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Ernährung in Kitas und Schulen - Landknirpse

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Familie <strong>und</strong> Beruf<br />

Kellner<strong>in</strong> <strong>und</strong> Mutter - wie soll das gehen?<br />

Wir genießen das gute Abendessen im Restaurant, e<strong>in</strong>e Wellnessanwendung am<br />

Wochenende oder Badeferien an der Ostsee. Mit oder ohne K<strong>in</strong>der können wir so etwas<br />

nur <strong>in</strong> unserer Freizeit unternehmen: abends, am Wochenende oder <strong>in</strong> den Ferienzeiten,<br />

<strong>in</strong> denen Köche, Kellner<strong>in</strong>nen, Masseure <strong>und</strong> Empfangsmitarbeiter<strong>in</strong>nen Hochkonjunktur<br />

haben <strong>und</strong> nur selten frei bekommen. Aber wie funktioniert das, wenn das<br />

fre<strong>und</strong>liche Servicepersonal selbst K<strong>in</strong>der hat? <strong>Kitas</strong> schließen pünktlich um 17 Uhr<br />

<strong>und</strong> Tagesmütter betreuen von Montag bis Freitag. Woh<strong>in</strong> mit dem Nachwuchs<br />

abends <strong>und</strong> am Wochenende, wenn die Gäste e<strong>in</strong>e zuvorkommende Bedienung<br />

erwarten oder e<strong>in</strong>e Aromaölmassage bei Kerzensche<strong>in</strong> genießen möchten?<br />

Die „<strong>Landknirpse</strong>“ unterhielten sich mit der Personalverantwortlichen<br />

aus dem Hotel „Das Ahlbeck“ Christ<strong>in</strong>a Kämmerer. Das Haus beschäftigt<br />

77 Mitarbeiter <strong>und</strong> verfügt bei dieser Größe natürlich über mehr<br />

Spielraum im E<strong>in</strong>satz der Mitarbeiter, als kle<strong>in</strong>e Pensionen mit<br />

nur e<strong>in</strong>er Handvoll Mitarbeitern. Trotzdem ist es auch hier so,<br />

dass Eltern <strong>und</strong> vor allem die Mütter diese Jobs nur ausüben<br />

können, wenn Oma, Opa, der Partner oder Fre<strong>und</strong>e sich um die<br />

Betreuung des Nachwuchses <strong>in</strong> den so genannten Randzeiten<br />

kümmern. „In unserem Hotel arbeiten 52 Frauen, von denen 20<br />

betreuungspflichtige K<strong>in</strong>der haben. In jeder Abteilung können<br />

wir auf Gr<strong>und</strong> unserer Größe Tagschichten anbieten, die sehr<br />

gern von den Müttern genutzt werden. Typisch im Servicebereich<br />

ist die Betreuung des Frühstücksbuffets <strong>und</strong> des<br />

Mittagstisches. Housekeep<strong>in</strong>g, d.h. die Zimmerre<strong>in</strong>igung<br />

erfolgt tagsüber, aber auch am Wochenende. E<strong>in</strong>e junge Mitarbeiter<strong>in</strong>,<br />

die <strong>in</strong> der gäste<strong>in</strong>tensiven Abendzeit als Servicekraft, d.h.<br />

als Kellner<strong>in</strong> im Restaurant arbeitete, bekam e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> bat nach der<br />

Erziehungszeit um e<strong>in</strong>e Versetzung <strong>in</strong> das Housekeep<strong>in</strong>g. Ihr Partner<br />

arbeitet bei uns als stellvertretender Küchenchef immer abends. Die<br />

beiden <strong>und</strong> die Oma des K<strong>in</strong>des, welche ebenfalls bei uns im Housekeep<strong>in</strong>g<br />

arbeitet, sprechen sich ab, so dass die Betreuung des K<strong>in</strong>des<br />

immer gewährleistet ist.“ Doch viele im Hotel- <strong>und</strong> Gaststättenbereich<br />

s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> der Arbeit zugezogen <strong>und</strong> können nicht auf die Hilfe<br />

der Großeltern bauen. Noch gravierender ist die Situation Alle<strong>in</strong>erziehender.<br />

Hier berichtet Frau Kämmerer von e<strong>in</strong>er recht ungewöhnlichen<br />

Lösung: „E<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>erziehende Servicemitarbeiter<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

heute 9jährigen K<strong>in</strong>d arbeitete ausschließlich <strong>in</strong> Tagschichten <strong>und</strong> hatte<br />

jedes Wochenende frei. Ohne diese Ausnahme hätte sie die Betreuung<br />

des K<strong>in</strong>des nicht sicherstellen können, wäre arbeitslos geworden <strong>und</strong><br />

hätte uns als Fachkraft gefehlt. Nun bekam e<strong>in</strong>e weitere zugezogene<br />

Servicemitarbeiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, die ebenfalls alle<strong>in</strong>erziehend war. E<strong>in</strong>e<br />

zweite Ausnahme konnten wir nicht e<strong>in</strong>gehen, denn gerade <strong>in</strong> der<br />

Nachsaison haben wir am Wochenende aufgr<strong>und</strong> unserer starken Wellnessausrichtung<br />

großen Mitarbeiterbedarf. So setzten sich die beiden<br />

Mütter, die Restaurantleiter<strong>in</strong>, die Hoteldirektor<strong>in</strong> <strong>und</strong> der Geschäftsführer<br />

zusammen <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>barten, dass am Wochenende die e<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> jeweils auf das K<strong>in</strong>d der anderen aufpasst, wenn es ke<strong>in</strong>e<br />

andere Möglichkeit gibt.“<br />

Der Spielraum für die Mitarbeiter, sich zusätzlich <strong>in</strong>dividuelle Betreuung<br />

für die K<strong>in</strong>der zu organisieren, ist begrenzt. Selbst wenn es sie gäbe,<br />

könnten es sich die Beschäftigten <strong>in</strong> diesem Bereich nicht leisten. Die<br />

Gehälter s<strong>in</strong>d schlichtweg zu ger<strong>in</strong>g <strong>und</strong> kaum e<strong>in</strong> Unternehmen ist<br />

bereit, die zusätzlichen Betreuungskosten zu übernehmen. Wenn<br />

12<br />

Hoteliers gefragt werden, ob die Gehälter nicht<br />

so angehoben werden können, dass ihre<br />

Leute auch gut davon leben könnten, heißt<br />

es, dass man dann nicht mehr konkurrenzfähig<br />

sei. E<strong>in</strong>e Auskunft über erzielte<br />

Gew<strong>in</strong>ne, die <strong>in</strong> Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung<br />

fließen könnten, erhält man nicht. Der<br />

Entgelttarif der DEHOGA für Mecklenburg-Vorpommern<br />

wurde <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

angepasst, d.h. e<strong>in</strong> wenig erhöht. Jedoch<br />

selbst mit e<strong>in</strong>er Vollzeitstelle ist das Gehalt immer<br />

noch nicht ausreichend, um den Gr<strong>und</strong>bedarf zu befriedigen –<br />

zum<strong>in</strong>dest nicht auf Usedom, nicht bei diesen hohen Mieten. So<br />

erfuhr ich von e<strong>in</strong>er ausgebildeten Sport- <strong>und</strong> Touristikkauffrau<br />

– e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>erziehenden Mutter, die <strong>in</strong> Vollzeit arbeitet, aber<br />

trotzdem monatlich 400,- Euro Arbeitslosengeld II zusätzlich<br />

zu ihrem Gehalt beziehen muss! Für sie stand<br />

die Frage, ob sie sich e<strong>in</strong> Auto kauft, um e<strong>in</strong>e<br />

preiswertere Wohnung im B<strong>in</strong>nenland<br />

mieten zu können oder <strong>in</strong> der Nähe ihres<br />

Arbeitsplatzes wohnt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e hohe Miete<br />

zahlt. Sie entschied sich für die teure<br />

Wohnung, denn die Kosten des Autos hätte<br />

die Sozialagentur nicht übernommen.

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