Johannisburger Heimatbrief 1967 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger Heimatbrief 1967 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger Heimatbrief 1967 - Familienforschung S c z u k a
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. – <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1967</strong> (Abschrift)<br />
IIIf) Kindheit und Schulzeit in Gehlenburg<br />
Es gab wohl kaum etwas, daß Gehlenburg<br />
von den anderen Kleinstädten Masurens<br />
wesentlich unterschied. Es war<br />
eine freundliche, stille Stadt — und doch<br />
konnte sie den Interessen und dem Betätigungsdrang<br />
der jungen Menschen,<br />
die in ihr aufwuchsen, auf vielfältigste<br />
Weise entgegenkommen. Sicherlich war<br />
es gerade die abgeschiedene Lage, die<br />
der Jugend die Möglichkeit zu einer ungestörten<br />
Entfaltung bot. Zwischen der<br />
ländlichen Umgebung und dem Leben<br />
der Stadt bestand eine enge Verbindung,<br />
wie sie in unserer heutigen Welt kaum<br />
noch zu finden ist.<br />
Die breiten, teilweise mit Bäumen bestandenen<br />
Straßen luden zu Spaziergängen<br />
ein, und wie alle Stadtkinder bearbeiteten<br />
auch die kleinen Bürger Gehlenburgs<br />
die breiten Bürgersteige mit ihren<br />
Rollschuhen oder ließen ihre Kreises dort<br />
tanzen. Schaute man in die Höfe der<br />
Kaufleute, so konnte man dort die abgestellten<br />
Fuhrwerke der Bauern erblicken.<br />
Sie waren aus den Dörfern der Umgebung<br />
gekommen, um hier einzukaufen,<br />
Getreide mahlen zu lassen oder auch,<br />
um auf dem Marktplatz Vieh anzubieten.<br />
An Markttagen herrschte auf diesem riesigen<br />
Platz, dessen Bild von der so trutzig<br />
aussehenden Kirche und dem<br />
,Rathaus beherrscht wurde, ein lebhaftes<br />
Treiben, das auch Jugendliche anzog.<br />
Man sah hier nicht nur Leute aus der<br />
Stadt, sondern es war vor allem die<br />
Landbevölkerung, die diesem Tage ihr<br />
Gepräge gab. Landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />
aller Art wurden angeboten,<br />
und darunter befanden sich in der entsprechenden<br />
Jahreszeit auch die Produkte<br />
aus den Wäldern der Umgebung: Pilze,<br />
Preißel- und Blaubeeren. War man<br />
vom Einkaufen, vom vielen Zuschauen<br />
und Umhergehen müde geworden, so<br />
konnte man sich in einer Konditorei der<br />
Umgebung erholen. An diesen Stätten<br />
ließen sich auch Kinder gern sehen, denn<br />
es sprach sich schnell herum, wo man<br />
die schönsten Liebesknochen bekommen<br />
konnte. Im Sommer wurde in den Stra-<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ßen selbstverständlich auch Eis angeboten,<br />
und die Schulkinder waren über<br />
Preis und Qualität stets bestens informiert.<br />
Im alten Rathaus neben dem Marktplatz<br />
lag die Stadtbücherei. Hier fanden die<br />
Leseratten aller Altersstufen eine reiche<br />
Auswahl. „Onkel Toms Hütte”, „Robinson<br />
Crusoe” und „Die Abenteuer eines Schienenstranges”<br />
wurden hier ebenso gern<br />
gelesen wie überall in der Welt. Die Mittelschullehrerin<br />
Fräulein Müller leitete<br />
diese Bücherei und stand jedem<br />
Auskunftsuchenden mit Ratschlägen zur<br />
Verfügung.<br />
Ging man vom Markt die Bahnhofstraße<br />
entlang, so kam man am Jahndenkmal<br />
vorbei, das so manchen Jungen zum<br />
Klettern reizen konnte und auch zum<br />
Versteckspielen benutzt wurde. Noch<br />
beliebter war bei Kindern aber der hinter<br />
diesem Denkmal liegende Spielgarten,<br />
denn hier konnte man an den Turngeräten<br />
auf dem Rasen umhertollen und auf<br />
dem abschüssigen Gelände herunterrutschen<br />
oder im Gebüsch Räuber und<br />
Gendarm spielen. Selbst im Winter wurde<br />
der Spielgarten von Kindern aufgesucht,<br />
dann verwandelten sich die Abhänge<br />
nämlich in ideale Rodelbahnen.<br />
Diesem Spielplatz schräg gegenüber lag<br />
das Hotel „Königlicher Hof”, das über<br />
sehr große Räume verfügte, in denen ab<br />
und zu auch Veranstaltungen für Kinder<br />
und Jugendliche stattfanden. So hat wohl<br />
mancher Gehlenburger hier sein erstes<br />
Kasperletheater oder Variete gesehen.<br />
Ein weiterer Anziehungspunkt der Stadt<br />
war das Lichtspielhaus. Wenn es Jugendvorstellungen<br />
gab, standen meistens<br />
meterlange Schlangen vor dem<br />
Eingang.<br />
Wollte man einen längeren Spaziergang<br />
machen, ging man in den etwas abgelegenen<br />
Stadtpark. Kinder fanden in diesem<br />
Mischwald ein ausgezeichnetes Gelände<br />
für Indianer- und Räuberspiele<br />
vor. Hier konnte man auch Heilkräuter<br />
sammeln, was im Kriege zu den wichtigsten<br />
Pflichten aller Schulkinder gehörte.<br />
Diese Heilkräuter, wie Himbeer- und