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BULLETIN<br />

DE LA<br />

COMMISSION GEOLOGIQUE<br />

DE FINLANDE<br />

N:o 37<br />

WEITERE MITTEILUNGEN tJBER BRUCHSPALTEN<br />

MIT BESONDERER BEZIEHUNG ZUR<br />

GEOMORPHOLOGIE VON<br />

fENNOSKANDIA<br />

YON<br />

J. J. SEDERHOLM<br />

MIT EINER TAFEL UND 27 FIGURfN IM TeXT<br />

HfLSINGFORS<br />

JUNI 1913


BULLETIN DE LA COMMISSION GEOLOGIQUE DE FINLANDE N:o 37<br />

WEITERE MITTEILUNGEN<br />

OBER<br />

BRUCHSPALTEN<br />

MIT BESONDERER BEZIEHUNG<br />

ZUR GEOMORPHOLOGIE VON FENNOSKANDIA<br />

VON<br />

J. J. SEDERHOLM<br />

MIT EINER TAFEL UND 27 FIGUREN IM TEXT<br />

= . 0.=<br />

HELSINGFORS, JUNI 1913<br />

DRUCKEREI DES KAISERLICHEN SENATS


EINLEITUNG.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Umstän<strong>de</strong> haben in letzter Zeit die Aufmerksamkeit<br />

auf gewisse Züge in <strong>de</strong>r Oberflächengestaltung Finnlands und seiner<br />

nächsten Nachbarlän<strong>de</strong>r gelenkt.<br />

An und für sich ist dieselbe auch ganz eigenartig. Die relative<br />

Ebenheit <strong>de</strong>s aus harten Granitarten und kristal1inen Schiefern bestehen<strong>de</strong>n<br />

Felsgerüstes steht in eigentümlichem Gegensatz zum steten<br />

Wechsel kleiner Unebenheiten.<br />

In die Küsten sind tiefe Buchten eingeschnitten und erstere ist<br />

von <strong>de</strong>m eigentümlichen Schärenhof umgeben; die Landfläche ist<br />

namentlich in Finnland mit Zehntausen<strong>de</strong>n von Seen besät. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Terrainverhältnisse <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man eigentlich nur in Kanada,<br />

welches Land, ebenso wie Fennoskandia, wesentlich aus Urgebirge<br />

besteht und ebenso wie letzteres eine Eiszeit durchgemacht hat.<br />

Trotz einer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Grösse steht das erstgenannte Gebiet<br />

als Arbeitsfeld für <strong>de</strong>n Geologen und Geomorphologen kaum an <strong>de</strong>r<br />

Spitze. Die Aufgaben sind zu gewaltig im Verhältnis zu <strong>de</strong>n Kräften,<br />

über welche selbst ein reiches Land für wissenschaftliche Untersuchungen<br />

verfügen kann. Kartographische Unterlagen fehlen in weit<br />

höherem Gra<strong>de</strong> als bei uns, und die ungeheueren Flächen machen es<br />

<strong>de</strong>m Forscher schwer, einen Überblick über das Ganze zu erlangen.<br />

Fennoskandia ist, was seine geologischen und geographischen Züge<br />

betrifft, so zu sagen kompendiöser und ausser<strong>de</strong>m von zahlreichen<br />

Forschern seit <strong>de</strong>m Morgengrauen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Naturforschung,<br />

welche schon durch Carl von Linne und seine Zeitgenossen so kräftigen<br />

Anstos erhielt, studiert wor<strong>de</strong>n. Es hat jedoch lange gedauert, bis die<br />

Geomorphogenie dieses Gebietes sich zu klären begann.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>m Ursprung von Fennoskandias Relief zerfällt<br />

in zwei Teile. Erstens gilt es die relative Ebenheit im grossen<br />

und ganzen, zweiten die Entstehung <strong>de</strong>r zahlreichen grösseren und<br />

kleineren Unebenheiten zu erklären.


J. J. Se<strong>de</strong>Tholm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 3<br />

diert wor<strong>de</strong>n sind, in<strong>de</strong>m hier in Grabensenkungen o<strong>de</strong>r als Monadnock-artige<br />

Erhebungen bewahrte Reste <strong>de</strong>rselben an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen vorkommEn.<br />

Es ist viel wahrscheinlicher, dass das Kambro-Silur sich einst<br />

über ganz Fennoskandia erstreckte, als dass sein östlicher Teil unverän<strong>de</strong>rlich<br />

eine Insel in <strong>de</strong>n paläozoischen Meeren gebil<strong>de</strong>t hat.<br />

Devonische Ablagerungen haben wahrscheinlich ebenfalls grosse<br />

Teile dieses Gebietes be<strong>de</strong>ckt, aber ihre sandige Beschaffenheit zeigt,<br />

dass während ihres Absatzes auch Län<strong>de</strong>rmassen in <strong>de</strong>r Nähe vorhan<strong>de</strong>n<br />

waren. Dagegen hat man keinen sicheren Grund anzunehmen,<br />

dass das Meer <strong>de</strong>r Karbonzeit an<strong>de</strong>re Teile <strong>de</strong>s fraglichen Gebietes<br />

be<strong>de</strong>ckt hätte, als möglicherweise <strong>de</strong>n östlichsten Rand <strong>de</strong>sselben.<br />

Auch .Ablagerungen <strong>de</strong>r Perm zeit dürften hier gefehlt haben. Dagegen<br />

hat das Meer während <strong>de</strong>r Trias- und Juraperio<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt über<br />

die südlichsten und nördlichsten Teile dieser Gegend transgrediert; in<br />

welcher Aus<strong>de</strong>hnung ist jedoch nicht sicher zu bestimmen. Ablagerungen<br />

aus jenen Zeiten ruhen oft unmittelbar auf <strong>de</strong>m Grundgebirge,<br />

was also beweist, dass die paläozoischen Ablagerungen schon zur<br />

Zeit, als erstere abgesetzt wur<strong>de</strong>n, von grossen Län<strong>de</strong>rstrecken forterodiert<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Auch während <strong>de</strong>r Krei<strong>de</strong>- und <strong>de</strong>r Tertiärzeit<br />

haben wie<strong>de</strong>rholt Transgressionen über <strong>de</strong>n südlichsten Teil Fennoskandias<br />

stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

Da nun die Jura Ablagerungen von Andö im nördlichen Norwegen,<br />

welche in einer Grabensenkung erhalten geblieben sind, in<br />

einer ebenen Erosionfläche eingebettet liegen, muss die Einebenung<br />

<strong>de</strong>r Oberfläche an einigen Stellen Fennoskandias erst in post jurassischer<br />

Zeit stattgefun<strong>de</strong>n haben. Zum Teil fand dieselbe an<strong>de</strong>rerseits<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r mesozoischen und in paläozoischer Zeit statt,<br />

und in gewissen Gegen<strong>de</strong>n war die Ebenheit schon seit präkambrischer<br />

(jotnischel') Zeit vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Die Reste <strong>de</strong>r einstigen skandinavischen Gebirgskette dürften<br />

schon in einer sehr frühen Perio<strong>de</strong> verwischt wor<strong>de</strong>n sein. Auch das<br />

Kölengebirge wird jetzt nach oben zu von einer im grossen ebenen<br />

Fläche begrenzt. Die Ebenheit <strong>de</strong>s nor<strong>de</strong>uropäischen Plateaus war<br />

jedoch während späterer präglazialer Epochen wahrscheinlich nicht<br />

ganz vollkomm on, <strong>de</strong>nn auch in <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n jüngsten Dislokationen<br />

in verhältnismässig geringem Gra<strong>de</strong> betroffenen Teilen <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n 'wir<br />

über das ebene Plateau emporragen<strong>de</strong> Monadnock-ähnliche Erhebungen.<br />

Die Gegend besass also <strong>de</strong>n Charakter eines »Peneplanes»;<br />

möglicherweise war die Ebenheit <strong>de</strong>r Oberfläche über grosse Strecken


4 Bulletin <strong>de</strong> 1a Oommission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 37.<br />

hin so vollständig, dass man letztere mit ganz <strong>de</strong>mselben R echt mit<br />

<strong>de</strong>m Namen Ebene hätte bezeichnen können, wie man diese Bezeichnung<br />

z. B. für die Granitgebiete im südlichen Russland anwen<strong>de</strong>t.<br />

Früher, als man keinen richtigen Begriff von <strong>de</strong>r relativen Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r supramarinen und marinen Denudation hatte, dachte<br />

man sich die Ebenheit oft durch die abradieren<strong>de</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Meeres verursacht. R. Rult, welchem das Verdienst gebührt, vor<br />

allen an<strong>de</strong>ren die Aufmerksamkeit auf die relative Ebenheit <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen<br />

Seenplatte gelenlct zu haben, huldigte dieser zu seiner Zeit<br />

allgemein geläu<strong>fi</strong>gen Ansicht 1. In Norwegen hat man dieselbe Erldärung<br />

für die ebene Strandfläche angewandt, welche sich <strong>de</strong>r Küste<br />

entlang hinzieht. Zur Frage nach <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r letzteren wer<strong>de</strong>n<br />

wir weiter unten zurückkommen.<br />

Wir wollen nun zuerst die Frage erörtern, in welcher Weise die<br />

jetzt mit Wasser gefüllten Vertiefungen und die l<strong>de</strong>ineren Erhöhungen<br />

entstan<strong>de</strong>n sind. Ich bin zu diesen Studien beson<strong>de</strong>rs durch<br />

die Arbeit mit <strong>de</strong>n Tiefenkarten über <strong>de</strong>n Päijänne- und Näsijärvi­<br />

See veranlasst wor<strong>de</strong>n, welche unter meiner Aufsicht auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft für die Geographie Finnlands ausgearbeitet wor<strong>de</strong>n<br />

sind und welche sich teils und hauptsächlich auf die von <strong>de</strong>n Beamten<br />

<strong>de</strong>s Lotsen-Oberamtes ausgeführten Tieflotungen, teils auf komplettieren<strong>de</strong><br />

Arbeiten grün<strong>de</strong>n, welche von Stipendiaten <strong>de</strong>r obengenannten<br />

Gesellschaft ausgeführt wor<strong>de</strong>n sind. Ich habe schon früher<br />

wie<strong>de</strong>rholt, sowohl in dieser Gesellschaft als auch später beim internationalen<br />

Geographen-Kongress in Genf 1908 über die Resultate berichtet,<br />

zu <strong>de</strong>nen diese Karten geführt 2. Bei letzterer Gelegenheit<br />

berührte ich auch einen grossen Teil <strong>de</strong>r Fragen betreffs <strong>de</strong>r Ent -tehung<br />

<strong>de</strong>r Oberflächengestaltung Finnlands, welche ich hier behan<strong>de</strong>ln<br />

wer<strong>de</strong>. Das grosse Erdbeben in Italien gab mir neue Veranlassung,<br />

mich <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r Dislokationserscheinungen zu widmen, in<strong>de</strong>m<br />

ich in <strong>de</strong>r Finnländischen Gesellschaft <strong>de</strong>r Wis en chaften, sowie vor<br />

verschie<strong>de</strong>nen Zuhörerkreisen die neuesten Resultate <strong>de</strong>r Seismologie<br />

schil<strong>de</strong>rte. Ich fand hierbei, dass diese Resultate auch für die Deutung<br />

<strong>de</strong>r Geotektonik Fcnnoskandias und vice versa grosse Be<strong>de</strong>utung<br />

besitzen 3.<br />

1 R. Hult, Om Lojobäckenets bildning. Bidrag till kännedomen om<br />

Finlands natur och folk, utg. af Finska Vet.-Soc. 45 H. S. 225-340.<br />

2 J. J. Se<strong>de</strong>rholm, Sur la geomorphologie d e la Finlan<strong>de</strong>. Compte Rendu<br />

du IX:e Congres Int. <strong>de</strong> Geographie. Geneve 1908. S. 125.<br />

3 ___ Om jordbäfningar och vulkaner. H elsingfors 1909.


J. J. Se<strong>de</strong>1·holm. Über Bruchspalten und Geomorphologie. 5<br />

Den Inhalt <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit habe ich schon vorläu<strong>fi</strong>g<br />

in einem Vortrage bei Gelegenheit <strong>de</strong>s Geologenkongresses in Stockholm,<br />

in <strong>de</strong>ssen Verhandlungen jedoch nur ein Referat <strong>de</strong>rselben abgedruckt<br />

wor<strong>de</strong>n ist 1, vorgelegt. Dabei wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Kongresse auch<br />

die Tiefenkarte <strong>de</strong>s Päijänne-Sees überreicht. Im neuen Atlas <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft für die Geographie Finnlands habe ich ferner eine Karte<br />

über die Bruchlinien, sowie eine kurze Darstellung ihrer geomorphologischen<br />

Be<strong>de</strong>utung veröffentlicht 2.<br />

DIE TIEFENRINNEN IM P ÄIJ ÄNNE UND ANDEREN<br />

FENNOSKANDISCHEN SEEN. IHR ZUSAMMENHANG<br />

MIT SPALTENZONEN.<br />

vVie aus <strong>de</strong>n genannten Tiefenkarten hervorgeht, <strong>de</strong>ren Hauptteil<br />

die Karte in Fig. 1 wie<strong>de</strong>rgiebt, treten am Grun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Päijänne<br />

eine Menge recht tiefer und scharf ausgeprägter Rinnen auf. Die<br />

tiefste be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich bei Rutapohja im nördlichsten Teil <strong>de</strong>s Sees<br />

mit einer grössten Tiefe von 93 m. Rechnet man jedoch das überragen<strong>de</strong><br />

steile Ufer, welches sich 100 m über <strong>de</strong>m Wasser erhebt,<br />

dazu, so erreicht die Rinne auf <strong>de</strong>r einen Seite etwa zwei hun<strong>de</strong>rt<br />

Meter Tiefe. Grosse Strecken <strong>de</strong>r wasserge<strong>fi</strong>illten Rinne sind mehr<br />

als 50 m tief. Ihre Richtung ist nordwest-südöstlich; die Länge etwa<br />

20 km, während die Breite 200 bis 300 m beträgt.<br />

Noch länger ist die nur 200-300 m breite Rinne, welche <strong>de</strong>n<br />

mitteren Teil <strong>de</strong>s Päijänne in N 40°-60° W durchstreicht, und zwar<br />

südlich von <strong>de</strong>n grossen Inseln Honkasalo und E<strong>de</strong>ssalo. Die grösste<br />

Tiefe übersteigt 70 m, nur kleinere Teile <strong>de</strong>r Rinne liegen jedoch in<br />

mehr als 50 m Tiefe.<br />

In <strong>de</strong>rselben Richtung, wie letztgenannte, streicht die 23 km<br />

lange Rinne im S. von Wirmalansaari, die nur an einer Stelle eine Tiefe<br />

von 50 m unter <strong>de</strong>m Seespiegel erreicht. Legt man hierzu die Höhe<br />

<strong>de</strong>r oberhalb liegen<strong>de</strong>n steil aufragen<strong>de</strong>n Felsenufer, so wird die totale<br />

Höhe hun<strong>de</strong>rt Meter höher. Durch Absätze wird sie in mehrere Teile<br />

zerlegt, die jedoch dieselbe N. 45° W.-Richtung einhalten.<br />

1 J. J. Se<strong>de</strong>rholm, Über Bruchlinien mit beson<strong>de</strong>rer Beziehung auf die Geomorphologie<br />

von Fennoskandia. Compte Rendu du XI:e Congres Geol. Int.<br />

Stockholm 1910. S. 865.<br />

2 _ _ _ Lignes <strong>de</strong> fracture, leur importance dans la geomorphologie<br />

<strong>de</strong> la Fennoscandia. Atlas <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> 1910 and BuH. <strong>de</strong> la Comm. Geol.<br />

<strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 30. S. 32.


6 Bulletin <strong>de</strong> la Commission gcolo!!,iqu l' ei l? Filllandc ::\:0 37 .<br />

. + JÄ I1SÄ·<br />

UHRf\t\F\<br />

Fig. 1. Tiefenkarte <strong>de</strong>s P äijänne Sees (mit Ausnahme <strong>de</strong>s<br />

südlichsten Teiles). .l\Iasstab 1 : 600000.


J. J. Se<strong>de</strong>1·holm. über Bruchspalten und Geom orphologie. 7<br />

Nördlich von Wirmalansaari <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man kürzere, weniger <strong>de</strong>utlich<br />

ausgeprägte Rinnen mit ungefähr gleicher Richtung. Auch zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n nördlichen Hauptrinnen beobachtet man einige an<strong>de</strong>re,<br />

welche in N. 75°-50° W . streichen und flacher und weniger tief als<br />

die erstgenmmten grösseren Rinnen sind.<br />

Am ausgeprägtesten unter <strong>de</strong>n Rinnen, welche in letztgenannte<br />

überqueren<strong>de</strong>n Richtungen streichen, ist die im S.O. von Salonsaari<br />

im südöstlichsten Teil <strong>de</strong>s Sees auftreten<strong>de</strong> Rinne. Diese 5 km lange<br />

und 200- 500 m breite Senke mit einer grössten Tiefe von mehr als<br />

70 m , besitzt beson<strong>de</strong>rs gegen S.O. sehr steile Abfälle. Ein grosser<br />

Teil <strong>de</strong>s Rinnentiefsten liegt unter 60 m .<br />

Westlich von hier zieht sich eine an<strong>de</strong>re, weniger gut ausgeprägte,<br />

durch Schwellen abgeteilte und in etwa S.O. langgezogene Rinne<br />

von Anianpelto nach Nor<strong>de</strong>n hin. Im Sü<strong>de</strong>n biegt sie nach S.W.<br />

ab und setzt sich sozusagen in einer durch <strong>de</strong>n Wesijärvi gehen<strong>de</strong>n<br />

un<strong>de</strong>utlichen Rinne fort. In <strong>de</strong>r nördlichen Hälfte <strong>de</strong>s Sees <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man<br />

auch mehrere in nördlichen bis nordöstlichen Richtungen streichen<strong>de</strong>,<br />

langgestreckte, obwohl nicht gleich gut ausgeprägte Vertiefungen.<br />

Die <strong>de</strong>utlichsten liegen nordwestlich von Taivassalo, sowie südlich<br />

von Jyväskylä, woselbst die bei<strong>de</strong>n Munatsalo umfassen<strong>de</strong>n Arme <strong>de</strong>s<br />

Sees als solche Senken angesehen wer<strong>de</strong>n kömlen.<br />

Bei sorgfältiger Beachtung <strong>de</strong>r Tiefenkarte <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man jedoch<br />

auch in an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>s Seegrun<strong>de</strong>s, beson<strong>de</strong>rs im tiefsten Teil<br />

<strong>de</strong>sselben, südlich von <strong>de</strong>r Kirche von Korpilahti, eine Menge weniger<br />

<strong>de</strong>utlich ausgeprägter, kürzerer, geradliniger Gräben, die sich oft<br />

kreuzen o<strong>de</strong>r in scharfen Winkeln aneinan<strong>de</strong>rstossen.<br />

Die genannten Rinnen setzen teilweise seitwärts vom Päijänne<br />

fort. Dies gilt beson<strong>de</strong>rs für die Rinne im S. von Wirmalansaari,<br />

die im obersten Teil <strong>de</strong>s Kymmene-Stromes und möglicherweise in<br />

<strong>de</strong>r Bucht südlich von Heinola ihre Fortsetzung <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t.<br />

Quer über <strong>de</strong>n Näsijärvi-See streicht ebenfalls eine gleiche Tiefenrinne<br />

in O.- W.-Richtung; sie erreicht in <strong>de</strong>r Paarlahti-Bucht<br />

südlich von <strong>de</strong>r Kirche von Teisko eine Tiefe von mehr als 50 m.<br />

Ähnliche Züge <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n sich, wie im folgen<strong>de</strong>n gezeigt wer<strong>de</strong>n soll,<br />

überall innerhalb F ennoskandias, aber kaum irgendwo treten sie in<br />

so typischer und eindringlicher Gestalt auf, wie im Tiefenrelief <strong>de</strong>s<br />

Päijänne.<br />

Aus Finnland sind ähnliche Rinnen schon früher von Herrn R .<br />

Boldt und A. Streng 1 auf ihrer schönen Tiefenkarte <strong>de</strong>s Lojo-Sees<br />

1 R. Boldt, Djupkarta öfver L ojo sjö (östra hälften). Geogr. Fören. i<br />

Finland. Veto Medd. IH. 1896.<br />

A. E. Streng, Djupkarta öfver Lojo sjö (västra hälften). Ibid. IV. 1897.


J. J. S e<strong>de</strong>rholm. -eber Bruchspalten und Geomorphologie. 9<br />

wandten Züge in <strong>de</strong>r Geomorphologie Fennoskandias zu <strong>de</strong>uten und<br />

an<strong>de</strong>rerseits dadurch noch mehr Licht auf die fraglichen Phänomene<br />

zu werfen.<br />

Obgleich kaum irgendwo gleich typisch wie hier, trifft man dieselbe<br />

Geradlinigkeit gera<strong>de</strong>zu überall in <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nkon<strong>fi</strong>guration unserer<br />

Seen. Die lappigen Umrisse <strong>de</strong>r Ufer beruhen nur zum Teil<br />

auf <strong>de</strong>r Anordnung <strong>de</strong>r losen Ablagerungen. Trotz <strong>de</strong>r Flachheit<br />

<strong>de</strong>s Gebietes wird auch hier das Bo<strong>de</strong>nrelief in hohem Gra<strong>de</strong><br />

2


J. J. Se<strong>de</strong>Tholm. über BruC'hspalten und Geomorphologie. 11<br />

geprägt. Vergl. beistehen<strong>de</strong> Karten (Tafel 1 und Fig. 2) über diese<br />

Gegend und <strong>de</strong>n Hauptteil <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen Seenplatte, sowie die beigefügte<br />

Karte (Fig. 3) über die Bruchlinien. Letztere ist eine Reproduktion<br />

<strong>de</strong>r von mir schon publizierten Karte im Atlas <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong><br />

1910, auf welche ich übrigens verweisen muss, da die hier mitgeteilte<br />

Reproduktion nicht ganz gut ausgefallen ist. Ich habe dort alle<br />

geradlinigen Züge im Relief Finnlands eingetragen, die ich beim Studium<br />

von Höhenkarten o<strong>de</strong>r, mangels solcher, von an<strong>de</strong>ren Karten,<br />

auf <strong>de</strong>nen wenigstens die Hauptzüge <strong>de</strong>s Reliefs hervortreten, habe<br />

<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n können, so vor allem die geradlinigen Täler, gleichviel ob dieee<br />

jetzt offen, mit Wasser gefüllt o<strong>de</strong>r mit losen Ablagerungen becteckt<br />

sind, sowie ferner die geradlinigen Steilabfälle, welche die Meere,<br />

Seen o<strong>de</strong>r Ebenen begrenzen.<br />

In Finnland verraten sich die Felsenrinnen oft als Reihen schmaler<br />

Seen. Aber im südlichsten Teile <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, welcher weniger<br />

seenreich ist, <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man auch mit losem Bo<strong>de</strong>n ausgefüllte Felsrinnen.<br />

Eine äusserst ausgeprägte Rinne zieht sich von <strong>de</strong>r Gegend von <strong>de</strong>r<br />

Station Järvelä im S.W. von <strong>de</strong>r Stadt Lahti durch die Kirchspiele<br />

Mäntsälä und Tusby gegen S.W. am innersten Teil <strong>de</strong>r Esbo-Bucht<br />

vorbei nach Pickala in Kyrkslätt. Auch im Schärenhofe <strong>de</strong>r Provinzen<br />

Nyland und Abo sind solche Linien ausseror<strong>de</strong>ntlich gut ausgeprägt.<br />

Sie treten hier als gera<strong>de</strong> Rinnen am Meeresgrun<strong>de</strong> auf, ganz wie<br />

die im Päijänne, o<strong>de</strong>r auch als Reihen steiler Felsabsätze.<br />

Erstere <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man z. B. in <strong>de</strong>r Gegend südlich von Ekenäs. Ich<br />

habe hier namentlich bei <strong>de</strong>r zoologischen Station Tvärminne, östlich<br />

von Hangö, die betreffen<strong>de</strong>n Erscheinungen im einzelnen studiert, um<br />

so ihre Natur näher kennen zu lernen. An vielen Stellen kann man<br />

da, wo Spalten eine längere Strecke gera<strong>de</strong> verlaufen und senkrecht<br />

stehen, auf <strong>de</strong>n Spaltenflächen äusserst schöne senkrecht verlaufen<strong>de</strong><br />

Gleitfurchen beobachten. Dies ist z. B. auf <strong>de</strong>r Insel Hästen (im O.<br />

von <strong>de</strong>r Lotsenstation Hästö-Busö) <strong>de</strong>r Fall, <strong>de</strong>ren südliches Ufer<br />

von einer solchen senkrechten Rutschfläche o<strong>de</strong>r richtiger einem<br />

System von mehreren nahe bei einan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n solchen gebil<strong>de</strong>t<br />

wird. Als Ausfüllungsmaterial tritt in diesen Spalten sowohl hier, wie<br />

an vielen an<strong>de</strong>ren Stellen ein Gemenge von Epidot und Quarz o<strong>de</strong>r<br />

auch nur Quarz auf, welches Mineral sich sichtlich durch Auslaugung<br />

und Umwandlung <strong>de</strong>r zermalmten Gesteinsmasse gebil<strong>de</strong>t hat. Z. T.<br />

kommt auch Kalkspat o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Karbonate vor. In <strong>de</strong>n breiteren<br />

Spalten <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man auch eine Reibungsbrekzie aus scharfkantigen<br />

Fragmenten <strong>de</strong>s umgeben<strong>de</strong>n Gesteins, die durch genannte Mineralien<br />

verkittet sind.


12 Bulletin <strong>de</strong> la Commission geologiquc <strong>de</strong> Fin lan<strong>de</strong> N:o 37.<br />

Zum Vergleich teile ich das Bild einer harnischartigen Gleitfläche<br />

in <strong>de</strong>n Felsen von Helsingfors mit, wo solche Flächen sehr<br />

häu<strong>fi</strong>g und oft in typischer Gestalt vorkommen (Fig. 4).<br />

Fig. J. Harnischartige Gleitfläche in Hornblen<strong>de</strong>gneis an <strong>de</strong>r<br />

Strasse Konstantinsgatan in Helsingfors. Photo. P. Eskola.<br />

Äusserst interessant sind die Spaltenbildungen auf Langskär,<br />

das zur zoologischen Station von Tvärminne gehört (Fig. 5). Hier<br />

sind zwar keine Spalten parallel zu <strong>de</strong>n Hauptbruchlinien im Schärenhof<br />

zu <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn diese dürften möglicherweise unter <strong>de</strong>m<br />

Meere südlich von <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r O.N.O.-\iV.S.\iV.-Richtung langgestreckten<br />

Insel verborgen liegen. Schräg zu dieser geomorphologischen<br />

Hauptrichtung, <strong>de</strong>r auch verschie<strong>de</strong>ne Spalten folgen, gehen gut


J. J. Se<strong>de</strong>1'holm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 13<br />

ausgeprägte Querspalten in N. 50° W.-licher Richtung. Mehrere von<br />

diesen sind durch <strong>de</strong>utliche Verwerfungen ausgezeichnet. An diesen<br />

kommen an verschie<strong>de</strong>nen Stellen Gleitfw'chen vor, die jedoch gewöhnlich<br />

nicht senkrecht, son<strong>de</strong>rn in mehr o<strong>de</strong>r weniger flachgeneigten Richtungen<br />

gehen und ferner auch Reibungsbrekzien in ganz spärlicher<br />

Menge. Man kann dort beobachten, dass die Inhomogenitäten<br />

<strong>de</strong>r Felsmasse zu bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Spalten, wie z. B. die Pegmatita<strong>de</strong>rn<br />

und Teile von glimmerreichem Gneis einan<strong>de</strong>r nicht entsprechen<br />

(Fig. 6). Da es nirgends gelungen, die Teile ein und <strong>de</strong>rselben, durch<br />

Verwerfung spalten abgeschnittenen Partie zu bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r<br />

ersteren wie<strong>de</strong>rzu<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n, ist es nicht möglich gewesen, die Sprunghöhe<br />

<strong>de</strong>r Verwerfung festzustellen.<br />

Fig. 5. Spaltenlinien auf <strong>de</strong>r Insel L ang kär bei <strong>de</strong>r Zoologischen Station<br />

T värminne, im Osten von Hangö. Masstab 1: 6,000.<br />

Diese Spalten spielen hier im Relief <strong>de</strong>s Felsbo<strong>de</strong>ns eine grosse<br />

Rolle, in<strong>de</strong>m das Gestein auf ihrer S.W.-Seite oft bis zur Verwerfun<strong>gsf</strong>läche<br />

durch das Eis entfernt wor<strong>de</strong>n ist. In einigen Fällen haben<br />

sich auch offene Spalten längs <strong>de</strong>r Verwerfungsspalten gebil<strong>de</strong>t (Fig.<br />

7). Die grösste unter diesen Klüften entstand durch die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Wellenschlages und <strong>de</strong>s Spaltenfrostes, wodurch Stück für Stück<br />

vom Ge tein dicht an <strong>de</strong>r Kluft fortgeschafft wur<strong>de</strong>. Der obere Teil<br />

<strong>de</strong>rselben Kluft zeigt aber auf <strong>de</strong>n F elsoberflächen Eisschrammen<br />

und gerun<strong>de</strong>te von <strong>de</strong>r Eisbewegung herrühren<strong>de</strong> Formen, welche<br />

beweisen , dass dieser Teil <strong>de</strong>r Spalte sich schon während <strong>de</strong>r Eiszeit<br />

vorfand. Eisschrammen kommen überhaupt an verschie<strong>de</strong>nen Stellen<br />

auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>r Verwerfun<strong>gsf</strong>lächen vor - <strong>de</strong>r beste Beweis<br />

dafür, dass diese nicht, wie ein früherer Beobachter angenommen,<br />

postglazialer Entstehung sein können. Diese Annahme wird auch


14 Bulletin <strong>de</strong> Ia Oommiss ion g6010gique <strong>de</strong> Fin lan<strong>de</strong> N:o :17.<br />

sonst durch alles wi<strong>de</strong>rlegt, was man von <strong>de</strong>n seismischen Erscheinungen<br />

nach <strong>de</strong>r Eiszeit weiss.<br />

Bemerkenswert ist , dass einige von <strong>de</strong>n querlaufen<strong>de</strong>n Spalten<br />

nicht über die ganze Breite <strong>de</strong>r Insel verfolgt wer<strong>de</strong>n können , son<strong>de</strong>rn<br />

F ig. 6. Verwerfungsspalte am südöstlichen Ufer <strong>de</strong>r I nsel L ängskär.<br />

aufhören o<strong>de</strong>r wenigst ens sehr un<strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n. Möglich ist. dass<br />

die P artien zwischen zwei Sp alten durch /lachliegen<strong>de</strong> olche abgeschnitten<br />

wer<strong>de</strong>n , die quer zu <strong>de</strong>n Verwerfun<strong>gsf</strong>lächen verla ufen<br />

und erstere in K eile zerteilen. Man kömlte sich vorstellen , dass diese<br />

K eile nicht so sehr in vertikaler Richtung, als vielmehr nach aussen<br />

o<strong>de</strong>r innen längs schräg geneigter Flächen verschoben wur<strong>de</strong>n.


J. J. Se<strong>de</strong>1'lwlm. über Bruehspa lten und Geomorphologie. 15<br />

Viele Spalten, auch solche, welche parallel zu <strong>de</strong>n Verwerlungslinien<br />

verlaufen, sind mit keinerlei Verwerlung verbun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

nur als Sprünge im Gestein (Diaklascn) anzusehen. Dies bezieht sich<br />

auch beson<strong>de</strong>rs auf diejenigen Spalten, welche mehr in Richtungen<br />

Fig. 7. Offene Kluft an einer Ververfungsspalte am südöstlichen<br />

Ufer <strong>de</strong>r Insel L angskär.<br />

parallel zur Längsrichtung <strong>de</strong>r Insel verlaufen. Es ist anzunehmen,<br />

dass man durch eingehen<strong>de</strong>res Studium solcher Bruchflächen zweiter<br />

o<strong>de</strong>r dritter Ordnung bestimmtere Schlüsse über die Art und Richtung<br />

<strong>de</strong>r Bewegungen wird ziehen körnlen.


16 Bulletin <strong>de</strong> Ia Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 37.<br />

Was das Verhältnis <strong>de</strong>r Spalten zur Landschaftskulptur betrifft,<br />

so geht aus <strong>de</strong>n Verhältnissen auf Längskär <strong>de</strong>utlich hervor, dass<br />

die Arbeit <strong>de</strong>s Eises sich im wesentlichen nach <strong>de</strong>n Spalten gerichtet<br />

hat, in<strong>de</strong>m es häu<strong>fi</strong>g Stücke bis an eine Bruchfläche heran losgebrochen,<br />

aber dort haltgemacht und beson<strong>de</strong>rs die spaltenreichsten Teile<br />

in stärkerem Gra<strong>de</strong> angegriffen hat. So z. B. <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man, dass <strong>de</strong>r<br />

kleine See mitten auf Längskär gera<strong>de</strong> dort liegt, wo die Spalten am<br />

Fig. 8. Stark zerklüftete Felsmassen am mittleren Teil <strong>de</strong>s<br />

südöstlichen Ufers <strong>de</strong>r Insel L ängskär.<br />

dichtesten sind und sich in <strong>de</strong>n allerverschie<strong>de</strong>nsten Richtungen<br />

kreuzen (vergl. Fig. 8), ein Verhältnis, wie e auch in grässerem Masstabe<br />

im Bo<strong>de</strong>nrelief <strong>de</strong>s Päijänne und an verschie<strong>de</strong>nen Stellen in<br />

<strong>de</strong>r Saima-Gegend hervortritt.<br />

Der nahe Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Vorkommen <strong>de</strong>r Spalten<br />

und <strong>de</strong>r Landskulptur geht auch mit beson<strong>de</strong>rer Deutlichkeit aus <strong>de</strong>n<br />

Verhältnissen auf Segelskär im S.O. von Tvärminne hervor. Fig. 9<br />

zeigt <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Bruchlinien in dieser nackten Felsmasse. In<br />

die S.-Seite <strong>de</strong>r Insel dringen kleine Buchten, teils von S., teils von W.<br />

ein; diese verlaufen bei<strong>de</strong> längs ausgeprägter Bruchlinien. Nament-


J. J. Se<strong>de</strong>rholm. über Bruch palten und Geomorphologie. 17<br />

lich an letzterer Stelle zeigt sich <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m<br />

Vorkommen <strong>de</strong>r zahlreiehsten Spalten und <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r die Buchten<br />

bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Talldüfte beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich; <strong>de</strong>nn hier liegt innerhalb<br />

Fig. 9. Die Insel Segelskär in S.O. vom Tvärminne. Masstab 1: 3 000.<br />

<strong>de</strong>r Fortsetzung <strong>de</strong>r Bucht eine stark zerldüftete Bergmasse noch<br />

in situ. Vergl. Fig. 10 und Fig. 11.<br />

Die übrigens gleichmässig moutonnirten Felsen dieser Gegen<strong>de</strong>n<br />

zeigen auch häu<strong>fi</strong>g eine Menge Nischen, die offenbar nicht nach <strong>de</strong>r<br />

Eiszeit, son<strong>de</strong>rn während <strong>de</strong>rselben entstan<strong>de</strong>n sind, und zwar dadurch,


J. J. Se<strong>de</strong>1·holm. Übel' Bruchspalten und Geomorphologie. 19<br />

etwas höher liegen<strong>de</strong> Terrain die geomorphologischen Züge gut hervortreten<br />

lässt, sind die Bruchspalten, wie auch H. Hausen 1 hervorgehoben,<br />

<strong>de</strong>utlicher als sonst in Finnland. Sie gehen hier vorwiegend<br />

in N.- S.-lichen Richtungen.<br />

In ungefähr gleich hohem Gra<strong>de</strong> zerstückelt wie die Nordküste<br />

<strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens, ja sogar noch etwas mehr, ist die Nordküste<br />

<strong>de</strong>s Ladoga; und auch hier machen sich die gera<strong>de</strong>n Linien,<br />

Fig. 11. Stark zerklüftete reIsen im Osten <strong>de</strong>r Bucht auf <strong>de</strong>r Insel Segelskär.<br />

von <strong>de</strong>nen die meisten in scharfen Winkeln zur Hauptrichtung <strong>de</strong>r<br />

Küstenlinie hinziehen, gut geltend. Auch die Nordküsten <strong>de</strong>s Onega<br />

haben solche Fjord-ähnliche Ein chnitte aufzuweisen, die dort noch<br />

ausgeprägter, sehr lang und schmal sind und mit ihren geradlinigen<br />

Hauptrichtungen <strong>de</strong>m N.N.W.-lichen Hauptstreichen im Felsbo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>rselben Gegend parallel lauf{ n.<br />

In be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Teilen Finnland, namentlich im Gouvernement<br />

Wasa und <strong>de</strong>m südlichen Teil von Uleaborg, treten die Bruchspalten<br />

1 H. Hausen, Orogra<strong>fi</strong>ska studier pa Aland. Fennia 28, N:o 4. 1910.


20 Bulletin <strong>de</strong> la Comm ission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlandc N:o 37.<br />

infolge <strong>de</strong>r grossen Flachheit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s nur un<strong>de</strong>utlich hervor.<br />

Im O. und N.O. vom Ulea-See <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man dagegen wie<strong>de</strong>r recht gut<br />

ausgeprägte Klüfte, die hier meist in <strong>de</strong>r Richtung N. 70° W. verlaufen.<br />

In Suomussalmi und Kuusamo gehen sie vorwiegend in O.- 'V. In<br />

Fig. 12. Kluft auf <strong>de</strong>r Insel Andalskär im Osten von. Hangö.<br />

Kemijärvi <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich die ausgeprägte Koro-Kluft, die sich mit steilfallen<strong>de</strong>n<br />

Felswän<strong>de</strong>n vom Knie <strong>de</strong>s Kemijoki-Flusses südlich von<br />

Kemijärvi in südöstlicher Richtung erstreckt. Östlich davon folgt<br />

<strong>de</strong>r Lauf <strong>de</strong>s Kemijärvi grösstenteils einer in 0.- W. -streichen<strong>de</strong>n Felsrinne.<br />

Im südlichen Lappland sind diese Linien wie<strong>de</strong>r sehr un<strong>de</strong>utlich,<br />

aber beim Enare-See treten sie wie<strong>de</strong>r äusserst scharf hervor


J. J. S e<strong>de</strong>1'holm. über Bruchspaltcn und Geomorphologie. 21<br />

und gehen hier vorwiegend in S.W.- N.O. Die er Richtung folgt u.<br />

a. das ausgeprägte und tiefe Flusstal <strong>de</strong>s Flusses Ivalojoki, zu welchem<br />

die Fjord-ähnliche Bucht Nangunvuono am S.O.-lichsten Teil <strong>de</strong>s<br />

Enare-Sees eine Fort etzung bil<strong>de</strong>t. Auch Patsjoki fliesst zum grossen<br />

Teil einem solchen Tale entlang. Im N.W. vom Enare-See sind parallell<br />

zu einan<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>, N.O.-liche Täler und Uferlinien sehr häu<strong>fi</strong>g.<br />

Im nordwestlichsten Teile Finnlands, Enontekiö, kommen auch<br />

teilweise <strong>de</strong>utliche Bruchlinien vor, welche sich an die norwegischschwedischen<br />

anschlie sen.<br />

Fig. 13. Kluft am See Hell-etinjäl'vi in Ruovesi.<br />

T. P el'kiönoja photo.


22 Bulletin <strong>de</strong> la Commi s ion <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> 2\:0 37.<br />

DIE BRUCHSPALTEN IN SCHWEDEN UND NORWEGEN<br />

UND IHRE DEUTUNG DORTSELBST.<br />

Weit <strong>de</strong>utlicher als im südlichen Finnland sind die Bruchlinien<br />

im mittleren Schwe<strong>de</strong>n, wo das Terrain höher liegt und <strong>de</strong>r Felsbo<strong>de</strong>n<br />

in grösserem Umfang entblösst ist. Viel Aufmerksamkeit ist diesen<br />

Bruchspalten auch von schwedischen Forschern, wie Törnebohm,<br />

Svedmark, Gerard De Geer, A. G. Högbom, Gunnar An<strong>de</strong>rsson,<br />

Larsson und Sten De Geer gewidmet wor<strong>de</strong>n 1. Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r<br />

Stockholmer Gegend verrät sich <strong>de</strong>r Verwerfungslinien-Charakter<br />

<strong>de</strong>r genannten Linien <strong>de</strong>utlich durch das Vorkommen von Gleitflächen,<br />

Reibungsbrekzien u. a., sowie vor allem dadurch, dass sie an vielen<br />

Stellen die Grenze von abgesunkenen Silurgebieten bil<strong>de</strong>n. Das<br />

Kambro-Silur, das früher auch die naheliegen<strong>de</strong>n Granitgebiete be<strong>de</strong>ckte,<br />

ist von letzteren vollständig forterodiert wor<strong>de</strong>n.<br />

In<strong>de</strong>m man die Entfernung zwischen <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Granitgebietes<br />

und <strong>de</strong>r die Unterlage <strong>de</strong>r Kambro-Silurablagerungen in<br />

<strong>de</strong>n Grabensenkungen bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Oberfläche misst, kann man die<br />

Sprunghöhe <strong>de</strong>r Verwerfungen zu 80 bis 100 m bestimmen. Ein grosser<br />

Teil dieser Verwerfungen im mittleren Schwe<strong>de</strong>n verläuft vorwiegend<br />

in O.--W. , ausser<strong>de</strong>mgiebtes aber auch an<strong>de</strong>re, erstere durchkreuzen<strong>de</strong><br />

Bruchlinien. Unter <strong>de</strong>n 0.- W .-lichen Linien sind namentlich<br />

diejenigen von 'iVichtigkeit, welche auf <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>r Braviken-Bucht<br />

vorbeistreichen und die Südgrenze <strong>de</strong>s bergigen Gebietes<br />

Kolmor<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>n. Dieses Gebiet wird nördlich von einer an<strong>de</strong>ren<br />

Verwerfungslinie begrenzt, auf <strong>de</strong>ren an<strong>de</strong>rer Seite das flachere<br />

Mälare-Gebiet beginnt, wo R este von horizontalliegen<strong>de</strong>m Sandstein<br />

noch hier und da erhalten sind. Südlich von Braviken gehen die Bruchlinien<br />

hauptsächlich in nordwestlichen Richtungen. Die Bravikslinien<br />

sind ohne Zweifel als Fortsetzungen <strong>de</strong>r hauptsächlich in O.- W.-<br />

1 A. E. Törnebohm, Grunddragen af Sveriges geologi. 4 upp1. 1909.<br />

Eug. S vedmarlc, Orogra<strong>fi</strong>ska studier inom R oslagen. Geo1. För. i Stockholm.<br />

Förh. Bd. IX. 1887. S. 22l.<br />

G. De Geer, Om <strong>de</strong>t europeiska Nordhafvet samt omgifvan<strong>de</strong> kust- och<br />

fjordbildningar. Geo1. För. i Stockholm. Förh. Bd. 32. 1910.<br />

A. G. Högbom, Über die Glazialerosion im schwedischen Urgebirgsterrain.<br />

Compte R endu XI:e Congres Geo1. Intern. 1910. S. 429.<br />

Gunnar An<strong>de</strong>1·sson, Om Mälaretraktens geogra<strong>fi</strong>. Ymer 1903.<br />

A . Larsson, Topogra<strong>fi</strong>ska studier i Stockholmstra kten. Ymer 1908. S. 273.<br />

Sten De Geer, L a ndform.s in the Surroundings of the Grea t Swedish Lakes.<br />

S. G. U . Sero B a . N:o 7. 1910.


J. J. Se<strong>de</strong>rholm. Über Bruchspalten und Geom orphologie. 23<br />

o<strong>de</strong>r O.N.O.-Richtungen längs <strong>de</strong>r Finnländischen Südküste streichen<strong>de</strong>n<br />

Hauptlinien 1 anzusehen, die von hier quer über die Karelische<br />

Lan<strong>de</strong>nge, sowie wahrscheinlich auch längs <strong>de</strong>r N.W.-Küste <strong>de</strong>s Ladoga<br />

fortsetzen. Auch in diesen Gegen<strong>de</strong>n besteht eine recht scharfe<br />

Grenze für dasjenige Gebiet, in welchem O.-W.-Richtungen vorherrschen.<br />

Südlich von diesen Küstenlinien scheint auch hier eine N.vV.liehe<br />

Richtung in <strong>de</strong>r Kon<strong>fi</strong>guration <strong>de</strong>r Erdkruste sich geltend zu<br />

Fig. 14. Durch Verw erfungen entstan<strong>de</strong>ne Steil abfälle zwischen<br />

Roxen und Glan in Ostgothland in Schwe<strong>de</strong>n. Masstab 1 : 200 000.<br />

Nach G. An<strong>de</strong>rsson.<br />

1 Vergl. die Äusserung <strong>de</strong>s Verfassers in <strong>de</strong>r Versammlung nordischer N aturforscher<br />

und Ärzte zu H elsingfors 1902: diese Linie (die Verwerfungsgrenze<br />

am N ordran<strong>de</strong> d er karelischen L andzunge) hätte vielleicht ihre F ortsetzung<br />

in d er Südküste Finnla nds. Com p tes R endus du Congres d es Natura listes et<br />

Me<strong>de</strong>cins du Nord, H elsingfors. Juillet 1902. IV. S. 5.<br />

Später hat 1. L eiviskä ähnlich e Ansichten b ezüglich d er Entstehung d er<br />

<strong>fi</strong>nnlä ndischen Südküste ausgesprochen. Vergl. I . Leiviskä, Zu d en Küstenfragen<br />

I , F ennia 27, N:o 4.


J. J. Se<strong>de</strong>1·holm. Über Bruchspalten und Geomorphologie. 25<br />

<strong>de</strong>r jetzigen Oberflächenkon<strong>fi</strong>guration verraten, auch Verwerfungsspalten<br />

viel höheren Alters vorkommen, die teilweise zu <strong>de</strong>rselben<br />

Zeit gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r die eruptiven Gesteine <strong>de</strong>s Kristianiagebietes<br />

erscheinen.<br />

In letzterer Zeit ist in Norwegen die Be<strong>de</strong>utung dieser schon<br />

von Kjerulf ange<strong>de</strong>uteten Bruchlinien oft in erstaunlicher Weise<br />

übersehen wor<strong>de</strong>n. Namentlich mit Rücksicht auf das Fjordbildungsproblem<br />

ist häu<strong>fi</strong>g genug <strong>de</strong>r Gedanke an eine Spaltenbildung während<br />

<strong>de</strong>r letzten geologischen Perio<strong>de</strong>n fast ganz vernachlässigt<br />

wor<strong>de</strong>n und man hat sich die Fjor<strong>de</strong> ausschliesslich durch Flusserosion<br />

mit darauffolgen<strong>de</strong>r »Exaration» während <strong>de</strong>r Eiszeit entstan<strong>de</strong>n<br />

gedacht. Reusch, <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs diese Richtung vertritt, hat jedoch<br />

hervorgehoben, dass <strong>de</strong>r Sörfjord im westlichen Norwegen wahrscheinlich<br />

einer alten palte entlang angelegt ist 1. De Lapparent 2<br />

u. a. haben wie<strong>de</strong>rholt geltend gemacht, dass die Fjor<strong>de</strong> in Norwegen<br />

ebenso wie in Schottland u. a. Län<strong>de</strong>rn zweifellos in <strong>de</strong>r Regel auf<br />

alten Bruchzonen angelegt sind, und dass überhaupt die grossen Dislokationsprozesse,<br />

durch welche die Linien <strong>de</strong>r von Fjor<strong>de</strong>n zerschnittenen,<br />

steilen norwegischen Küste entstan<strong>de</strong>n, in tief eingreifen<strong>de</strong>r<br />

Weise die Reliefbildung in diesen Gegen<strong>de</strong>n beeinflusst haben.<br />

VERGLEICH MIT MODERNEN SEISMISCHEN GEGENDEN.<br />

Um einen sicheren Ausgangspunkt für die Beurteilung <strong>de</strong>r Spaltensy<br />

teme Fennoskandias zu <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Züge ich auf <strong>de</strong>r Karte<br />

wie<strong>de</strong>rzugeben versucht habe, muss man solche Gegen<strong>de</strong>n aufsuchen,<br />

wo ähnliche Spaltenbildungen noch heute in Entstehung begriffen<br />

sind. Vergleichen wir 7.. B. eine Reliefkarte von Kalifornien, woselbst<br />

<strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n geradlinigen Tälern in <strong>de</strong>r Gegend<br />

von San Franzisko (Fig. 15) und <strong>de</strong>n Erdbebenspalten, <strong>de</strong>nen entlang<br />

noch heutzutage wie<strong>de</strong>rholt Bewegungen statt<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n, vollkommen<br />

sicher nachgewiesen ist, mit <strong>de</strong>r Bruchlinienkarte Fennoskandias, so<br />

<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n wir sogleich eine ausgeprägte Ähnlichkeit. Noch grösser ist<br />

letztere bei <strong>de</strong>r Gegend an <strong>de</strong>r Yalrutat Bay in Alaska (Fig. 16), wo<br />

nach Tarrs und Martins be<strong>de</strong>utungsvollen Untersuchungen mit recht<br />

grossen Hebungen und Senkungen verbun<strong>de</strong>ne Bewegungen noch<br />

1 H. R eu8ch, Norges R elief. N. G. U. Aarbog for 1900. S. 124.<br />

2 A. <strong>de</strong> Lapparent, Le


J. J. Se<strong>de</strong>rholm. Über Bruchspalten und Geomorphologie. 27<br />

annehlllen kann, dass sie auf <strong>de</strong>nselben Bruchlinien liegen , letztere<br />

aber habe ich nicht weiter ausgezogen, als sie aller Wahr cheinlichkeit<br />

nach sich in Wirklichkeit erstrecken. In einigen Fällen habe ich mir<br />

einige Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Hobbs'schen Linien erlaubt. Die so entstan<strong>de</strong>ne,<br />

natürlich ziemlich hypothetische Kartenskizze <strong>de</strong>r kalab-<br />

Fig. 16. J akutat Bay in Alaska mit ausgeprägter Spaltentopographie.<br />

Nach T arr und Martin. Masstab 1: 600 000.<br />

risch-sizilischen Bruchlinien (Fig. 17) zeigt ebenfalls eine grosse Ähnlichkeit<br />

mit <strong>de</strong>r Karte <strong>de</strong>r alten Bruchlinien in Fennoskandia.<br />

Sowohl in Kalifornien , Alaska und Süditalien, als auch in F ennoskandia<br />

erkennen wir alodieselben Züge. Der F elsbo<strong>de</strong>n ist in eine<br />

Menge kleinerer Stücke zerdrückt. Man hat ihn mit einem Mosaik<br />

verglichen und dies Bild i t auch sehr zutreffend da, wo die einzelnen


28 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> dc Finlanclc )i:o 37.<br />

Teile auf ihrer ü'berfläche eine sehr wechseln<strong>de</strong> Beschaffenheit besitzen,<br />

in<strong>de</strong>m sedimentäre Gesteine verschie<strong>de</strong>nen Alters und Granite<br />

o<strong>de</strong>r kristalline Schiefer mit einan<strong>de</strong>r abwechseln.<br />

' L.IPARI<br />

\ vULCANO<br />

I} STROMBOL'<br />

Fig. 17. Erc1bebengebiet in K alabrien und Sizilien mit Erc1bcbenlinien.<br />

W esentlich nach Hobbs.<br />

Innerhalb Fenno kandias ist die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Felsbo<strong>de</strong>ns<br />

zum grossen Teil einförmiger, und die Verschiebung an <strong>de</strong>n<br />

Spalten ist in vielen Fällen nur so gering gewesen, dass die Verschie<strong>de</strong>nheit<br />

in <strong>de</strong>r Beschaffenheit auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>rselben sich nicht<br />

•<br />


J. J. SedM·holm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 29<br />

in auffälligerer Weise bemerkbar macht. Der Felsbo<strong>de</strong>n könnte eher<br />

mit einer zerbrochenen Zement- o<strong>de</strong>r Porzellanplatte, als mit einem<br />

Stein mosaik verglichen wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>nfalls ist <strong>de</strong>r »Baltische Schild»<br />

so stark zerdrückt, dass dieser Name kaum zutreffend erscheint,<br />

wenn man damit die Vorstellung einer relativ grossen Stärke und<br />

Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit vereinigt.<br />

DIE HERAUSPRAPARIERUNG DER ERDBEBENSPALTEN<br />

DURCH DAS LAND EIS.<br />

Die Spaltenlinien in Fennoskandia heben sich noch klarer als<br />

mo<strong>de</strong>rne Erdbebenlinien heraus, welche durch die auf <strong>de</strong>m Felsbo<strong>de</strong>n<br />

liegen<strong>de</strong>n, losen Erdmassen ver<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n und darum nur bei je<strong>de</strong>r<br />

stärkeren Bewegung hervortreten. Im Nor<strong>de</strong>n sind diese Linien<br />

während <strong>de</strong>r Eiszeit gesäubert wor<strong>de</strong>n, wobei die Oberfläche <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s gleichsam reingefegt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Fähigkeit <strong>de</strong>s Eises seine Unterlage abzunutzen,<br />

sowie danach, ob es überhaupt auf letztere zerstörend o<strong>de</strong>r<br />

schützend wirkt, ist ja schon seit langer Zeit diskutiert wor<strong>de</strong>n. Bald<br />

hat man gemeint, das Eis habe fast gar keine erodieren<strong>de</strong> Fähigkeit<br />

besessen, bald wie<strong>de</strong>rum glaubte man, das Eis könne durch direkte<br />

Abnutzung im festen Gestein Becken und enge Täler aushöhlen, ohne<br />

erklären zu können, warum dasselbe so äusserst ungleichmässig auf<br />

seine Unterlage wirkte. Während <strong>de</strong>r letzten Zeit ist die Frage beson<strong>de</strong>rs<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>rjenigen nach <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r<br />

übertieften Talgänge in <strong>de</strong>n Schweizer Alpen diskutiert wor<strong>de</strong>n 1.<br />

Die Rinnen im Päijänne weisen eine beson<strong>de</strong>rs typische Form<br />

unstreitiger »Übertiefung» auf; ihr Bo<strong>de</strong>n ist sehr uneben. Sowohl<br />

zwischen <strong>de</strong>n grössten Vertiefungen, als auch an bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Rinne be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n sich hohe Gesteinsschwellen, woher, wie schon hervorgehoben,<br />

die Annahme unmöglich ist, die Spalten hätten durch<br />

die Einwirkung <strong>de</strong>s fliessen<strong>de</strong>n Wassers reingespült wer<strong>de</strong>n kÖmlen.<br />

Das Eis muss somit diese Säuberungs arbeit ausgeführt haben. E s<br />

ist klar, dass die Einwirkung <strong>de</strong>sselben auf seine Unterlage je nach<br />

<strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>r letzteren sehr wechselnd gewesen sein muss.<br />

1 Vergl. beson<strong>de</strong>rs die Diskussionen auf <strong>de</strong>m IX internationalen Geographenkongress<br />

in Gf"nf 1909 und <strong>de</strong>m XI internationalen Geologenkongress<br />

in Stockholm 1910.


30 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> dc Finlan<strong>de</strong> N:o 37.<br />

Selbst über die weichste Gesteins- o<strong>de</strong>r Erdfläche, wie z. B. über<br />

<strong>de</strong>n eokambrischE n Ton, welcher noch dicht unter <strong>de</strong>r Moräne auf <strong>de</strong>r<br />

Karelischen Lan<strong>de</strong>nge zwischen Wiborg und S:t Petersburg liegen<br />

geblieben ist, kann das Eis hinweggleiten, ohne sie ganz zu zerstören,<br />

offenbar weil die Glätte <strong>de</strong>r Tonoberfläche <strong>de</strong>m Eise keinerlei Halt<br />

bot. Högbom hat die auffällige Tatsache hervorgehoben 1 , dass im<br />

mittleren Schwe<strong>de</strong>n die aus weichem kristallinem Kall{stein bestehen<strong>de</strong>n<br />

Berge häu<strong>fi</strong>g Erhöhungen bil<strong>de</strong>n, welche über die aus harten Graniten<br />

und ähnlichen Gesteinen bestehen<strong>de</strong> Umgebung hervorragen.<br />

Er erklärt dies so, dass <strong>de</strong>r allerdings stark zerklüftete Kalkstein,<br />

<strong>de</strong>ssen einzelne Stücke gleichsam in einan<strong>de</strong>r eingekeilt sind, nach<strong>de</strong>m<br />

seine Oberfläche einmal geglättet war, <strong>de</strong>m Eise keine guten<br />

Angriffspunkte bot, so dass es nicht imstan<strong>de</strong> war, Gesteinsbrocken<br />

aus dEm Kalkstein herauszubrechen, während es dagegen <strong>de</strong>n regelmässiger<br />

zerklüfteten Granit leichter angriff.<br />

Wie Steenstrup gezeigt hat, wer<strong>de</strong>n auch durch <strong>de</strong>n Gletscher<br />

auf Grönland Granit und ähnliche Gesteine sehr ungleichmässig im<br />

Verhältnis zu ihrer Zerklüftung exariert. Ganz beson<strong>de</strong>rs hat<br />

auch Törnebohm auf die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Spaltenreichtums im Felsengerüst<br />

für die erodieren<strong>de</strong> Einwirkung <strong>de</strong>s Eises hingewiesen 2.<br />

Es ist ja auch ohne weiteres klar, dass es <strong>de</strong>m Eise leicht fallen .<br />

muss, aus <strong>de</strong>n am stärksten zerklüfteten Teilen <strong>de</strong>s Felsbo<strong>de</strong>ns einen<br />

Block nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren, welcher im Eise einfriert und durch seine Bewegungen<br />

mitgerissen wird, herauszubrechen, während es dagegen die<br />

nicht zerklüfteten Felsen kaum angreifen kann. Die Spalten im<br />

Päijänne und damit zusammengehörige Bildungen sind somit als<br />

alte Spaltenlinien anzusehen, welche durch das Eis gesäubert wor<strong>de</strong>n<br />

sind, das hierbei nur <strong>de</strong>n stärker zerklüfteten Felsbo<strong>de</strong>n fortfegte.<br />

Längs <strong>de</strong>r Spalte entstehen in <strong>de</strong>n grösseren Seen Rinnen, auf <strong>de</strong>n<br />

Landmassen dagegen länglich schmale Kluftseen <strong>de</strong>sselben Typus,<br />

wie die schottischen Lochs, welche ebenfalls echte Spaltentalseen<br />

sein dürften.<br />

Wir haben schon im vorigen aus <strong>de</strong>n <strong>fi</strong>nnischen Schären einige<br />

Beispiele geschil<strong>de</strong>rt, welche zeigen, in welch ausseror<strong>de</strong>ntlich hohem<br />

Gra<strong>de</strong> die Wirkung <strong>de</strong>s Eises auf <strong>de</strong>n Felsbo<strong>de</strong>n durch die Zerklüftung<br />

beeinflusst wor<strong>de</strong>n ist.<br />

1 A. G. Högbom, Om urkalkstenarnas topogra<strong>fi</strong> och <strong>de</strong>n glaciala erosionen.<br />

Geol. För. i Stockholm Förh. 1899. Bd. 21. S. 189.<br />

2 A . E. TÖ?'nebohm, Grunddragen af Sveriges geologi, 1884. S. 163.


34 Bulletin dc la Commission geologiquo <strong>de</strong> Finlancle N:o 37.<br />

Fig. 20. In situ liegen<strong>de</strong>r Verwitterungsschutt von Granulit bei Hangasoja im<br />

Kirchspiel Euare, Finnisch-Lappland.


J. J. Se<strong>de</strong>rholm. Über Bruchspalten und Geomorphologie. 35<br />

jedoch nicht in postglazialer Zeit vorsichgegangen sein. Diese verwitterten<br />

Gesteil18massen haben eine überwiegend sandige Beschaffenheit,<br />

und die einzelnen Mineralkörner sind recht frisch. Nur ganz<br />

in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Erzgänge kommen kaolinähnliche Substanzen vor.<br />

Dagegen ist <strong>de</strong>r Mangel an präglazialen Verwitterungsprodukten<br />

ein auffallen<strong>de</strong>r Zug in <strong>de</strong>n meisten an<strong>de</strong>ren Teilen Fcnnoskandias.<br />

Auch Kieserze sind ja oft da, wo ie von Moräne be<strong>de</strong>ckt sind, frisch<br />

bis an die Oberfläche. Nur wo ie von humussäurehaltigem Wasser<br />

ausgelaugt wur<strong>de</strong>n, sind sie stärker zersetzt. Selbst <strong>de</strong>r leicht verwittern<strong>de</strong><br />

Rapakiwi-Granit im östlichen Finnland ist unter <strong>de</strong>r Moräne<br />

bis zur Bergoberfläche hinauf vollkommen frisch und unverwittert.<br />

Die starke Verwitterung, welche man an exponierteren Teilen die es<br />

Gesteins beobachtet, scheint überall in postglazialer Zeit vorsichgegangen<br />

zu sein.<br />

Un ere Diabasgesteine sind vollkommen frisch bis zur Oberfläche,<br />

meist von schwarzer Farbe und stehen somit im auffallend ten Gegensatz<br />

zu <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Gesteinen mit »GrÜl1steim­<br />

Habitu .<br />

Ebenso sind sogar die leicht verwittern<strong>de</strong>n Olivingesteine oft<br />

nicht einmal in ihren oberflächlichen Partien serpentinisiert. Die<br />

Feldspatminerale <strong>de</strong>r Granite besitzen nahezu überall in unseren Gesteinen<br />

ihre ursprüngliche Frische und Glanz und sind nicht, wie<br />

z. B. in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Graniten, opak infolge von beginnen<strong>de</strong>r Kaolinisierung;<br />

die höher gelegenen Teile <strong>de</strong>r Berge sind vollauf ebenso<br />

frisch wie das Gestein in <strong>de</strong>n Tälern und sogar die Kall{steine<br />

sind schon in einer Tiefe von 4-5 m fast gar nicht angegriffen.<br />

Die in <strong>de</strong>nselben, obwohl selten, vorkommen<strong>de</strong>n, im<br />

allgemeinen unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Grotten dürften wohl nicht aus präglazialer<br />

Zeit stammen. Verwitterungsreste müssten doch irgendwo<br />

bewahrt sein, WEnn nicht die Säuberung während <strong>de</strong>r Eiszeit so vollständig<br />

gewe 'en wäre, dass sie nicht nur allen Schutt fortgefegt,<br />

son<strong>de</strong>rn sogar einen Teil <strong>de</strong>r zu 0 berstliegen<strong>de</strong>n Gesteinsmassen (meiner<br />

Ansicht nach wenigstens 10 bis 20 m durchschnittlich) exariert hat.<br />

Wie Gunnar An<strong>de</strong>rsson hervorgehoben \ ist es auch möglich,<br />

dass die Klimaverschlechterung während präglazialer Zeit so langsam<br />

fortgeschritten sein könnte, dass eine starke Erosion die Verwitterungs-<br />

11. c ..<br />

G. De Geer, Über die Beziehungen unserer Seenplateaus zu <strong>de</strong>n einstmaligen<br />

Abrasionsflächen. Comptes Rendus du Congres <strong>de</strong>s Naturalistes et Me<strong>de</strong>cins<br />

du Nord a Helsingfors, 7-12 Juillet 1904. 4. S. 35.


38 Bulletin <strong>de</strong> la Commission gcologique <strong>de</strong> Finlanclo N:o 37.<br />

Da man annehmen muss, dass die jetzige norwegische Küstenlinie<br />

erst während <strong>de</strong>r Tertiärzeit gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, während sich das<br />

Land früher weiter über <strong>de</strong>njenigen Teil <strong>de</strong>r Erdkruste erstreckte,<br />

welcher jetzt vom Wasser <strong>de</strong>s Nordatlantischen Meeres be<strong>de</strong>ckt ist,<br />

kann man unmöglich annehmen, dass die Uferfläche vor <strong>de</strong>m Eintritt<br />

<strong>de</strong>r tertiären Dislokationen entstan<strong>de</strong>n ist. Es ist auch aus <strong>de</strong>m<br />

Grun<strong>de</strong> schwierig, sich dieselbe von sehr hohem Alter zu <strong>de</strong>nken,<br />

weil in diesem Falle die Böschung über ihr durch die Wirkung <strong>de</strong>r<br />

Erosion vernichtet wor<strong>de</strong>n wäre. Die Tertiärzeit kann chwerlich eine<br />

so unermessliche Länge besessen haben, dass einzelne Zeiträume<br />

zwischen <strong>de</strong>n Dislokationen für die Bildung einer solchen Felsenterrasse<br />

ausgereicht hätten. Da das Einschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rselben , wie oben angeführt,<br />

min<strong>de</strong>stens mehrere :Millionen Jahre gedauert hätte, muss<br />

während die er langen Zeit das darüber gelegene Land von Flussrinnen<br />

bis zum Niveau <strong>de</strong>s Meeres durchsägt wor<strong>de</strong>n sein und das Relief<br />

überhaupt einen hohen Grad <strong>de</strong>r Reife erreicht haben. Die Erosion<br />

arbeitet ja im Mittel 20 mal schneller als die Abrasion durch die<br />

Meeresbrandung und es ist daher sehr sclnver anzunehmen, ein solcher<br />

Steilabfall könne durch langandauern<strong>de</strong> Arbeit <strong>de</strong>r zerstören<strong>de</strong>n<br />

Agentien entstehen.<br />

Die Uferfläche kann also keine Abrasionsfläche sein, son<strong>de</strong>rn viel<br />

wahrscheinlicher ist, dass sie durch Bruchspalten <strong>de</strong>r hier behan<strong>de</strong>lten<br />

Art von ihrem Zusammenhange mit <strong>de</strong>r Plateaufläche oben<br />

auf <strong>de</strong>n Bergen, welche Reu ch die paläische Fläche nennt, losgerissen<br />

wur<strong>de</strong>. Auch diese hat dieselben Erhöhungen wie die Uferfläche<br />

aufzuweisen, in<strong>de</strong>m einige Berge sich unvermittelt über die sonst<br />

ebene Fläche erheben. Die i t bei vielen Bergen <strong>de</strong>s )Kölem <strong>de</strong>r Fall<br />

und ebenso bei einer Menge von Bergen in Finnisch-Lappmarken,<br />

welche meilenweit über <strong>de</strong>r umliegen<strong>de</strong>n ebenen Gegend sichtbar<br />

sind. Sie sind, soweit sie nicht durch pätere Dislokationen entstan<strong>de</strong>n,<br />

was wohl am häu<strong>fi</strong>gsten <strong>de</strong>r Fall ist, als Erosionsreste, Monadnock-ähnliche<br />

Partien anzusehen, welche <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r Denuda<br />

ti on besser Wi<strong>de</strong>rstand geleistet haben.<br />

In einem Vortrag im Geologischen Verein zu Stockholm hat<br />

Prof. Högbom einige an <strong>de</strong>r Uferfläche zwischen Trondhjem und<br />

Ofoten gemachte Beobachtungen erwähnt, welche seiner Meinung<br />

nach gegen die von G. De Geer und mir geäusserten skeptischen Ansichten<br />

sprechen. An mehreren Stellen hatte er beobachtet, dass<br />

gewisse leicht erkennbare Bänke o<strong>de</strong>r Lagerkomplexe sich über die<br />

Grenze <strong>de</strong>r Uferfläche verfolgen liessen, was gegen die Annahme von


J. J. Seclel'holm. Über BruchspalteIl und Geomorphologie. -:1:1<br />

ab zu einer unzwei'(elhaften Bruchspalte gehörig, welche <strong>de</strong>n Stigenfels<br />

im Osten scharf abschnei<strong>de</strong>t. Parallel zu dieser gehen die Orientierungslinien<br />

<strong>de</strong>s Lursun<strong>de</strong>t, welcher die bei<strong>de</strong>n Inseln von einan<strong>de</strong>r<br />

tremlt. Im Nor<strong>de</strong>n erweitert sich dieser zu einer grösseren '\' asserfläche,<br />

<strong>de</strong>ren rechteckige Begrenzung in die Augen fällt. Die südwestliche<br />

Seite dieses Parallelogrammes bil<strong>de</strong>t zugleich die annähern<strong>de</strong><br />

Nordbegrenzung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n grösscren Felsen. .Auch im Sü<strong>de</strong>n von<br />

Onöen erkennt man an <strong>de</strong>r Nordostgrenze <strong>de</strong>r kleineren Tnseln gera<strong>de</strong><br />

Linien, die ohne Zweifel Spalten bezeichnen. Mir scheinen diese Inseln<br />

ungez"'ungen als eine von Verwerfungen abgegrenzte Felsmasse<br />

ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n zu können, in welcher hauptsächlich die von zahlreichen<br />

Spalten zerschnittenen Teile <strong>de</strong>trahiert wor<strong>de</strong>n sind. Die<br />

InscIn stehen wohl selbst horstartig zwischen <strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n Meeresengen<br />

und sehr wahrscheinlich bil<strong>de</strong>n auch die höheren Teile Horste,<br />

<strong>de</strong>ren 'Umrisse aber auch durch die Detraktion entstellt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Sehr auffallend ist nun, dass auf Hestmandöen und an mehreren<br />

an<strong>de</strong>ren Stellen die höchsten Teile auf <strong>de</strong>r llleeresseite liegen und dass<br />

man an dieser Seite fast gar keine 'Uferfläche ausgebil<strong>de</strong>t <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t, während<br />

dagegen diejenigen im J.. - ordosten o<strong>de</strong>r Osten sowie zwischen<br />

<strong>de</strong>n höheren Felsen liegen<strong>de</strong>n Partien <strong>de</strong>r Inse111, welche von diesen<br />

Felsen gegen <strong>de</strong>n .Anprall <strong>de</strong>r 'Vogen geschützt wor<strong>de</strong>n sind und<br />

die auch z. T. wie die Erhabenheiten aus Granit bestehen, fast<br />

vollständig eben sind. Vergl. die beistehen<strong>de</strong> Fig. 23, welche die<br />

Karte <strong>de</strong>r Insel "Tega wie<strong>de</strong>rgiebt.<br />

Bei Langenes im Sü<strong>de</strong>n von Ofoten liegt die grosse ebene Fläche<br />

<strong>de</strong>s Moores Stormyren ganz im Niveau <strong>de</strong>s Meeres und könnte als<br />

eine sehr typische Uferfläche betrachtet wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>nfalls ist sie<br />

viel besser entwickelt als die von Högbom erwälmten Uferflächen<br />

von Bodö und Svolvaer. Hier ist ie aber auch an allen Seiten von<br />

höher liegen<strong>de</strong>n Felsen geschützt, so dass eine Meeresabrasion ganz<br />

ausser Frage ist.<br />

Ich will keineswegs verneinen, dass auch Beispiele vorkommen<br />

können, wo eine Meeresabrasion an <strong>de</strong>r »Strandfla<strong>de</strong>» tätig gewesen<br />

ist, obgleich ich bisher keine überzeugen<strong>de</strong>n Beweise gefun<strong>de</strong>n habe.<br />

Dafür, dass sie die 'Ursache <strong>de</strong>r Ebenheit <strong>de</strong>r grossen Inselgruppen in<br />

<strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Gegen<strong>de</strong>n wäre, fehlen aber bisjetzt alle Beweise<br />

und sie ist an und für sich äusserst unwahrscheinlich.<br />

In <strong>de</strong>n Einzelfällen zu entschei<strong>de</strong>n, wo Verwerfungen von grösserem<br />

Betrage an <strong>de</strong>r 'Uferfläche vorkommen, ist wohl nicht ohne<br />

<strong>de</strong>tailliertere 'Untersuchungen möglich, um so mehr als, wie auch G.<br />

6


46 Bulletin <strong>de</strong> la Commission gc'ologique <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> :K:o 37.<br />

Die eigentliche Schärenwelt zeigt also hauptsächlich nur in <strong>de</strong>n<br />

äus ersten Teilen, wo <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s Meeres sich mächtig fühlbar<br />

macht, einen Unterschied von <strong>de</strong>n Binnenseen. Sonst <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n wir auch<br />

hier dieselben Tausen<strong>de</strong> zerstreuter Felseninseln, die sich zuweilen<br />

zu grösseren Landpartien vereinigen und von einer Vnma se von<br />

Untiefen umgeben sind, und, wie schon oben hervorgehoben wur<strong>de</strong>,<br />

erkennt man auch hier dieselbe Spaltentopographie am Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Sees wie in <strong>de</strong>n inneren Teilen Fennoskandias.<br />

Fast je<strong>de</strong>r Felsen zeigt hier unzählige, meistens noch sehr schön<br />

erhaltene glaziale Schrammen und Rundungen auf <strong>de</strong>n Stosseiten.<br />

Jedoch sind so schön und regelmässig ausgebil<strong>de</strong>te rockes moutonnees,<br />

wie die in Fig. 24 abgebil<strong>de</strong>ten, nicht gera<strong>de</strong> häu<strong>fi</strong>g, son<strong>de</strong>rn meistens<br />

besitzen d:e Felsen unregclmässige Formen, welche dadurch entstan<strong>de</strong>n<br />

sind, dass das Eis hier und da aus <strong>de</strong>r Oberfläche durch Spalten<br />

abgeson<strong>de</strong>rte Blöcke ausgeklaubt und nicht Zeit gehabt hat, die Ekken<br />

später vollständig abzurun<strong>de</strong>n. Zuweilen <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man, (vergl.<br />

Fig. 25) phantastischere Formen, <strong>de</strong>ren Entstehung mei tens mit<br />

Unregelmässigkeiten im Bestan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Felsen o<strong>de</strong>r ihrer Verklüftung<br />

in Zusammenhang steht.<br />

DER ZEITPUNKT DER ENTSTEHUNG DER BRUCHSPALTEN.<br />

Es fragt sich nun, zu welcher Zeit o<strong>de</strong>r in welchen Zeitperio<strong>de</strong>n<br />

die hier besprochenen Bruchspalten entstan<strong>de</strong>n sind. In Anbetracht<br />

<strong>de</strong>s ausseror<strong>de</strong>ntlich hohen Alters <strong>de</strong>s felllioskandischen Massives<br />

kann man ja erwarten hier, wie es tatsächlich <strong>de</strong>r Fall ist, Spaltenbildungen<br />

<strong>de</strong>s verschie<strong>de</strong>n ten Alters zu <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n. Die ältesten darunter<br />

sind in<strong>de</strong>ssen im allgemeinen durch Zementation o<strong>de</strong>r dadurch<br />

wie<strong>de</strong>r verwischt wor<strong>de</strong>n, dass die Gesteine bis zu so grosser Tiefe<br />

erodiert wur<strong>de</strong>n, da s wir unterhalb <strong>de</strong>sjenigen Niveaus angelangt<br />

sind, bis wohin klaffen<strong>de</strong> Spalten überhaupt vorkommen können.<br />

Man kann also kaum solche höheren, al jotnischen Alters treffen,<br />

da ja diese Perio<strong>de</strong> die älteste ist, von welcher auf <strong>de</strong>r Erdoberfläche<br />

abgelagerte Bildungen in ziemlich unverän<strong>de</strong>rtem Zustand<br />

erhalten sind. Aber auch <strong>de</strong>r jotnische Sandstein hat eine so starke<br />

Diagenese durchgemacht, dass es kaum wahrscheinlich ist, dass offene<br />

Spalten aus dc m entsprechen<strong>de</strong>n Niveau erhalten geblieben sein<br />

könmn.


J. J. S e<strong>de</strong>r·holrn. Über Bruchspalten und Geomorphologie. 47<br />

Zwar hat Högbom auf die auffällige Tat ache aufmerksam gemacht,<br />

dass die Bruchspalten im mittleren Schwe<strong>de</strong>n dort auftreten<strong>de</strong>n<br />

jotnischen o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfall jung präkambrischen Diabasgängen<br />

parallel lauf n. Die ist jedoch meiner Ansicht nach kein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Beweis dafür, dass sie aus <strong>de</strong>r eIben Zeit stammen. Denn eist<br />

ja natürlich, das die Jeigung sich in einer bestimmten Richtung zu<br />

spalten, (o<strong>de</strong>r wie <strong>de</strong>r Steinmetz sagt: Lose im Felsbo<strong>de</strong>n) in vielen<br />

Fällen für die Richtung <strong>de</strong>r Bruchlinien bestimmend sein musste und<br />

dass semit Bruchlinien verschie<strong>de</strong>ner Perio<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>rselben Gegend<br />

parallel laufen können, ohne gleichzeitiger Entstehung zu sein. Die<br />

Abhängigkeit <strong>de</strong>r Bruchlinien von Losen im grossen tritt recht <strong>de</strong>utlich<br />

an vielen Stellen innerhalb <strong>de</strong>s Stockholmer Schärenhofes hervor,<br />

wo sie sich <strong>de</strong>m Streichen <strong>de</strong>r Gneise anschlie sen. "Vo letzterer sich<br />

biegt, scheimn sich die sonst so gera<strong>de</strong>n Spaltenlinien <strong>de</strong>r Faltung<br />

gemäss zu biegen, ganz wie sich bei <strong>de</strong>r Steinmetzarbeit eine Spalte<br />

längs einer gebogenen mit Glimmer beklei<strong>de</strong>ten Fläche luumm schlägt.<br />

Dagegen giebt es icher Spalten kambrischen Alters. An vielen<br />

Stellen innerhalb Fennoskandias hat man nämlich Spalten gefun<strong>de</strong>n,<br />

die mit gelbgrauem Sandstein gefüllt sind, in welchem an drei von<br />

einan<strong>de</strong>r recht weit entfernten Stellen (östliches Ufer <strong>de</strong>s "Vener,<br />

smaländische Küste südlich von Westervik, nördliches Aland) zur<br />

Olenellusfauna gehörige Fo silien angetroffen wor<strong>de</strong>n sind. Die übrigen<br />

Vorkommen, in <strong>de</strong>nen keine Fossilien gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n sind (Gegend<br />

östlich von Hangö und Kimito in Finnland) gleichen <strong>de</strong>n vorgenalmten<br />

so vollkGmmen, das ihre geologische Zusammengehörigkeit<br />

äusserst wahrscheinlich ist. Auch auf Bornholm sind älmliche Sandsteingänge<br />

beobachtet wor<strong>de</strong>n, die möglicherwei e zu <strong>de</strong>rselben Gruppe<br />

gehören können.<br />

Sowohl auf Aland, als auch in <strong>de</strong>r Gegend östlich von Hangö<br />

und in Smaland habe ich nun beobachtet, dass im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n mit Sandstein gefüllten Spalten, die wahrscheinlich bei<br />

Erdbebenerschütterungen ent tan<strong>de</strong>n, auch offene vorkommen, welche<br />

offenbar nicht spätere Bildungen sind, on<strong>de</strong>rn vor o<strong>de</strong>r gleichzeitig<br />

mit <strong>de</strong>m Hineinfliessen <strong>de</strong>s San<strong>de</strong>s entstan<strong>de</strong>n sind. Sie bil<strong>de</strong>n nämlich<br />

teils direkte Fortsetzungen <strong>de</strong>r mit Sandstein gefüllten Spalten,<br />

teils gehen ie diesen parallel und sind nur in ihrer nächsten Nähe zu<br />

<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n (s. Fig. 26), sodass z. B. in Sma.land je<strong>de</strong>r Sandsteingang tets<br />

von einer Menge paralleler offener Spalten begleitet wird. Nach<br />

Beobachtungen von P. Eskola im Sommer 1912 kommen auch<br />

in Kimito in nahem Anschluss an einen durch Erosion entstan<strong>de</strong>-


J. J. Se<strong>de</strong>rholm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 51<br />

Da wir in <strong>de</strong>n südlichen und auch stellenweise in <strong>de</strong>n zentralen<br />

Teilen noch annähernd horizontal liegen<strong>de</strong> kambrisch-silurische und<br />

jotnische Sedimente antreffen, ist es ja ldar, dass die Denudation<br />

hier seit altpaläozoischer Zeit nicht sehr tief eingegriffen hat. Gleichwohl<br />

ist es, wie wie<strong>de</strong>rholt hervorgehoben, sicher, dass Dislokationen<br />

auch in diesen Gegen<strong>de</strong>n vorsichgegangen, sowohl in postjotnischer,<br />

aber präkambrischer Zeit (<strong>de</strong>nn das Kambrium ruht ja in grosser<br />

Aus<strong>de</strong>hnung auf <strong>de</strong>m Urgebirge) als auch in postsilurischer Zeit,<br />

obgleich die damals entstan<strong>de</strong>nen, im allgemeinen wohl weniger be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Unebenheiten später von neuem abgehobelt wur<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n westlicher Teilen FmIDoskandias, woselbst innerhalb <strong>de</strong>r grossen<br />

Gebirgskette postsilurische Granite u. s. w. freigelegt wor<strong>de</strong>n sind,<br />

und in <strong>de</strong>n nördlichen Teilen, wo auch die jungpaläozoischen grossen<br />

Nephelinsyenitmassive an die Tagesoberfläche gebracht wor<strong>de</strong>n sind,<br />

wäre es natürlich eitele Mühe, Bruchlinien o<strong>de</strong>r Denudationsflächen<br />

prä<strong>de</strong>vonischen Alters zu suchen.<br />

Es ist zu hoffen, dass ein zukünftiges Einzelstudium <strong>de</strong>r Bruchlinien,<br />

unter Beachtung ihres Zusammenhanges mit <strong>de</strong>r Geotektonik<br />

im übrigen, be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Licht nicht nur auf ihr Alter, son<strong>de</strong>rn auch<br />

auf viele geotektonische und paläogeographische Fragen werfen wird.<br />

Vorläu<strong>fi</strong>g ist es eine recht hypothetische Annahme, wenn ich mir<br />

vorzustellen geneigt bin, dass ein recht wesentlicher Teil <strong>de</strong>r Brüche<br />

und ganz beson<strong>de</strong>rs alle diejenige, welche sich im jetzigen Relief<br />

stärker geltend machen, von verhältnismässig jugendlichem Alter ist 1.<br />

1 Leiviskä bekämpft in einem Vortrage in <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen Tie<strong>de</strong>akatemia<br />

(Ylipainos Suomal. Tie<strong>de</strong>akat. Esit. japöytäk. 1913, I) eifrig die Ansicht, welche<br />

er mir zuschreibt, dass die Verwerfungen und Bruchlinien im südlichen Finnland<br />

in ihrer Gesanuntheit während <strong>de</strong>r Tertiärzeit entstan<strong>de</strong>n seien. Dies ist<br />

unrichtig, <strong>de</strong>nn ich habe wie<strong>de</strong>rholt hervorgehoben, dass auch ältere Brüche<br />

vorkommen. Leiviskä sagt dagegen selber in seinem früheren Aufsatse Zu<br />

<strong>de</strong>n Küsten/ragen (Fennia 27, N:o 4, S. 9): »Kleine Brüche sind nach <strong>de</strong>r Eiszeit<br />

emd wahrscheinlich auch während <strong>de</strong>r Eiszeit entstan<strong>de</strong>n, aber aus <strong>de</strong>n<br />

Formen <strong>de</strong>r Felsen und <strong>de</strong>r Gleichmässigkeit ihrer abgeschliffenen Seiten<br />

kann man im allgemeinen entnehmen, dass die Brüche und Dislokationen<br />

älter und vermutlich im Tertiär enstan<strong>de</strong>n sind.»<br />

Die Ansicht Leiviskäs und an<strong>de</strong>rer Geographen, dass einige <strong>de</strong>r bis jetzt<br />

beobachteten Brüche postglazialer Entstehung seien, ist meiner Ansicht nach<br />

völlig unrichtig. Eine Entstehung einzelner dieser Brüche unter <strong>de</strong>r glazialen<br />

Eisbe<strong>de</strong>ckung halte ich für theoretisch möglich, aber bis jetzt für keinen<br />

Fall in unserer Gegend erwiesen.<br />

Noch weniger glücklich ist Leiviskä mit seiner in <strong>de</strong>mselben Vortrage<br />

gemachten Annalm1e, dass einige Bruchspalten aus <strong>de</strong>n frühesten archäischen<br />

Perio<strong>de</strong>n herrühren könnten. Denn wie wären diese Spalten bei <strong>de</strong>r späteren<br />

vollständigen Umkristallisation <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n archäischen Gesteine erhalten<br />

geblieben?


52 Bulletin <strong>de</strong> Ja Commission <strong>geologique</strong> dc Finlan<strong>de</strong> -X:o 37.<br />

Ich will nun hier etwas näher auf die Frage nach <strong>de</strong>r Entstehung<br />

<strong>de</strong>r baltisch-fennoskandischen Binnenmeere eingehen.<br />

DIE ENTSTEHU TG DER MEERBUSEN UND<br />

GRÖSSEREN SEEN.<br />

Die Küstenumri se <strong>de</strong>r genannten Binnenseen wer<strong>de</strong>n zum grossen<br />

Teil von Spaltenlinien gebil<strong>de</strong>t, die sich <strong>de</strong>n übrigen Bruchspalten<br />

nahe anschliessen. Der Ladoga hat die Form einer typischen Grabensenkung<br />

mit seiner grössten Tiefe im or<strong>de</strong>n und auch das Alandmeer,<br />

<strong>de</strong>r westliche Teil <strong>de</strong>s Bottnischen Meeres und <strong>de</strong>s Bottnischen<br />

Meerbusens besitzen grabenförmige Einsenkungen, <strong>de</strong>ren tief te<br />

Teile gegen N.O. liegen. Hogland ist ein <strong>de</strong>utlicher Horst in <strong>de</strong>r Grabensenkung<br />

<strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens, und auch die Karelische<br />

Lan<strong>de</strong>nge ist eine horstähnlich emporragen<strong>de</strong> Schwelle zwischen <strong>de</strong>m<br />

Finnischen Meerbusen und <strong>de</strong>m Ladoga.<br />

Die <strong>de</strong>n Finnischen Meerbu en nördlich begrenzen<strong>de</strong>n Linien<br />

setzen sich wie schon oben hervorgehoben wur<strong>de</strong> in einigen ostnord -<br />

östlichen Linien im N.O. von Wiborg und an <strong>de</strong>r Nordl{üste <strong>de</strong>s Ladoga<br />

fort. N ach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite zu verläuft, wie schon früher hervorgehoben,<br />

dasselbe Liniensystem durch <strong>de</strong>n nördlichen Teil <strong>de</strong>r Ostsee<br />

nach Bräviken in Schwe<strong>de</strong>n. Sowohl in letzterem Lan<strong>de</strong> als auch in<br />

Finnland beobachtet man längs dieser Linien eine schroffe Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Spaltenrichtung. Nördlich <strong>de</strong>rselben <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man recht viele in<br />

O.-W. o<strong>de</strong>r O.N.O. streichen<strong>de</strong> Linien (vergl. d. Karte). Dagegen<br />

gehen die von mir als Spaltenlinien ge<strong>de</strong>uteten Züge auf <strong>de</strong>r Südküste<br />

<strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens wie auch auf seinen Inseln vorherrschend<br />

in N.N.W.-lichen Richtungen.<br />

Dasselbe ist auch an <strong>de</strong>r schwedischen Ostküste südlich von<br />

Bräviken <strong>de</strong>r Fall, wo die Spaltenlinien meist in N.N.W. gehen, während<br />

die Küste, ebenso wie die Längsrichtung <strong>de</strong>r chmalen Öland-In el,<br />

hauptsächlich in N.-S. mit etwas Abweichung nach N.O. hinzieht.<br />

Die Linie von <strong>de</strong>r Südküste Finnlands bis Bräviken läuft parallel<br />

zu <strong>de</strong>r dafl Silur in Estland und Gottlaud nördlich begrenzen<strong>de</strong>n Linie,<br />

an welcher wahrscheinlich Brüche auch zu <strong>de</strong>r Zeit eintraten, wo die<br />

Spalten auf <strong>de</strong>r ordseite entstan<strong>de</strong>n.<br />

Die Lage <strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens wie auch <strong>de</strong>s Ladoga,<br />

an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>s Kambro-Silurgebietes in Ru sland und <strong>de</strong>s Archäicums<br />

Fennoskandias ist auffallend und erweckt die Vorstellung von<br />

einer möglichen genetischen Verlmüpfung dieser bei<strong>de</strong>n Lmstän<strong>de</strong>.


54 Bulletin cle la Commission <strong>geologique</strong> cle Finlancle N :0 37.<br />

An eine grössere Beteiligung <strong>de</strong>r Meeresabrasion bei <strong>de</strong>r Bildung<br />

<strong>de</strong>r Glintküste glaubt Ramsay nicht. Es ist ja auch be merken wert ,<br />

dass sich die Glintküste auch im Sü<strong>de</strong>n von S:t Petersburg weiter<br />

nach Osten fortsetzt, wo ein Meer nicht vorhan<strong>de</strong>n ist und auch nicht<br />

früher existiert hat.<br />

'Vas die Annahme <strong>de</strong>r Beteiligung <strong>de</strong>r Flusserosion an <strong>de</strong>r Schaffung<br />

<strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens betrifft, so scheint mir die mesozoische<br />

und tertiäre Paläogeographie so wenig erforscht zu sein, dass man<br />

schwer hat, sich irgend welche Vorstellung vcm Vorkommen <strong>de</strong>r<br />

Flussysteme o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Züge <strong>de</strong>r Paläogeographie während dieser<br />

Zeit zu bil<strong>de</strong>n. Es scheint mir auch möglich anzunehmen, dass die<br />

Verlmüpfung zwischen <strong>de</strong>m Finnischen Meerbusen und <strong>de</strong>r Grenze<br />

<strong>de</strong>s Silurgebietes eine mehr zufällige war o<strong>de</strong>r dass nur insofern ein<br />

ursächlicher Zusammenhang zwischen bei<strong>de</strong>n existierte, als Brüche<br />

dieser Grenze entlang zu verschie<strong>de</strong>nen Zeiten wie<strong>de</strong>r geöffnet wer<strong>de</strong><br />

konnten.<br />

Das Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>r aus älteren Gesteinen bestehen<strong>de</strong>n Inseln<br />

Hogland, Tytärsaari etc. in <strong>de</strong>r unmittelbaren Nähe <strong>de</strong>r Glintküste<br />

scheint mir darauf hinzu<strong>de</strong>uten, dass wenigstens an vielen Stellen<br />

die Unterlage <strong>de</strong>s Kambriums in <strong>de</strong>m Areal, das jetzt vom Meere<br />

überflutet wird, früher viel höher als in Estland lag, dass also die<br />

Grabensenlrung, in welcher das Kambro-Silur lag, im Nor<strong>de</strong>n direkt<br />

gegen höher liegen<strong>de</strong> präkambrische Gesteine stiess. Später geschahen<br />

aber hier, wahrscheinlich in tertiärer Zeit und im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r übrigen nor<strong>de</strong>uropeischen Binnenmeere, neue Störungen<br />

<strong>de</strong>r besprochenen Grenze entlang, wobei Teile <strong>de</strong>r früher gehobenen,<br />

durch die Erosion von <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n paläozoischen Schichten befreiten<br />

präkambrischen Felsmassen gesenkt wur<strong>de</strong>n. Hierdurch<br />

wur<strong>de</strong>n die Schichtenköpfe <strong>de</strong>r kambro-silurischen Ablagerungen von<br />

neuem entblösst und <strong>de</strong>m Angriff <strong>de</strong>r Erosion, sowie beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

zerstören<strong>de</strong>n Einwirkung <strong>de</strong>s Eises ausgesetzt, wobei beson<strong>de</strong>rs diejenigen<br />

Teile, welche oberhalb <strong>de</strong>s blauen Tones lagen, relativ leicht<br />

<strong>de</strong>trahiert wer<strong>de</strong>n kennten.<br />

Je<strong>de</strong>nfalls ist nun <strong>de</strong>r Ladoga, wie schon gesagt, ein tektonisches<br />

Becken, <strong>de</strong>ssen nördlicher Teil tiefer gesunken ist, und auch <strong>de</strong>r Hauptteil<br />

<strong>de</strong>r Ostsee ist sicher ähnlicher Entstehung. Dasselbe gilt auch<br />

vom Wetter-See, <strong>de</strong>ssen Steilufer schon seine Entstehung bekun<strong>de</strong>n.<br />

Ich sehe keinen Grund, für <strong>de</strong>n Finnischen Meerbusen eine<br />

an<strong>de</strong>re Deutung anzunehmen.<br />

Gemäss <strong>de</strong>r hier geltend gemachten Ansicht käme man also auf<br />

<strong>de</strong>n Gedanken zurück, welchen schon Leopold von Buch in seiner


J. J. Se<strong>de</strong>1'holm. Über Bruchspalten und Geomorphologie. 55<br />

Arbeit »Über Granit und Gneuss» diskutiert hat, 1 worin er hervorhebt,<br />

das die Serie Onega, Ladoga, Finnischer Meerbusen, Wetter,<br />

Wener und Skagerrack sich auf <strong>de</strong>n ersten Blick als eine zusammengehörige<br />

Reihe von enken kund giebt. Leopold ven Buch polemisiert<br />

zwar gegen diese Annahme, da er sich die Grenzen <strong>de</strong>s Silurs als ursprüngliche<br />

<strong>de</strong>nken wollte und sich vor <strong>de</strong>r Annahme einer so starken<br />

Erosion scheute, wie sie erstere for<strong>de</strong>rn wür<strong>de</strong>. Je<strong>de</strong>nfalls zeigt dieser<br />

Hinweis, welch scharfen Blick er für die geomorphologischen Züge<br />

besass. Er hebt auch in <strong>de</strong>rselben Arbeit hervor, dass <strong>de</strong>r Finnische<br />

Meerbusen in geologischer Hinsicht als einer <strong>de</strong>r wichtigsten und<br />

lehrreichsten Teile <strong>de</strong>r Erdoberfläche angesehen wer<strong>de</strong>n müsse.<br />

DIE ENTSTEHUNG DER FLUSSTÄLER U. S. W. IM<br />

NÖRDLICHEN TEILE VON FENNOSKANDIA. NEPTUNIS­<br />

MUS VERSUS PLUTO JISMUS IN DER AUFFASSU G<br />

DER GEOMORPHOLOGIE DIESES GEBIETES.<br />

Auch die schmalen Seen an <strong>de</strong>r schwedisch-norwegischen Grenze,<br />

welche Ed. Suess Glintseen nennt, schliessen sich in ihren Richtungen<br />

offenbar <strong>de</strong>n übrigen geradlinigen Tälern, an und sind wohl ähnlicher<br />

Entstehung wie die nordischen Fjor<strong>de</strong>. Zieht man im nördlichen<br />

Schwe<strong>de</strong>n die Linien aus, welche sicher o<strong>de</strong>r mit grösster Wahr cheinlichlmit<br />

für Spaltenlinien gehalten wer<strong>de</strong>n müssen, so <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man,<br />

dass auch die Flusstäler grösstenteils <strong>de</strong>nselben parallel laufen.<br />

Dies gilt beson<strong>de</strong>rs auch für die Flussrinne <strong>de</strong>s Ragunda-Flusses<br />

in Jorrland. Seine gleichmässige Jeigung spricht zwar dafür, dass<br />

er wie Högbom betont hat, durch fliessen<strong>de</strong>s Wasser ausgewaschen<br />

wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r südlichste Lauf <strong>de</strong>s Flusses schliesst sich aber offenbar<br />

gewissen fjordähnlichen Spaltentälern in Angermanland an und geht<br />

an<strong>de</strong>ren Spaltenlinien parallel.<br />

Ich glaube daher, dass in diese m wie in an<strong>de</strong>ren Fällen <strong>de</strong>r Flusslauf<br />

durch alte Spaltenlinien bestimmt o<strong>de</strong>r prä<strong>de</strong>terminiTt wor<strong>de</strong>n<br />

ist. Ein solcher Einfluss dürfte sich überhaupt viel öfter geltend<br />

gemacht haben, als man gegenwärtig anzunehmen geneigt ist.<br />

Wabeson<strong>de</strong>rs Fennoskandia betrifft, so habe ich nach gewissenhafter<br />

Priifung <strong>de</strong>rjenigen Talfurchen, welche seine flacheren<br />

1 L. v . Buch, Übel' Gra nit und Gneuss, vorzüglich in Hinsicht d er äusseren<br />

Form, mit welcher diese Gebirgsarten auf <strong>de</strong>r Erdoberfläche erscheinen. K.<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r 'V'issen.'lchaften zu Berlin. 1844.


56 B ulletin <strong>de</strong> la Commissioll <strong>geologique</strong> cl FinJan<strong>de</strong> N:o 37.<br />

Teile durchkreuzen , keine solchen <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n können , welche bestimmt<br />

als ausschliesslich durch Flusserosion gebil<strong>de</strong>t bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />

könnten . Dies gilt, meiner Ansicht nach , auch von <strong>de</strong>n von Gunnar<br />

An<strong>de</strong>rsson angenommenen Flussrinnen im Mälare-Gebiet. Sie folgen<br />

. zweifellos zum grossen Teil, nam entlich wo sie <strong>de</strong>utlicher sind, <strong>de</strong>n<br />

Bruchspalten . Die von G. An<strong>de</strong>rsson über einen Teil <strong>de</strong>s Mälare veröffentlichte,<br />

eine solche Rinne aufweisen<strong>de</strong> Tiefenkarte erinnert<br />

F ig. 27 . Tal <strong>de</strong>s F lusses Ivalojoki in Enare, .l


J. J. Se<strong>de</strong>Tholm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 57<br />

ihr Anschluss an Spaltenlinien unverkennbar ist, so will ich damit<br />

nicht leugnen, dass eine Flusserosion längs <strong>de</strong>rselben während präglazialer<br />

o<strong>de</strong>r möglicherweise interglazialer Zeit hat statt<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n können.<br />

Der Ivalojoki im Enare-Lappmark in Finnland fliesst auch<br />

im mittleren Teil seines Laufes durch ein ausgeprägtes Klufttal (Fig.<br />

27). Ich war früher geneigt, letzteres als ein echtes Erosionstal zu<br />

<strong>de</strong>uten. Später habe ich jedoch gefun<strong>de</strong>n, dass es sich ohne Zweifel<br />

an die Spaltenlinien im südöstlichen Teil <strong>de</strong>s Enare anschliesst, wo<br />

es in <strong>de</strong>r schmalen fjordähnlichen Bucht <strong>de</strong>s N angunvuono seine<br />

Fortsetzung hat. Ich glaube <strong>de</strong>shalb jetzt, dass es ein altes Spaltental<br />

bil<strong>de</strong>t, das teils durch das Eis, teils durch <strong>de</strong>n Fluss ausgehobelt<br />

wur<strong>de</strong>, welche aus <strong>de</strong>r Furche be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Mengen glazialen Schotters<br />

fortschafften. Sehr gut möglich ist, dass eine Flusserosion auch<br />

während prä- o<strong>de</strong>r interglazialer Zeit stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

In seiner übrigens wertvollen und sachlichen Abhandlung über<br />

die Terrainverhältnisse im nördlichsten Teil Feml0skandias geht auch,<br />

meiner Ansicht nach, ·W. Wrak wohl zu weit in <strong>de</strong>r Almahme <strong>de</strong>r Erosion<br />

als nahezu einzige Ursache <strong>de</strong>s Reliefs 1. Er glaubt dort das<br />

Vorkommen einer Menge von Peneplans verschie<strong>de</strong>nen Alters konstatiert<br />

zu haben, die er unter <strong>de</strong>r Voraussetzung beschreibt und klassi<strong>fi</strong>ziert,<br />

dass alle zu <strong>de</strong>mselben, durch einen gewissen Grad von Reife<br />

charakterisierten Typus gehörigen Peneplans ungefähr gleichzeitig<br />

gebil<strong>de</strong>t sind. Er hat dabei, nach meiner Ansicht, nicht in genügen<strong>de</strong>m<br />

Gra<strong>de</strong> die Möglichkeit beachtet dass jetzt, auf verschie<strong>de</strong>nen Niveaus<br />

liegen<strong>de</strong> Ebenen von Anfang an ein und <strong>de</strong>rselben, später durch Verwerfungen<br />

abgeteilten Denudationsfläche angehört haben können.<br />

Ich habe in nahe bei einan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Teilen von Finnisch-Lappland<br />

Reliefformen beobachtet, die ich unbedingt als durch Staffelbrüche<br />

entstan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>uten möchte. Ich will keineswegs bestreiten, dass während<br />

<strong>de</strong>s Fortschreitens <strong>de</strong>r Dislokationen eine Menge Erosionsflächen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Alters sich haben ausbil<strong>de</strong>n können, aber die ganze<br />

Sache muss doch mit mehr Rücksicht auf die Dislokationen während<br />

<strong>de</strong>r Tertiärzeit und überhaupt auf die Geotektonik behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n,<br />

als Wrak getan hat, nicht nur unter Beachtung <strong>de</strong>r jetzt so mo<strong>de</strong>rnen<br />

I<strong>de</strong>en über die Entstehung <strong>de</strong>s Reliefs ausschliesslich durch die Denudation.<br />

Auch betreffs <strong>de</strong>r im nördlichen Norwegen <strong>de</strong>r Küstenlinie parallellaufen<strong>de</strong>n<br />

Talgänge kommt mir die Annahme, sie seien Spalten-<br />

1 W. WTäk, Bidrag till Skandinaviens reliefkronologi. Ymer. 1908. S.<br />

141 o. 254.<br />

8


58 Bulletin <strong>de</strong> Ia Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> :N:o 37.<br />

täler, viel wahrscheinlicher vor, als die jetzt herrschen<strong>de</strong> Vorstellung,<br />

sie seien Reste von Erosionstälem, welche in <strong>de</strong>r ursprünglichen Gebirgskette<br />

während ihrer Denudationszeit gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Erstere<br />

Annahme hat schon im Jahre 1907 V. Tanner in <strong>de</strong>r Gesellschaft für<br />

die Geographie von Finnland hervorgehoben, und zwar im Anschluss<br />

an eine Diskussion über seine Untersuchungen <strong>de</strong>s eisgedämmten<br />

Sees Kilpisjärvi. Gemäss <strong>de</strong>r hier geltend gemachten Vorstellung<br />

wäre überhaupt die Denudaticn <strong>de</strong>r skandinawischen Gebirgskette<br />

und die Bildung <strong>de</strong>s von Reusch sogenannten »Paläoplanes» d. h.<br />

<strong>de</strong>r im gro sen ebenen Fläche, welche erstere überall begrenzt, zum<br />

grössten Teil schon lange vor <strong>de</strong>r Tertiärzeit vollen<strong>de</strong>t gewesen.<br />

Als dann während jener Zeit die Dislokationen wie<strong>de</strong>r von neuem<br />

einsetzten, wur<strong>de</strong> die Richtung <strong>de</strong>r Spaltenbildungen durch <strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Gebirgskette gebil<strong>de</strong>ten Wulst im Felsbo<strong>de</strong>n beeinflusst,<br />

in<strong>de</strong>m er dieselbe von neuem verjüngte, um <strong>de</strong> Lapparents treffen<strong>de</strong>n<br />

Ausdruck zu gebrauchen. Es wäre hohe Zeit, dass die Geologen<br />

Fennoskandias sich allgemein von <strong>de</strong>r Vorstellung vom Kölengebirge<br />

als einem aus paläozoischer Zeit übriggebliebenen Erosionsrest<br />

befreiten, einer Ansicht, welche we<strong>de</strong>r mit lokalen geologischen<br />

Daten, noch mit <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>men Auffassung von <strong>de</strong>r Fähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Erosion, die Gebirgsketten innerhalb verhältnismässig kurzer Zeit<br />

einzuebenen, überein timmt.<br />

Diese Vorstellung ist selbst sozusagen ein Erosionsrest älterer<br />

Anschauungen.<br />

Nicht nur das Kölengebirge, son<strong>de</strong>m auch an<strong>de</strong>re Gebirgsketten,<br />

wie z. B. <strong>de</strong>r Ural, sind ja ihrer Entstehung nach weit komplizierter<br />

gewesen als man ursprüngligh angenommen, in<strong>de</strong>m Dislokationen,<br />

unterbrochen von Zwischenzeiten, während welcher die Denudation<br />

Zeit hatte, sie wie<strong>de</strong>r mehr o<strong>de</strong>r weniger vollständig einzuebenen,<br />

während verschie<strong>de</strong>ner Zeiten vorkamen.<br />

Die schmale Tiefenrinne, welche im N.O.-Teil <strong>de</strong>r Nordsee <strong>de</strong>r<br />

Küste <strong>de</strong>s südlichen Norwegens folgt, ist von Nansen ebenfalls als<br />

ein durch Erosion entstan<strong>de</strong>nes Flusstal afgefas ·t wor<strong>de</strong>n.<br />

Gemäss <strong>de</strong>r hier geltend gemachten Betrachtungsweise fügt sie<br />

sich eher <strong>de</strong>n übrigen Spaltenlinien ein, die durch Einwirkung <strong>de</strong>r<br />

Dislokationen und Säuberung durch da Eis entstan<strong>de</strong>n sind.<br />

Das Problem <strong>de</strong>r submarinen Flussrinnen, die, wie man in Nord­<br />

Amerika und so vielen an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n, sich von<br />

<strong>de</strong>n Mündungen <strong>de</strong>r jetzigen Flüsse ins Meer hinaus erstrecken, müsste<br />

ebenfall einer Neuprüfung unterzogen wer<strong>de</strong>n, um zu erforschen,


J. J. Sedm·holm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 59<br />

ob sie nicht in einigen Fällen Teile eines Spalten- o<strong>de</strong>r tektonischen<br />

Tales gebil<strong>de</strong>t, das <strong>de</strong>n Flusslauf prä<strong>de</strong>terminiert hat.<br />

Niemand ist wohl in <strong>de</strong>r Annahme von unter die Meeresoberfläche<br />

versenkten alten Flussläufen weiter gegangen als Hintze in einem<br />

Aufsatze über Erosionsfurchen in <strong>de</strong>r Ostsee und <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n<br />

Meeren. Auf <strong>de</strong>r von ihm zusammengestellten Karte füllt er diese<br />

Meere mit einem Netz schmaler Talfurchen, welche er ohne weiteres<br />

als Flussrinnen ansieht. Um sie zu erklären nimmt er wie<strong>de</strong>rholte<br />

gewaltige Hebungen und Senkungen während <strong>de</strong>r letzten geologischen<br />

Perio<strong>de</strong>n und sogar das Vorkommen eines Steppenklimas in Nord­<br />

Europa noch nach <strong>de</strong>r Eiszeit an, welches so trocken gewesen wäre,<br />

dass es Veranlassung zur Bildung abflussloser Seen in <strong>de</strong>r Senkung<br />

<strong>de</strong>r jetzigen Ostsee gegeben hät.te. Ein Teil <strong>de</strong>r von Hintze konstruierten<br />

Linien erscheinen ziemlich hypothetisch, diejenigen aber, welche<br />

wirklich vorhan<strong>de</strong>n sind, namentlich im Skagerack, scheinen sich<br />

<strong>de</strong>n auf beifolgen <strong>de</strong>r Karte angegebenen Spaltenlinien aDzuschliessen.<br />

Sicher ist, dass solche auch in Dänemark vorkommen, wo z. B. die<br />

Form von Langeland nur durch Spaltenbildungen erklärt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, und ferner im nördlichen Deutschland, wo beson<strong>de</strong>rs die Küstenkon<strong>fi</strong>guration<br />

Rügens auf das Vorkommen solcher Spalten hin<strong>de</strong>utet.<br />

Überhaupt ist man, meiner Ansicht nach, bei <strong>de</strong>r Deutung <strong>de</strong>r<br />

Reliefformen Fennoskandias durch Erosion und ähnliche Prozesse<br />

im Sinne <strong>de</strong>r geomorphologischen Schule oft genug so weit iD neptunistischer<br />

Richtung gegangen, dass hier eine Reaktion notwendig<br />

ist, welche wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r plutonischen Kräfte bei <strong>de</strong>r<br />

Schaffung <strong>de</strong>r Terrainformen gerecht wird. Ich will keineswegs bestreiten,<br />

dass nicht die Erosion eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Bildung<br />

von Fennoskandias Relief gespielt haben könnte, glaube aber trotz<strong>de</strong>m,<br />

dass sie im Vergleich zum Einfluss <strong>de</strong>r tertiären Dislokationen<br />

von untergeordneter Be<strong>de</strong>utung gewesen ist.<br />

In solchen Hochgebirgen, wie z. B <strong>de</strong>m Lujaururt auf <strong>de</strong>r Halbinsel<br />

Kola, kommen, wie "\iV. Ramsays Schil<strong>de</strong>rungen an die Hand<br />

geben, echte Erosionstäler präglazialen Alters vor, die später durch<br />

das Eis zu U-Tälern umgeformt wur<strong>de</strong>n, und natürlicherweise müssen<br />

solche auch innerhalb <strong>de</strong>r übrigen Teile Fennoskandias mit stark akzentuirtem<br />

Relief vorkommen. Was die flacheren Teile betrifft,<br />

bin ich dagegen zu bezweifeln geneigt, ob die Flussrinnen von <strong>de</strong>n<br />

1 V. Hintze, Den nor<strong>de</strong>uropäiske Fastlandstid. :i\1edd. fra Dansk geolog.<br />

För. N:o 14. 1908. S. 169.


J. J. Se<strong>de</strong>l'holm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 61<br />

bewegt haben, dass also das Mosaik <strong>de</strong>s zerspalteten Felsgerüstes<br />

gleichsam in seinen Fugen gelockert wor<strong>de</strong>n ist,<br />

Was die Erdbeben betrifft, welche in quartärer Zeit in dieser<br />

Gegend stattgefun<strong>de</strong>n, ist es recht wahrscheinlich, dass sie einen Einfluss<br />

von <strong>de</strong>r früheren Zerteilung <strong>de</strong>s Felsgerüsts in Blöcke durch<br />

ältere Dislokationen erlitten haben. Beson<strong>de</strong>rs die Tiefenrinne im<br />

Skagerack scheint eine Gegend mit ungewöhnlich starker Seismizität<br />

zu bezeichnen.<br />

DIE BEDEUTENDE GEOhlORPHOLOGISOHE ROLLE<br />

DER JUNGEN DISLOKATIONEN.<br />

Wir sind also im vorhergehen<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>m Schlusse gekommen,<br />

dass Fennoskandia als geographische Einheit in seiner jetzigen Gestaltung<br />

erst in <strong>de</strong>r Tertiärzeit entstan<strong>de</strong>n ist, während welcher sie<br />

durch Bewegungen in <strong>de</strong>r Erdkruste, bei welchen die Depressionen<br />

<strong>de</strong>r Ostsee mit ihren Busen , <strong>de</strong>m Ladoga, <strong>de</strong>m Onega und <strong>de</strong>m vVeissen<br />

Meere entstan<strong>de</strong>n, von ihrem ZusammEnhang mit <strong>de</strong>m russi chen<br />

Tafelland abgeschnitten wur<strong>de</strong>, mit welchem ie früher als Teile<br />

<strong>de</strong>sselben Resistenzgebietes verbun<strong>de</strong>n war. Gleichzeitig wur<strong>de</strong> ihre<br />

frühere Fortsetzung gegen N .vV. hin vom Atlantischen Meere<br />

überflutet. Ähnliche Ansichten sind auch früher von an<strong>de</strong>ren ausge<br />

prochen wor<strong>de</strong>n; 1 jedoch dürfte die am allgemeinsten herrschen<strong>de</strong><br />

Vorstellung diejenige sein, nach welcher Fennoskandia als beson<strong>de</strong>res<br />

Gebiet seit viel älterer Zeit existiert hätte (vergl. S. 36).<br />

Man ist oft geneigt, alle Grundgebirgsschollen als die an und für<br />

sich festesten und re istentesten Teile <strong>de</strong>r Erdkruste zu betrachten,<br />

al »Kerngebiete» aller K ontinente. Der Unterschied zwischen einem<br />

Gebiet kristalliner Gesteine und einem sedimentären Terrain liegt<br />

ja aber nur darin, dass im letzterem das kristalline Grundgebirge von<br />

einer relativ dünneren Sediment<strong>de</strong>cke verhüllt ist, während diese<br />

an an<strong>de</strong>ren Orten von <strong>de</strong>r Erosion fortgeführt ist. Sehr oft haben<br />

Dislokationen in jüngster Zeit dazu beigetragen, die Gegend in eine<br />

solche Lage zu bringen, dass sie einer tiefgehen<strong>de</strong>n Erosion ausgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. DagegEn sind olche Sedimentgebiete wie das russische,<br />

beson<strong>de</strong>rs seine nordwestlichen Teile, mehr als an<strong>de</strong>re als<br />

resistente Partien <strong>de</strong>r Erdrin<strong>de</strong> anzusehen, da dort während sehr lan-<br />

1 Vergl. beson<strong>de</strong>rs die vor <strong>de</strong>r Drucklegung dieses Aufsatzes erschienen<br />

Arbeiten Germ'd De Geers.


62 Bulletin <strong>de</strong> la Commission gcologique <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 37.<br />

ger Zeiträum3 keine an<strong>de</strong>ren Dislokationen stattgefun<strong>de</strong>n, als die<br />

langsamen epeirogenetischen Bewegungen. Die er Teil <strong>de</strong>r Erdkruste<br />

ist somit eher als ein Schild anzusehen, obgleich ein beklei<strong>de</strong>ter Schild,<br />

als Fennoskandia, welche Gegend bei wie<strong>de</strong>rholten Dislokationsperio<strong>de</strong>n<br />

so stark zerbrochen wor<strong>de</strong>n ist, dass ihre jetztige Resistenz sehr<br />

zweifelhaft erscheint.<br />

Bekanntlich haben ja in einer geologisch jungen Zeit in <strong>de</strong>n Polarlän<strong>de</strong>rn<br />

viel grössere Landmassen existiert als jetzt. icht nur <strong>de</strong>r<br />

nördliche Teil <strong>de</strong>s Atlantischen Meeres ist ein junges Meer, son<strong>de</strong>rn<br />

dasselbe gilt auch für grosse Teile <strong>de</strong>s Nördlichen Eismeeres. Die Küstenkon<strong>fi</strong>guration<br />

Grönlands mit ihrem scharf ausgemeisselten Relief<br />

spricht an und für sich für ein junges Alter <strong>de</strong>r Küstenlinien. Ebenso<br />

<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n wir in Nordamerika, wie u. a. Ed. Suess bemerkt hat, auf<br />

New Foundland, in New Brunswick und in angrenzen<strong>de</strong>n Teilen <strong>de</strong>s<br />

Festlan<strong>de</strong>s Fjordküsten, welche junge Dislokationen an<strong>de</strong>uten. Hudsons<br />

Bay wird von Ed. Suess mit <strong>de</strong>r Ostsee verglichen. Er hebt<br />

auch hervor, dass die Seen <strong>de</strong>s nordwestlichen Kanada ge'wisse Analogien<br />

zum Finnischen Meerbusen und <strong>de</strong>r naheliegen<strong>de</strong>n Meeresbecken<br />

zeigen, und betrachtet <strong>de</strong>swegen auch erstere als Glint-Seen.<br />

Eine Menge geradliniger Konturen bei diesen Seen und ihren fjordähnlichen<br />

Busen sind von ganz ähnlichem Typus wie diejenigen Linien<br />

in Fennoskandia, welche wir als junge Bruchlinien ge<strong>de</strong>utet haben.<br />

Ist es wohl eine zu gewagte Annahme, in <strong>de</strong>n kanadischen Seen<br />

auch Depressionen zu sehen, die durch relativ späte Dislokationen<br />

und die nachherige Detraktion <strong>de</strong>r gespaltenen Teile <strong>de</strong>r Felsen gebil<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n sind? Der Sankt Lorenzfluss ist auch eine fjordartige<br />

Bildung, die vielleicht auch eine durch Eis und Wasser reingewischte<br />

Bruchspaltenzone bil<strong>de</strong>t.<br />

Wenn wir nach einan<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Teile <strong>de</strong>r Erdkruste beobachten,<br />

<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n wir dass die Küstenkonturen, gleichwie das Relief <strong>de</strong>r Erdoberfläche,<br />

zu nicht unbeträchtlichem Teil von jungen Dislokationen<br />

bedingt wer<strong>de</strong>n. Es ist ja auch selbstverständlich, dass es so sein<br />

muss, da ja die Erosion, wie schon hervorgehoben, alle Erhebungen<br />

so schnell entfernt, dass sie nicht längere Zeit erhalten wer<strong>de</strong>n kÖlmen,<br />

wenn sie nicht durch fortgesetzte o<strong>de</strong>r neue Dislokationen wie<strong>de</strong>r<br />

verjüngt wer<strong>de</strong>n.


J. J. Sedm'holm. über Bruchspalten und Geomorphologie. 63<br />

BEDEUTUNG DES EINGEHENDEN STUDIUMS DER<br />

RADIALEN DISLOKATIONEN. IHR VERHÄLTNIS<br />

ZU DEN TANGENTIALEN.<br />

Das Studium <strong>de</strong>r Gebirgsketten o<strong>de</strong>r wie man auch in <strong>de</strong>r Geologie<br />

sagt, <strong>de</strong>r »Faltengebirge», hat gewissermassen die Aufmerksamkeit<br />

von <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r radialen Dislokationen abgelenkt. »Mountains<br />

are focal points of geological interest», wird mi.t Recht gesagt. Man darf<br />

sich aber an diesen interessanten Erscheinungen nicht so blind stieren,<br />

dass man <strong>de</strong>swegen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r oft etwas weniger auffälligen,<br />

aber <strong>de</strong>nnoch fast eben so wichtigen radialen Dislokationen übersieht.<br />

Hebt ja doch auch <strong>de</strong>r Altmeister Ed. Suess stets die Be<strong>de</strong>utung<br />

letzterer bei <strong>de</strong>r Schaffung <strong>de</strong>r einzelnen Züge im Antlitze <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

hervor. Mit beson<strong>de</strong>rer Schärfe hat <strong>de</strong> Lapparent, mit <strong>de</strong>ssen Anschauung<br />

obige Betrachtungen überhaupt grosse Verwandschaft haben,<br />

die geomorphologische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r radialen Dislokationen hervorgehoben.<br />

"Venn man bei <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r Lagerstörungen mit <strong>de</strong>n radialen<br />

beginnt, kann man auch besser als sonst induktiv arbeiten. Ist ja<br />

doch die »Gebir<strong>gsf</strong>altung» ein Prozess, <strong>de</strong>r immer in <strong>de</strong>r Tiefe vorsichgeht<br />

und <strong>de</strong>r also niemals von unseren Augen beobachtet wer<strong>de</strong>n kann,<br />

während dagegen radiale Brüche und Verwerfungen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Erdbeben entstehen.<br />

Beim Studium <strong>de</strong>r seismischen Erscheinungen ist es aber oft<br />

vorteilhaft, die tertiären und älteren Dislokationen zum Vergleich<br />

mit heranzuziehen. Die Beobachtungen in <strong>de</strong>n Gegen<strong>de</strong>n, wo Erdbeben<br />

jetzt vorsichgehen, wer<strong>de</strong>n durch verhüllen<strong>de</strong> lose Sedimentmas<br />

en verhin<strong>de</strong>rt, während dagegen die etwas älteren Erdbebenlinien<br />

durch erosive Agentien irgend welcher Art schon herauspräpariert<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Von diesen Er cheinungen relativ jungen Datums<br />

ausgehend, können wir, in<strong>de</strong>m .vir sowohl zeitlich als aucn räumlich<br />

allmählich nach unten vorschreiten, mit <strong>de</strong>n Lagerstörungen, welche<br />

in tieferen Teilen <strong>de</strong>r Erdrin<strong>de</strong> in älterer Zeit stattgefun<strong>de</strong>n haben,<br />

näher vertraut wer<strong>de</strong>n. Beim Studium <strong>de</strong>r Dislokationen noch älterer<br />

Perio<strong>de</strong>n können wir sie aber oft nur ganz lokal studieren, während<br />

wir dagegen die Resultate <strong>de</strong>r tertiären Störungen über die ganze<br />

Er<strong>de</strong> überblicken können.<br />

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die seismische Tätigkeit am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r tertiären Era an<strong>de</strong>r als jetzt verteilt war. Sie ist jetzt vorwiegend<br />

auf gewisse schmale Zonen beschränkt, während sie damals


J. J . 8e<strong>de</strong>1'holm. 1;'bp1' B1'uchspalten und Gpomo1'phologip. 65<br />

werfungen zerteilten sprö<strong>de</strong>n Ge"teinen k onstruieren . Zwar begegnet<br />

je<strong>de</strong> solche K onstrukt ion grossen Schwierigkeiten , da ja bei <strong>de</strong>r<br />

Entstehung <strong>de</strong>r Gebirgsketten die H eryorpressung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Tiefe<br />

gebil<strong>de</strong>t en F alten und ihre Befreiung durch die Eroflion von <strong>de</strong>r überliegen<strong>de</strong>n<br />

Last zerspalten C'I' Gesteine oft Hand in H and gehen . Man<br />

darf aber <strong>de</strong>swegen nich t a us,.;er Acht la",,;en. da,,;fl. 'olche darüberliegen<strong>de</strong>,<br />

nicht gefaltete Schollen existiert h aben müssen .<br />

Auch bei <strong>de</strong>n mO<strong>de</strong>l llE J1. Erdbehen , beson<strong>de</strong>rs in an Franzisko<br />

und in Alaflka, hat man ja wie<strong>de</strong>lholt konstatieren können , dass<br />

Verwerfungen und Brüche bei BewegungE n in t angentialem Sinne<br />

entstehen können . EbE'nso hebt ja Salomon hervor , dass die Verwerfungsspalten<br />

am Rheintale, das klas"icshe Beispiel radialer Spalten ­<br />

bildung, wahrscheinlich nicht vert ikal st ehen , son<strong>de</strong>rn eine so flache<br />

Lage einnehmen , dass ihre Entstehung durch t angentiale Bewegungen<br />

uns nicht unwahrscheinlich vorkommt .<br />

Auf ähnliche 'Weise scheint es mir gar nicht unmöglich, anzuneh-<br />

111.en , dass die tertiären Brüche von Fennoskandia und an<strong>de</strong>re gleichzeitig<br />

mit iImen entstan<strong>de</strong>ne Bruchspalten im Zu samm.enhang mit<br />

tangen tialen Bewegungen <strong>de</strong>r Erdrin<strong>de</strong> gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n . Eben bei<br />

"olchen müssen ja in <strong>de</strong>n zuobcrstliegen<strong>de</strong>n sprö<strong>de</strong>n Gesteinsmassen<br />

Spalten ent"tehen. die "ich in eine Menge Schollen zerteilen , welche<br />

bei <strong>de</strong>r Bewegung um und 70\1111 Teil über einan<strong>de</strong>r getrieben wer<strong>de</strong>n .<br />

Wo unter <strong>de</strong>n zusammengeschobenen Schollen Ma::isen<strong>de</strong>rekteentst ehen ,<br />

gleichen sie sich n achher durch Eintlenlwng wie<strong>de</strong>l' aus.<br />

Unterhalb <strong>de</strong>r "pröd('n Zone muss je<strong>de</strong> gro"se Bruchzone in <strong>de</strong>r<br />

plaRtiflchen Zon e en tsprechen<strong>de</strong> Flexuren und .H'altungen aUfweisen ,<br />

und oft dringt ja die Einwirkung <strong>de</strong>r Bewegungen bi,,; in die darunterliegen<strong>de</strong><br />

Magm asphäre hinein und verursacht die Eruption <strong>de</strong>r geschmolzenen<br />

Massen.<br />

Nur in <strong>de</strong>njen igen Zonen , die wir gewöhnlich als Gebir<strong>gsf</strong>al­<br />

Lungszonen bezeichnen , sind die Dislokationen so durchgreifend<br />

gewesen , dass einige Schollen , sich gleichsam auf R ollen \rOn gefalteten<br />

Gesteinen bewegend, über an<strong>de</strong>re Teile <strong>de</strong>r Erdrin<strong>de</strong> gesch oben wur<strong>de</strong>n<br />

, und in so hohe Lage gekommen ::iind, daRs flie hier relativ schnell<br />

von <strong>de</strong>r umhüllen<strong>de</strong>n Decke ungefaltet er Gesteine befreit wur<strong>de</strong>n .<br />

E s wäl'e aber gewiss unrichtig anzunehmen , dass nur diese Teile <strong>de</strong>r<br />

Erdrin<strong>de</strong> gefaltet wor<strong>de</strong>n wären. Ü berall wo Schollen <strong>de</strong>r Erdrin<strong>de</strong> um<br />

o<strong>de</strong>r übereinan<strong>de</strong>r gesch oben wer<strong>de</strong>n , <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Tiefe F altungen .<br />

in <strong>de</strong>n obersten Teilen <strong>de</strong>r Erdrin<strong>de</strong> Brüche und Verwerfungen statt.<br />

9


TaL 1. Üborsichtskarte <strong>de</strong>s Hauptteils <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen Seenplatte. Masstab. 1: 1500 000.


N:o 19. Die Erzlagerstätten von Pitkäranta am Ladoga-See, von OTTO TRÜSTF.DT.<br />

Mit 1 Karte, 19 Tafeln und 76 Figuren im Text .......................... 7: 50<br />

N:o 20. Zur Geologischen Geschichte <strong>de</strong>s Kilpisjärvi-Sees in Lappland, von V. TANNBR.<br />

Mit einer Karte und zwei 'rafeln. April 1907.............................. 1:-<br />

N:o 21. Studier öfTer Kvartärsystemet i Fennoskandias nordliga <strong>de</strong>lar. 11. Nya bidrag<br />

till fragan om Finmarkens glaciation och niväförändringar, af V. TAN"NER.<br />

Med 6 taflor. Rasume en franyflis: Etu<strong>de</strong>s sur le systeme quaternail'e dans<br />

les parties septentrionales <strong>de</strong> la Fenno-Scandia. ll. Nouvelles recherehes<br />

sur la glacitttion et les changements <strong>de</strong> niveau du Finmark. Juin 1907.... 3: 50<br />

N:o 22. Granitporphyr von Östersundom, von L. H. BoltoSTRöu. Mit 3 Figuren im<br />

Text und einer Tafel. Juni 19.)7 ...... .... .... .. ...... .... .... .. .... .. .... 1:-<br />

N:o 23. Om granit och gneis, <strong>de</strong>l'fts uppkomst, uppträdan<strong>de</strong> och utbredning inom<br />

urberget i Fennoskandia, af J. J. SEDllRITOLM. Mod 8 taflor, en planteckning,<br />

en geologisk öfversiktskarta öfver Fennoskandia och 11 <strong>fi</strong>gurcr i texten.<br />

English Summary of the Contents: On Granite and Gneiss, their Origin,<br />

Relations and Occu1'l'ence in thc Pre-Cambrian Complex of Fenno-Scandia.<br />

With 8 plates, a coloured plan, a geological sketch-map of Fenno-Scandia<br />

and 11 <strong>fi</strong>gures. Juli ID07............ .... .... ...... .. .... ...... .... .......• 3:-<br />

N:o 24,. Les roches prequatel'naires <strong>de</strong> la Fellno-Scandia, par J. J. SWERHOLH. Avec<br />

20 <strong>fi</strong>gur es dans le texte et une carte. Juillet 1DlO ...... ...... ........ .... 1: 50<br />

N:o 25. Über eine Gal1gformation von fossilienfUhren<strong>de</strong>m Sandstein fluf <strong>de</strong>r Halbinsel<br />

Längbergsöda-Öjen im Kirchspiel Saltvik, Äland-Inseln. von V. TANKER.<br />

Mit 2 Tafeln und 5 Fig. im 'fext. Mai 1911 .............................. 1: 25<br />

N:o 26. Bestimmung <strong>de</strong>r Alkalien in Silikaten durch AufschliesBon mitte1st Chlorkalzium,<br />

von EBRO MÄKINEN. Mai 1911. ....................................... -: 50<br />

N:o 27. Esquisse hypsometrique <strong>de</strong> la Finlan<strong>de</strong>, par J. J. SEDERHOLM. Avec une carte<br />

et 5 <strong>fi</strong>gur os dans le texte. Juillet 1911.................................... 1: 50<br />

N:o 28. Les roches prequaternaires <strong>de</strong> la Finlan<strong>de</strong>, par J. J. SEDERHOLM. Avec une<br />

carte. Juillet 1911 .. ...... .. .. . . .. .. .. .. .. .... .. .... .. .. .. •. .. .. ...... .. .. 1: 50<br />

N:o 29. Les <strong>de</strong>pöts quaternaires <strong>de</strong> la Finlan<strong>de</strong>, par J. J. SBDERHOLM. Avec une carte<br />

et 5 <strong>fi</strong>gures dans le texte. J uillet 1911.......... .. .. .. .. .. .. . . .. .. .. . . .. .. 1: 1)0<br />

N:o 30. Sur la geologie quaternaire et la geomorphologie <strong>de</strong> 1a Fenno-Scandia, par<br />

J. J. SEDERHOLM. Avec 13 <strong>fi</strong>gures dans le texte et 6 cartes. Juillet 1911.... 1: 50<br />

N:o 31. Dn<strong>de</strong>rsökning af porfyrblock frän sydvästra Finlands glaciala aflagringar,<br />

af H. HA.USEN. Mit <strong>de</strong>utschem Referat. Mars 1912.... ........ ...... ...... 1:­<br />

N:o 32. Studier öfver <strong>de</strong> syd<strong>fi</strong>nska ledblockens spridning i Ryssland, jämte en öfversikt<br />

af is-recessionens förlopp i Ostbaltikum. Preliminärt med<strong>de</strong>lan<strong>de</strong> med<br />

tvenne kartor af H. HAu8EN. Mit <strong>de</strong>utschem Referat. Mars 1912.......... 1:­<br />

N:o 33. Kvartära nivAförändringar i östra Finland, af W. W. WILKMAN. Med 9 <strong>fi</strong>gurer<br />

i texten. Deutsches Referat. April 1912............................ 1:­<br />

N:o 34. Der Meteorit von St. Michel, von L. H. BORGSTRöM. Mit 3 Tafeln und 1 Fig.<br />

im Text. August 1912 .•....•......•.... , . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1: 50<br />

N:o 35. Die Granitpegmatite von Tammela in Finnland, von EBRO MÄKINEN. Mit 2S<br />

Figuren und 13 Tabellen im Text ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1: 50<br />

N:o 36. On Phenomena of Solution in Finnish Limestones and on Sandstone <strong>fi</strong>lling<br />

Cavities, by PENTTI EUOLA. With 15 Figures in the Text ................ 1: 50<br />

N:o 37. Weitere Mitteilungen über Bruchspalten mit beson<strong>de</strong>rer Beziehung zur Geomorphologie<br />

von Fennoskandia, von J. J. SEDERHOLlIf. Mit einer Tafel und<br />

27 Figuren im Text .................................. , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1: 50

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