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BULLETIN<br />

DE LA<br />

COMMISSION GEOLOGIQUE<br />

DE FINLANDE<br />

N:o 45.<br />

DIE GEOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG DES LADOGA­<br />

SEES IN POSTGLAZIALER ZEIT<br />

UND IHRE BEZIEHUNG ZUR STEINZEITLICHEN BESIEDELUNG<br />

VON<br />

JULIUS AILIO<br />

MIT 2 KARTEN UND 51 ABBILDUNGEN IM TEXT<br />

HELSINGFORS,<br />

DEZEMBER 1915


Fascicul~s parus du Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> (en<br />

vente dans la librairie Aka<strong>de</strong>miska bokhan<strong>de</strong>ln, Helsingfors).<br />

N:o 1. Cancrinitsyenit und einige verwandte Gesteine aus Kuolajärvi, von WILHELM<br />

RAM.'AY und E. T. NYHOLM. Mit 4 Figuren im Text. Mai 1896 .............. -: 50<br />

N:o 2. Ueber einen metamorphosirten präcambrischen Quarzporphyr von Karvia in<br />

<strong>de</strong>r Provinz Äbo, von J. ;J. SEDEUHOLM. Mit 12 Figuren im Text. Dec. 1005 -: 75<br />

N:o 3. Till frägan om <strong>de</strong>t senglaciala hafvets utbredning i Södra Finland, af WILHELM<br />

RAMSAZ, jemte Bihang loch 2 af VlC'IOR HACKMAN och 3 af J. J. SEDERHOT.M.<br />

Med en karta. Resume en franQais: La transgression <strong>de</strong> l'ancienne mer<br />

glaciaire sur la Finlan<strong>de</strong> meridionale. Fevr. 1896.. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... .. 1: 25<br />

N:o 4. Ueber einen neuen Kugelgranit von Kangasniemi in Finland, von BENJ.<br />

FROSTERUS. Mit 2 Tafeln und 11 Figuren im Text. April 1896 ............ 1: 25<br />

N:o 5. Bidrag till kännedomen om Södra Finlands kvartära niväförändringar, af<br />

HUGO BERGHELL. Med 1 karta, 1 plansch och 16 <strong>fi</strong>gurer i texten. Deutsches<br />

Referat: Beiträge zur Kenntnis <strong>de</strong>r quartären Niveauschwankungen Süd-<br />

Finnlands. Mai 1896 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2: -<br />

N:o 6. Über eine archäische Sedimentformation im südwestlichen Finnland und ihre<br />

Be<strong>de</strong>utung für die Erklärung <strong>de</strong>r Entstehungsweise <strong>de</strong>s Grundgebirges, von<br />

J. J. SED E nRoL~!. Mit 2 Karten, 5 Tafeln und 96 Figuren im Text. Fevr.1899 5:­<br />

N:o 7. Über Stl'andbildungen <strong>de</strong>s Litorinameeres auf dl3r Insel Mantsinsaari, von<br />

JULIUS AILJO. Mit 1 Karte und 8 Figuren im Text.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1: 25<br />

N:o 8. Studier öfver Finlands torfmossar och fossila kvartärflora, af GUl\NAR ANDE1t~-<br />

SON. Med 21 <strong>fi</strong>gurer i texten och 216 <strong>fi</strong>gurer ä 4 taflor. Deutsches Referat:<br />

Studien ü.ber die Torfmoore und die fossile Quartärflora Finlands. Dec. 1899 4:­<br />

N:o 9. Esquisse hypsometrique da la Finlan<strong>de</strong>, val' J. J. SEDERMOL~1. Avec 1 carte.<br />

Nov. 1899 ............................................................... .,. 1:-<br />

N:o 10. Les <strong>de</strong>pöts quaternau'es en Fin1an<strong>de</strong>, par J. J. SEDERHOLM. Avec 2 <strong>fi</strong>gures<br />

dans 1e texte et 1 carte. Nov. 1890 ....................................... 1:-<br />

N:o 11. Neue Mitteilungen über das Ijolithmassiv in Kuusamo, von VICTOR HACKMAN.<br />

Mit 2 Karten, 12 Figuren im Text und 4 Figuren auf einer Tafel. Mars 1900 1: 50<br />

N:o 12. Der Meteorit von Bjurböle bei Borgä, von WILHELM RAMSAY und L. H. RORG-<br />

S'l'RÖM. Mit 20 Figuren im Text. Mars 1902................................ 1: -<br />

N:o 13. Bergbyggna<strong>de</strong>n i sydöstra Finland, af BENJ. FROSTERUS. Med 1 färglagd<br />

karta, 9 taflor och 18 <strong>fi</strong>gurer i texten. Deutsches Referat: Der Gesteinsaufbau<br />

<strong>de</strong>s südöstlichen Finland. Juli 1902.............. . . . . . . . . .... . . . . . . . 4: -<br />

N:o 14. Die Meteoriten von Hvittis und Marja1ahti, von LEoN. H. BORG~TRÖM. Mit 8<br />

Tafeln. April 1903 ........................................................, 2: 50<br />

N:o 15. Die chemische Beschaffenheit von Eruptivgesteinen Finlands und <strong>de</strong>r Halbinsel<br />

Kola im Lichte <strong>de</strong>s neuen amerikanischen Systemes, von VICTOR<br />

fuCKMAN. Mit 3 Tabellen. April 1905 ........................ ... .. .. .. ..... 2: 50<br />

N:o 16. On the Cancrinite-Syenite hom Kuolajärvi and a Re1ated Dike rock, by L G.<br />

SUNDELL. With one plate of <strong>fi</strong>gures. August 1905 ........................ 1:-


DIE GEOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG<br />

DES LADOOASEES<br />

IN POSTGLAZIALER ZEIT<br />

UND<br />

IHRE BEZIEHUNG<br />

ZUR STEINZEITLICHEN BESIEDELUNG<br />

VON<br />

JULIUS AILIO<br />

MIT 2 I


HELSINGFORS 1915<br />

J. SIMELll ARVINOARS BOI\TRYCKERIAKTIEBOLAO


Einleitung.<br />

Unter <strong>de</strong>n früheren Untersuchungen über die Entwicklungsphasen<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees ist die bemerkenwerteste das bekannte Werk von Professor<br />

A. A. INOSTRANZEW "LLol1cTopl14ecKiii 4eJIOB-BKb KaMeHHaro B-BKa<br />

n06epe)!{b5I JIa.n.O)!{CKarO o3epa - L'homme prehistorique <strong>de</strong> l'age <strong>de</strong><br />

la pierre sur les cötes du Lac Ladoga" (erschienen 1882). Es enthält einen<br />

gründlichen Bericht über die zahlreichen interessanten steinzeitlichen<br />

Menschen-, Kultur-, Tier- und Pflanzenreste, die auf und in <strong>de</strong>m<br />

von Ufersedimenten überlagerten Torf beim Graben <strong>de</strong>s neuen Sjasund<br />

<strong>de</strong>s Swirkanals an <strong>de</strong>r Südküste <strong>de</strong>s Ladogasees in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1878- 1882 angetroffen wor<strong>de</strong>n sind. Das Werk ist von dauern<strong>de</strong>m<br />

Wert nicht allein für die prähistorische Forschung, son<strong>de</strong>rn auch für<br />

die Ermittlung <strong>de</strong>r jüngsten Niveauschwankungen <strong>de</strong>s fraglichen Seebeckens.<br />

DerseI be Gelehrte hat in seiner Veröffentlich ung "Bo.n:a 11 n04Ba<br />

neTep6ypra", 1910, die Frage <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Newa berührt.<br />

Unter <strong>de</strong>m Hinweis auf <strong>de</strong>n höheren Wasserstand <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

während <strong>de</strong>r Steinzeit, wo die westliche Grenze <strong>de</strong>s Sees sich bis zu<br />

<strong>de</strong>r Höhenschwelle bei <strong>de</strong>n Stromschnellen <strong>de</strong>r Newa erstreckt habe, vermutet<br />

er, dass sich <strong>de</strong>r Ladogasee nach <strong>de</strong>m Durchbruch <strong>de</strong>r Schwelle<br />

wie eine breite Bucht ins Meer ergossen habe, und dass das heutige Bett<br />

<strong>de</strong>r Newa erst später, etwa während <strong>de</strong>r letzten tausend Jahre, erodiert<br />

wor<strong>de</strong>n sei. Die Vermutung über die Bildungszeit <strong>de</strong>r Newa grün<strong>de</strong>t<br />

sich auf Berechnungen <strong>de</strong>s Wachstums <strong>de</strong>s gesamten Newa<strong>de</strong>ltas, wobei<br />

das aus <strong>de</strong>n Karten ermittelte Wachstum seit <strong>de</strong>r Gründung von Petrograd<br />

als Ausgangspunkt gedient hat.<br />

Schon viel früher, im Jahre 1893, hat Professor Freiherr GERARD<br />

DE GEER eine in <strong>de</strong>r Hauptsache annehmbare Theorie über die Entstehung<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees und <strong>de</strong>r Newa und über die Ablagerung <strong>de</strong>r


4 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

erwähnten Kanalfun<strong>de</strong> vorgelegt (Geologiska Föreningens i Stockholm<br />

Förhandlingar 1893, S. 538; Om Skandinaviens geogra<strong>fi</strong>ska utveckling,<br />

S. 143). Danach stand das Ladogabecken noch während <strong>de</strong>r letzten<br />

Landhebung in offener Verbindung mit <strong>de</strong>m Finnischen Meerbusen<br />

durch eine von <strong>de</strong>r Gegend von Wiborg ausgehen<strong>de</strong>n Meerenge, "Wiborgssun<strong>de</strong>t".<br />

Nach <strong>de</strong>r Unterbrechung dieser Verbindung infolge <strong>de</strong>r<br />

fortschreiten<strong>de</strong>n Landhebung erfolgte im Ladogasee eine Verschiebung<br />

<strong>de</strong>r Wasserrnassen nach <strong>de</strong>m südlichen Teil <strong>de</strong>s Sees hin, <strong>de</strong>r sich langsamer<br />

hob als <strong>de</strong>r am Platze <strong>de</strong>r ehemaligen Meerenge be<strong>fi</strong>ndliche Ausflusskanal<br />

; <strong>de</strong>r Wasserspiegel <strong>de</strong>s Ladogasees wäre die ganze Zeit über<br />

im Niveau <strong>de</strong>s Ausflusskanals verblieben. Beim Steigen <strong>de</strong>s Wassers im<br />

südlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees setzten sich die hier auf <strong>de</strong>m Torf ruhen<strong>de</strong>n<br />

Sand- u. a. Sedimente mit <strong>de</strong>n stein zeitlichen Kulturresten ab.<br />

Als nun endlich <strong>de</strong>r Ladogasee das Niveau <strong>de</strong>s Passpunktes zwischen<br />

Schlüsselburg und Petrograd erreicht hatte, setzte die Erosion <strong>de</strong>r Newa<br />

ein, welche eine sukzessive Senkung <strong>de</strong>s Wasserspiegels <strong>de</strong>s Sees bis<br />

auf seine gegenwärtige Höhe und eine Austrocknung <strong>de</strong>s früheren Ausflusskanals<br />

im Gefolge hatte.<br />

Die Theorie OE GEERS ist bislang durch Beobachtungen in <strong>de</strong>r<br />

Natur unbewiesen und bezüglich <strong>de</strong>r Details unkontrolliert geblieben<br />

trotz <strong>de</strong>n Untersuchungen über die Strandbildungen, die später am<br />

Ladogasee ausgeführt wor<strong>de</strong>n sind. Von diesen ist in erster Reihe zu<br />

nennen die Abhandlullg <strong>de</strong>s <strong>fi</strong>nländischen Staatsgeologen Dr. HUGO<br />

BERGHELL "Södra Finlands kvartära niväförändringar" (Fennia 13, Nr. 2,<br />

und Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> la Finlan<strong>de</strong>, Nr. 5). Seine<br />

Forschungen am Ladogasee beschränken sich auf <strong>de</strong>n <strong>fi</strong>nländischen<br />

Teil. Dort hat er eine beson<strong>de</strong>rs gut entwickelte Strandlinie festgestellt,<br />

die er auf Grund <strong>de</strong>r Pflanzenreste in einem vom Strandwall in<br />

Wernitsa überlagerten Torfmoor als Litorinagrenze ansieht (GUNNAR<br />

ANDERSSON och HUGO BERGHELL, Torfmosse öfverlagrad af strandvall<br />

väster om Ladoga, Geol. För. i Sthm Förh., 1895), eine Auffassung, die<br />

bisher allgemein gebilligt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Weitere Beiträge zur Kenntnis <strong>de</strong>r Niveauverän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

liefern J. AILIO in seiner <strong>de</strong>skriptiven Schil<strong>de</strong>rung "Über


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 5<br />

die Strand bildungen <strong>de</strong>s Litorinameeres auf <strong>de</strong>r Insel Mantsinsaari"<br />

(Fennia 14, Nr. 2, und Bul!. <strong>de</strong> la Comm. geo!. <strong>de</strong> la Fin!., Nr. 7),<br />

Prof. GUNNAR ANDERssoN in seiner Arbeit "Studier ölver Finlands torfmossar<br />

und fossila kvartärflora" (Fennia 15, Nr. 3, Bu1l. <strong>de</strong> la Comm.<br />

geol., Nr 8, S. 59-67), worin er u. a. eine pflanzen führen<strong>de</strong> Ablagerung<br />

am Helylänjoki nördlich von <strong>de</strong>r Stadt Sortawala beschreibt, Dr. EERo<br />

MAKINEN, <strong>de</strong>r in einem Aufsatz "En diskordans emellan senglaciala<br />

und postglaciala aflagringar vid Helylä ä" (Geol. Fören. i Sthm Förh.,<br />

1913) dieselbe Ablagerung behan<strong>de</strong>lt, Dr. HARALD LINDBERG, <strong>de</strong>r mehrere<br />

pflanzenpaläontologische Untersuchungen in <strong>de</strong>r Ladogagegend,<br />

u. a. im Kirchspiel Sakkola angestellt hat ("Phytopaläontologische<br />

Beobachtungen als Belege für postglaziale Klimaschwankungen in Finnland",<br />

Postglaziale Klimaverän<strong>de</strong>rungen, Stockholm 1910), u. a.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Untersuchung ging ursprünglich darauf aus eine<br />

Auffassung von <strong>de</strong>m geologischen Alter <strong>de</strong>r steinzeitlichen Fun<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>n Ladogakanalen zu gewinnen. Da die Fundschicht inbezug auf<br />

die Niveauverän<strong>de</strong>rungen exakt bestimmbar erschien, durfte man hoffen<br />

mit ihrer Hilfe die archäologische Chronologie an die geologische<br />

anschliessen zu können. Dieser Umstand hätte eine ganz beson<strong>de</strong>re<br />

Be<strong>de</strong>utung für relative Altersbestimmungen <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Umgebungen<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees zutage geför<strong>de</strong>rten steinzeitlichen Fun<strong>de</strong>, weil damit<br />

ein zuverlässiger stratigraphischer Ausgangspunkt gegeben wäre.<br />

Bald wur<strong>de</strong> es mir klar, dass die geologischen Lagerungsverhältnisse<br />

<strong>de</strong>r Kanalfun<strong>de</strong> nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n konnten, solange nicht<br />

mehrere an<strong>de</strong>re Fragen entschie<strong>de</strong>n waren, wie z. B.: In welcher Beziehung<br />

die im südlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees auftreten<strong>de</strong> am besten<br />

ausgebil<strong>de</strong>te Strandlinie zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Litorinamaximum zugewiesenen<br />

Strandlinie im nördlichen Teil <strong>de</strong>s Sees steht. - Ob die letztere<br />

wirklich <strong>de</strong>r Zeit angehört, <strong>de</strong>r sie zugeschrieben wird. - Wenn dies<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall ist, welche dann die Grenze <strong>de</strong>s Litorinameeres ist. -<br />

Wie sich <strong>de</strong>r Wasserhorizont <strong>de</strong>s Ladogasees zu seinem früheren Ausflusskanal<br />

in <strong>de</strong>r Gegend von Wiborg verhalten hat. - Wann und wie<br />

die <strong>de</strong>n Ladogasee und <strong>de</strong>n Finnischen Busen trennen<strong>de</strong> Höhenschwelle<br />

im jetzigen Newatale durchbrochen wor<strong>de</strong>n ist, usw.


6 Bulletin dc la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -l5.<br />

Ich war mithin genötigt die Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees in ihrem<br />

ganzen Umfang zu behan<strong>de</strong>ln und. meine Untersuchungen sehr weit<br />

von <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r örtlichen und zeitlichen Grenzen <strong>de</strong>r Kanalfun<strong>de</strong><br />

auszu<strong>de</strong>hnen. Für diesen Zweck hatte ich einige Reisen hauptsächlich nach<br />

<strong>de</strong>r russischen Küste <strong>de</strong>s Ladogasees und an die Newa unternommen,<br />

da die Strandbildungen dieser Gegen<strong>de</strong>n weniger bekannt waren. Meine<br />

dabei gesammelten Beobachtungen habe ich jedoch erst im Sommer<br />

1913 ergänzen und bearbeiten können, nach<strong>de</strong>m mir die Finländische<br />

Universität das Rosenbergsche Reisestipendium bewilligt hatte. Damals<br />

traf mich mitten in <strong>de</strong>r Arbeit das Unglück, dass ich durch Diebstahl<br />

fast alle meine Aufzeichnungen verlor, weshalb ich gezwungen war die<br />

ganze Arbeit von vorn anzufangen. Ich machte von Petrograd aus <strong>de</strong>n<br />

nächst fo lgen<strong>de</strong>n Herbst Exkursionen sowohl nach <strong>de</strong>r russischen als<br />

nach <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen Küste <strong>de</strong>s Ladogasees sowie in die Täler <strong>de</strong>s<br />

Wuoksen und <strong>de</strong>r Newa. Für die Sache selbst war diese wie<strong>de</strong>rholte<br />

Untersuchung natürlich nur ein Gewinn, aber lei<strong>de</strong>r war meine Zeit<br />

bei <strong>de</strong>m grossen Umfang <strong>de</strong>s Forschungsgebietes überaus beschränkt.<br />

Mein archäologisches Ziel habe ich besser erreicht, als ich zu hoffen<br />

gewagt. Der erwähnte stratigraphische Ausgangspunkt hat seine Bestätigung<br />

gefun<strong>de</strong>n, wenn auch nicht so, wie ich es mir anfangs vorstellte,<br />

und ausser<strong>de</strong>m erscheinen jetzt die steinzeitlichen Fun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Umgebungen<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees, namentlich aus <strong>de</strong>m Tal <strong>de</strong>s Wuoksen gegen<br />

einen ganz an<strong>de</strong>rs beleuchteten geologischen tIintergrund als bisher.<br />

In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Veröffentlichung wer<strong>de</strong> ich jedoch nur soweit auf<br />

meine archäologischen Ergebnisse eingehen, als es für die Erörterung<br />

<strong>de</strong>r geologischen Lagerungsv~rhältnisse <strong>de</strong>r Kanal- und gewisser an<strong>de</strong>rer<br />

steinzeitlicher Fun<strong>de</strong> erfor<strong>de</strong>rlich ist. Ich habe zuerst meine geologischen<br />

Beobachtungen und meine Auffassung über die geographische<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees im allgemeinen vorlegen wollen, in<strong>de</strong>m<br />

ich die jüngsten Phasen dieser Entwicklung zugleich auf Grund <strong>de</strong>r<br />

archäologischen Fun<strong>de</strong> zeitlich zu bestimmen versuchte.<br />

Es ist mir eine angenehme Pflicht hier <strong>de</strong>m wirklichen Geheimrat<br />

Herrn Aka<strong>de</strong>miker W. RADLOW in Petrograd für sein Empfehlungs-


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 7<br />

schreiben an die lokalen russischen Behör<strong>de</strong>n meinen aufrichtigen Dank<br />

auszusprechen. Zu grossem Danke bin ich Herrn Dr. HARALD LINDBERG<br />

verpflichtet, <strong>de</strong>r mit ausseror<strong>de</strong>ntlicher Bereitwilligkeit die von mir entnommenen<br />

mehreren Dutzend Torf- und Bo<strong>de</strong>nproben auf Pflanzenreste<br />

und Diatomaceen untersucht hat. Aufrichtigen Dank schul<strong>de</strong> ich<br />

ferner Herrn Professor Freiherrn GERARD DE GEER, <strong>de</strong>r meine Auffassung<br />

über das fragliche Thema durch mündliche Besprechung wesentlich<br />

geför<strong>de</strong>rt hat, Herrn Professor WILHELM RAMSAY, <strong>de</strong>r gütigst meine<br />

Arbeit durchgesehen hat, Herrn Dr. GUSTAV SCHMIDT, <strong>de</strong>r es freundliehst<br />

übernommen hat mein <strong>fi</strong>nnisches Manuskript ins Deutsche zu<br />

übertragen, Herrn mag. phi!. W. W. WILKMAN, <strong>de</strong>r mir bei <strong>de</strong>r Ausarbeitung<br />

<strong>de</strong>r Kartenbeilagen behülflieh gewesen ist, und Fräulein ELIN<br />

ÄKESSON, die die Kartenunterlage und eine Menge Textabbildungen<br />

gezeichnet hat.<br />

Helsingfors, im Frühjahr 1915.<br />

Julius Ailio.


I. Beschreibung <strong>de</strong>r Strandbildungen in <strong>de</strong>n Umgebungen<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Vorbemerkung.<br />

Die Höhenmessungen sind, wenn nicht an<strong>de</strong>rs angegeben, mit<br />

einem Taschennivellierrohr ausgeführt. Ihr Ausgangs- bezw. Endpunkt<br />

ist stets das Niveau eines nahen Gewässers, meistens <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

gewesen. Diese Höhe über <strong>de</strong>m Meeresspiegel habe ich aus <strong>de</strong>n täglichen<br />

Beobachtungen entnommen, welche das Hydrographische Bureau<br />

<strong>de</strong>r Oberverwaltung <strong>de</strong>r Wege- und Wasserbauten in Helsingfors<br />

und die Verwaltung <strong>de</strong>r inneren Wasserwege und Chausseen (YrrpaB­<br />

JIeHie BHYTpeHHblxb BO.ll.51HbIXb rrYTeM 11 wocceMHbIXb .lI.Oporb) in Petrograd<br />

in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Gegen<strong>de</strong>n angeordnet haben. Die Wasserstandswerte<br />

in <strong>de</strong>m Teil <strong>de</strong>s Ladogasees nördlich von Taipale und <strong>de</strong>r<br />

Mündung <strong>de</strong>s Swir entstammen <strong>de</strong>n Beobachtungen in Wakkosalmi,<br />

Ki rchspiel Sortawala. Der O-Punkt <strong>de</strong>s dortigen Pegels ist durch Präzisionsnivellement<br />

auf das Nullniveau in Helsingfors bezogen. Die Angaben<br />

über die Wasserstän<strong>de</strong> im südlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees fussen<br />

auf Beobachtungen im Neuen o<strong>de</strong>r Nowaja Ladoga, in Sjaskie Rjadki<br />

(am Kanal) und bei <strong>de</strong>m Leuchtturm von Sucho (NNE vom Neuen<br />

Ladoga). Danach ist <strong>de</strong>r Wasserstand am S-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

einige Dezimeter höher als im nördlichen Teil, was auf <strong>de</strong>n ungenauen<br />

Hö-henbestimmungen <strong>de</strong>r Pegel im südlichen Teil <strong>de</strong>s Sees beruhen<br />

dürfte.<br />

Die absolute Höhe <strong>de</strong>s Ladogasees über <strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Finnischen<br />

Meerbusens bei Kronstadt beträgt nach einem Nivellement von General


JlllillS Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 9<br />

A. TILLO und Prof. S. P. GLASENAP im Jahre 1884-855,01 m (2,36 Sashen<br />

o<strong>de</strong>r 16,52 Fuss, siehe A. A. INosTRANzEw, BO,lLa H nOljBa neTep6ypra,<br />

S. 5). Auf <strong>de</strong>r topographischen Karte (Blatt IV: 60, gemessen 1893)<br />

ist die Höhe <strong>de</strong>s Ladogasees zu 6,2 m (2,9 Sashen) angegeben.<br />

Bei <strong>de</strong>n <strong>fi</strong>nnischen Präzisionsnivellements sind die wechseln<strong>de</strong>n<br />

Wasserstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ladogasees im Verhältnis zum Nullniveau <strong>de</strong>s Helsing­<br />

. forser Pegels bestimmt wor<strong>de</strong>n. Nach gütiger Mitteilung von Dr. Env.<br />

BLOMQVIST sind sie die folgen<strong>de</strong>n:<br />

höchster Wasserstand im Juni 1900<br />

mittlerer Wasserstand in Jahren 1885- 1912<br />

niedrigster Wasserstand im Dezember 1914<br />

6,46 m<br />

5,16<br />

4,25 "<br />

Nach früheren Bestimmungen (siehe H. BERGHELL, Södra Finlands<br />

kvartära niväförändringar, Fennia 13, Nr. 2, S. 39) sind die Wasserstän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Ladogasees über <strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens<br />

grösser und zwar:<br />

höchster Wasserstand.<br />

mittlerer Wasserstand.<br />

niedrigster Wasserstand.<br />

7,87 m<br />

6,67 "<br />

5,81 "<br />

Die auf <strong>de</strong>n letzteren Werten basieren<strong>de</strong>n Höhenbestimmungen<br />

<strong>de</strong>r Ladogagegend sind mithin mit wenigstens - 1 zu korrigieren, um<br />

ungefähr auf das Nullniveau reduziert und mit <strong>de</strong>n darauf bezüglichen<br />

Messungsergebnissen verglichen wer<strong>de</strong>n zu können.<br />

Die Angaben über <strong>de</strong>n Wasserstand <strong>de</strong>s Wuoksen und Suwanto<br />

fussen auf <strong>de</strong>n ober- und unterhalb <strong>de</strong>r Stromschnelle Paakkolankoski<br />

und unterhalb <strong>de</strong>r Stromschnelle Kiwiniemenkoski gemachten Beobachtungen<br />

- die Pegel dieser Stationen sind auch durch das Präzisionsnivellement<br />

inbezug auf das Nullniveau bestimmt - wobei das eventuelle<br />

Gefäll aus <strong>de</strong>n topographischen Karten entnommen wor<strong>de</strong>n<br />

ist. Aus <strong>de</strong>n letzteren habe ich die Höhenwerte <strong>de</strong>r Newa geschöpft,<br />

in<strong>de</strong>m ich sie auf <strong>de</strong>n am Messungstag im südlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

beobachteten Wasserstand bezog.


10 Bulletin <strong>de</strong> Ja Commission geoJogiquc <strong>de</strong> FinJan<strong>de</strong> N:o '+5.<br />

Gegend von Schlüssel burg.<br />

Das S-Ufer <strong>de</strong>r Schlüsselburger Bucht wird in etwa 2-3 km<br />

Entfernung vom Ufer von einer auffallen<strong>de</strong>n, aus Sand entstan<strong>de</strong>nen<br />

Strandakkumulation gesäumt.<br />

Links von <strong>de</strong>r Newa, dort wo die Anhöhe'<br />

Preobrashenskaja gora (<strong>de</strong>r Friedhof von Schlüsselburg) liegt,<br />

ist sie in hügelige Dünen umgewan<strong>de</strong>lt, die sich hier bis zu 10 m<br />

Höhe aufgetürmt und sich auch eine Strecke abwärts am Ufer <strong>de</strong>r<br />

Newa ausgebreitet haben.<br />

SE von <strong>de</strong>m Friedhof ist die ganze Akkumulation<br />

durch Sandschleppen und durch <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong><br />

1/2 km weit fast vollständig eingeebnet. Der höchste dort von mir<br />

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Abb. 1.<br />

Schematischer Querschnitt <strong>de</strong>r Wallserie SSW von SchJÜsseJburg.<br />

beobachtete Punkt liegt 15,9 m Ü. d. M. o<strong>de</strong>r 0,9 m über <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r<br />

inneren Seite sich ausbreiten<strong>de</strong>n Ebene. Weiter weg <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n sich zahlreiche<br />

Sandgruben, aus <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Wind <strong>de</strong>n Sand ringsum herausgetrieben<br />

hat. Erst reichlich 1 km von <strong>de</strong>r Newa, in <strong>de</strong>r Gegend einer<br />

kleinen Kapelle (Tschasownja) tritt eine ziemlich unversehrte schöne<br />

Wallserie auf, die von fünf Parallelwällen gebil<strong>de</strong>t wird (Abb. 1). Wenn<br />

man <strong>de</strong>r Wallserie eine Strecke weit folgt, wird man bald davon überzeugt,<br />

dass hier von einer Flugsandbildung keine Re<strong>de</strong> sein kann,<br />

<strong>de</strong>nn so regelmässig und charakteristisch für die Strandakkumulationen<br />

ist <strong>de</strong>r Bau eier Wälle und so <strong>de</strong>utlich ist die Schichtung mit ihren oft<br />

auftreten<strong>de</strong>n Diskordanzen und ihrer schwachgewellten Struktur.<br />

Der


Abb. 2. Strandakkumulation in <strong>de</strong>r Nähe von Schlüsselburg, am linken Ufer <strong>de</strong>r<br />

Newa, von <strong>de</strong>r Ladogaseite ; X Torfschicht, unter- und überlagert von geschichtetem<br />

Sand.<br />

Abb. 3.<br />

Der Grenzwall <strong>de</strong>s Ladogasees unweit von Werchnaja Nasja.


---------------- ----<br />

Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 11<br />

höchste Punkt <strong>de</strong>r Wallserie, <strong>de</strong>r Rücken <strong>de</strong>s obersten Walles, be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t<br />

sich 18,9 m ü. d. M. o<strong>de</strong>r 13,5 m über <strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Der Uferabhang <strong>de</strong>r Newa bei <strong>de</strong>m Friedhof ist <strong>de</strong>r Hauptsache<br />

nach aus feingeschichtetem Sand aufgebaut, <strong>de</strong>r dünne tonartige Lagen<br />

enthält.<br />

Die Sedimentation ist horizontal und schwach undulierend,<br />

ganz wie die <strong>de</strong>s Meeressan<strong>de</strong>s.<br />

eine äolische Bildung wäre, ist ausgeschlossen.<br />

Je<strong>de</strong>r Gedanke, dass das Sandlager<br />

Eine wichtige, das Alter <strong>de</strong>r oben beschriebenen Akkumulation<br />

beleuchten<strong>de</strong> Erscheinung ist das Vorkommen einer 3-4 dm mächtigen<br />

Tor f sc h ich t inmitten <strong>de</strong>s Sandlagers (Abb. 2).<br />

Bei <strong>de</strong>r Kirche<br />

<strong>de</strong>s Friedhofs liegt die Torfschicht 5 m über <strong>de</strong>r Newa und ca. 5 m<br />

unter <strong>de</strong>m oberen Rand <strong>de</strong>s Uferabhangs.<br />

Nach <strong>de</strong>n Seiten zu senkt<br />

sie sich bis auf ca. 3 m über <strong>de</strong>m Wasserspiegel <strong>de</strong>r Newa. An seiner<br />

höchsten Stelle enthält <strong>de</strong>r Torf u. a. reichlich Kiefernrin<strong>de</strong>, und darunter<br />

liegt eine Schicht, die grobe Eisenrostklumpen umfasst.<br />

Eine<br />

kurze Strecke nach <strong>de</strong>m Ladogasee zu ist die Torfschicht mit Sand<br />

durchsetzt (siehe Kap. 11, 1 a-<br />

kommen dünne Torfschichten vor (Kap. II, 1 c).<br />

b), und in <strong>de</strong>m sie überlagern<strong>de</strong>n San<strong>de</strong><br />

Die Newa abwärts,<br />

an <strong>de</strong>r Stelle, wo <strong>de</strong>r Fluss eine Biegung nach S macht, ist <strong>de</strong>r Torf<br />

gleichfalls mit feinkörnigem Sand durchsprengt (Kap. II, 2).<br />

Wie aus <strong>de</strong>n Analysen von LINDBERG<br />

hervorgeht, ist <strong>de</strong>r Torf<br />

autochtonen Ursprungs, abgesehen von <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m überlagern<strong>de</strong>n Sand<br />

auftreten<strong>de</strong>n dünnen Torflagen, die als Schwemmtorf zu betrachten sind.<br />

An <strong>de</strong>m Platze lag ein etwas wässeriges Sümpfchen mit echter Sumpfvegetation<br />

wie Sphagnum, Carex, Menyc;nthes u. a. und mit solchen<br />

Diatomaceen wie Eunotia cfr praerupta. Dann ist es unter Wasser<br />

geraten und vom San<strong>de</strong> überlagert wor<strong>de</strong>u, wobei von <strong>de</strong>n Wellen<br />

z. B. ein Fruchtstein von Potamogeton in die Torfschicht (Kap. II, 2)<br />

und eine Scirpus-Nuss in die Sandschicht (Il, 1 c) aufgeworfen wor<strong>de</strong>n<br />

sein dürften.<br />

Die Überlagerung einer solchen Landbildung wie <strong>de</strong>s Torfes mit<br />

Sandsedimenten beweist natürlich eine Transgression <strong>de</strong>s nahen Gewässers.<br />

Diese hat sich auch, wie wir weiter unten sehen wer<strong>de</strong>n,<br />

weit in das Tal <strong>de</strong>r Newa hinein erstreckt.<br />

Ohne hier näher auf die


12 Bulletin <strong>de</strong> la Comrnission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Transgression selbst einzugehen, bemerke ich nur im voraus, dass sie<br />

in die Zeit zu verlegen sein muss, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Ladogasee während<br />

<strong>de</strong>r letzten Landhebung vom Finnischen Meerbusen abgeschnürt war,<br />

und dass <strong>de</strong>r höchste Wall jener Serie die G ren z e <strong>de</strong>r T r a n s­<br />

g res s ion <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s bezeichnet.<br />

Dorf Werchnaja Nasja.<br />

Dieses Dorf liegt im S <strong>de</strong>r Schlüsselburger Bucht, ca. 3 km vom Seeufer,<br />

an <strong>de</strong>m Flusse Nasja. Nach <strong>de</strong>r topographischen s. g. 3-Werstkarte<br />

(1: 126,000; Blatt II: 9, gedr. 1912) ist <strong>de</strong>r Fluss oberhalb <strong>de</strong>s Dorfes<br />

von <strong>de</strong>r Stelle an, die nach Lage und Höhe <strong>de</strong>r Akkumulation in <strong>de</strong>r<br />

Gegend von Schlüssel burg entspricht, zu einem schmalen See erweitert.<br />

Da die Karte keine Fabrik o<strong>de</strong>r sonstige Anlage aufwies, <strong>de</strong>rentwegen das<br />

Wasser ähnlich wie an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Ishora und Ochta, bei Ligowo,<br />

Peterhof, Sestrorjezk usw. künstlich aufgedämmt wäre, machte ich einen<br />

Ausflug in die Gegend, um <strong>de</strong>n Sachverhalt in Augenschein zu nehmen.<br />

In Wirklichkeit war jedoch kein See von <strong>de</strong>r erwähnten Beschaffenheit<br />

zu <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r genannten Stelle war <strong>de</strong>r Fluss nicht breiter<br />

als an<strong>de</strong>rwärts.<br />

Vor 20-30 Jahren aber soll am Ort eine Wasser- und<br />

Sägemühle bestan<strong>de</strong>n haben, und an <strong>de</strong>n Uferabhängen <strong>de</strong>s Flusses<br />

sah man noch eine Strandlinie vom Dammteiche, <strong>de</strong>r zwecks Herstellung<br />

eines Wasserfalls aufgestaut wor<strong>de</strong>n war.<br />

Hierfür hatte man sich <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>r Uferwän<strong>de</strong> bedient, welche von <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Querrichtung <strong>de</strong>s<br />

Flusses hinlaufen<strong>de</strong>n Sandakkumulation herrührt.<br />

Die Akkumulation, die sich von Schlüsselburg bis nahe an die<br />

Nasja fortsetzt und östlich davon weiter an <strong>de</strong>m Dorfe Putilowo vorbeigeht,<br />

ist in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Flusses teils eingeebnet, teils mit Dünen<br />

überzogen. Annähernd 2 km östlich von <strong>de</strong>m Flusse ist sie zu einem<br />

ca. 50 m breiten und 3 m hohen Wall ausgebil<strong>de</strong>t (Abb. 3), ausserhalb<br />

<strong>de</strong>ssen, reichlich 50 m entfernt und ca. 3 m unterhalb, ein niedriger<br />

Parallelwall zu <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n ist. Der Rücken <strong>de</strong>s oberen Walles dürfte in<br />

<strong>de</strong>rselben Höhe liegen wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s nächstinneren Walles in <strong>de</strong>r Gegend<br />

von Putilowo.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Lildogasecs. 13<br />

Kirchdorf Putilowo.<br />

Etwa 5 km östlich von <strong>de</strong>m Dorfe Werchnaja Nasja und reichlich<br />

3 km vom Ufer <strong>de</strong>s Ladogasees entfernt liegt am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 30-40 m<br />

hoch ü. d. M. ansteigen<strong>de</strong>n Glintes u. a. das Kirchdorf Putilowo. Ich<br />

wählte für meine Beobachtungen und Messungen das Ufergebiet dieses<br />

Dorfes, weil sich hier Gelegenheit zum Studium <strong>de</strong>r StrandHnien aus<br />

<strong>de</strong>r gesamten spätquartären Zeitdauer bieten musste.<br />

Von <strong>de</strong>n Strandbildungen <strong>de</strong>r Gegend und ihren Höhenverhältnissen<br />

gewährt die untenstehen<strong>de</strong> Zeichnung ein Bild. Den ersten<br />

5<br />

Putilowo<br />

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Abb. 4.<br />

Schematischer Qucrsclmilt <strong>de</strong>r Slrandbildllngen in <strong>de</strong>r Gegend von Plitilowo·<br />

Sandwall bemerkte ich ungefähr 2 km vom Ufer <strong>de</strong>s Ladogasees. Er<br />

ist niedrig, unscharf umrissen und setzt sich von <strong>de</strong>m Beobachtungsort<br />

(an <strong>de</strong>m von Scheldicha nach Putilowo führen<strong>de</strong>n Wege) nicht weit<br />

fort. Die Höhe <strong>de</strong>s Wallrückens beträgt 11 ,6 m ü. d. M. Gleichfalls<br />

niedrig, aber <strong>de</strong>utlich und weitgestreckt ist <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong> Sandwall,<br />

<strong>de</strong>ssen Rücken 14,3 m ü. d. M. hinausragt. Einige hun<strong>de</strong>rt Meter<br />

nach S ist ein aussen verhältnismä sig niedriger, aber innen ca. 3 m<br />

hoher, 50 m breiter, mächtiger, aus Sand aufgebauter Akkumulationswall<br />

zu sehen. Die geringe Erhebung <strong>de</strong>s Walles auf <strong>de</strong>r Aussenseite<br />

erklärt sich z. T. aus <strong>de</strong>r auf dieser Seite auftreten<strong>de</strong>n, mit niedrigem<br />

Laubwald bestan<strong>de</strong>nen Torf<strong>de</strong>cke. Obenauf ist <strong>de</strong>r Wall vom Win<strong>de</strong>


14 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlalldc N:o '+5.<br />

zerrissen, voller Gruben und flacher Dünenhügel. Die Höhe seines<br />

Rückens beträgt bei <strong>de</strong>n anscheinend unversehrten Partien 17,3-17,7 m<br />

ü. d. M. Der Wall setzt sich in gera<strong>de</strong>r Linie quer durch die Küstennie<strong>de</strong>rung<br />

einerseits nach ENE und an<strong>de</strong>rerseits nach W fort und gibt<br />

die höchste G ren z e <strong>de</strong>r Lad 0 g a t r ans g res s ion an. In seiner<br />

Form und seinen Höhenverhältnissen scheint er wie auch <strong>de</strong>r nächstäussere<br />

Walll <strong>de</strong>n Wällen an <strong>de</strong>r Nasja zu entsprechen. In <strong>de</strong>r letztgenannten<br />

Gegend liegt <strong>de</strong>r niedrigere Wall allerdings fast neben <strong>de</strong>m<br />

höheren, aber dieser Umstand dürfte auf cter abweichen<strong>de</strong>n Topographie<br />

beruhen.<br />

Bemerkenswert ist <strong>de</strong>r vierte Akkumulationswall im Ufergebiet<br />

von Putilowo, <strong>de</strong>r ebenfalls aus Sand entstan<strong>de</strong>n, 3 m hoch, gut 50 m<br />

breit und 1 km lang und teils von <strong>de</strong>n Win<strong>de</strong>n aufgerissen und schwach<br />

hügelig ist. Er zeigt sich nur an <strong>de</strong>r Stelle, wo <strong>de</strong>r Glint am höchsten<br />

ist. Etwa in <strong>de</strong>r Mitte reicht sein Rücken ca. 19,0 m Ü. d. M. und<br />

sinkt an bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n allmählich in die Nie<strong>de</strong>rung ab. Anfangs war<br />

mir die Be<strong>de</strong>utung dieses Walles nicht klar, nach<strong>de</strong>m ich aber in<br />

an<strong>de</strong>ren Gegen<strong>de</strong>n auf entsprechen<strong>de</strong> Uferbildungen gestossen bin (an<br />

<strong>de</strong>r S-Küste <strong>de</strong>s Ladogasees scheinen solche nach <strong>de</strong>r 3-Werstkarte<br />

Wund E vom Neuen Ladoga, etwas unterhalb <strong>de</strong>s Glintran<strong>de</strong>s vorzukommen,<br />

siehe Abb. 5); halte ich dafür, dass er die An c y lu s­<br />

g ren z e markiert.<br />

Der Glint bil<strong>de</strong>t an dieser Stelle eine prächtige, 10-20 m hohe<br />

Terrasse, die wahrscheinlich die G ren z e <strong>de</strong>r s p ä t g la z i ale n<br />

Me er e s t r ans g res s ion darstellt. Da <strong>de</strong>r Abhang recht uneben<br />

und verschie<strong>de</strong>ntlich herabgerutscht ist, war es schwierig <strong>de</strong>n Terrassenfuss<br />

festzustellen. An piner Stelle bestimmte ich für ihn 23 m, doch<br />

hat er sich möglicherweise einige Meter weiter nach oben erstreckt.<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow.<br />

Die das S-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ladogasees durchgehends umziehen<strong>de</strong>, von<br />

Sand- und Tonsedimenten und Mooren verhüllte flache Küstennie<strong>de</strong>rung<br />

entfernt sich auf <strong>de</strong>r E von Putilowo gelegenen Halbinsel bis zu <strong>de</strong>m


ll/UIIS Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 15<br />

15 km vom See hinführen<strong>de</strong>n Glint. Um die Hälfte näher, ziemlich<br />

in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s heutigen Ufers, streckt sich dieselbe G ren z­<br />

a k k u m u I a ti 0 n <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s hin, die wir oben von Schlüsselburg<br />

bis nach Putilowo verfolgt haben. Zwischen <strong>de</strong>r letztgenannten<br />

Gegend und <strong>de</strong>m Wolchow erscheint sie nach <strong>de</strong>r 3-Werstkarte als fast<br />

.zusammenhängen<strong>de</strong>r, von Mooren umgebener Wall namens Kopo­<br />

BbIH xpe6eTb ("Kuhrücken").<br />

In <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Neuen Ladogas hat die erwähnte Nie<strong>de</strong>rung<br />

einen Umfang von 6-10 km, und läuft <strong>de</strong>r genannte Wall in einer<br />

Die Gegend<br />

am Unterlauf<br />

<strong>de</strong>s Wolchow und Sja6<br />

'---'----'_-'--_+i.... --,5 Ki 10m.<br />

Geschiebelehm<br />

Sandige Tone<br />

~<br />

To,rf<br />

Sand<br />

Abb. 5.<br />

Kartenskizze <strong>de</strong>r Gegend


16 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -15.<br />

ti on aber von neuem.<br />

Am Wolchow erheben sich hier und da recht<br />

hohe Dünenhügel, die etwa von <strong>de</strong>m innersten Wall, d. h. <strong>de</strong>m Dorfe<br />

Juschkowa, beinahe bis zur Mündung <strong>de</strong>s Flusses reichen.<br />

Sehr be<strong>de</strong>utend<br />

erscheinen sie am rechten Ufer, wo sie die Strand wälle ganz<br />

unter sich begraben.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Akkumulation habe ich auf <strong>de</strong>r linken Seite <strong>de</strong>s<br />

Flusses an <strong>de</strong>r Stelle gemessen, wo sie als einzelner Wall auftritt.<br />

Ausserhalb <strong>de</strong>s Walles be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich ähnlich wie bei <strong>de</strong>m Dorfe Nasja<br />

ein schwacher Vorwall, <strong>de</strong>n die Win<strong>de</strong> einigermassen geebnet haben.<br />

Die gesamte Breite bei<strong>de</strong>r ist 75 m.<br />

Der Hauptwall hat sich ziemlich<br />

unversehrt erhalten und zwar baut er sich wie <strong>de</strong>r Vorwall aus feinkörnigem<br />

Sand auf. Die Höhe seines Rückens bestimmte ich zu<br />

17,2-17,4 m Ü. d. M. (das Gefäll <strong>de</strong>s Wolchow von <strong>de</strong>r Messungsstelle<br />

bis zur Mündung wur<strong>de</strong> zu 0,5 m angenommen, es kann aber grösser<br />

sein; die Höhe <strong>de</strong>s Ladogasees bei Sucho war am Messungstag 5,51 m).<br />

Die Oberfläche <strong>de</strong>s ausserhalb liegen<strong>de</strong>n Moores lag 15,1 m ü. d. M.,<br />

und ebenso viel betrug die Höhe <strong>de</strong>s innerhalb sich ausbreiten<strong>de</strong>n<br />

feuchten Hei<strong>de</strong>lan<strong>de</strong>s. Am Flussufer ist die Höhe <strong>de</strong>r Ebene geringer:<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Dorfe Juschkowa ca. 12 m und bei <strong>de</strong>r Smirnowschen<br />

Ziegelei S von iem Dorfe ca. 12,5 m Ü. d. M. (6 und 6,5 m über <strong>de</strong>m<br />

Wasserspiegel <strong>de</strong>s Flusses).<br />

Aufwärts in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Flusses<br />

steigt die Ebene allmählich an bis zum Glintran<strong>de</strong>.<br />

Oberhalb <strong>de</strong>ssen<br />

hat <strong>de</strong>r Wolchow sein Bett sehr tief eingeschnitten, sodass die Höhe <strong>de</strong>s<br />

Flussspiegels (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r O-Punkt <strong>de</strong>s Pegels) unterhalb <strong>de</strong>r Stromschnellen,<br />

bei Gostinopol, nur 14,79 m Ü. d. M. beträgt. Es steht mithin fest,<br />

dass <strong>de</strong>r Ladogasee noch weiter aufwärts nach <strong>de</strong>m Wolchowtal transgrediert<br />

hat.<br />

Es ist sogar nicht unmöglich, dass <strong>de</strong>r Ladoga bis zum<br />

Ilmensee vorgedrungen ist, da die Höhe <strong>de</strong>s letzteren Sees nach einer<br />

Angabe 18 m Ü. d. M. ist und da die Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ladogas<br />

im Mündungsgebiet <strong>de</strong>s Wolchow einen etwas höheren Wert als <strong>de</strong>n von<br />

mir bestimmten 17,2-17,4 m haben kann. l )<br />

Als Zeichen <strong>de</strong>r Ladoga-<br />

I) Wenn <strong>de</strong>r Ladogasee wirklich bis nach <strong>de</strong>m IImensee transgrediert hätte, erhielte<br />

die Schichtenfolge an <strong>de</strong>r steinzeitlichen FundsteIle K 0 10m t s y nahe <strong>de</strong>m<br />

Ausflusse <strong>de</strong>s Wolchow aus <strong>de</strong>m Iltnensee eine befriedigen<strong>de</strong> Erklärung. Dort ist die


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 17<br />

transgression im Wolchowtal sind einige Terrassen zu erwähnen, z. B.<br />

die gegenüber <strong>de</strong>m Alten o<strong>de</strong>r Staraja Ladoga auftreten<strong>de</strong> ausgeprägte<br />

Terrasse, <strong>de</strong>ren Höhe 6,4 m über <strong>de</strong>m Wasserspiegel <strong>de</strong>s Flusses<br />

war und die inbezug auf die Höhe <strong>de</strong>m Grenzwalle nahe <strong>de</strong>r Mündung<br />

<strong>de</strong>s Wolchow entsprechen dürfte.<br />

Von <strong>de</strong>m geologischen Bau am Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow<br />

und <strong>de</strong>s Sjas hat INOSTRANZEW in seinem Werke über die Kanalfun<strong>de</strong><br />

eine ausführliche Beschreibung geliefert, <strong>de</strong>r eine geologische Karte <strong>de</strong>r<br />

Gegend und Pro<strong>fi</strong>le in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Kanäle und <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Flüsse<br />

beigegeben sind. Ich bespreche nach ihm zuerst die Schichtenfolge<br />

und die Art <strong>de</strong>r geologischen Ablagerung <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong> nicht nur am<br />

Sjaskanal (<strong>de</strong>m Maria Feodorowna-Kanal zwischen Wolchow und Sjas),<br />

____ -..


18 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

kanal durchschnittlich 3 m mächtig und am Swirkanal bis zu <strong>de</strong>m<br />

Dorfe Korowkina, bei <strong>de</strong>m das Pro<strong>fi</strong>l INOSTRANZEWS en<strong>de</strong>t, in etwas<br />

stärkerem Masse.<br />

Unter und in <strong>de</strong>m letzteren Sand kam bei <strong>de</strong>n Kanalarbeiten<br />

Tor f zutage, das bald ein weiteres Areal umfasste, bald in einzelnen<br />

Fetzen auftrat. Innerhalb <strong>de</strong>r 4 ersten Kilometer <strong>de</strong>s Sjaskanals<br />

(vom Neuen Ladoga gerechnet) lag eine 0,34 m mächtige, ziemlich zusammenhängen<strong>de</strong><br />

Torfschicht unter <strong>de</strong>m Sand, auf <strong>de</strong>m Ton, in <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>s Kanalbo<strong>de</strong>ns, d. h. 4,4 m unterhalb <strong>de</strong>s höchsten und 1,8 m<br />

unterhalb <strong>de</strong>s niedrigsten Wasserstands <strong>de</strong>s Ladogasees (ca. 2 m ü. d. M.).<br />

Ihrer Beschaffenheit nach war sie wechselnd, bald aus Equisetum, bald<br />

aus Resten von Landpflanzen, aus Zweigen, Baumstämmen usw. gebil<strong>de</strong>t,<br />

aber in diesem ganzen Gebiet war sie nach INOSTRANZEW angeschwemmt<br />

o<strong>de</strong>r mehr o<strong>de</strong>r weniger mit Sand, Glimmer o<strong>de</strong>r Ton<br />

gemischt. Bisweilen waren die organischen Reste so schwach vertreten,<br />

dass die Farbe <strong>de</strong>s San<strong>de</strong>s dominierte, bisweilen wie<strong>de</strong>rum so stark,<br />

dass sie wirklichen Torf bil<strong>de</strong>ten. Etwa in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Kanals kam<br />

Torf auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>sselben in einzelnen angeschwemmten Nestern<br />

vor, aber von da bis zum Sjas in einer fast zusammenhängen<strong>de</strong>n,<br />

0,43 m mächtigen, auf <strong>de</strong>m Ton ruhen<strong>de</strong>n Schicht, die INOSTRANZEW als<br />

Waldtorf bezeichnet. Diese enthielt massenhaft Reste von Landpflanzen<br />

und Bäumen, reichlich Moose (Hypnum riparium, Sphagnum, Polytrichum)<br />

sowie ferner Blätter von verschie<strong>de</strong>nen Wei<strong>de</strong>narten, aber keine Spuren<br />

einer mechanischen Sandmischung. Ausser unter <strong>de</strong>r Sandschicht kam<br />

Torf in dünnen Lagen auch in <strong>de</strong>rselben bis an die Grenze <strong>de</strong>s Dünensan<strong>de</strong>s<br />

zum Vorschein. Nur so trat <strong>de</strong>r Torf im Swirkanal auf.<br />

Bäume, teilweise verkohlt, mit Ästen, Zweigen und Wurzeln erhalten,<br />

fan<strong>de</strong>n sich sowohl im Torf als in <strong>de</strong>m geschichteten San<strong>de</strong>.<br />

Meistens waren sie quer zum Kanal und zum Ufer <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

nie<strong>de</strong>rgestürzt. Stellenweise waren sie ausseror<strong>de</strong>ntlich zahlreich. Darunter<br />

befan<strong>de</strong>n sich Rieseneichen, die einen Stamm von 1,6 m Durchmesser<br />

besassen und an <strong>de</strong>nen man leicht 250 Jahresringe zählen konnte.<br />

Heute ist die Eiche an <strong>de</strong>n Küsten <strong>de</strong>s Ladogasees fast ganz verschwun<strong>de</strong>n;<br />

als Seltenheit wur<strong>de</strong> mir erzählt, dass in Chabanowa, reich-


lulius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Lildogasees. 19<br />

lich 20 km N von <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Swir, einzelne gesun<strong>de</strong>, etwa<br />

10 Zoll dicke Eichen wachsen. Ausser Ei c h e n wur<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re<br />

Waldbäume angetroffen, wie Birke, Erle, Kiefer, Fichte und<br />

Haselnuss.<br />

Im ganzen enthielten die eingesammelten Torfproben Reste von<br />

39 Pflanzenarten. Es gibt nur ein summarisches Verzeichnis <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Pflanzen (INOSTRANZEW, lloHcTopwlecKiii l.JeJIOB-BKb, S. 20),<br />

das fast ohne wissenschaftlichen Wert ist, weil sie von einem sehr<br />

weiten Gebiet herrühren, ohne sich auf bestimmte Pro<strong>fi</strong>le zu beziehen<br />

(ausser<strong>de</strong>m sind, worauf mich LINDBERG aufmerksam gemacht hat, in<br />

das Verzeichnis ausser fossilen Pflanzen auch rezente aufgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n). So viel erhellt jedoch aus <strong>de</strong>m Verzeichnis, dass die Beschaffenheit<br />

<strong>de</strong>s Torfes beträchtlich variiert. Es sind nämlich verschie<strong>de</strong>ne<br />

Pflanzenformationen im Verzeichnis vertreten, und die Küste <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

muss mithin früher ebenso wie heutzutage hier von Wald-, dort<br />

von Moor- und an<strong>de</strong>rswo von Ufervegetation be<strong>de</strong>ckt gewesen sein.<br />

Diese ist dann bei <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees über seine Ufer<br />

vernichtet und unter <strong>de</strong>n Sandsedimenten begraben wor<strong>de</strong>n. Die Wellen<br />

haben das Erdreich von <strong>de</strong>n Baumwurzeln abgenagt und sie ins Wasser<br />

gezogen. An einigen Stellen haben sie Äste, Reiser u. a. aufgehäuft,<br />

an an<strong>de</strong>ren eine früher gebil<strong>de</strong>te Torfschicht angeschwemmt und das<br />

daraus losgelöste Material in <strong>de</strong>m San<strong>de</strong> abgelagert.<br />

Die Unterlage <strong>de</strong>s Torfes o<strong>de</strong>r, wo dieser fehlt, <strong>de</strong>r Sandschicht<br />

besteht aus rötlichem, sandigem Ton, <strong>de</strong>ssen Mächtigkeit nicht gross<br />

ist. Darunter lagert Mo r ä n e, d. h. grauer o<strong>de</strong>r bisweilen auch rötlicher,<br />

feinen Kies und Steine enthalten<strong>de</strong>r sandiger Ton. Ihre Farbe<br />

hängt nach <strong>de</strong>r Auffassung INosTRANzEws von <strong>de</strong>n unterliegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>vonischen<br />

Tonen ab, in <strong>de</strong>ren Farben z. B. am Swirkanal Blaugrau<br />

mit roten Streifen vorherrscht.<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Interesse verleihen <strong>de</strong>n Sand- und Torfbildungen<br />

die in ihnen angetroffenen s t ein z ei t li c h e n Fun d e (aufbewahrt<br />

im Geologischen Museum <strong>de</strong>r Universität zu Petrograd). Zu diesen<br />

gehören: menschliche Skelettteile (10 Schä<strong>de</strong>l und Teile von 8 solchen


20 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -15.<br />

sowie an<strong>de</strong>re Knochen); Arbeitsgeräte, Waffen, zerbrochene und halbfertige<br />

Gegenstän<strong>de</strong>, bearbeitete Knochen, Instrumente zur Herstellung<br />

von Steingeräten u. a., insgesamt ca. 300 Gegenstän<strong>de</strong>, wovon die Hälfte<br />

aus Knochen und Horn, die übrigen aus Schiefer- und an<strong>de</strong>ren Gesteinsarten,<br />

teilweise auch aus Feuerstein; ein Teil eines Einbaums aus Eiche;<br />

Tongefässfragmente; Skelettteile von Säugetieren, Vögeln und Fischen;<br />

Reste von Mollusken und Insekten usw.<br />

Wirbeltiere sind in 42 Arten vertreten, und zwar:<br />

Seehund (Phoca sp.)<br />

Reh (Cervus capreolus)<br />

Renntier (Cervus tarandus)<br />

Elch (Cervus alces)<br />

Urstier (80S primigenius)<br />

Bisonochs (80S latijrons)<br />

Wildschwein (Sus scroja ferus)<br />

Hase (Lepus varia bilis)<br />

Biber (Castor <strong>fi</strong>ber)<br />

Wasserratte (ffypu<strong>de</strong>us amphibius)<br />

Bär (Ursus arctos)<br />

Zobel (Mustela zibellina)<br />

Mar<strong>de</strong>r ( martesJ<br />

Iltis ( putorius)<br />

Fischotter (Lutra vulgaris)<br />

Hund (Canis jamiliaris)<br />

Wolf ( H lupus)<br />

Fuchs ( • vu/pes)<br />

Adler (Aquila nobilis)<br />

Seeadler (ffaliaetus albicilla)<br />

Auerhahn (Tetrao urogallus)<br />

Birkhahn ( tetrix)<br />

Schneehuhn (Lagopus albus)<br />

Fischreiher (Ar<strong>de</strong>a cinerea)<br />

Kampfläufer (Machetes pugnax)<br />

Schwan (Cygnus musicus)<br />

Wil<strong>de</strong> Gans (Anser sp.)<br />

Ente (Anas sp.)<br />

Seetaucher (Colymbus arcticus)<br />

Möwe (Larus sp.)<br />

Seeschwalbe (Sterna hirundo)<br />

Hühnerhabicht (Astur palumbarius)<br />

Mäusebussard (8uteo vulgaris?)<br />

Rabe (Corvus corax)<br />

Larventaucher (Mormon arctica)<br />

Wels (Si/urus glanis)<br />

San<strong>de</strong>r (Lucioperca sandra)<br />

Aalraupe (Lota vulgaris)<br />

Renke (Coregonus sp.)<br />

Barsch (Perca jluviatilis)<br />

Rotauge (Leuciscus rutilus)<br />

Berschlik (Lucioperca volgensis).<br />

Von <strong>de</strong>n genannten Arten sind ja heute mehrere ganz aus <strong>de</strong>r<br />

Gegend verschwun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r äusserst selten gewor<strong>de</strong>n, wie z. B. Ren n­<br />

tier, Urstier, Bison, Wildschwein, Biber, Zobel, Reh,<br />

We I s u. a.<br />

Sehr zahlreiche Fun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n am westlicher En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sjaskanals,<br />

innerhalb <strong>de</strong>r ersten drei Kilometer gemacht und die allermeisten<br />

ca. 300- 1000 m vom Wolchow. POLJAKOW bemerkt, dass die<br />

Fun<strong>de</strong> hauptsächlich am Anfang <strong>de</strong>s Kanals und innerhalb <strong>de</strong>s dritten<br />

und fünften Kilometers zum Vorschein gekommen seien. An


Julius Ai/io, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 21<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n letztgenannten Stellen wird <strong>de</strong>r Kanal von einem Bach<br />

geschnitten, was nach seiner Ansicht darauf hinweist, dass die steinzeitlichen<br />

Bewohner hier wie auch in Olonez sich an <strong>de</strong>r Mündung<br />

von Flüssen o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>nselben nie<strong>de</strong>rgelassen haben ("Anthropologisches<br />

und Prähistorisches aus verschie<strong>de</strong>nen Theilen <strong>de</strong>s europ.<br />

Russlands", Beiträge zur Kenntnis <strong>de</strong>s Russischen Reiches, 2 Folge,<br />

Band VIII, S. 421). Doch sind Fun<strong>de</strong> <strong>de</strong>m ganzen Sjaskanal wie auch<br />

<strong>de</strong>m Swirkanal entlang bis zum Dorfe Korowkina zutage geför<strong>de</strong>rt<br />

wor<strong>de</strong>n, obgleich in geringer Menge. Zugleich sei hervorgehoben, dass<br />

sich die Fun<strong>de</strong> nicht auf <strong>de</strong>n Sjas- und <strong>de</strong>n Swirkanal allein beschränken.<br />

Während <strong>de</strong>s Baues <strong>de</strong>s bei Schlüsselburg beginnen<strong>de</strong>n neuen Ladogakanales<br />

(<strong>de</strong>s Alexan<strong>de</strong>r II.-Kanales) sind nach <strong>de</strong>n Angaben INosTRAN­<br />

ZEWS gleichfalls im Torfe dunkle Knochen, unter an<strong>de</strong>rem vermutlich<br />

Knochenartefakte angetroffen wor<strong>de</strong>n. Und schon beim Bau <strong>de</strong>s alten<br />

Ladogakanals in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 18. Jh. stiess man auf einige<br />

Steingeräte, die dann an die Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Petrograd<br />

kamen. Sie wur<strong>de</strong>n damals zu einer beson<strong>de</strong>ren Klasse von Mineralien,<br />

Lapi<strong>de</strong>s jigurati, gerechnet, obwohl man bereits vermutete,<br />

dass sie künstlich bearbeitet seien.<br />

Lei<strong>de</strong>r sind die Fun d ums t ä nd e <strong>de</strong>r meisten Kulturreste aus<br />

<strong>de</strong>m neuen Sjas- und Swirkanal sehr mangelhaft bekannt. Es fehlen<br />

nähere Angaben, wie die Gegenstän<strong>de</strong> im Sand o<strong>de</strong>r Torf eingebettet<br />

gewesen sind, ob sie einzeln o<strong>de</strong>r in Gruppen aufgetreten sind, in<br />

welcher Beziehung zu einan<strong>de</strong>r, horizontal und vertikal bestimmt, sie<br />

gelegen haben usw. Die Fun<strong>de</strong> sind nämlich grossenteils von Arbeitern<br />

zutage geför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n und erst später <strong>de</strong>n Leitern <strong>de</strong>r Kanalarbeiten<br />

und <strong>de</strong>n Gelehrten zugegangen. Nur über die menschlichen Schä<strong>de</strong>l<br />

und einzelne an<strong>de</strong>re Fun<strong>de</strong> liegen ziemlich gen aue Fundangaben vor.<br />

Im allgemeinen scheinen die Fun<strong>de</strong> getrennt verstreut gewesen<br />

zu sein. Mit <strong>de</strong>n menschlichen Schä<strong>de</strong>ln sind kaum je Knochen <strong>de</strong>s<br />

einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Extremitätenpaares angetroffen wor<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n<br />

Schä<strong>de</strong>ln vermisst man, bis auf eine Ausnahme, <strong>de</strong>n Unterkiefer, <strong>de</strong>r<br />

je<strong>de</strong>smal einzeln, an verschie<strong>de</strong>ner Stelle gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Nähe<br />

<strong>de</strong>r Menschenknochen zeigten sich gewöhnlich Stein- und Knochen-


22 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

gegenstän<strong>de</strong> sowie Tierknochen, während diese auch getrennt hie und<br />

da in <strong>de</strong>m Kanale auftraten.<br />

Nach INOSTRANZEW haben die meisten aus <strong>de</strong>m Sjaskanal stammen<strong>de</strong>n<br />

menschlichen Schä<strong>de</strong>l wie auch die Schä<strong>de</strong>lsplitter und Skelettteile<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kanals, in Schwemmtorf,' ca. 1,8 munter<br />

<strong>de</strong>m niedrigsten Wasserstand <strong>de</strong>s Ladogasees gelegen. Dasselbe dürfte<br />

wenigstens von einem Teil <strong>de</strong>r übrigen Fun<strong>de</strong> gelten, da die Menschenknochen<br />

gewöhnlich, wie erwähnt, in Begleitung von Artefakten auftraten.<br />

Ein einziger Schä<strong>de</strong>l und nahe dabei zwei Steingeräte wur<strong>de</strong>n<br />

1,6 m über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kanals in einer dünnen Torfschicht,<br />

d. h. ziemlich im Niveau <strong>de</strong>s heutigen niedrigsten Wasserstands <strong>de</strong>s<br />

Ladogasees angetroffen. Von <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Swirkanal lagen<br />

zwei menschliche Schä<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>r Einbaum sowie einige unweit <strong>de</strong>s<br />

letzteren gefun<strong>de</strong>ne Stein- und Knochengegenstän<strong>de</strong> gleichfalls in<br />

Schwemmtorf auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kanals, ca. 1,8 m unter <strong>de</strong>m niedrigsten<br />

Wasserstand <strong>de</strong>s Ladogasees; ein dritter Schä<strong>de</strong>l war in ähnlichem<br />

Torf eingebettet, aber tiefer, ca. 3,1 m unter <strong>de</strong>m niedrigsten Wasserstand<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Die meist ungemein zerstreute Lage <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong>, die also keine<br />

wesentliche Zusammengehörigkeit erkennen lassen, führt von selbst zu<br />

<strong>de</strong>r Auffassung, dass sie nie h t in situ gelegen haben, son<strong>de</strong>rn an<strong>de</strong>rswoher<br />

transportiert wor<strong>de</strong>n sind. Dieser Umstand sowie ihre Lage im<br />

Torf macht es unzweifelhaft, dass sie durch das Wasser dahin geschafft<br />

wor<strong>de</strong>n sind, als die Anschwemmung <strong>de</strong>s Torfes und die Sedimentation<br />

<strong>de</strong>s überl.agern<strong>de</strong>n San<strong>de</strong>s erfolgte. Die Gegenstän<strong>de</strong> scheinen von<br />

<strong>de</strong>n Wellen nicht abgenutzt wor<strong>de</strong>n zu sein, aber dies braucht ja auch<br />

nicht vorausgesetzt zu wer<strong>de</strong>n, da sie wohl schnell von <strong>de</strong>m Sand<br />

be<strong>de</strong>ckt wor<strong>de</strong>n sind. INosTRANzEw erwähnt, mitunter (einmal?) sei<br />

ein menschlicher Schä<strong>de</strong>l und mit ihm nur <strong>de</strong>r obere Teil <strong>de</strong>s Skeletts<br />

- ohne Becken und untere Extremitäten - gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Diese<br />

Erscheinung ist wohl so zu erklären, dass die Wellen ein z. B. durch<br />

Wurzeln zusammengehaltenes Stück Erdreich mit <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>s Skelettes<br />

losgerissen haben, welches als solches nach kurzer Zeit im<br />

San<strong>de</strong> abgelagert wor<strong>de</strong>n ist.


JlIlilis Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 23<br />

Für die sekundäre Lage <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong> spricht auch <strong>de</strong>r Umstand,<br />

dass, obgleich sie im allgemeinen Wohnplatzfun<strong>de</strong> sind, doch keinerlei<br />

Spuren von einer für die Wohnplätze charakteristischen Kulturschicht<br />

mit Her<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n zurückgebliebenen Zeichen<br />

von Feuerhaltung und Sie<strong>de</strong>lung angetroffen wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Sicher<br />

ist wohl mithin, dass die Fun<strong>de</strong> von unweit <strong>de</strong>s Kanals an <strong>de</strong>m damaligen<br />

Seeufer gelegenen, etwas über die Torfschicht hinausragen<strong>de</strong>n<br />

Wohnplätzen herrühren, an <strong>de</strong>nen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>ren Nähe seinerzeit<br />

die Toten bestattet wur<strong>de</strong>n. So erklärt es sich u. a. auch, dass Wohnplatz-<br />

und Menschenknochenfun<strong>de</strong> durcheinan<strong>de</strong>r lagen.<br />

Einige Einzelgegenstän<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>m Dünensand, z. B.<br />

ein ziemlich grosses, unbearbeitetes Stück Bernstein -<br />

aus <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Eisenzeit -<br />

wahrscheinlich<br />

und ein eisernes Beil, das nach<br />

INosTRANzEw in <strong>de</strong>r Form an die Beile <strong>de</strong>s 10. und 1l. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

erinnert.<br />

Ausser<strong>de</strong>m erwähnt POLJAKOW (a. a. 0., S. 432, 433), dass<br />

am W-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Swirkanals, auf <strong>de</strong>ssen Bo<strong>de</strong>n, Pfer<strong>de</strong>knochen ausgegraben<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Sie waren heller gewesen als die in <strong>de</strong>mselben<br />

Kanal gefun<strong>de</strong>nen Menschenknochen und mithin ohne Zweifel an<strong>de</strong>rswie<br />

und zu späterer Zeit auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kanals geraten. Die intensiv<br />

dunkelbraune Farbe <strong>de</strong>r Knochen und auch <strong>de</strong>r Knochengegenstän<strong>de</strong>,<br />

die auf chemische Einwirkung <strong>de</strong>s vermo<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Torfes und<br />

auf Eisenoxyd zurückzuführen ist, gibt nämlich einen Hinweis auf die<br />

geologische Schicht jener ab.<br />

Derart ist auch die an zahlreichen Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

haften<strong>de</strong> Vivianitfarbe, die in <strong>de</strong>m Torfe oft vorkam.<br />

Doch muss hinzugefügt wer<strong>de</strong>n, dass sowohl die Knochenfun<strong>de</strong><br />

als die Artefakte nur in <strong>de</strong>m Falle im Torfe eingebettet wor<strong>de</strong>n sein<br />

können, dass <strong>de</strong>r Torf durchweg angeschwemmt o<strong>de</strong>r umgelagert wor<strong>de</strong>n<br />

ist.<br />

Wo aber <strong>de</strong>r Torf ein kompaktes primäres Lager gebil<strong>de</strong>t<br />

hat, da können die Fun<strong>de</strong> nur auf <strong>de</strong>m Torfe gelegen haben o<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n oberen Teil <strong>de</strong>sselben eingesunken sein. Wie<strong>de</strong>rum wissen wir lei<strong>de</strong>r<br />

zu wenig von <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>s Torflagers an <strong>de</strong>n Kanälen. Der<br />

INOSTRANzEwsche Waldtorf dürfte ohne Zweifel primär, d. h. aus <strong>de</strong>n<br />

Resten <strong>de</strong>r am Platze gewachsenen Pflanzen und Bäume gebil<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

sein, und so scheint mir auch zum grössten Teil das übrige Torf-


24 Bulletin <strong>de</strong> la COllllllission g eologique d e Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

lager aufgefasst wer<strong>de</strong>n zu müssen. Es ist nämlich schwer sich vorzustellen,<br />

dass das zusammenhängen<strong>de</strong> Torfareal innerhalb <strong>de</strong>r vier<br />

ersten Kilometer durchgehends angeschwemmt o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Wellen<br />

abgelagerter Ufertorf wäre. Was die mechanische Sandmischung betrifft,<br />

kann sie ja wohl <strong>de</strong>r äolischen Wirkung zugeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf alle Fälle können die stein zeitlichen Fun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gegend<br />

spätestens zu <strong>de</strong>r Zeit im o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Torfe eingebettet wor<strong>de</strong>n sein,<br />

als <strong>de</strong>r Ladogasee die Wohn plätze transgredierte. Die steigen<strong>de</strong> Flut<br />

näherte sich allmählich <strong>de</strong>n Wohn plätzen und drohte sie ganz unter<br />

sich zu begraben, weshalb die Menschen sie endlich verlassen und<br />

auf an<strong>de</strong>re Gelän<strong>de</strong> übersie<strong>de</strong>ln mussten. In dieselbe Gegend konnten<br />

erst viel später wie<strong>de</strong>r Menschen- und Kulturreste gelangen, nach<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Ladogasee seine Maximalhöhe erreicht hatte und wie<strong>de</strong>r etwa<br />

bis auf sein heutiges Niveau gesunken war. Damit ist die obere<br />

Zeitgrenze <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong> festgestellt, wo die Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

begann.<br />

INOSTRANZEWS Darstellung <strong>de</strong>r Sc h ich tun g s ver h ä I t n iss e<br />

am Wo Ich 0 w bedarf einer Ergänzung.<br />

Es sind ihm u. a. wichtige<br />

Schichten entgangen, wahrscheinlich darum, weil sie von <strong>de</strong>m Sand<br />

verschüttet waren, <strong>de</strong>r vom oberen Teil <strong>de</strong>r Uferhänge herabgestürzt ist.<br />

Ich teile daher hier ein Pro<strong>fi</strong>l <strong>de</strong>r Schichtenfolge von <strong>de</strong>n Kanälen bis<br />

zu <strong>de</strong>r Wall serie mit auf Grund <strong>de</strong>r Beobachtungen, die ich, wo nötig<br />

die Schichten unter <strong>de</strong>m San<strong>de</strong> biossiegend, angestellt habe.<br />

Die unterste <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Flussspiegel aufsteigen<strong>de</strong>n Schichten<br />

besteht aus Ge sc h i e bel e h m, <strong>de</strong>r reichlich 1 km weit oberhalb <strong>de</strong>r<br />

Kanäle zutage tritt, bei A im Pro<strong>fi</strong>le, Abb. 7, 1,2 m hoch emporragt<br />

und bei E wie<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>n Flussspiegel hinabsinkt. Er ist blaugrau und<br />

tonartig, aber homogen und enthält kleinere und grössere, bis faustgrosse,<br />

abgerun<strong>de</strong>te Steine und an Fossilien nach LINDBERG nur Fragmente<br />

von Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

Der Geschiebelehm ist mit einer San d s chi c h t überzogen, <strong>de</strong>ren<br />

Mächtigkeit bei A nur 0,16 m beträgt, aufwärts aber zunimmt und bei<br />

C 0,68 m, bei E 1,10 m ist.<br />

Der Sand ist reingespült mit abgerun<strong>de</strong>-


ten Körnern.<br />

Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 25<br />

Weiter abwärts in <strong>de</strong>r Flussrichtung ist er grobkörnig,<br />

wird aber weiter aufwärts immer feiner. Der grösste Durchmesser <strong>de</strong>r<br />

Körner geht zugleich von 1 cm auf 1- 2 mm herab. Die grösste Höhe<br />

<strong>de</strong>r Schicht Ü. d. M. beträgt 7,3 m. Daraus entnommene Proben sind<br />

nach LINDBERG fossilfrei ausser <strong>de</strong>r bei E, unmittelbar an <strong>de</strong>r oberen<br />

Grenze <strong>de</strong>r Schicht entnommenen Probe, in <strong>de</strong>r Kieferpollen, eine Diatomacee,<br />

Epithemia zebra, und vereinzelte Spongilla-Na<strong>de</strong>ln vorkommen<br />

(siehe Kap. 11, 6).<br />

Es war eine angenehme Überraschung für mich, als ich am unteren<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Grabowschen Sägemühle eine Tor f s chi c h t im Uferabhang<br />

ent<strong>de</strong>ckte, die sich, wie ich später konstatierte, fast 3 km weit<br />

fortsetzte (Abb. 8). Abwärts in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Flusses tauchte sie unter<br />

Lad os o<br />

I<br />

Fahre<br />

I<br />

Gro bowsche<br />

Sögemü hle<br />

ouf <strong>de</strong>r" Insel<br />

tm Wolc.how<br />

Ka pelle Du Rietzsche Iwanow.skajo<br />

Sögemühle Tonja<br />

. i JU5chkowo I<br />

gege.nüber I5sad<br />

I I<br />

15 m<br />

"""""==~-<br />

Hi/hen ma,s!./"b<br />

ABC 0 t<br />

0,======== __ 2 km<br />

Liinge n mOSJ/ub<br />

Abb. 7. Pro<strong>fi</strong>l <strong>de</strong>s rechten Ufers am Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow.<br />

Geschiebelehm. 11 Sand. III Torf. IV Schwemmton. V Geschichteter Sand. VI Dünensand.<br />

XX Stell e <strong>de</strong>r Kanalfun<strong>de</strong>. X Stelle <strong>de</strong>r Diinenfun<strong>de</strong>.<br />

<strong>de</strong>n Wasserspiegel. Der Dampferanlegstelle <strong>de</strong>r Stadt gegenüber gewahrte<br />

ich sowohl im Ufersand als auch im Wasser kleinere und grössere<br />

Torffetzen (darunter einen von 4 m Durchmesser), die sich wohl<br />

infolge <strong>de</strong>r Flusserosion von <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegen<strong>de</strong>n Torfschicht<br />

losgerissen hatten. Von <strong>de</strong>r Stelle ist es etwa 1 km bis zum neuen<br />

Kanal. Es ist somit wahrscheinlich, dass sich die Torfschicht kontinuierlich<br />

bis dorthin fortsetzt. Aufwärts verschwand sie o<strong>de</strong>r brach<br />

sie erst in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s inneren Abhangs <strong>de</strong>r oben beschriebenen<br />

Wallserie, in <strong>de</strong>r SW-Ecke <strong>de</strong>s Gebiets <strong>de</strong>r Du Rietzschen Säge- und<br />

Feinschnei<strong>de</strong>mühle ab.<br />

Die Mächtigkeit <strong>de</strong>s Torfes beträgt bei A 29 cm und nimmt bei


26 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -15<br />

E bis 4 cm ab. Der Torf ist schwarz, sehr hart, mit feinen Sandkörnchen<br />

durchsprengt und vermutlich angebrannt. Die Analysenergebnisse<br />

LINDBERGS bestätigen die naheliegen<strong>de</strong> Annahme, dass sich <strong>de</strong>r Torf<br />

aus <strong>de</strong>n Resten einer früher am Orte bestehen<strong>de</strong>n Sum pfvegetation<br />

gebil<strong>de</strong>t hat. Der untere Teil <strong>de</strong>r Torfschicht besteht aus Amblystegium-Torf,<br />

und noch in ihrem oberen Teile sind Sumpfpflanzen, wie Carex<br />

pseudocyperus, Rumex, Comarum, Cicuta usw. vertreten. Daneben enthält<br />

<strong>de</strong>r letztere Teil reichlich Reste von Fichte, Erle und Birke u. a.,<br />

weshalb er als Waldtorf, <strong>de</strong>r auf ein am Ufer eines Flusses o<strong>de</strong>r eines<br />

Sees gelegenes Moor hinweist, zu bezeichnen ist (Kap. II, 3).<br />

Die vorgenannten Schichten erwähnt INOSTRANZEW nicht. Über<br />

<strong>de</strong>m Torf hat sich eine Schicht von Mineralschlamm mit reichlichen<br />

Pflanzenresten abgelagert, <strong>de</strong>n ich in Ermangelung eines besseren Namens<br />

Sc h wem mt 0 n nenne. Diese Schicht scheint INOSTRANZEW zu<br />

meinen, wenn er von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>n geschichteten Sand unterlagern<strong>de</strong>n rötlichen,<br />

durch organische Stoffe stellenweise dunkel, ja schwarz gewor<strong>de</strong>nen<br />

sandigen Ton spricht. In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Kanäle liegt diese eventuelle<br />

Schicht ganz unterhalb <strong>de</strong>s Flussspiegels. Bei <strong>de</strong>r Fährstelle von<br />

Beresje <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n wir sie grösstenteils über <strong>de</strong>m Wasserspiegel, und zwar<br />

erhebt sie sich dort bis 2,7 m hoch. Hier ist sie jedoch einigermassen<br />

- vielleicht durch <strong>de</strong>n Erdfrost - aufgewölbt und an <strong>de</strong>r Oberfläche<br />

zerrissen, <strong>de</strong>nn etwas weiter weg be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich die Oberfläche<br />

<strong>de</strong>r fraglichen Schicht nur 1 m über <strong>de</strong>m Wolchow. Bei A- D nimmt<br />

die Mächtigkeit <strong>de</strong>r Schicht allmählich von 0,7 bis 1,6 m zu. Auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Strecke ist <strong>de</strong>r Schwemmton dunkelgrau, bisweilen rostbraun<br />

gefärbt und weist in trockenem Zustan<strong>de</strong> zahlreiche Risse auf<br />

und ist bröckelig. Er ist zu betrachten als Schwemmungsprodukt <strong>de</strong>s<br />

Ladogasees während <strong>de</strong>ssen beginnen<strong>de</strong>r Transgression, worauf u. a.<br />

solche darin vorkommen<strong>de</strong>n Diatomaceen (Kap. 11, 3 h) wie Melosira,<br />

eine echte Seeform, und Stauroneis phoenicenteron, die gewöhnlich in<br />

sehr seichtem Wasser lebt, hin<strong>de</strong>uten, wie mir LINDBERG mitgeteilt hat.<br />

Beachtenswert ist das Vorkommen einiger Fragmente von Nitzschia<br />

scalaris, einer Litorinaform, in <strong>de</strong>m Schwemmton (Kap. 11, 6 d), wahrscheinlich<br />

jedoch sekundär abgelagert.


Abb. 8. Torfschicht im Uferabhang <strong>de</strong>s Wolchow (an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>s wagerechten<br />

Schattens; <strong>de</strong>r daraus hervorragen<strong>de</strong> Schwemmton erstreckt sich bis<br />

zum unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Spatens; S. 25).<br />

Abb.9. Der steinzeitliche Dünenwohnplatz unterhalb <strong>de</strong>r Walgamamündung, von<br />

<strong>de</strong>r Ladogaseite gesehen. Im Hintergrund die flache Küstennie<strong>de</strong>rung (S. 33).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 27<br />

Eine typische Deltabildung stellt <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schwemmton überlagern<strong>de</strong><br />

ge s chi c h t e t e San d dar. Dieser kommt weiter abwärts<br />

in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Kanals etwa 2,5 m und weiter aufwärts 4,5-5,0 m<br />

mächtig vor. Hie und da wechseln die dünnen vegetabilischen Lagen<br />

mit Sandlagen bis an die obere Grenze <strong>de</strong>r Schicht ab. Die Schichtung<br />

ist stellenweise undulierend, was auf eine Seichtwasserbildung hinweist;<br />

stellenweise zeigt sie eine Diskordanz, die wohl von <strong>de</strong>n Wasserstandsschwankungen<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees herrührt.<br />

Der geschichtete Sand ist von F lug san d be<strong>de</strong>ckt, <strong>de</strong>r bald<br />

zu niedrigeren, bald zu höheren Dünen aufgetürmt ist. Die Mächtigkeit<br />

<strong>de</strong>r Dünen<strong>de</strong>cke mag am Flusse im Maximum 7 m betragen. Die<br />

höchste von mir gemessene Stelle lag 15 m über <strong>de</strong>m Flussspiegel,<br />

20 m ü. d. M. In grossen Zügen gesehen folgen die Dünen in ihrer<br />

Höhe <strong>de</strong>n Akkumulationswällen und wachsen gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>ren Kosten.<br />

An einigen Stellen war noch die ungestörte Schichtungsart <strong>de</strong>r Ufersedimente<br />

- Diskordanzen usw. - zu sehen.<br />

Die beschriebene Schichtenserie setzte sich nicht auf <strong>de</strong>r innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Akkumulationswälle sich ausbreiten<strong>de</strong>n Ebene fort. Die Uferabhänge<br />

bestehen hier stellenweise, z. B. <strong>de</strong>m Dorfe Juschkowa gegenübet"<br />

nur aus Sand, im allgemeinen aber, wie bei <strong>de</strong>r Smirnowschen<br />

Ziegelei und dieser gegenüber, aus dunklerem o<strong>de</strong>r hellerem, bisweilen<br />

rötlichem Tonsand (von <strong>de</strong>r Torfschicht war keine Spur zu sehen).<br />

Der Tonsand hat sich vermutlich während <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladoga<br />

in einer nach <strong>de</strong>m Wolchowtale ausgreifen<strong>de</strong>n Bucht <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

abgesetzt. Die Erdproben, welche ich daraus mitgebracht habe, enthielten<br />

nach LINDBERG fast alle unter an<strong>de</strong>rem F ich t e n reste, obgleich<br />

spärlich (vgl. Kap. 11, 7- 8). Es sei auch erwähnt, dass nach INOSTRAN­<br />

ZEW in <strong>de</strong>r Gegend von Issad und Babina im Ton bis in 1 m Tiefe<br />

u. a. Reste von Ei c h e n angetroffen wor<strong>de</strong>n sind.<br />

In <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>r Wallserie sind 2.uch prähistorische Fun<strong>de</strong><br />

zutage gekommen, [nach <strong>de</strong>nen die spätere Zeitgrenze <strong>de</strong>r Transgression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees annähernd bestimmt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

In <strong>de</strong>m rechten Uferabhang <strong>de</strong>s Wolchow, dort, wo sich die Dünen


28 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -l5.<br />

am höchsten erheben, haben die Win<strong>de</strong> seinerzeit eine bis in <strong>de</strong>n geschichteten<br />

Sand reichen<strong>de</strong> Vertiefung von beträchtlichem Umfang gegraben<br />

(etwa bei E in <strong>de</strong>r Abb. 7; vgl. INoSTRANZEws Pro<strong>fi</strong>l vom rechten<br />

Ufer <strong>de</strong>s Wolchow, a. a. 0). Darin haben P. N. WENJUKOW, N. A.<br />

SOKOLOW und INOSTRANZEW in <strong>de</strong>n 1880-er Jahren ausser Pfeilspitzen<br />

und Schabern aus Feuerstein mehrere hun<strong>de</strong>rt Tongefässfragmente und<br />

zugeschlagene Feuersteinsplitter u. a. gesammelt (siehe INosTRANzEw,<br />

a. a. 0., S. 232, 235, Abb. 110-122; Abb. 50 a, c, f-h hier).<br />

Die Gegenstän<strong>de</strong> waren an <strong>de</strong>r oberen Grenze <strong>de</strong>s geschichteten<br />

San<strong>de</strong>s, in 8,8- 10,7 m Höhe über <strong>de</strong>m Flussspiegel und, vom Win<strong>de</strong><br />

weitertransportiert, auch etwas unterhalb zum Vorschein gekommen.<br />

Etwas abwärts in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Wolchow, im nordwestlichen<br />

Winkel <strong>de</strong>s Gebiets <strong>de</strong>r Säge- und Feinschnei<strong>de</strong>mühle von Du Rietz &<br />

Co., S von einer kleinen Ge<strong>de</strong>nkkapelle (bei 0 in <strong>de</strong>r Abb. 7) fand ich<br />

im Dünensand einen Gegenstand aus Feuerstein, eine Menge!Feuersteinabfälle,<br />

TOllgefässfragmente (Abb. 5 b, e), verbrannte Knochensplitter u.<br />

a. 1 ) An <strong>de</strong>r fraglichen Stelle hat sich eine etwa 15 cm mächtige, etwas<br />

kohlenhaltige Kulturschicht befun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r die Gegenstän<strong>de</strong> ursprünglich<br />

gelegen hatten. Solche zeigten sich nämlich nur an <strong>de</strong>n Punkten,<br />

wo <strong>de</strong>r Wind die Kulturschicht aufgerissen hatte. Die Oberfläche <strong>de</strong>r<br />

letzteren lag 7,5 m über <strong>de</strong>m Wolchow, und darunter begann geschichteter<br />

Sand; obenauf befand sich eine unebene Dünen<strong>de</strong>cke, <strong>de</strong>ren<br />

grösste Mächtigkeit 2,5 m betrug.<br />

Die erwähnten Dünenfun<strong>de</strong> haben ohne Zweifel ursprünglich<br />

teils auf <strong>de</strong>m Grenzwall selbst, teils an <strong>de</strong>ssen Fuss auf <strong>de</strong>m nach<br />

<strong>de</strong>m Ladogasee hin ausgebreiteten ebenen Sand gelegen. Der Grenzwall<br />

hat sich später bei <strong>de</strong>n Fundplätzen ganz in Dünen umgewan<strong>de</strong>lt,<br />

aber seine ursprüngliche Höhe ist gewiss ebenso gross, wenn<br />

nicht sogar etwas grösser gewesen als rechts vom Wolchow, wo<br />

<strong>de</strong>r Wallrücken reichlich 17 m und <strong>de</strong>r Wallfuss 15 m ü. d. M. misst.<br />

Da die Kulturschicht 7,5- 10,5 m über <strong>de</strong>m Flussspiegel o<strong>de</strong>r ca.<br />

13,5- 16,5 ü. d. M. liegt, kann sein Gebiet nicht besie<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n<br />

1) Dieser Fundplatz ist mir von Herrn N. I. RJEPNIKOW angewiesen wor<strong>de</strong>n.


lulius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 29<br />

sein, bevor sich <strong>de</strong>r Grenzwall gebil<strong>de</strong>t und ausser<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Spiegel<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees etwas gesenkt hatte.<br />

Die fraglichen Fun<strong>de</strong> sind, wie sich sowohl aus ihrem Charakter<br />

als auch aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Fundschicht ergibt, Wohnplatzfun<strong>de</strong>, obwohl die<br />

Ansiedlung nicht von langer Dauer gewesen zu sein scheint. Ihrem<br />

Alter nach sind die Fun<strong>de</strong> als steinzeitlich anzusprechen. Abgesehen<br />

von <strong>de</strong>n Gegenstän<strong>de</strong>n aus Feuerstein verrät nämlich die Keramik<br />

hinsichts <strong>de</strong>s Tonmaterials und <strong>de</strong>r Ornamentik eine Verwandtschaft<br />

mit <strong>de</strong>r Keramik von mehreren nordrussischen und <strong>fi</strong>nländischen Wohnplätzen<br />

<strong>de</strong>r Steinzeit. Vergleicht man die Dünenfun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Kanalfun<strong>de</strong>n,<br />

so lassen sich alJerdings auch erhebliche Verschie<strong>de</strong>nheiten<br />

feststellen, aber diese sind leicht als Entwicklungsprodukte <strong>de</strong>r Zeit zu<br />

erkennen, welche die bei<strong>de</strong>n Fundgruppen voneinan<strong>de</strong>r trennt. Die<br />

Kanalfun<strong>de</strong> haben nämlich, wie oben erwähnt, grösstenteils in Schwemmtorf<br />

o<strong>de</strong>r im untersten Teile <strong>de</strong>s geschichteten San<strong>de</strong>s gelegen, die<br />

Dünenfun<strong>de</strong> dagegen im obersten Teil <strong>de</strong>s letzteren. Die gemeinsame<br />

Mächtigkeit <strong>de</strong>r Schwemmton- und Sandschicht, die sie von <strong>de</strong>m Torfe<br />

schei<strong>de</strong>t, beträgt ca. 6 m. Es trennt also diese Fundgruppen eine wenigstens<br />

ebenso lange Zeit, als seit <strong>de</strong>r Bildung jener bei<strong>de</strong>n Schichten<br />

verstrichen ist.<br />

Während die Dünenfun<strong>de</strong> mithin auf Grund <strong>de</strong>r geologischen<br />

Schichtungsverhältnisse in spätere Zeit zu verlegen sind als die Kanalfun<strong>de</strong>,<br />

beweisen sie ihrerseits, dass die T r ans g res s ion <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

noch während <strong>de</strong>r steinzeitlichen Kultur<br />

in jener Gegend ihr Maximum erreichte und <strong>de</strong>r<br />

Wasserstand <strong>de</strong>s Sees zu sinken begann.<br />

Von <strong>de</strong>n fr ü her e n S t r an d b i 1 dun gen sei nächst <strong>de</strong>m Glint<br />

ein reichlich 6 km SE vom Neuen Ladoga unweit <strong>de</strong>s Dorfes Kabylkino<br />

von mir im Sommer 1902 angetroffener Sandakkumulationswall<br />

erwähnt. Derselbe war 1,6 m hoch, 25 m breit und von kurzer Erstrekkung.<br />

Die Höhe seines Rückens betrug ca. 25 m ü. d. M. (Aner.).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Walles begann eine staubartige Moräne mit scharfkantigen<br />

Steinen, woraufhin ich angenommen habe, dass <strong>de</strong>rselbe die Grenze


30 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

<strong>de</strong>s spätglazialen Meeres angebe (Fennia, 22, Nr 1, S. 9). In<strong>de</strong>ss ist<br />

die Höhenbestimmung unsicher, und es besteht übrigens die Möglichkeit,<br />

dass <strong>de</strong>r Wall die Ancylusgrenze bezeichnet, in welchem Falle die<br />

spätglaziale Grenze etwas höher liegen müsste.<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Sjas.<br />

Hier und in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>r Wolchowmündung herrschen analoge<br />

geologische Verhältnisse. Vom Ufer steigt dünenbe<strong>de</strong>ckte San<strong>de</strong>bene<br />

etwa 3 km lan<strong>de</strong>inwärts an bis zur Uferakkumulation aus <strong>de</strong>r Zeit<br />

<strong>de</strong>s M a x i m ums <strong>de</strong>r Lad 0 g at ra n s g res s ion. Innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Akkumulation setzt sich die Ebene weitere drei und nach SE sogar<br />

fünf Kilometer bis in die Gegend <strong>de</strong>s Dorfes Matwjejewa fort (Abb. 5).<br />

Die genannte Akkumulation bil<strong>de</strong>t eine grossartige, auf bei<strong>de</strong>n<br />

Seiten <strong>de</strong>s Flusses nach S gebogene, insgesamt vielleicht 10 km umfassen<strong>de</strong><br />

und an <strong>de</strong>r ausge<strong>de</strong>hntesten Stelle 2 km breite Wallserie.<br />

Links von <strong>de</strong>m Flusse, in einigem Abstand von ihm treten etwa zehn<br />

Sand wälle auf: alles gera<strong>de</strong>, regelmässige und mächtige Bo<strong>de</strong>nwellen.<br />

Rechts vom Fluss ist die Zahl <strong>de</strong>r Wälle noch grösser. Die äusseren<br />

sind ziemlich gera<strong>de</strong>, die inneren mehr bogenförmig und etwas abweichend<br />

orientiert. Zwischen bei<strong>de</strong>n liegt ein langes, schmales Moor,<br />

eine ehemalige Lagune. Desgleichen sind die Senken zwischen <strong>de</strong>n<br />

inneren Wällen hin und wie<strong>de</strong>r von Torf be<strong>de</strong>ckt.<br />

Die Höhenverhältnisse <strong>de</strong>r Wallserie habe ich rechts vom Fluss,<br />

SSE vom Dorfe Sjaskie Rjadki, ca. 1 km vom Fluss bestimmt, wo die<br />

Wallserie ziemlich unversehrt und nicht von Flugsand be<strong>de</strong>ckt war. Der<br />

be<strong>de</strong>utendste <strong>de</strong>r Wälle ist <strong>de</strong>r nächstäussere (siehe Abb. 10) mit einem<br />

Rücken von 19,2 m Höhe ü. d. M. Die Höhe <strong>de</strong>r Wälle nimmt<br />

lan<strong>de</strong>inwärts ab, und hinter ihnen, an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Flusses Walgama,<br />

ist die Höhe <strong>de</strong>r Ebene ungefähr dieselbe wie am Fuss <strong>de</strong>s<br />

äussersten Walles, d. h. 9 m über <strong>de</strong>m Ladogasee. Die grösste gemessene<br />

Höhe <strong>de</strong>s Flugsands betrug ugf. 20 m. ü. d. M.<br />

Auffallend ist die lange Biegung, die <strong>de</strong>r Walgama macht, um<br />

sich in <strong>de</strong>n Ladogasee zu ergiessen. Der Fluss ist früher bei Korow-


Julius Ailio. Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 3 1<br />

kina ausgemün<strong>de</strong>t, läuft aber jetzt mehrere Kilometer ganz innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Wallserie .hin, bis er, erst nach <strong>de</strong>r Vereinigung mit <strong>de</strong>m Sjas, in<br />

<strong>de</strong>n Ladogasee gelangt. Die Wallserie hat seinerzeit an <strong>de</strong>r Mündung<br />

<strong>de</strong>r Flüsse einen Damm gebil<strong>de</strong>t, und diesen Damm ist <strong>de</strong>r Walgama<br />

nicht imstan<strong>de</strong> gewesen allein zu durchbrechen, son<strong>de</strong>rn er musste sich<br />

einen an<strong>de</strong>ren Ausfluss suchen.<br />

Von <strong>de</strong>n Schichtungsverhältnissen im Ufergebiet, an <strong>de</strong>n Kanälen,<br />

ist schon oben (S. 17 f.) die Re<strong>de</strong> gewesen. Aufwärts in <strong>de</strong>r Richtung<br />

<strong>de</strong>s Sjas sind die Uferabhänge <strong>de</strong>s Flusses anfangs nur einige Meter<br />

hoch, ausschliesslich aus Sand aufgebaut, bis sie sich sofort hinter<br />

<strong>de</strong>m Dorfe 11,5- 13 m über <strong>de</strong>n Flussspiegel erheben. Einen halben<br />

Kilometer SE von <strong>de</strong>r Kirche an <strong>de</strong>m rechten Steilufer <strong>de</strong>s Flusses<br />

war die Schichtenfolge diese:<br />

NW<br />

~ Lado ..3'" (5.. ~,) ; '.; '.'<br />

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32 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

ja sogar eine dünne Torflage. Über <strong>de</strong>m Sand wur<strong>de</strong> dieselbe Torfschicht<br />

wie an <strong>de</strong>r vorerwähnten Stelle angetroffen. - Gut 1 km SE<br />

von <strong>de</strong>r Kirche (Abb. 11 b) war die zuletzt genannte Schicht nur 1 dm<br />

mächtig und von Sand, nicht von Schwemmton überlagert. Einen halben<br />

Meter höher zeigten sich in <strong>de</strong>m geschichteten hellgelben Sand feine<br />

Torfstreifen, anfangs dichter, dann immer spärlicher.<br />

Zwei Kilometer von <strong>de</strong>r Kirche war die Torfschicht vollständig<br />

verschwun<strong>de</strong>n. Der in ihrem Niveau liegen<strong>de</strong> Sand enthielt nur dünne<br />

Torfstreifen und g renzte aufwärts an eine 5-6 cm mächtige grobsandige<br />

Schicht, die von <strong>de</strong>m geschichteten, feinen , gelben Sand und zuoberst<br />

von Flugsand überlagert war. Etwas weiter aufwärts, an einer<br />

a<br />

h c d<br />

10 m<br />

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:~ ':' .:.', :':',:: s eI n c'<br />

8<br />

6<br />

2<br />

o<br />

Abb. 11.<br />

Pro<strong>fi</strong>l e <strong>de</strong>r Schichtenfolge am Unterlauf <strong>de</strong>s Sjas.<br />

Bachravine (Abb. 11 c), fehlte die erwähnte grobe Sandschicht.<br />

rostbraune, untere Sandschicht war von <strong>de</strong>m gelben, feine Torfstreifen<br />

enthalten<strong>de</strong>n Sand nur durch eine schmutziggraue dünne Lage<br />

getrennt.<br />

Nach INOSTRANZEW tritt in <strong>de</strong>m linken Steil ufer <strong>de</strong>s Flusses,<br />

gleich oberhalb <strong>de</strong>r Fähre, eine Torfschicht mit halbverkohlten Bäumen<br />

auf. Auf <strong>de</strong>rselben Seite <strong>de</strong>s Flusses, weiter oben auf <strong>de</strong>r Ebene,<br />

1 km innerhalb <strong>de</strong>r Wallserie unweit <strong>de</strong>s Dorfes Po d re bin je war<br />

die Schichtenfolge dieselbe wie in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Kirche (Abb. 11 d).<br />

Zuunterst lag ca. 4 m mächtig leicht bläulicher Ton ohne <strong>de</strong>utliche<br />

Schichtung. Dann folgte 2 m Sand und darüber die Tor f s chi c h t,<br />

die nach <strong>de</strong>n von LINDBERG analysierten Proben, sowie auch die oben-<br />

Die


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasecs. 33<br />

erwähnten Torfbildungen auf eine am Orte gewachsene Sumpfvegetation<br />

hinweisen (Kap. II, 9-11). Den Torf überlagerte <strong>de</strong>r Schwemmton mit<br />

Sandstreifen, annähernd 1 m mächtig, und zuoberst lag Sand mit dünnen<br />

Tonschichten. Das Pro<strong>fi</strong>l zeigt, dass sich <strong>de</strong>r Ladogasee zur Zeit<br />

seiner weitesten Aus<strong>de</strong>hnung buchtartig nach <strong>de</strong>m Sjas zu vorgeschoben<br />

hat. Ober- und unterhalb <strong>de</strong>s Dorfes Matwjejewa tritt bei<strong>de</strong>rseits<br />

<strong>de</strong>s Flusses eine schöne Terrasse auf, <strong>de</strong>ren Fuss ca. 10m über <strong>de</strong>m<br />

Wasserspiegel <strong>de</strong>s Sjas (Messung mit Elv.-Sp.) und vielleicht 18-19 m<br />

ü. d. M. liegt. Wie weit aufwärts solche <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Ladogatransgression<br />

angehören<strong>de</strong> Flussterrassen sich erstrecken, ist mir nicht<br />

bekannt.<br />

In <strong>de</strong>n Dünen am Sjas sind ebenfalls s t ein z e i tl ich e Fun d e<br />

angetroffen wor<strong>de</strong>n. Nach RJEPNIKOW sind sie massenhaft in <strong>de</strong>r Gegend<br />

<strong>de</strong>r Walgamamündung und unterhalb <strong>de</strong>s Dorfes Rogoschin aufgetreten<br />

(V. BhIrlYCKb C60pHYlKa HOBrOp0.ll.CKarO 061ll.. Jh06Y1TeJIeH:<br />

.lI.peBHOCTeH, S. 13). Ein Teil <strong>de</strong>r von ihm gesammelten Tongefässfragmente<br />

scheint durch W. I. KAMENSKIJ in das anthropologisch-ethnographische<br />

Museum <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Petrograd<br />

gekommen zu sein. Unterhalb <strong>de</strong>r Walgamamündung (Abb. 9) habe ich<br />

in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Grenzwalles eine Anzahl zugeschlagene Feuersteinsplitter<br />

(darunter auch einen Gegenstand), Tongefässfragmente und<br />

verbrannte Knochensplitter aufgelesen. Im San<strong>de</strong> waren auch sonst<br />

Sie<strong>de</strong>lungsspuren zu erkennen, wie russige Steine - Überreste von<br />

Feuerstellen - aus <strong>de</strong>ren Nähe die Gegenstän<strong>de</strong> in mehreren Fällen<br />

stammten. In weitem Umfang war die Kulturschicht teilweise o<strong>de</strong>r<br />

ganz vernichtet, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Wind Sand daraus weggetrieben und so<br />

die Fun<strong>de</strong> blossgelegt hatte. Die Kulturschicht erschien eben und lag<br />

10 m über <strong>de</strong>m Flussniveau o<strong>de</strong>r 15,4 m ü. d. M.<br />

Die fraglichen Fun<strong>de</strong> zeigen <strong>de</strong>nselben Charakter wie die Dünenfun<strong>de</strong><br />

vom Wolchow. Ihre Lage, ihre Fundumstän<strong>de</strong> und ihre geologische<br />

Schicht entsprechen auch <strong>de</strong>nen am Wolchow. Daher erheischen<br />

die Fun<strong>de</strong> keinen beson<strong>de</strong>ren Kommentar.<br />

3


34 Bulletin <strong>de</strong> la Commission gcologique <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -i5.<br />

Am oberen Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ebene bemerkte ich im Sommer 1902<br />

nahe <strong>de</strong>m Dorfe Ostrow, ca. 5 km E <strong>de</strong>r Kirche von Sjaskie Rjadki,<br />

einen 70 m breiten und 1,5 m hohen Sandwall. Nach <strong>de</strong>r Angabe <strong>de</strong>s<br />

Aneroids lag er 24,5 m Ü. d. M. Innerhalb <strong>de</strong>sselben <strong>de</strong>hnt sich eine<br />

ziemlich weite Wiesenebene bis zu <strong>de</strong>m hohen Rücken aus, auf <strong>de</strong>m<br />

das Dorf Ostrow liegt (51 m Ü. d. M., Aner.). Der Rücken sinkt sanft<br />

nach <strong>de</strong>r Ebene ab, ohne eine <strong>de</strong>utliche Terrasse zu bil<strong>de</strong>n. Der Bo<strong>de</strong>n<br />

besteht auf <strong>de</strong>n Wiesen aus sandgemischtem Ton ohne bemerkbare<br />

Schichtung, auf <strong>de</strong>m Rücken ist er steinfreier, staubartiger Geschiebelehm.<br />

Mithin dürfte <strong>de</strong>r obere Rand <strong>de</strong>r Ebene die Grenze<br />

<strong>de</strong>s s p ä t g la z i ale n Me e res an<strong>de</strong>uten, und <strong>de</strong>r Wall, welcher<br />

vermutlich etwas niedriger als <strong>de</strong>r Rand <strong>de</strong>r Ebene liegt, wäre daher<br />

als <strong>de</strong>r Grenzwall <strong>de</strong>r An c y lu s t r ans g res S ion - nicht <strong>de</strong>r spätglazialen<br />

Transgression, wie ich früher vermutet habe (Fennia, 22,<br />

Nr. 1, S. 9) - zu betrachten.<br />

Dorf Sagubje.<br />

Auf <strong>de</strong>r Reise von Sjasskie Rjadki nach Sagubje, einem hinter<br />

o<strong>de</strong>r S von <strong>de</strong>r Bucht an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Swir liegen<strong>de</strong>n Dorfe, sah<br />

ich am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s neuen Kanals stellenweise eine möglicherweise aus<br />

<strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Ladogatransgression stammen<strong>de</strong> Torfschicht, die einmal<br />

1 km lang und 3 dm mächtig war (z. B. östlich von <strong>de</strong>r Landungsbrücke<br />

von Schurjag), dann wie<strong>de</strong>r nur 1 dm mächtige linsenförmige<br />

Fetzen o<strong>de</strong>r einen schwachen schwarzen Streifen bil<strong>de</strong>te. Bisweilen<br />

zeigte sich in <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kanales Geschiebelehm und<br />

einmal sogar (ca. 3 km W von Sagubje) <strong>de</strong>vonischer Gesteinsbo<strong>de</strong>n.<br />

Durchgehends in ca. 1,5-4 km Abstand vom Ladogasee läuft <strong>de</strong>ssen<br />

Grenzwall wenigstens bis S von <strong>de</strong>m Pergishnosee, nahe Sagubje.<br />

Nach <strong>de</strong>r topographischen Karte liegt auch W von diesem See ein Wall,<br />

und <strong>de</strong>ssen Fortsetzung dürfte <strong>de</strong>r W von Sagubje auf <strong>de</strong>r Landzunge<br />

auftreten<strong>de</strong>, mehrere Kilometer lange Strandwall sein.<br />

NW von <strong>de</strong>m neuen Kanal war <strong>de</strong>r letztere ca. 75 m breit, reichlich<br />

2 m hoch und von prächtigem Aussehen. Nach N zu verschmä-


Julius Ai/ia, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 35<br />

lerte er sich und wur<strong>de</strong> etwas niedriger, aber weiterhin verbreiterte und<br />

hob er sich bis zu seinen früheren Dimensionen. Der Rücken <strong>de</strong>s<br />

Walles liegt 15,1 m, <strong>de</strong>r Fuss annähernd 13 m Ü. d. M. In seiner<br />

Form und seinen Massen erinnerte <strong>de</strong>r Wall an <strong>de</strong>n Grenzwall <strong>de</strong>r<br />

Ladogatransgression, aber schon die niedrige Lage <strong>de</strong>r Gegend hin<strong>de</strong>rt<br />

uns ihn inbezug auf das Alter mit diesem zu parallelisieren, vielmehr<br />

ist seine Entstehung eher in die Zeit <strong>de</strong>r Regression <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

zu verlegen.<br />

In nordöstlicher Richtung erscheint ein an<strong>de</strong>rer, 20 m breiter und<br />

1,5 m hoher, schwach aber ziemlich regelmässig ausgebil<strong>de</strong>ter Wall,<br />

<strong>de</strong>ssen Rücken 12,1 m ü. d. M. liegt. Er setzt sich ca. 2 km NW von<br />

<strong>de</strong>m Kanal fort. VOJ1 <strong>de</strong>m Wall bis zum Ufer <strong>de</strong>r Bucht breitet sich<br />

eine ebene Wiesenfläche aus.<br />

Es ist wahrscheinlich, dass die in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n Wälle z. B.<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n untersten Wällen <strong>de</strong>s Ufergebiets von Putilowo (vgl. Abb. 4)<br />

entsprechen und dass <strong>de</strong>r bis zum Pergishnosee vorstossen<strong>de</strong> Grenzwall<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees, die Entsprechung <strong>de</strong>s dritten o<strong>de</strong>r nächstinneren<br />

Walles von Putilowo, schon in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Pergishnosees nach E<br />

umbiegt (s. Kartenbeilage I).<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Swi r.<br />

Die Ostküste <strong>de</strong>s Ladogasees ist von <strong>de</strong>m Devonglint bis in die<br />

Gegend von Pitkäranta mit einer flachen Ufernie<strong>de</strong>rung gesäumt, die<br />

im S 50- 60 km, aber im N nur 1 km breit o<strong>de</strong>r noch schmäler ist.<br />

Hie und da erheben sich einzelne Kuppen und Rücken, wie Konnunselkä,<br />

Saarimäki und Sammatuksenmäki, alle S und SE <strong>de</strong>r Stadt<br />

Olonez, und Yläinen N <strong>de</strong>r Stadt.<br />

Die ganze Nie<strong>de</strong>rung, die vom Ufer langsam bis in ca. 50 m<br />

Höhe ansteigt (siehe W. RAMSAY, Quartärgeologisches aus Onega­<br />

Karelien, Fennia 22, Nr. 1, hypsographische Tafel), ist von quartären<br />

Bildungen be<strong>de</strong>ckt. Das feste Gestein steht nur in geringer Aus<strong>de</strong>hnung<br />

an <strong>de</strong>r russisch-<strong>fi</strong>nnischen Grenze sowie im nordwestlichen Teil <strong>de</strong>s<br />

Kirchspiels Salmi an.


36 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -+5.<br />

Etwa in <strong>de</strong>r Mitte streicht durch die Nie<strong>de</strong>rung eine Osbildung<br />

mit NW- SE-Richtung. Im südlichen Teil <strong>de</strong>s Kirchspiels Salmi tritt<br />

sie verhältnismässig nahe an <strong>de</strong>r Küste auf, auf <strong>de</strong>r russischen Seite<br />

habe ich sie etwas S <strong>de</strong>r Stadt Olonez bis zum Alexan<strong>de</strong>r Swirskij­<br />

Kloster verfolgt. Auf <strong>de</strong>r letzteren Strecke ist <strong>de</strong>r Os meistenteils eingeebnet,<br />

aber manchenorts ergibt sich sein Charakter doch <strong>de</strong>utlich aus<br />

<strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Rücken, Hiigel und trichterförmigen Senken. In <strong>de</strong>m<br />

Hügel Patsasmäki, ca. 4 km N von <strong>de</strong>m Kloster, erreicht <strong>de</strong>r Os seine<br />

grösste Höhe. Stattlich ist er auch in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Klosters selbst;<br />

<strong>de</strong>r Klostersee wie auch <strong>de</strong>r nördlicher liegen<strong>de</strong> Walkeajärwi sind in<br />

Ossenken entstan<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Osbildung <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n sich Sandund<br />

Tonsedimente, oft von umfangreichen, baumlosen Mooren verhüllt.<br />

Die Gegen<strong>de</strong>n am Unterlauf <strong>de</strong>s Swir haben auf weite Erstreckungen<br />

eine tiefe Lage. Die Uferabhänge <strong>de</strong>s Flusses erheben sich von 0,5 m<br />

an <strong>de</strong>r Mündung und 2-3 m oberhalb Sermaks bis zu 10 m bei<br />

Gnilnoje (Sawisaari) und Gorka. Sie sind manchmal mit Flug and be<strong>de</strong>ckt,<br />

wie an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Schotkusa und an <strong>de</strong>r weiter oberhalb<br />

liegen<strong>de</strong>n Biegung von Kollatsch. An <strong>de</strong>r letzteren Stelle glaubte ich<br />

vom Schiff aus in <strong>de</strong>r Uferböschung Torf, darüber dunklen Schwemmton<br />

und dann Sand unterschei<strong>de</strong>n zu können. Im allgemeinen macht das<br />

Bett <strong>de</strong>s Swir im Unterlauf mit seinen steilen, nackten Uferabhängen<br />

einen jungen Eindruck. Ein höheres Alter zeigt es schon in <strong>de</strong>r Gegend<br />

von Gorka, wo die Uferabhänge abgerun<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>nudiert sind.<br />

An <strong>de</strong>m Fluss hin erscheinen übrigens hie und da, obwohl im Unterlauf<br />

seltener, Erosionsterrassen, welche auf die sukzessive Vertiefung<br />

und Verschmälerung <strong>de</strong>s Flussbettes hinweisen.<br />

Unweit <strong>de</strong>s Dorfes Gnilnoe entsen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Swir westwärts eine<br />

ca. 7 km lange schmale Ausbuchtung, an <strong>de</strong>ren W-En<strong>de</strong> das Dorf<br />

Kut-Lachta liegt. Auf <strong>de</strong>r Karte erscheint sie unverständlich, sozusagen<br />

wie ein Blinddarmappendix. In Wirklichkeit ist sie auch ein Rudiment,<br />

nämlich <strong>de</strong>r frühere Ausflusskanal <strong>de</strong>s Swir (Abb. 15).<br />

Inbezug auf ihre Topographie stellt die Ausbuchtung ein Stück<br />

von <strong>de</strong>m weiter oben hinfliessen<strong>de</strong>n Swir dar. Ihre Ufer sind hoch,


Abb. 12.<br />

Die das frühere AlIsflll ssbett <strong>de</strong>s Swir abdämmen<strong>de</strong> Grenza kkllmlliation<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees bei KlIt-Lachta, innere Seite.<br />

Abb. 13.<br />

Di e Grenzterrasse <strong>de</strong>s Ladogasecs beim Dorfe Oriseläll kylä, Mantsinsaari<br />

(S. 43).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 37<br />

stellenweise steigen sie bis wenigstens 10m an, und die Tiefe ist<br />

beträchtlich.<br />

Nach <strong>de</strong>n Beobachtungen <strong>de</strong>r Fischer misst ihr Wasser<br />

gewöhnlich 15 m, aber bei Nawolok und Usadischtsche (das erstere ist<br />

das mittlere, das letztere das östlichste dreier am N-Ufer <strong>de</strong>r Ausbuchtung<br />

gelegenen Dörfer) 23-26 m.<br />

An <strong>de</strong>r Mündung ist es dagegen<br />

seichter, angeblich nur 6-8 m tief.<br />

Das W-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausbuchtung wird von einer mächtigen, fast rechtwinkelig<br />

zur Längsachse <strong>de</strong>rselben gestellten: Sandakkumulation abgedämmt<br />

(Abb. 12 u. 14), <strong>de</strong>ren Entfernung vom Ladogasee 7 km beträgt.<br />

Von <strong>de</strong>r Hochwassergrenze <strong>de</strong>r Ausbuchtung steigt eine ziemlich<br />

w<br />

::


38 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -15.<br />

tion als ein einzelner, beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>r inneren Böschung steiler Wall.<br />

Auf bei<strong>de</strong>n Seiten liegt ebene, namentlich nach innen zu hie und da<br />

undulieren<strong>de</strong> Sand hei<strong>de</strong>. Im Abstand von einigen Kilometern endigt die<br />

innere Hei<strong>de</strong>, und ein Moor schiebt sich bis unmittelbar in die Flanke<br />

<strong>de</strong>s Walles vor. Der Wall selbst setzt sich Dutzen<strong>de</strong> von Kilometern<br />

fort und hält sich dabei im allgemeinen in 1-2 km Entfernung vom<br />

Ufer <strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Dieselbe Strandlinie, welche durch die fragliche Akkumulation<br />

markiert wird, erscheint innerhalb <strong>de</strong>rselben als Abrasionsterrasse,<br />

die nördlich. <strong>de</strong>r Ausbuchtung in die Böschung <strong>de</strong>r San<strong>de</strong>bene eingeschnitten<br />

ist. Von <strong>de</strong>r Gegend von Gorka ab streicht die Terrasse<br />

nahe <strong>de</strong>m N-Ufer <strong>de</strong>r Ausbuchtung nach Usadischtsche zu, biegt da<br />

laut Angabe nach NW ab und schliesst sich 8-9 km N von Kut­<br />

Lachta unter einem spitzen Winkel an <strong>de</strong>n Akkumulationswall an. In<br />

<strong>de</strong>r Nähe von Usadischtsche liegt <strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r Terrasse nach einer<br />

Messung von mir 12,6 m über <strong>de</strong>m Swir o<strong>de</strong>r 19,8 m ü. d. M.; ihre<br />

Böschung ist 4 m hoch. Eine entsprechen<strong>de</strong> Terrasse fehlt auf <strong>de</strong>r<br />

Südseite <strong>de</strong>r Ausbuchtung, die während <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Terrasse<br />

möglicherweise recht weit unter <strong>de</strong>m Wasser gelegen hat.<br />

Am Swir aufwärts fällt die grossartige steile, 2 km lange Flussterrasse<br />

von Lo<strong>de</strong>inojepole ins Auge - dieselbe, auf <strong>de</strong>r die Stadt liegt.<br />

Ihr Fuss be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich bei <strong>de</strong>m Friedhof <strong>de</strong>r Stadt ca. 9 m über <strong>de</strong>m<br />

Flussspiegel (Messung mit Elv.-Sp.), und die Böschung steigt in <strong>de</strong>mselben<br />

Masse an. l )<br />

Unweit <strong>de</strong>s Dorfes Rutschei (Ojasiinkylä), am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Palyschamoores,<br />

am rechten Ufer <strong>de</strong>s Swir, ca. 10 km unterhalb Lo<strong>de</strong>inojepole<br />

1) Der mittlere Wasserstand <strong>de</strong>s Swir beträgt an <strong>de</strong>r höchsten Stelle, bei WosnesensI


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 39<br />

ist laut Angabe unter <strong>de</strong>m Sand, in einer Tiefe von 2 Arschin (0,7 m)<br />

"schwarze Er<strong>de</strong>, durch welche die Schippe nicht durchdrang", angetroffen<br />

wor<strong>de</strong>n - wahrscheinlich ein Torflager. Die Lokalität dürfte<br />

etwas unterhalb <strong>de</strong>r Maximalgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees liegen.<br />

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. 10 Kilom.<br />

Abb. iS. Die Mündur.gsbucht <strong>de</strong>s Swir. Nach <strong>de</strong>r Seekarte.<br />

Die Tiefe ist nahe <strong>de</strong>m Ufer in Fussen (= 0,305 m), weiter weg in Fa<strong>de</strong>n (= 6 Fuss)<br />

angegeben. Die Terrasse im oberen Winkel rechts zeigt die Lagune an, welche vom<br />

Grenzwall <strong>de</strong>s Ladogasees (SW von Kut-Lachta) abgeschnürt war.<br />

Kombiniert ergeben die angeführten Tatsachen folgen<strong>de</strong>s Bild von<br />

<strong>de</strong>r E n t w i c k I u n g <strong>de</strong>s U n t e r lau f s <strong>de</strong>s S wir. Da <strong>de</strong>r Ladogasee<br />

in seinem S-En<strong>de</strong> vor Beginn seiner Transgression niedriger war als<br />

heute, mün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Swir durch die oben beschriebene Ausbuchtung<br />

von Kut-Lachta in ihn, in<strong>de</strong>m er sein Bett sehr tief erodiert hatte.


40 Bulletin <strong>de</strong> la Commission geologiquc <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Danach hob sich <strong>de</strong>r See und bil<strong>de</strong>te an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Swir eine<br />

etwa bis Gorka reichen<strong>de</strong> breite Bucht, <strong>de</strong>ren N-Ufer die Abrasionsterrasse<br />

von Gorka- Usadischtsche markiert. Eine Fortsetzung dieser<br />

Bucht o<strong>de</strong>r ein <strong>de</strong>rzeitiges Bett <strong>de</strong>s Swir dürfte u. a. die Terrasse von<br />

Lo<strong>de</strong>inojepole sein. An <strong>de</strong>r höchsten Grenze <strong>de</strong>r Transgression baute<br />

sich am Ufer <strong>de</strong>s Ladogasees ein mächtiger Akkumulationswall auf,<br />

<strong>de</strong>r die Bucht vom Ladogasee abschnürte. Die so entstan<strong>de</strong>ne Lag une<br />

war anfangs wohl ganz abflusslos, alsbald aber wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wall, wahrscheinlich<br />

an <strong>de</strong>rselben Stelle, wo ihn dpr Swir heute durchbricht,<br />

erodiert. Die damalige Deltabildung be<strong>de</strong>ckte u. a. die mutmassliche<br />

Torfschicht beim Dorfe Rutschei. Als sich dann nach <strong>de</strong>r Entstehung<br />

<strong>de</strong>r Newa <strong>de</strong>r Ladogasee zu senken begann, verschob <strong>de</strong>r Swir seine<br />

Mündung immer mehr und mehr nach unten und begann sein Bett in<br />

die ehemaligen Deltaschichten einzuschnei<strong>de</strong>n, wobei er sich auf <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>m Nehrungswall be<strong>fi</strong>ndlichen Sund zu richtete. Die alte Abflussrinne<br />

war stark verstopft wor<strong>de</strong>n und sie blieb "tot", <strong>de</strong>nn es konnte<br />

in ihr kein Strom, keine erodieren<strong>de</strong> Kraft mehr entstehen. Ausserhalb<br />

<strong>de</strong>s Nehrungswalles wur<strong>de</strong> die Fortsetzung <strong>de</strong>r Abflussrinne unter <strong>de</strong>n<br />

während <strong>de</strong>r Ladogaregression hier andauern<strong>de</strong>n Uferakkumulationen<br />

begraben. Dort ist auf <strong>de</strong>r Seekarte keine Spur von ihr zu sehen<br />

(Abb. 15).<br />

Vom Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Terrasse von Lo<strong>de</strong>inojepole breitet sich nach S<br />

eine weite San<strong>de</strong>bene aus, die am Fusse <strong>de</strong>s Rückens von Schamensk<br />

bis in 41 - 44 m Höhe ansteigt (An er.; das Niveau <strong>de</strong>s Ladogasees ist<br />

übrigens zu hoch, das Gefälle <strong>de</strong>s Swir dagegen zu gering angenommen)<br />

und an einige schwach markierte Uferbildungen angrenzt. In dieser<br />

Höhe dürfte die s p ä t g la z i ale Me e res g ren z e zu suchen sein,<br />

<strong>de</strong>nn weiter aufwärts zeigen sich keine Spuren mariner Einwirkung<br />

(vgl. Fennia 22, Nr. 1, S. 9).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 41<br />

Mündung <strong>de</strong>s Pisinjoki.<br />

An <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Pisinjoki (06}!{aHCKa5I p1>Ka) tritt <strong>de</strong>r von<br />

Kut-Lachta fortsetzen<strong>de</strong> G ren z wall <strong>de</strong>s Lad 0 gas e es, einige<br />

hun<strong>de</strong>rt Meter von diesem streichend, schön - hervor wie ein kleiner<br />

Geröll-Os. Seine Breite beträgt 20- 30 m, seine Höhe aussen ca. 4,<br />

innen 6 m. Am Fusse ist das Sand feld etwas gewellt. Der Rücken<br />

<strong>de</strong>s Walles be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich 21,1 m Ü. d. M.<br />

Auf <strong>de</strong>r inneren Seite, unweit <strong>de</strong>s Flusses ist eine kurze Flussterrasse<br />

zu erkennen, <strong>de</strong>ren Fuss ca. 11 m und <strong>de</strong>ren Böschung mit<br />

<strong>de</strong>m oberen Ran<strong>de</strong> 15,4 m Ü. d. M. liegt.<br />

Im Zusammenhang hiermit sei erwähnt, dass in die Moränenabhänge<br />

<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Gegend liegen<strong>de</strong>n, etwa 100 m hohen Saarimäki<br />

eine grossartige, schätzungsweise 50 m Ü. d. M. hinausragen<strong>de</strong> Abrasionsterrasse<br />

eingeschnitten ist, welche wahrscheinlich die spätglaziale Meeresgrenze<br />

angibt. Der Fuss <strong>de</strong>r Terrasse ist stark verrutscht und durch<br />

die Anlage von Äckern abgerun<strong>de</strong>t.<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Olonezflusses.<br />

An <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Olonezflusses erhebt sich <strong>de</strong>r Flugsand<br />

zu baumhohen Hügeln, während er flussaufwärts in niedrigen, länglichen<br />

Hügelchen ca. 2 km weit, d. h. bis zur Biegung <strong>de</strong>s Flusses<br />

nach SE fortläuft. Zugleich tritt östlich vom Flusse eine einige Kilometer<br />

lange Wallserie auf. Diese wird von fünf prächtigen Wällen<br />

gebil<strong>de</strong>t, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r äusserste, höchste, eine Fortsetzung <strong>de</strong>s Walles<br />

am Pisinjoki darstellt und sich weiter bis nach <strong>de</strong>m Dorfe Witele zieht,<br />

wo er in eine Terrasse übergehen soll. Der Rücken <strong>de</strong>s höchsten Walles<br />

liegt am N-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wallserie, 4 km NW von <strong>de</strong>m Dorfe Juoksiala,<br />

20,4 m Ü. d. M. und ca. 5 m über <strong>de</strong>m am Innenrand <strong>de</strong>s Walles anfangen<strong>de</strong>n<br />

Torfmoore (siehe Abb. 16).<br />

Die beschriebene G ren z a k k um u la t ion <strong>de</strong>s Lad 0 gas e es<br />

tritt auch hier als Nehrungswall auf, <strong>de</strong>r eine sich nach SE, in <strong>de</strong>r<br />

Richtung <strong>de</strong>s Unterlaufs <strong>de</strong>s Olonezflusses und <strong>de</strong>s Eenemajoki etwa


42 Bulletin <strong>de</strong> 1a Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> :0 45<br />

30 km weit erstrecken<strong>de</strong> Lagune vom Ladoga abgeschnürt hat (s. die<br />

I. Beilage). Wie weit sich die Lagune nach <strong>de</strong>n Seiten ausgebreitet<br />

hat, ist ohne genaue Kenntnisse <strong>de</strong>r Niveauverhältnisse schwer zu<br />

sagen. Dass es sich wirklich um eine Lagune aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Transgression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees han<strong>de</strong>lt, zeigt u. a. ein Pro<strong>fi</strong>l, wie ich es oben<br />

von mehreren an<strong>de</strong>ren Örtlichkeiten gegeben habe. Dieses bezieht sich<br />

auf <strong>de</strong>n rechten Uferabhang <strong>de</strong>s Eenemajoki, bei <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>sselben<br />

in <strong>de</strong>n Mägräjoki, im Dorfe Ylä-Hamala, auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gehöfts<br />

von Michael Wasiljewitsch Sokolow, 8- 9 km SE von <strong>de</strong>r Stadt Olonez.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>s Ufers war reichlich 5 m, und das Gefäll <strong>de</strong>s Flusses<br />

zum Ladogasee wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Eenemajoki und <strong>de</strong>n Olonezfluss<br />

gebauten Mühldämmen auf annähernd 1,5 m (2 Arschin) geschätzt.<br />

Abb. 16.<br />

? 1500 m<br />

L~n!l.l1l)


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 43<br />

Küste <strong>de</strong>s Kirchspiels Salmi und Inseln Lunkulan- und Mantsinsaari.<br />

Fast an <strong>de</strong>r ganzen Küste <strong>de</strong>s Kirchspiels Salm i bis zum Unterlauf<br />

<strong>de</strong>s Uuksunjoki im NW sowie auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s Kirchspiels tritt<br />

die T ra n s g res s ion s g ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s abwechselnd<br />

in <strong>de</strong>r Form von Abrasionsterrassen und Akkumulationsbildungen auf.<br />

Ihre Entfernung vom Ladogasee beträgt im allgemeinen 0,5- 1 km.<br />

An <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Miinalanjoki hat sich eine Bucht, am Unterlauf<br />

<strong>de</strong>s Kirkkojoki und an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Uuksunjoki ein Sund befun<strong>de</strong>n,<br />

Lunkulansaari hat zwei und Mantsinsaari mehrere Inselchen<br />

gebil<strong>de</strong>t (siehe die Karte, Fennia 14, Nr. 2).<br />

Die abwechslungsreichsten und schönsten Strandbildungen <strong>de</strong>s<br />

Ladogasees weist gera<strong>de</strong> das Kirchspiel Salmi wie auch die gegenüberliegen<strong>de</strong><br />

Küste zwischen Kexholm und <strong>de</strong>r russischen Grenze<br />

auf. Namentlich Mantsinsaari ist mit <strong>de</strong>m Reiz seiner Strand bildungen<br />

und <strong>de</strong>r Regelmässigkeit seiner ganze~<br />

Kon<strong>fi</strong>guration als Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Skulptur- und Schaffenskraft <strong>de</strong>r Wellen eine wahre Augenwei<strong>de</strong> für<br />

<strong>de</strong>n Geologen.<br />

An <strong>de</strong>r höchsten Grenze <strong>de</strong>s Ladogasees hat sich an <strong>de</strong>n sanft<br />

geneigten Partien infolge <strong>de</strong>r Topographie und Bo<strong>de</strong>nart <strong>de</strong>r Lokalität<br />

bald ein einzelner, aus Sand o<strong>de</strong>r Kies o<strong>de</strong>r ausschliesslich aus Geröll<br />

aufgebauter Wall akkumuliert, bald aus Sand eine Wallreihe aufgeschichtet.<br />

Die Bildung <strong>de</strong>r letzteren hat während <strong>de</strong>r Regression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees fortgedauert, sodass sie sich bisweilen, wie z. B. auf<br />

Mantsinsaari, bis an <strong>de</strong>n heutigen Strand erstrecken und bis 20 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Wälle umfassen.<br />

Wo die Küste höher gewesen ist, hat die vorherrschen<strong>de</strong> Moräne<br />

o<strong>de</strong>r stellenweise <strong>de</strong>r fluvioglaziale Schotter Gelegenheit zur Entstehung<br />

längerer o<strong>de</strong>r kürzerer Abrasionsterrassen gegeben (Abb. 13). Bisweilen<br />

wird <strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r Terrassen von grossartigen Geröllfel<strong>de</strong>rn geSäumt,<br />

die als Reste <strong>de</strong>s durch die Abrasion abgescheuerten Bo<strong>de</strong>ns zu betrachten<br />

sind.<br />

Auf Mantsinsaari ist das Fortschreiten <strong>de</strong>r Abrasion<br />

durch das Felsengerüst <strong>de</strong>r Insel aufgehalten wor<strong>de</strong>n, das sich manchmal<br />

an <strong>de</strong>n vorspringen<strong>de</strong>n Partien entblösst und sozusagen die Eck-


4-! Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

steine <strong>de</strong>r Insel bil<strong>de</strong>t.<br />

Die Felsen bestehen allerdings aus leicht<br />

spaltbarem und verwittern<strong>de</strong>m Olivindiabas, weshalb auch ihre Wi<strong>de</strong>rstandskraft<br />

einigermassen beschränkt gewesen ist.<br />

Die Wellen haben<br />

daher stellenweise auch die fragliche Strandlinie in sie eingezeichnet<br />

und mitunter sogar säulenartige Abrasionszeugen ausgearbeitet.<br />

besten skulptiert ist jedoch die Diabasterrasse an <strong>de</strong>n schroffwandig<br />

aufsteigen<strong>de</strong>n, romantischen Inseln Iljinsk und Pyhityssaari in <strong>de</strong>r<br />

Nähe von Walamo.<br />

Die H ö h e n lag e <strong>de</strong>r e r w ä h n t e n Lad 0 gag ren z e gibt<br />

die folgen<strong>de</strong> Ta belle (S. 45) wie<strong>de</strong>r. Mit gütiger Erlaubnis <strong>de</strong>s Direktors<br />

<strong>de</strong>r Geologischen Kommission, Prof. J. J. SEDERHOLM, sind darin auch<br />

die Ergebnisse mehrerer von mir 1895-<br />

Am<br />

96 für die Kommission ausgeführter,<br />

früher nicht veröffentlichter Messungen aufgenommen.<br />

Eine in bezug auf ihre Höhenverhältnisse bemerkenswerte Strandbildung<br />

ist die Wallserie von Oriselkä-<br />

Saukkanen, die im Bogen<br />

ziemlich von S nach N zwischen zwei Abrasionsterrassen hinläuft (siehe<br />

die Karte von Mantsinsaari, Fennia 14, Nr. 2). Der innerste <strong>de</strong>r Wälle<br />

ist am N-En<strong>de</strong> niedrig, erhebt sich aber am S-En<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m er sich zu<br />

einer schwach wellenförmigen kleinen Wallserie ausbreitet. Der nächstfolgen<strong>de</strong><br />

Wall ist dagegen am S-En<strong>de</strong> niedrig, nur etwas höher als<br />

<strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>rselben Lokalität gelegenen Abrasionsterrasse, aber<br />

an seinem N-En<strong>de</strong> steigt er um annähernd 8 m höher. Zugleich geht<br />

das Material <strong>de</strong>s Walles, das anfangs in kopfgrossen und dann in<br />

kleineren Geröllsteinen bestand, in feinen Sand über. Die regelmässigen<br />

Konturen <strong>de</strong>r Wälle und ihre Erhebung in <strong>de</strong>r entgegengesetzten Richtung<br />

dürfte wohl am besten so zu erklären sein, dass <strong>de</strong>r innerste<br />

Wall von <strong>de</strong>n aus NE, <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n aus SE herankommen<strong>de</strong>n,<br />

bei ihrem Vordringen längs <strong>de</strong>m Ufer immer höher steigen<strong>de</strong>n<br />

Brandungswogen akkumuliert wor<strong>de</strong>n ist, wobei jedoch wohl die Flugsandbildung<br />

mitgewirkt hat.<br />

Auf Mantsinsaari ist an zwei Stellen Tor fun t erd e n<br />

S t r a n d w ä II engefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n: sowohl am SW-Rand <strong>de</strong>s Moores<br />

Suurisuo als W von <strong>de</strong>m Moore Härkämäensuo. Um diese Ablagerungen<br />

verstehen zu können, muss man annehmen, dass die Insel vor


Julius Ai/ia, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 45<br />

Lokalität<br />

Charakter <strong>de</strong>r Uferbildung<br />

Höhe in Metern<br />

über<br />

<strong>de</strong>m<br />

Ladoga<br />

<strong>de</strong>m<br />

Meere<br />

Küste von Salmi<br />

1) Nurmosenoja unweit <strong>de</strong>r<br />

russ. Grenze<br />

2) Ristanniemi, a. d. Mündung<br />

<strong>de</strong>s Kirkkojoki<br />

3) Keskikylä, Kirkkojoki .<br />

4) Onatsu, Dorf Mäkipää.<br />

5) Tjerohala<br />

6) Jeraski<br />

7) Mündung <strong>de</strong>s Uuksunjoki<br />

8) Lysinwaara.<br />

Akk.-Wall aus Klappersteinen I<br />

Abr.-Terrasse<br />

·1<br />

: I<br />

Höchster Wall einer Wallserie I<br />

(letztere erinnerte z. B. an<br />

diejenige von Schliisselburg<br />

und Taipale) .<br />

Abr.-Terrasse<br />

13,9<br />

14,7<br />

14,6<br />

14,9<br />

15,2<br />

15,5<br />

18,6<br />

16,9<br />

19,9<br />

20,7<br />

20,6<br />

21,7<br />

21,2<br />

22,2<br />

23,5<br />

22,9<br />

Lunkulansaari<br />

9) Hiiwa<br />

Abr.-Terrasse<br />

14,5<br />

20,5<br />

Mantsinsaari<br />

10) Työmpänen<br />

11) W von Iutala .<br />

12) Oriselkä- Saukkanen<br />

13) E von <strong>de</strong>r Kirche<br />

Abr.-Terrasse<br />

Höchster Wall einer Wallserie,<br />

das niedrigere En<strong>de</strong><br />

aus l<br />

Steinen, das höhere aus<br />

Sand.<br />

Abr.-Terrasse<br />

(14,9)<br />

(14,9)<br />

21,2<br />

21,3<br />

21,5 - 29,0<br />

21,4<br />

14) Iljinskinsaari zwischen<br />

Salmi und Walamo<br />

Abr.-Terrasse in Diabas.<br />

15,2<br />

21,8<br />

NB. Die Strandbildungen an <strong>de</strong>n Lokalitäten 4 und 6 sind von Berghell bestimmt<br />

(Fennia 13, Nr. 2, S. 49). Die Ergebnisse sind um - 1 reduziert wor<strong>de</strong>n<br />

(siehe S. 9), ebenso die meinigen von <strong>de</strong>n Lokalitäten 10- 13 (Fennia 14, Nr. 2,<br />

S. 20). Die Messung an <strong>de</strong>r Lokalität 7 wur<strong>de</strong> im Jahre 1913 ausgeführt und bezieht<br />

sich direkt auf das Nullniveau von Helsingfors. In <strong>de</strong>n übrigen Fällen ist das Niveau<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees schätzungsweise zu 6 m angenommen. Die an<strong>de</strong>ren Messungen sind<br />

mit einem Elv.-Spiegel ausgeführt, nur an <strong>de</strong>r Lokalität 7 mit einem Nivellierinstrument.


46 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o -l5.<br />

<strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees beinahe <strong>de</strong>nselben Umfang gehabt<br />

hat wie heute und dass die Bildung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Moore in <strong>de</strong>n Becken<br />

zwischen Moränenhügeln schon damals weit vorgeschritten war.<br />

dann <strong>de</strong>r Ladogasee stieg und die Ufer <strong>de</strong>r Insel in immer grösserem<br />

Umfang abradierte, spülte er auch die erwähnten Moore wenigstens<br />

an <strong>de</strong>r Oberfläche ab.<br />

Als<br />

Die fein angeschwemmten Pflanzenreste vermischten<br />

sich mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r Moräne herrühren<strong>de</strong>n Schlamm und<br />

bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n z. B. am Fuss <strong>de</strong>r Abrasionsterrassen anzutreffen<strong>de</strong>n<br />

dunklen "Ton", <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Schwemmton an <strong>de</strong>r S-Küste <strong>de</strong>s Sees<br />

äquivalent sein dürfte. Als die Transgression ihr Maximum erreichte,<br />

be<strong>de</strong>ckte sie die genannten Moore wahrscheinlich ganz und schnürte<br />

sie schliesslich durch Strandwälle zu abflusslosen Lagunen ab.<br />

setzte in <strong>de</strong>n Lagunen die Torfbildung von neuem ein.<br />

Da<br />

Ein analoger<br />

Prozess ist auch an manchen an<strong>de</strong>ren Lokalitäten, wie z. B. in <strong>de</strong>r<br />

Gegend <strong>de</strong>s Sees Karkunlampi an <strong>de</strong>r Küste von Salmi anzunehmen.<br />

Die von HARALD LINDBERG ausgeführte pflanzenpaläontologische<br />

Untersuchung <strong>de</strong>s vom Strandgrus überlagerten Torfes (siehe Fennia 14,<br />

Nr. 2, S. 28 f.) dürfte auf eine <strong>de</strong>rartige Entwicklung <strong>de</strong>r Moore hinweisen.<br />

Vor <strong>de</strong>r Transgression wuchsen danach auf <strong>de</strong>m Moor Suurisuo<br />

anfangs Iris, Comarum und Menyanthes. Später kamen Sphagnllm,<br />

Andromeda und vielleicht auch Oxycoccus hinzu, ein Zeichen,<br />

dass das Moor mittlerweile trocken und fester gewor<strong>de</strong>n war.<br />

Noch<br />

im oberen Teil <strong>de</strong>s Torfes kommen Reste von solchen wasserlieben<strong>de</strong>n<br />

Pflanzen wie Carex <strong>fi</strong>liformis und Equisetum flllviatilis sowie ausser<strong>de</strong>m<br />

Phragmites vor. Zur Erklärung dieses Umstan<strong>de</strong>s ist in <strong>de</strong>m erwähnten<br />

Aufsatz nach LINDBERG die Vermutung ausgesprochen wor<strong>de</strong>n,<br />

dass Sphagnllm nur kleine Flecken bil<strong>de</strong>te, auf <strong>de</strong>nen Andromeda und<br />

Oxycoccus wuchsen, aber ebenso gut kann man sich <strong>de</strong>nken, dass die<br />

Sphagnllm-Decke einheitlich war und dass das Vorkommen <strong>de</strong>r genannten<br />

Pflanzen eine Folge davon gewesen ist, dass das Moor beim<br />

Einbrechen <strong>de</strong>r Transgression wässerig wur<strong>de</strong>.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Schichten <strong>de</strong>s Moores selbst müssten natürlich diese in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>sselben erfolgte Krisis angeben, vorläu<strong>fi</strong>g aber liegen,<br />

ausser über die oberflächlichen Schichten, noch keine Untersuchungen


vor. -<br />

Julius Ailio. Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 47<br />

Den unter <strong>de</strong>n Wällen liegen<strong>de</strong>n Torf habe ich früher, beson<strong>de</strong>rs<br />

im Hinblick auf solche südliche Pflanzenformen wie Iris und<br />

Alnus gllltinosa, <strong>de</strong>m Ausgang <strong>de</strong>r Ancyluszeit und die Wälle mithin<br />

<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Litorinamaximums zugewiesen, aber dieser Schluss ist<br />

doch nicht berechtigt, weil die genannten Pflanzen ebenso gut aus<br />

späterer Zeit stammen können. Geologisch entspricht jene Strandlinie,<br />

die u. a. von <strong>de</strong>n in Frage stehen<strong>de</strong>n Wällen bezeichnet wird, <strong>de</strong>r<br />

Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees an <strong>de</strong>r S-Küste.<br />

Von <strong>de</strong>n u nt e ren S t r a n d I i nie n unterschei<strong>de</strong>t sich namentlich<br />

eine ca. 6 m unterhalb <strong>de</strong>r Maximalgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees liegen<strong>de</strong><br />

Strandlinie, welche an mehreren Stellen durch recht regelmässig ausgebil<strong>de</strong>te<br />

Strandwälle markiert wird. Zur Besprechung <strong>de</strong>rselben komme<br />

ich im IV. Kapitel zurück, hier sei nur das Niveau einiger sie repräsentieren<strong>de</strong>n<br />

Wälle angeführt:<br />

Unweit <strong>de</strong>s Nurmosenoja (9,5 m Ü. d. Ladoga). . . .<br />

Am NE-En<strong>de</strong> von Lunkulansaari (9.6 m ü. d. Ladoga)<br />

Auf Mantsinsaari unweit Peipponen 1) . . . . . . . .<br />

(eine an<strong>de</strong>re Stelle) .<br />

Iutala . .. .. . .... . .<br />

15,5 m ü. d. M.<br />

15,6 •<br />

15,5 •<br />

15,9 ..<br />

15,4<br />

Ä I t e re pos t g I a z i ale S t r a n d I i nie n kommen allerdings<br />

stellenweise an <strong>de</strong>r Küste von Salm i vor, z. B. Os-Terrassen an <strong>de</strong>r<br />

russischen Grenze und eine ca. 27 m ü. d. M. gelegene Terrasse bei<br />

<strong>de</strong>m Gehöft von Neprjaat im Dorfe Ala-Uuksu. Als G ren z e <strong>de</strong>s<br />

s p ä t g I a z i ale n Me e res dürften einige im Dorfe Orusjärwi und<br />

<strong>de</strong>ssen Nachbarschaft vorkommen<strong>de</strong> Abrasionsterrassen anzusehen sein.<br />

Der Fuss <strong>de</strong>r Terrasse von Orusjärwi liegt nach einer Barometerbestimmung<br />

von BERGHELL 60 (eventuell 65) m ü. d. M.<br />

Koirinoja, Kirchspiel Impilahti.<br />

Etwa von Pitkäranta bis in die Gegend von Kexholm sind die<br />

Ufer <strong>de</strong>s Ladogasees steil und felsig und mit einer spärlichen und<br />

1) Fennia 14, Nr. 2, S. 22. Die Werte sind reduziert.


48 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -15.<br />

steinigen Schutt<strong>de</strong>cke überzogen (Abb. 20).<br />

Sie haben daher keine<br />

Gelegenheit zur Entstehung schärfer markierter Strandbildungen geboten<br />

ausser an <strong>de</strong>n Mündungen <strong>de</strong>r Flüsse und einigermassen in <strong>de</strong>m<br />

Schärenhof. Auch die Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees ist selten<br />

gut ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

Östlich von Pitkäranta säumt eine teilweise dünen be<strong>de</strong>ckte Akkumulation<br />

die ehemalige Mündungsbucht <strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>m Nietjärwi ausfliessen<strong>de</strong>n<br />

Kelijoki.<br />

Inbezug auf ihr Niveau dürfte sie <strong>de</strong>r untenerwähnten<br />

Akkumulation gleichzustellen zu sein und wie diese die<br />

h ö c h s t e G ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 g a angeben.<br />

Etwa 6 km nach NW erscheint im Innern <strong>de</strong>r Bucht von<br />

Koirinoja eine vom Win<strong>de</strong> aufgerissene und grossenteils eingeebnete<br />

I<br />

7 , I~ 9<br />

,<br />

17, • 21,5<br />

500 "'<br />

I----~'O__;I<br />

l i:i.nget1massfqb<br />

'-4-,,'-• ....:." m"-.- ss-'.7'b ".,'<br />

Abb. 17. Schematischer Querschnitt <strong>de</strong>r Akkumulation<br />

am Koirinoja, Kirchspiel Impilahti.<br />

Ib,.<br />

Sandakkumulation.<br />

Eine<br />

kurze Strecke vom Ufer erhebt<br />

sich ein ziemlich steiler<br />

Deltaabhang, dann folgt<br />

ebenes Dünenfeld (<strong>de</strong>r Zerstörung<br />

durch die Win<strong>de</strong><br />

ist teilweise wenigstens ein<br />

niedriger Wall entgangen),<br />

und an <strong>de</strong>ssen Grenze ragt<br />

<strong>de</strong>r stellenweise noch hohe<br />

Hauptwall auf. Als ursprüngliche<br />

Höhe <strong>de</strong>s letzteren erhielt ich 23,8 m ü. d. M.; eine die frühere<br />

Bo<strong>de</strong>nfläche anzeigen<strong>de</strong>, wahrscheinlich junge Humusschicht fand sich<br />

an einer an<strong>de</strong>ren Stelle unter <strong>de</strong>m Dünensand in 25 m Höhe ü. d. M.<br />

Die Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees hat sich offenbar weit in das Flusstal<br />

erstreckt, das sich durch die erwähnte Akkumulation zu einer Lagune<br />

abgeschnürt hat, ganz analog wie z. B. an <strong>de</strong>m Olonezflusse. Alsbald<br />

ist dann <strong>de</strong>r Wall, vermutlich am E-En<strong>de</strong>, wo die Felswand entgegentritt,<br />

durchbrochen und die Lagune abgezapft wor<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>rselben Stelle<br />

ist es dann für <strong>de</strong>n Koirinoja am leichtesten gewesen sich durch <strong>de</strong>n<br />

Wall zu erodieren, nach<strong>de</strong>m er sich, eine Strecke an <strong>de</strong>r Innenseite<br />

<strong>de</strong>s Walles hinfliessend, einen Ausgang gesucht hatte.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 49<br />

Auf <strong>de</strong>m Hauptwall und davor, im Dünensand, fand ich über<br />

ein umfangreiches Areal verbreitet s t ein z e i t I ich e K u I t u r res te,<br />

d. h. von zerstörten HerdsteIlen herrühren<strong>de</strong> verbrannte, russige Steine,<br />

Tongefässfragmente mit Grübchenornamenten, zugeschlagene Splitter<br />

aus Gesteinen, Quarz und sogar Feuerstein usw. Die Fun<strong>de</strong> sind<br />

sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>s Charakters <strong>de</strong>r Lokalität als ihrer archäologischen<br />

Beschaffenheit und ihres Alters <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Dünenwohnplätzen<br />

am Wolchow und Sjas gleichzustellen.<br />

Pellatsalo, Kirjawalahti und Helylä, Kirchspiel Sortawala.<br />

Auf Pell at s a 10, einer im äusseren Schären hof ESE von Sortawala<br />

liegen<strong>de</strong>n Insel, <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n sich nach BERGHELL (Fennia, 13, Nr. 2,<br />

S. 42-44; NB. nicht Pellotsalo) mehrere als Abrasionsterrassen und<br />

Geröll-<br />

sowie Schotterakkumulationen ausgebil<strong>de</strong>te Strandlinien, von<br />

<strong>de</strong>nen die oberste, früher als Grenze <strong>de</strong>s Litorinameeres angesprochene<br />

am besten ausgebil<strong>de</strong>t ist. Ihre Höhe ü. d. M. ist 24,8 m (um -1<br />

reduziert, wie auch die folgen<strong>de</strong>n Niveauwerte BergheIls).<br />

Von <strong>de</strong>n<br />

unteren Linien ist die in 18-19 m Höhe streichen<strong>de</strong> am besten a usgeprägt.<br />

Bei<strong>de</strong> haben ziemlich genaue Gegenstücke u. a. in <strong>de</strong>n eben<br />

beschriebenen Akkumulationswällen am Koirinoja und in <strong>de</strong>n Strandbildungen<br />

von Salmi. Die obere Linie kann mit <strong>de</strong>mselben Recht als<br />

h ö c h s t e G ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s angesehen wer<strong>de</strong>n wie die<br />

entsprechen<strong>de</strong> Strandlinie in Salmi und auf Mantsinsaari.<br />

Meiner Ansicht<br />

nach hat nämlich <strong>de</strong>r See einigermassen auch über seine N­<br />

Küste transgrediert (näher im IV. Kapitel). 1)<br />

Die 'Tonebene von Läskelä, die BERGHELL ohne weiteres zu <strong>de</strong>r<br />

Litorinagrenze in Beziehung gesetzt hat (a. a. 0., S. 44), lasse ich beiseite.<br />

-<br />

Am NE-Ufer <strong>de</strong>r Bucht Kirjawalahti, u n w e i t <strong>de</strong>s 00 r fes<br />

') Auf <strong>de</strong>m N-Ufer <strong>de</strong>r Insel Ra n t a s a 1 0 (Rantasaari, SE von Pellatsalo) be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n<br />

sich nach J. A. MAKEROW mehrere Terrassen (Akkumulationswälle ?) übereinan<strong>de</strong>r.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>rselben sei 2,7, 4,7 7,~, 9,4, 14,7 und 17 m ü. d. Ladogasee o<strong>de</strong>r ca.<br />

7,7- 8,7 bis 22-23 m ü. d. M. und die <strong>de</strong>r Insel etwas mehr (TPY.l\bl Cn6. 06LUecTBa<br />

ECTecTBoHc6b1TaTeJle<strong>fi</strong>, T. XVII, B. 11, S. 61).<br />

4


50 Bulletin <strong>de</strong> la Commission geologiquc .<strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Paksunniemenkylä, hat er <strong>de</strong>n Fuss <strong>de</strong>r von ihm als Litorinagrenze<br />

angesehenen, "etwas angefressenen" Abrasionsterrasse zu<br />

26 m ü. d. M. bestimmt. An <strong>de</strong>n steilen und felsigen Böschungen<br />

<strong>de</strong>r fjordartigen Bucht bestehen die Strandbildungen im allgemeinen<br />

nur in An<strong>de</strong>utungen, abgesehen von <strong>de</strong>n in einigen Senken zwischen <strong>de</strong>n<br />

Felsen aufsteigen<strong>de</strong>n Stein- o<strong>de</strong>r Sandakkumulationen. In <strong>de</strong>r Gegend<br />

<strong>de</strong>r Landzunge Paksuniemi ist die Küste sanfter geneigt und sind die<br />

Entwicklungsaussichten <strong>de</strong>r Strandbildungen etwas günstigere. Östlich<br />

von <strong>de</strong>m Dorfe, an <strong>de</strong>r von BERGHELL erwähnten Stelle, ist <strong>de</strong>r Moränenabhang<br />

zwar terrassenförmig, aber von so reichlichen Geröllanhäufungen<br />

verhüllt, dass es schwer ist <strong>de</strong>n Fuss <strong>de</strong>r Terrasse zu verfolgen,<br />

geschweige <strong>de</strong>nn zu nivellieren, ohne an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Punkten<br />

zu mehrere Meter voneinan<strong>de</strong>r abweichen<strong>de</strong>n Ergebnissen zu kommen.<br />

Von einer exakten Grenzbestimmung entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Litorinameeres o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees in <strong>de</strong>r fraglichen Gegend kann mithin keine Re<strong>de</strong> sein.<br />

Im Tal e <strong>de</strong>s Hel y I ä n - o<strong>de</strong>r T 0 h m a j 0 k i, ca. 7 km vom<br />

Ladogasee und 1- 2 km NW von <strong>de</strong>r Eisenbahnstation Helylä, stiess<br />

ich an <strong>de</strong>r Bahnstrecke auf eine Sandakkumulation, die in ihrer<br />

Form u. a. an die Akkumulationen an <strong>de</strong>r S-Küste erinnert, wenn sie<br />

diesen inbezug auf die Dimensionen nicht gleichkommt Sie besteht<br />

in einer obenauf flachen, am äusseren Abhang durch drei ausgeprägte<br />

Strand wälle charakterisierten, einige hun<strong>de</strong>rt Meter langen Sandanhäufung.<br />

Die Lokalität ist eine schmale Senke zwischen <strong>de</strong>m Pirttimäki,<br />

einem NE <strong>de</strong>r Eisenbahn aufragen<strong>de</strong>n hohen Hügel, und <strong>de</strong>r im SW<br />

gelegenen, teilweise felsigen Hei<strong>de</strong> Kososenkangas. Bemerkenswert ist,<br />

dass die Akkumulation nicht rechtwinkelig, son<strong>de</strong>rn schief zur Längsachse<br />

<strong>de</strong>r Senke gestellt ist und dass sie ausser<strong>de</strong>m eine kleine Biegung<br />

macht Der Helylänjoki f1iesst jenseits <strong>de</strong>r genannten Hei<strong>de</strong>, und<br />

dort soll eine Fortsetzung <strong>de</strong>r fraglichen Akkumulation zu <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n sein.<br />

Ein Nivellement vom Helylänjoki aus, unterhalb <strong>de</strong>r Eisenbahnbrt'lcke,<br />

von wo ab <strong>de</strong>r Fluss ganz ruhig dahinfliesst, zeigt uns, dass<br />

die Akkumulation bei <strong>de</strong>r erwähnten Biegung am niedrigsten ist, aber<br />

von da an nach bei<strong>de</strong>n Seiten ansteigt. Der Rücken <strong>de</strong>s innerstin Walles


j<br />

Julius Ailio, Di e geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 5 1<br />

- mit unbewaffnetem Auge geschätzt die höchste Grenzlinie <strong>de</strong>r Akkumulation<br />

- lag mit seinem untersten Punkt 27,3 m und mit seinem<br />

obersten Punkt 29,s m Ü. d. M. Der unterste Wall befand sich etwa<br />

3 m niedriger. t) Hier scheint <strong>de</strong>mnach eine ähnliche Brandungsgrenze<br />

vorzuliegen, von <strong>de</strong>r ich ein Beispiel au f <strong>de</strong>r Insel Mantsinsaari erwähnte,<br />

wo sich <strong>de</strong>r Wall von 21,5 m bis 29 m erhob. Inbezug auf<br />

die Lage ist diese Akkumulation am Pirttimäki nicht z. B. mit <strong>de</strong>r<br />

Transgressionsgrenze von Pellatsalo zu vergleichen, die an <strong>de</strong>r offenen<br />

Seefläche liegt. Aber <strong>de</strong>r so geringe Höhenunterschied, im Minimum<br />

2,5 m, dürfte uns nicht allein hin<strong>de</strong>rn können die fraglichen Strandbildungen<br />

gleichzustellen. Zugleich sei erwähnt, dass weiter unten<br />

nicht früher Strandbildungen zu sehen sind als auf <strong>de</strong>r Ebene von<br />

Helylä, annähernd 1 km von <strong>de</strong>r Bahnstation nach Sortawala zu , wo<br />

eine wellenförmige Sandakkumulation etwas unterhalb <strong>de</strong>s Niveaus <strong>de</strong>r<br />

Station, das nach <strong>de</strong>m Bahnpro<strong>fi</strong>l 17,5 m ü. d. M. ist, auftritt.<br />

Die Akkumulation am Pirttimäki ist offenbar einmal ein Lag unenwall<br />

(o<strong>de</strong>r ein Teil eines solchen) gewesen. Quer durch sie hindurch<br />

läuft eine flache Erosionsrinne, möglicherweise ein Abflusskanal aus<br />

<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Lagune. Die Topographie <strong>de</strong>r Gegend dürfte bewirkt<br />

haben, dass sich <strong>de</strong>r Helylänjoki nachmals nicht an dieser Stelle durchgegraben,<br />

son<strong>de</strong>rn einen weiteren Bogen gemacht hat.<br />

In <strong>de</strong>m Uferabhang <strong>de</strong>s Helylänjoki hat GUNNAR ANDERssoN ein<br />

Pro<strong>fi</strong>l untersucht, worin man zuunterst feinen Sand, dann sandhaItigen<br />

Ton (ca. 2,5 m) und zuoberst Sand (ca. 10 m), <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Oberfläche<br />

zu gröber wird, <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t. Alle Lagen schliessen ausser Süsswasserdiatomaceen<br />

P f 1 a n zen res te ein, die ungefähr dieselbe Flora zeigen wie<br />

die jetzt in <strong>de</strong>n Umgebungen herrschen<strong>de</strong> - es sind u. a. F ich te<br />

und Er I e n-arten sogar in <strong>de</strong>n untersten Schichten vertreten. Der<br />

untere Sand hätte sich nach ANDERssoN zu Beginn <strong>de</strong>r Litorinasenkung,<br />

<strong>de</strong>r Ton hinwie<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s Maximums <strong>de</strong>r Senkung und <strong>de</strong>r obere<br />

Sand zur Zeit <strong>de</strong>r Litorinahebung abgelagert (Fennia 15, Nr. 3, und<br />

1) Als Hühe d er Bahnlinie beim Kilometerpfosten 499 erhielt ich 24,10 m, während<br />

si e nach <strong>de</strong>m Ballnpro<strong>fi</strong>l nur 22,04 m über <strong>de</strong>m Ladogasee beträgt. Die Differenz<br />

beruht wohl auf verschie<strong>de</strong>nen Wasserstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sees zur Zeit <strong>de</strong>r Messungen.


52 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> dc <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o -15.<br />

•<br />

Bull. <strong>de</strong> la Comm. Geol. <strong>de</strong> la Finl., Nr. 8, S. 59- 67). Ein beson<strong>de</strong>res<br />

Gewicht für die Altersbestimmungen wäre <strong>de</strong>n Süsswasserformen<br />

<strong>de</strong>r Diatomaceenflora nicht beizulegen.<br />

Später hat MÄKINEN dortselbst auf Grund von Ausgrabungen<br />

Beobachtungen angestellt, nach <strong>de</strong>nen hier eine Er 0 s ion s r in n e<br />

vorhan<strong>de</strong>n wäre, die während <strong>de</strong>r spätglazialen Hebung entstan<strong>de</strong>n<br />

und während <strong>de</strong>r danach folgen<strong>de</strong>n Lalldsenkung ausgefüllt wor<strong>de</strong>n<br />

wäre. Da die Erodierung <strong>de</strong>r Rinne in eine Zeit, die <strong>de</strong>r Kieferperio<strong>de</strong><br />

entspräche, zu verlegen wäre, ihre Ausfüllung aber erst nach <strong>de</strong>m<br />

viel späteren Auftreten <strong>de</strong>r Fichte begonnen hätte, erblickt MÄKINEN<br />

hierin eine Diskordanz zwischen <strong>de</strong>n spät-<br />

und postglazialen Ablagerungen.<br />

Ich halte es für wahrscheinlich, dass hier eine Erosionsrinne, nämlich<br />

ein ehemaliges Bett <strong>de</strong>s Helylänjoki vorliegt. Man braucht jedoch<br />

von keiner Diskordanz zu sprechen, wenn man annimmt, dass die<br />

Rinne zuerst vor <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees erodiert und danach<br />

ausgefüllt wor<strong>de</strong>n ist. Der zuunterst auftreten<strong>de</strong> Sand hätte sich während<br />

<strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Transgression abgelagert, <strong>de</strong>r Ton, welcher äquivalent<br />

mit <strong>de</strong>m Schwemmton an <strong>de</strong>r S-Küste (vgl. Abb. 11) sein dürfte, bei<br />

<strong>de</strong>ren höchstem Stand und <strong>de</strong>r oberste Sand während <strong>de</strong>r Regression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Und die in allen Lagen vorkommen<strong>de</strong>n Süsswasserdiatomaceen<br />

hätten im Ladogasee gelebt, ohne dass man z. B. gera<strong>de</strong><br />

Eunotia Clevei, das Leitfossil <strong>de</strong>s Ancylussees, in die Zeit <strong>de</strong>s Litorinamaximums,<br />

wo sich im Ladogabecken leicht brackiges Wasser befun<strong>de</strong>n<br />

haben dürfte, verlegen müsste.<br />

Für jene Annahme sprechen auch analoge Fälle in <strong>de</strong>n Umgebungen<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees, z. B. die frühere Abflussrinne <strong>de</strong>s Swir ausserhalb<br />

<strong>de</strong>s Akkumulationswalles bei Kut-Lachta und die <strong>de</strong>s Waarajoki<br />

(Beschreibung <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Ortes).<br />

Gegen sie scheint ein Umstand<br />

zu sprechen, nämlich die beträchtliche Tiefe <strong>de</strong>r Rinne, <strong>de</strong>ren<br />

Bo<strong>de</strong>n niedriger und <strong>de</strong>ren obere Rän<strong>de</strong>r ein Dutzend Meter höher als<br />

<strong>de</strong>r jetzige Wasserspiegel <strong>de</strong>s Ladogasees liegen. Am Anfang <strong>de</strong>r Ladogatransgression<br />

dürfte <strong>de</strong>r See in seinem nördlichen Teil rund 10 m<br />

höher als in <strong>de</strong>r Gegenwart - o<strong>de</strong>r 15 m ü. d. M., d. i. im Niveau


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 53<br />

<strong>de</strong>r Heinjokipässe (siehe weiter unten) - gewesen sein. Die Rinne<br />

wäre mithin zum grössten Teil unterhalb <strong>de</strong>s Wasserspiegels erodiert<br />

wor<strong>de</strong>n. Ich lasse die Frage nach <strong>de</strong>r Möglichkeit einer so tiefgehen<strong>de</strong>n<br />

Erosion offen und weise z. B. auf die grosse Tiefe <strong>de</strong>r heutigen<br />

Newa sowohl in ihrem Ober- als in ihrem Unterlauf hin.<br />

Theoretisch ist es nicht ausgeschlossen, dass die fragliche Rinne<br />

während <strong>de</strong>r Ancyluszeit erodiert wor<strong>de</strong>n wäre. Aber es ist zu beachten,<br />

dass auch für die damalige Zeit eine tiefere Erosionsbasis un<strong>de</strong>nkbar<br />

ist, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Wasserhorizont im Ladogabecken konnte sich<br />

nicht unter das Niveau <strong>de</strong>r Heinjokipässe senken.<br />

Es wäre noch die Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>s Helylänjoki in<br />

seinem Unterlauf in <strong>de</strong>n Details zu erforschen und u. a. zu ermitteln,<br />

ob die Sedimentfüllung <strong>de</strong>r Rinne sich bis zu <strong>de</strong>r Akkumulation am<br />

Pirttimäki erstreckt. In diesem Fall erhielte die Vermutung, dass die<br />

genannte Akkumulation ein Grenzwall <strong>de</strong>s Ladogasee<br />

s und die R i n n e w ä h ren d <strong>de</strong>r T r ans g res s ion d e s­<br />

seI ben aus ge füll t wo r <strong>de</strong>n ist, ihre Bestätigung.<br />

•<br />

,<br />

Lah<strong>de</strong>npohja, Kirchspiel Jaakkima.<br />

Im Innern <strong>de</strong>r Bucht von Jaakkima bil<strong>de</strong>n hauptsächlich spätglaziale<br />

Tonsedimente zwischen hohen Kuppen ein amphitheatralisches,<br />

über 20 m ü. d. M. liegen<strong>de</strong>s Plateau, auf <strong>de</strong>m ein Teil <strong>de</strong>s Kirchdorfes,<br />

Lah<strong>de</strong>npohja, Platz gefun<strong>de</strong>n hat. Nach W setzt sich das Plateau<br />

weiter fort, und dahinein haben <strong>de</strong>r Waarajoki mit seinem Unterlauf<br />

und <strong>de</strong>r ihm zufliessen<strong>de</strong> Aurajoki ihre tiefen Betten eingeschürft.<br />

Der Ton ist Bän<strong>de</strong>rton und nach einer von LINDBERG untersuchten,<br />

<strong>de</strong>m Acker <strong>de</strong>s Gutes Jaakkimanhowi, reichlich 20 m ü. d. M. entnommenen<br />

Probe fossilfrei. Beim Bau <strong>de</strong>r Hafenbahn ist ein tiefer<br />

Einschnitt in das Plateau gemacht wor<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m junge postglaziale<br />

Sand- u. a. Sedimente blossgelegt wur<strong>de</strong>n. Diese beschränken sich<br />

auf ein sehr schmales Gebiet und weisen damit auf eine hier hinziehen<strong>de</strong><br />

Er 0 s ion sr in n e hin, die <strong>de</strong>r Ausflusskanal <strong>de</strong>s Waarajoki


5-1 Bulletin oe la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

gewesen sein dürfte, bevor dieser sich sein heutiges, weit nach SE<br />

ausbiegen<strong>de</strong>s Bett grub.<br />

Am Aussenrand <strong>de</strong>s Plateaus entlang läuft ein 10- 15 m brE'iter<br />

dünner Sandgürtel, <strong>de</strong>r sich an <strong>de</strong>r Bahn zu einem schwachen, 22 m<br />

ü. d. M. liegen<strong>de</strong>n Wall erhebt. An <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Stelle in <strong>de</strong>n<br />

Flanken <strong>de</strong>s Bahneinschnitts ist das wellenförmige Auf- und Absteigen<br />

<strong>de</strong>r Sandschichten <strong>de</strong>utlich zu erkennen. Nach Werstreckt sich die<br />

Akkumulation in Gestalt eines flachen, hie und da etwas gewellten<br />

Fel<strong>de</strong>s schätzungsweise 1' 2 km weit.<br />

Bei <strong>de</strong>m erwähnten Wall zeigte sich in <strong>de</strong>m Einschnitt zuunterst<br />

feiner Sand mit dünnen, P f la n zen res t e enthalten<strong>de</strong>n Schichten.<br />

Darüber war gröberer Sand mit bis 1- 2 cm mächtigen Lagen von<br />

Pflanzenresten. Etwas weiter nach <strong>de</strong>m Ladogasee zu begann dunkler<br />

sandiger Schwemmton, <strong>de</strong>r sich bis zum Ufer fortsetzte (die Grenzen<br />

dieser Ablagerung konnte ich wegen <strong>de</strong>r Torfkleidung nicht verfolgen).<br />

Zuoberst lag gelbbrauner Sand. In <strong>de</strong>m Einschnitt waren<br />

bei <strong>de</strong>r Arbeit laut Angabe Baumstämme lind eine "schwarze Schicht"<br />

zum Vorschein gekommen, mit welcher möglicherweise <strong>de</strong>r erwähnte<br />

Schwemmton gemeint ist, obwohl ich darin keine Reste von Bäumen<br />

angetroffen habe. Weiter aufwärts war man beim Einrammen <strong>de</strong>r<br />

Pfähle für die Aurajokibrücke ebenfalls auf Baumstämme gestossen.<br />

Die von LI DBERG ausgeführten Pflanzenanalysen zeigen, dass sowohl<br />

in <strong>de</strong>m alleruntersten als in <strong>de</strong>m darüber lagern<strong>de</strong>n gröberen Sand wie<br />

auch in <strong>de</strong>m Schwemmton u. a. Picea und in <strong>de</strong>m gröberen Sand<br />

ausser<strong>de</strong>m z. B. TiLia und Alnus glutinosa vertreten sind. Am Ufer<br />

war zuunterst Bän<strong>de</strong>rton, fossilfrei, darüber geschichteter Sand, <strong>de</strong>r u. a.<br />

F ich t e n-reste und unter <strong>de</strong>n Diatomaceen Eunotia Clevei enthielt,<br />

und zuoberst <strong>de</strong>r gewöhnliche gelbbraune Sand (vgl. Kap. II, 13, 14).<br />

Die angeführten Erscheinungen - die Erosionsrinne, die sie ausfüllen<strong>de</strong>n,jungpostglaziale<br />

Pflanzenfossilien enthalten<strong>de</strong>n Sedimente, ja bis<br />

zu einem gewissem Gra<strong>de</strong> auch die Form <strong>de</strong>r Akkumulation - entsprechen<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Gegend von Helylä. Die Höhe <strong>de</strong>r Akkumulation ist<br />

dagegen im Vergleich zu <strong>de</strong>r Akkumulation von Helylä niedrig. So verhält<br />

es sich auch, wenn man sie mit <strong>de</strong>n» Litorinagrenzen « <strong>de</strong>r W-Küste


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 55<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Ansteigens <strong>de</strong>rselben nach N vergleicht.<br />

Ungewiss ist mithin, 0 b <strong>de</strong>r Wall am Aussenrand <strong>de</strong>s Plateaus<br />

o<strong>de</strong>r irgen<strong>de</strong>in an<strong>de</strong>rer Punkt die 0 b e r s t e T ra n s g res S ion s­<br />

g ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s angibt. Lei<strong>de</strong>r habe ich die eventuelle<br />

Erhebung <strong>de</strong>r Akkumulation nach W am Bahndamm nicht gemessen.<br />

Sonst ist zu bemerken, dass nach <strong>de</strong>r Seite hin, S von <strong>de</strong>r Anhöhe<br />

Jaatisenmäki, eine kurze, zwischen Hügeln akkumulierte Sandhei<strong>de</strong><br />

auftritt, die an <strong>de</strong>r untersten Stelle 24,9 m Ü. d. M. liegt.<br />

Der Jaatisenmäki ist nach <strong>de</strong>r Bucht hin steiler, nackter Fels,<br />

auf <strong>de</strong>n übrigen Seiten von Moräne be<strong>de</strong>ckt. Auf <strong>de</strong>r ganzen W-Seite,<br />

d. h. lan<strong>de</strong>inwärts, ist eine ziemlich wohl ausgeprägte, mehrere Meter<br />

hohe Abrasionsterrasse und an <strong>de</strong>ren Fuss, auf <strong>de</strong>m NW-Abhang <strong>de</strong>s<br />

Hügels, eine sanft geneigte Sandakkumulation zu erkennen. Der Akkumulationssand<br />

ist grob und unterschei<strong>de</strong>t sich auffallend von <strong>de</strong>m<br />

oben beschriebenen Sand <strong>de</strong>s Bahneinschnittes. Er ist diskordant auf<br />

f1uvioglazialem Schotter abgelagert, <strong>de</strong>r sich am Fuss <strong>de</strong>s Hügels angehäuft<br />

hat. Die Abrasionsterrasse ragt mit ihrem Fusse 31 m ü. d. M.<br />

Man könnte vielleicht die Li tor i n ag ren zein ihr sehen (s. Kap. IV).<br />

Im Dorfe Te r w u s, Kirchspiel Kurkijoki, hat BERGHELL die Litorinagrenze<br />

zu 26,5 m ü. d. M. bestimmt (Fennia, 13, Nr. 2, S. 45). Sie<br />

wird nach ihm von einem am Fusse eines Berges liegen<strong>de</strong>n Geröll-<br />

. saum angegeben, oberhalb <strong>de</strong>ssen die Moräne merkbar weniger ausgespült<br />

ist als unterhalb. Es dürfte jedoch am geratensten sein bei<br />

<strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r Transgressionsgrenzen so unsichere Strandbildungen<br />

ausser Betracht zu lassen.<br />

Multamäki und Wuohensalo, Kirchspiel Kexholm.<br />

Die einige Kilometer N von Kexholm gelegene Bucht Pärnänlahti<br />

scheint die Grenze darzustellen, nördlich von welcher das Küstengebiet<br />

aus felsigem, in unteren Niveaus gewöhnlich tonbe<strong>de</strong>cktem,<br />

nach S aber ebenem Moränen- und Geröll- sowie Sandbo<strong>de</strong>n besteht


56 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

(die letzten niedrigen Felsen liegen S von <strong>de</strong>r Stadt Kexholm). Gleich<br />

SE von <strong>de</strong>r Bucht Pärnänlahti zeigen sich stattliche, aus Sand aufgebaute<br />

Akkumulationswälle, unter <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r höchste, namens "Pärnänharju"<br />

beson<strong>de</strong>rs hervortritt. Er hängt zusammen mit <strong>de</strong>r früher als<br />

Li tor i n a g ren z e angesehenen Abrasionsterrasse, die <strong>de</strong>n nahen Hügel<br />

Multamäki umsäumt.<br />

Der genannte Hügel ist eine ca. 40 m hohe, obenauf flache und<br />

schätzungsweise 1/2 km im Durchmesser halten<strong>de</strong> Geröllbildung. Die<br />

Terrasse ist im S steil, 18 m hoch, auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Seiten aber niedriger.<br />

Als Höhe <strong>de</strong>s Fusses erhielt ich auf <strong>de</strong>r S-Seite 22,6 m ü. d. M.<br />

st.<br />

NW<br />

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4 ." 6~ l'h '19 11,'<br />

I<br />

I<br />

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•<br />

I<br />

14.1- 146<br />

I<br />

17~<br />

I<br />

22, -11,'<br />

Abb. 18.<br />

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I<br />

I<br />

Hoh fr1n1 CJ H ;ah<br />

Pro<strong>fi</strong>lskizze vom:Ufer <strong>de</strong>s Wuoksen bis zur Terrasse <strong>de</strong>s Multamäki.<br />

ach einer Messung von BERGHELL liegt dieser 25,3 m ü. d. M., ein<br />

Wert, <strong>de</strong>r jedoch auf wenigstens 24,3 zu reduzieren ist. Unterhalb <strong>de</strong>r<br />

Terrasse <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich freigespültes Ufergeröll, und weiter draussen erscheinen<br />

mehrere Sandwälle, die <strong>de</strong>n Multamäki grossenteils umgeben. Gross<br />

und schön, auf <strong>de</strong>m inneren Abhang 3 m hoch, ist <strong>de</strong>r zweite Wall, vom<br />

Ufer aus gerechnet. Der Multamäki scheint mithin noch eine Insel<br />

gewesen zu sein, als das Niveau <strong>de</strong>s Ladogasees vom Fuss <strong>de</strong>r Terrasse<br />

bis ausserhalb <strong>de</strong>s untersten Walles gesunken war. Der von<br />

Kexholm bis Unnunkoski reichen<strong>de</strong> See (s. 11. Kartenbeilage) war damals<br />

noch eine Bucht <strong>de</strong>s Ladogasees (nach einer Mitteilung <strong>de</strong>s Eisenbahningenieurs<br />

M. LAURILA schwankt sein jetziger Wasserstand zwischen<br />

7,65 und 8,98 m, aber vor <strong>de</strong>r Ablassung <strong>de</strong>s Wuoksen im Jahre 1857


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 57<br />

war seine höchste Wassergrenze 10,50 m ü. d. M.).<br />

Erst als <strong>de</strong>r La·<br />

dogasee unter 10,50 m herabging, wur<strong>de</strong> die genannte Bucht zu einem<br />

See abgeschnürt -<br />

er hat nicht einmal einen beson<strong>de</strong>ren Namen,<br />

son<strong>de</strong>rn wird ebenfalls Wuoksen genannt ._., und die von Kexholm<br />

und Pärnä ausgehen<strong>de</strong>n Abflusskanäle <strong>de</strong>s Wuoksen begannen sich zu<br />

erodieren.<br />

Beim Grundgraben für die Irrenheilanstalt in Kexholm sind laut<br />

Angabe in 1-2 m Tiefe im Sand begrabene Bau m s t ä m m e an·<br />

getroffen wor<strong>de</strong>n. Die Höhe <strong>de</strong>s Platzes beträgt ca. 10m ü. d. M.<br />

Vermutlich haben sich die Bäume beim Vorrücken <strong>de</strong>r Transgression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees über die Gegend im San<strong>de</strong> abgelagert wie am Sjas·<br />

kanal.<br />

reste enthält.<br />

Sie lassen annehmen, dass <strong>de</strong>r Sand auch an<strong>de</strong>re Pflanzen·<br />

Von <strong>de</strong>r Landzunge Pörtsykänniemi, 5-6 km SE von Kexholm,<br />

läuft nahe <strong>de</strong>m Ufer <strong>de</strong>s offenen Ladoga die prachtvolle Grenzterrasse<br />

<strong>de</strong>s "Litorinameeres" ca. 20 km, bis zu <strong>de</strong>r Bucht Riiskanlahti dahin.<br />

Das zwischenliegen<strong>de</strong> Gelän<strong>de</strong> oberhalb <strong>de</strong>r Terrasse ist eingeebnete<br />

Hei<strong>de</strong> mit hie und da auftreten<strong>de</strong>n, oft steinbe<strong>de</strong>ckten Rücken ausser<br />

in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Teiches Kuoppalampi, wo eine umfangreiche<br />

Os· o<strong>de</strong>r Kamesbildung aufsteigt. Bei <strong>de</strong>m Dorfe Wuohensalo ist<br />

die Terrasse 8 m hoch, steil abfallend und stellenweise scharf ausgeprägt.<br />

Ihr Fuss liegt nach einer Bestimmung von mir 22 m ü. d. M.<br />

(nach BERGHELL 24,6 o<strong>de</strong>r reduziert 23,6 m). Unterhalb <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich<br />

zu 6-7 wellenförmigen Wällen aufgetriebener Sand und darüber (nie<br />

unter <strong>de</strong>n Wällen abgelagert) Torf, stellenwe;se in Manneshöhe.<br />

In <strong>de</strong>m Abhang <strong>de</strong>r Terrasse ist auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bauern·<br />

gutes von Wuohelainen terrakottabrauner, feiner toniger Sand in ca.<br />

200 m Breite bis 6- 7 m Höhe über <strong>de</strong>m Fuss <strong>de</strong>r Terrasse zu<br />

erkennen. Lan<strong>de</strong>inwärts soll er sich in einer schmalen Zone bis<br />

zu <strong>de</strong>m Gehöft erstrecken. Darüber hat sich gelblicher Sand ab·<br />

gelagert. Für <strong>de</strong>n Ort ist also eine Erosionsrinne o<strong>de</strong>r Ravine an·<br />

zunehmen, welche sowohl früher entstan<strong>de</strong>n als ausgefüllt wor<strong>de</strong>n ist,<br />

als die Terrasse. Der erwähnte terrakotta braune Sand ist nach einer<br />

von LINDBERG untersuchten Probe fossilfrei.


58 Bulletin <strong>de</strong> Ja Commission geoJogique <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nJandc N:o 45.<br />

Die An c y I u s g ren z e wird nach BERGHELL von einer 52 m<br />

ü. d. M. liegen<strong>de</strong>n Abrasionsterrasse 2-3 km SW vom Dorfe Rantasalo<br />

bezeichnet. Nach <strong>de</strong>r topographischen Karte fällt die Terrasse, die<br />

ca. 3 km lang und bis zu 30 m hoch ist, mit <strong>de</strong>m E-Abhang <strong>de</strong>r obenerwähnten<br />

Kamesbildung zusammen. Ausser<strong>de</strong>m ist sie so gut erhalten,<br />

~anz ohne Landskulptur, dass man die Frage aufwerfen kann, ob sie<br />

überhaupt eine Abrasionsterrasse ist. Die s p ä t g la z i ale Me e re s­<br />

g ren z e wird ebenfalls nach Berghell sowie nach <strong>de</strong>r top. Karte von<br />

einer SE vom Kuoppalampi auftreten<strong>de</strong>n Abrasionsterrasse markiert,<br />

<strong>de</strong>ren Fuss 68 m Ü. d. M. liegt (Beschreibung zu <strong>de</strong>m geologischen<br />

Kartenblatte Nr. 37).<br />

Wernitsa, Kirchspiel Pyhäjärwi.<br />

Südlich von <strong>de</strong>r Bucht Riiskanlahti wird die Grenzterrasse <strong>de</strong>s<br />

"Litorinameeres" an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Flüsse o<strong>de</strong>r ehemaliger Buchten<br />

von Akkumulationsbildungen abgelöst. Schöne Wallserien ziehen sich<br />

z. B. um die Buchten Riiskan- und Yläpäänlahti, und grossartig ist die<br />

Wallreihe am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sees Suwanto. In <strong>de</strong>r Gegend von<br />

Riiska erstreckt sich das umfangreiche Moor Polwanansuo bis an <strong>de</strong>n<br />

Innenrand <strong>de</strong>r Wallserie, wahrscheinlich von ihr überlagert. Ausserhalb<br />

<strong>de</strong>r Terrassenbildungen ist die Strandzone im allgemeinen steinig,<br />

an einigen Stellen, z. B. am W-Ufer <strong>de</strong>r Bucht Yläpäänlahti, ein nacktes<br />

Geröllmeer mit zerstreuten gewaltigen Steinblöcken.<br />

Eine <strong>de</strong>r bekanntesten Strandbildungen <strong>de</strong>s Ladogasees ist <strong>de</strong>r<br />

von GUNNAR ANDERSSON und H. BERGHELL beschriebene, über Torfmoor<br />

abgelagerte Strandwall bei <strong>de</strong>m heute in Parzellen zerteilten<br />

Gute Wernitsa. Der Wall ist, um BERGHELLS Worte zu gebrauchen, die<br />

erste auf <strong>de</strong>r karelischen Lan<strong>de</strong>nge v ö 11 i g si c her bestimmte Grenze<br />

<strong>de</strong>r maximalen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Litorinameeres, die ihm für die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>rselben Grenze in SE-Finnland als Ausgangspunkt gedient<br />

hat (Fennia 13, Nr. 2, S. 36; Geol. För. i Sthlm Förh., Band 17, 1895,<br />

S. 32). Zu einer an<strong>de</strong>ren Auffassung bin ich sowohl inbezug auf das<br />

Alter <strong>de</strong>s Walles als auch teilweise hinsichtlich <strong>de</strong>s geologischen Baues<br />

<strong>de</strong>r Gegend gekommen.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 59<br />

Ein Blick auf die Kartenskizze von BERGHELL (a. a. 0.) und<br />

auf die meinige (Abb. 19) lehrt erstens, dass ich als Moräne; einen<br />

beträchtlichen Teil <strong>de</strong>s Gebietes gerechnet habe, welches er als Strandschotter<br />

bezeichnet, und zweitens, dass ich <strong>de</strong>n von BERGHELL als<br />

einheitlich angesehenen Wall teils in Terrassen, teils in Akkumulationsbildungen<br />

aufgelöst gefun<strong>de</strong>n habe. Das von mir als Moräne bezeichnete<br />

Gebiet (etwa in<br />

<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Kartenskizze)<br />

ist ein flach<br />

run<strong>de</strong>r Rücken, <strong>de</strong>r<br />

oberflächlich angespült<br />

wor<strong>de</strong>n ist. In seinem<br />

östlichen Teil<br />

bil<strong>de</strong>t<br />

es eine Senke, in <strong>de</strong>r<br />

sich ein kleines Torfmoor<br />

gebil<strong>de</strong>t hat<br />

(" Pikkusuo" W von<br />

<strong>de</strong>n<br />

Gutsgebäu<strong>de</strong>n).<br />

Der genannte Rücken<br />

liefert die<br />

Erklärung<br />

zur Entstehung <strong>de</strong>s an<br />

Landvorsprunges.<br />

dieser Stelle ausgebil<strong>de</strong>ten<br />

Er hat nämlich<br />

das weitere Vordringen<br />

('7'"7:"7 '. :::- " :-C:-"0 ,'.'C-:'<br />

" ,..,------:o~ . ~o --;;-;~=="",-------,<br />

<strong>de</strong>r Abrasion aufgehalo<br />

0<br />

Mo riint Torf 50nd 51ro ll d - 5/r o u dwall<br />

Abb. 19.<br />

(/.4iic h f igk~ it vnd blo·cke un d<br />

,n M t'tern) Gru5 1f.rro.sse<br />

Kartenskizze <strong>de</strong>r Wernitsagegend.<br />

ten und ist <strong>de</strong>r Sockel gewor<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>n sich die nachbarlichen Akkumulationswälle<br />

anlehnen.<br />

Die Abrasionsgrenze im NE zeigt eine bis<br />

5 m hohe, auf <strong>de</strong>m Abhang steinige und daher grobzügige Terrasse<br />

an, unterhalb <strong>de</strong>ren die Ebene mit freigespülten Blöcken dicht besäet<br />

ist.<br />

Im E, am Platze <strong>de</strong>s Hauptgebäu<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Gutes, hat sich wohl<br />

ebenfalls eine Abrasionsstufe befun<strong>de</strong>n, obwohl sie bei <strong>de</strong>n Bauarbeiten<br />

en tstell t wor<strong>de</strong>n ist.<br />

NW von <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n, am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ebenerwähnten kleinen


60 Bulletin <strong>de</strong> la Commissioll <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Moores, ist aus Kies und Steinchen ein kurzer, ca. 25-30 m breiter,<br />

regelmässiger Wall akkumuliert. Er überlagert das Moor, wie ich an<br />

<strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn eines in ihn gezogenen Grabens konstatierte, nicht umgekehrt,<br />

wie BERGHELL behauptet (Geol. För. i Stockholm Förh.,<br />

Bd. 17, S. 24). Der Anfang <strong>de</strong>s vom Gute nach S gehen<strong>de</strong>n Walles<br />

besteht gleichfalls aus Schotter. Die innere Grenze ist erst im weiteren<br />

Verlauf zu unterschei<strong>de</strong>n, wenn die die Unterlage bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Moräne<br />

abschüssiger wird. Bei seiner Biegung nach SW ist <strong>de</strong>r Wall schon<br />

ziemlich gut markiert, aus Sand aufgebaut. Er setzt sich annähernd<br />

3 m hoch 2-3 km weit fort, bis höherliegen<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n anstösst. Ein<br />

ähnlicher, gleich hoher Sandwall zeigt sich als Fortsetzung <strong>de</strong>r am<br />

N-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Moränenrückens gelegenen Terrasse etwa 1/2 km nach NW.<br />

Die bei<strong>de</strong>n letztgenannten Wälle sind auf <strong>de</strong>m Moor Howinsuo ab-<br />

• gelagert, wie die Pro<strong>fi</strong>le von BERGHELL näher erkennen lassen. Der<br />

zweite fungiert als Grenzwall einer Serie von Wällen.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n Strandlinie habe ich auf <strong>de</strong>m<br />

Akkumulationswall NW von <strong>de</strong>m Gute und am Fusse <strong>de</strong>r ihn fortführen<strong>de</strong>n<br />

Abrasionsterrasse bestimmt. Das Ergebnis war, dass <strong>de</strong>r<br />

Fuss <strong>de</strong>s Walles 18,9 m Ü. d. M., sein Rücken 20,5 und die Oberfläche<br />

<strong>de</strong>s Moores innerhalb <strong>de</strong>s Walles 18,3 m sowie <strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r Terrasse<br />

20,7 m ü. d. M. liegen (<strong>de</strong>r Wasserstand <strong>de</strong>s Ladogasees war am<br />

30. Sept. 1913 nach <strong>de</strong>m Pegel von Sortawala 4,92 m ü. d. M.; wegen<br />

eines starken N E-Win<strong>de</strong>s konnte <strong>de</strong>r Wasserhorizont am Ufer von<br />

Wernitsa an <strong>de</strong>mselben Tage ein wenig höher sein).<br />

Nach einem Nivellement von BERGHELL im September 1894 liegt<br />

<strong>de</strong>r Rücken <strong>de</strong>s Walles etwa 1 km SSW von <strong>de</strong>n Gutsgebäu<strong>de</strong>n 17,2 m<br />

über <strong>de</strong>m Ladogasee. Dieses Ergebnis differiert von <strong>de</strong>m meinigen<br />

(Rücken <strong>de</strong>s Walles 15,6 und Fuss <strong>de</strong>r Terrasse 15,8 m über <strong>de</strong>m Ladogasee)<br />

um ungefähr an<strong>de</strong>rthalb Meter, wozu noch <strong>de</strong>r nicht geringe<br />

Unterschied <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s im Ladoga während <strong>de</strong>r respektiven<br />

Messungszeiten kommt. Der <strong>de</strong><strong>fi</strong>nitive Wert BERGHELLS, 26 m vom Meere<br />

aus bis zum Rücken <strong>de</strong>s Walles (Fennia 13, Nr. 2, S. 37) o<strong>de</strong>r reduziert<br />

auf das Nullniveau von Helsingfors ca. 25 m, ist ca. 4 m höher als<br />

<strong>de</strong>r meinige. In <strong>de</strong>r zuletzt erwähnten Arbeit hat BERGHELL als Litorina-


---------------------------- -----<br />

JLflius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 61<br />

grenze <strong>de</strong>n Fuss <strong>de</strong>s Walles (23 m o<strong>de</strong>r reduziert 22 m Ü. d. M.) angenommen<br />

und ihn mit <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Fusses einiger Abrasionsterrassen<br />

verglichen. Dabei hat er keine Rücksicht darauf genommen, dass <strong>de</strong>r<br />

erstere die Grenze <strong>de</strong>s niedrigsten, <strong>de</strong>r letztere die <strong>de</strong>s höchsten<br />

Wasserstan<strong>de</strong>s angibt und sie daher inbezug auf ihre Höhe nicht vergleichbar<br />

sind.<br />

Das Moor Howinsuo hat sich vor <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r fraglichen Strandlinie<br />

sowohl mit seinem nördlichen als mit seinem südlichen Teil wahrscheinlich<br />

weiter nach <strong>de</strong>m Ladogasee hin erstreckt. Es be<strong>de</strong>ckt einige<br />

Meter mächtig eine Moränensenke, wo in <strong>de</strong>r Bildungszeit <strong>de</strong>s Torfes nach<br />

GUNNAR ANDERssoN sich nie offenes Wasser befun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn stets<br />

eine Moorvegetation geherrscht hat. Die Bildung <strong>de</strong>s Torfes hätte vor<br />

<strong>de</strong>r Akkumulation <strong>de</strong>r Wälle ihren Abschluss gefun<strong>de</strong>n. Wie dies mit<br />

<strong>de</strong>m Umstand vereinbar ist, dass sich das Moor gera<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r<br />

Entstehung <strong>de</strong>rselben in eine möglicherweise ganz vom Wasser be<strong>de</strong>ckte<br />

Lagune verwan<strong>de</strong>lt hat, in <strong>de</strong>r die Torfbildung gut ge<strong>de</strong>ihen konnte,<br />

mögen spätere Forschungen klarstellen.<br />

Auf Grund <strong>de</strong>s südlichen Charakters, <strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>m Moore auftreten<strong>de</strong>n<br />

Pflanzenreste, wie die von Alnus glutinosa, Scirpus silvaticus<br />

und beson<strong>de</strong>rs Corylus Avellana zeigen, meint ANDERssoN, <strong>de</strong>r Torf<br />

habe sich in <strong>de</strong>m späteren Abschnitt <strong>de</strong>r Ancyluszeit gebil<strong>de</strong>t (GeoJ.<br />

För. i Sthm Förh., Bd, 11, S, 29, 33). Da <strong>de</strong>r Wall ausser<strong>de</strong>m eine<br />

grössere Ausbildung besitzt und mithin einen längeren Stillstand <strong>de</strong>s<br />

Wasserniveaus anzeigt als die unteren Strandwälle <strong>de</strong>r Gegend, ziehen<br />

ANDERssoN und BERGHELL <strong>de</strong>n Schluss, dass <strong>de</strong>r Wall zur Zeit <strong>de</strong>r<br />

maximalen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Litorinameers entstan<strong>de</strong>n sei.<br />

Die fra gliche Untersuchung ist zu <strong>de</strong>r Zeit ausgeführt wor<strong>de</strong>n,<br />

wo man von <strong>de</strong>n Strandbildungen <strong>de</strong>s Ladogasees, namentlich in <strong>de</strong>ssen<br />

südlichem Teil, nicht viel wusste, und ohne überhaupt die Möglichkeit<br />

vorauszusetzen, dass hier die Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees vorhan<strong>de</strong>n<br />

sein könnte. Ein an<strong>de</strong>rer Schluss über das Alter <strong>de</strong>s Torfes und <strong>de</strong>r<br />

Strandlinie von Wernitsa war daher nicht möglich. Aus <strong>de</strong>n nächstfolgen<strong>de</strong>n<br />

Seiten wird ersichtlich sein, das s die S t ra n d I in i e<br />

von Wernitsa geologisch mit <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r S-Küste auf-


62 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

treten<strong>de</strong>n, auf Grund <strong>de</strong>r archäologischen Fun<strong>de</strong> u. a.<br />

Umstän<strong>de</strong> als die Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

zu betrachten<strong>de</strong>n Strandlinie zusammengehört,<br />

was für die Altersfrage <strong>de</strong>rselben ausschlaggebend ist.<br />

TaipaJe und Jaamankylä, Kirchspiel Metsäpirtti.<br />

Der bei <strong>de</strong>m Dorfe Taipale aufhören<strong>de</strong> hohe Moränenrücken, an<br />

<strong>de</strong>ssen En<strong>de</strong> eine ehemalige Redoute liegt, wird nach <strong>de</strong>m Ladogasee<br />

zu von einer hübschen Abrasionsterrasse begrenzt, die genau <strong>de</strong>r<br />

G ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s bei Wernitsa entspricht. Ihr Fuss,<br />

!/2 km NE von <strong>de</strong>r Redoute, liegt nach einer Messung von mir 20,6 m<br />

ü. d. M.,!) nach BERGHELL 20,1 o<strong>de</strong>r reduziert 19,1 m.<br />

Von <strong>de</strong>r Terrasse zweigt sich nach Sein Akkumulationswall ab,<br />

<strong>de</strong>r sog. Taipaleenharju, <strong>de</strong>ssen Rücken wenigstens am Anfang in <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>s Terrassenfusses liegt. Innerhalb <strong>de</strong>sselben tritt ein niedrigerer<br />

Wall auf, und ausserhalb laufen fünf an<strong>de</strong>re, gut ausgebil<strong>de</strong>te Sandwälle<br />

dahin. Die Wallserie setzt sich, auf <strong>de</strong>r E vom Taipaleenjoki<br />

ausgebreiteten Ebene im weiten Bogen hinziehend, etwa 10 km fort,<br />

wonach höheres Gelän<strong>de</strong> und die Terrasse von Jaama beginnen. Der<br />

Hauptwall erinnert in seinen Dimensionen und seiner Gestaltung an<br />

<strong>de</strong>n Wall von Kut-Lachta am Unterlauf <strong>de</strong>s Swir. Er ist mit diesem<br />

auch in <strong>de</strong>r Hinsicht analog, dass er eine Lagunennehrung ist, die<br />

seinerzeit <strong>de</strong>n Suwanto vom Ladogasee abgeschnürt hat, wie ich alsbald<br />

zeigen wer<strong>de</strong>. Bei <strong>de</strong>r Musterung <strong>de</strong>s Uferabhangs <strong>de</strong>s Taipaleenjoki<br />

bemerkte ich über <strong>de</strong>m 1,5 m über die Wassergrenze ansteigen<strong>de</strong>n<br />

Ton eine dünne Humusschicht, doch konnte ich wegen <strong>de</strong>s starken<br />

Abbruchs <strong>de</strong>s Abhanges nicht bestimmt feststellen, ob dieselbe von<br />

<strong>de</strong>m Walle wirklich überlagert ist. Innerhalb <strong>de</strong>r Akkumulation <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t<br />

sich dagegen an mehreren Stellen sowohl näher als auch weiter weg<br />

') Nivelliert im Jahre 1906 wie auch die folgen<strong>de</strong>n Strandbildungen bis Waganowa.<br />

Da meine Aufzeichnungen verloren gegangen sind, ist mir das als Ausgangspunkt <strong>de</strong>r<br />

Messungen angewandte Niveau <strong>de</strong>s Ladogasees nicht mehr bekannt.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 63<br />

unter <strong>de</strong>m Sand begraben eine die frühere Bo<strong>de</strong>nfläche anzeigen<strong>de</strong><br />

Vegetationsschicht: Torf usw.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>s Fusses <strong>de</strong>r Abrasionsterrasse im Dorfe Jaamankylä<br />

beträgt nach einem Nivellement von mir 20,4 m ü. d. M. BERG HELL hat<br />

sie mit <strong>de</strong>m Aneroid zu 18,8 (reduziert 17,8) m bestimmt.<br />

Dörfer Miikkulainen, Toserowa, Oawan und Waganowa.<br />

Von <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen Grenze bis zur Newa wird die zuletzt von <strong>de</strong>r<br />

Wernitsa- und Taipalegegend beschriebene Lad 0 gag ren z e von<br />

einem gut ausgeprägten, im allgemeinen aus Sand aufgebauten, 1- 2 m<br />

hohen Akkumulationswalle bezeichnet. Nur bei <strong>de</strong>m Dorfe Waganowa<br />

wird sie von einer niedrigen, in <strong>de</strong>r Moräne eingeschnittenen, heute<br />

unscharfen Terrasse abgelöst, unterhalb <strong>de</strong>ren Blockfeld bis 6 m über<br />

<strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Ladogasees auftritt. Zwischen <strong>de</strong>n Dörfern Miikkulainen<br />

und Murja (Morja) hat zur Zeit <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r fraglichen<br />

Strandlinie eine ca. 25 km lange und 5 km breite Insel bestan<strong>de</strong>n,<br />

die durch einen in <strong>de</strong>r Mitte schmalen, am Ein- und Ausgang mehrere<br />

Kilometer breiten Sund vom Festland ~etrennt war.<br />

Die Nivellementsergebnisse <strong>de</strong>r Strandlinie waren:<br />

<strong>de</strong>r Rücken <strong>de</strong>s Walles in Alakylä, Dorf Miikkulainen<br />

im Dorfe Toserowa .<br />

Gawan ..<br />

<strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r Terrasse<br />

Waganowa.<br />

20,5 m ü. d. M.<br />

19,6 »<br />

20,6<br />

19,4 "<br />

Als Zeichen <strong>de</strong>r Transgression sei erwähnt, dass im Dorfe Miikkulainen,<br />

unter einer I m mächtigen Sandschicht Tor f und vermo<strong>de</strong>rte,<br />

bis 1/2 m dicke Bäume angetroffen wor<strong>de</strong>n sein sollen.<br />

Jener frühere Sund gestattet uns die eigentümlichen, rechte Winkel<br />

aufweisen<strong>de</strong>n Flusssysteme <strong>de</strong>s Wuoleen- und Murjanjoki zu verstehen<br />

(ein ana10ges System stellt u. a. auch <strong>de</strong>r Olonezfluss mit seinen<br />

Nebenflüssen dar). Bei<strong>de</strong> sind nach <strong>de</strong>m Rückzug <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

durch Vereinigung verschie<strong>de</strong>ner sich in <strong>de</strong>n Sund ergiessen<strong>de</strong>r Flüsse<br />

entstan<strong>de</strong>n. Dies ist aber nur ein Rückgang zu <strong>de</strong>n Verhältnissen<br />

vor <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees.


64 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> :0 cl5.<br />

Auf <strong>de</strong>r obenerwähnten ehemaligen Insel, oberhalb <strong>de</strong>r Ladogagrenze,<br />

zeigen sich als Strandakkumulationen zu betrachten<strong>de</strong> Sandund<br />

Geröllrücken sowie schmale Hei<strong>de</strong>n, innerhalb <strong>de</strong>ren offene längliche<br />

Torfmoore liegen. Die meisten von ihnen (u. a. <strong>de</strong>r mehrere Kilometer<br />

messen<strong>de</strong> Rücken KaMeHHaH rpHBa) erheben sich 23 m Ü. d. M.<br />

Auf <strong>de</strong>r W-Seite <strong>de</strong>s Sun<strong>de</strong>s zeigt die topographische Karte an einigen<br />

Stellen unterhalb <strong>de</strong>r als spätglaziale Grenze zu betrachten<strong>de</strong>n Terrasse,<br />

z. B. südwestlich von Toserowa in 32 m und westlich von Murja in<br />

26 m Höhe kurze Wälle, die die G ren z e <strong>de</strong>r An c y I u s t r ans -<br />

g res s ion angeben dürften.<br />

Die G ren z e <strong>de</strong>s s p ä t g I a z i ale n M e e res wird von einer<br />

ca. 15 km vom Ufer hinlaufen<strong>de</strong>n, mehrere Dutzend Kilometer langen,<br />

an ihrem Fusse nach <strong>de</strong>r topographischen Karte z. B. bei Katumaa<br />

ca. 43 und bei Repo ca. 34 m ü. d. M. liegen<strong>de</strong>n hohen Abrasionsterrasse<br />

bezeichnet.<br />

Weiter südlich, SW von Waganowa, liegen nach <strong>de</strong>r topographischen<br />

Karte einige Wälle, von <strong>de</strong>nen sich die obersten ca. 26 m<br />

Ü. d. M. erheben, und in einiger Entfernung lan<strong>de</strong>inwärts be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t<br />

sich die <strong>de</strong>utlich ausgeprägte~ an ihrem Fusse ca. 30 m Ü. d. M.<br />

hohe Terrasse von Irinowka. Diese ist vermutlich die spätglaziale<br />

Meeresgrenze, jene geben vielleicht die Ancylusgrenze an.<br />

Die Gegend bei <strong>de</strong>r Bahnstation Scheremetjewka.<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Dorfe Waganowa und <strong>de</strong>r Newa gibt eine Reihe<br />

von Akkumulationswällen die Lad 0 gag ren z e an. Zu <strong>de</strong>nselben<br />

gehört eine etwas nördlich <strong>de</strong>r Station Scheremetjewka, an einer<br />

tiefen Bachschlucht am schönsten auftreten<strong>de</strong> WaJlserie (Abb. 21).<br />

Der oberste <strong>de</strong>r Wälle flacht sich in einigem Abstand nach N ab und<br />

setzt sich dann wie<strong>de</strong>r als schmaler, schwach markierter Wall fort.<br />

Der mittlere Wall verschwin<strong>de</strong>t bald in <strong>de</strong>rselben Richtung, <strong>de</strong>r äussere<br />

aber führt weiter.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Wälle ist über <strong>de</strong>m Wasserspiegel <strong>de</strong>r Newa nivelliert,<br />

die an dieser Stelle zu . 0,5 m unter <strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Ladoga-


Abb. 20.<br />

Eine typische Landschaft <strong>de</strong>r N-Küste <strong>de</strong>s Ladogasees, im Ksp. Sortawala,<br />

Riuttawuori (S. 48). Aufnahme von I. K. INHA.<br />

Abb. 21.<br />

Die Grenzakkumulation <strong>de</strong>s Ladogasees N von <strong>de</strong>r Station Scheremetjewka,<br />

von <strong>de</strong>r Landseite gesehen.


JlllillS Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 65<br />

sees o<strong>de</strong>r zu 4,94 m ü. d. M. angenommen ist. Der Rücken <strong>de</strong>s<br />

obersten Walles erwies sich etwas niedriger als SSW von Schlüsselburg,<br />

d. h. 18,3 mü. d. M. Innerhalb <strong>de</strong>s genannten Walles <strong>de</strong>hnt<br />

sich eine ca. 17 m ü. d. M. liegen<strong>de</strong> San<strong>de</strong>bene aus.<br />

An: <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Schlucht liegt zuunterst bläulichgrauer,<br />

abgerun<strong>de</strong>te Steinchen enthalten<strong>de</strong>r Geschiebelehm und darüber ein<br />

paar Zentimeter grober Sand. Dann folgt eine einige Meter mächtige<br />

Schicht feiner Sand, <strong>de</strong>r ab und zu dünne, lehmartige Lagen enthält.<br />

Die Schichten sind unter 15- 20 ° nach E o<strong>de</strong>r SE geneigt. Auf <strong>de</strong>r<br />

Sandschicht lagert eine zweite, annähernd 2 m mächtige, diskordant,<br />

d. h. horizontal abgesetzte Sandschicht (vielleicht aus <strong>de</strong>r Ancyluszeit).<br />

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I ' ,<br />

Löngenmass-tab<br />

°1-1 ---'-----I'r m<br />

Ho"hell mnsst"crh<br />

Abb. 21 a. Schematischer Querschnitt <strong>de</strong>r Akkumulation in <strong>de</strong>r Abb. 21.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Sandschichten zeigen undulieren<strong>de</strong> Schichtung. Der obere<br />

Teil <strong>de</strong>r zweiten Sandschicht besteht in 0,5- 1,0 m Mächtigkeit aus<br />

Bleicher<strong>de</strong>, die aufwärts an eine 1 dm starke Humusschicht grenzt -­<br />

diese ist vermutlich mit <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>m Friedhof von Schlüsselburg u. a.<br />

angetroffenen Torfschicht zeitlich zu parallelisieren - und worunter<br />

sich stellenweise Ortsteinbildung <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t. Der zu alleroberst gelegene,<br />

von <strong>de</strong>n Akkumulationswällen eingenommene Sand ist rostbrauner<br />

typischer Uferschotter mit kleinen Steinchen.<br />

Zu <strong>de</strong>m Geschiebelehm sei bemerkt, dass er auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

Rjeswychschen Sägemühle und Ziegelei, etwa 3 km von <strong>de</strong>r Station<br />

5


66 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Scheremetjewka, hin und wie<strong>de</strong>r recht grosse Steine enthält. In seinem<br />

oberen Teil geht er unvermerkt in Bän<strong>de</strong>rton über und ist dann<br />

gewöhnlich nicht mehr steingemischt. In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Sägemühle<br />

soll sich unterhalb <strong>de</strong>s Geschiebelehmes Sand be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n. Über <strong>de</strong>m<br />

Bän<strong>de</strong>rton hat sich wie<strong>de</strong>rum im ganzen Gebiet gelbbrauner Sand<br />

abgelagert.<br />

Die obenerwähnte Diskordanz <strong>de</strong>r Sandschichten war überaus<br />

<strong>de</strong>utlich in einem WNW von Scheremetjewka gelegenen umfangreichen<br />

Sandgrube zu sehen.<br />

Von hier nach W zu, bei <strong>de</strong>r ersten Biegung <strong>de</strong>r Eisenbahn, wird<br />

die San<strong>de</strong>bene von einem flachen, 100 m breiten und 2 m hohen<br />

Sandwall begrenzt, <strong>de</strong>ssen Rücken ca. 21,3 m ü. d. M. liegt (Aner.).<br />

Gegen S wird <strong>de</strong>r Wall niedriger und schmäler und ebnet sich allmählich<br />

ganz ein. Er hängt mit einer Sandzone, durch welche die<br />

mit einer sehr tiefen und <strong>de</strong>m Anschein nach alten Torfbildung angefüllte<br />

Becken <strong>de</strong>s Dunaimoores abgesperrt wor<strong>de</strong>n ist, ZUSClmmen<br />

(Ancylusgrenze?).<br />

Der Suwantosee.<br />

Der Suwanto war bekanntlich früher ein selbständiger See, und<br />

erst spät ist er ein Teil <strong>de</strong>s Wuoksen gewor<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Wasserrnassen<br />

dieses Flusses durch ihn in <strong>de</strong>n Ladogasee geleitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Er mün<strong>de</strong>te vor 1818 bei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge von Kiwiniemi in <strong>de</strong>n Wuoksen<br />

und wur<strong>de</strong> vom Ladogasee durch die oben beschriebene Akkumulationsbildung<br />

von Taipale getrennt (Abb. 23). Die Höhe <strong>de</strong>s Suwanto war<br />

damals 11,25 m über <strong>de</strong>m Ladogasee o<strong>de</strong>r ugf. 16,25- 17,25 m. ü. M.<br />

(Amtliche Berichte über die Ableitung <strong>de</strong>s Wuoksen durch <strong>de</strong>n Suwanto,<br />

im Archiv <strong>de</strong>r Oberverwaltung für die Weg- und Wasserbauten ;<br />

E. G. PALMEN, Äldre och nyare sjöfällningar i Finland, Fennia, 20, Nr. 7).<br />

Da <strong>de</strong>r Höhenunterschied zwischen <strong>de</strong>m Suwanto und Ladoga so<br />

gross war und die Gewässer nur durch einen schmalen Sandrücken getrennt<br />

wur<strong>de</strong>n, war schon früh <strong>de</strong>r Gedanke erwacht <strong>de</strong>n Suwanto zu


senken.<br />

Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 67<br />

Im Jahre 1741 soll Militär beauftragt wor<strong>de</strong>n sein einen Abflusskanal<br />

durch <strong>de</strong>n Sandrücken zu graben, und auch später wer<strong>de</strong>n<br />

kleinere Grabungsarbeiten erwähnt. Im Jahre 1818 kam dann die Natur<br />

zu Hilfe und führte die Aufgabe in einem Tage zu En<strong>de</strong>. Das Datum,<br />

wann dies geschah, ist nicht sicher bekannt. Die zuverlässigsten Quellen<br />

nennen <strong>de</strong>n 21. und 26. Mai. Damals herrschte ein starkes Frühjahrshochwasser,<br />

sodass das Wasser, wie man vermutet hat, in <strong>de</strong>n Kanal<br />

zu rieseln begann.<br />

Nach einer an<strong>de</strong>ren Quelle gesellte sich zu <strong>de</strong>m<br />

Hochwasser ein heftiger Sturm und Eisgang (PALMEN, a. a. 0.) Nach<br />

einer Tradition, die ich gehört habe, wäre das Wasser anfangs von<br />

unten her durchgedrungen. Wie <strong>de</strong>m auch sei, je<strong>de</strong>nfalls war <strong>de</strong>r Durchbruch<br />

fulminant. Grosse Bo<strong>de</strong>nstücke wur<strong>de</strong>n mit einemmal losgerissen<br />

und nach <strong>de</strong>m Ladogasee geschleppt.<br />

Einigen Gebäu<strong>de</strong>n erging<br />

es ebenso. Ein Bauer war, so wird erzählt, auf das Dach seines Hauses<br />

geklettert, um es abzutragen.<br />

Aber er musste einen schleunigen<br />

Rückzug antreten und hatte kaum <strong>de</strong>n Erdbo<strong>de</strong>n erreicht, als schon<br />

die ganze Hütte sich in Bewegung setzte. - Der Spiegel <strong>de</strong>s Suwanto<br />

sank auf einmal um 6 m und später noch mehr (bis 1848 z. B. um<br />

1,5 m). Seine Höhe über <strong>de</strong>m Ladoga wur<strong>de</strong> 1848 zu 3,8 m (9-10 m<br />

ü. d. M.) berechnet (amtlicher Bericht). Das gewonnene nutzbare<br />

Neuland wur<strong>de</strong> auf rund 5000 ha geschätzt.<br />

Das grösste Gebiet umfasste<br />

dasselbe an <strong>de</strong>m durch Deltabildungen verflachten E-En<strong>de</strong>.<br />

Der Wasserspiegel <strong>de</strong>s Wuoksen lag danach wesentlich höher als<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Suwanto, im Jahre 1844 ungefähr 5,4 m, 18485,9 m (14,5-15,5<br />

m ü. d. M.).<br />

Der <strong>de</strong>m Wuoksental von <strong>de</strong>n Hochwässern zugefügte<br />

Scha<strong>de</strong>n und das günstige Resultat <strong>de</strong>r Senkung <strong>de</strong>s Suwanto regten<br />

die Bevölkerung an, eine Ablassung <strong>de</strong>s Wuoksen selbst durch Öffnung<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge Kiwiniemi zu verlangen (ihre Höhe war im Jahr 1857,<br />

vom Niveau <strong>de</strong>s Wuoksen gerechnet, 3,6 m o<strong>de</strong>r ca. 18-19 m ü. d.<br />

M.; amtlicher Bericht).<br />

Es waren mehrere Schwierigkeiten zu überwin<strong>de</strong>n,<br />

bevor <strong>de</strong>r Plan auf Veranstalten <strong>de</strong>r Regierung realisiert wur<strong>de</strong><br />

- vor allem in <strong>de</strong>r Hoffnung eine fahrbare Wasserstrasse vom Ladogasee<br />

zum oberen Wuoksen zu erhalten.<br />

Am 17. Sept. 1857 wur<strong>de</strong>n<br />

die in die Lan<strong>de</strong>nge gegrabenen Ravinen geöffnet, und die


68 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Wasserrnassen <strong>de</strong>s Wuoksen hatten die übrige Erosion zu besorgen.<br />

Allerdings kam keine Schiffahrtsstrasse zustan<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn anstatt <strong>de</strong>ssen<br />

die gewaltige, 3 m hohe Stromschnelle von Kiwiniemi und eine erhebliche<br />

Senkung <strong>de</strong>r Wasserfläche <strong>de</strong>s Wuoksen. Bis En<strong>de</strong> 1859<br />

soll das Wasser im oberen Teil <strong>de</strong>s Wuoksen, d. h. zwischen Tiuri<br />

und Antrea, um 3,5 m und im unteren, d. h. in <strong>de</strong>r Gegend von Kexholm,<br />

um 1,2 m gesunken sein (amtlicher Bericht). Das nutzbare Neuland<br />

be<strong>de</strong>ckte namentlich am mittleren Lauf be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Areale.<br />

Der Suwanto stieg temporär 3 (5?) m höher als sein früher Wasserstand,<br />

<strong>fi</strong>el aber dann unter diesen hinab. Während nämlich die Wasserrnassen<br />

<strong>de</strong>s Wuoksen in <strong>de</strong>n Suwanto strömten, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Taipaleenjoki<br />

be<strong>de</strong>utend erodiert. Früher war er, wie ich gehört habe, z. B. bei<br />

Koukunniemi so seicht und schmal, dass man in Schuhen hindurchwaten<br />

konnte, nach <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge Kiwiniemi aber hat<br />

sich seine Breite etwa verdreifacht, und zugleich hat er sich erheblich<br />

vertieft. Die Stromschnellen im Taipaleenjoki blieben jedoch bestehen<br />

(Waskelankoski ca. 2 mund Kempinkoski annähernd 1/2 m hoch; die<br />

jetzige Höhe <strong>de</strong>s Suwanto während <strong>de</strong>s Hochwassers 8,80, während<br />

<strong>de</strong>s niedrigen Wasserstan<strong>de</strong>s 6,94 m ü. d. M.).<br />

Sehr einleuchtend sind diejenigen Höhenangaben über die früheren<br />

Wasserstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Suwanto und Wuoksen, welche ich während<br />

<strong>de</strong>r Druckarbeit vom Hydrographischen Bureau erhalten habe und<br />

welche durch Nivellement <strong>de</strong>r alten Wasserzeichen auf NN in Helsingfors<br />

bezogen wor<strong>de</strong>n sind.<br />

sind, teile ich sie hier mit:<br />

Da diese Angaben die zuverlässigsten<br />

Suwanto:<br />

vor <strong>de</strong>m Jahre 1818 . . . . . . .<br />

nach <strong>de</strong>m Durchbruch <strong>de</strong>s Rückens von Taipale im Jahr 1818 ... .. . .<br />

nach <strong>de</strong>r Regulierung <strong>de</strong>s Taipaleenjoki, aber vor <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge<br />

Kiwiniemi im Jahr 1857 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

nach <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge Kiwiniemi, 3m 26.-29. September 1857<br />

am 17. Juni 1863 ..<br />

am 3. September 1910 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

17,62 m<br />

10,14 •<br />

8,73 "<br />

13,12 •<br />

8,16 •<br />

7,33 •


__ ___ J<br />

Julius Ai/io, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 69<br />

Wuoksen bei Kiwiniemi:<br />

Hochwasser vor <strong>de</strong>r Ablassung am 17. September 1857<br />

mittleres Wasser •<br />

Niedrigwasser<br />

Wasserstand am 29. September 1857 ..<br />

• 12. November 1858. .<br />

mittlerer Wasserstand am 17. Juni 1863<br />

Wasserstand am 3. September 1910 ..<br />

15.90 m<br />

15,60 •<br />

15,30<br />

14,60 •<br />

12,93 •<br />

11 ,64 •<br />

10,27 •<br />

Die angeführten Niveauverän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Suwanto und sein<br />

frühster Wasserstand sind in <strong>de</strong>n im allgemeinen gut entwickelten<br />

S t r a n d b i I dun gen zum Ausdruck gebracht. Die Höhe <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />

Strandlinie über <strong>de</strong>m Wasserrand war im Herbst 1913 0,7 m<br />

(8 m ü. d. M.). Etwas weiter oben, etwa 2 m über <strong>de</strong>m Wasserrand,<br />

zeigt sich an manchen Stellen eine Strandlinie, die wahrscheinlich<br />

zwischen <strong>de</strong>n Jahren 1818-1857, vor <strong>de</strong>r Regulierung <strong>de</strong>s Taipaleenjoki,<br />

entstan<strong>de</strong>n ist. In etwa 10-13 m über <strong>de</strong>m heutigen Wasserrand<br />

sind zwei Strandlinien zu erkennen, von <strong>de</strong>nen die obere sich<br />

im allgemeinen<br />

als hohe und prächtige Abrasionsterrasse fast rings<br />

um die Ufer <strong>de</strong>s Sees, hinzieht, die untere dagegen weniger auffällt,<br />

aber doch recht gut zu verfolgen ist (Abb. 24).<br />

Im Kirchdorf Sakkola treten die bei<strong>de</strong>n letzteren Strandlinien sowohl<br />

in Form einer Abrasionsterrasse wie als Sandakkumulationen auf.<br />

Bei <strong>de</strong>m Dorfe springt die Nie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Moores Suurisuo nach NW<br />

vor. Die Abrasionsterrasse wen<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rung<br />

hin nach innen, und quer vor <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rung liegt eine Sandakkumulation,<br />

die in ihrem mittleren Teil 1/2 km breit, obenauf flach und<br />

angebaut, in ihrem westlichen Teil aber, d. h. <strong>de</strong>r Terrasse näher, aus<br />

zwei Wällen gebil<strong>de</strong>t ist (siehe Abb. 22). Die Wälle, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />

innere höher und mächtiger ist, wer<strong>de</strong>n von zwei Terrassen abgelöst.<br />

Der Rücken <strong>de</strong>r ersteren entspricht inbezug auf die Höhe <strong>de</strong>m Fusse<br />

<strong>de</strong>r letzteren: 10,6 und 12,7-10,3 und 13,3 m über <strong>de</strong>m Suwanto und<br />

17,9 und 20,0-17,6 und 20,6 m ü.d.M.<br />

Auf einer im Hydrographischen Bureau zu Helsingfors zugänglichen<br />

Karte <strong>de</strong>r Stromschnelle von Kiwiniemi sind die Höhen <strong>de</strong>r Strandlinien<br />

am W-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Suwanto an zwei Punkten zu 17,94 und 20,07


70 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

sowie 18,24 und 20,45 m über NN in Helsingfors angegeben.<br />

Dem<br />

Kirchdorf Sakkola gegenüber ist die Höhe <strong>de</strong>r oberen Strandlinie nach<br />

meiner Messung 19,4 m ü. d. M. und am E-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Suwanto, unweit<br />

<strong>de</strong>s Dorfes Riiska, nach <strong>de</strong>r Geologischen Lan<strong>de</strong>saufnahme ca. 20 m<br />

ü. d. M. (Beschreibung zum Kartenblatt Nr. 36, S. 38).<br />

Von <strong>de</strong>n besprochenen Strandlinien gibt die obere, die in <strong>de</strong>mselben<br />

Niveau wie <strong>de</strong>r höchste Strandwall bei Taipale liegt, die T r a n s­<br />

g res s ion s g ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s an.<br />

Die untere Strandlinie<br />

entspricht <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge Kiwinierni, und ist aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach gleich zu Beginn <strong>de</strong>r Regression <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

entstan<strong>de</strong>n, als <strong>de</strong>r Suwanto in dieses Niveau zu liegen kam. In <strong>de</strong>r<br />

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Abb. 22.<br />

Schematische Querschnitte <strong>de</strong>r Abrasions- und Akkumulationsbildungen am<br />

Ufer <strong>de</strong>s Kirchdorfes Sakkola.<br />

späteren Zeit bis zum Jahre 1818 hatte sich <strong>de</strong>r Suwanto nur unbe<strong>de</strong>utend<br />

gesenkt, was mit <strong>de</strong>r Erosion seines Abflussbettes durch die<br />

genannte Lan<strong>de</strong>nge in Zusammenhang stehen muss.<br />

Während <strong>de</strong>r höchsten Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees ist <strong>de</strong>r Suwanto<br />

nebst <strong>de</strong>n mit ihm kommunizieren<strong>de</strong>n Talsenken eine vielverzweigte<br />

Bucht <strong>de</strong>s Ladogasees gewesen. Durch die Lan<strong>de</strong>nge<br />

Kiwiniemi ging ein schmaler, seichter Sund.<br />

Die grössten Buchten<br />

schoben sich nach NW vor: in <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Moores Suurisuo<br />

bis etwa zum Kiimajärwi und im Tale <strong>de</strong>s Kaarjoki bis nach <strong>de</strong>m<br />

Dorf Wilakkala. Vom östlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Suwanto führten zwei<br />

Sun<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Ladogasee, <strong>de</strong>ren einer unweit <strong>de</strong>r Kirche von Metsäpirtti,<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>m Dorfe Taipale seinen Ausgang nahm. Der


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 71<br />

zwischen ihnen aufragen<strong>de</strong> Rücken, von Neusaari bis ungefähr nach<br />

Kosela, war supralacustrin. -<br />

Der Grenzwall von Taipale-Jaama<br />

schnürte dann <strong>de</strong>n Suwanto vom Ladogasee ab. Die <strong>de</strong>rselben Zeit<br />

angehören<strong>de</strong> Akkumulation von Sakkola trennte die Bucht <strong>de</strong>s Suursuo<br />

vom Suwanto, und <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Kaarjoki und Mustoja<br />

aufgeworfene Strandwall dämmte ebenfalls eine Lagune vom Suwanto<br />

ab.<br />

Es mag überraschend erscheinen, dass <strong>de</strong>r verhältnismässig kleine<br />

Suwanto stattliche Abrasionsterrassen und so mächtige Akkumulationen<br />

wie die, welche die Nie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Moores Suursuo bei Sakkola<br />

abdämmte, hat schaffen können. Die Wellen <strong>de</strong>s Ladogasees vermochten<br />

nämlich auch zu <strong>de</strong>r Zeit, wo eine offene Verbindung bestand,<br />

nicht weit nach <strong>de</strong>m Suwanto vorzudringen. Aber die beträchtliche<br />

Länge <strong>de</strong>s Sees (ca. 30 km bei einer Breite von 1- 2 km) macht<br />

doch beson<strong>de</strong>rs die Kraft <strong>de</strong>r in dieser Richtung fortschreiten<strong>de</strong>n Wellen<br />

begreiflich.<br />

Von <strong>de</strong>n Deltabildungen aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Transgression sind die<br />

vom Wiisjoki gebil<strong>de</strong>ten am be<strong>de</strong>utendsten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Maximum <strong>de</strong>r<br />

Transgression ergoss sich <strong>de</strong>r Wiisjoki bei <strong>de</strong>m Dorfe Jaama direkt<br />

in <strong>de</strong>n Ladogasee. Zusammen mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, in das E-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Suwanto mün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Flüssen verflachte er diesen Teil <strong>de</strong>sselben, bis<br />

sich teilweise auf <strong>de</strong>m Deltaplateau <strong>de</strong>r erwähnte Nehrungswall von<br />

Taipale-Jaama akkumulierte.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> u. a. <strong>de</strong>r Wiisjoki von<br />

<strong>de</strong>m Ladogasee abgetrennt und gezwungen eine halbe Wendung nach<br />

links, an <strong>de</strong>r: Innerwand <strong>de</strong>s Walles entlang, zu machen. In dieser<br />

Richtung verschob er dann sein Delta, welches sich schon 1818<br />

bis etwa zur Kirche von Metsäpirtti erstreckte. Nach <strong>de</strong>r Senkung <strong>de</strong>s<br />

Suwanto begann <strong>de</strong>r Wiisjoki wie die an<strong>de</strong>ren Flüsse <strong>de</strong>s Suwanto<br />

sein Bett tief in seine früheren Deltaschichten einzunagen.<br />

Am Wiisjoki sind in <strong>de</strong>n Deltaablagerungen bis in 5-6 m Tiefe<br />

Tor f sc h ich te n, bisweilen zu mehreren übereinan<strong>de</strong>r und bis einige<br />

Dezimeter mächtig, angetroffen wor<strong>de</strong>n. Diese Schichten enthalten nach<br />

LINDBERG u. a. Nussbaumreste. Sie dürften als sekundär, d. h. als<br />

Schwemmtorfe zu betrachten sein.<br />

Dies kann jedoch nicht mit <strong>de</strong>n


72 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Schichten <strong>de</strong>r Fall sein, in <strong>de</strong>nen auf <strong>de</strong>n Wurzeln stehen<strong>de</strong>, sehr<br />

grosse Birkenstümpfe zum Vorschein gekommen sind, son<strong>de</strong>rn diese<br />

müssen eine <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Transgression gehören<strong>de</strong> Bo<strong>de</strong>noberfläche<br />

angeben (Beschreibung zum geologischen Kartenblatt 36, S. 26-27).<br />

Am Unterlauf <strong>de</strong>s Taipaleenjoki, im rechten Uferabhang, oberhalb<br />

<strong>de</strong>r dort be<strong>fi</strong>ndlichen Fährstelle, bemerkte ich unter einer etwa<br />

1 m starken rostgelben Sandschicht Torf von ungefähr 3 dm Mächtigkeit.<br />

Der Torf hatte sich über einer annähernd 1/2 m starken, in<br />

ihrem unteren Teil in Ortstein verwan<strong>de</strong>lten und in ihrem oberen<br />

Teil weissen Streusand ähnlichen Schicht (Bleicher<strong>de</strong>) gebil<strong>de</strong>t. Unmittelbar<br />

unter <strong>de</strong>m Torf war <strong>de</strong>r Sand schmutzig und, wie es schien,<br />

durch Pflanzenwurzeln seinerzeit in kleine Gruben eingedrückt. Dann<br />

folgte ca. 2 m grauer geschichteter Sand, <strong>de</strong>r feine Tonstreifen enthielt<br />

und wie Pappe aufblätterte. Zuunterst lag blaugrauer, rötlich gestreifter<br />

Bän<strong>de</strong>rton.<br />

Die aus <strong>de</strong>r Schichtenserie entnommenen Proben<br />

hat LINDBERG auf Pflanzenreste und Diatomaceen untersucht (Kap. H,<br />

15). Nach <strong>de</strong>n Proben <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich die F ich t e ausser in <strong>de</strong>r obersten<br />

Sandschicht nur im oberen Teil <strong>de</strong>r Torfschicht, aber nicht in <strong>de</strong>ren<br />

unterem Teile. Zu beachten ist das Vorkommen <strong>de</strong>r Diatomaceen<br />

Nitzschia scalaris und Eunotia Clevei nur in <strong>de</strong>r obersten Sandschicht<br />

- gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Ablagerung <strong>de</strong>s Ladogasees - obgleich die letztere<br />

Form auch in <strong>de</strong>m unter <strong>de</strong>m Torfe liegen<strong>de</strong>n Sand, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ancyluszeit herrühren dürfte, vorausgesetzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Podsolierung <strong>de</strong>s vom Torfe überlagerten San<strong>de</strong>s und auch<br />

sonst ist anzunehmen, dass <strong>de</strong>r Torf sich aus <strong>de</strong>n Resten einer früher<br />

an <strong>de</strong>r Lokalität existieren<strong>de</strong>n Vegetation gebil<strong>de</strong>t hat. Er liegt 5- 6 m<br />

über <strong>de</strong>m Ladogasee und das Pro<strong>fi</strong>l liefert mithin einen weiteren Beleg<br />

dafür, dass sich an dieser Stelle vor <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r Akkumulation<br />

von Taipale ein Sund befun<strong>de</strong>n hat -<br />

eine Tatsache, die früher angezweifelt<br />

wor<strong>de</strong>n ist (ebenzitierte Veröffentlichung, S. 40).<br />

In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Gutshofes Sakkola, unter einem aus Sand und Kies<br />

aufgebauten, offenbar <strong>de</strong>m Maximum <strong>de</strong>r Ladogatransgression angehören<strong>de</strong>n<br />

Strandwall hat LINDBERG eine an Pflanzenresten reiche Schwemmtorfschicht<br />

gefun<strong>de</strong>n und botanisch untersucht.<br />

Aus <strong>de</strong>n Ergebnissen


o 5 10 IS km<br />

Abb. 23. Der Suwantosee vor <strong>de</strong>m Jahre 1818. Nach <strong>de</strong>r semitopographischen<br />

Karte (S. 66).<br />

Abb. 2Q. Die Strandlinie <strong>de</strong>s Suwantosees vor <strong>de</strong>m Jahre 1818. Nach ei ner<br />

Photographie im Hydrographischen Bureau (S. 69).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 73<br />

(siehe Postglaziale Klimaverän<strong>de</strong>rungen, S. 183- 185) sei hier erwähnt,<br />

dass in <strong>de</strong>r Torfschicht ausser <strong>de</strong>r Fichte und fast allen in Finland<br />

wachsen<strong>de</strong>n edlen Hölzern mehrere Pflanzen arten vertreten sind, die<br />

zu unseren allersüdlichsten Arten gehören.<br />

LINDBERG ist geneigt gewesen<br />

<strong>de</strong>ren Einwan<strong>de</strong>rungszeit in die erste Hälfte <strong>de</strong>r Litorinazeit zu<br />

verlegen, da er angenommen hat, dass <strong>de</strong>r erwähnte Wall aus <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>r grössten Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Litorinameeres stamm.<br />

Das Alter<br />

<strong>de</strong>s Walles muss aber jünger sein. Zur Zeit <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>s Schwemmtorfes<br />

müssen die Verhältnisse in <strong>de</strong>r Gegend an<strong>de</strong>re gewesen sein<br />

als jetzt. Dieser zeigt nämlich eine äusserst reiche Ufervegetation,<br />

während <strong>de</strong>r Suwanto heute nur durch ein sehr schwaches Pflanzenleben<br />

sowohl im Wasser als an <strong>de</strong>n Ufern char~kterisiert<br />

Die Nie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Suursuo ist, wie bemerkt, während <strong>de</strong>r Transgression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees von <strong>de</strong>m Suwanto abgeschnürt wor<strong>de</strong>n. Die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Moores selbst hat jedoch schon früher begonnen.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r abschnüren<strong>de</strong>n Akkumulation erstreckt sich nämlich ca.<br />

1,5 km nach <strong>de</strong>m Kiimajärvi hin eine an Braunkohle erinnern<strong>de</strong>, schiefrige,<br />

1 m starke, mit Wald be<strong>de</strong>ckte Torfschicht, die gewiss älter als<br />

die Transgression ist.<br />

ist.<br />

Danach breitet sich ein baumloses, offenes<br />

und tiefes Torfmoor aus, das noch vor einigen Jahrzehnten teilweise<br />

voller Wasserlachen gewesen sein soll. Die botanische Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Moores hat LINDBERG im Jahrbuch <strong>de</strong>s Moorkulturvereins 1898 eingehend<br />

erörtert.<br />

In <strong>de</strong>r Flora sind nach ihm während <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

<strong>de</strong>s Moores grosse Verän<strong>de</strong>rungen zu erkennen. Die Fichte ist z. B.<br />

überall um <strong>de</strong>n See früher <strong>de</strong>r dominieren<strong>de</strong> Baum gewesen, hat aber<br />

nach und nach vor an<strong>de</strong>ren Holzarten das Feld geräumt.<br />

Um zu sehen, ob nicht auch unter <strong>de</strong>r das Moor Suursuo abdämmen<strong>de</strong>n<br />

Akkumulation Torf vorkommt, nahm ich bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Abbildung 22 wie<strong>de</strong>rgegebenen Wällen Grabungen vor. Innerhalb <strong>de</strong>s<br />

höchsten Walles, in 0,6 m Tiefe, trat in <strong>de</strong>r Tat eine 15- 20 cm starke<br />

Torfschicht zutage.<br />

Diese war mit Sandkörnern und kleinen Steinen<br />

durchsprengt und verbrannt und enthielt ausser<strong>de</strong>m einen dünnen<br />

Sandstreifen, wonach sie als Schwemmtorf anzusehen ist.<br />

Eine <strong>de</strong>m<br />

Torfe entnommene Probe enthielt nach LINDBERG Fichten- und Kiefer-


30'<br />

KARTE<br />

ÜBER<br />

DIE MAXIMALVERBREITUNG<br />

DES LADOGASEES<br />

während <strong>de</strong>r Steinzeit<br />

Von<br />

JULIUS AILIO<br />

30'<br />

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1<br />

I<br />

1:800,000.<br />

Grenzterrasse} Höhe in Metern<br />

Grenzwall Ü. d. M,<br />

" Strand linie, nicht beson<strong>de</strong>rs ausgebil<strong>de</strong>t o<strong>de</strong> r<br />

I<br />

rnutmasslich.<br />

X Steinzeitliche Fundsteile.<br />

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Das Gebiet <strong>de</strong>s Ladogasees dunHIer blau, das<br />

gleichzeitige Meeresgebiet heller.<br />

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DIE MAXIMAILVERBREITUNG<br />

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74 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

pollen und solche Süsswasserdiatomaceen wie Pinnularia spp. und<br />

Eunotia cfr. praerupta (Kap. II, 16).<br />

In <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Suwanto sind zahlreiche S t ein ger ä t e gefun<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n. Ein grosser Teil davon wur<strong>de</strong> einzeln auf <strong>de</strong>m früheren<br />

Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sees, vor allem im östlichen Teil angetroffen. Die<br />

Verschleppung <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> von ihren ursprünglichen Plätzen ins<br />

Wasser ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Stran<strong>de</strong>rosion<br />

erfolgt, in<strong>de</strong>m die Transgression allmählich bis zu ihrem Maximalbetrag<br />

fortschritt. Damit wäre die obere geologische Altersgrenze <strong>de</strong>r fraglichen<br />

Fun<strong>de</strong> bestimmt. Sie sind etwas jünger als die Kanalfun<strong>de</strong> an<br />

<strong>de</strong>r S-Küste <strong>de</strong>s Ladogasees, <strong>de</strong>ren Ablagerung in <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>r<br />

Transgression fällt. - Im Ufergebiet <strong>de</strong>s Suwanto sind ausser<strong>de</strong>m<br />

Steingegenstän<strong>de</strong> zum Vorschein gekommen, <strong>de</strong>ren FundsteIle geologisch<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dünenfun<strong>de</strong> vom Wolchov,' und Sjas entsprechen<br />

dürfte. Im Kirchdorf Sakkola wur<strong>de</strong> mir nämlich mitgeteilt, es seien<br />

zwei Hohlmeissel auf <strong>de</strong>r inneren Böschung <strong>de</strong>s Akkumulationswalles<br />

gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n; an dieser Lokalität konnten sich die Steinzeitmenschen<br />

erst in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Anfang <strong>de</strong>r Ladogaregression entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Zeit aufhalten.<br />

Von <strong>de</strong>n ä I t e ren S t ra n d li nie n in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Suwanto<br />

liegen nach BERGHELL (Beschreibung zu <strong>de</strong>n geologischen Kartenblättern<br />

Nr. 36 und 37):<br />

die Ancylusgrenze unweit Raaju . . . . -l2 m ü. d. M.<br />

Riiska .<br />

. . . -l3 •<br />

die Yoldiagrenze Röykkylli 65 u. 64 •<br />

Suwenhäntä (gegenüber <strong>de</strong>r Kirche von Sakkol<br />

a). . . . . . . .<br />

63 •<br />

<strong>de</strong>r Kirche von Sakkola . . . . . . . .. 63<br />

Riiska. . . . . . . . . . . . . . . .. 60 .<br />

N von Wiiksa nlahti (nach <strong>de</strong>r top. Karte). 68.<br />

An allen Stellen ist die Strandlinie durch eine wohlausgebil<strong>de</strong>te<br />

Abrasionsterrasse markiert.


JlllillS Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 75<br />

Die morphologische Entwicklung <strong>de</strong>s Suwantobeckens scheint im<br />

übrigen so kompliziert zu sein, dass sich über dieselbe ohne Spezialuntersuchungen<br />

nichts Bestimmtes äussern lässt.<br />

Sie kann ursprünglich<br />

nicht lediglich ein Ergebnis <strong>de</strong>r Exaration <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>ises gewesen<br />

sein, da die Richtung <strong>de</strong>s Beckens nur teilweise mit <strong>de</strong>r Bewegungsrichtung<br />

<strong>de</strong>s Eises i<strong>de</strong>ntisch ist, vielmehr müssen zu seiner Bildung<br />

auch an<strong>de</strong>re Faktoren - die glaziale Erosion und Akkumulation -<br />

beigetragen haben.<br />

Wuoksen.<br />

So verhält es sich z. T. auch mit <strong>de</strong>m Tale <strong>de</strong>s<br />

Das Tal <strong>de</strong>s Wuoksen.<br />

Nach <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Auffassung hat sich <strong>de</strong>r Wuoksen seit fernen<br />

Zeiten ausschliesslich in <strong>de</strong>n Ladogasee ergossen, noch früher<br />

aber als sein Wasserstand be<strong>de</strong>utend höher als heute war, m ü n d e t e<br />

er in zwei entgegengesetzten Richtungen aus, nämlich so w 0 h I in<br />

<strong>de</strong>n Lad 0 gas e e als in <strong>de</strong>n F i n n i s c h e n Bus e n. Sehen wir<br />

zuerst an, wie lange die letztere Verbindung existiert hat. - Da <strong>de</strong>r<br />

Wasserstand <strong>de</strong>s Wuoksen im oberen Lauf <strong>de</strong>s Flusses seit 1857 um<br />

einige Meter gefallen ist (S. 68 und 69), sind die dadurch bewirkten<br />

geographischen Verän<strong>de</strong>rungen beträchtlich gewesen. Der 10 km lange<br />

enge Busen von Kuurmajärwi z. B. ist aufgelöst und auf kaum 4 km<br />

verkürzt wor<strong>de</strong>n; als Reste <strong>de</strong>sselben sind drei kleine durch <strong>de</strong>n Kuurmanjoki<br />

verbun<strong>de</strong>ne Seen übriggeblieben. Die Inseln Kuparsaari und<br />

Rautasaari sind miteinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>m Festland verbun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.<br />

Die frühere Bucht Korpilahti ist zu einem selbständigen See umgewan<strong>de</strong>lt<br />

wor<strong>de</strong>n ("Begleitworte zur Karte ü. d. Ober!. <strong>de</strong>s Wuoksen",<br />

Geogr. För. i Finl. Medd., I, S. 75). Der früher durch die Stromschnellen<br />

Torhonkosket und die Seen Helisewänjärwet gehen<strong>de</strong> Flussarm<br />

hat seine Be<strong>de</strong>utung ganz verloren, und <strong>de</strong>r eine dieser Seen<br />

mün<strong>de</strong>t heute in entgegengesetzter Richtung aus. Der Mündungsarm<br />

von Kexholm ist grösstenteils versiegt, und <strong>de</strong>r westliche, in <strong>de</strong>n<br />

Finnischen Busen führen<strong>de</strong> Mündungsarm ist s p ä t e s t e n s dann ganz<br />

abgesperrt wor<strong>de</strong>n.


76 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Der höchste Wasserstand <strong>de</strong>s Wuoksen vor 1857 in <strong>de</strong>r Heinjokigegend,<br />

wo die niedrigsten Pässe zwischen <strong>de</strong>m Wuoksen und <strong>de</strong>m<br />

Finnischen Meerbusen liegen, ist wohl ca. 16 m gewesen, <strong>de</strong>nn schon<br />

bei Kiwiniemi wur<strong>de</strong> er zu 15,90 m über NN gemessen (S. 69). Ungefähr<br />

<strong>de</strong>rselbe Höhestand, 15 bis 16 m, wird durch die mehrerenorts<br />

wahrnehmbare, ausgeprägte Strandlinie, gewöhnlich eine Terrasse, angegeben<br />

(Abb. 27). Die Höhe <strong>de</strong>r Strandlinie ist an <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Punkten am Wuoksen bestimmt:<br />

E von Orawankytö, im Ufergebiet <strong>de</strong>s Torhonjärwi . . .<br />

Unweit Pölläkkälä . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

, eine an<strong>de</strong>re Stelle (unscharfe Terrasse)<br />

In Heinjoki, unweit Wetokallio ...... ..... .<br />

Im Kirchdorf Antrea, nahe <strong>de</strong>r Landungsbrücke . . . . .<br />

Meter<br />

ü. d. Wuoksen ü. d. M.<br />

· 3,3 14,5<br />

· 4,6 15,1<br />

.5,5-5,7 16,0-16,2<br />

· 3,7 15,2<br />

· 3,8 15,6<br />

Die erste und letzte Bestimmung rühren von B. FROSTERUS (Besehr. zum geol.<br />

Kartenblatt Nr. 35), die übrigen von mir her. Es wäre nötig mehrere Bestimmungen<br />

auszuführen, um genauer die Höhe <strong>de</strong>r Strandlinie feststellen zu können.<br />

Durch die fraglichen Pässe führten vom Tale <strong>de</strong>s Wuoksen folgen<strong>de</strong><br />

zwei weiter unten sich vereinigen<strong>de</strong> Wasserstrassen in <strong>de</strong>n Finnischen<br />

Meerbusen (Abb. 25).<br />

Die eine Strasse ging WSW <strong>de</strong>r Kirche von Heinjoki, bei <strong>de</strong>m<br />

Felsen W e t 0 kali i 0 quer durch die heutige Lan<strong>de</strong>nge. Die felsige<br />

Partie <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge liegt nach einer Messung von mir 14,7 m ü. d. M.<br />

o<strong>de</strong>r annähernd 3 m über <strong>de</strong>m Wasserspiegel <strong>de</strong>s Wuoksen (Abb. 28),<br />

aber bei <strong>de</strong>m jetzigen Höchstwasserstand <strong>de</strong>s Flusses (= 13,4 m ü.<br />

d. M.) nicht volle 1 1/2 m. In <strong>de</strong>r Schutt<strong>de</strong>cke <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n<br />

sich ausser<strong>de</strong>m einige noch tiefer gelegene kleine Senken. In<br />

eine solche hat man einen beschei<strong>de</strong>nen Kanal zu graben begonnen,<br />

"als das Wasser knapp wur<strong>de</strong> und die Seen Taawetinjärwet abgelassen<br />

wer<strong>de</strong>n sollten", wie am Ort erzählt wird.<br />

Von <strong>de</strong>r NW-Seite <strong>de</strong>s<br />

Wetokallio ging die Wasserstrasse zuerst durch <strong>de</strong>n Rytöjärwi und<br />

Tuokkolanjärwi in <strong>de</strong>n Oisiinjärwi (in Abb. 25 ist <strong>de</strong>r letztgenannte nicht<br />

eingezeichnet wor<strong>de</strong>n). Auf dieser Strecke erscheint heute eine Bifurkation:<br />

vom Tuokkolanjärwi fliesst das Wasser in <strong>de</strong>n Wuoksen,<br />

vom Oisiinjärwi nach Wiborg zu.<br />

Der Wasserstand an <strong>de</strong>r Bifurka-<br />

..


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 77<br />

tionsstelle ist nach <strong>de</strong>r topographischen Karte 3,2 m über <strong>de</strong>m Wuoksen<br />

o<strong>de</strong>r 15,4 m ü. d. M. Vom Oisiinjärwi ab teilte sich die Strasse in zwei<br />

Arme. Der linke Arm führte durch die Seen Kumlammit (3 St.),<br />

Pohjalammit (2 S1.), Suurjärwi und Äntereenjärwi in <strong>de</strong>n Näätälänjärwi<br />

(auch Korpelanselkä genannt). Auf dieser Strecke liegt heute<br />

o<br />

'=<br />

10 km<br />

Abb. 25. Die Wasserstrassen von Lempatsas und Wetokallio vor <strong>de</strong>m Jahre 1857<br />

hauptsächlich nach alten Oehöftkarten im Archiv <strong>de</strong>r Oberverwaltung für die Landmessung.<br />

nach <strong>de</strong>r top. Karte eine niedrige Wasserschei<strong>de</strong> (ca. 17 m ü. d. M.).<br />

Der rechte Arm ging durch <strong>de</strong>n Myllyjärwi, Kääntymänjärwi o<strong>de</strong>r Kot'­<br />

järwi, Noskuanjärwi und Kawanninjärwi in <strong>de</strong>n Näätälänjärwi.<br />

Die an<strong>de</strong>re Wasserstrasse führte vom N-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kaltowesi, vom<br />

L e (h) m p at s a a n I a h ti nach NNW durch Lempatsaanoja, Lempat-


78 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

saanlampi, Puomkallionoja, Puomlampi, Hämeenoja, Hämeenlampi und<br />

Porrasoja nach <strong>de</strong>m Oisiinlampi -<br />

Höhe <strong>de</strong>s letzteren 15,12 beim Hochwasser<br />

15,35 m über NN 1). Hier teilte sich die Strasse in zwei Arme.<br />

Der rechte führte durch die Seen Wälilampi, Takajärwi (jetzt Bifurkationsstelle;<br />

Höhe nach d. top. Karte ca. 15,8 m ü. d. M.) u. a. in <strong>de</strong>n<br />

Noskua.<br />

Der linke Arm ging quer durch einen schmalen Pass punkt,<br />

durch welchen ein 5 Ellen breiter Kanal gegraben wor<strong>de</strong>n war, nach<br />

<strong>de</strong>m Mer(en)niemenlampi ("Beskrifning öfver tillämna<strong>de</strong> farle<strong>de</strong>n emellan<br />

Wuoxen och Finska viken, upprättad är 1833" im Archiv <strong>de</strong>r Geogr.<br />

Gesellschaft).<br />

Dieser Kanal ist wahrscheinlich <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>n ein<br />

Wiborger Geschäftsmann um die Mitte <strong>de</strong>s 18. Jh. zwischen Wuoksen<br />

und Noskua graben liess, um die Holzflösserei nach seinen Sägemühlen<br />

am Noskua zu "erleichtern" (J. W. RuuTH, Viborgs stads historia,<br />

I, S. 626). Vom Merniemenlampi - Höhe 16,37 m über NN in Helsingfors<br />

1) - ging die Strasse durch <strong>de</strong>n Kirnutaipaleenjoki in <strong>de</strong>n Noskua<br />

und von hier weiter nach <strong>de</strong>m Näätälänjärwi. Ob die Verbindung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Seen Oisiinlampi und Merniemenlampi ganz und gar<br />

vermittelst <strong>de</strong>s genannten Kanales zustan<strong>de</strong> kam o<strong>de</strong>r ob sie dadurch<br />

nur reguliert wur<strong>de</strong>, kann ich nicht sagen.<br />

Vom Näätälänjärwi ging eine gemeinschaftliche Ausflussstrasse<br />

durch die Seen Lyykylän-, Kärstilän- und Juustilanjärwi in die Bucht<br />

Suomenwe<strong>de</strong>npohja.<br />

Die in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n Wasserstrassen sind früher allgemein als<br />

Verkehrsa<strong>de</strong>rn benutzt wor<strong>de</strong>n.<br />

Zu <strong>de</strong>n Ausnahmen gehört <strong>de</strong>r Fall,<br />

dass noch vor 15 Jahren einmal ein Boot von <strong>de</strong>m Haltepunkt Karisalmi<br />

an <strong>de</strong>r Karelischen Bahn bis zur Kirche von Heinjoki die ganze<br />

Strecke zu Wasser beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Häu<strong>fi</strong>g waren dagegen<br />

früher die Fahrten <strong>de</strong>r Bewohner von Taawetin- und Tuokkolankylä<br />

mit ihren Zugnetzbooten nach <strong>de</strong>m Wuoksen, wo sie ihre Fischereigewässer<br />

hatten.<br />

Wie erzählt wird, hat seinerzeit die Bevölkerung <strong>de</strong>s<br />

Wiborg zugekehrten Teiles von Kääntymänkylä, <strong>de</strong>r sog. Kauranensche<br />

Hälfte, u. a. ihre Toten auf Booten nach <strong>de</strong>r Kirche von Heinjoki<br />

1) Pro<strong>fi</strong>l <strong>de</strong>s zwischen Wiborg und <strong>de</strong>m Ladoga geplanten Wasserweges im Archiv<br />

<strong>de</strong>r Oberverwaltung für die Weg- und Wasserbauten.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 79<br />

geschafft, während die Leute von <strong>de</strong>r Taponenschen Hälfte sie durch<br />

die Wäl<strong>de</strong>r auf Baumschleifen transportierten. In <strong>de</strong>r Erinnerung alter<br />

Leute lebt auch noch <strong>de</strong>r Verkehr zwischen Wiborg und Kexholm<br />

fort, <strong>de</strong>r sich meistens <strong>de</strong>s Fahrwassers zwischen Noskua und Lempatsaanlahti<br />

bediente, weil dasselbe leichter passierbar und kürzer war<br />

als das Fahrwasser von Wetokallio. Die Boote, mit <strong>de</strong>nen man von<br />

Heinjoki nach Wiborg fuhr, waren 4 Klafter lang (mit vier Bor<strong>de</strong>n)<br />

und hatten gewöhnlich 3 Ru<strong>de</strong>rpaare; die Boote von Kexholm massen<br />

8-9 Klafter und hatten 7-8 Ru<strong>de</strong>rpaare. Routinierte Steuermänner<br />

fuhren sogar die gefährlichsten Stromschnellen hinunter, aber an<strong>de</strong>re<br />

Leute mussten das Boot mit Hilfe von Seilen hinablassen.<br />

Durch die historischen Untersuchungen von J. W. RuuTH wissen<br />

wir, welche Be<strong>de</strong>utung dieser Wasserweg am Anfang <strong>de</strong>r Neuzeit und<br />

im Mittelalter besass. Aus <strong>de</strong>m Jahre 1645 stammt eine Nachricht,<br />

nach welcher <strong>de</strong>r "Wuoksenweg" von <strong>de</strong>n Fahrgästen von Kexholm<br />

nach Wiborg benutzt wur<strong>de</strong>, grössere Boote aber als die mit zwei<br />

Bor<strong>de</strong>n sollen nicht haben passieren können, weil es unterwegs 7-8<br />

ZugsteIlen (es sind wohl Stromschnellen gemeint) gab, von <strong>de</strong>nen eine 1/6<br />

Meile lang war. Den "Wuoksenweg" hatten die mittelalterlichen Hansakaufleute<br />

im Auge, als sie wie<strong>de</strong>rholt klagten, dass die Waren von Wiborg<br />

nach Gross-Nowgorod - <strong>de</strong>m damaligen Mittelpunkt <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />

zwischen Europa und Asien - auf ungesetzlichen Wegen transportiert<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

Diesen Weg benutzten nämlich die Russen, um auch dann<br />

mit West-Europa in Verbindung zu kommen, wenn die Newa und die<br />

übrigen Wege für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l gesperrt waren, was sich infolge <strong>de</strong>r<br />

Streitigkeiten zwischen <strong>de</strong>n Russen und Hanseaten o<strong>de</strong>r Livlän<strong>de</strong>rn<br />

sehr oft ereignete (Viborgs historia I, S. 62). Und die Hauptursache,<br />

warum die Burg Wiborg im Jahre 1292 gera<strong>de</strong> an ihrer jetzigen Stelle<br />

angelegt wur<strong>de</strong>, war wohl <strong>de</strong>r Zweck jene Han<strong>de</strong>lstrasse nach Nowgorod<br />

beherrschen zu können (E. von Nottbeck und W. Neumann, Geschichte<br />

und Kunst<strong>de</strong>nkmäler <strong>de</strong>r Stadt Reval, I, S. 16).<br />

Die angeführten Tatsachen zeigen also, dass zwischen Wiborg<br />

und <strong>de</strong>m Wuoksen eine überall mit Booten befahrbare Wasserstrasse<br />

noch sehr spät existiert hat. Über die Laufrichtung <strong>de</strong>s Wassers be-


80 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

weisen sie aber nichts. Aus topographischen Grün<strong>de</strong>n kann man jedoch<br />

annehmen, dass <strong>de</strong>r Wuoksen vor 1857 bei seinem Hochwasser<br />

einen freien Ausfluss in das Meer längs <strong>de</strong>r Wetokallio- sowie <strong>de</strong>r Lempatsasstrasse<br />

hatte, <strong>de</strong>nn an bei<strong>de</strong>n scheint je ein Passpunkt niedriger<br />

zu liegen als das damalige Hochwasser <strong>de</strong>s Wuoksen. Ausser<strong>de</strong>m<br />

sprechen auch an<strong>de</strong>re Umstän<strong>de</strong> für diese Annahme.<br />

Abb. 26. Die bei<strong>de</strong>n Mündungsarme <strong>de</strong>s Wuoksen nach <strong>de</strong>m russischen Kartenwerk<br />

"nO.llp06HIHI KapTa Poccil1" aus <strong>de</strong>m ersten Abschnitt <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

In <strong>de</strong>r obenzitierten "Beskrifning öfver tillämna<strong>de</strong> farle<strong>de</strong>n" wird<br />

z. B. inbezug auf das Flüsschen Lempatsaanoja mitgeteilt: "för <strong>de</strong>t<br />

närvaran<strong>de</strong> stillastäen<strong>de</strong> vatten, skall rinna alt efter vattnets stigan<strong>de</strong> i<br />

Wuoxen, ö m so m d ä r i f r ä n ä t Nos ku va 0 c h sät v ä r tom".<br />

In Heinjoki erzählte man mir, dass <strong>de</strong>r Wuoksen vor 1857 "ein bisschen"<br />

über <strong>de</strong>n Felsen Wetokallio floss. Ältere geographische Autoren<br />

wie TUNELD-PORTHAN, F. P. VON KNORRING und K. F. IGNATIUS


· .'<br />

Abb. 27.<br />

Die Strandlinie <strong>de</strong>s Wuoksen vor 1857 (mittlere Stufe) nahe <strong>de</strong>r<br />

Landungsbrücke bei Pölläkkälä.<br />

Abb. 28. Lan<strong>de</strong>nge von Wetokallio von <strong>de</strong>r Wuoksenseite. Der Stock steht<br />

nahe <strong>de</strong>r Wassergrenze <strong>de</strong>s Wuoksen, <strong>de</strong>r Kopf <strong>de</strong>s Mannes ist im Niveau von<br />

Wetokallio. Aufnahme von HARALD LINDBERG (5. 76).


JlllillS Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 81<br />

erwähnen nichts über <strong>de</strong>n westlichen Mündungsarm <strong>de</strong>s Wuoksen.<br />

Dagegen ist dieser Arm, nämlich die Wetokalliostrasse, aber nicht die<br />

durch Lempatsas-Merniemenlampi führen<strong>de</strong>, fast auf allen älteren<br />

Karten <strong>de</strong>r Gegend aufgezeichnet wor<strong>de</strong>n, so bei HERMELIN aus <strong>de</strong>m<br />

Jahre 1799, auf mehreren russischen Karten aus <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s<br />

19. Jh. (z. B. Abb. 26), bei F. P. VON KNORRING aus <strong>de</strong>m Jahre 1832<br />

(Abb. 29) usw.<br />

Dies ist auch, abgesehen vom Unterlaufe(!) <strong>de</strong>s fraglichen<br />

Mündungsarmes, <strong>de</strong>r Fall bei <strong>de</strong>m englischen Geologen W. T.<br />

H. F. STRANGWAYS (Description of the rapids of Imatra on the Voxa<br />

river, London 1820) 1), obgleich<br />

<strong>de</strong>r im Texte behauptet,<br />

dass er Wuoksen keine<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>m Finnischen<br />

Meerbusen<br />

habe,<br />

trotz<strong>de</strong>m dass neun Zehntel<br />

aller Karten es so angeben<br />

(S. 7).<br />

Dieser Einwand<br />

wird wohl dadurch<br />

erklärlich, dass <strong>de</strong>r Wuoksen<br />

auch damals in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht mehr in die Wiborger<br />

Bucht ausmün<strong>de</strong>te.<br />

Während <strong>de</strong>r älteren<br />

Zeiten, wo die Erosion <strong>de</strong>s<br />

Abb.29. Der westliche Mündungsarm <strong>de</strong>s Wuoksen<br />

nach einer Karte von f. P. VON KNORRING aus <strong>de</strong>m<br />

Jahre 1832.<br />

Bettes <strong>de</strong>s Wuoksen unterhalb <strong>de</strong>r Kuparsaari weniger fortgeschritten<br />

war, muss <strong>de</strong>r Wasserstand <strong>de</strong>s Kaltowesi höher gewesen sein als vor<br />

1857. Da hat <strong>de</strong>r Wuoksen natürlich auch beständig seinen Ausfluss<br />

nach Westen gehabt, wenn auch <strong>de</strong>r östliche Mündungsarm <strong>de</strong>r hauptsächliche<br />

gewesen ist. Es mag hier z. B. an die folgen<strong>de</strong> Angabe aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1694 erinnert wer<strong>de</strong>n: Der Strom, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>n Mauern<br />

(von Wiborg) hinfliesst, geht von <strong>de</strong>m etwa 8 Meilen (übertrieben) entfernten<br />

See Wuoksen aus, nimmt die Wasser zahlreicher Flüsse in<br />

I) Ich spreche Herrn mag. phi\. H. Renqvist, <strong>de</strong>r mich auf diese Arbeit aufmerksam<br />

gemacht hat, hier meinen besten Dank aus.<br />

6


82 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45<br />

sich auf und teilt sich schliesslich nahe <strong>de</strong>r Stadt in zwei Arme (Historiallinen<br />

<strong>Arkisto</strong>, VI, S. 112).<br />

Da die 0 b e r s t e G ren z I i nie <strong>de</strong>r Lad 0 g a t r ans g r e s­<br />

si 0 n in <strong>de</strong>r Gegend von Kexholm ca. 22 m Ü. d. M. liegt, ist es offenbar,<br />

dass <strong>de</strong>r Lidogasee zu <strong>de</strong>rselben Zeit auf weite Erstreckungen<br />

hin über die Nie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wuoksen transgredierte. Die Grenze <strong>de</strong>s<br />

Ladogasees wird durch mehrerenorts sichtbare, regelmässig und schön<br />

ausgebil<strong>de</strong>te Strand bildungen markiert, unter <strong>de</strong>nen die folgen<strong>de</strong>n Abrasionsterrassen<br />

inbezug auf ihre Höhe bestimmt sind:<br />

Lage <strong>de</strong>r Ladogagrenzen<br />

Höhe in Metern<br />

ü. d. wuok- I ü. d. M.<br />

sen<br />

1) Auf <strong>de</strong>r W-Seite <strong>de</strong>r Bucht Eläinlahti (am Torhonjärwi) I 9,3 20,5<br />

2) E von Orawankytö -- 20,1<br />

3) In Kottila - 22,3 (?)<br />

4) Oberhalb <strong>de</strong>r Stromschnelle von Kiwiniemi, am N-Ufer<br />

<strong>de</strong>s Wuoksen. - 20,3<br />

5) In <strong>de</strong>rselben Gegend - 20,co (?)<br />

6) Unweit <strong>de</strong>r Landungsbrücke von Pölläkkälä 10,6 21,1<br />

7) In Heinjoki, unweit <strong>de</strong>s Wetokallio . 9,0 20,5<br />

8) n " I km NNW <strong>de</strong>s Dorfes Tuokkola<br />

- 19,7<br />

9) Im Kirchdorf Antrea, neben <strong>de</strong>r Landungsbrücke.<br />

9,4 21,0<br />

I<br />

Von <strong>de</strong>n Bestimmungen rühren 1 und 2, 8 und 9 von B. FnosTERUs her (Beschreibung<br />

zu <strong>de</strong>m geologischen Kartenblatt Nr. 35, S. 43 f.), 4 und 5 sind einer Karte<br />

von Kiwiniemi im Hydrographischen Bureau zu Helsingfors entnommen, und die übrigen<br />

habe ich ausgeführt. OE GEER hat dieselbe Strandlinie irgendwo am Wuoksen zu<br />

21,6 m ü. d. M. bestimmt, wobei er vermutet, dass sie das Niveau <strong>de</strong>s Ladogasees angebe<br />

zur Zeit, als sich <strong>de</strong>r. Wiborger Sund" über das Meer erhob (Geol. För. i Sthm.<br />

Förh., Bd. 16, S. 652).<br />

Die grösste Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Ladogasees in das Wuoksental hinein<br />

veranschaulicht am besten die Kartenbeilage 11, wo die damalige<br />

Wassergrenze im Wuoksentale, auf Grund <strong>de</strong>r topographischen Karten<br />

gezeichnet, <strong>de</strong>r Isohypsenkurve von 21 m folgt. Wie man daraus ersieht,<br />

befand sich etwa von Kexholm nach SW eine breite Wasser-


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 83<br />

strasse und zwischen ihr und <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Suwanto vorgeschobenen<br />

Wasserenge ein grosses Inselland. Die westlich von hier liegen<strong>de</strong><br />

Landschaft hat einen verworrenen, von Sun<strong>de</strong>n und Buchten durchzogenen<br />

Schärenhof gebil<strong>de</strong>t. Am weitesten meerwärts hat sich <strong>de</strong>r<br />

Ladogasee in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Muolajärwi und <strong>de</strong>s Kaltowesi erstreckt.<br />

Von <strong>de</strong>m ersteren aus hat keine Verbindung mit <strong>de</strong>m Finnischen<br />

Busen bestan<strong>de</strong>n. Die Höhe <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge zwischen <strong>de</strong>m<br />

Muolajärwi und <strong>de</strong>m Tale <strong>de</strong>s Perojoki ist nämlich am untersten Punkt<br />

heute 24,5 m (<strong>de</strong>r Muolajärwi liegt 18,4 m hoch, und <strong>de</strong>r Perojoki liegt<br />

erst unterhalb <strong>de</strong>r Bahnstation Kämärä in einem <strong>de</strong>r obersten Grenze<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees entsprechen<strong>de</strong>n Niveau). Allerdings besteht das erwähnte<br />

Zwischengelän<strong>de</strong> fast ganz aus einem Moor namens Leipäsuo,<br />

das sich teilweise erst nach <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees ausgebil<strong>de</strong>t<br />

haben kann, aber trotz<strong>de</strong>m ist es kaum möglich, dass durch das<br />

Moor vom Ladogasee her ein Wasserweg zum Meere geführt hätte.<br />

Vom Kaltowesi hat sich dagegen ein freier Ausfluss in das Meer<br />

längs <strong>de</strong>m eben beschriebenen Flussarme <strong>de</strong>s Wuoksen über <strong>de</strong>n Felsen<br />

Wetokallio und durch die Bucht Lempatsaanlahti geboten. Die<br />

bei<strong>de</strong>n Ausflussarme waren stellenweise ziemlich eng, mehrere hun<strong>de</strong>rt<br />

Meter, und steiluferig und schlossen mehrere grössere und kleinere<br />

Inseln ein.<br />

An <strong>de</strong>nselben bil<strong>de</strong>ten sich wahrscheinlich mehrere<br />

kräftige Stromschnellen (näheres über diese im Kap. IV). Die Gegend<br />

<strong>de</strong>s Wetokallio - die einzige Stelle, wo ich Gelegenheit gehabt habe<br />

die erwähnten Ausflusspässe zu sehen - erinnert einigermassen an<br />

<strong>de</strong>n alten Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Imatrafalles. Die Felsen sind weithin entblösst,<br />

<strong>de</strong>r Erdbo<strong>de</strong>n ist mit einer grosssteinigen Blockansammlung be<strong>de</strong>ckt,<br />

aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kies ganz weggespült zu sein scheint. Es ist jedoch zu<br />

beachten, dass in <strong>de</strong>r Gegend auch in <strong>de</strong>r Ancyluszeit mächtige Stromschnellen<br />

gebraust haben (s. weiter unten). Die Riesentöpfe, die oberhalb<br />

<strong>de</strong>s Wetokalliofelsens vorkommen sollen, dürften <strong>de</strong>r letzteren<br />

o<strong>de</strong>r eher <strong>de</strong>r Glazialzeit zuzuweisen sein.<br />

Es wäre eine locken<strong>de</strong> Aufgabe, die Beziehung <strong>de</strong>r Transgression<br />

und Regression <strong>de</strong>s Ladogasees zu <strong>de</strong>n s t ein z e i tl ich e n


84 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Fun d P I ätz e n im Wuoksental kartographisch darzustellen, da man<br />

annehmen darf, dass die Fun<strong>de</strong> die in ihre Zeit fallen<strong>de</strong>n hydrographischen<br />

Verhältnisse wie<strong>de</strong>rspiegeln. Ich führe hier einige Beispiele an.<br />

Die Wohnplatzfun<strong>de</strong> vom Kirchspiel Kau k 0 I a treten so allgemein<br />

in einer 23-24 m ü. d. M. liegen<strong>de</strong>r Zone auf, dass es natürlich ist<br />

o<br />

Q5<br />

Abb. 30. Verbreitung <strong>de</strong>r Wohnplatzfun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Umgebungen<br />

<strong>de</strong>s Riukjärwisees (die FundsteIlen sind mit<br />

Kreisen bezeichnet, die entsprechend <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Fundgegenstän<strong>de</strong> sind). Nach S. PJl.LSI.<br />

sie gera<strong>de</strong> in das Maximum<br />

<strong>de</strong>r Transgression<br />

zu verlegen, wo<br />

die Strandlinie nur etwas<br />

niedriger verlief.<br />

Ja man könnte sogar<br />

mit einiger Einschränkung<br />

die Verbreitung<br />

<strong>de</strong>r<br />

Wohnplatzfun<strong>de</strong><br />

als Markierung <strong>de</strong>r<br />

Transgressionsgrenze<br />

benutzen, <strong>de</strong>nn so treu<br />

folgen sie <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

~ohypsenkurve,<br />

wie aus <strong>de</strong>r<br />

Kartenskizze Abb. 30<br />

hervorgeht. Fun<strong>de</strong> sind<br />

in einiger Menge auch<br />

noch unterhalb <strong>de</strong>r Ladogagrenze<br />

zum Vorschein<br />

gekommen;<br />

diese müssen, wenn<br />

sie wirklich in situ<br />

gelegen haben, entwe<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Regression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees zugeschrieben wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s Maximums<br />

<strong>de</strong>r Transgression ins Wasser geraten sein (bis auf weiteres sind solche<br />

Fun<strong>de</strong> nur vereinzelt von <strong>de</strong>n Ortsbewohnern gesammelt wor<strong>de</strong>n, nie<br />

durch Ausgrabungen zutage gekommen).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

8S<br />

Bezüglich einiger Wohn plätze am fraglichen Ort wie <strong>de</strong>sjenigen<br />

auf <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong> Piiksuonkangas war es früher, als man <strong>de</strong>n Transgressionsvorgang<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees noch nicht näher kannte, ganz unverständlich,<br />

dass die steinzeitlichen Fischer sich weit vom Wasser nie<strong>de</strong>rgelassen<br />

hätten. Jetzt ist das Rätsel gelöst. Der eben angeführte Wohnplatz<br />

hat während <strong>de</strong>r maximalen Ausbreitung <strong>de</strong>s Ladogasees an einem<br />

engen, sicherlich zur Fischerei sehr geeigneten Sun<strong>de</strong> gelegen. Und<br />

noch mehr wissen wir. Der Sund, welcher sehr seicht war, existierte<br />

nur eine kurze Zeit um das Maximum <strong>de</strong>s Ladogasees. Früher und<br />

später war er trocken, und seine Ufer waren offenbar unbewohnt.<br />

Die AltersteIlung <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Stelle ist mithin geologisch gut<br />

begrenzt.<br />

Der Reichtum Kaukolas an steinzeitJichen Fun<strong>de</strong>n erhält seine<br />

Erklärung aus <strong>de</strong>r günstigen geographischen Lage <strong>de</strong>s Ortes im Schutz<br />

eines vorliegen<strong>de</strong>n Schärenhofs und am Eingang <strong>de</strong>s vom Ladogasee<br />

in <strong>de</strong>n Finnischen Busen führen<strong>de</strong>n, sie<strong>de</strong>lungsgeschichtlich wichtigen<br />

Wasserweges - am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>sselben Weges ist <strong>de</strong>r reichhaltige<br />

Wohnplatz am Häyrynmäki unweit Wiborg gelegen.<br />

Im Kirchspiel Räisälä sind an <strong>de</strong>r Wasserstrasse vom Ladoga<br />

nach <strong>de</strong>m Meere u. a. zwei gegenüber liegen<strong>de</strong> Wohnplätze, die von<br />

Papinaho und Teperinkangas, bei<strong>de</strong> mit zahlreichen keramischen Fun<strong>de</strong>n,<br />

zwischen <strong>de</strong>nen keine Altersgrenze gezogen wer<strong>de</strong>n konnte, angetroffen<br />

wor<strong>de</strong>n. Die unterste Fundgrenze <strong>de</strong>s ersteren Wohnplatzes<br />

ist ca. 25, die <strong>de</strong>s letzteren 19 m ü. d. M. Jener scheint spätestens<br />

während <strong>de</strong>s Maximums <strong>de</strong>r Transgression bewohnt gewesen zu sein,<br />

dieser konnte dagegen erst besie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Ladogasee<br />

um einige Meter gesunken war - vorausgesetzt, dass die Höhenbestimmung<br />

<strong>de</strong>sselben richtig ist. Es gibt also einen, wenn auch<br />

nicht grossen Altersunterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Fundplätzen.<br />

Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass die Bewohner <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong><br />

Papinkangas, die schon infolge einer geringen Senkung <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

zur Fischerei ungeeignet gewor<strong>de</strong>n zu sein scheint, nach <strong>de</strong>r<br />

Hei<strong>de</strong> Teperinaho übersie<strong>de</strong>lten.<br />

Einen bemerkenswerten Fund hat mag. phi!. S. PALSI imJahr 1914


86 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Fi nlan <strong>de</strong> N:o -!5.<br />

im Kirchspiel An t r e a, nahe <strong>de</strong>m See Paapanlampi untersucht. Dazu<br />

gehören Reste eines Netzes, Geräte und Waffen aus Stein und Knochen<br />

(u. a. eine Axt ugf. von <strong>de</strong>r Form AILIO, Die steinzeitlichen Wohnplatzfun<strong>de</strong><br />

I, Abb. 3, ein Fragment eines krummrückigen Hohlmeissels (?),<br />

bei<strong>de</strong> aus Gestein, ein Dolch aus Knochen mit Kantenrillen, in <strong>de</strong>nen<br />

bei <strong>de</strong>r Auf<strong>fi</strong>ndung Quarzsplitter gesessen haben, und ein Hohlmeissel,<br />

ebenfalls aus Knochen) sowie Feuerzeuge, welche alle in einem kleinen<br />

Haufen lagen, als wären sie einmal zusammengepackt gewesen.<br />

Sie ruhten auf einer Unterlage von Bän<strong>de</strong>rton, <strong>de</strong>r von einer ca. 0,5<br />

mächtigen dunklen, gytjigen Bo<strong>de</strong>nart überlagert ist. Das ganze machte<br />

auf Pälsi <strong>de</strong>n Eindruck, als ob dort einst ein Seeunglück passiert wäre.<br />

Die Fundstelle, eine moorige Wiese, liegt ca. 17 m ü. d. M., also ca.<br />

4 m unterhalb <strong>de</strong>r höchsten Grenze <strong>de</strong>s Ladoga. Es liegt mithin am<br />

nächsten anzunehmen, dass <strong>de</strong>r Fund nicht lange, bevor <strong>de</strong>r Ladoga<br />

seine grösste Aus<strong>de</strong>hnung erreichte, auf <strong>de</strong>n Seebo<strong>de</strong>n geraten und<br />

von <strong>de</strong>n Ladogasedimenten be<strong>de</strong>ckt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Inbezug auf das<br />

geologische Alter wäre <strong>de</strong>r Fund also mit <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Sjaskanal<br />

annähernd gleichzustellen.<br />

Für die Aufhellung <strong>de</strong>r Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

und <strong>de</strong>s Wuoksen ist es wichtig, dass die h ö c h s t e G ren z e <strong>de</strong>s<br />

pos t g la z i ale n Me e res zufällig gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r früheren<br />

Ausflussgegend mit ziemlicher Genauigkeit bestimmt ist. OE GEER hat<br />

als solche eine im Tale <strong>de</strong>s Perojoki, E von K ä h ä r i I ä im Kirchspiel<br />

Wiborg gelegene Abrasionsterrasse angesprochen, die nach <strong>de</strong>r<br />

topogr. Karte 4 km lang, gera<strong>de</strong> verlaufend und hoch ist, <strong>de</strong>utliche<br />

Landskulptur zeigt und mit ihrem Fusse ca. 32 m ü. d. M. liegt (Geol.<br />

För. i Sthm Förh., Bd. 16, S. 650). Die Terrasse korrespondiert gut<br />

mit <strong>de</strong>r am östlichen En<strong>de</strong> und an <strong>de</strong>r Südküste <strong>de</strong>s Finnischen Busens<br />

auftreten<strong>de</strong>n wohlausgebil<strong>de</strong>ten unteren Strandlinie. Und es besteht<br />

heute kein Anlass zu bezweifeln, dass sich diese Strandlinie während<br />

<strong>de</strong>s Maximums <strong>de</strong>r Litorinasenkung gebil<strong>de</strong>t hat.<br />

Weiter im E wird nach OE GEER dieselbe Grenze durch eine<br />

nach <strong>de</strong>r topographischen Karte weniger ausgeprägte, ca. 33 m ü. d. M.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 87<br />

be<strong>fi</strong>ndliche Terrassenbildung NE von Pa t a k a h i a, nur einige Kilometer<br />

von <strong>de</strong>m Felsen Wetokallio, angegeben. FROSTERUS hat im<br />

Gebiet <strong>de</strong>s geologischen Kartenblatts von Antrea (Beschreibung, S. 39<br />

-42), in <strong>de</strong>r Gegend von Heinjoki und von hier nach NE mehrere<br />

Strandlinien bestimmt, von <strong>de</strong>nen er einige ca. 30 m ü. d. M. liegen<strong>de</strong><br />

als Litorinagrenze annimmt.<br />

Als Probe dieser namentlich in <strong>de</strong>n Abhängen von Osen häu<strong>fi</strong>gen<br />

Strandlinien teile ich hier drei schematische Pro<strong>fi</strong>lzeichnungen mit.<br />

Von <strong>de</strong>ren unteren, <strong>de</strong>utlich ausgeprägten Terrassen entspricht die<br />

eine, in <strong>de</strong>r Gegend<br />

leicht zu verfolgen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>s Wuoksen<br />

vor 1857 und die<br />

an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Maximalgrenze<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Betreffs <strong>de</strong>r oberen<br />

Terrassen ist aber nicht<br />

leicht zu entschei<strong>de</strong>n,<br />

welche von ihnen die<br />

Grenze <strong>de</strong>s postglazialen<br />

Meeres angibt.<br />

Mehrfach ist nämlich<br />

o<br />

I<br />

L adotJa .<br />

A'ltw.l''''''U'"<br />

Wuoksen ,<br />

18ST<br />

,<br />

dieselbe Terrasse schon Abb. 31. Strandlinienpro<strong>fi</strong>l vom Abhang <strong>de</strong>s Oses bei<br />

Tuokkola unweit <strong>de</strong>s Felsens Wetokallio.<br />

an <strong>de</strong>mselben Ose -<br />

teils infolge <strong>de</strong>r abweichen<strong>de</strong>n Beschaffenheit <strong>de</strong>s Materials, teils wegen<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Neigungsverhältnisse _ . überaus verschie<strong>de</strong>n ausgebil<strong>de</strong>t<br />

und verschie<strong>de</strong>n hoch gelegen. Wegen <strong>de</strong>r isolierten, auf<br />

einen Archipel hinweisen<strong>de</strong>n Lage <strong>de</strong>r Terrassen und wegen <strong>de</strong>r vermutlich<br />

raschen Senkung <strong>de</strong>s Hebungsgradienten nach SE ist es ausser<strong>de</strong>m<br />

schwer zu entschei<strong>de</strong>n, welche von <strong>de</strong>n an verschie<strong>de</strong>nen Lokalitäten<br />

auftreten<strong>de</strong>n Strandlinien zusammengehören. Von <strong>de</strong>n Terrassen<br />

in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Wetokallio z. B. möchte ich als Grenze <strong>de</strong>s postglazialen<br />

Meeres die oberste, 36-38 m hoch gelegene (Abb. 31) annehmen,<br />

aber zu <strong>de</strong>n Grenzlinien von Kähärilä, Patakahia u. a. wür<strong>de</strong><br />

"<br />

-"<br />

,<br />

.'" ,<br />

""<br />

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L 0':0 !Jenmo.5.,rClh<br />

50<br />

,<br />

.


88 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

die un<strong>de</strong>utlich ausgeprägte Terrasse von 32 m besser stimmen. In<br />

PölIäkkälä hinwie<strong>de</strong>r könnte man die gut ausgebil<strong>de</strong>te Terrasse von<br />

30,6 o<strong>de</strong>r 32,2 m (Abb. 32) als jene Grenze betrachten, aber dort müsste<br />

sie etwas niedriger verlaufen als in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Wetokallio.<br />

t<br />

IVu o X se,.,<br />

WuoJc.sPt? LoclC?9 Q -<br />

18S7 MtrA,,"um<br />

I<br />

Ldoril'la·<br />

lVIaxilf"um ~<br />

In <strong>de</strong>r A n c y I u s - und<br />

<strong>de</strong>r s p ä t g I a z i ale n Z e i t<br />

hat das Wuoksental grösstenteils<br />

unter <strong>de</strong>m Wasser<br />

gelegen. In <strong>de</strong>r Nähe<br />

<strong>de</strong>s Dorfes Kottila, an <strong>de</strong>m<br />

I<br />

I ,<br />

,<br />

, I , ,<br />

Hügel Rapamäki, liegt die<br />

,<br />

I<br />

10,4" 15,' 1 21.~ 24,0 26,2 30,' 41,0 Grenze <strong>de</strong>s spätglazialen<br />

NE.<br />

Wuoksp'L<br />

1857<br />

I<br />

",9 16,2<br />

Lodo9C("<br />

Ma.Jt,mum<br />

,<br />

I<br />

SO<br />

100 m<br />

f-----~'~----I<br />

LCingen m As.stcJh<br />

I~ 1,0 310 ~<br />

I<br />

37,. 41,0<br />

Abb. 32. Zwei Str andlinienpro<strong>fi</strong>le, die oberevom<br />

En<strong>de</strong>, die untere von <strong>de</strong>r NE-Seite <strong>de</strong>s Oses von<br />

Pölläkkälä-Paakkola in <strong>de</strong>r Nähe von Pölläkkälä.<br />

Meeres nach BERGHELL 70 m<br />

Ü. d. M. (Fennia, 13, Nr. 2,<br />

S. 23).<br />

Wann die Erosion <strong>de</strong>s<br />

Wuoksenbettes im Oberlauf<br />

begonnen hat, ist vorläu<strong>fi</strong>g<br />

nicht mit Bestimmtheit zu<br />

entschei<strong>de</strong>n. Doch ist es<br />

wahrscheinlich, dass sie hier<br />

und zugleich beim Imatrafall<br />

spätestens gegen das En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Ancylyszeit eingesetzt<br />

hat. Der unterste Teil <strong>de</strong>s<br />

Imatra dürfte allerdings eine<br />

Zeitlang um das Maximum <strong>de</strong>r Litorinasenkung unter <strong>de</strong>n Meeresspiegel<br />

geraten sein, <strong>de</strong>r Fall aber kann keineswegs in seiner jetzigen<br />

Aus<strong>de</strong>hnung "ungefähr gleichzeitig mit <strong>de</strong>r Newa" sein, wie BERGHELL<br />

meint (Geologische Übersichtskarte, Sektion D 2, Nyslott, S. 112).


Abb. 33.<br />

Die Newa vom Turme <strong>de</strong>s Admiralitätsgebäu<strong>de</strong>s in Petrograd gesehen.<br />

Abb. 34.<br />

Ein Stück <strong>de</strong>s Newaufers bei Sinowjewa, rezent erodiert. Aufnahme<br />

von HARALD LIND BERG.


I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 89<br />

Das Tal <strong>de</strong>r Newa.<br />

Einen imponieren<strong>de</strong>n Anblick bietet die Newa in Petrograd bei<br />

ihrem Austritt ins Meer mit <strong>de</strong>n von ihrem weiten Spiegel reflektierten<br />

schönen Brücken und grossartigen Palästen.<br />

Fast ebenso mächtig<br />

ist sie auch weiter oberhalb, wo sie mehr an einen Meeresarm als an<br />

einen Fluss gemahnt. Als Meeresarm darf man die Newa eigentlich auch<br />

darum ansehen, weil ihr eigenes Drainagegebiet ganz unbe<strong>de</strong>utend ist<br />

und weil sie nicht, wie die Flüsse gewöhnlich, Frühlingshochwasser<br />

aufweist. Die von ihr transportierte Wassermenge ist grösser als z. B.<br />

die <strong>de</strong>r Rhöne und <strong>de</strong>s Rheines: sie beträgt bei mittlerem Wasserstand<br />

ca. 1,200 m 3 in <strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong>.(W. RAMSAY, Geologiens grun<strong>de</strong>r, 2. Auflage,<br />

S. 193).<br />

Die Länge <strong>de</strong>s Flusses ist ca. 74 km und die Breite 300-1,000<br />

.<br />

m, bisweilen sogar mehr. Die Tiefe ist beträchtlich. Nach <strong>de</strong>r Seekarte<br />

ist sie durchschnittlich 8 m, aber es soll in <strong>de</strong>m Flusse auch<br />

Stellen von sogar 15-18 m Tiefe geben,. z. B. bei Krasnyja Sosny<br />

(oberhalb Dubrowka), Peski und Mursinka (unterhalb Neu-Saratow)<br />

sowie im Gebiete von Petrograd.<br />

Sehr seicht ist sie unterhalb <strong>de</strong>r<br />

"Stromschnellen", wo das Wasser 4-5 m messen dürfte. Als Stromschnellen<br />

wird eine schnell strömen<strong>de</strong> Stelle oberhalb <strong>de</strong>s Punktes bezeichnet,<br />

wo <strong>de</strong>r Fluss, <strong>de</strong>r bisher nach SE geflossen ist, eine jähe<br />

Wendung nach NW macht. In dieser Gegend, von Maslowa bis zum<br />

Dorfe Koskenkylä (Porogi), geht das Gefäll <strong>de</strong>r Newa innerhalb einiger<br />

Kilometer um 1,5 m herab.<br />

Die Ufer, die in Petrograd nur 2-3 m hoch sind, steigen weiter<br />

oben auf 5-6 m, ja stellenweise auf 10- 12 m an. Sie sind steil und<br />

unterliegen teilweise einer stetig fortgehen<strong>de</strong>n Erosion, die durch die<br />

Schwallwogen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Fluss fleissig frequentieren<strong>de</strong>n Fahrzeuge beför<strong>de</strong>rt<br />

wird.<br />

An mehreren Stellen entbehren die Ufer infolge rezenter<br />

Abbrüche jeglicher Vegetations<strong>de</strong>cke (Abb. 34).<br />

Um die an ihren<br />

Rän<strong>de</strong>rn aufgeführten Gebäu<strong>de</strong>, Strassen usw. zu sichern, hat man<br />

ihren Fuss hie und da durch Stein pflaster o<strong>de</strong>r Pfähle verstärken<br />

müssen.


90 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Das Tal ist in bezug auf Re I i e fund B 0 <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich markiert.<br />

Im S grenzt es schroff an <strong>de</strong>n Glint, <strong>de</strong>ssen Zurückspringen nach<br />

Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Tale und damit auch von <strong>de</strong>m Flusse selbst ausgeführten<br />

Bogen bestimmt. Im N erscheint als Grenze das grossenteils<br />

von Abrasionsterrassen geSäumte quartäre Plateau von Kelttu­<br />

Manuskala (Koltuschi-<br />

Manuschkino).<br />

Morphologisch ist das Tal ein Teil <strong>de</strong>rselben Senke, die u. a.<br />

vom Finnischen Meerbusen eingenommen wird.<br />

Der von <strong>de</strong>r Silurtafel<br />

gebil<strong>de</strong>te GI i nt umfasst an <strong>de</strong>r Newa hauptsächlich kambrische<br />

Schichten; die eigentlichen Silurbildungen fangen erst südlicher<br />

an.<br />

Bei <strong>de</strong>m Dorfe Sachosje (Saahkonen) z. B. war die folgen<strong>de</strong><br />

Schichtenfolge zu sehen.<br />

Zuoberst lag sehr steiniger Geschiebelehm<br />

und darunter abwechselnd rötliche, dünne Sandsteinschichten, rötlicher<br />

Sand, dunkler Lehm und teils auch weisser Ungulitensand. Zuunterst<br />

befand sich in einer mächtigen Schicht <strong>de</strong>r letztgenannte, <strong>de</strong>r für die<br />

Glas- und Stahlfabriken in Petrograd in grossen Massen abgefahren<br />

•<br />

wird. Etwas nach SW, bei <strong>de</strong>m Dorfe Mischkina (unweit <strong>de</strong>r<br />

Station Popowka an <strong>de</strong>r Moskauer Bahn), war zuoberst ebenfalls<br />

Moräne mit grösseren und kleineren Geschieben aus Urgebirge und<br />

Silur.<br />

Die Unterlage bil<strong>de</strong>te geschichteter, rostig rötlicher, aber in<br />

trockenem Zustand fast schneeweisser Sand (Abb. 38).<br />

sollte Ton lagern.<br />

Tiefer unter<br />

Kambrischer Ton und damit abwechselnd geschichteter<br />

Sand bil<strong>de</strong>n die Unterlage <strong>de</strong>r quartären Bildungen im Newatale<br />

(INosTRANzEw).<br />

Im N <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich wahrscheinlich ebenfaJ1s eine kambrische Unterlage,<br />

aber die Oberflächengestaltung ist ganz abweichend.<br />

Hauptteil <strong>de</strong>s Plateaus von Kelttu- Manuskala, abgesehen vom SE­<br />

Teile, zwischen <strong>de</strong>n Dörfern Manuskala und Autio (Pustoseh), wo <strong>de</strong>r<br />

Geschiebelehm mit flach gerun<strong>de</strong>ten Oberflächenformen vorherrscht, zeigt<br />

nämlich die schönste Kam e s la nd s c h a f t, d. h. aus geschichtetem,<br />

fluvioglazialem Schotter und Sand aufgebaute, in chaotischem Wirrwarr<br />

liegen<strong>de</strong> run<strong>de</strong> Buckel und längliche Hügel nebst tiefen Kesseln<br />

und Senken (Abb. 39). Gegen <strong>de</strong>n Horizont bil<strong>de</strong>t eine solche Gegend<br />

eine regellos auf· und absteigen<strong>de</strong> Linie, ganz wie manche Stellen am<br />

Der


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 91<br />

Salpausselkä in Finland. Dieselbe Bildung kommt auch weiter im N vor.<br />

Hierher gehört <strong>de</strong>r an eine stattliche, 20-30 m hohe Terrasse grenzen<strong>de</strong><br />

westliche Teil <strong>de</strong>s Plateaus von Kässölä-Sieklowa (Kesselewo­<br />

Schtscheglowo); <strong>de</strong>r östliche Teil besteht aus Moränengelän<strong>de</strong>. Sehr<br />

ausgeprägt, mit <strong>de</strong>r Richtung von WSW nach ENE, ist die Kameslandschaft<br />

im südlichen Teil <strong>de</strong>s umfangreichen Quartärplateaus von Pargala-Walkjärwi,<br />

nämlich von Pargala bis wenigstens in die Gegend<br />

von Toksowa, aber sie tritt oft auch in <strong>de</strong>m übrigen Teil auf, wie S<br />

und W vom See Lempaala, SE von Raiwola, in <strong>de</strong>n Kirchspielen<br />

Kiwennapa, Rautu, Walkjäiwi u. a. Im Küstengebiet <strong>de</strong>s Finnischen<br />

Busens trifft man sie z. B. in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Station Dünen, nördlich<br />

von Sestrorjezk (dort ist sie seit kurzer Zeit in ihrem oberen Teil in<br />

Flugsand verwan<strong>de</strong>lt; daher <strong>de</strong>r Ortsnamen "Dünen") und südlich von<br />

Ylisjärwi im Ksp. Uusikirkko, sowie etwas weiter von <strong>de</strong>r Küste, z.<br />

B. in Ksp. Perkjärwi (siehe die topogr. und geol. Karten). Im allgemeinen<br />

scheinen die fraglichen glazialen Randbildungen südöstlich<br />

von <strong>de</strong>r Linie Kexholm-Koiwisto vorzuherrschen und um so weitere<br />

Gebiete zu be<strong>de</strong>cken, je mehr sie nach S liegen.<br />

Das Quartärplateau von Kelttu-Manuskala setzt sich als niedrigere.<br />

sand be<strong>de</strong>ckte Schwelle südwärts bis zum Glinte fort. Unter <strong>de</strong>r Sand<strong>de</strong>cke<br />

<strong>de</strong>r Schwelle tritt u. a. an <strong>de</strong>n Uferabhängen <strong>de</strong>r Newa hin und<br />

wie<strong>de</strong>r Geschiebelehm mit zahlreichen grossen und kleinen Steinen<br />

zutage. Dort, wo die Schwelle von <strong>de</strong>r Newa durchbrochen wird, sind<br />

die Steine zurückgeblieben und haben, im Flussbett angehäuft, zur<br />

Entstehung <strong>de</strong>r Ne was t rom sc h n e ll engeführt.<br />

Das Newatal selbst be<strong>de</strong>cken bis zum Glint und an <strong>de</strong>n Fuss·<br />

<strong>de</strong>s Plateaus von Kelttu reichen<strong>de</strong> San d- und T 0 11 se d im e n t e,<br />

<strong>de</strong>ren Mächtigkeit überall ausser im mittleren Teil recht be<strong>de</strong>utend<br />

ist. Sie neigen etwas von <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Tales nach <strong>de</strong>r Mitte zu.<br />

Am Unterlauf <strong>de</strong>r Newa treten, abgesehen von <strong>de</strong>r Petrogra<strong>de</strong>r Gegend,<br />

fast von <strong>de</strong>r Oberfläche bis in 30 m Tiefe (INosTRANzEw) mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger sandhaltige Tone auf. Am Oberlauf sind die Tone dagegen<br />

in <strong>de</strong>r Regel von einer etwa 10 m mächtigen Sandschicht be<strong>de</strong>ckt.<br />

Diese Verschie<strong>de</strong>nheit macht sich <strong>de</strong>utlich in <strong>de</strong>r Verteilung


92 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

<strong>de</strong>r für das Petrogra<strong>de</strong>r Baugewerbe ausgebeuteten Lehm- und Sandgruben<br />

geltend.<br />

Die ersteren, d. h. die Ziegeleien, haben sich am<br />

Unterlauf <strong>de</strong>r Newa und an <strong>de</strong>r Mündung ihrer dort be<strong>fi</strong>ndlichen Nebenflüsse<br />

konzentriert, während es ihrer am Oberlauf <strong>de</strong>r Newa nur<br />

sehr wenige gibt. Umgekehrt verhält es sich mit <strong>de</strong>n Sandgruben :<br />

diese liegen fast ausnahmslos am Oberlauf.<br />

Petrograd liegt auf jungpostglazialen Dei ta abi ag e run gen<br />

und nicht etwa auf Sumpfbo<strong>de</strong>n, wie allgemein geglaubt wird.<br />

Nach<br />

INOSTRANZEW (Bo.ll.a li nO"lBa, S. 54-58), welchem u. a. ein umfangreiches<br />

Tiefbohrungsmaterial zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n hat, <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich<br />

zuoberst künstliche Füller<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Mächtigkeit von 0,7 bis 5,0 m<br />

variiert.<br />

Darunter liegt bald eine Vegetationsschicht, bald eine Torfschicht,<br />

bald unmittelbar Deltasand. Mitunter ist über <strong>de</strong>r Vegetationsschicht<br />

eine dünne Sandschicht, vielleicht ein Hinweis auf Überschwemmungen,<br />

welche die gewisse Linien befolgen<strong>de</strong>n Westwin<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r<br />

Newamündung so oft verursachen, in<strong>de</strong>m sie das Wasser <strong>de</strong>s Finnischen<br />

Meerbusens in <strong>de</strong>ssen Innenwinkel treiben und <strong>de</strong>n freien Abgang <strong>de</strong>s<br />

Newawassers zum Meere verhin<strong>de</strong>rn. I) Eigentlicher Moortorf ergab<br />

sich nur bei fünf Tiefbohrungen (unter im ganzen 46), hauptSächlich<br />

an höhergelegenen Punkten.<br />

1 und 3 m.<br />

Seine Mächtigkeit schwankte zwischen<br />

Der Deltasand wird tiefer unten leicht tonig und ist meist feinkörnig,<br />

oft aber auch grob, ja mitunter kiesgemischt. Seine Mächtigkeit<br />

beträgt im Maximum ca. 10 m, an <strong>de</strong>n höheren Punkten wird er<br />

dünner und fehlt da, wo das Niveau 5 m übersteigt, vollständig.<br />

Unterlage <strong>de</strong>s San<strong>de</strong>s bil<strong>de</strong>n stark sandige Tone, teilweise von gleicher<br />

Beschaffenheit wie weiter oben im Newatale.<br />

Die<br />

Im allgemeinen<br />

beginnen sie ziemlich tief unter <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nfläche und zeigen oft nach<br />

geringen Intervallen einen recht abweichen<strong>de</strong>n Horizont. Letzterer Um-<br />

I Eine <strong>de</strong>r grössten Überschwemmungen war am 7. ov. 1824, wo das Wasser<br />

3,7 m ü. d. M. anstieg und die westlichen Teile <strong>de</strong>r Stadt bis ziemlich zu <strong>de</strong>r Linie<br />

be<strong>de</strong>ckte, die, etwas westlich <strong>de</strong>m Baltischen Bahnhof ausgehend, über das Semenowfeld<br />

und die Anitschkowbrücke zur Brücke Alexan<strong>de</strong>rs 11. und von da nach N in<br />

<strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s rechten Newaufers hinführen wür<strong>de</strong> (Bo.Qa 11 nO'lBa, S. 44).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 93<br />

stand dürfte von <strong>de</strong>r Denudation <strong>de</strong>s Tones vor <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r<br />

Deltaablagerung herrühren. Unterhalb <strong>de</strong>r Tone liegt Ge sc h i e b e­<br />

I e h m (bis 15 m mächtig), wo run te r kam b r i sc her Ton auf<br />

G n eis g r a n i t b 0 <strong>de</strong>n lagert. Die grösste Tiefe, in <strong>de</strong>r kam brischer<br />

Ton angetroffen wor<strong>de</strong>n ist, beträgt 211 m, die geringste 27 m (seine<br />

Mächtigkeit variiert nach INosTRANzEw zwischen 174 und 154 m).<br />

Um zu <strong>de</strong>n Niveauverän<strong>de</strong>rungen überzugehen, mache ich zuerst<br />

auf die Erscheinungen aufmerksam, die zur T r ans g res si 0 n <strong>de</strong>s<br />

Lad 0 gas e e s in Beziehung stehen.<br />

Die Maximalgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees nahe <strong>de</strong>m Abfluss <strong>de</strong>r Newa<br />

aus <strong>de</strong>m Ladoga, in <strong>de</strong>r Gegend von Schlüsselburg, wird von <strong>de</strong>r vorher<br />

beschriebenen Strandakkumulation angegeben (S. 10 f.).<br />

Der Rücken<br />

<strong>de</strong>rselben, die damalige Brandungsgrenze, liegt 18,9 m ü. d. M. und<br />

<strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>s höchsten Walles, die approximative Grenze <strong>de</strong>s Niedrigstwassers,<br />

etwa 17 m Ü. d. M.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Akkumulation breitet sich<br />

eine San<strong>de</strong>bene aus, die sich nach <strong>de</strong>r topographischen Karte zuerst<br />

2-3 km vom Flussufer auf 17 m erhebt und sich abwärts ebenso<br />

flach bis zu <strong>de</strong>m Passpunkt <strong>de</strong>s Newatales, d. h. bis in die Gegend<br />

<strong>de</strong>s Dorfes Sarwela, erstreckt.<br />

Der Ladogasee muss sich also zur Zeit<br />

seiner grössten Aus<strong>de</strong>hnung hier als Bucht vorgeschoben haben, die<br />

ungefähr 20 km lang und an ihrem Eingang 7 km breit war (siehe<br />

die Karte, auf <strong>de</strong>r die Form <strong>de</strong>r Bucht nach <strong>de</strong>r Höhenkurve von 17<br />

m gezeichnet ist).<br />

Einen Beleg für die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Transgression über <strong>de</strong>n östlichen<br />

Teil <strong>de</strong>s Newatales liefert die S. 11 erwähnte, bei Schlüsselburg unter<br />

<strong>de</strong>m Sand liegen<strong>de</strong> Torfschicht, die ohne Zweifel eine Landbildung<br />

ist. Ausser<strong>de</strong>m tritt Torf, im Sand abgelagert, auch weiter<br />

unterhalb an <strong>de</strong>r Newa auf, wiewohl nur als schwache Anschwemmungsbildungen.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>r Rjeswychschen Sägemühle und Ziegelei<br />

•<br />

lag eine 1 dm starke, feine Sandlagen enthalten<strong>de</strong> Torfschicht in<br />

6-7 m Höhe über <strong>de</strong>r Newa und in 5 m Tiefe unter <strong>de</strong>r Oberfläche<br />

<strong>de</strong>r Ebene.<br />

Der über- und unterlagern<strong>de</strong> Sand war von <strong>de</strong>rselben<br />

Beschaffenheit wie in <strong>de</strong>r Böschung <strong>de</strong>s Friedhofs von Schlüsselburg.


94 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -l5<br />

•<br />

In <strong>de</strong>m mittleren Dorfe von Moskowskaja Dubrowka lief im Uferabhang<br />

ein 5 cm starker Torfstreifen eine Strecke weit ca. 6 m über <strong>de</strong>r Newa<br />

und 1 m unter <strong>de</strong>r Erdoberfläche hin . Bei <strong>de</strong>m Dorf Kusminka war<br />

in einem 4-5 m hohen Uferabhang zuunterst rostbrauner Sand, darauf<br />

Bleicher<strong>de</strong>, dann eine schwache Torfschicht und darüber wie<strong>de</strong>r<br />

weisser, schön geschichteter, nahe <strong>de</strong>r Erdoberfläche braun wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Sand. In einiger Entfernung davon, im Gebiet von Sarwela, fand sich<br />

2 m hoch über <strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Flusses Sand, <strong>de</strong>r dünne Lagen von<br />

Pflanzenresten einschloss. Die Torfschicht von Kusminka enthält nach<br />

<strong>de</strong>n von LINDBERG untersuchten Proben Fichten- und Kieferreste und<br />

Süsswasserdiatomaceen und <strong>de</strong>r Sand mit Torfstreifen von Sarwela<br />

gleicherweise (Kap. II, 17 und 18). - Die erwähnten, Schwemmtorfe<br />

enthalten<strong>de</strong>n Sandablagerungen sind wohl als Delta <strong>de</strong>r Flüsse zu<br />

betrachten, die zur Zeit <strong>de</strong>r Transgression in die fragliche Bucht mün<strong>de</strong>ten.<br />

Der auf diesem Delta abgesetzte Akkumulationswall von Schlüsselburg<br />

schnürte dann die Bucht zu einer Lag une ab.<br />

Auf <strong>de</strong>r Seichtheit <strong>de</strong>r Ufer <strong>de</strong>r Lagune hat es vielleicht beruht,<br />

dass <strong>de</strong>utlich ausgeprägte Strandbildungen an <strong>de</strong>nselben selten sind.<br />

Nordwestlich von Wiborgskaja Dubrowka <strong>de</strong>hnte sich z. B. mehrere<br />

Kilometer weit ganz ebene Hei<strong>de</strong> aus. Nur in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Dorfes<br />

bemerkte ich eine schwach wellenförmige Akkumulation, die sich eventuell<br />

17 m hoch erhebt. Am gegenüberliegen<strong>de</strong>n Ufer, W von <strong>de</strong>r<br />

Schlüsselburger Chaussee, zeigten sich zwei regelmässige, ungefähr<br />

1 m hohe, in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Newa streichen<strong>de</strong> Sandwälle. Der<br />

Rücken <strong>de</strong>s äusseren Walles lag 16,3 m ü. d. M.; <strong>de</strong>r innere war etwas<br />

höher. In <strong>de</strong>r Gegend von S ar w e I a, am Abhang <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong><br />

Sorjakangas, 1 km nördlich von <strong>de</strong>r Newa, habe ich eine Strandlinie<br />

bemerkt, die <strong>de</strong>r M a x i mal g ren z e <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s in <strong>de</strong>r<br />

Gegend von Schlüsselburg entspricht. Sie verläuft in <strong>de</strong>r Richtung<br />

<strong>de</strong>r Newa und ist eine ca 3 km lange, 2 m hohe, sanft geböschte,<br />

aber <strong>de</strong>utliche Terrasse, <strong>de</strong>ren Fuss 18,2 m Ü. d. M. liegt. Gegenüber,<br />

SE von <strong>de</strong>m Dorfe Gross-Petruschkino, erstrecken sich ebene Wiesen<br />

bis 2 km weit von <strong>de</strong>r Newa aus nach S, wo sich <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n zu einer<br />

Sandhei<strong>de</strong> erhebt. Im südlichen Teil <strong>de</strong>s Wiesengelän<strong>de</strong>s zeigten sich<br />

reichlich freigespülte Steine.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 95<br />

In diesem Zusammenhang seien ein paar Worte über die Er o­<br />

s ion s r i n n e gesagt, die auf <strong>de</strong>m B 0 <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lad 0 gas e e s<br />

nach <strong>de</strong>r Seekarte die Fortsetzung <strong>de</strong>r Newa bil<strong>de</strong>t. BERGHELL verlegt<br />

sie in die Zeit <strong>de</strong>r maximalen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Litorinameeres und sieht<br />

in ihr einen Hinweis darauf, dass die Bucht von Schlüssel burg damals<br />

supramarin gewesen ist, was ihn jedoch nicht gehin<strong>de</strong>rt hat seine<br />

•<br />

Abb. 35. Die Bucht von Schlüsselburg nach <strong>de</strong>r Seekarte. Die Tiefe ist an <strong>de</strong>n Ufern<br />

in Fuss (0,305 m), weiter nach aussen in Fa<strong>de</strong>n (= 6 Fuss) angegeben.<br />

O-Isobase südlich <strong>de</strong>r Bucht zu ziehen (Fennia, 13, Nr. 2, S. 55<br />

nebst Kartenbeilage ; als Erosionsrinne ist kaum mehr als 1/3 <strong>de</strong>r auf<br />

BergheIls Karte bezeichneten Rinne zu rechnen, vgl. Abb. 35). Man<br />

könnte sich <strong>de</strong>nken, dass die Rinne vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Ladogatransgression<br />

<strong>de</strong>n Ausflusskanal <strong>de</strong>r vom östlichen Abschnitt <strong>de</strong>s Newatales<br />

in <strong>de</strong>n Ladogasee entleerten Gewässer dargestellt habe. Aber es<br />

ist schwer zu verstehen, wie dieser Kanal <strong>de</strong>r Verschüttung durch die


96 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

spätere Sedimentation entgangen sein sollte. Ich berufe mich hierbei<br />

auf das Schicksal <strong>de</strong>r früheren Swirmündung ausserhalb <strong>de</strong>r Grenzakkumulation<br />

von Kut-Lachta. Sollte die fragliche Rinne (o<strong>de</strong>r eigentlich<br />

die Rinnen, <strong>de</strong>nn es sind ihrer zwei, die eine ca. 1 km breit, die<br />

an<strong>de</strong>re sehr schmal, bei<strong>de</strong> nur 3-4 m tief) nicht einfach als ein Erosionsprodukt<br />

<strong>de</strong>r jetzigen Newa namentlich bei niedrigem Wasserstand<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees zu betrachten sein? Am Anfang hat die Newa übrigens<br />

ihre grösste Stromgeschwindigkeit, ca. 13 km in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>.<br />

Welcher Art waren nun die geographischen Verhältnisse im westlichen<br />

Teil <strong>de</strong>s Newatales?<br />

Während <strong>de</strong>r postglazialen Senkung wur<strong>de</strong> die wahrscheinlich<br />

vorher Festland gewesene Newabucht vom Meere be<strong>de</strong>ckt. Zum<br />

Beweis für <strong>de</strong>n niedrigeren Wasserstand im Vergleich mit <strong>de</strong>m heutigen<br />

ist oft auf die im inneren Winkel <strong>de</strong>s Finnischen Busens konstatierten<br />

sub m ar i n e n S t ra n d w ä II e und Te r ras S e. n aufmerksam gemacht<br />

wor<strong>de</strong>n (Geol. Föf. i Sthm. Förh., Bd 16, S. 655; Beschreibung<br />

zum geologischen Kartenblatt Nr. 28, Säkkijärwi, S. 40). Beim<br />

Durchmustern <strong>de</strong>r sehr genauen Seekarten habe ich nur zwischen<br />

Kronstadt und Petrograd sowie bei Tyrisewä kurze Bänke gefun<strong>de</strong>n,<br />

die man vielleicht als Strandwälle ansehen kann. Am ersteren Ort ist<br />

die Bank von N -S orientiert und liegt 5 m tief, am letzterer läuft<br />

sie in 3- 4 m Tiefe paraIlel mit <strong>de</strong>m Ufer.<br />

Dagegen erscheinen auf <strong>de</strong>n Seekarten auf bei<strong>de</strong>n Seiten von<br />

Kronstadt rinnenförmige Vertiefungen, die fr ü her e Er 0 s ion s­<br />

f ur c he n sein dürften.<br />

Etwa 6 m unter <strong>de</strong>m heutigen Wasserspiegel<br />

ist ihre Form <strong>de</strong>rart, wie sie Abb. 36 wie<strong>de</strong>rgibt; die südlichste ist<br />

einige Meter tiefer als das genannte Niveau, die an<strong>de</strong>ren sind seichter,<br />

und am inneren En<strong>de</strong> einer je<strong>de</strong>n be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich gewissermassen eine<br />

SchweIle. Eine Landhebung von. ungefähr 6 m vorausgesetzt, könnte<br />

man die Rinnen als Mündungsarme <strong>de</strong>s Ausflusskanales <strong>de</strong>r im westlichen<br />

Teil <strong>de</strong>s Newatales sich vereinigen<strong>de</strong>n Flüsse erklären.<br />

Dass<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bucht nach <strong>de</strong>r Seekarte keine Flussbetten sichtbar<br />

sind, könnte darauf beruhen, dass sie später von Deltasedimenten


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 97<br />

über<strong>de</strong>ckt wor<strong>de</strong>n sind, welche die ganze Newabucht verflacht haben.<br />

Infolge <strong>de</strong>r Höhenverhältnisse hat <strong>de</strong>r eben genannte Ausflusskanal,<br />

<strong>de</strong>n man die alt e Ne w a nennen könnte, natürlich an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>r<br />

heutigen Newa gelegen, eigentlich <strong>de</strong>n Unterlauf <strong>de</strong>r Tosna bil<strong>de</strong>nd,<br />

<strong>de</strong>nn oberhalb von <strong>de</strong>ren Mündung, von <strong>de</strong>m Mittellauf <strong>de</strong>r heutigen<br />

Newa her, sind wohl nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Bäche ausgemün<strong>de</strong>t. Wahr-<br />

Abb. 36. Der Innenwinkel <strong>de</strong>s <strong>fi</strong>nnischen Meerbusens gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ancyluszeit (das<br />

schraffrierte Gebiet, <strong>de</strong>ssen jetzige Tiefe geringer als 6 mist, ist'damals Land gewesen)<br />

und während <strong>de</strong>s Maximums <strong>de</strong>r Litorinasenkung (das punktierte, heute über das Meer<br />

ragen<strong>de</strong> Gebiet lag damals unter <strong>de</strong>m Meeresspiegel).<br />

sc heinI ich ist die alte Newa ungefähr von <strong>de</strong>rselben Grösse gewesen<br />

wie die jetzige Tosna. Als Denudationsformen ihrer Uferabhänge sind<br />

die älter aussehen<strong>de</strong>n Partien, die man mitunter am Unterlauf <strong>de</strong>r<br />

jetzigen Newa wahrnehmen kann, zu betrachten. Und von ihr sind<br />

die ältesten <strong>de</strong>r Deltaablagerungen herbeitransportiert wor<strong>de</strong>n, auf<br />

<strong>de</strong>nen Petrograd liegt.<br />

7


98 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Einen weiteren Hinweis auf <strong>de</strong>n früher niedrigeren Wasserhorizont<br />

im Ostseebecken liefern einige Pro<strong>fi</strong>le aus <strong>de</strong>r Gegend von Kronstadt,<br />

die ich hier nach, INOSTRANZEW mitteile (Der geologische Bau<br />

<strong>de</strong>r Insel Kotlin, Travaux <strong>de</strong> la Soc. Imp. <strong>de</strong>s Naturalistes <strong>de</strong> St.­<br />

Petersbourg, Vol. XXXV, livr. 5, Sect. <strong>de</strong> Geol. et Mineral., S. 247<br />

- 253).<br />

Bei <strong>de</strong>m 1865 been<strong>de</strong>ten Bau <strong>de</strong>r Werft ist auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

0,9- 1,2 m tiefen Bucht folgen<strong>de</strong>s Pro<strong>fi</strong>l ermittelt wor<strong>de</strong>n:<br />

Zuoberst sandiger Lehm (s. g. 11110). . • . • . . . . 0,15- 0,60 m<br />

Sand, im unteren Teil grob. . . . . . . . . . . . 3,60-4,50 •<br />

Steine und Kies . . . . . . . . . . . . . . . . 0,15 - 0,23 •<br />

V ege tati oll ss c hi c ht mit B a umwur z eln, Rin -<br />

d e , Z w e i ge n und Z a p f e ll . . . . . . . 0,30- 0,60 •<br />

Grauer TOll, mit Sand , Kies und Stein en gemischt (Moräne)<br />

Zuunterst bl auer, fester Ton, in 11,7-20,0 m Tiefe unter<br />

<strong>de</strong>m Meeresspiegel (kambri sch) . . . . . . . .<br />

Bei <strong>de</strong>n Grundarbeiten <strong>de</strong>s unlängst angelegten, nach <strong>de</strong>m Thronfolger<br />

Alexej benannten Trockendocks im Kriegshafen von Kronstadt<br />

konstatierte INosTRANzEw folgen<strong>de</strong> Anordn ung <strong>de</strong>r Schichten. Auf<br />

<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r im Mittel 1,49 m tiefen Bucht lag zuoberst ziemlich<br />

grober Sand von ca. 1,49 m Mächtigkeit. In einem Teil <strong>de</strong>s Grabungsgebietes<br />

fand sich unter <strong>de</strong>m Sand eine 0,21 m starke Schicht<br />

Schwemmtorf, in <strong>de</strong>m Pflanzenreste mit Lagen feinkörnigen San<strong>de</strong>s<br />

wechselten. Prof. INOSTRANZEW hat gütigst eine Probe dieses Torfes<br />

überlassen, die nach LINDBERG (Kap. II, 22) Reste von Sumpfpflanzen<br />

wie Carex, Sphagnum, Amblystegium und Potamogeton sowie an<br />

Baumarten von F ich te, Kiefer, Birke und Erle enthielt. Unter <strong>de</strong>n<br />

Diatomaceen waren überhaupt keine Brackwasser-, son<strong>de</strong>rn nur charakteristische<br />

S ü s s was s e r f 0 r m e n, wie u. a. Eunotia Cleve'i, was<br />

darauf hin<strong>de</strong>utet, dass die Tor f abI a g e run g <strong>de</strong>r An c y I u s z e i t<br />

e n t s tarn mt. Unter <strong>de</strong>m Schwemmtorf o<strong>de</strong>r, wo dieser fehlte, direkt<br />

unter <strong>de</strong>m San<strong>de</strong> hatte sich bis 5,76 m mächtiger sandiger Ton abgesetzt.<br />

Dieser war fein geschichtet, ze r<strong>fi</strong>el beim Trocknen in dünne<br />

Scheiben, an <strong>de</strong>ren Oberfläche sich weisser Sand zeigte, und erinnerte<br />

an <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Ziegeleien von Petrograd verwen<strong>de</strong>ten blauen Ton. Als


Julius Ailio. Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 99<br />

Liegen<strong>de</strong>s ergab sich sandig-tonige, 1,49-2,98 m mächtige Moräne und<br />

als <strong>de</strong>ren Unterlage ziemlich grauer, bis 25 m mächtiger geschichteter<br />

kambrischer Ton.<br />

Da die <strong>de</strong>n Torf be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Sedimente bei <strong>de</strong>m erstgenannten<br />

Pro<strong>fi</strong>l 4-6 m tief reichen, muss das Land mithin nach <strong>de</strong>r Abzapfung<br />

<strong>de</strong>s Ancylussees und vor <strong>de</strong>m Anfang <strong>de</strong>r postglazialen Senkung wenigstens<br />

ca. 6 m höher gehoben gewesen sein als heute.<br />

Auf ziemlich<br />

<strong>de</strong>n gleichen Hebungsbetrag <strong>de</strong>uten ja die obenerwähnten Erosionsrinnen.<br />

<strong>de</strong>m Torf liegen<strong>de</strong> Stein-<br />

Von <strong>de</strong>n fraglichen Sedimenten sind die unmittelbar auf<br />

und Kiesschicht als Uferbildung aus <strong>de</strong>r<br />

Zeit, wo das Land sich auf das Niveau <strong>de</strong>s Litorinameeres gesenkt<br />

hatte, anzusehen.<br />

Der hierüber abgelagerte Sand und <strong>de</strong>r sandige<br />

Lehm stammen wohl aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r fortdauern<strong>de</strong>n Senkung und sind<br />

natürlich als Deltabildungen, welche durch die alte Newa herbeitransportiert<br />

wur<strong>de</strong>n, zu betrachten. Die Insel Kotlin erinnert ja übrigens<br />

lebhaft an die Deitainsel <strong>de</strong>r jetzigen Newa, z. B. an die Insel Jelagin<br />

(Abb. 43).<br />

Bei<strong>de</strong> zeigen schmale Lagunen an <strong>de</strong>n Ufern, und bei<br />

bei<strong>de</strong>n ist das spitze En<strong>de</strong> nach aussen gewandt.<br />

Die G ren z e <strong>de</strong>r pos t g I a z i ale n Me e res t r ans g res s ion<br />

wird durch eine <strong>de</strong>n ganzen inneren Winkel <strong>de</strong>s Finnischen Busens umran<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

ausgeprägte Strandlinie, die "erste Newaterrasse" <strong>de</strong>r russischen<br />

Geologen, bezeichnet (Abb. 36).<br />

erscheint sie als ~ Abrasionsterrasse,<br />

hoch ist, aber nach E zu absinkt.<br />

Auf <strong>de</strong>r S-Seite <strong>de</strong>s Busens<br />

die z. B. bei Peterhof reichlich 10 m<br />

Sie setzt sich ohne Unterbrechung<br />

bis in die Alexan<strong>de</strong>r-Vorstadt von Petrograd, ca. 3 km S vom Baltischen<br />

Bahnhof, fort, worauf sie in <strong>de</strong>r flachen Ebene abtönt.<br />

Im nordöstlichen<br />

Teil von Petrograd, östlich <strong>de</strong>s Prospektes Peters <strong>de</strong>s Grossen,<br />

etwa 1 km von <strong>de</strong>r Newa, zeigt sie sich als 2 m hohe Terrasse, die<br />

nach kurzer Unterbrechung höher als vorher über 10 km an Kuschelewka,<br />

<strong>de</strong>m Forstinstitut, <strong>de</strong>m Park von Udjelnaja und <strong>de</strong>r Bahnstation<br />

Kolomägi (Kalamäki) vorbei bis zur Kolonie Kamenka läuft.<br />

Unweit<br />

<strong>de</strong>r Station Kolomägi ist sie 6-7 m hoch, in Sand bo<strong>de</strong>n eingeschnitten<br />

und weist bis zum Fusse Landskulptur auf. Welches Aussehen


100 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> 1:0 45.<br />

die Strandlinie im Winkel <strong>de</strong>r Moore von Lachta (Lahti) hat, ist mir<br />

nicht bekannt. Von <strong>de</strong>r Bahnstation Lachta bis über Sestrorjezk hinaus<br />

fast auf <strong>de</strong>r ganzen Strecke wird sie durch einen nahe <strong>de</strong>m Meeresstrand<br />

verlaufen<strong>de</strong>n, im allgemeinen schönen Akkumulationswall bezeichnet,<br />

<strong>de</strong>r mitunter <strong>de</strong>n Grenzwall mehrerer unterer Wälle darstellt.<br />

In <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>r Bahnstation Gorskaja erscheint anstelle <strong>de</strong>s Walles<br />

eine in die Moräne eingeschnittene Abrasionsterrasse, wodurch die<br />

nördliche Biegung <strong>de</strong>r Strandlinie erklärt wird.<br />

Nördlich von <strong>de</strong>r<br />

Station Dünen sieht man noch schöne und regelmässige wellenförmige<br />

Sand wälle, die unbemerkt in das hügelige Kamesterrain übergehen.<br />

Finnischerseits scheint die fragliche Strandlinie nicht früher<br />

ausgeprägt zu sein als in <strong>de</strong>r Gegend von Kuokkala, wo eine Abrasionsterrasse<br />

einsetzt.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Strandlinie ergibt sich aus <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tabelle.<br />

Ort<br />

Höhe, Meter I<br />

I ü. d. M.<br />

Bestimmungsmittel<br />

Boischaja Ishorskaja .<br />

Park von Peterhof .<br />

Ligowo, SW von Petrograd<br />

Petrograd, Prosp. Peters d. Grossen<br />

Station Lanskaja (Park von Udjelnaja)<br />

Haltepunkt Olgino unweit d. Station<br />

Lachta . . .<br />

Station Sestrorezk. .<br />

Ahwenainen (Afanasi)<br />

ca. 9,0<br />

7,3<br />

4,8<br />

5,0<br />

7,1<br />

9,4<br />

Topogr. Karte<br />

Aneroid.<br />

Elving-Spiegel.<br />

Topogr. Karte.<br />

Nivelliert von <strong>de</strong>r Bahnlinie aus.<br />

Elving-Spiegel<br />

" 10,7 Topogr. Karte<br />

" 13,0<br />

An einigen Stellen am Newabusen sind unterhalb <strong>de</strong>r Litorinagrenze<br />

von Sandsedimenten überlagerte Torfbildungen angetroffen wor<strong>de</strong>n.<br />

Hierher gehört eine in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Station Sestrorjezk, an <strong>de</strong>n<br />

Abhängen <strong>de</strong>s wahrscheinlich gegrabenen Kanales, unterhalb <strong>de</strong>s postglazialen<br />

Grenzwalles von mir ent<strong>de</strong>ckte weitreichen<strong>de</strong>, von San d<br />

übe rl a g e rt e Torf s chi c h t. Sie zeigte sich in 15 cm Mächtigkeit<br />

ungefähr 100 m weit am rechten Abhang sowie mehr als 100 m<br />

davon abwärts in einem kleineren Gebiet an <strong>de</strong>r linken Böschung<br />

<strong>de</strong>s Kanales und ist laut Angabe auch weit davon entfernt bemerkt<br />

wor<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>r ersteren Stelle lag zuunterst Bän<strong>de</strong>rton, dann 1/2 m


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 101<br />

Sand, danach Torf und hierüber 1,5 m feingeschichteter Sand, an <strong>de</strong>r<br />

letzteren Stelle zuunterst grober Sand, dann Torf und zuoberst geschichteter<br />

Sand. Unterhalb <strong>de</strong>r Eisenbahnbrücke fand sich über <strong>de</strong>m<br />

Bän<strong>de</strong>rton grober., Strandkies und darüber bis zur Oberfläche fein geschichteter<br />

Sand, <strong>de</strong>r angeschwemmte schwache linsenförmige Torfpartien<br />

und dünne Torfstreifen enthielt. In <strong>de</strong>m Grenzwall habe ich<br />

keine hinreichend tiefen Aufschlüsse angetroffen, um unter <strong>de</strong>mselben<br />

das Vorkommen von Torf feststellen zu können.<br />

Stratigraphisch wäre die angeführte Schichtenfolge so zu erklären,<br />

dass <strong>de</strong>r unmittelbar unter <strong>de</strong>r Torfschicht liegen<strong>de</strong> Sand aus <strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ancyluszeit, <strong>de</strong>r Torf aus <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Litorinasenkung<br />

und <strong>de</strong>r ihn überlagern<strong>de</strong> Sand aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r darauf folgen<strong>de</strong>n Hebung<br />

stammte. Mit dieser Auslegung scheinen die Analysenresultate <strong>de</strong>r<br />

pflanzenpaläontologischen Untersuchungen von LINDBERG nicht vereinbar<br />

zu sein (Kap. II, 20, 21). Schon in <strong>de</strong>m Sand unter <strong>de</strong>r Torfschicht<br />

kommen nämlich ausser Süsswasserdiatomaceen solche Brackwasserformen<br />

wie Nitzschia scalaris, Campylodiscus echineis und Navicula<br />

peregrina vor, die nach ihm erst <strong>de</strong>r Litorinazeit angehören sollen. Es<br />

ist wohl offenbar, dass <strong>de</strong>r Torf mit <strong>de</strong>n reichlichen eingewachsenen<br />

Wurzeln und mit solchen Sumpfpflanzen wie Carex, Comarum u. a.<br />

(Kap. II, 20) sich über <strong>de</strong>m Meeresspiegel, vermutlich in einer Lagune<br />

gebil<strong>de</strong>t hat, und dass die Lagune dann vom Meere transgrediert<br />

wor<strong>de</strong>n ist, wo sich die ca. 1,5 m mächtige, <strong>de</strong>n Torf überlagern<strong>de</strong><br />

Sandschicht abgesetzt hat. Diese Sandschicht kann nicht z. B. als<br />

lokale Erscheinung erklärt wer<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r Ort an <strong>de</strong>r offenen Meeresküste<br />

liegt, son<strong>de</strong>rn sie muss aller Wahrscheinlichkeit nach <strong>de</strong>r<br />

Litorinatransgression zugeschrie ben wer<strong>de</strong>n.<br />

Zugleich sei erwähnt, dass neulich bei Koiwisto, südlich von<br />

Wiborg, ein analoges Pro<strong>fi</strong>l durch <strong>de</strong>n Geologen J. N. SOIKERO bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n ist. Der Sand, <strong>de</strong>r dort als Liegen<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Torfes auftrat,<br />

enthält jedoch nach LINDBERG nur Süsswasserdiatomaceen, die auch<br />

in <strong>de</strong>m Torfe konstatiert wor<strong>de</strong>n sind. In <strong>de</strong>n Proben, welche <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>n Torf überlagern<strong>de</strong>n Sand entnommen waren, sind lei<strong>de</strong>r keine<br />

Diatomaceen gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.


102 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Wie weit in das Newatal die Litorinatransgression vorgedrungen<br />

war, habe ich nicht näher erforscht. Zwischen <strong>de</strong>r Kolonie Neu-Saratow<br />

und <strong>de</strong>m Villen ort Sinowjewa bin ich auf ein Pro<strong>fi</strong>l gestossen,<br />

nach <strong>de</strong>m sich das Litorinameer bis hierher, ja sogar noch weiter oben<br />

erstreckt haben muss.<br />

Dort be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich eine sch;rfausgeprägte Terrasse,<br />

<strong>de</strong>ren Fuss ca. 2- 3 111 über <strong>de</strong>r Newa und 3- 4 m Ü. d. M. liegt.<br />

Im Uferabl1ang nahe <strong>de</strong>r Terrasse lag zuunterst, fast ganz unter <strong>de</strong>m Wasserspiegel<br />

<strong>de</strong>r Newa, geschichteter Sand und darauf humushaitiger Sand,<br />

worin LINDBERG Reste von Kiefer, Fichte, Lin<strong>de</strong> u. a. sowie ausser Süsswasserdiatomaceen<br />

die Brackwasserformen Nitzschia scalaris, Campylodiscus<br />

echineis und Navicula peregrina festgestellt hat. Der letztere Sand<br />

wur<strong>de</strong> von einer 1,7 m mächtigen Sc h wem m tor f s chi c h t überlagert,<br />

die sich nach LINDBERG unter <strong>de</strong>m Wasser gebil<strong>de</strong>t haben dürfte<br />

und ausser <strong>de</strong>nselben Süsswasser- und Brackwasserdiatomaceen noch<br />

an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r letztgenannten Formen (Kap. II, 19) enthielt. Über <strong>de</strong>m<br />

Schwemmtorf lag schlickartiger Sand mit <strong>de</strong>rselben Diatomaceenflora wie<br />

in <strong>de</strong>r vorigen Schicht und darüber feingeschichteter Sand von ca. 1 m<br />

Mächtigkeit und nur mit Süsswasserdiatomaceen. -<br />

Die oberste Sandschicht<br />

ist wohl als Deltabildung zu betrachten, die von <strong>de</strong>r Newa in<br />

ihrer ersten Zeit verfrachtet wur<strong>de</strong>, und die obenerwähnte Terrasse<br />

wür<strong>de</strong> dann erodiert wor<strong>de</strong>n sein, als die Wassermassen <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

in das Bett <strong>de</strong>r alten Newa einbrachen und dieses hoch anschwellen<br />

liessen.<br />

Der Schwemmtorf ist <strong>de</strong>r Litorinazeit zuzuschreiben,<br />

und sein oberer Rand gäbe mithin die approximative Grenze<br />

<strong>de</strong>r Litorinatransgression an (= ca. 3 m. ü. d. M.). -<br />

Während <strong>de</strong>r Zeit<br />

<strong>de</strong>s Durchbruchs <strong>de</strong>s Ladogasees war schon ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r<br />

Landhebung erfolgt, die hydrographischen Verhältnisse im westlichen<br />

Teil <strong>de</strong>s Newatales hatten sich aber seit <strong>de</strong>r Litorinasenkung nicht<br />

nennenswert verän<strong>de</strong>rt.<br />

Ein Blick auf diejenigen Strandbildungen im Newatale, die <strong>de</strong>r<br />

An c y I u s t r ans g res s ion zuzurechnen sind, ist geeignet u. a. die<br />

Topographie <strong>de</strong>s Passpunktes zu beleuchten, durch welche gera<strong>de</strong> die<br />

oberste Grenze <strong>de</strong>r Ladogatransgression bedingt gewesen ist.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasecs. 103<br />

Südlich von <strong>de</strong>r Newa, ca. 1 km östlich von <strong>de</strong>m Dorfe Moskowskaja<br />

Dubrowka, ist ein ungewöhnlich schöner A k ku m u I at ion s­<br />

wall zu sehen, <strong>de</strong>r annähernd 4 m hoch bei mehreren Dutzend Meter<br />

Breite aus <strong>de</strong>r ebenen Sandhei<strong>de</strong> aufsteigt.<br />

Moor aus.<br />

Dahinter breitet sich ein<br />

Die schwache Decke von Flugsand abgerechnet, erhielt<br />

ich für <strong>de</strong>n Rücken <strong>de</strong>s Walles eine Höhe von 20,9 m und für <strong>de</strong>n<br />

Fuss aussen 18 m und innen 18,6 m ü. d. M. (Wasserspiegel <strong>de</strong>r<br />

Newa 3,81 m).<br />

Der Wall setzt sich nach NE weit und nach S bis zur Moika fort.<br />

Am Ufer <strong>de</strong>s S-En<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Ladogasees dürfte ihm <strong>de</strong>r 19 m hohe Wall<br />

von Putilowo entsprechen. Südlich von <strong>de</strong>r Moika biegt <strong>de</strong>r Wall<br />

in nordwestlicher Richtung auf Sarwela zu ab und ist hier schön konturiert,<br />

auf ebenem Bo<strong>de</strong>n angehäuft, aber etwas niedriger als bei<br />

Dubrowka (Höhe Ü. d. M. > 19 m).<br />

er nach SW abzuschwenken.<br />

Ca. 2 km SE von Sarwela schien<br />

Eine ca. 2 km SE von Gross-Petruschkino<br />

gelegene, <strong>de</strong>r Newa parallellaufen<strong>de</strong>, breitere und höhere wallartige<br />

Sandakkumulation dürfte auch dieselbe Strandlinie bezeichnen. In<br />

<strong>de</strong>r moorigen Gegend südlich davon ist mir <strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r Strandlinie<br />

nicht bekannt, aber wenigstens von <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Dorfes<br />

Sachosje ab zieht sich ein regelmässiger, nur von <strong>de</strong>r Tosna durchbrochener,<br />

2- 3 m hoher Strandwall bis in die Nähe <strong>de</strong>r Moskauer<br />

Bahn, 3 km N von <strong>de</strong>r Station Popowka (Höhe nach <strong>de</strong>r topographischen<br />

Karte > 19 ü. d. M.).<br />

Hier bestand <strong>de</strong>r Wall (Abb. 37) aus<br />

feinem Sand und ruhte auf einer Unterlage von blaugrauem tonigem<br />

Sand.<br />

Weiterhin im W lässt sich nach <strong>de</strong>r top. Karte die Strandlinie<br />

hie und da verfolgen (s. die II. Kartenbeilage).<br />

Die besprochene Strandlinie trägt <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>n Charakter einer<br />

Transgressionsgrenze, entspricht aber in ihrer topographischen Lage<br />

und ihrer Höhe we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ladogatransgression noch einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

spätquartären Meerestransgressionen, sodass nichts weiter übrigbleibt<br />

als in ihr die Ancylusgrenze zu sehen.<br />

Da sie am S-Rand <strong>de</strong>s Newatales so gut markiert ist, sollte<br />

man voraussetzen, dass sie auch im N <strong>de</strong>s Tales so aufträte.<br />

Das ist<br />

jedoch nicht <strong>de</strong>r Fall. Hier stiess ich nur westlich von Scheremetjewka


lO-! Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

auf eine isolierte, flache Sandakkumulation, die möglicherweise die Ancylusgrenze<br />

markiert (siehe S. 66).<br />

In <strong>de</strong>r Gegend von Sarwela, wo<br />

diese Grenze etwas oberhalb <strong>de</strong>r Ladogagrenze zu erwarten wäre,<br />

waren auf <strong>de</strong>r ganzen Strecke von Sarwela bis nach <strong>de</strong>m Dorfe Manuskala<br />

keine auffallen<strong>de</strong>n Strandbildungen zu sehen.<br />

Dafür gibt <strong>de</strong>r<br />

topographische Bau <strong>de</strong>r nächsten Umgebung <strong>de</strong>r quartären Plateaus<br />

von Kelttu-Manuskala u. a. einen Fingerzeig beim Aufsuchen <strong>de</strong>r zu<br />

besprechen<strong>de</strong>n Grenze. Es kommt nämlich ziemlich regelmässig unterhalb<br />

<strong>de</strong>r Yoldiagrenze bis zu einem gewissen Niveau, von <strong>de</strong>m aus<br />

Sandhei<strong>de</strong>n beginnen, ein Moor- und Wiesengürtel ganz wie am Fusse<br />

<strong>de</strong>s Glintes vor.<br />

Die Erscheinung dürfte durch die Ancylustransgression<br />

bedingt sein.<br />

Ich gebe hier einige Beispiele an.<br />

Von <strong>de</strong>r Station Kowalewo an <strong>de</strong>r Irinowkabahn nach E o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Dorfe Orawa zu breitet sich eine San<strong>de</strong>bene aus, welche nordsüdliche<br />

Längsrichtung hat.<br />

An ihrem E-Ran<strong>de</strong> erhebt sich ein breiter<br />

und flacher Rücken, und innerhalb <strong>de</strong>sselben <strong>de</strong>hnen sich Wiesen bis<br />

zu <strong>de</strong>m Plateaurand aus.<br />

Etwas nördlicher, bei <strong>de</strong>m Dorfe Kuiwareenkylä<br />

läuft in einigem Abstand vom Plateaurand und parallel mit<br />

<strong>de</strong>mselben nach <strong>de</strong>r Station Kristinowka zu ein ca. 200 m breiter, fast<br />

2 m hoher Wall aus Sand und Schotter, innerhalb <strong>de</strong>ssen stellenweise<br />

Moore und Wiesen vorkommen.<br />

Unterhalb <strong>de</strong>s Kässöläplateaus war eigentlich nichts an eine Transgression<br />

Gemahnen<strong>de</strong>s zu beobachten.<br />

Das Land senkte sich unaufhörlich<br />

bis zur Newa hin.<br />

Bei <strong>de</strong>r Station Bernhardowka, am Uferabhang<br />

<strong>de</strong>s Luppajoki, bemerkte ich unter <strong>de</strong>r 1 m mächtigen Sand<strong>de</strong>cke<br />

eine Tor f s chi c h t, die reichlich Reste von Fichte u. a. enthielt,<br />

die aber durch spätere örtliche Überschwemmungen unter <strong>de</strong>m San<strong>de</strong><br />

vergraben wor<strong>de</strong>n sein dürfte.<br />

Ganz analoge Verhältnisse wie beim Dorfe Orawa kommen unterhalb<br />

<strong>de</strong>r schönen, als Yoldiagrenze angesehenen Pargalaterrasse vor.<br />

Der Fuss <strong>de</strong>r Terrasse wird von einer Acker- und Wiesenebene gesäumt,<br />

und an <strong>de</strong>r unteren Grenze <strong>de</strong>r Ebene erhebt sich ein längliches<br />

Sandfeld, das nach NW an <strong>de</strong>m Dorfe Nowoselki (Hywäselkä)<br />

vorbei läuft, um sich dann mit einer Osbildung zu vereinigen. Im


Abb. 37.<br />

Orenzwall <strong>de</strong>s Ancylussees bei <strong>de</strong>m Dorfe Mischkina, unweit <strong>de</strong>r<br />

Station Popowka. Aufnahme von HARALD LINDBERG (S. 103).<br />

Abb. 38.<br />

Die Abbrasionsgrenze <strong>de</strong>s spätglazialen Meeres beim Dorfe Mischkina.<br />

Aufnahme von HARALD LINDBERG (S. 106).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 105<br />

unteren Teil <strong>de</strong>r Ebene soll laut Mitteilung unter <strong>de</strong>m Lehmsand eine ei ­<br />

nige Dezimeter mächtige Torfschicht liegen, und eine ähnliche Schichtenfolge<br />

soll auch auf <strong>de</strong>m nahen Friedhof von Uspenski (z. B. am hinteren<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Wärterhauses) anzutreffen sein. An <strong>de</strong>r ersteren Stelle<br />

fand ich jedoch keine Bestätigung für die Richtigkeit <strong>de</strong>r Mitteilung,<br />

und eine <strong>de</strong>m Lehmsand entnommene Probe war nach LINDBERG fossilfrei,<br />

die letztere Stelle habe ich nicht erforscht.<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Finnischen Busen und <strong>de</strong>m Siestarjoki, auf <strong>de</strong>r Linie<br />

Kuokkala-Ollila-Walkeasaari, begegnet <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>rer erst ebenes<br />

Dünenfeld bis zu <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>s postglazialen Meeres, die hier nicht<br />

ausgeprägt ist, und danach hügeliges fluvioglaziales Schotterfeld bis<br />

zu <strong>de</strong>r Eisenbahn. Nordöstlich von dieser beginnt eine San<strong>de</strong>bene, die<br />

allmählich ansteigt, um sich dann ziemlich plötzlich nach <strong>de</strong>m Siestarjokital<br />

zu senken, wonach das Land wie<strong>de</strong>r sanft bis zu <strong>de</strong>r als Yoldiagrenze<br />

angesprochenen Walkeasaariterrasse ansteigt. Der Siestarjoki<br />

hat in dieser Gegend eine mit <strong>de</strong>m Meeresufer parallele Richtung<br />

(siehe die II. Beilage), die ja auf einer aufdämmen<strong>de</strong>n Strandakkumulation<br />

beruhen kann. Es liegt also um so näher hier eine<br />

Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ancylussees anzunehmen. Ihre Höhe, d. h.<br />

die <strong>de</strong>r vermutlichen Akkumulation, ist nach <strong>de</strong>r top. Karte ca. 30 m.<br />

Weiter nordwestlich fehlen mir eigene Beobachtungen in <strong>de</strong>r<br />

Natur über solche Erscheinungen, die als Zeichen <strong>de</strong>r Ancylustransgression<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n könnten. Nach <strong>de</strong>r topographischen Karte<br />

habe ich allerdings als Ancylusgrenze u. a. eine nördlich von Inonkylä<br />

in ost-westlicher Richtung laufen<strong>de</strong>, 2-3 km lange, schwache Landskulptur<br />

zeigen<strong>de</strong> Terrasse angenommen, <strong>de</strong>ren Fuss ca. 43 m ü. d. M.<br />

liegt (BERGHELL hat wohl gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>rselben Terrasse die Ancylusgrenze<br />

vermutet und für sie eine Höhe von ca. 42 m bestimmt), und einige<br />

Wälle SE von <strong>de</strong>r Station Kämärä, die annähernd 60 m Ü. d. M. liegen,<br />

aber nur aus <strong>de</strong>m Grund, dass sie sowohl hinsichtlich ihrer Höhenlage<br />

als ihrer Beziehung zu <strong>de</strong>n übrigen Transgressionsgrenzen <strong>de</strong>r<br />

Ancylusgrenze in <strong>de</strong>n peripherischen Teilen zu entsprechen scheinen.<br />

Die von BERGHELL als Ancylusgrenze festgestellten Terrassen in Tarkkala<br />

und Elinälä im Ksp. Uusikirkko (Fennia 13, Nr. 2, S. 32) dürften


106 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

dafür die Yoldiagrenze bezeichnen (s. unten).<br />

Für die S-Küste <strong>de</strong>s<br />

Saimaa ist bei <strong>de</strong>r Ausarbeitung <strong>de</strong>r II. Beilage als Grenzwert <strong>de</strong>s<br />

Ancylussees nach BERGHELL 90 m Ü. d. M. angesehen wor<strong>de</strong>n.<br />

Während <strong>de</strong>r fraglichen Transgression scheint also <strong>de</strong>r Ladogasee<br />

durch das Newatal mit <strong>de</strong>m Finnischen Busen in Verbindung gestan<strong>de</strong>n'<br />

zuhaben.<br />

Der verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> S und dürfte mehrere Kilometer<br />

lang, einige Kilometer breit und offenbar sehr seicht gewesen sein.<br />

Als das Gebiet später abtrocknete, wur<strong>de</strong> die Gegend <strong>de</strong>s Sun<strong>de</strong>s zur<br />

Wasserschei<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>m Ladogasee und <strong>de</strong>m Finnischen Busen,<br />

<strong>de</strong>ren Höhe an <strong>de</strong>r untersten Stelle ca. 18 m gewesen sein mag, d. h.<br />

dieselbe, bis zu welcher die Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees im Newatale<br />

reichte. Vorausgesetzt, dass sich in jener Gegend zur Zeit <strong>de</strong>r Ancylustransgression<br />

kein Sund befun<strong>de</strong>n habe und dass die Höhe <strong>de</strong>s<br />

Passpunktes also grösser als die Ancylusgrenze z. B. bei Dubrowka<br />

gewesen wäre, müsste <strong>de</strong>r Ladogasee ebenso viel höher gestiegen sein,<br />

bevor die Newa sich ihr Bett zu graben begann.<br />

Das Gebiet <strong>de</strong>r s p ä t g I a z i ale n Me e res t ra n s g res si 0 n<br />

grenzt im S <strong>de</strong>s Newatales an <strong>de</strong>n Glint und im N an das quartäre<br />

Plateau von Kelttu-Manuskala. In bei<strong>de</strong>n Richtungen sind wohl beträchtliche<br />

Areale loser Bo<strong>de</strong>narten, ja sogar <strong>de</strong>s Glintes selbst von<br />

<strong>de</strong>n Wellen <strong>de</strong>s glazialen Meeres abradiert und planiert wor<strong>de</strong>n.<br />

höchste Grenze wird oft, je<strong>de</strong>nfalls dort, wo die Lage gegen das Meer<br />

offen gewesen ist, von einer stattlichen Terrasse (vgl. Abb. 40) o<strong>de</strong>r<br />

von einer mehr o<strong>de</strong>r weniger <strong>de</strong>utlichen Terrainstufe (Abb. 38) - <strong>de</strong>r<br />

.zweiten Newaterrasse" <strong>de</strong>r russischen Geologen -<br />

bezeichnet.<br />

Südlich <strong>de</strong>r Newa, z. B. bei <strong>de</strong>n Dörfern Sinjawino, Sachosje<br />

und Mischkina liegt die erwähnte Terrasse nach <strong>de</strong>n topographischen<br />

Karten etwas weniger als 30 m, vielleicht 28 m ü. d. M. Weiter nach<br />

W ist die Höhe <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Terrassen z. B. westlich von Oranienbaum<br />

35, bei Koporje 38 und bei Iwangorod (nach HAUSEN, Fennia<br />

34, Nr. 2, S. 60) 30 m Ü. d. M. Als "marine Grenze" im N <strong>de</strong>s Newatales<br />

hat DE GEER nach <strong>de</strong>r top. Karte die 24 m Ü. d. M. liegen<strong>de</strong><br />

schöne Terrasse beim Dorfe Rosmittala (Rasmitelewo) angenommen.<br />

Die


o<br />

2 km<br />

Abb. 39. Kames-Landschaft in N <strong>de</strong>s Newatales mit <strong>de</strong>r Abrasionsgrenze <strong>de</strong>s<br />

spätglazialen Meeres und <strong>de</strong>s Ancylussees (S. 90, 107). 1: 50,000.<br />

Abb. 40. Vermutliche Grenzterrasse <strong>de</strong>s spätglazialen Meeres bei Pargala, in<br />

das Kames-Terrain eingeschnitten. Aufnahme von HARALD LINDBERG.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 107<br />

Verfolgt man sie aber ihr weiter nach N, so zeigt sie bei <strong>de</strong>n Dörfern Orawa<br />

und Kuiware einen grösseren Höhenwert, ca. 30 m ü. d. M. (Abb. 39), und<br />

in gleicher Höhe liegt auch <strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r Terrasse von Manuskala,<br />

an <strong>de</strong>r entgegengesetzten Seite <strong>de</strong>sselben Plateaus (unterhalb dieser<br />

Terrasse fand sich toniger Sand, <strong>de</strong>r nach LINDBERGS Analyse fossilfrei<br />

war).<br />

Es ist wahrscheinlich, dass hier zwei verschie<strong>de</strong>ne Transgressionsgrenzen<br />

vorliegen, von <strong>de</strong>nen die untere die Ancylusgrenze,<br />

die obere die spätglaziale Meeresgrenze markieren dürfte. Bei Rosmittala<br />

wäre die letztere während <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Abrasion <strong>de</strong>s Ancyl<br />

ussees getilgt wor<strong>de</strong>n.<br />

Beachtenswert ist die minimale Zunahme <strong>de</strong>r Höhenwerte <strong>de</strong>r<br />

spätglazialen Meeresgrenze vom Glint an gegen NW. In <strong>de</strong>r Gegend<br />

von Pargala, in einer Entfernung von ca. 50 km vom Glint, beträgt sie<br />

nur ca. 30 m (nach <strong>de</strong>r top. Karte und mehreren Aneroidbestimmungen),<br />

wenn man nämlich mit DE GEER die dort auftreten<strong>de</strong> Abrasionsterrasse<br />

(Abb. 40) wirklich als "marine Grenze" ansieht. Erst von<br />

hier an beginnt die fragliche Grenzterrasse, die auf <strong>de</strong>r top. Karte mit<br />

wenigen Unterbrechungen rings um das ganze Pargala- Walkjärwi­<br />

Plateau zu verfolgen ist, merkbar zu steigen und liegt bei Walkeasaari<br />

ca. 38, bei Raiwola ca. 51 und im Ksp. Walkjärwi ca. 70 m ü. d. M.<br />

Allerdings hat sie BERGHELL bei Raiwola zu 61 m Ü. d. M. bestimmt, es<br />

kann sich aber hier um eine Strandlinie aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Eissees han<strong>de</strong>ln.<br />

- Dasselbe dürfte übrigens von seinen hohen Yoldiagrenzen südlich<br />

von Uusikirkko gelten (Fennia 13, Nr. 2, Karte). DE GEER hat früher<br />

die "marine Grenze" ugf. 6 km E von Seiwistö zu ca. 55 mund 7<br />

km W von Perkjärwi zu ca. 76 m ü. d. M. bestimmt (Geol. För. i Sthm<br />

Förh., Bd. 16, S. 641, 644). Diese Grenzen (Höhe <strong>de</strong>r letzteren nach<br />

d. top. Karte ca. 73 m) sowie auch die ca. 55 m Ü. d. M. liegen<strong>de</strong> Elinäläterrasse<br />

- die von BERGHELL vermutete und nur zu. 50 m bestimmte<br />

Ancylusgrenze -<br />

scheinen mir topographisch <strong>de</strong>r spätglazialen Meereesgrenze<br />

am Glint und um das Pargala-Walkjärwi-Plateau herum<br />

zu entsprechen. Auf das Vorkommen einzelner Fragmente von Süsswasserdiatomaceen<br />

unterhalb <strong>de</strong>r Elinäläterrasse (Fennia 13, Nr. 2, S. 32)<br />

kann wohl in diesem Fall kein beson<strong>de</strong>res Gewicht gelegt wer<strong>de</strong>n.


11. Pflanzen paläontologische Analysen.<br />

Von Dr. HARALD LINDBERG.<br />

Gegend von Schlüsselburg.<br />

1. Torfschicht inmitten <strong>de</strong>r Sand ablagerung im<br />

Uferabhang <strong>de</strong>r Newa, etwas oberhalb <strong>de</strong>r Kirche <strong>de</strong>s<br />

F r i e d hof s von S chi ü s sei bur g (S. 11).<br />

a) Die unterste Probe, sandgemischter vermo<strong>de</strong>rter Torf, enthielt:<br />

Picea excelsa, sehr allgemein Pollen.<br />

Pinus silvestris, allg. Pollen.<br />

Carex spp., Nüsse.<br />

Sphagnum sp., einzelne fragmente von<br />

Blättern.<br />

Diatomaceen :<br />

Pinnularia spp., ziemlich allg. fragmente.<br />

Eunotia cfr. praerupta, 2 Stücke.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, 2 Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

b) In <strong>de</strong>r mittleren Probe, <strong>de</strong>m Sumpftorf mit sehr reichlichem<br />

Schwemmsand, wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Picea, allg. Pollen.<br />

Pinus, spärlich Pollen.<br />

Sphagnum obtusum, einz. Blätter.<br />

Amblystegium sp.,<br />

Sporangien von farnkraut.<br />

Betula alba, einige früchte.<br />

Andromeda poU/oUa, einz. Samen.<br />

Ca rex spp., allg. Nüsse.<br />

Menyanthes tri/oUata, ziemlich allg.<br />

Samen.<br />

Scheuchzeria pafustris, einige Samen.<br />

Comarum palustre, einzelne Nüsse.<br />

Lycopus Europaeus, 2 früchte.<br />

Lysimaclzia thyrsi/fora, 2 Samen.<br />

Diatomaceen<br />

Melosira spp. (kleine Arten).<br />

Pinnularia spp., einz. St.<br />

Cymatopleura elliptica, 2 SI.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, 2 Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cfadocer-Schalen .<br />

c) In <strong>de</strong>r obersten Probe, <strong>de</strong>m Schwemmsand mit einer ganz<br />

dünnen Torflage, fan<strong>de</strong>n sich:<br />

Picea und Pinus, ziemlich all g. Pollen.<br />

Carex sp., 4 Nüsse.<br />

Scirpus lacuster, 1 Nuss.<br />

Diatomaceen :<br />

Melosira spp. (kleine Arten) allg.<br />

Epitlzemia turgida.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 109<br />

Cymatopleura elliptica.<br />

Pinnularia spp.<br />

Cymbella aspera.<br />

lanceolata.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

In <strong>de</strong>r erwähnten Torflage, die reichlich Sand enthielt, kamen vor:<br />

Picea und Pinus, Pollen.<br />

Diatomaceen:<br />

Amblystegium sp.<br />

Melosira spp.<br />

Sphagnum sp.<br />

Cymatopleura elliptica.<br />

Unbestimmbare Reste von Blättern.<br />

Pinnularia spp.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

2. Ein e <strong>de</strong>r seI ben Tor f s chi c h t, e t was u n t e r haI b <strong>de</strong>r<br />

Kir c h e <strong>de</strong>s Fr i e d hof s entnommene Probe, die reichlich mit Sand<br />

gemischt war, enthielt:<br />

Picea, ziemlich allg. Pollen.<br />

Pinus, allg. Pollen.<br />

Betula alba, einige Früchte.<br />

Scirpus lacuster, 5 Nüsse.<br />

Menyanthes, einige Samen.<br />

Ca rex, sp., einige Nüsse.<br />

Andromeda poli/oUa, 1 Same.<br />

Potamogeton sp., 1 Fruchtstein.<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), allg.<br />

Pinnularia spp., spärlich.<br />

Cymatopleura elliptica, ziemlich allg.<br />

Pleurosigma attenuatum, 1 St.<br />

Cymbella aspera, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

3. Pro f i I <strong>de</strong>s r e c h t e n U f e r sam U n t e r lau f <strong>de</strong>s<br />

Wolchow, P u nkt B in <strong>de</strong>r Abb. 7.<br />

Von <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Proben<br />

ist a <strong>de</strong>m oberen Teil <strong>de</strong>s sandigen Geschiebelehms, b- g <strong>de</strong>r<br />

Torfschicht, h <strong>de</strong>m obersten Teil <strong>de</strong>r Torfschicht, i <strong>de</strong>m Schwemmton<br />

und j <strong>de</strong>m geschichteten Sand entnommen.<br />

a) In dieser Probe fan<strong>de</strong>n sich nur:<br />

Spongilla, mehrere Na<strong>de</strong>lfragmente.<br />

b) Im untersten sandigen Teil <strong>de</strong>r Torfschicht kamen vor :<br />

Pinus, 1 Pollenkorn.<br />

Picea, 2 Pollen.<br />

Carex spp., einige Nüsse.<br />

Amblystegium spp., sehr reichlich Fragmente<br />

von Blättern.<br />

c) Amblystegium-Torf, enthielt ein kleines Kohlenstück und:<br />

Alnus glutinosa, Rin<strong>de</strong>nstücke.<br />

Menyanthes, zahlreiche Samen.<br />

Carex rostrata, 1 Schlauch.<br />

Amblystegium sp., Fragmente von Blät-


110 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

tern, nicht sicher bestimmbar, doch<br />

scheinen Ambl. giganteum und A.<br />

intermedium <strong>de</strong>n Hauptbestandteil<br />

<strong>de</strong>s Torfes zu bil<strong>de</strong>n.<br />

d) Blätteriger Amblystegium-Torf (Ambl. giganteum?) mit reichlich<br />

Menyanthes.<br />

e) Amblystegium-Torf mit häu<strong>fi</strong>gen Resten von Menyanthes.<br />

f) Stark vivianithaItiger, vermo<strong>de</strong>rter Torf:<br />

Pinus, einzelne Pollen.<br />

Picea,<br />

Menyanthes, einige Samen.<br />

Carex sp. nicht seltene Nüsse einer<br />

kleinen Art.<br />

g) Sumpftorf (Waldsumpf):<br />

Pinus, einzelne Pollen.<br />

Picea, allg. Pollen.<br />

Ainus glutinosa, Holz reichlich, Zweigteile,<br />

1 Zapfenspin<strong>de</strong>l, 5 Früchte,<br />

Rin<strong>de</strong> reichlich.<br />

Betula alba, Früchte, Fruchtschuppen,<br />

Holz, Rin<strong>de</strong>.<br />

Salix sp., Fragmente von Blättern.<br />

Carex pseudocyperus, ca. 25 Schläuche.<br />

Rumex hydrolapathum, 1 Frucht mit<br />

Teilen von Hüllblättern.<br />

Comarum, einzelne Nüsse.<br />

Cicuta, I Teilfrucht.<br />

Menyanthes, 15 Samen.<br />

Sporangien von Farnkraut.<br />

h) Schlickgemischter Mineralschlamm (Schwemmton):<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Picea, nicht seit. Pollen.<br />

Tilia, 1 Pollenkorn.<br />

Nymphaeaceen-Blätter.<br />

Pediastrum, sp.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), allg.<br />

Surirella robusta, einz.<br />

Cymatopleura elliptica, einz.<br />

Pleurosigma attenuatum, 3 st.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

Pinnularia sp., 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

i) Rostfarbiger Mineralschlamm (Schwemmton) :<br />

Pinus, einz.<br />

Picea, spärl.<br />

Pediastrum sp.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), sehr<br />

allgemein.<br />

Cymatopleura elliptica, ziemlich<br />

allg.<br />

Stauroneis phoenicenteron, einz.<br />

Cymbella aspera, einz.<br />

Pinnularia spp., einz.<br />

Surirella robusta, einz.<br />

Pleurosigma attenuatum, 1 Fragment.<br />

j) Sand probe :<br />

Picea, einige Pollen.<br />

Pinus, 1 Pollenkorn.<br />

. Carex sp. 1 Nuss.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira sp. (eine kleine Art) .<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, einz. Na<strong>de</strong>ln.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladagasees. 111<br />

4. Dasselbe Pro<strong>fi</strong>l, Punkt C in <strong>de</strong>r Abb. 7.<br />

a) Strandschotter (Schicht II in <strong>de</strong>r Abb. 7) oberhalb <strong>de</strong>s Geschiebelehms,<br />

unterhalb <strong>de</strong>r Torfschicht, fossilfrei.<br />

b) Torfschicht mit Schwemmsand und reichlichen Holzresten :<br />

Picea, ziemlich allg. Pollen.<br />

Pinus,<br />

Rubus idaeus, 1 Fruchtstein.<br />

Carex pseudocyperus, 1 Fruchtschlauch.<br />

Keine Diatomaceen.<br />

5. Dasselbe Pro<strong>fi</strong>l, Punkt D in <strong>de</strong>r Abb.7.<br />

Eine <strong>de</strong>r Torfschicht entnommene Probe enthielt reichlich Holz<br />

und Rin<strong>de</strong> und:<br />

Picea, sehr allg.-Pollen.<br />

Pinus, spärlich Pollen.<br />

AInus gllltinosa, 1 Frucht.<br />

Lycopus Ellropaeus, 1 Teilfrucht.<br />

Carex pselldocyperus, mehrere Fruchtschläuche.<br />

Carex spp., einige Nüsse.<br />

Keine Diatomaceen.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

6. Das sei b e Pro f i I, Pu n k t Ein <strong>de</strong>r Ab b. 7.<br />

a) Grenzschicht zwischen <strong>de</strong>m Torf und <strong>de</strong>m ihn unterlagern<strong>de</strong>n<br />

Sand:<br />

Pinus, 2 Pollen.<br />

Diatomacee Epithemia zebra, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla, einz. Na<strong>de</strong>ln.<br />

b) In <strong>de</strong>r Torfschicht selbst, die sehr dünn, angebrannt und stark<br />

sandgemischt war, wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Pinus, sehr spär!. Pollen.<br />

Picea, sehr spär!. Pollen.<br />

c) Grenzschicht zwischen <strong>de</strong>m Torf und <strong>de</strong>m ihn überlagern<strong>de</strong>n<br />

Schwemmton, einer Art Gytja, blätterig und torfgemischt:<br />

Picea, sehr allg. Pollen.<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Carex spp., einige Nüsse.<br />

Sporangien von Farnkraut.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp., (kleine Arten) ziemlich<br />

allg.<br />

Pinnularia spp., einz.<br />

Plellrosigma attenllatum, 1 St.<br />

Cymatopleura elliptica, 1 St.<br />

Cymbella sp., 1 St.<br />

Epithemia tllrgida, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla, ziemlich allg.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

d) Im Schwemmton, <strong>de</strong>r an tonigen Sand erinnerte, wur<strong>de</strong>n<br />

konstatiert:<br />

Picea, ziemlich allg. Pollen.<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Diatomaceen :<br />

Melosira spp. (kleine Arten), allg.


112 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Pinnularia, spp., spärl.<br />

Surirella Caproni, spärl.<br />

Campylodiscus Hibernicus, spärl.<br />

Cymbella aspera, einz.<br />

Cymatopleura elliptica, 3 St.<br />

Pleurosigma attenuatum, 2 St.<br />

Nitzschia scalaris, einige fragmente.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, ziemlich allg. Na<strong>de</strong>ln.<br />

7. Das seI b e Pro f i I, bei <strong>de</strong>r eh emali gen Iw a n:o w­<br />

skaja Tonja innerhalb <strong>de</strong>r Grenzakkumulation <strong>de</strong>s<br />

Lad 0 gas e es (S. 27; Abb. 7).<br />

a) Eine Probe, am Ufer, 4 dm unterhalb <strong>de</strong>s Niveaus <strong>de</strong>s Wolchow<br />

entnommen, <strong>de</strong>m Aussehen nach wie Ton, geschichtet, braun und vivianithaltig:<br />

Pinlls, einz. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), sehr<br />

allg.<br />

Cymatopleura elliptica, ziemlich<br />

allg.<br />

Surirella Caproni, einz.<br />

Pleurosigma attenuatum, 2 St.<br />

Surirella elegans, 1 St.<br />

Epithemia gibba, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

b) In einer auf <strong>de</strong>r Ebene, 1 m unterhalb <strong>de</strong>r Erdoberfläche<br />

entnommenen Probe, die aus sandigem Ton bestand, wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Picea, nicht seltene Pollen.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), ziemlich<br />

allg.<br />

Pinnularia spp .. einz.<br />

Cymatopleura elliptica, einz.<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

Surirella elegans, einz.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla.<br />

Cladoceren.<br />

c) In einer am letztgenannten Punkt, aber nahe <strong>de</strong>r:Erdoberfläche<br />

entnommenen ähnlichen Probe fan<strong>de</strong>n sich:<br />

Picea, nicht seltene Pollen. Tierreste :<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), spärl.<br />

Spongilla, zieml. allg.<br />

8. L i n k e s U f erd e s W 0 Ich 0 w, S mir n 0 w s c h e Z i e -<br />

gelei gegenüber <strong>de</strong>r ehemaligen Iwanowskaja Tonja<br />

(S. 27; Abb. 7).<br />

a) In einer nahe <strong>de</strong>r Wassergrenze <strong>de</strong>s Wolchow entnommenen<br />

Probe <strong>de</strong>s rostigen sandigen Tones kamen vor:<br />

Picea, spärl. Pollen.<br />

Pinlls, 1 Pollenkorn.<br />

Diatomacee Melosira sp. (eine kleine<br />

Art), 2 St.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 113-<br />

b) Eine einige Meter höher entnommene Probe, Ton mit Sand~<br />

lagen, enthielt:<br />

Picea, 1 Pollenkorn.<br />

Pinus, 1 Pollenkorn.<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), 2 St.<br />

. Cymatopleura elliptica, 1 St.<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

c) Probe <strong>de</strong>s sandhaItigen, rostigen, geschichteten Ziegellehmes,<br />

aus 1 m Tiefe:<br />

Picea, 2 Pollen.<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), einz.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla, einz. Na<strong>de</strong>ln.<br />

d) Ebenso, aus 7 dm Tiefe:<br />

Picea, spärl. Pollen.<br />

Pinus, 1 Pollenkorn.<br />

Melosira sp., einz.<br />

e) Ebenso, aus 4 dm Tiefe:<br />

Spongilla, nicht seltene Na<strong>de</strong>ln.<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Sjas.<br />

9. Pro f i I vom r e c h t e n U f erd e s S jas, ein haI b e s<br />

Kilometer SE von <strong>de</strong>r Kirche von Sjaskie Rjadki<br />

(Abb. 11 a).<br />

a) Die unterste Probe, <strong>de</strong>m sandhaItigen, terrakottafarbigen Ton<br />

entnommen, war fossilfrei.<br />

b) Eine etwas höher, <strong>de</strong>rselben S~hicht entnommene Probe<br />

enthielt :<br />

Spongilla, eine ganze und eine halbe Na<strong>de</strong>l.<br />

c) In <strong>de</strong>m geschichteten, braunen, <strong>de</strong>n Torf unterlagern<strong>de</strong>n Sand<br />

kam vor:<br />

Diatomacee Pinnularia sp., 1 St.<br />

d) In <strong>de</strong>m sandgemischten, angebrannten Torf wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Picea, nicht seltene Pollen.<br />

Stauroneis phoenicenteron. 2 St.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia sp., einz.<br />

e) In einer Probe, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Torf überlagern<strong>de</strong>n sandhaItigen<br />

Schwemmtonschicilt entnommen, wur<strong>de</strong>n konstatiert:<br />

8


114 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., ziemlich allg.<br />

Melosira spp. (kleine Arten), ziemlich<br />

allg.<br />

Epithemia turgida, 2 SI.<br />

Campylodiscus Hibernicus, 2 SI.<br />

Pleurosigma attenuatum, 2 SI.<br />

Cymatopleura elliptica, 2 St.<br />

Cymbella aspera, 1 SI.<br />

Surirella robusta, 1 SI.<br />

Surirella elegans, 1 SI.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla.<br />

10. R e c h t e s U f erd e s S jas, r eie h I ich 2 k m S E von<br />

<strong>de</strong>r Kirche von Sjaskie Rjadki (Abb. 11 c).l<br />

Geschichteter Sand mit angeschwemmten Torfstreifen :<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Picea,<br />

Ainus glutinosa, 1 Same.<br />

Betula alba, 1 Same.<br />

Andromeda polijolia, 1 Same.<br />

Comarum palustre, 1 Nuss.<br />

Ca rex spp., spärlich Nüsse.<br />

Sphagnum papillosum, einz. lose Blätter.<br />

teres,<br />

subsecundum, •<br />

Amblystegium, sp., nicht seit. lose Blätter.<br />

Diatomacee Pinnularia sp., 1 kleines<br />

fragment.<br />

11. Pro<strong>fi</strong>l vom linken Ufer <strong>de</strong>s Sjas, auf <strong>de</strong>r Ebene<br />

km innerhalb <strong>de</strong>r Grenzakkumulation <strong>de</strong>s Ladogasee<br />

s, u n w e i t <strong>de</strong>s Dorf e s Po d r e bin je (Abb. 11 d).<br />

a) Die unterste, terrakottafarbige, sandhaltige Tonschicht war<br />

fossilfrei.<br />

b) In einer Probe von <strong>de</strong>r oberen Grenze <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n Torf unterlagern<strong>de</strong>n<br />

San<strong>de</strong>s 'kamen vor:<br />

Pinus, ziemlich allg. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., allg.<br />

Eunotia cfr. praerupta, einz.<br />

c) Die Torfschicht, die nicht sandgemischt war, enthielt reichlich<br />

Birkenreste und Kohle und:<br />

Pinus, sehr allg. Pollen.<br />

Picea,<br />

Rubus idaeus, 3 fruchtsteine.<br />

d) Sumpftorfgemischter Schwemmton mit Sandlagen:<br />

Pinus, sehr allg. Pollen.<br />

Picea, Pollen.<br />

Carex spp., einige Nüsse.<br />

Moose:<br />

Amblystegium sp.<br />

Meerea triquetra.<br />

Sphagnum spp., allg., aber sehr angegriffene<br />

Blätter (Sph. subsecundum,<br />

Sph. obtusum, Sph. medium).<br />

Diatomaceen:<br />

.11.elosira spp . .(kl. Arten), ziem!. allg.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 115<br />

Epithemia turgida, einz.<br />

Cymatopleura elliptica, einz,<br />

Pinnularia spp., einz.<br />

Cymbella aspera, 1 St.<br />

Campylodiscus Hibernicus,<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, ziem!. allg.<br />

Cladoceren.<br />

e) In <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m Schwemmton abgelagerten terrakottafarbigen,<br />

rostigen, feinen Sand mit tonigen Lagen fan<strong>de</strong>n sich:<br />

Betula, 1 Pollenkorn.<br />

Pleurosigma attenuatum, 1 St.<br />

Diatomaceen: Tierreste :<br />

Pinnularia sp., 1 Fragment.<br />

Spongilla, nicht seltene Na<strong>de</strong>ln.<br />

Dorf Ylä-Hamala, Gouvernement Olonez.<br />

12. Pro f i I vom re c h te n U f erd e s E'e n e m a j 0 k i, 8-9<br />

k m S E von <strong>de</strong>r S t a d t 0 Ion e z (S. 42).<br />

a) Der untere Teil <strong>de</strong>r zuunterst liegen<strong>de</strong>n Sandschicht :<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., einz.<br />

Epithemia turgida, 2 SI.<br />

SI.<br />

Epithemia zebra, 1 St.<br />

gibba, 1 St.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

b) Eine <strong>de</strong>m oberen Teil <strong>de</strong>r vorgenannten Sandschicht entnommene<br />

Probe, in <strong>de</strong>r einige feine Torflagen vorkamen, enthielt :<br />

Pinlls, spärlich Pollen.<br />

Picea,<br />

Carex cfr. rostrata, 2 Nüsse.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia, spp., ziemlich allg.<br />

Melosira spp. (kleine Arten), spärl.<br />

Surirella robusta, einz.<br />

Stauroneis phoenicenteron, einz.<br />

Cymbella sp., einz.<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

gibba, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla.<br />

c) In einer <strong>de</strong>m unteren Teil <strong>de</strong>r Torfschicht entnommenen Probe,<br />

die Schwemmsandstreifen enthielt und reich an Wurzeln und Rhizomteilen<br />

war, wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Picea, allg. Pollen.<br />

Pinus, spärlich Pollen.<br />

Carex cfr. Ooo<strong>de</strong>noughii, spärl. Nüsse.<br />

Comarum pall1stre, einz. Nüsse.<br />

Diatomaceen :<br />

Pinnularia spp., allg.<br />

Melosira spp. (kleine Arten), spärl.<br />

Stauroneis phoenicenteron, einz.<br />

Epithemia gibba, einz.<br />

zebra, einz.<br />

Cymbella sp., 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla.<br />

d) In einer <strong>de</strong>m oberen Teil <strong>de</strong>r Torfschicht entnommenen<br />

Probe, die reich an Wurzeln und schlammgemischt war, fan<strong>de</strong>n sich:


116 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45<br />

Picea, sehr allg. Pollen.<br />

Pinus, allg. Pollen.<br />

Lycopus Europaeus, 1 Teilfrucht.<br />

Ca rex cfr. Goo<strong>de</strong>noughii, ziemlich allg.<br />

Nüsse.<br />

Menyanthes, 1 Same.<br />

Lysimachia thyrsi/iora, 3 Samen.<br />

Comarum palustre, einz. Früchte.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., nicht selten.<br />

Melosira spp. (kleine Arten), allg.<br />

SllrireUa robusta, 1 SI.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla.<br />

e) In <strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Torf überlagern<strong>de</strong>n gytjagemischten Sand wur<strong>de</strong>n<br />

konstatiert:<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen ziem!. allg.:<br />

Pinnularia spp., ziem!. allg.<br />

Melosira spp. (kleine Arten), sehr<br />

allg.<br />

Surirella elegans, einz.<br />

Lah<strong>de</strong>npohja, Kirchspiel Jaakkima.<br />

Surirella robusta, einz.<br />

Epithemia gibba, 1 St.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla, allg.<br />

Cladocer, allg.<br />

13. Pro f i I a n <strong>de</strong>r Ha f e n b ahn (S. 54).<br />

a) Der zuunterst liegen<strong>de</strong>, dunkelgestreifte Sand (mit Blattresten)<br />

enthielt:<br />

Pinus, spärlich Pollen, 1 Same.<br />

Picea, 2 Pollen.<br />

Betula alba, Früchte. Schuppen, Blätter.<br />

Ainus incana, 2 Früchte, Blätter.<br />

Sporangien von Farnkraut.<br />

Diatomaceen, sehr spärlich :<br />

Pinnularia spp.<br />

Surirella sp., Fragment.<br />

Melosira sp. (eine kleine Art).<br />

Melosira arenaria.<br />

Epithemia zebra.<br />

turgida.<br />

Stallroneis phoenicenteron.<br />

Plellrosigma attenuatllm.<br />

Campylodiscus Hiberniclls.<br />

Cymbella aspera.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, einz. Na<strong>de</strong>ln.<br />

b) Sand mit Kohlenpartikeln und angeschwemmten, bis 3 cm<br />

mächtigen Torflagen :<br />

Pinus, einz. Pollen, 1 Na<strong>de</strong>l.<br />

Picea, 2 Pollen, 1 Na<strong>de</strong>l.<br />

Tilia, 1 Frucht.<br />

Betula alba, Fruchtschuppen, Früchte.<br />

AInus incana, 6 Früchte ~ Zapfenspin<strong>de</strong>l,<br />

. mehrere kleine<br />

• glutmosa, 2 . Zweigstücke.<br />

Rubus idaeus, 10 Fruchtsteine.<br />

Carex, sp., einz. Nüsse.<br />

Viola, sp., 1 Fruchtwand.<br />

. Spiraea ulmaria, 1 Frucht.<br />

Alisma plantago, Teilfrucht.<br />

Potamogeton sp., Fruchtstein.<br />

Diatomaceen :<br />

Pinnularia spp., spärlich.<br />

Gomphonema geminatum, 2 St.<br />

Epithemia gibba, 1 St.<br />

Cymbella aspera, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln .


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 117<br />

c) Gytjagemischter Sand (Schwemmton) ; die Probe ist seitwärts<br />

von <strong>de</strong>n vorigen Proben entnommen:<br />

Pinus, allg. Pollen.<br />

Picea.<br />

Betula alba, 1 frucht.<br />

Nymphaeaceen-Blätter.<br />

Diatomaceen, allgemein:<br />

Pinnularia spp., allg.<br />

Melosira spp. (kleine Arten), ziemlich<br />

allg.<br />

Oomphonema geminatum, nicht<br />

selten.<br />

Cymbella lanceolata. spär!.<br />

Campylodiscus Hibernicus, spär!.<br />

Surirella robusta, einz.<br />

Surirella elegans, einz.<br />

Pleurosigma attenuatum, einz.<br />

Cymbella aspera, einz.<br />

Cymatopleura solea, einz.<br />

Epithemia turgida, einz.<br />

zebra,<br />

gibba.<br />

Melosira arenaria,<br />

Stauroneis phoenicenteron, einz.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla.<br />

Cladoceren.<br />

14. Auf s chi u s sam U f erd e s L a h <strong>de</strong>n p 0 h j aha f e n s.<br />

a) Bän<strong>de</strong>rton, fossilfrei:<br />

b) Der darauf abgelagerte geschichtete Sand enthielt:<br />

Pinus, ziemlich allg. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen, sehr spärlich, ganz.<br />

Pinnularia sp., einz.<br />

Cymbella lanceolata, 2 st.<br />

Eunotia Clevei. 1 St.<br />

Taipale, Kirchspiel Metsäpirtti.<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

Pleurosigma attenuatum, 1 St.<br />

Surirella robusta, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

15. Pro<strong>fi</strong>l vom Uferabhang am Unterlauf <strong>de</strong>s Taip<br />

ale e n j ok i (S. 72).<br />

b) Bän<strong>de</strong>rton mit feinen Sandstreifen, blätterig wie Pappe, fossilfrei.<br />

a) Bän<strong>de</strong>rton, fossilfrei.<br />

c) Geschichteter Sand mit dünnen Tonlagen, etwas vivianithaltig,<br />

fossilfrei.<br />

d) Reiner Sand, fossilfrei.<br />

e) Der oberste Teil <strong>de</strong>s San<strong>de</strong>s enthielt:<br />

Diatomaceen, sehr spärlich, alle ganz:<br />

Pinnularia spp., mehrere Stücke.<br />

Cymatopleura elliptica, 1 st.<br />

Stauroneis phoenicenteron. 1 St.<br />

f) Im unteren Teil <strong>de</strong>r Torfschicht, <strong>de</strong>r vermo<strong>de</strong>rt, spärlich mit<br />

Mineralschlamm gemischt war, kamen vor:


118 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Pinus, 3 Pollen.<br />

Ca rex, spp., einz. Nüsse.<br />

Diatomaceen:<br />

Cymbella aspera, sehr allg.<br />

Eunotia cfr. praerupta ff., sehr allg.<br />

Pinnularia spp., allg.<br />

Stauroneis phoenicenteron, einz.<br />

g) Im oberen Teil <strong>de</strong>r Torfschicht, <strong>de</strong>r reichlich sandgemischt<br />

war, wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Pinus, allg. Pollen.<br />

Picea, 2 Pollen.<br />

Sporangien von Farnkraut.<br />

Diatomaceen, sehr reichlich:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), sehr<br />

allg.<br />

Epithemia turgida,<br />

Gomphonema geminatum.<br />

Surirella robusta.<br />

Stauroneis phoenicenteron.<br />

Cymatopleura solea.<br />

Cymbella lanceolata.<br />

Pinnularia spp.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

h) In einer Probe, <strong>de</strong>m allerobersten, etwas gytjagemischten,<br />

Kohlenpartikel enthalten<strong>de</strong>n Sand entnommen, fan<strong>de</strong>n sich:<br />

Pinus, allg. Pollen.<br />

Picea, ziemlich allg. Pollen.<br />

Diatomaceen, sehr allg.:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), sehr<br />

allg.<br />

Pinnularia spp., allg.l<br />

Cymbella aspera, spärl.<br />

Nitzschia scalaris, spär\.<br />

Eunotia Clevei, spärl.<br />

Kirkkoranta, Kirchspiel Sakkola.<br />

Surirella elegans, einz.<br />

robllsta, einz.<br />

Cymatopleura solea, einz.<br />

Cymbelfa lanceolata, einz.<br />

Pleurosigl7la attenuatum, 1 St.<br />

Gomphonema geminatum, 1 St.<br />

Epithemia turgida, I St.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

16. Tor f s chi c h tun t erd e m G ren z wall <strong>de</strong>s La d 0 g a­<br />

see s (S. 73).<br />

a) Der Torf selbst, sandgemischt, angebrannt:<br />

Pinus, allg. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., allg.<br />

Ellnotia cfr. praerupta, spärl.<br />

b) Dünne Sandschicht inmitten <strong>de</strong>s Torfes, mit Brandspuren :<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp, sehr allg., ganz.<br />

Eunotia cfr. praerupta, ziem\. allg.<br />

Mittellauf <strong>de</strong>r Newa.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla, einz.<br />

17. Dünne Torfschicht zwischen zwei Sandlagern<br />

im U f er a b h an g <strong>de</strong>r Ne w a, Dorf Ku sm i n k a (S. 94).


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 119<br />

a) Im mittleren Teil <strong>de</strong>r mitgebrachten Probe, die dünne Torfrän<strong>de</strong>r<br />

und reichlich Sand enthielt, wur<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n:<br />

Pinus, Pollen. Tierreste :<br />

Picea, reichlich Pollen, mehrere Na<strong>de</strong>ln. Spongilla, einige Fragmente.<br />

Diatomaceen:<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

b) Auf <strong>de</strong>r einen Seite <strong>de</strong>r Probe (ob untere o<strong>de</strong>r obere Seite,<br />

ist unsicher) kamen vor:<br />

Pinus, Pollen.<br />

Picea, Pollen, reichlich Na<strong>de</strong>ln, 2 Zweigstücke.<br />

Diatomaceen :<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), spärl.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla, einz.<br />

c) Auf <strong>de</strong>r entgegengesetzten Seite <strong>de</strong>r Probe fan<strong>de</strong>n sich:<br />

Pinus, 1 Pollenkorn. Tierreste :<br />

Spongilla, einige Fragmente von<br />

Na<strong>de</strong>ln.<br />

18. San d mit d ü n n e n Tor f s t r e i f e n i m U f e r a b h a n g<br />

<strong>de</strong>r Ne w a, D 0 r f S a r w e I a (0 s t r 0 w k i), nah e <strong>de</strong>r vor e r­<br />

w ä h n te n S tell e (S. 94).<br />

Pinus, einige Pollen.<br />

Picea, 1 Pollenkorn.<br />

Sphagnum teres, Blätter.<br />

obtusum, •<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira spp. (kleine Arten), ziem!.<br />

allg.<br />

Unterlauf <strong>de</strong>r Newa.<br />

Pinnularia sp., 1 Fragment.<br />

Cymatopleura elliptica, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cladocer-Schal en.<br />

19. Pro f i I z w i s c h end em ViII e n 0 r t Si n 0 w j e w a und<br />

Nowo-Saratowskaja Kolonija, am rechten Ufer <strong>de</strong>r<br />

Ne w a (S. 102).<br />

a) HumushaItiger Sand (als Liegen<strong>de</strong>s geschichteter Sand):<br />

Picea.<br />

Pinus.<br />

Ti/ia.<br />

Salix sp.<br />

Diatomaceen:<br />

Nitzschia scalaris.<br />

Campylodiscus echineis.<br />

Navicula peregrina.<br />

Epitlzemia turgida.<br />

zebra.<br />

gibba.<br />

Cymbella aspera.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla.<br />

Cladocer-Schalen.


120 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

b) Schwemmtorf, sandgemischt, mit Holzresten u. a. (vielleicht<br />

im Wasser gebiI1et):<br />

Diatomaceen;<br />

Ausser <strong>de</strong>nselben Brack- und Süsswasserformen<br />

wie die vorige<br />

Schicht dazu noch<br />

Nitzschia tryblionella.<br />

circumsuta.<br />

Campylodiscus clypeus.<br />

c) Schlickartiger Sand, nach oben verkohlt, enthielt dieselbe Diatomaceenflora<br />

wie die vorige Schicht.<br />

d) (zuoberst) grauer, feingeschichteter Sand:<br />

Diatomaceen:<br />

Melosira dr. Helvetica, mehrere St.<br />

Pinnularia sp., ein Fragm.<br />

Tierreste :<br />

Spongilla, einige Fragm.<br />

Gegend von Sestrorjezk (Siestarjoki).<br />

20. Pro f i I von <strong>de</strong>r r e c h t e n Sei ted e s K a n ale s z w i -<br />

sehen <strong>de</strong>m Sestrsee und <strong>de</strong>m Finnischen Meerbusen,<br />

südlich <strong>de</strong>r Station Sestrorjezk (S. 100, 101).<br />

a) Bän<strong>de</strong>rton, fossilfrei.<br />

b) Sandschicht, <strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>rton überlagernd:<br />

Pinus, einz. Pollen.<br />

Picea,<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., einz.<br />

Epithemia turgida, spär!.<br />

Epithemia zebra, einz.<br />

Nitzschia scalaris, 3 Fragm.<br />

Campylodiscus eChineis, 1 ganzes<br />

Exemplar_<br />

Navicula peregrina, 1 St.<br />

c) Vermo<strong>de</strong>rter Torf, etwas sandgemischt, mit Kohlenpartikeln<br />

und eingewachsenen Wurzeln (<strong>de</strong>r unterste Teil <strong>de</strong>r Torfschicht) :<br />

Picea, sehr allg. Pollen.<br />

Pinus,<br />

Lysimachia thyrsi/lora. 3 Samen.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., sehr allg., die meisten<br />

ganz.<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), einz.<br />

Nitzschia scalaris, 2 Fragmente.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

Eunotia dr. praerupta, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Cladocer-Schalen.<br />

d) Torf, etwas sandgemischt, mit Birkenresten, Kohle und reichlich<br />

eingewachsenen Wurzeln:<br />

Picea, äusserst reich!. Pollen.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinus. sehr allg. Pollen.<br />

Pinnularia spp., allg., die meisten<br />

Lysimachia tyrsiflora, 2 Samen.<br />

ganz.


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 121<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), einz.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 2 St.<br />

Cymbella aspera, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Cladocer-Schalen.<br />

e) .Vermo<strong>de</strong>rter Torf, etwas sandgemischt, mit reichlichen Birken-<br />

Testen und eingewachsenen Wurzeln:<br />

Picea, sehr allg. Pollen.<br />

Pinus, allg. PoJlen.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., allg., meistenteils<br />

fragmentarisch.<br />

$tauroneis phoenicenteron, 2 St.<br />

Nitzschia scalaris, 1 Fragm.<br />

Tierreste :<br />

Cladocer-Schalen.<br />

f) Torf, reichlich sandgemischt, mit Kohle und Birke, namentlich<br />

Wurzeln (überlagert von geschichtetem Sand):<br />

Picea, einz. Pollen.<br />

Pinus, "<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia sp., 2 St.<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Acari<strong>de</strong>n.<br />

21. Pro f i I von <strong>de</strong>r li n k e n Sei ted e s sei ben K a na I e s,<br />

1 00-200 m u nt er hai b <strong>de</strong>r vor i gen S tell e.<br />

a) (Zuunterst) Sand mit Kies:<br />

Picea, 3 Pollen.<br />

Pinus, spär!. Pollen.<br />

Amblystegium sp., Reste von Blättern.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., spärI.<br />

Nitzschia scalaris, 5 St.<br />

Campylodiscus echineis, 3 St.<br />

Epithemia turgida, 1 St.<br />

zebra, 1 St.<br />

Gomphonema geminatum, 1 St.<br />

Cymbella sp., 2 St.<br />

b) Der untere Teil <strong>de</strong>r Torfschicht, mit reichlichem Sand, Kohlenpartikeln<br />

und Birke:<br />

Picea, ziem!. allg. Pollen.<br />

Pinus,<br />

Carex spp., 2 Nüsse.<br />

Rubus idaeus, 1 Fruchtstein.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnularia spp., ziem!. allg., manche<br />

ganz.<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), einz.<br />

Epithemia zebra. 1 St.<br />

Nitzschia scalaris, 5 Fragmente.<br />

Stauroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

Tierreste:<br />

Spongilla-Na<strong>de</strong>ln.<br />

Cladocer-Schalen.<br />

Acari<strong>de</strong>n.<br />

c) Der obere Teil <strong>de</strong>r Torfschicht, die von Sand überlagert war,<br />

sandgemischt, mit Birke, Schwarzerle und Kohlenpartikeln:<br />

Picea, allg. Pollen.<br />

Ca rex vesicaria, 2 Fruchtschläuc.he.<br />

Pinus, •<br />

canescens, 1 Fruchtschlauch.<br />

Ainus glutinosa, 3 Früchte.<br />

spp., mehrere Nüsse.


122 Bulletin <strong>de</strong> la Commission g eologique <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Comarum palllstre, 1 Nuss.<br />

Diatomaceen:<br />

Pinnlllaria spp., allg.<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), spär!.<br />

Ellnotia cfr. praerupta, einz.<br />

Stallroneis phoenicenteron, 1 St.<br />

Tierreste :<br />

Cladocer-Schalen.<br />

Trockendock <strong>de</strong>s Thronfolgers Alexej im Kriegshafen von<br />

Kronstadt.<br />

22. Sc h wem m tor f von ca. 3 m Ti e f e u n t erd. M., von<br />

g r 0 b e m San d übe r lag e r t (S. 98).<br />

Picea, 1 Pollenkorn.<br />

Pinlls, allg. Pollen.<br />

Betllla alba, nicht selten.<br />

Alnus gllltinosa, I Frucht.<br />

Care.x: sp., I Nuss.<br />

pselldocyperus, 1 Fruchtschlauch.<br />

Sphagnum sp., einz. lose Blätter.<br />

Amblystegium sp., •<br />

Diatomaceen :<br />

Epithemia turgida ff., ziem!. allg.<br />

Melosira arenaria, ziem!. allg.<br />

Pinnlllaria spp., einz.<br />

cardinalis, 1 St.<br />

Cymbella aspera, 1 St.<br />

Melosira sp. (eine kleine Art), 1 S1.<br />

Eunotia Clevei, 7 St.<br />

Spongilla.<br />

Das gröbere Material, Holzreste :<br />

PinllS, einz.<br />

Betllla alba, 1 Frucht.<br />

Potamogeton sp., 1 Frucht.<br />

Sphagnum sp., einz. Blätter.<br />

Diatomaceen:<br />

Epithemia turgida ff., ziem!. allg.<br />

Melosira arenaria, ziem!. spärl.<br />

sp. (eine kleine Art), 1 St.<br />

Cymbella aspera, 1 S1.<br />

Ellnotia Clevei, 1 S1.


111. Die Ladogagegend während <strong>de</strong>r spätglazialen Zeit.<br />

Das Ladogabecken ist eine grosse Grabensenke, <strong>de</strong>ren nordwestlicher<br />

Teil · sehr tief, bis 250 m, sowie steilufrig, <strong>de</strong>ren übriger Teil<br />

aber seicht und flachufrig ist (Atlas <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong>, Kartenblatt Nr. 11,<br />

die Karte von R. WITTING, die Texte von W. RAMSAY). In jenem<br />

Teil <strong>de</strong>s Beckens steht jotnischer Sandstein an, welcher von einer<br />

Lage von Quarzdiabas be<strong>de</strong>ckt wird, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Gesteinsbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Inseln<br />

Walamo, Mantsinsaari u. a. bil<strong>de</strong>t.<br />

Das anstehen<strong>de</strong> Gestein an<br />

<strong>de</strong>n Küsten besteht, wie bekannt, aus archäischen Graniten, Gneissen<br />

und Schiefern. Die Unterlage <strong>de</strong>s übrigen Teiles <strong>de</strong>s Beckens bil<strong>de</strong>n<br />

kambrischer und, im SE, <strong>de</strong>vonischer Ton. Jener bil<strong>de</strong>t auch die von<br />

mächtigen Quartärbildungen be<strong>de</strong>ckte Unterlage <strong>de</strong>r Karelischen Lan<strong>de</strong>nge<br />

wahrscheinlich bis zum Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gebietes, wo archäisches Gestein<br />

ansteht (RAMSAY, Fennia 19, Nr. 3, S. 2). In <strong>de</strong>r Kiwiniemigege<br />

nd ist seine Höhe 15 m ü. d. M. Devonische Tone kommen ausser<br />

im südöstlichen Teile <strong>de</strong>s Beckens auch am Unterlauf <strong>de</strong>s Swir und<br />

östlich <strong>de</strong>s Ladogasees vor.<br />

Wie und wann diese Grabensenke entstan<strong>de</strong>n ist, hat man noch<br />

nicht befriedigend auf klären können. RAMSA Y hat die Ansicht ausgesprochen,<br />

dass <strong>de</strong>r jotnische Sandstein durch Verwerfungen schon<br />

in präkambrischer Zeit auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s NW -Teiles <strong>de</strong>s Sees gelangt<br />

ist und dass dasselbe Gebiet auch von Verwerfungen späteren,<br />

vielleicht tertiären Alters betroffen ist, wobei die glaziale Erosion auf<br />

das ganze Becken <strong>de</strong>trahierend und vertiefend eingewirkt hätte (zuerst<br />

angef. Quelle). Ein hohes Alter ist für die Ladogatiefe, wie HöG­<br />

BOM bemerkt (Handbuch <strong>de</strong>r Regionalen Geologie, Fennoskandia, S.<br />

162), <strong>de</strong>shalb schwierig anzunehmen, weil das Becken in diesem Fall


124 Bulletin <strong>de</strong> Ia Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

von Sedimenten ausgefüIJt sein müsste, die das Lan<strong>de</strong>is bei <strong>de</strong>r geringen<br />

Erosionsfähigkeit, die man ihm in <strong>de</strong>m flachen Terrain <strong>de</strong>s<br />

östlichen Fennoskandia zuschreiben darf, nicht imstan<strong>de</strong> gewesen sein<br />

kann wegzuführen.<br />

Es scheint jedoch eigentlich keine Veranlassung vorhan<strong>de</strong>n zu<br />

sein aIJein <strong>de</strong>n NW -Teil <strong>de</strong>s Beckens als Einsturzgebiet anzusehen.<br />

Dieselben tektonischen Bewegungen haben sich wohl auch weiter nach<br />

<strong>de</strong>m südlichen Teil erstreckt, obgleich dieser weniger gesunken ist.<br />

Diese Auffassung ist von SEDERHOLM ausgesprochen wor<strong>de</strong>n, und die<br />

Karelische Lan<strong>de</strong>nge ist nach ihm als eine horstähnliche SchweIJe<br />

zwischen <strong>de</strong>m Finnischen Meerbusen und <strong>de</strong>m Ladoga zu betrachten<br />

(Weitere Mitteilungen über Bruchspalten, Bulletin <strong>de</strong> la Com. geol.<br />

<strong>de</strong> la Finl., Nr. 37, S. 52). Die gegen SE zunehmen<strong>de</strong> Seichtigkeit<br />

<strong>de</strong>s Ladogabeckens dürfte ausser<strong>de</strong>m teilweise <strong>de</strong>r reichlicheren Ansammlung<br />

glazialer Akkumulationen in diesem Teil zuzuschreiben sein.<br />

Wenn man nämlich be<strong>de</strong>nkt, dass die Quartär<strong>de</strong>cke auf <strong>de</strong>r Karelischen<br />

Lan<strong>de</strong>nge eine Mächtigkeit von sogar mehreren Dutzend Meter hat, so<br />

muss man annehmen, dass <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>s Ladogabeckens<br />

zu gleichem Betrage durch dieselben Bildungen verflacht wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Die Küsten <strong>de</strong>s nordwestlichen Teiles <strong>de</strong>s Ladoga gleichen <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>s südlichen Finland, sind aber stärker kupiert.<br />

Hohe Berghügel<br />

mit spärlicher Schutt<strong>de</strong>cke wechseln mit schmalen Tälern und Senken<br />

ab, die mit Ton- und Sandsedimenten ausgefüllt sind und die sich<br />

oft als fjordartige Buchten fortsetzen. Die Uferlinie ist zerrissen und<br />

vom Schärenhof geschützt, weshalb ausgeprägte Strandbildungen hauptsächlich<br />

nur in diesem auftreten. Nach SE senken sich die Küsten<br />

allmählich und bil<strong>de</strong>n eine flache, gegen <strong>de</strong>n See offene Nie<strong>de</strong>rung<br />

mit gera<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r in weiten Bögen fortziehen<strong>de</strong>n Uferkonturen und mit<br />

schön skulptierten Strandbildungen in verschie<strong>de</strong>nen Niveaus.<br />

Dieser Unterschied <strong>de</strong>r Küstenformen <strong>de</strong>s Ladoga ist einerseits<br />

durch die Beschaffenheit <strong>de</strong>s Gesteinsbo<strong>de</strong>ns, an<strong>de</strong>rseits durch die<br />

Mächtigkeit <strong>de</strong>r Quartär<strong>de</strong>cke bedingt. Die Grenze zwischen <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Küstenformen wird durch eine gedachte Linie angegeben,<br />

die Ala-Uuksu im Ksp. Salm i mit Kexholm verbin<strong>de</strong>t. Ihre


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 125<br />

Fortsetzung nach Wiborg gäbe die südliche Grenze <strong>de</strong>s anstehen<strong>de</strong>n<br />

Urgebirges auf <strong>de</strong>r Karelischen Lan<strong>de</strong>nge an. Südlich <strong>de</strong>r genannten<br />

Linie tritt <strong>de</strong>r Gegensatz namentlich zwischen <strong>de</strong>n Gebieten ober- und<br />

unterhalb <strong>de</strong>r spätglazialen Meeresgrenze sehr scharf hervor. Bis<br />

zu dieser Grenze erstreckt sich nämlich die ' flache Küstennie<strong>de</strong>rung<br />

mit Ton- und Sandsedimenten, oberhalb <strong>de</strong>rselben herrscht die kupierte<br />

Moränen- und Kameslandschaft vor.<br />

Was die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogabeckens während<br />

<strong>de</strong>r Abschmelzungsperio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>ises betrifft, so ist sie noch nicht<br />

näher untersucht wor<strong>de</strong>n. Es mögen daher hier nur allgemeine Betrachtungen<br />

über dieselbe angestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Solange <strong>de</strong>r Eisrand noch südlich <strong>de</strong>s Ladogasees lag, muss in<br />

<strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Ilmensees ein aufgedämmter Eissee.<br />

<strong>de</strong>r sich vermutlich in <strong>de</strong>n Peipus-Eissee ergoss, gelegen haben (s.<br />

HAUSEN, Die Oberflächenformen in <strong>de</strong>n russ. Ostseelän<strong>de</strong>rn, Fennia 34,<br />

Nr. 3, S. 64). Der Bän<strong>de</strong>rton, <strong>de</strong>r laut Mitteilung am I1mensee vorkommt,<br />

hat sich wohl in diesem Eissee abgesetzt. Bei <strong>de</strong>r Rezession <strong>de</strong>s<br />

Eisran<strong>de</strong>s nach <strong>de</strong>m südlichsten Teil <strong>de</strong>s Ladoga dürfte die nordingermanländische<br />

Höhenschwelle noch eine Zeitlang die bei<strong>de</strong>n genannten<br />

Eisseen voneinan<strong>de</strong>r abgetrennt haben. Der frühere Ilmen-Eissee hatte<br />

sich dabei in einen grösseren Eissee verwan<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>r sich bis zum<br />

Onegasee erstreckt haben dürfte und <strong>de</strong>r daher <strong>de</strong>r Lad 0 g a - 0 n e g a<br />

Eis see genannt wer<strong>de</strong>n kann. Dieser hatte ohne Zweifel einen Abfluss<br />

nach NE. Gegen Sü<strong>de</strong>n grenzte er sicherlich an <strong>de</strong>n Glintabhang,<br />

abgesehen von <strong>de</strong>n Tälern <strong>de</strong>s Wolchow und an<strong>de</strong>rer Flüsse, längs<br />

<strong>de</strong>nen er buchtartig vorgedrungen ist. Die höchste Grenze wird<br />

vermutlich z. B. von <strong>de</strong>r hohen Terrassenstufe, die zwischen Koporje<br />

und Krasnoje Selo verläuft (s. II. Kartenbeilage) und <strong>de</strong>ren Fuss nach<br />

<strong>de</strong>n topogr. Karten rund 65 m Ü. d. M. liegt, angegeben. Am Sü<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Onegasees hat RAMSAY eine ca. 74 Ü. d. M. be<strong>fi</strong>ndliche Strandlinie<br />

und eine etwas niedriger liegen<strong>de</strong> Deltabildung bei Kudama<br />

bemerkt (Fennia 22, Nr. 1, S. 5, 6), welche Uferbildungen <strong>de</strong>s fraglichen<br />

Eissees sein können.


126 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Sobald als <strong>de</strong>r Eisrand die nordingermanländische Höhenschwelle<br />

verlassen hatte, öffnete sich eine Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Peipus- und<br />

<strong>de</strong>m Ladoga-Onega-Eissee. Da <strong>de</strong>r Wasserstand <strong>de</strong>s letzteren höher<br />

gelegen haben dürfte, wur<strong>de</strong> dieser See teilweise abgezapft (nach<br />

HAUSEN wäre es umgekehrt gewesen, a. a. G., S. 67), und bei<strong>de</strong><br />

bil<strong>de</strong>ten jetzt einen 0 s t bai t i s c h e n Eis see. Als dann <strong>de</strong>r Eisrand<br />

sich vom estländischen Olint ganz zurückgezogen hatte, trat<br />

dieser Eissee in offene Verbindung mit <strong>de</strong>m süd bai t i s c h e n Eis see<br />

und geriet in das gleiche Niveau mit diesem. Nach <strong>de</strong>r Theorie von<br />

MUNTHE (Beskrifning till geologiska kartbla<strong>de</strong>t Kalmar, S. 72, 73, und<br />

Studies in the Late-Quaternary history of Southern Swe<strong>de</strong>n, Oeol.<br />

För. i Sthm Förh., Bd. 32, S. 1203) kam <strong>de</strong>r letztere wahrscheinlich<br />

gera<strong>de</strong> um diese Zeit in Verbindung mit <strong>de</strong>m Weissen Meere über die<br />

Onegagegend und bald darauf auch mit <strong>de</strong>m Atlantischen Ozean durch<br />

die mittelschwedischen Sun<strong>de</strong>. Er zapfte sich ab, und an statt <strong>de</strong>s<br />

Eissees entstand das spätglaziale Meer im baltischen Becken.<br />

Orössere Randmoränen vom Typus <strong>de</strong>r <strong>fi</strong>nnischen Doppelmoränen<br />

Salpausselkä, welche langdauern<strong>de</strong> Unterbrechungen in <strong>de</strong>r Rezession<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>ises angäben, trifft man in <strong>de</strong>r Ladogagegend nicht<br />

an.<br />

In<strong>de</strong>s gibt es Bildungen, welche zeigen, dass das Lan<strong>de</strong>is bei seinem<br />

Rückzuge für kürzere Zeiten entwe<strong>de</strong>r stehen geblieben ist o<strong>de</strong>r<br />

in einer engeren Zone oszilliert hat. Als solche sind zu erwähnen<br />

einige Q u e r - 0 se und m ehr e rem arg i n ale Sc hot t e r - und<br />

Sandfel<strong>de</strong>r.<br />

Zu <strong>de</strong>n ersteren sind zu zählen z. B. eine, nach <strong>de</strong>r topogr.<br />

Karte zu schliessen, zwischen <strong>de</strong>m Ufer <strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens<br />

und <strong>de</strong>m HarjawaItasee (W von Oranienbaum) auftreten<strong>de</strong> Osbildung,<br />

<strong>de</strong>r Quer-Os von Perkjärwi, die Osbildung von Wäärämäenselkä in<br />

Walkjärwi, südlich <strong>de</strong>s Wuoksen und Suwanto, sowie ein südlich <strong>de</strong>r<br />

Stadt Petrosawodsk be<strong>fi</strong>ndlicher NW·-SE gerichteter Os (siehe Atlas<br />

<strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong>, 1910, Kartenblatt Nr. 5). Die erst- und letztgenannten<br />

Osbildungen können vielleicht gleichalterig miteinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>m<br />

von HAUSEN beschriebenen Illuk-Isakschen Rand-Os (Pleistocene Bildungen,<br />

Fennia 34, Nr. 2, S. 62 f.) sein; in diesem Fall gäben sie


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 127<br />

gemeinsam die Randlage während <strong>de</strong>r ersten Zeit <strong>de</strong>s ostbaltischen<br />

Eissees an.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Quer- o<strong>de</strong>r Rand-Osen stehen oft fluvioglaziale<br />

Bildungen, die weite Sand ebenen und Kamesterrains namentlich<br />

im mittleren und südlichen Teile <strong>de</strong>r Karelischen Lan<strong>de</strong>nge umfassen.<br />

Die Kamesbildungen (S. 90 f.) scheinen sich im allgemeinen<br />

subaquatisch abgesetzt zu haben, wie u. a. die zahlreichen Senken und<br />

Kessel zeigen; sie weisen mithin auf <strong>de</strong>n Höhenstand <strong>de</strong>r Eisseen hin.<br />

Bisweilen sind sie in weiten Gebieten eingeebnet wor<strong>de</strong>n, wie z. B.<br />

in <strong>de</strong>r Gegend von Pargala, wo die Ebene zwischen schönen Kameslandschaften<br />

(oberhalb <strong>de</strong>r vermutlichen Grenze <strong>de</strong>s spätglazialen Meeres)<br />

aus horizontal geschichtetem, mit dünnen Tonlagen wechsellagern<strong>de</strong>m<br />

Sand, in <strong>de</strong>m jedoch fluviatile Schichtung und Diskordanzen<br />

zu sehen waren, bestand.<br />

Die Strandbildungen <strong>de</strong>r Eisseen habe ich nicht erforscht.<br />

Vermutlich<br />

rühren, wie erwähnt, u. a. diejenigen verhältnismässig hoch<br />

liegen<strong>de</strong>n Terrassen südlich von Uusikirkko (Nykyrka), welche BERG­<br />

HELL als Yoldiagrenzen angesprochen hat, aus <strong>de</strong>m trühsten Eisseestadium<br />

<strong>de</strong>r Gegend her (S. 107).<br />

Meine Darstellung über die Maximalverbreitung <strong>de</strong>s s p ä t g laz<br />

i ale n Me e res (11. Beilage) weicht von <strong>de</strong>r früher von BERGHELL<br />

publizierten (Fennia 13, Nr. 2) ausser bezüglich einer Menge Details<br />

beson<strong>de</strong>rs durch die Grösse <strong>de</strong>r supra marinen Partien im westlichen<br />

Teile <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge ab. Der letztere Umstand ist dadurch bedingt, dass<br />

BERGHELL für diese Gegend als spätglaziale Meeresgrenze die vermutliche<br />

Eisseegrenze, ich wie<strong>de</strong>rum diejenige Strandlinie angesehen habe,<br />

die <strong>de</strong>rselben Meeresgrenze in <strong>de</strong>r nächsten Gegend zu entsprechen<br />

scheint (S. 107) und die auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge im allgemeinen eine topographisch<br />

sehr scharf markierte Schei<strong>de</strong>linie bil<strong>de</strong>t.<br />

Es ist je<strong>de</strong>nfalls<br />

wichtig, u. a. für die Aufklärung <strong>de</strong>r Isobasen o<strong>de</strong>r, um HAUSENS Benennung<br />

zu benutzen, <strong>de</strong>r "Isoklysten" <strong>de</strong>r baltischen Eismeerzeit und<br />

<strong>de</strong>s niedrigen Gradienten im südlichen Teil <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>nge, die Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>r fraglichen Strandlinien einer Revision zu unterwerfen.


IV.<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees in postglazialer<br />

Zeit.<br />

Als die von S beginnen<strong>de</strong> spätglaziale Landhebung immermehr<br />

nach N fortschritt, war die Folge davon, dass sich <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sun<strong>de</strong><br />

im mittleren Schwe<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>r Onegagegend über die Meeresfläche<br />

erhob. Das spätglaziale Meer verwan<strong>de</strong>lte sich nun in <strong>de</strong>n Anc<br />

y I u s see, <strong>de</strong>r allmählich über die mittel baltischen und in noch<br />

weiterer Erstreckung über die südbaltischen Gegen<strong>de</strong>n transgredierte.<br />

Es ist zu erwarten, dass die Grenze <strong>de</strong>r Ancylustransgression<br />

wenigstens im südlichen Teil <strong>de</strong>r Karelischen Lan<strong>de</strong>nge und <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

zum Ausdruck kommt, da sie an <strong>de</strong>r N-Küste Estlands, wo die<br />

geologischen Verhältnisse im allgemeinen analog sind, gut ausgebil<strong>de</strong>t<br />

ist. Bisher ist die Ancylusgrenze in<strong>de</strong>s unbeachtet geblieben, abgesehen<br />

von <strong>de</strong>n Terrassen, die BERGHELL in <strong>de</strong>n Kirchspielen Uusikirkko, Sakkola<br />

u. a. als solche vermutet hat und <strong>de</strong>rentwegen er geglaubt hat die<br />

Regel konstatieren zu können, dass die Höhe ihres Fusses, in Prozenten<br />

von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r spätglazialen Meeresgrenze berechnet, nach<br />

<strong>de</strong>m Zentrum <strong>de</strong>s Hebungsgebietes hin zunimmt und dass die bei<strong>de</strong>n<br />

Strandlinien wahrscheinlich schliesslich zusammenfallen (Fennia 13,<br />

Nr. 2, S. 34).<br />

Das letztere Moment zeigt eine irrige Auffassung von<br />

<strong>de</strong>m Vorgang <strong>de</strong>r Ancylustransgression. Da ausser<strong>de</strong>m die vermeinten<br />

Ancylusgrenzen, alles Terrassen, nicht unbedingt eine Transgressionsgrenze<br />

angeben und paläontologische Beweise für ihr Alter fehlen, haben<br />

sich die Forscher ihnen gegenüber auf einen zweifeln<strong>de</strong>n Standpunkt<br />

gestellt (zuletzt HAUSEN, Fennia 34, Nr. 3, S. 113).<br />

Ich habe oben über die an <strong>de</strong>r S-Küste <strong>de</strong>s Ladogasees und im


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 129<br />

S <strong>de</strong>s Newatales vorkommen<strong>de</strong>n Akkumulationswälle berichtet (S. 103<br />

und Kartenbeilage II), die meines Erachtens als Grenzbildungen <strong>de</strong>s<br />

Ancylussees zu betrachten sind, wenn in ihnen auch vorläu<strong>fi</strong>g keine<br />

Fossilien angetroffen wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Sie zeigen sowohl in ihrer topographischen<br />

Lage als auch in ihrer oft auffallen<strong>de</strong>n Ausbildung ohne<br />

Zweifel eine Transgressionsgrenze an. Allerdings sind mir keine hierfür<br />

beweisen<strong>de</strong>n Pro<strong>fi</strong>le, wie von <strong>de</strong>n Wällen überlagerte Torfschichten,<br />

begegnet, aber ich habe auch nicht genügend nach solchen gesucht.<br />

Die angeführten Grenzwälle liegen oberhalb <strong>de</strong>r postglazialen und<br />

unterhalb <strong>de</strong>r spätglazialen Meeresgrenze, weshalb sie nicht als Grenzwälle<br />

dieses o<strong>de</strong>r jenes Meeres angesehen wer<strong>de</strong>n können, und ausser<strong>de</strong>m<br />

entsprechen sie topographisch <strong>de</strong>n Ancylusfossilien einschliessen<strong>de</strong>n<br />

Grenzwällen <strong>de</strong>r N-Küste Estlands.<br />

Nördlich <strong>de</strong>s Newatales und im südlichen und mittleren Teile<br />

<strong>de</strong>r Karelischen Lan<strong>de</strong>nge scheint die fragliche Transgression sich<br />

hauptsächlich nur im topographischen Bau <strong>de</strong>r Gegend zu offenbaren,<br />

in<strong>de</strong>m entwe<strong>de</strong>r ganz ebene o<strong>de</strong>r bisweilen flach wallförmig akkumulierte<br />

Sandfel<strong>de</strong>r bis zu einem gewissen Niveau unterhalb <strong>de</strong>r spätglazialen<br />

Grenze erscheinen (S. 104 ff). Ich habe es daher als nicht ganz<br />

unnütz angesehen die Maximalverbreitung <strong>de</strong>s Ancylussees versuchsweise<br />

auf <strong>de</strong>r II. Kartenbeilage für die fragliche Gegend darzustellen.<br />

Im nördlichen Teil <strong>de</strong>r Karte sind die Umrisse <strong>de</strong>s Ancylussees an<strong>de</strong>utungsweise<br />

auf Grund <strong>de</strong>r BERGHELLSchen Bestimmungen, die ich<br />

nicht habe kontrollieren können, eingezeichnet.<br />

Im Osten scheint sich die Ancylustransgression nicht bis in das<br />

Becken <strong>de</strong>s Onegasees erstreckt zu haben, da die Grenze am Unterlauf<br />

<strong>de</strong>s Sjas höchstens 25 m hoch liegen dürfte (S. 34).<br />

Man hat die Ancylustransgression einerseits auf <strong>de</strong>n grossen<br />

Zufluss von süssem Wasser durch die Flüsse rings um das ganze<br />

baltische Becken und von <strong>de</strong>m abschmelzen<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>is im N, an<strong>de</strong>rseits<br />

auf die beginnen<strong>de</strong> Landsenkung im S und die anfangen<strong>de</strong> Hebung<br />

im N (und die Verschiebung <strong>de</strong>s Wassers nach S) zurückgeführt<br />

(H. MUNTHE, Beskrifning till <strong>de</strong>t geologiska Kartbla<strong>de</strong>t Kalmar, S. 73).<br />

Ich will hier die Mitwirkung <strong>de</strong>r hydrographischen Verhältnisse auf<br />

9


130 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

<strong>de</strong>n Betrag <strong>de</strong>r Transgression und die dadurch verursachte Zunahme<br />

<strong>de</strong>r Wassermengen hervorheben.<br />

Die Ausflusskanäle <strong>de</strong>s Ancylussees<br />

mussten sich nämlich infolge <strong>de</strong>r Landhebung allmählich verengern,<br />

ohne kaum in <strong>de</strong>mselben Verhältnis erodiert wer<strong>de</strong>n zu können,<br />

wie ihr Bo<strong>de</strong>n stieg und die Wassermengen anwuchsen.<br />

Für einen<br />

solchen Vorgang spricht ein analoger Verlauf <strong>de</strong>r Transgression im<br />

Ladogasee (siehe weiter unten).<br />

Die postglaziale Senkung im S setzte wahrscheinlich erst dann<br />

ein, als die Ancylustransgression ihr Maximum erreicht hatte und <strong>de</strong>r<br />

Wasserhorizont <strong>de</strong>s Ancylussees infolge <strong>de</strong>r neugeöffneten Abflusskanäle<br />

in <strong>de</strong>n dänischen Sun<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utend gesunken war. Gera<strong>de</strong> zu<br />

<strong>de</strong>r Zeit, wo die Abzapfung <strong>de</strong>s Ancylussees geschehen war und das<br />

Land wenigstens um 6 m über <strong>de</strong>m heutigen Niveau lag, aber die<br />

offene marine Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Ancylussee und <strong>de</strong>m Atlantischen<br />

Ozean noch nicht entstan<strong>de</strong>n war, dürften sich die in <strong>de</strong>r Gegend<br />

von Kronstadt auf <strong>de</strong>m Meeresbo<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Erosionsrinnen<br />

gebil<strong>de</strong>t haben (S. 96).<br />

Hiervon dürften auch die S. 98 erwähnten,<br />

von Deltasedimenten überlagerten, Ancylusdiatomaceen enthalten<strong>de</strong>n<br />

Torfbildungen in Kronstadt herrühren.<br />

Durch die danach beginnen<strong>de</strong><br />

postglaziale Landsenkung, wodurch <strong>de</strong>r Ancylussee in das Niveau <strong>de</strong>s<br />

Ozeans geriet und sich in das postglaziale Meer verwan<strong>de</strong>lte, hätte<br />

sich dann die <strong>de</strong>n Torf be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Stein- und Grusschicht gebil<strong>de</strong>t.<br />

Das Ladogabecken bil<strong>de</strong>te also noch während <strong>de</strong>r Ancylustransgression<br />

eine Bucht <strong>de</strong>r Ostsee.<br />

Die Karelische Lan<strong>de</strong>nge existierte<br />

damals als solche nicht, son<strong>de</strong>rn an ihrer Stelle war ein Archipel, bestehend<br />

aus einer grösseren und einer Menge kleinerer Inseln. Als<br />

dann <strong>de</strong>r Ancylussee abgezapft wur<strong>de</strong>, senkte sich natürlich auch <strong>de</strong>r<br />

Wasserstand in <strong>de</strong>r Ladogabucht, aber nur bis zur Höhe <strong>de</strong>r untersten<br />

Pässe auf <strong>de</strong>r Karelischen Lan<strong>de</strong>nge, durch welche die Bucht<br />

vom übrigen Ancylussee abgeschnürt wur<strong>de</strong>.<br />

Es e n t s ta n d mithin<br />

ein sei b s t ä n d i ger Lad 0 gas e e, <strong>de</strong>r sich nur durch die<br />

Heinjokipässe zusammen mit <strong>de</strong>n Saimaagewässern, mehrere mächtige<br />

Stromschnellen bil<strong>de</strong>nd, in <strong>de</strong>n Finnischen Meerbusen ergoss. Da die


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 131<br />

Höhe <strong>de</strong>s Ancylussees nach <strong>de</strong>r Abzapfung wenigstens 6 m unter <strong>de</strong>m<br />

heutigen Meeresspiegel war und die genannten Pässe eine Höhe von<br />

ca. 15 m besitzen, lag <strong>de</strong>r Ladoga min<strong>de</strong>stens 20 m über <strong>de</strong>m Ancylussee.<br />

Die damalige Hebungslage <strong>de</strong>r Gegend kennen wir nicht näher,<br />

weshalb wir auch die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Ladogasees nicht genauer angeben<br />

können. Wahrscheinlich hatte <strong>de</strong>r See ungefähr dieselbe Form<br />

wie <strong>de</strong>r heutige Ladoga, nach<strong>de</strong>m er von seiner maximalen Höhe bis<br />

auf das Niveau <strong>de</strong>r Heinjokipässe gesunken war. Infolge <strong>de</strong>r postglazialen<br />

Landsenkung geriet <strong>de</strong>r Ladoga <strong>de</strong>r Ancyluszeit hinwie<strong>de</strong>r in<br />

offene Verbindung mit <strong>de</strong>r Ostsee, diesmal mit <strong>de</strong>m Litorinameere.<br />

Das Gebiet <strong>de</strong>s Li tor i n a m e e res im inneren Teile <strong>de</strong>s Finnischen<br />

Busens ist beson<strong>de</strong>rs aus DE GEERS und BERGHELLS Strandlinienforschungen<br />

gut bekannt. Dazu habe ich nur einige Grenzbestimmungen<br />

aus <strong>de</strong>r Gegend von Petrograd und eine Angabe über<br />

eine von Sandsedimenten überlagerte Torfschicht in <strong>de</strong>r Nähe von<br />

Bahnstation Sestrorjezk hinzuzufügen (S. 100). Die Grenze <strong>de</strong>r fraglichen<br />

Transgression ist mit aller Wahrscheinlichkeit noch östlich von<br />

Wiborg, in Kähärilä (= 32 m Ü. d. M.) festzustellen (S. 86). Weiter<br />

weg im Wuoksental sind vorläu<strong>fi</strong>g keine bestimmten Anhaltspunkte,<br />

wie etwa Transgressionswälle, bekannt, aus <strong>de</strong>nen man schliessen<br />

könnte, welche <strong>de</strong>r dortigen isolierten Terrassen als die erwähnte<br />

Grenze zu betrachten sind (S. 87, 88). Ähnlich verhält es sich im<br />

nördlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees. An <strong>de</strong>n Lokalitäten, die ich auf meiner<br />

Reise aufgesucht habe, sind mir nur wenige Strandlinien begegnet,<br />

die ich als die postglaziale Meeresgrenze hätte ansehen mögen. Hierher<br />

gehört eine im Kirchspiel Jaakkima am Abhang <strong>de</strong>s Hügels Jaatisenmäki<br />

auftreten<strong>de</strong> Terrasse, <strong>de</strong>ren Fuss 31 m Ü. d. M. lag (S. 55),<br />

also ziemlich in <strong>de</strong>rselben Höhe wie <strong>de</strong>r Fuss <strong>de</strong>r Terrasse von Kähärilä.<br />

Vorausgesetzt, dass <strong>de</strong>r Hebungsgradient im Ladogagebiet ungefähr<br />

<strong>de</strong>rselbe wie im inneren Winkel <strong>de</strong>s Finnischen Busens gewesen<br />

ist, muss die fragliche Strandlinie im russischen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

be<strong>de</strong>utend niedriger liegen als die Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Und an <strong>de</strong>r S-Küste <strong>de</strong>s Sees dürfte sie unter <strong>de</strong>n heutigen<br />

Wasserspiegel hinabtauchen .


132 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o -15.<br />

Auf <strong>de</strong>n Betrag und die Isobasen <strong>de</strong>r Litorinasenkung in <strong>de</strong>r<br />

Gegend <strong>de</strong>s Ladogasees lässt sich unter diesen Umstän<strong>de</strong>n vorläu<strong>fi</strong>g<br />

hauptsächlich nur aus <strong>de</strong>n gleichzeitigen Senkungsverhältnissen im<br />

Bereich <strong>de</strong>s inneren Teiles <strong>de</strong>s Finnischen Meerbusens (und <strong>de</strong>s Weissen<br />

Meeres) schliessen.<br />

T ANNER u. a. Autoren haben die genannten<br />

Isobasen in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s S-Teiles <strong>de</strong>s Sees eine Biegung nach<br />

S machen lassen (siehe z. B. Oma Maa, IlI, S. 281, und Atlas <strong>de</strong><br />

Finlan<strong>de</strong>, Kartenblatt Nr. 6 a), in<strong>de</strong>m sie auf Grund meiner Untersuchungen<br />

vorausgesetzt haben, dass die dort auftreten<strong>de</strong> 18-19 m<br />

hoch liegen<strong>de</strong> Strandlinie die Litorinagrenze angäbe.<br />

Da diese Voraussetzung<br />

sich als irrtümlich erwiesen hat, hat u. a. die angenommene<br />

Anomalie <strong>de</strong>rselben Isobasen ihren Grund verloren.<br />

Aus topographischen Grün<strong>de</strong>n können wir schliessen, dass während<br />

<strong>de</strong>s Maximums <strong>de</strong>r genannten Senkung eine Meeresverbindung<br />

zwischen <strong>de</strong>r Ostsee und <strong>de</strong>m Ladoga wenigstens durch die Heinjokipässe<br />

existierte.<br />

Da wir <strong>de</strong>n maximalen Betrag <strong>de</strong>r Senkung in <strong>de</strong>r<br />

Gegend von Muola nicht genau kennen, muss die Frage offen bleiben,<br />

ob auch hier ein, je<strong>de</strong>nfalls nur sehr seichter Sund gewesen<br />

ist. Die Heinjokisun<strong>de</strong> haben damals eine Tiefe von rund 15 mund<br />

im Minimum eine Breite von vielleicht 1 km gehabt.<br />

Die Annahme<br />

scheint daher begrün<strong>de</strong>t zu sein, dass durch die genannten Sun<strong>de</strong><br />

wenigstens während <strong>de</strong>r maximalen Senkung Meeresströme mit Brackwasser<br />

nach <strong>de</strong>m Ladoga vorgedrungen sind. Der Schärenhof zwischen<br />

Wiborg und Kexholm konnte wohl diese nicht ganz hin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Lad()gasee<br />

zu erreichen.<br />

Eine Folge <strong>de</strong>r letzten Landhebung war u. a., dass <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ladogasee und <strong>de</strong>n Finnischen Busen verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sun<strong>de</strong><br />

in die Höhe <strong>de</strong>s Meeresspiegels gelangte.<br />

Der eventuelle Sund von<br />

Muolajärwi wur<strong>de</strong> gleich im Anfang <strong>de</strong>r Hebung trockengelegt. Da die<br />

untersten Passpunkte in <strong>de</strong>r Heinjokigegend etwa 15 m ü. d. M. liegen<br />

(S. 76 f.) und <strong>de</strong>r Gesamtbetrag <strong>de</strong>r Landhebung im <strong>de</strong>rselben Gegend<br />

auf 32 m zu veranschlagen ist, in welcher Höhe die Litorinagrenze<br />

in Kähärilä liegt, wäre von <strong>de</strong>r Hebung <strong>de</strong>mnach etwa die


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 133<br />

Hälfte (53 %) erfolgt gewesen, bevor <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r genannten Sun<strong>de</strong><br />

in das Niveau <strong>de</strong>s Meeres kam.<br />

0 e r Lad 0 ga w u r d e als 0 zum<br />

z w e i t e nm a I von <strong>de</strong>r 0 s t see ab g e s c h n ü r t und hatte danach<br />

seinen Abfluss zunächst mit <strong>de</strong>m Wasser <strong>de</strong>s Saimaasystems durch die<br />

an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>r früheren Sun<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>nen Abflusskanäle.<br />

Während die Landhebung weiter fortschritt und zwar am N-En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Ladogasees schneller als am S-En<strong>de</strong>, drängten die Wasserrnassen<br />

<strong>de</strong>s Sees nach Sund transgredierten dabei über die dortigen Strandgebiete.<br />

Das Ansteigen <strong>de</strong>s Wassers ist während einen längeren Zeit<br />

erfolgt, wie die Mächtigkeit <strong>de</strong>r zur Zeit <strong>de</strong>r Transgression abgesetzten<br />

Deltabildungen z. B. am Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow zeigt.<br />

Was <strong>de</strong>n<br />

Verlauf <strong>de</strong>r Transgression selbst anbetrifft, könnte man sich mit OE<br />

GEER <strong>de</strong>nken, dass <strong>de</strong>r Ladogasee sich in <strong>de</strong>r Niveauhöhe <strong>de</strong>s Ausflusskanales<br />

erhalten hätte und I e d i g li c hinfolge <strong>de</strong>r Verschiebung<br />

<strong>de</strong>r Wassermengen in seinen südlichen Teil nur dort gestiegen wäre, bis<br />

er schliesslich sich über <strong>de</strong>n Passpunkt zwischen ihm und Petrograd<br />

zu ergiessen begonnen hätte. In <strong>de</strong>m Teil <strong>de</strong>s Sees, <strong>de</strong>r nördlich von<br />

Kexholm o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r einzigen vom ihm nach <strong>de</strong>m Meere hinführen<strong>de</strong>n<br />

Wasserstrasse lag -<br />

die Suwantostrasse war ja abgesperrt wor<strong>de</strong>n<br />

- müsste zu <strong>de</strong>rselben Zeit natürlich eine Strandregression stattgefun<strong>de</strong>n<br />

haben; dort sollte also <strong>de</strong>r Seebo<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Form von Tono<strong>de</strong>r<br />

Sandflächen entblösst sein.<br />

Es ist ohne weiteres klar, dass die Strandlinie aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r<br />

maximalen Transgression nicht nur im südlichen, son<strong>de</strong>rn auch im<br />

nördlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees registriert wor<strong>de</strong>n sein muss, so weit<br />

nämlich die Bedingungen <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>rselben günstig waren. Ausser<strong>de</strong>m<br />

ist zu be<strong>de</strong>nken, dass die fragliche Transgression die letzte in<br />

<strong>de</strong>r Ladogagegend ist, weshalb ihre Grenze vor allen an<strong>de</strong>ren erhalten<br />

sein muss, während sie ihrerseits auf die Grenzbildungen <strong>de</strong>r nächstvorhergehen<strong>de</strong>n<br />

Transgression wenigstens im südlichen Teil <strong>de</strong>s Sees<br />

zerstörend eingewirkt hat.<br />

Nach <strong>de</strong>r Theorie OE GEERS sollte die Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s<br />

.<br />

Ladogasees am S-En<strong>de</strong> im Niveau <strong>de</strong>s Passpunktes im Newatal, d. h.


134 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

ca. 18 m hoch, im mittleren Teil im Niveau <strong>de</strong>r Heinjokipässe o<strong>de</strong>r<br />

15 m hoch und im nördlichen Teil etwas tiefer liegen.<br />

An <strong>de</strong>r S-Küste ist wirklich eine entsprechend hohe Strandlinie<br />

anzutreffen, die nach <strong>de</strong>n unweit von Schlüsselburg und am Unterlauf<br />

<strong>de</strong>s Wolchow und Sjas auftreten<strong>de</strong>n, unter Sand abgelagerten Torffun<strong>de</strong>n<br />

unzweifelhaft eine Transgressionsgrenze ist. An allen Lokalitäten ist <strong>de</strong>r<br />

Torf nämlich als Landbildung zu betrachten, wie die Analysen LINDBERGS<br />

zeigen: (S. 11, 26, 33), und nicht als unter <strong>de</strong>m Wasserspiegel abgelagert,<br />

wie man für die Torfschicht am Wolchow vermutet hat. Die in<br />

ihm und in <strong>de</strong>n ihn überlagern<strong>de</strong>n Sedimenten festgestellten Diatomaceen<br />

sind charakteristische Ladogaformen (Kap. II). Ausser<strong>de</strong>m sind<br />

in <strong>de</strong>n Ladogakanälen aus <strong>de</strong>r Torfschicht und <strong>de</strong>m sie überlagern<strong>de</strong>n<br />

Sand steinzeitliche Kulturreste zutage geför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n, welche nach<br />

<strong>de</strong>n archäologischen Untersuchungen erst aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r letzten Landhebung<br />

stammen. Nichts berechtigt uns sie z. B. <strong>de</strong>m Maximum <strong>de</strong>r<br />

postglazialen Senkung zuzuweisen. Im letzteren Falle wür<strong>de</strong>n sie einige<br />

tausend Jahre älter sein, als man jetzt annimmt, d. h. <strong>de</strong>rselben<br />

Zeit angehören wie z. B. die bekannten Kjökkenmöddingfun<strong>de</strong> in<br />

Dänemark, was in<strong>de</strong>s ungereimt ist. Die erwähnten Kulturreste aus <strong>de</strong>n<br />

Ladogakanälen sind zwar weit ausserhal b <strong>de</strong>r Transgressionsgrenze<br />

zum Vorschein gekommen, aber das Pro<strong>fi</strong>l in Abb. 7 zeigt, !ass sich<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Schichten bis zu <strong>de</strong>m GrenzwaIJe fortsetzen. Unter<br />

diesen Umstän<strong>de</strong>n darf man es für bewiesen halten, dass die fragliche<br />

Strandlinie die oberste Grenze <strong>de</strong>r Ladoga- und nicht <strong>de</strong>r Litorinatransgression<br />

angibt.<br />

Die einzige Strandlinie im nördlichen Teil <strong>de</strong>s Ladogasees, die<br />

mit <strong>de</strong>r ebenerwähnten Strandlinie zusammenhängt, aber einige Meter<br />

höher liegt, als OE GEER angenommen hat, ist die, welche man<br />

bisher als Litorinagrenze angesehen hat. Ihre Höhe an <strong>de</strong>r NW­<br />

Küste (in Helylä und Jaakkima) habe ich nicht befriedigend bestimmen<br />

können, aber nach BERGHELL wür<strong>de</strong> sie auf Pellatsalo 24,8 m<br />

ü. d. M. liegen (reduzierter Wert). An <strong>de</strong>r E- wie an <strong>de</strong>r W-Küste<br />

geht die fragliche Strandlinie allmählich herab. Sie tritt auch im<br />

östlichen Teil <strong>de</strong>s Newatales, wenigstens in <strong>de</strong>r Gegend von Sar-


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 135<br />

wela auf, wo sie ca. 18 m ü. d. M. liegt, und im Suwanto-Wuoksentale,<br />

u. a. in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Wetokallio, wo ihre Höhe 20,5 m ü.<br />

d. M. ist. Das Herabgehen <strong>de</strong>r Strandlinie von NW nach SE beruht<br />

natürlich auf einer später erfolgten Landhebung, die ja im Nor<strong>de</strong>n<br />

grösser gewesen ist als im Sü<strong>de</strong>n.<br />

Selten <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t man eine einheitlichere Strandlinie. Von Ala-Uuksu<br />

im Kirchspiel Salmi an setzt sie sich um das S-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sees bis<br />

in die Gegend von Kexholm fort und wird auf <strong>de</strong>r ganzen Strecke<br />

fast nur an <strong>de</strong>n Flüssen unterbrochen.<br />

Da sie an <strong>de</strong>r S-Küste, wie<br />

oben dargelegt, die Transgressionsgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees angibt, wür<strong>de</strong><br />

dieser Umstand allein als Beleg für ihr Alter auch im nördlichen Teil<br />

hinreichen. Als weiterer Beweis sei die Diskordanz mit <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

Küste <strong>de</strong>s Finnischen Busens auftreten<strong>de</strong>n Litorinagrenze hervorgehoben.<br />

Die letztere liegt nämlich in Kähärilä ca. 32 m ü. d. M., d. i. über 10<br />

m höher als die Grenze <strong>de</strong>s Ladogasees beim Wetokallio (<strong>de</strong>r Abstand<br />

<strong>de</strong>r Orte von E-W nur 12 km). Die letztgenannte Grenzlinie stammt<br />

also auch hiernach erst aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r letzten Landhebung, wenn<br />

man nicht die Annahme <strong>de</strong>s Litorinameeres im Ostseebecken überhaupt<br />

von <strong>de</strong>r Hand weisen will.<br />

BERGHELL hat versucht als die Grenze <strong>de</strong>r Ladogatransgression<br />

die Terrassen (Akkumulationswälle ?) einige Meter unterhalb <strong>de</strong>r von<br />

mir als Ladogagrenze angesehenen Strandlinie auf <strong>de</strong>r Insel Pellatsalo,<br />

bei Wuohensalo u. a. nachzuweisen (Fennia, 13, Nr. 2, S. 55).<br />

Anschluss daran habe auch ich selbst früher dasselbe für gewisse<br />

Strandwälle <strong>de</strong>r Insel Mantsinsaari vermutet (Fennia, 14, Nr. 2, S. 21).<br />

Die gemeinte Strandlinie liegt auf Pellatsalo 18-19 m, am Koirinoja<br />

in Impilahti 17,6 m (Abb. 17), im Salmi 15-16 m (S. 47), an <strong>de</strong>r Mündung<br />

<strong>de</strong>s Olonezflusses ebenso (Abb. 16) und in <strong>de</strong>r Gegend von Putilowo<br />

möglicherweise 11,6 m ü. d. M. (Abb. 4).<br />

Im<br />

Sie ist nur selten so<br />

<strong>de</strong>utlich ausgeprägt, dass man sie als eine Transgressionsgrenze bezeichnen<br />

möchte, und ausser<strong>de</strong>m ist ihre Höhe im S-Teile <strong>de</strong>s Sees<br />

geringer als die <strong>de</strong>s Passpunktes im Newatal. Solche Beweise für<br />

<strong>de</strong>n Transgressionscharakter <strong>de</strong>r Strandlinie wie z. B. unter <strong>de</strong>n Uferwällen<br />

abgelagerter Torf sind mir ebenfalls nicht zu Gesicht gekommen


136 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

(vgl. S. 57). Die Strandlinie hat sich ohne Zweifel erst gebil<strong>de</strong>t, nach<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Wasserspiegel <strong>de</strong>s Ladogasees infolge <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r<br />

Newa begonnen hatte sich zu senken und während er für einige Zeit<br />

ungefähr im Niveau <strong>de</strong>r Heinjokipässe stehen blieb. Sie, kann also<br />

nicht auf eine Verschiebung <strong>de</strong>s Wassers nach <strong>de</strong>m S-En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sees<br />

hinweisen, wie BERGHELL auf Grund falscher Voraussetzungen gemeint<br />

hat (Fennia 13, Nr. 2, S. 55).<br />

Wie erklärt es sich aber, dass die Grenze <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

5-6 m h ö her I i e g tal s die P ä s sei n <strong>de</strong>r G e gen d von<br />

He i n j 0 k i? -<br />

Theoretisch am einfachsten wäre es anzunehmen, dass<br />

sie sich in <strong>de</strong>mselben Niveau be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t wie die Pässe.<br />

Dies wäre jedoch<br />

nur in <strong>de</strong>m Falle möglich, dass die Abflusskanäle von Wetokallio<br />

und Lempatsas während <strong>de</strong>r Landhebung genau zu <strong>de</strong>mselben<br />

Betrag erodiert wor<strong>de</strong>n wären, welcher <strong>de</strong>n im Ladogasee angesammelten<br />

überflüssigen Wassermengen unter gleichzeitiger Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Verschiebung <strong>de</strong>s Wassers nach S entspräche.<br />

Wahrscheinlicher<br />

ist es dagegen, dass die Abflusskanäle bald nicht mehr ausreichten<br />

alles überflüssige Wasser in das Meer zu beför<strong>de</strong>rn, zumal<br />

da <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Gegend aus steinigem Moränenschutt besteht,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erosion einen relativ grossen Wi<strong>de</strong>rstand entgegensetzt. Mithin<br />

musste die Folge <strong>de</strong>r hydrographischen Umstän<strong>de</strong> eine Zunahme <strong>de</strong>s<br />

Wassers und eine Erhöhung <strong>de</strong>s Wasserspiegels im ganzen Seegebiet<br />

<strong>de</strong>s Ladogas sein.<br />

So wäre es auch möglich <strong>de</strong>n Transgressionsvorgang<br />

am N-En<strong>de</strong> zu erklären.<br />

In <strong>de</strong>r Tat kommen für die Transgression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees beweisen<strong>de</strong> Grenzwälle so nördlich wie auf<br />

Mantsinsaari und so hoch wie ca. 6 m oberhalb <strong>de</strong>r Niveauhöhe <strong>de</strong>r<br />

Heinjokipässe vor, was mit Hilfe <strong>de</strong>r Theorie OE GBERS nicht erklärt<br />

wird.<br />

Man trifft ja sogar im nördlichsten Teil <strong>de</strong>s Sees Erscheinungen,<br />

die wahrscheinlich. durch die Ladogatransgression bedingt sind,<br />

und die für dieselbe einen Höhenstand von min<strong>de</strong>stens cn. 20 m, aber<br />

möglicherweise noch mehr angeben. Als solche sind zu betrachten<br />

die postglaziale Pflanzenreste enthalten<strong>de</strong>n Sedimentfüllungen <strong>de</strong>r Erosionsrinnen<br />

in Helylä und Jaakkima (S. 51 und 54). Ausser<strong>de</strong>m gibt


___ -.<br />

Julius Ailio, Di e geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasces. 137<br />

es im nördlichen Teil <strong>de</strong>s Sees keine entblössten Ton- o<strong>de</strong>r Sand flächen,<br />

wie man in <strong>de</strong>m Falle vorauszusetzen hätte, dass die Wasserrnassen<br />

nach S vorgeschoben wären, ohne dass zugleich eine Erhöhung <strong>de</strong>s<br />

Wasserspiegels im ganzen Seebecken stattgefun<strong>de</strong>n hätte.<br />

Wie weit die Landhebung fortgeschritten war, als <strong>de</strong>r Ladogasee<br />

seine maximale Höhe und Aus<strong>de</strong>hnung erreichte, lässt sich vorläu<strong>fi</strong>g<br />

nicht genau bestimmen. Auf <strong>de</strong>n Kartenbeilagen sind die Strandkonturen<br />

<strong>de</strong>s Finnischen Busens zu jener Zeit eingetragen unter <strong>de</strong>r Voraussetzung,<br />

dass von <strong>de</strong>r Landhebung etwas mehr als die Hälfte ihres<br />

Gesamtbetrags in <strong>de</strong>n respektiven Gegen<strong>de</strong>n stattgefun<strong>de</strong>n hatte und<br />

dass also das Meeresniveau seit <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Ladogatransgression<br />

z. B. in <strong>de</strong>r Gegend von Wiborg einige Meter, bei Petrograd einen<br />

halben Meter gesunken war.<br />

Wenn BERGHELL seinerzeit in <strong>de</strong>r fraglichen Strandlinie die Litorinagrenze<br />

annahm, ist dies unter <strong>de</strong>r Voraussetzung geschehen, dass<br />

die Strandlinie schnell nach <strong>de</strong>r S-Küste zu herabginge, wie dies aus<br />

seiner Karte <strong>de</strong>s Litorinameeres ersichtlich ist, und dass mithin eine<br />

an<strong>de</strong>re Strandlinie die Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees angäbe. Wie<br />

meine Strandlinienuntersuchungen zeigen, ist diese Voraussetzung nicht<br />

richtig. Der Hauptgrund, auf <strong>de</strong>n sich BERGHELLS Annahme über die<br />

Litorinagrenze stützt, ist in<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r, dass <strong>de</strong>r vom Strandwalle bei<br />

Wernitsa überlagerte Torf aus <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ancyluszeit stamme.<br />

Dies ist jedoch gar nicht bewiesen. Von <strong>de</strong>r erwähnten Torfschicht<br />

dürfte man nämlich auf Grund <strong>de</strong>r Pflanzenfossilien nur behaupten<br />

können, dass sie postglazial im allgemeinen ist. Dasselbe g ilt von<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Torflagern auf Mantsinsaari und von <strong>de</strong>n Pflanzenreste<br />

enthalten<strong>de</strong>n Sedimenten in Helylä und Jaakkima. Mit <strong>de</strong>mselben<br />

Recht wie die genannten Torfbildungen könnte man z. B. die<br />

am Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow vorkommen<strong>de</strong> analoge Schicht <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Ancyluszeit und die sie überlagern<strong>de</strong>n Sedimente <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Maximums<br />

<strong>de</strong>r Litorinasenkung zuweisen! Dass bei <strong>de</strong>n Analysen <strong>de</strong>r Torfe<br />

von Wernitsa und Mantsinsaari z. B. Fichte nicht zu ermitteln war,<br />

obwohl sie an<strong>de</strong>rswo in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Ladogasees in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Torfen häu<strong>fi</strong>g ist, fällt nicht schwer ins Gewicht, da es


----------- ------ -- -<br />

-<br />

138 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

auf <strong>de</strong>r geringen Quantität <strong>de</strong>s analysierten Materials beruhen kann.<br />

Unter diesen Umstän<strong>de</strong>n haben wirkeinen stichhaltigen Grund<br />

die frühere Auffassung von <strong>de</strong>r Litorinagrenze in <strong>de</strong>r<br />

Lad 0 gag e gen d auf r e c h t z u er hai te n, vielmenr ist diese<br />

Grenze als die oberste Grenze <strong>de</strong>s Ladogasees zu betrachten, und die<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r wirklichen Litorinagrenze in <strong>de</strong>r Ladogagegend muss<br />

zukünftigen Untersuchungen überlassen bleiben.<br />

Übrigens sind solche im Transgressionsgebiet <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

zahlreich auftreten<strong>de</strong> Pro<strong>fi</strong>le, wie die entwe<strong>de</strong>r unter Sedimenten begrabenen<br />

Torfbildungen o<strong>de</strong>r von Sedimenten eingeschlossenen Schwemmtorfe,<br />

Reste von Bäumen u. a. dadurch von Wichtigkeit, dass man<br />

mit ihrer Hilfe einigermassen die untere Grenze <strong>de</strong>r Transgression, d. h.<br />

<strong>de</strong>n Wasserhorizont <strong>de</strong>s Ladoga vor <strong>de</strong>r Transgression bestimmen kann.<br />

An <strong>de</strong>r S-Küste liegt Torf nicht weniger als 2 m unterhalb <strong>de</strong>s Niedrigstwasserstan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees o<strong>de</strong>r ca. 3 m Ü. d. M., weshalb<br />

<strong>de</strong>r damalige Wasserspiegel nicht gut mehr als ca. 2 m. über <strong>de</strong>m<br />

heutigen Meeresspiegel gelegen haben kann. 1) In Wernitsa be<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t<br />

sich die Oberfläche <strong>de</strong>r Torfschicht unter <strong>de</strong>m Strandwall ca. 18 m<br />

ü. d. M., wahrscheinlich aber reicht die Schicht be<strong>de</strong>utend tiefer hinab.<br />

An <strong>de</strong>m Uferabhang <strong>de</strong>s Taipaleenjoki zeigt sich Torf in 10-11 m<br />

Höhe Ü.<br />

d. M., und die in Kexholm im San<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>nen Baumstämme<br />

liegen 10 m ü. d. M., wOilach zu urteilen die Landhebung<br />

in diesen Gegen<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Einsetzen <strong>de</strong>r Transgression ungefähr<br />

diese Höhe erreicht hätte. Die Torfschicht, die ich SE von <strong>de</strong>r Stadt<br />

Olonez ent<strong>de</strong>ckt habe, liegt 9-10 m ü. d. M.<br />

Es versteht sich von selbst, dass die die Torfe überlagern<strong>de</strong>n Tonund<br />

Sandsedimente reichlich Pflanzenreste enthalten, die von <strong>de</strong>r durch<br />

die Transgression ausgeschwemmten Moor-, Wald-, Wiesen- usw. Vegetation<br />

herrühren. Wegen <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>r Sedimente verweise<br />

ich auf die <strong>de</strong>skriptive Darstellung <strong>de</strong>r Ablagerungen z. B. am Wolchow,<br />

am Suwanto und auf Mantsinsaari (S. 18, 26 und 46).<br />

1) Da die Landhebung um diese Zeit etwa zur Hälfte ihres Gesamtbetrages vollzogen<br />

war, wür<strong>de</strong> die postglaziale Meeresgrenze an <strong>de</strong>r S-Kiiste <strong>de</strong>s Ladogasees ca.<br />

4 m ü. d. M. liegen, aber nicht einmal so hoch, wenn <strong>de</strong>r Torf tiefer als <strong>de</strong>r obenerwähnte<br />

auftritt.


JlllillS Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 139<br />

Was die Form <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ladogasee angehören<strong>de</strong>n Strand bildungen<br />

anbelangt, verdienen die wellenförmig gestalteten Akkumulationen o<strong>de</strong>r<br />

die Wall serien beson<strong>de</strong>re Beachtung.<br />

Sie sind allerwärts am Ladogasee,<br />

auch in <strong>de</strong>ssen nördlichem Teil, wie u. a. im Kirchspiel<br />

Salmi häu<strong>fi</strong>g. Charakteristisch sind z. B. die in <strong>de</strong>r Gegend von Schlüsselburg<br />

und am Unterlauf <strong>de</strong>s Sjas vorkommen<strong>de</strong>n Wallserien (siehe<br />

Abb. 1 und 10).<br />

Überraschend ist bei ihnen das Ansteigen <strong>de</strong>r Wälle<br />

auswärts nach <strong>de</strong>m höchsten Wall zu, was namentlich in <strong>de</strong>r letzteren<br />

Abbildung <strong>de</strong>utlich hervortritt, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rücken <strong>de</strong>s innersten Walles<br />

ca. 4 m tiefer liegt als <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s nächstäusseren. Die Möglichkeit, dass<br />

die in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n Wälle als Strandbildungen <strong>de</strong>r innerhalb gelegenen<br />

Lagune zu betrachten seien, dürfte u. a. darum auszuschliessen<br />

sein, weil sie ebenso regelmässig die Richtung cWf Ladogaküste einhalten<br />

wie die nach aussen absinken<strong>de</strong>n Wälle.<br />

Wahrscheinlich ist<br />

dagegen, dass sie ebenso das allmähliche Ansteigen <strong>de</strong>r Transgression<br />

während <strong>de</strong>ren letzter Phase registrieren, wie die äusseren, mitunter<br />

bis zum heutigen Ufer reichen<strong>de</strong>n Wälle ihrerseits einen Ausdruck für<br />

die Strand regression liefern.<br />

Nicht ohne Interesse sind die Umgestaltungen, welche die Transgression<br />

in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Ladogasees hervorgerufen hat.<br />

Alle<br />

tieferliegen<strong>de</strong>n Täler z. B. verwan<strong>de</strong>lten sich während <strong>de</strong>rselben in<br />

Sun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Buchten, <strong>de</strong>ren Länge mitunter beträchtlich ist (z. B. die<br />

Täler <strong>de</strong>s Murjan-Wuoleenjoki, <strong>de</strong>s Wuoksen und <strong>de</strong>s Olonezflusses­<br />

Eenemajoki).<br />

Die meisten von ihnen verflachten infolge von Deltabildung<br />

und wur<strong>de</strong>n dann durch die Grenzakkumulationen zu Lagunen<br />

o<strong>de</strong>r Haffen abgedämmt.<br />

Beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert ist <strong>de</strong>r Suwanto,<br />

von <strong>de</strong>m wie<strong>de</strong>rum kleinere Lagunen abgeschnürt wur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r<br />

sich als Relikt von <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees her fast in seiner<br />

ursprünglichen Höhe bis in <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts erhalten<br />

hat. Im allgemeinen dürften die Lagunen bei ihrer Entstehung ganz<br />

vom Ladogasee abgetrennt gewesen sein, alsbald aber wur<strong>de</strong>n die sie<br />

abdämmen<strong>de</strong>n Barrieren entwe<strong>de</strong>r infolge einer in <strong>de</strong>n Lagunen statt<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

örtlichen Transgression o<strong>de</strong>r in folge von Stürmen <strong>de</strong>s Ladoga<br />

durchbrochen.


140 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> dc <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

•<br />

Die unter das transgredieren<strong>de</strong> Wasser geratenen Flussbetten wur<strong>de</strong>n<br />

zum grässeren o<strong>de</strong>r geringeren Teil von Sedimenten zuge<strong>de</strong>ckt,<br />

5- Küste<br />

<strong>de</strong>s l adoga<br />

N- Küste<br />

<strong>de</strong>s l ado9Q<br />

Ladogo becke n<br />

Gegend<br />

1.'0 1)<br />

Gegend<br />

von<br />

"'etokallia<br />

Gegend<br />

von<br />

Kexholm<br />

,<br />

Gegend<br />

von<br />

Salm;<br />

, \<br />

Fi nn. Meerbusen<br />

l ado90becken<br />

Gegend<br />

vo n<br />

Petr~9rCld<br />

Gegend<br />

von<br />

5chl~isselbu r 9<br />

5[- Küste<br />

<strong>de</strong>s<br />

lado9et<br />

Abb. 41. Schematische Pro<strong>fi</strong>le zur Veranschaulichung <strong>de</strong>r Schwankungen <strong>de</strong>s<br />

Wasserhorizontes im Ladogabecken seit <strong>de</strong>r letzten Landsenkung.<br />

I Das vermutliche Niveau <strong>de</strong>s Litorinameeres während <strong>de</strong>s Senkungsmaximums.<br />

II Meeresniveau vor <strong>de</strong>r Unterbrechung <strong>de</strong>r Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Ladoga<br />

und <strong>de</strong>m <strong>fi</strong>nnischen Busen.<br />

III Niveau <strong>de</strong>r Maximalverbreitung <strong>de</strong>s Ladogasees vor <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Newa.<br />

IJI A Ladoganiveau aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Regression, <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Heinjokipässe<br />

und <strong>de</strong>r von BERG HELL vermuteten Grenze <strong>de</strong>r Ladogatransgression entsprechend.<br />

V Jetziges Ladoganiveau.<br />

und die Mündungen <strong>de</strong>r Flüsse verschoben sich weit lan<strong>de</strong>inwärts.<br />

Als sich dann <strong>de</strong>r Ladogasee senkte, gruben sich die Flüsse eine neue<br />

Abflussrinne in ihre Deitaablagerungen. Wenn die frühere Ausfluss-


JlIlilis Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 141<br />

stelle abgedämmt wor<strong>de</strong>n war, waren die Flüsse bisweilen gezwungen<br />

längs <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>s Walles eine schroffe Biegung zu machen (z.<br />

B. <strong>de</strong>r Nebenfluss Walgama <strong>de</strong>s Sjas und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Suwanto mün<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Wiisjoki). Einen selteneren Fall repräsentiert <strong>de</strong>r Swir, <strong>de</strong>r sein<br />

früheres, teilweise unausgefüllt gebliebenes Bett verlassen musste.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Erosion <strong>de</strong>r Newa begonnen hatte, ergossen sich<br />

die Wassermassen <strong>de</strong>s Ladoga-<br />

und Saimaasees weiterhin eine Zeitlang<br />

auch durch ihren alten Ausflusskanal ins Meer. Erst als <strong>de</strong>r<br />

Spiegel <strong>de</strong>s ersteren Sees unter das Niveau <strong>de</strong>r Heinjokipässe herabgesunken<br />

war, wur<strong>de</strong> die ewa zum einzigen Ausflussarm <strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

Im oberen Wuoksen entstand jetzt eine Bifurkation, und<br />

die Wassermassen <strong>de</strong>s Saimaasees flossen nach zwei Richtungen ab,<br />

nach <strong>de</strong>r Bucht Suomenwe<strong>de</strong>npohja und nach <strong>de</strong>m Ladogasee. Es ist<br />

wahrscheinlich, dass <strong>de</strong>r direkt in das Meer führen<strong>de</strong> Arm <strong>de</strong>s Wuoksen<br />

bei <strong>de</strong>r weiteren Hebung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s immer wasserärmer wur<strong>de</strong>, aber<br />

<strong>de</strong><strong>fi</strong>nitiv wur<strong>de</strong> er erst durch die um die Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

erfolgte Regulierung <strong>de</strong>s Wuoksen von <strong>de</strong>m Saimaasystem abgetrennt<br />

(S. 75 ff.).<br />

Der Ladogasee bil<strong>de</strong>t mithin einen glänzen<strong>de</strong>n Beweis für die<br />

Theorie DE GEERS über die Verschiebung <strong>de</strong>r Strandlinien an <strong>de</strong>n<br />

Binnenseen (Geol. För. i Sthm Förh., Bd. 15, 1893, S. 378 f.), obwohl<br />

dieser Vorgang hier verwickelter gewesen ist, als man hätte annehmen<br />

können.<br />

Ich verweise zum Schluss auf die schematischen Pro<strong>fi</strong>le (Abb.<br />

41), die meine oben dargelegte Aufassung von <strong>de</strong>n jungpostglazialen<br />

Niveauverän<strong>de</strong>rungen im Ladogabecken zu veranschaulichen bestimmt<br />

sind.


v. Die Erosion <strong>de</strong>r Newa.<br />

Die Entstehung <strong>de</strong>r Newa ist von <strong>de</strong>m Augenblick an zu rechnen,<br />

wo <strong>de</strong>r Ladogasee sich bis zur Höhe <strong>de</strong>s Passpunktes im Newatale<br />

erhoben hatte und die trennen<strong>de</strong> Schwelle so weit erodiert war, dass<br />

sie <strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r Wassermengen nicht mehr auszuhalten vermochte.<br />

Über <strong>de</strong>n Durchbruch selbst und die ersten Erosionsphasen <strong>de</strong>s Bettes<br />

.lassen sich nur Vermutungen aussprechen.<br />

Die Differenz <strong>de</strong>s Wasserstands im Ladoga und <strong>de</strong>m Finnischen<br />

Busen während <strong>de</strong>r Maximalhöhe <strong>de</strong>s ersteren betrug 15-16 m, und<br />

<strong>de</strong>r Passweg war kurz, sodass die Wassermassen <strong>de</strong>s Ladogasees wohl<br />

in Form eines brausen<strong>de</strong>n Kataraktes über die Böschung <strong>de</strong>r Schwelle<br />

hinabgestürzt sind. Anfangs dürfte <strong>de</strong>r Ausfluss eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Breite<br />

o<strong>de</strong>r mehrere Arme gehabt haben, bald aber müssen sich die Wassermengen<br />

je<strong>de</strong>nfalls auf einen Kanal, auf das im westlichen Teil <strong>de</strong>s<br />

Newatales schon seit <strong>de</strong>m Anfang <strong>de</strong>r postglazialen Zeit vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Bett <strong>de</strong>r alten Newa (siehe S. 97) konzentriert haben.<br />

Gera<strong>de</strong> aus dieser Zeit dürfte eine umfangreiche kesselförmige, im<br />

Geschiebelehm auftreten<strong>de</strong>, wahrscheinlich von <strong>de</strong>n Wirbeln einer<br />

Stromschnelle ausgenagte Senke in <strong>de</strong>r Gegend von Sarwela, im Park<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Potemkinschen Gutshofes stammen. Daselbst endigen<br />

einige <strong>de</strong>r nahegelegenen Ravinen, <strong>de</strong>ren Erodierung die heutigen<br />

Drainierungsverhältnisse schwerlich aufzuklären vermögen. Der Kessel<br />

öffnet sich nach Westen, und seine Eingangsschwelle liegt 2-3 m<br />

über <strong>de</strong>m heutigen Wasserspiegel <strong>de</strong>r Newa o<strong>de</strong>r 5-6 m ü. d. M.<br />

Als die Wassermengen <strong>de</strong>s Ladogasees in das llnbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Bett<br />

<strong>de</strong>r alten Newa hineinstürzten, liessen sie dieses wahrscheinlich hoch<br />

anschwellen, bis es in genügen<strong>de</strong>r Breite und Tiefe erodiert wur<strong>de</strong>. Ich<br />


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogase€s. 143<br />

verweise z. B. auf die Steigung <strong>de</strong>s Suwanto beim Ableiten <strong>de</strong>s Wuoksen<br />

in diesen (S. 68).<br />

Allerdings gab es abwärts eigentlich keine Schwellen,<br />

die <strong>de</strong>n freien Abfluss vom Ladoga nach <strong>de</strong>m Meere hätte hin<strong>de</strong>ni<br />

können, aber einigermassen als solche dürfte wohl die schroffe Biegung<br />

zwischen Sinowjewa und Nowo-Saratowskaja Kolonija sowie<br />

vielleicht die bei Smolnaja in Petrograd fungiert haben.<br />

Dass die<br />

alte Newa wirklich be<strong>de</strong>utend überflutet wur<strong>de</strong>, zeigt das Pro<strong>fi</strong>l bei<br />

Sinowjewa, wo Meeresablagerungen von Süsswassersedimenten überlagert<br />

sind, wie S. 102 berichtet wor<strong>de</strong>n ist. Die grösste Erosion betraf<br />

natürlicherweise die Schwelle und die Gegend oberhalb <strong>de</strong>rselben. Wie<br />

früher erwähnt, besteht die oberste Decke <strong>de</strong>r Schwelle aus Sand, <strong>de</strong>r<br />

Kern aber aus Moräne, welche gewiss bewirkt hat, dass <strong>de</strong>r Durchbruch<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees und <strong>de</strong>ssen Niveausenkung nicht auf einmal<br />

erfolgte, wie z. B. beim Suwanto, son<strong>de</strong>rn nur am Anfang schnell,<br />

dann aber langsam.<br />

Je niedriger die Schwelle erodiert wur<strong>de</strong>, umso<br />

tiefer schnitt sich das Flussbett in die Bo<strong>de</strong>nschichten <strong>de</strong>r oberhalb<br />

gelegenen Lagune ein.!) Einen Hinweis auf die allmähliche, ruckweise<br />

erfolgte Erosion geben ausser <strong>de</strong>n Wallserien am Ladoga einige Flussterrassen<br />

am Oberlauf <strong>de</strong>r Newa.<br />

Die Chronik NESTORS erwähnt von <strong>de</strong>m See Newo, d. i. <strong>de</strong>m Ladogasee,<br />

dass seine "Mündung mit <strong>de</strong>m Warjägerrneer (= Ostsee) in Verbindung<br />

steht".<br />

Man hat vermutet, <strong>de</strong>r Ausdruck weise darauf hin,<br />

dass <strong>de</strong>r Ladogasee noch zur Zeit Nestors als breite Bucht in die<br />

Ostsee mün<strong>de</strong>te und dass das heutige Bett <strong>de</strong>r Newa erst danach erodiert<br />

wor<strong>de</strong>n sei (INOSTRANZEW, BO.Ll,a 11 nOlJBa DeTep6ypra, S. 67).<br />

J) Auf <strong>de</strong>n oberen Teil <strong>de</strong>r Newa dürfte sich eine Volkssage beziehen, die ich<br />

im Dorfe Miikkulainen an <strong>de</strong>r W-Küste <strong>de</strong>s Ladogasees aufgezeichnet habe. Danach<br />

ist die Newa ursprünglich schmal wie ein quer über einen Fluss gelegter Baum gewesen.<br />

In 50-60 Jahren verbreiterte sie sich, aber nur um so viel, dass die Hirten<br />

sich Feuerbrän<strong>de</strong> über das Wasser zuwerfen konnten. Dann kam <strong>de</strong>r Fluss gegenüber<br />

<strong>de</strong>m heutigen Schlüsselburg in lockeren Bo<strong>de</strong>n und begann die Er<strong>de</strong> dort wegzufressen.<br />

- Die Sage trägt, wie gewöhnlich, in <strong>de</strong>m Masse das Gepräge <strong>de</strong>r Wirklichkeit,<br />

als ob sie <strong>de</strong>r Bericht eines Augenzeugen aus <strong>de</strong>n ersten Zeiten <strong>de</strong>r Newa<br />

wäre. Es ist jedoch schwer sie so aufzufassen, vielmehr dürfte sie ursprünglich eine<br />

durch die Erweiterung <strong>de</strong>r Newa während <strong>de</strong>r späteren Erosion hervorgerufene Volkshypothese<br />

sein.


144 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45<br />

Zu einer solchen Deutung liegt jedoch kein Anlass vor, da gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Unterlauf <strong>de</strong>r Newa am frühsten entstan<strong>de</strong>n sein muss. Bezüglich <strong>de</strong>s<br />

Oberlaufes ist <strong>de</strong>r seltsame Fall zu verzeichnen, dass <strong>de</strong>r Hauptfluss<br />

jünger ist als die in ihn mün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nebenflüsse.<br />

Nach <strong>de</strong>n historischen Angaben ist die Newa vom 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

an bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mittelalters eine wichtige Verkehrsstrasse<br />

Abb. 42. Das Mündungsgebiet <strong>de</strong>r Newa im Jahre 1698.<br />

zwischen <strong>de</strong>n Ostseelän<strong>de</strong>rn und Nowgorod gewesen. Auf diesem<br />

Wege unternahmen die Wikinger ihre Züge, und ihm folgte später<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Hansa. l ) Auf <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s zweiten Jahrtausend bezieht<br />

sich eine Angabe, nach <strong>de</strong>r die Han<strong>de</strong>lswaren an <strong>de</strong>r Mündung<br />

1) Die Newa wird nie in <strong>de</strong>n Edda- u. a. altnordischen Sagen erwähnt, worauf<br />

jedoch kein Gewicht gelegt wer<strong>de</strong>n kann (Mitteilung von Herrn Prof. F. Braun in<br />

Petrograd).


lulius Ai/ia, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 145<br />

<strong>de</strong>r Newa o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Insel Kotlin aus <strong>de</strong>n Seebooten in kleinere<br />

Boote gebracht wur<strong>de</strong>n (H. Hil<strong>de</strong>brand, Sveriges Me<strong>de</strong>ltid, I, S. 641,<br />

646; E. von Nottbeck und ·Wilh. Neumann, Geschichte und Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />

<strong>de</strong>r Stadt Reval, S. 16). Es ist möglich, dass diese Umladung<br />

wegen <strong>de</strong>r Stromschnellen <strong>de</strong>r Newa statt<strong>fi</strong>n<strong>de</strong>n musste, bei<br />

<strong>de</strong>nen das Flussbett zu jener Zeit recht seicht sein konnte.<br />

PETROGRAD<br />

Abb. 43.<br />

Das heutige Mündungsgebiet <strong>de</strong>r Newa.<br />

Um die spätere Entwicklung <strong>de</strong>s Flussbettes festzustellen, habe<br />

ich alte, bis in das 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt zurückgehen<strong>de</strong> Karten <strong>de</strong>r Newa<br />

durchgesehen (KapTbI Y! nJIaHbI HeBbI Y! HieHlllaHua, herausgegeben<br />

1913 durch die Kaiser!. Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften). Bei <strong>de</strong>n meisten<br />

von ihnen ist auf die Details nicht <strong>de</strong>r geringste Verlass. Aber eine<br />

hydrographische Karte <strong>de</strong>r Newa vom Jahre 1701 mit Situationen und<br />

Tiefenangaben scheint in <strong>de</strong>m Masse zuverlässig, dass man sie mit<br />

einer gewissen Einschränkung mit <strong>de</strong>n heutigen topographischen Kar-<br />

10


146 Bulletin <strong>de</strong> 1a Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

ten zu vergleichen wagt. Es scheint daraus hervorzugehen, dass die<br />

Newa im Laufe zweier Jahrhun<strong>de</strong>rte einigermassen ihre Gestalt verän<strong>de</strong>rt<br />

hat, wenn auch die Verän<strong>de</strong>rungen nicht so gross sind, wie<br />

man voraussetzen möchte.<br />

Seitenerosion scheint in <strong>de</strong>n Buchtwinkeln und namentlich an<br />

<strong>de</strong>n Landspitzen vor sich gegangen zu sein, vor allem im Oberlauf, wo<br />

<strong>de</strong>r Fluss an einigen Stellen heute wesentlich breiter ist als im Jahre<br />

1701. Einige Bänke <strong>de</strong>s Flusses sind ganz wegerodiert wor<strong>de</strong>n. Die<br />

Sedimentation ist an seiner Mündung recht ausgiebig gewesen. Das<br />

Meer ist hier wenigstens einige Fuss flacher gewor<strong>de</strong>n, das Ufer hat<br />

sich beträchtlich in negativem Sinn verschoben, und einige Bänke und<br />

Inselchen sind in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Ufers zum Vorschein gekommen. Interessant<br />

ist ein Vergleich <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s Deltas und <strong>de</strong>r Mündungsarme<br />

<strong>de</strong>r Newa heutzutage und vor <strong>de</strong>r Gründung Petrograds, weshalb<br />

ich hier eine Kopie einer Karte von 1698 (Nr. 12 <strong>de</strong>r obenerwähnten<br />

Publikation) und <strong>de</strong>s jetzigen Stadtplanes von 1892-93 beifüge. Aus<br />

diesen geht u. a. hervor, dass die Deltainseln während dieser Zeit<br />

be<strong>de</strong>utend gewachsen sind, namentlich an ihrem unteren En<strong>de</strong>.<br />

Mächtig sind die Kubikmengen Sand, Ton und Kies, die allein<br />

aus <strong>de</strong>m oberen Teil <strong>de</strong>s Newabettes im Lauf <strong>de</strong>r Zeit erodiert und<br />

nach <strong>de</strong>r Mündung transportiert wor<strong>de</strong>n sind, wo sie umfangreiche<br />

Deltaablagerungen im grössten Teil <strong>de</strong>s Gebiets von Petrograd -<br />

abgesehen von <strong>de</strong>n östlichen, höherliegen<strong>de</strong>n Teilen - wie auch unterhalb<br />

<strong>de</strong>s heutigen Meeresspiege!s gebil<strong>de</strong>t haben.


VI.<br />

Über das absolute Alter <strong>de</strong>s heutigen Ladogasees<br />

und <strong>de</strong>r Newa.<br />

Archäologische Fun<strong>de</strong>, die als gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Ladogasee<br />

<strong>de</strong>r Ancyluszeit anzusehen wären, sind we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Ladogagegend<br />

noch im übrigen Finland o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Gebieten Russlands<br />

zum Vorschein gekommen.<br />

Dagegen sind Fun<strong>de</strong>, die in einer<br />

nahen Beziehung zur einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Entwicklungsphase <strong>de</strong>s gegenwärtigen<br />

Ladogasees stehen und durch <strong>de</strong>ren Vermittlung si c h<br />

somit die jüngste geologische Geschichte <strong>de</strong>s Sees<br />

an die Sie<strong>de</strong>lungsge s chichte <strong>de</strong>sMenschen anschliesst,<br />

sehr häu<strong>fi</strong>g.<br />

Als das Ladogabecken um die Mitte <strong>de</strong>r letzten Landhebung<br />

von <strong>de</strong>m Meere abgeschnürt wur<strong>de</strong> und die Transg ression daselbst<br />

begann, hatten die steinzeitlichen Bewohner die Gegend schon<br />

in Besitz genommen, wie die Fun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Kanälen an <strong>de</strong>r S-Küste<br />

zeigen (S. 19 ff.).I) Von einem etwas späteren Zeitpunkt, als <strong>de</strong>r<br />

See schon in weiterer Erstreckung seine Umgebungen transgrediert<br />

hatte, dürfte <strong>de</strong>r Fund von Antrea herrühren (S. 86).<br />

Während die<br />

Transgression ihren höchsten Betrag erreicht hatte, ist namentlich das<br />

1) Nach <strong>de</strong>r Auffassung von INosTRANzEw hätten die g eologischen und namentlich<br />

di e hydrog raphischen Verän<strong>de</strong>rungen, welche die Ladogagegend seit <strong>de</strong>m Auftreten<br />

<strong>de</strong>s Menschen in <strong>de</strong>rselben erlitten hat, einen ungeheuren Zeitraum erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Den Beginn d er Transg ression hat er <strong>de</strong>m frühsten Abschnitt <strong>de</strong>r postglazialen Zeit<br />

zugeschrieben und die Ursache d er Transgression darin gesehen, dass <strong>de</strong>r O negasee,<br />

welcher nach <strong>de</strong>m Abschmelzen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>ises keinen Abfluss gehabt hätte, in <strong>de</strong>n<br />

Ladogasee durch ' das Swirtal einbrach und das Becken <strong>de</strong>s Ladoga überfüllte, bis<br />

e ndlich di e Newa entstand (lloHcTopH4ecKiti 4eJIOBtKb KaM eHHaro BtKa, S. 240 f.)<br />

P OLJAKOW hat hinwie<strong>de</strong>r g rässere Niveauverän<strong>de</strong>rung en im Ladogabec ken während <strong>de</strong>r<br />

Steinzrit durchaus in Abre<strong>de</strong> gestellt (Beiträge zur Kenntniss <strong>de</strong>s Russischen Reiches,<br />

2. folge, Bd. VIII, S. 411 ff. ). - Es muss hierbei daran erinnert w er<strong>de</strong>n, dass di e spätquartäre<br />

Geschi chte <strong>de</strong>s baltischen Beckens damals noch nicht klargestellt war.


148 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

Tal <strong>de</strong>s Wuoksen verhältnismässig dicht bevölkert gewesen (vgl. Kartenskizze<br />

in Abb. 30). Es ist mithin nicht zu verwun<strong>de</strong>rn, dass die steinzeitliehe<br />

Kulturstufe in <strong>de</strong>r Gegend noch immer herrschte, als die Regression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees infolge <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Newa einsetzte, wofür<br />

z. B. die Dünenfun<strong>de</strong> am Wolchow und Sjas sowie in Impilahti Beweise<br />

liefern (S. 27 f., 33 und 49). Man muss nämlich voraussetzen, dass die<br />

Dünenfun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Regression herrühren, wo das Ufer <strong>de</strong>s<br />

Ladogasees noch in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Fundplätze lag, nicht aus einer späteren<br />

Zeit, wo sich das Ufer weit zurückgezogen hatte.<br />

Ungefähr gleichalterig<br />

mit ihnen dürften die am Wuoksen, auf <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong> Teperinaho im<br />

Kirchspiel Räisälä zum Vorschein gekommenen Wohnplatzfun<strong>de</strong> sein,<br />

<strong>de</strong>ren Niveau nur etwas niedriger ist als die Maximalgrenze <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

(S. 85), sowie die S. 74 erwähnten Fun<strong>de</strong> vom Kirchdorf Sakkola.<br />

Von <strong>de</strong>r Regression hat während <strong>de</strong>r Steinzeit ein nicht unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

Betrag stattgefun<strong>de</strong>n, wie man auf Grund eines bei Kymölä in <strong>de</strong>r Stadt<br />

Sortawala gemachten Fun<strong>de</strong>s schliessen kann (AILIO, Die steinzeit!. Wohnplatzfun<strong>de</strong>,<br />

II, S. 218).<br />

Daselbst sind Reste von Feuerbenutzung und<br />

eine kufenförmige Hacke aus Stein (Abb. 48) angetroffen wor<strong>de</strong>n; diese<br />

scheinen sowohl aus geologischen als aus archäologischen Grün<strong>de</strong>n frühestens<br />

<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Regression zuzurechnen zu sein.<br />

liegt 11<br />

Der Fundplatz<br />

m über <strong>de</strong>m Spiegel <strong>de</strong>s Ladogasees, sodass er erst damals<br />

als Aufenthaltsort für Menschen gedient haben kann, als <strong>de</strong>r Ladogasee<br />

wenigstens auf 10 m über <strong>de</strong>r heutigen Seefläche (auf 15 m ü.<br />

d. M.) gesunken war, o<strong>de</strong>r als ugf. 50 % vom Gesamtbetrag <strong>de</strong>r Regression<br />

vollzogen waren (die Grenze <strong>de</strong>s Ladogasees in <strong>de</strong>r Gegend zu<br />

25 m ü. d. M. angenommen). Ferner ist zu erwähnen, dass <strong>de</strong>r Ladogasee<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r prähistorischen Zeit ziemlich auf sein heutiges<br />

Niveau gesunken ist, worauf ein aus dieser Zeit stammen<strong>de</strong>s, am heutigen<br />

Ufer im Dünensand angetroffenes Eisenbeil und vielleicht ein <strong>de</strong>rselben<br />

Zeit angehören<strong>de</strong>s Stück Bernstein hinweisen (S. 23).<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>r geographischen Entwicklung <strong>de</strong>s Sees sind auch<br />

die nach <strong>de</strong>r letzten Abschnürung <strong>de</strong>sselben eingetretenen Um g e­<br />

s tal tun gen <strong>de</strong>r F I 0 rau n d Fa u n a zeitlich mit <strong>de</strong>r prähistorischen<br />

Kulturentwicklung zu verknüpfen. Den besten Anknüpfungspunkt


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 149<br />

liefern die beschriebenen Kanalfun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n geologisch zusammengehören<strong>de</strong>n<br />

Pflanzen-, Tier- und Kulturresten.<br />

Die Flora <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees vorangehen<strong>de</strong>n<br />

Zeit zeigt einen von <strong>de</strong>r heutigen einigermassen abweichen<strong>de</strong>n Charakter.<br />

So scheint die Eiche an <strong>de</strong>r S-Küste <strong>de</strong>s Sees eine häu<strong>fi</strong>ge<br />

Baumart gewesen zu sein, wie die in <strong>de</strong>n Sedimenten <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

und in <strong>de</strong>n von diesen be<strong>de</strong>ckten Torfen z. B. in <strong>de</strong>r Mündungsgegend<br />

<strong>de</strong>s Wolchow angetroffenen reichlichen Reste und bisweilen gera<strong>de</strong>zu<br />

riesenhaften Individuen beweisen (S. 18). Heute ist die Eiche,<br />

wie a. a. O. erwähnt, an <strong>de</strong>r Küste <strong>de</strong>s Ladogasees eine Seltenheit<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Charakteristisch für die genannte Zeit ist u. a. <strong>de</strong>r fossile<br />

Inhalt einer in Sakkola beobachteten, unter <strong>de</strong>m Strandschotter liegen<strong>de</strong>n<br />

Torfschicht, worin nach LINDBERG<br />

Pflanzenarten Finlands vertreten sind (S. 72).<br />

die Eiche, die heute nicht in <strong>de</strong>r Gegend vorkommt.<br />

mehrere <strong>de</strong>r allersüdlichsten<br />

Zu diesen gehört auch<br />

In <strong>de</strong>n meisten<br />

untersuchten Torfen aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Ladogasees treten rings um <strong>de</strong>n<br />

See sonst Reste <strong>de</strong>r Fichte auf, worüber man sich nicht zu wun<strong>de</strong>rn<br />

braucht, nach<strong>de</strong>m LINDBERG die Fichte in augenscheinlich aus <strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ancyluszeit stammen<strong>de</strong>r Schicht bestimmt hat (siehe S. 98).<br />

Eine auffallen<strong>de</strong> Verschie<strong>de</strong>nheit zeigt die durch die Kanalfun<strong>de</strong><br />

repräsentierte Wirbeltierfauna, verglichen mit <strong>de</strong>r heutigen.<br />

Zu <strong>de</strong>r<br />

ersteren gehören mehrere Arten, die ganz o<strong>de</strong>r teilweise aus <strong>de</strong>r Gegend<br />

verschwun<strong>de</strong>n sind, wie Renntier, Urstier (Bos primigenius), Bison<br />

(Bos latifrons), Wildschwein, Biber, Zobel (Mustela zibellina), Reh<br />

(Cervus capreolus) u. a.<br />

Wenn es auch natürlich ist, dass die Verän<strong>de</strong>rungen, von welchen<br />

die Flora und Fauna betroffen wor<strong>de</strong>n sind, grösstenteils eine Folge<br />

<strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Kultur sind, können dieselben (z. B. das Verschwin<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Wildschweins und Urstiers) z. T. auch durch die Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>s Klimas nach <strong>de</strong>r letzten Abschnürung <strong>de</strong>s Ladogasees bedingt<br />

gewesen sein.<br />

Dieser Umstand scheint mithin die Ansicht <strong>de</strong>rjenigen<br />

Forscher (SERNANDER u. a., siehe "Die schwedischen Torfmoore<br />

als Zeugen postglazialer Klimaschwankungen" - Die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Klimas seit <strong>de</strong>m Maximum <strong>de</strong>r letzten Eiszeit, Geologenkongress


150 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

in Stockholm 1910) zu stützen, welche glauben, dass das Klima sowohl<br />

im baltischen als im atlantischen Gebiet erst am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Litorinazeit<br />

(in <strong>de</strong>r "subatlantischen" Zeit) begonnen habe strenger zu<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Es wäre natürlich interessant die Hauptpunkte wenigstens <strong>de</strong>r<br />

jüngsten Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees in Jahren bestimmen zu können:<br />

<strong>de</strong>n Beginn und die maximale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Transgression, die<br />

Entstehung <strong>de</strong>r Newa und die Dauer <strong>de</strong>r Regression. Überaus wichtig<br />

wäre es absolute Zeitbestimmungen direkt auf Grund <strong>de</strong>r geschichteten<br />

Ablagerungen nach OE GEERS ge 0 c h r 0 n 0 log i sc her Met h 0 d e<br />

zu gewinnen, die ja LIDEN und an<strong>de</strong>re schwedische Forscher mit Erfolg<br />

u. a. auf die postglaziale Zeit anzuwen<strong>de</strong>n versucht haben. Theoretisch<br />

betrachtet scheint es nicht unmöglich zu sein namentlich die<br />

Länge <strong>de</strong>r Zeit festzustellen, die bis zur Bildung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Transgressionszeit<br />

angehören<strong>de</strong>n Deltaablagerungen z. B. <strong>de</strong>s Wolchow verstrichen<br />

ist.<br />

Da diese die Kanalfun<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Dünenfun<strong>de</strong>n trennen, wür<strong>de</strong><br />

zugleich <strong>de</strong>r Altersunterschied bei<strong>de</strong>r Fundgruppen in Jahreszahlen<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wenn man dazu die Bildungszeit <strong>de</strong>r Deltaablagerungen<br />

z. B. <strong>de</strong>r jetzigen Newa bestimmen könnte, wäre dadurch<br />

eine absolute Chronologie nicht nur für die fragliche Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Ladogasees, son<strong>de</strong>rn auch für die Kanal- und Dünenfun<strong>de</strong> am Ladoga<br />

gewonnen.<br />

Die geochronologischen Zeitbestimmungen wären beson<strong>de</strong>rs<br />

vom archäologischen Standpunkt von grossem Nutzen, um die<br />

archäologische Chronologie kontrollieren und komplettieren zu können.<br />

Diese ist nämlich für die Steinzeit noch ziemlich schwebend und unsicher,<br />

was ja kein Wun<strong>de</strong>r ist, da die steinzeitlichen Fun<strong>de</strong> nur selten<br />

geschlossen, d. h. zeitlich begrenzt sind und da die Kontakte mit <strong>de</strong>n<br />

ihrem Alter nach genauer bekannten Überbleibseln aus <strong>de</strong>n südlichen<br />

Kulturlän<strong>de</strong>rn spärlich sind.<br />

Ich musste jedoch vom Versuche abstehen die Bildungszeit auch<br />

nur <strong>de</strong>r genannten Deltaablagerung <strong>de</strong>s Wolchow zu bestimmen, weil<br />

sie sich an <strong>de</strong>n Steil ufern dazu ungeeignet erwies. Erstens ist nämlich<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Torf überlagern<strong>de</strong> Schwemmton ungeschichtet, und zwei-


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 151<br />

tens weist <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m letzteren abgelagerte Sand keine regelmässige<br />

Jahresschichtung auf, son<strong>de</strong>rn ist stellenweise ohne sichtbare Schichtung<br />

o<strong>de</strong>r sekundär geschichtet, d. h. durch Uferbrandungen umgelagert,<br />

wie die manchmal auftreten<strong>de</strong>n Diskordanzen und Spuren von<br />

WeJ1enschlägen zeigen. Der Versuch die Bildungszeit <strong>de</strong>r Deltaablagerungen<br />

<strong>de</strong>r jetzigen Newa zu bestimmen ist gegenwärtig schon<br />

<strong>de</strong>shalb ausgeschlossen, weil es nur in Ausnahmefällen möglich ist<br />

die fraglichen Ablagerungen von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r alten Newa zu unterschei<strong>de</strong>n<br />

(S. 102).<br />

Bis auf weiteres muss man sich also mit <strong>de</strong>n absoluten Zeitbestimmungen<br />

begnügen, welche die archäologische Chronologie für<br />

.die innerhalb ihrer Grenzen fallen<strong>de</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees darbietet.<br />

Da eine eingehen<strong>de</strong> Behandlung diesbezüglichen Materials sehr<br />

komplizierte Probleme <strong>de</strong>r nord- und osteuropäischen Steinzeit aufrollen<br />

wür<strong>de</strong>, kann ich sie hier nur in ganz allgemeinen Zügen berühren.<br />

Erstens ist festzustellen, um welche Zeit die letzte Landheb<br />

u n g die H ä 1ft e ihr e s Ge sam t b e t rag es, während <strong>de</strong>ssen<br />

<strong>de</strong>r Ladogasee zuletzt von <strong>de</strong>r Ostsee abgeschnürt wur<strong>de</strong>, e r r e ich t hat.<br />

Nach <strong>de</strong>n skandinavischen Forschungen wäre dieses beim Übergang<br />

von <strong>de</strong>r Il. zur III. Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>r jüngeren Steinzeit nach MON1E­<br />

LIUS, also ungefähr um die Mitte <strong>de</strong>s dritten Jahrtausends v. Chr. <strong>de</strong>r<br />

Fall gewesen (0. FRODIN, En svensk kjökkenmödding, Ymer, 1906, S.<br />

30, und J. V. ERIKSSON, Studier öfver Upplands förhistoriska geogra<strong>fi</strong>,<br />

Uppl. Fornminnesför. Tidskr., XXIX, S. 86, 87). Obgleich nicht<br />

gesagt ist, dass die Landhebung in <strong>de</strong>r Ladogagend mit gleicher Geschwindigkeit<br />

vor sich gegangen ist wie z. B. in Uppland, dürfte die<br />

Differenz doch nicht nennenswert gross sein.<br />

Sehen wir nun zu, welches Alter 1) <strong>de</strong>n steinzeitlichen Fun<strong>de</strong>n<br />

zukommt, die älter als die Transgression <strong>de</strong>s Ladogasees sind, wie<br />

gera<strong>de</strong> die Kanalfun<strong>de</strong>, und welches 2) <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n, die jünger sind als<br />

die Transgression, wie die Dünenfun<strong>de</strong> am Wolchow, Sjas und Koirinoja<br />

sowie die Fun<strong>de</strong> vom Kir~hdorf<br />

Sakkola und von Kymölä.<br />

Der ä I t e ren Fun d g r u p pe, d. h. <strong>de</strong>n K a n a I fun <strong>de</strong>n


152 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

hat INosTRANzEw ein allzu hohes Alter zugemessen, was mit seiner<br />

Auffassung über die postglaziale Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

in Zusammenhang steht.<br />

Wenn er die Gruppe wegen <strong>de</strong>s Charakters<br />

<strong>de</strong>r Fauna in die Zeit zwischen <strong>de</strong>n dänischen Kjökkenmöddingfun<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>n schweizerischen Pfahlbaufun<strong>de</strong>n setzt, kommt er<br />

<strong>de</strong>r wirklichen Sachlage viel näher.<br />

Ganz unbegrün<strong>de</strong>t ist die Vermutung<br />

von CARTAILHAC, dass die fragliche Gruppe <strong>de</strong>rselben archäologischen<br />

"Provinz" angehörte wie die bekannten Fun<strong>de</strong> aus Maglemose<br />

in Dänemark (Premier Congres Prehistorique <strong>de</strong> France, Perigueux,<br />

1905, S. 248). Es kann gar kein Zweifel darüber sein, dass<br />

die Kanalfun<strong>de</strong> <strong>de</strong>m letzten Abschnitt <strong>de</strong>r neolithischen Zeit, ja sogar<br />

spätestens <strong>de</strong>r III. Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>rselben (2500- 2000 v. Chr.) zuzuweisen<br />

sind.<br />

Ob sie aber <strong>de</strong>m älteren o<strong>de</strong>r jüngeren Teil <strong>de</strong>rselben Perio<strong>de</strong><br />

angehören, ist schwierig allein auf Grund <strong>de</strong>r typologischen Studien<br />

zu behaupten, weil die Gerättypen im allgemeinen eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Lebensdauer gehabt haben.<br />

Doch scheint mir bei <strong>de</strong>r Betrachtung<br />

<strong>de</strong>r einzelnen am meisten charakteristischen Gerättypen<br />

kein Hin<strong>de</strong>rnis<br />

vorzuliegen sie in <strong>de</strong>n älteren Teil <strong>de</strong>r genannten Perio<strong>de</strong> zu<br />

verlegen.<br />

Unter <strong>de</strong>n S t ein ger ä te n ist z. B. <strong>de</strong>r karelische Beiltypus<br />

vertreten (AILIO, Wohnplatzfun<strong>de</strong>, I, Abb. 11), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r skandinavischen<br />

dünnnackigen Beilform nahe zu stehen scheint und <strong>de</strong>n<br />

eher <strong>de</strong>m Anfang als <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> zuschreiben muss.<br />

man also<br />

ringförmige Hängeschmuck, <strong>de</strong>r in 6 Exemplaren geborgen wor<strong>de</strong>n ist<br />

(alle aus Schiefer, zwei davon unfertig, siehe INoSTRANZEW, )lOHCTOPH-<br />

4ecKiii 4eJIOBtKb, T. XI: 14, 15, 17, 20, XII: 13 und <strong>de</strong>r sechste = XI:<br />

14), hat sich fast über ganz Europa verbreitet und gehört dort verschie<strong>de</strong>nen<br />

Perio<strong>de</strong>n an.<br />

Der<br />

Wegen <strong>de</strong>r technischen Unvollkommenheit<br />

dürfte er am Ladoga <strong>de</strong>n frühsten Sie<strong>de</strong>lungsresten <strong>de</strong>r Gegend zuzuzählen<br />

sein.<br />

Von <strong>de</strong>n in Abb. 44- 46 wie<strong>de</strong>rgegebenen Steingeräten ist<br />

<strong>de</strong>r erste, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kanalfun<strong>de</strong>n durch 3 Exemplare vertreten ist, in <strong>de</strong>r<br />

Ladogagegend und in Süd<strong>fi</strong>nland ziemlich häu<strong>fi</strong>g, an<strong>de</strong>rwärts in Europa<br />

ist damit nur <strong>de</strong>r in Ost<strong>de</strong>utschland und in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn Österreich­<br />

Ungarns vorkommen<strong>de</strong> schuhleistenförmige Keil zu vergleichen. Dieser


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees. 153<br />

gehört <strong>de</strong>m Kulturkreis <strong>de</strong>r sog. Bandkeramik an, die wohl wenigstens<br />

bis zum Anfang <strong>de</strong>r III. Perio<strong>de</strong> zurückgeht. Der platte Hohlmeissel ist<br />

als Parallelform <strong>de</strong>s vierseitigen dicknackigen Beiles zu betrachten<br />

und kann ebenso gut vom Anfang wie vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> herrühren.<br />

Der dritte abgebil<strong>de</strong>te Oerättypus, <strong>de</strong>r ein weites Verbreitungsgebiet<br />

hat und sehr oft in Begleitung <strong>de</strong>r kufenförmigen Hacke<br />

Abb. 44----46. Kufenförmige Hacke,<br />

platter Hohlmeissel und Geradmeissel<br />

mit dreieckigem Querschnitt,<br />

aus <strong>de</strong>n Kanälen am Ladoga<br />

(Abb. 44 1/5, die übrigen<br />

1/2), Gezeichnet vom Architekten<br />

U. NYSTRöM. o<br />

auftritt, ist als eine relativ frühe Form und als gleichzeitig mit dieser<br />

anzusehen.<br />

Von <strong>de</strong>n K no c h eng e rät e n sei hier nur ein Typus, nämlich<br />

die dreikantige Speer- o<strong>de</strong>r Pfeilspitze (INOSTRANZEW, T. VIII: 1) angeführt.<br />

Dieselbe Form ist mit einer bootförmigen Axt in einem<br />

Skelettgrab in Karlowa bei Dorpat angetroffen wor<strong>de</strong>n (abgebil<strong>de</strong>t<br />

bei EBERT, Praehist. Zeitschrift V, 1913, S. 505), dieses hin<strong>de</strong>rt<br />

uns aber nicht anzunehmen, dass die Form schon vor <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r


154 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> Finlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

bootförmigen Äxte existiert hat.<br />

Es sei übrigens bemerkt, dass unter<br />

<strong>de</strong>n ca. 300 Gegenstän<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Kanälen nicht ein einziges mit<br />

Schaftloch versehenes Gerät, nicht einmal aus Knochen, vorkommt.<br />

Die k e r ami s c h e n Fun d e<br />

aus <strong>de</strong>n Kanälen sind durch eine geringe<br />

Anzahl Fragmente vertreten. Nach<br />

ihrer Beschaffenheit variieren sie.<br />

Der<br />

grösste Teil besteht aus einem Ton,<br />

<strong>de</strong>r im allgemeinen mit Schalensplitterchen<br />

<strong>de</strong>r Ufermuschel Unio gemischt<br />

ist o<strong>de</strong>r bisweilen gar keine Beimischung<br />

hat. Dieser Teil entbehrt ganz<br />

<strong>de</strong>r Verzierung. Der übrige Teil zeigt<br />

die in <strong>de</strong>n steinzeitlichen Wohnplätzen<br />

Nordrusslands und Finlands allgemein<br />

vorkommen<strong>de</strong> Tonmischung mit Granitpartikelchen<br />

und die typische Or-<br />

. namentation <strong>de</strong>r s. g. Kammkeramik :<br />

Strichlinien, die mit einem kammartigen<br />

Instrument eingedrückt sind und die<br />

Abb. 47 und 48. Hohlmeissel aus <strong>de</strong>m in horizontalen Rhombengürteln usw.<br />

Kirchdorf Sakkola und kufenförmige angeordnet mit tiefen Grübchenmoti-<br />

Hacke aus Kymölä in Sortawala (1 /2 und . .<br />

1/ ) 0 . h t A h·t kt ven abwechseln. Em emzelnes Frag-<br />

5 • ezelC ne vom rc 1 e en<br />

U. YSTROM. . ment weist ein schnurähnliches Omamentsmotiv<br />

auf (Abb. 49).<br />

Was das Alter <strong>de</strong>r Kammkeramik betrifft, habe ich sie früher<br />

teils in die 111.,<br />

(Wohnplatzfun<strong>de</strong>, I, S. 89).<br />

teils in die IV. Perio<strong>de</strong> (2000-1800 v. ehr.) verlegt<br />

ALMGREN hat sie <strong>de</strong>m jüngeren Abschnitt<br />

<strong>de</strong>r III. Perio<strong>de</strong> zugewiesen (Nägra svensk-<strong>fi</strong>nska stenäl<strong>de</strong>rsproblem,<br />

Ant. Tidskr., 20, Nr. 1, S. 23). Neulich hat P ALSI auf Grund <strong>de</strong>s<br />

reichlich hinzugekommenen Materials aus <strong>de</strong>n Wohn plätzen in Kaukola<br />

am Wuoksen die Entwicklung und das Alter <strong>de</strong>r Kammkeramik behan<strong>de</strong>lt<br />

(Zeitschr. <strong>de</strong>r Finnischen AltertumsgeseJlschaft XXVIII, Nr. 1).<br />

Er hat dabei die fragliche Keramik in drei nach <strong>de</strong>r Ornamentik, ihrer


- -- ~- --<br />

- ---- --- -------<br />

Abb. 49. Steinzeitliche Keramik aus <strong>de</strong>n Ladogakanälen. Nach INosTRANzEw.<br />

Abb. 50. Steinzeitliche Keramik von <strong>de</strong>n Dünenwohnplätzen am Wolchow (a- c,<br />

e-h) und Sjas (d) (S. 28, 33, 156).


- - . - --- _ ._-~ .. _------------<br />

Julius Ailio. Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees.<br />

technischen Ausführung und an<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n unterschie<strong>de</strong>ne Altersgruppen<br />

eingeteilt.<br />

15S<br />

Seine erste Gruppe, die die reine typische Kammkeramik<br />

umfasst und zu <strong>de</strong>r u. a. auch die Kammkeramik aus <strong>de</strong>n<br />

Kanälen am Ladoga zu zählen ist, sei an <strong>de</strong>n Wohnplätzen Kaukolas.<br />

zuerst am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 11. Perio<strong>de</strong> (3000- 2500 v. ChL), während <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>r dünnnackigen Beile, aufgetreten, ihre Blütezeit falle aber in<br />

die III. Perio<strong>de</strong>.<br />

Solange <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r Kammkeramik und ihre Beziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n keramischen Gruppen Mittel-Europas sowie die Alterstellung<br />

<strong>de</strong>r letzteren nicht klar sind, muss die Frage offen bleiben, ob die<br />

Kammkeramik wirklich so alt ist, wie P ALSI meint. Je<strong>de</strong>nfalls hat man<br />

gewichtige Grün<strong>de</strong> für die Annahme, dass die typische Kammkeramik<br />

schon am Anfang <strong>de</strong>r III. Perio<strong>de</strong> am Ladoga vorkommt.<br />

Da nun die spätere Zeitgrenze <strong>de</strong>r Kanalfun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Anfang<br />

<strong>de</strong>r Ladogatransgression zu verlegen ist (S. 24), hat die Transgression<br />

auch nach <strong>de</strong>r Chronologie <strong>de</strong>r Fun<strong>de</strong> wahrscheinlich u n g e f ä h r<br />

u m die Mitte <strong>de</strong>s d ritt e n vor c h r ist I ich en J a h r ta u sen d s.<br />

begonnen.<br />

Wen<strong>de</strong>n wir unsere Aufmerksamkeit jetzt <strong>de</strong>njenigen Fun<strong>de</strong>n ZUr<br />

die jünger sind al~ die Ladogatransgression. Von ihnen sind die D ü n e n­<br />

fun d e rückwärts in <strong>de</strong>r Zeit durch die geologische Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Sees begrenzt, aber es haben sich ihnen spätere Kulturreste beigemischt.<br />

Diese sind jedoch im allgemeinen leicht von <strong>de</strong>m steinzeitlichen Inventar<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n. Die Tongefässscherben z. B. sind offenbar mit<br />

<strong>de</strong>r Töpferscheibe hergesiellt, mit Wellenlinien verziert und nahe <strong>de</strong>m<br />

Ran<strong>de</strong> kräftig einwärts gebogen. Mit <strong>de</strong>n Kanalfun<strong>de</strong>n verglichen zeigt<br />

<strong>de</strong>r steinzeitIiche Teil <strong>de</strong>r Dünenfun<strong>de</strong> zunächst Abweichungen im<br />

Gesamtcharakter. Knochengegenstän<strong>de</strong> sind überhaupt nicht vorhan<strong>de</strong>n,<br />

was darauf beruhen dürfte, dass sie sich in <strong>de</strong>m für Wasser leicht<br />

durchlässigen Ufersand nicht erhalten konnten. Gegenstän<strong>de</strong> aus Gestein<br />

und darauf hinweisen<strong>de</strong> Zuschlagsplitter sind unter <strong>de</strong>n Dünenfun<strong>de</strong>n<br />

am Wolchow und Sjas nicht vertreten, wohl aber kommen<br />

solche Splitter am Koirinoja im Kirchspiel Impilahti vor. Ein we-


-------------------~-- - - - - - - - - -_ . -<br />

156 Bulletin <strong>de</strong> la Commission <strong>geologique</strong> <strong>de</strong> <strong>fi</strong>nlan<strong>de</strong> N:o 45.<br />

sentlicher Unterschied zeigt sich auch in <strong>de</strong>m reichlichen Vorkommen<br />

<strong>de</strong>s Feuersteins und in seiner technischen Behandlung. Unter <strong>de</strong>n Kanalfun<strong>de</strong>n<br />

ist <strong>de</strong>r Feuerstein selten und die Kunst ihn zu bearbeiten,<br />

soviel man aus <strong>de</strong>n wenigen Schabern und Pfeilspitzen schliessen kann,<br />

relativ schwach ausgebil<strong>de</strong>t. An <strong>de</strong>n Dünenwohnplätzen ist <strong>de</strong>r Feuerstein<br />

dagegen häu<strong>fi</strong>g und die Technik <strong>de</strong>s Zuschlagens hoch entwickelt,<br />

wie einige feingearbeitete Pfeilspitzen zeigen.<br />

Es dürfte nicht zu<br />

gewagt sein letztere Feuersteinfun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r IV. Perio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r skandinavischen Steinzeit zu parallelisieren, während welcher Zeit<br />

die Feuersteintechnik sich dort zu vollster Blüte entfaltet hatte.<br />

Die steinzeitliche Keramik <strong>de</strong>r Dünenwohnplätze (Abb. 50) ist<br />

<strong>de</strong>r Keramik <strong>de</strong>r Kanalfun<strong>de</strong> verwandt, wenn sie auch ein eigenes<br />

Son<strong>de</strong>rgepräge aufweist.<br />

Abb. 51.<br />

Der Gefässton scheint meistens mit Granith<br />

Pro<strong>fi</strong>le <strong>de</strong>r Tongefässe von <strong>de</strong>n<br />

Dünenwohnplätzen a = Abb. 50 e, b = 50 g,<br />

{; = 50 b, e = 50 hund d = INosTRANzEw,<br />

lI.oMcTOpMlJeCKiii lJeJlOBtKb, Abb. 119.<br />

teilchen gemischt zu sein. Muschelbeimischung<br />

habe ich nicht beobachtet,<br />

dagegen <strong>fi</strong>n<strong>de</strong>t sich bei<br />

einigen dünnwandigen, zum Kochen<br />

gebrauchten Gefässen Strahlstein-<br />

o<strong>de</strong>r Asbestton von ähnlicher<br />

Beschaffenheit wie an einigen<br />

Wohnplätzen in Finland<br />

und Olonez. In ihrer Form sind<br />

die Gefässe teils ähnlich (topfförmig)<br />

wie die <strong>de</strong>r Kanalfun<strong>de</strong>,<br />

teils von an<strong>de</strong>rem Bau, an<br />

<strong>de</strong>r Mündung eingebogen und<br />

flachbodig (Abb. 51). In <strong>de</strong>r Ornamentik<br />

sind ausser einigen ganz neuen Motiven noch Kamm- und<br />

Grübchenmotive verwen<strong>de</strong>t.<br />

Abb. 50 d und f hervor.<br />

Ich hebe beson<strong>de</strong>rs die Fragmente in<br />

Dem ersteren ähnliche kommen an <strong>de</strong>m<br />

steinzeitlichen Wohnplatz Alasalmi in Olonez, aber nur ausnahmsweise<br />

-an <strong>de</strong>n <strong>fi</strong>nnischen Wohn plätzen vor -<br />

darunter gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Dünenwohnplatz<br />

am Koirinoja. Das letztere Fragment weist eine Art Schnurmotiv<br />

auf, das in <strong>de</strong>rselben Form z. B. an <strong>de</strong>n steinzeitlichen Wohn-


Julius Ailio, Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>r Ladogasees. 157<br />

plätzen Bologoe (Gouv. Nowgorod), Degtjanoe (Gouv. Rjasan) u. a.<br />

angetroffen wor<strong>de</strong>n ist. Einen von <strong>de</strong>r typischen Kammkeramik merkbar<br />

abweichen<strong>de</strong>n Eindruck macht die Dünenkeramik in <strong>de</strong>r Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Ornamente und auch darin, dass sich die Verzierungen bisweilen<br />

auf <strong>de</strong>n Mündungsteil <strong>de</strong>r Gefässe beschränken.<br />

Nach ihrem Alter sind die eben beschriebenen keramischen Fun<strong>de</strong><br />

wahrscheinlich <strong>de</strong>r IV. Perio<strong>de</strong> zuzuzählen. Sie weichen so sehr von<br />

<strong>de</strong>r Keramik <strong>de</strong>r Kanäle ab, dass man sie nicht als mit dieser gleichalterig<br />

ansehen kann, aber an<strong>de</strong>rseits ist die Verwandtschaft doch so<br />

merkbar, dass es schwer ist sie in eine sehr viel spätere Zeit hinaufzuschieben.<br />

Übrigens müssen die Dünenfun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Steinzeit angehören, weil<br />

die Fun<strong>de</strong> vom Kirchdorf Sakkola und Sortawala (Abb. 47, 48), von <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r erstere aus geologischen Grün<strong>de</strong>n als gleichzeitig, <strong>de</strong>r letztere<br />

als etwas jünger zu betrachten ist, noch die Steinkultur vertreten. Die<br />

Hacke von Sortawala, die ja eine junge Entwicklun<strong>gsf</strong>orm solcher<br />

Hacken wie Abb. 44 ist, hat ausser<strong>de</strong>m ihre Gegenstücke in <strong>de</strong>m<br />

olonezischen Steininventar. Die Vermutung einzelner Forscher (namentlich<br />

T ALLGRENS), dass die stein zeitliche Kultur stellenweise sehr lange<br />

unverän<strong>de</strong>rt fortgedauert habe, lasse ich hier dahingestellt sein und<br />

verweise im übrigen auf meinen diesbezüglichen Aufsatz in <strong>de</strong>r Festgabe<br />

für MONTELIUS.<br />

Wenn nun die Dünenfun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r IV. Perio<strong>de</strong> angehören, hätte <strong>de</strong>mnach<br />

die E n t s t e h u n g <strong>de</strong>r Ne wau n d <strong>de</strong>r Beg i n n <strong>de</strong>r Regression<br />

<strong>de</strong>s Ladogasees am Anfang <strong>de</strong>s zweiten Jahrtau<br />

sen d s vor uns e r erZ e i t r e c h nun g s tat t g e fun <strong>de</strong>n.<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Beginn und <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ladogatransgression liegt<br />

<strong>de</strong>mnach ein Intervall von ungefähr einem halben Jahrtausend. Derselbe<br />

dürfte für die Bildung <strong>de</strong>r 6 m mächtigen Ablagerungen hinreichen,<br />

die in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Wolchow die Kanalfun<strong>de</strong> und Dünenfun<strong>de</strong><br />

voneinan<strong>de</strong>r trennen. Während dieses Intervalls hat die Steinkultur<br />

natürlich an<strong>de</strong>rwärts in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Ladogasees ununterbrochen<br />

fortgedauert und sich entwickelt.


Berichtigungen.<br />

Seite 18 Zeile 5 v. 0.: .das" lies : <strong>de</strong>r<br />

20 23" .San<strong>de</strong>r"<br />

Zan<strong>de</strong>r<br />

28 16"" "Abb. 5 b, e" Abb. 50 b, e<br />

31<br />

39<br />

65<br />

66<br />

71<br />

75<br />

76<br />

81<br />

84<br />

85<br />

92<br />

93<br />

96<br />

107<br />

108<br />

132<br />

6 v. u.: ,keebrig"<br />

klebrig<br />

8 , " "Fussen"<br />

Fuss<br />

1 , , ,Rjeswychschen" " Rjeswojschen<br />

8 v. 0.: ,einem"<br />

einer<br />

10 v. U.: ,Innerwand " Innenwand<br />

16 v. 0.: "an"<br />

nach<br />

2 v. U. : , dann ,<br />

damals<br />

5 v. 0.: , Höhenstand " Höhenstand<br />

11 ",<strong>de</strong>r"<br />

er<br />

12 , " "er"<br />

<strong>de</strong>r<br />

5 , , liegen<strong>de</strong>r" li egen<strong>de</strong>n<br />

14 v. U.: ,Papinaho und Teperinkangas" li es: Papinkangas und<br />

Teperinaho<br />

3 , , hinter, <strong>de</strong>m" ist einzuschieben von:<br />

5 , , , Rjeswyschen" lies: Rjeswojschen<br />

13 , , .letzterer" letzteren<br />

v. 0.: .ihr" zu streichen<br />

11 ". Stücke" lies: Stück<br />

3 v. U.: ,im" lies: in<br />

133 16 " , ,vom" • von<br />

135 8 , , ,im" , i 11<br />

Die bei<strong>de</strong>n Beilagen: .Rjeswych" lies : Rjeswojsch es Gut<br />

I Beilage: die Ziffer 2 1,3 oberhalb <strong>de</strong>s Namens .Rjeswych" ist zu streichen.<br />

Zum Schluss spreche ich <strong>de</strong>n Herren Doktoren VrcToR und OSCAR<br />

HACKMAN, die mir ausser Herrn Dr. G. SCm.-IIDT beim KorrekturJesen<br />

behül<strong>fi</strong>ch gewesen sind, hier meinen besten Dank aus.


Inhalt.<br />

Einleitung . . . . . . . . . . .<br />

I. Beschreibung <strong>de</strong>r Strandbildungen in <strong>de</strong>n<br />

Vorbemerkung . . . . .<br />

Gegend von Schlüsselburg<br />

Dorf Werchnaja Nasja .<br />

Kirchdorf Putilowo . .<br />

Umgebungen <strong>de</strong>s Ladogasees<br />

Seite.<br />

3<br />

8<br />

8<br />

10<br />

12<br />

13<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Wolchow 14<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Sjas 30<br />

Dorf Sagubje . . . . 34<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Swir . . 35<br />

Mündung <strong>de</strong>s Pisinjoki . 4 1<br />

Unterlauf <strong>de</strong>s Olonezflusses 41<br />

Küste <strong>de</strong>s Kirchspiels Salmi und Inseln Lunkulan- und Mantsinsaari 43<br />

KOi rinoja, Kirchspiel Impilahti . . . . . . . . . . 47<br />

P ellatsalo, Kirjawalahti und HelyHI, Kirchspiel Sortawala . 49<br />

Lah<strong>de</strong>npohja, Kirchspiel Jaakkima. . . . . . 53<br />

Multamäki lind Wuohensalo, Ki rchspiel Kexholm 55<br />

Wernitsa, Kirchspiel Pyhäjärwi. . . . . . . 58<br />

Taipale und Jaamankylä, Kirchspiel Metsäpirtti . 62<br />

Dörfer Miikkulain en, Toserowa, Gawan und Waganowa 63<br />

Die Gegend bei <strong>de</strong>r Bahnstation Scheremetjewka 64<br />

Der Suwantosee . . 66<br />

Das Tal <strong>de</strong>s Wuoksen . . . . . . . . . . 75<br />

Das Tal <strong>de</strong>r Newa . . . . . . . . . . . 89<br />

11. Pflanzenpaläontologische Analysen von Dr. Harald Lindberg 108<br />

III. Di e Ladogagegend während <strong>de</strong>r spätglazialen Zeit . . 123<br />

IV. Die Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees in postglazialer Zeit 128<br />

V. Die Erosion <strong>de</strong>r Newa . .. . ... . . . . . 142<br />

VI. Über das absolute Alter <strong>de</strong>s heutigen Ladogasees und <strong>de</strong>r Newa 147


N:o 17. On the occurrence of Gold in Finnish La,pland, by CURT FmCK'l. With one<br />

map, 15 <strong>fi</strong>gures and fl'ontispiece. N ov. 1906 ..•. . ... ... . . .. . .. . . .. ...... ... 1: 25<br />

N:o 18. Studiel' öfver Kvartäl'systemet i Fennoskandias nordliga <strong>de</strong>lar. 1. Till frägan<br />

om Ost-Finmarkens glaciation och niväförändringar, af V. TANNER. Med 23<br />

bil<strong>de</strong>r i textan och 6 taftor. Resume en fran


N:o 36. On Phenomena of Solution in Fionish Limestones and on Sandstone Iilling<br />

Cavities, by PENTTI ESKOLA. With 15 Figures in the 'fext. Februari 1913. . 1: 50<br />

N:o 37. Weitere Mitteilungen über Bruchspalten mit beson<strong>de</strong>rer Beziehung zur Geomorphologie<br />

von Fennoskandia, von J. J. SEDF.IUJOLM. Mit einer Tafel und<br />

27 Figuren im Text. Juni 1913 •••• •.. .. . . . .. •. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • • . . 1: 50<br />

N:o 38. Studier öfver Kvartärsystemet i Fennoskandias nordliga <strong>de</strong>lar. III. Om<br />

landiseus rörelser och afsmältning i <strong>fi</strong>nska Lappland och angränsan<strong>de</strong> trakter,<br />

af V. TANN En. Med 139 <strong>fi</strong>gurer i texten och 16 taflor. Resume en fran­<br />

((ais: Etn<strong>de</strong>s sur le systeme quaternaire dans les parties septentrionales<br />

<strong>de</strong> Ja Fennoscandia. m. Sur la progression et le cours <strong>de</strong> la recession du<br />

glacier continental dans la Laponie <strong>fi</strong>nlandaise et les regions environnantes.<br />

Oktober 1915 .............. ................... . ...................... 7: 50<br />

N:o 39. Der gemischte Gang von 'fuutijärvi im nördlichen Finland, von VrC1'OR<br />

fuCK1tt.!N. Mit. 4 Tabellen und 9 Figuren im Text. Mai 1914 .. ,. .. ........ 1: 50<br />

N:o 40. On tho Petrology of the Orijärvi region in Southwestern Finland, by PENT1'J<br />

ESKOLA. Oktober 1914 ........................••........ ............•..... 4: -<br />

N:o 41. Die Skapolithlagerstätte von Laurinkari, von L. H. B 'JRo,·möM. Augusti 1914. 1: 50<br />

N:o 42. Über Camptonitgänge im mittleren Finnland, von VICTOR HA CKMAN. Aug. 1914. 1: 50<br />

N:o 43. Kaleviska bottenbildningar vid Mölönjärvi, af W . W. WIl.KMAN. Med 11 <strong>fi</strong>gurer<br />

i texten. Resume en rran((ais. Januari 1915 .... .. .... . . . ... .. .... .. 1: 50<br />

N:o 44. Om samban<strong>de</strong>t mellan kemisk och mineralogisk sammansättning hos Orijärvitraktens<br />

metamorfa bergarter, af PENTTI E SKOLA. En train <strong>de</strong> paraitre . ...<br />

N:o 45. Die geographische Entwicklung <strong>de</strong>s Ladogasees in postglazialer Zeit und<br />

ihre Beziehung zur steinzeitlichen Besie<strong>de</strong>lung, von JULlUS AIL1

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