Editorial INhalt - Fan-Projekt des 1. FC Köln
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<strong>Editorial</strong> <strong>INhalt</strong><br />
support bitte!<br />
(ms) liebe kölsch live-leser, wir alle freuen uns<br />
an guter Stimmung im Stadion. Aus „Sicherheitsgründen“<br />
bittet der britische erstligist<br />
<strong>FC</strong> Middlesbrough neuerdings seine „aktiven“<br />
<strong>Fan</strong>s darum, ihren Dauersupport im Block 53A<br />
künftig stark einzuschränken. Beschwerden anderer<br />
Stadionbesucher und „Sicherheitsbedenken<br />
der städtischen Behörden“ zwängen den<br />
Club zu dieser Maßnahme. Die betroffenen<br />
<strong>Fan</strong>s wurden per Brief vom verein informiert.<br />
Ganz gnädig gestanden die vereinsoberen<br />
ihren Anhängern jedoch ein, „in spannenden<br />
Spielsituationen“ (z.B. bei Toren) ihrem „instinkt“<br />
zu folgen und aufzustehen. Dann gelte<br />
aber umgehend eines: Hinsetzen! Wieder eine<br />
episode jener englischen verhältnisse, die wir<br />
uns in Deutschland nicht wünschen.<br />
Dopingdiskussion in der Bun<strong>des</strong>liga. Auch<br />
kölsch live-Autor Hermann macht sich seine<br />
Gedanken. Christoph Daum und sein Team<br />
benötigen für weitere Bun<strong>des</strong>ligasiege sicherlich<br />
keine leistungssteigernde Substanzen. Sie<br />
haben den vielbeschworenen „12. Mann“ stets<br />
dabei. Sebastian Wirtz hat dagegen ein anderes<br />
Problem: Seine Freundin steht auf Hoffenheim!<br />
Weitere Hintergründe, Tragödien, Ärgernisse<br />
und <strong>Fan</strong>meinungen in diesem neuen<br />
Heft von kölsch live.<br />
eine sorgenfreie Bun<strong>des</strong>ligasaison. Kann das<br />
wirklich Sünde sein? Weiter so! Mit Support<br />
bitte…<br />
Scream for our team<br />
eure kölsch live-Redaktion<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive<br />
thEma<br />
03 editorial/inhalt<br />
04 Fremdurin gegen eigenblut<br />
08 Goodbye Roda Antar<br />
mIt dEm ÄffzEh op Jöck<br />
10 Auswärtsbilder<br />
12 Op Jöck mit der Prinzengarde<br />
14 Trainingslagerbericht Belek<br />
magazIN<br />
16 Meine Freundin steht auf Hoffe<br />
19 Dagobert kauft den <strong>FC</strong><br />
21 Gastro-viewing in Hamburg<br />
24 Kolumne Oliver Fowler vii<br />
26 endstation U23<br />
28 interview „Unter Weltmeistern“<br />
32 DFB-Fußballmuseum<br />
35 interview lymberopoulos<br />
38 euro Serie: Derby auf’m Dorf<br />
42 Manni Breuckmann in kölsch live<br />
46 Höhner und Fööss in MG<br />
48 Quiztime mit Teddy<br />
50 Ballaballa<br />
52 Was macht eigentlich? Teil i<br />
faN-proJEkt-NEws<br />
54 KidsTour 2009<br />
56 <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> Kompakt<br />
kölsch lIvE – forum<br />
58 Rezensionen<br />
60 Dachverband News<br />
61 Grüße, Kleinanzeige<br />
62 impressum<br />
3
4 ThEMa > FREMDURin gEgEn EigEnBlUT<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 5<br />
thema<br />
Fremdurin gegen Eigenblut<br />
Hermann Kuttenkeuler mischt sich in die Dopingdiskussion ein<br />
Mit seiner selbstbewussten Einschätzung, dass eine Mannschaftssitzung doch etwas<br />
mehr gewicht haben dürfte, als so etwas Profanes wie eine Dopingkontrolle, hat Ralf<br />
Rangnick wieder einmal eine Diskussion um unerlaubte leistungssteigerungen im Fußball<br />
losgetreten. Dabei reicht eigentlich schon völlig, was wir Jahr für Jahr während der<br />
Tour de France über den Tagesablauf von Radprofis erfahren dürfen: Morgens eine Tasse<br />
Testosteron, dazu eine scheibe EPO, anschließend die Qual der Wahl zwischen Eigenblut,<br />
Fremdblut oder doch gleich hundehämoglobin. Und all das sollte dem laien begreiflich<br />
gemacht werden.<br />
Unangekündigte Dopingkontrolle im<br />
Wintertrainingslager <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>.<br />
Bei mir als laie ist das allerdings nie ganz<br />
gelungen. Da ich weder Mediziner noch<br />
leistungssportler bin - nach selbstkritischer<br />
einschätzung sogar weiter vom Athleten als<br />
vom Arzt entfernt - habe ich den ganzen<br />
Aufwand noch immer verstehen können.<br />
Beim eigenblutdoping beispielsweise geht<br />
es um rote Blutkörperchen, die dazu da sind,<br />
Sauerstoff zu den Muskeln zu transportieren,<br />
was für einige wohl unheimlich wichtig ist.<br />
Also lassen sich die Herren Ausdauersportler<br />
im vorfeld eines Wettbewerbs - gerne beim<br />
Höhentraining, da in Höhenluft noch mehr<br />
rote Blutkörperchen produziert werden -<br />
Blut abzapfen, einlagern und später wieder<br />
injizieren, um so in das vergnügen einer gesteigerten<br />
Zahl besagter Blutkörperchen zu<br />
kommen.<br />
Blut von Papa. Blut von Bello.<br />
Da stellt sich mir die Frage, ob es nicht sinnvoller<br />
wäre, sich einfach aufs Training zu<br />
konzentrieren, anstatt sich durch permanente<br />
Blutspenden selbst zu schwächen. einige<br />
Sportler scheinen meiner Meinung zu sein<br />
und greifen lieber zu Fremdblut. Der ehemalige<br />
Radprofi Jesus Manzano gestand vor ein<br />
paar Jahren, dass ihm Blutkonserven seines<br />
vaters nahegelegt wurden. Bei aller Familienverbundenheit<br />
finde ich, dass das vorhaben,<br />
den eigenen Herrn Papa durch ein Höhentraining<br />
zu jagen, um später seines Blutes<br />
habhaft zu werden, von herzlich wenig Respekt<br />
vor der älteren Generation zeugt. Noch<br />
absurder, als sich ohne Not das Blut anderer<br />
spritzen zu lassen, erscheint mir der Umgang<br />
mit Tierblutpräparaten. Zugegeben, ich mag<br />
meinen Hund wirklich sehr, aber die liebe<br />
reicht dann doch nicht so weit, dass ich mir<br />
mit ihm Hämoglobin teilen würde, außerdem<br />
strahlt er nicht unbedingt den Aktionismus<br />
aus, der mich vermuten ließe, dass seine Blutpräparate<br />
jugendliche Frische verleihen.<br />
eigenblut spritzen stellt wohl nach wie vor<br />
die Königsklasse <strong>des</strong> Dopings dar, da es kaum<br />
nachzuweisen ist. in der verbandsliga war<br />
dann wohl der (zeitweilige) Tour de France-<br />
Sieger von 2006, Floyd landis, mit seinem Testosteron<br />
anzusiedeln. es wurde damals in den<br />
Medien stets betont, dass es sich hierbei um<br />
ein künstlich hergestelltes Hormon handelte,<br />
was auch beruhigend zu wissen ist, denn in<br />
Anbetracht der Tatsache, dass Testosteron gemeinhin<br />
in den Hoden produziert wird, hätte<br />
ich mir im Falle einer nicht synthetischen Herkunft<br />
gar nicht weiter ausmalen wollen, ob<br />
es menschlichen oder tierischen Ursprungs<br />
ist. Besagtes Hormon hat es als Dopingmittel<br />
jedenfalls nie weit in der Hitparade gebracht,<br />
was wohl am hohen Risiko der Überführung<br />
liegt.<br />
Doping im Fußball<br />
Ganz anders verhielt es sich lange Zeit<br />
mit ePO (erythropoietin), einem anderen<br />
Hormon, das eigentlich in der eigenen Niere<br />
produziert werden sollte, um dann im Bedarfsfall<br />
im Knochenmark die erhöhung der<br />
Anzahl der roten Blutkörperchen anzuregen.<br />
Daher war ePO nicht nur bei vielen Radprofis<br />
der ehrenpräsident der Hausapotheke, sondern<br />
- jetzt folgt der Bogen zurück zum Fußball<br />
- auch für eine Neuregelung der Dopingkontrollen<br />
im italienischen Fußballverband<br />
und bei der UeFA 2006 verantwortlich. in der
6 ThEMa > FREMDURin gEgEn EigEnBlUT<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 7<br />
Champions league sind seither neben den<br />
üblichen Urin- im Bedarfsfall auch Blutproben<br />
möglich - dennoch scheiden sich weiterhin<br />
die Geister beim Thema Doping im Fußball,<br />
und lange nicht alle sehen eine Bedrohung<br />
für den Sport.<br />
„Wer mit links nicht<br />
schießen kann, trifft den<br />
Ball auch nicht, wenn er<br />
100 Tabletten schluckt.“<br />
„Doping im Fußball bringt nix - das Zeug<br />
muss in die Spieler“ kalauert der volksmund<br />
schenkelklopfend. Otto Rehagel ist da anderer<br />
Ansicht: „Wer mit links nicht schießen kann,<br />
trifft den Ball auch nicht, wenn er 100 Tabletten<br />
schluckt.“ in italien scheint König Ottos<br />
Meinung wenig gefragt zu sein, denn dort<br />
kommen bereits seit den 70er Jahren immer<br />
wieder einzelne, manchmal auch kollektive<br />
Dopingvergehen ans Tageslicht. 2005 wurde<br />
der Spieler Josep Guardiola sogar zu einer<br />
Haftstrafe verurteilt. Das wäre in Deutschland<br />
Trägt seitdem ‚oben ohne’: Vucicevic hatte<br />
eine Haarwuchsmittelpanne.<br />
nicht denkbar, da lediglich die Weitergabe,<br />
nicht aber die einnahme von Doping strafbar<br />
ist. Aber entgegen den Behauptungen Toni<br />
Schuhmachers in seinem enthüllungsbuch<br />
‚Anpfiff’, nach denen in allen vereinen der<br />
Bun<strong>des</strong>liga Spieler bei der leistung künstlich<br />
nachhelfen - vom <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> konnte er sogar<br />
von Fahrgemeinschaften zu einem bestimmten<br />
Arzt berichten - werden hierzulande relativ<br />
wenige Fälle bekannt.<br />
nemas Eigenversuch<br />
Meistens wurde den ertappten Alltägliches<br />
zum verhängnis: Nemanja vucicevic (seinerzeit<br />
bei 1860 München) hatte verbotene<br />
Substanzen in seinem Haarwuchs-, Holger<br />
Gehrke (damals in Duisburg) in seinem erkältungsmittel<br />
und Senad Tiganj (zu erfurter<br />
Zeiten) wurde für zehn Wochen gesperrt,<br />
nachdem er seinem asthmakranken Sohn<br />
einen inhalator praktisch demonstrierte.<br />
verfälscht wird die Fußball-Doping-Statistik<br />
auch noch von Fällen wie Quido lanzaat und<br />
ibrahim Tanko, denen THC-Konsum nachgewiesen<br />
wurde. Zugegebenermaßen ist das<br />
Rauchen von Haschisch in diesem lande<br />
nicht uneingeschränkt salonfähig, aber Doping<br />
ist per Definition ein unerlaubtes Mittel<br />
zur leistungssteigerung, und wenn ich an die<br />
Kiffer in meinem Bekanntenkreis denke, ist es<br />
mir nicht einmal mit viel <strong>Fan</strong>tasie und gutem<br />
Willen möglich, irgendeine gesteigerte leistung<br />
zu erkennen. Diego Maradona hat sich<br />
1994 - um die Diskussion darüber, ob Kokain,<br />
welches drei Jahre zuvor bei ihm festgestellt<br />
wurde, nun wirklich Doping sei oder nicht, zu<br />
verkürzen - durch die einnahme von ephedrin<br />
definitiv in die liste der überführten Doping-<br />
Sünder eintragen dürfen. Maradonas Sperren<br />
galten damals weltweit, da die FiFA bekanntermaßen<br />
weniger zimperlich in diesen Dingen<br />
ist als der DFB.<br />
Beim Confederations Cup im Jahre 2005 versuchte<br />
der Mexikanische verband der gestrengen<br />
FiFA aus dem Weg zu gehen, indem<br />
zwei positiv getestete Spieler während <strong>des</strong><br />
laufenden Wettbewerbs außer lan<strong>des</strong> geschafft<br />
wurden. Aber so leicht war der Weltverband<br />
natürlich nicht hinters licht zu führen<br />
und verurteilte die Mexikaner zu einer Strafe<br />
von knapp 500.000 euro. Bei der darauf folgenden<br />
Weltmeisterschaft war hartes vorgehen<br />
allerdings nicht nötig, sämtliche der fast<br />
500 gezogenen Proben waren negativ. Wobei<br />
ich mich frage, wer denn diese ganzen Tests<br />
bezahlt, denn man sagte mir neulich im Fernsehen,<br />
dass ein einziger Dopingtest mit etwa<br />
700 euro zu Buche schlägt.<br />
Die bei der letzten WM fälligen 350.000 euro<br />
wurden mehr als ausreichend von der Strafe<br />
vom Mexikanischen verband gedeckt, für die<br />
Zukunft sollte sich die FiFA dafür vielleicht<br />
einen Sponsor suchen. Wenn per Stadionsage<br />
bekannt gegeben wird, bei wem sich der<br />
Zuschauer für den Ball, die Kindereskorte der<br />
Spieler und die Fahnenträger bedanken darf,<br />
könnte doch künftig, wenn nach dem Spiel<br />
die Herrschaften der Dopingfahndung ihre<br />
Opfer unter den Spielern herauspicken, die<br />
Durchsage „Die Dopingtests und ihr späteres<br />
ergebnis werden ihnen präsentiert von ihrer<br />
Apotheken Umschau“ zu hören sein. Dann<br />
dürfen wir gespannt sein, ob sich diesmal<br />
jemand mit Fremdblut oder eigenurin fit gemacht<br />
hat.<br />
Details in der Fachliteratur:<br />
Fremdurin zum Spritzen.<br />
Unappetitliche<br />
Details<br />
Apropos Urin, bei<br />
meinen eingehenden<br />
Recherchen zu<br />
diesem Thema durfte<br />
ich auch von der<br />
Technik erfahren,<br />
ungedopten Urin<br />
vor der Dopingkon-<br />
trolle in die Blase zu injizieren. Dieses Wissen<br />
weiterzugeben war mir aber doch zu fies. Da<br />
ist selbst Hundehämoglobin noch appetitlicher.<br />
Das Wort eigenurin kennt Word übrigens<br />
nicht, das Programm schlug aber freundlicherweise<br />
eigenruin oder eigenuran als<br />
Alternativen vor. letzteres ist aber ganz sicher<br />
auch auf der liste der verbotenen Substanzen<br />
zu finden.
8 ThEMa > gOODByE RODa anTaR<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 9<br />
goodbye Roda!<br />
Florian lennartz schließt die Akte Antar<br />
auch wenn das Tor Roda antars gegen Wehen letztendlich nur auf Platz 3 bei der Wahl<br />
zum Tor <strong>des</strong> Jahres landete, für antar und auch für den Fc war es die entscheidende szene,<br />
die am Ende der saison zum ersehnten aufstieg und zurück in die Erste liga führte.<br />
Das Tor schien Antar zu beflügeln, seine bis<br />
dahin häufig durchschnittlichen Auftritte steigerten<br />
sich. Am ende erzielte Antar die beiden<br />
Treffer in dem Alles-oder-nichts-Spiel um<br />
den Aufstieg gegen Mainz. Seine Form war<br />
nach seinem Tor gegen Wehen so explodiert,<br />
dass er endlich das zeigte, weshalb der <strong>FC</strong> ihn<br />
im Sommer geholt hatte. Antar war die treibende<br />
Kraft im Mittelfeld und erzielte in neun<br />
Spielen sieben Tore. Selbstverständlich war er<br />
aus den Planungen für die neue Saison nicht<br />
wegzudenken. Zusammen mit Petit würde<br />
Antar das Mittelfeld und somit auch die<br />
Angriffe leiten und zudem die Bindung zwischen<br />
Angriff und verteidigung übernehmen.<br />
So zumin<strong>des</strong>t waren die vorstellungen.<br />
Doch während Petit (fast) bis zum ende eine<br />
herausragende Hinrunde spielte und er eine<br />
wichtige Stütze <strong>des</strong> Teams wurde, schien Antars<br />
Form eher deutlich nach unten zu steigen.<br />
Nach einem durchaus ordentlichen Spiel zum<br />
Saisonauftakt in Wolfsburg, führte der <strong>FC</strong> beim<br />
nächsten Spiel gegen Frankfurt bereits 1:0, als<br />
die <strong>Köln</strong>er noch in der ersten Hälfte einen elfmeter<br />
zugesprochen bekamen. Antar sollte<br />
diesen ausführen, doch anstatt zum 2:0 und<br />
damit zum fast sicheren Sieg zu treffen, hörte<br />
das Müngersdorfer Stadion nur ein Scheppern,<br />
nachdem der Ball gegen den Pfosten<br />
und wieder zurück ins Spielfeld gerollt war.<br />
Da der <strong>FC</strong> es nicht schaffte, die Führung zu<br />
verteidigen und Caio in der zweiten Hälfte<br />
noch den Ausgleich erzielte, suchten die<br />
<strong>Köln</strong>er Medien mit den großen Buchstaben<br />
nach einem Sündenbock für dieses<br />
mehr als vermeidbare Unentschieden und<br />
fanden ihn in der Person von Roda Antar.<br />
Den schien diese Szene in seinen leistungen<br />
nach unten zu ziehen. im Gegensatz<br />
zu dem Wehen-Spiel vor ein paar Monaten<br />
hatte Antar scheinbar sein Selbstvertrauen<br />
komplett verloren, seine leistungen waren<br />
meistens schwach und sein Spiel wirkte<br />
oft lethargisch und lustlos. Trotzdem hielt<br />
Daum an ihm fest, obwohl er mit Thomas<br />
Broich einen Spieler für dieselbe Position<br />
zur verfügung hatte. in der Zeit zeigte Antar<br />
das, was bereits in der vorsaison und<br />
bei seinen früheren Stationen in Hamburg<br />
und Freiburg zu erkennen war: Schafft er<br />
es seine Fähigkeiten einzusetzen, ist er ein<br />
zentraler Mittelfeldspieler von gehobenem<br />
erstligaformat mit vielen offensiven Stärken,<br />
doch bei mehreren schlechten Spielen<br />
hintereinander wirkt er auf dem Platz nicht<br />
anwesend und strahlt kaum Torgefahr aus.<br />
Die nachlassende leistungen Petits konnte<br />
Antar nicht ersetzen, so dass der <strong>FC</strong> zu ende<br />
der Hinrunde auch aufgrund eines ideenlosen<br />
Mittelfel<strong>des</strong> vier Niederlagen am Stück<br />
hinnehmen musste.<br />
Die Gründe für die Streichung Antars aus dem<br />
Kader vor dem Spiel in Bochum wurden zwar<br />
nicht öffentlich, trotzdem dürfte wohl Daum<br />
von Antars verhalten enttäuscht gewesen<br />
sein. Dass er ihn in 16 Bun<strong>des</strong>ligaspielen lang<br />
hintereinander aufstellte, zeigte, dass Daum<br />
durchaus vertrauen in Antars leistungen und<br />
eine wieder ansteigende Formkurve hatte.<br />
Dafür spricht auch Antars starke vorbereitung<br />
in der Winterpause, trotz derer er zum Rückrundenbeginn<br />
gegen Wolfsburg erneut nicht<br />
im Kader stand und darauf mit öffentlichem<br />
Wechselwillen reagierte.<br />
Auch wenn ein Wechsel nicht zustande kam,<br />
Antars Rückkehr in den Kader und vor allem<br />
in die Startformation scheint mehr als fraglich.<br />
Seit dem Bochum-Spiel hat der <strong>FC</strong> nicht<br />
mehr verloren und zudem lässt Daum seither<br />
mit zwei Stürmern spielen, wodurch Antars<br />
Position im zentralen Mittelfeld wegfällt. Aus<br />
sportlichen Gründen müsste Daum ihn also<br />
nicht zurückholen. Zudem soll Antar zu den<br />
Topverdienern im Team zählen, weshalb sein<br />
Gehalt sicherlich auch wegen der anstehenden<br />
Podolski-Rückkehr und den damit verbundenen<br />
Kosten gut einzusparen wäre.<br />
ein Wechsel Antars und sein Abschied aus<br />
<strong>Köln</strong> scheinen damit so gut wie sicher. Bleibt<br />
nur zu hoffen, dass Antar bei seinem Abschied<br />
nicht seinen Kumpel Mohammad mitzieht,<br />
wie er dies bereits in Freiburg tat.<br />
Frustrierter Roda<br />
Antar: Gibt es für<br />
ihn noch einen<br />
Weg zurück?
10 MiT DEM ÄFFzEh OP Jöck > aUsWÄRTsBilDER<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 11<br />
mit dem Äffzeh op Jöck<br />
Erfolgsstory<br />
Michael Sandmann freut sich auf Auswärtsspiele<br />
nur eine Momentaufnahme? Das hätten wir <strong>Fan</strong>s uns vor dem saisonstart wohl nicht<br />
träumen lassen… an dieser stelle blicken wir in kölsch live auf drei auswärtsspiele zurück.<br />
keines ging verloren, insgesamt holte die Mannschaft aus diesen Partien sieben<br />
Punkte und selbst beim großen Fc Bayern gelangt ein aUsWÄRTssiEg. Was dürfen wir<br />
vom Fc in dieser saison auf fremdem Terrain noch erwarten?<br />
Bereits im letzten Heft haben wir die Auswärtsbilanz <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> mit „achtbar geschlagen“<br />
betitelt. Allerdings wurde die Schlussphase der Hinrunde beinahe zum Stimmungstöter. vier<br />
Niederlagen in Folge mussten <strong>Fan</strong>s und Mannschaft hinnehmen, bis – ja bis – der <strong>FC</strong> sein<br />
„Heimspiel in Bochum“ kurz vor dem Spielende noch für sich entscheiden konnte.<br />
Das Auswärtsspiel in Gelsenkirchen fand erst nach Redaktionsschluss statt.<br />
Sollte der <strong>FC</strong> auch dort gepunktet haben? Scream for our team!<br />
SAMSTAG, 13. DeZ. 2008 | <strong>1.</strong> BUNDeSliGA | 17. SPielTAG | VFl BOchUM - <strong>1.</strong> Fc köln<br />
1 : 2<br />
SAMSTAG, 7. FeB. 2009 | <strong>1.</strong> BUNDeSliGA | 19. SPielTAG | EinTRachT FRankFURT - <strong>1.</strong> Fc köln<br />
2 : 2<br />
1 : 2<br />
Weihnachtliche Stimmung allenthalben, der <strong>FC</strong>-Anhang<br />
wollte in Bochum eine gelungene Bun<strong>des</strong>ligahinrunde<br />
mit einem Auswärtssieg beschließen. es war<br />
ein tolles Bild im Stadion: der blau-weißen <strong>Fan</strong>gemeinde<br />
stellte sich eine geschlossene rot-weiße <strong>FC</strong>-Kurve<br />
entgegen. Großer Sport auf den Rängen! Schlechtes<br />
Spiel <strong>des</strong> <strong>FC</strong>! Aber eine energieleistung von Fabrice<br />
ehret resultierte im ersten Tor von Mana ishiaku und im<br />
vierten Auswärtssieg. „Früher“ hätte der <strong>FC</strong> dieses Spiel<br />
nicht gewonnen.<br />
Zwei unterschiedliche Halbzeiten in Frankfurt. Der <strong>FC</strong><br />
hätte nach 45 Minuten deutlich höher ins Hintertreffen<br />
geraten können (Halbzeitstand 1:0). Genauso hätte<br />
er nach einer großen leistungssteigerung schließlich<br />
als Sieger den Platz verlassen können. Hätte, wenn<br />
und aber! Mit dem 2:2 waren die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s schließlich<br />
rundum zufrieden. Nur mit der unverständlichen Polizeitaktik<br />
nach dem Abpfiff nicht! Fehlgeleitete <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s,<br />
überfüllter Sonderzug, festgesetzte Ordner! Nun ja,<br />
„damals“ hätte der <strong>FC</strong> bestimmt verloren.<br />
SAMSTAG, 2<strong>1.</strong> FeB. 2009 | <strong>1.</strong> BUNDeSliGA | 2<strong>1.</strong> SPielTAG | Fc BayERn MünchEn - <strong>1.</strong> Fc köln<br />
Christoph Daum hat mit einer von ihm betreuten<br />
Mannschaft noch nie in München gewonnen. Zu Karneval<br />
darf man sich doch mal was wünschen… Das<br />
Team erfüllte seinem Übungsleiter den lang gehegten<br />
Wunsch. Auf den folgenden Seiten widmen wir uns<br />
ausführlicher der Fahrt nach München – mit Sonderzug<br />
und Sensationssieg! „Früher“ wären wir nach<br />
einem Sieg bei Bayern noch abgestiegen…
12 MiT DEM ÄFFzEh OP Jöck > OP Jöck MiT DER PRinzEngaRDE<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 13<br />
siegeszug der Prinzengarde<br />
Daniel Neuhöfer entführt im Sambazug drei Punkte aus München<br />
am karnevalssamstag veranstaltete das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> einen Fußballsonderzug mit sambawagen<br />
zum auswärtsspiel beim Fc Bayern. Ein letztes Mal sollte Prinz Poldi im Exil besucht<br />
werden. Da lag es nahe, diese <strong>Fan</strong>fahrt „Prinzengarde“ zu taufen. Dass auf der Rückreise<br />
die unerwarteten auswärtspunkte mit im gepäck waren, ließ die Tour in die allianz arena<br />
zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.<br />
D’r zoch kütt<br />
Karnevalssamstag, 5 Uhr morgens: Hunderte<br />
von <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s trafen nach und nach im <strong>Köln</strong>er<br />
Hauptbahnhof ein, der ein interessantes Bild<br />
präsentiert. Hier die Jecken, die übermüdet<br />
und angeheitert von ihren Karnevalspartys<br />
nach Hause strömten; dort die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s der<br />
Prinzengarde, denen noch die große Party<br />
bevorstand. Pünktlich fuhr der aus neun Waggons<br />
bestehende <strong>Fan</strong>express auf Gleis 1 ein<br />
und setzte sich um 5.26 Uhr mit den knapp<br />
700 Mitfahrern in Bewegung. es sollte rund<br />
7,5 Stunden lang über Deutschlands schönste<br />
Bahnstrecken in Richtung München gehen<br />
– erst am Rhein entlang, dann durch einsame<br />
Schneelandschaften.<br />
Pappnas, kölsch und kamelle<br />
Da zum einen das Karnevalswochenende für<br />
den <strong>Köln</strong>er an sich sowieso eine Dauerparty ist<br />
und zum anderen man sich nicht sicher sein<br />
konnte, ob die Feierlaune auf dem Rückweg<br />
weiterhin ungetrübt sein sollte, stand schon<br />
auf dem Hinweg eine große Party auf dem<br />
Programm. Für alle Mitfahrer gab es reichlich<br />
frisches Gaffel Kölsch und darüber hinaus hatte<br />
Poldis Sponsor Prinzenrolle eine Zugration<br />
seiner Schoko-Doppelkekse als Wegzährung<br />
zur verfügung gestellt. Damit auch abseits der<br />
Tanzfläche <strong>des</strong> Sambawagens für Unterhaltung<br />
gesorgt war, erhielt jeder Mitfahrer eine<br />
kompakte kölsch live-Sonderausgabe mit allen<br />
wichtigen informationen zur Fahrt und einem<br />
Rätsel. in diesem Heft erfuhren die Mitfahrer<br />
auch alles Wissenswerte zur großen Wohltätigkeitsaktion<br />
der „Prinzengarde“. Das <strong>Fan</strong>-<br />
<strong>Projekt</strong> verkaufte in Zusammenarbeit mit der<br />
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. rote Nasen,<br />
um den ReD NOSe DAY zu unterstützen. Die<br />
einnahmen wurden an den ReD NOSe e.v. weitergeleitet,<br />
um so mit viel Freude Kinderhilfsorganisationen<br />
wie „Die Arche“ oder „HORiZONT<br />
e.v“ zu unterstützen.<br />
Hilfe mit Freude – der RED NOSE DAY! Heimspielstimmung in München<br />
auswärtssieg beim Prinzen<br />
Gegen 13 Uhr traf die Prinzengarde im Münchener<br />
Hauptbahnhof ein, so dass die Allianz-<br />
Arena in Fröttmaning problemlos bis zum<br />
Anstoß erreicht werden konnte. Dort gab es<br />
direkt zu Beginn die große Überraschung: lukas<br />
Podolski stand als luca Toni-vertreter in der<br />
Startelf! Ausgerechnet gegen den <strong>FC</strong> erhielt<br />
Poldi den vorzug vor Klinsi-Spezi Donovan.<br />
Dieser Umstand sorgte natürlich für mächtig<br />
Gesprächsstoff im weiten Rund. Auf dem<br />
Platz sollte dann aber der <strong>FC</strong> für die Sensation<br />
sorgen. Nach einem eiskalten Abschluss von<br />
Fabrice ehret und dem Treffer von Bun<strong>des</strong>ligadebütant<br />
Daniel Brosinski hieß es 2:0 für<br />
den <strong>FC</strong>. Auch der Bayern Anschlusstreffer kurz<br />
vor Schluss konnte den fünften Auswärtssieg<br />
in dieser Saison nicht mehr verhindern. Dass<br />
übrigens lukas Podolski zur Halbzeit das Spielfeld<br />
schon wieder verlassen musste, blieb von<br />
den <strong>Köln</strong>er Anhängern nicht unkommentiert:<br />
ein lautes „Klinsmann raus“ gefolgt von „lukas<br />
Podolski“-Sprechchören schallte mehrfach<br />
durch die winterlich graue Arena. insgesamt<br />
hatte die <strong>Köln</strong>er Fraktion die Arena stimmungsmäßig<br />
im Griff. es war in der Tat ein „Heimspiel<br />
in München“!<br />
heim nach kölle<br />
Mit den drei sensationell gewonnenen Auswärtspunkten<br />
ging es wieder nach <strong>Köln</strong>. ein<br />
großes Fest im Sambawagen stand an. Rund<br />
21 Stunden nach der Abfahrt erreichten die<br />
700 <strong>Köln</strong>er Zugfahrer wieder die heimische<br />
Domstadt. ein großartiger Tag mit einer unvergleichlichen<br />
Party, vielen netten Menschen<br />
und einem Sensationssieg ging zu ende.
14 ThEMa > TRainingslagERBERichT BElEk<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 15<br />
Je<strong>des</strong> Johr im Winter<br />
Auch Hotte Neumann trainierte in der Türkei<br />
Unter der vielfahrenden anhängerschaft war es das Thema<br />
der hinrunde schlechthin! nein, nicht etwa eine mögliche<br />
Poldi-Rückkehr. Viel wichtiger schien: Die Terminierung sowie<br />
das land <strong>des</strong> Wintertraininglagers. Bis zum 5. Dezember kursierten<br />
die wil<strong>des</strong>ten gerüchte um die diesjährige Rückrundenvorbereitung. Portugal,<br />
spanien? Eine alternative war angeblich auch das schier unbezahlbare Dubai. Dass<br />
schlussendlich wieder die Türkei den zuschlag bekam, damit konnten alle Beteiligten<br />
sehr gut leben.<br />
Zwischen Sylvester und Karneval, the same<br />
procedure as every year: Die vorfreude stand<br />
der kölschen Reisegruppe förmlich ins Gesicht<br />
geschrieben, als sie sich Sonntagnachmittag<br />
am Flughafen der lan<strong>des</strong>haupt Nordrhein-<br />
Westfalens traf. Nur wenige Stunden später<br />
gab es bereits die ersten longdrinks an der<br />
Hotelbar. es sollte auf eine erfolgreiche Rückrunde<br />
angestoßen werden.<br />
you´ll never walk alone.<br />
Der erste Schönheitsfehler schien nicht lange<br />
auf sich warten zu lassen. in <strong>Fan</strong>-Hotel ebenfalls<br />
einquartiert: „Supporters“ einer Konzerntochter<br />
aus dem <strong>Köln</strong>er Norden, welche ihren<br />
Betriebsausflug ebenfalls in der Türkei absolvierten.<br />
Doch im endeffekt war alles halb so<br />
schlimm, „Das Feiern kann uns nicht mal ein<br />
ligakonkurrent vermiesen!“, lautete das Credo<br />
der <strong>Köln</strong>er. Neben „Training gucken“ hatte<br />
<strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong> auch die Möglichkeit, es sich so richtig<br />
gut gehen zu lassen. Ob kilometerweite<br />
Strandsparziergänge, Massage, „Hamam“, Sauna,<br />
Hallenbad oder hoteleigenes „irish Pub“,<br />
für jeden Geschmack war etwas dabei.<br />
Wiedersehen mit Peter.<br />
Als es zum ersten Testspiel gegen blau-weiße<br />
Zebras kam, standen der Daum-elf mit Schlicke,<br />
Grlic und auch Neururer auf Seiten der<br />
Duisburger, einige bekannte ex-Geißböcke<br />
gegenüber. Dieses Spiel war nicht nur auf<br />
<strong>Köln</strong>er Seite von interesse. Auch die Türkische<br />
Presse war zahlreich vertreten, sogar ein vierter<br />
Offizieller war sich nicht zu schade, für dieses<br />
immens wichtige Spiel, die Nachspielzeit<br />
von einer Minute per Zettel an zu zeigen.<br />
nur köln- sonst (wirklich) nichts?!?<br />
Während sich Donnerstagmorgens um 11 Uhr<br />
eine bessere B-elf gegen erfurt abmühte, sollte<br />
sich das eigentliche Highlight nachmittags<br />
auf dem Hotelplatz abspielen. Die Mannschaft<br />
<strong>des</strong> Sv Sandhausen residierte ebenfalls<br />
in <strong>Fan</strong>-Hotel. Zwangsläufig gab es erste Kontakte,<br />
so dass die idee entstand, ein Testspiel<br />
der Sandhäuser zu unterstützen. Durch einsatz<br />
<strong>des</strong> Megaphons sowie jeder Menge kölscher<br />
Kreativität gelang den Kurpfälzer ein nie<br />
gefährdeter 4:0-Sieg. erste verbrüderungsszenen<br />
spielten sich bereits nach 90 Minuten ab.<br />
Weitere folgten in der verlängerung, abends<br />
beim gemeinsamen Bankett im Hotel!<br />
Vize-Europapokalsieger.<br />
Bevor das Kräftemessen gegen den türkischen<br />
erstligisten Ankara steigen sollte, organisierte<br />
das Betreuer-Team eine Busreise nach Side,<br />
wo unter anderem eine Bootstour auf dem<br />
Programm stand. im Finale <strong>des</strong> Cornelia-Golf-<br />
Cups stand es nach regulärer Spielzeit remis.<br />
Richtig spannend wurde es danach im elfmeterschießen,<br />
in welchem man leider mit<br />
11:12 unterlag. Neidische Blicke ernteten die<br />
Gewinner aus Ankara, als sie ihren Pokal gen<br />
Himmel reckten.<br />
gestatten, hünnüs i.<br />
Doch alles Jammern half nichts. Der letzte Test<br />
stand gegen vaduz an, welcher das eigentliche<br />
Highlight <strong>des</strong> Trainingslagers werden sollte.<br />
Was sind dagegen schon Pokale? Doch der<br />
Reihe nach: Hatte man in besagtem elfmeterschießen<br />
nicht das notwendige Glück, sahen<br />
die Neusser Jungs um „Schwelm-Touristik“<br />
Handlungsbedarf: ein Glücksbringer musste<br />
also her! Den etatmäßigen Hennes aus der<br />
Heimat kurzfristig einfliegen zu lassen, war<br />
nach der Poldi-verpflichtung finanziell nicht<br />
mehr machbar. Also ließ Hotelmanager Metin<br />
nichts unversucht und stellte der Anhängerschaft<br />
einen türkischen „leih-Geißbock“, kurz<br />
„Hünnüs i.“ genannt, für ein kleines Trinkgeld,<br />
temporär zur verfügung. es sollte sich lohnen!<br />
Dank „Hünnüs“ und Adil Chihi konnte<br />
man sogar den großen <strong>FC</strong> vaduz besiegen!<br />
Keine Frage, der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> war wieder wer!<br />
ein ebenfalls organisiertes Feuerwerk rundete<br />
nicht nur dieses Spiel ab, sondern auch das<br />
komplette Trainingslager, welches unter den<br />
<strong>Fan</strong>s riesigen Anklang fand.<br />
Zwar ohne Hünnüs, jedoch mit jeder Menge<br />
netter erinnerungen im Gepäck ging es für<br />
die Urlauber tags drauf zurück nach Deutschland.<br />
Natürlich auch mit der Hoffnung, eines<br />
Tages nicht nur im Trainingslager wieder international<br />
spielen zu dürfen.
16 kösch liVE – Magazin > MEinE FREUnDin sTEhT aUF hOFFE<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 17<br />
kölsch live – magazin<br />
„Meine Freundin steht auf<br />
hoffenheim…“<br />
Sebastian Wirtz begleitet das „blaue Wunder“ in die Krise<br />
nach dem furiosen start der Provinzkicker in die saison folgt inzwischen die Ernüchterung.<br />
Das so blütenweiße image der hoffenheimer bekommt Flecken, fußballerisch und<br />
auch imagemäßig. Und auch in den Medien finden sich zunehmend kritische stimmen<br />
– das wurde aber auch zeit.<br />
Als ich neulich vom ernüchternden 0-0 gegen<br />
Karlsruhe in die verbotene Stadt zurückkehrte,<br />
wusste meine Freundin mal wieder nicht,<br />
wie der <strong>FC</strong> gespielt hatte. Unentschieden und<br />
das auch noch ohne Tore, das sei doch langweilig,<br />
denn warum gehe man zum Fußball,<br />
wenn nicht, um Tore zu sehen, beschied sie<br />
bestimmt. Statt mich der seichten Samstagabendunterhaltung<br />
zu widmen, griff ich einen<br />
Moment zu lange das Thema auf und fand<br />
mich lobenshymnen auf Hoffenheim ausgesetzt.<br />
Warum denn für uns dieser Punkt im<br />
Abstiegskampf hilfreich sei, wollte sie wissen,<br />
Hoffenheim sei doch auch gerade erst aufgestiegen<br />
und spiele schon um die Meisterschaft<br />
mit, denen würde ein Punkt bestimmt nicht<br />
reichen. Hoffenheim – da war es wieder, das<br />
Phantom der liga, das jeder Fußballlaie kennt<br />
und gut findet, der kritiklosen Medienberichterstattung<br />
sei Dank. Doch mittlerweile gibt<br />
es – auch außerhalb der Fußballszene – erste,<br />
kritische Stimmen.<br />
Raketen für David<br />
Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen?<br />
Bereits im letzten kölsch live wurde Hoffenheim<br />
als Werksverein 2.0 bezeichnet und das<br />
trifft es recht gut. Nur das hinter Hoffenheim<br />
kein (potentiell böser) Konzern steht, sondern<br />
ein vermeidlich sympathischer Milliardär, der<br />
sich für seine Heimatregion „engagiert“. Damit<br />
fallen die vergleiche mit england weg,<br />
wo zwar auch ein Milliardär mit Geld Titel erkaufte,<br />
<strong>des</strong>sen Reichtum jedoch auf Gas basierte<br />
und damit nicht besser war als der der<br />
Pillendreher aus leverkusen. Hopp dagegen<br />
ist mit Software reich geworden und die tut<br />
bekanntlich niemanden weh. So weit, so gut<br />
– eine so schöne Geschichte findet die Presse<br />
selten und nur zu gerne erzählte man die<br />
Geschichte vom kleinen David, der gegen all<br />
die Goliaths den Durchmarsch in die Bun<strong>des</strong>liga<br />
schaffte und dort sogar ganz oben angriff.<br />
Kleiner Schönheitsfehler am Rande: David warf<br />
dank der Hopp-Millionen mit Raketen statt mit<br />
Steinen, aber wer wollte das hören? Als sich in<br />
der Hinrunde auch noch schöner, erfolgreicher<br />
Fußball einstellte, waren die letzten Zweifel dahin<br />
– das war die Zukunft <strong>des</strong> deutschen Fußballs!<br />
Kein Wort mehr über fehlende Tradition<br />
(in der Bun<strong>des</strong>liga! – einen verein übernehmen,<br />
der im vorletzten Jahrhundert gegründet<br />
wurde und mit Profi-Fußball nichts am Hut hat,<br />
kann keine Bun<strong>des</strong>liga-Tradition generieren),<br />
über Hopps dominante Rolle, über all die Millionen,<br />
die mit Nachhaltigkeit so wenig gemein<br />
hatten wie die Derivate der investmentbanker.<br />
Hoffenheim, das war die neue, schöne Fußballwelt<br />
und selbst meine Freundin schwärmte<br />
mir an jenem Abend von tollen interviews<br />
<strong>des</strong> Trainer, <strong>des</strong>sen Namen sie leider vergessen<br />
habe und <strong>des</strong> Mäzen vor, letzteres war sogar<br />
in der Wirtschaftswoche. Und ich kann es ihr<br />
nicht einmal verdenken – das Hopp-interview<br />
beispielsweise war so weichgespült, dass es<br />
auch in die Gala gepasst hätte und welcher<br />
Fußball-Outsider unterstellt der Wirtschaftswoche<br />
schon seichte Society-Berichterstattung?<br />
Der Wind bläst Hoffenheim inzwischen ins Gesicht.<br />
Dann passierte Hoffenheim das, was stets<br />
bei erfolg eintritt, die Berufskritiker treten auf<br />
den Plan – und Hoffenheim wurde von dieser<br />
Welle noch schneller und kälter erwischt als je<br />
anzunehmen war. Der Rückrundenstart verlief<br />
schwach und zuvor hatte sich der Trainer, Ralf<br />
Rangnick heißt der übrigens, mein Schatz!,<br />
kritisch gegenüber der viP-Kundschaft im eigenen,<br />
neuen Stadion geäußert. Die hätten<br />
geschlemmt, statt dem Spiel zu folgen, war in<br />
der BilD zu lesen, und ich konnte eigentlich<br />
nur den Kopf schütteln ob der Blauäugigkeit<br />
eines Ralf Rangnick. Hatte er wirklich geglaubt,<br />
in Hoffenheim / Mannheim stehe tausendfach<br />
klassisches <strong>Fan</strong>potential zur verfügung, das<br />
wegen dem verein in der Kälte friere und nicht<br />
mit typischer event-Promotion gelockt werden<br />
müsse? in Hoffenheim? Nach einer einzigen<br />
guten Hinrunde im allerersten Bun<strong>des</strong>ligajahr?<br />
Hopp ist da viel weiter und das lässt tief blicken<br />
in seine Pläne und seine Ankündigungen, sich<br />
„irgendwann“ zurückziehen zu wollen. Der Milliardär<br />
weiß, seine Jugendarbeit wird sich erst<br />
in Jahren auszahlen und auch dann sind erst<br />
die ersten richtigen <strong>Fan</strong>s herangewachsen,<br />
wobei man eine treue und riesige Anhängerschaft<br />
wie z.B. in Dortmund oder eben in <strong>Köln</strong><br />
niemals erreichen wird. Sein Fußball ist keine<br />
emotion, er verkauft diese emotion nur als<br />
Samstagnachmittagunterhaltung – wenn die<br />
Playstation mal kaputt ist oder der Schützenverein<br />
Sommerferien macht. Das kostet Millionen<br />
und nur er hat diese.<br />
überheblicher Trainer<br />
Doch der erfolg, auch das ist typisch, steigt den<br />
ersten bereits zu Kopf. insbesondere der Trainer<br />
wirkt oft überheblich, gar arrogant, zuletzt in<br />
der Diskussion um die verspätet abgegebenen<br />
Doping-Proben seiner Spieler ibertsberger und<br />
Janker. Statt den Weg der Diplomatie zu wählen,<br />
schließlich waren die Proben negativ, poltert<br />
Rangnick öffentlich gegen die Kontrollen,<br />
die angeblich stets schlampig durchgeführt<br />
würden. Das ist aus zweierlei Gründen untragbar.<br />
Zum einen wirkt der ertappte Sünder, der<br />
sich über ein verbot beschwert, gegen das er
18<br />
kösch liVE – Magazin > MEinE FREUnDin sTEhT aUF hOFFE<br />
eben verstoßen hat, stets wie jemand, der seine<br />
Tat nur rechtfertigen will – grundsätzliche<br />
Debatten führt man bevor man verbotswidrig<br />
handelt. Zum anderen ist der Standpunkt,<br />
die Proben seien negativ gewesen, es sei<br />
also „nichts“ passiert, den leider auch Michael<br />
Meier vertritt, einfach falsch. Denn die Do-<br />
Jubeln inzwischen seltener: Hoffes Wunderkicker.<br />
pingrichtlinien sanktionieren hier eben nicht<br />
die Drogeneinnahme selbst, sondern den<br />
verstoß gegen das Probenabgabe-Prozedere.<br />
eine solche Sanktion ist durchaus angebracht,<br />
da dank moderner Mittel Dopingeinnahmen<br />
schnell und einfach verschleiert werden können,<br />
es also keine unbeobachtete Sekunde<br />
zwischen dem verlassen <strong>des</strong> Spielfel<strong>des</strong> und<br />
der Probenabgabe geben darf. Nur am Rande:<br />
Jürgen Klopp, der gewohnt lautsprechermäßig<br />
verkündete, wenn er eine Mannschaftssitzung<br />
anordne, wie möglicherweise in Hoffenheim<br />
geschehen, verzichte jeder Spieler auf die Dopingprobe,<br />
weil er ihn mehr fürchte (als 2 Jahre<br />
Sperre?) ist an Unverfrorenheit kaum zu überbieten<br />
– es bleibt nur zu hoffen, dass Rangnick<br />
dieses eigentor nicht auch nicht schießt.<br />
Doch der Wind bläst Hoffenheim auch so bereits<br />
kräftig ins Gesicht, denn – und das ist wieder<br />
typisch und kein Ruhmesblatt – die Medien<br />
sind auch bei schlechten Nachrichten gerne<br />
vorne mit dabei. lesenswert wird es dann für<br />
den <strong>Fan</strong>, wenn die Presse Hoffenheim trocken<br />
den Spiegel vorhält, wie Spiegel Online im Bericht<br />
über den Streit Salihovic / Gomez, in dem<br />
Salihovic Gomez Neid unterstellte: „Wenig Neid<br />
dürfte die Konkurrenz dagegen auf die mangelnde<br />
Reiselust der Hoffenheimer Anhänger<br />
verspüren. Der Club hat laut Angaben von<br />
Borussia Dortmund 3000 eintrittskarten und<br />
somit 70 Prozent seines Ticketkontingents für<br />
das Spiel in Dortmund zurückgegeben.“ Hoffenheim<br />
wird sich jetzt beweisen müssen im<br />
harten ligaalltag, die Schonfrist ist bereits vorbei.<br />
Und meine Freundin? Ob sie inzwischen<br />
geheilt ist vom Hoffenheim-virus, ich kann es<br />
nicht sagen, sie ist inzwischen ne ex – Hoffenheim<br />
sei Dank!<br />
Und im nächsten Heft:<br />
Meine Freundin steht auf… Aber lassen wir das!<br />
ich für meinen Teil würde erstmal den Geldspeicher<br />
von entenhausen nach <strong>Köln</strong> verlegen.<br />
in den Hahnwald. Beim Christoph um<br />
die ecke. Oder doch lieber an den Rhein? vielleicht<br />
einen loft-Geldspeicher im Rheinauhafen?<br />
Mitten in die Stadt? ich probiere halt<br />
mal aus, wo er am besten zur Geltung kommt.<br />
Was kostet die Welt?<br />
stadionname<br />
Danach würde ich mir eine Audienz beim<br />
Fritzemann im Rathaus geben lassen. Dem<br />
würde ich dann das Stadion abkaufen, den<br />
Stromversorger auszahlen und die Hütte umbenennen.<br />
Hm. Aber wie soll das Kind heißen?<br />
ich komme ja nicht aus der Provinz und<br />
benenne mein Stadion schon zu lebzeiten<br />
nach mir. Aber wie wäre es mit<br />
„Sch..ß Mönchengladbach“- <br />
Stadion?<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive<br />
Was kostet die Welt?<br />
Marcus Flesch wäre gern reicher als der Dietmar vom Dorf<br />
sicher hat jeder schon einmal davon geträumt, wirtschaftlich unabhängig zu sein. Etwa<br />
durch einen lottogewinn. Wie aber wäre es, unermesslich reich zu sein? Der reichste<br />
Mann, Pardon, die reichste Ente der Welt – Dagobert Duck.<br />
19<br />
Nicht jugendfrei? Na gut, dann soll es eben<br />
Müngersdorfer Stadion heißen. Der Name<br />
ist mir gerade so eingefallen. Was kostet die<br />
Welt?<br />
Einkaufsbummel<br />
Als nächstes klopfe ich mal beim Weltmeister<br />
von 1974 an. Beim Wolfgang. Dann bestellen<br />
wir den Meier Michi dazu, der Stef holt einen<br />
Kranz und dann gehen wir mal in europa auf<br />
einkaufstour. Christiano Ronaldo, Steven Gerrard,<br />
Paul lampard. vielleicht dem Wurst-Uli<br />
den Ribery wegnehmen. Den lukas Podolski<br />
hat der Wolfgang ja schon ohne meine Hilfe<br />
da weggeholt. Und noch ein paar „ics“ und<br />
„kovs“ aus dem Osten. Was kostet die Welt?<br />
Passt doch gut ins<br />
Stadtbild, oder?<br />
Was kostet die Welt?
20 kösch liVE – Magazin > DagOBERT kaUFT DEn Fc<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 21<br />
spenden<br />
Und wo ich gerade mal so richtig schön in<br />
Fahrt bin, übernehme ich den Automobilkonzern<br />
in der Nähe von Braunschweig und die iG<br />
Farben… Ach nee, die heißen ja jetzt anders.<br />
irgendwas mit Bayern. Oder so. Auf jeden Fall<br />
mache ich da dann eishockey-Clubs draus.<br />
Wolfsburg Radkäppchens und leverkusener<br />
Wild Pills. Das freiwerdende Spielermaterial<br />
spende ich bedürftigen Traditionsvereinen<br />
in Nordrhein-Westfalen: Diego Benaglio und<br />
Patrick Helmes zu Fortuna Düsseldorf, Christian<br />
Gentner und Renato Augusto zu Rot-Weiß<br />
essen und Grafite und René Adler zu Schalke<br />
04. Was kostet die Welt?<br />
hopp, hopp, hopp<br />
Jetzt fängt es gerade erst an Spaß zu machen.<br />
ich kaufe alle SAP-Aktien und fahre den laden<br />
vor die Wand. Den Dietmar vom Dorf schicke<br />
ich zu meinem alten Rivalen Klaas Klever auf<br />
das Altenteil. Rhein-Neckar-Arena? Die Hütte<br />
wird abgebaut und Südafrika als WM-Stadion<br />
überlassen. Damit wenigstens ein Spiel<br />
dort stattfinden kann. Und das tollste ist, ich<br />
kann die ganze Aktion als gemeinnützige<br />
Spende von der Steuer absetzen. Was kostet<br />
die Welt?<br />
Sooo. Das Eimerchen<br />
wird wohl für die<br />
Rhein-Neckar-Arena<br />
genug sein.<br />
Weltpokalsieger<br />
Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> würde 2015 zum dritten Mal<br />
in Folge Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger,<br />
Champions league-Sieger und Weltpokalsieger.<br />
Und der <strong>FC</strong> St. Pauli bräuchte kein neues<br />
Besieger-T-Shirt auflegen. Denn die letzte<br />
Niederlage kassierte der <strong>FC</strong> irgendwann in<br />
der Saison 2008/09… Gut. Ok. Alle Welt würde<br />
jetzt mich anstatt den Dietmar vom Dorf<br />
hassen. Und den <strong>FC</strong>. Aber würde mich das<br />
jucken? Was kostet die Welt?<br />
leider bin ich nicht Dagobert Duck. ich bin<br />
auch nicht reicher als der Dietmar vom Dorf.<br />
ich bin überhaupt nicht reich. Aber das mit<br />
2015 kann ja trotzdem was werden…<br />
ich bin ein Rheinländer<br />
Johannes Thies über die Hamburger „<strong>FC</strong>-Zelle“<br />
schon zu meiner Bun<strong>des</strong>wehrzeit in kellinghusen, 50km nördlich<br />
von hamburg wurde jeder, der bei seiner heimreise die Elbe südwärts<br />
überqueren musste, pauschal als Rheinländer abqualifiziert.<br />
Das war im Sommer 1990, die Nationalelf<br />
wurde auf Jahre hin unschlagbar und der<br />
<strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> entließ Christoph Daum, der den<br />
verein zweimal in Folge nur auf Platz 2 der<br />
Bun<strong>des</strong>liga hatte führen können. 18 Jahre<br />
und vier tränenreiche Abstiege später steht<br />
Daum endlich wieder an der Seitenlinie und<br />
auch ich bin zurück im Norden.<br />
Der Fußball und sein gesamtes Drumherum<br />
haben sich in dieser Generation gehörig<br />
verändert. Stand ich ende der Achtziger<br />
an manch verregnetem Samstag noch mal<br />
mit 9.000 anderen im weiten Müngersdorfer<br />
Rund, so muss ich heute Wochen im voraus<br />
meine Stadionbesuche minutiös planen, informiere<br />
mich auf min<strong>des</strong>tens 5 Websites<br />
täglich und habe natürlich auch die Chance,<br />
je<strong>des</strong> Spiel <strong>des</strong> <strong>FC</strong> live im Tv mitzuerleben.<br />
Das Ganze läuft natürlich in München, Berlin<br />
oder Hamburg nicht so unkompliziert ab wie<br />
im Großraum <strong>Köln</strong>, wo es völlig realitätsfremd<br />
wäre, die Konferenz anzumachen und man<br />
auch schon mal ein Kölsch gereicht bekommt,<br />
wenn man nur von außen durch die Fensterscheibe<br />
auf den Plasmabildschirm lugt.<br />
in Hamburg kann man sich an Spieltagen<br />
<strong>des</strong> HSv und von St.Pauli eine komplette<br />
<strong>FC</strong>-Übertragung gleich ganz abschminken<br />
und schätzt sich glücklich, wenn man in der<br />
Premiere-Konferenz gelegentlich<br />
mit ein paar<br />
Spielszenen abgespeist<br />
wird. in der Aufstiegssaison<br />
glückte mir zuweilen<br />
noch ein 18:00 Freitagstermin<br />
in der Taverna Romana<br />
(Schanze), wo ich Tore dann<br />
bestenfalls mit dem bulgarischen<br />
Ober bejubeln durfte.<br />
An einem richtig guten Tag,<br />
Das „Rheinländer“,<br />
die Anlaufstelle für<br />
<strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s in der norddeutschen<br />
Diaspora.<br />
machten sie sogar den Ton an. Die über das<br />
<strong>FC</strong>-Brett organisierte exilgemeinde war in<br />
der Zwischenzeit irgendwo in Ottensen auf<br />
der Strecke geblieben und hatte demütig,<br />
wie der <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong> über die Jahre geworden ist,<br />
gar in einem Wettbüro Zuflucht gesucht.<br />
So tief wollte ich dann nun doch nicht hinabsteigen.<br />
Auch der Start in die erstklassigkeit verlief<br />
eher holprig. Noch ende August konnte man<br />
von einem dem <strong>FC</strong> zugeneigten laden allenfalls<br />
mit verklärtem Blick und trockener Kehle<br />
träumen. Ausgerechnet mit dem Pokal-Aus in<br />
Mainz schienen dann alle unsere Sorgen wie<br />
mit einem Schlag gelöst. Das „Rheinländer“ in<br />
eppendorf, welches mit 20 Rot-Weißen schon<br />
gut gefüllt ist, servierte den Anwesenden<br />
nicht nur die Zweitrundenpleite auf leinwand<br />
und mit Ton, sondern auch reichlich
22 kösch liVE – Magazin > gasTRO-ViEWing in haMBURg<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 23<br />
kühles Nass in Bun<strong>des</strong>ligaqualität. Kein Wunder,<br />
dass beim Heimspiel gegen Schalke auch<br />
in Hamburg der Knoten platzen sollte. Wie<br />
bei <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s üblich, begrüßte man sich bereits<br />
beim zweiten Treffen wie unter Freunden<br />
und bei Dodos 1:0 Kopfball hing ich meinem<br />
Nachbarn schon um den Hals. Der <strong>FC</strong> hatte<br />
so gut gespielt wie schon lange nicht mehr<br />
und als ich mich nach dem Abpfiff freudetrunken<br />
in die lautstark erklingende Hymne<br />
fallen ließ, dämmerte mir, dass die Jahre <strong>des</strong><br />
leidens vielleicht dem ende entgegen gehen<br />
würden.<br />
Meine Freundin fragt mich seither auch nur<br />
noch, ob ich mal wieder zu „meiner Sekte“<br />
gehe. entsprechend liest sich dann auch das<br />
Protokoll meines bisher letzten Besuchs im<br />
Rheinländer zum Abschluss der vorrunde in<br />
Bochum. Friedlich angetreten zu einem ausgedehnten,<br />
vorweihnachtlichen einkaufsbummel,<br />
entnervte ich meine Freundin durch<br />
meine zunehmend hektischeren Blicke auf<br />
die Uhr. Bald schon war die Stimmung im Keller,<br />
der gemeinsame Nachmittag wurde jäh<br />
abgebrochen und auf der Heimfahrt konnte<br />
ich mir anhören, dass mein verhalten schon<br />
Ende im Pokal, Start für die „<strong>FC</strong>-Sektentreffen“ in HH.<br />
suchtartige Züge annähme. einmal von dieser<br />
Stimme der vernunft befreit, drückte ich<br />
mächtig auf die Tube, um nur ja zum Anstoß<br />
auch am Bildschirm zu hängen.<br />
Das „Rheinländer“ glich dann auch eher einem<br />
Hort für langzeitjunkies, nur ein paar<br />
versprenkelte Hartgesottene schauten sich<br />
den Gruselkick in Bochum an und fluchten,<br />
was das Zeugs hielt. Der Wirt gab in der zweiten<br />
Hälfte Kabänes aus, weil „man den Driss<br />
ja nüchtern überhaupt nicht aushält.“ Nach<br />
ehrets Solo und ishiakus Kunstschuss zum<br />
2:1 sprangen natürlich alle völlig begeistert<br />
vor dem Fernseher herum und nach etlichen<br />
nun wirklich letzten Runden wankte ich gegen<br />
20:00 nach Hause. vielleicht gegenüber<br />
meiner Freundin etwas beschämt ob meiner<br />
nicht zu kontrollierenden Sucht, in erster linie<br />
aber äußerst glücklich.<br />
Dieser gesamte Nachmittag ist für mich sehr<br />
symbolträchtig für meine Beziehung zum <strong>FC</strong><br />
und die identität dieses vereins, auch fernab<br />
seiner Wurzeln. es hat mich schon immer sehr<br />
fasziniert, zu sehen wie sehr sich die Dinge<br />
entscheiden, je nach dem ob man ein Teil<br />
von ihnen ist oder sie von außen betrachtet.<br />
Dem unbeteiligten Passanten erschien das<br />
„Rheinländer“ an jenem tristen Samstag nur<br />
als eine weitere dieser Kneipen, in denen ein<br />
paar Männer hocken, Bier trinken, rauchen<br />
und Fußball schauen. Die Hand voll Gestalten<br />
hinter den Fensterscheiben befand sich im<br />
selben Moment jedoch im Zentrum ihres kulturellen<br />
Universums, eng verflochten mit einem<br />
verein, <strong>des</strong>sen Wohl und Wehen sie seit<br />
Jahren verfolgen und auf <strong>des</strong>sen Weg jeder<br />
Schritt eine immense Bedeutung besitzt.<br />
Möglicherweise übertreibe ich diese ganze<br />
Geschichte mit dem „Rheinländer“ als Hamburger<br />
<strong>FC</strong>-Zelle auch schon wieder. es ist<br />
einfach eine nette Kneipe, in der man mit<br />
ein paar Gleichgesinnten angenehm seine<br />
Freizeit verbringen und sich zu einem gepflegten<br />
Bier bei Sportübertragungen im Tv<br />
entspannen kann. Mag sein. Dann wäre der<br />
<strong>FC</strong> aber auch nur ein Unterhaltungsprodukt,<br />
das man ganz gut findet. Hört sich jetzt ein<br />
wenig nach dem Klischee vom <strong>FC</strong> als lebenseinstellung,<br />
Religion, Gefühl o.ä. an. Darauf<br />
möchte ich gar nicht hinaus. Jeder moderne<br />
Profiverein ist gleichermaßen Produkt wie<br />
Kulturgut. Gerade diese Kultur wird jedoch<br />
in teilweise recht abstrusen und kleinteiligen<br />
Begebenheiten gelebt. Das „Rheinländer“ ist<br />
ein schöner Platz für diese detailverliebten<br />
Geschichten und Zusammenkünfte, auch<br />
wenn es für den nüchternen Passanten völlig<br />
austauschbar erscheint.<br />
TV-Lagerfeuer: <strong>FC</strong> siegt gegen Schalke 04.
24 kösch liVE – Magazin > kOlUMnE OliVER FOWlER<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 25<br />
zur lage der nation<br />
Oliver Fowler live – Die Kolumne<br />
Februar 2009. ende <strong>des</strong> kurzen Monats. Die<br />
tollen Tage sind vorbei und „der“ <strong>Köln</strong>er merkt<br />
nur langsam in welcher Glückseligkeit er sich<br />
befindet. Trotz Aschermittwoch und nur allmählich<br />
schwindendem Kater stellt sich keine<br />
Wehmut und Müdigkeit ein. Der Anblick der<br />
Tabelle lässt den <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong> innerlich in Jubelstürme<br />
ausbrechen. Die Schönheit der Mitte lässt<br />
sich nur schwer realisieren. Aber es ist wahr:<br />
Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> steht nach dem Sieg über die<br />
großen Bayern auf Platz 10 der Tabelle, vor<br />
dem Sv Werder Bremen. Das Ganze nach dem<br />
2<strong>1.</strong> Spieltag, wer hätte das gedacht. Ungeschlagen<br />
in 2009, auch nach dem post-karnevalesken<br />
Freitagsspiel gegen Bielefeld. Hoffentlich<br />
hat der Traum im März kein ende.<br />
spaltende hoffenheimer<br />
Anders die lage beim Überflieger der Hinrunde.<br />
Die TSG aus Hoffenheim stürmte auf<br />
Platz 1, Herbstmeisterschaft. Doch der kleine<br />
Provinzklub spaltet die Nation. Da gibt es den<br />
einen Teil, der diesem „kleinen“ verein jeglichen<br />
erfolg gönnt und den schönen Fußball liebt.<br />
Und da gibt es den anderen Teil, wohl Anhänger<br />
von „wahren“ vereinen, der dieses ganze<br />
Gefasel nicht mehr hören kann. Die Schönrederei<br />
der Medien war ja auch unerträglich<br />
geworden: Junges Team, toller Angriffsfußball<br />
und das soziale engagement <strong>des</strong> Herrn Hopp,<br />
der ja nur das Beste für seine Region möchte.<br />
Doch im neuen Jahr läuft es an der Spitze noch<br />
nicht ganz so rund. Nicht nur der Ausfall von<br />
ibisevic brachte Unruhe in den verein…<br />
Rangnick und die weiße Weste<br />
Nachdem Christoph Daum schon im November<br />
2008 die weiße Weste der „Saubermänner“<br />
anprangerte sprach er vielen <strong>Fan</strong>s aus dem<br />
Herzen. Das „image <strong>des</strong> kleinen Dorfvereins“<br />
fing an zu wackeln. im Februar wird der „Fleck“<br />
noch ein bisschen größer. Diesmal aus anderen<br />
Gründen: Doping!? ein aktuell sensibles Thema.<br />
Wenig souverän argumentierte Ragnick: „es sei<br />
doch üblich, dass Spieler zu spät zu Kontrollen<br />
kämen.“ Doch bekam er prompt erheblichen<br />
Gegenwind von verantwortlichen der liga. An<br />
Regeln hat man sich nun mal zu halten, auch<br />
wenn man aus Hoffenheim kommt. Der „Welpenschutz“<br />
hat auch seine Grenzen, schließlich<br />
wäre es fatal, das Thema Doping nicht ernst zu<br />
nehmen. Wohl Niemand möchte, dass Fußball<br />
bald mit Radsport und Biathlon in einem<br />
Topf landet. Daher ist das verhalten von Herrn<br />
Rangnick nur eins: Unverantwortlich!<br />
streit mit streit<br />
Wenig überraschend verhielt sich ein Altbekannter:<br />
Albert Streit. Kurz vor ende der<br />
Transferperiode erbarmte sich der Hamburger<br />
Sv und nahm den „Streithahn“ unter vertrag.<br />
Nach nur wenigen Wochen geriet er mit dem<br />
dortigen Boateng aneinander und spürte kurz<br />
darauf <strong>des</strong>sen flache Hand im Gesicht. Auch<br />
wenn Streit immer noch nicht zum Teamplayer<br />
avanciert ist, sorgen die Boatengs ebenfalls<br />
für Aufsehen. Denn nicht nur „Jerome“ in Hamburg,<br />
sondern auch Bruder „Prince“ bei Borussia<br />
Dortmund stand in der Diskussion. Nach rüden<br />
Fouls gab es sogar Unstimmigkeiten zwischen<br />
Kaiser Franz und „Kloppo“. Da sind wir beim<br />
<strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> doch froh, dass unser „Derek“ mit<br />
den beiden Brüdern nicht verwandt ist.<br />
TV-Rechte<br />
Wenn man einmal am lästern ist, dürfen auch<br />
unsere Freunde aus italien nicht fehlen. Da legt<br />
der Sv Werder Bremen eine tolle Aufholjagd<br />
hin und schmeißt den AC Mailand aus dem<br />
UeFA-Pokal und in Deutschland überträgt kein<br />
Sender die Sensation. Woran lag es? An den<br />
italienern! Die Rechte der Partie lagen bei der<br />
italienischen Firma Mediaset. Die Agentur aus<br />
dem Medien-Reich <strong>des</strong> Milan-Präsidenten Silvio<br />
Berlusconi hatte eine unverhältnismäßige<br />
sechsstellige Summe verlangt. eine Zentralvermarktung<br />
ist von der UeFA in diesem Wettbewerb<br />
bisher nicht vorgesehen. Sollte man<br />
überdenken. Übrigens „Rete 4“ hat live übertragen,<br />
der Sender gehört zu Mediaset!<br />
Euer<br />
Oliver Fowler<br />
P.s.: Egal, wie man die Tabelle dreht,<br />
der Fc steht mittendrin! Und das ist<br />
auch gut so!
26 kösch liVE – Magazin > EnDsTaTiOn U23<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 27<br />
Endstation U23<br />
Bastian Hoyer über die Problematik <strong>des</strong> Großwerdens<br />
nachwuchs kommt von nachwachsen. Doch was passiert, wenn dieser nicht in die große<br />
Fußball-Welt hineinwachsen kann, weil man ihn schlicht nicht lässt? Dann muss er bei einem<br />
anderen Verein sein glück suchen. in der Winterpause haben sich gleich vier spieler<br />
für diesen Weg entschieden.<br />
Wie jeder andere verein im Profifußball, so ist<br />
auch der <strong>FC</strong> dazu verpflichtet, eine entsprechende<br />
Nachwuchsabteilung zu betreiben.<br />
vergegenwärtigt man sich, in was für einem<br />
Umfeld dies geschieht, dann ist die vergangene<br />
Dekade durchaus erfolgreich verlaufen.<br />
Deswegen erfolgreich, weil im Gegensatz zu<br />
den vereinen im Süden, Norden oder Osten,<br />
die Westvereine wie in einem überfischten<br />
Gewässer agieren, wo es scharfer Augen<br />
und vernünftiger Netze bedarf um einen<br />
guten <strong>Fan</strong>g zu landen. Und das Scouting im<br />
Jugendbereich macht seine Arbeit unter den<br />
schwierigen Bedingungen bemerkenswert<br />
gut. Selbiges lässt sich über die Aufzuchtbecken<br />
der U17 und U19 sagen, die beide in<br />
den stärksten Jugend-Bun<strong>des</strong>ligen antreten<br />
und äußerst respektable ergebnisse vorweisen<br />
können.<br />
neue liga – altes Problem<br />
So manches Mal fiel in der Sommerpause<br />
der Begriff Aufstieg. Beim <strong>FC</strong> kein gänzlich<br />
unbekanntes Wort. Tatsächlich ist es eine<br />
Melange aus einem Drittel Aufstieg und zwei<br />
dritteln Klassenerhalt. Aus neun vierten ligen<br />
wurden zu Saisonbeginn derer nur mehr drei<br />
an der Zahl.<br />
Für die Heranführung junger <strong>FC</strong>-Spieler an<br />
den Profibereich war die Qualifikation dafür<br />
ungemein wichtig. Neben dem, im vergleich<br />
zur NRW-liga, wesentlich höheren Spielniveau,<br />
treten die Jungakteure oftmals zum<br />
ersten Mal in ihrer laufbahn vor Zuschauerkulissen<br />
an, die diesen Namen zu Recht verdienen.<br />
Doch auch die U23 ist weder ein Hort<br />
der Glückseligkeit, noch vergleichbar mit einer<br />
Telenovela, die für jeden ein glückliches<br />
und zufriedenstellen<strong>des</strong> ende vorsieht.<br />
Und so ist es ganz natürlich, dass ein beträchtlicher<br />
Teil der Jungfußballer die nächste Stufe,<br />
die da Profikader heißt, aus unterschiedlichen<br />
Gründen nicht nimmt. Sei es, dass auf ihrer<br />
Spielposition einfach kein Bedarf besteht,<br />
sie nicht die nötige Reife besitzen oder aber<br />
ihnen diese Chance verwehrt wird, weil nicht<br />
die nötige Geduld vorhanden ist.<br />
Doch um der Jugendarbeit einen pragmatischen<br />
Sinn zu geben, sollten zumin<strong>des</strong>t<br />
einige Akteure der U23-Mannschaft eine<br />
realistische Möglichkeit erhalten, sich im<br />
Profibereich beweisen zu können. Zwar ist<br />
Michael Meier, der Auffassung „dass es beim<br />
<strong>FC</strong> immer wieder gelingt, junge deutsche<br />
Spieler in die Mannschaft zu integrieren.“<br />
Bislang aber wird dies einzig durch Kevin<br />
Pezzoni belegt, der zudem in Blackburn ausgebildet<br />
wurde. Die entwicklung von Brosinski,<br />
Gardawski und Yalcin innerhalb <strong>des</strong><br />
Profikaders steht erst am Beginn. Und doch<br />
haben sie schon ein wichtiges Kriterium<br />
erfüllt, um überhaupt dorthin zu gelangen:<br />
Als Fußballdeutsche sind sie zur einhaltung<br />
der Quotenregelung unverzichtbar.<br />
Trendwende?<br />
Allerdings hätte bereits vor Daums Amtsantritt,<br />
durch die Abstiege bedingt, verstärkt<br />
auf den Nachwuchs gesetzt werden können,<br />
da die einstiegsstufe ins Profigeschäft in der<br />
2. liga naturgemäß nicht so hoch ist wie<br />
Von Culli lernen. Aller Anfang ist oft schwer.<br />
Abschied vom <strong>FC</strong> als neue Chance.<br />
im Oberhaus. ein Giovanni Federico steht<br />
stellvertuend für zahlreiche Spieler, die von<br />
Zweit- und Drittligisten aus der SB-Theke der<br />
<strong>FC</strong>-Nachwuchsabteilung geangelt wurden<br />
und dort ihren Weg gemacht haben.<br />
Wohin der Weg <strong>des</strong> derzeitigen Hoffnungsträgers<br />
in der eigenen Jugend einmal führen<br />
wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss.<br />
Definitiv aber besitzt Adam Matuschyk, der<br />
für den abgewanderten Parensen in den<br />
Profikader nachgerückt ist, die Anlagen für<br />
eine erfolgreiche laufbahn. erste Berufungen<br />
in die polnische U19-Auswahl belegen<br />
dies. vielleicht ein erstes indiz dafür, dass die<br />
U23 nicht mehr das ende einer <strong>FC</strong>-Karriere<br />
ist, sondern lediglich Übergang.
28 kösch liVE – Magazin > inTERViEW „UnTER WElTMEisTERn“<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 29<br />
Unter Weltmeistern<br />
Bei Hotte Neumann kribbelt´s noch Wochen später<br />
„zwee kleene Berliner“ gaben dem <strong>1.</strong> Fc köln in den 80er-Jahren ein gesicht, welches<br />
die jüngere <strong>Fan</strong>generation leider nur noch aus Erzählungen kennt. Der eine wechselte<br />
mit 17 Jahren von den Reinickendorfer Füchsen zum Fc, der andere kam von hertha<br />
zehlendorf ans geißbockheim. spätestens jetzt, weiß jeder Fc-<strong>Fan</strong>, von welchen zwei<br />
legenden die Rede ist. am Rande <strong>des</strong> Testspieles gegen den Fc Vaduz hatte kölsch live<br />
die gelegenheit, sich mit „litti“ und „icke“ zu unterhalten. Ein gespräch über vergangene<br />
geißbocktage, Poldi-Rückkehr und Berliner currywurst.<br />
hallo icke, eine Woche Trainingslager in<br />
Belek liegt mittlerweile hinter uns. Wie<br />
seid ihr mit den Trainingsbedingungen<br />
bzw. mit den bisherigen Testspielergebnissen<br />
zufrieden. Wie zieht die Mannschaft<br />
mit?<br />
häßler: Du kannst dir ja selber ein Urteil erlauben,<br />
wie gut die Plätze hier sind. Die Bedingungen<br />
sind einfach hervorragend. Hier<br />
finden wir einfach alles vor, was man braucht,<br />
um eine erfolgreiche vorbereitung absolvieren<br />
zu können. Die Resultate der Testspiele<br />
sind eher Nebensache. Man guckt eben, man<br />
testet und versucht, sich taktisch zu verbessern.<br />
ich denke diese Woche war für uns alle<br />
eine Bereicherung: Wir haben viele einheiten<br />
hinter uns, sind auf einem guten Weg und<br />
haben noch elf Tage bis zum Saisonstart. Bis<br />
dahin werden wir wieder hergestellt sein, um<br />
richtig angreifen zu können.<br />
litti:<br />
„Wiedersehen lässt<br />
mich nicht kalt.“<br />
litti, der Fc hat eben gegen deinen Fc Vaduz<br />
1:0 gewonnen, eigentlich nur ein Testspiel.<br />
War es dennoch etwas Besonderes,<br />
gegen den Fc anzutreten, auf alte Weggefährten<br />
wie icke oder christoph Daum zu<br />
treffen?<br />
littbarski: Natürlich. Gerade wegen den gemeinsamen<br />
erlebnissen und den erfolgen die<br />
wir hatten. Die Zuschauer, die <strong>Fan</strong>s, so etwas<br />
lässt einen nicht kalt.<br />
in der Winterpause wechselte Tobias nickenig<br />
vom Fc zu deinem jetzigen club,<br />
dem Fc Vaduz. Weshalb hat er heute nicht<br />
gespielt?<br />
littbarski: er war zwar hoch motiviert, aber<br />
auch etwas angeschlagen, daher wollten wir<br />
kein Risiko eingehen.<br />
Eine andere Personalie, welche nicht nur<br />
rund ums Trainingslager kursierte, war natürlich<br />
Poldi. Die Rückkehr steht seit heute<br />
fest.<br />
häßler: Auf der einen Seite ist es natürlich<br />
toll, dass dieses Thema endlich ad acta gelegt<br />
wird. Denn es nervt dich schon, jeden Tag<br />
wieder andere Spekulationen zu hören.<br />
Wir sind in erster linie da, um Fußball zu<br />
spielen. Diese vorraussetzung ist jetzt wieder<br />
gegeben, wir können uns nun wieder auf<br />
das Wesentliche konzentrieren. Das ist die<br />
Rückrunde, die wird schwer genug. Aber wir<br />
werden alles daran setzen, noch einmal solch<br />
eine tolle Serie zu spielen.<br />
ganz Deutschland will scheinbar nicht<br />
verstehen, wie man vom Rekordmeister<br />
zum aufsteiger <strong>1.</strong> Fc köln wechseln kann.<br />
ist es wirklich ein Rückschritt? Einer der<br />
dies beurteilen kann, bist du, litti...<br />
littbarski: Warum ist er denn zurückgegangen?<br />
Weil er sich eben in <strong>Köln</strong> wohl gefühlt<br />
hat. er weiß, was er da hat. Und vor allen Dingen,<br />
weil er spielen wird.<br />
icke, kommen wir vom aktuellen Tagesgeschehen<br />
zu deiner Vergangenheit. 1983<br />
wechseltest du von den Reinickendorfer<br />
Füchsen zum Fc. Wie kam damals der kontakt<br />
zustande, Berater oder scouts gab es<br />
ja damals noch nicht.<br />
häßler: Nein, soweit waren wir zu dieser<br />
Zeit noch nicht. Wir hatten mit dem Berliner<br />
verband in Duisburg beim länderturnier gespielt.<br />
Da bin ich von Hannes löhr entdeckt<br />
worden. Wir spielten gegen eine andere<br />
Auswahl und ich hatte wohl ein, zwei gute<br />
Aktionen. Hannes löhr meinte daraufhin zu<br />
seinem Assistenten, er solle mal auf den Kleinen<br />
aufpassen und im Auge behalten. So kam<br />
es, dass ich angesprochen wurde, ob ich nicht<br />
lust hätte, zum <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> zu wechseln.<br />
Danach folgte bekanntlich eine Bilderbuchkarriere:<br />
Profi <strong>des</strong> <strong>1.</strong> Fc köln, dein<br />
entscheiden<strong>des</strong> Tor in der WM-Quali gegen<br />
Wales, Weltmeister 90 und der anschließende<br />
Wechsel nach italien zu Juve<br />
und zum as Rom...<br />
häßler: Das war schon ein Traum, der in erfüllung<br />
ging. Was soll ich sagen? ich bin glücklich<br />
und stolz darauf, diesen Weg gemacht zu<br />
haben. ich bin froh, dass ich solch einen Weg<br />
gehen durfte. Das ist ja nicht alles normal und<br />
alltäglich. ich bin schon zufrieden, so wie es<br />
gekommen ist.<br />
Mitte 90er-Jahre folgte die Rückkehr nach<br />
Deutschland zum karlsruher sc.<br />
gab es denn keine Rückholversuche seitens<br />
<strong>des</strong> Fc?<br />
häßler: Nein, von dieser Seite kam nichts.<br />
Auf jeden Fall nicht so intensiv, wie man es
30 kösch liVE – Magazin > inTERViEW „UnTER WElTMEisTERn“<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 31<br />
sich hätte vorstellen können. Aber nichts<strong>des</strong>totrotz<br />
bin ich nach 16 Jahren wieder zurück<br />
zum <strong>FC</strong> gekommen. es ist zwar eine lange<br />
Zeit, aber dennoch bin ich glücklich, wieder<br />
hier sein zu dürfen.<br />
icke:<br />
„Mit köln verbunden“<br />
nach 16 Jahren bist du wieder bei deinem<br />
Fc. hand aufs herz, warum gerade dieser<br />
Verein?<br />
häßler: Weil ich mich mit <strong>Köln</strong> verbunden<br />
fühle, mein Werdegang ist damals hier gestartet.<br />
Dem <strong>FC</strong> habe ich viel zu verdanken,<br />
etwa, dass sie mich aus Berlin zum <strong>FC</strong> geholt<br />
haben. Damals war Christoph mein Jugendtrainer.<br />
Dass wir jetzt wieder zusammen hier<br />
sind, ist einfach sensationell, damit hätte ich<br />
vor 16 Jahren nicht gerechnet! (lacht)<br />
Drei große Unterschiede, der Fc jetzt und<br />
vor 16 Jahren?<br />
häßler: Das kann man gar nicht miteinander<br />
vergleichen, das war eine ganz andere Zeit.<br />
Wir hatten fußballerisch gesehen, eine super<br />
Mannschaft, wir sind in den Jahren 88 und 89<br />
zwei Mal vizemeister geworden. ich denke,<br />
das war eine hervorragende Mannschaft, es<br />
war auch eine ganz andere Generation.<br />
Wie unterscheidet sich denn die heutige<br />
generation von eurer?<br />
häßler: Dass manchmal zwei, drei Jungs nach<br />
dem Training draußen bleiben und noch freiwillig<br />
ein wenig schießen, das gibt es heute<br />
leider immer seltener. Wenn ich das manchmal<br />
sehe, könnte ich heulen. Das ist für den<br />
einen oder anderen schon zu viel, sich nach<br />
dem Training noch dahin zu stellen, um an<br />
seinen Schwächen zu arbeiten. Ganz egal, ob<br />
das jetzt Torschuss ist, Ballannahme-, mitnahme.<br />
Keine Ahnung wie und weswegen das so<br />
gekommen ist, aber wir waren halt damals<br />
anders. Das sind Argumente, die mir hier einfallen.<br />
allgemein hast du als Trainier eine Vorbildfunktion,<br />
welche Tipps kannst du gerade<br />
den jüngeren im Team mit auf den<br />
Weg geben?<br />
häßler: Kommt ganz drauf an, für welche Bereiche<br />
sie Tipps haben möchten. Besonders<br />
im spielerischen Bereich versuche ich ihnen<br />
schon zu helfen, wie man sich besser bewegt<br />
oder sich freiläuft. Da ich bin ich für jeden einzelnen<br />
Tag und Nacht da.<br />
Wie sehr schmerzte es, von außerhalb den<br />
Untergang <strong>des</strong> Fc mit ansehen zu müssen?<br />
in deinem Fall icke, gegen den Fc<br />
noch spielen und natürlich auch treffen zu<br />
müssen?<br />
häßler: Das war schon sehr hart, das mitzuerleben.<br />
Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ist keine Fahrstuhlmannschaft,<br />
das muss man ganz klar sagen. Aber<br />
ich hoffe und denke, dass wir auf einem ganz<br />
guten Weg sind. Christoph Daum ist der absolut<br />
richtige Mann zur richtigen Zeit.<br />
littbarski: Das sehe ich genauso. Der <strong>FC</strong> hat<br />
sich ja wieder gut entwickelt. es gab und gibt<br />
immer wieder Zeiten, wo es nicht so gut läuft.<br />
Aber jetzt haben sie wieder Zucht und Ordnung<br />
im Club. ich denke, dass es jetzt wieder<br />
bergauf geht.<br />
häßler: Klar, wir haben den Aufstieg in die<br />
<strong>1.</strong> liga geschafft. ich bin jetzt das erste Jahr<br />
unter Christoph in der Bun<strong>des</strong>liga. Dabei muss<br />
ich sagen, dass wir das ganz gut machen, wir<br />
haben uns wieder gut gefangen. viele hat-<br />
ten damit gerechnet, der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> wird ein<br />
Abstiegskandidat sein. Dies haben wir bis jetzt<br />
erfolgreich widerlegt. Das ist schon mal ein<br />
richtiger Schritt. Wenn wir da weitermachen,<br />
werden wir auch weiterhin Bun<strong>des</strong>liga spielen.<br />
ich hoffe und wünsche uns, dass es auch<br />
die nächsten 100 Jahre der Fall sein wird.<br />
Trotz der relativ erfolgreichen hinrunde<br />
gab es einige spiele, in denen nichts zusammen<br />
lief. gerade bei diesen spielen:<br />
Wie sehr juckt es einen ehemaligen Weltklassespieler,<br />
wenn er nur zusehen darf?<br />
häßler: Was man nie vergessen darf, 2. liga<br />
und Bun<strong>des</strong>liga sind Welten. Man kann diese<br />
zwei ligen nicht vergleichen. in der <strong>1.</strong> liga<br />
wird viel athletischer, dynamischer und mit<br />
viel mehr Feuer gespielt. im Unterhaus dagegen<br />
wird viel mehr darauf geachtet, kein<br />
Gegentor zu kassieren. Das sind fast schon<br />
italienische verhältnisse, dass hinten die Null<br />
stehen muss. Man muss sich erst mal an den<br />
neuen Rhythmus gewöhnen, das haben wir<br />
mittlerweile, Gott sei Dank, auch geschafft.<br />
kurz vor Ende der hinrunde schien es ja<br />
noch mal eng zu werden.<br />
häßler: An der kleinen Negativserie kurz vor<br />
der Winterpause, ist jedem Spieler bewusst<br />
geworden, dass man immer, auch im Training,<br />
ein bisschen mehr tun muss. einfach<br />
mehr arbeiten, mehr Gas geben, dass so etwas<br />
nicht mehr passiert. Das haben wir uns<br />
vorgenommen. Das sieht man jetzt auch, wie<br />
alle gut mitziehen. Daher bin ich guter Dinge,<br />
dass wir eine erfolgreiche Rückrunde spielen<br />
werden.<br />
litti:<br />
„guter rechter Fuß und<br />
Berliner currywurst“<br />
icke, wie erklärst du deinen Beliebtheitsgrad<br />
in Deutschland? lähmt es einen,<br />
wenn einem die gegnerischen <strong>Fan</strong>s feiern?<br />
Olli kahn dagegen hatte lieber ein ganzes<br />
stadion gegen sich, fand dies sogar leistungsfördernd...<br />
häßler: Ja, da kann man mal sehen, da ist<br />
jeder wieder anders! (lacht) ich weiß nicht,<br />
vielleicht war es meine Spielweise. Oder mein<br />
natürliches Auftreten. ich habe mich nicht<br />
verändert, als ich damals mit 17 Jahren hier<br />
angekommen bin. ich bin eben meinen Weg<br />
gegangen. ich selbst kann mich da schlecht<br />
selbst beurteilen. Auf dem Platz habe ich immer<br />
versucht, alles zu geben und auch außerhalb<br />
<strong>des</strong> Platzes war ich immer freundlich.<br />
litti, drei gemeinsamkeiten von dir und<br />
icke?<br />
littbarski: Fußballverrückt, einen guten rechten<br />
Fuß und Berliner Currywurst.<br />
Vielen Dank für das gespräch.<br />
Euch beiden weiterhin alles gute.
32 kösch liVE – Magazin > DFB-FUssBallMUsEUM<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 33<br />
nix es ömesöns<br />
Marcus Flesch wundert sich (einmal mehr) über den DFB<br />
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) möchte zum eigenen Ruhm, sicher auch<br />
aus finanziellen Erwägungen und – natürlich allen voran – für die <strong>Fan</strong>s der<br />
sportart nummer Eins ein Museum errichten. Dabei schimmert im Vergabeverfahren<br />
ein wenig Realitätsverlust durch.<br />
Aufgrund der hohen Dichte an vereinen und<br />
somit auch <strong>Fan</strong>s soll das Fußballmuseum im<br />
bevölkerungsreichsten Bun<strong>des</strong>land Nordrhein-Westfalen<br />
(NRW) entstehen. vier Städte<br />
bewerben sich um das prestigeträchtige <strong>Projekt</strong>:<br />
Dortmund, Gelsenkirchen, Oberhausen<br />
und – selbstverständlich – <strong>Köln</strong>. in Dortmund<br />
würde das Fußballmuseum auf einem Grundstück<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zum<br />
Hauptbahnhof entstehen. Gelsenkirchen hat<br />
als Standort ein Areal neben dem Stadion <strong>des</strong><br />
<strong>FC</strong> Schalke 04 auserkoren. Oberhausen setzt<br />
auf die Nähe zu bereits vorhandenen Attraktionen<br />
und würde eine Fläche in der Nähe von<br />
Gasometer, Centro und dem Stadion Niederrhein<br />
bereitstellen.<br />
Lieber Herr Zwanziger, hier könnte Ihr Fußballmuseum stehen…<br />
standorte<br />
<strong>Köln</strong> hat dem DFB mehrere vorschläge unterbreitet:<br />
Rheinauhafen, Messe City Deutz<br />
oder das ehemalige Gelände der Chemischen<br />
Fabrik Kalk (CFK). Dem größten Sportverband<br />
der Welt waren diese Orte nicht repräsentativ<br />
genug. Das Museum soll nach Abschluss <strong>des</strong><br />
U-Bahn-Baus auf den Breslauer Platz. Hier steht<br />
noch bis Mitte 2009 – dann läuft der vertrag<br />
aus – der Musical Dome. Dessen Betreiber hätte<br />
gern in ein neues Theater an selber Stelle<br />
investiert. Dies wurde von der <strong>Köln</strong>er Politik<br />
mehrheitlich abgelehnt. Nun entsteht das Mu-<br />
… oder vielleicht hier …<br />
sicaltheater auf dem ehemaligen CFK-Gelände<br />
am Walter-Pauli-Ring in der Nähe <strong>des</strong> Polizeipräsidiums.<br />
Die voraussichtlichen investitionen für das bis<br />
zu 4.500 Quadratmeter große Fußballmuseum<br />
betragen ca. 25 Millionen euro – ohne Grundstück,<br />
dazu gleich mehr. Den Großteil der<br />
investition bringt der DFB auf. Das land NRW<br />
wird sich wohl an diesen Kosten beteiligen.<br />
Für alle vier Bewerber gelten folgende Forderungen:<br />
Beteiligung am Betriebsrisiko und –<br />
jetzt kommt’s – kostenlose Bereitstellung <strong>des</strong><br />
Grundstücks. Der Breslauer Platz gilt als eines<br />
der Filetgrundstücke der <strong>Köln</strong>er innenstadt<br />
und ist somit mehrere Millionen euro wert.<br />
standpunkte<br />
Natürlich wäre das Fußballmuseum für die<br />
Stadt <strong>Köln</strong> eine weitere, auch wirtschaftlich<br />
reizvolle Sehenswürdigkeit. Auch im Hinblick<br />
auf das „Hauptquartier“ der Nationalmannschaft,<br />
das ebenfalls – geht es nach dem Willen<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>trainers – in <strong>Köln</strong> angesiedelt<br />
werden könnte. Doch rechtfertigt dies, ein so<br />
wertvolles Grundstück in bester lage zu „verschenken“?<br />
Kurzum: Nein. Dieser Meinung<br />
ist auch der Rat der Stadt <strong>Köln</strong> und lehnt die<br />
Forderung nach kostenloser Bereitstellung<br />
<strong>des</strong> Grundstücks ab. Somit erfüllt <strong>Köln</strong> nicht<br />
die Bedingungen der DFB-Ausschreibung.<br />
Tendenziell ist <strong>Köln</strong>, neben dem von Anfang<br />
an chancenlosen Oberhausen, dadurch aus<br />
dem Rennen. Tendenziell wohlgemerkt. in der<br />
DFB-Spitze hat die viertgrößte Stadt der Bun<strong>des</strong>republik<br />
offenbar weiterhin Fürsprecher. So<br />
sagte der DFB-Schatzmeister Horst R. Schmidt<br />
in einem interview im <strong>Köln</strong>er Stadt-Anzeiger<br />
vom 12. Januar 2009 das „<strong>Köln</strong> damit noch<br />
nicht endgültig ausgeschieden ist“.
34 kösch liVE – Magazin > DFB-FUssBallMUsEUM<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 35<br />
Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe gab es<br />
noch keine entscheidung über die vergabe <strong>des</strong><br />
Deutschen Fußballmuseums. es ist auch egal,<br />
wer den Zuschlag bekommt. Die entscheidung<br />
der Stadt <strong>Köln</strong>, dem finanziell potentesten<br />
Sportverband der Welt ein millionenschweres<br />
Grundstück nicht unentgeltlich zu überlassen,<br />
ist richtig. erinnerungen werden wach an die<br />
Posse um das Aussehen der deutschen WM-<br />
(innen-)Städte 2006 durch das FiFA-Diktat. Am<br />
ende verlangt der DFB noch, dass die große<br />
Kirche neben dem Hauptbahnhof abgerissen<br />
werden muss – das Museum steht zu sehr in<br />
ihrem Schatten. Der Funktionärsriege um DFB-<br />
Chef Theo Zwanziger müssen Grenzen aufgezeigt<br />
werden. Aber der Widerstand gegen die<br />
… oder dann doch lieber hier?! Es ist Ihre Entscheidung!<br />
allzu anmaßende Obrigkeit ist in <strong>Köln</strong> nicht<br />
erst seit 1288 (Schlacht bei Worringen, Anm. d.<br />
Autors) eine Art natürlicher Reflex. Fußballmuseum:<br />
Ja – aber nicht um jeden Preis.<br />
Wer in sich geht, sich noch einmal die Namen<br />
der Bewerber vor Augen führt: Dortmund,<br />
Gelsenkirchen, Oberhausen, <strong>Köln</strong>. Wer sich<br />
klar macht, welche Standorte angeboten werden:<br />
Dortmunder innenstadt, Gelsenkirchener<br />
Niemandsland, Oberhausener industriebrache,<br />
<strong>Köln</strong>er innenstadt. Wer den größtmöglichen<br />
erfolg für das Deutsche Fußballmuseum<br />
möchte, dem muss eigentlich klar sein, für dieses<br />
<strong>Projekt</strong> kann es nur einen Standort geben:<br />
<strong>Köln</strong>.<br />
„Wir sind unter den Top 4!“<br />
K. Daftari und A. Klein treffen Christopher lymberopoulos<br />
Ein verregneter Wintertag im kölner grüngürtel, wir sind mit Fc-Pressesprecher christopher<br />
lymberopoulos zu einem interview im geißbockheim verabredet. Die zeit vergeht<br />
im Flug und nach zwei stunden haben wir einen tollen und sehr sympathischen Menschen<br />
kennengelernt, der jeden Tag mit ganzem herzen für den Fc arbeitet.<br />
hallo herr lymberopoulos,<br />
sie sind schon<br />
seit drei Jahren Pressesprecher<br />
beim Fc!<br />
Wie sind sie zum Fc<br />
gekommen?<br />
Das ist richtig, seit Dezember<br />
2005 bin ich beim <strong>FC</strong>. Der <strong>FC</strong> ist damals<br />
auf mich zugekommen in einer schwierigen<br />
Zeit. Mein erster Arbeitstag war der Tag<br />
der entlassung von Uwe Rapolder, einen Tag<br />
nach dem Rücktritt von Manager Rettig und<br />
nach dem schlimmen Spiel in Bielefeld.<br />
Was haben sie vorher gemacht?<br />
ich habe vorher 17 Jahre als Journalist gearbeitet,<br />
angefangen habe ich bei der ARD<br />
Sportschau, danach bin ich zu SAT.1 „ran“ gewechselt,<br />
wo ich zehn Jahre gearbeitet habe.<br />
Danach war ich für Premiere und das DSF im<br />
einsatz. Zudem habe ich für die Tageszeitung<br />
die WelT und die „Welt am Sonntag“ als Autor<br />
geschrieben.<br />
gibt es eine interessante oder lustige<br />
geschichte, die sie als TV-Reporter mit<br />
dem Fc hatten?<br />
leider war die Zeit, wo ich den <strong>FC</strong> betreut habe,<br />
keine lustige Zeit. von 1993 bis 2003 gings immer<br />
eher gegen den Abstieg. Allerdings hatte<br />
der <strong>FC</strong> immer interessante Typen, ich denke da<br />
an Toni Polster, der war ein sehr angenehmer<br />
und interessanter Gesprächspartner war. Oder<br />
ewald lienen, da hatten interviews oft den<br />
Charakter eines verbalen Boxkampfes, aber es<br />
war mit immer ihm immer sehr interessant und<br />
herausfordernd. Wir mögen uns bis heute.<br />
ist es ein Unterschied, jetzt quasi auf der<br />
anderen seite zu stehen?<br />
Für mich ist das gar nicht so, dass ich jetzt auf<br />
der „anderen Seite“ stehe. Dadurch, dass ich als<br />
Journalist die Bedürfnisse der Kollegen kenne,<br />
sehe ich mich eher als der vermittler zwischen<br />
der Presse und dem verein. Natürlich sehe ich<br />
dabei immer die interessen <strong>des</strong> <strong>FC</strong>, aber versuche<br />
dabei ein fairer und offener Ansprechpartner<br />
für die Medien zu sein.<br />
Was sind ihre genauen aufgaben?<br />
ich koordiniere die vielfältigen interviewanfragen.<br />
Stimme mit den handelnden Personen die<br />
Botschaften ab, die wir nach außen geben und<br />
berate alle im verein bei Medienanfragen und<br />
-auftritten. ich muss wissen, welche Themen<br />
kommen auf uns zu und wie positionieren wir<br />
uns? Gleichzeitig arbeite ich selbst noch journalistisch.<br />
Wir haben vier eigene Medien mit<br />
unserem internetauftritt bei www.fc-koeln.de,<br />
mit dem Geißbockecho, wir haben unsere <strong>Fan</strong>-<br />
Tv-Sendung bei CenterTv und jetzt ganz neu<br />
das <strong>FC</strong> Tv im Web. Das ist ein ganz neues span-
36 kösch liVE – Magazin > inTERViEW lyMBEROPOUlOs<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 37<br />
nen<strong>des</strong> <strong>Projekt</strong>, wo unseren <strong>Fan</strong>s nun unsere<br />
Spiele zeitversetzt, Re-live und als Zusammenfassung<br />
gezeigt werden.<br />
als Pressesprecher kennt man doch fast<br />
je<strong>des</strong> geheimnis im Verein, ist es schwierig<br />
damit umzugehen?<br />
ich würde es gar nicht „Geheimnisse“ nennen.<br />
Das was wir hier beim <strong>FC</strong> entscheiden, machen<br />
wir transparent und vertrauensvoll. eine<br />
meiner Aufgaben ist es, alles so zu koordinieren,<br />
dass es zum richtigen Zeitpunkt und vor<br />
allem sachlich richtig und im richtigen Zusammenhang<br />
in den Medien erscheint. Das<br />
was ich hier mache, trägt wesentlich zum Klima<br />
innerhalb <strong>des</strong> vereins bei. ich muss dabei<br />
versuchen, immer alle im Blick zu halten und<br />
allen die entsprechende öffentliche Wertschätzung<br />
zu geben. Das transportieren der<br />
Botschaften und <strong>des</strong> images <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ist<br />
einer meiner Kernaufgaben.<br />
„Quantensprünge im<br />
internetbereich“<br />
Wir möchten sie auch privat kennenlernen,<br />
erzählen sie uns etwas über sich selbst?<br />
Also, wie man an meinem Namen sieht, bin<br />
ich griechischer Abstammung, mein vater<br />
kommt aus Griechenland. ich bin in Deutschland<br />
aufgewachsen, habe aber mein Abitur<br />
auf der deutschen Schule in Athen gemacht<br />
und danach Geschichte und Politik studiert.<br />
Mein Wunsch war es schon immer als Journalist<br />
zu arbeiten. Das Gute beim Sport war, dass<br />
die veranstaltungen am Wochenende waren,<br />
das ließ sich gut mit dem Studium vereinbaren<br />
So habe ich schon früh Blut geleckt und<br />
da mich der Fußball schon immer fasziniert<br />
hat, bin ich dabei geblieben.<br />
sind sie Fc-<strong>Fan</strong>? sind sie es geworden<br />
oder waren sie es schon immer?<br />
Den Job kann ich nur machen, wenn ich mich<br />
100% mit dem verein identifiziere, dazu muss<br />
man mit dem Herz dabei sein. Denn es ist ein<br />
sehr aufwendiger Job, der zeitintensiv ist, der<br />
aber auch riesengroßen Spaß macht, weil er<br />
einem viel zurückgibt. Aber auch wenn es<br />
schwer fällt, darf ich kein <strong>Fan</strong> sein, denn ich<br />
muss den Überblick behalten und darf nicht<br />
nur aus einer emotion heraus handeln.<br />
in den drei Jahren, in denen sie hier sind,<br />
ist ja einiges passiert, was zum Beispiel<br />
das Medienaufkommen betrifft, können<br />
sie uns das beschreiben?<br />
Der Medienbereich ist ein sehr schnelllebiges<br />
und sich sehr schnell wandeln<strong>des</strong> Geschäft.<br />
Das Aufkommen wird je<strong>des</strong> Jahr größer, auch<br />
bedingt durch das ständig wachsende internet.<br />
Aber auch wir beim <strong>FC</strong> versuchen uns<br />
ständig zu verbessern und erschließen unseren<br />
<strong>Fan</strong>s immer mehr und neue Möglichkeiten,<br />
an informationen über den <strong>FC</strong> zu gelangen.<br />
Auch wenn ich mir die entwicklung bei<br />
unserer Homepage anschaue, machen wir<br />
je<strong>des</strong> Jahr Quantensprünge. Mit dem neuen<br />
<strong>FC</strong>-Tv, sind wir genau den Bedürfnissen<br />
der <strong>Fan</strong>s gerecht geworden. Das zeigen uns<br />
die Abonnentenzahlen. Da hatten wir schon<br />
nach einer Woche die 1000er Marke gebrochen.<br />
Dafür brauchen andere vereine Jahre.<br />
Das zeigt, wie sehr die <strong>Fan</strong>s den <strong>FC</strong> lieben und<br />
informationen wollen. Das wissen natürlich<br />
auch die uns begleitenden Tageszeitungen<br />
in <strong>Köln</strong> und überregional. Also der Bereich<br />
Medien ist unheimlich gewachsen, was das<br />
Medienaufkommen betrifft, liegt der <strong>FC</strong> unter<br />
den Top 4 in der Bun<strong>des</strong>liga.<br />
Und die sportliche Entwicklung in den<br />
letzten drei Jahren?<br />
Hier ist mit einer großen Kraftanstregung, aber<br />
vor allem gemeinsam, in den letzten Jahren<br />
ganz vieles zum Positiven verändert worden.<br />
Herauszukommen aus dem Teufelskreis Auf-<br />
und Abstieg bedeutet, das richtige Konzept<br />
zu haben, die richtigen Personen am richtigen<br />
Ort und den Glauben daran, es zu schaffen.<br />
Wir beim <strong>FC</strong> mussten oft gegen Mistrauen<br />
und Skepsis ankämpfen. So etwas schaffst Du<br />
nur als Team, wenn jeder jeden unterstützt.<br />
Durch den Aufstieg ist hier nun eine euphorie<br />
entfacht worden und das Arbeiten geschieht<br />
in einer ganz anderen Atmosphäre.<br />
„Die jungen spieler reifen im<br />
Umgang mit den Medien.“<br />
Müssen sie als Pressesprecher auch aufpassen,<br />
dass ein spieler oder Funktionär<br />
nichts Falsches erzählt?<br />
es hängt ja oft auch davon ab, was aus dem<br />
interview gemacht wird. Hier beim <strong>FC</strong> arbeiten<br />
Profis und wir sprechen die entscheidenden<br />
Themen vorher ab. Manchmal muss ich<br />
aufpassen, dass jemand nicht zu emotional<br />
nach einem Spiel reagiert und sich dann am<br />
ende selbst schadet.<br />
haben sie einen lieblingsspieler?<br />
Nein, absolut nicht! ich verstehe mich mit allen<br />
Spielern sehr gut. interessant ist es in meinem<br />
Bereich zu sehen, wie auch die jungen Spieler<br />
immer reifer werden und sich entwickeln. Mir<br />
ist es wichtig, dass unsere Spieler souverän mit<br />
den Medien umgehen. ich begleite unsere<br />
Jungs dort gerne und unterstütze sie da.<br />
Was sagen sie zum Podolski-Transfer und<br />
dem ganzen hype drum herum?<br />
Der Transfer ist ein weiterer Meilenstein in<br />
der Geschichte <strong>des</strong> vereins. es zeigt uns allen;<br />
aber auch nach außen, den <strong>Fan</strong>s und der Öffentlichkeit,<br />
dass hier etwas passiert und man<br />
mit dem erreichten noch nicht zufrieden ist<br />
und sich weiter entwickeln möchte.<br />
„Fc-Jeföhl kann man nicht<br />
kaufen!“<br />
anderes Thema: Wie sehen sie das „<strong>Projekt</strong>“<br />
hoffenheim?<br />
Wissen Sie, wenn ich unsere <strong>Fan</strong>s frage, was<br />
der <strong>FC</strong> für sie bedeutet, höre ich immer: „Der<br />
<strong>FC</strong> ist ein Jeföhl“ und Gefühle kann man nicht<br />
kaufen. Der <strong>FC</strong> ist etwas einzigartiges und <strong>des</strong>wegen<br />
lieben die Menschen den <strong>FC</strong> so sehr.<br />
am wievielten spieltag können wir den<br />
nicht-abstieg feiern?<br />
ich denke, dass wird noch ein hartes Stück<br />
Arbeit. Wir sind auf einem guten Weg, aber<br />
es wird nicht leicht. Wir haben noch schwere<br />
Spiele vor uns und ich möchte alle warnen,<br />
die glauben wir sind schon so gut wie durch.<br />
Erzählen sie uns doch bitte eine anekdote<br />
aus drei Jahren Fc!<br />
Ach, da gibt es einige. Aber eine ist mein erster<br />
Arbeitstag, der mit einer Pressekonferenz<br />
und den Worten begann: „Meine Damen und<br />
Herren, wir geben bekannt, dass wir uns von<br />
unserem Cheftrainer Uwe Rapolder getrennt<br />
haben.“ Keine schöne und auch keine lustige,<br />
aber eine echte <strong>FC</strong>-Geschichte. Heute kann<br />
ich darüber schmunzeln, aber damals fanden<br />
wir das alle nicht so lustig, glauben sie mir!<br />
Vielen Dank für das interview.
38 kösch liVE – Magazin > EURO sERiE: DERBy aUF’M DORF<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 39<br />
Ein total verrücktes Dorf<br />
Bastian Hoyer erlebte den D-day<br />
ajax gegen Feyenoord mag der höhepunkt einer jeden halbserie in den niederlanden<br />
sein. Das unumstrittene Derby ist ohne jeden zweifel aber spakenburg gegen ijsselmeervogels<br />
– das sogenannte Dorpsderby. zweimal im Jahr kommt es am Eemmeer zum<br />
sogenannten D-day.<br />
Für Thijs Houwing, seines Zeichens Angreifer<br />
in Diensten <strong>des</strong> Sv Spakenburg, ist „je<strong>des</strong> Derby<br />
ein Finale.“ in der abgelaufenen Spielzeit<br />
hatten die ijsselmeervogels in beiden Partien<br />
deutlich das Nachsehen. Neben dem speziellen<br />
Charakter dieses ‚Superclasicos’ <strong>des</strong> niederländischen<br />
Fußballs, kommt diesem nie<br />
langweiligen Duell zumeist auch eine sportlich<br />
ungemein wichtige Rolle zu.<br />
eine Niederlage würde die Meisterschaftschancen<br />
von Spakenburg, wie der Sv kurz<br />
genannt wird, erheblich mindern. Andersherum<br />
wäre ein Sieg der vogels eine kleine<br />
vorentscheidung im Rennen um die Staffelmeisterschaft<br />
in der Hoofdklasse B. Nur der<br />
spielt mit den beiden anderen erstplatzierten<br />
den Samstagsmeister aus, welcher wiederum<br />
in Hin- und Rückspiel gegen sein entsprechen<strong>des</strong><br />
Pendant der Sonntagsfußballer antritt.<br />
Der Klub, welcher auch noch diese letzte<br />
Hürde erfolgreich gemeistert hat, darf sich<br />
schlussendlich „Algeheel Amateurkampioen“<br />
nennen – Gesamt-Amateurmeister. Bereits<br />
sechs Mal gelangte der Teller in Spakenburger<br />
vitrinen. Fünf Titel gingen an die ijsselmeervogels,<br />
ursprünglich der Klub der Fischer. Der<br />
Sv Spakenburg, traditionell der verein der<br />
Kleriker und Kaufleute, sicherte sich immerhin<br />
einen lan<strong>des</strong>titel. Heutzutage gelten diese<br />
Unterscheidungen nicht mehr. Als einheimischer<br />
wird man entweder in eine blaue oder<br />
rote Familie hineingeboren. Zugezogene richten<br />
sich meist nach den Nachbarn oder der<br />
am Arbeitsplatz vorherrschenden Tendenz,<br />
um die eigene integration zu beschleunigen.<br />
Ein ewiges hin und her<br />
Die Gemeinde Spakenburg erlebte das erste<br />
offizielle Derby am 25. Juni 1932. Bereits kurze<br />
Zeit später begann das gegenseitige Abwerben<br />
von Spielern. Um eine mögliche eskalation<br />
zu verhindern, teilte der niederländische<br />
Fußballverband KNvB die beiden vereine<br />
in unterschiedliche Staffeln ein. inzwischen<br />
besteht ein gegenseitiges mündliches Abkommen,<br />
worin sich die Clubs verpflichtet<br />
haben, Abstand von Abwerbungsversuchen<br />
zu nehmen. Und dennoch: Beide vereine stehen<br />
permanent in direktem Wettbewerb zu<br />
einander. Sei es das sportliche Tagesgeschäft,<br />
Spielerverpflichtungen oder aber die stetige<br />
verbesserung der eigenen infrastruktur, wozu<br />
zuallererst das jeweilige Stadion zählt. Aber<br />
das birgt ein weiteres – die gesunde Rivalität<br />
verstärken<strong>des</strong> – Problem in sich: die ungewöhnliche<br />
lage. Zwischen Ortskern, Wohngebiet<br />
und Deich eingezwängt, befinden<br />
sich beide Stadien rechtwinklig zu einander<br />
angeordnet. Ähnliche Konstellationen gibt es<br />
in Dundee bei <strong>FC</strong> und United sowie auch in<br />
Buenos Aires zwischen Racing und independiente.<br />
Doch bei<strong>des</strong> ist kein vergleich zu der<br />
Situation in Spakenburg, die keinerlei Raum<br />
für erweiterungsmaßnahmen bietet. So<br />
grenzt Spakenburgs Haupttribüne unmittelbar<br />
an die Klubkantine und den Stadioneingang<br />
der ijsselmeervogels.<br />
Mehrmals wollte schon einer der beiden<br />
vereine wegziehen vom Sportpark ‚De Westmaat’.<br />
Jedoch tat sich bislang keiner leicht mit<br />
dem Gedanken an einen möglichen Wegzug,<br />
infolge<strong>des</strong>sen es beim Status Quo blieb und<br />
vermutlich auch erst einmal bleiben wird.<br />
einigkeit herrscht immerhin zwischen beiden<br />
vereinsvorständen bei der Benennung der<br />
verantwortlichen für diese Misere, die sie<br />
meinen im örtlichen Rathaus ausgemacht zu<br />
haben. lediglich ein wenig Geld für die Umwandlung<br />
der Trainingsplätze von Gras auf<br />
Kunstrasen wurde dort zur verfügung gestellt.<br />
Sollte sich irgendwann in ferner Zukunft doch<br />
einer der beiden Klubs mit einem Neubau an<br />
anderer Stelle arrangieren können, so müsste<br />
einiges an finanzieller entschädigung fließen.<br />
Nahezu die gesamten Aufwendungen für den<br />
Ausbau der Spielstätten haben die vereine in<br />
eigenregie geschultert. Angetrieben auch<br />
durch die Aktivitäten <strong>des</strong> jeweils anderen, was<br />
ein gegenseitiges Hochrüsten wie in Zeiten<br />
<strong>des</strong> Kalten Krieges bewirkte. Was der eine sich<br />
anschaffte, musste der andere auch unbedingt<br />
haben – wenn möglich eine Nummer besser<br />
oder größer. lediglich auf logen wollen die<br />
ijsselmeervogels bewusst verzichten, um das<br />
Klischee <strong>des</strong> Arbeitervereins noch ein wenig<br />
aufrecht zu erhalten. Ansonsten haben die<br />
Spakenburger Klubs, für die vorherrschenden<br />
verhältnisse in den Hoofdklassen, regelrechte<br />
luxusvarianten von Haupttribünen, die sowohl<br />
über Räumlichkeiten für Administration<br />
sowie Kabinentrakt verfügen. Außerdem können<br />
beide vereine rotierende Werbebanden,<br />
eine eigene Sporthalle mit angebauter vereinskneipe,<br />
eine <strong>Fan</strong>-vereinigung, Stewards,
40 kösch liVE – Magazin > EURO sERiE: DERBy aUF’M DORF<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 41<br />
Scouts, ein Wintertrainingslager in südlichen<br />
Gefilden, Kunstrasenplätze der neuesten<br />
Generation und eine große Saisoneröffnung<br />
aufbieten. Zur erinnerung: es sind bei<strong>des</strong><br />
wohlgemerkt Amateurvereine. Allerdings<br />
verfügt jeder auch über einen siebenstelligen<br />
etat. Dadurch bietet sich Spielern eine exzellente<br />
verdienstmöglichkeit, die innerhalb der<br />
Hoofdklassen allenfalls ein halbes Dutzend<br />
vereine bietet. Dieses finanzielle Fundament,<br />
welches durch die zahlreichen Klein- und Mittelsponsoren<br />
resultiert, die beide vereine hinter<br />
sich wissen, würde einen Aufstieg in die<br />
zweite liga durchaus aushalten.<br />
Seit einiger Zeit überlegt der KNvB vom geschlossenen<br />
ligasystem wieder abzurücken<br />
und den Amateurmeister bei entsprechender<br />
wirtschaftlicher leistungsfähigkeit aufsteigen<br />
zu lassen. Sollte dies für einen der beiden<br />
Klubs aus dem Fischerstädtchen irgendwann<br />
Realität werden, bleibt abzuwarten, ob nicht<br />
sogar zugunsten <strong>des</strong> Derbys darauf letztlich<br />
verzichtet wird.<br />
interessantes Farbenspiel<br />
Der Morgen <strong>des</strong> Derbys ist kalt und der Kaffee<br />
in der Kantine der ijsselmeervogels hilft<br />
wahre Wunder. eine Jugendmannschaft feiert<br />
dort bereits den Gewinn eines Turniers.<br />
Grund zum Feiern gab es in der vergangenheit<br />
hier häufiger als ein paar Meter weiter<br />
bei den Blauen. Davon zeugen auch die fünf<br />
Sterne über dem Schriftzug, jeder stellvertretend<br />
für einen Amateurtitel. ein zweiter Platz<br />
zählt beim, wegen<br />
der erfolge und<br />
<strong>des</strong> Trikotmusters<br />
genannten „Ajax<br />
der Amateure“<br />
nichts. Dementsprechend<br />
passt<br />
es, dass der Sv<br />
Spakenburg für<br />
sich in Anspruch<br />
nimmt der geselligere<br />
verein zu<br />
sein. Selbst nach<br />
einer Niederlage<br />
sei in der vereinskneipe<br />
‚De Stormvogel’<br />
eine prächtige<br />
Stimmung.<br />
Die herrscht auch<br />
den gesamten vormittag<br />
über im beschaulichen Ortskern. Statt<br />
aggressiven Pöbeleien wird frittierter Fisch<br />
in rauen Mengen verspeist. Überhaupt ist es<br />
eine eher nach innen getragene Rivalität, die<br />
das Spakenburger Derby zu einem speziellen<br />
macht. Trotzdem wird in „gemischten“ Famili-<br />
en dem Frieden zuliebe bei Zusammenkünften<br />
auf Gespräche rund um den Fußball verzichtet.<br />
es soll auch vereinsanhänger geben,<br />
in deren Schrank kein Kleidungsstück in den<br />
feindlichen Farben zu finden ist. Und sogar<br />
zum Derby gehen manche nur, wenn es auf<br />
eigenem Terrain stattfindet. Das „Auswärtsspiel“<br />
verbringen einige lieber bei einer Tasse<br />
Kaffee vor dem Radio oder videotext, statt<br />
acht euro in die Kasse <strong>des</strong> Rivalen zu zahlen.<br />
Schlicht unvorstellbar für manch einen, jedoch<br />
unablässig um einlass zu einem ereignis<br />
zu erhalten, welches Menschen aus dem ganzen<br />
land magisch anzieht.<br />
Mit 8000 Zuschauern<br />
ist die Heimstätte<br />
von Spakenburg,<br />
die ende der<br />
1960er Jahre von<br />
Joop van Basten<br />
betreut wurden,<br />
dem vater <strong>des</strong><br />
derzeitigen Ajax-<br />
Trainers, proppevoll. Die Atmosphäre lässt<br />
sich am besten mit der auf der britischen insel<br />
vorherrschenden beschreiben. Am ende<br />
bejubelt der Anhang der Roten einen ungefährdeten<br />
3:1-Sieg. Für beide <strong>Fan</strong>-Gruppen ist<br />
ein Sieg im Ortsderby weitaus wichtiger als<br />
die Staffelmeisterschaft. Doch bei den ijsselmeervogels<br />
scheint in dieser Spielzeit bei<strong>des</strong><br />
miteinander kombinierbar.<br />
Der SvS kann den vogels im Mai mit einem<br />
Sieg noch deren sehr wahrscheinliche Meisterfeier<br />
trüben, doch für Größeres müssen<br />
sich die ‚Blauwen’ bis nächste Saison gedulden.<br />
Zur erwartungshaltung am Westdijk äußerte<br />
sich ein Trainer einmal wie folgt: „Jeder<br />
im Amateurfußball will Trainer in Spakenburg<br />
werden – bis er es ist.“ es ist nun mal kein gewöhnliches<br />
Dorf dieses Spakenburg.
42 kösch liVE – Magazin > Manni BREUckMann in kölsch liVE<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 43<br />
„neutralität muss sein“<br />
Schlusskonferenz mit Hotte Neumann und Manni Breuckmann<br />
Das auswärtsspiel in Bochum, Dezember 2008. Für Manni Breuckmann war es das letzte<br />
spiel als Radio-Reporter. Mit seiner unverwechselbaren stimme brachte er seit 1972<br />
die Bun<strong>des</strong>liga in Millionen Wohnzimmer. an dieser stelle erzählt er vom Job als Fußballkommentator,<br />
dem leben danach und der Besonderheit <strong>des</strong> <strong>1.</strong> Fc köln. Endlich auch über<br />
seine „offizielle liebe“!<br />
hallo Manni Breuckmann, überrascht es<br />
sie, von einem <strong>Fan</strong>zine <strong>des</strong> <strong>1.</strong> Fc köln interviewt<br />
zu werden? nicht wenige Fc-<strong>Fan</strong>s<br />
sahen sie manchmal etwas (zu) kritisch in<br />
sachen Fc-Berichterstattung. Einige sprachen<br />
sogar vom „Fc-hasser Breuckmann“.<br />
in welcher Beziehung stehen sie denn<br />
wirklich zum <strong>1.</strong> Fc köln?<br />
ein <strong>FC</strong>-Hasser bin ich schon alleine <strong>des</strong>wegen<br />
nicht, weil ich im Fußball nichts „hassen“ kann.<br />
Außer vielleicht ellenbogen-Checks! Wenn<br />
ich mich gründlich überprüfe: Mein verhältnis<br />
zum <strong>FC</strong> ist neutral, die halbe Stunde vor dem<br />
Spiel im Stadion liebe ich sogar. Daum finde<br />
ich allerdings manchmal ganz furchtbar. ich<br />
kenne übrigens welche, die würden an dieser<br />
Stelle ganz furchtbar über die ganz geheime<br />
Stelle in ihrem Herzen rumsülzen, an der sie<br />
den <strong>FC</strong> gar schrecklich „lieb haben“.<br />
nach Jahrzehnten Radio sind sie mit 57<br />
Jahren nun im Vorruhestand. Was machen<br />
sie heute, wie verbringen sie ihre Freizeit?<br />
ich bin im Moment für längere Zeit auf Mallorca,<br />
schreibe an einem Buch („Die 50 spektakulärsten<br />
Momente <strong>des</strong> deutschen Fußballs“,<br />
d. Red.) und fliege alle paar Wochen<br />
nach Deutschland, um veranstaltungen zu<br />
moderieren.<br />
Was fehlt ihnen gut zwei Monate nach<br />
ihrem letzten arbeitstag am meisten?<br />
ich sitze jetzt nicht samstags weinend vor<br />
dem Radio! Das Päckchen Wehmut habe ich<br />
schon im Dezember geöffnet und komplett<br />
geleert. es läuft jetzt ein neuer Abschnitt in<br />
meinem leben, und am meisten freue ich<br />
mich darauf, komplett freie Wochenenden zu<br />
haben. Das gab es nämlich seit 1972 viel zu<br />
selten.<br />
gibt es etwas, was sie heute anders<br />
machen würden?<br />
Beruflich würde ich es immer wieder genau<br />
so machen. es waren ein paar Zufälle oder<br />
glückliche Fügungen im Spiel, im Ganzen ist<br />
es optimal gelaufen.<br />
nein zu leo kirch<br />
Einmal sagten sie, für das Fernsehen wären<br />
sie nicht schön genug. gab es wirklich<br />
nie die absicht, ins TV zu wechseln?<br />
es gab ein paar versuchungen, denen ich<br />
aus verschiedenen Gründen heldenhaft wi-<br />
derstanden habe. ich hätte z.B. zu Premiere<br />
wechseln und mir dann den ganzen Kirch-<br />
Crash antun können. Gott sei dank habe ich<br />
es nicht getan. ich bin ein Radiomann, und<br />
die diversen Ausflüge zum Fernsehen reichten<br />
vollkommen. Der DSF-Doppelpass bleibt<br />
übrigens!<br />
kommen wir zum Menschen Manni<br />
Breuckmann. ich bin in drei Worten:<br />
... zuverlässig, kumpelhaft, ungeduldig!<br />
Der Fußball-<strong>Fan</strong> kannte sie und ihre<br />
arbeit hauptsächlich von samstag halb<br />
vier bis 17:20 Uhr. Welcher arbeit gingen<br />
sie unter der Woche nach?<br />
Unter der Woche habe ich auf WDR 2 aktuelle<br />
Sendungen moderiert, Beiträge gemacht<br />
(früher Gerichtsreportagen und lan<strong>des</strong>politische<br />
Kommentare d. Red.) und natürlich das<br />
Tippspiel‚ „Manni gegen den Rest der Welt“.<br />
Relaxed ans Mikro<br />
Wie sah ein typischer spieltag für den<br />
Radioreporter Manni Breuckmann aus?<br />
Mein Spieltag begann um 8 Uhr. Halb neun<br />
Frühstück. Die vorbereitung mit Zeitungen,<br />
internet, Statistiken etc. dauerte etwa<br />
eineinhalb Stunden. Danach war meistens<br />
noch Zeit zum Relaxen, sehr gerne in meiner<br />
geliebten Badewanne.12:30 Uhr war dann
44 kösch liVE – Magazin > Manni BREUckMann in kölsch liVE<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 45<br />
Abreise ins Stadion. Bevor es um 15 Uhr auf<br />
meinem Reporterplatz ging, gab es die üblichen<br />
Gespräche mit Kollegen, Offiziellen oder<br />
auch Trainern. Arbeitsende, mit abschließenden<br />
Kommentaren und Pressekonferenz, war<br />
meistens etwa eine Stunde nach dem Spiel.<br />
Worauf kommt es bei einem guten Radiokommentator<br />
an? Welche Rolle spielt dabei<br />
die „vorgeschriebene neutralität“?<br />
Neutralität muss sein! Außer bei länderspielen<br />
und europapokalspielen.<br />
ist mir auch, ganz ehrlich, nie schwer gefallen,<br />
weil ich sowieso eine innere Distanz zu dem<br />
ganzen Geschehen habe. ein guter Radiokommentator<br />
muss ein guter Beobachter sein, mit<br />
Sprache umgehen können, reaktionsschnell<br />
sein. eine gute Stimme darf er auch haben,<br />
eine Portion Witz kann nicht schaden – und<br />
von Fußball sollte er auch Ahnung haben.<br />
Welches spiel war das Beeindruckendste<br />
ihrer karriere?<br />
Da gibt’s mehrere. Beispielsweise das Saisonfinale<br />
2001, „Meister der Herzen“, wat für’n<br />
Scheiß! Natürlich auch die europapokalsiege<br />
von Schalke und Dortmund 1997.<br />
Breuckmann, der <strong>Fan</strong><br />
sie gelten als ein kind <strong>des</strong> Ruhrgebietes.<br />
sie mögen zwar alle Ruhrpottvereine hieß<br />
es immer, hätten aber eine schwäche<br />
für ein Team aus gelsenkirchen. so ganz<br />
offiziell standen sie ja nie zu „ihren“<br />
schalkern...<br />
„Ganz offiziell“ wäre ein Problem gewesen,<br />
siehe oben erwähnte Neutralität. ich hatte<br />
überhaupt keine lust, mir bei jeder kriti-<br />
schen Bemerkung über den BvB vorwerfen<br />
zu lassen, ich würde das machen, weil ich ein<br />
Schalker bin. Aber es ist schon wahr: ich habe<br />
eine Schwäche für Schalke 04.<br />
Was ist bzw. war für sie das Besondere am<br />
<strong>1.</strong> Fc köln?<br />
eindeutig die <strong>Fan</strong>s! Sie machen fast je<strong>des</strong> Mal<br />
die Hütte voll, verbreiten eine super Stimmung.<br />
Und außerdem das berühmte kölsche<br />
„Himmelhochjauchzend-zu-Tode-betrübt“.<br />
Nach drei Siegen: europacup, nach drei Niederlagen:<br />
3. liga!<br />
haben sie vielleicht nach all den Jahren<br />
eine geschichte, welche sie jetzt im nachhinein<br />
schmunzeln lässt, zum damaligen<br />
zeitpunkt aber eher weniger witzig war?<br />
ich bin mal im <strong>Köln</strong>er Stadion bei einem<br />
länderspiel Helmut Schön für ein interview<br />
förmlich hinterhergelaufen. ich habe alle anderen<br />
Promis stehen lassen! Als ich dann zum<br />
damaligen Bun<strong>des</strong>trainer vorgedrungen war,<br />
sagte er in seinem breiten Sächsisch: „Ooch,<br />
könn mer das nisch moogen mochn?“. ich<br />
stand interview-technisch mit leeren Händen<br />
da und wollte auf der Stelle tot umfallen.<br />
sie haben den Fußball mit all seinen Veränderungen<br />
in der Vergangenheit genauestens<br />
beobachtet. Wo steht der deutsche<br />
Fußball in 10 bis 15 Jahren? hat dann<br />
jeder club seinen eigenen „hopp“?<br />
Der deutsche Fußball wird weltweit betrachtet<br />
immer noch im oberen Drittel, aber nicht<br />
ganz oben stehen. Die verhältnisse werden<br />
noch kommerzieller sein! irgendwie werden<br />
sie aber verhindern, dass sich irgendein<br />
Scheich einen deutschen Club kauft. Kriti-<br />
schen Journalismus wird es wahrscheinlich<br />
nicht mehr geben. Wir sitzen alle in einem<br />
Boot und finden die Bun<strong>des</strong>liga und die Nationalmannschaft<br />
einfach „suuuuper“!<br />
Unser auswärtsspiel in Bochum war<br />
gleichzeitig ihr letztes spiel als Radiomoderator<br />
auf WDR 2. Wo werden beide<br />
clubs am Ende der saison landen?<br />
Der <strong>FC</strong> wird ungefähr da landen, wo er jetzt<br />
steht; der vfl Bochum wird nicht absteigen.<br />
Drei Wünsche für sie, ihre Familie und für<br />
den <strong>1.</strong> Fc köln?<br />
Klingt abgelutscht, bleibt aber trotzdem<br />
wichtig: Gesundheit, Zufriedenheit, Spaß am<br />
leben. Und dem <strong>FC</strong> wünsche ich, dass er sich<br />
endlich in der liga etabliert und auch mal<br />
wieder international spielt: 8.000 <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s in<br />
Barcelona, davon muss man doch nicht immer<br />
nur träumen!<br />
Manni, vielen Dank für das gespräch. Weiterhin<br />
alles gute und (ausnahmsweise)<br />
glück auf!
46 kösch liVE – Magazin > höhnER UnD Fööss in Mg<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 47<br />
auswärtsspiel<br />
Marcus Flesch schüttelt den Kopf über inkonsequenz und Naivität<br />
kaum eine kölsche Musikgruppe, die den <strong>1.</strong> Fc köln nicht in einem ihrer lieder erwähnt.<br />
Ein – lukrativer – Tribut an die Popularität <strong>des</strong> größten Vereins der stadt. aber ziehen diese<br />
lieder auch vor auswärtigem Publikum? Bläck Fööss und höhner wollten es testen – und<br />
stellten Erstaunliches fest.<br />
ende Januar wurde am Niederrhein Karneval<br />
gefeiert. Nichts Ungewöhnliches in der<br />
Region zu dieser Jahreszeit. Merkwürdig mutete<br />
nur an, dass auf der Sitzung im Zeichen<br />
der Raute Spitzenkräfte <strong>des</strong> <strong>Köln</strong>er Karnevals<br />
– umjubelt – auftraten. vor leuten also,<br />
die keine Gelegenheit auslassen <strong>Köln</strong> und<br />
seinen einwohnern die Pest an den Hals zu<br />
wünschen. Als „Meisterwerk der integration“<br />
bezeichnete die Online-Ausgabe der „Rheinischen<br />
Post“ am 4. Februar den Auftritt von<br />
Bläck Fööss, Höhnern, Rabaue, Blötschkopp<br />
sowie Blom un Blömcher. Denn besagte<br />
Künstler „traten nicht nur bereitwillig … auf,<br />
sie wurden – zumin<strong>des</strong>t zeitweilig – zur Borussia<br />
bekehrt“.<br />
Ursache und Wirkung<br />
eine lawine von wüsten Beschimpfungen in<br />
den Online-Gästebüchern insbesondere von<br />
Bläck Fööss und Höhnern war die Folge. in diversen<br />
internetforen wurde leidenschaftlich<br />
über den „verrat“ diskutiert. verrat? Zumin<strong>des</strong>t<br />
bei Bläck Fööss und Höhnern ist durch Fotos<br />
belegt, dass sie sich während ihres Auftritts<br />
vom Prinzen Marcus i. und seiner „Niersia“<br />
(Prinzessin) ilona Schals <strong>des</strong> Abstiegskandidaten<br />
vom Niederrhein umhängen ließen. Die<br />
Bläck Fööss gaben dazu folgen<strong>des</strong> zu Protokoll:<br />
„… Und wenn wir auf der Bühne vom<br />
dortigen Karnevalsprinzen einen Schal umgehängt<br />
bekommen, nehmen wir das sportlich<br />
fair als Gastgeschenk an. Das gebietet der<br />
Anstand! Wir denken, dass wir unsere liebe<br />
zum <strong>FC</strong> nicht beweisen müssen…“. Gut, die<br />
liebe der Bläck Fööss zum <strong>FC</strong> ist ein Thema<br />
für sich. War die Band in der Ära mit Tommy<br />
engels nicht doch eher der Fortuna zugetan?<br />
hausband<br />
Die Höhner jedenfalls haben sich bis zum<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch<br />
nicht öffentlich zu diesem Thema geäußert.<br />
Der Tenor wird wahrscheinlich ein ähnlicher<br />
wie bei den Bläck Fööss sein. Doch bei den<br />
Höhnern ist die Sachlage noch ein wenig<br />
anders als bei Kafi Biermann und Co. So gilt<br />
das ensemble um Henning Krautmacher und<br />
Janus Fröhlich mehr oder weniger offiziell als<br />
Hausband <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>. Die Coverversion<br />
<strong>des</strong> „Runrig“-Klassikers „loch lomond“ – mit<br />
kölschem Text versehen – wurde zur Hymne<br />
<strong>des</strong> <strong>FC</strong>: „Mer stonn zo Dir, <strong>FC</strong> Kölle“. Auch<br />
ein früheres Höhner-lied war lange Jahre die<br />
Hymne <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>: „Unser Hätz schläät för<br />
dä <strong>FC</strong> Kölle“. Mit diesen und anderen Stücken,<br />
in denen der <strong>FC</strong> erwähnung fand, haben die<br />
Höhner sicher den einen oder anderen euro<br />
an den <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s verdient. Die Band wird nicht<br />
müde, ihre liebe zu Stadt und verein zu betonen.<br />
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass<br />
„Oberhohn“ Henning Krautmacher Anhänger<br />
der werbetreibenden Tochter eines Chemiekonzerns<br />
ist.<br />
geld, gold und glück<br />
Die Höhner haben mit ihrem Auftritt am Niederrhein<br />
nur einen weiteren Höhepunkt einer<br />
immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung<br />
der Band erreicht. Handball-WM, Fußballeuropameisterschaft<br />
– erstaunlich, wie oft<br />
man einen Song umschreiben und neu vermarkten<br />
kann. Aber: Wenn nicht jetzt, wann<br />
dann? KvB-Nutzer werden neuerdings auch<br />
vom musikalischen Geflügel beschallt. Die<br />
Höhner haben <strong>Köln</strong> viele schöne lieder ge-<br />
schenkt – das sei ihnen ungenommen. Aber<br />
die liebe zu Stadt und verein endet – nicht<br />
nur bei den Höhnern – immer an der Kasse.<br />
Dennoch, liebe Fööss, Höhner und Kollegen,<br />
lasst euch eines sagen: Die Rivalität zwischen<br />
den <strong>Fan</strong>s <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> und der landbevölkerung<br />
im Grenzland auf die leichte Schulter<br />
zu nehmen ist – gelinde gesagt – erstaunlich<br />
naiv.<br />
inkonsequent<br />
Zu der Reaktion einiger <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s sei an dieser<br />
Stelle auch noch etwas gesagt. Nehmt den<br />
Höhnern den kölschen Pass ab, boykottiert<br />
CDs der betreffenden Bands – alles in Ordnung.<br />
Aber Kritik physischer Natur – egal<br />
gegen wen – ist inakzeptabel. Doch ist von<br />
den lautesten Kritikern zu erwarten, dass sie<br />
die <strong>FC</strong>-Hymne weiterhin ebenso laut mitsingen.<br />
Das nennt man inkonsequent. Genauso<br />
inkonsequent übrigens, wie die Sitzungsteilnehmer<br />
vom Niederrhein: ihr singt unsere<br />
lieder, kommt in unsere Stadt zum einkaufen,<br />
zeigt euren auswärtigen Gästen stolz den<br />
Dom – wer soll euer „Cologne – die Sch…e<br />
vom Dom“-Geplapper eigentlich noch ernst<br />
nehmen? lachbach träumt vom Pokalfinale<br />
’73. <strong>Köln</strong> vom Klassenerhalt ’09 – einem<br />
Traum mit Zukunft. viva Colonia!<br />
hinweis: am 10. März 2009 suchte die<br />
gruppe höhner das gespräch mit den<br />
Fc-<strong>Fan</strong>s im „Treffer“. Die Ergebnisse dieser<br />
begrüßenswerten aussprache lagen<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
48 kösch liVE – Magazin > QUizTiME MiT TEDDy<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 49<br />
Quiztime mit Teddy<br />
Teddy quizzt mit den kölsch live-lesern<br />
0<strong>1.</strong> von welchem verein kam Toni Polster vor der Saison 1993/94??<br />
_ _ _ _ V _ _ _ _ _ _ _ _<br />
02. „De Knoll“ war der Spitzname welches <strong>FC</strong>-Spielers?<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
03. Wegen welcher Krankheit durfte Hennes vii 2000/01 für 2 Spiele nicht ins Stadion?<br />
_ _ _ _ - _ n _ k _ _ _ _ _ _ _ _ _ h _<br />
04. Wie hieß der erste Japaner beim <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> sowie in der Bun<strong>des</strong>liga?<br />
_ _ _ _ _ _ _<br />
05. Wie hieß der erste Gegner in der vereinsgeschichte <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong>?<br />
_ _ P _ _ _ _ _<br />
06. Geburtsort von Wolfgang Overath:<br />
_ _ _ _ _ _ _ _<br />
07. Der <strong>FC</strong> verkaufte „Flocke“ 1979 nicht an den Nürnberger Zoo, in welche Stadt?<br />
_ _ E _ _ _ _ _<br />
08. Gegner beim letzten Pokalsieg:<br />
_ _ _ _ _ _ _ k _ _ _ _<br />
09. Toni Schumacher versuchte sich als Buch-Autor, wie hieß sein Buch?<br />
_ _ _ _ _ _ _<br />
10. Welcher Spieler aus dem aktuellen Kader kommt aus Burkina Faso?<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ U<br />
1<strong>1.</strong> Wie heißt der „besondere“ Wagen <strong>des</strong> Sonderzuges?<br />
_ _ _ _ _ W _ _ _ _<br />
Sorgte mit seinem Tor für den<br />
letzten <strong>FC</strong>-Heimsieg.<br />
12. Welche Band träumt von der Deutschen Meisterschaft und dem heiligen ewald?<br />
_ _ _ _ _ U _ _<br />
13. Zu welcher europäischen <strong>Fan</strong>szene hat die Wilde Horde gute Kontakte? (Der verein)<br />
_ _ _ _ _ _ g<br />
14. Gegen wen trat der <strong>FC</strong> das letzte Mal international in einem Pflichtspiel an?<br />
_ _ _ O _ _ _ _ l l _ _ _<br />
15. Der <strong>FC</strong> zahlte als erster Bun<strong>des</strong>ligaverein über eine Millionen Mark für einen Transfer.<br />
Wie hieß der Spieler?<br />
R _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
16. Nach einer 1:8 Niederlage im europapokal der lan<strong>des</strong>meister 1962 sagte Cajkovski:<br />
„Besser, Flugzeug stürzen ab!“. Gegen welchen verein spielte der <strong>FC</strong>?<br />
_ _ _ U _ _ _ _<br />
17. Am letzten Hinrunden- Spieltag der Saison 2001/02 traf der <strong>FC</strong> das letzte Mal in der<br />
„Betonschüssel“ vor dem Umbau auf den vFB Stuttgart. Wie endete die Begegnung?<br />
_ : _<br />
18. Beim UeFA-Pokalspiel der Saison 1982/83 zwischen AeK Athen und den Geißböcken<br />
wurde die erste Begegnung in der 89. Minute abgebrochen, warum?<br />
F _ _ T _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ l _<br />
19. Welchem Gastverein musste der <strong>FC</strong> 2002/03 seinen Mannschaftsbus für die Heimfahrt<br />
zu verfügung stellen?<br />
_ s _ _ _ _ _ _ _ n _ _ _<br />
Die kästchen ergeben von oben nach unten gelesen,<br />
das lösungswort. Umlaute sind auszuschreiben.<br />
lösungswort: _ _ _ _ _ _ _<br />
Schickt eure Mail an info@koelschlive.de. Unter den richtigen einsendungen verlosen wir<br />
drei „Rote Karten“ (Gutschein über 10 Freigetränke im „Treffer“ – <strong>Fan</strong>treff bei Heimspielen<br />
im RheinenergieStadion). Wie hat euch die „Quiztime mit Teddy“ gefallen? euer Feedback?<br />
Unbedingt erwünscht: info@koelschlive.de.
50 kösch liVE – Magazin > BallaBalla<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 51<br />
Ballaballa<br />
Michael Kirch hat keine guten vorsätze für das neue Jahr<br />
geht es uns nicht allen so, wenn pünktlich zu neujahrsbeginn die bunten Raketen am<br />
himmel hochsteigen, dass wir im kopf eine Menge guter Vorsätze formulieren, die das<br />
neue Jahr automatisch zu einem besseren als das abgelaufene machen sollen? ich mach<br />
da mittlerweile nicht mehr mit, weil sich letztlich doch alles wiederholt, ein jeder schnell<br />
wieder in den alten Trott verfällt. Beispiele gibt es genug.<br />
W.H. aus Lev. bezahlt „sein“ Stadion gerne noch selbst…<br />
Nur noch wenige Monate, dann hat lukas<br />
Podolski seine Zeit in München endlich hinter<br />
sich. Natürlich war das eine ganz wichtige<br />
Zeit für ihn, wie die experten Klinsmann,<br />
Rummenigge und Hoeneß wissen, vor allem<br />
für seine entwicklung. Klar, auf der Bank entwickeln<br />
sich die Spieler immer besonders gut,<br />
vor allem wenn sie wissen, dass sie ohnehin<br />
nie eine wirkliche Chance haben, weil so ein<br />
entwicklungsprozess (laut Dr. Jürgen Klinsmann)<br />
auch schnell mal mehrere Jahre dauern<br />
kann. Das war in der Nationalmannschaft,<br />
quasi dem B-Team <strong>des</strong> <strong>FC</strong> Bayern, bei lukas<br />
nicht anders. Der <strong>FC</strong> Bayern will jetzt den<br />
neben Klose besten deutschen Stürmer (laut<br />
Dr. Kalle Rummenigge) Mario Gomez holen.<br />
Der trifft zwar in der Nationalmannschaft<br />
keinen Möbelwagen, geschweige denn das<br />
Tor, hat aber im verein zuletzt so oft spielen<br />
müssen, dass ihm ein wenig Bankdrücken in<br />
München gut tun wird.<br />
egal, uns <strong>Fan</strong>s <strong>des</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> freut die Rückkehr<br />
von Poldi natürlich riesig, können wir<br />
doch endlich diverse T-Shirts, Schals, Tassen<br />
und auch Pixel von unserem liebling kaufen.<br />
eine riesige Fete wird es auch geben, um diesen<br />
Mega-Transfer stemmen zu können. Nein,<br />
ich will jetzt gar nicht gegen zuviel Kommerz<br />
wettern, leider geht es ohne Geld nicht mehr<br />
im Profi-Fußball. Und immerhin hat es auch<br />
15 Minuten gedauert, bis nach der Meldung,<br />
dass der Transfer perfekt sei, die T-Shirts auf<br />
der Homepage zu kaufen waren. in diese<br />
Richtung geht auch die saftige erhöhung der<br />
Dauerkarten-Preise zur kommenden Saison,<br />
wo für jeden betriebswirtschaftlichen laien<br />
wunderbar das Prinzip von Angebot und<br />
Nachfrage klar werden dürfte.<br />
keine geschenke<br />
American Football war gestern in <strong>Köln</strong>, zum<br />
Rückrundenauftakt gegen den vfl Wolfsburg<br />
hatte man jedoch das Gefühl, die Centurions<br />
hätten heimlich wieder ein paar Trainingseinheiten<br />
im Stadion absolviert. Was die Presse<br />
als Treibsand bezeichnete, war für das <strong>Köln</strong>er<br />
Sport- und Bäderamt eine mehr als peinliche<br />
Nummer. Zumal der Platz im Winter nicht zum<br />
ersten mal völlig kaputt war. Auch wenn der <strong>1.</strong><br />
<strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> das Stadion (laut Dr. Holzhäuser) quasi<br />
geschenkt bekommen hat, sollte die Stadt<br />
einmal ein wenig Geld in die Hand nehmen,<br />
um einen anständigen Gärtner zu verpflichten.<br />
Nur mit 1-euro-Jobbern klappt das offensichtlich<br />
nicht so gut. Und um auf den guten<br />
Herrn Holzhäuser zurückzukommen. ein jeder<br />
möge die finanziellen Möglichkeiten <strong>des</strong> sympathischen<br />
Werksklubs selber einschätzen,<br />
wenn für Holzhäuser sechs Millionen euro<br />
Pacht im Jahr „quasi geschenkt“ bedeutet.<br />
Auch in der Bun<strong>des</strong>liga wird sich weiter nix<br />
geschenkt, im Gegenteil, da wird munter<br />
draufgehalten, getreten, was die Knochen<br />
so hergeben. Mittendrin die sympathischen<br />
Dorfkicker aus Hoffenheim, die lieblinge der<br />
Republik. es ist tatsächlich erstaunlich, dass<br />
je<strong>des</strong> Spiel der Jungs in eine Treterei ausartet,<br />
diese trotzdem fast immer am ende <strong>des</strong><br />
Spiels komplett vom Platz gehen können.<br />
Wahrscheinlich sollte mal Dr. Drees (noch<br />
ein Doktor) ein Spiel der Hopp-Jungs leiten.<br />
Der hat öfter mal ein paar rote Karten zuviel<br />
dabei, mit denen er dann unkontrolliert um<br />
sich wirft. Wobei Siege in Bochum auch nur in<br />
doppelter Unterzahl richtig Spaß machen. Wo<br />
spielt eigentlich Darko Pivaljevic aktuell?<br />
Die sache mit den kicker-noten<br />
Der Kicker ist ja das wichtigste Fußballmagazin<br />
der Welt. Das liegt vor allem daran, dass<br />
die Jungs vom Kicker in ihrer eigenen Welt<br />
leben. ich will mich gar nicht darüber auslassen,<br />
dass der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> traditionell immer<br />
etwas schlechter wegkommt in der Berichterstattung.<br />
Die Notengebung der Jungs ist<br />
immer, um es nett zu formulieren, äußerst<br />
kreativ. Mag es ja noch witzig sein, dass man
52 kösch liVE – Magazin > Was MachT EigEnTlich? TEil i<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 53<br />
auch halbe Noten vergibt, finde ich die Beurteilung<br />
gerade bei den Schiedsrichtern immer<br />
extrem lustig. erinnert sich noch jemand<br />
an Herrn Ayketin aus dem Hoffenheim-Spiel?<br />
er hat doch tatsächlich eine bessere Note erhalten,<br />
als Guido Winkmann, der in Frankfurt<br />
das <strong>FC</strong>-Spiel leitete. Besagtem Winkmann unterlief<br />
nur ein einziger Fehler, nämlich, dass er<br />
sich nicht traute, kurz vor Schluss den zweiten<br />
elfmeter für den <strong>FC</strong> zu geben. Ansonsten war<br />
alles, auch die rote Karte (verhinderung klarer<br />
Torchance, da spielt auch keine Rolle, dass<br />
der Gefoulte nur Sergiu Radu war), hundertprozentig<br />
in Ordnung. ich empfehle jedem,<br />
sich einmal im internet in Ruhe die Bewertung<br />
aller Schiedsrichter-leistungen auf der<br />
Kicker-Seite anzugucken. Abgesehen davon,<br />
dass meist nur Fehler der Schiedsrichter zu-<br />
gunsten <strong>des</strong> <strong>FC</strong> erwähnt werden, schwankt<br />
der leser schnell zwischen Galgenhumor und<br />
Kopfschütteln. Für mich ein klare 5,5.<br />
Also, alles wie immer. Die Nationalmannschaft<br />
blamiert sich wie gewohnt bei wichtigen<br />
Testspielen, die Bun<strong>des</strong>trainer Jogi löw<br />
vorher zum Charaktertest ausruft. Boris Becker<br />
startet seinen alljährlichen verlobungsversuch<br />
und Rainer Calmund hält erfolgreich<br />
Diät. ich hatte erst überlegt, darüber genauer<br />
zu berichten, das würde aber deutlich den<br />
Rahmen sprengen, vor allem mit Foto. ich halt<br />
es da eher mit Jens Jeremies, da es, „wenn es<br />
hart auf hart kommt, meist ganz hart kommt“.<br />
vor allem, wenn Kevin Prince Boateng in der<br />
Nähe ist. Aber darüber sprechen wir dann das<br />
nächste Mal.<br />
Was macht eigentlich…?<br />
Hotte Neumann findet sie alle! Heute: Miroslav Baranek<br />
Ex-Fc-Profi Miroslav Baranek spielt heute beim Fc Trenkwalder admira<br />
Wacker Mödling. zwei Jahre trug er unser Trikot. Mit jeder Menge<br />
Vorschusslorbeeren von sparta Prag an den Rhein gewechselt, zeigte<br />
er in seinen 37 spielen (3 Tore) leider viel zu selten sein können. nach<br />
dem abstieg 2002 kehrte Baranek wieder zu sparta zurück. Weitere<br />
stationen bei Fk Mladá Boleslav sowie Fk Jablonec gingen dem jetzigen<br />
Engagement bei den „südstädtern“ voraus. Vor saisonbeginn heuerte<br />
der 17-fache tschechische nationalspieler nämlich bei der admira an,<br />
um nun in niederösterreich seine aktive laufbahn ausklingen zu lassen.<br />
nach seinem Pflichtspieldebüt gegen die kampfmannschaft von austria<br />
Wien blickte er gemeinsam mit kölsch live noch einmal auf seine zeit<br />
beim Fc zurück.<br />
hallo Miro, lange<br />
nicht mehr gesehen.<br />
Daher die erste<br />
Frage: Wie geht<br />
es dir?<br />
Danke, gut soweit,<br />
auch wenn die unglücklicheNiederlage<br />
gegen die Reserve<br />
von Austria Wien<br />
natürlich schmerzt.<br />
laut „kronen zeitung“ gehört ihr zu den<br />
aufstiegsfavoriten.<br />
vom Potenzial her, auf jeden Fall. Jedoch haben<br />
wir den vorteil, dass wir nicht unbedingt<br />
aufsteigen müssen. Wir wollen gemeinsam<br />
etwas aufbauen. irgendwann mal aufsteigen,<br />
das wäre natürlich schön.<br />
Du bist mit 34 Jahren der älteste spieler<br />
bei admira. Wie siehst du deine Rolle in<br />
der Mannschaft, was können die Jungen<br />
von dir lernen?<br />
ich bin durchaus in der lage, eine Mannschaft<br />
zu führen. Was die Jungen von mir<br />
abgucken können, ist die spielerische Ruhe,<br />
welche man erst mit zunehmendem Alter besitzt.<br />
Auch bei den Standards gebe ich gerne<br />
Tipps weiter.<br />
ist admira deine letzte station? Wie sehen<br />
deine Pläne nach dem Fußball aus?<br />
Wenn ich gesund bleibe, kann ich mir vorstellen,<br />
noch ein paar Jahre Fußball zu spielen,<br />
auch bei Admira. Was nach der aktiven laufbahn<br />
kommt, wird man sehen. Ob es dann<br />
eine neue Aufgabe als Trainer oder Manager<br />
sein wird, kann ich noch nicht sagen. Dem<br />
Fußball möchte ich aber auf jeden Fall erhalten<br />
bleiben.<br />
Wohnst du bereits in Wien?<br />
ich suche momentan noch eine Wohnung<br />
in Wien, sobald ich etwas gefunden habe,<br />
kommt auch meine Familie nach.<br />
„Erwartungen in<br />
köln zu groß”<br />
Drehen wir das Rad der zeit ein bisschen<br />
zurück und sprechen kurz über den Fc.<br />
Warum blieb deine große karriere beim<br />
Fc aus?<br />
ich habe zuvor bei Sparta Prag jahrelang um<br />
Titel gespielt. in <strong>Köln</strong> war es von Anfang an<br />
schwierig. Die erwartungen waren nach dem<br />
Aufstieg groß, dann der Fehlstart in Schalke<br />
am <strong>1.</strong> Spieltag. es war neu für mich, auch gegen<br />
den Abstieg spielen zu müssen.<br />
hast du noch kontakt mit ehemaligen<br />
kollegen aus kölner Tagen?<br />
Nein, lediglich noch zu Jan Kocian, dem<br />
damaligen Co-Trainer.<br />
Vergleiche doch bitte mal für uns die beiden<br />
Vereine, admira und den Fc.<br />
Das geht nicht, sorry, beim besten Willen<br />
nicht! (schmunzelt und blickt ins mittlerweile<br />
menschenleere Stadion)<br />
Danke für das gespräch.<br />
Dir persönlich sowie sportlich weiterhin<br />
alles gute.
54 <strong>Fan</strong>-PROJEkT-nEWs > kiDsTOUR 2009<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 55<br />
fan-projekt-News<br />
kidsTour 2009<br />
Der Fluch vom Rursee<br />
(mf ) im Juni 2009 bietet das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong><br />
<strong>Köln</strong> 1991 e.v. die nächste KidsTour für alle<br />
jungen <strong>Fan</strong>s zwischen 8 und 12 Jahren an.<br />
Auch im verflixten siebten Jahr erwartet die<br />
Kids ein spannen<strong>des</strong> und unterhaltsames<br />
Wochenende nach der Saison. vom 26.-28.<br />
Juni 2009 geht die Reise in die nahe gelegene<br />
eifel, genauer gesagt nach Rurberg. Am dortigen<br />
Rursee wurden kürzlich Captain Jack<br />
Sparrow und seine Crew gesichtet. Behütet<br />
der Rursee etwa einen wertvollen Schatz?<br />
Dieser Frage werden die <strong>FC</strong>-Kids nachgehen<br />
und auf den Spuren der „Black Pearl“ wandeln.<br />
Neben den bewährten und beliebten<br />
Programmpunkten, haben sich die Betreuer<br />
<strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s in diesem Jahr etwas Besonderes<br />
einfallen lassen. Am Samstag gibt es<br />
ein alternatives Programm für die rot-weißen<br />
Piraten, je nach Wahl findet dieses zu Wasser<br />
oder an land statt…!<br />
Programm Wasserratten<br />
(nur für schwimmer):<br />
Die Wasserratten verbringen den gesamten<br />
Samstag am und auf dem Rursee. in<br />
Schwimmwesten eingepackt folgen sie<br />
mit Kanadier und Kanu dem Kurs der „Black<br />
Pearl“. Neben einem Picknick in einer der einsamen<br />
Buchten <strong>des</strong> Rursees werden sie viele<br />
spannende Spiele auf dem Wasser kennen<br />
lernen.<br />
Programm landratten:<br />
Die landratten erproben am Samstagvormittag<br />
das entern eines gegnerischen Piratenschiffes.<br />
An der Kletterwand der Jugendherberge<br />
gilt es den Bug der „Flying Dutchman“<br />
zu erklimmen. Am Nachmittag folgt die<br />
erkundung einer einsamen insel. Wird es<br />
den landratten gelingen in der Wildnis zu<br />
überleben?<br />
Nach den ganzen Strapazen verbleibt für alle<br />
Kids noch viel Zeit am „Rurberger Strand“ zu<br />
relaxen. Neben viel Sand und Wasser gibt es<br />
dort einen Spiel- sowie einen Rasenfußballplatz,<br />
um auch die letzten energien loszuwerden.<br />
Wie in den letzten Jahren werden die<br />
Kinder während <strong>des</strong> gesamten Wochenen<strong>des</strong><br />
von erfahrenen <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Mitarbeitern<br />
betreut. Das Team freut sich bereits jetzt auf<br />
viele neue und auch altbekannte Gesichter!<br />
KidsTour 2009 – Der Fluch wird besiegt!<br />
alle infos im überblick:<br />
Termin: 26.06.2009 – 28.06.2009<br />
abfahrt: Freitag, 16.00 Uhr,<br />
RheinenergieStadion<br />
Rückkehr: Sonntag, 16.00 Uhr,<br />
RheinenergieStadion<br />
leistungen: Hin- und Rückfahrt<br />
RheinenergieStadion/<br />
Rurberg, Programm am<br />
Samstag unter der leitung<br />
von Natur Bewegt e.v., 2<br />
Übernachtungen, vollpension<br />
inklusive Bettwäsche in<br />
der Jugendherberge Rurberg<br />
Simmerath, Fußballturnier,<br />
Grillabend, Quiz, Pizza-<br />
Abend etc.<br />
Preis: 75,- eUR für Mitglieder<br />
95,- eUR für Nicht-Mitglieder<br />
anmeldung: Das Anmeldeformular findet<br />
ihr auf www.fan-projekt.de<br />
zum Downloaden. einfach<br />
ausfüllen und zusenden!<br />
eine Anmeldung ist auch<br />
am <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-infostand<br />
im RheinenergieStadion<br />
möglich!
56 <strong>Fan</strong>-PROJEkT-nEWs > <strong>Fan</strong>-PROJEkT kOMPakT<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 57<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> kompakt<br />
(ms) Was hat sich beim <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> seit der letzten<br />
Ausgabe getan? Wir bringen euch hier auf<br />
den neuesten Stand. in aller Kürze!<br />
>> „Kultur im ‚Treffer’“ unter dieser Überschrift stand auch der<br />
leseabend von <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong> und Doppelmitglied Manuel andrack<br />
am Donnerstag, 29. Januar 2009, im <strong>Fan</strong>treff <strong>des</strong> <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>s im<br />
RheinenergieStadion. Der frühere Redaktionsleiter der „Harald<br />
Schmidt Show“ und umtriebige Buchautor gab im Rahmen dieser<br />
veranstaltung kurz vor dem Bun<strong>des</strong>ligarückrundenstart einige<br />
seiner bekannten Fußballtexte, aber auch neue Gedanken<br />
zum Besten. Über 70 <strong>FC</strong>- und Andrackfans im „Treffer“ wurden<br />
blendend unterhalten.<br />
>> 30 <strong>Fan</strong>mannschaften nahmen an der<br />
ersten Ausgabe <strong>des</strong> kölsch cup im neuen<br />
Fußballjahr teil. Austragungsort der Hallenmeisterschaft<br />
der <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s war wieder die „SoccerWorld“<br />
in <strong>Köln</strong>-lövenich, wo die erfolgreiche<br />
Turnierserie bereits 2003 ihren Anfang<br />
nahm. Mit großem engagement kämpften<br />
die <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s um jeden Ball, ganz so als würden<br />
auch sie um Punkte für den Klassenerhalt<br />
kämpfen, so wie die großen idole. in einem<br />
spannenden Finale setzten sich die Spieler<br />
von „absolut kölsch“ nach Siebenmeterschießen<br />
mit 3:1 (1:1) gegen die vertretung<br />
der „Vogelsanger Fründe i“ durch. Die Stimmung<br />
in der Halle war ausgelassen, allerdings<br />
auch von ehrgeiz und emotionen geprägt.<br />
vor allem dank der souveränen leistung <strong>des</strong><br />
Schiedsrichterteams um Hartmut Dörr blieb<br />
jedoch alles friedlich an diesem Turniertag.<br />
>> Rechter lifestyle im Fußball - aufklärung<br />
im Treffer. Aufhänger für die vortrags-<br />
und Diskussionsrunde am 28. Januar 2009<br />
war die Produktlinie der Marke Thor Steinar.<br />
es gibt sicherlich Argumente die Marke Thor<br />
Steinar im <strong>Köln</strong>er Stadion zu verbieten, aber<br />
die Probleme werden damit nicht gelöst.<br />
vielmehr geht es darum, Aufklärungsarbeit<br />
zu leisten. Träger von rechten und neonazistischen<br />
Modemarken kennen die wahren<br />
Hintergründe ihrer Kleidung teilweise nicht.<br />
Dies gilt es zu ändern. Darüber herrschte<br />
auch einigkeit unter den Teilnehmern der<br />
Podiumsdiskussion.<br />
>> <strong>Fan</strong>guide neu aufgelegt! Schon seit einigen<br />
Spielzeiten bietet das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> einen<br />
Service für alle Auswärtsfans in Form<br />
<strong>des</strong> <strong>Fan</strong>Gui<strong>des</strong> an. in den neuen Ausgaben<br />
erfahren <strong>Fan</strong>s nunmehr auf drei Seiten viel<br />
Wissenswertes rund um die jeweilige Partie<br />
und die zu bereisende Stadt. Spätestens eine<br />
Woche vor jedem Auswärtsspiel steht der<br />
passende <strong>Fan</strong>Guide auf www.fan-projekt.de<br />
zum Download bereit. Anregung und Kritik<br />
nimmt das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Team gerne unter<br />
fanguide@fan-projekt.de entgegen.
58 kösch liVE – nEWs > REzEnsiOnEn<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 59<br />
kölsch live – forum<br />
lest doch mal wieder ein Buch<br />
BRiTTa gREWE: Das klEinE BUch VOM Fc. lUND veRlAGSGeSellSCHAFT, KÖlN 2008, 110 S., 8,90 €.<br />
(bh) Dieses Werk im Hosentaschenformat ist<br />
Bestandteil einer Reihe kleiner Büchlein, die<br />
sich allesamt mit <strong>Köln</strong> beschäftigen und Wissenswertes<br />
anhand einer Mischung aus Stichpunkten<br />
und Anekdötchen vermitteln. Wie kam<br />
der <strong>FC</strong> eigentlich an den Geißbock und dieser<br />
wiederum zu seinem Namen? Wie viel Tonnen<br />
Müll fallen durchschnittlich bei einem Heimspiel<br />
an? Aber auch so manches mehr oder<br />
minder vergessene Geschichtchen, das den<br />
<strong>FC</strong> erst zu einem liebenswerten verein macht,<br />
findet erwähnung. Mit dem Bestechungsskandal<br />
1971 werden vorwiegend vereine wie Bielefeld<br />
und Offenbach in verbindung gebracht.<br />
Allerdings wurde an <strong>des</strong>sen ende mit Torwart<br />
Manfred Manglitz auch ein <strong>FC</strong>-Akteur gesperrt.<br />
Nur ein paar Jahre zuvor sollte der, im Probetraining<br />
überzeugende, kroatische Spieler<br />
Cebinac verpflichtet werden. Zur vertragsunterschrift erschien dann aber sein weit weniger<br />
begabter Zwillingsbruder. Ähnlich erfolglos verlief 1993/94 der versuch beim DFB anhand von<br />
videobeweisen Polsters und Steinmanns Sperren zu reduzieren. ein vorhaben, das vielleicht<br />
sogar geklappt hätte, wären auf dem Band die mutmaßlichen Unschuldigen zu sehen gewesen<br />
und eben nicht die ‚Bläck Fööss’. Dies und so manches andere machen das kleine Buch im<br />
Grunde zu einem großen. Sogar vermeintliche experten werden sehr wahrscheinlich noch ein<br />
paar unbekannte Fakten erfahren. Ohne Umschweife und Bedenken kann für dieses niedliche<br />
Buch eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden, denn es wird mit Sicherheit kein Schattendasein<br />
in irgendeinem verstaubten Bücherregal fristen.<br />
6 von 6 Punkten<br />
ThEO VaEssEn: hUUB sTEVEns. RivA veRlAG, MÜNCHeN 2008, 174 S., 19,90 €.<br />
(bh) Während seiner <strong>Köln</strong>er Zeit beschrieb sich Huub Stevens<br />
einmal als „einen Mann, der immer überleben will.“ Und das wäre<br />
bei der damals praktizierten Transferpolitik tatsächlich schwer<br />
geworden. ein signifikantes Merkmal war und ist seine Direktheit.<br />
Unvergessen auch seine typische, den Oberkörper nach vorne<br />
gebeugt und dabei auf die Unterarme gestützte Haltung auf<br />
Pressekonferenzen, wenn er auf unangenehme Fragen einging.<br />
Anstatt es den meisten seiner Kollegen gleichzutun und sich<br />
vorsichtig und defensiv zu äußern, ging er zum Gegenangriff<br />
über. Dies machte ihn – wie sich jüngst beim PSv eindhoven<br />
zeigte – angreifbar, doch offenbarte es einen authentischen<br />
und ehrlichen Menschen. Genauso wird er von Theo vaessen beschrieben und der muss es<br />
schließlich beurteilen können, kennt er Huub doch bereits seit 1974 und hielt seitdem stetig<br />
Kontakt mit ihm. Herausgekommen ist eine gelungene Biographie, die sich von so manchem<br />
Pendant abhebt.<br />
5 von 6 Punkten<br />
FRank WillMann, haRalD haUsWalD: UlTRAS KUTTeN HOOliGANS. FUSSBAllFANS iN OST-BeRliN.<br />
JARON veRlAG, BeRliN 2008, 120 S., 14,90€.<br />
(bh) Der Titel klingt interessant und verspricht viel, hält es aber<br />
nicht. von den drei enthaltenen <strong>Fan</strong>-Kategorien werden derer<br />
lediglich zwei besprochen. Die Ultras werden ausgelassen, wofür<br />
es auch einen plausiblen Grund gibt: in den Stadien der DDR<br />
waren sie schlichtweg nicht existent. Durchaus ansprechend ist<br />
die detailreiche Schilderung einer ereignisreichen Auswärtsfahrt<br />
<strong>des</strong> B<strong>FC</strong> Dynamo, der neben dem <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> Union Hauptbestandteil<br />
<strong>des</strong> Buches ist. Daneben beeindrucken die guten Fotos, allesamt<br />
qualitativ hochwertige Zeitdokumente. leider sind einige davon<br />
falsch untertitelt. Wer nach dem Bericht aus dem Fußballalltag vor<br />
über 20 Jahren mehr erwartet hat, der wird enttäuscht. Bevor es<br />
richtig informativ wird, ist auch schon Schluss. Zwar eine sinnvollere investition als eine eintrittskarte<br />
in Sinsheim, aber genauso entbehrlich.<br />
2,5 von 6 Punkten
60 kösch liVE – nEWs > DachVERBanD nEWs<br />
<strong>Fan</strong>-Magazin kölschlive 61<br />
Dachverband: auf den Rängen<br />
präsent und wieder im netz<br />
Der Dachverband der aktiven <strong>Fan</strong>clubs zeigt Präsenz: im Stadion mit<br />
Spruchbändern und seit kurzem auch wieder im internet.<br />
Tradition statt kommerz<br />
es gibt wohl kein Stadion in der Republik,<br />
außer den werkseigenen, in dem das sogenannte<br />
<strong>Projekt</strong> eines Milliardärs aus Südwestdeutschlands<br />
nicht mit Spruchbändern unwillkommen<br />
geheißen wurde – so auch bei<br />
uns in Müngersdorf. Selbstverständlich beleidigten<br />
wir niemanden, sondern beschränkten<br />
uns darauf die Dinge beim Namen zu<br />
nennen, die uns missfallen: Umgehung der<br />
50+1-Regel, und damit der DFB-Statuten,<br />
überteuerte Spieler und gekaufte <strong>Fan</strong>s und<br />
Business-Milliardäre statt Fußballpräsidenten<br />
aus leidenschaft.<br />
sicherheitsrisiko <strong>Fan</strong>s?<br />
Direkt nach dem TSG-Spiel kam es zu einem<br />
harten einsatz der Polizei gegen eine größere<br />
Gruppe <strong>Fan</strong>s aus der Südkurve. Auf initiative<br />
<strong>des</strong> vereins führten wir einige Wochen später<br />
ein Gespräch mit den Szenekundigen Beamten<br />
der <strong>Köln</strong>er Polizei – leider mit dem ergebnis,<br />
das sowohl auf Polizei- als auch auf <strong>Fan</strong>seite<br />
große vorbehalte herrschen und somit keine<br />
echte Basis für Gespräche. Jedoch stellten die<br />
anwesenden Beamten immerhin klar, dass der<br />
einsatz einer Fehleinschätzung geschuldet<br />
war, die sich nicht wiederholen sollte.<br />
vor Gericht freigesprochen, durften wir zum<br />
Heimspiel gegen Wolfsburg 43 <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s wieder<br />
auf den Rängen begrüßen, die im Zuge<br />
der Partie <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> ii–leverkusen ii ein Jahr<br />
lang unberechtigt Stadionverbot erhalten<br />
hatten. Der <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> zeigte sich nach diesen<br />
Urteilen schnell gesprächsbereit, so dass wir<br />
Anfang Februar unsere vorschläge zu einer gerechteren<br />
vergabepraxis von Stadionverboten<br />
unterbreiten konnten. Die Gespräche verliefen<br />
in konstruktiver Atmosphäre und werden in<br />
Kürze fortgesetzt.<br />
Endlich wieder online<br />
Nachdem unsere alte internetseite Hackerangriffen<br />
zum Opfer gefallen war, sind wir<br />
nun endlich wieder online zu erreichen. Alle<br />
Nachrichten über unsere Aktivitäten oder<br />
Aktionen unserer Mitgliedsfanclubs findet<br />
ihr ab sofort wieder unter www.fanclubskoeln.de.<br />
aktuell: kartenpolitik<br />
ein Schwerpunkt unserer Arbeit bildet nach<br />
den angekündigten Preiserhöhungen aktuell<br />
das Thema Kartenpolitik. Unsere Arbeitsgruppen<br />
verein, Öffentlichkeitsarbeit, <strong>Fan</strong>kultur<br />
und Soziales freuen sich jederzeit über<br />
neue Mitstreiterinnen. Weitere infos unter<br />
www.fanclubs-koeln.de.<br />
grüße<br />
Vom Sheffield-Derby United vs. Wednesday (1:2)<br />
sowie von Leicester vs. Oldham (0:0) senden Mat-<br />
thes, strobel und hilden von In dubio pro Colonia<br />
die besten Grüße. Und nach Sheffield sind sie durch<br />
Kontakte bei Junggesellenabschieden in der Flotte<br />
gekommen. Wenigsten ein Grund, dahin zu gehen.<br />
Martin Bauer grüßt aus Dingolfing in Niederbayern:<br />
Einmal <strong>FC</strong>, immer <strong>FC</strong>.<br />
Aus dem Trainingslager grüßen ackergaul, lachs-<br />
filet, Weidletier, abschaum-christian und hupen-<br />
svenja die Boyz, WH, Abschaum, alle SV’ler, Troika,<br />
Billy Goats, RE7, CPEB, alle Hools, die Superhupen,<br />
Suffböcke und auch den Eintipper.<br />
solo-Jupp und der Fk karabakh grüßen ebenfalls<br />
aus Belek teils die gerade genannten sowie noch die<br />
<strong>Fan</strong>atics, Fluktuation 8, Driburger Jungs, Pullem und<br />
CCAA-Marcel.<br />
Deuster-kall von Arrogantia Colonia grüßt aus Ma-<br />
rokko von den Spielen Tihad Casablanca vs. Wafa<br />
Widad und Wydad Casablanca Khereisset – glaub ich<br />
jedenfalls...<br />
sebastian und Johannes (Meerbusch) hoppten<br />
durch Australien, u.a. Sydney <strong>FC</strong> vs. Perth, Melbourne<br />
Victory vs. Wellington Phoenix und zu den Australien<br />
Open (kein Fußball). Für Pöbel, Suff und Pyro war ge-<br />
sorgt, Grüße gibt es trotzdem: FP, <strong>FC</strong>, WH, Boyz, HSP,<br />
Suffböcke, CPEB, Abschaum, Ultras-Schirmi, Fulda,<br />
den, wo eintippt, und den Rest.<br />
Arsenal vs. Bolton war Ziel von Thomas, Johannes<br />
und sandra von den <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s Eifel-Mosel-Hochwald.<br />
Grüße gehen an den Eintipper (der dankt), den eige-<br />
nen <strong>Fan</strong>club, CPEB, Marcel, Volker, Sven, Ernsti und<br />
den Rest der Doping-Crew (Ibertsberger???).<br />
Dirk, Tanja und Emily grüßen von den Spielen Rea-<br />
ding vs. Watford und Aston Villa vs. West Bromwich<br />
alle <strong>FC</strong>-<strong>Fan</strong>s, ganz besonders Hartmut Kirsch und<br />
Söhne sowie Gerald, Nelli und Alex Auth.<br />
Frohe Weihnachten und so weiter wünschen<br />
Bischoffen-Daniel und steffi (Arrogantia Colonia)<br />
aus Griechenland insb. der <strong>FC</strong>-Allesfahrerszene aus<br />
Hessen. Und zwar von AEK Athen vs. Ergotelis (3-2)<br />
und Olympiakos Piräus vs. Thrasyvoulos (2-1)<br />
Viele Grüße vom Uefa Cup-Spiel AC Mailand – Wob<br />
(2-2) senden saskia und conny an die Uschifront,<br />
Troika, Abschaum-David, <strong>Fan</strong>atics und die „Frauen<br />
aus der Kurve“.<br />
Ralf schmitz aus Neuss wünscht frohe Weihnachten<br />
und ein gutes Neues. Er grüßte zudem vom Spiel<br />
Deutschland – England aus Berlin.<br />
abschaum-David grüßt von Leyton Orient vs. Swin-<br />
don Town (1:2) und Arsenal vs. Portsmouth (1:0).<br />
Die kiersper-Brüder senden Grüße von den Spielen<br />
AS Rom – Bordeaux und Turin – Borisov v.a. an die<br />
Ultras CCAA (v.a. Bücher-Frank),<br />
kleinanzeige<br />
Originalautogramme aus den<br />
80er und 90er Jahren<br />
Autogrammkartensammler Dr. Bernd Rieder aus<br />
Gröbenzell möchte seine Sammlung an <strong>FC</strong>-Auto-<br />
grammkarten auflösen. Es handelt sich insgesamt<br />
um 51 Karten, darunter auch die Originalautogram-<br />
me von Thomas Häßler, Pierre Littbarski, Wolfgang<br />
Weber u. v. a. Interessenten erreichen Bernd Rieder<br />
unter Telefon 08142-7628.
62<br />
Impressum<br />
herausgeber:<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.v.<br />
anschrift:<br />
<strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.v.<br />
c/o Redaktion kölsch live<br />
Postfach 45 04 56, 50879 <strong>Köln</strong><br />
kontakt:<br />
e-Mail: info@koelschlive.de<br />
Tel.: 01805-768010*<br />
Verantwortlich:<br />
Michael Sandmann<br />
kösch liVE – FORUM > iMPREssUM<br />
an dieser ausgabe haben mitgearbeitet:<br />
Khaled Daftari, Mark Fauler (mf ), Marcus Flesch,<br />
Boris Gehlen (bg), Bastian Hoyer, Michael Kirch (mk),<br />
Hermann Kuttenkeuler, Florian lennartz, Rainer<br />
Mendel (rm), Hotte Neumann, Martin Scheer, Teddy,<br />
Johannes Thies, Sebastian Wirtz, Helga Wolf<br />
Fotos:<br />
eva Bartsch, Marcus Flesch, Bastian Hoyer, Thomas<br />
Mentz, Jessica Moses, Silke Raps, Martin Scheer,<br />
Wilde Horde 96, privat, eduard Bopp Sportfotografie/<br />
ligafoto.de<br />
anzeigenverwaltung und layout:<br />
ihre Markenwerkstatt und GG Werbeagentur GmbH<br />
Mittelstraße 20-24, 50672 <strong>Köln</strong><br />
Tel.: 0221 920144-33, Fax: 0221 920144-55<br />
e-Mail: info@ggwa.de, internet: www.ggwa.de<br />
Druck:<br />
pupur, An der Flora 27, 50735 <strong>Köln</strong><br />
auflage:<br />
7.200<br />
Erscheinungsweise:<br />
viermal jährlich<br />
* 0,14 eUR/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreise providerabhängig)<br />
Vertrieb:<br />
- Postversand an alle <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-Mitglieder<br />
- Postversand an alle eingetragenen <strong>Fan</strong>clubs <strong>des</strong> <strong>FC</strong><br />
- Handverkauf bei Heim- und Auswärtsspielen<br />
- verkauf an den <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong>-infoständen<br />
- verkauf im <strong>Fan</strong>treff „Treffer“ an Heimspieltagen<br />
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Siekmeyer, oder per email (info@koelschlive.de)<br />
genügt.<br />
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Das <strong>Fan</strong>-<strong>Projekt</strong> <strong>1.</strong> <strong>FC</strong> <strong>Köln</strong> 1991 e.v.<br />
ist Mitglied in „Unsere Kurve“.<br />
Das nächste heft erscheint am 20. Juni 2009.<br />
See you next game!!!<br />
vorläufiger Redaktionsschluss: Saisonende 2008/09