Arbeit: Mythen und Fakten - Fachklinik Furth im Wald
Arbeit: Mythen und Fakten - Fachklinik Furth im Wald
Arbeit: Mythen und Fakten - Fachklinik Furth im Wald
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<strong>Fachklinik</strong> <strong>Furth</strong> <strong>im</strong> <strong>Wald</strong><br />
Fachtagung 23.11.2010
Macht <strong>Arbeit</strong> krank?<br />
Wenn ja – wie denn?<br />
Wenn nein – was ist sonst unges<strong>und</strong>?<br />
Prof. Dr. med. Reinhart Schüppel<br />
Chefarzt<br />
<strong>Fachklinik</strong> <strong>Furth</strong> <strong>im</strong> <strong>Wald</strong>
Unsere Motivation<br />
3<br />
Rehabilitation mit Schwerpunkt Medizinisch<br />
Berufliche Orientierung (MBO)<br />
Erweiterung <strong>Arbeit</strong>stherapie<br />
Neue Schwerpunkte Ergo- <strong>und</strong> Sporttherapie<br />
Interne <strong>und</strong> externe Belastungserprobungen<br />
Bewerbungstraining/<strong>Arbeit</strong>splatzssuche<br />
<strong>Arbeit</strong>sbezogene Gruppenpsychotherapie<br />
Netzwerk-Reha
Worum geht es?<br />
4<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Krankheit – <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit – was ist gesichert?<br />
Warum es gefühlt oder tatsächlich doch oft „an der<br />
<strong>Arbeit</strong> hängt“
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
5<br />
Oft gehört: „<strong>Arbeit</strong> macht krank“<br />
<strong>Arbeit</strong>en ist unges<strong>und</strong>: Monotonie, schweres Heben,<br />
Dreck, Lärm, Hetze, Ärger mit Vorgesetzten <strong>und</strong><br />
Kollegen …<br />
Je länger man arbeitet, desto mehr ruiniert man seine<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Konsequenz: möglichst bald aufhören, zu arbeiten
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
6<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> christliches Abendland<br />
Arvum, lat.: gepflügter Acker<br />
Abrbejediz, german.: Mühsal<br />
Luther: <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Beruf = Ruf Gottes<br />
Calvin: Seelenheil durch beruflichen Erfolg
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
7
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
8<br />
Vergleich (2006):<br />
5174 priv. Verkehrsunfälle<br />
6455 häusliche Unfälle
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
9
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
10
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
11
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
12
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
13<br />
AOK 2009
<strong>Arbeit</strong>: <strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong><br />
Eine erste Hypothese<br />
14
Keine <strong>Arbeit</strong>? <strong>Fakten</strong>!<br />
15
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
DALY: disability adjusted life years = durch vorzeitigen Tod verlorene<br />
Lebensjahre + mit Behinderung gelebte Lebensjahre<br />
16
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
17<br />
DKV Report 2010
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
18
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
19<br />
Evolution
20<br />
Neandertaler<br />
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
Aktionsradius: 10-40km/Tag
21<br />
Homo sapiens<br />
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
Aktionsradius: 400 m/Tag
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
23
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
24<br />
Relatives Todesfallrisiko bei Vorliegen eines Risikofaktors<br />
bzw. bei Vergleich beste Quartile gegen schlechtestes Quartile<br />
Schlechte Fitness = 1 Schachtel Zig./Tag<br />
JA Laukkanen et al. Arch Int Med (2001)161:825-831
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
25<br />
2000 kcal/Woche = 4x30min
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
26<br />
Yussuf et al Lancet 2004; 364:937
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
27<br />
Das amerikanische Paradox<br />
nach Heini A, et al. Am J Med 1997;102:259-64.
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
28
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
29<br />
Rauchen<br />
Etwas besser: Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Stuhlgang<br />
Tabak „räuchert“ die Organe von innen<br />
Tabak greift tief in die Genetik ein<br />
Krebs, Gefäßverkalkung, vorzeitige Alterung<br />
Rauchen kostet den Konsumenten ca. 8 Lebensjahre
Lebensstil <strong>und</strong> Krankheit<br />
30<br />
Alkohol<br />
Jeder Tropfen erhöht das Krebsrisiko, wo Alkohol vorbeifließt oder<br />
abgebaut wird<br />
Kleine Dosen schützen vor Herzinfarkt, Schlaganfall <strong>und</strong> Rheuma (da<br />
Schutz vor Gefäßkomplikationen höher als Krebsauslösung positiver<br />
Nettoeffekt)<br />
Suchtpotenzial lebenslang<br />
Ges<strong>und</strong>e: 4x/Woche eine Dosis in getränkeüblichem Glas ist nach<br />
derzeitiger Studienlage ok
Schwierige Frage<br />
31<br />
Was ist ungesünder?<br />
<strong>Arbeit</strong>??<br />
oder<br />
Freizeit??
Schwierige Frage<br />
32<br />
Zeitverteilung (40-Std-Woche,<br />
210 <strong>Arbeit</strong>stage/Jahr)<br />
45%<br />
20%<br />
30%<br />
5%<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit<br />
Wegezeit<br />
Schlafen<br />
Privat
Schwierige Frage<br />
33<br />
Zeitverteilung (60-Std-Woche,<br />
210 <strong>Arbeit</strong>stage/Jahr)<br />
35%<br />
30%<br />
30%<br />
5%<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit<br />
Wegezeit<br />
Schlafen<br />
Privat
Schwierige Frage<br />
34<br />
Was ist ungesünder?<br />
<strong>Arbeit</strong>??<br />
oder<br />
Freizeit??<br />
Scheinalternative:<br />
Wichtiger sind die<br />
jeweiligen Risikofaktoren<br />
<strong>und</strong> Ressourcen sowie<br />
die Zusammenhänge!
Schwierige Frage<br />
35<br />
Weber 2010
Schwierige Frage<br />
36<br />
Weber 2010
Doch die <strong>Arbeit</strong>?<br />
37<br />
25.07.10
Doch die <strong>Arbeit</strong>?<br />
38
Doch die <strong>Arbeit</strong>?<br />
39<br />
European Agency for Safety and Health at Work (2005)<br />
Bis zu 60% der <strong>Arbeit</strong>sunfähigkeits-Tage stressbedingt<br />
22% der Mitarbeiter haben hohes Stressrisiko<br />
Jährliche Kosten: 20 Mrd €<br />
American Institute of Stress (2007)<br />
Jährliche Kosten 300 Mrd US$, Gründe:<br />
Unfälle<br />
Krankheitstage<br />
Mitarbeiterfluktuation<br />
Verminderte Produktivität<br />
Medizinische Kosten<br />
Juristische Kosten
Doch die <strong>Arbeit</strong>?<br />
40<br />
Wahrscheinlichkeit für Sterblichkeit Herz-Kreislauf-System*<br />
Kiv<strong>im</strong>äki et al. (2002), BMJ, 325:857<br />
n=812, follow-up 25.6 years<br />
<strong>Arbeit</strong>sstress Gratifikationskrise<br />
1 = gering<br />
2 = mittel<br />
3 = hoch<br />
*kontrolliert für andere<br />
Risikofaktoren
1. Stress<br />
41<br />
Stressauslöser:<br />
- Situationen<br />
- Ereignisse<br />
- Eigenes<br />
Weg 2<br />
Weg 1<br />
„Stress-<br />
Gedanken“<br />
„Stress-<br />
Programm“<br />
akut chronisch
1. Stress<br />
42
43<br />
1. Stress<br />
„Adrenalin“<br />
Kampf oder Flucht: Sympathisches Nervensystem <br />
– Herzfrequenz <strong>und</strong> Blutdruck <br />
– Atmung <br />
– Blutzucker <br />
– Muskel- <strong>und</strong> Hirndurchblutung <br />
– Eingeweidedurchblutung
1. Stress<br />
Im Gehirn<br />
Aktivierung des Mandelkerns: emotionale Tönung<br />
Hemmung des Kurzzeitgedächtnis: tiefer sitzende<br />
44<br />
Verhaltensmuster werden aktiviert<br />
Hemmung des (langsamen) rationalen Denkens: schnelle<br />
automatisierte, aber auch unüberlegte Handlungen
1. Stress<br />
„Cortisol“<br />
Dauerbelastung: Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-<br />
Achse <br />
45<br />
- Zuckeraufbau in der Leber <br />
- Fettspaltung <br />
- Muskelproteine <br />
- Immunsystem <br />
- Sexualität <br />
- Angst , langfristig Depression <br />
- Regeneration von Gehirnzellen , Zelltod
1. Stress<br />
46
2. Gratifikationskrise<br />
47<br />
Berufliche Gratifikationskrisen n. Siegrist<br />
Alternativen<br />
Veraus-<br />
gabung<br />
Anforderungen<br />
Verpflichtungen<br />
Übersteigerte<br />
Verausgabungsbereitschaft<br />
Übersteigerte<br />
Belohnungserwartung<br />
Belohnung<br />
Gehalt<br />
Wertschätzung<br />
Aufstieg/Sicherheit
2. Gratifikationskrise<br />
48<br />
Gratifikationskrise <strong>und</strong> KHK in der Whitehall II<br />
Studie; follow-up 5,3 Jahre (N=9.095; Bosma et al., 1998)
3. Anforderung versus Kontrolle<br />
49<br />
Anforderungs-Kontroll-Modell n. Karasek<br />
Entscheidungsspielraum/<br />
Kontrolle<br />
hoch<br />
geringer<br />
Distress<br />
passive<br />
Anpassung<br />
aktive<br />
Anpassung<br />
hoher<br />
Distress<br />
gering hoch<br />
Quantitative Anforderungen
3. Anforderung versus Kontrolle<br />
50
Stressfolgen.<br />
51
Stressfolgen<br />
52
Stressfolgen<br />
53<br />
Dauernd „Kampf oder Flucht“:<br />
Erhöhung der Stresshormone<br />
Senkung der Sexualhormone<br />
Erhöhung Risiko für Herz-Kreislauf-System<br />
Erhöhung Risiko für Krebs-Erkrankungen<br />
Zunahme von Infektanfälligkeit<br />
Gewichtszunahme: „comfort food“<br />
Zunahme von psychischen Erkrankungen
Stressfolgen.<br />
54
Was hält ges<strong>und</strong>?<br />
Die richtige Dosis.<br />
55<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Anforderung
„Ich habe Rücken“<br />
56<br />
25% aller Erwerbstätigen in Europa leiden unter<br />
Rückenschmerzen, Kosten für deutsche Unternehmen:<br />
24 Mrd € (European Fo<strong>und</strong>ation for the Improvement of Living and Working Conditions (2007). Fourth<br />
European Working Conditions Survey. RKI (2006). Ges<strong>und</strong>heit in Deutschland. Ges<strong>und</strong>heitsberichtserstattung<br />
des B<strong>und</strong>es)<br />
70-90%: Unspezifische Rückenschmerzen<br />
Betroffen: alle Berufsgruppen weitgehend unabhängig<br />
von körperlicher Belastung<br />
Wie kann man das erklären?<br />
In der Rückenmuskulatur gibt es Fasern mit sehr<br />
niedriger Reizschwelle (Typ 1).
„Ich habe Rücken“<br />
57<br />
Wichtig: nicht nur die<br />
Schwere, sondern<br />
vor allem die Dauer<br />
der Aktivierung der<br />
Typ 1-Fasern
Was ist zu tun?<br />
58