08.10.2013 Aufrufe

Téléchargez le livret intégral en format PDF ... - Abeille Musique

Téléchargez le livret intégral en format PDF ... - Abeille Musique

Téléchargez le livret intégral en format PDF ... - Abeille Musique

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„<br />

I<br />

HAYDN Klaviersonat<strong>en</strong>, Teil 3<br />

CH WAR AUF KEINEM INSTRUMENT ein Hex<strong>en</strong>meister,<br />

aber ich kannte die Kraft und Wirkung al<strong>le</strong>r; ich war<br />

kein sch<strong>le</strong>chter Klavierspie<strong>le</strong>r und Sänger, und konnte<br />

auch ein Konzert auf der Violine vortrag<strong>en</strong>.“ Haydns<br />

Selbsteinschätzung, in fortgeschritt<strong>en</strong>em Alter geg<strong>en</strong>über<br />

seinem Freund und Biograf<strong>en</strong> Georg Griesinger geäußert,<br />

war charakteristisch bescheid<strong>en</strong>. Obwohl er kein Tast<strong>en</strong> -<br />

virtuose vom Schlage eines Mozart oder Beethov<strong>en</strong> war,<br />

schrieb er als junger Mann doch Orgelkonzerte zum<br />

eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Gebrauch bei Aufführung<strong>en</strong> im Krank<strong>en</strong>haus<br />

Barmherzige Brüder oder in der Kapel<strong>le</strong> des Graf<strong>en</strong><br />

Harrach in Wi<strong>en</strong>. Seine Ern<strong>en</strong>nung zum Vize-Kapell -<br />

meister der Familie Esterházy im Jahr 1761 brachte neb<strong>en</strong><br />

dem Geig<strong>en</strong>spiel auch tast<strong>en</strong>musikalische Verpflichtung<strong>en</strong><br />

mit sich, und man darf annehm<strong>en</strong>, dass er bei der<br />

vor- und nachmittäglich<strong>en</strong> Kammermusik, auf die der<br />

musikalisch unersättliche Fürst Nikolaus bestand, auch<br />

Cembalosonat<strong>en</strong>, Trios und viel<strong>le</strong>icht sogar Konzerte<br />

spielte. Am Hofe Esterházy begann Haydn sein<strong>en</strong><br />

Tagesablauf jed<strong>en</strong> Morg<strong>en</strong> damit, musikalische Ide<strong>en</strong>—<br />

g<strong>le</strong>ich, für welche Besetzung—auf der Klaviatur<br />

auszuprobier<strong>en</strong>. Ein anderer Biograf, Albert Christoph<br />

Dies, berichtet außerdem, wie Haydns „wurmstichiges<br />

Clavichord“ dem jung<strong>en</strong> Komponist<strong>en</strong> in seiner Wi<strong>en</strong>er<br />

Dachstube zu Beginn der 1750er Jahre ein großer Trost<br />

war. Obwohl er später ein Cembalo und ab 1788 auch ein<br />

Hammerklavier aus der Werkstatt des Wi<strong>en</strong>er Klavier -<br />

bauers W<strong>en</strong>zel Schanz besaß, war es bis ins hohe Alter<br />

seine Gewohnheit, am Klavichord zu komponier<strong>en</strong>—<br />

w<strong>en</strong>n auch an einem w<strong>en</strong>iger „wurmstichig<strong>en</strong>“ als in<br />

seiner Jug<strong>en</strong>d.<br />

Haydns um die sechzig Sonat<strong>en</strong> mög<strong>en</strong> kein so<br />

vollständiges Bild seiner künst<strong>le</strong>risch<strong>en</strong> Entwicklung<br />

vermitteln wie seine Sinfoni<strong>en</strong> und Quartette. Besser als<br />

am schma<strong>le</strong>r<strong>en</strong> Gattungsbeitrag von Mozart lässt sich an<br />

13<br />

ihn<strong>en</strong> jedoch beispielhaft die Entwicklung der klassisch<strong>en</strong><br />

Sonate verfolg<strong>en</strong>: Die schlicht<strong>en</strong> Divertim<strong>en</strong>ti und Partit<strong>en</strong><br />

der 1750er Jahre (die Bezeichnung „Sonate“ verw<strong>en</strong>dete<br />

Haydn erst ab etwa 1770)—vorwieg<strong>en</strong>d für junge<br />

Schü<strong>le</strong>rinn<strong>en</strong> <strong>en</strong>tstand<strong>en</strong>—sind d<strong>en</strong> Cembalowerk<strong>en</strong><br />

von Galuppi und vom Wi<strong>en</strong>er Meister des galant<strong>en</strong> Stils,<br />

Christoph Wag<strong>en</strong>seil, nachempfund<strong>en</strong>. Von d<strong>en</strong> stärker<br />

individuel<strong>le</strong>n Werk<strong>en</strong> der spät<strong>en</strong> 1760er und früh<strong>en</strong><br />

1770er Jahre zeig<strong>en</strong> mehrere—darunter Nr. 20 und 44<br />

der traditionel<strong>le</strong>n Hobok<strong>en</strong>-Zählung, die hier verw<strong>en</strong>det<br />

wird—d<strong>en</strong> Einfluss der Empfindsamkeit eines Carl<br />

Philipp Emanuel Bach (des zweitältest<strong>en</strong> Sohns von<br />

Johann Sebastian). Es folgt<strong>en</strong> die zwisch<strong>en</strong> 1773 und<br />

1784 erschi<strong>en</strong><strong>en</strong><strong>en</strong> Sammlung<strong>en</strong> mit ihrer sorgsam<br />

kultiviert<strong>en</strong> Volkstümlichkeit. Zu d<strong>en</strong> drei Sonat<strong>en</strong> Nr. 50<br />

bis 52 schließlich wurde Haydn von der Klangfül<strong>le</strong><br />

der Broadwood-Flügel angeregt, die er in London<br />

k<strong>en</strong>n<strong>en</strong><strong>le</strong>rnte.<br />

Haydns frühe Partit<strong>en</strong> und Divertim<strong>en</strong>ti für Cem -<br />

balo—die beid<strong>en</strong> von ihm verw<strong>en</strong>det<strong>en</strong> Begriffe sind<br />

austauschbar—berg<strong>en</strong> mehr als al<strong>le</strong> ander<strong>en</strong> Bereiche<br />

seines Schaff<strong>en</strong>s Prob<strong>le</strong>me, was die Überprüfung anhand<br />

der Quel<strong>le</strong>n betrifft. Nur eine dieser Sonat<strong>en</strong> (G-Dur, Nr. 6<br />

im Hobok<strong>en</strong>-Verzeichnis) ist handschriftlich überliefert,<br />

und selbst hier fehlt das Fina<strong>le</strong>. Auch die Datierung bewegt<br />

sich im Bereich der Spekulation. Mit Sicherheit lässt sich<br />

nur sag<strong>en</strong>, dass die Entstehungszeitpunkte dieser Werke<br />

zwisch<strong>en</strong> d<strong>en</strong> früh<strong>en</strong> 1750er und d<strong>en</strong> früh<strong>en</strong> 1760er<br />

Jahr<strong>en</strong> lieg<strong>en</strong>. Vie<strong>le</strong> von ihn<strong>en</strong> war<strong>en</strong> wohl auf junge<br />

Schü<strong>le</strong>rinn<strong>en</strong> zugeschnitt<strong>en</strong>, darunter Marianne von<br />

Martínez, eine Gräfin Thun sowie Haydns erste Liebe, die<br />

Perück<strong>en</strong>macherstochter Therese Kel<strong>le</strong>r, die 1755 in ein<br />

Kloster eintrat. (Fünf Jahre später beging Haydn d<strong>en</strong> wohl<br />

größt<strong>en</strong> Feh<strong>le</strong>r seines Leb<strong>en</strong>s, als er ihre Schwester Maria<br />

Anna heiratete.) Griesinger vermittelt ein<strong>en</strong> charmant<strong>en</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!