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Burgblick 2/2007 - Johannesburg Gmbh

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Burggedanken<br />

„Wo und wie können<br />

benachteiligte Jugendliche<br />

am besten beruflich gefördert werden?“<br />

„Betriebsrealität vs. Schonraum?“<br />

In Heft 13 der „Neue Caritas“ vertreten die Autoren Ernst Engelke und<br />

Niko Roth in ihrem Beitrag „Betriebe sollten sich an den Talenten orientieren“<br />

die These, dass benachteiligte Jugendliche nur noch betrieblich<br />

ausgebildet werden sollen. Dieser Auffassung muss widersprochen werden,<br />

zumal sie auf dem Titelblatt der „Neue Caritas“ unter die Überschrift „Jugendhilfe“<br />

subsumiert wird.<br />

Einrichtungen der Jugendhilfe bieten<br />

mit ihren Werkstätten Ausbildungsmöglichkeiten<br />

an, die keine rehabilitativen<br />

„Sonderwelten“ darstellen, wie die<br />

Autoren vermuten, sondern betriebsnah,<br />

wertschöpfend und in produktiver Form<br />

junge Menschen mit Benachteiligungen<br />

und Behinderungen effektiv beruflich<br />

qualifizieren. Orientiert an praktischer<br />

Tätigkeit mit Aufträgen und versehen<br />

mit Betriebspraktika werden hierdurch<br />

nach der Ausbildung gute Vermittlungserfolge<br />

erzielt. Die Autoren scheinen<br />

ihre Thesen über außerbetriebliche Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe nur aus der<br />

Literatur abzuleiten, ohne die Realität<br />

der Einrichtungen zu kennen. Die alternativen<br />

Fragen „betrieblich oder außerbetrieblich“<br />

oder „erst ausgrenzen, dann<br />

integrieren?“ sind völlig falsch gestellt.<br />

Jeder junge Mensch mit Beeinträchtigungen<br />

benötigt für seine berufliche<br />

Qualifizierung eine individuell zugeschnittene<br />

Förderung mit zunehmenden<br />

betrieblichen Realitätsanforderungen<br />

im Laufe der Ausbildung. Dabei ist<br />

gerade ein abgesicherter<br />

Einstieg, sonderpädagogisch<br />

gestaltet von entsprechenden<br />

Fachkräften, enorm<br />

wichtig, so dass die<br />

These der Autoren „erst einen Betrieb<br />

für die Jugendlichen zu suchen und sie<br />

dann anzulernen“ eher als Schuss nach<br />

hinten losgehen kann. Eine Integration<br />

in berufliche Orientierung und Förderung<br />

in außerbetrieblichen Einrichtungen ist<br />

keine Ausgrenzung, sondern bedeutet<br />

eine Chance für den Einstieg in betriebliche<br />

Ausbildung oder in das Arbeitsleben.<br />

Ohne diese Möglichkeit würden<br />

sie ausgegrenzt. Durch außerbetriebliche<br />

Angebote werden die jungen Menschen<br />

nicht aus dem Ausbildungsmarkt herausgenommen,<br />

vielmehr erhalten sie<br />

dadurch die Möglichkeit, eben dort<br />

integriert zu werden. Wenn die umfassende<br />

Forderung nach betrieblicher<br />

„sonderpädagogische<br />

Gestaltung beruflicher<br />

Qualifizierung“<br />

Ausbildung für Benachteiligte aufgrund<br />

von Kostengründen erhoben wird, ist<br />

es zudem müßig, außerbetriebliche<br />

Ansätze mit Worthülsen wie Stigmatisierung,<br />

Ausgrenzung und Sondereinrichtung<br />

zu verunglimpfen. Sie entsprechen<br />

schon lange nicht mehr der Realität.<br />

Tatsache ist vielmehr, dass in Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe mit Ausbildungsmöglichkeiten<br />

moderne Strategien<br />

der Qualifizierung und Integration verfolgt<br />

werden. Diese haben allerdings<br />

ihren Preis. Wenn die Forderung „Ausbildung<br />

für alle“ ernst gemeint ist, und<br />

sie ist nicht mehr länger nur sozial<br />

motiviert, sondern angesichts des drohenden<br />

Facharbeitermangels auch wirtschaftlich<br />

relevant, dann müssen Gelder<br />

zur Verfügung gestellt werden für<br />

einen Personenkreis, der auf außerbetriebliche<br />

Ausbildung, zumindest teilweise,<br />

angewiesen ist. Die außerbetriebliche<br />

Qualifizierung in Jugendhilfeeinrichtungen<br />

erfolgt mit Betrieben und<br />

für die Betriebe. Gefährlich ist ferner<br />

die unterschwellige Tendenz von Engel-<br />

ke und Roth, den erfolgreichenAusbildungsabschluss<br />

und die Orientierung<br />

an Prüfungsanforderungen<br />

bei benachteiligten<br />

Jugendlichen in ihrer Bedeutung herabzusetzen.<br />

Damit wird der kostengünstigen<br />

Arbeitskraft mit einfacher Tätigkeit<br />

die Hintertür geöffnet. Ressourcenorientierung,<br />

wie von den Autoren<br />

gefordert, dürfte in einer Werkstatt der<br />

Jugendhilfe wohl weit eher gesichert<br />

sein als in einem profitablen Wirtschaftsbetrieb.<br />

In den Jugendhilfeeinrichtungen,<br />

die Berufsausbildung anbieten, herrscht<br />

nicht Resignation, wie die Autoren unterstellen,<br />

sondern weiterhin eine hohe<br />

Motivation und Professionalität, um<br />

benachteiligte junge Menschen zu qualifizieren<br />

und nachhaltig zu integrieren.<br />

Wichard Klein, Direktor<br />

Nachruf Bruder Josef Sommer MSC<br />

Bruder Josef Sommer wurde am 13. März 1930 in Nörtershausen/Hunsrück<br />

geboren. Sein Wunsch, Missionar zu werden, führte ihn nach Hiltrup. Dort<br />

machte er das Noviziat und legte am 29. Oktober 1952 die Ordensgelübde<br />

ab.<br />

Ein Jahr später wurde er zur <strong>Johannesburg</strong> nach Börgermoor versetzt. Dort<br />

wirkte er zunächst als Gruppenerzieher. Parallel dazu besuchte er in Abendkursen<br />

in Oldenburg die Schriftsetzerschule und beendete die Ausbildung 1961<br />

mit dem Meisterbrief. In der Folgezeit bildete er zahlreiche junge Menschen in<br />

der Schriftsetzerei der <strong>Johannesburg</strong> aus.<br />

Um Ständiger Diakon zu werden, nahm er am Würzburger Theologischen<br />

Fernkurs teil.<br />

Am 7. Oktober 1984 weihte ihn Weihbischof Siegel im Dom zu Osnabrück zum<br />

Diakon. Er widmete sich nun der hauptamtlichen Seelsorge in den Gemeinden<br />

St. Josef in Börgerwald und St. Johannes in Börgermoor und kümmerte sich in<br />

der pastoralen Arbeit besonders um die alten und kranken Menschen in den<br />

Gemeinden.<br />

Mit 75 Jahren trat Bruder Sommer in den Ruhestand. Sein Lebensmittelpunkt<br />

blieb die <strong>Johannesburg</strong>. Bald musste er aus gesundheitlichen Gründen alle<br />

diakonischen Dienste aufgeben und mehrere Krankenhausaufenthalte und<br />

Operationen durchstehen. Die Schwestern und Mitbrüder im Missionshaus<br />

Hiltrup pflegten ihn zuletzt, wo er am 20. August <strong>2007</strong> verstarb.<br />

Wir danken Bruder Josef Sommer für seine Arbeit in der <strong>Johannesburg</strong>. Vielen<br />

Menschen hat er als Ausbilder, Ordensmann und Diakon geholfen und ihnen<br />

in schwierigen Situationen Hoffnung vermittelt.<br />

Wichard Klein, Direktor<br />

<strong>Burgblick</strong> 2/07 <strong>Burgblick</strong> 2/07

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