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Die Umsetzung der Geldpolitik seit August 2007

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ung des Bankensektors im Euro-Währungsgebiet<br />

durch das Eurosystem. Einer<strong>seit</strong>s stiegen<br />

die Zuteilungssätze bei Offenmarktgeschäften<br />

auf nicht gekannte Höhen. An<strong>der</strong>er<strong>seit</strong>s griffen<br />

die Banken deutlich stärker auf die beiden ständigen<br />

Fazilitäten <strong>der</strong> EZB zurück. Im September<br />

und Oktober 2008 gab das Eurosystem als Reaktion<br />

darauf weitere operative Maßnahmen<br />

bekannt.<br />

29. SEPTEMBER 2008: REFINANZIERUNGSGESCHÄFT<br />

MIT SONDERLAUFZEIT<br />

Am 29. September 2008 wurde die Durchführung<br />

eines Refi nanzierungsgeschäfts mit einer<br />

Son<strong>der</strong>laufzeit von 38 Tagen verkündet. <strong>Die</strong><br />

Gebote beliefen sich insgesamt auf 141 Mrd €,<br />

davon wurden 120 Mrd € zugeteilt. Nach Laufzeitende<br />

wurde diese Operation durch eine Reihe<br />

von Geschäften mit einer auf die Dauer einer<br />

Mindestreserve-Erfüllungsperiode abgestimmten<br />

Laufzeit ersetzt.<br />

8. OKTOBER 2008: MENGENTENDERVERFAHREN<br />

MIT VOLLSTÄNDIGER ZUTEILUNG UND<br />

VERENGERUNG DES KORRIDORS<br />

Am 8. Oktober beschloss <strong>der</strong> EZB-Rat, das<br />

Ten<strong>der</strong>verfahren für HRGs und LRGs zu än<strong>der</strong>n<br />

und den von den Zinssätzen <strong>der</strong> ständigen Fazilitäten<br />

gebildeten Korridor symmetrisch zu halbieren.<br />

Der Stillstand an den Geldmärkten Ende September<br />

2008 führte zu einer extremen Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Banken von <strong>der</strong> Refi nanzierung über das<br />

Eurosystem. <strong>Die</strong>s zeigt sich am drastischen<br />

Anstieg des Zinssatzes, den die Banken bei den<br />

Offenmarktgeschäften <strong>der</strong> EZB zu zahlen bereit<br />

waren (siehe Abbildung 3). Vor diesem Hintergrund<br />

erachtete das Eurosystem es für unerlässlich,<br />

alle Banken mit entsprechendem Bedarf<br />

umgehend mit reichlich Liquidität zu versorgen,<br />

da <strong>der</strong> übliche Mechanismus zur Verteilung <strong>der</strong><br />

insgesamt bereitgestellten Liquidität über den<br />

Geldmarkt erheblich beeinträchtigt war. Darüber<br />

hinaus wollte das Eurosystem Zweifel über die<br />

Liquiditätszuteilung an die einzelnen Banken<br />

ausräumen. Aufgrund <strong>der</strong> Rationierung, die sich<br />

Abbildung 3 Differenzen <strong>der</strong> Ten<strong>der</strong>sätze<br />

(in Basispunkten)<br />

80<br />

80<br />

70<br />

70<br />

60<br />

60<br />

50<br />

50<br />

40<br />

40<br />

30<br />

30<br />

20<br />

20<br />

10<br />

10<br />

0<br />

Jan. März Mai Juli Sept. Nov. Jan. März Mai Juli Sept.<br />

0<br />

<strong>2007</strong> 2008<br />

Quelle: EZB.<br />

Differenz zwischen dem marginalen Zuteilungssatz<br />

und dem Mindestbietungssatz<br />

Differenz zwischen dem gewichteten Durchschnittssatz<br />

und dem Mindestbietungssatz<br />

bei Zinsten<strong>der</strong>n zwangsläufi g ergibt, kann ein<br />

Geschäftspartner im Vorhinein nie ganz sicher<br />

sein, wie viel Liquidität er im Rahmen des Zuteilungsverfahrens<br />

erhält.<br />

Vor Beginn <strong>der</strong> Finanzmarktturbulenzen hielten<br />

sich die Unsicherheit bei <strong>der</strong> Zuteilung und<br />

<strong>der</strong>en Folgen in Grenzen. Der marginale Zuteilungssatz<br />

des HRG war kalkulierbar, da er im<br />

Zeitverlauf tendenziell relativ stabil blieb.<br />

Zudem konnten Banken, die ein zu niedriges<br />

Gebot abgaben, etwaige Finanzierungslücken<br />

problemlos am Interbankenmarkt schließen.<br />

Während <strong>der</strong> Finanzmarktturbulenzen än<strong>der</strong>ten<br />

sich die Umstände jedoch: Erstens wies <strong>der</strong> marginale<br />

Zuteilungssatz des HRG (d. h. <strong>der</strong> niedrigste<br />

Zinssatz, zu dem beim Ten<strong>der</strong> Liquidität<br />

zugeteilt wird) eine hohe Variabilität auf und<br />

war kaum noch vorhersagbar; zweitens gab es<br />

bei den Banken große Unsicherheit darüber, ob<br />

sie angesichts <strong>der</strong> allgemein zögerlichen Kreditvergabe<br />

<strong>der</strong> Institute untereinan<strong>der</strong> ihren Liquiditätsbedarf<br />

am Interbankenmarkt decken könnten.<br />

<strong>Die</strong>s führte zu einer Aufwärtsspirale, in<br />

<strong>der</strong>en Verlauf die Geschäftspartner immer<br />

höhere Zinsgebote bei den HRGs und LRGs<br />

abgaben. <strong>Die</strong> Differenz zwischen dem marginalen<br />

Zuteilungssatz und dem Mindestbietungssatz<br />

des HRG, die vor den Finanzmarktunruhen in<br />

<strong>der</strong> Regel bei rund 7 Basispunkten gelegen hatte,<br />

EZB<br />

Monatsbericht<br />

Juli 2009<br />

91<br />

AUFSÄTZE<br />

<strong>Die</strong> <strong>Umsetzung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Geldpolitik</strong><br />

<strong>seit</strong> <strong>August</strong> <strong>2007</strong>

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