03 - e.wa riss
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12 Handwerk & Handel. Kunststickerei Neff 13<br />
Wo Handwerk<br />
zu Kunst wird.<br />
Flaggen, Wimpel, kirchliche Gewän-<br />
der, Standarten, Messgewänder oder<br />
Baldachine lässt die Kunststickerei<br />
Carl Neff wieder neu aussehen.<br />
> FirMengründer Carl FriedriCh neFF <strong>wa</strong>r ein reger Mensch.<br />
Ein Macher würde man heute sagen. Von Beruf Schreiner und<br />
Blattmacher handelte er auch mit Lein<strong>wa</strong>ndstoffen. Das brachte<br />
ihn 1848 zur Herstellung aufwendig gestalteter kirchlicher Textilien,<br />
sogenannter Paramente. Neff hatte gute Kontakte zum<br />
Heiligen Stuhl in Rom und <strong>wa</strong>r vielfältig sozial engagiert. So<br />
gründete er im Roten Bau eine Frauenarbeitsschule, die bereits<br />
nach dem dualen Prinzip vom Lernen in Theorie und Praxis arbeitete.<br />
Im Krieg von 1870/71 kümmerte er sich um Verwundete<br />
und ließ sie pflegen. Nach seinem Tod wechselten die Inhaber<br />
der Ornatfabrik recht häufig. Unter anderem <strong>wa</strong>r die angesehene<br />
Biberacher Familie Diederich beteiligt. Mitte der 80er-Jahre<br />
wurde Hermann Manall alleiniger Eigner von Fahnen-Neff,<br />
wie die Firma in Biberach heißt.<br />
Drei Kriege hat die älteste Kunststickerei Deutschlands über-<br />
standen. Eine bedenkenswerte Tatsache, da das internationale<br />
Geschäft mit Fahnen unter internationalen politischen Fährnissen<br />
litt. Anfang der 60er-Jahre arbeiteten mehr als 100 Menschen<br />
bei Neff an der Waldseer Straße. Als das Zweite Vatikanische<br />
Konzil das aufwendige Priesterornat zugunsten schlichterer<br />
Messgewänder verbannte, brach dieses florierende Geschäft ein.<br />
80 Mitarbeiter mussten entlassen werden. Die Herstellung<br />
von Fahnen wurde zum Überleben der Firma immer wichtiger.<br />
Hermann Manall kam 1979 dazu. Als gelernter Kaufmann hatte<br />
er zuvor nie et<strong>wa</strong>s mit Stickereien zu tun gehabt. Erfolgreich<br />
nutzte er Chancen in intensivem Vertrieb und geschicktem<br />
Marketing.<br />
Heute hat die Kunststickerei Neff acht Mitarbeiter, davon sechs<br />
in der Produktion. Gestickt wird maschinell sowie in traditioneller<br />
Technik von Hand. Manche Stickmaschine stammt aus der<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde zwischenzeitlich nur mit<br />
einem Elektromotor aufgerüstet. Die solide Neff’sche Handwerks-<br />
kunst ist europaweit berühmt. „Gut gefertigte Fahnen halten<br />
drei Generationen“, so Manall. Dann müssen sie aufgearbeitet<br />
Hermann Manall, alleiniger Eigner von Fahnen-Neff, zeigt eine für einen Männergesangs verein gefertigte Fahne. Alle Exemplare werden in mühevoller Kleinarbeit hergestellt.<br />
werden. In den Firmenräumen harren zahlreiche Fahnen, Baldachine<br />
oder prunkvolle Messgewänder der Restauration: Tuch<br />
erneuern, Hintergründe ausflicken und Stickereien ausbessern.<br />
Kirchliche Aufträge machen heute 15 Prozent des Geschäftsvolumens<br />
aus, dessen Großteil aus der Herstellung von Vereinsfahnen<br />
besteht. Aber auch Firmen und Privatleute kaufen bei Neff.<br />
Natürlich sind auch bedruckte Fahnen im Sortiment. Fahnen-Neff<br />
hat seinen überregional hervorragenden Namen wegen erstklassiger<br />
Qualität und guter handwerklicher Arbeit. „Wir verwenden<br />
bei bedruckten Fahnen ausschließlich deutschen Marken-Polyester,<br />
Fotos: Johannes Riedel<br />
keine China-Ware“, erläutert Hermann Manall. „Die Produkte<br />
sind robust und haltbar.“ Und oft sind sie blau-gelb. Die Schützenfestfahnen<br />
sind den Biberachern wichtig. Traditionsbewusste verlangen<br />
noch heute Baumwollfahnen, oft auch mit dem aufgestickten<br />
Biber, der früher den Ratsherren vorbehalten <strong>wa</strong>r.<br />
Die Kunststickerei Carl F. Neff hat ihre Nische(n) gefunden, steht<br />
auf soliden Beinen und hat einen erstklassigen Ruf. Sie hat eine<br />
schlagkräftige Größe, mit der sie Aufträge rasch und qualitativ<br />
hochwertig erledigen kann. Ein Ende der Fahnenstange ist nicht<br />
in Sicht.<br />
><br />
><br />
kontakt<br />
Carl Neff Kunststickerei e.K.<br />
Inhaber Hermann Manall<br />
Waldseer Straße 24<br />
88400 Biberach<br />
Telefon 07351 6560<br />
Telefax 07351 13419<br />
E-Mail fahnen-neff@t-online.de<br />
www.fahnen-neff.de<br />
Beim Biberacher Traditionsunternehmen sind heute acht Mitarbeiter<br />
beschäftigt, sechs davon in der Produktion.<br />
Volle Konzentration und Präzision sind im Umgang mit der<br />
Nähmaschine wichtig.