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Johannisburger Heimatbrief 1967 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. – <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1967</strong> (Abschrift)<br />

Was nun? Aus! Jagd vorbei! — Zwei volle<br />

Tage hat uns dieser Wolf in Atem und<br />

auf den Beinen gehalten und nun ist er<br />

uns doch noch entwischt. —<br />

Mir läßt der Wolf aber keine Ruhe auf der<br />

ganzen Heimfahrt; allerlei Gedanken gehen<br />

mir durch den Kopf; hast du richtig<br />

gehandelt mit deinem Schuß auf diese<br />

Entfernung? Hättest du es lieber darauf<br />

ankommen lassen sollen, ob er die offene<br />

Stelle gefunden hätte?? Nein, einen<br />

Vorwurf kann ich mir nicht machen. Aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach hätte er sie gefunden.<br />

Und außerdem ändere ich daran<br />

ja nichts mehr. Die Kugel hat er, und<br />

daß sie nicht tödlich wirkte, ist eben<br />

Pech bei allem Dusel, den ich durch den<br />

Anlauf hatte. — Doch zu Hause angekommen,<br />

jagen sich die Gedanken<br />

munter weiter. Ans Telefon: „Kollege<br />

Sch., Kollege R., ich hätte große Lust,<br />

morgen in Kurwien dabei zu sein. Machen<br />

Sie mit?” „Ja!” „Also gut, morgen<br />

früh um sieben Uhr bin ich in Försterei<br />

Fuchswinkel; wir fahren dann nach E.<br />

Abgemacht!”<br />

In Eichhorst hatte Kollege Sch. schon<br />

seinen neuen Schlitten bereit. Aufgesessen<br />

und in flottem Trabe geht's über den<br />

800 Meter breiten Niedersee. Für den<br />

Einheimischen ist das ja etwas Alltägliches,<br />

für uns aber doch eine mulmige<br />

Sache. So recht trauen wir dem Frieden<br />

nicht; uns wird jedenfalls erst wieder<br />

wohler, als wir das andere Ufer erreichen.<br />

Auf kürzestem Wege geht's zunächst zur<br />

Oberförsterei Kurwien, die noch am gleichen<br />

Abend von unserem Mißgeschick<br />

verständigt war. In Jagen 207 soll der<br />

Wolf sein. Da ist aber keine Minute zu<br />

verlieren, wollen wir dabei sein, wenn es<br />

unserem alten Freund ans Leder geht. —<br />

Eine halbe Stunde Fahrt — Jagen 207.<br />

Aber nirgends ist ein Mensch zu sehen.<br />

Wir umfahren das Jagen. Ja, hier auf der<br />

Ostseite ist der Wolf in eine Dickung,<br />

aber — auf der entgegengesetzten Seite<br />

auch wieder heraus. Hier sind wir nun in<br />

der Luftlinie rund 12 Kilometer vom Anschuß<br />

entfernt, und noch immer<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

schweißt der Wolf! Nicht ganz so stark,<br />

aber immerhin noch sehr reichlich. Was<br />

sollen wir nun beginnen, da wir wirklich<br />

keine Zeit zu verlieren haben? Kurz entschlossen<br />

den frischen Schlittenspuren<br />

nach, aus denen ja bald genug deutlich<br />

hervorgeht, daß sie der Wolfsfährte folgen.<br />

Irgendwie müssen wir damit ja<br />

auch zu einem Ergebnis kommen. Und<br />

nun geht es wieder wie am Tage zuvor:<br />

ein Jagen, zwei, vier und immer mehr!<br />

Und immer durch die herrlichen Kiefern-<br />

und Fichtenaltholzbestände. Fährten fast<br />

aller Wildarten werden gekreuzt, hier ein<br />

Rudel Rotwild, dort eine Rotte Sauen,<br />

starke Hirsche, Mutterwild. Alles, was ein<br />

rechtes Jägerherz nur erfreuen kann,<br />

bergen diese unendlichen Forsten Masurens.<br />

Und dann immer wieder die Fährte<br />

des angeschweißten Wolfes! Jetzt noch<br />

eine Jagenreihe, und wir sind schon an<br />

der Grenze der nächsten Oberförsterei<br />

Purden. Da, in das Jagen 192 spürt sich<br />

der Wolf von Nordosten her hinein und<br />

nicht wieder hinaus! Hier also hat er sich<br />

endlich gesteckt in einer etwa 15 Hektar<br />

großen zwölf-jährigen Kieferndickung,<br />

und, der bereits vereisten Fährte nach zu<br />

urteilen, bereits gestern abend, spätestens<br />

in der ersten Hälfte der Nacht.<br />

Uns drei bleibt nun kein anderer Ausweg,<br />

als auf dem schnellsten Wege zur nächsten<br />

Försterei. Aber auf halbem Wege<br />

kommt uns schon ein Grünrock entgegen,<br />

der uns schnell darüber unterrichtet,<br />

daß die Jagd auf 11.30 Uhr festgesetzt<br />

ist. Also kehrtgemacht und zum<br />

Treffpunkt! — Im Laufe einer halben<br />

Stunde haben sich 12 Schützen versammelt,<br />

und nach kurzer Besprechung<br />

wird das Jagen lautlos umstellt, zwei<br />

Treiber werden auf den Einwechsel gebracht.<br />

Mir wird ein sehr aussichtsreicher Posten<br />

zugewiesen als rechter Nachbar des auf<br />

den Paß gestellten Schützen. Schußfeld<br />

bietet ein etwa 6 Meter breites Gestell;<br />

vor mir ein etwa 60 Meter breiter Stangenholzstreifen<br />

mit Fichten stark unterbaut<br />

auf der Rückseite der Dickung.<br />

Hundert Meter rechts von mir der nächste<br />

Schütze, links 80 Meter Schußfeld bis

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