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Bert Brechts Lyrik. Außenansichten - im Shop von Narr Francke ...

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2<br />

„Warum soll mein Name genannt werden?“<br />

Ein lyrisch-politisches Programm <strong>im</strong> Exil<br />

Das <strong>im</strong> Januar 1936 auf einer Seereise <strong>von</strong> New York nach Southampton<br />

entstandene Gedicht (vgl. 14.621/622), 1 dessen letzte Strophe die „kleine“<br />

Gesamtausgabe zur Überschrift machte, 2 und so haben viele es erstmals kennen<br />

gelernt, gehört zu den Brecht-Gedichten, zu denen man <strong>im</strong>mer wieder<br />

zurückkehrt. In vielem ist es so dem Gedicht Der Radwechsel (<strong>von</strong> 1954,<br />

296/12.310) vergleichbar. 3 Hier wie dort geht es um eine persönliche wie<br />

gesellschaftliche Zeit-Krise, die prinzipiell, ja philosophisch-lyrisch beantwortet<br />

wird. Auf alle Fälle kann wohl gelten: Wenn Brecht so deutliche<br />

klassische Bezüge herstellt wie in diesen Gedichten – dazu gleich –, dann ist ein<br />

konkreter, aktueller Anlass dahinter zu vermuten. 4 Es geht, einer in der<br />

Exilliteratur häufigen Tendenz folgend, gerade dann, wenn sie sich klassizistisch<br />

gibt – noch und gerade auch die Buckower Elegien bleiben ja letztlich „ein<br />

Alterswerk des Exils“ –, 5 es geht nicht um Verallgemeinerung, sondern um<br />

prüfende „Authentizität“. 6 Das heißt: Traditionelle Denkweisen können<br />

gegenüber dieser Gegenwart lediglich die Funktion <strong>von</strong> Hypothesen oder<br />

Fragen beanspruchen, wie allgemein <strong>im</strong>mer sie formuliert sein mögen, und der<br />

Sprecher, das „lyrische Ich,“ 7 versteht sich als einer, der die eigene Position neu<br />

durchdenken muss: 8<br />

1 Zur Zitierweise <strong>im</strong> Text vgl. oben Kap. 1, Anm. 2.<br />

2 <strong>Bert</strong>olt Brecht, Gesammelte Werke in 20 Bänden. Hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit<br />

mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt/M. 1967, Bd. 9, S. 561/562.<br />

3 Vgl. dazu unten Kap. 8 „Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld?“ Zur Kontinuität der<br />

Argumentation in <strong>Bert</strong> <strong>Brechts</strong> „Buckower Elegien“.<br />

4 Hans Mayer, Brecht in der Geschichte. Frankfurt/M. 1971, S. 7 ff.<br />

5 Helmut Koopmann, <strong>Brechts</strong> „Buckower Elegien“ –ein Alterswerk des Exils? In: Hans-Jörg<br />

Knobloch/Helmut Koopmann (Hrsg.), Hundert Jahre Brecht – <strong>Brechts</strong> Jahrhundert? Tübingen<br />

1998, S. 113 – 134.<br />

6 Werner Vortriede, Vorläufige Gedanken zu einer Typologie der Exilliteratur In: Akzente 15 (1968),<br />

S. 556.<br />

7 Zu dieser, gerade für <strong>Brechts</strong> oft „rollenhaft“ verfassten <strong>Lyrik</strong> so wichtigen Kategorie vgl.<br />

überzeugend Sandra Schwarz, St<strong>im</strong>men – Theorien lyrischen Sprechens. In: Verf./Hubert Zapf<br />

(Hrsg.), Theorien der Literatur. Grundlagen und Perspektiven. Bd. 3, Tübingen und Basel 2007,<br />

S. 91 ff.<br />

8 „Brecht verhält sich zur Tradition, bei aller Dialektik der Aufhebung, als einer, der zu lernen<br />

gedenkt, da er lehren will. Aus der Tradition soll gelernt werden, da es gilt, Tradition zu<br />

begründen.“ Hans Mayer, Brecht in der Geschichte, S. 14.

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