Die Schlacht von Cannae aus militärhistorischer Sicht I ... - Klaus Geus
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„Hannibal schickte bei Tagesanbruch die Balearen und seine anderen Leichtbewaffneten<br />
vor<strong>aus</strong> und ging dann über den Fluß. So, wie er die einzelnen Truppenteile hinübergeführt<br />
hatte, stellte er sie zum Kampfe auf: <strong>Die</strong> gallischen und spanischen Reiter in Ufernähe auf<br />
dem linken Flügel der römischen Reiterei gegenüber; den rechten Flügel erhielten die<br />
numidischen Reiter. <strong>Die</strong> Mitte war durch Fußtruppen so gesichert, daß auf beiden Ecken<br />
Afrer standen und zwischen ihnen Gallier und Spanier Aufstellung fanden. […] Vor allen<br />
anderen erschien das Benehmen dieser Völker mit ihrer Körpergröße und ihrem sonstigen<br />
Aussehen schreckenerregend. <strong>Die</strong> Gallier waren bis an den Nabel nackt. <strong>Die</strong> Spanier<br />
standen in leinenen Leibröcken da, die vorn mit Purpur gesäumt waren und in reinstem<br />
Weiß schimmerten. <strong>Die</strong> Zahl des gesamten Fußvolkes betrug 40000, die der Reiterei 10000.<br />
Hasdrubal führte das Kommando auf dem linken Flügel, Maharbal auf dem rechten. Das<br />
Zentrum befehligte Hannibal selbst mit seinem Bruder Mago. <strong>Die</strong> Sonne schien <strong>von</strong> der<br />
Seite her, für beide Teile günstig, weil sie mit Absicht oder zufällig so aufgestellt waren:<br />
<strong>Die</strong> Römer standen nach Süden, die Punier nach Norden. Der Wind jedoch – die Bewohner<br />
der Gegend nennen ihn Volturnus – erhob sich gegen die Römer, wehte ihnen viel Staub ins<br />
Gesicht und nahm ihnen dadurch die <strong>Sicht</strong>.“<br />
Q.6: <strong>Schlacht</strong>vorbereitung des Hannibal nach Plutarch:<br />
„In der <strong>Schlacht</strong> traf Hannibal zwei kluge Maßregeln. Zum ersten sorgte er dafür, daß er den<br />
Wind in den Rücken bekam. Denn gleich einem heißen Wirbelsturm br<strong>aus</strong>te er daher, wehte<br />
beißenden Staub <strong>aus</strong> der weiten, sandigen Ebene auf und und fegte ihn über die<br />
karthagischen Linien hinweg den Römern ins Gesicht, daß sie sich abwenden mußten und in<br />
Unordnung gerieten. Zum zweiten überlistete er die Römer durch seine <strong>Schlacht</strong>ordnung.<br />
Auf den beiden Flügeln stellte er die stärksten und tapfersten Leute hin, das Zentrum füllte<br />
er mit den unbrauchbarsten Elementen auf und ließ es zudem wie einen Keil weit <strong>aus</strong> der<br />
übrigen Linie hervorragen.“ (Plutarch, Fabius Maximus, 16)<br />
Der <strong>Schlacht</strong>enverlauf nach Polybios und Titus Livius:<br />
<strong>Die</strong> <strong>von</strong> beiden Teilen vorgeschickten Leichtbewaffneten dürften wie stets die Aufgabe<br />
erhalten haben, den Ausbruch des Kampfes so lange zu verzögern, bis die schwere Infanterie<br />
in Kampfformation aufgestellt war: 1<br />
Q.7: „Als das Gefecht durch die im Vordertreffen Stehenden eröffnet wurde, stand der Kampf<br />
der Leichtbewaffneten anfangs ziemlich gleich. Sobald aber die iberischen und keltischen<br />
Reiter auf dem linken Flügel sich den Römern näherten, lieferten sie einen ernsten, nach<br />
Barbarenart geführten Kampf. […] Dabei gewannen die Karthager die Oberhand, töteten die<br />
meisten im Handgemenge – denn die Römer setzten sich tapfer und verbissen zur Wehr –<br />
und trieben die übrigen, ohne Pardon mordend und niedermetzelnd, den Fluß entlang vor<br />
sich her. In diesem Augenblick stieß auch das Fußvolk, das die Leichtbewaffneten im<br />
Kampf ablöste, aufeinander.“ (Pol. III, 115)<br />
Titus Livius bestätigt den anfänglichen <strong>Schlacht</strong>enverlauf, wie ihn Polybios geschildert hat:<br />
Q.8: „Clamore sublato procursum ab auxiliis et pugna levibus primum armis commissa;<br />
deinde equitum Gallorum Hispanorumque laevum cornu cum dextro Romano concurrit,<br />
1 Cornelius, Friedrich: <strong>Cannae</strong>, Das militärischen und das literarische Problem, in Klio Beihefte, Beiträge zur<br />
alten Geschichte, C.F. Lehmann-Haupt, E.Kornemann, F. Miltner, L. Wickert [Hg.], Beiheft 26, Aalen 1964.