kölsch live - Fan-Projekt des 1. FC Köln
kölsch live - Fan-Projekt des 1. FC Köln
kölsch live - Fan-Projekt des 1. FC Köln
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong><br />
FAn<br />
44 Punkte,<br />
Platz 10<br />
Wie konnte das passieren?<br />
Im Gespräch<br />
<strong>FC</strong>-Sportdirektor Volker Finke gibt<br />
sich im Interview erleichtert und<br />
zuversichtlich.<br />
mAgAzin<br />
FAN-PROJEKT <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN 1991 E.V. | PREIS 1,20 € | AUSGABE 2/11 | KL 78<br />
Im Fokus<br />
Das aktuelle Präsidium <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />
<strong>Köln</strong> sorgt für viel Diskussion und<br />
unterschiedliche Meinungen.<br />
Pro und Contra.<br />
Im Ausland<br />
Eine spannende und wertvolle<br />
Fußballreise durch Bosnien-<br />
Herzegowina. Versprochen!<br />
>> Seite 4 >> Seite 12 >> Seite 38
So viel Leidenschaft unterstützen wir gerne.<br />
Leidenschaft für das, was zählt: Fußballgenuss vom Feinsten. Bitburger,<br />
stolzer Partner <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>, bedankt sich für eine packende Saison.<br />
www.bitburger.de
Editorial INhalt<br />
Endlich vorbei…!<br />
(mf ) Diese Saison ist an Kuriositäten nicht<br />
zu überbieten. In der Bun<strong>des</strong>liga war in der<br />
Spielzeit 2010/2011 nahezu nichts wie gewohnt.<br />
Wer in ein paar Jahren seinen Blick auf<br />
die Abschlusstabelle wirft, wird sich vor Verwunderung<br />
die Augen reiben. Und mittendrin<br />
unser <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>, am Ende sogar noch auf<br />
Platz 10! Doch wie haben wir bis zum Schluss<br />
mal wieder gelitten, gebangt und gehoff t?<br />
Man kann es kaum in Worte fassen, wir versuchen<br />
es trotzdem.<br />
Den langen Weg durch eine mehr als turbulente<br />
Rückrunde skizziert Volker Finke im<br />
großen „Sommerinterview“. Aber er blickt<br />
auch nach vorne und freut sich auf die Zusammenarbeit<br />
mit Ståle Solbakken. Ein Blick<br />
zurück wagt dagegen Kristian Rohmann und<br />
zwar von A-Z. Johannes Thies und Michael<br />
Piovesan denken an die vielen tristen und<br />
grauen Tage dieser Saison. Michael Hoppe<br />
macht sich Gedanken über die „Freundschaft“,<br />
während Florian Lennartz und Michael Kirch<br />
pro und contra Vorstand argumentieren. Bastian<br />
Hoyer verabschiedet sich unter<strong>des</strong>sen<br />
von Michael Niedrig und berichtet zudem<br />
von einer spannenden Reise durch Bosnien-<br />
Herzegowina. Dies und vieles mehr im aktuellen<br />
Heft. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />
Das Team von <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong> wünscht allen Lesern<br />
noch schöne und erholsame Tage in der<br />
Sommerpause bis der Trubel Anfang August<br />
wieder von vorne losgeht. Wenn es nach uns<br />
geht, alles ein wenig „strukturierter“ und entspannter<br />
als letzte Saison, denn dieser Wahnsinn<br />
ist hoff entlich endlich vorbei…!<br />
Scream for our team<br />
Eure <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>-Redaktion<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
KÖLSCH LIVE – THEMA<br />
03 Editorial/Inhalt<br />
04 Interview mit Volker Finke<br />
08 Saison von A-Z<br />
12 Vorstand raus? Ohne mich!<br />
MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK<br />
16 Karneval im hohen Norden<br />
19 Besuch im St. Pauli Theater<br />
20 Auswärtsbilder<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN<br />
22 Ballaballa<br />
25 Is mir egal<br />
28 Unwetter über <strong>Köln</strong><br />
32 <strong>Fan</strong>freundschaft?<br />
36 Fotostrecke<br />
38 Dosta. Versprochen!<br />
42 Nicht gut genug<br />
46 Lieber M statt XL<br />
49 Quiztime mit Teddy (9)<br />
FAN-PROJEKT-NEWS<br />
50 FP in Kürze<br />
52 Rückblick Kölle Ahoi 4<br />
56 Rückblick Reebok Cup 2011<br />
KÖLSCH LIVE – FORUM<br />
58 Grüße<br />
60 Rezensionen<br />
62 Impressum<br />
3
4<br />
THEMA > INTERVIEW MIT VOLKER FINKE<br />
Kölsch <strong>live</strong> – Thema<br />
„Einstelliger Tabellenplatz…!“<br />
Mark Fauler und Daniel Neuhöfer trafen <strong>FC</strong>-Sportdirektor Volker Finke<br />
Zwei Wochen nach Saisonende stand uns Volker Finke an einem sonnigen Sonntagnachmittag<br />
Rede und Antwort. Bei einem Espresso blickte er zurück auf eine turbulente<br />
Rückrunde, sprach über den neuen Trainer Ståle Solbakken und schaute hoff nungsvoll<br />
nach vorne. Mit am Tisch saß der <strong>Fan</strong>beauftragte Rainer Mendel.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie erleichtert sind Sie, dass das<br />
<strong>Projekt</strong> „Interimscoach“ erfolgreich war?<br />
Volker Finke: Mir ist es sehr, sehr schwer<br />
gefallen, mich für die letzten drei Spiele der<br />
Saison auf die Bank zu setzen. An dem Tag<br />
der Entscheidung ging es mir schlecht, weil<br />
mir klar war, dass manche Leute nur darauf<br />
gewartet hatten, sagen zu können: ‚Er wollte<br />
nie zurück in den Trainerjob und jetzt macht<br />
er ihn ja doch!’ Aber ich musste realistisch einräumen,<br />
dass in dieser schwierigen Situation<br />
kaum eine bessere Möglichkeit vorhanden<br />
war, denn ich kannte die Mannschaft bereits<br />
und war am dichtesten an ihr dran. Doch mir<br />
war ebenfalls klar, dass mein Engagement zu<br />
Ende geht, wenn wir mit dieser Lösung nicht<br />
den Klassenerhalt schaff en. Aber mir war lieber,<br />
es im schlechtesten Fall so zu beenden,<br />
als nicht alles versucht zu haben. Es war eine<br />
schwierige Situation, ganz nach dem Motto:<br />
„Barfuss oder Lackschuh“!<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie würden Sie diese kuriose<br />
Rückrunde mit wenigen Worten beschreiben?<br />
Volker Finke: Die Weichen für die Rückrunde<br />
wurden in der Winterpause gelegt. Zu dem
Zeitpunkt war ich zwar noch nicht in <strong>Köln</strong><br />
vor Ort, aber dennoch voll eingebunden und<br />
stand in täglichem Kontakt mit den Club-Verantwortlichen.<br />
Wir haben den Kader nach der<br />
nicht zufriedenstellenden Hinrunde sinnvoll<br />
verstärkt. Spieler wie Michael Rensing, Christian<br />
Eichner und Slawomir Peszko fügten sich<br />
schnell in die Mannschaft ein und gaben ihr<br />
einen neuen Schub. Zusätzlich sind im Hintergrund<br />
viele Dinge sehr gut gelaufen, unter<br />
anderem durch die Arbeit von Claus Horst-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
5<br />
mann und Frank Schaefer. Wir haben mannschaftsinterne<br />
Probleme angesprochen, um<br />
sie zu beheben, und die Mannschaft trat<br />
dann ja auch als Einheit auf. In der Rückrunde<br />
kam so eine großartige Heimserie zustande.<br />
In den Spielen wurde richtig guter Fußball<br />
gezeigt, die Mannschaft kombinierte gut und<br />
kam auch, wie beim 3:2-Sieg gegen die Bayern,<br />
auch nach Rückschlägen wieder zurück<br />
ins Spiel. Jedoch warfen die Auswärtsspiele<br />
einen Schatten auf die Heimbilanz. Aber
6 THEMA > INTERVIEW MIT VOLKER FINKE<br />
nichts<strong>des</strong>totrotz hatten wir sieben Punkte<br />
Vorsprung auf einen Relegationsplatz. In der<br />
Rückschau kann man sagen, dass als dieser<br />
Punkt erreicht war, die Mannschaft nicht<br />
mehr so geschlossen aufgetreten ist, und<br />
nach der schlimmen Derby-Niederlage in<br />
Gladbach und dem Heimspiel gegen Stuttgart<br />
muss man ehrlich sagen, dass die Mannschaft<br />
verunsichert war. Dann kam nach dem<br />
Wolfsburg-Spiel die Entscheidung von Frank<br />
Schaefer, den Trainerposten abzugeben,<br />
denn er war der Meinung, dass er der Mannschaft<br />
keine weiteren Impulse mehr geben<br />
konnte.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie ging es dann weiter?<br />
Volker Finke: Wir standen dann vor einer besonderen<br />
Situation. Wichtig war es, die Mannschaft<br />
zu motivieren. Ich machte ihr klar, dass<br />
sie alle Schwierigkeiten und Probleme während<br />
eines Spiels, während der 90 Minuten<br />
auf dem Platz, in den Hintergrund stellen<br />
muss. Ich habe zu den Spielern gesagt. ‚Spielt<br />
das, was wir im Training geübt haben’, und<br />
ich habe der Mannschaft vertraut. Die Mannschaft<br />
war dann auch wieder eine Einheit. Im<br />
Spiel gegen Leverkusen gab es erfreulicherweise<br />
sehr angenehmen und im Endeff ekt<br />
erfolgreichen Fußball. Der Sieg bei der Eintracht<br />
war seit langem ein gutes Auswärtsspiel.<br />
Keine Tore zugelassen und selber noch<br />
einige Chancen erarbeitet. Dabei hab ich den<br />
Spielern klar gemacht, ‚Geht raus und macht<br />
das was ihr könnt. Lasst euch nicht von außen<br />
beeinfl ussen, spielt einfach nur Fußball.’ Das<br />
taten sie dann auch und haben zudem auch<br />
noch 70 Minuten guten Fußball gegen Schalke<br />
gespielt. Besonders durch Petit und Pezzoni<br />
gab es wieder eine defensivere Sicherheit.<br />
Und das war auch enorm wichtig.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Am letzten Spieltag konnte Ståle<br />
Solbakken verpfl ichtet werden. Blicken wir<br />
also nun nach vorne. Was wird mit ihm anders?<br />
Volker Finke: Ståle Solbakken lässt konzeptionellen<br />
Fußball spielen. Nicht immer nur die<br />
langen Bälle nach vorne. Er liebt und pfl egt<br />
die Taktik. Außerdem holt er nicht nur aus den<br />
Stars viel raus, sondern bezieht die gesamte<br />
Mannschaft mit ein. Besonders schön war unser<br />
erstes Treff en. Solbakken hatte sich vorab<br />
DVD’s besorgt und schaute sich einige Spiele<br />
<strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> an und meinte zu mir, dass<br />
diese Mannschaft auch ohne eine neue Verpfl<br />
ichtung zwei bis drei Plätze besser stehen
könnte. Allerdings standen wir da noch auf<br />
einem der hinteren Plätze. Insofern muss ich<br />
die Aussage jetzt etwas relativieren (lacht!).<br />
Wichtig ist, dass der Trainer das letzte Wort<br />
hat. So haben wir es auch bei Frank Schaefer<br />
gehandhabt. Letztendlich muss der Trainer<br />
nicht immer dieselben Vorstellungen wie der<br />
Sportdirektor haben. Es muss das Beste aus<br />
der Mannschaft rausgeholt werden, das ist<br />
das Entscheidende.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Kann man daraus schließen, dass<br />
die Zusammenarbeit zwischen Sportdirektor<br />
und Trainer einfacher ist, wenn beide dieselben<br />
Vorstellungen haben?<br />
Volker Finke: Es ist sicherlich so, dass Ståle<br />
und ich viele Dinge ähnlich sehen. Auch über<br />
den jetzigen Kader. Wir werden natürlich viel<br />
miteinander reden, denn es muss das Beste<br />
aus der Mannschaft geholt werden, damit<br />
dieser Platz 10 min<strong>des</strong>tens erhalten bleibt,<br />
der uns im Übrigen sehr gut getan hat. Auch<br />
fi nanziell, was sich nach der nächsten Spielzeit<br />
im Zuge der Dreijahreswertung auswirkt.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Inwieweit ist es denn geplant,<br />
dass der aktuelle Kader zusammenbleibt oder<br />
der ein oder andere Leistungsträger den Verein<br />
verlassen wird, um einen fi nanziellen Aufschwung<br />
zu erhalten?<br />
Volker Finke: Ståle Solbakken ist der Meinung,<br />
dass in der Mannschaft mehr Potential<br />
steckt, als die Ergebnisse widerspiegeln. Der<br />
Spielerkader verfügt über viel Potential, nur<br />
bei einigen Spielern konnte es noch nicht abgerufen<br />
werden. Daher kommen in den Medi-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
7
8 THEMA > INTERVIEW MIT VOLKER FINKE<br />
en immer weder Gerüchte auf. In <strong>Köln</strong> hat<br />
man ein sehr aggressives Medienumfeld, in<br />
dem Spieler schnell zerrissen werden, wenn<br />
sie vielleicht ein paar Spiele nicht die gewünschte<br />
Leistung zeigen. Das verunsichert<br />
auch die Spieler. Sie brauchen die Unterstützung,<br />
besonders vom Trainerteam. So müssen<br />
wir mit Solbakken das Potential herausholen<br />
und die Spieler in vollen Zügen unterstützen.<br />
Mit einem Trainer, den wir min<strong>des</strong>tens 2 Jahre<br />
halten werden und über Kontinuität werden<br />
wir dieses Ziel erreichen. Wir müssen da Geduld<br />
mitbringen. Klar, wir werden den einen<br />
oder anderen Spieler ausleihen oder kaufen<br />
und auch verleihen oder verkaufen, da unterscheiden<br />
wir uns nicht von anderen Vereinen.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Über das Thema Geromel wird<br />
in den Medien gemunkelt. Können Sie dazu<br />
einen Satz sagen?<br />
Volker Finke: Pedro Geromel ist ein ganz<br />
wertvoller Spieler, der als Innenverteidiger<br />
sehr vorausschauend spielt. So lange Geromel<br />
einen Vertrag hat, möchte ich ihn nicht<br />
abgeben. Es sieht alles danach aus, dass Geromel<br />
noch min<strong>des</strong>tens ein Jahr bei uns bleibt.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Jeder Stein wird derzeit am Geißbockheim<br />
umgedreht. Dazu gehören auch<br />
Personalentscheidungen. Inwieweit sind Sie<br />
in diese Entscheidungen eingebunden?<br />
Volker Finke: Ich kann nur die Entscheidungen<br />
bewerten, die in meinen Bereich gehören.<br />
Grundsätzlich gilt, dass wir alle versuchen,<br />
jeden Mitarbeiter mitzunehmen, ihn dabei<br />
von einer bestimmten Idee zu überzeugen,<br />
dass jeder seinen Beitrag zum Erfolg leisten<br />
muss. Es ist wichtig, dass in jeder Abteilung<br />
<strong>des</strong> Clubs die Ziele klar sind und dass jeder<br />
diese Ziele kennt. Diese Ziele müssen klar formuliert<br />
sein, damit kein Mitarbeiter sich von<br />
Stimmungsschwankungen mitreißen lässt,<br />
sondern seinen Weg zum Ziel geht. Das ist in<br />
<strong>Köln</strong> sicherlich nicht einfach.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie sieht die Sommerpause für<br />
Sie aus?<br />
Volker Finke: Ich habe keine Sommerpause.<br />
Wir müssen jetzt die Weichen legen. Wir müssen<br />
überlegen, wie wir den Kader planen, z.B.<br />
Jugendspieler zu verleihen um sie weiter zu<br />
fördern. Zusätzlich müssen wir uns mit Ståle<br />
Solbakken zusammensetzen und uns dabei
die Frage stellen ‚Wie können wir uns eff ektiv<br />
und qualitativ verbessern?’ Dabei müssen wir<br />
schauen, wer verlässt aus unterschiedlichen<br />
Gründen den Club, wo können wir jemand<br />
neues gebrauchen. Dabei geht es ausschließlich<br />
darum, eine neue Struktur aufzubauen,<br />
um den Verein besser aufzustellen.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Wie lautet Ihr Ziel für die Saison<br />
2011/2012?<br />
Volker Finke: Einstelliger Tabellenplatz! Gemessen<br />
an der wirtschaftlichen Lage im Vergleich<br />
mit den anderen 17 Vereinen würde<br />
ich den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> auf Platz 8-10 sehen. Allerdings<br />
hat man immer den Anspruch, ein Tick<br />
besser zu sein als zuvor, also muss ich wohl<br />
sagen: „Einstelliger Tabellenplatz!“<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
9<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Zum Abschluss noch eine<br />
schnelle Frage Runde abseits vom Fußball!<br />
Lieber Kino oder Theater?<br />
Volker Finke: Bei<strong>des</strong>.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Komödie oder Krimi?<br />
Volker Finke: Krimi.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Grönemeyer oder Hinterseer?<br />
Volker Finke: Grönemeyer!!!<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Nordsee oder Karibik?<br />
Volker Finke: Nordsee.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Bier oder Wein?<br />
Volker Finke: Bei<strong>des</strong>.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Schnitzel oder Sushi?<br />
Volker Finke: Sushi.<br />
<strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>: Vielen Dank für das angenehme<br />
Gespräch.
10 THEMA > SAISON A-Z<br />
Die Saison 2010/2011 von A-Z<br />
Kristian „Teddy“ Rohmann buchstabiert die abgelaufene Spielzeit<br />
A >>> Auswärts war...ach lassen wir das lieber!<br />
B >>> Bekenneraktion war zu Beginn der<br />
Saison ein voller Erfolg.<br />
C >>> Christopher Schorch feierte mit den<br />
<strong>Fan</strong>s bei Kölle Ahoi 4…<br />
D >>> Der erste „Dreier“ wurde zu Hause<br />
gegen den <strong>FC</strong> St. Pauli eingefahren!<br />
E >>> Ehret verlässt nach 5 Jahren den Verein.<br />
F >>> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> wird 20 Jahre alt…!<br />
G >>> Gegen Mönchengladbach lieber<br />
zweimal verlieren als in Relegation müssen.<br />
H >>> Heinz Flohe wünschen wir eine gute<br />
und schnelle Genesung!<br />
I >>> Ich.Du.Wir sind <strong>FC</strong>!<br />
J >>> Jeder Geißbock braucht seinen Schaefer.<br />
K >>> Klassenerhalt wurde gegen Leverkusen<br />
perfekt gemacht.
L >>> Lottner als Co-Trainer bei den Profi s.<br />
M >>> Michael Rensing, weiter so…! Weltklasse!<br />
N >>> Novakovic schoss in dieser Saison die<br />
meisten Tore.<br />
O >>> Ostdeutschland sahen wir nur im Pokal<br />
gegen Meuselwitz.<br />
P >>> Podolski erhielt in dieser Saison das<br />
10. Mal die Auszeichnung zum „Tor <strong>des</strong> Monats“.<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
11<br />
Q >>> Qualitativ nicht in jedem Spiel überzeugend…<br />
R >>> Riesengroße Serie: Der <strong>FC</strong> gewann<br />
sieben Meisterschaftsspiele in Folge zu Hause.<br />
S >>> Spektakulärer Heimsieg gegen den<br />
<strong>FC</strong> Bayern München.<br />
T >>> Tröpolach Sommertrainigslager mit<br />
vielen <strong>Fan</strong>s.<br />
U >>> Untergangsstimmung vs. Euphorie.<br />
V >>> Volker Finke.<br />
W >>> Wahnsinn, das Auf und Ab dieser Saison.<br />
X >>> XQ115 lautete die Flugnummer ins<br />
Wintertrainingslager nach Belek.<br />
Y >>> Youssef Mohamad sah nach 90 Sekunden<br />
<strong>des</strong> <strong>1.</strong> Spieltages die Rote Karte.<br />
Z >>> Zwei x eins + zehn x drei = 35 Punkte<br />
bei Heimspielen für unseren <strong>FC</strong>
12 THEMA > PROCONTRA VORSTAND<br />
Vorstand raus? Ohne mich!<br />
Florian Lennartz führt eine kritische Bestandsaufnahme der Ära<br />
Overath durch, Michael Kirch reloaded nicht mit<br />
Am letzten Spieltag der Saison beim<br />
Heimspiel gegen den <strong>FC</strong> Schalke 04 hat<br />
es im Stadion einige Unmutsbekundungen<br />
gegen den aktuellen Vorstand <strong>des</strong> <strong>1.</strong><br />
<strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> gegeben. Via Spruchbänder und<br />
<strong>Fan</strong>gesänge wurde der Rücktritt <strong>des</strong> Gremiums<br />
gefordert. Damit stießen sie bei<br />
einer Vielzahl der Stadionbesucher nicht<br />
auf off ene Ohren, die sich mit Pfi ff en und<br />
Gegengesängen wehrten. Unsere beiden<br />
Autoren stellen das Stimmungsbild aus<br />
beiden Perspektiven dar.<br />
PRO<br />
Rund um den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ist die Stimmung im<br />
Moment alles andere als prickelnd, auch wenn<br />
man den nackten sportlichen Zahlen nach zu<br />
urteilen eigentlich vollauf zufrieden sein müsste.<br />
Der Vereinsvorstand steht immer wieder massiv<br />
in der Kritik, oftmals zu Recht. Also ganz einfach<br />
und plakativ: Vorstand raus?<br />
Keine Angst, ich werde jetzt nicht mit denselben<br />
Totschlagargumenten kommen, die der<br />
Verein am Ende der Saison von sich gegeben<br />
hat. Trotz der zahlenmäßig besten Saison seit<br />
10 Jahren, 11 Heimsiegen und nur 3 Punkten<br />
Rückstand auf Tabellenplatz 6, bleiben mir<br />
vor allem 1:9 Tore gegen die Ponys, 2 Trainerwechsel<br />
und ein riesiger Schuldenberg im<br />
Gedächtnis. Mit meiner Einschätzung befi nde<br />
ich mich übrigens in guter Gesellschaft, oder<br />
besser gesagt befi nde ich mich nicht allein<br />
auf weiter Flur.<br />
Zentrum der Kritik ist immer wieder <strong>FC</strong>-Präsident<br />
Wolfgang Overath, der bei seinem Amtsantritt<br />
noch wie ein Messias bejubelt wurde<br />
vom <strong>Köln</strong>er Fußballvolk. Nun sollte alles besser<br />
werden, Overath und seine Crew standen<br />
für eine erfolgreiche Zukunft <strong>des</strong> <strong>FC</strong> und die<br />
Rückkehr in die nationale Spitze. Heute scheint
der Kredit <strong>des</strong> Vorstands zumin<strong>des</strong>t bei Teilen<br />
der <strong>Fan</strong>s und damit auch Mitglieder aufgebraucht<br />
zu sein. Für mich übrigens nachvollziehbar,<br />
weil das deutlich formulierte Ziel<br />
weit verfehlt wurde, zudem die wirtschaftliche<br />
Situation alles andere als rosig ist.<br />
Konstruktive Kritik ist gefragt<br />
Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> hat aus meiner Sicht ein großes<br />
Problem in der Außendarstellung. Entscheidende<br />
Handlungsträger wie Wolfgang Overath<br />
und auch Volker Finke werden niemals<br />
zu everybody’s Darling taugen. Im Gegenteil,<br />
gerade Overath bietet mit seinem wenig diplomatischen<br />
Umgang mit Kritik eine riesige<br />
Angriff sfl äche. Allerdings wird nicht nur hier<br />
gerne mit zweierlei Maß gemessen. Die geäußerte<br />
Kritik war eigentlich nie wirklich sachlich<br />
oder auch konstruktiv, sondern stets darauf<br />
ausgerichtet, endlich mal wieder einen Kopf<br />
rollen zu sehen. Und damit oft auch unter der<br />
Gürtellinie. Wenn schon, dann bitte gleiches<br />
Recht für alle! Das ist aus meiner Sicht auch<br />
der Grund, warum die skurrile Initiative mit<br />
dem traditionellen <strong>kölsch</strong>en Namen reloaded<br />
keinen Erfolg haben wird, zum Glück.<br />
Ihr Agieren erinnert mich oft an die heutige<br />
SPD, die allein durch Kritik an der Regierung<br />
versucht, Profi l zu gewinnen, ohne wirkliche<br />
Inhalte zu bieten. Am Niederrhein ist eine<br />
solche Initiative übrigens gerade heldenhaft<br />
gescheitert, obwohl anstatt eines Anwalts mit<br />
Doppelnamen, den vorher rund um den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />
<strong>Köln</strong> niemand kannte, eine vermeintliche Vereinsikone<br />
die Revolution plante.<br />
Wenn man Overath und seine Vorstandskollegen<br />
kritisiert, dann dürfte es für den Verein,<br />
um den es angeblich allen Beteiligten geht,<br />
das Beste sein, wenn man dies konstruktiv tut.<br />
Immerhin hat man beim <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> erkannt,<br />
dass im gesamten Vereinskonstrukt Hand-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
13<br />
lungsbedarf besteht. Mit dem aktuellen Geschäftsführer<br />
Claus Horstmann und dem amtierenden<br />
Sportdirektor Volker Finke scheint<br />
mir der Verein in den wichtigen Bereichen<br />
durchaus gut aufgestellt zu sein. Zudem nehme<br />
ich einem Claus Horstmann ab, dass erforderliche<br />
Änderungen herbeigeführt werden.<br />
Im Nachhinein ist jeder schlauer<br />
Und viele Entscheidungen aus der Vergangenheit,<br />
die jetzt heftig kritisiert werden, wurden<br />
damals von den heutigen Kritikern wahrscheinlich<br />
am lautesten bejubelt. Beispiele?<br />
Gerne, ganz <strong>Köln</strong> lag sich freudetrunken in<br />
den Armen, als Christoph Daum verpfl ichtet<br />
wurde, Michael Meier wurde für die Rückkehr<br />
von Lukas Podolski gefeiert, selbst Zvonimir<br />
Soldos Verpfl ichtung wurde in 2009 als gelungener<br />
Schachzug auf dem Weg zurück zur<br />
Normalität gewertet. Mal schauen, wie das<br />
Volk in zwei Jahren über den kommenden<br />
<strong>FC</strong>-Trainer Solbakken urteilen wird.<br />
Ganz ehrlich sehe ich keine Alternative zu<br />
Wolfgang Overath als <strong>FC</strong>-Präsidenten. Und<br />
eine deutlich größere Mitbestimmung der<br />
Mitglieder im Verein wäre zwar oberfl ächlich<br />
gesehen demokratischer, macht mir aber<br />
trotzdem Angst, wenn ich an die Auswüchse<br />
auf der letzten JHV zurückdenke. Ob so wirklich<br />
immer bessere Entscheidungen für den<br />
Verein getroff en würden?<br />
Aus meiner Sicht ist der beste Weg für den <strong>1.</strong><br />
<strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> eine Politik der kleinen, schrittweisen<br />
Veränderungen der beste Weg, mit dem Ziel,<br />
die Verantwortung auf noch mehreren Schultern<br />
zu verteilen. Und wenn dann noch Wolfgang<br />
Overath einen Diplomatie-Kurs belegen<br />
würde, mein Gott, der Weg in eine goldene<br />
Zukunft wäre geebnet…zumin<strong>des</strong>t wieder in<br />
den Köpfen der <strong>Köln</strong>er Fußballwelt.
14 THEMA > PROCONTRA VORSTAND<br />
CONTRA<br />
„Ich bin der Präsident dieses Klubs. Ich bin grundsätzlich<br />
für alles zuständig.“<br />
Diesen Satz, gesagt von Wolfgang Overath im<br />
Juni 2006, legte bis November 2010 eigentlich<br />
durchgehend das Verständnis <strong>des</strong> Präsidenten<br />
und seiner Vize-Präsidenten Jürgen<br />
Glowacz und Friedrich Neukirch dar. Alles soll<br />
anders und somit besser werden, der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />
<strong>Köln</strong> nach sechs Jahren im Fahrstuhl der Profi -<br />
ligen gefangen, ab 2004 durch große Namen<br />
wieder zu dem Verein werden, der er nach<br />
dem Selbstverständnis der <strong>Fan</strong>s und auch seines<br />
Präsidenten von Natur aus ist: Einer der<br />
großen Bun<strong>des</strong>ligavereine, der sich defi nitiv<br />
eher als Kandidat für das internationale Geschäft<br />
denn als Absteiger sieht.<br />
Um dies zu erreichen wurden im Sommer<br />
2004 nun so genannte Pläne entwickelt, die<br />
aus heutiger Sicht naiv wirken. Großen Namen<br />
sollten her, der <strong>FC</strong> ist ja schließlich auch<br />
ein großer Verein. Deswegen wurde Stevens<br />
als Trainer verpfl ichtet und den damaligen<br />
Manager Rettig retteten lediglich seine hervorragenden<br />
Kontakte, was die drei neuen<br />
Hauptverantwortlichen mit Overath an der<br />
Spitze im heutigen, modernen Fußballgeschäft<br />
als unwissend und unerfahren outete.<br />
Kritik am neuen Präsidenten kam jedoch<br />
nicht auf. Overath verstand die Medien klug<br />
zu nutzen und den <strong>Fan</strong>s mit seinem 5-Jahres-<br />
Plan so zu verzücken, dass diese tatsächlich<br />
an das Ziel glaubten, nach Vollendung <strong>des</strong><br />
Aufstiegs in naher Zukunft um die Meisterschaft<br />
zu spielen.<br />
Allerdings, die Realität war anders. Der. Abstieg<br />
2006 konnte nicht verhindert werden.<br />
Der neue Manager Michael Meier war nun<br />
aber gewillt die Vorgaben von Overath umzusetzen,<br />
so dass nun vor allem große Namen<br />
verpfl ichtet wurden. Den Anfang setzte Meier<br />
mit der Verpfl ichtung von Christoph Daum.<br />
Dieser durfte darauf im Sommer 2007 ebenfalls<br />
für ordentlich Geld einkaufen, wodurch<br />
nun während der zweiten Spielzeit in der<br />
Zweiten Liga sehr teure ehemalige Spitzenspieler<br />
verpfl ichtet wurden. Mit diesen Spielern<br />
als Stützen <strong>des</strong> Kaders wurde ein Aufstieg
und nun dreimal in Folge der Klassenerhalt<br />
erreicht. Aus diesen sportlichen Erfolgen heraus<br />
stand Overath den Unmutsäußerungen<br />
eines Teils der <strong>Fan</strong>s ablehnend gegenüber<br />
und bilanzierte diese als undiff erenziert. Der<br />
<strong>FC</strong> habe „die beste Platzierung seit zehn Jahren<br />
mit Rang zehn erreicht“.<br />
Kritikpunkt: Finanzen<br />
Denn nicht nur bei den Teilen der gegenüber<br />
dem Vorstand kritischen <strong>Fan</strong>s hat Overath seinen<br />
Kredit mehr als aufgebraucht. Auch die<br />
wirtschaftliche Entwicklung <strong>des</strong> Vereins, die<br />
die Gesellschaftsversammlung (Mitglieder:<br />
Overath, Glowacz, Neukirch, sowie zwei Vertreter<br />
<strong>des</strong> Verwaltungsrates) laut Vereinsstruktur<br />
kontrollieren muss und dadurch direkt an<br />
ihr beteiligt ist, ist unter seiner Amtsführung<br />
sehr negativ gelaufen. Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> hatte<br />
es vor dem Beginn seiner Amtszeit geschaff t,<br />
sich wirtschaftlich zu stabilisieren und war<br />
dank der handelnden Akteuren Rettig und<br />
Caspers 2005 als wirtschaftlich drittbester<br />
Verein eingestuft worden (hinter München<br />
und Hannover). Mittlerweile jedoch drücken<br />
den Verein min<strong>des</strong>tens 20 Millionen Euro<br />
Schulden. Weiteres Geld wurde durch den<br />
Verkauf <strong>des</strong> Caterings an eine Tochterfi rma<br />
geliehen (7,5 Millionen Euro), zudem läuft in<br />
diesem Sommer die 2006 gezeichneten Anleihen<br />
im Wert von 5 Millionen Euro aus. Für<br />
dieses Geld wurde jedoch keine vernünftige<br />
Basis eines Kaders geschaff en, ganz im Gegenteil.<br />
Sämtliche in den letzten Jahren verpfl<br />
ichteten internationalen Stars wie Maniche<br />
haben den Verein nun ohne jeglichen wirtschaftlichen<br />
Gegenwert verlassen und einen<br />
Kader hinterlassen.<br />
Kritikpunkt: Vereinsstruktur<br />
Aufgrund dieser niederschmetternden Fakten<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
15<br />
sollte die Verbindung zu Overaths Aussagen<br />
im Sommer 2006 gezogen werden. Es reicht<br />
nicht nun den ehemaligen Manager Meier als<br />
einzigen Schuldigen für die fi nanzielle Misere<br />
verantwortlich zu machen und mit seiner<br />
Entlassung sämtliche Diskussion überfl üssig<br />
erscheinen zu lassen. Eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit dem Vorstand wäre nun also<br />
angebracht. Diese wurde schließlich an jener<br />
wohl einzigartigen Jahreshauptversammlung<br />
der Mitglieder im November 2010 auch angekündigt.<br />
<strong>Fan</strong>s und Umfeld sollten sich auf die<br />
„Mission Klassenerhalt“ konzentrieren, darauf<br />
jedoch versprach Horstmann, würde sich der<br />
Verein der Kritik der <strong>Fan</strong>s in Sachen Vereinsstruktur<br />
stellen. Ohne die Einberufung einer<br />
außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />
ist dies jedoch gerade in der Sommerpause<br />
kaum möglich, <strong>des</strong>halb sind die großfl ächigen<br />
Transparente mit der nun endgültigen<br />
Umsetzung der Reformversprechen verständlich.<br />
Die kritischen Teile der <strong>Fan</strong>s möchten<br />
mehr Mitsprache beim <strong>FC</strong> erhalten. Dies ist<br />
auf Grund der Vereinsstruktur, in der die Mitglieder<br />
nur den Vorschlag <strong>des</strong> von dem Vorstand<br />
kontrollierten Verwaltungsrates zustimmen<br />
können, nicht möglich. Der Präsident<br />
wird somit nur als Resultat einer ausgemachten<br />
Klüngelei als solcher gewählt.<br />
Dies zu ändern haben sich nun mehrere <strong>Fan</strong>-<br />
Gruppierungen auf die Fahnen geschrieben.<br />
Die Aussagen Overaths unmittelbar nach Saisonende<br />
zeigen jedoch, dass er nicht bereit<br />
scheint sich den wirtschaftlichen und vor allem<br />
strukturellen Kritiken zu stellen. Ein Rücktritt<br />
ist somit ausgeschlossen, was dem Verein<br />
wohl weiter Schaden bringt und eine nötige,<br />
kritische und verändernde Selbstbetrachtung<br />
verhindern wird.
16<br />
MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK > KARNEVAL IM HOHEN NORDEN<br />
Mit dem Äffzeh op Jöck<br />
Karneval im hohen Norden<br />
Katalina Präkelt reist in eine neue Welt und landet in der Heimat<br />
Nicht selten rollt ein Sonderzug durch die Bun<strong>des</strong>republik, dennoch ist es immer wieder<br />
ein besonderes Ereignis. Gute Stimmung, tolle Atmosphäre und eine Menge Euphorie<br />
sind stets an Bord. Fußballfans unter sich! Eine junge, angehende Journalistin begleitete<br />
die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s im Bitburger-FANZUG auf dem Weg von <strong>Köln</strong> nach Hamburg und zurück. Das<br />
Ziel der Reise war der gebürtigen Hamburgerin gut bekannt, doch der Weg dorthin war<br />
Neuland…<br />
Samstagmorgen am <strong>Köln</strong>er Hauptbahnhof:<br />
Es ist 7:30 Uhr, auf Gleis 1 ist alles ruhig. „Das<br />
ändert sich aber gleich“, sagt Michael Sandmann,<br />
während er noch kurz ein paar Anweisungen<br />
an sein Team gibt. „Wenn der Zug<br />
einfährt, dann geht’s richtig los.“ Der Zug, damit<br />
meint er den Bitburger-FANZUG, mit dem<br />
es heute Richtung Norden gehen soll, nach<br />
Hamburg. 800 <strong>Fan</strong>s <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> sind dabei,<br />
um ihren Verein beim Spiel gegen den Hamburger<br />
SV zu unterstützen. Michael Sandmann<br />
tritt von einem Fuß auf den anderen<br />
und nestelt an seinem rot-weißen Schal. Der<br />
<strong>1.</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s ist verantwortlich<br />
dafür, dass heute alles glatt läuft. Bei der<br />
letzten Auswärtspartie beim <strong>FC</strong> St. Pauli wur-<br />
den bengalische Feuer im Hamburger Hauptbahnhof<br />
gezündet, 120 <strong>Köln</strong>er <strong>Fan</strong>s wurden<br />
kurzzeitig festgenommen. „Wird schon alles<br />
gut laufen heute“, sagt Michael und lächelt<br />
zuversichtlich. Ein bisschen nervös wirkt er<br />
trotzdem.<br />
Während sein Team den Zug mit Fässern belädt,<br />
sammeln sich unten im Bahnhof die <strong>Fan</strong>s.<br />
Trotz der frühen Stunde ist die Stimmung<br />
ausgelassen. Zwischen Bäckerei und Bahnschalter<br />
zischen Bierdosen, werden Fahnen<br />
geschwenkt und <strong>Fan</strong>gesänge angestimmt.<br />
Um 8:19 Uhr verlässt der Zug den Bahnhof. 14<br />
Waggons und 3340 Liter Bier stehen den <strong>Fan</strong>s<br />
zur Verfügung. Der Sambawagen, in dem Getränke,<br />
Zigaretten und Würstchen verkauft<br />
werden, füllt sich innerhalb von Minuten mit<br />
rot-weiß gekleideten <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s. Während draußen<br />
noch der Rhein vorbeizieht, dröhnen<br />
drinnen schon Brings und 5vor12 aus den<br />
Boxen. Die <strong>Fan</strong>s trinken, rauchen und grölen,<br />
und bei gutem Wetter und altersschwacher<br />
Klimaanlage wird der Sambawagen schnell<br />
zum Saunawagen. Es riecht nach Bier, Rauch<br />
und Schweiß.
Sonja und Marko (Namen geändert) stört<br />
das nicht. „Bei Auswärtsfahrten kann man<br />
einfach mal man selbst sein“, sagt Marko. Er<br />
arbeitet im Kundenservice eines Autohauses.<br />
„Da muss man immer nett sein, hier kann<br />
man mal die Sau rauslassen.“ Er zieht an seiner<br />
Zigarette und strahlt. Seine Kumpels feixen.<br />
Sonja nickt. Die 29-jährige, die mit ihren<br />
langen blonden Haaren auch als Spielerfrau<br />
durchgehen könnte, fährt seit zwei Jahren<br />
mit „ihren Jungs“ zum <strong>FC</strong>. „Vor allem wegen<br />
Poldi“, lacht sie. Als einzige Frau in der Gruppe<br />
fühlt sie sich wohl. „Für die Jungs bin ich wie<br />
ein Kumpel. Die Lady lasse ich beim Fußball<br />
zu Hause.“<br />
Michael Sandmann telefoniert derweil mit<br />
den Verantwortlichen der Hamburger Polizei.<br />
Im Norden ist man vorbereitet auf die <strong>Fan</strong>s<br />
aus <strong>Köln</strong>, einige Hundertschaften warten<br />
schon am Bahnsteig. Insgesamt 4000 <strong>Köln</strong>er<br />
<strong>Fan</strong>s sind heute auf dem Weg nach Hamburg,<br />
Ausschreitungen und Zusammenstöße zwischen<br />
den <strong>Fan</strong>s will man vermeiden. „Es darf<br />
nichts brennen“, sagt Michael, und fährt sich<br />
durch die kurzen blonden Haare, „sonst kriegen<br />
wir echte Probleme.“ Er muss dafür sor-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
gen, dass niemand über die Stränge schlägt,<br />
und ein paar potentielle Krawallmacher hat er<br />
auch schon im Zug gesichtet.<br />
Bei der Ankunft in Hamburg-Altona verläuft<br />
jedoch alles ruhig, Feuerwerkskörper sind<br />
nirgends zu sehen, es zündelt keiner. Von Krawall<br />
also keine Spur, die Hundertschaften haben<br />
sich umsonst positioniert. Die <strong>Fan</strong>s sind<br />
friedlich und geduldig, und trotz chaotischer<br />
Shuttle-Bedingungen fi nden alle irgendwann<br />
den Weg zur Hamburger Imtech-Arena. Die<br />
Stimmung ist gut, die <strong>Köln</strong>er freuen sich auf<br />
das Spiel. Optimistische, wenn auch leicht<br />
verhaltene Prognosen werden für den Spielausgang<br />
gemacht, die meisten <strong>Köln</strong>er tippen<br />
voller Hoff nung auf Unentschieden oder einen<br />
2:1-Sieg für den <strong>FC</strong>.<br />
Kurz nach Spielanpfi ff zeigt sich jedoch<br />
schon, dass der <strong>1.</strong> Fußballclub <strong>Köln</strong> seiner<br />
latenten Auswärtsschwäche alle Ehre und<br />
damit sämtliche Prognosen zunichte macht.<br />
Selbst Podolskis Linksschuss in der 62. Minute<br />
kann das Spiel nicht mehr retten: Am Ende<br />
steht es 6:2 für Hamburg.<br />
17
18 MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK > KARNEVAL IM HOHEN NORDEN<br />
Die <strong>Köln</strong>er sind sauer. „Das war Arbeitsverweigerung!“,<br />
fl ucht Sonja. Sie ist wütend.<br />
„500 Kilometer Fahrt, und dann so was.“ Mittelfi<br />
nger werden den <strong>Köln</strong>er Spielern entgegengereckt,<br />
als sie eine letzte Runde auf<br />
dem Rasen drehen. Marko blickt derweil mit<br />
leeren Augen auf das Spielfeld. Bierbecher<br />
fl iegen vorbei, zwischen <strong>Fan</strong>s gibt es kleine<br />
Rangeleien, wüste Beschimpfungen werden<br />
ausgetauscht. Er scheint von alledem nichts<br />
mitzubekommen. Langsam schüttelt er den<br />
Kopf. Reden möchte er jetzt nicht mehr. Sonja<br />
zuckt hilfl os mit den Schultern.<br />
Michael Sandmann ärgert sich auch über den<br />
Spielausgang. Aber nicht über „seine“ <strong>Köln</strong>er,<br />
denn größere Zusammenstöße zwischen<br />
<strong>Fan</strong>s und der Polizei gab es nicht. Im Gegenteil.<br />
Anstatt Randale zu machen, toben sich<br />
die Mitfahrer <strong>des</strong> Zuges bei Fischbrötchen<br />
und Bier auf der Hamburger Partymeile, der<br />
Reeperbahn, aus. Und auch nach der Kieztour<br />
läuft am Bahnhof alles glatt. Das Fernsehteam<br />
<strong>des</strong> NDR, welches auf starke Bilder mit wütenden<br />
Fußballfans gehoff t hatte, geht leer aus,<br />
und nach ein paar Fragen an die anwesenden<br />
Polizisten muss sich der Reporter enttäuscht<br />
von dannen machen. Es gibt nichts zu berichten.<br />
Von Krach, Radau und Ausschreitungen<br />
keine Spur. „Zum Glück“, sagt Michael Sandmann<br />
und grinst, „jetzt kann auch ich richtig<br />
feiern“.<br />
Um 23:04 Uhr geht es ohne Punkte, dafür immer<br />
noch mit reichlich Bier, zurück nach <strong>Köln</strong>.<br />
Im Sambawagen dröhnt sofort wieder Partymusik<br />
durch die Boxen und die <strong>Fan</strong>s feiern<br />
weiter. Wenn schon keinen Sieg, dann eben<br />
sich selber. Die Party geht bis in die frühen<br />
Morgenstunden und die hartgesottensten<br />
<strong>Fan</strong>s kennen keine Gnade: trotz Ärger über<br />
das verlorene Spiel kommt keiner darum<br />
umhin, bei der Vereinshymne noch einmal<br />
mitzugrölen. Sonja und Marko bekommen<br />
davon nichts mit, sie haben sich zum Schlafen<br />
in ein Abteil verzogen. „Wir fahren weit, wir<br />
trinken viel, und verlieren je<strong>des</strong> Spiel“ singt<br />
ein <strong>Fan</strong> im Sambawagen. Ironie schwingt in<br />
der Stimme mit, aber wirklich traurig sieht er<br />
trotzdem nicht aus. In manchen Momenten<br />
ist Fußball eben doch Nebensache. Aber nur<br />
bis zum nächsten Spiel…!
„Dieser Verein gibt mir schon<br />
zu denken…“<br />
Bastian Hoyer mit einer anderen Art der Frustbewältigung<br />
Während sich das Gros der <strong>FC</strong>-Anhängerschaft nach dem Spiel beim HSV seinen Frust in<br />
den diverses Lokalen auf dem Hamburger Kiez hinunterspülte, stattete unsere Autor dem<br />
St. Pauli Theater einen Besuch ab. Statt „feucht fröhlich“ wählte er lieber die Variante <strong>des</strong><br />
„trockenen Humors“…<br />
Der Übergang von der deftigen Auswärtsklatsche<br />
im Volkspark zur abendlichen Darbietung<br />
Emil Steinbergers im St. Pauli Theater<br />
war fl ießend. Schließlich sind bei<strong>des</strong><br />
Ereignisse, bei denen man einfach nur noch<br />
lachen kann oder sogar muss. Obendrein<br />
brachte einem der abendliche Auftritt <strong>des</strong><br />
Zentralschweizers bereits im Vorfeld die Gewissheit,<br />
zumin<strong>des</strong>t ebenjenen als Gewinner<br />
zu verlassen. Denn wie kaum ein anderer<br />
Kabarettist steht der 78jährige für pointensichere<br />
Ausführungen allererster Güte.<br />
In seinem aktuellen Bühnenprogramm präsentiert<br />
er Anekdoten aus seinem Buch „Wahre<br />
Lügengeschichten“, die sich tatsächlich<br />
so zugetragen haben, oder aber komplett<br />
seiner Phantasie entstammen. Sind sie wahr,<br />
so zeigt er die drei rechten Finger der linken<br />
Hand, was Emil „drei Engel“ nennt. Dementsprechend<br />
groß war gleich von Anfang an die<br />
Mischung aus Neugier, Skepsis und Verunsicherung<br />
im ausverkauften Saal. Um vor lauter<br />
angespannter Bewertungsprozesse beim Publikum<br />
dem kleinsten Anfl ug von Verkrampfung<br />
entgegen zu wirken, streute er nach jeder<br />
vorgelesenen Geschichte einige, im Laufe<br />
der Jahre aufgenommene Erkenntnisse („Vie-<br />
Wenigstens Emil vermochte die Zuschauer zu erfreuen.<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
le Männer lügen häufi ger als Frauen, die nicht<br />
die Wahrheit sagen.“), undiskutierbare Zitate<br />
(„Du kannst nicht mehr, als du musst.“) und<br />
unterschiedlichste Ausdrucksmöglichkeiten<br />
– abhängig von der Betonung – <strong>des</strong> kleinen,<br />
oftmals unbedeutend erscheinenden Wörtchens<br />
‚so’ ein. Rundum wunderbare zwei<br />
Stunden, die viel zu schnell verstrichen waren.<br />
Nächste Saison wird der <strong>kölsch</strong>e Tross Hamburg<br />
wieder als Sieger verlassen – drei<br />
Engel. Und beide Daumen hoch für Emil,<br />
der sich über „seinen“ <strong>FC</strong> Luzern ähnlich<br />
äußert, wie es <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s auch können: „Dieser<br />
Verein gibt mir schon zu denken…“.<br />
19
20 MIT DEM ÄFFZEH OP JÖCK > AUSWÄRTSBILDER<br />
Auswärts – Debakel und Entscheidung<br />
Michael Sandmann erlebte ein denkwürdiges Saisonfi nale<br />
Auf Gegners Platz hatte der <strong>FC</strong> in dieser Spielzeit wenig zu melden. Und doch hatten<br />
die – zum Teil erschreckenden – Auftritte der Mannschaft wegweisende Bedeutung. In<br />
Mönchengladbach, Hamburg und in Wolfsburg fühlte sich nicht nur der Anhang, sondern<br />
auch Trainer Schaefer vom eigenen Team im Stich gelassen. Mit bekannten Konsequenzen.<br />
Fußball ist und bleibt Kopfsache, vielzitierte Einstellungs- und Charakterfrage.<br />
So macht es keinen Spaß hier noch einmal<br />
auswärts zu gehen und sich zu erinnern.<br />
Aber auch der fi nale Befreiungsschlag im<br />
Abstiegskampf gelang in der Fremde, gegen<br />
einen alten Bekannten und sein verunsicher-<br />
Freitag, 4. März 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga | 25. Spieltag | BORUSSIA DORTMUND - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />
1 : 0<br />
Nur einmal musste Michael Rensing am Karnevalsfreitag beim späteren Meister<br />
hinter sich greifen. Er war der Spieler <strong>des</strong> Spiels und sollte auch im Laufe der<br />
Rückrunde der dringend benötigte Rückhalt sein. Die Spielanteile an diesem<br />
Tag passten aber ins Auswärtsmuster <strong>des</strong> <strong>FC</strong> im Frühjahr 201<strong>1.</strong> Dank Auswärtshoch<br />
ließ es sich dann doch recht entspannt Karneval feiern und Poldi sowie<br />
Volker Hartjens beim Zoch zujubeln.<br />
Samstag, 19. März 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga | 27. Spieltag | HAMBURGER SV - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />
6 : 2<br />
800 <strong>Fan</strong>s fuhren im Jubiläumszug <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s in die Hansestadt, um es<br />
beim kriselnden HSV besser zu machen als Wochen zuvor bei St. Pauli. Die<br />
Krise kriegten nur die mitgereisten <strong>Fan</strong>s. Bei Bier und „Mexikanern“ im Pauli-Eck<br />
wurde die Niederlage gemeinsam verdaut. Auch Matthias Scherz schaute in<br />
der gemütlichen Kiezkneipe vorbei. Etliche <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s sollen es ähnlich gemacht<br />
haben, bevor der zweite Teil der gelungenen Jubiläumsfahrt begann [Ausführlich<br />
auf den Seiten 16-18]. Gestört hatte nur das Spiel. Aber Müngersdorf blieb<br />
ja unsere Festung.<br />
tes Team. Hinter uns liegt mit Sicherheit eine<br />
denkwürdige Saison, deren letztes Drittel wir<br />
mit einigen Bildern hier noch einmal Revue<br />
passieren lassen.
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
Sonntag, 10. April 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga |29. Spieltag | BORUSSIA M’GLADBACH - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />
5 : 1<br />
Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Nürnberg fühlte sich das <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>sein wieder<br />
so leicht wie lange nicht an. Am Sonntag darauf holte uns alle die Realität<br />
wieder ein. Es ist nicht leicht mit diesem Club! Heftiges Spiel, heftiger Tag!<br />
Sonntag, 24. April 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga |3<strong>1.</strong> Spieltag | VFL WOLFSBURG - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />
4 : 1<br />
Allmählich machte es wirklich keine Freude mehr mit dem <strong>FC</strong> dem Lieblingssport<br />
der Allesfahrer nachzugehen. Der <strong>FC</strong> war zwar nicht mehr chancenlos,<br />
aber nach dem VfB Stuttgart auch dem zweiten direkten Konkurrenten letztlich<br />
klar unterlegen. Die Abstiegsangst wuchs und Frank Schaefer wurde endgültig<br />
zum <strong>FC</strong>-Retter, als er sein Amt zur Verfügung stellte. Volker Finke stellte<br />
eigene Karrierepläne und die Sorge um seinen Ruf zurück und zeigte sich für<br />
den <strong>FC</strong> verantwortlich. Der Ausgang ist bekannt. Zampano Daum konnte mit seiner Truppe dem <strong>FC</strong> am vorletzten<br />
Spieltag nichts mehr entgegensetzen.<br />
Samstag, 7. Mai 2011 | <strong>1.</strong> Bun<strong>des</strong>liga | 33. Spieltag | EINTRACHT FRANKFURT - <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> KÖLN<br />
0 : 2<br />
Durch Tore von Chihi (!) und Poldi gewann die Mannschaft in Frankfurt und<br />
entledigte sich aller Abstiegssorgen. Es war für den gesamten Verein wichtig,<br />
in dieser turbulenten Saison nicht runterzugehen. Spannend bleibt, welchen<br />
<strong>FC</strong> wir in der nächsten Spielzeit mit Stale Solbakken erleben werden. Soldos<br />
farbloser, punktender Auswärts-<strong>FC</strong> oder Schaefers fulminanter Heim-<strong>FC</strong>. Vielleicht<br />
bei<strong>des</strong>? Vielleicht nur fulminant? Gute Erholung in der Sommerpause!<br />
Wir sehen uns im Block. Scream for our Team!<br />
21
22 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > BALLABALLA<br />
Ballaballa<br />
Michael Kirch kennt Gewinner und Verlierer<br />
Eine eher ungewöhnliche Bun<strong>des</strong>ligasaison liegt hinter uns. Bayern München ist kein<br />
Meister, sondern feiert am Ende den dritten Tabellenplatz. Hannover und Mainz spielen<br />
im kommenden Jahr international und Schalke, Stuttgart, Wolfsburg, Bremen und Hoffenheim<br />
landen in der Abschlusstabelle hinter unserem <strong>FC</strong>. Auch sonst lief Vieles auf und<br />
neben dem Rasen wenig vorhersehbar.<br />
Keine Angst, ich werde jetzt nicht auch noch<br />
die Loblieder auf den neuen deutschen Meister<br />
anstimmen. Sicherlich haben die Dortmunder<br />
das ganz gut gemacht und zählen<br />
<strong>des</strong>halb auch verdient zu den Gewinnern<br />
der Saison. Ich habe aber vielmehr Angst,<br />
dass eine <strong>Fan</strong>freundschaft zwischen <strong>Köln</strong> und<br />
Dortmund im Anmarsch sein könnte, weil der<br />
<strong>FC</strong> durch seinen Sieg gegen Leverkusen Wegbereiter<br />
vom vorzeitigen Meistertitel war. Es<br />
gibt tatsächlich ein Video auf Youtube, in dem<br />
die Dortmunder Südtribüne lautstark „erster<br />
Fußballclub <strong>Köln</strong>“ anstimmt. So etwas macht<br />
man nicht! Das ist <strong>kölsch</strong>es Liedgut, welches<br />
nur von uns selbst angestimmt werden darf.<br />
Für mich sind die Dortmunder <strong>Fan</strong>s wegen<br />
unnötiger Anbiederung klare Verlierer. Richtig<br />
schlecht wird mir, wenn ich daran denke, dass<br />
der <strong>FC</strong> mit seinem Sieg in Frankfurt erst das<br />
Erreichen <strong>des</strong> Relegationsplatzes der Ponys<br />
ermöglicht hat.<br />
Die Relegationsspiele waren auch so eine Sache.<br />
Da hält man endlich mal zu einer Mannschaft<br />
von Friedhelm Funkel und was kommt<br />
dabei heraus? Anstatt ins Tor treff en sie immer<br />
zu Spielbeginn die Latte und lassen sich dann<br />
je<strong>des</strong> Mal spät ein Ei ins Nest legen. Die Serie<br />
<strong>des</strong> personifi zierten Zweitligatrainers mit<br />
den gefühlten zwanzig Erstligaaufstiegen ist<br />
damit gerissen. Tragisch? Fragt mal bei Chris-<br />
toph Daum nach, der in Frankfurt nicht gescheitert<br />
ist, sondern nur gescheitert wurde,<br />
dennoch am Ende als ideales Double für den<br />
Ritter von der traurigen Gestalt durchgegangen<br />
wäre. Interessant fand ich übrigens, dass<br />
der Vertragsabschluß in Frankfurt innerhalb<br />
weniger Minuten vollendet war, während<br />
sein Herzblut-Vertrag in <strong>Köln</strong> mit zehn Anwälten<br />
über mehrere Tage ausgehandelt werden<br />
musste und alle nur erdenklichen Klauseln<br />
enthielt. Ich gehe davon aus, dass der ehemalige<br />
Messias in <strong>Köln</strong> zukünftig selbst dann<br />
kein Thema mehr sein dürfte, wenn nur noch<br />
Klaus Toppmüller und Karl-Heinz Heddergott<br />
alternativ zu bekommen wären. Aus der<br />
Daum - klarer Fall von Verlierer.
Das schwere Erbe von O<strong>live</strong>r Kahn<br />
Als Torwart hat man es in München scheinbar<br />
ein wenig schwerer als anderswo in der Liga.<br />
Michael Rensing dürfte das perfekte Beispiel<br />
dafür sein. Der Rucksack der Nachfolge <strong>des</strong><br />
Titans war off ensichtlich zu schwer. Glück<br />
für den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>, dass die Verantwortlichen<br />
in einem lichten Moment in der Winterpause<br />
zuschlugen, und dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> endlich<br />
wieder einen Klassekeeper bescherten. Okay,<br />
Rensing wäre auch zu Saisonbeginn zu haben<br />
gewesen, aber so schnell ist man in <strong>Köln</strong> dann<br />
eben doch nicht. Nach der überraschend guten<br />
Notlösung Butt und dem zweiten Rensing<br />
Thomas Kraft, der in Berlin in der kommenden<br />
Saison mit Sicherheit durchstarten<br />
wird, soll nun der laut Kaiser Franz beste<br />
Torhüter der Welt zu den Bayern kommen.<br />
Geradezu skurril ist, dass Bayern so große Not<br />
zu haben scheint, dass sie für einen um ein<br />
Jahr vorgezogenen Wechsel bereit sind, die<br />
hochverschuldete Gazprom-Truppe aus dem<br />
Ruhrgebiet fast komplett zu sanieren. Und da<br />
erzähle mir noch einer, nur in England würde<br />
mit der Kohle um sich geworfen. Auf jeden<br />
Fall sind die Königsblauen nach dem Transfer<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
23<br />
doppelte Gewinner, weil sie durch die Abgänge<br />
von Neuer und auch Magath einmal viel<br />
Geld verdient und einmal viel gespart haben.<br />
Gescheiterte Revolutionen<br />
Dass Felix Magath in Schalke am Ende scheitern<br />
musste, war schon lange absehbar. Immerhin<br />
hätte er es beinahe geschaff t, den<br />
Verein sportlich und fi nanziell mit einer einzigartigen<br />
Transferpolitik an die Wand zu<br />
fahren. Ich glaube, wenn der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> im<br />
Management zu der Zeit ein wenig pfi ffi ger<br />
aufgestellt gewesen wäre, hätte man Magath<br />
auch Ishiaku und Giannoulis mit Gewinn andrehen<br />
können. Am Ende ist Magath auch an<br />
gnadenloser Selbstüberschätzung gescheitert,<br />
da er sich für unantastbar gehalten hat.<br />
Und das ist außer Wolfgang Overath in der<br />
Bun<strong>des</strong>liga niemand.
24 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > BALLABALLA<br />
Nach der Saison stand auch im Pony-Stall am<br />
Niederrhein eine tierische Revolution auf der<br />
Tagesordnung. Ein Tiger wollte die Fohlen<br />
komplett aufmischen. Herausgekommen ist<br />
ein Wahlergebnis auf FDP-Niveau. Ich bin fest<br />
davon überzeugt, dass der Herr Eff enberg<br />
sich nun wieder ins Privatleben zurückziehen<br />
wird, seine Weingläser poliert, damit es<br />
demnächst auch mal wieder mit der Nachbarin<br />
klappt. Der Vorteil für ihn dürfte sein,<br />
dass er grundsätzlich Rückendeckung seines<br />
alten Spezies Loddar erhalten sollte, der sich<br />
gleichzeitig gerne um die Tochter der Nachbarin<br />
kümmert, zumin<strong>des</strong>t so lange, bis sie<br />
volljährig sind. Auf jeden Fall ein Verliererdoppel!<br />
Da eben schon das Thema Politik angeschnitten<br />
wurde, soll auch ein kurzer Blick in die<br />
Sportpolitik gestattet sein. Der Schweizer<br />
Josef Blatter ist immer noch FIFA-Präsident.<br />
Das nenne ich mal eine Leistung. In jeder Bananenrepublik<br />
würde ein Politiker mit seinen<br />
Machenschaften zumin<strong>des</strong>t im Knast bzw. in<br />
den USA auf den Guoverneurs-Sessel in Kalifornien<br />
landen. In der Welt <strong>des</strong> Fußballs ist<br />
das scheinbar anders. Kurz vor einer Wahl<br />
wird plötzlich der einzige Gegenkandidat von<br />
der FIFA-eigenen Ethik-Kommission suspendiert.<br />
Ein jeder ahnt, wer diese „unabhängige“<br />
Kommission eingesetzt hat. Ein wenig ins<br />
Schwitzen kam er aber schon, der gute Sepp.<br />
Seine Auftritte vor der internationalen Presse<br />
erinnerten in ihrer Verwirrtheit an den legendären<br />
Klaus Kinski und auch den ehemaligen<br />
Lauterer Aufsichtsratvorsitzenden Robert<br />
Wieschemann und <strong>des</strong>sen Defi zit an Durchblick.<br />
Trotzdem: Wer so viel auf dem Kerbholz<br />
hat und munter weiter machen kann, ist auf<br />
jeden Fall ein Gewinner.<br />
In <strong>Köln</strong> hat man wieder einen neuen Lebensmüden<br />
gefunden, der sich freiwillig auf die<br />
Trainerbank setzt. Herzlich willkommen, Ståle<br />
Solbakken! Damit dürfte laut Reiner Calmund<br />
in <strong>Köln</strong> „das Trainerthema pasta sein“.<br />
Ich wünsche mir das und Euch vor allem eine<br />
angenehme und erholsame Sommerpause.
Is mir egal.<br />
Johannes Thies stumpft ab<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
Der gespenstische Prozess begann schleichend und führte am Ende zu dem schlimmstmöglichen<br />
Ergebnis. Es war mir irgendwann schlichtweg egal, was diesem <strong>FC</strong> passiert.<br />
Ob sie nun absteigen oder drin bleiben, es wird sich nichts ändern. Natürlich ist es nur<br />
ein weiterer Schutzmechanismus, den ich da aufbaue. Wenn mir der <strong>FC</strong> wirklich egal<br />
wäre, wäre es mir jetzt nicht egal.<br />
Es war keine besonders gute Idee, die Mitgliederversammlung<br />
im letzten November<br />
zu besuchen. Und auch von den besuchten<br />
Spielen hatte ich nicht viel, den berauschend<br />
aufspielenden <strong>FC</strong> kenne ich nur aus Erzählungen.<br />
Statt<strong>des</strong>sen war ich letzte Saison in<br />
Mainz und in Nürnberg, war gegen Gladbach<br />
im Stadion, in St. Pauli und beim HSV. Ich kenne<br />
nur das blutleere Gerippe aus <strong>des</strong>interessierten<br />
Legionären, das sich ohne echte Gegenwehr<br />
in Fetzen reißen lässt und dem beim<br />
Thema Identifi kation als erstes „netto“ einfällt.<br />
Unglaublich: Die Schmach beim HSV.<br />
25<br />
Ich erlebe ein Präsidium, das höchst widerwillig<br />
und von oben herab die Meinung der<br />
Vereinsmitglieder über sich ergehen lässt und<br />
in keiner Weise darauf reagiert. Ich habe kein<br />
Insiderwissen über die wahren Vorgänge hinter<br />
den Kulissen. Ich mache mir auch keine<br />
Mühe mehr, herauszufi nden, wer aus diesem<br />
schmierigen Dunstkreis nun genau die Verantwortung<br />
für den chaotischen Zustand <strong>des</strong><br />
Vereins trägt. Vielleicht sind es auch lediglich<br />
die modernen Zeiten, das zu beobachtende<br />
Verhalten der Akteure ist nicht exklusiv für<br />
den <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>.
26 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > INTERVIEW MIT RAINER THOMAS<br />
Die Linien verlaufen mittlerweile anscheinend<br />
anders, nicht mehr unbedingt zwischen den<br />
verschiedenen Marken <strong>des</strong> Entertainmentunternehmens<br />
Fußballbun<strong>des</strong>liga.Was beim<br />
<strong>FC</strong> passiert, gibt es in vergleichbarer Form<br />
in München, Hamburg, Gelsenkirchen oder<br />
Stuttgart. Man züchtet sich eine bequeme<br />
Masse heran, die auf Lautsprecherkommando<br />
applaudiert, stumpf die Produkte der angehängten<br />
Fleischindustrie runterschlingt und<br />
70 Euro dafür ausgibt, auf Kunststoff hemdchen<br />
aus Bangla<strong>des</strong>ch Werbung spazieren<br />
zu tragen. Warum auch zweifeln, das Produkt<br />
lässt sich immer geschmeidiger vermarkten,<br />
um die paar unbelehrbaren Chaoten wird<br />
sich schon die Polizei kümmern. Die Kosten<br />
für den Einsatz trägt natürlich der Staat, Fußball<br />
ist doch ein öff entliches Gut und bedarf<br />
besonderer Wertschätzung.<br />
Im Bezahlfernsehen verurteilt man den Wurf<br />
<strong>des</strong> Plastikbechers aufs Schärfste und reibt<br />
sich unterm Tisch die Hände über 30 Minuten<br />
Sonderberichterstattung nach dem Spiel. Bei<br />
Kommunikationsproblemen mit dem Publikum<br />
richtet man eben mal eine Facebook-<br />
Seite ein, sämtliche Medien springen bereitwillig<br />
auf den Zug mit auf und nur drei Tage<br />
später hat man 150.000 echte <strong>Fan</strong>s auf seiner<br />
Seite. Problem gelöst. Vor allem kann man die<br />
locker mitnehmen, wenn man sich nur einen<br />
Tag später die Krawatte <strong>des</strong> nächsten Clubs<br />
umbindet. Im Abstiegskampf boxt ein Torhüter<br />
den Eckball so lange mit einer Faust, bis er<br />
im eigenen Tor landet und niemand wundert<br />
sich. In den Sportmedien ist zu alledem nur<br />
wenig Kritisches zu fi nden. Statt<strong>des</strong>sen wird<br />
Holger Stanislawski für seine rührenden Tränen<br />
vor den Kameras gefeiert. Drei Tage später<br />
rollt er schon in Sinsheim vor, wo sich der<br />
gute Herr Hopp noch immer demütig an die<br />
50+1 Regel hält. Das war auch beim Transfer<br />
von Luiz Gustavo so, beeilt sich ein Anwalt<br />
der DFL zu bestätigen.<br />
Unpassend: Stanislawski zu Hoff enheim!
Es braucht mittlerweile schon einen Tatort,<br />
um zur Sprache zu bringen, dass die halbe<br />
Nationalmannschaft und der gesamte Trainerstab<br />
schwul sind. Die sexuelle Orientierung<br />
der Kicker ist mir dabei total egal. Es<br />
zeigt nur, dass die Sportpresse viel zu tief in<br />
der Vermarktung <strong>des</strong> Produkts mit drinsteckt,<br />
als dass sie noch ihrer aufklärenden Aufgabe<br />
nachkommen könnte. Über Themen wie Doping,<br />
Wettschiebereien oder andere obskure<br />
Geschäfte werden wir auf diese Weise sicher<br />
nichts erfahren. Ist vielleicht auch besser so,<br />
die Leute müssen nicht alles wissen. Es reicht<br />
ja auch völlig, wenn man über ein Jahr lang<br />
alles darüber erfährt, ob Manuel Neuer nun<br />
nach München wechselt oder nach Manchester<br />
oder auch gar nicht. Man kann ja auch toll<br />
bei Facebook darüber diskutieren und alle<br />
beteiligten Geschäftspartner nehmen den<br />
steigenden Marktwert <strong>des</strong> Jungen mit Wohlwollen<br />
zur Kenntnis.<br />
Der Profi fußball war selten eine heile Welt,<br />
eher niemals. Es geht um Geld, das steckt<br />
bereits im Begriff . Und um die belustigende<br />
Beruhigung der arbeitenden Bevölkerung.<br />
Zu viel Wahrheit ist da ein gefährliches Spielchen.<br />
Und dann sorgt ausgerechnet die FIFA<br />
für DEN Moment of Truth der vergangenen<br />
Saison. Es wird jetzt endlich kein Hehl mehr<br />
daraus gemacht, dass die Weltmeisterschaft<br />
meistbietend verscherbelt wird. Man sollte<br />
ihm dankbar für diese Erleuchtung sein, dem<br />
Herrn Blatter.<br />
Unfassbar: Blatter verscherbelt WM-Turniere…und wird<br />
mangels Gegenkadidaten wiedergewählt.<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
27<br />
Natürlich habe ich keine Lösungen für die Zukunft<br />
parat. Vielleicht schaue ich mir das Spiel<br />
auch einfach schon zu lange an und mache<br />
mir zu viele Gedanken darüber. Ein wenig<br />
mehr Aufrichtigkeit wäre jedoch höchst erfrischend.<br />
Dass auch die oft als stumpf abqualifi<br />
zierte Masse der Zuschauer ein Gefühl dafür<br />
hat, zeigt die ungeheure Wertschätzung,<br />
die Frank Schaefer in seiner kurzen Amtszeit<br />
erfahren hat. Vielleicht ist er tatsächlich zu<br />
wenig abgekocht für dieses Haifi schbecken<br />
und beim <strong>FC</strong> oder sonst wo in der Bun<strong>des</strong>liga<br />
braucht es Trainer, die das Aff entheater besser<br />
beherrschen. Ob ich mir die Auff ührung<br />
weiter anschaue, entscheide ich nach der<br />
Sommerpause. Der <strong>FC</strong> darf sich gerne wieder<br />
um mich bemühen.
28 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > SAISONRÜCKBLICK<br />
Unwetter über <strong>Köln</strong><br />
Ein Saisonrückblick von Michael Piovesan<br />
Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> hat mit dem zehnten Tabellenplatz die Bun<strong>des</strong>ligasaison 2010/2011 erfolgreich<br />
abgeschlossen. Mit diesem Ergebnis könnten alle im und rund um den Verein<br />
zufrieden sein, hätte es nicht während der Saison erhebliche Turbulenzen gegeben.<br />
Am Geißbockheim könnte die Sonne scheinen<br />
und das nicht nur wegen der Jahreszeit.<br />
Immerhin beendete die Profi mannschaft <strong>des</strong><br />
<strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> die Bun<strong>des</strong>ligasaison 2010/2011<br />
auf dem zehnten Tabellenplatz und ließ damit<br />
unerwartet Vereine wie den VfB Stuttgart,<br />
den SV Werder Bremen, den <strong>FC</strong> Schalke 04<br />
oder den VfL Wolfsburg hinter sich.<br />
Doch vor diesem sonnigen Ergebnis zogen einige<br />
schaurige Gewitterwolken an der Franz-<br />
Kremer-Allee vorbei, die nicht nur sportlich<br />
begründet waren. Zahlreiche Ereignisse bieten<br />
Gelegenheit Bilanz zu ziehen, von denen<br />
ein paar im Folgenden aufgegriff en werden.<br />
Idyllischer Saisonausklang in <strong>Köln</strong>?
Doch vor diesem sonnigen Ergebnis zogen einige<br />
schaurige Gewitterwolken an der Franz-<br />
Kremer-Allee vorbei, die nicht nur sportlich<br />
begründet waren. Zahlreiche Ereignisse bieten<br />
Gelegenheit Bilanz zu ziehen, von denen<br />
ein paar im Folgenden aufgegriff en werden.<br />
Die Wetterlage über dem Präsidium<br />
Das schlechte Wetter ist dem Präsidium mit<br />
Sicherheit nicht entgangen. Lieferte der Präsident<br />
Wolfgang Overath auf der vergangenen<br />
Jahreshauptversammlung doch ein schönes<br />
Beispiel dafür, wie man mit leichtfertigen<br />
Äußerungen eine aufgeheizte Atmosphäre<br />
entlädt. So diskussionswürdig die Kritik am<br />
Präsidium auch ist, man sollte zwei Aspekte<br />
beachten. Zum einen eignet sich Wolfgang<br />
Overath mit seinem Lebenslauf und seiner<br />
Ausstrahlung<br />
ng hher<br />
hervorragend ervo vorr rrag agen end d al als<br />
s Re RRepräsentant präsentant<br />
<strong>des</strong> Vereins. Nur<br />
ur ggeh<br />
geht eht t de der<br />
r pr präs präsidiale äsid idia i le Einfl uss in<br />
der Gesellschaft<br />
Gesellschafterversammlung f er erve vers rsam amml m un ung g über üb über das Repr<br />
ppräsentieren äsentieren hinau hinaus. aus. s Zum ander anderen eren en sste<br />
stellt tellt sich<br />
di die<br />
e Frage, wie sehr ein Nachfolger<br />
er ddem<br />
dem kriti<br />
tisc tischen sche hen Um UUmfeld feld gewachsen ist, wenn we wenn nn er r sich si s ch<br />
ni nich nicht cht t ei einm einmal n al als Gegenkandidat bekennen bek eken enne nen<br />
mag?<br />
g? MMit<br />
Mit „Vorstand raus!“ allein ist es<br />
s eben eb eben en<br />
nicht geta getan. t n. Es be beda bedarf darf vvor<br />
vorher orhe her einer ei e ner Alternati- Altern rnat atiive,<br />
die na nach nachvollziehbar chvo voll llzi zieh ehba b r da darl darlegt, rleg egt, t wwas<br />
as sie wwar<br />
warar- um besser mach machen chen en wwür<br />
würde. ü de de. .<br />
Düstere Zeiten am Himmel.<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
29<br />
Die Geschäftsführung im Donnerwetter<br />
In der Hinrunde bekam vor allem der sportlich<br />
verantwortliche Geschäftsführer Michael Meier<br />
das Donnerwetter zu spüren. Die sportlich<br />
enttäuschende Bilanz führte zusammen mit<br />
dem veröff entlichten Schuldenstand auch<br />
zu einer zunehmend kritischeren Berichterstattung.<br />
Von Konzeptlosigkeit war zu lesen.<br />
Freilich ignorierte dieser Vorwurf, dass das<br />
Konzept darin bestand, zunächst mit erfahrenen,<br />
teuren Spielern den Aufstieg und Klassenerhalt<br />
zu schaff en, um danach talentierte,<br />
junge, günstige Spieler aufzubauen und sich<br />
in der Ersten Bun<strong>des</strong>liga weiter zu etablieren.<br />
Dieser langfristig angelegten Strategie blieb<br />
in der Hinrunde der Erfolg versagt und kostete<br />
Herrn Meier damit den Job. Während O<strong>live</strong>r<br />
Leki weiterhin eher weniger von den Medien<br />
betrachtet arb arbeiten r eiten kann, rückte Claus Horstmann<br />
danach mehr in den Vordergrund. Er<br />
leitete eine Organisationsuntersuchung bei beim eim m<br />
<strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ein und ersetzte den Geschäftsfüh<br />
ührer<br />
Sport durch einen Sportdirektor, der der<br />
Geschäftsführung nun unterstellt ist.<br />
Mit einem Sportdirektor zurück<br />
zur Sonne?<br />
Ei Ein<br />
n Sp SSportdirektor ortdirektor sollte den Son Sonnenschein<br />
onne nens nsch chei ein n<br />
wi wied wieder eder er herstellen. Den auserwählten auserwä wähl hlte ten n Kandi- Ka Kand ndii<br />
da date daten ten n fa fand<br />
nd mman<br />
man schli schließlich l eßlich in de dem<br />
m La Land Land, nd, , in<br />
dem<br />
m di die<br />
e So Sonn Sonne nne e bekanntlich be beka kann nntl tlic ich h aufgeht. au aufg fgeh eht. t Man<br />
holte Vo Volk Volker lker er FFin<br />
Finke inke ke aaus<br />
aus us JJap<br />
Japan apan an in n die di die e Bun<strong>des</strong>liga<br />
Bun<strong>des</strong> e liga<br />
zurück. Da Dami Damit mit t wä wähl wählte hlte te man<br />
an eein<br />
eine ine Lösung mit<br />
Charme uund<br />
und nd RRis<br />
Risiko isik iko o zu zugl zugleich. glei eich ch. Ch Char Charme arme mehhat<br />
hatte atte diese<br />
Entsche Entscheidung, heid idun ung, g, wwei<br />
weil eil der Tr TTrainer ai a ne ner r Sc Scha Schaefer haef efer er so sso<br />
o<br />
einen Vorgesetzten mit<br />
it seh sehr ehr r vi viel<br />
el BBun<br />
Bun<strong>des</strong>liga- unde <strong>des</strong>l slig igaa-<br />
Erfahr Erfahrung hrun ung in der<br />
e Trainer Trainerrolle erro roll lle er erhi erhielt, hiel elt, t, mmit<br />
mit it ddem<br />
dem em<br />
er sich<br />
h austausc austauschen sche h n un und<br />
d be bera beraten rate ten konn konnte. nnte te. Zude<br />
dem ha hat<br />
t Finke<br />
e als al als s Trainer Tr Trai aine ner r in Freiburg g ein ei e n Auge Au Auge ge<br />
fü für pr prei preiswerte, eiswerte te, , ta talentierte<br />
e Spieler und d AhAhnung von<br />
on mod modernem oder ernem Fußb Fußball ßball nachge nachgewiesen. gewi wies e en.
30 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > SAISONRÜCKBLICK<br />
Man durfte von Finke allerdings auch Fehler<br />
erwarten. Schließlich ist die Rolle <strong>des</strong> Sportdirektors<br />
für ihn neu. Soweit man der Medienberichterstattung<br />
Glauben schenken darf,<br />
kam es zu solchen Fehlern bereits im Führungsverhalten<br />
gegenüber dem Trainer. Finkes<br />
Außendarstellung wirkte ebenfalls nicht<br />
deutlich glücklicher als unter Michael Meier.<br />
Allerdings kennt man nur den öff entlichen<br />
Teil der Geschichte. Zudem sollte man sehen,<br />
dass die Außendarstellung <strong>des</strong> Vereins in einem<br />
großen Umfang von der <strong>Köln</strong>er Medienlandschaft<br />
fremdbestimmt wird. Bleibt zu<br />
wünschen, dass Volker Finke aus den Vorgängen<br />
lernt. Denn er wird dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> in der<br />
kommenden Saison erhalten bleiben.<br />
Mit den Trainern wechselte das Wetter<br />
Zvonimir Soldo wurde nicht nur mangelnder<br />
Unterhaltungswert vorgeworfen. Seine<br />
Mannschaft spielte ebenfalls meist unattraktiv.<br />
Den Job kosteten ihn aber schließlich die<br />
sportlichen Ergebnisse, die den <strong>FC</strong> an das Tabellenende<br />
führten und Herbststürme herauf<br />
beschworen. Frank Schaefer folgte im Traineramt<br />
und zeigte, dass die Mannschaft überraschenderweise<br />
nicht nur Spiele zerstören,<br />
sondern auch gestalten kann. Mit Sicherheit<br />
waren es nicht nur seine lebhaftere Ausstrahlung<br />
und seine <strong>kölsch</strong>e Herkunft, die ihm<br />
Sympathien einbrachten. Die Mannschaft<br />
zeigte unter ihm ein aggressives Pressing und<br />
Kombinationsfußball, welchen man in Müngersdorf<br />
in den vergangenen Jahren allenfalls<br />
vom Gegner gesehen hatte. Zudem schaff te<br />
er es endlich, dass Podolski und Novakovic<br />
erfolgreich harmonierten und man wieder<br />
Spiele gewann. Das Wetter klarte in der Rückrunde<br />
auf und die Abstiegsgefahr schien<br />
unter ihm gebannt, bevor seine Mannschaft<br />
kurz vor dem Saisonende wieder tief in die<br />
Gefahrenzone trudelte. Schaefer trat zurück<br />
und begründete seinen Entschluss mit privaten<br />
Gründen. Bei aller berufl ich bedingten<br />
Neugier sollten nicht nur die Journalisten respektieren,<br />
dass es auch Informationen gibt,<br />
die nicht in die Öff entlichkeit gehören. Dennoch<br />
gestaltete sich der Abgang von Frank<br />
Schaefer turbulent. Mitten im Abstiegskampf<br />
machte die Geschichte die Runde, der Sportdirektor<br />
Volker Finke habe den Trainer Frank<br />
Schaefer demontiert. Es spricht für die Professionalität<br />
von Frank Schaefer, dass er sich aus<br />
dieser Debatte heraushielt. Volker Finke übernahm<br />
nun übergangsweise das Traineramt.<br />
Mit drei Siegen aus drei Spielen verhinderte<br />
er ein Abstiegs<strong>des</strong>aster und sicherte den<br />
sportlichen Sonnenschein<br />
Heiter bis wolkig – das Auftreten der<br />
Mannschaft<br />
Sonnigen Momenten gegen Bayern München<br />
und Bayer 04 Leverkusen stehen derbe<br />
Niederschläge gegen Borussia Mönchengladbach<br />
und dem Hamburger SV gegenüber. Der<br />
sechste Platz in der Rückrundentabelle unterstreicht<br />
die Qualität der jetzigen Mannschaft.<br />
Doch die Formkurven manch altgedienter<br />
Spieler werfen auch Fragen nach ihrer Berufsauff<br />
assung auf. Unzufriedenheit hemmt zwar<br />
bei jedem die Leistung. Allerdings gehört es<br />
zu einer professionellen Einstellung, sich bis<br />
zum letzten Spieltag um Leistung zu bemühen,<br />
zumal man auch bis dahin bezahlt wird.<br />
Wenn allerdings das Bemühen von einer Vertragsverlängerung<br />
oder vom Verhältnis zum<br />
Trainer bestimmt wird, zeugt das nicht von<br />
sehr viel Professionalität. Ob man bei einem<br />
Transfer solchen Spielern hinterhertrauern<br />
sollte, bleibt zu bezweifeln.
Die Regentänzer von <strong>Köln</strong><br />
Die <strong>Köln</strong>er Medienlandschaft ist vielleicht ein<br />
Stück weniger berühmt als berüchtigt. So<br />
durfte Claus Horstmann in der Rückrunde die<br />
Erfahrung machen, dass eine Zeitung auch<br />
gerne mal bei Sonnenschein versucht, mit<br />
journalistischen Regentänzen Unwetter herauf<br />
zu beschwören.<br />
Hier braut sich etwas zusammen.<br />
Zwar hatten Trainer und Verein in der Sache<br />
gleichermaßen erklärt, erst nach dem Klassenerhalt<br />
die weitere Zusammenarbeit zu besprechen.<br />
Das hielt einen Journalisten jedoch<br />
nicht davon ab, nach einem Interview aus<br />
einer sachbezogenen Antwort ein fehlen<strong>des</strong><br />
Bekenntnis heraus zu ziehen. Als sich später<br />
bei Schaefers Rücktritt die Berichte um eine<br />
mögliche Demontage <strong>des</strong> Trainers durch den<br />
Sportdirektor überschlugen, war es zufällig<br />
derselbe Journalist, der vertrauliche Inhalte<br />
aus einem Gespräch mit Volker Finke veröffentlichte<br />
und damit die gereizte Stimmung<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
31<br />
weiter aufheizte. Der Sportdirektor kommentierte<br />
die <strong>Köln</strong>er Medienlandschaft im<br />
ZDF-Sportstudio trocken: „Man könnte auch<br />
sagen, sie hat mich nicht enttäuscht.“ Natürlich<br />
gehört es zu den Aufgaben eines Journalisten,<br />
den Leser, Zuhörer oder Zuschauer anzusprechen.<br />
Natürlich ist Emotionalisierung<br />
hierfür ein geeignetes Mittel. Aber auch der<br />
aufgebrachte <strong>Fan</strong> sollte sich vor Augen halten,<br />
dass Medienberichte immer nur einen<br />
Teil der Wahrheit wiedergeben. Viele andere<br />
Informationen werden aus dem Verein heraus<br />
nicht veröff entlicht. Wer sich an dieser Stelle<br />
fragt, warum das so ist, sollte sich überlegen,<br />
wie er in seinem eigenen Umfeld mit Informationen<br />
gegenüber Tratschen oder einer<br />
Drama-Queen umgeht. Möge er dabei die<br />
Antwort fi nden.<br />
Konstant wie Aprilwetter – die Stimmung<br />
der <strong>Fan</strong>s<br />
Es hatte gelegentlich etwas von Aprilwetter,<br />
wenn die so oft gelobte „tolle Stimmung“<br />
der <strong>Fan</strong>s je nach Spiel- oder Tabellenstand<br />
von Sonnenschein zum Donnerwetter umschlug.<br />
Mangelnde Leidenschaft kann man<br />
den Anhängern sicher nicht vorwerfen. Auch<br />
wenn die Mythen der Europacup-Träume<br />
eher selbstironisch fortgetragen als gelebt<br />
werden, ist die Erwartungshaltung der Zuschauer<br />
nicht wesentlich geringer als die<br />
der Medienlandschaft. Wobei es vor allem<br />
Niederlagen gegen Mannschaften unter der<br />
vermeintlichen Augenhöhe sind, die die Wut<br />
zum Kochen bringen. Gelegentlich muss man<br />
sich hier Mäßigung wünschen. Doch möchte<br />
sicher auch niemand die Verhältnisse von<br />
Bayer 04 Leverkusen haben, deren Heimspiel-<br />
Atmosphäre sich auch zur Therapie von<br />
Schlafstörungen verschreiben ließe.
32 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > FANFREUNDSCHAFT<br />
Die Bedeutung der Meisterschaft<br />
Michael Hoppe stellt die Frage nach der wahren Freundschaft<br />
Nach einer langen Durststrecke gelang es dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> endlich Bayer 04 Leverkusen<br />
zu besiegen. Dabei beschränkt sich die Bedeutung dieses Sieges nicht nur auf den Charakter<br />
dieser Partie und auf den damit verbundenen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt.<br />
Dank der Unterstützung <strong>des</strong> <strong>FC</strong> und dem gleichzeitigem Sieg <strong>des</strong> BVB wurde<br />
die Nicht-Meisterschaft von Bayer besiegelt. Danach kam die Frage bzw. Forderung nach<br />
einer <strong>Fan</strong>freundschaft zwischen Dortmund und <strong>Köln</strong> auf.<br />
Als <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong> macht man seit der Wende viel<br />
mit: Eine knapp verlorene Meisterschaft, belanglose<br />
Jahre im Jahre im Mittelfeld, den<br />
ersten Abstieg und die ersten Schritte in der<br />
zweiten Liga, die Rückkehr in die Bun<strong>des</strong>liga<br />
und das weitere Auf und Ab. Zusätzlich verschiedene<br />
positive und negative Serien und<br />
Rekorde. Dazu gehören 1034 Minuten ohne<br />
Tor, 6 Pfl ichtspiele ohne Gegentor, 25 Spiele<br />
ohne Niederlage, die zu letzt entstandenen<br />
15 Auswärtsniederlagen in 16 Spielen und<br />
die erreichte Siegesserie zu Hause. Doch einen<br />
Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen gab es<br />
das letzte Mal am 24.Mai 1997. Ganze 14 Jahre<br />
mussten die <strong>Fan</strong>s auf diesen Augenblick<br />
warten. Mit dem 2:0-Sieg, durch die beiden<br />
Tore von Nova, wurde das Szenario von 1997<br />
wiederholt und Leverkusen konnte die Deutsche<br />
Meisterschaft nicht mehr erreichen. Zudem<br />
war dieser Sieg entscheidend im Kamp<br />
gegen den Abstieg.<br />
Doch die verlorene Meisterschaft von Leverkusen<br />
bedeutete gleichzeitig den Titelgewinn<br />
von Borussia Dortmund. Obwohl viele<br />
die Meisterschaft schon lange entschieden<br />
sahen, war es rechnerisch noch möglich<br />
Dortmund zu überholen. Aber die Schwarz-<br />
Gelben erledigten ihr Pfl ichtprogramm und<br />
besiegten Nürnberg vor heimischem Publi-<br />
kum. Die gleichzeitige Niederlage von Leverkusen<br />
machte die Meisterschaft klar. Norbert<br />
Dickel posaunte die Zwischenstände durch<br />
das Stadionmikrofon und in ganz Dortmund<br />
herrschte Ausnahmezustand. Jürgen Klopp<br />
grinste über das ganze Gesicht und die <strong>Fan</strong>s<br />
waren froh, die Schale endlich sicher zu ha-
en. Die Euphorie war groß. So sangen sie<br />
einheitlich auf der Dortmunder Südtribüne<br />
„<strong>1.</strong> Fußballclub <strong>Köln</strong>…!“ Eine Stimmung, die<br />
durch alle Straßen ging, eine Stimmung, die<br />
nur ein Meister verbreiten kann.<br />
Auf diversen Internetseiten fi ndet man Bilder<br />
von euphorischen BVB-<strong>Fan</strong>s, welche die Meisterschaft<br />
ausgiebig feiern. Beeindruckend ist<br />
nicht nur die spürbare Erleichterung, auch die<br />
Freude über die Mithilfe <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>. Resultierend<br />
daraus ergibt sich in vielen sozialen<br />
Netzwerken und Internetforen die gängige<br />
Meinung bzw. der Wunsch nach einer <strong>Fan</strong>-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
33<br />
freundschaft zwischen den Schwarz-Gelben<br />
und den Rot-Weißen. Für die jüngere Generation<br />
ist dies etwas Neues. Die beiden noch<br />
bekannten <strong>Fan</strong>freundschaften mit dem <strong>FC</strong> St.<br />
Pauli und dem <strong>FC</strong> Liverpool stammen aus der<br />
Zeit vor dem letzten DFB-Pokalsieg 1983. Verbunden<br />
mit einer <strong>Fan</strong>freundschaft ist häufi g<br />
ein spezielles Ereignis, eine besondere Situation,<br />
welche beide Lager auf einen Nenner<br />
bringt. So entstand die <strong>Fan</strong>freundschaft zum<br />
englischen Traditionsverein in den 1960ern<br />
dadurch, dass eine beeindruckende K.O.-Runde<br />
(0:0, 0:0, 2:2) im Entscheidungsspiel durch<br />
einen Münzwurf zu Gunsten der Engländer<br />
entschieden wurde. In der Saison 1977/1978<br />
kam es zum Showdown am letzten Spieltag.<br />
Punktgleich gingen unser <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> und die<br />
Borussia aus Mönchengladbach in das letzte<br />
Spiel. Lediglich eine 10-Tore Diff erenz trennten<br />
die beiden Kontrahenten. Zum Schluss<br />
gewann unsere Mannschaft mit 5:0 gegen<br />
St. Pauli und wurde somit zum dritten Male<br />
Deutscher Meister. Gleichzeitig gewann in<br />
einem umstrittenen Spiel Mönchengladbach<br />
gegen Borussia Dortmund mit 12:0. Auf der<br />
Schwelle der Euphorie entstand die bis heute<br />
in Teilen der <strong>Fan</strong>gemeinschaft vertretene <strong>Fan</strong>freundschaft<br />
zu den Hamburgern.
34 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > FANFREUNDSCHAFT<br />
Eine <strong>Fan</strong>freundschaft, sei es zum <strong>FC</strong> Liverpool<br />
oder zu St. Pauli, fi ndet mal mehr aber auch<br />
mal weniger in Teilen der <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>gemeinschaft<br />
Zuspruch. Die Ursachen hierfür sind<br />
stets unterschiedlich: Die Vereine gingen<br />
verschiedenen Wege und die Vereine trafen<br />
zu selten aufeinander, somit entfernten sich<br />
auch die <strong>Fan</strong>szenen voneinander. Ebenfalls<br />
spielt der Generationswechsel eine Rolle.<br />
Die Meinung zu diesen Freundschaften lässt<br />
sich in drei Kategorien teilen. Ganz nach dem<br />
„Facebook“-Modell: „Gefällt mir“, „gefällt mir<br />
nicht“, „mir egal“. Die zur jetzigen Zeit herrschende<br />
Diskussion, die mit Gruppen im benannten<br />
Netzwerk erzeugt wird, stellt einige<br />
off ene Fragen auf.<br />
Ist das „Modell“ <strong>Fan</strong>freundschaft überholt?<br />
Ist das Wort „<strong>Fan</strong>freundschaft“ überhaupt auf<br />
die heutige Zeit anwendbar? Kann es neue<br />
Freundschaften geben bzw. was bedeutet<br />
eine Freundschaft? Ist es jemand, auf den<br />
man immer bauen kann? Oder ist es die Illusion<br />
der heutigen Generation, wo jeder ein<br />
Freund ist, den man über das schnell lebende<br />
soziale Netzwerk kennt? An dieser Stelle soll<br />
keine Grundsatzdiskussion stattfi nden, denn<br />
hier gehen Meinungen weit auseinander und<br />
sind damit schwer zu diff erenzieren. Doch<br />
es soll zu einer Anregung <strong>des</strong> Nachdenkens<br />
führen, die sich nicht nur auf eine mögliche<br />
Freundschaft zwischen Borussia Dortmund<br />
und dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> bezieht, sondern auf den<br />
generell infl ationären Umgang mit dem Wort<br />
„Freundschaft“.<br />
Der Wunsch nach einer Schwarz-Gelb-Rot-<br />
Weißen <strong>Fan</strong>freundschaft wird von einer Welle<br />
der Euphorie getragen. In einer wahren<br />
Freundschaft aber kommt es auf mehr an als<br />
nur auf eine euphorische Kurzzeitstimmung.<br />
Es kommt auf Verlässlichkeit, Verbundenheit<br />
und gemeinsame schöne Momente an. Ob<br />
dies in der aktuellen Frage der Fall ist, müssen<br />
andere entscheiden. Klar ist, eine solche Entwicklung<br />
braucht Zeit. Jeder braucht Freunde,<br />
aber wahre Freunde!
Ihr privates Zustellunternehmen in <strong>Köln</strong><br />
Preise, Infos und Kontakt unter<br />
www.rheinkurier.com<br />
Rheinkurier von Daniels GmbH<br />
Europaallee 52<br />
50226 Frechen<br />
Deutschland<br />
Telefon:+49 (0) 2234 9585-0<br />
Telefax:+49 (0) 2234 9585-54<br />
E-Mail:info@rheinkurier.com
34 KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > FOTOSTRECKE<br />
Die letzten Wochen…<br />
Kurios, skurril, lustig, schön oder emotional – Ein Rückblick in Bildern
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
35
38<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > DOSTA. VERSPROCHEN!<br />
Dosta. Versprochen!<br />
Bastian Hoyer über immer wieder aufbrechende Narben<br />
Nunmehr fast 16 Jahre liegen seit den<br />
letzten Kampfhandlungen in Bosnien-<br />
Herzegowina zurück. Doch das kleine Land<br />
fi ndet genauso wenig Ruhe, wie zu sich<br />
selbst. Bei drei Volksgruppen, von denen<br />
jeweils die eine den anderen beiden nicht<br />
einmal das Schwarze unterm Fingernagel<br />
gönnt, ist dies auch nicht weiter verwunderlich.<br />
Weil man sich innerhalb <strong>des</strong> nationalen<br />
Fußballverban<strong>des</strong> nicht auf einen<br />
gemeinsamen Präsidenten einigen konnte<br />
oder wollte, erfolgte der Ausschluss durch<br />
FIFA und UEFA. Welcome to BiH!<br />
Also dann, BiH (int. Abkürzung für Bosnien-<br />
Herzegowina, Anm. d. Red.) zum zweiten.<br />
Warum und weshalb es sich um den zweiten<br />
Anlauf handelt, dieses gleichermaßen faszinierende<br />
wie widersprüchliche Land fußballerisch<br />
zu bereisen, ist allerdings eine andere<br />
Geschichte. Kommen wir zum wesentlichen.<br />
Viel Zeit bleibt ohnehin nicht, denn es ist bereits<br />
viertel nach neun an einem Freitagabend.<br />
Am schwach ausgeleuchteten Seitenbahnsteig<br />
<strong>des</strong> Zagreber Hauptbahnhofs wartet der<br />
Schnellzug nach Sarajevo auf die letzten noch<br />
eilig herbeieilenden Fahrgäste. Wenige Minuten<br />
später zuckelt das überschaubare Gebilde<br />
bereits durch die Vororte der kroatischen<br />
Hauptstadt. Zwar müssen nicht immer aller<br />
guten Dinge unbedingt drei sein, dass jedoch<br />
die Lokomotive mit drei Wagons durch die<br />
Nacht fährt, hat durchaus seine Bewandtnis.<br />
Nur so ist gewährleistet, dass jede der involvierten<br />
Bahngesellschaften sich in gleichem<br />
Maße, eben mit je einem Wagen, beteiligt. Bis<br />
zur kroatisch-bosnischen Grenze geht es über<br />
die Gleise der kroatischen Eisenbahn. Danach<br />
wird die Lok gewechselt und eine selbige der<br />
Eisenbahngesellschaft der Serbischen (Teil-)<br />
Republik übernimmt den Zug bis irgendwann<br />
ein weiterer, fi naler Lokwechsel symbolisiert,<br />
dass nun bis Sarajevo die Eisenbahn der bosnischen<br />
Föderation für die Beförderung verantwortlich<br />
zeichnet. Durchaus merkwürdig: Ein<br />
Land, welches aus zwei fast souveränen Teilen<br />
besteht, die jeder in fast allen Belangen ihr eigenes<br />
Süppchen kochen. Für BiH, das ohnehin<br />
enormen Nachholbedarf in fast allem hat, besonders<br />
im Bereich der Infrastruktur, ist diese
Verschwendung fi nanzieller Ressourcen kaum<br />
verkraftbar. Der nicht von der Hand zu weisende<br />
Vorteil dieser Handhabung ist allerdings die<br />
Möglichkeit, der jeweils anderen Volksgruppe<br />
die Schuld an der gesamten und speziell an der<br />
eigenen Misere vorwerfen zu können. Serben<br />
gegen bosnische Muslime mit Kroaten und<br />
die beiden wiederum unter sich gegen einander.<br />
Für kaum nachlassende Spannung bleibt<br />
im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes stets gesorgt.<br />
Letztere Konfl iktsituation ist in Mostar vorherrschend,<br />
das man nach teilweise landschaftlich<br />
atemberaubender Bahnfahrt im Sü-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
Je<strong>des</strong> Heimspiel ein emotionales Auswärtsspiel<br />
39<br />
den von BiH erreicht – der Herzegowina. Die<br />
Bilder der Belagerung Sarajevos haben sich<br />
auf Grund der beinahe vierjährigen Dauer ins<br />
internationale Bewusstsein eingeprägt. Eine<br />
der symbolträchtigsten Kriegshandlungen<br />
dürfte sich jedoch in Mostar ereignet haben.<br />
Über Jahrhunderte verband die alte, steinerne<br />
Brücke die beiden Ufer der Neretva. Bis sie<br />
1993 am helllichten Tage unter kroatischen<br />
Beschuss genommen wurde und schließlich<br />
in den Fluss stürzte. Eine zerstörte Brücke<br />
hat ihren in mehrerlei Hinsicht verbindenden<br />
Zweck eingebüsst. Einfach dargestellt,<br />
war nach Kriegsende die linke Neretvaseite
40<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > DOSTA. VERSPROCHEN!<br />
größtenteils von Kroaten bewohnt, während<br />
die schon immer bei Touristen beliebte<br />
Altstadt und der Rest der rechten Flussseite<br />
nun das Gebiet der bosnischen Muslime war.<br />
Soweit der rein ethnische Konfl ikt. Jedoch<br />
hat Mostar auch zwei Fußballvereine, womit<br />
wieder neue, zusätzliche Probleme auftraten.<br />
Der mit Abstand bekanntere der beiden – der<br />
FK Velez – spielte auch in der jugoslawischen<br />
Liga eine bedeutende Rolle. In der ewigen<br />
Ligatabelle ist er der erfolgreichste Klub aus<br />
(dem heutigen) BiH und konnte <strong>des</strong> Öfteren<br />
die beiden Belgrader Giganten oder Split und<br />
Zagreb ärgern. Seine Anhängerschaft rekrutiert<br />
sich ausnahmslos aus muslimischen<br />
Bosniern. Die kroatischen Einwohner Mostars<br />
mussten lange Zeit ohne eigenen Verein<br />
auskommen, denn wegen seiner extrem nationalen<br />
Ausrichtung war der HSK Zrinjski<br />
in Titos Jugoslawien schlicht verboten. Erst<br />
nach dem Zerfall Jugoslawiens konnte er<br />
wieder reanimiert werden. Endlich wieder ein<br />
Mostar-Derby – Velez gegen Zrinjski. Wären<br />
da nicht die beiden unterschiedlich besiedelten<br />
Ufer der Neretva. Was heutzutage glück-<br />
licherweise kaum noch eine Rolle spielt, war<br />
Mitte der 1990er Jahre kein Vergnügen, von<br />
einer Flussseite auf die andere über eine der<br />
wenigen noch intakten Brücken zu wechseln.<br />
Die Krux war nämlich, dass Velez’ Stadion sich<br />
nun im kroatischen Teil Mostars befand und<br />
von Zrinjski okkupiert worden war. Um nicht<br />
für noch mehr Zündstoff zwischen den beiden<br />
Volksgruppen zu sorgen, musste für Velez<br />
eine neue Spielstätte her. Den Verlust <strong>des</strong> eigenen<br />
Bijeli Brijeg-Stadions werden die <strong>Fan</strong>s<br />
vermutlich nie akzeptieren, aber inzwischen<br />
hat man so etwas wie eine neue Heimat im<br />
kleinen Dorf Vrapcici gefunden. Vrapcici liegt<br />
gut fünf Kilometer vor den Toren der Stadt<br />
und ist ein verschlafenes Nest. Einzig die hindurchführende<br />
Europastraße 73 und ab und<br />
an mal ein Heimspiel <strong>des</strong> FK Velez sorgen für<br />
etwas Abwechslung. Jedoch darf man an<br />
ein Spiel der bosnischen Premijer Liga keine<br />
falschen und gar überzogenen Erwartungen<br />
stellen. Dreistellige Zuschauerzahlen sind ein<br />
fester Bestandteil <strong>des</strong> Ligabetriebs. Ebenso<br />
wenig kennt man ausverkaufte Spiele.<br />
Militärheldentum wird groß geschrieben
Somit ist bereits im Vorfeld der samstäglichen<br />
Partie gegen den Tabellenführer aus<br />
Banja Luka klar, dass zwar vielleicht ein paar<br />
Zuschauer mehr als üblich kommen werden,<br />
aber die Kapazität von 6.000 nicht im Ansatz<br />
ausgereizt werden dürfte. Letztlich wird die<br />
zusammengeschusterte Spielstätte nicht<br />
einmal zur Hälfte gefüllt sein, aber die Atmosphäre<br />
ist für diese überschaubare Zuschauerzahl<br />
dennoch beachtlich. Dies mag gut und<br />
gerne auch an der Tatsache liegen, dass der<br />
FK Borac der Hauptstadtklub der Republika<br />
Srpska ist. Jegliche weitere Erläuterung dürfte<br />
sich somit erübrigen. Ebenso wenig überraschend<br />
ist der Aspekt, dass der Auswärtssektor<br />
anfänglich leer bleibt, weil die staatliche<br />
Ordnungsmacht die 70 Auswärtsfans fernab<br />
<strong>des</strong> Dörfchens abgefangen hat und erst nach<br />
Anpfi ff zum Gästeeingang eskortiert. Die<br />
gleiche Handhabung, nur in umgekehrter<br />
Reihenfolge wird eine knappe Viertelstunde<br />
vor Spielende praktiziert. Zwar verpassen<br />
die Borac-<strong>Fan</strong>s keinen Treff er, weil nach 90<br />
Minuten ein torloses Unentschieden von der<br />
Anzeigetafel leuchten wird. Aber sieben Stun-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 41<br />
den Hinfahrt und eine genauso lange Rückfahrt<br />
über teils kurvenreiche Landstraßen, um<br />
etwas mehr als eine Stunde Fußball zu verfolgen,<br />
zeugen wahrlich von bewundernswerter<br />
Leidenschaft. Ligaalltag in BiH.<br />
Der Abend kommt und schließlich bricht die<br />
Nacht über Mostar herein. Endlich kann die<br />
Wunde <strong>des</strong> verpassten Spiels einige Jahre<br />
zuvor allmählich vernarben. Der nächste Tag<br />
steht dann ganz im Zeichen der Rückfahrt,<br />
auf der so manches verarbeitet und hinterfragt<br />
werden will. Wenn es Vertreter, beider in<br />
Mostar lebenden Volksgruppen, nicht einmal<br />
schaff en, sich über einen Stadionneubau zu<br />
einigen, hat dann dieses Land in der gegenwärtigen<br />
Zusammensetzung überhaupt eine<br />
Zukunft? Mit ‚Dosta’ gibt es immerhin eine<br />
Bewegung der Generation, die den Krieg allenfalls<br />
in ganz jungen Jahren mitbekam und<br />
inzwischen erkannt hat, dass der Schlüssel<br />
zum Erfolg <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> einzig im gemeinsamen<br />
Handeln liegt.<br />
Bahnsteigkunst in Mostar<br />
Übrigens bedeutet ‚Dosta’ übersetzt soviel<br />
wie „es reicht“. Versprochen!<br />
Halbmond und Kreuz – ob das dauerhaft gut geht?
42<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > NICHT GUT GENUG<br />
„Ich war einfach nicht gut genug!“<br />
Bastian Hoyer wird Michael Niedrig vermissen<br />
Obwohl seine Familie aus Remscheid stammt, er dort auch aufwuchs und später seine<br />
ersten fußballerischen Gehversuche machte, wollte sein Vater unbedingt, dass Michael<br />
Niedrig das Licht der Welt in <strong>Köln</strong> erblickt. Mit gerade einmal 31 Jahren beendete er nun<br />
seine aktive Laufbahn, im kleinen Rahmen <strong>des</strong> letzten Heimspiels der (A)s im FKS. Auch<br />
ohne den Durchbruch auf die ganz große Fußballbühne, blickt er zufrieden zurück. Zu<br />
Recht.<br />
Angst vor dem fi nalen Augenblick in seinem<br />
letzten Pfl ichtspiel hatte Michael Niedrig<br />
nicht (das Gespräch fand einige Tage vor<br />
dem letzten Spieltag statt, Anm. d. Red.). Er<br />
sei mit sich zufrieden und wolle nicht weg<br />
vom Fußball, sondern hin zu etwas Neuem.<br />
Eine neue Herausforderung, ein neues Ziel ist<br />
das, was er sucht. Nicht ausschließen möchte<br />
er, dass es ihn möglicherweise Anfang August<br />
wieder reizen könnte Fußball zu spielen,<br />
denn dazu hat er einfach zu viele Jahre unter<br />
Leistungsbedingungen gespielt, um plötzlich<br />
davon komplett Abstand zu nehmen. Zumin<strong>des</strong>t<br />
werden sich jedoch die Prioritäten<br />
zukünftig verschieben. Er schließe ein Kapitel<br />
ab, mit dem er tatsächlich fertig sei und an
das er glaubt in absehbarer Zeit sehr gerne<br />
zurückzudenken. Denn diesen Schritt in näherer<br />
Zukunft zu bereuen, kann er sich nicht<br />
vorstellen. Zwar würde sein Alter – er ist gerade<br />
einmal 31 Jahre alt – theoretisch noch<br />
einige Spielzeiten zulassen, aber ihn zieht es<br />
in eine andere Richtung. In ein „normales“ Leben<br />
ohne oder zumin<strong>des</strong>t fast ohne Fußball.<br />
Angefangen hat Michael Niedrig in seiner<br />
Heimat beim BVL 08 Remscheid, dem Vorläufer<br />
<strong>des</strong> <strong>FC</strong> Remscheid, bevor er in die D-<br />
Jugend <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> wechselte. Für seine<br />
konstante Leistungsbereitschaft und Akribie<br />
spricht, dass er sämtliche Jugendmannschaften<br />
beim <strong>FC</strong> durchlaufen hat. Einer seiner<br />
ersten sportlichen Höhepunkte war der souveräne<br />
Aufstieg mit den Amateuren von der<br />
Oberliga in die Regionalliga 2002. Die Freude<br />
darüber ist ihm noch heutzutage anzumerken,<br />
wenn er von einer „guten Truppe, die<br />
eine sehr positive Wahrnehmung durch das<br />
Umfeld hatte“ spricht. Mit dieser Betrachtung<br />
der Dinge ist er beileibe nicht allein, denn<br />
noch immer sehen langjährige Wegbegleiter<br />
der Amateure gerade diese Mannschaft als<br />
ebenjene mit der höchsten Dichte an starken,<br />
authentischen Charakteren. Somit verwundert<br />
es nicht, dass Michael Niedrig ein<br />
fester Bestandteil dieses, nachhaltig in guter<br />
Erinnerung gebliebenen, Kollektivs gewesen<br />
ist. Die beinahe logische Konsequenz war<br />
ein Profi vertrag. Nach dem Bun<strong>des</strong>ligaaufstieg<br />
unter Friedhelm Funkel kam Michael<br />
Niedrig in den Lizenzspielerkader, konnte<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
43<br />
sich aber dort nicht durchsetzten. Wer meint,<br />
nun würde das übliche erklärende Herumgedruckse<br />
aus Verletzungsproblemen, Systemumstellungen<br />
und Trainerungnade folgen,<br />
wird durch folgenden Ausspruch möglicherweise<br />
überrascht werden: „Da müssen wir<br />
nicht um den heißen Brei herumreden, von<br />
wegen der Trainer sei schuld, Verletzungen<br />
oder sonst etwas. Ich war einfach nicht gut<br />
genug. Fertig aus!“ Einzig die fehlende permanente<br />
Zugehörigkeit zu einer Mannschaft<br />
machte ihm verständlicherweise zu schaff en.<br />
Von Montag bis Donnerstag trainierte er mit<br />
dem Bun<strong>des</strong>ligakader, um danach fast je<strong>des</strong><br />
Mal wieder zur U23 abgestellt zu werden, zu<br />
denen der Kontakt natürlich auch nicht mehr<br />
so intensiv wie vorher war. Diese wenig förderliche<br />
Mischung aus „eigenem Anspruch,<br />
aber nicht vorhandener Qualität“ wie er es<br />
nennt, zwang ihn zu handeln. An Angeboten<br />
ambitionierter Vereine aus der Regionalliga,<br />
damals noch das dritte Liganiveau, und<br />
auch einiger Zweitligisten mangelte es nicht.<br />
Für einen Wechsel zu Holstein Kiel entschied<br />
er sich <strong>des</strong>halb, weil unter dem damaligen<br />
Trainer und früheren Werder-Legende Frank<br />
Neubarth etwas aufgebaut werden sollte<br />
und Niedrig ein wichtiger Bestandteil <strong>des</strong>sen<br />
sein sollte. Das reizte ihn. In der ersten Saison<br />
hatte Kiel nach der Hinserie acht Punkte Vorsprung<br />
auf einen Nichtaufstiegsplatz, scheiterte<br />
schlussendlich trotzdem. War die erste<br />
Saison recht erfolgreich, so war es die zweite<br />
nicht einmal mehr im Ansatz – vier Trainer<br />
und Abstiegskampf bis zum Saisonende.
44<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > NICHT GUT GENUG<br />
Dann kam die Off erte vom <strong>FC</strong>, wieder zurück<br />
zu den Amateuren zu wechseln. Das Angebot<br />
war so attraktiv, weil es aus einem gestaff elten<br />
Fünfj ahresvertrag bestand – drei Jahre als<br />
Führungsspieler für die U23 spielen, danach<br />
zwei Jahre im Management <strong>des</strong> <strong>FC</strong> arbeiten.<br />
Nach absolviertem Wirtschaftsstudium eine<br />
Perspektive, die er nicht ausschlagen konnte.<br />
Eine sportliche Chance sah er ohnehin<br />
nicht mehr für sich und so kann er nun den<br />
Sprung ins gewöhnliche Berufsleben schaffen.<br />
Zudem überzeugte ihn das Konzept mit<br />
älteren Führungsspielern, wie ihm und Carsten<br />
Cullmann, die jüngeren unterstützend an<br />
die Hand zu nehmen. Ein Blick auf die Liste all<br />
derer, die in den letzten Jahren den Sprung in<br />
den Profi kader geschaff t haben, bestätigt die<br />
Vorgehensweise in der Nachwuchsarbeit. Zudem<br />
sind ihm und Culli der Spaß am Spielen<br />
noch immer deutlich anzumerken gewesen.<br />
Eine Erklärung von Niedrig ist die, dass auf<br />
dem Fußballplatz eine gemeinsame Sprache<br />
– unabhängig vom Alter – zur Anwendung<br />
komme. Nur <strong>des</strong>halb kann er auch mit einem<br />
18jährigen zusammen auf dem Platz stehen,<br />
weil sie beide durch den Fußball über eine<br />
grundlegende Gemeinsamkeit verfügen.<br />
In der Kabine oder neben dem Platz sei das<br />
schon schwieriger, weil der Altersunterschied<br />
dort wesentlich deutlicher werde.
Michael Niedrigs ganz persönliches Fazit hätte<br />
kaum schöner formuliert werden können<br />
und darf <strong>des</strong>halb in Gänze aufgeführt werden:<br />
„Es ist defi nitiv so: Ich bin zufrieden und ich<br />
glaube auch, dass ich meine Fußballerkarriere<br />
ziemlich realistisch einschätze. Ich bin mir<br />
bewusst, dass ich eventuell hier oder da mehr<br />
(persönlichen) Erfolg hätte haben können.<br />
Aber das wären letztlich nur Nuancen gewesen.<br />
Insgesamt hatte ich einfach nicht die<br />
nötige Qualität, um fester Bestandteil in der<br />
Bun<strong>des</strong>liga zu werden. Problematisch wird es<br />
nur, wenn eine enorme Diskrepanz aus Leistung<br />
und Anspruch vorhanden ist und man<br />
sich eigentlich besser sieht als man wirklich<br />
ist. Bei vielen jüngeren Spielerkollegen be-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 45<br />
steht diese Sichtweise oftmals gar nicht bei<br />
ihnen selbst, sondern in ihrem persönlichen<br />
Umfeld. Wenn einem gesagt wird, Regionalligafußball<br />
könne nur eine Durchgangsstation<br />
sein, dann verfestigt sich dieser Eindruck oft<br />
bei einem selbst. Dies war glücklicherweise<br />
bei mir nicht so und <strong>des</strong>wegen war es eine<br />
tolle Phase in meinem Leben. Über den Leistungssport<br />
hab ich mich als Person entwickeln<br />
können und ich würde fast alles wieder<br />
so machen – zumin<strong>des</strong>t die grundsätzlichen<br />
Entscheidungen würde ich wieder genauso<br />
treff en. Ich schließe ein Kapitel ab, mit dem<br />
ich fertig bin. Deshalb glaube ich auch nicht,<br />
diesen Schritt eines Tages zu bereuen.“
46<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > LIEBER M STATT XL<br />
Lieber M statt XL<br />
Flesch & Hoyer hatten mehr erwartet<br />
Zwei renommierte Endspielteilnehmer,<br />
keine anderweitigen Spielansetzungen<br />
oberhalb der Oberliga und selbst im Falle<br />
eines möglichen Elfmeterschießens ausreichend<br />
Zeit um es rechtzeitig zur Fernsehübertragung<br />
<strong>des</strong> Länderspiels gegen<br />
Kasachstan zu schaff en. Mehr <strong>Fan</strong>freundlichkeit<br />
ging nun wirklich nicht. Und<br />
dennoch wohnten gerade einmal 20.000<br />
Interessierte dem DFB-Pokalfi nale der<br />
Frauen in Müngersdorf bei. Und das vier<br />
Monate vor Beginn <strong>des</strong> zweiten Sommermärchens.<br />
Die Loslösung vom Pokalfi nale der Männer in<br />
Berlin hin zu einer separaten Veranstaltung<br />
war eine der sinnvollsten Entscheidungen,<br />
die in der Otto-Fleck-Schneise in punkto<br />
Frauenfußball getroff en worden ist. Weg vom<br />
Charakter eines Vorspiels von E-Jugendmannschaften,<br />
dem nur wenige hundert Unentwegte<br />
beiwohnten, und hin zum eigenen<br />
Großevent. <strong>Köln</strong> als Austragungsort macht<br />
dabei durchaus Sinn. Eine große, relativ zentral<br />
gelegene und vor allen Dingen bequem<br />
zu erreichende Stadt auszuwählen, die im<br />
Rest der Republik den Ruf einer Feier-Kapitale<br />
hat, leuchtet ein.
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
47<br />
Jedoch scheinen sich die Verantwortlichen<br />
den übrigen Fragen und Sachverhalten eher<br />
weniger gewidmet zu haben. Wenn zwei<br />
Großkaliber <strong>des</strong> Frauenfußballs wie Frankfurt<br />
und Potsdam aufeinandertreff en, ist das<br />
Höchstmaß an sportlicher Attraktivität erreicht.<br />
Interessanter dürfte in <strong>Köln</strong> nur noch<br />
eine Finalteilnahme der <strong>FC</strong>-Frauen sein. Selbst<br />
in diesem Falle ist das Belegen von 46.000<br />
Sitzplätzen kein leichtes Unterfangen. Inzwischen<br />
werden auch bei Frauenfußballspielen,<br />
die unter der Organisation <strong>des</strong> DFB stehen,<br />
beachtliche Preise aufgerufen. Und das, obgleich<br />
der Frauenfußball erst am Anfang eines<br />
noch langen Weges in die fußballerische<br />
Normalität und breite Akzeptanz steht. Bei<br />
Eintrittspreisen von 15 bis 30 Euro kommt<br />
auch dem Frauenfußball langsam aber sicher<br />
der familiäre Anspruch abhanden.<br />
Leidtragende einer viel zu forschen Herangehensweise<br />
von Funktionären sind die Aktiven.<br />
In einem nicht einmal halbvollen Stadion ein<br />
Finale zu bestreiten macht – auch wenn es in<br />
Müngersdorf steht – nun mal einfach keinen<br />
Spaß. Umso bitterer, dass es sich beim diesjährigen<br />
Frauenpokalfi nale um ein ausgeglichenes<br />
und spannen<strong>des</strong> Spiel handelte, das<br />
letztlich mit dem <strong>1.</strong> F<strong>FC</strong> Frankfurt einen würdigen<br />
Sieger fand.<br />
<strong>Köln</strong> ist ohne jeden Zweifel ein geeigneter<br />
Standort für ein DFB-Pokalfi nale der Frauen<br />
- lediglich das Stadion (noch) nicht. Überdimensionierte<br />
Spielstätten und Ansprüche<br />
sind für eine wirkliche, langfristige Entwicklung<br />
und Etablierung eher kontraproduktiv.
Quiztime mit Teddy (9)<br />
01 In welche Stadt musste die U23 zum<br />
letzten Auswärtsspiel 2010/ 2011 reisen?<br />
_ _ _ _<br />
02 Wie heißt die Neuverpfl ichtung <strong>des</strong> <strong>FC</strong><br />
aus Albanien<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
03 Welcher <strong>FC</strong> Spieler ist an Union Berlin<br />
ausgeliehen?<br />
_ _ _ _ _ _<br />
04 Durch was fi elen alle drei Tore bei der U17<br />
Begegnung VfL Bochum- <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> für die<br />
<strong>FC</strong> Jugend?<br />
_ _ _ _ _ _ _<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 49<br />
Kristian „Teddy“ Rohmann quizzt wieder mit den <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>-Lesern<br />
05 Wie alt war der Spieler der 2001 vom <strong>FC</strong><br />
verpfl ichtet wurde und aktuell bei Schake 04<br />
II spielt?<br />
_ _ _ _ _<br />
06 In welchem Land steht dieses Stadion?<br />
_ _ _ _ _ _<br />
07 elcher Spieler kam 1950 vor dem Finale<br />
um die deutsche Mannschaft erst kurz vor<br />
Anpfi ff ins Hotel?<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
Die Kästchen ergeben von oben nach unten gelesen das Lösungswort. Umlaute und<br />
Zahlen sind auszuschreiben.<br />
LÖSUNG: Der neue „<br />
Schickt Eure Mail an info@koelsch<strong>live</strong>.de. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir drei<br />
rote Seidenschals <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s. Wie hat Euch die „Quiztime mit Teddy“ gefallen? Euer Feedback<br />
unbedingt erwünscht!<br />
”
50<br />
FAN-PROJEKT-NEWS > KOMPAKT<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-News<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> Kompakt<br />
+++ Unterstützung <strong>des</strong> Fußballsozialprojekts<br />
„<strong>Köln</strong> kickt“. Im Jubiläumsjahr möchte<br />
das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> auch einen sozialen Beitrag<br />
leisten und prüft derzeit gemeinsam mit<br />
der RheinFlanke gGmbH diverse Kooperationsmöglichkeiten.<br />
Zum Auftakt spendete<br />
das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> im Namen aller Teilnehmer<br />
an der <strong>Fan</strong>-Party „Kölle Ahoi 4“ pro verkaufter<br />
Eintrittskarte einen Euro an das <strong>Köln</strong>er<br />
Jugendsozialprojekt „<strong>Köln</strong> kickt“. Das <strong>Projekt</strong><br />
setzt auf die besonderen integrativen Kräfte<br />
<strong>des</strong> Fußballs. Jugendliche aus Problemumfeldern<br />
werden unter Anleitung der engagierten<br />
sportlichen Leiter beim Streetkick aktiv.<br />
Beim Straßenfußball und anderen sportiven<br />
Aktionen lernen sie mit ihren Aggressionen<br />
umzugehen und sich in der Gruppe für gemeinsame<br />
Ziele zu engagieren. Dabei endet<br />
das Engagement der durchführenden Rhein-<br />
Flanke gGmbH aber keineswegs am Spielfeldrand.<br />
„<strong>Köln</strong> kickt“ bietet den teilnehmenden<br />
Jugendlichen Informationen, Anstöße und<br />
Orientierung. Die Sozialarbeiter helfen ihnen<br />
ganz praktisch bei der Lebensgestaltung –<br />
in der Schule, im Beruf, bei der Ernährung,<br />
im Dialog mit den Eltern. Aus Sicht <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<br />
<strong>Projekt</strong>s ein unterstützenswertes <strong>Projekt</strong>, das<br />
(ms) Was hat sich beim <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> seit<br />
der letzten Ausgabe getan? Wir bringen<br />
Euch hier auf den neuesten Stand. In aller<br />
Kürze!<br />
in <strong>Köln</strong> und Umland konkrete Hilfestellung für<br />
Jugendliche aus sozialschwachen Familien<br />
leistet. Wir halten Euch auf dem Laufenden.<br />
+++<br />
+++ Update: Engagement bei „Unsere<br />
Kurve“. Als Mitglied der überregionalen <strong>Fan</strong>initiative<br />
„Unsere Kurve“ macht sich das <strong>Fan</strong>-<br />
<strong>Projekt</strong> auch weiterhin für die Belange der<br />
<strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s auf Bun<strong>des</strong>ebene stark. Gemeinsam<br />
mit vielen anderen <strong>Fan</strong>organisationen arbeiten<br />
die FP-Vertreter an verschiedenen Themen.<br />
Aktuell beteiligt sich „Unsere Kurve“ in<br />
Gesprächen mit DFB/DFL über die Neugestaltung<br />
der AG <strong>Fan</strong>dialog. In der DFB-Zentrale<br />
wurde zuletzt kontrovers über die weitere Zukunft<br />
<strong>des</strong> Dialogs diskutiert. „UK“ war dabei.<br />
Mehr Infos unter unserekurve.de! Getrennt<br />
in den Farben, gemeinsam in der Sache! +++<br />
+++ Stellungnahme: Warum Personen<br />
egal sind. Nach der Niederlage in Wolfsburg<br />
und dem Rücktritt von Frank Schaefer nahmen<br />
viele <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s mit dem <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> Kontakt<br />
auf und äußerten Ihre Meinungen, Ihre<br />
Enttäuschung, Ihre Wut und Ihre Sorgen. Die<br />
meisten <strong>Fan</strong>s hatten jedoch einen klaren Blick
auf die prekäre Situation <strong>des</strong> Vereins und<br />
baten das Team <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s um eine<br />
Positionierung. „<strong>FC</strong> sonst nix!“, überschrieb<br />
das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> seine Stellungnahme, die vor<br />
Veröff entlichung an die mitgliederstärksten<br />
<strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>Clubs kommuniziert und von vielen<br />
Medien aufgegriff en wurde. An der Unterstützung<br />
der <strong>Fan</strong>s hat es im anschließenden<br />
Derby gegen LEV keineswegs gefehlt. +++<br />
+++ Jubiläumsticker: Langsam wird es ernst<br />
im Jubeljahr. Das FP feiert weiter 20 Jahre organisierte<br />
<strong>Fan</strong>arbeit in <strong>Köln</strong>. Nach den Angeboten<br />
Sonderzug, „Kölle Ahoi 4“ und dem<br />
„Reebok Cup“ widmen sich Mitglieder und<br />
<strong>Fan</strong>s nun inhaltlich den letzten 10 Jahren. Eine<br />
Festschrift für alle Mitglieder, ein gemeinsamer<br />
Abend zum Im-Vergangenen-schwelgen<br />
und der „festliche Abend“ mit alten Weggefährten<br />
stehen noch auf dem Programm. +++<br />
+++ „Tschö-Treff er-Party“: Zum Heimspiel<br />
gegen den <strong>FC</strong> Schalke 04 öff nete der „Treffer“<br />
in der Nordtribüne ein letztes Mal seine<br />
Pforten. Knapp 500 <strong>Fan</strong>s konnten an diesem<br />
Abend einen Heimsieg im <strong>Fan</strong>treff <strong>des</strong> Rhein-<br />
EnergieStadions feiern. Besonders bedanken<br />
möchten wir uns bei der Band Tinnitus für<br />
ein rockiges Abschiedskonzert sowie bei der<br />
Privatbrauerei Gaff el für die jahrelange Unterstützung.<br />
Aufgrund der Hilfe unseres Kölsch-<br />
Partners konnte zum Abschied das frisch gezapfte<br />
Gaff el Kölsch für nur 1 Euro angeboten<br />
werden. In der nächsten Saison wird die Party<br />
an neuer Stätte weitergehen: Der Treff er öff -<br />
net stadionnah an der Aachener Straße direkt<br />
an der Bahnhaltestelle Alter Militärring seine<br />
Pforten und wird dann sieben Tage die Woche<br />
der Treff punkt für alle <strong>FC</strong>- und sportbegeisterten<br />
<strong>Köln</strong>er sein. Über das neue Club-<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE<br />
haus wird das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> zum Saisonstart<br />
umfassend informieren. +++<br />
+++ Sozial II: kik-Kids im Stadion. Etabliert<br />
ist bereits seit Jahren die Zusammenarbeit<br />
<strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s mit der Krebsinitiative <strong>Köln</strong><br />
(kik). Auch in diesem Jahr konnten wieder vier<br />
Heimspielbesuche für Kinder aus Familien,<br />
die von der Krebskrankheit betroff en und in<br />
Not sind, organisiert werden. Mit dem Partner<br />
Café Bonnen und den engagierten Helfer von<br />
kik konnte Teamleiter Reinhard Scheer wieder<br />
tolle Nachmittage mit den betroff enen<br />
Kindern verbringen und ihnen somit nicht<br />
nur einmalige <strong>FC</strong>-Erlebnisse, sondern auch<br />
Ablenkung im Alltag zu verschaff en. „Im Namen<br />
der Krebsinitiative <strong>Köln</strong>, der betroff enen<br />
Familien und vor allem der Kinder sagen wir<br />
an dieser Stelle nochmals ein herzliches ‚Dankeschön’<br />
für die sehr engagierte und angenehme<br />
Kooperation in der abgelaufenen Saison!“,<br />
schreiben die Eheleute Wirth in ihrem<br />
Erlebnisbericht. +++<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> aktiv für kik-Kids<br />
Kontakt<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 91 e.V.<br />
Postfach 450456, 50879 <strong>Köln</strong><br />
Infoline: 01805-768010<br />
Telefax: 0221-71616-439<br />
Email: info@fan-projekt.de<br />
Internet: www.fan-projekt.de<br />
Facebook: www.fan-projekt.de/facebook<br />
51
52<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > KÖLLE AHOI<br />
Kölle Ahoi 4 – Die Jubiläumsparty<br />
auf dem Rhein<br />
Daniel Neuhöfer blickt auf einen stimmungsvollen Partyabend zurück<br />
Zum 20-jährigen Jubiläum <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s stand am Freitagabend vor dem letzten<br />
Saisonheimspiel gegen Schalke 04 die große Jubiläumsfeier auf der MS RheinEnergie<br />
an. Die vierte Aufl age dieser <strong>FC</strong>-Fete auf dem Rhein stand unter dem Motto „Vier(e) för<br />
Kölle“. Getreu diesem Motto konnten sich die <strong>Fan</strong>s über vier Stunden Rheinrundfahrt<br />
und vier Auftritte von tollen Künstlern mit <strong>FC</strong>-Herz freuen. Die Bands Hanak, 5vor12<br />
und Tinnitus sowie Björn Heuser garantierten einen unvergesslichen Abend an Bord <strong>des</strong><br />
Partyschiff s der <strong>Köln</strong>-Düsseldorfer.<br />
Wenn de Sonn schön schingk! Der Abend begann mit frischem<br />
Gaff el Kölsch und guter Laune auf dem Oberdeck.<br />
Der Mann mit der Gitarre: Björn Heuser heizte den <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s mit<br />
<strong>kölsch</strong>en Klassikern ein.<br />
Hintergrundinfos aus erster Hand. <strong>FC</strong>-Spieler Christopher Schorch, <strong>Fan</strong>beauftragter Rainer Mendel und <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Vorsitzender<br />
Michael Sandmann stellten sich den Fragen von Stadionsprecher Michael Trippel.
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 53<br />
Die MS RheinEnergie – Europas größtes Eventschiff war einen Abend lang die Party-Heimat der <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s.<br />
Ein gelungener Auftakt einer langen Partynacht: Schunkeln und Mitsingen zu Björn Heusers Gitarrenmusik.
54<br />
KÖLSCH LIVE – MAGAZIN > KÖLLE AHOI<br />
Heiratsantrag bei Kölle Ahoi. Hennes‘ ehemaliger Fahrer hielt um die Hand seiner Traumfrau an und sie sagte zur Freude aller „Ja“.<br />
Den beiden alles Gute für die Zukunft!“<br />
Tinnitus boten Punkrock vom Feinsten. Besonders die Rockversion<br />
der <strong>FC</strong>-Hymne konnte neben einigen musikalischen<br />
Grüßen in Richtung Niederrhein die Massen begeistern.<br />
Bühne frei für 5vor12: Die Band um Frontmann Sven Caßebaum<br />
hatten das Publikum im Griff . Melodien statt Einheitsbrei<br />
brachten das Schiff zum Wanken.“<br />
Highlight Hanak – die Kölschrocker um Micha Hirsch setzten den großen Schlusspunkt <strong>des</strong> Abends. Sie schenkten uns einen „Haifi<br />
schzahn“ und stellten angesichts der überragenden Stimmung fest „Dat muss Kölle sin“.
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 55<br />
Tobi und die anderen Jungs von 5vor12 präsentierten nicht nur ihre Klassiker wie „Nach Hause“ und „Schiff e“, sondern auch ihren<br />
Latino-Sommerrockhit „Maria“ und andere Hits aus ihrem künftigen Album.<br />
Micha und Co. gaben nicht nur ihre Karnevals-Hits zum Besten,<br />
sondern spielten auch ihren neuen Hit „<strong>Köln</strong> rockt“ – eine Hommage<br />
an die wahre <strong>kölsch</strong>e Musikseele im besten AC/DC-Style.<br />
Vier(e) för Kölle: Rund 1200 <strong>FC</strong>-Anhänger rockten die MS Rhein-<br />
Energie. Von jeder verkauften Eintrittskarte geht ein Euro an das<br />
vom DFB prämierte Fußballintegrationsprojekt „köln kickt“.
56<br />
FAN-PROJEKT-NEWS > REEBOK CUP<br />
Reebok Cup 2011<br />
(mf) Am 28. und 29 Mai 2011 fand auf den<br />
<strong>Köln</strong>er Jahnwiesen der diesjährige Reebok<br />
Cup statt. Das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong><br />
freute sich in seinem Jubiläumsjahr 24<br />
Teams im Schatten <strong>des</strong> RheinEnergieStadions<br />
begrüßen zu dürfen.<br />
Stadionsprecher Michael Trippel eröff nete<br />
am frühen Samstagmorgen das Turnier und<br />
wünschte allen teilnehmenden Teams einen<br />
fairen und friedlichen Wettkampf. Bei trockenem<br />
Wetter und vielen sonnigen Momenten<br />
zeigten die favorisierten Mannschaften ihre<br />
Klasse. Aber auch die spielerisch unterlegenen<br />
Teams hatten ihren Spaß. „Dabei sein ist<br />
schließlich alles“, befanden die meisten Spieler.<br />
Am Abend feierten knapp 300 <strong>Fan</strong>s in der<br />
Clublounge Nord eine ausgelassene Party.<br />
Stadion-DJ Tobias Franzgrote heizte dem Partyvolk<br />
mächtig ein, während nebenbei auf<br />
mehreren Flatscreens der Erfolg <strong>des</strong> <strong>FC</strong> Barcelona<br />
im Finale der Champions League verfolgt<br />
werden konnte.<br />
Als Sieger <strong>des</strong> Reebok Cups gingen am Sonntagnachmittag<br />
letztendlich die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s von<br />
„köln kickt“ hervor, die kurzfristig als Ersatz für<br />
einen ausgefallenen <strong>Fan</strong>Club eingesprungen<br />
waren. Auf einem hervorragenden zweiten<br />
Platz landeten die Spieler von „Kölsche Mythos/Team<br />
weiß“, gefolgt von „Cologne Power<br />
East Belgium/Team I“. <strong>FC</strong>-Sportdirektor Volker<br />
Finke erschien zur Siegerehrung und überreichte<br />
allen <strong>Fan</strong>Clubs ihren Pokal. Das <strong>Fan</strong>-<br />
<strong>Projekt</strong> wünscht dem Gastgeber <strong>des</strong> kommenden<br />
Jahres bereits jetzt ein erfolgreiches<br />
und schönes Turnier! Hier die Impressionen<br />
aus 2011…
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 57
58 KÖLSCH LIVE – FORUM > GRÜSSE<br />
Grüße<br />
Fulda on Tour Jörg grüßt viel nach den drei<br />
Punkten gegen Nürnberg. Er konnte etwas<br />
gelassener dem Saison entgegen sehen.<br />
Konnte man so sehen, musste man aber<br />
nicht. Jedenfalls gibt <strong>des</strong> „Grüße spezial“ an<br />
Christian, Oli, Küster und Leo.<br />
Ebenfalls entspannt – diesmal „nach dem<br />
4-0 vom Freitag! – sahen sich Fulda on Tour<br />
Christian und O<strong>FC</strong> Leonie das Römer Derby<br />
As gegen Lazio (2-0) an, grüßten aber trotzdem<br />
Jörg, Küster, Olli sowie Arrogantia.<br />
Hallo Eintipper, Hallo Abschaum, Hallo Cologne<br />
Patriots. Mein Haus, mein Boot, mein<br />
Micha UK. Instinktsicher (Trainer und so)<br />
grüßt er nämlich aus Norwegen bzw. „Larvik“<br />
südwestlich von Oslo. Wenn man nichts<br />
besseres vorhat, fährt man eben zum letzten<br />
CL-Auswärtsspiel der Saison. HSV, Gladbach,<br />
Lev usw. gab er sich dann doch. Ebenfalls ein<br />
gegrüßtes Tschö!<br />
Vom Pariser-Vierliga-Derby Drancy vs. Red<br />
Star Paris sendet Bischoff en-Daniel (Arrogantia<br />
Colonia 94, falls es jemand noch nicht<br />
weiß) Grüße an das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> und an allen<br />
hessischen <strong>FC</strong>-Allesfahrer.
Hui. Ein Labyrinth von Karte (mit der Titanic<br />
drauf – als Symbol für den <strong>FC</strong>?). Ich versuche<br />
mal mein Glück: Keine Religion beim Fußball.<br />
Nordirischer Pokal (1/16-Finale), Portadown<br />
(heidnisch bis protestantisch) vs. Dongal Celtic<br />
(<strong>kölsch</strong>-katholisch), Erstligisten, keine Ausschreitungen,<br />
4-3, zwei evangelische Platzverweise,<br />
und Mark Dickson als geheimer<br />
Scouting, da 15 kg Übergewicht. Grüße: Fluktuation<br />
Acht, Sch. Videotext, Drinking Now,<br />
Johannes, WH (allerdings durchgestrichen),<br />
RE 7, Troika, Daniel, Christian, Kölsch Konvention,<br />
CNS, Kerstin, Nadine, Loosi und die andern<br />
Girls. Pia & Nick. Oder irgendwie so.<br />
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 59<br />
Ernsti + Bianca grüßen aus dem Santiago<br />
Bernabeu CPEB, Andi, Anne, Achim, Loosi,<br />
Abschaum-David, Fulda, das <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong>-Team<br />
(yes!) und alle, die sie vergessen haben.<br />
Von den Spielen Wacker Innsbruck vs. Rapid<br />
Wien, Union Innsbruck vs. Austria Salzburg<br />
sendet Bischoff en Daniel (s.o.) Grüße. Sie<br />
kamen an.
60<br />
KÖLSCH LIVE – FORUM > REZENSIONEN<br />
Lest doch mal wieder ein Buch<br />
Bastian Hoyer mit Tipps zur Balllektüre<br />
TIBOR MEINGAST: DER ZEUGE VON LENS. VERLAG DIE WERKSTATT, GÖTTINGEN 2011, 128 S., 8,90 €.<br />
(mfl ) Bei einem Rückblick auf die Weltmeisterschaft von 1998 ist der brutale<br />
Angriff auf den französischen Polizisten Daniel Nivel unausweichlich. Bei der<br />
späteren Verurteilung der deutschen Hooligans spielte die Zeugenaussage <strong>des</strong><br />
damaligen <strong>Fan</strong>betreuers von Schalke 04 Burkhard Mathiak eine erhebliche Rolle.<br />
Er selbst war an diesem Tag zum Spiel Deutschland gegen Jugoslawien in<br />
Lens. Obwohl er die Tat selbst nicht gesehen hat, kann er den Haupttäter – den<br />
er aus Gelsenkirchen kennt – identifi zieren. Nach der Aussage vor Gericht muss<br />
Mathiak mit seiner Familie für eine Weile untertauchen. Der bekannte ZDF-<br />
Reporter Tibor Meingast fasst die Ereignisse rund um die Gerichtsverhandlung<br />
und die daraus resultierenden Folgen zusammen. Mitunter etwas zu distanziert<br />
und oberlehrerhaft, der Erzählung fehlt es an Atmosphäre. Insgesamt zu wenig<br />
Buch fürs Geld. Eher nur für Leser mit echtem Interesse an dieser Materie.<br />
WOLFGANG NIEDECKEN: FÜR ‚NE MOMENT. AUTOBIOGRAPHIE. HOFFMANN UND CAMPE VERLAG,<br />
HAMBURG 2011, 528 S., 24,00 €.<br />
(bh) Für die meisten ist Wolfgang Niedecken immer noch und hauptsächlich<br />
BAP. Das ist zwar legitim, wird ihm aber nur bedingt gerecht. Denn<br />
auch seine malerische Arbeit bescherte ihm in einigen Ländern ein gewisses<br />
Maß an Bekanntheit. In seiner Autobiographie arbeitet er 30 Lebensjahre<br />
auf. Drei Jahrzehnte, in denen so ziemlich alles zwischen Freud und Leid<br />
passierte, er faszinierende und verzichtbare Menschen traf und Niederlagen<br />
wie auch Erfolge feiern konnte. Und das nicht nur mit dem <strong>FC</strong>, der ihn einfach<br />
nicht loslassen will. Als wäre es eine bewusste Anlehnung an die Fußballweißheiten<br />
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und „Ein Spiel beginnt<br />
immer bei 0:0“ lautet eine nicht neue, aber dennoch wahre Erkenntnis seinerseits:<br />
„Die Zeit hört nie auf. Sie ist immer wieder am Anfang.“ Wer in dem<br />
großen Dorf am Rhing geboren worden ist oder es „nur“ mag, der wird genauso<br />
diese Autobiographie mögen, denn im Grunde dreht sie sich auch um diese großartige Stadt.<br />
MICHAEL PETTAU: AUF DEM ACKER. EIN HOOLIGAN-ROMAN. TROLSEN COMMUNICATE, QUICKBORN<br />
2011, 388 S., 13,90 €.<br />
(mfl ) Was bringt Männer dazu, sich in aller Herrgottsfrühe mitten im Nirgendwo<br />
eins auf die Glocke zu geben? Eine wirklich überzeugende Antwort darauf<br />
hat auch Michael Pettau nicht zu bieten. Zwar erzählt er recht unterhaltsam –<br />
wenn auch anfangs mit etwas hölzernen Dialogen – den einen oder anderen<br />
Schwank aus seiner Hooligan-Karriere, auf neue Erkenntnisse aber wartet der<br />
Leser vergeblich. Lediglich das Verschwörungsszenario der europäischen Hooligans<br />
zur Europameisterschaft 2012 lässt aufhorchen. So ist der vorliegende<br />
Roman eine weitere amüsante Milieustudie. Kaum ein Klischee über Hooligans<br />
bleibt aus: Alkohol und Drogen, Prostituierte und Türsteher. Typen und Handlungen,<br />
die aus jeder x-beliebigen anderen Hooligan-Beichte stammen könnten.<br />
Einzig die rettende Frauengestalt Tina – sie steht auf Rockmusik und geht<br />
eigenständig zum Fußball – kommt etwas unkonventionell daher. Für Freunde<br />
von Geschichten wie „Football Factory“ durchaus lesenswert, das Rad wurde aber nicht neu erfunden.
FAN-MAGAZIN KÖLSCHLIVE 61<br />
ANDREAS BIERMANN, RAINER SCHÄFER. ROTE KARTE DEPRESSION. DAS ENDE EINER KARRIERE IM<br />
PROFIFUSSBALL. GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS, GÜTERSLOH, 2011, 192 S., 14,99 €.<br />
(bh) Wer tatsächlich glaubte, der Freitod von Robert Enke würde im deutschen<br />
Fußball zu einem Umdenken und einem anderen, konkreteren Umgang mit<br />
dem Thema Depression – der inoffi ziellen Volkskrankheit Nr. 1 – führen, der darf<br />
als naiv bezeichnet werden. Wenn aus Stadien Arenen werden, müssen Spieler<br />
zwangsläufi g zu Gladiatoren mutieren. Für (vermeintliche) Schwächen bleibt<br />
da schlichtweg kein Platz. In seiner Kindheit sind es seine fussigen Haare und<br />
seine zurückhaltende Art, die ihn leicht zum Opfer von Verbalattacken werden<br />
lassen. Später werden es dann eine nicht abreißende Serie von Verletzungen<br />
und vereinslose Phasen, die ihn zermürben. Gepaart mit der unter Profi fußballern<br />
laut Biermann häufi g verbreiteten Spielsucht, entwickelten sich daraus bei<br />
ihm mehrere Suizidversuche. Nur wenige Tage nach Enkes Selbsttötung geht er<br />
an die Öff entlichkeit. Zweifelsohne ein wichtiges Buch, ein trauriges Buch. Und<br />
vermutlich leider auch ein Buch, das nichts verändern wird.<br />
DOREEN NABWIRE, HERBERT OSTWALD. TRAUMPASS. MEIN WEG AUS DEN SLUMS VON NAIROBI<br />
AUF DIE FUSSBALLPLÄTZE EUROPAS. EGMONT VERLAGSGESELLSCHAFTEN, KÖLN 2011, 192 S., 14,99 €.<br />
(bh) Aufgewachsen in einem der größten Slums Afrikas, in Kenias Hauptstadt<br />
Nairobi, begann Doreen Nabwire mit neun Jahren das Fußballspielen. Besonders<br />
für ein Mädchen beileibe keine Selbstverständlichkeit. Mit der nationalen<br />
Auswahl gewinnt sie 2006 die Straßenfußball-WM in Berlin. Daraufhin wird das<br />
WM2010-Organisationskomitee auf sie aufmerksam und lädt sie zur Auslosung<br />
der Qualifi kationsgruppen ein, deren Ziehung sie vornehmen darf. Bremens<br />
ehemaliger Manager Wille Lemke, der als UN-Sonderberater für Sport und Entwicklung<br />
häufi g in Afrika unterwegs ist, lotste sie nach der Geburt ihres Sohnes,<br />
der eine emotionale Odyssee vorausging, zu seinem Ex-Verein. Nach ihrer Rückkehr<br />
nach Kenia arbeitete sie kurze Zeit im Tourismus. Kurz <strong>des</strong>halb, weil sie<br />
dann ein Angebot vom KNVB erhielt, in den Niederlanden einen Trainerschein<br />
machen zu können, wo sie inzwischen für den <strong>FC</strong> Zwolle spielt. Wer interessante<br />
Lebensläufe, voller Wendungen und ohne Platz für Langeweile mag, sollte diesen Traum nicht verpassen.<br />
JÜRGEN BERTRAM. TORSCHREI. BEKENNTNISSE EINES FUSSBALLSÜCHTIGEN. OSBURG VERLAG, BER-<br />
LIN 2011, 258 S., 19,95 €.<br />
(bg) Die gesellschaftliche Funktion <strong>des</strong> Fußballs in den 1950er Jahren wird häufi<br />
g auf das „Wunder von Bern“ reduziert, doch jenseits <strong>des</strong> fraglos magischen<br />
Moment <strong>des</strong> Siegs über Ungarn 1954 war Fußball auch ein „Sehnsuchtsort“ –<br />
besonders für Heranwachsende. Jürgen Bertram, Jahrgang 1940, schildert in<br />
seiner autobiographisch geprägten Erzählung eindrucksvoll, welche Faszination<br />
der Sport gerade in einer starren, autoritären und im Kern düsteren Gesellschaft<br />
ausüben kann. Denn im Goslar der Nachkriegszeit war wenig zu sehen von Wirtschaftswunder<br />
und Amerikanisierung; statt <strong>des</strong>sen handelt die Geschichte auch<br />
von strengen Vätern und den tabuisierten Wunden der NS-Zeit: „Bergen-Belsen<br />
ist stärker als Goslar 08“ (S. 164) bezieht sich eben nicht nur auf den Fußball.<br />
Doch gerade er hilft, die Düsternis <strong>des</strong> Daseins spielerisch zu überwinden, bietet<br />
Fluchtpunkte, weckt Sehnsüchte, führt zu Erfolgen. Daher ist Bertrams sehr<br />
lesenswerte Schilderung weit mehr als ein Buch über Fußball; es ist ein Buch über das Leben.
62<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.V.<br />
Anschrift:<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.V.<br />
c/o Redaktion <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong><br />
Postfach 45 04 56, 50879 <strong>Köln</strong><br />
Email:<br />
info@koelsch<strong>live</strong>.de<br />
Tel.:<br />
01805-768010<br />
Verantwortlich:<br />
Mark Fauler<br />
KÖSCH LIVE – FORUM > IMPRESSUM<br />
An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:<br />
Boris Gehlen (bg), Marcus Flesch, Michael Hoppe,<br />
Bastian Hoyer (bh), Michael Kirch, Florian Lennartz,<br />
Rainer Mendel, Daniel Neuhöfer, Michael Piovesan,<br />
Katalina Präkelt, Michael Sandmann,<br />
Kristian Rohmann, Johannes Thies<br />
Fotos:<br />
Eva Bartsch, Marcus Flesch, Mark Fauler, Thorsten<br />
Häsler, Bastian Hoyer, Daniel Neuhöfer, Michael Palm,<br />
Michael Piovesan, Kristian Rohmann, Johannes Thies,<br />
privat, Eduard Bopp und Herbert Bucco<br />
– Sportfotografi e/ligafoto.de, Stadionwelt<br />
Anzeigenverwaltung und Layout:<br />
Ihre Markenwerkstatt<br />
Gertrudenstraße 9, 50667 <strong>Köln</strong><br />
Tel.: 5708088-0, Fax: 0221 5708088-19,<br />
Internet: www.ihre-markenwerkstatt.de<br />
Druck:<br />
purpur, Konrad-Adenauer-Ufer 67, 50668 <strong>Köln</strong><br />
Aufl age:<br />
8.000<br />
Erscheinungsweise:<br />
Viermal jährlich<br />
Vertrieb:<br />
- Postversand an alle <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Mitglieder<br />
- Postversand an alle eingetragenen <strong>Fan</strong>clubs <strong>des</strong> <strong>FC</strong><br />
- Handverkauf bei Heim- und Auswärtsspielen<br />
- Verkauf an den <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Infoständen<br />
- Verkauf im <strong>Fan</strong>treff „Treff er“ an Heimspieltagen<br />
Abos:<br />
Für acht Ausgaben € 14,- inklusive Porto und Versand.<br />
Formlose Bestellung an die Redaktion, z. Hd. Michael<br />
Siekmeyer, oder per Email (info@koelsch<strong>live</strong>.de)<br />
genügt.<br />
Homepage:<br />
www.fan-projekt.de<br />
Bankverbindung:<br />
Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn<br />
Konto-Nr. 5392956, BLZ 370 501 98<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. <strong>des</strong><br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Zeichnungen und Fotos wird keine<br />
Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich<br />
vor, Leserbriefe und -berichte zu kürzen. <strong>kölsch</strong> <strong>live</strong><br />
verfolgt keine erwerbswirtschaftlichen Ziele.<br />
Die Einnahmen dienen allein der Kostendeckung.<br />
Eventuelle Überschüsse stehen dem <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong><br />
für seine satzungsmäßigen Ziele zur Verfügung.<br />
Das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.V.<br />
ist Mitglied in „Unsere Kurve“.<br />
Das nächste Heft erscheint am 20. Sept. 201<strong>1.</strong><br />
See you next game!!!<br />
Vorläufi ger Redaktionsschluss: 25. August 2011
Den <strong>FC</strong> immer dabei.<br />
Mit der s <strong>FC</strong>-Card.<br />
<br />
<br />
www.fc-karte.de<br />
Sichern Sie sich jetzt Ihre<br />
S <strong>FC</strong>-Card und die Chance,<br />
unvergessliche Momente mit<br />
dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> zu gewinnen!<br />
<br />
<br />
Pedro Geromel hat sie schon. Holen auch Sie sich „rut un wieß“ in Ihr Portemonnaie. Mit der Sparkassen-<strong>FC</strong>-Card haben<br />
Sie den <strong>FC</strong> immer dabei. Mehr Infos in unseren Geschäftsstellen und unter www.fc-karte.de im Internet.
TRINK<br />
GENUSS<br />
PUR<br />
<br />
NATÜRLICH ERFRISCHEND. ERFRISCHEND NATÜRLICH.