04 Spezial. Raumklima Prima Klima! Wenn die Außentemperaturen auf über 30 Grad Celsius klettern, wird es auch in vielen Wohnungen unerträglich <strong>wa</strong>rm. An Energiekosten denkt da niemand. Das ist ein Fehler, meint Professor Klaus Sedlbauer, Experte für nachhaltiges Bauen. Denn <strong>wa</strong>s im Sommer vor Hitze schützt, hält – wenn richtig gemacht – ein Gebäude im Winter mit minimaler Energiezufuhr kuschelig <strong>wa</strong>rm. > die lange siesta der sPanier Hat einen guten grund: Ist es den Menschen nämlich zu heiß, sind sie weniger leistungsfähig. Das gilt für draußen wie für drinnen. Klaus Sedlbauer ist Professor an der Universität Stuttgart und erforscht als Bauphysiker seit Jahren, <strong>wa</strong>s ein gesundes Raumklima ausmacht und wie man es hinbekommt. Sein Fazit: Wer beim Bau und bei der Modernisierung von Gebäuden das Wohlbefinden der Menschen im Blick hat, findet in der Regel gute Lösungen, um im Winter mit minimaler Energiezufuhr auszukommen und es im Sommer trotzdem auf natürliche Art angenehm kühl zu haben. Nützlicher Nebeneffekt: Eine solche Herangehensweise dient auch automatisch dem Klimaschutz – also unserer Lebensqualität von morgen. Ein Drittel des gesamten Energiebedarfs verwenden die Deutschen derzeit noch zum Heizen und zur Warm<strong>wa</strong>sserbereitung. „Dieser Wert muss und kann in den nächsten Jahren drastisch sinken“, erklärt der Experte. > InFO Professor sedlBauers Vision VoM WoHnHaus 2050 Wir werden in kleinen Kraftwerken wohnen, also in Gebäuden, die mehr Energie liefern, als sie verbrauchen. Diese Plusenergiehäuser werden auch unsere Elektroautos auftanken. Sie werden aus Materialien bestehen, die man einfach recyceln kann, weil alle Ressourcen bis dahin knapp sein werden. Kupfer beispielsweise wird 2050 aus dem Baubestand kommen. Unsere Gebäude werden mit intelligenten Techniken ausgestattet sein, die ihre Bewohner unterstützen. Sie werden sich automatisch Witterung und Klima anpassen. Auch werden wir künftig Räume nicht mehr komplett auf 20 Grad heizen, sondern nur dort, wo wir die Temperatur auch brauchen. Wenn zum Beispiel ein Sensor im Schuh kalte Füße signalisiert, schaltet sich kurzfristig und kleinräumig die Heizung unter der Tischplatte an. Mit minimalem energetischen Auf<strong>wa</strong>nd und maximaler Intelligenz werden wir das Optimum an Wohnkomfort für Menschen erreichen. Fotos: Fraunhofer Institut für Bauphysik; Universität Stuttgart Professor Klaus Sedlbauer ist promovierter Physiker und Inhaber des Lehrstuhls für Bauphysik der Universität Stuttgart. Er ist Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Auch die Gründung der Fraunhofer- Allianz BAU ging maßgeblich von ihm aus. Seit 2003 ist er ständiges Mitglied der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamts. Mit Köpfchen ans Werk „Mit am Markt verfügbaren Materialien und Technologien können wir heute bereits Häuser erstellen, die im Jahresmittel mehr Energie in Form von Strom und Wärme erzeugen, als sie selbst brauchen“, betont Klaus Sedlbauer. „Und denkt man bei der Aus<strong>wa</strong>hl der Materialien nicht nur an Dämmung gegen Wärmeverluste, sondern auch an Schutz vor eindringender Hitze im Sommer, hat man mit demselben Investitionsauf<strong>wa</strong>nd bereits beste Voraussetzungen geschaffen für ein ganzjährig angenehmes Raumklima“, erklärt er. Das gelte nicht nur für Neubauten, sondern auch für die energetische Sanierung von bestehenden Häusern, betont der Professor. Gut beraten werden Bauherren und Modernisierer in der Regel auch hierbei von Verbraucherzentralen. Ebenfalls wichtig sei es, für eine ausreichende Belüftung und gesunde Luftfeuchtigkeit zu sorgen. „Wenn der Energiebedarf eines Gebäudes gering sein soll, muss seine Hülle notwendigerweise entsprechend dicht sein“, erläutert der Spezialist. „Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist empfehlenswert“, so der Experte. Diese sorgt für stets frische Raumluft, gewinnt bis zu 97 Prozent der in der Abluft enthaltenen Wärme zurück und filtert Feinstaub und Pollen aus der Luft heraus, <strong>wa</strong>s nicht nur Allergikern gut bekommt. gut geplant ist schon gespart Professor Sedlbauer ärgert sich über die vielen Bausünden, die immer noch gemacht werden – beim Neubau wie bei der Gebäudesanierung. „Der Bau eines Hauses ist eine langfristige Investition, da lohnt es sich, an Nachhaltigkeit zu denken“, sagt er. „Natürliche Klimatisierung, Recycling und auch die Ökobilanzen der verwendeten Produkte müssen schon bei der Planung berücksichtigt werden.“ Dadurch würde nicht nur viel Energie eingespart, sondern Räume würden auch automatisch gesünder und behaglicher. „Durch gestalterische Elemente kann beispielsweise erreicht werden, dass die Sonne im Sommer abgehalten, im Winter aber tief ins Haus dringen kann – ohne einen Euro Extraauf<strong>wa</strong>nd“, informiert der Fachmann und fügt an: „Oder nehmen wir beispielsweise Fassaden: Hierfür gibt es inzwischen schon Sanierungssysteme, die es erlauben, mit minimalinvasiven Eingriffen einen Altbau 05 5 sehr schnell, einfach und gut energetisch zu ertüchtigen.“ Deshalb rät er Bauherren wie Hausbesitzern, sich intensiv zu informieren und mehrere Architekten und Energieberater zurate zu ziehen, bevor sie investieren. Zum Vergleich: Ein unsaniertes Haus aus den 1960er -Jahren hat einen durchschnittlichen jährlichen Heizbedarf von 220 Kilo<strong>wa</strong>ttstunden oder 22 Litern Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche, ein Gebäude von heute mit Passivhaus-Standard kommt mit einem Zehntel davon aus: also mit 22 Kilo<strong>wa</strong>ttstunden oder 2,2 Litern Heizöl pro Quadratmeter. Und ein Plusenergiehaus erzeugt mehr Wärme und Strom, als es selbst braucht. < > ServIce förderMittel siCHern! Fördermittel gibt es für viele Maßnahmen, die dem Klimaschutz dienen und die Energieeffizienz erhöhen. Sind Sie e.<strong>wa</strong>-<strong>riss</strong>-Kunde? Dann können Sie sich hier einen aktuellen Überblick verschaffen: www.e<strong>wa</strong>-<strong>riss</strong>.de - Privatkunden - Förderprogramme. Abkühlung aus der Steckdose hitzegeplagte geraten leicht in Versuchung, ein Klimagerät zu kaufen. Doch Vorsicht: Viele davon sorgen kaum für niedrigere Temperaturen im raum, brauchen dafür aber verhältnismäßig viel strom. eine kleine Typenlehre. MonoBloCkgeräte: Sie arbeiten wie ein Kühlschrank, indem sie der Raumluft über einen Wärmetauscher Wärme entziehen. Diese wird bei den meisten Geräten über einen Schlauch nach draußen abgeführt, den man durch ein gekipptes Fenster hängt. Und das ist die Crux: Da im Raum beim Betrieb des Geräts Unterdruck entsteht, strömt durch den Fensterschlitz <strong>wa</strong>rme Luft nach. Besser: <strong>wa</strong>rme Abluft durch ein Mauerloch ins Freie leiten. Monoblockgeräte sind meist koffergroß, auf Rollen und von daher leicht überall einsetzbar. Vorteil: ab et<strong>wa</strong> 200 Euro zu kaufen, ohne Montage nutzbar und mobil, für kleine Räume geeignet. nachteil: ohne Mauerdurchbruch wenig Kühlung bei verhältnismäßig hohem Stromverbrauch.