Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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Forschung . Lehre . Dienstleistung<br />
schaften der Materie revolutionierenden"<br />
Idee: Bis Mitte der 60er Jahre erschien die<br />
konkrete physikalische Beschreibung des<br />
Aufbaus der Materie, also insbesondere fester<br />
Körper, aus ihren mikroskopischen Bausteinen,<br />
das heißt den Elektronen und Ionen,<br />
hoffnungslos kompliziert. In einem Kubikzentimeter<br />
eines festen Körpers wie des<br />
Metalls Eisen oder des Halbleiters Silizium<br />
befindet sich eine unvorstellbar große Zahl,<br />
nämlich etwa 10 23 , wechselwirkender Elektronen<br />
und Ionen. Sie bestimmen die chemische<br />
Bindung, also ob ein Isolator, Halbleiter<br />
oder Metall vorliegt und somit die generellen<br />
Eigenschaften der Materie.<br />
Statt dem konventionellen Weg zu folgen<br />
und den auch mit den heutigen Supercomputern<br />
nicht lösbaren Versuch zu unternehmen,<br />
die Bewegung jedes einzelnen Elektrons<br />
zu berechnen, schlug Prof. Kohn einen<br />
anderen Weg vor: Er konnte zeigen, dass<br />
Prof. Dr.<br />
Rudolf Martini<br />
Erbliche Nervenerkrankungen sind<br />
das Spezialgebiet des Biologen<br />
Rudolf Martini, der seit 27. August<br />
1998 die C3-Professur für Experimentelle<br />
Entwicklungsneurobiologie<br />
an der Neurologischen Klinik der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong> innehat.<br />
Rudolf Martini, Jahrgang 1956, studierte<br />
Biologie und Geographie an der <strong>Universität</strong><br />
Karlsruhe, wo er 1984 mit einer Arbeit über<br />
Riechsinnesorgane bei Insekten promovierte.<br />
Nach einer einjährigen Tätigkeit am Zoologischen<br />
Institut der <strong>Universität</strong> Heidelberg<br />
wechselte er als Stipendiat der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) ans Heidelberger<br />
Institut für Neurobiologie, wo er von<br />
1988 bis 1990 als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
tätig war.<br />
Dort begann Rudolf Martini, sich mit der<br />
Entwicklung und Regeneration des peripheren<br />
Nervensystems der Maus zu beschäftigen<br />
- diesem Thema sollte der Forscher bis<br />
heute treu bleiben. 1990 wechselte er an die<br />
Eidgenössische Technische Hochschule<br />
man gar nicht die Bewegung jedes einzelnen<br />
Elektrons zu kennen braucht; es genügt,<br />
die Dichte der Elektronen zu kennen, um die<br />
Struktur und Eigenschaften der Materie zu<br />
berechnen.<br />
Dieses Problem vieler wechsel wirkender<br />
Teilchen in der Materie hat eine gewisse<br />
Ähnlichkeit mit dem Problem sehr vieler<br />
Menschen, die auf einem sehr großen Platz<br />
einer Veranstaltung beiwohnen. Wenn sich<br />
in dieser sehr großen Zahl von Menschen<br />
eine herausgegriffene Person bewegt, dann<br />
sehen wir, dass diese Bewegung nur von der<br />
unmittelbaren Nachbarschaft der sich bewegenden<br />
Person abhängt bzw. behindert wird.<br />
Diese Bewegung wird also von der mittleren<br />
Zahl der Nachbarn, das heißt deren Dichte,<br />
abhängen.<br />
In Analogie dazu konnte Prof. Kohn zeigen,<br />
dass man zur theoretischen Berechnung<br />
der Eigenschaften von Materie nicht mehr<br />
Neue Professoren kurz<br />
vorgestellt<br />
(ETH) in Zürich, wo er sich 1993 habilitierte<br />
und im selben Jahr zum Privatdozenten<br />
und wissenschaftlichen Adjunkten ernannt<br />
wurde.<br />
Schwerpunktmäßig erforscht der neue<br />
Professor das Gebiet der erblichen Nervenleiden.<br />
Als für diese Erkrankungen Anfang<br />
der 90er Jahre transgene Tiermodelle etabliert<br />
wurden, ergab sich für Martini die<br />
Möglichkeit, die Entstehung und die krankhaften<br />
Vorgänge dieser bislang unbehandelbaren<br />
Nervenleiden genau zu erforschen.<br />
Dabei wurde schon früh eine intensive Zu-<br />
das (unlösbare) Problem von 10 23 miteinander<br />
wechsel wirkenden Teilchen angehen<br />
muss, sonderen nur noch die Bewegung eines<br />
Teilchens, die bestimmt wird von der<br />
Dichte in seiner unmittelbaren Umgebung.<br />
Das führt zu einer relativ einfachen Methode,<br />
der sogenannten "Dichte-Funktional<br />
Theorie".<br />
Mit ihrer Hilfe kann man heute mit relativ<br />
geringem Computer-Aufwand, das heißt<br />
mit PCs, die Struktur und Eigenschaften fester<br />
Körper bestimmen. Insbesondere kann<br />
man auch die chemischen Prozesse zwischen<br />
den Molekülen studieren, die zum Aufbau<br />
des Festkörpers beitragen. Auf diese Weise<br />
können die mit dem Nobelpreis ausgezeichneten<br />
Arbeiten von Prof. Kohn auch als ein<br />
entscheidender Brückenschlag zwischen<br />
Chemie und Festkörper-Physik angesehen<br />
werden.<br />
sammenarbeit mit der <strong>Würzburg</strong>er Neurologischen<br />
Klinik initiiert, die sich in mehreren<br />
Publikationen niederschlug.<br />
Schließlich wechselte Rudolf Martini als<br />
Leiter der neu gegründeten Arbeitsgruppe<br />
"Experimentelle Entwicklungsneurobiologie"<br />
an die Neurologische Klinik der <strong>Universität</strong><br />
Würz burg. Hier baute er seine Forschungstätigkeiten<br />
erheblich aus und verfolgte<br />
weiterhin Fragen zu möglichen Therapiemaßnahmen.<br />
Dabei geht es besonders<br />
um die Rolle des Immunsystems bei der<br />
Entstehung der Nervenerkrankungen sowie<br />
um Möglichkeiten, geschädigte Nervenfortsätze<br />
am Leben zu erhalten.<br />
Bei diesen Forschungen steht die Arbeitsgruppe<br />
von Prof. Martini in engem Kontakt<br />
mit den Forschungsgruppen "Multiple Sklerose<br />
und Neuroimmunologie" und "Neuroregeneration"<br />
der Neurologischen Klinik.<br />
Internationale Kooperationen bestehen u.a.<br />
mit <strong>Universität</strong> und ETH Zürich sowie mit<br />
Mitgliedern des Europäischen Charcot-Marie-Tooth-Konsortiums.<br />
Die Gruppe des Professors<br />
wird unter anderem vom Schweizerischen<br />
Nationalfonds, von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
sowie von privaten Stiftungen gefördert.<br />
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