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Naturwissenschaftliche Institute, Gebäude A, Grundsanierung (pdf

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auch diese Option technisch nicht durchführbar, da wichtige<br />

Einrichtungen, wie zum Beispiel die Heizung und die Kombination<br />

aus Aufzügen und Treppenhaus nur einmal vorhanden<br />

waren. Um überhaupt weiterzukommen, machte ich den mutigen<br />

Vorschlag, die ganze Chemie für drei Monate (Semesterferien<br />

etwas aufgerundet) stillzulegen und in dieser Zeit zentrale<br />

Einrichtungen so umzubauen, dass danach ein vertikal<br />

abgetrennter Teil des <strong>Gebäude</strong>s saniert werden könnte. Bei<br />

der detaillierten Planung ergab sich, dass acht Monate völliger<br />

Abschaltung des <strong>Gebäude</strong>s nötig waren. Anschließend musste<br />

bei laufendem Betrieb im Nordteil des <strong>Gebäude</strong>s der Südteil<br />

saniert werden. Den kleinen Finger hatte ich hingestreckt, die<br />

ganze Hand wurde genommen! Jetzt begann für mich ein wildes<br />

Planen. Es war klar, dass eine Zwangspause für acht Monate<br />

nicht in Frage kam. Es war auch klar, dass der inzwischen<br />

im Bau befindliche Auslagerungsbau (jetzt das <strong>Gebäude</strong> H)<br />

für die Aufnahme aller Nutzer des Chemie-Hochhauses viel<br />

zu klein war. Gemeinsam mit der Uni-Verwaltung wurde eine<br />

Liste aufgestellt, was es an Räumen gab. Die Aufteilung von<br />

meinen Kollegen und mir auf Büroflächen gelang vergleichsweise<br />

einfach, obwohl teilweise erhebliche Einschränkungen<br />

hingenommen werden mussten, wie als Extremfall zehn Minuten<br />

Autofahrt oder Abstriche in Lage und Ausstattung. Ein<br />

Kollege bemerkte bei einem Besuch in meinem Auslagerungsbüro,<br />

es habe „den diskreten Charme einer ehemaligen DDR-<br />

Grenzbaracke“.<br />

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dafür hatte ich rehe direkt vor dem fenster und<br />

vor jeder Vorlesung zehn Minuten gesunden<br />

spaziergang bei schnee, regen oder sonnenschein.<br />

Bei den Labors waren die Einschnitte noch gravierender. Alle<br />

mussten mit einem Bruchteil der bisherigen Fläche auskommen.<br />

Praktikumsflächen wurden sowohl für Diplomanden<br />

als auch für Doktoranden verwendet. Wenn möglich, wurden<br />

Praktika vorgezogen oder verschoben, so dass während der<br />

Totalsperre des Chemie-Hochhauses möglichst wenige stattfanden.<br />

Um Raum zu sparen, hatte ich in einem extremen Fall<br />

den Vorschlag durchgesetzt, dass die Praktika für eine Studentengruppe<br />

zwei Wochen lang von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr<br />

abends stattfanden, die dann eine Woche frei hatte, in der eine<br />

andere Gruppe den Raum nutzte. Die verlängerten Schichten,<br />

mit Freizeit-Ausgleich wie auf einer Bohrinsel, wurden auch<br />

akzeptiert. Es kam jedoch sogar noch schlimmer, denn die<br />

Baufirma wurde in den acht Monaten, die für die völlige Sperrung<br />

des <strong>Gebäude</strong>s angesetzt waren, nicht fertig. Kurz vor der<br />

geplanten Wiederinbetriebnahme wurden in der noch nicht<br />

sanierten südlichen <strong>Gebäude</strong>hälfte fast die gesamten kupferhaltigen<br />

Rohre und Installationen entwendet. Bei der folgenden<br />

Umplanung haben wir dann die Phase, in der im Südteil<br />

normaler Betrieb herrschen sollte, während der Nordteil saniert<br />

wurde, fast völlig eliminiert und nur einige Praktika im<br />

Südteil untergebracht, bis der Nordteil fertig war. Diese Spanne<br />

konnte von der Baufirma genutzt werden, um die Bauzeit<br />

insgesamt zu verkürzen, und das, obwohl der erste Teil länger<br />

gedauert hatte als geplant. Anfänglich gab es im Südteil eine<br />

Reihe von Problemen mit der Lüftungsanlage, die öfter ausfiel<br />

und zu laut war. Dies konnte durch einen nachträglichen Umbau<br />

behoben werden.<br />

Ich hoffe, die Beispiele haben einen Eindruck vermittelt, was<br />

bei der Sanierung eines großen High-Tech-<strong>Gebäude</strong>s im laufenden<br />

Betrieb auf Nutzer und Verantwortliche zukommen<br />

kann. Meine Erfahrung bei diesem Großprojekt kann ich ganz<br />

einfach folgendermaßen zusammenfassen: Viele Dinge kommen<br />

oft anders als man denkt.<br />

heraus kamen die labors und anderen räume,<br />

die gewünscht und geplant worden waren –<br />

und das in wesentlich verkürzter bauzeit. das<br />

<strong>Gebäude</strong> und seine einrichtung werden von<br />

meinen kollegen gut angenommen – nur die<br />

grüne farbe des fußbodens war für viele gewöhnungsbedürftig!<br />

Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Kollegen für ihr<br />

Verständnis bedanken. Sie mussten eine Reihe von Zumutungen<br />

hinnehmen. Dies erfolgte je nach persönlichem Tem-<br />

perament verschieden leicht. In diesem Job lernt man seine<br />

Kollegen kennen – aber letzten Endes auch schätzen.<br />

Bedanken möchte ich mich auch bei den Mitarbeitern des<br />

Bauamtes und den beteiligten Fachingenieuren. Einige Jahre<br />

wurde das Bauamt so etwas wie meine zweite Heimat, wo ich<br />

oft halbe Tage verbrachte, um einen guten Ausgleich zwischen<br />

den Wünschen meiner Kollegen, technisch Machbarem und<br />

verfügbarem Geld zu finden.<br />

Mein Dank gilt auch den Angehörigen der Universitätsverwaltung,<br />

die immer ein offenes Ohr für meine Sorgen und<br />

Wünsche hatten.<br />

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