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Die Umsetzung der Geldpolitik seit August 2007

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DIE UMSETZUNG DER GELDPOLITIK SEIT AUGUST <strong>2007</strong><br />

<strong>Die</strong> Finanzmarktturbulenzen waren die bislang größte Bewährungsprobe für den geldpolitischen<br />

Handlungsrahmen des Eurosystems. Der vorliegende Aufsatz beleuchtet die <strong>Umsetzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Geldpolitik</strong><br />

durch das Eurosystem als Reaktion auf die Spannungen an den Finanzmärkten, die im<br />

<strong>August</strong> <strong>2007</strong> einsetzten. Dabei werden insbeson<strong>der</strong>e die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ten<strong>der</strong>verfahren und des von<br />

den Zinssätzen <strong>der</strong> ständigen Fazilitäten gebildeten Korridors sowie <strong>der</strong>en Auswirkungen auf den<br />

Geldmarkt näher untersucht. <strong>Die</strong> Ausweitung des Sicherheitenrahmens und die in Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>der</strong>en Zentralbanken durchgeführten Operationen werden ebenfalls erörtert. Abschließend<br />

wird auf die in jüngster Zeit beschlossenen Maßnahmen eingegangen, nämlich die Durchführung<br />

liquiditätszuführen<strong>der</strong> längerfristiger Refi nanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von zwölf Monaten,<br />

<strong>der</strong> Ankauf von im Euro-Währungsgebiet begebenen, auf Euro lautenden gedeckten Schuldverschreibungen<br />

sowie die Zulassung <strong>der</strong> Europäischen Investitionsbank als Geschäftspartner bei den<br />

Re fi nanzierungsgeschäften des Eurosystems.<br />

Der vorliegende Beitrag zeigt auf, dass die Gestaltung des geldpolitischen Handlungsrahmens in<br />

Verbindung mit den im Oktober 2008 umgesetzten maßgeblichen Än<strong>der</strong>ungen entscheidend dazu<br />

beigetragen hat, die Auswirkungen <strong>der</strong> Liquiditätsengpässe an den Märkten auf den Geschäftsbetrieb<br />

zahlungsfähiger Finanzinstitute zu verringern. Ferner wird darauf hingewiesen, dass das<br />

Eurosystem in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> größten Turbulenzen an den Finanzmärkten für viele Banken eine<br />

wichtige Liquiditätsquelle darstellte und vorübergehend stärker als Finanzintermediär am Geldmarkt<br />

in Erscheinung trat.<br />

1 EINLEITUNG<br />

<strong>Die</strong> Turbulenzen an den Finanzmärkten, die<br />

Mitte <strong>2007</strong> einsetzten, waren die bislang größte<br />

Bewährungsprobe für den geldpolitischen Handlungsrahmen<br />

des Eurosystems. Auch <strong>der</strong> Euro-<br />

Geldmarkt war – zeitweise in gravierendem<br />

Maße – von den Finanzmarktspannungen betroffen.<br />

Der Umsatz war stark rückläufi g, und <strong>der</strong><br />

Zinsabstand zwischen besicherten und unbesicherten<br />

Krediten stieg auf ein noch nie dagewesenes<br />

Niveau. Infolgedessen konnten Banken<br />

ihren Liquiditätsbedarf nicht mehr mit Gewissheit<br />

am Interbankenmarkt decken, während<br />

an<strong>der</strong>e Institute auf ihren Girokonten bei <strong>der</strong><br />

Zentralbank hohe Liquiditätspuffer anlegten und<br />

die Einlagefazilität des Eurosystems in Anspruch<br />

nahmen. Ein funktionsfähiger Geldmarkt ist<br />

jedoch von großer Bedeutung für das Eurosystem,<br />

da die Zinsbildung am Geldmarkt die erste<br />

Stufe <strong>der</strong> Übertragung geldpolitischer Impulse<br />

auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft darstellt.<br />

Ohne einen reibungslos funktionierenden<br />

Geldmarkt wird die Weitergabe von Leitzins-<br />

än<strong>der</strong>ungen an die Realwirtschaft ungleichmäßiger<br />

und unberechenbarer. Darüber hinaus würde<br />

ein Zusammenbruch des Geldmarktes die Finanzstabilität<br />

gefährden, da auch solvente Institute<br />

aufgrund von Liquiditätsengpässen zahlungsunfähig<br />

werden könnten.<br />

Der geldpolitische Handlungsrahmen des Eurosystems<br />

stützt sich üblicherweise auf drei Hauptelemente:<br />

1) die Refi nanzierung des Bankensektors<br />

über Offenmarktgeschäfte, 2) die ständigen<br />

Fazilitäten und 3) die Mindestreservepfl icht. Im<br />

Zeitraum bis Oktober 2008 nutzte die EZB diesen<br />

Handlungsrahmen für ihre Liquiditätssteuerung,<br />

die darauf abzielt, die kurzfristigen Geldmarktsätze<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Mindestbietungssatzes<br />

zu halten, <strong>der</strong> den geldpolitischen Kurs des Eurosystems<br />

signalisiert. <strong>Die</strong>ser Mindestbietungssatz<br />

kam bei den Hauptrefi nanzierungsgeschäften<br />

(HRGs) zur Anwendung, die als Zinsten<strong>der</strong> mit<br />

einem Mindestbietungssatz durchgeführt wurden.<br />

Mit diesen Operationen steuerte die EZB die<br />

Grenzkosten <strong>der</strong> Bankenrefi nanzierung. <strong>Die</strong>s tat<br />

sie im Wesentlichen, indem sie ein angemessenes<br />

EZB<br />

Monatsbericht<br />

Juli 2009<br />

85<br />

AUFSÄTZE<br />

<strong>Die</strong> <strong>Umsetzung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Geldpolitik</strong><br />

<strong>seit</strong> <strong>August</strong> <strong>2007</strong>

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