhaltens von KFZ Seite 27<br />

ja<br />

ne<strong>in</strong><br />

Abb. 3: Auswahlschema zur Unfallanalyse<br />

Bezüglich der Simulation und Analyse des Fahrzeugverhaltens vor aber auch nach der<br />

Kollision wollen die vorgestellten Fahrzeug- und Reifenmodelle helfen e<strong>in</strong>e passende<br />

Auswahl zu treffen.<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Peter LUGNER<br />

TU Wien, Institut für Mechanik und Mechatronik<br />

1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 8 / 325<br />

01 / 588 01 - 32 511<br />

E-Mail: peter.lugner@tuwien.ac.at


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Hermann STEFFAN<br />

DSD L<strong>in</strong>z, Technische Universität Graz – Institut für Fahrzeugsicherheit<br />

Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision<br />

Unfallstatistik EU - Jährliche Unfälle und Folgekosten:<br />

- 40.000 Unfalltote<br />

- 1,6 Millionen Verletzte<br />

- wirtschaftliche Gesamtkosten: 160 Mrd. €<br />

- jede 80. Person <strong>in</strong> der EU stirbt an e<strong>in</strong>em Verkehrsunfall<br />

Unfallstatistik weltweit - Jährliche Unfälle und Folgekosten:<br />

Todesursachen<br />

- >1.000.000 Unfalltote<br />

- Asien: +20% Unfalltote / Jahr<br />

Vergleich Wien Neu Dehli<br />

Fahrzeuge 1 300 000 2 000 000<br />

Tote/Jahr 40 4000<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 28


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Entwicklung der Unfälle <strong>Österreich</strong><br />

Getötete Unfälle Verletzte<br />

Häufigkeit verschiedener Kollisionstypen<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 29


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Problematik USA<br />

- Mehr als 50% der Neuzulassungen s<strong>in</strong>d SUV oder Pickup<br />

- 51% der tödlichen Verletzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em PKW werden durch e<strong>in</strong>en<br />

Seitenanprall verursacht (31% im Jahr 1980)<br />

- In den USA sitzen zirka 60% der beim Seitenanprall tödlich Verletzten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em PKW, der von e<strong>in</strong>em SUV oder Pickup getroffen wird<br />

- Im SUV/ Pickup deutlich ger<strong>in</strong>geres Risiko beim Seitenanprall<br />

Beispiel e<strong>in</strong>er Seitenkollision<br />

Testverfahren - Bsp.: EURONCAP<br />

(“New Car Assessment Program” – Unabhängiges Unternehmen)<br />

Testgeschw<strong>in</strong>digkeit: 50+/-1 km/h<br />

Schlittenmasse: 950 +/- 20 kg<br />

Aufprallw<strong>in</strong>kel: 90°<br />

Barriere: wie ECE R95<br />

Kriterien:<br />

- Insassenbelastung<br />

- Struktur des Fahrzeuges<br />

- Intrusionen<br />

Bewertung erfolgt nur zusammen mit Frontalaufprall (50/50)<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 30


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Testverfahren - Bsp.: FMVSS<br />

(“Motor Vehicle Safety Standard” ~Gesetzgebung <strong>in</strong> den USA)<br />

FMVSS 214:<br />

Testgeschw<strong>in</strong>digkeit: 5<strong>3.</strong>9+/- 0.8 km/h<br />

Schlittenmasse: 1367 kg<br />

Aufprallw<strong>in</strong>kel: 27°<br />

Kriterien:<br />

- Insassenbelastung<br />

- Bergeverhalten<br />

- Struktur des Fahrzeuges<br />

Konventioneller Seitencrash (ECE R 95)<br />

Höhenvergleich der Fahrzeugfronten<br />

Problem: Intrusion Entfaltung Airbag<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 31


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Problem: Kopfkontakt<br />

Barrierentest <strong>in</strong> Nordamerika<br />

IIHS Seitenanprall - Verwendete Dummies<br />

• ECE R95 (EuroSID)<br />

• LINCAP (USSID)<br />

• IIHS (SID2S) - deutlich kle<strong>in</strong>er<br />

• World SID noch nicht <strong>in</strong> Verwendung<br />

IIHS Beurteilung<br />

Insassen:<br />

- Kopf<br />

- Nacken<br />

- Thorax/ Abdomen<br />

- Becken, Be<strong>in</strong><br />

Fahrzeug:<br />

- Struktur<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 32


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Notwendige Versteifungen der Struktur<br />

- Dachstruktur für Kraftpfad<br />

- Bodenstruktur für Kraftpfad<br />

- B-Säule für Biegemoment<br />

Zu imitierende Pulse Simulation Schlitten<br />

Kurvenbeispiel: Testverfahren LINCAP<br />

Sitzschlitten<br />

Türschlitten<br />

Zyl<strong>in</strong>der zur<br />

Sitzpulserzeugung<br />

Ersatzpuls: Beschleunigung Sitz Ersatzpuls: Intrusion<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Orig<strong>in</strong>ale Sitzbeschleunigung<br />

Beschleunigung durch Zyl<strong>in</strong>der bei p vor = 96[bar], Vorsp.weg=280[mm]<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3<br />

Startverriegelung<br />

Kolbenstange<br />

der<br />

vorhandenen<br />

Anlage<br />

-50<br />

-0.02 0 0.02 0.04 0.06 0.08 0.1 0.12 0.14 0.16 0.18<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 33<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Orig<strong>in</strong>al<strong>in</strong>trusion<br />

Ersatz<strong>in</strong>trusion<br />

Differenz der Intrusionen


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

MADYMO® Simulation<br />

Zusammenfassung:<br />

Orig<strong>in</strong>alpuls<br />

simulierter Puls<br />

• Vor allem <strong>in</strong> den USA deutliche Zunahme von AIS3+ beim Seitencrash<br />

• Hauptursachen: höhere Kontaktzone, steifere Front, höhere Fahrzeugmasse<br />

• Alle 3 Kriterien treffen auf SUV zu<br />

• IIHS Seitencrash trägt diesem Umstand Rechnung<br />

Notwendige E<strong>in</strong>griffe für IIHS<br />

• Erhöhung der Struktursteifigkeit <strong>in</strong>sbesondere der B-Säule<br />

• Kopfabstützung über Airbag für fast alle Fahrzeuge notwendig<br />

• Separate Abstimmung des Rückhaltesystems<br />

• Triggerung des Airbags kritisch durch langsameren Anstieg der<br />

Beschleunigungen im Querträger<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hermann Steffan<br />

DSD – Dr. Steffan Datentechnik Ges.m.b.H., L<strong>in</strong>z<br />

4020 L<strong>in</strong>z, Salzburger Straße 34<br />

0732 / 34 32 00<br />

E-Mail: h.steffan@dsd.at<br />

Technische Universität Graz<br />

Institut für Fahrzeugsicherheit (Vehicle Safety Institute)<br />

8010 Graz, Inffeldgasse 21B/II<br />

0316 / 873 - 9400<br />

E-Mail: h.steffan@tugraz.at<br />

STEFFAN, Hermann – Probleme durch den SUV bei der Seitenkollision Seite 34


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Mag. Dr. Werner GRATZER<br />

DWG Sachverständigenbüro Gratzer<br />

Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen –<br />

Tunnelunfall <strong>in</strong> St. Gotthard u.a.<br />

DWG<br />

Dr. Werner Gratzer<br />

Sachverständigen-Büro für Unfallrekonstruktionen<br />

Softwareentwicklung für Unfallrekonstruktionen<br />

Konsequenzen aus den Unfällen zur Prävention und zur Bewältigung<br />

E<strong>in</strong>leitung .......................................................................................................................... 36<br />

Spezielle Probleme bei Unfällen mit LKW – Beteiligung .................................................... 36<br />

Zum Massenproblem ................................................................................................. 36<br />

Beispiel 1 ........................................................................................................... 36<br />

Beispiel 2 ........................................................................................................... 37<br />

Zum Formgebungsproblem ........................................................................................ 37<br />

Zum Anhängerproblem .............................................................................................. 37<br />

Zu den Reifenkräften ................................................................................................. 38<br />

Zu berücksichtigende Umstände ............................................................................... 38<br />

Unfälle <strong>in</strong> Alpen – Tunnel .................................................................................................. 39<br />

Untersuchungen vor Ort .................................................................................................... 40<br />

Vermessung der Deformationen ................................................................................ 41<br />

Untersuchung von Kontaktspuren .............................................................................. 42<br />

Spuren ....................................................................................................................... 44<br />

Mehrbildfotogrammetrie (RolleiMetric) und Computerauswertung ..................................... 46<br />

Grundlagen ....................................................................................................................... 48<br />

Struktursteifigkeiten von LKWs .................................................................................. 49<br />

Struktursteifigkeiten von LKWs (derzeitiger Stand: Mai 2002) .................................... 50<br />

Unfallrekonstruktion am Beispiel des „Tauerntunnel-Unfalles“<br />

Kollisionsreihenfolge .................................................................................................. 50<br />

Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit des auffahrenden Fahrzeuges .......................................... 51<br />

Unfallrekonstruktion am Beispiel des „St. Gotthard–Tunnel – Unfalles“ ............................. 53<br />

Zusammenfassung ............................................................................................................ 54<br />

Konsequenzen aus den Unfällen zur Prävention und zur Bewältigung .............................. 56<br />

Präventive Maßnahmen umfassen die folgenden Gebiete: ............................................... 56<br />

Verkehrsregelung ...................................................................................................... 56<br />

Signalisation .............................................................................................................. 57<br />

Verbesserungen an den Fahrzeugen ......................................................................... 57<br />

Maßnahmen zur Schadensbewältigung umfassen die folgenden Gebiete: ........................ 57<br />

Fluchtwege ................................................................................................................ 57<br />

Information der Verkehrsteilnehmer ........................................................................... 57<br />

Zusammenfassung ............................................................................................................ 58<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 35


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Unfälle mit LKWs zeichnen sich auf Grund ihrer großen Masse dadurch aus, dass sie<br />

wesentlich energiereicher ablaufen als solche mit PKWs.<br />

In den meisten Fällen stehen als Hilfsmittel zur Rekonstruktion die Auswertung der<br />

Tachografenscheibe zur Verfügung. Wenn e<strong>in</strong>e Auswertung nicht möglich ist, weil das<br />

Fahrzeug etwa e<strong>in</strong>em Brand zum Opfer fiel, oder weil sie vorsätzlich vernichtet wurde, so<br />

müssen andere rekonstruktive Methoden gefunden werden.<br />

Für die Ermittlung der kollisionsbed<strong>in</strong>gten Geschw<strong>in</strong>digkeitsänderung kann die Fahrzeug-<br />

deformation herangezogen werden.<br />

Spezielle Probleme bei Unfällen mit LKW - Beteiligung<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er großen Masse und steifen offenen Bauweise br<strong>in</strong>gt das Nutzfahrzeug<br />

Probleme beim Kollisionsablauf und auch bei dessen Rekonstruktion. Probleme, die etwa<br />

bei e<strong>in</strong>er PKW – PKW –Kollision nicht oder nicht <strong>in</strong> diesem Ausmaß auftreten.<br />

• Massenproblem<br />

• Steifigkeitsproblem<br />

• Formgebungsproblem<br />

• Anhängerproblem<br />

• Reifenkräfte<br />

Zum Massenproblem<br />

Der E<strong>in</strong>fluss der großen Masse e<strong>in</strong>es Nutzfahrzeuges lässt sich an den beiden folgenden<br />

Rechenbeispielen aufzeigen (Anm.: Berücksichtigt wurde bei den Berechnungen e<strong>in</strong>e Reifenreibung):<br />

Beispiel 1<br />

Die Geschw<strong>in</strong>digkeitsänderung e<strong>in</strong>es LKWs mit der Masse von 34.000 kg bei e<strong>in</strong>er Kollision<br />

gegen e<strong>in</strong>en stehenden PKW mit 1.300 kg errechnet sich bei e<strong>in</strong>er Kollisions-<br />

geschw<strong>in</strong>digkeit von 50 km/h zu rund 3 km/h. Die Auslaufgeschw<strong>in</strong>digkeit wäre etwa<br />

47 km/h gewesen. Für den PKW würde sich unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>dig-<br />

keitsdifferenz von 4 km/h nach der Kollision e<strong>in</strong>e Auslaufgeschw<strong>in</strong>digkeit von knapp 51 km/h<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 36


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

und e<strong>in</strong> EES-Wert von etwas über 47 km/h errechnen. H<strong>in</strong>gegen berechnet sich der EES-<br />

Wert für den LKW nur zu rund 2 km/h.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Struktursteifigkeit des PKWs von 700 kN/m und des LKWs von 16000 kN/m<br />

errechnet sich die Deformation des PKWs zu über 56 cm und die des LKWs zu 2,5 cm.<br />

Beispiel 2<br />

Bei e<strong>in</strong>er Kollision mit 50 km/h gegen e<strong>in</strong>en stehenden gleich schweren LKW wäre die<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsänderung knapp 28 km/h. Bei e<strong>in</strong>er Struktursteifigkeit an der Front von<br />

16000 kN/m und am Heck von 35000 kN/m errechnet sich für die Deformation an der Front<br />

e<strong>in</strong> Wert von 37 cm (EES-Wert 29 km/h) und am Heck 17 cm (EES-Wert 19,5 km/h).<br />

Zum Formgebungsproblem<br />

Zum Anhängerproblem<br />

Abbildung 1<br />

Auf Grund se<strong>in</strong>er großen Masse hat der Anhänger e<strong>in</strong>en sehr großen E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

Kollisionsgeschehen. Bereits kle<strong>in</strong>e Änderungen des W<strong>in</strong>kels zwischen Zugmasch<strong>in</strong>e und<br />

Anhänger bewirken e<strong>in</strong>en mitunter ganz anderen Ablauf. Dies schafft vor allem bei der<br />

Rekonstruktion Probleme, wenn ke<strong>in</strong>e Auslaufspuren vorhanden s<strong>in</strong>d. Wird die „Vorwärts-<br />

analyse“ das Impulsverfahren <strong>in</strong> Vorwärtsrechnung („Vorwärtsanalyse“) angewendet, so<br />

müssen noch zusätzliche anhängerspezifische Parameter berücksichtigt werden. Das heißt<br />

die Zahl der Parameter, die <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er zulässigen Bandbreite geändert werden können<br />

und müssen, vergrößert sich. Die Änderung der Anhängerw<strong>in</strong>kelstellung um z.B. 1° kann<br />

rechnerisch bereits zu e<strong>in</strong>em völlig anderen Auslauf der Fahrzeuge führen.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 37


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Abbildung 2<br />

Für die Rekonstruktion bedeutet dies, dass e<strong>in</strong>erseits die Bandbreite des Ergebnisses<br />

gegenüber Solofahrzeuge vergrößert werden muss. Andererseits wird es notwendig se<strong>in</strong>,<br />

der Deformationsenergie als Kontrollgröße verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen.<br />

Zu den Reifenkräften<br />

Erfolgt die Kollision bei gebremsten Fahrzeugen, so wird vor allem bei länger andauernden<br />

Kollisionen und bei kle<strong>in</strong>en Relativgeschw<strong>in</strong>digkeiten die Reifenreibung sowohl als Impuls-<br />

änderung (Reibungskraft * Stoßdauer) als auch als Reibarbeit (Reibungskraft * Weg<br />

während der Kollision) nicht mehr vernachlässigbar kle<strong>in</strong> und muss bei genauen<br />

Berechnungen daher berücksichtigt werden.<br />

Zu berücksichtigende Umstände<br />

Daraus resultieren bei der Unfallanalyse zu berücksichtigende Umstände:<br />

• Oft lange Stoßdauer<br />

• Reifenkräfte können oft groß werden<br />

• Die Auslaufbewegung kann durch Ladungsverschiebung, Bruch von Teilen der<br />

Radaufhängung u.s.w. bee<strong>in</strong>flusst werden<br />

• Stoßpunkt und Stoßkräfte s<strong>in</strong>d oft schwer abschätzbar<br />

• W<strong>in</strong>kelstellung e<strong>in</strong>es vorhandenen Anhängers oft nicht exakt bestimmbar.<br />

• Bewegung des Unfallgegners ist vielfach nicht eben. E<strong>in</strong> PKW kann unter den<br />

LKW gedrückt werden. Dabei treten große Reibungskräfte auf.<br />

In vielen Fällen stehen als Hilfsmittel zur Rekonstruktion die Auswertung der<br />

Tachografenscheibe zur Verfügung. Wenn e<strong>in</strong>e Auswertung nicht möglich ist, weil das<br />

Fahrzeug etwa e<strong>in</strong>em Brand zum Opfer fiel, oder weil die Tachoscheibe vorsätzlich<br />

vernichtet wurde, so müssen andere rekonstruktive Methoden gefunden werden.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 38


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Unfälle <strong>in</strong> Alpen – Tunnel<br />

In den letzten Jahren ereigneten sich <strong>in</strong> Tunnel der Alpen e<strong>in</strong>ige schwere Verkehrsunfälle.<br />

Zu den beiden schwersten und folgenreichsten gehören der „Tauerntunnel-Unfall“ (Mai<br />

1999) und der Unfall im St. Gotthard – Tunnel (Oktober 2001). Bei beiden Unfällen brach e<strong>in</strong><br />

verheerender Brand aus, obwohl bei beiden Fällen ke<strong>in</strong> Gefahrengut transportiert wurde.<br />

Im Mai 1999 ereignete sich <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> im nicht richtungsgetrennten, sogenannten<br />

Tauerntunnel e<strong>in</strong> folgenschwerer Auffahrunfall, dem 12 Personen und 41 Fahrzeuge zum<br />

Opfer fielen. E<strong>in</strong> sich rasch ausbreitender Brand vernichtete sowohl alle Tachografen-<br />

scheiben als auch alle Spuren.<br />

Dieser Unfall war e<strong>in</strong> charakteristischer Serienunfall, an welchem e<strong>in</strong> LKW, vier PKWs und<br />

2 Sattelkraftfahrzeuge beteiligt waren.<br />

Der Unfall ereignete sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abschnitt mit Gegenverkehr rund 600 m vor dem Ende<br />

des mehrere Kilometer langen Tunnels. Wegen e<strong>in</strong>er Bautätigkeit musste e<strong>in</strong>e Signal-<br />

lichtanlage e<strong>in</strong>gerichtet werden. Vor der Rotlicht zeigenden Ampel hielten Fahrzeuge an.<br />

Am Ende der stehenden Kolonne kam es zu e<strong>in</strong>em folgenschweren Auffahrunfall.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Frage war die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit des letzten Fahrzeuges. Es handelte<br />

sich dabei um e<strong>in</strong>en 34 t schweren Sattelzug. Dieser kollidierte zunächst mit vier PKWs, von<br />

denen zwei zur Seite geschoben und zwei unter das Heck e<strong>in</strong>es davor bef<strong>in</strong>dlichen weiteren<br />

Sattelzuges gedrückt wurden. Dieser zweite Sattelzug wurde noch auf e<strong>in</strong>en davor<br />

bef<strong>in</strong>dlichen LKW geschoben.<br />

An objektiven Unterlagen waren nur die Endlagen der beiden Sattelzüge und der vier PKWs<br />

sowie deren Deformationen vorhanden. Der LKW wurde nach der Kollision vom Lenker<br />

etwas nach vorne gefahren, sodass se<strong>in</strong>e ursprüngliche Endlage nicht mehr festgestellt<br />

werden konnte.<br />

Anhaltspunkte für die Rekonstruktion lieferten die Aussagen des LKW-Lenkers und des<br />

Lenkers des vorderen Sattelzuges über die kollisionsbed<strong>in</strong>gte Verschiebestrecke bzw. über<br />

den ursprünglichen Tiefenabstand.<br />

Da die Kollisionspositionen der Fahrzeuge nicht objektivierbar waren, konnten die Auslauf-<br />

geschw<strong>in</strong>digkeiten nicht berechnet werden und es versagt daher die klassische<br />

Kollisionsanalyse (Rückwärtsanalyse). E<strong>in</strong>e Vorwärtssimulation konnte auch nicht<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 39


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

angewendet werden, da mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass viele Sekundär-<br />

kollisionen der Fahrzeuge untere<strong>in</strong>ander und auch mit der Tunnelwand stattgefunden<br />

haben. Auch wird bei den zur Verfügung stehenden Rekonstruktionsprogrammen die<br />

Kollisionsdauer vernachlässigt. Diese wird im konkreten Fall aber e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

E<strong>in</strong>fluss gehabt haben, da vermutlich teilweise Kollisionen zeitlich e<strong>in</strong>ander überlappten. Die<br />

Berechnung der kollisionsbed<strong>in</strong>gten Geschw<strong>in</strong>digkeitsänderung musste daher aus den<br />

Deformationen erfolgen.<br />

Im Oktober 2001 ereignete sich <strong>in</strong> der Schweiz im nicht richtungsgetrennten St. Gotthard –<br />

Tunnel e<strong>in</strong> ähnlich schwerer Unfall. Auch hier gerieten die Fahrzeuge <strong>in</strong> Brand. Insgesamt<br />

kamen elf Personen ums Leben.<br />

Die Charakteristik dieses Unfalls war ganz anders. E<strong>in</strong> <strong>in</strong> Richtung Norden fahrender<br />

Sattelzug kam auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Richtung Süden<br />

fahrenden Sattelfahrzeug. Der Lenker dieses Fahrzeugs versuchte noch die Kollision durch<br />

e<strong>in</strong> Ausweichen nach l<strong>in</strong>ks zu vermeiden. Dennoch kam es zu e<strong>in</strong>er Kollision jeweils<br />

zwischen den rechten vorderen Ecken der Zugfahrzeuge.<br />

Auch bei diesen Fahrzeugen wurden durch Brand die Tachografenscheiben vernichtet.<br />

Die Problematik bei der Rekonstruktion war der große E<strong>in</strong>fluss den die Auflieger auf Grund<br />

ihrer großen Masse auf das Unfallgeschehen hatten.<br />

Untersuchungen vor Ort<br />

In vielen Fällen stehen als Hilfsmittel zur Rekonstruktion die Auswertungen der Tacho-<br />

grafenscheiben zur Verfügung. Auf die Problematik der Auswertung soll hier nicht im Detail<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden. Es darf jedoch darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die Genauigkeit nur<br />

bei ± e<strong>in</strong>igen km/h und ± 1 s liegt. Wenn im Geschw<strong>in</strong>digkeitsaufschrieb die berühmte<br />

Rüttelmarke aufsche<strong>in</strong>t, so kann nicht e<strong>in</strong>fach der Schluss gezogen werden, dass die<br />

betreffende Geschw<strong>in</strong>digkeit auch mit der Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit übere<strong>in</strong>stimmt.<br />

Wenn e<strong>in</strong>e Auswertung nicht möglich ist, weil das Fahrzeug etwa e<strong>in</strong>em Brand zum Opfer<br />

fiel oder weil die Tachoscheibe unbrauchbar ist (z.B. mehrmals überschrieben) oder<br />

vorsätzlich vernichtet wurde, so müssen andere rekonstruktive Methoden gefunden werden.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 40


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Um aus der Deformation die Deformationsenergie bestimmen zu können, muss die<br />

Struktursteifigkeit des deformierten Bereiches ermittelt / abgeschätzt werden. Zu diesem<br />

Zweck mussten mehrere Verkehrsunfälle und Crashtests ausgewertet werden.<br />

Es soll hier das Verfahren aufgezeigt werden, wie die Deformationsenergie berechnet<br />

werden kann.<br />

Vermessung der Deformationen<br />

Verformungen der gesamten Karosserie können sehr gut dadurch ermittelt werden, dass am<br />

Boden e<strong>in</strong>e Umrissl<strong>in</strong>ie und die Radaufstandspunkte mit e<strong>in</strong>em Markierungsspray<br />

aufgebracht werden. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Lotes kann e<strong>in</strong>e höhere Genauigkeit erzielt werden.<br />

Nachdem dann das Fahrzeug entfernt wurde, s<strong>in</strong>d Referenzpunkte zu vermessen und<br />

Lichtbilder zur fotogrammetrischen Auswertung anzufertigen. Die Deformation lässt sich<br />

dann grafisch ermitteln (Abbildung 3).<br />

Abbildung 3<br />

Weniger starke Verformungen lassen sich durch Vergleichsmessungen ermitteln. Liegt z.B.<br />

e<strong>in</strong>e Deformation an der Front vor, so wird der Abstand von ausgewählten Punkten zu nicht<br />

durch die Kollision bee<strong>in</strong>flussten Punkten der Karosserie oder Achsteilen vermessen. Die<br />

analogen Punkte s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>em unbeschädigten typengleichen Fahrzeug zu vermessen.<br />

Aus dem Unterschied der Maße ergibt sich dann die Deformation.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 41


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Die besten aber auch aufwendigsten Methoden s<strong>in</strong>d:<br />

• dreidimensionale Vermessung mittels e<strong>in</strong>es Messrahmens (Abbildung 4) oder<br />

Abbildung 4: Messrahmen<br />

• Aufbr<strong>in</strong>gung von Messpunkten und Anfertigung von Fotos aus verschiedenen<br />

Richtungen und Bearbeitung mittels geeigneter Software zur Anfertigung von<br />

dreidimensionalen Abbildungen (z.B. Fotomodeller, Abbildung 5)<br />

Untersuchung von Kontaktspuren<br />

Abbildung 5<br />

3 D Bild des l<strong>in</strong>ks abgebildeten Fahrzeuges<br />

S<strong>in</strong>d mehrere Fahrzeuge <strong>in</strong> die Kollision verwickelt und bewegten sie sich im Auslauf <strong>in</strong><br />

unterschiedliche Richtungen, so ist die Ermittlung der Reihenfolge, <strong>in</strong> welcher sich die<br />

Fahrzeuge der Unfallstelle näherten, aus der Endlage oft nicht möglich.<br />

Um prüfen zu können, welches Fahrzeug mit welchem <strong>in</strong> Kontakt kam, müssen Kontakt-<br />

spuren gesucht werden.<br />

• Die e<strong>in</strong>fachste Möglichkeit bieten Auftragspuren. Es muss aber berücksichtigt<br />

werden, dass unter dem Decklack auch andere Farbschichten se<strong>in</strong> können, das<br />

heißt e<strong>in</strong> zunächst augensche<strong>in</strong>licher Farbunterschied darf nicht sofort <strong>in</strong>terpretiert<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 42


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

werden. Auch muss berücksichtigt werden, dass auf Hochglanz polierte Farben<br />

e<strong>in</strong>en anderen Farbton haben können als die meist matte Abriebspur. Zur<br />

e<strong>in</strong>deutigen Identifizierung müssen im Zweifelsfall Proben genommen und<br />

chemisch untersucht werden.<br />

• Die nächste Möglichkeit bieten die Form der Deformation. An vielen Fahrzeugen<br />

gibt es charakteristische Formen, die bestimmte Abdrücke h<strong>in</strong>terlassen. Dazu<br />

gehören Anhängekupplungen, Abschleppösen, Auspuffendrohre, Türgriffe,<br />

Bullgitter und dergleichen mehr.<br />

Im Fall des „Tauerntunnel-Unfalles“ etwa wurde an e<strong>in</strong>em Fahrzeug e<strong>in</strong>e Anhängekupplung<br />

vorgefunden und dann von dieser entsprechende Kontaktspuren an zwei anderen<br />

Fahrzeugen gefunden (Abbildung 6).<br />

Abbildung 6: Kontakt mit PKW Mazda 626 (l<strong>in</strong>ks) bzw. LKW Scania (rechts)<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Kontrolle ist der Höhenvergleich der Kontaktspuren.<br />

Zu berücksichtigen ist, dass Fahrzeuge auf Grund e<strong>in</strong>er Bremsung an der Front e<strong>in</strong>gefedert<br />

und am Heck ausgefedert se<strong>in</strong> können.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 43


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Spuren<br />

Beim Unfall im St. Gotthard – Tunnel konnten<br />

verschiedene Spurenkomplexe gefunden und ausge-<br />

wertet werden:<br />

Vom Richtung Norden fahrenden Sattelschlepper<br />

waren vorkollisionäre Spuren verursacht worden, die<br />

es erlaubten, se<strong>in</strong>e Fahrt unmittelbar vor der Kollision<br />

spurenkundlich sehr genau zu rekonstruieren. Auf-<br />

grund e<strong>in</strong>er Felgenanprallspur am rechten Randste<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>er Reifenspur am Straßenrand, der Kollision mit der<br />

„1 km“ Signalisation, der Schleuderspuren nach l<strong>in</strong>ks<br />

und der heftigen Kollision mit der l<strong>in</strong>ken Tunnelwand<br />

war die Fahrl<strong>in</strong>ie festgelegt.<br />

Abbildung 7: Vorkollisionäre Spuren auf der rechten Tunnelseite<br />

Aus den Lampen am Heck des unfallverursachenden Sattelschleppers konnten die Rück-<br />

lichter und die Bremslampen sichergestellt werden. Die Untersuchung der Glühwendeln der<br />

Bremslampen ergab kalte Brüche, sodass geschlossen werden konnte, dass an diesem<br />

Sattelschlepper die Bremslampen bei beiden Kollisionen nicht aktiviert gewesen waren.<br />

Abbildung 8: Kalt gebrochene Glühwendel der Bremslampe des unfallverursachenden Fahrzeuges<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 44


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Unter den Felgen der ausgebrannten Fahrzeuge waren noch Fragmente von Reifen<br />

vorhanden. Das rechte Vorderrad des <strong>in</strong> Richtung Norden fahrenden Sattelkraftfahrzeuges<br />

stand noch auf so e<strong>in</strong>em Fragment. Interessant dabei war, dass die Felge gegenüber der<br />

Lauffläche <strong>in</strong> Richtung Norden verschoben war.<br />

Abbildung 9: Rechtes Vorderrad und Reifenrest e<strong>in</strong>es beteiligten Fahrzeugs<br />

Daraus kann die Vermutung abgeleitet werden, dass sich dieses Fahrzeug über die<br />

Kollisionsstelle etwas h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> Richtung Norden, also <strong>in</strong> die ursprüngliche Fahrtrichtung<br />

weiter bewegt hat.<br />

Richtung Norden<br />

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26. Februar 2005, Wien<br />

Mehrbildfotogrammetrie (RolleiMetric) und Computerauswertung<br />

(Dipl.-Ing. Jörg Arnold)<br />

Zur maßtechnischen Ermittlung der Unfallsituation und der Kollisionskonfiguration, setzten<br />

wir die Mehrbildfotogrammetrie e<strong>in</strong>. Unter dem Begriff Mehrbildfotogrammetrie wird e<strong>in</strong><br />

fotografisches bzw. fotogrammetrisches Aufnahme- und Auswerteverfahren bezeichnet, das<br />

kaum e<strong>in</strong>schränkende Bed<strong>in</strong>gungen an die Aufnahmekonfiguration stellt und dadurch sehr<br />

flexibel e<strong>in</strong>setzbar ist.<br />

E<strong>in</strong>e aufzunehmende Situation mit verschiedenen Objekten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er räumlichen Umgebung<br />

wird von mehreren Standorten und aus verschiedenen Blickrichtungen fotografiert.<br />

Dabei kam e<strong>in</strong>e kalibrierte Digitalkamera zur Anwendung, deren Fokussierung <strong>in</strong> diskreten<br />

Schritten (gerastert) e<strong>in</strong>gestellt werden kann. Da durch den CCD-Chip e<strong>in</strong>e sehr genau<br />

def<strong>in</strong>ierte Rasterung des Bildes erfolgt (Pixels), s<strong>in</strong>d die Positionen der e<strong>in</strong>zelnen Bildpunkte<br />

s<strong>in</strong>d sehr genau bekannt. Da sich der CCD-Chip h<strong>in</strong>ter dem Objektiv bef<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d diese<br />

Positionen nicht durch die Objektivverzeichnungen verzerrt.<br />

Durch die Pixel wird e<strong>in</strong> Referenzsystem def<strong>in</strong>iert, welches der Vermessung der<br />

verschiedenen Bildpunkte dient. Die Lage des Projektionszentrums ist im Referenzsystem<br />

bekannt, ebenso die benutzte Brennweite des Objektivs.<br />

Z<br />

Abbildung 10: Pr<strong>in</strong>zip der Mehrbildfotogrammetrie<br />

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Fotografiert man nun e<strong>in</strong> genau bekanntes Objekt (z.B. e<strong>in</strong> Referenzmessfeld) unter genau<br />

bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen mit den verschiedenen Objektiven, so kann aus den Positionen<br />

der Gitterpunkte und den Positionen des abgebildeten Referenzfeldes die Verzeichnung<br />

jedes Objektives bzw. se<strong>in</strong>e Abbildungscharakteristik sehr genau berechnet werden.<br />

Mit e<strong>in</strong>er solchen Messkamera können alle Möglichkeiten der Fototechnik genutzt werden.<br />

Anschließend erfolgt die Verzeichnungskorrektur. Diese Korrektur erfolgt im<br />

Auswertesystem "RolleiMetric" automatisch, sobald die Kalibrierwerte des verwendeten<br />

Kamerasystems <strong>in</strong> die Tabelle der Kameradaten e<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Aufnahme e<strong>in</strong>er Unfallsituation erfolgt nach e<strong>in</strong>em Rasterschema, wobei pro Raster<br />

m<strong>in</strong>destens vier Fotografien aus vier verschiedenen Richtungen üblich s<strong>in</strong>d.<br />

Durch überlappende Raster können auch sehr ausgedehnte Unfallsituationen - im<br />

vorliegenden Fall über e<strong>in</strong>e Strecke von über 1,5 km - durch Zusammensetzen dieser<br />

Raster erfasst werden. In Bereichen, wo ke<strong>in</strong>e Identifikationspunkte vorhanden s<strong>in</strong>d,<br />

müssen zusätzliche Markierungen angebracht werden.<br />

Für die Skalierung der Unfallsituation (Festlegung des Maßstabes) wird die exakte Länge<br />

von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Strecke mit e<strong>in</strong>er Länge von etwa e<strong>in</strong>em Drittel der Unfallsituation<br />

benötigt. E<strong>in</strong>e oder mehrere weitere Strecken dienen der Kontrolle der Skalierung.<br />

Durch das Markieren von korrespondierenden Objekt- oder Markierungspunkten<br />

(Identifikationspunkten) auf den verschiedenen Fotografien der Unfallsituation, kann die<br />

Unfallsituation nun rechnerisch rekonstruiert und die Genauigkeit der Rekonstruktion<br />

ermittelt werden.<br />

Die Anordnung der verschiedenen Objekte <strong>in</strong> der Unfallsituation kann somit durch<br />

Vermessung von wenigen Identifikationspunkten rechnerisch rekonstruiert werden.<br />

Messungen <strong>in</strong> den Bildern können nun mit hoher Genauigkeit zur Bestimmung der Position<br />

und Größe der Objekte verwendet werden.<br />

Die Unfallsituation kann aus den so berechneten Daten als maßstäbliche Planskizze oder<br />

als 3D-Bild aus den verschiedensten Blickw<strong>in</strong>keln dargestellt werden.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 47


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Abbildung 11: Auswertung mittels der Mehrbildfotogrammetrie<br />

Mit diesem System werden auf den Bildern sehr hohe Messgenauigkeiten erzielt.<br />

Grundlagen<br />

Für die rechnerische Berücksichtigung der bei e<strong>in</strong>er Kollision zwischen zwei Fahrzeugen<br />

aufgetretenen Deformationsenergie wird der kollisionsbed<strong>in</strong>gte Schaden anhand der<br />

bleibenden Deformationen beurteilt und e<strong>in</strong>gestuft. Der Schaden an e<strong>in</strong>em Fahrzeug kann<br />

mit e<strong>in</strong>em der Deformationsenergie äquivalenten EES-Wert beschrieben werden<br />

(EnergyEquivalentSpeed). Dieser Wert ist die Geschw<strong>in</strong>digkeit deren k<strong>in</strong>etische Energie der<br />

Deformationsenergie entspricht. Ungefähr entspricht der EES-Wert der Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit<br />

der das Fahrzeug gegen e<strong>in</strong>e starre Barriere fahren müsste, um e<strong>in</strong>en vergleichbaren<br />

Schaden zu erhalten. Gewonnen wird der EES-Wert aus dem Vergleich e<strong>in</strong>es vorliegenden<br />

Schadens mit <strong>in</strong> Katalogen zusammengestellten Schadenbildern von Crashversuchen,<br />

Unfallversuchen und Auswertungen realer Verkehrsunfälle, bei denen der jeweilige EES-<br />

Wert mit Hilfe bekannter Randbed<strong>in</strong>gungen berechnet werden konnte.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 48


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Der EES-Wert kann auch aus der Deformation und der Struktursteifigkeit berechnet werden.<br />

Die Methode dieser Berechnungen wurde vom Verfasser <strong>in</strong> mehreren Artikel und Vorträgen<br />

bereits erläutert ( 1 und 2 ). Es wird daher an dieser Stelle auf e<strong>in</strong>e ausführliche Erläuterung<br />

verzichtet und der Zusammenhang nur kurz dargelegt.<br />

Wird e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Kraft-Weg-Zusammenhang angenommen, so gilt:<br />

E D<br />

=<br />

1<br />

2<br />

c s l<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 49<br />

=<br />

1<br />

2<br />

m EES<br />

ED.........Deformationsenergie c ........Struktursteifigkeit<br />

s........ dynamische Deformation l .........bleibende Deformation<br />

m ...... Masse EES...EES-Wert<br />

Die dynamische Deformation wird erreicht am Ende der Kompressionsphase ehe sich das<br />

Fahrzeug etwas rückverformt. Näherungsweise gilt, dass die dynamische Deformation etwa<br />

5% größer als die bleibende Deformation ist.<br />

Zwischen der Struktursteifigkeit, der Deformation und dem EES-Wert gilt für den Fall, dass<br />

die Fahrzeuge e<strong>in</strong> von der Masse abhängiges, vergleichbares Rückverformungsverhalten<br />

aufweisen näherungsweise:<br />

2<br />

4<br />

( m1<br />

+ m2)<br />

⋅ m1<br />

⋅ EES1<br />

c1<br />

= 2 2 ′ 2<br />

2<br />

l ( m ⋅ ∆v<br />

+ ( m + m ) ⋅ EES )<br />

1<br />

2<br />

Als Struktursteifigkeit wird also der l<strong>in</strong>earisierte Zusammenhang zwischen Kraft und<br />

Deformation verstanden.<br />

Struktursteifigkeiten von LKWs<br />

Um aus der Deformation die Verformungsenergie berechnen zu können, muss die<br />

Struktursteifigkeit bekannt se<strong>in</strong>.<br />

Während für PKWs EES-Wert-Kataloge vorhanden s<strong>in</strong>d, existieren solche Hilfsmittel für<br />

LKWs nicht. Literaturrecherchen ergaben, dass zwar e<strong>in</strong>e Reihe von Crash-Test mit LKWs<br />

1 Gratzer, W. und Burg, H.: Analyse von Serienkollisionen und Berechnung der Insassenbeschleunigung im gestoßenen<br />

Fahrzeug, Artikel <strong>in</strong>: Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik, 1994, Heft 4, 1995, Heft 10.<br />

2 Gratzer, W. Kontrollparameter bei der Kollisionsanalyse, Vortrag gehalten anlässlich der 1. Europäische Fachtagung<br />

Unfallrekonstruktion Wildhaus 1999, Artikel <strong>in</strong>: Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 2000, Heft 2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1


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26. Februar 2005, Wien<br />

gefahren wurden, jedoch unterblieben Berechnungen von Steifigkeitswerten. Aus diesem<br />

Grunde mussten nachträglich aus <strong>in</strong> der Vergangenheit durchgeführten Crash-Versuchen<br />

und aus rekonstruierbaren realen Unfällen Werte ermittelt werden.<br />

Struktursteifigkeiten von LKWs (derzeitiger Stand: Mai 2002)<br />

E<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Struktursteifigkeit hat die Anstoßposition, wobei bei<br />

LKWs auch die Lage <strong>in</strong> Bezug auf die Höhe e<strong>in</strong>e Rolle spielt.<br />

Es zeigte sich, dass im Bereich der Frontbeplankung oberhalb der Stoßstange Werte von<br />

4000 bis 7000 kN/m resultierten. Bei leichten Kollisionen mit kle<strong>in</strong>en und lokal begrenzten<br />

Deformationen können auch deutlich kle<strong>in</strong>ere Werte etwa im Bereich um 1300 kN/m<br />

auftreten.<br />

Erfolgte die Kollision gegen Stoßstange und Längsträger, so ergaben die Berechnungen<br />

wesentlich größere Struktursteifigkeitswerte von über 16000 kN/m.<br />

Noch größere Werte ergaben sich für den Heckbereich, wo auch Struktursteifigkeiten über<br />

50.000 kN/m und mehr ermittelt werden konnten.<br />

Im Vergleich zu PKWs liegt die Steifigkeit also um Faktor 10 - 15 darüber. Dies ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>blick auf die entsprechend größere Masse auch e<strong>in</strong>leuchtend.<br />

Unfallrekonstruktion am Beispiel des „Tauerntunnel-Unfalles“<br />

Beim Tauerntunnelunfalle waren auf Grund des Brandes weder Spuren noch Tachografen-<br />

scheiben vorhanden. So konnten sonst übliche Methoden nicht angewendet werden.<br />

Dieser Unfall ereignete sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abschnitt mit Gegenverkehr rund 600 m vor dem Ende<br />

des mehrere Kilometer langen Tunnels. Wegen e<strong>in</strong>er Bautätigkeit musste e<strong>in</strong>e Signal-<br />

lichtanlage e<strong>in</strong>gerichtet werden. Vor der Rotlicht zeigenden Ampel hielten Fahrzeuge an.<br />

Am Ende der stehenden Kolonne kam es zu e<strong>in</strong>em folgenschweren Auffahrunfall.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Frage war die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit des letzten Fahrzeuges. Es handelte<br />

sich dabei um e<strong>in</strong>en 34 t schweren Sattelzug. Dieser kollidierte zunächst mit vier PKWs, von<br />

denen zwei zur Seite geschoben und zwei unter das Heck e<strong>in</strong>es davor bef<strong>in</strong>dlichen weiteren<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 50


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Sattelzuges gedrückt wurden. Dieser zweite Sattelzug wurde noch auf e<strong>in</strong>en davor<br />

bef<strong>in</strong>dlichen LKW geschoben.<br />

An objektiven Unterlagen waren nur die Endlagen der beiden Sattelzüge und der vier PKWs<br />

sowie deren Deformationen vorhanden. Der LKW wurde nach der Kollision vom Lenker<br />

etwas nach vorne gefahren, sodass se<strong>in</strong>e ursprüngliche Endlage nicht mehr festgestellt<br />

werden konnte. Anhaltspunkte lieferten die Aussagen des LKW-Lenkers und des Lenkers<br />

des vorderen Sattelzuges über die kollisionsbed<strong>in</strong>gte Verschiebestrecke bzw. über den<br />

ursprünglichen Tiefenabstand.<br />

Da die Kollisionspositionen der Fahrzeuge nicht objektivierbar waren, können auch die<br />

Auslaufgeschw<strong>in</strong>digkeiten nicht berechnet werden und es versagt daher die klassische<br />

Kollisionsanalyse. E<strong>in</strong>e Vorwärtssimulation kann auch nicht angewendet werden, da mit<br />

Sicherheit davon auszugehen ist, dass viele Sekundärkollisionen der Fahrzeuge<br />

untere<strong>in</strong>ander und auch mit der Tunnelwand stattgefunden haben. Auch werden bei den zur<br />

Verfügung stehenden Rekonstruktionsprogrammen die Kollisionsdauer vernachlässigt.<br />

Diese wird im konkreten Fall aber e<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss gehabt haben, da vermutlich<br />

teilweise Kollisionen e<strong>in</strong>ander zeitlich überlappten. Die Berechnung der kollisionsbed<strong>in</strong>gten<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsänderung musste daher aus den Deformationen erfolgen.<br />

Kollisionsreihenfolge<br />

Abbildung 12: Übersichtsskizze<br />

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Es ließ sich bereits an Ort und Stelle feststellen, dass e<strong>in</strong>e Hauptunfallstelle vorhanden war.<br />

In der Übersichtskizze s<strong>in</strong>d das die Fahrzeuge 28, 29, 30, 31, 32a, 32b und 3<strong>3.</strong> Die<br />

Fahrzeuge 32a und 32 b waren so zusammengedrückt unter dem Heck von Fahrzeug 29,<br />

dass es zunächst auch wegen der schlechten Sicht (Ruß, Staub und schlechte<br />

Beleuchtung) den Ansche<strong>in</strong> hatte, es wäre nur e<strong>in</strong> Fahrzeug, dem dann die Nummer 32<br />

zugewiesen wurde. So musste schließlich diese Nummer aufgeteilt werden.<br />

32 b<br />

Heck<br />

29<br />

Bordwand<br />

32 a<br />

Front<br />

Abbildung 13: Endlage der Fahrzeuge 29, 32b, 32a und 33<br />

Abbildung 14: objektiviert Endpositionen (Ausschnitt der Fotogrammetrie)<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 52<br />

33<br />

Front<br />

Hauptunfallstelle


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Aus den Schäden ließ sich daher folgende Reihenfolge der Kollisionen der Hauptkollisions-<br />

stelle herleiten:<br />

Fahrzeug Nr. 33 stößt gegen Nr. 31, dieses wurde gegen das stehende Fahrzeug 30<br />

geschoben, welches dann gegen Fahrzeug 32a prallte.<br />

30 und 31 werden nach rechts abgedrängt.<br />

In weiterer Folge stößt 33 gegen 32a und schiebt dieses gegen 32b.<br />

Die Front von 32a und das Heck von 32b bewegen sich nach l<strong>in</strong>ks, wobei sich Fahrzeug<br />

32b im Uhrzeigers<strong>in</strong>n dreht und 32a entgegen dazu. Dadurch klatschen die Karosserien mit<br />

den Seiten zusammen und werden durch das nachkommende Fahrzeug Nr. 33 unter das<br />

Heck von Nr. 29 gedrückt.<br />

Durch die Kollision von 30 gegen 32a wird das Heck von Fahrzeug 30 und die Front von<br />

Fahrzeug 31 hochgehoben. 30 überschlägt sich, fliegt nach rechts <strong>in</strong> den Zwischenraum<br />

zwischen Nr. 29 und der Tunnelwand und landet auf der Fahrertüre, die Front <strong>in</strong> Richtung<br />

Villach zeigend (nach rechts <strong>in</strong> der Skizze) also entgegengesetzt zur ursprünglichen<br />

Fahrtrichtung. Schließlich gerät 31 mit der Front gegen die Tunnelwand und mit dem Heck<br />

gegen die rechte Seite von 3<strong>3.</strong> Die dadurch entstehende Verkeilung bewirkt e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />

massive Stauchung des Fahrzeugs <strong>in</strong> Längsrichtung, andererseits kommt es zu e<strong>in</strong>em<br />

seitlichen Druck gegen Fahrzeug 33, die e<strong>in</strong>e Ablenkung der Fahrtrichtung nach l<strong>in</strong>ks<br />

bewirkt.<br />

Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit des auffahrenden Fahrzeuges<br />

E<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf den Ablauf der Kollision hatte die große Masse des<br />

Fahrzeuges 3<strong>3.</strong><br />

Bei der Analyse der Kollisionen ist zu berücksichtigen, dass Fahrzeug 33 die beiden<br />

Fahrzeuge 32a uns 32 b gegen und <strong>in</strong> weiterer Folge unter Fahrzeug 29 schob. Das<br />

bedeutet, dass diese Fahrzeuge sozusagen "im Paket" gegen 29 prallten. Rechnerisch kann<br />

dies dadurch berücksichtigt werden, dass die Fahrzeuge 32a, 32b und 33 zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen<br />

Fahrzeug mit e<strong>in</strong>er Masse, die der Summe der E<strong>in</strong>zelmassen entspricht, zusammengefasst<br />

werden.<br />

In die Kollisionsanalyse geht dann der aus der Summe der e<strong>in</strong>zelnen Deformationsenergien<br />

berechnete EES-Wert von 39 km/h e<strong>in</strong>.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 53


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Das heißt also, man def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong> Fahrzeug mit der Gesamtmasse der drei Fahrzeuge 32a,<br />

32b und 3<strong>3.</strong> Dann werden die Deformationsenergien dieser Fahrzeuge addiert und daraus<br />

der EES-Wert für dieses fiktive Fahrzeug berechnet. Mit diesen Werten wird die Kollision<br />

gegen Fahrzeug 29 berechnet und weiter Fahrzeug 29 gegen Fahrzeug 28.<br />

Es resultierte dann e<strong>in</strong>e Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit von Fahrzeug 33 (eigentlich des fiktiven<br />

Fahrzeugs) gegen Fahrzeug 29 von 41 km/h. Bei der Berechnung wurde e<strong>in</strong>e Bremsung<br />

während dieser Kollision mit 4,5 m/s² berücksichtigt.<br />

Die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit bei der ersten Kollision von Fahrzeug 33 gegen Fahrzeug 31<br />

lässt sich aus der k<strong>in</strong>etischen Energie der Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit von 41 km/h plus der<br />

Deformationsenergie von Fahrzeug 30 und 31 plus der Deformationsenergie der seitlichen<br />

Deformation von Fahrzeug 33 berechnen. Daraus berechnet sich e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeits-<br />

untergrenze von 50 km/h.<br />

Unbestimmt bleibt der Geschw<strong>in</strong>digkeitsabbau durch e<strong>in</strong>e mögliche Bremsung des<br />

Fahrzeuges 3<strong>3.</strong> Auf Grund der Zeugenaussagen, könnte davon ausgegangen werden, dass<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teil der Strecke von der ersten Kollision bis zur letzten Kollision gegen<br />

Fahrzeug 29 bremsend zurückgelegt wurde. In der berechneten Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 41 km/h (Kollision gegen 29) ist e<strong>in</strong>e Bremsstrecke von rund 3 m und e<strong>in</strong>e Bremsdauer<br />

von 0,5 s berücksichtigt.<br />

Unfallrekonstruktion am Beispiel des „St. Gotthard–Tunnel – Unfalles“<br />

Bei Kollisionen von Sattelkraftfahrzeugen kommt erschwerend die große Masse des<br />

Aufliegers dazu. Abweichungen von wenigen Graden verändern beträchtlich das Ergebnis.<br />

Da im vorliegenden Fall weder Vorkollisionsspuren noch Auslaufspuren vorhanden waren,<br />

konnten die E<strong>in</strong>laufs- und die Auslaufsrichtung nicht ermittelt, sondern nur vermutet werden.<br />

Bei beiden Fahrzeugen kann (und wird dies auch vermutet) vor der Kollision bereits e<strong>in</strong> von<br />

Null abweichender W<strong>in</strong>kel zwischen Zugfahrzeug und Auflieger vorhanden gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Diese W<strong>in</strong>kelabweichung bewirkt, dass das Zugfahrzeug e<strong>in</strong>e andere Richtung des<br />

Impulses hatte als der Auflieger. Die große Gesamtmasse des Aufliegers hat nun zur Folge,<br />

dass bereits kle<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>keländerungen große Auswirkung auf das berechnete Ergebnis<br />

haben.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 54


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Das bedeutete, dass grundsätzlich größere Toleranzen im Ergebnis (vermutlich ± 5 km/h)<br />

akzeptiert werden müssen.<br />

Abbildung 15<br />

Abbildung 16<br />

Aus der Verschiebung der Felge des rechten Vorderrades von Fahrzeug 1 relativ zum<br />

Reifenfragment nach Norden ist abzuleiten, dass sich das Fahrzeug nach der Kollision noch<br />

weiter <strong>in</strong> Richtung Norden also <strong>in</strong> die ursprüngliche Fahrtrichtung bewegte.<br />

Daraus ergibt sich, dass Fahrzeug 1 gegenüber Fahrzeug 2 e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberhang gehabt haben muss.<br />

Die Kollisionsanalyse lieferte als Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit für Fahrzeug 1 e<strong>in</strong>en Wert im<br />

Bereich von 40 km/h bis 45 km/h und für Fahrzeuge 2 e<strong>in</strong>en Wert im Bereich um 10 km/h.<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 55


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26. Februar 2005, Wien<br />

Zusammenfassung<br />

Ist bei e<strong>in</strong>em Unfall mit LKW-Beteiligung die Tachografenscheibe nicht auswertbar, so<br />

ergeben sich für den Unfallanalytiker erhöhte Anforderungen.<br />

Zusätzlich zur unumgänglich notwendigen technischen Untersuchung s<strong>in</strong>d sämtliche<br />

vorhandenen Spurenkomplexe von Bedeutung und <strong>in</strong>sbesondere auch die Deformationen<br />

zu vermessen. Als Hilfsmittel für die Berechnung der Deformationsenergien dienen die<br />

Struktursteifigkeiten.<br />

In Zukunft wäre es wünschenswert, auch für LKWs mehr Daten zu ermitteln und zu<br />

sammeln.<br />

Konsequenzen aus den Unfällen zur Prävention und zur Bewältigung<br />

Das Hauptrisiko im Verkehr und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Tunnelsituationen ist der Mensch als<br />

Fahrzeuglenker. Kommen hohes Verkehrsaufkommen und dichter Schwerverkehr dazu,<br />

potenzieren sich die Risiken und das resultierende Gefährdungspotenzial bei e<strong>in</strong>em<br />

Zwischenfall nimmt sehr stark zu.<br />

Oberste Priorität muss also die Prävention haben, damit sich gar ke<strong>in</strong>e solchen<br />

Zwischenfälle ereignen. Die allgeme<strong>in</strong> gültige Regel, dass durch e<strong>in</strong>e den Verhältnissen<br />

angepasste Geschw<strong>in</strong>digkeit, genügend Abstand und Konzentration auf den Verkehr die<br />

oftmals entscheidenden zusätzlichen Sicherheitsreserven geschaffen werden können, tönt<br />

wie e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>senwahrheit, kann aber unter Umständen über Leben oder Tod entscheiden!<br />

Präventive Maßnahmen umfassen die folgenden Gebiete:<br />

Verkehrsregelung<br />

• Dosiersystem mit permanenter Videoüberwachung UND -aufzeichnung<br />

• Ke<strong>in</strong> Gegenverkehr <strong>in</strong> längeren Tunnels<br />

• M<strong>in</strong>imalabstand 150 m für den Schwerverkehr<br />

• (Halb-)Barrieren und Signalisation (Ampeln) zur Sperrung des Tunnels bei<br />

Unfall/Brand/evtl. Stau<br />

• Polizeibeamte vor Ort<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 56


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Signalisation<br />

• Abstandsmarkierungen auf den Fahrbahnen alle 50 m<br />

• Regelmäßige Anzeige der Distanzen bis zu den Tunnelenden<br />

• Auffälligkeit der Leitl<strong>in</strong>ien am Rand verstärken zur optischen Führung entlang des<br />

Fahrbahnrandes, ke<strong>in</strong>e Überbetonung der Mittelleitl<strong>in</strong>ien<br />

• Akustische Warne<strong>in</strong>richtung beim Be- und Überfahren der Leitl<strong>in</strong>ien („Ratterl<strong>in</strong>ien“,<br />

Sicherheitsl<strong>in</strong>ien mit Stufenmarkierungen)<br />

• Vermeiden von längeren monotonen Tunnelstrecken durch ändernde Beleuchtung,<br />

Gestaltung<br />

Verbesserungen an den Fahrzeugen<br />

• Abstandsmanager und Spurmanager für Lastwagen und Cars (z.B. Mercedes<br />

Actros)<br />

• Batterietrennschalter bei Kollision oder Überschlag (Tiltschalter wie bei<br />

Rallyefahrzeugen, Crashsensoren)<br />

• Brandunterdrückungssysteme auf Lastwagen und Cars<br />

• Unfalldatenschreiber für Schwerverkehr obligatorisch<br />

Maßnahmen zur Schadensbewältigung umfassen die folgenden Gebiete:<br />

Fluchtwege<br />

• Pannenstreifen <strong>in</strong> allen Tunnels vorsehen (Zugang für Rettungskräfte und<br />

Fluchtwege)<br />

• Blitzlichter zur optischen Führung bei Brand resp. Evakuierung<br />

• Beleuchtung der Bedienelemente der Türen<br />

Information der Verkehrsteilnehmer<br />

• RDS Tunnelradio mit Zwangse<strong>in</strong>schaltung des Autoradios<br />

• Automatisches Stauende-Warnsystem mit dynamischer Signalisation<br />

• Automatische Warndurchsagen durch Leitsystem ausgelöst (Brand, Evakuierung,<br />

Stau etc.)<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 57


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Zusammenfassung<br />

Das Hauptrisiko im Verkehr und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Tunnelsituationen ist der Mensch als Fahr-<br />

zeuglenker. Durch die Bee<strong>in</strong>flussung se<strong>in</strong>es Verhaltens kann die beste Präventionswirkung<br />

erzielt werden.<br />

Daneben gilt es, alle möglichen technischen präventiven Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Schlussendlich s<strong>in</strong>d die Maßnahmen zur Schadensbewältigung nach e<strong>in</strong>em Ereignis zu<br />

optimieren.<br />

Dr. Werner Gratzer<br />

DWG - Sachverständigenbüro Gratzer<br />

5110 Oberndorf, Weitwörth 10<br />

06272 / 77 363 oder 0664 / 34 22 155<br />

E-Mail: dwg@analyzer.at<br />

GRATZER, Werner – Analyse von Kollisionen mit Nutzfahrzeugen Seite 58


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26. Februar 2005, Wien<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Ernst PFLEGER / DI Hannes GLASER<br />

EPIGUS-Institut für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung<br />

Blicktechnische und fahrdynamische Grenzbereiche bei<br />

Kurvenfahrten zur Aufklärung von Abkommensunfällen<br />

Allgeme<strong>in</strong>es zur Navigation <strong>in</strong> Kurven ............................................................................... 59<br />

Verbesserung der optischen Führung und<br />

Blickuntersuchungen mit dem viewpo<strong>in</strong>tsystem ........................................................... 61<br />

Simulationen zur Bestimmung der fahrdynamischen Grenzbereiche (Bsp. A2 - Wechsel) 65<br />

Bestimmung der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten.................................................................. 65<br />

Fahrstreifenwechselmanöver <strong>in</strong> Kurven ..................................................................... 68<br />

Ergebnis der Untersuchungen mithilfe der Simulation ................................................ 72<br />

Allgeme<strong>in</strong>es zur Navigation <strong>in</strong> Kurven<br />

Die Navigation <strong>in</strong> Kurven erfolgt über ständige Blicksprünge zwischen Fixationszielen, die<br />

entscheidend s<strong>in</strong>d, ob Fahrzeuglenker die Krümmungsverhältnisse im Streckenabschnitt<br />

richtig erkennen können. Dabei zeigen sich typische sägezahnartige Blickfolgen, um den<br />

Fahrraum und die weitere L<strong>in</strong>ienführung zu erfassen (siehe Abbildung 1).<br />

Es zeigen sich jedoch gerade <strong>in</strong> Bezug auf Kurvenfahrten immer wieder große Probleme,<br />

die <strong>in</strong> weiterer Folge zu Abkommensunfällen führen können. Ursachen dafür s<strong>in</strong>d nicht an<br />

die lokalen Verhältnisse angepasste Geschw<strong>in</strong>digkeiten aber auch wahrnehmungs-<br />

technische Mängel, die zu e<strong>in</strong>er Fehle<strong>in</strong>schätzung der Situation führen. Dabei werden<br />

e<strong>in</strong>erseits die Krümmungsverhältnisse unterschätzt – d.h. es wird e<strong>in</strong> größerer Radius<br />

erwartet – und andererseits der Krümmungsbeg<strong>in</strong>n nicht richtig erkannt wird, sodass die<br />

E<strong>in</strong>lenkung zu spät erfolgt.<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 59


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

19<br />

Legende:<br />

Fahrbahn nah<br />

Fahrbahn fern<br />

Fahrbahn Scheitelpunkt<br />

17<br />

14<br />

Ausfahrt<br />

15<br />

Ausfahrt<br />

12<br />

18<br />

8<br />

Straße<br />

16<br />

9<br />

5<br />

11<br />

1<br />

13<br />

6<br />

2<br />

4<br />

10<br />

Spiegel<br />

7<br />

3<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 60<br />

Feldweg<br />

Feldweg<br />

1<br />

3<br />

2<br />

5<br />

Feldweg<br />

Abbildung 1: typische Navigationsstrukturen <strong>in</strong> Kurven<br />

4<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Leitschiene<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

15<br />

14<br />

Legende:<br />

Fahrbahn nah<br />

Fahrbahn fern<br />

Fahrbahn Scheitelpunkt<br />

Untersuchungen der Zusammenhänge zwischen Kurvenradius, Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

und E<strong>in</strong>lenkverspätungen mithilfe der EDV-Simulation haben gezeigt, dass bereits sehr<br />

kurze E<strong>in</strong>lenkverspätungen im Bereich von mehreren Zehntelsekunden ausreichen, die<br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeit der sicheren Befahrbarkeit des Kurvenbereichs rapide herabzu-<br />

setzen. Dies ergibt sich bei E<strong>in</strong>lenkverspätungen aufgrund des wesentlich engeren<br />

Kurvenradius, der am Beg<strong>in</strong>n der Bogenfahrt gewählt werden muss, um die gewollte<br />

Fahrl<strong>in</strong>ie zu halten.<br />

In Abbildung 2 ist e<strong>in</strong> Beispiel dieser Simulationsreihen dargestellt, wobei folgende Grenz-<br />

Fahrzustände betrachtet wurden:<br />

1. Maximale Geschw<strong>in</strong>digkeit bei sicherer Kurvenfahrt (Kurvengrenzgeschw<strong>in</strong>digkeit)<br />

=> Fahrzeug bleibt steuerbar und Fahrspur wird nicht verlassen<br />

2. Mitbenützen des äußeren Fahrstreifens (Überfahren der Mittell<strong>in</strong>ie)<br />

=> Überragen der Mittell<strong>in</strong>ie bis 0,5 m<br />

<strong>3.</strong> Abkommen von der Straße (Überfahren des Banketts)<br />

=> H<strong>in</strong>ausgetragenwerden über den Gegenfahrstreifen


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit [km/h]<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeit für sicheres Fahren<br />

E<strong>in</strong>lenkverspätung [s}<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7<br />

R = 150 m R = 200 m R = 250 m<br />

R = 150 m y = -25x + 103 Bestimmtheitsmaß R 2 = 1<br />

R = 200 m y = -25x + 112 Bestimmtheitsmaß R 2 = 1<br />

R = 250 m y = -25x + 121 Bestimmtheitsmaß R 2 = 1<br />

Abbildung 2: Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeit für sichere Kurvenfahrt <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />

E<strong>in</strong>lenkverspätung für R = 150 m bis R = 250 m<br />

Die grundsätzliche Frage <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist, wodurch diese E<strong>in</strong>lenk-<br />

verspätungen entstehen können. Betrachtet man dabei den Zeit- und Wegbedarf zum<br />

Erkennen e<strong>in</strong>er Kurve, wird offensichtlich, dass die Krümmungsverhältnisse bei e<strong>in</strong>er<br />

Annäherungsgeschw<strong>in</strong>digkeit von 100 km/h spätestens 70 m vor dem Erreichen des<br />

Bogenanfangs erkannt werden müssen.<br />

1. Wahrnehmungsverzögerung 0,4 s 11 m<br />

2. Reaktion 1,0 s 28 m<br />

<strong>3.</strong> technische Aktion (Lenken) 1,0 s 28 m<br />

Summe 2,4 s 67 m<br />

S<strong>in</strong>d vor Ort unzureichende Informationen über die Krümmungsverhältnisse oder<br />

Fehlführungen vorhanden, ist die gesicherte Wahrnehmbarkeit und Erkennbarkeit der<br />

L<strong>in</strong>ienführung nicht mehr gegeben und Defizite entstehen, die im ungünstigsten Fall zu<br />

e<strong>in</strong>em Abkommensunfall führen.<br />

Verbesserung der optischen Führung und Blickuntersuchungen mit dem<br />

viewpo<strong>in</strong>tsystem<br />

R=250m<br />

R=200m<br />

R=150m<br />

Die Gefahr der unzureichenden Informationsdarbietung ist besonders bei Dunkelheit<br />

gegeben. Aufgrund des begrenzten ausgeleuchteten Bereichs vor dem Fahrzeug bei<br />

Nutzung des Abblendlichts und des Fernlichts können viele Informationsträger – die bei Tag<br />

zusätzliche Führungsmarken darstellen – nicht mehr erkannt werden. Speziell bei<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 61


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L<strong>in</strong>ksbögen ergeben sich durch die asymmetrische Ausleuchtung des Abblendlichts weite<br />

Bereiche, die nicht e<strong>in</strong>gesehen werden können (Abbildung 3).<br />

Abbildung 3: Sicht unter Abblendlicht bei Kurvenfahrt sowie <strong>in</strong> der Annäherung am<br />

Beispiel R = 100 m und R = 150 m. Der e<strong>in</strong>getragene W<strong>in</strong>kel von 20° kennzeichnet<br />

den Bereich, <strong>in</strong> dem die Leuchtdichte ausreicht, um retroreflektierende Flächen aufgrund<br />

ihrer Leuchtstärke sowie aufgrund ihrer Position im Sichtfeld wahrzunehmen.<br />

Es zeigt sich bei Dunkelheit auch deutlich, dass die Entfernungen zu beachteten Punkten,<br />

die die Navigation unterstützen, deutlich abnehmen. Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Forschungsarbeit<br />

verdeutlichen diese Verschiebung <strong>in</strong> den fahrzeugnahen Bereich, der vom Sche<strong>in</strong>werfer-<br />

kegel ausgeleuchtet wurde (siehe Abbildung 4).<br />

Prozentuale Verteilung der<br />

Fahrbahnfixationen [%]<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

A01<br />

Tag Nacht<br />

Fahrbahn_nah<br />

Fahrbahn_SP<br />

Fahrbahn_fern<br />

Abbildung 4: Verschiebung der Fixationspunkte <strong>in</strong> den fahrzeugnahen Bereich bei Dunkelheit<br />

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In den besonders ungünstigen L<strong>in</strong>kskurven mit engen Krümmungsradien besteht die<br />

Möglichkeit der besseren Kennzeichnung nur mithilfe von selbstleuchtenden oder retro-<br />

reflektierenden Elementen, die e<strong>in</strong>e entsprechende optische Überschwelligkeit aufweisen.<br />

Weiters wurde im Rahmen der Blickuntersuchungen erkannt, dass dem Fahrzeuglenker<br />

m<strong>in</strong>destens 6 (besser noch 8) Führungselemente zur Verfügung stehen müssen, damit er<br />

den Krümmungsverlauf e<strong>in</strong>deutig und rechtzeitig erkennen kann. Die daraus resultierende<br />

Frage nach den optimalen Abständen wurde mithilfe e<strong>in</strong>es grafischen Verfahrens gelöst und<br />

ist <strong>in</strong> der folgenden Abbildung beispielhaft dargestellt.<br />

optimaler Abstand [m]<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Zweirichtungsverkehr: optimaler Abstand von<br />

Führungsmarken <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Kurvenradius<br />

(6 bzw. 8 Elemente sichtbar)<br />

optimaler Abstand 6 Elemente<br />

optimaler Abstand 8 Elemente<br />

Trendl<strong>in</strong>ie (Potenziell) 6 Elemente<br />

Trendl<strong>in</strong>ie (Potenziell) 8 Elemente<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Kurvenradius [m]<br />

Trendl<strong>in</strong>ie (Potenziell) 6 Elemente: y = 0,8781 x 0,5423 R² = 1,0000<br />

Trendl<strong>in</strong>ie (Potenziell) 8 Elemente: y = 0,6272 x 0,5423 R² = 1,0000<br />

Abbildung 5: Optimaler Abstand der Führungsmarken <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Kurvenradius<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er weiteren Forschungsarbeit wurden die am Markt<br />

erhältlichen Modelle sowie e<strong>in</strong> neu entwickelter Reflektor<br />

(vps*DELTAmarker) getestet und bewertet (Abbildung 6), wobei besonderer<br />

Wert auf die Erkennbarkeit von Elementen im h<strong>in</strong>teren Kurvenbereich gelegt<br />

wurde. Aufgrund der großen Reflektorfläche und der Neigung der<br />

Seitenflächen hat das neuentwickelte Element die mit Abstand besten<br />

Ergebnisse erzielt. Die Anbr<strong>in</strong>gung dieses Reflektors kann<br />

auf normalen Leitpflöcken erfolgen, es können jedoch auch<br />

Betonleitwände ausgestattet werden.<br />

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„Gut Gut sichtbar“ sichtbar<br />

• vps*DELTA vps DELTAmarker marker<br />

• 3M Reflektor groß gro „BLR BLR 250“ 250<br />

• 3M Reflektor groß, gro , mit Pfeil „BLR BLR 250-W<strong>in</strong>kelbake<br />

250 W<strong>in</strong>kelbake“<br />

„Schlecht Schlecht sichtbar“ sichtbar<br />

• 3M Reflektor kle<strong>in</strong>, seitlich seitlich „BLR BLR 150“ 150<br />

• Swareflex Wallflex Wallflex<br />

• Swareflex Reflektor kle<strong>in</strong>, kle<strong>in</strong>, seitlich seitlich „3350 3350“<br />

Bodennägel Bodenn gel und Markierungskn<br />

Markierungsknöpfe pfe wurden aufgrund der<br />

schlechten Ergebnisse ausgenommen!<br />

Abbildung 6: Bewertung der getesteten Reflektoren<br />

Das folgende Beispiel zeigt die Wirkung dieser neuen Elemente anhand e<strong>in</strong>er umgestalteten<br />

Kurve auf der B 27 <strong>in</strong> Niederösterreich.<br />

vor der Maßnahmensetzung nach der Maßnahmensetzung<br />

Maßnahmensetzung<br />

Abbildung 7: Neuausstattung e<strong>in</strong>er Kurve der B 27 mit vps*DELTAmarkern<br />

<strong>in</strong> verdichteter Aufstellung<br />

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Simulationen zur Bestimmung der fahrdynamischen Grenzbereiche<br />

Aufgrund der großen Anzahl an Abkommensunfällen im Untersuchungsabschnitt wurden<br />

Reihensimulationen mit dem Programm PC-Crash durchgeführt. Dabei sollten folgende<br />

Fragestellungen geklärt werden:<br />

• Ermittlung der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten bei unterschiedlichen Fahrbahnzuständen<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von der E<strong>in</strong>lenkverspätung.<br />

• Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses ger<strong>in</strong>ger Ungenauigkeiten im E<strong>in</strong>lenkvorgang.<br />

• Simulation von Fahrstreifenwechselvorgängen zur Herausarbeitung spezieller<br />

Problematiken.<br />

In Summe wurden im Rahmen des Projekts 250 optimierte Simulationen auf e<strong>in</strong>em<br />

dreidimensionalen Geländemodell der ungünstigsten Kurve (R=450 m, Querneig. = 5,6%,<br />

Längsneig. = -3,4%) durchgeführt!<br />

Bestimmung der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten (Bsp. A2 - Wechsel)<br />

Basierend auf den zulässigen Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeiten von 130 km/h auf trockener<br />

Fahrbahn und 80 km/h bei Nässe wurde die Geschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>es durchschnittlichen Pkw-<br />

Fahrzeuges <strong>in</strong> 10 km/h-Schritten erhöht und das Verhalten des Fahrzeugs untersucht. Als<br />

Beurteilungskriterien wurden das sichere Halten der Fahrl<strong>in</strong>ie ohne unkontrollierte<br />

Bewegungsabläufe des Fahrzeuges und ohne Spurenabzeichnung (e<strong>in</strong>gestellt auf 85% der<br />

zur Verfügung stehenden Bodenhaftung (0,85*mü*Fs0)) herangezogen.<br />

Als kritische Punkte, die zu e<strong>in</strong>er negativen Bewertung der Fahrl<strong>in</strong>ie führen, können die<br />

Szenarien „Abkommen vom Fahrstreifen nach rechts“ und „Abkommen auf den l<strong>in</strong>ken<br />

Fahrstreifen“ def<strong>in</strong>iert werden. Bei beiden Grenzfällen wird e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Überragen der<br />

Fahrstreifenbegrenzung von 50 cm toleriert. Der E<strong>in</strong>lenkpunkt und der Lenkw<strong>in</strong>kel werden<br />

vor der Berechnung manuell vorgegeben, <strong>in</strong> der Simulation wird dann programm<strong>in</strong>tern<br />

versucht, die Fahrl<strong>in</strong>ie unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>er realistischen Fahrdynamik zu halten. Ist<br />

dies aufgrund der vorgegebenen Parameter (Geschw<strong>in</strong>digkeit, Radius, E<strong>in</strong>lenkpunkt,...)<br />

nicht möglich, führt die Bewegung des Fahrzeuges zu e<strong>in</strong>em Verlassen der Fahrspur.<br />

Das E<strong>in</strong>lenken <strong>in</strong> die Kurve erfolgt <strong>in</strong> der Weise, dass <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Sekunde nach Beg<strong>in</strong>n<br />

des E<strong>in</strong>lenkvorganges der angestrebte Lenkw<strong>in</strong>kel (und damit der angestrebte Kurven-<br />

radius) erreicht wird. Der Beg<strong>in</strong>n des E<strong>in</strong>lenkens wird damit abhängig von der<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit. Je schneller gefahren wird, desto früher muss mit dem E<strong>in</strong>lenken<br />

begonnen werden, um richtig <strong>in</strong> die Kreisbahn e<strong>in</strong>lenken zu können.<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 65


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Wie bereits ausgeführt, ist der E<strong>in</strong>lenkpunkt bei konstanter E<strong>in</strong>lenkzeit von 1 s für jede<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit gesondert zu ermitteln. Dieser wird danach je nach Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und untersuchter E<strong>in</strong>lenkverspätung (<strong>in</strong> 0,1 s-Inkrementen) <strong>in</strong> Richtung Krümmungsbeg<strong>in</strong>n<br />

verschoben. Als E<strong>in</strong>lenkverspätung wird dabei jene Zeitspanne bezeichnet, die zwischen<br />

dem optimalen und dem für die jeweilige Simulation kennzeichnenden E<strong>in</strong>lenkzeitpunkt<br />

verstreicht.<br />

Um nicht nur den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es zu späten Lenkmanövers beurteilen zu können wurden<br />

weitere Simulationsreihen gefahren, bei welchen der ermittelte optimale Lenkw<strong>in</strong>kel um 10%<br />

erhöht wurde. In Anbetracht der ger<strong>in</strong>gen notwendigen Lenkraddrehungen ist diese<br />

Ungenauigkeit beim E<strong>in</strong>lenkvorgang durchaus zu erwarten.<br />

Die Simulationen wurden sowohl für trockene als auch für nasse Fahrbahn durchgeführt. Als<br />

Grundlage für die Simulationen bei trockenen Verhältnissen wurde e<strong>in</strong> globaler Reibbeiwert<br />

der Fahrbahn von 0,8 angenommen, bei Nässe 0,5. Lokale Störungszonen (z.B. Spur-<br />

r<strong>in</strong>nen) wurden im Simulationsprogramm durch Reibungspolygone vorgegeben, die e<strong>in</strong>en<br />

anderen als den globalen Reibwert aufweisen. Für die Simulationen mit wassergefüllten<br />

Spurr<strong>in</strong>nen wurde e<strong>in</strong> lokal begrenzter Wert von 0,1 angenommen.<br />

Die Untersuchungen für trockene Fahrbahn brachten das <strong>in</strong> Abbildung 8 dargestellte<br />

Ergebnis, auf nasser Fahrbahn wurden die Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten der Abbildung 9<br />

erhalten (+/- 5 km/h).<br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeit [km/h]<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten bei trockener Fahrbahn<br />

und unterschiedlichen E<strong>in</strong>lenkverspätungen<br />

Trocken, optimierte Lenkung<br />

Trocken, zu starke Lenkung<br />

L<strong>in</strong>ear (Trocken, optimierte Lenkung)<br />

Polynomisch (Trocken, zu starke Lenkung)<br />

0<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

E<strong>in</strong>lenkverspätung [s]<br />

Trend L<strong>in</strong>ear (Trocken, optimierte Lenkung): y = -100x + 205 R² = 1,000<br />

Trend Polynomisch (Trocken, zu starke Lenkung): y = 40,793x 3 +1,7483x 2 -152,33x+208,43 R² = 0,9888<br />

Abbildung 8: Vergleich der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten auf trockener Fahrbahn<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 66


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeit [km/h]<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten bei nasser Fahrbahn<br />

Nass +10%<br />

Nass<br />

Nass mit Spurr<strong>in</strong>ne<br />

Polynomisch (Nass +10%)<br />

Polynomisch (Nass)<br />

Polynomisch (Nass mit Spurr<strong>in</strong>ne)<br />

0<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

E<strong>in</strong>lenkverspätung [s]<br />

Trend Polynomisch (Nass): y = -39,627x 2 - 27,646x + 166,33 R² = 0,9730<br />

Trend Polynomisch (Nass +10%): y = -17,483x 2 - 56,154x + 168,29 R² = 0,9836<br />

Trend Polynomisch (Nass mit Spurr<strong>in</strong>nen): y = -29,138x 2 + 4,5921x + 115,63 R² = 0,8990<br />

Abbildung 9: Vergleich der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten auf nasser Fahrbahn<br />

Als Ergebnis der Untersuchung der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />

E<strong>in</strong>lenkverspätung konnte folgendes festgestellt werden:<br />

• Unter E<strong>in</strong>haltung der vorgeschriebenen Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit von 130 km/h auf<br />

trockener Fahrbahn ist e<strong>in</strong> gefahrloses Durchfahren der Kurve mit optimal<br />

gewähltem Lenke<strong>in</strong>schlag auch bei E<strong>in</strong>lenkverspätungen von 0,7-0,8 s möglich.<br />

Erfolgt e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügig zu starke E<strong>in</strong>lenkbewegung, s<strong>in</strong>kt die maximal mögliche<br />

E<strong>in</strong>lenkverspätung auf e<strong>in</strong>en Wert von 0,5-0,6 Sekunden.<br />

• Unter E<strong>in</strong>haltung der vorgeschriebenen Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit von 80 km/h ist e<strong>in</strong><br />

sicheres Befahren der Kurve trotz E<strong>in</strong>lenkverspätungen von über 1,0 s möglich.<br />

• In Zusammenhang mit den Spurr<strong>in</strong>nen wirken sich E<strong>in</strong>lenkverspätungen bis zu<br />

e<strong>in</strong>er gewissen Größenordnung positiv aus, da dann der Bereich zwischen<br />

Fahrstreifenbegrenzung und Spurr<strong>in</strong>ne befahren wird.<br />

Es ist daher davon auszugehen, dass weniger die Geschw<strong>in</strong>digkeiten für die hohe<br />

Anzahl an Abkommensunfällen verantwortlich s<strong>in</strong>d, sondern dass andere<br />

Grenzbereiche im fahrdynamischen Ablauf überschritten werden! Aus diesem Grund<br />

wurden Fahrstreifenwechselvorgänge im Kurvenbereich im Detail untersucht!<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 67


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Fahrstreifenwechselmanöver <strong>in</strong> Kurven<br />

Aufgrund der Ergebnisse der Grenzgeschw<strong>in</strong>digkeitsuntersuchung wurden weitere<br />

Simulationen durchgeführt, um auch die fahrdynamischen Zusammenhänge bei Fahr-<br />

streifenwechselvorgängen <strong>in</strong> Kurvenbereichen im Detail zu betrachten.<br />

Ausgehend von den höchstzulässigen Geschw<strong>in</strong>digkeiten für die Fahrbahnzustände<br />

„Trocken“ und „Nass“ wurden die Abhängigkeiten im Lenkverhalten bei der zulässigen und<br />

bei leicht überhöhten Geschw<strong>in</strong>digkeiten ermittelt. Als Grundannahme wurde dabei<br />

getroffen, dass der Fahrstreifenwechselvorgang erst im späteren Verlauf der Bogenfahrt<br />

stattf<strong>in</strong>det, wenn der Lenke<strong>in</strong>schlag und die Querbeschleunigung bereits konstant s<strong>in</strong>d.<br />

Als konstanter Wert für den Fahrstreifenwechsel wurde e<strong>in</strong>e Zeitspanne von 3 Sekunden<br />

angenommen, <strong>in</strong> welcher das Fahrzeug den Fahrstreifenwechsel praktisch beendet hat und<br />

sich bereits vollständig auf dem kurvenäußeren Fahrstreifen bef<strong>in</strong>det. Dieser Wert deckt sich<br />

mit Angaben aus der Sachverständigenliteratur (z.B. 3 ) für normale, nicht abrupt<br />

durchgeführte Fahrstreifenwechselmanöver und wurde mithilfe von Simulationen auf<br />

gerader Strecke verifiziert. Die zeitliche Verteilung der Lenkmanöver (Auslenken und<br />

Zurücklenken) wurde dabei gleichmäßig verteilt angenommen (1:1).<br />

Bei den Erstversuchen der Umsetzung dieser Vorsimulationen auf e<strong>in</strong> Fahrmanöver im<br />

Bogen hat sich gezeigt, dass e<strong>in</strong>e gleichmäßige Verteilung der Lenke<strong>in</strong>schläge und vor<br />

allem der Zeiten, <strong>in</strong> welchen der Lenke<strong>in</strong>schlag konstant gehalten wird, nicht s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />

Durch die bereits wirksame Querkraft darf der erste Lenkvorgang (Auslenken) nur verkürzt<br />

ausgeführt werden, h<strong>in</strong>gegen muss das folgende stärkere E<strong>in</strong>schlagen auch die noch<br />

wirksame Querbeschleunigung überw<strong>in</strong>den und damit stärker ausfallen. Um diese<br />

Zusammenhänge zu berücksichtigen, wurde die zeitliche Verteilung der Lenke<strong>in</strong>schläge auf<br />

1 s für das Auslenken und 2 s für das Zurücklenken geändert (1:2). Danach wird wieder e<strong>in</strong><br />

Lenke<strong>in</strong>schlag gewählt, der e<strong>in</strong>e konstante Fahrt auf der Kreisbahn ermöglicht. Die<br />

Stellzeiten für die Lenkung wurden analog zu den Untersuchungen der E<strong>in</strong>lenkvorgänge mit<br />

1 s konstant vorgegeben.<br />

Es zeigen sich im Vergleich der unterschiedlichen zeitlichen Verteilungen von 1:1 und 1:2<br />

deutliche Änderungen im Verlauf der Querbeschleunigungen bei ansonsten identen<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen. So nimmt der Maximalwert der auftretenden Querbeschleunigung durch<br />

das kürzere Auslenken um etwa 25% ab (siehe Abbildungen 10 und 11).<br />

3 Danner, M., Halm, J.: „Technische Analyse von Verkehrsunfällen“, Eurotax AG, Pfäffikon (CH) 1994<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 68


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

-0.50<br />

-1.00<br />

-1.50<br />

-2.00<br />

-2.50<br />

-<strong>3.</strong>00<br />

-<strong>3.</strong>50<br />

-4.00<br />

-4.50<br />

-5.00<br />

-5.50<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18<br />

m/s²<br />

2<br />

Abbildung 10: Querbeschleunigungsverlauf des Fahrstreifenwechsels im Bogen mit gleichmäßig (1:1)<br />

verteilten Lenkmanövern (130 km/h, Auslenkw<strong>in</strong>kel 0,00°; max. Querbeschleunigung -5,70 m/s²)<br />

Abbildung 11: Querbeschleunigungsverlauf des Fahrstreifenwechsels im Bogen mit ungleichmäßig<br />

(1:2) verteilten Lenkmanövern (130 km/h, Auslenkw<strong>in</strong>kel 0,00°; max. Querbeschleunigung -4,30 m/s²)<br />

Anzumerken ist, dass bei dieser zeitlichen Verteilung das Zurücklenken bereits dann<br />

beg<strong>in</strong>nen muss, wenn das Fahrzeug noch nicht e<strong>in</strong>mal die Leitl<strong>in</strong>ie zwischen den<br />

Fahrstreifen erreicht hat (Abbildung 12)!<br />

Bei den Untersuchungen hat sich gezeigt, dass gerade auf trockener Fahrbahn bei höheren<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten nahezu ke<strong>in</strong>e Fahrstreifenwechselmanöver <strong>in</strong>nerhalb von 3,0 s möglich<br />

s<strong>in</strong>d. Die stärkste Abhängigkeit ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang mit dem Lenke<strong>in</strong>schlag<br />

gegeben, der beim Auslenken am Beg<strong>in</strong>n des Manövers gewählt wird. Ist dieser nur<br />

ger<strong>in</strong>gfügig zu groß, muss der Folgee<strong>in</strong>schlag so stark erfolgen, dass die Quer-<br />

beschleunigung deutlich ansteigt und den vorgegebenen Grenzwert von 4,50 m/s²<br />

übersteigt oder unkontrollierte Bewegungsabläufe beim Zurücklenken die Folge s<strong>in</strong>d.<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 69<br />

sec<br />

2 - 1 AQ


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

konstante Bogenfahrt am<br />

rechten Fahrstreifen<br />

Beg<strong>in</strong>n Auslenkvorgang<br />

für 1 s, mit Stellzeit 1 s<br />

Beg<strong>in</strong>n Zurücklenken unmittelbar<br />

nach dem Erreichen des<br />

Auslenke<strong>in</strong>schlags für 2 s, mit<br />

e<strong>in</strong>er Stellzeit von 1 s<br />

Abgeschlossener<br />

Fahrstreifenwechsel nach 3 s<br />

und Änderung des Lenkw<strong>in</strong>kels<br />

auf den notwendigen<br />

Korrekture<strong>in</strong>schlag<br />

Abbildung 12: Aufteilung der Sequenzen im Fahrstreifenwechselmanöver (1:2)<br />

In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d beispielsweise die Ergebnisse für e<strong>in</strong> Fahrstreifenwechselmanöver auf<br />

trockener Fahrbahn mit 130 km/h dargestellt. (Anm.: Lenkw<strong>in</strong>kel bei konst. Bogenfahrt: -0,31)<br />

Tabelle 1: Fahrstreifenwechselvorgänge mit 130 km/h auf trockener Fahrbahn mit<br />

Variation des Auslenkw<strong>in</strong>kels<br />

Lenkw<strong>in</strong>kel<br />

Auslenken [°]<br />

(Stellzeit 1 s)<br />

Spurkreisradius<br />

Auslenken [m]<br />

Lenkw<strong>in</strong>kel<br />

Rücklenken [°]<br />

(Stellzeit 1 s)<br />

Spurkreisradius<br />

Rücklenken [m]<br />

Sequenzdauer<br />

Rücklenken [s]<br />

Folgee<strong>in</strong>schlag<br />

für Fahrt auf<br />

Kreisbahn [°]<br />

maximale Querbeschl.<br />

[m/s²]<br />

-0,25 Re R=619 m ---- ---- ---- ---- +/-<br />

-0,20 Re R=774 m ---- ---- ---- ---- +/-<br />

-0,15 Re R=1032 m ---- ---- ---- ---- +/-<br />

-0,10 Re R=1567 m ---- ---- ---- ---- +/-<br />

-0,05 Re R=3094 m -0,44 Re R=352 m 2,0 -0,32 -3,90 +<br />

0,00 gerade -0,50 Re R=310 m 2,0 -0,25 -4,30 +<br />

+0,05 Li R=3094 m -0,56 Re R=277 m 2,0 -0,20 -4,75 -<br />

+0,10 Li R=1567 m -0,62 Re R=250 m 2,0 -0,15 -5,15 -<br />

+0,15 Li R=1032 m -0,74 Re R=214 m 2,0 +0,25 -5,85 --<br />

+0,20 Li R=774 m ---- ---- ---- ---- --<br />

Bewertung: +/- ........Auslenken zu ger<strong>in</strong>g, Fahrstreifenwechsel <strong>in</strong> 3 s nicht möglich<br />

+ ..........Fahrstreifenwechsel <strong>in</strong> 3 s ohne Gefährdung möglich<br />

-...........Überschreiten der Grenze der Querbeschl. von 4,50 m/s²<br />

-- ..........starkes Gegenlenken notwendig - Gefahr der Überreaktion<br />

In dieser Tabelle zeigt sich e<strong>in</strong>deutig, dass der mögliche Bereich der Lenkw<strong>in</strong>keländerung<br />

für e<strong>in</strong> Fahrstreifenwechselmanöver <strong>in</strong>nerhalb von 3 s sehr eng begrenzt ist. Besonders<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 70<br />

Bewertung


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

auffällig ist, dass bereits bei 1 s dauernden Auslenkvorgängen mit e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von mehr<br />

als +0,10° (E<strong>in</strong>schlag nach L<strong>in</strong>ks) e<strong>in</strong> sicherer Fahrstreifenwechsel unmöglich wird.<br />

Zieht man als zusätzliches Bewertungskriterium die maximal auftretende Quer-<br />

beschleunigung heran, wird der günstige Bereich noch weiter e<strong>in</strong>geschränkt. Selbst bei<br />

ger<strong>in</strong>gen Auslenkw<strong>in</strong>keln von +0,05° bzw. +0,10° treten maximale Fliehbeschleunigungen<br />

größer 4,50 m/s² auf. Der günstige Bereich des Auslenkw<strong>in</strong>kels für den Fahrstreifenwechsel<br />

bei 130 km/h <strong>in</strong>nerhalb von 3,0 s umfasst nur noch Lenkbewegungen mit W<strong>in</strong>keln von<br />

-0,05°und 0,00° (geradeaus).<br />

Dies verdeutlicht, dass für Fahrstreifenwechselvorgänge <strong>in</strong> Kurvenbereichen<br />

vollkommen andere Gesetzmäßigkeiten <strong>in</strong> Bezug auf die Lenkmanöver gelten, als <strong>in</strong><br />

geraden Streckenabschnitten. Durch die wesentlich größere Häufigkeit von<br />

Fahrstreifenwechseln bzw. Überholvorgängen auf Geraden können somit die vom<br />

Fahrzeuglenker e<strong>in</strong>gelernten – auf gerade Bereiche optimierte – Handlungsabläufe zu<br />

großen Problemen und Sicherheitsgefährdungen führen. Dies gilt <strong>in</strong> besonderem<br />

Maße für unrout<strong>in</strong>ierte Fahrzeuglenkern!<br />

Als Ergebnis der Untersuchung der Fahrstreifenwechselmanöver können folgende<br />

Schlussfolgerungen getroffen werden:<br />

Trockene Fahrbahn - Untersuchte Geschw<strong>in</strong>digkeiten 130 / 140 / 150 km/h<br />

• Bereich der Lenkw<strong>in</strong>kel für das Auslenken, um den Fahrstreifenwechsel <strong>in</strong>nerhalb<br />

von 3,0 s abzuschließen, ist sehr kle<strong>in</strong>.<br />

• Bei 150 km/h ist ke<strong>in</strong> sicherer Fahrstreifenwechsel <strong>in</strong>nerhalb von 3,0 s möglich!<br />

• Beschränkender Faktor ist <strong>in</strong> den meisten Fällen der Grenzwert der<br />

Querbeschleunigung von 4,50 m/s².<br />

Nasse Fahrbahn - Untersuchte Geschw<strong>in</strong>digkeiten: 80 / 90 / 100 / 110 km/h<br />

• Bereich der Lenkw<strong>in</strong>kel für das Auslenken ist im Vergleich zu trockener Fahrbahn<br />

deutlich größer.<br />

• Beschränkender Faktor ist die sichere E<strong>in</strong>haltung der Fahrl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Fahrstreifens und nicht die auftretende Querbeschleunigung.<br />

• Es zeigt sich e<strong>in</strong>deutig der große E<strong>in</strong>fluss der gefahrenen Geschw<strong>in</strong>digkeit!<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 71


<strong>3.</strong> <strong>EVU</strong> – <strong>Verkehrssicherheitssem<strong>in</strong>ar</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

26. Februar 2005, Wien<br />

Ergebnis der Untersuchungen mithilfe der Simulation<br />

• Weniger die hohen Geschw<strong>in</strong>digkeiten als die Lenkmanöver und<br />

Fahrstreifenwechselvorgänge führen zu den größten Gefährdungen<br />

im untersuchten Abschnitt der A2!<br />

• Für Fahrstreifenwechselmanöver müssen von den Fahrzeuglenkern<br />

neue Handlungsmuster erlernt werden, da die Erfahrungen auf<br />

geraden Streckenabschnitten im Bogen zu höheren Gefährdungen<br />

führen!<br />

• Aus diesen Gründen sollten speziell die Fahrstreifenwechsel-<br />

vorgänge <strong>in</strong> unfallträchtigen Kurvenabschnitten mit Radien < 500 m<br />

unterbunden werden!<br />

• Zu beachten ist, dass auch das Rechtsfahrgebot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er engen<br />

L<strong>in</strong>kskurve zu Gefährdungen führen kann! Dieser Fahrvorgang<br />

entspricht fahrdynamisch dem Überholvorgang <strong>in</strong> Rechtskurven.<br />

• Empfohlen wird daher die Anbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er Sperrl<strong>in</strong>ie anstelle der<br />

Leitl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> den kritischen Bereichen!<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ernst Pfleger<br />

Vorsitzender der <strong>EVU</strong>-Ländergruppe <strong>Österreich</strong><br />

Leiter des EPIGUS-Instituts für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung<br />

1030 Wien, Landstraßer Hauptstraße 81 / Stiege 4<br />

01 / 208 90 90 oder 0664 / 20 20 234<br />

E-Mail: epigus@chello.at bzw. sv.pfl@chello.at<br />

Dipl.-Ing. Hannes Glaser<br />

EPIGUS-Institut für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung<br />

1030 Wien, Landstraßer Hauptstraße 81 / Stiege 4<br />

01 / 208 90 90<br />

E-Mail: hannes.glaser@unfallforschung.at<br />

PFLEGER / GLASER – Blicktechnische und fahrdyn. Grenzbereiche bei Kurvenfahrten Seite 72

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