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meist im Eingangsbereich. Im ganzen Haus kam<br />
es einem vor, wie wenn man in einem Mülleimer<br />
sitzt und auf eine Geröllhalde blickt. Monsch<br />
dachte immer mal wieder daran, wie er dieses<br />
Messigehabe beenden könnte, kam aber zu keiner<br />
Lösung.<br />
»Hallo Mama, wie geht’s dir?«<br />
»Es ginge mir sehr viel besser, wenn Du mich<br />
etwas öfter besuchen würdest.«<br />
Monsch kannte diesen Spruch nur zu gut,<br />
denn er hörte ihn schon seit vielen Jahren und<br />
er war immer der gleiche. »Du weißt ja, wie das<br />
ist, Mama. Aber sag mal, was willst Du denn mit<br />
dieser alten Stoßstange?«<br />
»Schön, nicht? Habe ich unten im Dorf gefunden,<br />
muss ein ziemlich alter Wagen gewesen<br />
sein, denn so richtige Stoßstangen gibt es ja<br />
heute kaum mehr.«<br />
»Und was willst Du damit?«<br />
»Das weiß ich jetzt noch nicht, aber mir wird<br />
schon was einfallen. Möchtest du einen Kaffee?«<br />
Monsch wusste, dass sie nur Pulverschnellkaffee<br />
trank und lehnte dankend ab.<br />
»Ist ja schrecklich, was da in Chur passiert.«<br />
»Du meinst die Morde?«<br />
»Ja, wer tut denn sowas?«<br />
»Das wüsste ich auch gern.«<br />
»Du solltest vorsichtig sein, mein Junge.«<br />
»Bin ich, Mama. Hast du ein Glas Wasser?«<br />
»Klar, setz dich doch.« Monsch räumte ein<br />
paar Schachteln zur Seite und setzte sich an den<br />
Küchentisch.<br />
»Du hättest nie Polizist werden dürfen, das ist<br />
viel zu gefährlich. Ich hatte schon damals, als<br />
dieser Kerl Dich mit dem Messer angriff, große<br />
Angst. Und jetzt das hier.«<br />
»Halb so wild Mama. Er hat‘s offensichtlich<br />
nur auf Mädchen und Geistliche abgesehen.«<br />
»Ich hoffe, du täuscht dich nicht. Hast du Hunger?«<br />
Monsch kannte Mutters Kochkünste, die im<br />
Öffnen von Dosen und dem Wärmen des Inhalts<br />
bestanden. Büchsen, die dann Eingang in eines<br />
ihrer ominösen Kunstwerke fanden und lehnte<br />
dankend ab.<br />
»Aber mein Junge, Du musst etwas essen.«<br />
»Ich habe aber schon gegessen.«<br />
»Hast Du etwas von deinem Vater gehört?«<br />
Das fragte sie jedesmal, wenn er bei ihr war<br />
und sie erhielt auch immer die gleiche Antwort.<br />
»Ja, es geht ihm gut.«<br />
Sie redeten noch zwei Stunden, so lange blieb<br />
Monsch normalerweise, wenn er nicht gerade<br />
eine Steuererklärung für sie ausfüllen musste,<br />
dann verabschiedete er sich mit den Worten:<br />
»Die Pflicht ruft.«<br />
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