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ZMR 1997,10 Knops, Begründung und Beendigung von ]agdpachtverträgen<br />
die zivilrechtliche Kommentarliteratur und beschränken<br />
sich deshalb vornehmlich auf die Darstellung der Besonderheiten<br />
des Jagdrechts6) - ohne die zivilrecht lichen Anspruchsgrundlagen<br />
und Tatbestandsvoraussetzungen bei<br />
Jagdfällen näher zu erläutern oder für Jagdpachtverträge<br />
speziell auszulegen.<br />
Die folgenden Ausführungen sollen daher dazu dienen, die<br />
Entstehung und Auflösung von Jagdpachtverträgen im<br />
Drei-Personen-Verhältnis zwischen Hauptverpächter, Pächter<br />
und Unterpächter nach den allgemeinen zivilrechtlichen<br />
Grundsätzen zu betrachten, ohne die Besonderheiten<br />
des Jagdrechts zu vernachlässigen. Die Erläuterungen<br />
sind entsprechend auf Unterpacht- oder Untermietverhältnisse<br />
übertragbar.<br />
11. Begründung und Beendigung von Jagdbeteiligungen<br />
eines Dritten bei fehlender Zustimmung des Jagdeigentümers<br />
Regelmäßig besteht zwischen dem Verpächter und dem<br />
Pächter ein ordentlicher Pachtvertrag über eine Jagd.<br />
Häufig kommt es vor, daß Dritte an dem Jagdrecht des<br />
Pächters partizipieren und daher mit dem Pächter eine<br />
vertragliche Bindung eingehen wollen. Dies ergibt sich<br />
schon aus der begrenzten Zahl der verfügbaren Jagdreviere<br />
einerseits und der· immer größer werdenden Zahl der<br />
Jäger andererseits. Allein im Deutschen Jagdschutzverband<br />
stieg die Mitgliederzahl von 1970 mit 186136 Mitgliedern<br />
um über 100 000 auf 286 947 Mitglieder im Jahre<br />
1995?) Die Jagdfläche wird dagegen immer knapper. 8)<br />
Es ist daher üblich, daß mehrere Jäger eine Jagdpacht gemeinsam<br />
bejagen (müssen). Dies gilt auch für Jagdpachten,<br />
die bisher von einem Pächter alleine genutzt wurden.<br />
Angesichts der weiter steigenden Preise für die Jagd<br />
kommt dies auch dem einzelnen in finanzieller Hinsicht zugute.<br />
Nach § 11 Abs. 3 Bundesjagdgesetz (BJagdG) ist die Beteiligung<br />
Dritter an der Ausübung des Jagdrechts neben der<br />
Unterpacht und der Erteilung einer entgeltlichen Jagderlaubnis,<br />
insbesondere in der Form der Mitpacht möglich.<br />
Am häufigsten werden Verträg e in der Form von Jagdmitpachtverträgen9)<br />
abgeschlossen.lO) Häufig kommt es vor,<br />
daß eine Jagdpacht von mehreren Pächtern angepachtet<br />
wird. Beschließen die Jagdpächter eine weitere Person in<br />
den Vertrag aufzunehmen, fragt sich, ob es überhaupt zu<br />
einem wirksamen Vertragsschluß gekommen ist, wenn der<br />
Hauptverpächter aus welchen Gründen auch immer -<br />
der Aufnahme des Dritten seine Zustimmung verweigert<br />
(1.-3.). Außerdem sollen hier die Fälle behandelt werden,<br />
in denen es zum Streit unter den Pächtern kommt und deswegen<br />
das Pachtverhältnis aufgelöst werden soll (4.).<br />
1. Vertrags schluß<br />
Die Jagdpacht ist eine Rechtspachtlll, wobei das Jagdausübungsrecht12)<br />
in seiner Gesamtheit13) und nicht der Jagdbezirk14)oder<br />
das Jagdrecht15) gepachtet bzw. übertragen<br />
wird. 16) Der Abschluß eines Jagdmitpachtvertrages setzt<br />
voraus, daß die Mitpächter von dem Verpächter in einem<br />
Jagdbezirk nebeneinander im Gesamthandsverhältnis die<br />
Jagdausübung erhaltenY) Durch den Abschluß eines<br />
Jagdmitpachtvertrages kommt im Innenverhältnis - mindestens<br />
stillschweigend18) - ein Gesellschaftsverhältnis<br />
nach den §§ 705 ff. 19) zustande.20) Die Jagdmitpächtergeseilschaft<br />
führt allerdings kein selbständiges Dasein, sondern<br />
wird durch die rechtliche Klammer des Jagdpachtvertrages<br />
zusammengehalten2l), d. h. sie entsteht erst mit Abschluß<br />
des Jagdpachtvertrages zwischen den Mitpächtern<br />
einerseits und dem Verpächter andererseits.<br />
Die Aufnahme eines Mitpächters in einen bestehenden<br />
Vertrag bedarf eines besonderen Zusatzvertrages zwischen<br />
allen Beteiligten,22) d. h. der Verpächter müßte auch den<br />
Dritten in den Vertrag mit den Pächtern mit einbeziehen<br />
bzw. ihm die Jagdausübung vertraglich gestatten. Wenn es<br />
daran fehlt, ist weder ein wirksamer Vertrag zwischen den<br />
Mitpächtern und dem Dritten zustande gekommen, noch<br />
ein Vertrag zwischen dem Verpächter und dem Dritten, so<br />
daß dieser das Jagdrevier nicht bejagen darf.<br />
2. Umdeutung nach § 140<br />
Fraglich bleibt dann, ob der Vertrag zwischen den Jagdpächtern<br />
und dem Dritten nicht trotzdem wirksam zustande<br />
gekommen ist.<br />
)<br />
Der von den Parteien angestrebte wirtschaftliche Erfolg<br />
tritt ein, wenn eine Um deutung des Rechtsgeschäfts nach<br />
§ 140 möglich wäre. Die Um deutung (Konversion) dient<br />
der Durchsetzung des mutmaßlichen ParteiwillensP) Dies<br />
setzt voraus, daß die Parteien bei Kenntnis der Nichtigkeit<br />
und im Hinblick auf den mit dem nichtigen Geschäft verfolgten<br />
Zweck das umgedeutete Geschäft vernünftigerweise<br />
vorgenommen hätten.24) Umgedeutet werden können<br />
Rechtsgeschäfte aller Art,25) insbesondere gegenseitige<br />
Verträge26) und nichtige Jagdpachtverträge.27)<br />
a) Nichtigkeit des Vertrages durch eine aufschiebend wirkende<br />
Bedingung<br />
Voraussetzung ist zunächst die Nichtigkeit des gesamten<br />
Rechtsgeschäfts. § 140 erfaßt aber auch ehemals schwebend,<br />
jetzt endgültig unwirksame Geschäfte.28)<br />
6) Vgl. MitzschkejSchäjer, BJagdG, 4. Aufl. (1982).<br />
7) Handbuch des Deutschen Jagdschutz-Verbandes 1996, S. 94.<br />
8) Handbuch des Deutschen Jagdschutz-Verbandes 1995,S. 5.<br />
9) Vgl. den Mustervertrag bei Pückler, Jagd und Justiz, 1994, S.176...,185.<br />
10) Pückler, (0. Fn. 9), S. 176.<br />
11) StaudingerjEmmerich, 12. Aufl. (1980), Vorbem. zu § 581 Rdn. 112.<br />
12) Lorz, (0. Fn. 5), § 3 Anm. 2 b; § 11 Anm. 1, 2.<br />
13) MitzschkejSchäjer, (0. Fn. 6), § 11 Rdn. 10.<br />
14) MünchKomm.-VoelskoUj BGB, 2. Aufl. (1986), vor § 581 Rdn. 39.<br />
15) MeyeljRavenstein, Jagdrecht in Niedersachsen (198.9),<br />
Rdn. 20; a.A WolffjRaiser, SachR, 10. Aufl. (1957), § 80 V.<br />
16) OLG Celle, SeuffArch 1977 Nr.30; NJW 1955, 834; SöergeVKummer,<br />
BGB, 11. Aufl. 1968, vor §581 Rdn.31; BehljOtt;!Nöth, Reichsgesetzge·<br />
bung (1935), S: 66,125; MitzschkejSchäjer, (0. F'n. 6), § 11 Rdn. 3,10; Rek·<br />
ken, AgrarR 1977,251.<br />
17) MitzschkejSchäjer, (0. Fn. 6), § 11 Rdn.9 1.<br />
18) Mit diesem Zusatz: KrohnjBroßjEngelhardt;!Nonnenkamp, BGH-DAT<br />
Computerdatenbank, 1993, Entscheidung des BGH - 3 ZR 101/90 -<br />
vom 4. 7.1991, - nicht enthalten in BGHZ 115, 116.<br />
19) BGHZ 115, 116 = MDR 1991, 1132 = NJW 1991,3033; OLG Karlsru·<br />
he, AgrarR 1981, 111; OLG Hamm, RdL 1977,286; OLG Düsseldorf,<br />
RdL 1970, 192; OLG Frankfurt, EJS Bd. I S. 58 Nr. 11; EJS Bd. N S. 23<br />
Nr. 26; vgl. RGZ 63, 293; verneinend: Weigand, Reichsjagdgesetz (1942),<br />
§ l3 Anm. 4 c. MitzschkejSchäjer, (0. Fn.6 ), § 11 Rdn.96, 97 m. w. N.<br />
spricht sich dagegen parallel für eine Anwendung der §§ 74 1 ff. aus.<br />
20) BGHZ 115, 116 = MDR 1991, 1132 = NJW 1991,3033; OLG Hamrn,<br />
RdL 1977,286 (288).<br />
21) MitzschkejSchäjer, (0. Fn.6), § 11 Rdn.106; Englaender, WuH 1978, 113<br />
(114).<br />
22) SchandaujDrees, JagdR-NW, LosebI., Stand: August 1995; § 11 BJagdG<br />
Anm. 7 a; BehrjOtt;!Nöth, S.147.<br />
23) BGH, LM § 140 Nr. 9.<br />
24) Vgl. BGH, LM § 140 Nr. 8.<br />
25) Palandt;!Heinrichs, (0. Fn. 4), § 140 Rdn. 2.<br />
26) BGH, NJW 1963,339.<br />
27) MeyeRavenstein, (0. Fn. 15), § 11 BJagdG Rdn.19.<br />
28) BGHZ 40,218 (222) = NJW 1%4,347; WPM 1975, 1132 (1133); Soe<br />
geVHejermehl, BGB, 12. Aufl. (1989), § 140 Rdn.3; MünchKomrn.-Maye<br />
Maly, BGB, 3. Aufl. (1993), § 140 Rdn. 9,11; Palandt;!Heinrichs, (0. Fn.4),<br />
§ 140 Rdn.3; ErmanjBrox, BGB, 9. Aufl. (1993), § 140 Rdn.3; Jauemigj<br />
Jauemig, 7. Aufl. (1994), §140 Anm. 2a; Rume, BGB-AT 11, 3. Aufl.<br />
(1979), § 32, 9c; EnneccerusjNipperdey, BGB-AT, 15.Aufl. (1959), § 202<br />
12; Medicus, AT, 4.Aufl. (1990), §36 11 1; Reinicke, Rechtsfolgen (1969),<br />
S.89; a. A: RGZ 79, 306 (308); 124, 28 (31); PlanckjRad, BGB-AT I,<br />
4. Aufl. (1913), § 140 Anm. 3 a; Stiller, AcP 138 (1934), 144 (158)_