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52 CHARTERTÖRN - Visit Gent

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Mann kommt heraus, geht auf uns zu, murmelt etwas in seinen imaginären<br />

Bart, spuckt in die Hände und kurbelt die betagte Eisenbrücke hoch. „Das<br />

kostet euch ein Bier“, grinst erund deutet auf die Kneipenreklame amHaus.<br />

„Tut mir leid“, antworte ich mit Blick auf die Uhr, „aber wir müssen weiter.“<br />

Wir verabschieden uns und nehmen Kurs auf die kleine Marina des Yacht<br />

Clubs inDeinze. Für 15 €gibt es einen komfortablen Liegeplatz mit Strom,<br />

schicken Sanitäranlagen und eine Großfamilie schnatternder Enten. Der<br />

nächsteTag steht im Zeichen des <strong>Gent</strong>-Oostende-Kanals.Wir hattenmit starkem<br />

Berufsverkehr gerechnet …und werden –angenehm –enttäuscht. Der<br />

ach so verrufeneBrückenschlag zur Nordseezeigt sich von seiner beschaulichsten<br />

Seite, sprich: es kommen uns gerade mal eine Handvoll Frachtschiffe entgegen.<br />

In Steenbrugge ändert sich das Bild. Der historische Fleck mit seinem<br />

mittelalterlichen Klosterist ein neuralgischer Straßenverkehrsknoten. Vorder<br />

Hebebrücke der N50wirddie Geduld zur Mutteraller Tugenden; wir warten<br />

…10Minuten, 20 Minuten, eine halbe Stunde …irgendwann hat der Brückenwärter<br />

Erbarmen, die Straßenschranken senken sich, die Brücke geht<br />

hoch und gibt uns die Fahrt ins Zentrum von Brügge frei.<br />

Weltkulturerbe Brügge<br />

Es war wohl ein Wunder, damals, 1134, als eine gewaltige Sturmflut durch<br />

das Wattenmeer fegte, der Stadt einen schiffbaren Zugang zur Nordsee bescherte<br />

und damit die Weichen für ihren kometenhaften Wirtschaftsaufstieg<br />

stellte. Rund 200 Jahre später zählte Brügge zu den reichsten Städten der damals<br />

bekannten Welt. Ende des 15. Jhs. versandete ihr Zugang zur Nordsee,<br />

die stolze Dameverlor an Bedeutung und verkam zum Armenhaus Flanderns.<br />

1892 hüllte der Schriftsteller Georges Rodenbach die Stadt mitseinem Roman<br />

„Bruges la Morte“ inliterarische Leichentücher. Damit läutete er–gewollt<br />

oder nicht –aber auch ihr glanzvolles Comebackein. Rund eine Million Besucher<br />

jährlich flanieren heute durch das bilderbuchschöne, von der UNESCO<br />

zum Weltkulturerbe gekürte Baujuwel.<br />

„Sucht ihr einen Liegeplatz?“ Wir nicken. „Okay“, sagt Jaques, „ich hab<br />

noch was frei.“ Sagt`s, stellt sich als Hafenmeister der Coupure Stadtmarina<br />

vor,kassiert10€und drückt uns eine Plastiktüteindie Hand. „Die istfür den<br />

Müll. Strom und Wasser gibt’s umsonst.“ Zehn Minuten später sitzen wir in<br />

einer offenen Pferdekutsche und nehmen das architektonische Erbedes Romanciers–ganz<br />

stilecht –von den bequemen Ledersitzen des Fiakers aus in Augenschein.<br />

Höhepunkt ist –nein, nein, nicht was Sie denken, keine Grachtentour,<br />

kein Welt abgeschiedenen Beginenhof und auch kein Blick vom 83 mhohen<br />

Belfried auf das historische Bau-Spektakel, nein, getreu Goethe –demnach<br />

Bier klüger macht und herrlichen Genussverschafft–kehren wir in der altehrwürdigen<br />

Brauerei De Halve Maan ein und lassenuns vom BraumeisterXavier<br />

Vannestehöchstpersönlich das goldgelbe Hirn-Tuning des Hauses servieren.<br />

Wo Licht ist, istauch Schatten. Das gilt –nicht nur aber auch –für die War-<br />

Mondänes Seebad und quirlige Hafenstadt: Zwischen dem imposanten Seebahnhof<br />

und dem Dreimaster Mercator tummeln sich inOostende große und kleine Yachten<br />

5/2012 Skipper

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