Strukturierte Finanzierungen - Investitionsbank Schleswig-Holstein
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<strong>Strukturierte</strong> <strong>Finanzierungen</strong><br />
Mortgage Backed Securities (MBS)<br />
Wirtschaft Immobilien Kommunen<br />
www.ib-sh.de<br />
Ziele erkennen... Zukunft gestalten
Inhalt<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
Seite<br />
Vorwort 3<br />
Struktureller Aufbau von MBS-<strong>Finanzierungen</strong> 4<br />
Formen von MBS-<strong>Finanzierungen</strong> 6<br />
Anforderungen zur Teilnahme an MBS-Transaktionen 7<br />
Vergleich MBS- und Kreditfinanzierung 8<br />
Fazit 10<br />
7.<br />
Glossar 11
1.<br />
Vorwort<br />
<strong>Strukturierte</strong> <strong>Finanzierungen</strong> – ein Begriff der in den vergangenen Jahren verstärkt Ein-<br />
gang in einschlägige Fachmedien gefunden hat. Auch in der Wohnungswirtschaft wird<br />
seit einiger Zeit darüber diskutiert, welchen Nutzen Wohnungsunternehmen aus dieser<br />
neuen Finanzierungsform ziehen können. Bedauerlicherweise werden die unterschied-<br />
lichen Formen nicht ausreichend differenziert dargestellt, so dass auf Seiten der Kredit-<br />
nehmer die notwendige Informationsdichte für eine Entscheidung fehlt.<br />
Dieser Sonderdruck soll eine Einführung in die Thematik sein und einen Überblick geben.<br />
Dabei ist – entsprechend der Ausrichtung des Bereiches Immobilien der <strong>Investitionsbank</strong><br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (IB) – unser Fokus für diese Broschüre ausschließlich auf die Wohnungswirtschaft<br />
und somit speziell auf sogenannte Mortgage Backed Securities (MBS),<br />
also grundpfandrechtlich gesicherte <strong>Finanzierungen</strong>, gelegt. Bei näherer Betrachtung des<br />
Themas wird deutlich, dass zwei Spezifizierungen von MBS-Transaktionen erfolgen. Sie<br />
werden unterschieden in RMBS (Residential Mortgage Backed Securities), also<br />
durch Wohnimmobilien grundpfandrechtlich gesicherte <strong>Finanzierungen</strong> und CMBS<br />
(Commercial Mortgage Backed Securities) durch Gewerbeimmobilien grundpfandrechtlich<br />
gesicherte <strong>Finanzierungen</strong>.<br />
Wie schon dieses Vorwort zeigt, können wir auf bestimmte Begrifflichkeiten aus dem<br />
angelsächsischen Sprachgebrauch nicht verzichten. Zum besseren Verständnis haben<br />
wir am Ende eine Übersicht mit den Erklärungen der gebräuchlichsten Begriffe erstellt.
.<br />
Struktureller Aufbau von MBS-<strong>Finanzierungen</strong><br />
MBS-<strong>Finanzierungen</strong> sind eine Möglichkeit durch Zusammenführung (Bündelung) verschiedener Kredite und<br />
der Herausgabe eines Wertpapiers (sog. Verbriefung) – weitgehend bankunabhängig – Finanzierungsmittel des<br />
Kapitalmarktes zu erhalten. Wie sich die spezielle Finanzierungsform für Wohnungsunternehmen im Rahmen<br />
aller möglichen Kapitalmarktformen der Asset Backed Securities (ABS)-<strong>Finanzierungen</strong> darstellt, zeigt die<br />
folgende Übersicht:<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
(ABS) im engeren Sinne<br />
Konsumentenkredite<br />
Kreditkartenforderungen<br />
Leasingforderungen<br />
Zukünftige Cash Flows<br />
Mieteinnahmen<br />
Asset Backed Securities (ABS) im weiteren Sinne<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Residential Mortgages<br />
(RMBS)<br />
Commercial Mortgages<br />
(CMBS)<br />
Allen Formen gemein ist dabei die Beleihung zukünftiger Zahlungseingänge. In dieser Ausarbeitung werden wir<br />
ausschließlich MBS und hier speziell die RMBS behandeln.<br />
An der Struktur eines MBS-Geschäftes sind unterschiedliche Personen und/oder Organisationen beteiligt, auf<br />
die wir im Rahmen dieser Ausarbeitung noch eingehen werden. Zum besseren Verständnis stellen wir eine<br />
Struktur in Form einer schematischen Übersicht dar.<br />
Struktur einer Verbriefung<br />
Finanzierte<br />
Objekte<br />
Objekt<br />
Objekt<br />
Objekt<br />
Objekt<br />
Objekt<br />
Kreditpool<br />
Kredit<br />
Kredit<br />
Kredit<br />
Kredit<br />
Kredit<br />
Verkauf<br />
Kaufpreiszahlung<br />
Mieterträge<br />
Bearbeitungsauftrag<br />
Mortgage Backed<br />
Securities (MBS)<br />
Treuhänder<br />
Emittent<br />
(Special<br />
Purpose<br />
Vehicle)<br />
Servicer<br />
Zins und Tilgung<br />
Zusammenfassung<br />
in<br />
einzelne<br />
Risikoklassen<br />
Emissionserlös<br />
Ñ<br />
Ñ<br />
Collateralised Loan<br />
Obligations (CLO)<br />
Collateralised Bond<br />
Obligations (CBO)<br />
Risikoklassen<br />
Klasse „A 1“<br />
Klasse „A 2“<br />
Klasse „B“<br />
Klasse „C“<br />
Klasse „D“<br />
Klasse „E“<br />
Collateralised Debt<br />
Obligations (CDO)<br />
Investoren<br />
Ausgabe von<br />
verschieden risikobehafteten<br />
Wertpapieren
Die Struktur beginnt mit der Auswahl von Immobilienobjekten durch ein Wohnungsunternehmen, für die eine<br />
Finanzierung auf dem Kapitalmarkt vorgenommen werden soll. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Neukreditbedarf<br />
aufgrund eines Kaufes, von Herstellungskosten oder Kosten für Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen<br />
handelt oder einfach zu Zwecken einer Konditionsprolongation Mittel benötigt werden. Die Summe<br />
des Finanzierungsbedarfes ist in der Übersicht als Kreditpool bezeichnet.<br />
Die Bedienung der Zins- und ggf. Tilgungsbeiträge des Gesamtkreditbedarfes (Kreditpool) wird durch den Cash<br />
Flow aus den Objekten erbracht, für die die Finanzierung vorgesehen ist. Der Cash Flow entsteht im Wesentlichen<br />
aus den Forderungen der bestehenden Mietverträge. Diese Forderungen werden an eine eigens dafür<br />
gegründete Gesellschaft – Special Purpose Vehicle (SPV) – verkauft.<br />
Diese Einzweckgesellschaft, z. B. durch Banken gegründet, wird durch einen Treuhänder verwaltet. Für diese<br />
Aufgabe werden i. d. R. Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer eingesetzt. Für die Bearbeitung der<br />
einzelnen Kredite im Pool wird ein Servicer beauftragt, der die Funktion der klassischen Kreditsachbearbeitung<br />
übernehmen muss. Der Dienstleister stellt auch die notwendigen Formblätter für die Eintragungen von Grund-<br />
schulden (i. d. R. erstrangige Gesamtgrundschulden) auf den ausgewählten Objekten zur Verfügung. Die einzel-<br />
nen Objekte werden durch eine Ratingagentur nach ihrem Risiko hinsichtlich des Zustandes, der Lage u. ä.<br />
bewertet.<br />
Der Servicer übernimmt danach die Funktion, die gerateten Kredite in verschiedene Risikoklassen zu bündeln<br />
und für jede einzelne Klasse ein Wertpapier herauszugeben, dessen Rating den Bewertungen aller Kredite in<br />
dieser Klasse entspricht. Diese Wertpapiere werden durch den Emittenten an den Kapitalmarkt gebracht<br />
(emittiert) und von unterschiedlichen Investoren gekauft.<br />
Den Zusammenhang zwischen Preis und Risiko für den Anleger stellt die nachfolgende Übersicht<br />
anschaulich dar.<br />
Kapital/Zinsen<br />
(gezahlt durch<br />
Kreditnehmer<br />
über den<br />
Emittenten an<br />
die Investoren)<br />
Klasse „A 1“<br />
Klasse „A 2“<br />
Klasse „B“<br />
Klasse „C“<br />
Klasse „D“<br />
Klasse „E“<br />
Verluste<br />
(getragen durch<br />
die Investoren)<br />
Die Zahlung von Zinsen und Kapital erfolgt zunächst an die jeweils risikoärmste Tranche („von oben<br />
nach unten“). Die Verluste (z. B. bei Zahlungsausfall) werden hingegen zuerst von der jeweiligen risikoreichsten<br />
Tranche getragen („von unten nach oben“).<br />
Es versteht sich dabei von selbst, dass ein Anleger mit dem am geringsten zu tragenden Risiko die<br />
geringste Verzinsung zu erwarten hat. Unterstellt, die Gebühren für das Arrangieren der Transaktionen<br />
wären null, würde die gewichtete durchschnittliche Anlegerverzinsung aus allen Tranchen der<br />
Zinssatz sein, den das Wohnungsunternehmen an den Emittenten zu zahlen hätte.
.<br />
Formen von MBS-<strong>Finanzierungen</strong><br />
Bei der Wahl möglicher MBS Konstruktionen ist zwischen synthetischer und True sale Verbriefung zu unterschei-<br />
den. Bei einer synthetischen Verbriefung bleiben die Assets (Immobilien) beim Wohnungsunternehmen und die<br />
Wertpapierkäufer erlangen nur einen indirekten Zugriff auf die Vermögenswerte (Immobilien). Bei True sale Ver-<br />
briefungen werden die Assets an die Special Purpose Vehicle übertragen und der Wertpapierkäufer erhält inso-<br />
fern einen direkten Zugriff.<br />
Relativ häufig – so auch in dieser Ausarbeitung – wird dem Leser auf den ersten Blick nicht klar, ob nun eine<br />
Bank benötigt wird oder nicht. Dies kann mit einem klaren „Ja und Nein“ beantwortet werden, denn es sind<br />
Konstruktionen unter Einschaltung von Kreditinstituten, aber auch ohne möglich. Das größte Marktvolumen für<br />
MBS-Transaktionen entsteht zurzeit dadurch, dass Kreditinstitute ihre bisherigen Kreditausleihungen bündeln<br />
und sie gemäß der dargestellten Struktur als Wertpapier am Kapitalmarkt verkaufen. Die Kreditinstitute bedienen<br />
sich – zum Teil – der KfW mit ihrer Plattform PROMISE, die bereits die notwendige formalisierte Vorgehensweise<br />
vorhält.<br />
Große Wohnungsunternehmen, mit eigenem ausgeprägten Kreditbedarf von mindestens € 100 Mio., können<br />
allein eine MBS-Struktur mit Hilfe eines Kreditinstitutes oder eines Dritten in der Funktion als Arrangeur aufle-<br />
gen. Bei dieser Variante übernimmt der Arrangeur als Dienstleister alle notwendigen Aufgaben, um die darge-<br />
stellte Konstruktion zu ermöglichen.<br />
Kleine Wohnungsbauunternehmen müssen ihren Kreditbedarf bündeln und mit Hilfe eines Arrangeurs ausrei-<br />
chend Kreditvolumen zusammenführen, um Wertpapiere begeben zu können. Da das Sammeln einen gewissen<br />
Zeitraum in Anspruch nimmt, bedarf es häufig einer Zwischenfinanzierung durch ein Kreditinstitut.
.<br />
Anforderungen zur Teilnahme an MBS-Transaktionen<br />
Der Markt für diese Finanzierungsform hat sich noch nicht vollständig entwickelt, so dass Änderungen regelmäßig erfolgen.<br />
Grundsätzlich kann aber von folgenden Voraussetzungen ausgegangen werden:<br />
MBS: Teilnahmebedingungen für Wohnungsunternehmen<br />
Grundsätzliche Anforderungen an Immobilienobjekte (Assets):<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
Existenz und Prognostizierbarkeit eines permanenten Cash Flows<br />
Rechtliche Entstehung und Übertragbarkeit der Assets<br />
Technische Abtrennbarkeit der Assets<br />
Diversifikation innerhalb einer Klasse gleichartiger Assets<br />
Ausreichende Verzinsung<br />
Keine Ausfälle von Zahlungen<br />
Anforderungen an das Unternehmen:<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
Finanzierungsbedarf über 1 Mio. E<br />
Wohnungsbestand mindestens 5.000 Einheiten<br />
Unternehmenssitz im Inland<br />
Transparenzbereitschaft<br />
Innovationsfreude<br />
Spezielle Anforderungen an Objekte:<br />
1. Wohnungswirtschaftliche Nutzung<br />
2. Lage in deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern<br />
3. Gutachten durch öffentlichen Sachverständigen<br />
4. Unbelastete/gering belastete Objekte ohne großen Instandhaltungsbedarf<br />
5. Geringer Leerstand<br />
6. Mindestens 10 Wohnungseinheiten<br />
7. Verkehrswert in Höhe des 1,7 fachen der gewünschten Finanzierung<br />
(maximaler Beleihungsaufwand von 60 Prozent)<br />
8. Erststellige Besicherung<br />
Quelle: Verbriefung – So mache ich mein Unternehmen fit für diesen Weg, Die Wohnungswirtschaft, 04/2004, S. 42-ff und eigene Recherchen.
.<br />
Vergleich MBS- und Kreditfinanzierung<br />
Einzelaspekte MBS Bankkredit inkl. Fördermittel<br />
I. Quantitative und qualitative Voraussetzungen an ein Wohnungsunternehmen<br />
Finanzierungsvolumen ab 1 Mio. € je nach Kundenbedarf<br />
Wohnungsbestand keine Begrenzung keine Begrenzung<br />
Lage keine Begrenzung keine Begrenzung<br />
Sitz des Unternehmens nur im Inland keine Festlegung<br />
Besicherung i.d.R. nur erstrangig und Gesamtgrundschuld<br />
(Abtretung an SPV)<br />
Forderungsabtretung von<br />
Mietforderungen<br />
i. d. R. offene Abtretung an im Ausland<br />
ansässige SPV<br />
Transparenz sehr hoch (ausführliche Daten für<br />
Rating jedes Objektes erforderlich)<br />
Innovationsgrad sehr hoch (neuere Tools für z. B.<br />
Controlling)<br />
II. Konditionen und Anschlussfinanzierung<br />
Zinssatz ja nach Rating und Marktsituation<br />
unterschiedlich, Zielwert: 20–60 Stellen<br />
über Kapitalmarkteinstand<br />
Tilgung je nach Vereinbarung innerhalb von<br />
10 Jahren (i. d. R. endfällig)<br />
auch nachrangig<br />
(vor allem bei Förderkrediten)<br />
keine offene Abtretung<br />
angemessen, i. d. R. für Rating<br />
des Unternehmens<br />
nicht festgelegt<br />
Sondervereinbarungen keine möglich möglich<br />
Bereitstellungszinsen ab dem Tag der Zinsfixierung oder im<br />
Rahmen von Forward-Konditionen<br />
Kosten der Umsetzung für<br />
Wohnungsunternehmen<br />
sehr hoch (0,2–3 % des MBS-<br />
Transaktionswertes)<br />
Primärbank: je nach Rating und<br />
Marktsituation<br />
Förderbank: politisch bedingte<br />
günstige Zinsen<br />
je nach Vereinbarung (auch endfällig)<br />
i. d. R. innerhalb von 20–30 Jahren<br />
individuelle Vereinbarung<br />
im Sinne der MBS-Kosten keine, i. d. R.<br />
Bearbeitungsgebühr 0,5–1,5 %<br />
Kreditlaufzeit kurz bis max. 10 Jahre alle Laufzeiten (bis 30 Jahre)<br />
Anschlussfinanzierung möglich, ggf. niedrigerer Betrag wegen<br />
geringeren Marktwertes der Objekte<br />
III. Rating<br />
Komplexitätsgrad sehr hoch mittel<br />
Kontakt zum Kreditgeber nicht vorhanden, keine Einflussmöglichkeit<br />
auf Risikoeinstufung<br />
IV. Organisation<br />
Komplexität sehr hoch, erheblicher Erklärungsbedarf<br />
je nach Bedarf, sofern nicht bereits zu<br />
Beginn Gesamtlaufzeit vereinbart<br />
wurde<br />
vorhanden, Einflussmöglichkeit auf<br />
Risikoeinstufung gegeben<br />
gering<br />
Anzahl Kreditveträge sehr wenig sehr hoch, i. d. R. Einzelobjektfinanzierung<br />
V. Bilanzielle Veränderungen<br />
abhängig von Verbriefungsform keine bei Umfinanzierungen, Bilanzsummenausweitung<br />
bei Finanzierung<br />
von Neubedarf
Für eine sachgerechte Entscheidung über die passende Finanzierungsform für ein Wohnungsunternehmen be-<br />
darf es einer detaillierten Analyse. Zur Vereinfachung haben wir dafür nebenstehende Übersicht erstellt.<br />
Bevor sich ein Wohnungsunternehmen mit der Frage einer möglichen Finanzierung über eine MBS-Transaktion<br />
befasst, sollte im Rahmen einer Vorprüfung der Aufwand geschätzt und mit Preisen hinterlegt werden. Ein<br />
wichtiges Kriterium für die Entscheidung „Verbriefung versus Kredit“ ist die von einem Wohnungsunternehmen<br />
zu zahlende Durchschnittsmarge für den Gesamtfinanzierungsbedarf eines Objekts.<br />
Da es im Verbriefungsgeschäft ausschließlich um die Beurteilung der Assets und nicht der Unternehmen geht,<br />
können bei Objekten mit guter Bonität ggf. sehr günstige Konditionen erreicht werden. Allerdings besteht das<br />
Risiko, dass die hohen fixen und laufenden Kosten der Verbriefung (Richtwert der Gesamtkosten: 0,8 bis 3 % des<br />
Wertpapiervolumens) – vor allem bei kleinen und mittleren Wohnungsunternehmen – den möglichen Konditionsvorteil<br />
deutlich übersteigen.<br />
Die Verbriefung berücksichtigt günstige Fördermittel der KfW und der Länder nicht. So ist bei einer Analyse zu<br />
ermitteln, ob ein klassischer Kredit einschließlich günstiger Fördermittel im Vergleich zu einer Verbriefung nicht<br />
vorteilhafter ist.<br />
Im Gegensatz zum klassischen Bankkredit braucht ein Wohnungsunternehmen für die Erschließung der neu-<br />
artigen Finanzierung über die Emission von MBS-Papieren das Know-how in Form von Wissen und Tools sowie<br />
die unbedingte Bereitschaft sofort die benötigten modernen Managementansätze weiter auszubauen. Diese<br />
Voraussetzung kann für das Wohnungsunternehmen zusätzliche Kosten mit sich bringen. Außerdem ist bei der<br />
Verbriefung die Bereitschaft zu wesentlich umfangreicherer Transparenz als bei einem Kredit erforderlich.
10<br />
.<br />
Fazit<br />
Sofern ein Wohnungsunternehmen sich dauerhaft den Direktzugang zum Kapitalmarkt<br />
erschließen möchte und bereit ist, hohe Anfangsinvestitionen auch in zusätzliches Know-<br />
how bei den Mitarbeitern zu tätigen, stellt ein RMBS sicherlich eine sinnvolle Alternative<br />
zur klassischen Kreditfinanzierung dar.<br />
Es bleibt aber abzuwarten, ob das Finanzierungsinstrument RMBS für Wohnungsunter-<br />
nehmen dauerhaft eine Alternative zur klassischen Kreditfinanzierung sein kann. Sicher-<br />
lich könnten Preisvorteile durch Prozessoptimierungen bei regelmäßiger Nutzung dieser<br />
Finanzierungsform erzielt werden, aber eine Abwägung hinsichtlich des Aufwandes ist<br />
sinnvoller Weise vorzunehmen.<br />
Nachdem sich nach turbulenten Jahren die Kreditvergabepolitik von Kreditinstituten wie-<br />
der stabilisiert hat, wird der etablierte Weg, seine <strong>Finanzierungen</strong> über Banken sicherzu-<br />
stellen, unbestritten weiterhin eine herausragende Rolle einnehmen.
.<br />
Glossar<br />
Begriff Abkürzung Bedeutung<br />
Arrangeur Dienstleister, um z. B. ein MBS zu konstruieren<br />
Assets Anlagegüter/Anlagewerte<br />
Asset Backed Securities ABS durch Werte gesicherte Kredite<br />
Cash Flow Differenz zwischen Einzahlungen und Auszahlungen einer<br />
Periode (i. d. R. ein Kalenderjahr)<br />
Collateralised Bond Obligations CBO Wertpapiere, die durch einen Pool von Anleiheforderungen<br />
besichert sind<br />
Collateralised Debt Obligations CDO Wertpapiere, die durch verschiedene Vermögensgegenstände<br />
besichert sind<br />
Collateralised Loan Obligations CLO Wertpapiere, die durch einen Pool von Kreditforderungen<br />
besichert sind<br />
Commercial Mortgage Backed Securities CMBS durch i.d.R. Gewerbeimmobilien grundpfandrechtlich<br />
gesicherte Kredite<br />
Mortgage Backed Securities MBS durch Grundpfandrechte gesicherte Kredite<br />
Residential Mortgage Backed Securities RMBS durch i.d.R. eigengenutzte Wohnimmobilien grundpfandrechtlich<br />
gesicherte Kredite<br />
Servicer Gesellschaft, die bestimmte wiederkehrende Aufgaben<br />
übernimmt und durch Zusammenführung mehrerer<br />
gleichartiger Aufgaben Kostenvorteile erzielt<br />
Spezial Purpose Vehicle SPV spezielle Einzweckgesellschaft, die im steuerlichen Ausland<br />
gegründet wird<br />
Synthetische Verbriefung Transaktion ohne tatsächliche Übertragung des Eigentums<br />
an Assets<br />
True sale Verbriefung Transaktion mit tatsächlicher Übertragung des Eigentums an<br />
Assets<br />
Verbriefung Vorgang der Übertragung von Werten in Wertpapiere<br />
11
Stand: Februar 2007<br />
Die in dieser Dokumentation enthaltenen Aussagen und Angaben basieren auf<br />
Informationen, die die <strong>Investitionsbank</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> gründlich recherchiert<br />
oder aus allgemein zugänglichen, von ihr nicht überprüfbaren Quellen,<br />
die sie für verlässlich erachtet, bezogen hat. Die einzelnen Informationen aus<br />
diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle<br />
der sachlichen Richtigkeit fand insoweit nicht statt. Trotz sorgfältiger Bearbeitung<br />
übernehmen wir keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit<br />
der bereitgestellten Informationen.<br />
Soweit in der vorliegenden Dokumentation eigene Wertungen bzw. Schluss-<br />
folgerungen der <strong>Investitionsbank</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> vorgenommen werden,<br />
wird für deren Richtigkeit ebenfalls keine Gewähr übernommen.<br />
Diese Dokumentation kann eine eigene fachliche Bewertung bzw. Entschei-<br />
dung durch ihre Leser keinesfalls ersetzen.<br />
<strong>Investitionsbank</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />
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