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Die Umsetzung der Geldpolitik seit August 2007

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Ursprung am 9. <strong>August</strong> <strong>2007</strong> am Subprime-<br />

Hypothekenmarkt in den USA nahmen, als<br />

Gerüchte über hohe Risikopositionen einiger<br />

europäischer Banken <strong>der</strong>en Refinanzierungsfähigkeit<br />

am US-Dollar-Markt beeinträchtigten<br />

und es daraufhin zu einem sprunghaften Anstieg<br />

<strong>der</strong> Euro-Geldmarktsätze kam. Der Handel an<br />

den Geldmärkten ließ drastisch nach, vor allem<br />

<strong>der</strong> Markt für Kredite mit Laufzeiten von mehr<br />

als einer Woche kam nahezu vollständig zum<br />

Erliegen. Gleichzeitig vergrößerten sich die<br />

Zinsabstände zwischen unbesicherten und besicherten<br />

Krediten an diesen Märkten erheblich.<br />

Wenngleich die Liquiditätssteuerungsmaßnahmen<br />

des Eurosystems <strong>der</strong> extremen Zinsvolatilität am<br />

sehr kurzen Ende <strong>der</strong> Zinsstrukturkurve am Geldmarkt<br />

entgegenwirkten (siehe Abschnitt 3), blieben<br />

die Zinssätze am unbesicherten Termingeldmarkt<br />

hoch. Unterdessen kam es zu einer<br />

merklichen Verschiebung <strong>der</strong> Transaktionen hin<br />

zu Krediten mit kürzeren Laufzeiten. Anstatt<br />

länger laufende Kredite zu gewähren, prolongierten<br />

die Banken lieber kurzfristige Kontrakte.<br />

Überdies war eine Umschichtung vom unbesicherten<br />

hin zum besicherten Geldmarktsegment<br />

zu beobachten.<br />

<strong>Die</strong> Hauptgründe für die gesunkene Bereitschaft<br />

<strong>der</strong> Banken, unbesicherte Kredite am Geldmarkt<br />

zu gewähren, scheinen mit Bedenken hinsichtlich<br />

Liquidität und Zahlungsfähigkeit zusammenzuhängen,<br />

die das Ergebnis asymmetrischer Informationen<br />

und <strong>der</strong> herrschenden Unsicherheit<br />

waren. Einer<strong>seit</strong>s besteht in Zeiten hoher Volatilität<br />

bei den Banken Ungewissheit sowohl bezüglich<br />

ihres eigenen Liquiditätsbedarfs als auch ihrer<br />

zukünftigen Refi nanzierungsfähigkeit über die<br />

Märkte. 3 An<strong>der</strong>er<strong>seit</strong>s lässt ein hohes Maß an<br />

Unsicherheit im Hinblick auf die Risikopositionen<br />

einzelner Banken, verstärkt durch Marktturbulenzen<br />

und die daraus resultierenden Vermögenswertverluste,<br />

Zweifel an <strong>der</strong> Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Schuldnerbanken und damit an ihrer Fähigkeit<br />

zur Rückzahlung von Geldmarktkrediten aufkom-<br />

3 Zum Thema Liquiditätsbedenken als Ursache <strong>der</strong> Liquiditätshortung<br />

siehe J. Eisenschmidt und J. Tapking, Liquidity risk premia<br />

in unsecured interbank money markets, Working Paper Nr. 1025<br />

<strong>der</strong> EZB, 2009.<br />

men. Den erstgenannten Bedenken kann eine<br />

Zentral bank zwar mithilfe ihrer geldpolitischen<br />

Ins trumente entgegenwirken, doch Probleme im<br />

Zusammenhang mit dem Kreditrisiko lassen sich<br />

damit nicht direkt lösen.<br />

Eine Messgröße <strong>der</strong> Spannungen an den Geldmärkten<br />

ist <strong>der</strong> Abstand zwischen dem unbesicherten<br />

Interbanken-Einlagensatz (z. B. dem<br />

„Euro Interbank Offered Rate“ – EURIBOR) für<br />

eine bestimmte Laufzeit und dem Tagesgeldsatz-<br />

Swap o<strong>der</strong> OIS-Satz (z. B. dem „Euro Overnight<br />

Index Average“-Swapsatz, kurz EONIA-Swapsatz)<br />

mit entsprechen<strong>der</strong> Laufzeit. Der Swapsatz<br />

ist <strong>der</strong> Festzins, den die Banken im Gegenzug<br />

für den Erhalt des durchschnittlichen Tagesgeldsatzes,<br />

<strong>der</strong> für die Vertragslaufzeit berechnet<br />

wird, zu zahlen bereit sind. Er enthält dieselben<br />

Kredit- und Liquiditätsrisikoprämien wie <strong>der</strong><br />

Tagesgeldsatz, bei dem diese Prämien jedoch<br />

vernachlässigbar sind. Der Swapsatz ist daher<br />

relativ immun gegen Verän<strong>der</strong>ungen des Liquiditäts-<br />

o<strong>der</strong> Kreditrisikos. Folglich gibt die Differenz<br />

zwischen dem OIS-Satz und dem Einlagenzins<br />

für die gleiche Laufzeit Aufschluss über<br />

das wahrgenommene Kredit- und Liquiditätsrisiko.<br />

4 Sehr ähnliche Hinweise liefert <strong>der</strong> Abstand<br />

zwischen den unbesicherten und den besicherten<br />

Geldmarktsätzen.<br />

Anhand dieses Indikators lassen sich einige Phasen<br />

mit beson<strong>der</strong>s starken Spannungen am Euro-<br />

Geldmarkt ausmachen (siehe Abbildung 1). Zum<br />

einen ist das Auftreten <strong>der</strong> Finanzmarktturbulenzen<br />

am Geldmarkt deutlich an einer Niveauverschiebung<br />

des Abstands zwischen EURIBOR<br />

und OIS von rund 5 Basispunkten auf mehr als<br />

60 Basispunkte im <strong>August</strong> <strong>2007</strong> erkennbar. Zum<br />

an<strong>der</strong>en spiegelt die von April 2008 bis September<br />

2008 weitgehend konstante Zinsdifferenz<br />

eine Stabilisierung <strong>der</strong> Lage an den Finanzmärkten<br />

wi<strong>der</strong>, wenngleich <strong>der</strong> Abstand immer noch<br />

beträchtlich ist. <strong>Die</strong> erhöhten Spannungen nach<br />

<strong>der</strong> Insolvenz von Lehman Brothers im Septem-<br />

4 Siehe hierzu auch: EZB, Der Spread zwischen Einlagenzins und<br />

Swapsatz als Indikator <strong>der</strong> Geldmarktspannungen, Kasten 2 im<br />

Aufsatz „<strong>Die</strong> Offenmarktgeschäfte des Eurosystems während <strong>der</strong><br />

jüngsten Phase <strong>der</strong> Finanzmarktvolatilität“, Monatsbericht Mai<br />

2008.<br />

EZB<br />

Monatsbericht<br />

Juli 2009<br />

87<br />

AUFSÄTZE<br />

<strong>Die</strong> <strong>Umsetzung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Geldpolitik</strong><br />

<strong>seit</strong> <strong>August</strong> <strong>2007</strong>

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