Welterbe aktuell - Regensburger Stadtzeitung
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Regensburg 2007<br />
Wirtshaus<br />
Handel und Dienstleistung<br />
„Es herrscht eine Aufbruchstimmung“<br />
Postitive Bilanz der Vertreter des Gaststätten- und Einzelhandelsverbandes<br />
„Regensburg hat ein Pfund, das andere bayerische<br />
Städte, wie beispielsweise Ingolstadt nicht haben.“,<br />
so Rechtsanwalt Ulrich Korb, Bezirksvorsitzender<br />
des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands für<br />
die Oberpfalz, der Regensburg im Vergleich zu<br />
anderen bayerischen Städten in einer besonders<br />
herausragenden Position sieht: Er rechnet daher<br />
mit einem immensen Anwachsen an Tagesgästen,<br />
die per Schiff, Bus, Bahn oder Pkw anreisen.<br />
Kurzzeitbesucher frequentierten bislang mit einer<br />
durchschnittlichen Verweildauer von 1,8 Tagen<br />
zwar Einzelhandel und Gastronomie, für die<br />
Hotellerie habe diese Gästeform jedoch nichts<br />
gebracht. Die Verweildauer in der Stadt sei zu<br />
kurz, um den Hotels einen spürbaren Zuwachs zu<br />
verschaffen.<br />
Tagesgäste begingen zudem, so Korb, meist altbekannte<br />
Wege, sie besichtigen die üblichen<br />
Touristenattraktionen der Stadt, wie Dom, Steinerne<br />
Brücke und Schloss Thurn und Taxis. Zwar<br />
sieht Korb das Führungsangebot der Stadt optimal<br />
ausgebaut, dennoch bestehe seiner Ansicht nach<br />
Entwicklungspotential: Es sei wichtig, den Touristen<br />
stärker die reizvollen, versteckten Winkel<br />
der Stadt nahe zu bringen. Überlegenswert sei es<br />
deshalb, in größerem Umfang als bisher Pakete<br />
zu packen. So könnten kulturelle Ereignisse, Führungen<br />
und anspruchsvolle Events mit historischen<br />
Bauwerken verknüpft werden. Der Gast werde so<br />
länger an die Stadt gebunden. Veranstaltungen,<br />
wie das Jazzfestival, der Galerienabend, die Museumsnacht<br />
oder der Tag des offenen Denkmals,<br />
sind für Korb ein entscheidender Schritt in die<br />
richtige Richtung.<br />
Auch das Umland ist<br />
einen Ausflug wert!<br />
Natürlich ist auch das schöne <strong>Regensburger</strong> Umland<br />
für Korb einen Ausflug wert. Es wäre nötig,<br />
Regensburg als Stadt mit hoch interessantem Umfeld<br />
zu positionieren.<br />
Bei den zahlreichen Tagungsgästen der Stadt sieht<br />
Korb ebenfalls noch Handlungsbedarf: Es sei<br />
wichtig, Tagungsgästen, die in der Regel extrem<br />
an ihre Tagungsstätte und die Inhalte ihrer Tagung<br />
gebunden seien, mittels eines attraktiven Rahmenprogramms<br />
in die Altstadt zu locken. Regensburg<br />
müsse sich, um Tagungsgäste und die Vielzahl<br />
der Städtereisenden anzusprechen, als Kulturstadt<br />
präsentieren, die mit ihrem historischen, kunstgeschichtlichen<br />
und musischen Pfund wuchert.<br />
Innenstadthotels im Sommer<br />
restlos ausgebucht?<br />
Die Zahl der Gästeunterkünfte in Regensburg lag<br />
2007 bei einer Bettenkapazität von 4.000 Betten<br />
bei 400.000 Übernachtungen. Zum Vergleich: In<br />
der <strong>Welterbe</strong>stadt Bamberg sind es 138.000 und<br />
im oberfränkischen Bayreuth 107.000.<br />
Zur Beobachtung, dass im vergangenen Sommer<br />
bereits sämtliche <strong>Regensburger</strong> Innenstadthotels<br />
ausgebucht waren und Touristen auf Stadtrandbetriebe<br />
ausweichen mussten, stellt der Bezirksvorsitzende<br />
des Hotel- und Gaststättenverbandes<br />
klar: „Grundsätzlich reichen die Hotelkapazitäten<br />
derzeit, bis auf wenige Tage im Jahr, wie zum<br />
Dr. Josef Mühlbauer Ulrich Korb<br />
Beispiel bei großen Tagungen, aus. Die Frage, ob<br />
tausend neue Betten in Zukunft nötig werden,<br />
steht und fällt mit dem Bau eines altstadtnahen<br />
Kongresszentrums, wo auch immer dieses gebaut<br />
werden könnte.“<br />
<strong>Regensburger</strong> Einzelhandel hat<br />
2006 aufgeholt<br />
„Die beste Werbung für die Stadt war der Papstbesuch.<br />
Er hat aller Welt gezeigt: „So schön ist<br />
Regensburg!“, so Dr. Josef Mühlbauer, Bezirksgeschäftsführer<br />
des Bayerischen Einzelhandels für<br />
die Oberpfalz.<br />
Er ist der Meinung, dass der Einzelhandel in der<br />
<strong>Regensburger</strong> Altstadt so gut wie schon lange<br />
nicht mehr dasteht. Die <strong>Regensburger</strong> Altstadt hat<br />
2006 stark aufgeholt. Regensburg ist eine äußerst<br />
gut entwickelte Wirtschaftsstadt, die von der<br />
Tatsache profitiert, dass sich dort erst sehr spät<br />
moderne Industrie ansiedelte. Vor allen Dingen<br />
aber sind die Großstädte München und Nürnberg<br />
weit genug entfernt. Folglich wandert die Bevölkerung<br />
zum Einkaufen nicht in die Großstädte ab.<br />
Schließlich, so Mühlbauer, bekomme man in Regensburg<br />
alles, was das Herz begehrt: Egal, ob es<br />
sich um den italienischen Designerschuh oder den<br />
neuesten High Tech-Fernseher handelt. Günstige<br />
Voraussetzungen für den sich positiv entwickelnden<br />
Wirtschaftsstandort Regensburg sind natürlich<br />
die Universität und die Fachhochschule, die Ansiedlung<br />
großer gesunder Unternehmen, wie z.B.<br />
Infineon und BMW, die guten Schulen sowie die<br />
Nähe zum Großflughafen München.<br />
Regensburg gilt mit 131.000 - mit Hauptwohnsitz<br />
- gemeldeten Einwohnern als viertgrößte Stadt<br />
Bayerns. Sie hat ebenso viele Einwohner wie<br />
Arbeitsplätze. Und nach Frankfurt a. Main ist sie<br />
diejenige Stadt mit der höchsten Arbeitsplatzdichte.<br />
50.000 Pendler kommen täglich in die ostbayerische<br />
Metropole.<br />
<strong>Welterbe</strong> wird keine großen<br />
Umsatzsteigerungen bringen<br />
Eher schon zu groß ist für Dr. Mühlbauer die Gesamtverkaufsfläche<br />
Regensburgs (420.000 Quadratmeter).<br />
Da seien, gemessen an der Einwohnerzahl,<br />
keine allzu großen Umsatzsteigerungen<br />
mehr zu erwarten: „In Deutschland hat man<br />
Personal durch Fläche ersetzt“, worin Mühlbauer<br />
allgemein keine gute Entwicklung sieht. Sicherlich<br />
könne er verstehen, dass gewisse Branchen keinen<br />
Platz in der historischen Altstadt finden, vor denkmalpflegerischen<br />
Auflagen fliehen und lieber den<br />
günstigeren Standort außerhalb vorziehen.<br />
Was aber sind die Pluspunkte des Innenstadt-Einzelhandels<br />
gegenüber den großen Einkaufszentren?<br />
Vielleicht die entspannte Einkaufsatmosphäre<br />
mit den gemütlichen Cafés in den engen Altstadt-<br />
Gassen? Ja, sagt Mühlbauer. Ebenso zählen die<br />
unter Umständen individuelleren Geschäfte, die<br />
gut sortierten und serviceorientierten kleinen Einzelhändler<br />
dazu, wie der Bezirksgeschäftsführer<br />
bestätigt. Wird das Einkaufen in der Innenstadt<br />
durch das <strong>Welterbe</strong> also langfristig wieder attraktiver<br />
werden? Die Altstadt habe, so Mühlbauer,<br />
schon immer hohe Sympathiewerte in der Bevölkerung<br />
genossen. Dennoch bestehe die Gefahr,<br />
dass auch im <strong>Welterbe</strong> Regensburg wie in so<br />
vielen Städten Deutschlands die kleinen individuellen<br />
Geschäfte immer häufiger den Ketten- und<br />
Billigläden weichen müssen. Und irgendwann<br />
nehmen vielleicht in der Innenstadt auch die<br />
zahlreichen Kneipen überhand. Die Stadt habe<br />
kaum Einflussmöglichkeiten, welche Art von Einzelhändler<br />
sich in einem leer stehenden Geschäft<br />
ansiedelt. Sie könne lediglich über den Denkmalschutz,<br />
die Stellplätze und das Kerngebiet Einfluss<br />
nehmen. „Und den meisten Vermietern ist die<br />
Art des Geschäfts leider egal, ein Filialist sogar in<br />
der Regel lieber. Hauptsache, der Vermieter kann<br />
eine möglichst hohe Miete erzielen und diese ist<br />
beim Filialisten durch eine Aktiengesellschaft abgedeckt“,<br />
wie Mühlbauer erklärt.<br />
15 Euro gibt der Tagestourist im Durchschnitt im<br />
<strong>Regensburger</strong> Einzelhandel aus. Bei 200.000 Gästen<br />
macht das bereits 3 Millionen Euro Umsatz<br />
im Jahr. Beim Durchschnittskonsum des Tagestouristen<br />
sei aber voraussichtlich, so Mühlbauer, nur<br />
noch eine Umsatz-Steigerung von 0,25 Prozent<br />
möglich. Der Erfolg hängt dabei von vielen kaum<br />
messbaren Faktoren ab. Der Bezirksgeschäftsführer<br />
bezweifelt deshalb, ob der Einzelhandel durch<br />
einen anwachsenden <strong>Welterbe</strong>-Touristenstrom<br />
wirklich steigende Umsätze erwarten könne. Mittlerweile<br />
dürfte nämlich jeder Kulturbeflissene in<br />
Regensburg gewesen sein. (ts)<br />
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