Ingrid Neumann-Holzschuh - Opus - Friedrich-Alexander-Universität ...
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<strong>Neumann</strong>-<strong>Holzschuh</strong>, Sprachentod und Sprachwechsel in Louisiana<br />
3.1 Code-switching<br />
Es muss der künftigen Forschung überlassen bleiben, genauer zu klären, ob und inwieweit die<br />
Entlehnungs- und Code-switching-Problematik in Sprachgemeinschaften mit aussterbenden<br />
Sprachen eine andere ist als in Gemeinschaften wie etwa der der Chicanos in den USA, wo<br />
ausgewogene Zweisprachigkeit („balanced bilingualism“) zwischen Spanisch und Englisch<br />
charakteristisch für eine große Anzahl von Sprechern ist (Poplack 1982). Anders als bei den<br />
meisten Chicanos, die über eine höchst heterogene, aber gut funktionierende Kontaktvarietät<br />
„spanglish“ verfügen, was wiederum auf die gute Kompetenz der Sprecher in beiden Sprachen<br />
schließen lässt, ist die Art und die Häufigkeit von Kodewechsel im Cadien und im Isleño<br />
stark abhängig vom Grad der Sprachkompetenz der Sprecher.<br />
Fluent CF speakers engage in code switching as their typical way of interaction;<br />
younger and less fluent speakers are much less likely to do so. In fact, in most of the<br />
natural conversations I observed and recorded, the less proficient the speaker, the less<br />
likely his utterance was to contain code switching of any kind (Blyth 1997: 41).<br />
Eine ähnliche Beobachtung macht Lipski (1990: 92) für das Isleño:<br />
In the isleño community, code shifting is not as common as in many groups of bilingual<br />
speakers of Mexican and Puerto Rican origin in the United States, since true<br />
bilingualism has not been a feature of isleño speech for more than about two<br />
generations.<br />
Anders als bei den Chicanos gibt es zumindest bei den jüngeren Isleño- bzw. Cadien-<br />
Sprechern keine längere Periode der Zweisprachigkeit mehr, d.h. der Übergang von der<br />
dominierten zur dominierenden Sprache findet nicht zuletzt aufgrund der Unsicherheit beim<br />
Gebrauch des Vernakulars relativ schnell statt.<br />
Testimony about a personal sense of discomfort or embarrassment about using French is<br />
common in the Francophone spaces of Louisiana. Presumably for this reason, many<br />
semispeakers prefer to simply disavow use of French (Picone 1997a: 129).<br />
Diese besondere Situation hat offenbar, so geht aus neueren Untersuchungen zum Cadien<br />
hervor (vgl. Klingler et al. 1997, Wiesmath 2001), eine spezifische Art des Kodewechsels zur<br />
Folge, deren Besonderheit darin besteht, dass beide Idiome weitgehend getrennt bleiben, d.h.<br />
dass Übernahmen aus dem Englischen sowohl phonologisch als auch morphologisch nicht<br />
mehr adaptiert werden 30 . Passagen wie die folgenden sind typisch:<br />
(1) Les FRESHMEN, ça rasait la tête et puis ça mettait un ’tit ... un ’tit BEANY CAP. (S 11)<br />
(2) eux ils sont dans les ... comme MOM disait ... oui dans le OLD FOLKS HOME.<br />
RESTHOME. Mais ... dedans le FUNERAL HOME. (S 90)<br />
(3) Le COUNTY AGENT’S OFFICE de Marksville a SCHEDULE trois MEETING pour<br />
les récolteurs et ceux-la travaillent dans les clos pour avoir une carte pour user des<br />
CHEMICAL et des poisons. (Klingler et al. 1997: 174)<br />
(4) J’ai resté ici à peu près huit ou neuf mois. J’ai DRAW mon SECURITY, peché des<br />
écrevisses et ... on a ENJOY ça tu sais. (Blyth 1997 41)<br />
Die Besonderheit dieser sprachlichen Hybridisierung besteht nun aber nicht nur darin, dass<br />
die englischen Nomina und Verben phonologisch und morphologisch nicht ins Cadien<br />
30 Natürlich gibt es sowohl im Cadien als auch im Isleño zahlreiche Beispiele für morphologisch und phonologisch<br />
adaptierte Anglizismen. dabei handelt es sich aber durchweg um ältere Entlehnungen: béquine<br />
‚Speck‘, padna ‚Freund‘, bad lock ‚Pech‘, collecter ‚sammeln‘, electer ‚wählen‘, bek ‚back‘, guimbler ‚spielen‘<br />
(vgl. <strong>Neumann</strong>-<strong>Holzschuh</strong> 1998).<br />
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