Der treffpunkt.europa ist... - JEF
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<strong>treffpunkt</strong>.<strong>europa</strong> 01/07<br />
Belarus-Aktion<br />
Wie in ganz Europa stumme Standbilder<br />
mit lauter Stimme sprechen<br />
Föderalismus <strong>ist</strong> nicht nur ein Art und Weise,<br />
wie man die Zusammenarbeit innerhalb<br />
eines Land oder Europa organisieren kann,<br />
er <strong>ist</strong> auch ein philosophischer Wert, der<br />
das Streben nach Pluralismus, Demokratie,<br />
Menschenrechten und Partizipation beinhaltet.<br />
Diese Werte sind weit weg für die<br />
Bürgerinnen und Bürger in Weißrussland –<br />
oft „Die letzte Diktatur Europas” genannt.<br />
In diesem Jahr, genau wie im letzten, hat <strong>JEF</strong> anlässlich<br />
des Jahrestages der weißrussischen illegitimen Präsidentschaftswahlen<br />
am 19. März 2006 eine große paneuropäische<br />
Aktion koordiniert. Diese Aktion schloss fast<br />
alle <strong>JEF</strong>-Sektionen, weitere NGOs, weißrussische Flüchtlinge,<br />
Studenten und viele Jugendliche ein, die sich für ein<br />
freies und demokratisches Weißrussland engagierten.<br />
Mitten der Nacht, in mehr als 60 Städten in über 30 Ländern,<br />
wurden Statuen geknebelt um die Situation unserer<br />
europäischen Nachbarn zu illustrieren. Zusammen mit<br />
dem Schild „Gebt den Bürgern von Belarus eine Stimme“<br />
war diese symbolische Aktion eine starke Stimme, die<br />
von Kiew und Dublin, Boston und Kanada bis zu unseren<br />
weißrussischen Nachbarn schallte. Durch eine Aktion, die<br />
keine Landesgrenzen kannte, <strong>ist</strong> es der <strong>JEF</strong> gelungen,<br />
eine starke Botschaft mit viel Medienpräsenz in ganz<br />
Europa zu überbringen. Besonders in Weißrussland und<br />
Russland, wo die Nachricht und die Bilder in 20 verschiedenen<br />
Medien erschienen, wurde diese Botschaft gehört.<br />
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Wenn man auf Weißrussland schaut, wird klar, dass Demokratie<br />
leider noch kein pan-europäisches Konzept <strong>ist</strong>.<br />
Verfassungsänderungen haben dem Parlament Einflussmöglichkeiten<br />
genommen, Lukaschenko kann überdies<br />
lebenslang Präsident bleiben. In den letzten Jahren wurden<br />
Opposition und Zivilgesellschaft unterdrückt und im<br />
letzten Jahr Wahlen abgehalten, die keinen demokratischen<br />
Standards entsprachen. Neue Gesetze haben dazu<br />
Regimekritik, NGO-Aktivitäten und sogar Versammlungen<br />
von mehr als zehn Personen illegal gemacht. Zusammen<br />
mit der Abschaffung freier Medien <strong>ist</strong> so der Opposition<br />
und Zivilgesellschaft die Grundlage effektiv entzogen. So<br />
anders sieht die Wirklichkeit für die Europäer nur einen<br />
Schritt über die Grenze der EU aus.<br />
<strong>JEF</strong> hat sich vorgenommen die starke, symbolträchtige<br />
Statuenaktion jedes Jahr, in der Nacht des Jahrestages<br />
der illegitimen Präsidentschaftswahlen, bis zum Fall Lukaschenkos<br />
zu wiederholen. So werden wir sicherstellen,<br />
dass die inakzeptable Situation der Weißrussen nicht weiterhin<br />
ignoriert werden kann und dass unseren Nachbarn<br />
die kompromisslose Unterstützung der <strong>europa</strong>weites Zivilgesellschaft<br />
gewiss <strong>ist</strong>.<br />
Um die Bildern von hunderten von Statuen mit Knebel aus<br />
ganz Europa zu besichtigen, geh auf www.jef.eu – und<br />
lass dich für den Aktion nächstes Jahr inspirieren!<br />
„Gebt nicht auf,<br />
radikal zu denken!“<br />
01/07<br />
Zum Tod von <strong>JEF</strong>-Gründungsmitglied Prof. h.c. Claus Schöndube<br />
Auf dem Foto: Claus Schöndube<br />
(2.v.r) im Kreise von <strong>JEF</strong>fern und<br />
Alt-<strong>JEF</strong>fern anlässlich des 50.<br />
Jahrestages der Gründung des<br />
BEJ in Weinheim 1999.<br />
<strong>treffpunkt</strong>.<strong>europa</strong><br />
Im Alter von 21 Jahren traf sich Claus Schöndube mit 40 gleich Gesinnten Anfang September 1949 auf der<br />
Wachenburg in Weinheim und gründete den Bund Europäischer Jugend (BEJ), den Vorgänger der Jungen<br />
Europäischen Föderal<strong>ist</strong>en (<strong>JEF</strong>) Deutschland. Er gehörte dem ersten Vorstand des BEJ unter Erwin von<br />
Bressensdorf an. Am 29. Januar dieses Jahres starb Claus Schöndube im Alter von 79 Jahren in seiner<br />
Heimatstadt Frankfurt.<br />
Schöndube bleibt der Europäischen Bewegung als ein großer Aktiver und Förderer der Föderal<strong>ist</strong>en in Erinnerung.<br />
In den vielen Jahren seines Engagements für den BEJ, die Europa-Union und zuletzt für die Union<br />
Europäischer Föderal<strong>ist</strong>en, deren Ehrenpräsident er war, publizierte der gelernte Journal<strong>ist</strong> zu europäischen<br />
Themen und war erfolgreich verlegerisch tätig.<br />
Was von Claus Schöndubes Lebenswerk bleibt, <strong>ist</strong> nun in unseren Händen. Einem Menschen Ehre zu erbieten<br />
<strong>ist</strong> Aufgabe jener, die Zeuge, Gönner oder Profiteure dieser Arbeit sind. Zehntausende junger Menschen<br />
konnten über die Jahre hinweg durch die Arbeit der <strong>JEF</strong> erfahren, was es für den Menschen und sein Land<br />
heißt, als Einzelner für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Wer diese Grundlage durch <strong>JEF</strong><br />
bekommen hat, weiß, welchen Wert die friedliche Einigung Europas für uns hat. Claus Schöndube hatte<br />
beschlossen, einen Auftrag anzunehmen, der über ein halbes Jahrhundert weitergegeben wurde. Die Erfüllung<br />
dieses Auftrages bedeutet, das Schaffen der wichtigsten Grundlage für unser Europa, eine bedingungslos<br />
föderal<strong>ist</strong>ische Gesinnung bei den Bürgern Europas zu gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
Das stellte Schöndube als größte Errungenschaft der Europäischen Bewegung heraus, dass eine ganz andere<br />
Denkweise bei den Europäern stattfände. Während früher das Ausland nur als potentieller Gegner<br />
gegolten habe, so herrsche heute in Europa eine entspannte Haltung zueinander. Dies zeige sich massenweise<br />
auch in den persönlichen Beziehungen über nationale Grenzen hinweg. Europa, so Schöndube,<br />
spreche nicht die ge<strong>ist</strong>igen Werte an, weshalb es so schwer sei, sich mit dem „Brüsseler Monstrum“ zu<br />
identifizieren.<br />
Claus Schöndube war ein Zeitzeuge, erlebte den Krieg und kannte die kleinen h<strong>ist</strong>orischen Wahrheiten, die<br />
sich für uns nur bei intensivem Studium unserer Geschichte erschließen. Er wusste aus zeitgeschichtlichem<br />
Erleben um den Einfluss der Kolonialkriege Frankreichs auf die Ablehnung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft,<br />
um die Einstellung De Gaulles zur Abgabe von Souveränität oder um die enttäuschten<br />
und erfüllten Hoffnungen auf den Europarat.<br />
Die Jugend sah er aber in der komfortablen Lage, sich nicht am politischen Tagesgeschäft und dessen taktischen<br />
Erwägungen beteiligen zu müssen, sondern einfach sagen zu können, was Föderal<strong>ist</strong>en meinen.<br />
Auf meine Frage hin, was er uns denn als <strong>JEF</strong> raten möchte antwortete Claus Schöndube einmal: „Verliert<br />
nicht die Fähigkeit radikal zu denken, denn das heißt ja eigentlich, an die Wurzel der Dinge zu gehen.“<br />
Autorin: Åsa Gunven,<br />
Mit Claus Schöndube starb der letzte Initiator und Zeitzeuge der Gründung unseres Verbandes. Wir können<br />
ihm danken, indem wir sein Werk im Respekt vor unserer Geschichte konsequent für den Frieden in Euro-<br />
Vize-Präsidentin der <strong>JEF</strong>-Europa pa, auch gegen alle Taktik der Tagespolitik fortsetzen. Von Chr<strong>ist</strong>ian Wenning<br />
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