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kölsch live - Fan-Projekt des 1. FC Köln

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<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong><br />

FAn<br />

44 Punkte,<br />

Platz 10<br />

Wie konnte das passieren?<br />

Im Gespräch<br />

<strong>FC</strong>-Sportdirektor Volker Finke gibt<br />

sich im Interview erleichtert und<br />

zuversichtlich.<br />

mAgAzin<br />

FAN-PROJEKT <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN 1991 E.V. | PREIS 1,20 € | AUSGABE 2/11 | KL 78<br />

Im Fokus<br />

Das aktuelle Präsidium <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />

<strong>Köln</strong> sorgt für viel Diskussion und<br />

unterschiedliche Meinungen.<br />

Pro und Contra.<br />

Im Ausland<br />

Eine spannende und wertvolle<br />

Fußballreise durch Bosnien-<br />

Herzegowina. Versprochen!<br />

>> Seite 4 >> Seite 12 >> Seite 38


So viel Leidenschaft unterstützen wir gerne.<br />

Leidenschaft für das, was zählt: Fußballgenuss vom Feinsten. Bitburger,<br />

stolzer Partner <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>, bedankt sich für eine packende Saison.<br />

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Editorial INhalt<br />

Endlich vorbei…!<br />

(mf ) Diese Saison ist an Kuriositäten nicht<br />

zu überbieten. In der Bun<strong>des</strong>liga war in der<br />

Spielzeit 2010/2011 nahezu nichts wie gewohnt.<br />

Wer in ein paar Jahren seinen Blick auf<br />

die Abschlusstabelle wirft, wird sich vor Verwunderung<br />

die Augen reiben. Und mittendrin<br />

unser <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>, am Ende sogar noch auf<br />

Platz 10! Doch wie haben wir bis zum Schluss<br />

mal wieder gelitten, gebangt und gehoff t?<br />

Man kann es kaum in Worte fassen, wir versuchen<br />

es trotzdem.<br />

Den langen Weg durch eine mehr als turbulente<br />

Rückrunde skizziert Volker Finke im<br />

großen „Sommerinterview“. Aber er blickt<br />

auch nach vorne und freut sich auf die Zusammenarbeit<br />

mit Ståle Solbakken. Ein Blick<br />

zurück wagt dagegen Kristian Rohmann und<br />

zwar von A-Z. Johannes Thies und Michael<br />

Piovesan denken an die vielen tristen und<br />

grauen Tage dieser Saison. Michael Hoppe<br />

macht sich Gedanken über die „Freundschaft“,<br />

während Florian Lennartz und Michael Kirch<br />

pro und contra Vorstand argumentieren. Bastian<br />

Hoyer verabschiedet sich unter<strong>des</strong>sen<br />

von Michael Niedrig und berichtet zudem<br />

von einer spannenden Reise durch Bosnien-<br />

Herzegowina. Dies und vieles mehr im aktuellen<br />

Heft. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />

Das Team von <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong> wünscht allen Lesern<br />

noch schöne und erholsame Tage in der<br />

Sommerpause bis der Trubel Anfang August<br />

wieder von vorne losgeht. Wenn es nach uns<br />

geht, alles ein wenig „strukturierter“ und entspannter<br />

als letzte Saison, denn dieser Wahnsinn<br />

ist hoff entlich endlich vorbei…!<br />

Scream for our team<br />

Eure <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>-Redaktion<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

KÖLSCH LIVE – THEMA<br />

03 Editorial/Inhalt<br />

04 Interview mit Volker Finke<br />

08 Saison von A-Z<br />

12 Vorstand raus? Ohne mich!<br />

MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK<br />

16 Karneval im hohen Norden<br />

19 Besuch im St. Pauli Theater<br />

20 Auswärtsbilder<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN<br />

22 Ballaballa<br />

25 Is mir egal<br />

28 Unwetter über <strong>Köln</strong><br />

32 <strong>Fan</strong>freundschaft?<br />

36 Fotostrecke<br />

38 Dosta. Versprochen!<br />

42 Nicht gut genug<br />

46 Lieber M statt XL<br />

49 Quiztime mit Teddy (9)<br />

FAN-PROJEKT-NEWS<br />

50 FP in Kürze<br />

52 Rückblick Kölle Ahoi 4<br />

56 Rückblick Reebok Cup 2011<br />

KÖLSCH LIVE – FORUM<br />

58 Grüße<br />

60 Rezensionen<br />

62 Impressum<br />

3


4<br />

THEMA > INTERVIEW MIT VOLKER FINKE<br />

Kölsch <strong>live</strong> – Thema<br />

„Einstelliger Tabellenplatz…!“<br />

Mark Fauler und Daniel Neuhöfer trafen <strong>FC</strong>-Sportdirektor Volker Finke<br />

Zwei Wochen nach Saisonende stand uns Volker Finke an einem sonnigen Sonntagnachmittag<br />

Rede und Antwort. Bei einem Espresso blickte er zurück auf eine turbulente<br />

Rückrunde, sprach über den neuen Trainer Ståle Solbakken und schaute hoff nungsvoll<br />

nach vorne. Mit am Tisch saß der <strong>Fan</strong>beauftragte Rainer Mendel.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie erleichtert sind Sie, dass das<br />

<strong>Projekt</strong> „Interimscoach“ erfolgreich war?<br />

Volker Finke: Mir ist es sehr, sehr schwer<br />

gefallen, mich für die letzten drei Spiele der<br />

Saison auf die Bank zu setzen. An dem Tag<br />

der Entscheidung ging es mir schlecht, weil<br />

mir klar war, dass manche Leute nur darauf<br />

gewartet hatten, sagen zu können: ‚Er wollte<br />

nie zurück in den Trainerjob und jetzt macht<br />

er ihn ja doch!’ Aber ich musste realistisch einräumen,<br />

dass in dieser schwierigen Situation<br />

kaum eine bessere Möglichkeit vorhanden<br />

war, denn ich kannte die Mannschaft bereits<br />

und war am dichtesten an ihr dran. Doch mir<br />

war ebenfalls klar, dass mein Engagement zu<br />

Ende geht, wenn wir mit dieser Lösung nicht<br />

den Klassenerhalt schaff en. Aber mir war lieber,<br />

es im schlechtesten Fall so zu beenden,<br />

als nicht alles versucht zu haben. Es war eine<br />

schwierige Situation, ganz nach dem Motto:<br />

„Barfuss oder Lackschuh“!<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie würden Sie diese kuriose<br />

Rückrunde mit wenigen Worten beschreiben?<br />

Volker Finke: Die Weichen für die Rückrunde<br />

wurden in der Winterpause gelegt. Zu dem


Zeitpunkt war ich zwar noch nicht in <strong>Köln</strong><br />

vor Ort, aber dennoch voll eingebunden und<br />

stand in täglichem Kontakt mit den Club-Verantwortlichen.<br />

Wir haben den Kader nach der<br />

nicht zufriedenstellenden Hinrunde sinnvoll<br />

verstärkt. Spieler wie Michael Rensing, Christian<br />

Eichner und Slawomir Peszko fügten sich<br />

schnell in die Mannschaft ein und gaben ihr<br />

einen neuen Schub. Zusätzlich sind im Hintergrund<br />

viele Dinge sehr gut gelaufen, unter<br />

anderem durch die Arbeit von Claus Horst-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

5<br />

mann und Frank Schaefer. Wir haben mannschaftsinterne<br />

Probleme angesprochen, um<br />

sie zu beheben, und die Mannschaft trat<br />

dann ja auch als Einheit auf. In der Rückrunde<br />

kam so eine großartige Heimserie zustande.<br />

In den Spielen wurde richtig guter Fußball<br />

gezeigt, die Mannschaft kombinierte gut und<br />

kam auch, wie beim 3:2-Sieg gegen die Bayern,<br />

auch nach Rückschlägen wieder zurück<br />

ins Spiel. Jedoch warfen die Auswärtsspiele<br />

einen Schatten auf die Heimbilanz. Aber


6 THEMA > INTERVIEW MIT VOLKER FINKE<br />

nichts<strong>des</strong>totrotz hatten wir sieben Punkte<br />

Vorsprung auf einen Relegationsplatz. In der<br />

Rückschau kann man sagen, dass als dieser<br />

Punkt erreicht war, die Mannschaft nicht<br />

mehr so geschlossen aufgetreten ist, und<br />

nach der schlimmen Derby-Niederlage in<br />

Gladbach und dem Heimspiel gegen Stuttgart<br />

muss man ehrlich sagen, dass die Mannschaft<br />

verunsichert war. Dann kam nach dem<br />

Wolfsburg-Spiel die Entscheidung von Frank<br />

Schaefer, den Trainerposten abzugeben,<br />

denn er war der Meinung, dass er der Mannschaft<br />

keine weiteren Impulse mehr geben<br />

konnte.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie ging es dann weiter?<br />

Volker Finke: Wir standen dann vor einer besonderen<br />

Situation. Wichtig war es, die Mannschaft<br />

zu motivieren. Ich machte ihr klar, dass<br />

sie alle Schwierigkeiten und Probleme während<br />

eines Spiels, während der 90 Minuten<br />

auf dem Platz, in den Hintergrund stellen<br />

muss. Ich habe zu den Spielern gesagt. ‚Spielt<br />

das, was wir im Training geübt haben’, und<br />

ich habe der Mannschaft vertraut. Die Mannschaft<br />

war dann auch wieder eine Einheit. Im<br />

Spiel gegen Leverkusen gab es erfreulicherweise<br />

sehr angenehmen und im Endeff ekt<br />

erfolgreichen Fußball. Der Sieg bei der Eintracht<br />

war seit langem ein gutes Auswärtsspiel.<br />

Keine Tore zugelassen und selber noch<br />

einige Chancen erarbeitet. Dabei hab ich den<br />

Spielern klar gemacht, ‚Geht raus und macht<br />

das was ihr könnt. Lasst euch nicht von außen<br />

beeinfl ussen, spielt einfach nur Fußball.’ Das<br />

taten sie dann auch und haben zudem auch<br />

noch 70 Minuten guten Fußball gegen Schalke<br />

gespielt. Besonders durch Petit und Pezzoni<br />

gab es wieder eine defensivere Sicherheit.<br />

Und das war auch enorm wichtig.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Am letzten Spieltag konnte Ståle<br />

Solbakken verpfl ichtet werden. Blicken wir<br />

also nun nach vorne. Was wird mit ihm anders?<br />

Volker Finke: Ståle Solbakken lässt konzeptionellen<br />

Fußball spielen. Nicht immer nur die<br />

langen Bälle nach vorne. Er liebt und pfl egt<br />

die Taktik. Außerdem holt er nicht nur aus den<br />

Stars viel raus, sondern bezieht die gesamte<br />

Mannschaft mit ein. Besonders schön war unser<br />

erstes Treff en. Solbakken hatte sich vorab<br />

DVD’s besorgt und schaute sich einige Spiele<br />

<strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> an und meinte zu mir, dass<br />

diese Mannschaft auch ohne eine neue Verpfl<br />

ichtung zwei bis drei Plätze besser stehen


könnte. Allerdings standen wir da noch auf<br />

einem der hinteren Plätze. Insofern muss ich<br />

die Aussage jetzt etwas relativieren (lacht!).<br />

Wichtig ist, dass der Trainer das letzte Wort<br />

hat. So haben wir es auch bei Frank Schaefer<br />

gehandhabt. Letztendlich muss der Trainer<br />

nicht immer dieselben Vorstellungen wie der<br />

Sportdirektor haben. Es muss das Beste aus<br />

der Mannschaft rausgeholt werden, das ist<br />

das Entscheidende.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Kann man daraus schließen, dass<br />

die Zusammenarbeit zwischen Sportdirektor<br />

und Trainer einfacher ist, wenn beide dieselben<br />

Vorstellungen haben?<br />

Volker Finke: Es ist sicherlich so, dass Ståle<br />

und ich viele Dinge ähnlich sehen. Auch über<br />

den jetzigen Kader. Wir werden natürlich viel<br />

miteinander reden, denn es muss das Beste<br />

aus der Mannschaft geholt werden, damit<br />

dieser Platz 10 min<strong>des</strong>tens erhalten bleibt,<br />

der uns im Übrigen sehr gut getan hat. Auch<br />

fi nanziell, was sich nach der nächsten Spielzeit<br />

im Zuge der Dreijahreswertung auswirkt.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Inwieweit ist es denn geplant,<br />

dass der aktuelle Kader zusammenbleibt oder<br />

der ein oder andere Leistungsträger den Verein<br />

verlassen wird, um einen fi nanziellen Aufschwung<br />

zu erhalten?<br />

Volker Finke: Ståle Solbakken ist der Meinung,<br />

dass in der Mannschaft mehr Potential<br />

steckt, als die Ergebnisse widerspiegeln. Der<br />

Spielerkader verfügt über viel Potential, nur<br />

bei einigen Spielern konnte es noch nicht abgerufen<br />

werden. Daher kommen in den Medi-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

7


8 THEMA > INTERVIEW MIT VOLKER FINKE<br />

en immer weder Gerüchte auf. In <strong>Köln</strong> hat<br />

man ein sehr aggressives Medienumfeld, in<br />

dem Spieler schnell zerrissen werden, wenn<br />

sie vielleicht ein paar Spiele nicht die gewünschte<br />

Leistung zeigen. Das verunsichert<br />

auch die Spieler. Sie brauchen die Unterstützung,<br />

besonders vom Trainerteam. So müssen<br />

wir mit Solbakken das Potential herausholen<br />

und die Spieler in vollen Zügen unterstützen.<br />

Mit einem Trainer, den wir min<strong>des</strong>tens 2 Jahre<br />

halten werden und über Kontinuität werden<br />

wir dieses Ziel erreichen. Wir müssen da Geduld<br />

mitbringen. Klar, wir werden den einen<br />

oder anderen Spieler ausleihen oder kaufen<br />

und auch verleihen oder verkaufen, da unterscheiden<br />

wir uns nicht von anderen Vereinen.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Über das Thema Geromel wird<br />

in den Medien gemunkelt. Können Sie dazu<br />

einen Satz sagen?<br />

Volker Finke: Pedro Geromel ist ein ganz<br />

wertvoller Spieler, der als Innenverteidiger<br />

sehr vorausschauend spielt. So lange Geromel<br />

einen Vertrag hat, möchte ich ihn nicht<br />

abgeben. Es sieht alles danach aus, dass Geromel<br />

noch min<strong>des</strong>tens ein Jahr bei uns bleibt.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Jeder Stein wird derzeit am Geißbockheim<br />

umgedreht. Dazu gehören auch<br />

Personalentscheidungen. Inwieweit sind Sie<br />

in diese Entscheidungen eingebunden?<br />

Volker Finke: Ich kann nur die Entscheidungen<br />

bewerten, die in meinen Bereich gehören.<br />

Grundsätzlich gilt, dass wir alle versuchen,<br />

jeden Mitarbeiter mitzunehmen, ihn dabei<br />

von einer bestimmten Idee zu überzeugen,<br />

dass jeder seinen Beitrag zum Erfolg leisten<br />

muss. Es ist wichtig, dass in jeder Abteilung<br />

<strong>des</strong> Clubs die Ziele klar sind und dass jeder<br />

diese Ziele kennt. Diese Ziele müssen klar formuliert<br />

sein, damit kein Mitarbeiter sich von<br />

Stimmungsschwankungen mitreißen lässt,<br />

sondern seinen Weg zum Ziel geht. Das ist in<br />

<strong>Köln</strong> sicherlich nicht einfach.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie sieht die Sommerpause für<br />

Sie aus?<br />

Volker Finke: Ich habe keine Sommerpause.<br />

Wir müssen jetzt die Weichen legen. Wir müssen<br />

überlegen, wie wir den Kader planen, z.B.<br />

Jugendspieler zu verleihen um sie weiter zu<br />

fördern. Zusätzlich müssen wir uns mit Ståle<br />

Solbakken zusammensetzen und uns dabei


die Frage stellen ‚Wie können wir uns eff ektiv<br />

und qualitativ verbessern?’ Dabei müssen wir<br />

schauen, wer verlässt aus unterschiedlichen<br />

Gründen den Club, wo können wir jemand<br />

neues gebrauchen. Dabei geht es ausschließlich<br />

darum, eine neue Struktur aufzubauen,<br />

um den Verein besser aufzustellen.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie lautet Ihr Ziel für die Saison<br />

2011/2012?<br />

Volker Finke: Einstelliger Tabellenplatz! Gemessen<br />

an der wirtschaftlichen Lage im Vergleich<br />

mit den anderen 17 Vereinen würde<br />

ich den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> auf Platz 8-10 sehen. Allerdings<br />

hat man immer den Anspruch, ein Tick<br />

besser zu sein als zuvor, also muss ich wohl<br />

sagen: „Einstelliger Tabellenplatz!“<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

9<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Zum Abschluss noch eine<br />

schnelle Frage Runde abseits vom Fußball!<br />

Lieber Kino oder Theater?<br />

Volker Finke: Bei<strong>des</strong>.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Komödie oder Krimi?<br />

Volker Finke: Krimi.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Grönemeyer oder Hinterseer?<br />

Volker Finke: Grönemeyer!!!<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Nordsee oder Karibik?<br />

Volker Finke: Nordsee.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Bier oder Wein?<br />

Volker Finke: Bei<strong>des</strong>.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Schnitzel oder Sushi?<br />

Volker Finke: Sushi.<br />

<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Vielen Dank für das angenehme<br />

Gespräch.


10 THEMA > SAISON A-Z<br />

Die Saison 2010/2011 von A-Z<br />

Kristian „Teddy“ Rohmann buchstabiert die abgelaufene Spielzeit<br />

A >>> Auswärts war...ach lassen wir das lieber!<br />

B >>> Bekenneraktion war zu Beginn der<br />

Saison ein voller Erfolg.<br />

C >>> Christopher Schorch feierte mit den<br />

<strong>Fan</strong>s bei Kölle Ahoi 4…<br />

D >>> Der erste „Dreier“ wurde zu Hause<br />

gegen den <strong>FC</strong> St. Pauli eingefahren!<br />

E >>> Ehret verlässt nach 5 Jahren den Verein.<br />

F >>> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> wird 20 Jahre alt…!<br />

G >>> Gegen Mönchengladbach lieber<br />

zweimal verlieren als in Relegation müssen.<br />

H >>> Heinz Flohe wünschen wir eine gute<br />

und schnelle Genesung!<br />

I >>> Ich.Du.Wir sind <strong>FC</strong>!<br />

J >>> Jeder Geißbock braucht seinen Schaefer.<br />

K >>> Klassenerhalt wurde gegen Leverkusen<br />

perfekt gemacht.


L >>> Lottner als Co-Trainer bei den Profi s.<br />

M >>> Michael Rensing, weiter so…! Weltklasse!<br />

N >>> Novakovic schoss in dieser Saison die<br />

meisten Tore.<br />

O >>> Ostdeutschland sahen wir nur im Pokal<br />

gegen Meuselwitz.<br />

P >>> Podolski erhielt in dieser Saison das<br />

10. Mal die Auszeichnung zum „Tor <strong>des</strong> Monats“.<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

11<br />

Q >>> Qualitativ nicht in jedem Spiel überzeugend…<br />

R >>> Riesengroße Serie: Der <strong>FC</strong> gewann<br />

sieben Meisterschaftsspiele in Folge zu Hause.<br />

S >>> Spektakulärer Heimsieg gegen den<br />

<strong>FC</strong> Bayern München.<br />

T >>> Tröpolach Sommertrainigslager mit<br />

vielen <strong>Fan</strong>s.<br />

U >>> Untergangsstimmung vs. Euphorie.<br />

V >>> Volker Finke.<br />

W >>> Wahnsinn, das Auf und Ab dieser Saison.<br />

X >>> XQ115 lautete die Flugnummer ins<br />

Wintertrainingslager nach Belek.<br />

Y >>> Youssef Mohamad sah nach 90 Sekunden<br />

<strong>des</strong> <strong>1.</strong> Spieltages die Rote Karte.<br />

Z >>> Zwei x eins + zehn x drei = 35 Punkte<br />

bei Heimspielen für unseren <strong>FC</strong>


12 THEMA > PROCONTRA VORSTAND<br />

Vorstand raus? Ohne mich!<br />

Florian Lennartz führt eine kritische Bestandsaufnahme der Ära<br />

Overath durch, Michael Kirch reloaded nicht mit<br />

Am letzten Spieltag der Saison beim<br />

Heimspiel gegen den <strong>FC</strong> Schalke 04 hat<br />

es im Stadion einige Unmutsbekundungen<br />

gegen den aktuellen Vorstand <strong>des</strong> <strong>1.</strong><br />

<strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> gegeben. Via Spruchbänder und<br />

<strong>Fan</strong>gesänge wurde der Rücktritt <strong>des</strong> Gremiums<br />

gefordert. Damit stießen sie bei<br />

einer Vielzahl der Stadionbesucher nicht<br />

auf off ene Ohren, die sich mit Pfi ff en und<br />

Gegengesängen wehrten. Unsere beiden<br />

Autoren stellen das Stimmungsbild aus<br />

beiden Perspektiven dar.<br />

PRO<br />

Rund um den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ist die Stimmung im<br />

Moment alles andere als prickelnd, auch wenn<br />

man den nackten sportlichen Zahlen nach zu<br />

urteilen eigentlich vollauf zufrieden sein müsste.<br />

Der Vereinsvorstand steht immer wieder massiv<br />

in der Kritik, oftmals zu Recht. Also ganz einfach<br />

und plakativ: Vorstand raus?<br />

Keine Angst, ich werde jetzt nicht mit denselben<br />

Totschlagargumenten kommen, die der<br />

Verein am Ende der Saison von sich gegeben<br />

hat. Trotz der zahlenmäßig besten Saison seit<br />

10 Jahren, 11 Heimsiegen und nur 3 Punkten<br />

Rückstand auf Tabellenplatz 6, bleiben mir<br />

vor allem 1:9 Tore gegen die Ponys, 2 Trainerwechsel<br />

und ein riesiger Schuldenberg im<br />

Gedächtnis. Mit meiner Einschätzung befi nde<br />

ich mich übrigens in guter Gesellschaft, oder<br />

besser gesagt befi nde ich mich nicht allein<br />

auf weiter Flur.<br />

Zentrum der Kritik ist immer wieder <strong>FC</strong>-Präsident<br />

Wolfgang Overath, der bei seinem Amtsantritt<br />

noch wie ein Messias bejubelt wurde<br />

vom <strong>Köln</strong>er Fußballvolk. Nun sollte alles besser<br />

werden, Overath und seine Crew standen<br />

für eine erfolgreiche Zukunft <strong>des</strong> <strong>FC</strong> und die<br />

Rückkehr in die nationale Spitze. Heute scheint


der Kredit <strong>des</strong> Vorstands zumin<strong>des</strong>t bei Teilen<br />

der <strong>Fan</strong>s und damit auch Mitglieder aufgebraucht<br />

zu sein. Für mich übrigens nachvollziehbar,<br />

weil das deutlich formulierte Ziel<br />

weit verfehlt wurde, zudem die wirtschaftliche<br />

Situation alles andere als rosig ist.<br />

Konstruktive Kritik ist gefragt<br />

Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> hat aus meiner Sicht ein großes<br />

Problem in der Außendarstellung. Entscheidende<br />

Handlungsträger wie Wolfgang Overath<br />

und auch Volker Finke werden niemals<br />

zu everybody’s Darling taugen. Im Gegenteil,<br />

gerade Overath bietet mit seinem wenig diplomatischen<br />

Umgang mit Kritik eine riesige<br />

Angriff sfl äche. Allerdings wird nicht nur hier<br />

gerne mit zweierlei Maß gemessen. Die geäußerte<br />

Kritik war eigentlich nie wirklich sachlich<br />

oder auch konstruktiv, sondern stets darauf<br />

ausgerichtet, endlich mal wieder einen Kopf<br />

rollen zu sehen. Und damit oft auch unter der<br />

Gürtellinie. Wenn schon, dann bitte gleiches<br />

Recht für alle! Das ist aus meiner Sicht auch<br />

der Grund, warum die skurrile Initiative mit<br />

dem traditionellen <strong>kölsch</strong>en Namen reloaded<br />

keinen Erfolg haben wird, zum Glück.<br />

Ihr Agieren erinnert mich oft an die heutige<br />

SPD, die allein durch Kritik an der Regierung<br />

versucht, Profi l zu gewinnen, ohne wirkliche<br />

Inhalte zu bieten. Am Niederrhein ist eine<br />

solche Initiative übrigens gerade heldenhaft<br />

gescheitert, obwohl anstatt eines Anwalts mit<br />

Doppelnamen, den vorher rund um den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />

<strong>Köln</strong> niemand kannte, eine vermeintliche Vereinsikone<br />

die Revolution plante.<br />

Wenn man Overath und seine Vorstandskollegen<br />

kritisiert, dann dürfte es für den Verein,<br />

um den es angeblich allen Beteiligten geht,<br />

das Beste sein, wenn man dies konstruktiv tut.<br />

Immerhin hat man beim <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> erkannt,<br />

dass im gesamten Vereinskonstrukt Hand-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

13<br />

lungsbedarf besteht. Mit dem aktuellen Geschäftsführer<br />

Claus Horstmann und dem amtierenden<br />

Sportdirektor Volker Finke scheint<br />

mir der Verein in den wichtigen Bereichen<br />

durchaus gut aufgestellt zu sein. Zudem nehme<br />

ich einem Claus Horstmann ab, dass erforderliche<br />

Änderungen herbeigeführt werden.<br />

Im Nachhinein ist jeder schlauer<br />

Und viele Entscheidungen aus der Vergangenheit,<br />

die jetzt heftig kritisiert werden, wurden<br />

damals von den heutigen Kritikern wahrscheinlich<br />

am lautesten bejubelt. Beispiele?<br />

Gerne, ganz <strong>Köln</strong> lag sich freudetrunken in<br />

den Armen, als Christoph Daum verpfl ichtet<br />

wurde, Michael Meier wurde für die Rückkehr<br />

von Lukas Podolski gefeiert, selbst Zvonimir<br />

Soldos Verpfl ichtung wurde in 2009 als gelungener<br />

Schachzug auf dem Weg zurück zur<br />

Normalität gewertet. Mal schauen, wie das<br />

Volk in zwei Jahren über den kommenden<br />

<strong>FC</strong>-Trainer Solbakken urteilen wird.<br />

Ganz ehrlich sehe ich keine Alternative zu<br />

Wolfgang Overath als <strong>FC</strong>-Präsidenten. Und<br />

eine deutlich größere Mitbestimmung der<br />

Mitglieder im Verein wäre zwar oberfl ächlich<br />

gesehen demokratischer, macht mir aber<br />

trotzdem Angst, wenn ich an die Auswüchse<br />

auf der letzten JHV zurückdenke. Ob so wirklich<br />

immer bessere Entscheidungen für den<br />

Verein getroff en würden?<br />

Aus meiner Sicht ist der beste Weg für den <strong>1.</strong><br />

<strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> eine Politik der kleinen, schrittweisen<br />

Veränderungen der beste Weg, mit dem Ziel,<br />

die Verantwortung auf noch mehreren Schultern<br />

zu verteilen. Und wenn dann noch Wolfgang<br />

Overath einen Diplomatie-Kurs belegen<br />

würde, mein Gott, der Weg in eine goldene<br />

Zukunft wäre geebnet…zumin<strong>des</strong>t wieder in<br />

den Köpfen der <strong>Köln</strong>er Fußballwelt.


14 THEMA > PROCONTRA VORSTAND<br />

CONTRA<br />

„Ich bin der Präsident dieses Klubs. Ich bin grundsätzlich<br />

für alles zuständig.“<br />

Diesen Satz, gesagt von Wolfgang Overath im<br />

Juni 2006, legte bis November 2010 eigentlich<br />

durchgehend das Verständnis <strong>des</strong> Präsidenten<br />

und seiner Vize-Präsidenten Jürgen<br />

Glowacz und Friedrich Neukirch dar. Alles soll<br />

anders und somit besser werden, der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />

<strong>Köln</strong> nach sechs Jahren im Fahrstuhl der Profi -<br />

ligen gefangen, ab 2004 durch große Namen<br />

wieder zu dem Verein werden, der er nach<br />

dem Selbstverständnis der <strong>Fan</strong>s und auch seines<br />

Präsidenten von Natur aus ist: Einer der<br />

großen Bun<strong>des</strong>ligavereine, der sich defi nitiv<br />

eher als Kandidat für das internationale Geschäft<br />

denn als Absteiger sieht.<br />

Um dies zu erreichen wurden im Sommer<br />

2004 nun so genannte Pläne entwickelt, die<br />

aus heutiger Sicht naiv wirken. Großen Namen<br />

sollten her, der <strong>FC</strong> ist ja schließlich auch<br />

ein großer Verein. Deswegen wurde Stevens<br />

als Trainer verpfl ichtet und den damaligen<br />

Manager Rettig retteten lediglich seine hervorragenden<br />

Kontakte, was die drei neuen<br />

Hauptverantwortlichen mit Overath an der<br />

Spitze im heutigen, modernen Fußballgeschäft<br />

als unwissend und unerfahren outete.<br />

Kritik am neuen Präsidenten kam jedoch<br />

nicht auf. Overath verstand die Medien klug<br />

zu nutzen und den <strong>Fan</strong>s mit seinem 5-Jahres-<br />

Plan so zu verzücken, dass diese tatsächlich<br />

an das Ziel glaubten, nach Vollendung <strong>des</strong><br />

Aufstiegs in naher Zukunft um die Meisterschaft<br />

zu spielen.<br />

Allerdings, die Realität war anders. Der. Abstieg<br />

2006 konnte nicht verhindert werden.<br />

Der neue Manager Michael Meier war nun<br />

aber gewillt die Vorgaben von Overath umzusetzen,<br />

so dass nun vor allem große Namen<br />

verpfl ichtet wurden. Den Anfang setzte Meier<br />

mit der Verpfl ichtung von Christoph Daum.<br />

Dieser durfte darauf im Sommer 2007 ebenfalls<br />

für ordentlich Geld einkaufen, wodurch<br />

nun während der zweiten Spielzeit in der<br />

Zweiten Liga sehr teure ehemalige Spitzenspieler<br />

verpfl ichtet wurden. Mit diesen Spielern<br />

als Stützen <strong>des</strong> Kaders wurde ein Aufstieg


und nun dreimal in Folge der Klassenerhalt<br />

erreicht. Aus diesen sportlichen Erfolgen heraus<br />

stand Overath den Unmutsäußerungen<br />

eines Teils der <strong>Fan</strong>s ablehnend gegenüber<br />

und bilanzierte diese als undiff erenziert. Der<br />

<strong>FC</strong> habe „die beste Platzierung seit zehn Jahren<br />

mit Rang zehn erreicht“.<br />

Kritikpunkt: Finanzen<br />

Denn nicht nur bei den Teilen der gegenüber<br />

dem Vorstand kritischen <strong>Fan</strong>s hat Overath seinen<br />

Kredit mehr als aufgebraucht. Auch die<br />

wirtschaftliche Entwicklung <strong>des</strong> Vereins, die<br />

die Gesellschaftsversammlung (Mitglieder:<br />

Overath, Glowacz, Neukirch, sowie zwei Vertreter<br />

<strong>des</strong> Verwaltungsrates) laut Vereinsstruktur<br />

kontrollieren muss und dadurch direkt an<br />

ihr beteiligt ist, ist unter seiner Amtsführung<br />

sehr negativ gelaufen. Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> hatte<br />

es vor dem Beginn seiner Amtszeit geschaff t,<br />

sich wirtschaftlich zu stabilisieren und war<br />

dank der handelnden Akteuren Rettig und<br />

Caspers 2005 als wirtschaftlich drittbester<br />

Verein eingestuft worden (hinter München<br />

und Hannover). Mittlerweile jedoch drücken<br />

den Verein min<strong>des</strong>tens 20 Millionen Euro<br />

Schulden. Weiteres Geld wurde durch den<br />

Verkauf <strong>des</strong> Caterings an eine Tochterfi rma<br />

geliehen (7,5 Millionen Euro), zudem läuft in<br />

diesem Sommer die 2006 gezeichneten Anleihen<br />

im Wert von 5 Millionen Euro aus. Für<br />

dieses Geld wurde jedoch keine vernünftige<br />

Basis eines Kaders geschaff en, ganz im Gegenteil.<br />

Sämtliche in den letzten Jahren verpfl<br />

ichteten internationalen Stars wie Maniche<br />

haben den Verein nun ohne jeglichen wirtschaftlichen<br />

Gegenwert verlassen und einen<br />

Kader hinterlassen.<br />

Kritikpunkt: Vereinsstruktur<br />

Aufgrund dieser niederschmetternden Fakten<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

15<br />

sollte die Verbindung zu Overaths Aussagen<br />

im Sommer 2006 gezogen werden. Es reicht<br />

nicht nun den ehemaligen Manager Meier als<br />

einzigen Schuldigen für die fi nanzielle Misere<br />

verantwortlich zu machen und mit seiner<br />

Entlassung sämtliche Diskussion überfl üssig<br />

erscheinen zu lassen. Eine kritische Auseinandersetzung<br />

mit dem Vorstand wäre nun also<br />

angebracht. Diese wurde schließlich an jener<br />

wohl einzigartigen Jahreshauptversammlung<br />

der Mitglieder im November 2010 auch angekündigt.<br />

<strong>Fan</strong>s und Umfeld sollten sich auf die<br />

„Mission Klassenerhalt“ konzentrieren, darauf<br />

jedoch versprach Horstmann, würde sich der<br />

Verein der Kritik der <strong>Fan</strong>s in Sachen Vereinsstruktur<br />

stellen. Ohne die Einberufung einer<br />

außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />

ist dies jedoch gerade in der Sommerpause<br />

kaum möglich, <strong>des</strong>halb sind die großfl ächigen<br />

Transparente mit der nun endgültigen<br />

Umsetzung der Reformversprechen verständlich.<br />

Die kritischen Teile der <strong>Fan</strong>s möchten<br />

mehr Mitsprache beim <strong>FC</strong> erhalten. Dies ist<br />

auf Grund der Vereinsstruktur, in der die Mitglieder<br />

nur den Vorschlag <strong>des</strong> von dem Vorstand<br />

kontrollierten Verwaltungsrates zustimmen<br />

können, nicht möglich. Der Präsident<br />

wird somit nur als Resultat einer ausgemachten<br />

Klüngelei als solcher gewählt.<br />

Dies zu ändern haben sich nun mehrere <strong>Fan</strong>-<br />

Gruppierungen auf die Fahnen geschrieben.<br />

Die Aussagen Overaths unmittelbar nach Saisonende<br />

zeigen jedoch, dass er nicht bereit<br />

scheint sich den wirtschaftlichen und vor allem<br />

strukturellen Kritiken zu stellen. Ein Rücktritt<br />

ist somit ausgeschlossen, was dem Verein<br />

wohl weiter Schaden bringt und eine nötige,<br />

kritische und verändernde Selbstbetrachtung<br />

verhindern wird.


16<br />

MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK > KARNEVAL IM HOHEN NORDEN<br />

Mit dem Äffzeh op Jöck<br />

Karneval im hohen Norden<br />

Katalina Präkelt reist in eine neue Welt und landet in der Heimat<br />

Nicht selten rollt ein Sonderzug durch die Bun<strong>des</strong>republik, dennoch ist es immer wieder<br />

ein besonderes Ereignis. Gute Stimmung, tolle Atmosphäre und eine Menge Euphorie<br />

sind stets an Bord. Fußballfans unter sich! Eine junge, angehende Journalistin begleitete<br />

die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s im Bitburger-FANZUG auf dem Weg von <strong>Köln</strong> nach Hamburg und zurück. Das<br />

Ziel der Reise war der gebürtigen Hamburgerin gut bekannt, doch der Weg dorthin war<br />

Neuland…<br />

Samstagmorgen am <strong>Köln</strong>er Hauptbahnhof:<br />

Es ist 7:30 Uhr, auf Gleis 1 ist alles ruhig. „Das<br />

ändert sich aber gleich“, sagt Michael Sandmann,<br />

während er noch kurz ein paar Anweisungen<br />

an sein Team gibt. „Wenn der Zug<br />

einfährt, dann geht’s richtig los.“ Der Zug, damit<br />

meint er den Bitburger-FANZUG, mit dem<br />

es heute Richtung Norden gehen soll, nach<br />

Hamburg. 800 <strong>Fan</strong>s <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> sind dabei,<br />

um ihren Verein beim Spiel gegen den Hamburger<br />

SV zu unterstützen. Michael Sandmann<br />

tritt von einem Fuß auf den anderen<br />

und nestelt an seinem rot-weißen Schal. Der<br />

<strong>1.</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s ist verantwortlich<br />

dafür, dass heute alles glatt läuft. Bei der<br />

letzten Auswärtspartie beim <strong>FC</strong> St. Pauli wur-<br />

den bengalische Feuer im Hamburger Hauptbahnhof<br />

gezündet, 120 <strong>Köln</strong>er <strong>Fan</strong>s wurden<br />

kurzzeitig festgenommen. „Wird schon alles<br />

gut laufen heute“, sagt Michael und lächelt<br />

zuversichtlich. Ein bisschen nervös wirkt er<br />

trotzdem.<br />

Während sein Team den Zug mit Fässern belädt,<br />

sammeln sich unten im Bahnhof die <strong>Fan</strong>s.<br />

Trotz der frühen Stunde ist die Stimmung<br />

ausgelassen. Zwischen Bäckerei und Bahnschalter<br />

zischen Bierdosen, werden Fahnen<br />

geschwenkt und <strong>Fan</strong>gesänge angestimmt.<br />

Um 8:19 Uhr verlässt der Zug den Bahnhof. 14<br />

Waggons und 3340 Liter Bier stehen den <strong>Fan</strong>s<br />

zur Verfügung. Der Sambawagen, in dem Getränke,<br />

Zigaretten und Würstchen verkauft<br />

werden, füllt sich innerhalb von Minuten mit<br />

rot-weiß gekleideten <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s. Während draußen<br />

noch der Rhein vorbeizieht, dröhnen<br />

drinnen schon Brings und 5vor12 aus den<br />

Boxen. Die <strong>Fan</strong>s trinken, rauchen und grölen,<br />

und bei gutem Wetter und altersschwacher<br />

Klimaanlage wird der Sambawagen schnell<br />

zum Saunawagen. Es riecht nach Bier, Rauch<br />

und Schweiß.


Sonja und Marko (Namen geändert) stört<br />

das nicht. „Bei Auswärtsfahrten kann man<br />

einfach mal man selbst sein“, sagt Marko. Er<br />

arbeitet im Kundenservice eines Autohauses.<br />

„Da muss man immer nett sein, hier kann<br />

man mal die Sau rauslassen.“ Er zieht an seiner<br />

Zigarette und strahlt. Seine Kumpels feixen.<br />

Sonja nickt. Die 29-jährige, die mit ihren<br />

langen blonden Haaren auch als Spielerfrau<br />

durchgehen könnte, fährt seit zwei Jahren<br />

mit „ihren Jungs“ zum <strong>FC</strong>. „Vor allem wegen<br />

Poldi“, lacht sie. Als einzige Frau in der Gruppe<br />

fühlt sie sich wohl. „Für die Jungs bin ich wie<br />

ein Kumpel. Die Lady lasse ich beim Fußball<br />

zu Hause.“<br />

Michael Sandmann telefoniert derweil mit<br />

den Verantwortlichen der Hamburger Polizei.<br />

Im Norden ist man vorbereitet auf die <strong>Fan</strong>s<br />

aus <strong>Köln</strong>, einige Hundertschaften warten<br />

schon am Bahnsteig. Insgesamt 4000 <strong>Köln</strong>er<br />

<strong>Fan</strong>s sind heute auf dem Weg nach Hamburg,<br />

Ausschreitungen und Zusammenstöße zwischen<br />

den <strong>Fan</strong>s will man vermeiden. „Es darf<br />

nichts brennen“, sagt Michael, und fährt sich<br />

durch die kurzen blonden Haare, „sonst kriegen<br />

wir echte Probleme.“ Er muss dafür sor-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

gen, dass niemand über die Stränge schlägt,<br />

und ein paar potentielle Krawallmacher hat er<br />

auch schon im Zug gesichtet.<br />

Bei der Ankunft in Hamburg-Altona verläuft<br />

jedoch alles ruhig, Feuerwerkskörper sind<br />

nirgends zu sehen, es zündelt keiner. Von Krawall<br />

also keine Spur, die Hundertschaften haben<br />

sich umsonst positioniert. Die <strong>Fan</strong>s sind<br />

friedlich und geduldig, und trotz chaotischer<br />

Shuttle-Bedingungen fi nden alle irgendwann<br />

den Weg zur Hamburger Imtech-Arena. Die<br />

Stimmung ist gut, die <strong>Köln</strong>er freuen sich auf<br />

das Spiel. Optimistische, wenn auch leicht<br />

verhaltene Prognosen werden für den Spielausgang<br />

gemacht, die meisten <strong>Köln</strong>er tippen<br />

voller Hoff nung auf Unentschieden oder einen<br />

2:1-Sieg für den <strong>FC</strong>.<br />

Kurz nach Spielanpfi ff zeigt sich jedoch<br />

schon, dass der <strong>1.</strong> Fußballclub <strong>Köln</strong> seiner<br />

latenten Auswärtsschwäche alle Ehre und<br />

damit sämtliche Prognosen zunichte macht.<br />

Selbst Podolskis Linksschuss in der 62. Minute<br />

kann das Spiel nicht mehr retten: Am Ende<br />

steht es 6:2 für Hamburg.<br />

17


18 MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK > KARNEVAL IM HOHEN NORDEN<br />

Die <strong>Köln</strong>er sind sauer. „Das war Arbeitsverweigerung!“,<br />

fl ucht Sonja. Sie ist wütend.<br />

„500 Kilometer Fahrt, und dann so was.“ Mittelfi<br />

nger werden den <strong>Köln</strong>er Spielern entgegengereckt,<br />

als sie eine letzte Runde auf<br />

dem Rasen drehen. Marko blickt derweil mit<br />

leeren Augen auf das Spielfeld. Bierbecher<br />

fl iegen vorbei, zwischen <strong>Fan</strong>s gibt es kleine<br />

Rangeleien, wüste Beschimpfungen werden<br />

ausgetauscht. Er scheint von alledem nichts<br />

mitzubekommen. Langsam schüttelt er den<br />

Kopf. Reden möchte er jetzt nicht mehr. Sonja<br />

zuckt hilfl os mit den Schultern.<br />

Michael Sandmann ärgert sich auch über den<br />

Spielausgang. Aber nicht über „seine“ <strong>Köln</strong>er,<br />

denn größere Zusammenstöße zwischen<br />

<strong>Fan</strong>s und der Polizei gab es nicht. Im Gegenteil.<br />

Anstatt Randale zu machen, toben sich<br />

die Mitfahrer <strong>des</strong> Zuges bei Fischbrötchen<br />

und Bier auf der Hamburger Partymeile, der<br />

Reeperbahn, aus. Und auch nach der Kieztour<br />

läuft am Bahnhof alles glatt. Das Fernsehteam<br />

<strong>des</strong> NDR, welches auf starke Bilder mit wütenden<br />

Fußballfans gehoff t hatte, geht leer aus,<br />

und nach ein paar Fragen an die anwesenden<br />

Polizisten muss sich der Reporter enttäuscht<br />

von dannen machen. Es gibt nichts zu berichten.<br />

Von Krach, Radau und Ausschreitungen<br />

keine Spur. „Zum Glück“, sagt Michael Sandmann<br />

und grinst, „jetzt kann auch ich richtig<br />

feiern“.<br />

Um 23:04 Uhr geht es ohne Punkte, dafür immer<br />

noch mit reichlich Bier, zurück nach <strong>Köln</strong>.<br />

Im Sambawagen dröhnt sofort wieder Partymusik<br />

durch die Boxen und die <strong>Fan</strong>s feiern<br />

weiter. Wenn schon keinen Sieg, dann eben<br />

sich selber. Die Party geht bis in die frühen<br />

Morgenstunden und die hartgesottensten<br />

<strong>Fan</strong>s kennen keine Gnade: trotz Ärger über<br />

das verlorene Spiel kommt keiner darum<br />

umhin, bei der Vereinshymne noch einmal<br />

mitzugrölen. Sonja und Marko bekommen<br />

davon nichts mit, sie haben sich zum Schlafen<br />

in ein Abteil verzogen. „Wir fahren weit, wir<br />

trinken viel, und verlieren je<strong>des</strong> Spiel“ singt<br />

ein <strong>Fan</strong> im Sambawagen. Ironie schwingt in<br />

der Stimme mit, aber wirklich traurig sieht er<br />

trotzdem nicht aus. In manchen Momenten<br />

ist Fußball eben doch Nebensache. Aber nur<br />

bis zum nächsten Spiel…!


„Dieser Verein gibt mir schon<br />

zu denken…“<br />

Bastian Hoyer mit einer anderen Art der Frustbewältigung<br />

Während sich das Gros der <strong>FC</strong>-Anhängerschaft nach dem Spiel beim HSV seinen Frust in<br />

den diverses Lokalen auf dem Hamburger Kiez hinunterspülte, stattete unsere Autor dem<br />

St. Pauli Theater einen Besuch ab. Statt „feucht fröhlich“ wählte er lieber die Variante <strong>des</strong><br />

„trockenen Humors“…<br />

Der Übergang von der deftigen Auswärtsklatsche<br />

im Volkspark zur abendlichen Darbietung<br />

Emil Steinbergers im St. Pauli Theater<br />

war fl ießend. Schließlich sind bei<strong>des</strong><br />

Ereignisse, bei denen man einfach nur noch<br />

lachen kann oder sogar muss. Obendrein<br />

brachte einem der abendliche Auftritt <strong>des</strong><br />

Zentralschweizers bereits im Vorfeld die Gewissheit,<br />

zumin<strong>des</strong>t ebenjenen als Gewinner<br />

zu verlassen. Denn wie kaum ein anderer<br />

Kabarettist steht der 78jährige für pointensichere<br />

Ausführungen allererster Güte.<br />

In seinem aktuellen Bühnenprogramm präsentiert<br />

er Anekdoten aus seinem Buch „Wahre<br />

Lügengeschichten“, die sich tatsächlich<br />

so zugetragen haben, oder aber komplett<br />

seiner Phantasie entstammen. Sind sie wahr,<br />

so zeigt er die drei rechten Finger der linken<br />

Hand, was Emil „drei Engel“ nennt. Dementsprechend<br />

groß war gleich von Anfang an die<br />

Mischung aus Neugier, Skepsis und Verunsicherung<br />

im ausverkauften Saal. Um vor lauter<br />

angespannter Bewertungsprozesse beim Publikum<br />

dem kleinsten Anfl ug von Verkrampfung<br />

entgegen zu wirken, streute er nach jeder<br />

vorgelesenen Geschichte einige, im Laufe<br />

der Jahre aufgenommene Erkenntnisse („Vie-<br />

Wenigstens Emil vermochte die Zuschauer zu erfreuen.<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

le Männer lügen häufi ger als Frauen, die nicht<br />

die Wahrheit sagen.“), undiskutierbare Zitate<br />

(„Du kannst nicht mehr, als du musst.“) und<br />

unterschiedlichste Ausdrucksmöglichkeiten<br />

– abhängig von der Betonung – <strong>des</strong> kleinen,<br />

oftmals unbedeutend erscheinenden Wörtchens<br />

‚so’ ein. Rundum wunderbare zwei<br />

Stunden, die viel zu schnell verstrichen waren.<br />

Nächste Saison wird der <strong>kölsch</strong>e Tross Hamburg<br />

wieder als Sieger verlassen – drei<br />

Engel. Und beide Daumen hoch für Emil,<br />

der sich über „seinen“ <strong>FC</strong> Luzern ähnlich<br />

äußert, wie es <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s auch können: „Dieser<br />

Verein gibt mir schon zu denken…“.<br />

19


20 MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK > AUSWÄRTSBILDER<br />

Auswärts – Debakel und Entscheidung<br />

Michael Sandmann erlebte ein denkwürdiges Saisonfi nale<br />

Auf Gegners Platz hatte der <strong>FC</strong> in dieser Spielzeit wenig zu melden. Und doch hatten<br />

die – zum Teil erschreckenden – Auftritte der Mannschaft wegweisende Bedeutung. In<br />

Mönchengladbach, Hamburg und in Wolfsburg fühlte sich nicht nur der Anhang, sondern<br />

auch Trainer Schaefer vom eigenen Team im Stich gelassen. Mit bekannten Konsequenzen.<br />

Fußball ist und bleibt Kopfsache, vielzitierte Einstellungs- und Charakterfrage.<br />

So macht es keinen Spaß hier noch einmal<br />

auswärts zu gehen und sich zu erinnern.<br />

Aber auch der fi nale Befreiungsschlag im<br />

Abstiegskampf gelang in der Fremde, gegen<br />

einen alten Bekannten und sein verunsicher-<br />

Freitag, 4. März 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga | 25. Spieltag | BORUSSIA DORTMUND - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />

1 : 0<br />

Nur einmal musste Michael Rensing am Karnevalsfreitag beim späteren Meister<br />

hinter sich greifen. Er war der Spieler <strong>des</strong> Spiels und sollte auch im Laufe der<br />

Rückrunde der dringend benötigte Rückhalt sein. Die Spielanteile an diesem<br />

Tag passten aber ins Auswärtsmuster <strong>des</strong> <strong>FC</strong> im Frühjahr 201<strong>1.</strong> Dank Auswärtshoch<br />

ließ es sich dann doch recht entspannt Karneval feiern und Poldi sowie<br />

Volker Hartjens beim Zoch zujubeln.<br />

Samstag, 19. März 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga | 27. Spieltag | HAMBURGER SV - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />

6 : 2<br />

800 <strong>Fan</strong>s fuhren im Jubiläumszug <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s in die Hansestadt, um es<br />

beim kriselnden HSV besser zu machen als Wochen zuvor bei St. Pauli. Die<br />

Krise kriegten nur die mitgereisten <strong>Fan</strong>s. Bei Bier und „Mexikanern“ im Pauli-Eck<br />

wurde die Niederlage gemeinsam verdaut. Auch Matthias Scherz schaute in<br />

der gemütlichen Kiezkneipe vorbei. Etliche <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s sollen es ähnlich gemacht<br />

haben, bevor der zweite Teil der gelungenen Jubiläumsfahrt begann [Ausführlich<br />

auf den Seiten 16-18]. Gestört hatte nur das Spiel. Aber Müngersdorf blieb<br />

ja unsere Festung.<br />

tes Team. Hinter uns liegt mit Sicherheit eine<br />

denkwürdige Saison, deren letztes Drittel wir<br />

mit einigen Bildern hier noch einmal Revue<br />

passieren lassen.


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

Sonntag, 10. April 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga |29. Spieltag | BORUSSIA M’GLADBACH - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />

5 : 1<br />

Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Nürnberg fühlte sich das <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>sein wieder<br />

so leicht wie lange nicht an. Am Sonntag darauf holte uns alle die Realität<br />

wieder ein. Es ist nicht leicht mit diesem Club! Heftiges Spiel, heftiger Tag!<br />

Sonntag, 24. April 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga |3<strong>1.</strong> Spieltag | VFL WOLFSBURG - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />

4 : 1<br />

Allmählich machte es wirklich keine Freude mehr mit dem <strong>FC</strong> dem Lieblingssport<br />

der Allesfahrer nachzugehen. Der <strong>FC</strong> war zwar nicht mehr chancenlos,<br />

aber nach dem VfB Stuttgart auch dem zweiten direkten Konkurrenten letztlich<br />

klar unterlegen. Die Abstiegsangst wuchs und Frank Schaefer wurde endgültig<br />

zum <strong>FC</strong>-Retter, als er sein Amt zur Verfügung stellte. Volker Finke stellte<br />

eigene Karrierepläne und die Sorge um seinen Ruf zurück und zeigte sich für<br />

den <strong>FC</strong> verantwortlich. Der Ausgang ist bekannt. Zampano Daum konnte mit seiner Truppe dem <strong>FC</strong> am vorletzten<br />

Spieltag nichts mehr entgegensetzen.<br />

Samstag, 7. Mai 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga | 33. Spieltag | EINTRACHT FRANKFURT - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />

0 : 2<br />

Durch Tore von Chihi (!) und Poldi gewann die Mannschaft in Frankfurt und<br />

entledigte sich aller Abstiegssorgen. Es war für den gesamten Verein wichtig,<br />

in dieser turbulenten Saison nicht runterzugehen. Spannend bleibt, welchen<br />

<strong>FC</strong> wir in der nächsten Spielzeit mit Stale Solbakken erleben werden. Soldos<br />

farbloser, punktender Auswärts-<strong>FC</strong> oder Schaefers fulminanter Heim-<strong>FC</strong>. Vielleicht<br />

bei<strong>des</strong>? Vielleicht nur fulminant? Gute Erholung in der Sommerpause!<br />

Wir sehen uns im Block. Scream for our Team!<br />

21


22 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > BALLABALLA<br />

Ballaballa<br />

Michael Kirch kennt Gewinner und Verlierer<br />

Eine eher ungewöhnliche Bun<strong>des</strong>ligasaison liegt hinter uns. Bayern München ist kein<br />

Meister, sondern feiert am Ende den dritten Tabellenplatz. Hannover und Mainz spielen<br />

im kommenden Jahr international und Schalke, Stuttgart, Wolfsburg, Bremen und Hoffenheim<br />

landen in der Abschlusstabelle hinter unserem <strong>FC</strong>. Auch sonst lief Vieles auf und<br />

neben dem Rasen wenig vorhersehbar.<br />

Keine Angst, ich werde jetzt nicht auch noch<br />

die Loblieder auf den neuen deutschen Meister<br />

anstimmen. Sicherlich haben die Dortmunder<br />

das ganz gut gemacht und zählen<br />

<strong>des</strong>halb auch verdient zu den Gewinnern<br />

der Saison. Ich habe aber vielmehr Angst,<br />

dass eine <strong>Fan</strong>freundschaft zwischen <strong>Köln</strong> und<br />

Dortmund im Anmarsch sein könnte, weil der<br />

<strong>FC</strong> durch seinen Sieg gegen Leverkusen Wegbereiter<br />

vom vorzeitigen Meistertitel war. Es<br />

gibt tatsächlich ein Video auf Youtube, in dem<br />

die Dortmunder Südtribüne lautstark „erster<br />

Fußballclub <strong>Köln</strong>“ anstimmt. So etwas macht<br />

man nicht! Das ist <strong>kölsch</strong>es Liedgut, welches<br />

nur von uns selbst angestimmt werden darf.<br />

Für mich sind die Dortmunder <strong>Fan</strong>s wegen<br />

unnötiger Anbiederung klare Verlierer. Richtig<br />

schlecht wird mir, wenn ich daran denke, dass<br />

der <strong>FC</strong> mit seinem Sieg in Frankfurt erst das<br />

Erreichen <strong>des</strong> Relegationsplatzes der Ponys<br />

ermöglicht hat.<br />

Die Relegationsspiele waren auch so eine Sache.<br />

Da hält man endlich mal zu einer Mannschaft<br />

von Friedhelm Funkel und was kommt<br />

dabei heraus? Anstatt ins Tor treff en sie immer<br />

zu Spielbeginn die Latte und lassen sich dann<br />

je<strong>des</strong> Mal spät ein Ei ins Nest legen. Die Serie<br />

<strong>des</strong> personifi zierten Zweitligatrainers mit<br />

den gefühlten zwanzig Erstligaaufstiegen ist<br />

damit gerissen. Tragisch? Fragt mal bei Chris-<br />

toph Daum nach, der in Frankfurt nicht gescheitert<br />

ist, sondern nur gescheitert wurde,<br />

dennoch am Ende als ideales Double für den<br />

Ritter von der traurigen Gestalt durchgegangen<br />

wäre. Interessant fand ich übrigens, dass<br />

der Vertragsabschluß in Frankfurt innerhalb<br />

weniger Minuten vollendet war, während<br />

sein Herzblut-Vertrag in <strong>Köln</strong> mit zehn Anwälten<br />

über mehrere Tage ausgehandelt werden<br />

musste und alle nur erdenklichen Klauseln<br />

enthielt. Ich gehe davon aus, dass der ehemalige<br />

Messias in <strong>Köln</strong> zukünftig selbst dann<br />

kein Thema mehr sein dürfte, wenn nur noch<br />

Klaus Toppmüller und Karl-Heinz Heddergott<br />

alternativ zu bekommen wären. Aus der<br />

Daum - klarer Fall von Verlierer.


Das schwere Erbe von O<strong>live</strong>r Kahn<br />

Als Torwart hat man es in München scheinbar<br />

ein wenig schwerer als anderswo in der Liga.<br />

Michael Rensing dürfte das perfekte Beispiel<br />

dafür sein. Der Rucksack der Nachfolge <strong>des</strong><br />

Titans war off ensichtlich zu schwer. Glück<br />

für den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>, dass die Verantwortlichen<br />

in einem lichten Moment in der Winterpause<br />

zuschlugen, und dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> endlich<br />

wieder einen Klassekeeper bescherten. Okay,<br />

Rensing wäre auch zu Saisonbeginn zu haben<br />

gewesen, aber so schnell ist man in <strong>Köln</strong> dann<br />

eben doch nicht. Nach der überraschend guten<br />

Notlösung Butt und dem zweiten Rensing<br />

Thomas Kraft, der in Berlin in der kommenden<br />

Saison mit Sicherheit durchstarten<br />

wird, soll nun der laut Kaiser Franz beste<br />

Torhüter der Welt zu den Bayern kommen.<br />

Geradezu skurril ist, dass Bayern so große Not<br />

zu haben scheint, dass sie für einen um ein<br />

Jahr vorgezogenen Wechsel bereit sind, die<br />

hochverschuldete Gazprom-Truppe aus dem<br />

Ruhrgebiet fast komplett zu sanieren. Und da<br />

erzähle mir noch einer, nur in England würde<br />

mit der Kohle um sich geworfen. Auf jeden<br />

Fall sind die Königsblauen nach dem Transfer<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

23<br />

doppelte Gewinner, weil sie durch die Abgänge<br />

von Neuer und auch Magath einmal viel<br />

Geld verdient und einmal viel gespart haben.<br />

Gescheiterte Revolutionen<br />

Dass Felix Magath in Schalke am Ende scheitern<br />

musste, war schon lange absehbar. Immerhin<br />

hätte er es beinahe geschaff t, den<br />

Verein sportlich und fi nanziell mit einer einzigartigen<br />

Transferpolitik an die Wand zu<br />

fahren. Ich glaube, wenn der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> im<br />

Management zu der Zeit ein wenig pfi ffi ger<br />

aufgestellt gewesen wäre, hätte man Magath<br />

auch Ishiaku und Giannoulis mit Gewinn andrehen<br />

können. Am Ende ist Magath auch an<br />

gnadenloser Selbstüberschätzung gescheitert,<br />

da er sich für unantastbar gehalten hat.<br />

Und das ist außer Wolfgang Overath in der<br />

Bun<strong>des</strong>liga niemand.


24 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > BALLABALLA<br />

Nach der Saison stand auch im Pony-Stall am<br />

Niederrhein eine tierische Revolution auf der<br />

Tagesordnung. Ein Tiger wollte die Fohlen<br />

komplett aufmischen. Herausgekommen ist<br />

ein Wahlergebnis auf FDP-Niveau. Ich bin fest<br />

davon überzeugt, dass der Herr Eff enberg<br />

sich nun wieder ins Privatleben zurückziehen<br />

wird, seine Weingläser poliert, damit es<br />

demnächst auch mal wieder mit der Nachbarin<br />

klappt. Der Vorteil für ihn dürfte sein,<br />

dass er grundsätzlich Rückendeckung seines<br />

alten Spezies Loddar erhalten sollte, der sich<br />

gleichzeitig gerne um die Tochter der Nachbarin<br />

kümmert, zumin<strong>des</strong>t so lange, bis sie<br />

volljährig sind. Auf jeden Fall ein Verliererdoppel!<br />

Da eben schon das Thema Politik angeschnitten<br />

wurde, soll auch ein kurzer Blick in die<br />

Sportpolitik gestattet sein. Der Schweizer<br />

Josef Blatter ist immer noch FIFA-Präsident.<br />

Das nenne ich mal eine Leistung. In jeder Bananenrepublik<br />

würde ein Politiker mit seinen<br />

Machenschaften zumin<strong>des</strong>t im Knast bzw. in<br />

den USA auf den Guoverneurs-Sessel in Kalifornien<br />

landen. In der Welt <strong>des</strong> Fußballs ist<br />

das scheinbar anders. Kurz vor einer Wahl<br />

wird plötzlich der einzige Gegenkandidat von<br />

der FIFA-eigenen Ethik-Kommission suspendiert.<br />

Ein jeder ahnt, wer diese „unabhängige“<br />

Kommission eingesetzt hat. Ein wenig ins<br />

Schwitzen kam er aber schon, der gute Sepp.<br />

Seine Auftritte vor der internationalen Presse<br />

erinnerten in ihrer Verwirrtheit an den legendären<br />

Klaus Kinski und auch den ehemaligen<br />

Lauterer Aufsichtsratvorsitzenden Robert<br />

Wieschemann und <strong>des</strong>sen Defi zit an Durchblick.<br />

Trotzdem: Wer so viel auf dem Kerbholz<br />

hat und munter weiter machen kann, ist auf<br />

jeden Fall ein Gewinner.<br />

In <strong>Köln</strong> hat man wieder einen neuen Lebensmüden<br />

gefunden, der sich freiwillig auf die<br />

Trainerbank setzt. Herzlich willkommen, Ståle<br />

Solbakken! Damit dürfte laut Reiner Calmund<br />

in <strong>Köln</strong> „das Trainerthema pasta sein“.<br />

Ich wünsche mir das und Euch vor allem eine<br />

angenehme und erholsame Sommerpause.


Is mir egal.<br />

Johannes Thies stumpft ab<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

Der gespenstische Prozess begann schleichend und führte am Ende zu dem schlimmstmöglichen<br />

Ergebnis. Es war mir irgendwann schlichtweg egal, was diesem <strong>FC</strong> passiert.<br />

Ob sie nun absteigen oder drin bleiben, es wird sich nichts ändern. Natürlich ist es nur<br />

ein weiterer Schutzmechanismus, den ich da aufbaue. Wenn mir der <strong>FC</strong> wirklich egal<br />

wäre, wäre es mir jetzt nicht egal.<br />

Es war keine besonders gute Idee, die Mitgliederversammlung<br />

im letzten November<br />

zu besuchen. Und auch von den besuchten<br />

Spielen hatte ich nicht viel, den berauschend<br />

aufspielenden <strong>FC</strong> kenne ich nur aus Erzählungen.<br />

Statt<strong>des</strong>sen war ich letzte Saison in<br />

Mainz und in Nürnberg, war gegen Gladbach<br />

im Stadion, in St. Pauli und beim HSV. Ich kenne<br />

nur das blutleere Gerippe aus <strong>des</strong>interessierten<br />

Legionären, das sich ohne echte Gegenwehr<br />

in Fetzen reißen lässt und dem beim<br />

Thema Identifi kation als erstes „netto“ einfällt.<br />

Unglaublich: Die Schmach beim HSV.<br />

25<br />

Ich erlebe ein Präsidium, das höchst widerwillig<br />

und von oben herab die Meinung der<br />

Vereinsmitglieder über sich ergehen lässt und<br />

in keiner Weise darauf reagiert. Ich habe kein<br />

Insiderwissen über die wahren Vorgänge hinter<br />

den Kulissen. Ich mache mir auch keine<br />

Mühe mehr, herauszufi nden, wer aus diesem<br />

schmierigen Dunstkreis nun genau die Verantwortung<br />

für den chaotischen Zustand <strong>des</strong><br />

Vereins trägt. Vielleicht sind es auch lediglich<br />

die modernen Zeiten, das zu beobachtende<br />

Verhalten der Akteure ist nicht exklusiv für<br />

den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>.


26 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > INTERVIEW MIT RAINER THOMAS<br />

Die Linien verlaufen mittlerweile anscheinend<br />

anders, nicht mehr unbedingt zwischen den<br />

verschiedenen Marken <strong>des</strong> Entertainmentunternehmens<br />

Fußballbun<strong>des</strong>liga.Was beim<br />

<strong>FC</strong> passiert, gibt es in vergleichbarer Form<br />

in München, Hamburg, Gelsenkirchen oder<br />

Stuttgart. Man züchtet sich eine bequeme<br />

Masse heran, die auf Lautsprecherkommando<br />

applaudiert, stumpf die Produkte der angehängten<br />

Fleischindustrie runterschlingt und<br />

70 Euro dafür ausgibt, auf Kunststoff hemdchen<br />

aus Bangla<strong>des</strong>ch Werbung spazieren<br />

zu tragen. Warum auch zweifeln, das Produkt<br />

lässt sich immer geschmeidiger vermarkten,<br />

um die paar unbelehrbaren Chaoten wird<br />

sich schon die Polizei kümmern. Die Kosten<br />

für den Einsatz trägt natürlich der Staat, Fußball<br />

ist doch ein öff entliches Gut und bedarf<br />

besonderer Wertschätzung.<br />

Im Bezahlfernsehen verurteilt man den Wurf<br />

<strong>des</strong> Plastikbechers aufs Schärfste und reibt<br />

sich unterm Tisch die Hände über 30 Minuten<br />

Sonderberichterstattung nach dem Spiel. Bei<br />

Kommunikationsproblemen mit dem Publikum<br />

richtet man eben mal eine Facebook-<br />

Seite ein, sämtliche Medien springen bereitwillig<br />

auf den Zug mit auf und nur drei Tage<br />

später hat man 150.000 echte <strong>Fan</strong>s auf seiner<br />

Seite. Problem gelöst. Vor allem kann man die<br />

locker mitnehmen, wenn man sich nur einen<br />

Tag später die Krawatte <strong>des</strong> nächsten Clubs<br />

umbindet. Im Abstiegskampf boxt ein Torhüter<br />

den Eckball so lange mit einer Faust, bis er<br />

im eigenen Tor landet und niemand wundert<br />

sich. In den Sportmedien ist zu alledem nur<br />

wenig Kritisches zu fi nden. Statt<strong>des</strong>sen wird<br />

Holger Stanislawski für seine rührenden Tränen<br />

vor den Kameras gefeiert. Drei Tage später<br />

rollt er schon in Sinsheim vor, wo sich der<br />

gute Herr Hopp noch immer demütig an die<br />

50+1 Regel hält. Das war auch beim Transfer<br />

von Luiz Gustavo so, beeilt sich ein Anwalt<br />

der DFL zu bestätigen.<br />

Unpassend: Stanislawski zu Hoff enheim!


Es braucht mittlerweile schon einen Tatort,<br />

um zur Sprache zu bringen, dass die halbe<br />

Nationalmannschaft und der gesamte Trainerstab<br />

schwul sind. Die sexuelle Orientierung<br />

der Kicker ist mir dabei total egal. Es<br />

zeigt nur, dass die Sportpresse viel zu tief in<br />

der Vermarktung <strong>des</strong> Produkts mit drinsteckt,<br />

als dass sie noch ihrer aufklärenden Aufgabe<br />

nachkommen könnte. Über Themen wie Doping,<br />

Wettschiebereien oder andere obskure<br />

Geschäfte werden wir auf diese Weise sicher<br />

nichts erfahren. Ist vielleicht auch besser so,<br />

die Leute müssen nicht alles wissen. Es reicht<br />

ja auch völlig, wenn man über ein Jahr lang<br />

alles darüber erfährt, ob Manuel Neuer nun<br />

nach München wechselt oder nach Manchester<br />

oder auch gar nicht. Man kann ja auch toll<br />

bei Facebook darüber diskutieren und alle<br />

beteiligten Geschäftspartner nehmen den<br />

steigenden Marktwert <strong>des</strong> Jungen mit Wohlwollen<br />

zur Kenntnis.<br />

Der Profi fußball war selten eine heile Welt,<br />

eher niemals. Es geht um Geld, das steckt<br />

bereits im Begriff . Und um die belustigende<br />

Beruhigung der arbeitenden Bevölkerung.<br />

Zu viel Wahrheit ist da ein gefährliches Spielchen.<br />

Und dann sorgt ausgerechnet die FIFA<br />

für DEN Moment of Truth der vergangenen<br />

Saison. Es wird jetzt endlich kein Hehl mehr<br />

daraus gemacht, dass die Weltmeisterschaft<br />

meistbietend verscherbelt wird. Man sollte<br />

ihm dankbar für diese Erleuchtung sein, dem<br />

Herrn Blatter.<br />

Unfassbar: Blatter verscherbelt WM-Turniere…und wird<br />

mangels Gegenkadidaten wiedergewählt.<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

27<br />

Natürlich habe ich keine Lösungen für die Zukunft<br />

parat. Vielleicht schaue ich mir das Spiel<br />

auch einfach schon zu lange an und mache<br />

mir zu viele Gedanken darüber. Ein wenig<br />

mehr Aufrichtigkeit wäre jedoch höchst erfrischend.<br />

Dass auch die oft als stumpf abqualifi<br />

zierte Masse der Zuschauer ein Gefühl dafür<br />

hat, zeigt die ungeheure Wertschätzung,<br />

die Frank Schaefer in seiner kurzen Amtszeit<br />

erfahren hat. Vielleicht ist er tatsächlich zu<br />

wenig abgekocht für dieses Haifi schbecken<br />

und beim <strong>FC</strong> oder sonst wo in der Bun<strong>des</strong>liga<br />

braucht es Trainer, die das Aff entheater besser<br />

beherrschen. Ob ich mir die Auff ührung<br />

weiter anschaue, entscheide ich nach der<br />

Sommerpause. Der <strong>FC</strong> darf sich gerne wieder<br />

um mich bemühen.


28 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > SAISONRÜCKBLICK<br />

Unwetter über <strong>Köln</strong><br />

Ein Saisonrückblick von Michael Piovesan<br />

Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> hat mit dem zehnten Tabellenplatz die Bun<strong>des</strong>ligasaison 2010/2011 erfolgreich<br />

abgeschlossen. Mit diesem Ergebnis könnten alle im und rund um den Verein<br />

zufrieden sein, hätte es nicht während der Saison erhebliche Turbulenzen gegeben.<br />

Am Geißbockheim könnte die Sonne scheinen<br />

und das nicht nur wegen der Jahreszeit.<br />

Immerhin beendete die Profi mannschaft <strong>des</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> die Bun<strong>des</strong>ligasaison 2010/2011<br />

auf dem zehnten Tabellenplatz und ließ damit<br />

unerwartet Vereine wie den VfB Stuttgart,<br />

den SV Werder Bremen, den <strong>FC</strong> Schalke 04<br />

oder den VfL Wolfsburg hinter sich.<br />

Doch vor diesem sonnigen Ergebnis zogen einige<br />

schaurige Gewitterwolken an der Franz-<br />

Kremer-Allee vorbei, die nicht nur sportlich<br />

begründet waren. Zahlreiche Ereignisse bieten<br />

Gelegenheit Bilanz zu ziehen, von denen<br />

ein paar im Folgenden aufgegriff en werden.<br />

Idyllischer Saisonausklang in <strong>Köln</strong>?


Doch vor diesem sonnigen Ergebnis zogen einige<br />

schaurige Gewitterwolken an der Franz-<br />

Kremer-Allee vorbei, die nicht nur sportlich<br />

begründet waren. Zahlreiche Ereignisse bieten<br />

Gelegenheit Bilanz zu ziehen, von denen<br />

ein paar im Folgenden aufgegriff en werden.<br />

Die Wetterlage über dem Präsidium<br />

Das schlechte Wetter ist dem Präsidium mit<br />

Sicherheit nicht entgangen. Lieferte der Präsident<br />

Wolfgang Overath auf der vergangenen<br />

Jahreshauptversammlung doch ein schönes<br />

Beispiel dafür, wie man mit leichtfertigen<br />

Äußerungen eine aufgeheizte Atmosphäre<br />

entlädt. So diskussionswürdig die Kritik am<br />

Präsidium auch ist, man sollte zwei Aspekte<br />

beachten. Zum einen eignet sich Wolfgang<br />

Overath mit seinem Lebenslauf und seiner<br />

Ausstrahlung<br />

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hervorragend ervo vorr rrag agen end d al als<br />

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<strong>des</strong> Vereins. Nur<br />

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vorher orhe her einer ei e ner Alternati- Altern rnat atiive,<br />

die na nach nachvollziehbar chvo voll llzi zieh ehba b r da darl darlegt, rleg egt, t wwas<br />

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würde. ü de de. .<br />

Düstere Zeiten am Himmel.<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

29<br />

Die Geschäftsführung im Donnerwetter<br />

In der Hinrunde bekam vor allem der sportlich<br />

verantwortliche Geschäftsführer Michael Meier<br />

das Donnerwetter zu spüren. Die sportlich<br />

enttäuschende Bilanz führte zusammen mit<br />

dem veröff entlichten Schuldenstand auch<br />

zu einer zunehmend kritischeren Berichterstattung.<br />

Von Konzeptlosigkeit war zu lesen.<br />

Freilich ignorierte dieser Vorwurf, dass das<br />

Konzept darin bestand, zunächst mit erfahrenen,<br />

teuren Spielern den Aufstieg und Klassenerhalt<br />

zu schaff en, um danach talentierte,<br />

junge, günstige Spieler aufzubauen und sich<br />

in der Ersten Bun<strong>des</strong>liga weiter zu etablieren.<br />

Dieser langfristig angelegten Strategie blieb<br />

in der Hinrunde der Erfolg versagt und kostete<br />

Herrn Meier damit den Job. Während O<strong>live</strong>r<br />

Leki weiterhin eher weniger von den Medien<br />

betrachtet arb arbeiten r eiten kann, rückte Claus Horstmann<br />

danach mehr in den Vordergrund. Er<br />

leitete eine Organisationsuntersuchung bei beim eim m<br />

<strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ein und ersetzte den Geschäftsfüh<br />

ührer<br />

Sport durch einen Sportdirektor, der der<br />

Geschäftsführung nun unterstellt ist.<br />

Mit einem Sportdirektor zurück<br />

zur Sonne?<br />

Ei Ein<br />

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30 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > SAISONRÜCKBLICK<br />

Man durfte von Finke allerdings auch Fehler<br />

erwarten. Schließlich ist die Rolle <strong>des</strong> Sportdirektors<br />

für ihn neu. Soweit man der Medienberichterstattung<br />

Glauben schenken darf,<br />

kam es zu solchen Fehlern bereits im Führungsverhalten<br />

gegenüber dem Trainer. Finkes<br />

Außendarstellung wirkte ebenfalls nicht<br />

deutlich glücklicher als unter Michael Meier.<br />

Allerdings kennt man nur den öff entlichen<br />

Teil der Geschichte. Zudem sollte man sehen,<br />

dass die Außendarstellung <strong>des</strong> Vereins in einem<br />

großen Umfang von der <strong>Köln</strong>er Medienlandschaft<br />

fremdbestimmt wird. Bleibt zu<br />

wünschen, dass Volker Finke aus den Vorgängen<br />

lernt. Denn er wird dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> in der<br />

kommenden Saison erhalten bleiben.<br />

Mit den Trainern wechselte das Wetter<br />

Zvonimir Soldo wurde nicht nur mangelnder<br />

Unterhaltungswert vorgeworfen. Seine<br />

Mannschaft spielte ebenfalls meist unattraktiv.<br />

Den Job kosteten ihn aber schließlich die<br />

sportlichen Ergebnisse, die den <strong>FC</strong> an das Tabellenende<br />

führten und Herbststürme herauf<br />

beschworen. Frank Schaefer folgte im Traineramt<br />

und zeigte, dass die Mannschaft überraschenderweise<br />

nicht nur Spiele zerstören,<br />

sondern auch gestalten kann. Mit Sicherheit<br />

waren es nicht nur seine lebhaftere Ausstrahlung<br />

und seine <strong>kölsch</strong>e Herkunft, die ihm<br />

Sympathien einbrachten. Die Mannschaft<br />

zeigte unter ihm ein aggressives Pressing und<br />

Kombinationsfußball, welchen man in Müngersdorf<br />

in den vergangenen Jahren allenfalls<br />

vom Gegner gesehen hatte. Zudem schaff te<br />

er es endlich, dass Podolski und Novakovic<br />

erfolgreich harmonierten und man wieder<br />

Spiele gewann. Das Wetter klarte in der Rückrunde<br />

auf und die Abstiegsgefahr schien<br />

unter ihm gebannt, bevor seine Mannschaft<br />

kurz vor dem Saisonende wieder tief in die<br />

Gefahrenzone trudelte. Schaefer trat zurück<br />

und begründete seinen Entschluss mit privaten<br />

Gründen. Bei aller berufl ich bedingten<br />

Neugier sollten nicht nur die Journalisten respektieren,<br />

dass es auch Informationen gibt,<br />

die nicht in die Öff entlichkeit gehören. Dennoch<br />

gestaltete sich der Abgang von Frank<br />

Schaefer turbulent. Mitten im Abstiegskampf<br />

machte die Geschichte die Runde, der Sportdirektor<br />

Volker Finke habe den Trainer Frank<br />

Schaefer demontiert. Es spricht für die Professionalität<br />

von Frank Schaefer, dass er sich aus<br />

dieser Debatte heraushielt. Volker Finke übernahm<br />

nun übergangsweise das Traineramt.<br />

Mit drei Siegen aus drei Spielen verhinderte<br />

er ein Abstiegs<strong>des</strong>aster und sicherte den<br />

sportlichen Sonnenschein<br />

Heiter bis wolkig – das Auftreten der<br />

Mannschaft<br />

Sonnigen Momenten gegen Bayern München<br />

und Bayer 04 Leverkusen stehen derbe<br />

Niederschläge gegen Borussia Mönchengladbach<br />

und dem Hamburger SV gegenüber. Der<br />

sechste Platz in der Rückrundentabelle unterstreicht<br />

die Qualität der jetzigen Mannschaft.<br />

Doch die Formkurven manch altgedienter<br />

Spieler werfen auch Fragen nach ihrer Berufsauff<br />

assung auf. Unzufriedenheit hemmt zwar<br />

bei jedem die Leistung. Allerdings gehört es<br />

zu einer professionellen Einstellung, sich bis<br />

zum letzten Spieltag um Leistung zu bemühen,<br />

zumal man auch bis dahin bezahlt wird.<br />

Wenn allerdings das Bemühen von einer Vertragsverlängerung<br />

oder vom Verhältnis zum<br />

Trainer bestimmt wird, zeugt das nicht von<br />

sehr viel Professionalität. Ob man bei einem<br />

Transfer solchen Spielern hinterhertrauern<br />

sollte, bleibt zu bezweifeln.


Die Regentänzer von <strong>Köln</strong><br />

Die <strong>Köln</strong>er Medienlandschaft ist vielleicht ein<br />

Stück weniger berühmt als berüchtigt. So<br />

durfte Claus Horstmann in der Rückrunde die<br />

Erfahrung machen, dass eine Zeitung auch<br />

gerne mal bei Sonnenschein versucht, mit<br />

journalistischen Regentänzen Unwetter herauf<br />

zu beschwören.<br />

Hier braut sich etwas zusammen.<br />

Zwar hatten Trainer und Verein in der Sache<br />

gleichermaßen erklärt, erst nach dem Klassenerhalt<br />

die weitere Zusammenarbeit zu besprechen.<br />

Das hielt einen Journalisten jedoch<br />

nicht davon ab, nach einem Interview aus<br />

einer sachbezogenen Antwort ein fehlen<strong>des</strong><br />

Bekenntnis heraus zu ziehen. Als sich später<br />

bei Schaefers Rücktritt die Berichte um eine<br />

mögliche Demontage <strong>des</strong> Trainers durch den<br />

Sportdirektor überschlugen, war es zufällig<br />

derselbe Journalist, der vertrauliche Inhalte<br />

aus einem Gespräch mit Volker Finke veröffentlichte<br />

und damit die gereizte Stimmung<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

31<br />

weiter aufheizte. Der Sportdirektor kommentierte<br />

die <strong>Köln</strong>er Medienlandschaft im<br />

ZDF-Sportstudio trocken: „Man könnte auch<br />

sagen, sie hat mich nicht enttäuscht.“ Natürlich<br />

gehört es zu den Aufgaben eines Journalisten,<br />

den Leser, Zuhörer oder Zuschauer anzusprechen.<br />

Natürlich ist Emotionalisierung<br />

hierfür ein geeignetes Mittel. Aber auch der<br />

aufgebrachte <strong>Fan</strong> sollte sich vor Augen halten,<br />

dass Medienberichte immer nur einen<br />

Teil der Wahrheit wiedergeben. Viele andere<br />

Informationen werden aus dem Verein heraus<br />

nicht veröff entlicht. Wer sich an dieser Stelle<br />

fragt, warum das so ist, sollte sich überlegen,<br />

wie er in seinem eigenen Umfeld mit Informationen<br />

gegenüber Tratschen oder einer<br />

Drama-Queen umgeht. Möge er dabei die<br />

Antwort fi nden.<br />

Konstant wie Aprilwetter – die Stimmung<br />

der <strong>Fan</strong>s<br />

Es hatte gelegentlich etwas von Aprilwetter,<br />

wenn die so oft gelobte „tolle Stimmung“<br />

der <strong>Fan</strong>s je nach Spiel- oder Tabellenstand<br />

von Sonnenschein zum Donnerwetter umschlug.<br />

Mangelnde Leidenschaft kann man<br />

den Anhängern sicher nicht vorwerfen. Auch<br />

wenn die Mythen der Europacup-Träume<br />

eher selbstironisch fortgetragen als gelebt<br />

werden, ist die Erwartungshaltung der Zuschauer<br />

nicht wesentlich geringer als die<br />

der Medienlandschaft. Wobei es vor allem<br />

Niederlagen gegen Mannschaften unter der<br />

vermeintlichen Augenhöhe sind, die die Wut<br />

zum Kochen bringen. Gelegentlich muss man<br />

sich hier Mäßigung wünschen. Doch möchte<br />

sicher auch niemand die Verhältnisse von<br />

Bayer 04 Leverkusen haben, deren Heimspiel-<br />

Atmosphäre sich auch zur Therapie von<br />

Schlafstörungen verschreiben ließe.


32 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > FANFREUNDSCHAFT<br />

Die Bedeutung der Meisterschaft<br />

Michael Hoppe stellt die Frage nach der wahren Freundschaft<br />

Nach einer langen Durststrecke gelang es dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> endlich Bayer 04 Leverkusen<br />

zu besiegen. Dabei beschränkt sich die Bedeutung dieses Sieges nicht nur auf den Charakter<br />

dieser Partie und auf den damit verbundenen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt.<br />

Dank der Unterstützung <strong>des</strong> <strong>FC</strong> und dem gleichzeitigem Sieg <strong>des</strong> BVB wurde<br />

die Nicht-Meisterschaft von Bayer besiegelt. Danach kam die Frage bzw. Forderung nach<br />

einer <strong>Fan</strong>freundschaft zwischen Dortmund und <strong>Köln</strong> auf.<br />

Als <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong> macht man seit der Wende viel<br />

mit: Eine knapp verlorene Meisterschaft, belanglose<br />

Jahre im Jahre im Mittelfeld, den<br />

ersten Abstieg und die ersten Schritte in der<br />

zweiten Liga, die Rückkehr in die Bun<strong>des</strong>liga<br />

und das weitere Auf und Ab. Zusätzlich verschiedene<br />

positive und negative Serien und<br />

Rekorde. Dazu gehören 1034 Minuten ohne<br />

Tor, 6 Pfl ichtspiele ohne Gegentor, 25 Spiele<br />

ohne Niederlage, die zu letzt entstandenen<br />

15 Auswärtsniederlagen in 16 Spielen und<br />

die erreichte Siegesserie zu Hause. Doch einen<br />

Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen gab es<br />

das letzte Mal am 24.Mai 1997. Ganze 14 Jahre<br />

mussten die <strong>Fan</strong>s auf diesen Augenblick<br />

warten. Mit dem 2:0-Sieg, durch die beiden<br />

Tore von Nova, wurde das Szenario von 1997<br />

wiederholt und Leverkusen konnte die Deutsche<br />

Meisterschaft nicht mehr erreichen. Zudem<br />

war dieser Sieg entscheidend im Kamp<br />

gegen den Abstieg.<br />

Doch die verlorene Meisterschaft von Leverkusen<br />

bedeutete gleichzeitig den Titelgewinn<br />

von Borussia Dortmund. Obwohl viele<br />

die Meisterschaft schon lange entschieden<br />

sahen, war es rechnerisch noch möglich<br />

Dortmund zu überholen. Aber die Schwarz-<br />

Gelben erledigten ihr Pfl ichtprogramm und<br />

besiegten Nürnberg vor heimischem Publi-<br />

kum. Die gleichzeitige Niederlage von Leverkusen<br />

machte die Meisterschaft klar. Norbert<br />

Dickel posaunte die Zwischenstände durch<br />

das Stadionmikrofon und in ganz Dortmund<br />

herrschte Ausnahmezustand. Jürgen Klopp<br />

grinste über das ganze Gesicht und die <strong>Fan</strong>s<br />

waren froh, die Schale endlich sicher zu ha-


en. Die Euphorie war groß. So sangen sie<br />

einheitlich auf der Dortmunder Südtribüne<br />

„<strong>1.</strong> Fußballclub <strong>Köln</strong>…!“ Eine Stimmung, die<br />

durch alle Straßen ging, eine Stimmung, die<br />

nur ein Meister verbreiten kann.<br />

Auf diversen Internetseiten fi ndet man Bilder<br />

von euphorischen BVB-<strong>Fan</strong>s, welche die Meisterschaft<br />

ausgiebig feiern. Beeindruckend ist<br />

nicht nur die spürbare Erleichterung, auch die<br />

Freude über die Mithilfe <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>. Resultierend<br />

daraus ergibt sich in vielen sozialen<br />

Netzwerken und Internetforen die gängige<br />

Meinung bzw. der Wunsch nach einer <strong>Fan</strong>-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

33<br />

freundschaft zwischen den Schwarz-Gelben<br />

und den Rot-Weißen. Für die jüngere Generation<br />

ist dies etwas Neues. Die beiden noch<br />

bekannten <strong>Fan</strong>freundschaften mit dem <strong>FC</strong> St.<br />

Pauli und dem <strong>FC</strong> Liverpool stammen aus der<br />

Zeit vor dem letzten DFB-Pokalsieg 1983. Verbunden<br />

mit einer <strong>Fan</strong>freundschaft ist häufi g<br />

ein spezielles Ereignis, eine besondere Situation,<br />

welche beide Lager auf einen Nenner<br />

bringt. So entstand die <strong>Fan</strong>freundschaft zum<br />

englischen Traditionsverein in den 1960ern<br />

dadurch, dass eine beeindruckende K.O.-Runde<br />

(0:0, 0:0, 2:2) im Entscheidungsspiel durch<br />

einen Münzwurf zu Gunsten der Engländer<br />

entschieden wurde. In der Saison 1977/1978<br />

kam es zum Showdown am letzten Spieltag.<br />

Punktgleich gingen unser <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> und die<br />

Borussia aus Mönchengladbach in das letzte<br />

Spiel. Lediglich eine 10-Tore Diff erenz trennten<br />

die beiden Kontrahenten. Zum Schluss<br />

gewann unsere Mannschaft mit 5:0 gegen<br />

St. Pauli und wurde somit zum dritten Male<br />

Deutscher Meister. Gleichzeitig gewann in<br />

einem umstrittenen Spiel Mönchengladbach<br />

gegen Borussia Dortmund mit 12:0. Auf der<br />

Schwelle der Euphorie entstand die bis heute<br />

in Teilen der <strong>Fan</strong>gemeinschaft vertretene <strong>Fan</strong>freundschaft<br />

zu den Hamburgern.


34 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > FANFREUNDSCHAFT<br />

Eine <strong>Fan</strong>freundschaft, sei es zum <strong>FC</strong> Liverpool<br />

oder zu St. Pauli, fi ndet mal mehr aber auch<br />

mal weniger in Teilen der <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>gemeinschaft<br />

Zuspruch. Die Ursachen hierfür sind<br />

stets unterschiedlich: Die Vereine gingen<br />

verschiedenen Wege und die Vereine trafen<br />

zu selten aufeinander, somit entfernten sich<br />

auch die <strong>Fan</strong>szenen voneinander. Ebenfalls<br />

spielt der Generationswechsel eine Rolle.<br />

Die Meinung zu diesen Freundschaften lässt<br />

sich in drei Kategorien teilen. Ganz nach dem<br />

„Facebook“-Modell: „Gefällt mir“, „gefällt mir<br />

nicht“, „mir egal“. Die zur jetzigen Zeit herrschende<br />

Diskussion, die mit Gruppen im benannten<br />

Netzwerk erzeugt wird, stellt einige<br />

off ene Fragen auf.<br />

Ist das „Modell“ <strong>Fan</strong>freundschaft überholt?<br />

Ist das Wort „<strong>Fan</strong>freundschaft“ überhaupt auf<br />

die heutige Zeit anwendbar? Kann es neue<br />

Freundschaften geben bzw. was bedeutet<br />

eine Freundschaft? Ist es jemand, auf den<br />

man immer bauen kann? Oder ist es die Illusion<br />

der heutigen Generation, wo jeder ein<br />

Freund ist, den man über das schnell lebende<br />

soziale Netzwerk kennt? An dieser Stelle soll<br />

keine Grundsatzdiskussion stattfi nden, denn<br />

hier gehen Meinungen weit auseinander und<br />

sind damit schwer zu diff erenzieren. Doch<br />

es soll zu einer Anregung <strong>des</strong> Nachdenkens<br />

führen, die sich nicht nur auf eine mögliche<br />

Freundschaft zwischen Borussia Dortmund<br />

und dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> bezieht, sondern auf den<br />

generell infl ationären Umgang mit dem Wort<br />

„Freundschaft“.<br />

Der Wunsch nach einer Schwarz-Gelb-Rot-<br />

Weißen <strong>Fan</strong>freundschaft wird von einer Welle<br />

der Euphorie getragen. In einer wahren<br />

Freundschaft aber kommt es auf mehr an als<br />

nur auf eine euphorische Kurzzeitstimmung.<br />

Es kommt auf Verlässlichkeit, Verbundenheit<br />

und gemeinsame schöne Momente an. Ob<br />

dies in der aktuellen Frage der Fall ist, müssen<br />

andere entscheiden. Klar ist, eine solche Entwicklung<br />

braucht Zeit. Jeder braucht Freunde,<br />

aber wahre Freunde!


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34 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > FOTOSTRECKE<br />

Die letzten Wochen…<br />

Kurios, skurril, lustig, schön oder emotional – Ein Rückblick in Bildern


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

35


38<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > DOSTA. VERSPROCHEN!<br />

Dosta. Versprochen!<br />

Bastian Hoyer über immer wieder aufbrechende Narben<br />

Nunmehr fast 16 Jahre liegen seit den<br />

letzten Kampfhandlungen in Bosnien-<br />

Herzegowina zurück. Doch das kleine Land<br />

fi ndet genauso wenig Ruhe, wie zu sich<br />

selbst. Bei drei Volksgruppen, von denen<br />

jeweils die eine den anderen beiden nicht<br />

einmal das Schwarze unterm Fingernagel<br />

gönnt, ist dies auch nicht weiter verwunderlich.<br />

Weil man sich innerhalb <strong>des</strong> nationalen<br />

Fußballverban<strong>des</strong> nicht auf einen<br />

gemeinsamen Präsidenten einigen konnte<br />

oder wollte, erfolgte der Ausschluss durch<br />

FIFA und UEFA. Welcome to BiH!<br />

Also dann, BiH (int. Abkürzung für Bosnien-<br />

Herzegowina, Anm. d. Red.) zum zweiten.<br />

Warum und weshalb es sich um den zweiten<br />

Anlauf handelt, dieses gleichermaßen faszinierende<br />

wie widersprüchliche Land fußballerisch<br />

zu bereisen, ist allerdings eine andere<br />

Geschichte. Kommen wir zum wesentlichen.<br />

Viel Zeit bleibt ohnehin nicht, denn es ist bereits<br />

viertel nach neun an einem Freitagabend.<br />

Am schwach ausgeleuchteten Seitenbahnsteig<br />

<strong>des</strong> Zagreber Hauptbahnhofs wartet der<br />

Schnellzug nach Sarajevo auf die letzten noch<br />

eilig herbeieilenden Fahrgäste. Wenige Minuten<br />

später zuckelt das überschaubare Gebilde<br />

bereits durch die Vororte der kroatischen<br />

Hauptstadt. Zwar müssen nicht immer aller<br />

guten Dinge unbedingt drei sein, dass jedoch<br />

die Lokomotive mit drei Wagons durch die<br />

Nacht fährt, hat durchaus seine Bewandtnis.<br />

Nur so ist gewährleistet, dass jede der involvierten<br />

Bahngesellschaften sich in gleichem<br />

Maße, eben mit je einem Wagen, beteiligt. Bis<br />

zur kroatisch-bosnischen Grenze geht es über<br />

die Gleise der kroatischen Eisenbahn. Danach<br />

wird die Lok gewechselt und eine selbige der<br />

Eisenbahngesellschaft der Serbischen (Teil-)<br />

Republik übernimmt den Zug bis irgendwann<br />

ein weiterer, fi naler Lokwechsel symbolisiert,<br />

dass nun bis Sarajevo die Eisenbahn der bosnischen<br />

Föderation für die Beförderung verantwortlich<br />

zeichnet. Durchaus merkwürdig: Ein<br />

Land, welches aus zwei fast souveränen Teilen<br />

besteht, die jeder in fast allen Belangen ihr eigenes<br />

Süppchen kochen. Für BiH, das ohnehin<br />

enormen Nachholbedarf in fast allem hat, besonders<br />

im Bereich der Infrastruktur, ist diese


Verschwendung fi nanzieller Ressourcen kaum<br />

verkraftbar. Der nicht von der Hand zu weisende<br />

Vorteil dieser Handhabung ist allerdings die<br />

Möglichkeit, der jeweils anderen Volksgruppe<br />

die Schuld an der gesamten und speziell an der<br />

eigenen Misere vorwerfen zu können. Serben<br />

gegen bosnische Muslime mit Kroaten und<br />

die beiden wiederum unter sich gegen einander.<br />

Für kaum nachlassende Spannung bleibt<br />

im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes stets gesorgt.<br />

Letztere Konfl iktsituation ist in Mostar vorherrschend,<br />

das man nach teilweise landschaftlich<br />

atemberaubender Bahnfahrt im Sü-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

Je<strong>des</strong> Heimspiel ein emotionales Auswärtsspiel<br />

39<br />

den von BiH erreicht – der Herzegowina. Die<br />

Bilder der Belagerung Sarajevos haben sich<br />

auf Grund der beinahe vierjährigen Dauer ins<br />

internationale Bewusstsein eingeprägt. Eine<br />

der symbolträchtigsten Kriegshandlungen<br />

dürfte sich jedoch in Mostar ereignet haben.<br />

Über Jahrhunderte verband die alte, steinerne<br />

Brücke die beiden Ufer der Neretva. Bis sie<br />

1993 am helllichten Tage unter kroatischen<br />

Beschuss genommen wurde und schließlich<br />

in den Fluss stürzte. Eine zerstörte Brücke<br />

hat ihren in mehrerlei Hinsicht verbindenden<br />

Zweck eingebüsst. Einfach dargestellt,<br />

war nach Kriegsende die linke Neretvaseite


40<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > DOSTA. VERSPROCHEN!<br />

größtenteils von Kroaten bewohnt, während<br />

die schon immer bei Touristen beliebte<br />

Altstadt und der Rest der rechten Flussseite<br />

nun das Gebiet der bosnischen Muslime war.<br />

Soweit der rein ethnische Konfl ikt. Jedoch<br />

hat Mostar auch zwei Fußballvereine, womit<br />

wieder neue, zusätzliche Probleme auftraten.<br />

Der mit Abstand bekanntere der beiden – der<br />

FK Velez – spielte auch in der jugoslawischen<br />

Liga eine bedeutende Rolle. In der ewigen<br />

Ligatabelle ist er der erfolgreichste Klub aus<br />

(dem heutigen) BiH und konnte <strong>des</strong> Öfteren<br />

die beiden Belgrader Giganten oder Split und<br />

Zagreb ärgern. Seine Anhängerschaft rekrutiert<br />

sich ausnahmslos aus muslimischen<br />

Bosniern. Die kroatischen Einwohner Mostars<br />

mussten lange Zeit ohne eigenen Verein<br />

auskommen, denn wegen seiner extrem nationalen<br />

Ausrichtung war der HSK Zrinjski<br />

in Titos Jugoslawien schlicht verboten. Erst<br />

nach dem Zerfall Jugoslawiens konnte er<br />

wieder reanimiert werden. Endlich wieder ein<br />

Mostar-Derby – Velez gegen Zrinjski. Wären<br />

da nicht die beiden unterschiedlich besiedelten<br />

Ufer der Neretva. Was heutzutage glück-<br />

licherweise kaum noch eine Rolle spielt, war<br />

Mitte der 1990er Jahre kein Vergnügen, von<br />

einer Flussseite auf die andere über eine der<br />

wenigen noch intakten Brücken zu wechseln.<br />

Die Krux war nämlich, dass Velez’ Stadion sich<br />

nun im kroatischen Teil Mostars befand und<br />

von Zrinjski okkupiert worden war. Um nicht<br />

für noch mehr Zündstoff zwischen den beiden<br />

Volksgruppen zu sorgen, musste für Velez<br />

eine neue Spielstätte her. Den Verlust <strong>des</strong> eigenen<br />

Bijeli Brijeg-Stadions werden die <strong>Fan</strong>s<br />

vermutlich nie akzeptieren, aber inzwischen<br />

hat man so etwas wie eine neue Heimat im<br />

kleinen Dorf Vrapcici gefunden. Vrapcici liegt<br />

gut fünf Kilometer vor den Toren der Stadt<br />

und ist ein verschlafenes Nest. Einzig die hindurchführende<br />

Europastraße 73 und ab und<br />

an mal ein Heimspiel <strong>des</strong> FK Velez sorgen für<br />

etwas Abwechslung. Jedoch darf man an<br />

ein Spiel der bosnischen Premijer Liga keine<br />

falschen und gar überzogenen Erwartungen<br />

stellen. Dreistellige Zuschauerzahlen sind ein<br />

fester Bestandteil <strong>des</strong> Ligabetriebs. Ebenso<br />

wenig kennt man ausverkaufte Spiele.<br />

Militärheldentum wird groß geschrieben


Somit ist bereits im Vorfeld der samstäglichen<br />

Partie gegen den Tabellenführer aus<br />

Banja Luka klar, dass zwar vielleicht ein paar<br />

Zuschauer mehr als üblich kommen werden,<br />

aber die Kapazität von 6.000 nicht im Ansatz<br />

ausgereizt werden dürfte. Letztlich wird die<br />

zusammengeschusterte Spielstätte nicht<br />

einmal zur Hälfte gefüllt sein, aber die Atmosphäre<br />

ist für diese überschaubare Zuschauerzahl<br />

dennoch beachtlich. Dies mag gut und<br />

gerne auch an der Tatsache liegen, dass der<br />

FK Borac der Hauptstadtklub der Republika<br />

Srpska ist. Jegliche weitere Erläuterung dürfte<br />

sich somit erübrigen. Ebenso wenig überraschend<br />

ist der Aspekt, dass der Auswärtssektor<br />

anfänglich leer bleibt, weil die staatliche<br />

Ordnungsmacht die 70 Auswärtsfans fernab<br />

<strong>des</strong> Dörfchens abgefangen hat und erst nach<br />

Anpfi ff zum Gästeeingang eskortiert. Die<br />

gleiche Handhabung, nur in umgekehrter<br />

Reihenfolge wird eine knappe Viertelstunde<br />

vor Spielende praktiziert. Zwar verpassen<br />

die Borac-<strong>Fan</strong>s keinen Treff er, weil nach 90<br />

Minuten ein torloses Unentschieden von der<br />

Anzeigetafel leuchten wird. Aber sieben Stun-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 41<br />

den Hinfahrt und eine genauso lange Rückfahrt<br />

über teils kurvenreiche Landstraßen, um<br />

etwas mehr als eine Stunde Fußball zu verfolgen,<br />

zeugen wahrlich von bewundernswerter<br />

Leidenschaft. Ligaalltag in BiH.<br />

Der Abend kommt und schließlich bricht die<br />

Nacht über Mostar herein. Endlich kann die<br />

Wunde <strong>des</strong> verpassten Spiels einige Jahre<br />

zuvor allmählich vernarben. Der nächste Tag<br />

steht dann ganz im Zeichen der Rückfahrt,<br />

auf der so manches verarbeitet und hinterfragt<br />

werden will. Wenn es Vertreter, beider in<br />

Mostar lebenden Volksgruppen, nicht einmal<br />

schaff en, sich über einen Stadionneubau zu<br />

einigen, hat dann dieses Land in der gegenwärtigen<br />

Zusammensetzung überhaupt eine<br />

Zukunft? Mit ‚Dosta’ gibt es immerhin eine<br />

Bewegung der Generation, die den Krieg allenfalls<br />

in ganz jungen Jahren mitbekam und<br />

inzwischen erkannt hat, dass der Schlüssel<br />

zum Erfolg <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> einzig im gemeinsamen<br />

Handeln liegt.<br />

Bahnsteigkunst in Mostar<br />

Übrigens bedeutet ‚Dosta’ übersetzt soviel<br />

wie „es reicht“. Versprochen!<br />

Halbmond und Kreuz – ob das dauerhaft gut geht?


42<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > NICHT GUT GENUG<br />

„Ich war einfach nicht gut genug!“<br />

Bastian Hoyer wird Michael Niedrig vermissen<br />

Obwohl seine Familie aus Remscheid stammt, er dort auch aufwuchs und später seine<br />

ersten fußballerischen Gehversuche machte, wollte sein Vater unbedingt, dass Michael<br />

Niedrig das Licht der Welt in <strong>Köln</strong> erblickt. Mit gerade einmal 31 Jahren beendete er nun<br />

seine aktive Laufbahn, im kleinen Rahmen <strong>des</strong> letzten Heimspiels der (A)s im FKS. Auch<br />

ohne den Durchbruch auf die ganz große Fußballbühne, blickt er zufrieden zurück. Zu<br />

Recht.<br />

Angst vor dem fi nalen Augenblick in seinem<br />

letzten Pfl ichtspiel hatte Michael Niedrig<br />

nicht (das Gespräch fand einige Tage vor<br />

dem letzten Spieltag statt, Anm. d. Red.). Er<br />

sei mit sich zufrieden und wolle nicht weg<br />

vom Fußball, sondern hin zu etwas Neuem.<br />

Eine neue Herausforderung, ein neues Ziel ist<br />

das, was er sucht. Nicht ausschließen möchte<br />

er, dass es ihn möglicherweise Anfang August<br />

wieder reizen könnte Fußball zu spielen,<br />

denn dazu hat er einfach zu viele Jahre unter<br />

Leistungsbedingungen gespielt, um plötzlich<br />

davon komplett Abstand zu nehmen. Zumin<strong>des</strong>t<br />

werden sich jedoch die Prioritäten<br />

zukünftig verschieben. Er schließe ein Kapitel<br />

ab, mit dem er tatsächlich fertig sei und an


das er glaubt in absehbarer Zeit sehr gerne<br />

zurückzudenken. Denn diesen Schritt in näherer<br />

Zukunft zu bereuen, kann er sich nicht<br />

vorstellen. Zwar würde sein Alter – er ist gerade<br />

einmal 31 Jahre alt – theoretisch noch<br />

einige Spielzeiten zulassen, aber ihn zieht es<br />

in eine andere Richtung. In ein „normales“ Leben<br />

ohne oder zumin<strong>des</strong>t fast ohne Fußball.<br />

Angefangen hat Michael Niedrig in seiner<br />

Heimat beim BVL 08 Remscheid, dem Vorläufer<br />

<strong>des</strong> <strong>FC</strong> Remscheid, bevor er in die D-<br />

Jugend <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> wechselte. Für seine<br />

konstante Leistungsbereitschaft und Akribie<br />

spricht, dass er sämtliche Jugendmannschaften<br />

beim <strong>FC</strong> durchlaufen hat. Einer seiner<br />

ersten sportlichen Höhepunkte war der souveräne<br />

Aufstieg mit den Amateuren von der<br />

Oberliga in die Regionalliga 2002. Die Freude<br />

darüber ist ihm noch heutzutage anzumerken,<br />

wenn er von einer „guten Truppe, die<br />

eine sehr positive Wahrnehmung durch das<br />

Umfeld hatte“ spricht. Mit dieser Betrachtung<br />

der Dinge ist er beileibe nicht allein, denn<br />

noch immer sehen langjährige Wegbegleiter<br />

der Amateure gerade diese Mannschaft als<br />

ebenjene mit der höchsten Dichte an starken,<br />

authentischen Charakteren. Somit verwundert<br />

es nicht, dass Michael Niedrig ein<br />

fester Bestandteil dieses, nachhaltig in guter<br />

Erinnerung gebliebenen, Kollektivs gewesen<br />

ist. Die beinahe logische Konsequenz war<br />

ein Profi vertrag. Nach dem Bun<strong>des</strong>ligaaufstieg<br />

unter Friedhelm Funkel kam Michael<br />

Niedrig in den Lizenzspielerkader, konnte<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

43<br />

sich aber dort nicht durchsetzten. Wer meint,<br />

nun würde das übliche erklärende Herumgedruckse<br />

aus Verletzungsproblemen, Systemumstellungen<br />

und Trainerungnade folgen,<br />

wird durch folgenden Ausspruch möglicherweise<br />

überrascht werden: „Da müssen wir<br />

nicht um den heißen Brei herumreden, von<br />

wegen der Trainer sei schuld, Verletzungen<br />

oder sonst etwas. Ich war einfach nicht gut<br />

genug. Fertig aus!“ Einzig die fehlende permanente<br />

Zugehörigkeit zu einer Mannschaft<br />

machte ihm verständlicherweise zu schaff en.<br />

Von Montag bis Donnerstag trainierte er mit<br />

dem Bun<strong>des</strong>ligakader, um danach fast je<strong>des</strong><br />

Mal wieder zur U23 abgestellt zu werden, zu<br />

denen der Kontakt natürlich auch nicht mehr<br />

so intensiv wie vorher war. Diese wenig förderliche<br />

Mischung aus „eigenem Anspruch,<br />

aber nicht vorhandener Qualität“ wie er es<br />

nennt, zwang ihn zu handeln. An Angeboten<br />

ambitionierter Vereine aus der Regionalliga,<br />

damals noch das dritte Liganiveau, und<br />

auch einiger Zweitligisten mangelte es nicht.<br />

Für einen Wechsel zu Holstein Kiel entschied<br />

er sich <strong>des</strong>halb, weil unter dem damaligen<br />

Trainer und früheren Werder-Legende Frank<br />

Neubarth etwas aufgebaut werden sollte<br />

und Niedrig ein wichtiger Bestandteil <strong>des</strong>sen<br />

sein sollte. Das reizte ihn. In der ersten Saison<br />

hatte Kiel nach der Hinserie acht Punkte Vorsprung<br />

auf einen Nichtaufstiegsplatz, scheiterte<br />

schlussendlich trotzdem. War die erste<br />

Saison recht erfolgreich, so war es die zweite<br />

nicht einmal mehr im Ansatz – vier Trainer<br />

und Abstiegskampf bis zum Saisonende.


44<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > NICHT GUT GENUG<br />

Dann kam die Off erte vom <strong>FC</strong>, wieder zurück<br />

zu den Amateuren zu wechseln. Das Angebot<br />

war so attraktiv, weil es aus einem gestaff elten<br />

Fünfj ahresvertrag bestand – drei Jahre als<br />

Führungsspieler für die U23 spielen, danach<br />

zwei Jahre im Management <strong>des</strong> <strong>FC</strong> arbeiten.<br />

Nach absolviertem Wirtschaftsstudium eine<br />

Perspektive, die er nicht ausschlagen konnte.<br />

Eine sportliche Chance sah er ohnehin<br />

nicht mehr für sich und so kann er nun den<br />

Sprung ins gewöhnliche Berufsleben schaffen.<br />

Zudem überzeugte ihn das Konzept mit<br />

älteren Führungsspielern, wie ihm und Carsten<br />

Cullmann, die jüngeren unterstützend an<br />

die Hand zu nehmen. Ein Blick auf die Liste all<br />

derer, die in den letzten Jahren den Sprung in<br />

den Profi kader geschaff t haben, bestätigt die<br />

Vorgehensweise in der Nachwuchsarbeit. Zudem<br />

sind ihm und Culli der Spaß am Spielen<br />

noch immer deutlich anzumerken gewesen.<br />

Eine Erklärung von Niedrig ist die, dass auf<br />

dem Fußballplatz eine gemeinsame Sprache<br />

– unabhängig vom Alter – zur Anwendung<br />

komme. Nur <strong>des</strong>halb kann er auch mit einem<br />

18jährigen zusammen auf dem Platz stehen,<br />

weil sie beide durch den Fußball über eine<br />

grundlegende Gemeinsamkeit verfügen.<br />

In der Kabine oder neben dem Platz sei das<br />

schon schwieriger, weil der Altersunterschied<br />

dort wesentlich deutlicher werde.


Michael Niedrigs ganz persönliches Fazit hätte<br />

kaum schöner formuliert werden können<br />

und darf <strong>des</strong>halb in Gänze aufgeführt werden:<br />

„Es ist defi nitiv so: Ich bin zufrieden und ich<br />

glaube auch, dass ich meine Fußballerkarriere<br />

ziemlich realistisch einschätze. Ich bin mir<br />

bewusst, dass ich eventuell hier oder da mehr<br />

(persönlichen) Erfolg hätte haben können.<br />

Aber das wären letztlich nur Nuancen gewesen.<br />

Insgesamt hatte ich einfach nicht die<br />

nötige Qualität, um fester Bestandteil in der<br />

Bun<strong>des</strong>liga zu werden. Problematisch wird es<br />

nur, wenn eine enorme Diskrepanz aus Leistung<br />

und Anspruch vorhanden ist und man<br />

sich eigentlich besser sieht als man wirklich<br />

ist. Bei vielen jüngeren Spielerkollegen be-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 45<br />

steht diese Sichtweise oftmals gar nicht bei<br />

ihnen selbst, sondern in ihrem persönlichen<br />

Umfeld. Wenn einem gesagt wird, Regionalligafußball<br />

könne nur eine Durchgangsstation<br />

sein, dann verfestigt sich dieser Eindruck oft<br />

bei einem selbst. Dies war glücklicherweise<br />

bei mir nicht so und <strong>des</strong>wegen war es eine<br />

tolle Phase in meinem Leben. Über den Leistungssport<br />

hab ich mich als Person entwickeln<br />

können und ich würde fast alles wieder<br />

so machen – zumin<strong>des</strong>t die grundsätzlichen<br />

Entscheidungen würde ich wieder genauso<br />

treff en. Ich schließe ein Kapitel ab, mit dem<br />

ich fertig bin. Deshalb glaube ich auch nicht,<br />

diesen Schritt eines Tages zu bereuen.“


46<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > LIEBER M STATT XL<br />

Lieber M statt XL<br />

Flesch & Hoyer hatten mehr erwartet<br />

Zwei renommierte Endspielteilnehmer,<br />

keine anderweitigen Spielansetzungen<br />

oberhalb der Oberliga und selbst im Falle<br />

eines möglichen Elfmeterschießens ausreichend<br />

Zeit um es rechtzeitig zur Fernsehübertragung<br />

<strong>des</strong> Länderspiels gegen<br />

Kasachstan zu schaff en. Mehr <strong>Fan</strong>freundlichkeit<br />

ging nun wirklich nicht. Und<br />

dennoch wohnten gerade einmal 20.000<br />

Interessierte dem DFB-Pokalfi nale der<br />

Frauen in Müngersdorf bei. Und das vier<br />

Monate vor Beginn <strong>des</strong> zweiten Sommermärchens.<br />

Die Loslösung vom Pokalfi nale der Männer in<br />

Berlin hin zu einer separaten Veranstaltung<br />

war eine der sinnvollsten Entscheidungen,<br />

die in der Otto-Fleck-Schneise in punkto<br />

Frauenfußball getroff en worden ist. Weg vom<br />

Charakter eines Vorspiels von E-Jugendmannschaften,<br />

dem nur wenige hundert Unentwegte<br />

beiwohnten, und hin zum eigenen<br />

Großevent. <strong>Köln</strong> als Austragungsort macht<br />

dabei durchaus Sinn. Eine große, relativ zentral<br />

gelegene und vor allen Dingen bequem<br />

zu erreichende Stadt auszuwählen, die im<br />

Rest der Republik den Ruf einer Feier-Kapitale<br />

hat, leuchtet ein.


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

47<br />

Jedoch scheinen sich die Verantwortlichen<br />

den übrigen Fragen und Sachverhalten eher<br />

weniger gewidmet zu haben. Wenn zwei<br />

Großkaliber <strong>des</strong> Frauenfußballs wie Frankfurt<br />

und Potsdam aufeinandertreff en, ist das<br />

Höchstmaß an sportlicher Attraktivität erreicht.<br />

Interessanter dürfte in <strong>Köln</strong> nur noch<br />

eine Finalteilnahme der <strong>FC</strong>-Frauen sein. Selbst<br />

in diesem Falle ist das Belegen von 46.000<br />

Sitzplätzen kein leichtes Unterfangen. Inzwischen<br />

werden auch bei Frauenfußballspielen,<br />

die unter der Organisation <strong>des</strong> DFB stehen,<br />

beachtliche Preise aufgerufen. Und das, obgleich<br />

der Frauenfußball erst am Anfang eines<br />

noch langen Weges in die fußballerische<br />

Normalität und breite Akzeptanz steht. Bei<br />

Eintrittspreisen von 15 bis 30 Euro kommt<br />

auch dem Frauenfußball langsam aber sicher<br />

der familiäre Anspruch abhanden.<br />

Leidtragende einer viel zu forschen Herangehensweise<br />

von Funktionären sind die Aktiven.<br />

In einem nicht einmal halbvollen Stadion ein<br />

Finale zu bestreiten macht – auch wenn es in<br />

Müngersdorf steht – nun mal einfach keinen<br />

Spaß. Umso bitterer, dass es sich beim diesjährigen<br />

Frauenpokalfi nale um ein ausgeglichenes<br />

und spannen<strong>des</strong> Spiel handelte, das<br />

letztlich mit dem <strong>1.</strong> F<strong>FC</strong> Frankfurt einen würdigen<br />

Sieger fand.<br />

<strong>Köln</strong> ist ohne jeden Zweifel ein geeigneter<br />

Standort für ein DFB-Pokalfi nale der Frauen<br />

- lediglich das Stadion (noch) nicht. Überdimensionierte<br />

Spielstätten und Ansprüche<br />

sind für eine wirkliche, langfristige Entwicklung<br />

und Etablierung eher kontraproduktiv.


Quiztime mit Teddy (9)<br />

01 In welche Stadt musste die U23 zum<br />

letzten Auswärtsspiel 2010/ 2011 reisen?<br />

_ _ _ _<br />

02 Wie heißt die Neuverpfl ichtung <strong>des</strong> <strong>FC</strong><br />

aus Albanien<br />

_ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

03 Welcher <strong>FC</strong> Spieler ist an Union Berlin<br />

ausgeliehen?<br />

_ _ _ _ _ _<br />

04 Durch was fi elen alle drei Tore bei der U17<br />

Begegnung VfL Bochum- <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> für die<br />

<strong>FC</strong> Jugend?<br />

_ _ _ _ _ _ _<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 49<br />

Kristian „Teddy“ Rohmann quizzt wieder mit den <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>-Lesern<br />

05 Wie alt war der Spieler der 2001 vom <strong>FC</strong><br />

verpfl ichtet wurde und aktuell bei Schake 04<br />

II spielt?<br />

_ _ _ _ _<br />

06 In welchem Land steht dieses Stadion?<br />

_ _ _ _ _ _<br />

07 elcher Spieler kam 1950 vor dem Finale<br />

um die deutsche Mannschaft erst kurz vor<br />

Anpfi ff ins Hotel?<br />

_ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

Die Kästchen ergeben von oben nach unten gelesen das Lösungswort. Umlaute und<br />

Zahlen sind auszuschreiben.<br />

LÖSUNG: Der neue „<br />

Schickt Eure Mail an info@koelsch<strong>live</strong>.de. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir drei<br />

rote Seidenschals <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s. Wie hat Euch die „Quiztime mit Teddy“ gefallen? Euer Feedback<br />

unbedingt erwünscht!<br />


50<br />

FAN-PROJEKT-NEWS > KOMPAKT<br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-News<br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> Kompakt<br />

+++ Unterstützung <strong>des</strong> Fußballsozialprojekts<br />

„<strong>Köln</strong> kickt“. Im Jubiläumsjahr möchte<br />

das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> auch einen sozialen Beitrag<br />

leisten und prüft derzeit gemeinsam mit<br />

der RheinFlanke gGmbH diverse Kooperationsmöglichkeiten.<br />

Zum Auftakt spendete<br />

das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> im Namen aller Teilnehmer<br />

an der <strong>Fan</strong>-Party „Kölle Ahoi 4“ pro verkaufter<br />

Eintrittskarte einen Euro an das <strong>Köln</strong>er<br />

Jugendsozialprojekt „<strong>Köln</strong> kickt“. Das <strong>Projekt</strong><br />

setzt auf die besonderen integrativen Kräfte<br />

<strong>des</strong> Fußballs. Jugendliche aus Problemumfeldern<br />

werden unter Anleitung der engagierten<br />

sportlichen Leiter beim Streetkick aktiv.<br />

Beim Straßenfußball und anderen sportiven<br />

Aktionen lernen sie mit ihren Aggressionen<br />

umzugehen und sich in der Gruppe für gemeinsame<br />

Ziele zu engagieren. Dabei endet<br />

das Engagement der durchführenden Rhein-<br />

Flanke gGmbH aber keineswegs am Spielfeldrand.<br />

„<strong>Köln</strong> kickt“ bietet den teilnehmenden<br />

Jugendlichen Informationen, Anstöße und<br />

Orientierung. Die Sozialarbeiter helfen ihnen<br />

ganz praktisch bei der Lebensgestaltung –<br />

in der Schule, im Beruf, bei der Ernährung,<br />

im Dialog mit den Eltern. Aus Sicht <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<br />

<strong>Projekt</strong>s ein unterstützenswertes <strong>Projekt</strong>, das<br />

(ms) Was hat sich beim <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> seit<br />

der letzten Ausgabe getan? Wir bringen<br />

Euch hier auf den neuesten Stand. In aller<br />

Kürze!<br />

in <strong>Köln</strong> und Umland konkrete Hilfestellung für<br />

Jugendliche aus sozialschwachen Familien<br />

leistet. Wir halten Euch auf dem Laufenden.<br />

+++<br />

+++ Update: Engagement bei „Unsere<br />

Kurve“. Als Mitglied der überregionalen <strong>Fan</strong>initiative<br />

„Unsere Kurve“ macht sich das <strong>Fan</strong>-<br />

<strong>Projekt</strong> auch weiterhin für die Belange der<br />

<strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s auf Bun<strong>des</strong>ebene stark. Gemeinsam<br />

mit vielen anderen <strong>Fan</strong>organisationen arbeiten<br />

die FP-Vertreter an verschiedenen Themen.<br />

Aktuell beteiligt sich „Unsere Kurve“ in<br />

Gesprächen mit DFB/DFL über die Neugestaltung<br />

der AG <strong>Fan</strong>dialog. In der DFB-Zentrale<br />

wurde zuletzt kontrovers über die weitere Zukunft<br />

<strong>des</strong> Dialogs diskutiert. „UK“ war dabei.<br />

Mehr Infos unter unserekurve.de! Getrennt<br />

in den Farben, gemeinsam in der Sache! +++<br />

+++ Stellungnahme: Warum Personen<br />

egal sind. Nach der Niederlage in Wolfsburg<br />

und dem Rücktritt von Frank Schaefer nahmen<br />

viele <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s mit dem <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> Kontakt<br />

auf und äußerten Ihre Meinungen, Ihre<br />

Enttäuschung, Ihre Wut und Ihre Sorgen. Die<br />

meisten <strong>Fan</strong>s hatten jedoch einen klaren Blick


auf die prekäre Situation <strong>des</strong> Vereins und<br />

baten das Team <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s um eine<br />

Positionierung. „<strong>FC</strong> sonst nix!“, überschrieb<br />

das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> seine Stellungnahme, die vor<br />

Veröff entlichung an die mitgliederstärksten<br />

<strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>Clubs kommuniziert und von vielen<br />

Medien aufgegriff en wurde. An der Unterstützung<br />

der <strong>Fan</strong>s hat es im anschließenden<br />

Derby gegen LEV keineswegs gefehlt. +++<br />

+++ Jubiläumsticker: Langsam wird es ernst<br />

im Jubeljahr. Das FP feiert weiter 20 Jahre organisierte<br />

<strong>Fan</strong>arbeit in <strong>Köln</strong>. Nach den Angeboten<br />

Sonderzug, „Kölle Ahoi 4“ und dem<br />

„Reebok Cup“ widmen sich Mitglieder und<br />

<strong>Fan</strong>s nun inhaltlich den letzten 10 Jahren. Eine<br />

Festschrift für alle Mitglieder, ein gemeinsamer<br />

Abend zum Im-Vergangenen-schwelgen<br />

und der „festliche Abend“ mit alten Weggefährten<br />

stehen noch auf dem Programm. +++<br />

+++ „Tschö-Treff er-Party“: Zum Heimspiel<br />

gegen den <strong>FC</strong> Schalke 04 öff nete der „Treffer“<br />

in der Nordtribüne ein letztes Mal seine<br />

Pforten. Knapp 500 <strong>Fan</strong>s konnten an diesem<br />

Abend einen Heimsieg im <strong>Fan</strong>treff <strong>des</strong> Rhein-<br />

EnergieStadions feiern. Besonders bedanken<br />

möchten wir uns bei der Band Tinnitus für<br />

ein rockiges Abschiedskonzert sowie bei der<br />

Privatbrauerei Gaff el für die jahrelange Unterstützung.<br />

Aufgrund der Hilfe unseres Kölsch-<br />

Partners konnte zum Abschied das frisch gezapfte<br />

Gaff el Kölsch für nur 1 Euro angeboten<br />

werden. In der nächsten Saison wird die Party<br />

an neuer Stätte weitergehen: Der Treff er öff -<br />

net stadionnah an der Aachener Straße direkt<br />

an der Bahnhaltestelle Alter Militärring seine<br />

Pforten und wird dann sieben Tage die Woche<br />

der Treff punkt für alle <strong>FC</strong>- und sportbegeisterten<br />

<strong>Köln</strong>er sein. Über das neue Club-<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />

haus wird das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> zum Saisonstart<br />

umfassend informieren. +++<br />

+++ Sozial II: kik-Kids im Stadion. Etabliert<br />

ist bereits seit Jahren die Zusammenarbeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s mit der Krebsinitiative <strong>Köln</strong><br />

(kik). Auch in diesem Jahr konnten wieder vier<br />

Heimspielbesuche für Kinder aus Familien,<br />

die von der Krebskrankheit betroff en und in<br />

Not sind, organisiert werden. Mit dem Partner<br />

Café Bonnen und den engagierten Helfer von<br />

kik konnte Teamleiter Reinhard Scheer wieder<br />

tolle Nachmittage mit den betroff enen<br />

Kindern verbringen und ihnen somit nicht<br />

nur einmalige <strong>FC</strong>-Erlebnisse, sondern auch<br />

Ablenkung im Alltag zu verschaff en. „Im Namen<br />

der Krebsinitiative <strong>Köln</strong>, der betroff enen<br />

Familien und vor allem der Kinder sagen wir<br />

an dieser Stelle nochmals ein herzliches ‚Dankeschön’<br />

für die sehr engagierte und angenehme<br />

Kooperation in der abgelaufenen Saison!“,<br />

schreiben die Eheleute Wirth in ihrem<br />

Erlebnisbericht. +++<br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> aktiv für kik-Kids<br />

Kontakt<br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 91 e.V.<br />

Postfach 450456, 50879 <strong>Köln</strong><br />

Infoline: 01805-768010<br />

Telefax: 0221-71616-439<br />

Email: info@fan-projekt.de<br />

Internet: www.fan-projekt.de<br />

Facebook: www.fan-projekt.de/facebook<br />

51


52<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > KÖLLE AHOI<br />

Kölle Ahoi 4 – Die Jubiläumsparty<br />

auf dem Rhein<br />

Daniel Neuhöfer blickt auf einen stimmungsvollen Partyabend zurück<br />

Zum 20-jährigen Jubiläum <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s stand am Freitagabend vor dem letzten<br />

Saisonheimspiel gegen Schalke 04 die große Jubiläumsfeier auf der MS RheinEnergie<br />

an. Die vierte Aufl age dieser <strong>FC</strong>-Fete auf dem Rhein stand unter dem Motto „Vier(e) för<br />

Kölle“. Getreu diesem Motto konnten sich die <strong>Fan</strong>s über vier Stunden Rheinrundfahrt<br />

und vier Auftritte von tollen Künstlern mit <strong>FC</strong>-Herz freuen. Die Bands Hanak, 5vor12<br />

und Tinnitus sowie Björn Heuser garantierten einen unvergesslichen Abend an Bord <strong>des</strong><br />

Partyschiff s der <strong>Köln</strong>-Düsseldorfer.<br />

Wenn de Sonn schön schingk! Der Abend begann mit frischem<br />

Gaff el Kölsch und guter Laune auf dem Oberdeck.<br />

Der Mann mit der Gitarre: Björn Heuser heizte den <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s mit<br />

<strong>kölsch</strong>en Klassikern ein.<br />

Hintergrundinfos aus erster Hand. <strong>FC</strong>-Spieler Christopher Schorch, <strong>Fan</strong>beauftragter Rainer Mendel und <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Vorsitzender<br />

Michael Sandmann stellten sich den Fragen von Stadionsprecher Michael Trippel.


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 53<br />

Die MS RheinEnergie – Europas größtes Eventschiff war einen Abend lang die Party-Heimat der <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s.<br />

Ein gelungener Auftakt einer langen Partynacht: Schunkeln und Mitsingen zu Björn Heusers Gitarrenmusik.


54<br />

KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > KÖLLE AHOI<br />

Heiratsantrag bei Kölle Ahoi. Hennes‘ ehemaliger Fahrer hielt um die Hand seiner Traumfrau an und sie sagte zur Freude aller „Ja“.<br />

Den beiden alles Gute für die Zukunft!“<br />

Tinnitus boten Punkrock vom Feinsten. Besonders die Rockversion<br />

der <strong>FC</strong>-Hymne konnte neben einigen musikalischen<br />

Grüßen in Richtung Niederrhein die Massen begeistern.<br />

Bühne frei für 5vor12: Die Band um Frontmann Sven Caßebaum<br />

hatten das Publikum im Griff . Melodien statt Einheitsbrei<br />

brachten das Schiff zum Wanken.“<br />

Highlight Hanak – die Kölschrocker um Micha Hirsch setzten den großen Schlusspunkt <strong>des</strong> Abends. Sie schenkten uns einen „Haifi<br />

schzahn“ und stellten angesichts der überragenden Stimmung fest „Dat muss Kölle sin“.


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 55<br />

Tobi und die anderen Jungs von 5vor12 präsentierten nicht nur ihre Klassiker wie „Nach Hause“ und „Schiff e“, sondern auch ihren<br />

Latino-Sommerrockhit „Maria“ und andere Hits aus ihrem künftigen Album.<br />

Micha und Co. gaben nicht nur ihre Karnevals-Hits zum Besten,<br />

sondern spielten auch ihren neuen Hit „<strong>Köln</strong> rockt“ – eine Hommage<br />

an die wahre <strong>kölsch</strong>e Musikseele im besten AC/DC-Style.<br />

Vier(e) för Kölle: Rund 1200 <strong>FC</strong>-Anhänger rockten die MS Rhein-<br />

Energie. Von jeder verkauften Eintrittskarte geht ein Euro an das<br />

vom DFB prämierte Fußballintegrationsprojekt „köln kickt“.


56<br />

FAN-PROJEKT-NEWS > REEBOK CUP<br />

Reebok Cup 2011<br />

(mf) Am 28. und 29 Mai 2011 fand auf den<br />

<strong>Köln</strong>er Jahnwiesen der diesjährige Reebok<br />

Cup statt. Das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong><br />

freute sich in seinem Jubiläumsjahr 24<br />

Teams im Schatten <strong>des</strong> RheinEnergieStadions<br />

begrüßen zu dürfen.<br />

Stadionsprecher Michael Trippel eröff nete<br />

am frühen Samstagmorgen das Turnier und<br />

wünschte allen teilnehmenden Teams einen<br />

fairen und friedlichen Wettkampf. Bei trockenem<br />

Wetter und vielen sonnigen Momenten<br />

zeigten die favorisierten Mannschaften ihre<br />

Klasse. Aber auch die spielerisch unterlegenen<br />

Teams hatten ihren Spaß. „Dabei sein ist<br />

schließlich alles“, befanden die meisten Spieler.<br />

Am Abend feierten knapp 300 <strong>Fan</strong>s in der<br />

Clublounge Nord eine ausgelassene Party.<br />

Stadion-DJ Tobias Franzgrote heizte dem Partyvolk<br />

mächtig ein, während nebenbei auf<br />

mehreren Flatscreens der Erfolg <strong>des</strong> <strong>FC</strong> Barcelona<br />

im Finale der Champions League verfolgt<br />

werden konnte.<br />

Als Sieger <strong>des</strong> Reebok Cups gingen am Sonntagnachmittag<br />

letztendlich die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s von<br />

„köln kickt“ hervor, die kurzfristig als Ersatz für<br />

einen ausgefallenen <strong>Fan</strong>Club eingesprungen<br />

waren. Auf einem hervorragenden zweiten<br />

Platz landeten die Spieler von „Kölsche Mythos/Team<br />

weiß“, gefolgt von „Cologne Power<br />

East Belgium/Team I“. <strong>FC</strong>-Sportdirektor Volker<br />

Finke erschien zur Siegerehrung und überreichte<br />

allen <strong>Fan</strong>Clubs ihren Pokal. Das <strong>Fan</strong>-<br />

<strong>Projekt</strong> wünscht dem Gastgeber <strong>des</strong> kommenden<br />

Jahres bereits jetzt ein erfolgreiches<br />

und schönes Turnier! Hier die Impressionen<br />

aus 2011…


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 57


58 KÖLSCH LIVE – FORUM > GRÜSSE<br />

Grüße<br />

Fulda on Tour Jörg grüßt viel nach den drei<br />

Punkten gegen Nürnberg. Er konnte etwas<br />

gelassener dem Saison entgegen sehen.<br />

Konnte man so sehen, musste man aber<br />

nicht. Jedenfalls gibt <strong>des</strong> „Grüße spezial“ an<br />

Christian, Oli, Küster und Leo.<br />

Ebenfalls entspannt – diesmal „nach dem<br />

4-0 vom Freitag! – sahen sich Fulda on Tour<br />

Christian und O<strong>FC</strong> Leonie das Römer Derby<br />

As gegen Lazio (2-0) an, grüßten aber trotzdem<br />

Jörg, Küster, Olli sowie Arrogantia.<br />

Hallo Eintipper, Hallo Abschaum, Hallo Cologne<br />

Patriots. Mein Haus, mein Boot, mein<br />

Micha UK. Instinktsicher (Trainer und so)<br />

grüßt er nämlich aus Norwegen bzw. „Larvik“<br />

südwestlich von Oslo. Wenn man nichts<br />

besseres vorhat, fährt man eben zum letzten<br />

CL-Auswärtsspiel der Saison. HSV, Gladbach,<br />

Lev usw. gab er sich dann doch. Ebenfalls ein<br />

gegrüßtes Tschö!<br />

Vom Pariser-Vierliga-Derby Drancy vs. Red<br />

Star Paris sendet Bischoff en-Daniel (Arrogantia<br />

Colonia 94, falls es jemand noch nicht<br />

weiß) Grüße an das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> und an allen<br />

hessischen <strong>FC</strong>-Allesfahrer.


Hui. Ein Labyrinth von Karte (mit der Titanic<br />

drauf – als Symbol für den <strong>FC</strong>?). Ich versuche<br />

mal mein Glück: Keine Religion beim Fußball.<br />

Nordirischer Pokal (1/16-Finale), Portadown<br />

(heidnisch bis protestantisch) vs. Dongal Celtic<br />

(<strong>kölsch</strong>-katholisch), Erstligisten, keine Ausschreitungen,<br />

4-3, zwei evangelische Platzverweise,<br />

und Mark Dickson als geheimer<br />

Scouting, da 15 kg Übergewicht. Grüße: Fluktuation<br />

Acht, Sch. Videotext, Drinking Now,<br />

Johannes, WH (allerdings durchgestrichen),<br />

RE 7, Troika, Daniel, Christian, Kölsch Konvention,<br />

CNS, Kerstin, Nadine, Loosi und die andern<br />

Girls. Pia & Nick. Oder irgendwie so.<br />

FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 59<br />

Ernsti + Bianca grüßen aus dem Santiago<br />

Bernabeu CPEB, Andi, Anne, Achim, Loosi,<br />

Abschaum-David, Fulda, das <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>-Team<br />

(yes!) und alle, die sie vergessen haben.<br />

Von den Spielen Wacker Innsbruck vs. Rapid<br />

Wien, Union Innsbruck vs. Austria Salzburg<br />

sendet Bischoff en Daniel (s.o.) Grüße. Sie<br />

kamen an.


60<br />

KÖLSCH LIVE – FORUM > REZENSIONEN<br />

Lest doch mal wieder ein Buch<br />

Bastian Hoyer mit Tipps zur Balllektüre<br />

TIBOR MEINGAST: DER ZEUGE VON LENS. VERLAG DIE WERKSTATT, GÖTTINGEN 2011, 128 S., 8,90 €.<br />

(mfl ) Bei einem Rückblick auf die Weltmeisterschaft von 1998 ist der brutale<br />

Angriff auf den französischen Polizisten Daniel Nivel unausweichlich. Bei der<br />

späteren Verurteilung der deutschen Hooligans spielte die Zeugenaussage <strong>des</strong><br />

damaligen <strong>Fan</strong>betreuers von Schalke 04 Burkhard Mathiak eine erhebliche Rolle.<br />

Er selbst war an diesem Tag zum Spiel Deutschland gegen Jugoslawien in<br />

Lens. Obwohl er die Tat selbst nicht gesehen hat, kann er den Haupttäter – den<br />

er aus Gelsenkirchen kennt – identifi zieren. Nach der Aussage vor Gericht muss<br />

Mathiak mit seiner Familie für eine Weile untertauchen. Der bekannte ZDF-<br />

Reporter Tibor Meingast fasst die Ereignisse rund um die Gerichtsverhandlung<br />

und die daraus resultierenden Folgen zusammen. Mitunter etwas zu distanziert<br />

und oberlehrerhaft, der Erzählung fehlt es an Atmosphäre. Insgesamt zu wenig<br />

Buch fürs Geld. Eher nur für Leser mit echtem Interesse an dieser Materie.<br />

WOLFGANG NIEDECKEN: FÜR ‚NE MOMENT. AUTOBIOGRAPHIE. HOFFMANN UND CAMPE VERLAG,<br />

HAMBURG 2011, 528 S., 24,00 €.<br />

(bh) Für die meisten ist Wolfgang Niedecken immer noch und hauptsächlich<br />

BAP. Das ist zwar legitim, wird ihm aber nur bedingt gerecht. Denn<br />

auch seine malerische Arbeit bescherte ihm in einigen Ländern ein gewisses<br />

Maß an Bekanntheit. In seiner Autobiographie arbeitet er 30 Lebensjahre<br />

auf. Drei Jahrzehnte, in denen so ziemlich alles zwischen Freud und Leid<br />

passierte, er faszinierende und verzichtbare Menschen traf und Niederlagen<br />

wie auch Erfolge feiern konnte. Und das nicht nur mit dem <strong>FC</strong>, der ihn einfach<br />

nicht loslassen will. Als wäre es eine bewusste Anlehnung an die Fußballweißheiten<br />

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und „Ein Spiel beginnt<br />

immer bei 0:0“ lautet eine nicht neue, aber dennoch wahre Erkenntnis seinerseits:<br />

„Die Zeit hört nie auf. Sie ist immer wieder am Anfang.“ Wer in dem<br />

großen Dorf am Rhing geboren worden ist oder es „nur“ mag, der wird genauso<br />

diese Autobiographie mögen, denn im Grunde dreht sie sich auch um diese großartige Stadt.<br />

MICHAEL PETTAU: AUF DEM ACKER. EIN HOOLIGAN-ROMAN. TROLSEN COMMUNICATE, QUICKBORN<br />

2011, 388 S., 13,90 €.<br />

(mfl ) Was bringt Männer dazu, sich in aller Herrgottsfrühe mitten im Nirgendwo<br />

eins auf die Glocke zu geben? Eine wirklich überzeugende Antwort darauf<br />

hat auch Michael Pettau nicht zu bieten. Zwar erzählt er recht unterhaltsam –<br />

wenn auch anfangs mit etwas hölzernen Dialogen – den einen oder anderen<br />

Schwank aus seiner Hooligan-Karriere, auf neue Erkenntnisse aber wartet der<br />

Leser vergeblich. Lediglich das Verschwörungsszenario der europäischen Hooligans<br />

zur Europameisterschaft 2012 lässt aufhorchen. So ist der vorliegende<br />

Roman eine weitere amüsante Milieustudie. Kaum ein Klischee über Hooligans<br />

bleibt aus: Alkohol und Drogen, Prostituierte und Türsteher. Typen und Handlungen,<br />

die aus jeder x-beliebigen anderen Hooligan-Beichte stammen könnten.<br />

Einzig die rettende Frauengestalt Tina – sie steht auf Rockmusik und geht<br />

eigenständig zum Fußball – kommt etwas unkonventionell daher. Für Freunde<br />

von Geschichten wie „Football Factory“ durchaus lesenswert, das Rad wurde aber nicht neu erfunden.


FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 61<br />

ANDREAS BIERMANN, RAINER SCHÄFER. ROTE KARTE DEPRESSION. DAS ENDE EINER KARRIERE IM<br />

PROFIFUSSBALL. GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS, GÜTERSLOH, 2011, 192 S., 14,99 €.<br />

(bh) Wer tatsächlich glaubte, der Freitod von Robert Enke würde im deutschen<br />

Fußball zu einem Umdenken und einem anderen, konkreteren Umgang mit<br />

dem Thema Depression – der inoffi ziellen Volkskrankheit Nr. 1 – führen, der darf<br />

als naiv bezeichnet werden. Wenn aus Stadien Arenen werden, müssen Spieler<br />

zwangsläufi g zu Gladiatoren mutieren. Für (vermeintliche) Schwächen bleibt<br />

da schlichtweg kein Platz. In seiner Kindheit sind es seine fussigen Haare und<br />

seine zurückhaltende Art, die ihn leicht zum Opfer von Verbalattacken werden<br />

lassen. Später werden es dann eine nicht abreißende Serie von Verletzungen<br />

und vereinslose Phasen, die ihn zermürben. Gepaart mit der unter Profi fußballern<br />

laut Biermann häufi g verbreiteten Spielsucht, entwickelten sich daraus bei<br />

ihm mehrere Suizidversuche. Nur wenige Tage nach Enkes Selbsttötung geht er<br />

an die Öff entlichkeit. Zweifelsohne ein wichtiges Buch, ein trauriges Buch. Und<br />

vermutlich leider auch ein Buch, das nichts verändern wird.<br />

DOREEN NABWIRE, HERBERT OSTWALD. TRAUMPASS. MEIN WEG AUS DEN SLUMS VON NAIROBI<br />

AUF DIE FUSSBALLPLÄTZE EUROPAS. EGMONT VERLAGSGESELLSCHAFTEN, KÖLN 2011, 192 S., 14,99 €.<br />

(bh) Aufgewachsen in einem der größten Slums Afrikas, in Kenias Hauptstadt<br />

Nairobi, begann Doreen Nabwire mit neun Jahren das Fußballspielen. Besonders<br />

für ein Mädchen beileibe keine Selbstverständlichkeit. Mit der nationalen<br />

Auswahl gewinnt sie 2006 die Straßenfußball-WM in Berlin. Daraufhin wird das<br />

WM2010-Organisationskomitee auf sie aufmerksam und lädt sie zur Auslosung<br />

der Qualifi kationsgruppen ein, deren Ziehung sie vornehmen darf. Bremens<br />

ehemaliger Manager Wille Lemke, der als UN-Sonderberater für Sport und Entwicklung<br />

häufi g in Afrika unterwegs ist, lotste sie nach der Geburt ihres Sohnes,<br />

der eine emotionale Odyssee vorausging, zu seinem Ex-Verein. Nach ihrer Rückkehr<br />

nach Kenia arbeitete sie kurze Zeit im Tourismus. Kurz <strong>des</strong>halb, weil sie<br />

dann ein Angebot vom KNVB erhielt, in den Niederlanden einen Trainerschein<br />

machen zu können, wo sie inzwischen für den <strong>FC</strong> Zwolle spielt. Wer interessante<br />

Lebensläufe, voller Wendungen und ohne Platz für Langeweile mag, sollte diesen Traum nicht verpassen.<br />

JÜRGEN BERTRAM. TORSCHREI. BEKENNTNISSE EINES FUSSBALLSÜCHTIGEN. OSBURG VERLAG, BER-<br />

LIN 2011, 258 S., 19,95 €.<br />

(bg) Die gesellschaftliche Funktion <strong>des</strong> Fußballs in den 1950er Jahren wird häufi<br />

g auf das „Wunder von Bern“ reduziert, doch jenseits <strong>des</strong> fraglos magischen<br />

Moment <strong>des</strong> Siegs über Ungarn 1954 war Fußball auch ein „Sehnsuchtsort“ –<br />

besonders für Heranwachsende. Jürgen Bertram, Jahrgang 1940, schildert in<br />

seiner autobiographisch geprägten Erzählung eindrucksvoll, welche Faszination<br />

der Sport gerade in einer starren, autoritären und im Kern düsteren Gesellschaft<br />

ausüben kann. Denn im Goslar der Nachkriegszeit war wenig zu sehen von Wirtschaftswunder<br />

und Amerikanisierung; statt <strong>des</strong>sen handelt die Geschichte auch<br />

von strengen Vätern und den tabuisierten Wunden der NS-Zeit: „Bergen-Belsen<br />

ist stärker als Goslar 08“ (S. 164) bezieht sich eben nicht nur auf den Fußball.<br />

Doch gerade er hilft, die Düsternis <strong>des</strong> Daseins spielerisch zu überwinden, bietet<br />

Fluchtpunkte, weckt Sehnsüchte, führt zu Erfolgen. Daher ist Bertrams sehr<br />

lesenswerte Schilderung weit mehr als ein Buch über Fußball; es ist ein Buch über das Leben.


62<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.V.<br />

Anschrift:<br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.V.<br />

c/o Redaktion <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong><br />

Postfach 45 04 56, 50879 <strong>Köln</strong><br />

Email:<br />

info@koelsch<strong>live</strong>.de<br />

Tel.:<br />

01805-768010<br />

Verantwortlich:<br />

Mark Fauler<br />

KÖSCH LIVE – FORUM > IMPRESSUM<br />

An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:<br />

Boris Gehlen (bg), Marcus Flesch, Michael Hoppe,<br />

Bastian Hoyer (bh), Michael Kirch, Florian Lennartz,<br />

Rainer Mendel, Daniel Neuhöfer, Michael Piovesan,<br />

Katalina Präkelt, Michael Sandmann,<br />

Kristian Rohmann, Johannes Thies<br />

Fotos:<br />

Eva Bartsch, Marcus Flesch, Mark Fauler, Thorsten<br />

Häsler, Bastian Hoyer, Daniel Neuhöfer, Michael Palm,<br />

Michael Piovesan, Kristian Rohmann, Johannes Thies,<br />

privat, Eduard Bopp und Herbert Bucco<br />

– Sportfotografi e/ligafoto.de, Stadionwelt<br />

Anzeigenverwaltung und Layout:<br />

Ihre Markenwerkstatt<br />

Gertrudenstraße 9, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Tel.: 5708088-0, Fax: 0221 5708088-19,<br />

Internet: www.ihre-markenwerkstatt.de<br />

Druck:<br />

purpur, Konrad-Adenauer-Ufer 67, 50668 <strong>Köln</strong><br />

Aufl age:<br />

8.000<br />

Erscheinungsweise:<br />

Viermal jährlich<br />

Vertrieb:<br />

- Postversand an alle <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Mitglieder<br />

- Postversand an alle eingetragenen <strong>Fan</strong>clubs <strong>des</strong> <strong>FC</strong><br />

- Handverkauf bei Heim- und Auswärtsspielen<br />

- Verkauf an den <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Infoständen<br />

- Verkauf im <strong>Fan</strong>treff „Treff er“ an Heimspieltagen<br />

Abos:<br />

Für acht Ausgaben € 14,- inklusive Porto und Versand.<br />

Formlose Bestellung an die Redaktion, z. Hd. Michael<br />

Siekmeyer, oder per Email (info@koelsch<strong>live</strong>.de)<br />

genügt.<br />

Homepage:<br />

www.fan-projekt.de<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn<br />

Konto-Nr. 5392956, BLZ 370 501 98<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. <strong>des</strong><br />

<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Zeichnungen und Fotos wird keine<br />

Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich<br />

vor, Leserbriefe und -berichte zu kürzen. <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong><br />

verfolgt keine erwerbswirtschaftlichen Ziele.<br />

Die Einnahmen dienen allein der Kostendeckung.<br />

Eventuelle Überschüsse stehen dem <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong><br />

für seine satzungsmäßigen Ziele zur Verfügung.<br />

Das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.V.<br />

ist Mitglied in „Unsere Kurve“.<br />

Das nächste Heft erscheint am 20. Sept. 201<strong>1.</strong><br />

See you next game!!!<br />

Vorläufi ger Redaktionsschluss: 25. August 2011


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