Vergiss mein nicht - Glaube und Leben
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EXTRA<br />
<strong>Leben</strong> in Ge<strong>mein</strong>schaft – Klöster sind Mehrgenerationenhäuser der besonderen Art. Fotos: Christa Kaddar<br />
Fortsetzung von Seite 11<br />
Bis vor wenigen Jahren half<br />
sie noch an der Klosterpforte,<br />
was nun aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gründen <strong>nicht</strong> mehr möglich ist.<br />
Sie wohnt Tür an Tür mit einer<br />
20 Jahre jüngeren Schwester,<br />
die an einer schweren Demenzerkrankung<br />
leidet, <strong>und</strong> schaut<br />
regelmäßig nach ihr. „Ich kann<br />
zwar in der praktischen Pflege<br />
konkret <strong>nicht</strong>s tun, aber ich kann<br />
da sein, ihr die Hand halten <strong>und</strong><br />
sie spüren lassen, dass sie <strong>nicht</strong><br />
allein ist. Das ist für mich eine<br />
schöne, froh machende <strong>und</strong><br />
sinnvolle Aufgabe.“<br />
Noch aufmerksam<br />
Zeitung lesen<br />
„Darüber hinaus möchte ich<br />
aber auch <strong>nicht</strong> ganz untätig<br />
sein. Unsere Bibliothekarin,<br />
Schwester Emmanuela, legt mir<br />
regelmäßig die Neuzugänge für<br />
die Bibliothek vor. Die meisten<br />
Bücher <strong>und</strong> Schriften lese ich<br />
diagonal, manche lese ich auch<br />
ganz.“ Lesen war von Kind an ihre<br />
Leidenschaft. Auch heute liest<br />
sie noch aufmerksam Zeitung;<br />
das ist ihr lieber als die schnell<br />
vorbei flimmernden Informationen<br />
<strong>und</strong> Nachrichten im Fernsehen<br />
oder Internet.<br />
In derAbtei St. Hildegard in Eibingen leben Schwestern aus fünf Generationen.<br />
Wie beurteilt sie die Worte von<br />
Papst Benedikt, dass „der Dienst<br />
an den Menschen <strong>und</strong> der Kirche<br />
auch durch Leiden <strong>und</strong> Gebet“<br />
ausgeübt wird? „Das Leiden<br />
wünscht sich niemand, aber ich<br />
glaube, im Alter kommt keiner<br />
ganz ungeschoren davon, <strong>und</strong><br />
wir müssen zunächst lernen, mit<br />
den Minderungen umzugehen“,<br />
antwortet sie. Operationen am<br />
Rücken <strong>und</strong> an beiden Knien<br />
<strong>und</strong> Parkinson machen ihr körperlich<br />
zu schaffen, erlauben<br />
ihr aber noch, sich mit einem<br />
Rollator fortzubewegen.<br />
„Für das Gebet habe ich jetzt<br />
mehr Zeit, aber ich brauche<br />
auch mehr Zeit – für alles, sogar<br />
fürs Beten. Ich bin ja in allem<br />
langsamer geworden.“ An der<br />
Mittagshore <strong>und</strong> an der Vesper<br />
nimmt sie regelmäßig im Nonnenchor<br />
teil; die übrigen vier<br />
St<strong>und</strong>engebete <strong>und</strong> das Hochamt<br />
hört sie über eine Übertragungsanlage<br />
in ihrer klösterlichen<br />
Zelle. „Die Feier der Liturgie,<br />
das Beten <strong>und</strong> Singen zum Lobe<br />
Gottes ist das Herzstück unseres<br />
ge<strong>mein</strong>samen <strong>Leben</strong>s.“<br />
„Eine Ordensfrau aus Süddeutschland<br />
sagte mir einmal,<br />
dass nach dem Christ werden<br />
<strong>und</strong> dem Eintritt in den Orden<br />
das Alter unsere dritte Berufung<br />
wäre. Diese Erfahrung mache