Michael Ballhaus Trikont, Musik & Politik 30 Jahre musa ... - Pony
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Frank Willmann<br />
Der große Joker hat ein Buch geschrieben. Oh! Der<br />
große Joker! Wer issen das? Na Agent, die alte Hundelunge,<br />
seines Zeichens einer der Oberprügler beim gewalttätigen<br />
Mob des BFC. Hat selbstverständlich nebenberuflich<br />
bissel für die Sicherheitsorgane aufgepasst. Nun hat er<br />
den Jesus in sich entdeckt. Nach jahrelangem Gedroge,<br />
Gekloppe und Abhängen im Mulm der Gesellschaft ist<br />
er nun an erster Stelle rein. Er hat die gute alte Meister-<br />
Propper-Generalkur absolviert. Der heilige Geist ist einmal<br />
durch ihn gerubbelt. Samt Schalmeienorchester und<br />
Ablass. Letzterer kann überhaupt nicht genug gewürdigt<br />
werden. Eine geniale Erfindung der Pfaffen. Beichte all<br />
deine Sünden und Gott verzeiht dir.<br />
So ein Ereignis muss natürlich buchmäßig festgehalten<br />
werden. Für diese Stümperei sind Leute wie<br />
Damaris Kofmehls zuständig. Taucht irgendwo ein Erleuchteter<br />
aus der Jauche des Lebens auf, steht sofort<br />
Kofmehls Gewehr bei Fuß, um die Sache für den Herrn<br />
auszuschlachten. „Randständige Jugendliche“ werden<br />
dann Tölpel wie Joker, alias Agent, genannt. Sie dürfen<br />
dann unter werbekräftigem Titeln wie „Alex – Adrenalin<br />
pur“ oder „Der Hooligan“ ihren Schmarrn unters Lesevolk<br />
wursteln.<br />
Läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Zuerst<br />
wird eine hanebüchne Lebensgeschichte „erzählt“. Und<br />
immer wenn‘s der Held am schlimmsten treibt, taucht aus<br />
dem Orchestergraben Jesus himself auf, um die arme Sau<br />
zu retten. Klingt nach mittelalterlicher Gruselgeschichte.<br />
Die geht dann zum Beispiel etwa so: Gott hat etwas ganz<br />
besonderes mit Joker vor und schickt ihn nach Leipzig.<br />
www.fehmibaumbach.de · www.myspace.com/fehmii<br />
Jesus liebt dich – Hooligan<br />
Dort findet am Wochenende das Lokalderby zwischen Lok<br />
und Chemie statt. Ein Wunder! Er trifft sich mit Melek,<br />
dem oberbösen Leipziger Hool. Die verwünschten Hools<br />
rauchen, saufen und lassen in schmutzigen Kneipen<br />
Fluchworte erklingen. Agent blieb trotzdem gottfürchtig<br />
und hält Augen und Ohren offen. Denn die Leipziger Hools<br />
planen Faschistisches. Sie wollen während des Spiels via<br />
Transparent mit Sprüchen wie: „Juden-Olympia nicht mit<br />
uns!“ gegen Leipzigs Olympiabewerbung protestieren.<br />
Doch an meinem Gott kommt keiner vorbei, sagt<br />
sich Agent und schließt sich auf der Toilette ein. Um zu<br />
beten. Vorm Stadion bittet er nervös Gott um ein Wunder.<br />
Es gilt ja, eine Image-Katastrophe zu verhindern.<br />
Plötzlich wird ihm ein VIP-Bändchen aus dem Nichts<br />
gereicht. Er mümmelt im VIP-Raum schnell Seelachs,<br />
statt mit Kaviar. Und sucht sich einen schönen Platz<br />
auf der Ehrentribüne. Auf der Gegentribüne hampeln<br />
derweil die schrecklichen Hools herum. Agent schluckt<br />
den Schampus und beginnt zu beten. Plötzlich tritt Ralf<br />
Petersen aus dem Nichts zu ihm. Ein Wunder, denn<br />
Petersen ist ein Verbündeter.<br />
Es geht alles sehr schnell. Beide finden einen Weg zu<br />
Gott. Die Transparente Satans dürfen nicht ausgerollt<br />
werden. Beide beten wie die Teufel. Herr, wache über<br />
dieses Stadion! Und der Herr hat Erbarmen. Das Hauptwunder<br />
des Tages geschieht: Die inbrünstigen Anrufungen<br />
der beiden Matschbirnen lassen die Transparente in<br />
den Tüten der Hooligans zu Matsch werden. Nachzulesen<br />
auf den Seiten 324-3<strong>30</strong> in: Damaris Kofmehl Der Hooligan<br />
(Brunnenverlag 2007, 11,95 EUR).<br />
36 Kolumne<br />
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