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2<br />
Nummer 48<br />
Donnerstag, 26. November <strong>20</strong>09<br />
Früher nahm man zum Kuchenbacken sieben<br />
Sachen, heute müsste man für eine<br />
intakte Natur und ein besseres Klima<br />
gleichfalls sieben Sachen nehmen: von<br />
Wind- und Solarenergie über Biomasse,<br />
Geothermie und Wasserkraft bis hin zur Effizienz<br />
und der Speicherung.<br />
Eine gewichtige Komponente dieses bunten<br />
Energiestraußes haben am vergangenen<br />
Freitag die Gemeinderäte zusammen<br />
mit Oberbürgermeisterin Gabriela Büssemaker<br />
und Vertretern aus Verwaltung und<br />
von den Stadtwerken genauer unter die<br />
Lupe genommen.<br />
Stand doch die Lehrfahrt unter dem Thema<br />
"Regenerative Energiegewinnung und<br />
energetisches Bauen und Sanieren".<br />
Nicht nur in Küstenregionen sind sie zu einer<br />
Landmarke geworden, die Windräder,<br />
auch auf den Anhöhen des Hunsrücks<br />
oder rund um das rheinhessische Wörrstadt<br />
drehen sich die Rotoren. "Energie ist<br />
da, man muss sie nur nutzen", so das Credo<br />
von Fred Jung einer der Chefs des Unternehmens<br />
Juwi, ein weltweit führendes<br />
Unternehmen im Bereich der Regenerativen<br />
Energiegewinnung.<br />
Es sei kein Zufall gewesen, so die OB, diese<br />
seit zwölf Jahren bestehende Firma zu<br />
besuchen, da sie greifbare Perspektiven<br />
für Kommunen bietet, die sich in ihrer Region<br />
für Klimaschutz einsetzen möchten.<br />
Wer auf erneuerbare Energien setzt, betreibe<br />
aktiv Daseinsvorsorge für kommende<br />
Generationen, so ein Leitsatz von Juwi.<br />
Doch nicht erst bei der Energie setzen Fred<br />
Jung und sein Partner Mathias Willenbacher<br />
den Hebel an, "jede nicht gebrauchte<br />
Kilowattstunde ist eine gute", sondern bereits<br />
bei dem Bürogebäude.<br />
Ihr eigener Firmensitz verbraucht pro<br />
Quadratmeter gerade einmal für zwei Euro<br />
Energie im Jahr durch respektive wegen<br />
der energieeinsparenden Bauweise. Sie<br />
beginnt beim Baustoff Holz geht über den<br />
Einsatz regenerativer Energieträger bis hin<br />
zur Abfallbehandlung.<br />
Im ganzen Gebäude begegnet man dem<br />
Begriff Nachhaltigkeit auf eine äußerst ansprechende<br />
Weise. Jeder Winkel, jedes<br />
natürliche Element wird doppelt genutzt,<br />
die rund 115 000 Liter Wasser für die<br />
Sprinkleranlage kühlen in einem geschlossenen<br />
Kreislauf im Sommer das Haus und<br />
im Bedarfsfall kann damit ein Brand gelöscht<br />
werden.<br />
Das Haus spiegle wider, was möglich ist,<br />
was umsetzbar ist, so der Tenor aus<br />
dem Rat.<br />
Und was im Bereich Energie möglich ist,<br />
lässt sich an den unterschiedlichen Referenzprojekten<br />
in der Nähe des Firmensitzes<br />
von Juwi studieren. Windenergie ist<br />
unter den ’sieben energetischen Sachen’<br />
die effizienteste, billigste und sie hat den<br />
größten Flächeneffekt, machte Jung in seinem<br />
Vortrag deutlich.<br />
Er verhehlte nicht, dass es bis zu sechs<br />
Jahren dauern kann von der Beratung bis<br />
zur Realisierung. Doch wichtig sei, die Bür-<br />
Gemeinderatslehrfahrt "Regenerative Energiegewinnung"<br />
’Mit sieben Sachen’ unabhängig werden<br />
Besuch bei Juwi und in einer Passivhaus-Grundschule<br />
Regenerative Energiegewinnung stand neben dem energetischen Bauen im Mittelpunkt<br />
der Gemeinderatslehrfahrt, die u.a. zu der Firma Juwi in Wörrstadt führte.<br />
ger einzubinden, ihnen die Sinnhaftigkeit<br />
zu erklären.<br />
Über Ästhetik lasse sich streiten, aber die<br />
Menschen müssen wissen, dass die Windräder<br />
nützlich, dass sie ein finanzieller Gewinn<br />
für die jeweilige Region sind und unabhängiger<br />
machen von den Importen".<br />
Rund 50 Prozent ihrer Energie muss die<br />
Bundesrepublik importieren. Jung unterstrich<br />
auch, für eine bestmögliche Ausschöpfung<br />
der Windenergie bedarf es der<br />
besten Standorte. Auf die Frage, wie er<br />
überoffshore-Projekte in der Nordsee denke,<br />
merkte der Firmenchef an, dass sie<br />
noch zu teuer seien.<br />
1 <strong>20</strong>0 Windkraft-Anlagen gibt es in Rheinland-Pfalz,<br />
künftig werden es weniger sein,<br />
denn da wo früher zehn bis zwölf Räder<br />
standen, braucht es heute nur noch fünf<br />
ob ihrer besseren Effizienz. In der Verbandsgemeinde<br />
Wörrstadt solle schon im<br />
Jahr <strong>20</strong>17 der komplette Strombedarf aus<br />
regenerativen Energiequellen stammen,<br />
teilte Jung mit. Durch den Bau von fünf<br />
neuen Windrädern beim Firmensitz, mit deren<br />
Gesamtleistung von zehn Megawatt<br />
man 7 500 Haushalte ein ganzes Jahr mit<br />
Strom versorgen könnte, steigere sich der<br />
Anteil an erneuerbaren Energien von heute<br />
fünf auf über 40 Prozent im Jahr <strong>20</strong>09.<br />
Nach einer Führung durch das Bürogebäude<br />
wurden auch der im Bau befindliche<br />
Windpark und der bereits fertig gestellte<br />
Solarpark in Augenschein genommen.<br />
Mit dieser Fülle an Informationen ging es<br />
von Wörrstadt weiter zu einem Passiv-<br />
Grundschulgebäude in Frankfurt-Riedberg,<br />
das nach einer Bauzeit von 14 Monaten<br />
im Jahr <strong>20</strong>04 eröffnet wurde. In Ried-<br />
berg wurde ein neues Quartier geschaffen.<br />
Im Jahr <strong>20</strong>17 werden hier 15 000 Einwohner<br />
leben, erläuterte die zuständige Dezernentin<br />
für Bildung und Frauen Jutta Ebeling.<br />
Der Frankfurter Magistrat hat den Beschluss<br />
gefasst, dass alle Neubauten der<br />
Verwaltung respektive städtischen Einrichtungen<br />
dem Passivhausstandard genügen<br />
müssen. Diese Handlungsdirektive spiegelt<br />
sich auch im Lehrplan wider, wo Umweltschutz<br />
und Naturprojekte groß geschrieben<br />
werden. Auf über 16 Millionen Euro<br />
beliefen sich die Kosten für das Schulgebäude,<br />
ein Mehr an Kosten von 5,3 Prozent<br />
gegenüber dem gültigen EnEV-Standard.<br />
Das A und O eines Passivhauses sei<br />
die Lüftung, deren Energieeffizienz sei entscheidend.<br />
Aufgrund der verstärkten Dämmung,<br />
der Fenster und Grundlüftung sieht<br />
man nur schmalste Heizkörper in den Räumen.<br />
Die 25 Schüler mit ihrem Lehrer sorgen<br />
durch ihre Körpertemperatur selbst für<br />
die benötigte Zimmertemperatur. Kein architektonisches<br />
Detail ist hier um seiner<br />
selbst willen, wie bereits beim Juwi-Bürokomplex,<br />
hinter scheinbar rhythmisiert angeordneten<br />
Fassadenelementen verbergen<br />
sich beispielsweise Lüftungsschlitze.<br />
Den Schlusspunkt hinter die Lehrfahrt in<br />
Sachen regenerative Energiegewinnung<br />
und energetisches Bauen setzte Dipl.-Ing.<br />
Hans Hertle vom Institut für Energie- und<br />
Umweltforschung Heidelberg GmbH (kurz<br />
IFEU) mit seiner Information über das integrierte<br />
Klimaschutzkonzept <strong>20</strong>10 der Stadt<br />
Ettlingen. Ein besonderes Augenmerk wird<br />
hier auf die Erstellung eines Wärmeverbrauchsatlasses<br />
gelegt im Hinblick auf den<br />
Einsatz erneuerbarer Energien.