Die Kunst des Verführens - aware – Magazin für Psychologie
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Bildquelle: Barbara Antoinette Haegi<br />
Gegenüber dazu, das Vorhaben zu bejahen, auch<br />
wenn zum Zeitpunkt der Einwilligung nur geahnt<br />
werden kann, worauf man sich einlässt, denn wer<br />
verführt, gibt sein Ziel nicht unkaschiert preis.<br />
Ein zwielichtiges Unternehmen, das nicht gefahrlos<br />
denkbar ist <strong>–</strong> verführt wird, der Wortherkunft<br />
nach, ab vom rechten Weg (lat. se-ducere:<br />
wegführen).<br />
TITELTHEMA<br />
FS12 <strong>aware</strong> 13<br />
Es wäre aber zu kurz gegriffen, die Verführung<br />
auf ein Schema zu reduzieren, in dem eine Person<br />
eine andere <strong>für</strong> eigene Zwecke manipuliert<br />
und täuscht. <strong>Die</strong> Rollenaufteilung bezüglich <strong>des</strong><br />
aktiven und passiven Verhaltens muss keineswegs<br />
stabil sein. Leicht ist vorstellbar, wie Interagierende<br />
sich in ihren Rollen als Verführende<br />
und Verführte abwechseln, ganz ähnlich wie<br />
in der Beanspruchung <strong>des</strong> Rederechts, wenn wir<br />
mit anderen kommunizieren. <strong>Die</strong>s mag einerseits<br />
der Fall sein, wenn der Verführende hinsichtlich<br />
seines Vorhabens Skrupel hat, unsicher<br />
und zögerlich ist und selbst erst noch überzeugt<br />
werden muss <strong>–</strong> oder wenn zwei Menschen aufeinandertreffen,<br />
die beide etwas im Schilde führen,<br />
mag es auch dasselbe sein. Besonders<br />
schwierig ist die eindeutige Zuschreibung der<br />
Handlungsinitiative dann, wenn sich Verführer<br />
als Verführte geben, dabei aber insgeheim spielerisch<br />
oder gar intrigant passiv verführen.<br />
Verführt wird nicht ohne Voraussetzungen<br />
Was zeichnet gekonnte Verführerinnen und Verführer<br />
aus psychologischer Perspektive aus? Im<br />
Folgenden werden einige vermutbare Voraussetzungen<br />
aufgezählt.<br />
Um eine Verführung zu initiieren, darf es an<br />
Selbstbewusstsein nicht mangeln. Für eine besonders<br />
wirkungsvolle Verführung füge man das<br />
Vertrauen, mit dem eigenen Werben Erfolg zu<br />
verzeichnen, hinzu. Letzteres wird im <strong>Psychologie</strong>jargon<br />
Selbstwirksamkeit (Bandura, 1997)<br />
genannt. Des Weiteren muss der oder die Verführende<br />
sich zügeln und geduldig warten können,<br />
die Fähigkeit <strong>des</strong> Belohnungsaufschubs<br />
(vgl. Mischel, Shoda & Rodriguez, 1989) besitzen.<br />
Und weil Verführungen risikoträchtige Unternehmen<br />
sind, sollte die verführende Person<br />
zudem mit Mut und genügend Angsttoleranz<br />
ausgestattet sein. Eine weitere Voraussetzung<br />
lässt sich Brigitte Boothes Text in dieser Ausgabe<br />
(S. 37) entnehmen: soziale Intelligenz. Sozialer<br />
Intelligenz bedarf der oder die Verführende,<br />
um aufzuspüren, bei wem er wie mit seinem<br />
Werben erfolgreich sein und, basaler noch,<br />
welches Gegenüber verführbar ist und welches<br />
nicht. Auch die zu Verführenden müssen ge-