Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2007/08

In Texten von Heine bis Scholem, Lévinas und Derrida soll ein zentrales Moment der jüdischen Befindlichkeit in
der Moderne untersucht werden: die Spannung zwischen der In-Frage-Stellung jüdischer Existenz (Stichwort:
Judenfrage) und verschiedenen Formen der Auseinandersetzung mit der jüdischen Tradition. Behandelt wird
auch die Frage, inwiefern bestimmte Autoren des 20. Jahrhunderts die heutigen Begriffe des ‚Jüdischen’ geprägt
haben.
Literatur: Michael Brenner: Jüdische Kultur in der Weimarer Republik; Klaus Briegleb u. Itta Shedletzky: Das
Jerusalemer Heine-Symposium. Gedächtnis, Mythos, Modernität; Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz;
Vilém Flusser: Jude sein; Emmanuel Lévinas: Schwierige Freiheit; Gershom Scholem: Über einige Grundbegriffe
des Judentums.
Hockerts, Hans Günter
“Ethnische Säuberungen“ in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, 3std., Mo 16-19,
Historicum, Raum 201
Der Begriff „ethnische Säuberung“ drang in den 1990er Jahren in den internationalen Wortschatz ein, ausgelöst
von den gewaltsamen ethnisch-nationalen „Entmischungen“ im zerfallenden Jugoslawien. Im Zentrum des Seminars
steht die Frage, ob dieser Begriff geeignet ist, um eine Serie ähnlich katastrophaler Ereignisse in der
europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts angemessen zu erfassen, insbesondere den Genozid an den Armeniern
1915, die Zwangsumsiedlung von Griechen und Türken 1922/23, die im Mord an den europäischen
Juden gipfelnde „Volkstumspolitik“ des Nationalsozialismus, die Vertreibung von Deutschen aus Polen und der
Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg und die ethnischen „Flurbereinigungen“ im jugoslawischen
Nachfolgekrieg. Zu fragen ist nach Ursachen und Erscheinungsformen, nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden,
um so zu einer Differenzierung zwischen verschieden Typen „ethnischer Säuberung“ gelangen zu können.
Einführende Literatur: Norman Naimark, Flammender Hass. Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert, München
2004.
Anmeldung: 16.07.07 bis 18.07.07 (vormittags) im Sekretariat, Historicum, Raum 121.
Vorbesprechung: Mi 18.07.07, 16:00-17:00, der Ort der Vorbesprechung wird bei der Anmeldung mitgeteilt.
Cohen, Richard
When West Meets East - West European Jews and Jews in Islamic Countries in the Modern Period, 3std.,
Mi 11-13, Historicum, Raum 202
The seminar will inquire into the ramifications of European colonialism on Islamic countries and the impact of
this encounter on the relations between Jews in Western Europe and Jews in Islamic countries in the 19th and 20th centuries. It will explore the underlying reasons that led European Jews to actively intervene in the lives of the
Jews in Islamic countries, and the nature of their interventions. It will study the ways in which Orientalist orientations
developed in Western Jewry from the contact between French Jews and Jews in Algeria. It will discuss the
agenda, programs, and educational direction of the Alliance Israélite Universelle, the French-Jewish organization
established in 1860, the implications of the Crémieux Decree on Jews in Algeria and their relations with Muslims
and Europeans. Other issues to be pursued include: How the Jews under Islam responded to these actions,
integrated or rejected them, the Damascus Affair, and changing rabbinic responses. The study of the twentieth
century will look closely at the impact of Zionism on these communities (including the Balfour Declaration), the
process of decolonization among Islamic countries and the evolution of Arab nationalism and modernization.
Reading: Several general studies will serve as background reading for the course but other works will be allocated
for specific sessions. E. Benbassa and A. Rodrigue, Sephardi Jewry. A History of the Judeo-Spanish Community,
14 th -20 th Centuries (Berkeley, 2000). A. Rodrigue, French Jews, Turkish Jews. The Alliance Israélite Universelle
and the Politics of Jewish Schooling in Turkey, 1860-1925 (Bloomington, 1990). E. Said, Orientalism (Harmondsworth,
1978).
Lepp, Claudia
Widerstand gegen Diktaturen in Deutschland, 2std., Mi 17-19, Historicum, Raum 201
Der Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur ist seit vielen Jahren Gegenstand der historischen Forschung
und der öffentlichen Debatten. Seit 1989 wird in Wissenschaft und Öffentlichkeit auch Opposition und
Widerstand in der DDR intensiv thematisiert. Dabei werden immer auch Parallelen zwischen dem Widerstand in
beiden deutschen Diktaturen gezogen. Im Seminar soll der Frage nachgegangen werden, ob ein Vergleich Erkenntnis
fördernd sein kann und inwieweit das methodische Instrumentarium der NS-Widerstandsforschung auf
die Analyse der Formen, Ziele und Motive von Opposition und Widerstand in der DDR angewandt werden kann.
Dazu werden wir uns intensiv mit den vielfältigen Formen widerständigen Verhaltens während der NS-Herrschaft
und in der DDR beschäftigen.
Literatur: Karl Wilhelm Fricke u.a. (Hg.): Opposition und Widerstand in der DDR. Politische Lebensbilder, München
2002; Klaus-Dietmar Henke u.a. (Hg.): Widerstand und Opposition in der DDR. Weimar 1999; Detlef Schmiechen-Ackermann:
Diktaturen im Vergleich.
Darmstadt 2002; Peter Steinbach/Johannes Tuchel (Hg.): Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur
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