medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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medtropole | Ausgabe Januar 2008<br />
Abb. 6: Intraoperative Fotos einer mikrovaskulären Dekompression; a: <strong>der</strong> Trigeminusnerv ist präpontin freipräpariert und die Kompression durch die unter dem Nerv liegende<br />
Arterie ist erkennbar; b: die Arterie wurde freipräpariert und hervorluxiert; c: zwischen Nerv und Arterie wurde ein Teflonpolster eingelegt<br />
★: Trigeminusnerv; gepunktete Linie: unter dem Nerv liegende Arterie mit Ausbuchtung des Nervens<br />
❍: Hirnstamm; ➚: hervorluxiertes und in c, abgepolstertes Gefäß; ■: Teflonpolster<br />
Seltene Verfahren<br />
Glycerolinjektion<br />
Die Glycerolinjektion wird mit <strong>der</strong> gleichen<br />
Punktionstechnik wie die Thermoläsion<br />
durchgeführt. Die Nadelspitze wird in<br />
die Trigeminuszisterne (die das Ganglion<br />
Gasseri umgibt) platziert. Injiziert werden<br />
ca. 0,4 ml Glycerol, ein wasserfreier Alkohol.<br />
Die Erfolgsquote liegt über 90 Prozent,<br />
die Langzeiterfolge werden nach zehn Jahren<br />
mit 80 Prozent angegeben. [3] Gefühlstörungen<br />
sind häufig, störende Dysästhesien<br />
werden mit 20 – 40 Prozent angegeben.<br />
Die Anaesthesia dolorosa (Schmerz bei<br />
gleichzeitigem Ausfall <strong>der</strong> Oberflächen -<br />
sensibilität) wird mit 1,8 Prozent erwartet,<br />
aseptische Meningitiden sind möglich.<br />
Ballonkompression des Ganglion Gasseri<br />
Ein vier French aufblasbarer Ballonkatheter<br />
wird in oben beschriebener Punktionstechnik<br />
in die Trigeminuszisterne eingeführt<br />
und mit 0,75 – 1 ml (entsprechend einem<br />
intraluminalen Druck von ca. 1.000 – 1.500<br />
mmHg) gefüllt. Die anfänglichen Ergebnisse<br />
entsprechen denen an<strong>der</strong>er perkutaner<br />
Verfahren, die Rezidivquote ist jedoch<br />
höher. Die Anaesthesia dolorosa tritt dagegen<br />
nur extrem selten auf (0,1 Prozent). [8]<br />
Stereotaktische Bestrahlung<br />
Der Anfangserfolg <strong>der</strong> stereotaktischen<br />
Bestrahlung <strong>der</strong> Trigeminusnervenwurzel<br />
liegt bei über 85 Prozent und sinkt nach<br />
33 Monaten auf 75,4 Prozent. Nach <strong>der</strong><br />
Prozedur treten in zehn Prozent Gefühl -<br />
496<br />
★<br />
❍<br />
★<br />
➚<br />
❍<br />
a b c<br />
störungen auf, Langzeitergebnisse sind<br />
abzuwarten. [5]<br />
Die früher geübten läsionellen Therapien<br />
(Exhärese peripherer Trigeminusäste und<br />
die extradurale Durchtrennung von Trigeminusästen<br />
an <strong>der</strong> Schädelbasis) können<br />
mit den Erfolgs- und Komplikationsquoten<br />
<strong>der</strong> perkutanen Verfahren nicht mithalten<br />
und sollten heute nicht mehr durchgeführt<br />
werden. [1]<br />
Fazit<br />
Die klassische Trigeminusneuralgie ist<br />
klinisch bereits durch sorgfältige Schmerzanalyse<br />
mit hoher Sicherheit zu diagnostizieren.<br />
Symptomatische Trigeminusneuropathien<br />
sowie atypischer Gesichtsschmerz<br />
müssen differentialdiagnostisch <strong>aus</strong> geschlossen<br />
werden. Die bildgebende Diagnostik<br />
ist hier beson<strong>der</strong>s zum Tumor<strong>aus</strong>schluss<br />
wichtig. Der Gefäß-Nerven-Kontakt<br />
ist bei hochauflösenden NMR-Schichten<br />
bereits häufig zu erkennen, kann aber auch<br />
ohne entsprechende Symptomatik vorkommen.<br />
Nach Versagen bzw. bei Unverträglichkeit<br />
<strong>der</strong> medikamentösen konservativen<br />
Therapie sind die etabliertesten operativen<br />
Verfahren die k<strong>aus</strong>ale mikrovaskuläre<br />
Dekompression nach Jannetta o<strong>der</strong> die<br />
symptomatische Thermoläsion des Gang -<br />
lion Gasseri. Beide haben eine sehr günstige<br />
Prognose bei – in geübter Hand – sehr<br />
geringer Komplikationsrate. Erlaubt es <strong>der</strong><br />
klinische Zustand, ist die k<strong>aus</strong>ale mikrovaskuläre<br />
Dekompression vorzuziehen, da<br />
sie eine Heilung mit einer geringen Rezidivrate<br />
ohne zusätzliche Sensibilitätsstörungen<br />
verspricht.<br />
Kontakt<br />
➚<br />
■<br />
Prof. Dr. Uwe Kehler<br />
★<br />
❍<br />
Abteilung <strong>für</strong> Neurochirurgie<br />
<strong>Asklepios</strong> <strong>Klinik</strong> Altona<br />
Paul-Ehrlich-Straße 1<br />
22763 Hamburg<br />
Tel. (0 40) 18 18-81 16 71<br />
Fax: (0 40) 18 18-81 49 11<br />
E-Mail: u.kehler@asklepios.com<br />
Literatur<br />
[1] AWMF-Leitlinien-Register Nr 030/016 Trigeminus -<br />
neuralgie<br />
[2] Al-Khalaf B, Loew F, Donauer E: Stufenplan zur<br />
Behandlung <strong>der</strong> essentiellen Trigeminusneuralgie,<br />
Dt <strong>Ärzte</strong>blatt 1999; 96A: 3177-81.<br />
[3] Jho H, Lundsford D: Percutaneous retrogasserian<br />
gylcerol rhizitomy. Neurosurg Clin N Amer 1997; 8: 63-74,<br />
[4] Kautusic S, Beard CM, et al: Incidence and clinical<br />
features of trigeminal neuralgia, Rochester, Minnesota<br />
1945-1984. Ann Neurol 1990; 27: 89-95.<br />
[5] Kondziolka D et al: Stereotactic radiosurgery for the<br />
treatment of trigeminal neuralgia. Clin J Pain 2002; 18: 42-7.<br />
[6] Love S, Coakham B: Trigeminal neuralgia: pathology<br />
and pathogenesis. Brain 2001; 124: 2347-60.<br />
[7] McLaughlin M, Jannetta PJ et al: Microvascular decompression<br />
of cranial nerves: lessons learned after 4400 operations.<br />
J Neurosurg 1999; 90:1-8.<br />
[8] Skirving D, Dan N. A 20-year review of percutaneous<br />
ballon compression of the trigeminal ganglion. J Neurosurg<br />
2001; 94: 913-7.<br />
[9] Sweet W. Trigeminal neuralgias, Lea & Felbinger,<br />
Philadelphia, 1968: 89-106.