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Psychosoziale Risikofaktoren für die Entstehung von Krankheiten ...

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1<br />

<strong>Psychosoziale</strong> <strong>Risikofaktoren</strong> <strong>für</strong> f r <strong>die</strong><br />

<strong>Entstehung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Krankheiten</strong> durch <strong>die</strong> Arbeit<br />

Dr. Thomas Rigotti<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


2<br />

Agenda<br />

1. Gründe <strong>für</strong> Arbeitsunfähigkeit<br />

2. Veränderungen in der Arbeitswelt<br />

3. <strong>Psychosoziale</strong> <strong>Risikofaktoren</strong> in der Arbeit –<br />

Psychologische Konzepte und Befunde aus der<br />

Forschung<br />

4. Herausforderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> betriebliche<br />

Gesundheitsförderung<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


3<br />

Entwicklung des Krankenstandes<br />

Quelle: DAK AU-Daten 2000 - 2007<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


4<br />

Psychische Erkrankungen<br />

Übersicht Psychischer Störungen nach dem ICD-10<br />

Klassifikationssystem<br />

F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer<br />

Störungen<br />

F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope<br />

Substanzen<br />

F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen<br />

F30-F39 Affektive Störungen<br />

F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen<br />

F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und<br />

Faktoren<br />

F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />

F70-F79 Intelligenzstörung<br />

F80-F89 Entwicklungsstörungen<br />

F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der<br />

Kindheit und Jugend<br />

F99-F99 Nicht näher bezeichnete psychische Störungen<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


5<br />

Prognose<br />

"In zehn oder fünfzehn Jahren wird man erst erkennen ,<br />

daß <strong>die</strong> Zahlen der Unfälle und der körperlichen durch<br />

Gase, Staubteile, Dünste und Feuchtigkeitseinwirkungen<br />

hervorgerufenen Berufskrankheiten durch nervöse und<br />

mentale Erkrankungen und Leiden abgelöst sein und in<br />

ihren Ausmaßen vielleicht <strong>die</strong> bisher bekannten<br />

übertreffen werden"<br />

(Mayer-Daxlanden, 1930, 551).<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


6<br />

Veränderungen Ver nderungen in der Arbeitswelt<br />

• Dynamisierung / Flexibilisierung Zeitdruck /<br />

Intensivierung, Multitasking<br />

• Auflösung zwischen Arbeit und Freizeit ständige<br />

Erreichbarkeit, Erholungswert und Erholungsfähigkeit<br />

• Employability zunehmend in der individuellen<br />

Verantwortung, Lernanforderungen<br />

• Diskontinuierliche Erwerbsbiographien <br />

Arbeitsplatzunsicherheit, Anpassungsleistungen<br />

• Belastungsverschiebung Emotions- und Gefühlsarbeit<br />

• Arbeitgeber / Arbeitnehmer-Beziehungen Fairness,<br />

Anerkennung, Wertschätzung, Führung<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


7<br />

Atypische Beschäftigung<br />

Besch ftigung<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

11,7<br />

16,4<br />

4,5<br />

9,2<br />

6,3<br />

8,8<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010<br />

2,0<br />

Teilzeit geringfügig befristet Zeitarbeit<br />

1997<br />

2007<br />

Prozentualer Anteil der Beschäftigten in atypischen Beschäftigungsverhältnissen 1997 und 2007,<br />

Datenquelle: Statistisches Bundesamt (2009).


8<br />

Der "goldene Käfig" K fig" der Normalarbeitszeit<br />

(aus Garhammer, 1994, S.198)<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


9<br />

Auflösung Aufl sung zwischen Arbeit und Freizeit<br />

Rumination: Das gedankliche "Widerkäuen" <strong>von</strong> Problemen<br />

bei der Arbeit, als bedeutender Risikofaktor im Belastungs-<br />

Beanspruchungs-Erholungs-Zyklus<br />

Qualität des Schlafs, Maladaptives Coping<br />

"Nicht-Abschalten-Können": Ständige Erreichbarkeit,<br />

beruflich und privat, wir befinden uns zunehmend in<br />

Rufbereitschaft<br />

Teufelskreis zwischen Belastungen durch <strong>die</strong> Arbeit und<br />

wenig erholsamer Freizeitgestaltung<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


10<br />

Employability<br />

Person-Environment<br />

Person Environment-Fit Fit<br />

Mangelnde Passung zwischen:<br />

Anforderungen und Fähigkeiten<br />

(demands-abilities)<br />

Bedürfnisse/Werte und Organisationsziele / -kultur<br />

(Supplies-Values)<br />

In vielen Bereichen: Hohe Konzessionsbereitschaft erforderlich<br />

Insbesondere in atypischen Beschäftigungsverhältnissen<br />

können Qualifikationen nicht ausreichend <strong>für</strong> den<br />

Arbeitsmarkt dokumentiert werden<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


11<br />

Arbeitsplatzunsicherheit<br />

Objektive vs. subjektive Arbeitsplatzunsicherheit<br />

quantitative vs. qualitative Arbeitsplatzunsicherheit<br />

Ergebnisse der Metaanalyse <strong>von</strong> Sverke, Hellgren &<br />

Näswall (2002): Substantieller Zusammenhang zwischen<br />

Arbeitsplatzunsicherheit und physischer Gesundheit:<br />

r = -.16, psychischer Gesundheit: r = -.24<br />

Präsentismus<br />

Pr sentismus<br />

„ Produktivitätsverluste aufgrund <strong>von</strong> Anwesenheit trotz<br />

fehlender Gesundheit [können] deutlich höher ausfallen<br />

[...] als Produktivitätsverluste aufgrund krankheitsbedingter<br />

Abwesenheiten“ (Schuler, 2005)<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


12<br />

Emotionsarbeit<br />

Display rules (Hochschild, 1983, Morris & Feldman, 1996)<br />

Deep acting Selbstentfremdung Burnout<br />

Surface acting Emotionale Dissonanz Stress<br />

Hinzu kommt häufig mangelnde Wertschätzung<br />

in Dienstleistungsberufen<br />

(erlebte mangelnde Reziprozität)<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


13<br />

Beziehungsgestaltung Mangelnde Wertschätzung<br />

Wertsch tzung<br />

Berufliche Gratifikationskrisen:<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


14<br />

Psychologischer Vertrag<br />

• Soziale Tauschbeziehung: transaktionale / relationale<br />

Inhalte<br />

• Veränderungen des sozialen Austauschs zwischen<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern: Enttäuschungen /<br />

gebrochene Versprechen<br />

• Versprechen als antizipierte Ziele: Die Nicht-<br />

Erreichung <strong>von</strong> Zielen sorgt <strong>für</strong> Stress<br />

• Bruch Psychologischer Verträge zeigt<br />

Zusammenhänge zu psychischer Beanspruchung,<br />

Gesundheit<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


15<br />

Führung hrung und Gesundheit: Vermittelnde Faktoren<br />

Führungsverhalten<br />

Tätigkeitsmerkmale<br />

Beziehung<br />

Teamklima<br />

Selbstwirksamkeit<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010<br />

Wohlbefinden<br />

Stress<br />

Leistungsbereitschaft<br />

Krankenstand


16<br />

Führungskultur hrungskultur und Krankenstand<br />

Quelle: Dr. Franz Netta: Vice<br />

president HR Bertelsmann<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


17<br />

Fairness und Gesundheit<br />

• Nachgewiesener Zusammenhang zwischen unfairem<br />

Verhalten <strong>von</strong> Führungskräften und diagnostizierten<br />

Depressionen (Ylioaavalniemi et al., 2005) sowie<br />

Herzerkrankungen bis hin zu Herzinfarkten<br />

(Elovainio et al., 2006, Nyberg et al., 2008)<br />

• Geringe prozedurale Gerechtigkeit als unabhängiger<br />

Risikofaktor <strong>für</strong> psychiatrische Störungen<br />

(Kivimäki, Elovainio, Vahtera et al., 2003)<br />

• Fairness gewinnt an Bedeutung in unsicheren Situationen<br />

(Wirtschaftliche Krisen, Arbeitsplatzunsicherheit)<br />

(Rigotti, Otto & Mohr, 2008)<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


Verschiedene Präventionsans<br />

Pr ventionsansätze tze<br />

18<br />

Quelle: Wieland (2006)<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


Herausforderungen <strong>für</strong> f r <strong>die</strong> betriebliche<br />

Gesundheitsförderung<br />

Gesundheitsf rderung<br />

19<br />

• Psychische Belastungen messbar machen<br />

• Abnahme der Bedeutung des Arbeitsschutzes /<br />

Arbeitssicherheit / Zunahme der Bedeutung<br />

psychosozialer Aspekte Professionalisierung<br />

• Nicht nur Verhindern oder Behandeln <strong>von</strong> Krankheit<br />

sondern aktive Gesundheitsförderung<br />

• Alter(n)sgerechte Arbeitsgestaltung<br />

• Diversity Management (Maßgeschneiderte<br />

Maßnahmen)<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


Literatur<br />

20<br />

Lese-Empfehlungen:<br />

Windemuth, D., Jung, D., O. Petermann (Hrsg., 2010). Praxishandbuch<br />

Psychische Belastungen im Beruf. Wiesbaden: UniversumVerlag.<br />

Bamberg, E., Ducki, A., Metz, A. M. (Hrsg., in Druck). Handbuch<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung. Göttingen: Verlag <strong>für</strong> Angewandte<br />

Psychologie. (erscheint 2011in neuer, komplett überarbeiteter Auflage)<br />

Hochschild, A. R. (2006). Das gekaufte Herz: Die Kommerzialisierung der<br />

Gefühle. Frankfurt: Campus Verlag.<br />

Rigotti, T., Korek, S. & Otto, K. (Hrsg., 2010). Gesund mit und ohne<br />

Arbeit. Lengerich: Pabst Science Publishers.<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010


21<br />

Herzlichen Dank!<br />

rigotti@uni-leipzig.de<br />

rigotti@uni leipzig.de<br />

58. Further Fortbildungstag<br />

23.11.2010

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